Juni 2012 64. Ausgabe STEUERLICH ABSETZBAR - Save Tibet
Juni 2012 64. Ausgabe STEUERLICH ABSETZBAR - Save Tibet
Juni 2012 64. Ausgabe STEUERLICH ABSETZBAR - Save Tibet
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
auf die Selbstverbrennungen vom Sonntag<br />
hin wagten sich die <strong>Tibet</strong>er in Lhasa diese<br />
Woche nicht mehr nach draußen. Um den<br />
Jokhang Tempel herum gibt es nun noch<br />
mehr mit chinesischen Sicherheitskräften<br />
besetzte Kontrollposten, die alle <strong>Tibet</strong>er,<br />
die dort vorbeigehen, rigoros durchsuchen.<br />
Einer Quelle aus Lhasa zufolge ist das Sicherheitsaufgebot<br />
in dem Touristen-Areal<br />
um den Jokhang-Tempel und den Potala-<br />
Palast immens.<br />
Als Reaktion auf die Unruhen in Lhasa<br />
vor vier Jahren wurden zahlreiche Überwachungskameras<br />
im Jokhang-Tempel<br />
und um ihn herum installiert. „Diejenigen,<br />
die am Sonntag von den Kameras erfasst<br />
wurden, hat die Polizei zur Vernehmung ins<br />
Polizeirevier einbestellt. Viele <strong>Tibet</strong>er, die<br />
Verkaufsbuden und -karren vor dem Jokhang<br />
Tempel betrieben, sind ebenfalls festgenommen<br />
und zu dem Vorfall befragt worden“,<br />
teilte ein Anrufer aus Lhasa RFA mit.<br />
Auch die Klöster um Lhasa blieben nicht<br />
verschont. „Am Sonntag, als es zu den<br />
Selbstverbrennungen kam, wurden sofort<br />
na c h r I c h t e n<br />
Polizei-Einheiten nach Sera, Ganden und<br />
Drepung abkommandiert. Die Bewohner der<br />
Stadt Lhasa konnten die Klöster nicht mehr<br />
telefonisch erreichen, weil alle Leitungen<br />
blockiert waren.“<br />
Der Dalai Lama hat die „totalitäre“ und<br />
„unrealistische“ Politik Pekings dafür verantwortlich<br />
gemacht, dass es zu dieser Welle<br />
von Selbstverbrennungen kam. Er hält die<br />
Zeit für gekommen, dass die chinesischen<br />
Behörden einen ernsthaften Schritt in Richtung<br />
zur Lösung des tibetischen Problems<br />
unternehmen.<br />
Die chinesischen Behörden haben allerdings<br />
diejenigen, die sich selbst verbrennen, als<br />
Terroristen, Außenseiter der Gesellschaft,<br />
Verbrecher und Geisteskranke hingestellt<br />
und den Dalai Lama bezichtigt, er ermutige<br />
zu den Selbstverbrennungen.<br />
Radio Free Asia, www.rfa.org,<br />
Phayul, www.phayul.com,<br />
TPI, www.thetibetpost.com<br />
30. Mai <strong>2012</strong><br />
Übersetzung: Adelheid Dönges,<br />
Revision: Angelika Oppenheimer<br />
„Ich glaube, dass die Übung von Mitgefühl und Liebe - ein aufrichtiges<br />
Gefühl für Bruderschaft und Schwesternschaft - die allumfassende<br />
Religion ist. Es kommt nicht darauf an, ob Sie Buddhist, Christ, Moslem<br />
oder Hindu sind, oder ob Sie überhaupt eine Religion ausüben. Worauf es<br />
ankommt, ist ihr Gefühl der Verbundenheit mit der Menschheit.“<br />
SH der 14. Dalai Lama<br />
na c h r I c h t e n<br />
Zweite tödliche Selbstverbrennung eines<br />
Exil-<strong>Tibet</strong>ers<br />
Am Mittwoch, dem 28. März <strong>2012</strong>, starb<br />
ein <strong>Tibet</strong>er in Indien, zwei Tage nachdem<br />
er sich in Neu-Delhi in Brand gesteckt<br />
hatte. Es ist dies die zweite tödliche Selbstverbrennung<br />
eines Exil-<strong>Tibet</strong>ers, 1998<br />
hatte sich Thupten Ngodup in Indien selbst<br />
verbrannt.<br />
Jamphel Yeshi übergoss sich mit Benzin,<br />
zündete sich an und von Flammen umlodert<br />
rannte er am Montag entlang einer Straße<br />
der Hauptstadt Neu-Delhi, aus Protest gegen<br />
den Besuch des chinesischen Präsidenten Hu<br />
Jintao in Indien.<br />
Bilder, die Jamphel Yeshi zeigen, wie er<br />
brennend an anderen Demonstranten vorbeistürmt,<br />
erschienen in Zeitungen und auf<br />
Websites in der ganzen Welt.<br />
Yeshi wohnte in der Flüchtlings-Enklave<br />
Majnu ka Tila am Nordrand der Hauptstadt,<br />
wo seit Jahrzehnten Tausende von Exiltibetern<br />
leben.<br />
Auf die Welle der Selbstverbrennungen hin<br />
starteten die bekannte tibetische Bloggerin<br />
Woeser und der ehrwürdige tibetische Lama<br />
Arjia Rinpoche einen Aufruf, mit diesen feurigen<br />
Protesten Schluss zu machen. <strong>Tibet</strong>er,<br />
die die chinesische Herrschaft ablehnten,<br />
sollten vielmehr „am Leben bleiben, um<br />
weiter kämpfen und ihr Ziel verfolgen zu<br />
können“.<br />
Lobsang Sangay, der Chef der tibetischen<br />
Exilregierung in Dharamsala, erklärte, dass<br />
er entschieden gegen die Selbstverbrennungen<br />
sei, die eigentliche „Schuld“ an dem<br />
Geschehen aber bei den Hardlinern in Peking<br />
zu suchen sei. Er warf Peking vor, seit<br />
über einem halben Jahrhundert alles daran<br />
zu setzen, um „das tibetische Volk und seine<br />
Kultur zu vernichten“.<br />
Jamphel Yeshi hinterließ eine bewegende,<br />
aus fünf Punkten bestehende Abschiedsbotschaft<br />
in seinem Zimmer, ehe er sich am 26.<br />
März vor aller Augen in Brand steckte:<br />
1. Lang lebe Seine Heiligkeit der Dalai<br />
Lama - das leuchtende Vorbild für den<br />
Frieden in der Welt. Wir sollten alles<br />
tun, damit Seine Heiligkeit nach <strong>Tibet</strong><br />
zurückkehren kann. Ich bete darum und<br />
glaube fest, dass das tibetische Volk innerhalb<br />
und außerhalb <strong>Tibet</strong>s eines Tages<br />
vereint sein wird, und alle gemeinsam die<br />
tibetische Nationalhymne vor dem Potala<br />
Palast singen werden.<br />
2. Meine lieben tibetischen Landsleute, im<br />
Hinblick auf unser zukünftiges Glück<br />
und den Weg vor uns ist Loyalität erforderlich.<br />
Sie ist Geist und Leben eines<br />
Volkes, sie ist der Mut, die Wahrheit<br />
zu suchen, sie ist der Wagenlenker, der<br />
uns zum Glück führt. Meine tibetischen<br />
Landsleute, wenn Ihr nach Gleichheit<br />
und Glück verlangt, so wie andere Leute<br />
auf der Welt sie haben, müsst Ihr euch<br />
dieses Wort „Loyalität gegenüber Eurem<br />
26 27