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möglichkeiten und grenzen der wirkungserfassung von nro-projekten

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MÖGLICHKEITEN UND GRENZEN<br />

DER WIRKUNGSERFASSUNG VON<br />

NRO-PROJEKTEN<br />

Bericht über die Jahre 1998/1999<br />

Stiftung Nord-Süd-Brücken


STIFTUNG NORD-SÜD-BRÜCKEN<br />

NORD-SÜD-SCHRIFT 2


STIFTUNG NORD-SÜD-BRÜCKEN<br />

MÖGLICHKEITEN UND GRENZEN DER<br />

WIRKUNGSERFASSUNG VON NRO-PROJEKTEN<br />

GESCHÄFTSBERICHT<br />

DER STIFTUNG NORD-SÜD-BRÜCKEN FÜR DIE JAHRE 1998/1999


Herausgeberin<br />

Stiftung Nord-Süd-Brücken<br />

Greifswal<strong>der</strong> Str. 33a<br />

10405 Berlin<br />

Telefon: 030/42 85 13 85<br />

Fax: 030/42 85 13 86<br />

e-mail: nordsuedbruecken@snafu.de<br />

http://www.nord-sued-bruecken.de<br />

Grafiken, Layout & Satz<br />

Ingrid Rosenburg<br />

Druck<br />

Druckerei Barnetzki<br />

gedruckt auf Altpapier/chlorfrei gebleichtem Papier<br />

Wir danken den Vereinen für die Darstellung ihrer Projektarbeit<br />

<strong>und</strong> die bereitgestellten Fotos.


Inhaltsverzeichnis<br />

Vorwort...................................................................................................... 7<br />

FÖRDERTÄTIGKEIT DER STIFTUNG<br />

Entwicklungspolitische För<strong>der</strong>tätigkeit 1998/1999 ........................................... 9<br />

Projekte <strong>der</strong> Entwicklungszusammenarbeit .................................................... 11<br />

Inlandsprojekte ........................................................................................ 16<br />

Regionale Verteilung <strong>der</strong> För<strong>der</strong>mittel nach B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n ............................. 20<br />

Inlandsarbeit <strong>der</strong> Stiftung .......................................................................... 21<br />

MÖGLICHKEITEN UND GRENZEN DER WIRKUNGSERFASSUNG VON NRO-PROJEKTEN<br />

Denn sie wissen (nicht), was sie tun … Zur Wirkungserfassung<br />

<strong>der</strong> Arbeit <strong>von</strong> NRO<br />

Prof. Dr. Claudia <strong>von</strong> Braunmühl .................................................................. 25<br />

Emanzipatorische Wirkungen <strong>von</strong> Projekten: Anmerkungen zur Diskussion<br />

„Verbesserung <strong>der</strong> Lernbedingungen an ländlichen Schulen <strong>und</strong> Berufsbildungszentren<br />

in Karimnager, Indien“<br />

Dr. Ramesh Chennamaneni, GSE e. V. ........................................................... 31<br />

Eindrücke zu sozialen Wirkungen <strong>von</strong> Projekten: Erkenntnisse einer<br />

Projektbesuchsreise nach Tanzania<br />

Eberhard Bauer ......................................................................................... 43<br />

GEFÖRDERTE PROJEKTE<br />

Ges<strong>und</strong>heit bedarf nicht nur <strong>der</strong> Medizin …<br />

Jutta Ganther, KATE e. V. ............................................................................ 51<br />

Eigener Mais, eigene Mühlen...<br />

Dr. Bert Maciy, OIKOS Eine Welt e. V. ........................................................... 59<br />

Von <strong>der</strong> Notwendigkeit kleiner Schritte<br />

Sajjad Ahmad, ISA e. V. ............................................................................. 75


Vom Süden lernen<br />

Dorothea Giesche, Inkota-netzwerk e. V. ....................................................... 81<br />

Wege <strong>von</strong> Milmersdorf nach Kalkutta <strong>und</strong> zurück<br />

Filippo Smaldino, Jugendverein „Bruchbude“ e. V. ......................................... 87<br />

„The Won<strong>der</strong>ful Gospel Singers“<br />

Ulrike Schrö<strong>der</strong>, Tierra – Eine Welt e. V......................................................... 95<br />

FINANZEN<br />

Gewinn- <strong>und</strong> Verlustrechnung, Bilanz <strong>und</strong> Prüfvermerk für<br />

die Zeit vom 01.01. bis 31.12.1998 ............................................................ 103<br />

Gewinn- <strong>und</strong> Verlustrechnung, Bilanz <strong>und</strong> Prüfvermerk für<br />

die Zeit vom 01.01. bis 31.12.1999 ............................................................ 107<br />

STATISTISCHE ANGABEN<br />

Geför<strong>der</strong>te Projekte 1998 .......................................................................... 113<br />

Projekte des Personalkostenför<strong>der</strong>fonds 1996–1999 ...................................... 118<br />

Geför<strong>der</strong>te Projekte 1999 .......................................................................... 119<br />

Projekte des Personalkostenför<strong>der</strong>fonds ab 1999 .......................................... 124<br />

Weitere statistische Angaben zur För<strong>der</strong>tätigkeit .......................................... 126<br />

DOKUMENTE<br />

Satzung .................................................................................................. 131<br />

Angaben für die Antragstellung ................................................................. 139<br />

För<strong>der</strong>richtlinien ...................................................................................... 141<br />

Fragen zu gesellschaftlichen Voraussetzungen <strong>und</strong> Wirkungen <strong>von</strong> Projekten.... 147<br />

Abrechnungsmodalitäten ........................................................................... 150<br />

GREMIEN<br />

Mitglie<strong>der</strong> des Stiftungsrates .....................................................................153<br />

Mitglie<strong>der</strong> des Stiftungsvorstandes ............................................................. 155<br />

MitarbeiterInnen <strong>der</strong> Geschäftsstelle ..........................................................155<br />

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS


Die Stiftung Nord-Süd-Brücken ist jetzt bereits sechs Jahre alt <strong>und</strong> legt hiermit<br />

ihren dritten 2-Jahres-Bericht vor. Schon traditionell ist dabei – im ersten <strong>und</strong> dritten<br />

Kapitel – Schwerpunkt <strong>der</strong> Berichterstattung die För<strong>der</strong>tätigkeit <strong>der</strong> Stiftung,<br />

zum Teil in einer zusammenfassenden Darstellung mit allen wichtigen inhaltlichen<br />

<strong>und</strong> statistischen Angaben, zum Teil durch Artikel aus <strong>der</strong> Fe<strong>der</strong> <strong>von</strong> VertreterInnen<br />

<strong>der</strong> geför<strong>der</strong>ten Nichtregierungsorganisationen (NRO).<br />

Das zweite Kapitel widmet sich einem Thema, mit dem sich die Stiftungsgremien in<br />

den vergangenen Jahren etwas intensiver befaßt haben, den Möglichkeiten <strong>und</strong><br />

Grenzen <strong>der</strong> Wirkungserfassung <strong>von</strong> NRO-Projekten.<br />

Rechenschaft möchten wir in diesem Bericht auch legen über die Entwicklung <strong>der</strong><br />

Finanzen <strong>der</strong> Stiftung, <strong>und</strong> zwar durch Darstellung <strong>der</strong> Gewinn- <strong>und</strong> Verlust-Rechnungen,<br />

<strong>der</strong> Bilanzen sowie <strong>der</strong> Testate des Wirtschaftsprüfers für die beiden Rechnungsjahre<br />

1998 <strong>und</strong> 1999 (Viertes Kapitel).<br />

Im Herbst 1999, 10 Jahre nach <strong>der</strong> deutsch-deutschen „Wende“, haben wir in zwei<br />

Veranstaltungen versucht, unseren Beitrag zur Betrachtung <strong>und</strong> Bearbeitung <strong>der</strong><br />

historischen Dimension zu leisten. In einem Forum <strong>der</strong> Stiftung mit dem Titel „Im<br />

Osten nichts Neues?!“ haben VertreterInnen unterschiedlicher NRO <strong>und</strong> ExpertInnen<br />

– verb<strong>und</strong>en durch die ehrenamtliche Mitarbeit in den Gremien <strong>der</strong> Stiftung –<br />

die ganz unterschiedlichen jeweils eigenen persönlichen Werdegänge o<strong>der</strong> die ihrer<br />

Vereine im entwicklungspolitischen Geschäft des neuen Deutschlands dargestellt<br />

<strong>und</strong> zur Diskussion gebracht. Die Dokumentation dieser interessanten Veranstaltung<br />

ist inzwischen als erstes Heft einer Schriftenreihe <strong>der</strong> Stiftung erschienen.<br />

In einer zweiten Veranstaltung hat die Stiftung, in gemeinsamer Trägerschaft mit<br />

<strong>der</strong> Deutschen Stiftung für Internationale Entwicklung (DSE) <strong>und</strong> dem B<strong>und</strong>esministerium<br />

für wirtschaftliche Zusammenarbeit <strong>und</strong> Entwicklung (BMZ), die Frage<br />

gestellt „Noch die internationale Solidarität? – 10 Jahre deutsch-deutsche Entwicklungspolitik:<br />

Bilanz <strong>und</strong> Perspektiven“. Auch wenn <strong>der</strong> Untertitel dieser Veranstaltung<br />

allzu vielversprechend ausgefallen war, brachte die Veranstaltung mit Vorträgen,<br />

Podien <strong>und</strong> Diskussionen eine Reihe <strong>von</strong> Informationen, Erkenntnissen <strong>und</strong><br />

dejá vu’s, die <strong>von</strong> vielen <strong>der</strong> TeilnehmerInnen als anregend empf<strong>und</strong>en wurden.<br />

Eine deutlich über das Tagesprogramm hinausgehende Dokumentation ist in Vorbereitung.<br />

Das entwicklungspolitische Lobbying <strong>der</strong> Stiftung auf Landes- <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esebene<br />

wurde weiter verstärkt. Die entwicklungspolitische Referentin ist Co-Sprecherin<br />

des Berliner Entwicklungspolitischen Ratschlags (BER, das Landesnetzwerk <strong>der</strong><br />

Vorwort<br />

Vorwort


NRO), <strong>der</strong> Geschäftsführer vertritt im Vorstand des Verbands Entwicklungspolitik<br />

deutscher NRO (VENRO) u. a. die Erfahrungen <strong>und</strong> Interessen ostdeutscher NRO.<br />

Aus den Erträgen des Stiftungsvermögens – das ja aus Solidaritäts-Spenden <strong>von</strong><br />

DDR-BürgerInnen stammt – konnten <strong>von</strong> <strong>der</strong> Stiftung in den vergangenen 6 Jahren<br />

mehr als 700 Projekte mit über 10 Mio. DM Zuschüssen kofinanziert werden.<br />

Zusammen mit den 1,8 Mio. DM, die vor Stiftungsgründung über den „Verteilerrat“<br />

ausgereicht wurden, konnten über 800 Projekte mit Zuschüssen <strong>von</strong> insgesamt etwa<br />

12 Mio. DM in den letzten 8 Jahren unterstützt werden. Zudem gelang es erstmals,<br />

einen auf drei Jahre befristeten projektgeb<strong>und</strong>enen Zuschuß des BMZ für Personalkostenför<strong>der</strong>ung<br />

bei ostdeutschen NRO zugesprochen zu bekommen, mit dem<br />

<strong>der</strong> Personalkostenför<strong>der</strong>fonds <strong>der</strong> Stiftung <strong>von</strong> annähernd 300.000 DM jährlich<br />

für zunächst 3 Jahre verdoppelt werden konnte. Diese Zahlen allein zeigen – <strong>und</strong><br />

wir hören es immer wie<strong>der</strong> gern – wie wichtig die Stiftung Nord-Süd-Brücken mit<br />

ihrem För<strong>der</strong>instrumentarium für die entwicklungspolitische NRO-Landschaft in<br />

Ostdeutschland inzwischen geworden ist.<br />

Wir gedenken an dieser Stelle unseres Stiftungsratsmitglieds Wolfgang Wilhelm,<br />

Pfarrer i.R., <strong>der</strong> nach langer, schwerer Krankheit im August 1998 im 62. Lebensjahr<br />

verstorben ist. Er gehörte dem Rat seit Gründung <strong>der</strong> Stiftung Nord-Süd-Brükken<br />

1994 als Vertreter <strong>der</strong> Berliner NRO Entwicklungspolitische Gesellschaft e. V.<br />

(EpoG) an <strong>und</strong> war insbeson<strong>der</strong>e wegen seiner Fähigkeiten zur Vermittlung <strong>und</strong><br />

zum Ausgleich hoch geschätzt. Die Stiftung wird sein Andenken in Ehren halten.<br />

Wir, die beiden Vorsitzenden <strong>von</strong> Rat <strong>und</strong> Vorstand <strong>der</strong> Stiftung seit 1994 bzw.<br />

1995, unterschreiben hier zum letzten Mal das Vorwort für einen Rechenschaftsbericht<br />

<strong>der</strong> Stiftung. Wenn dieser Bericht erscheint, sind unsere Nachfolger Peter<br />

Stobinski <strong>und</strong> Klaus Dünnhaupt im Amt. Wir wünschen ihnen <strong>und</strong> allen neuen <strong>und</strong><br />

alten Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Gremien <strong>der</strong> Stiftung sowie den MitarbeiterInnen <strong>der</strong> Geschäftsstelle<br />

Erfolg in <strong>der</strong> Arbeit <strong>und</strong> eine gute Hand für die Lösung aller immer<br />

mal anfallen<strong>der</strong> Probleme. Uns hat die Arbeit mit <strong>der</strong> Stiftung, im Rückblick betrachtet,<br />

eigentlich immer große Freude bereitet.<br />

Berlin, im April 2000<br />

Dr. Berthold Meier Prof. Dr. Wolf-Dieter Graewe<br />

Vorsitzen<strong>der</strong> des Stiftungsrats Vorsitzen<strong>der</strong> des Vorstands


För<strong>der</strong>tätigkeit <strong>der</strong> Stiftung<br />

För<strong>der</strong>tätigkeit <strong>der</strong> Stiftung<br />

DIE ENTWICKLUNGSPOLITISCHE FÖRDERTÄTIGKEIT<br />

DER STIFTUNG NORD-SÜD-BRÜCKEN 1998 UND 1999<br />

„Im Osten nichts Neues?!“ lautete die Fragestellung auf einer Veranstaltung <strong>der</strong><br />

Stiftung Nord-Süd-Brücken anläßlich des fünfjährigen Bestehens im Oktober 1999.<br />

In Anlehnung an diese Fragestellung wollen wir versuchen, im nunmehr dritten<br />

Zweijahresbericht <strong>der</strong> Stiftung Nord-Süd-Brücken über Bewährtes <strong>und</strong> über neue<br />

Tendenzen unserer Tätigkeit zu berichten.<br />

Die vergangenen zwei Jahre lassen sich in gewisser Weise als Konsolidierungsphase<br />

bezeichnen. Die entwicklungspolitischen För<strong>der</strong>kriterien, die bis 1996/97 entwickelt<br />

wurden, haben sich im wesentlichen bewährt. Die Stiftung Nord-Süd-Brükken<br />

ist in den neuen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n als För<strong>der</strong>institution bekannt <strong>und</strong> akzeptiert.<br />

Die entwicklungspolitische Landschaft hat sich, trotz <strong>der</strong> nicht eben fre<strong>und</strong>lichen<br />

Rahmenbedingungen, weiter entwickelt <strong>und</strong> auch stabilisiert. Dies spiegelt sich<br />

nicht zuletzt in <strong>der</strong> weiterhin steigenden Anzahl <strong>von</strong> För<strong>der</strong>anträgen wi<strong>der</strong>:<br />

Zahl <strong>der</strong> Anträge Antragssumme geför<strong>der</strong>te Projekte För<strong>der</strong>summe<br />

1998<br />

Entwicklungszusammenarbeit 57 1.808.020,69 39 1.066.509,00<br />

Bildungs- <strong>und</strong> Öffentlichkeitsarbeit 112 927.202,61 90 633.868,12<br />

Studien 2 43.250,00 1 31.640,00<br />

Summe 171 2.778.473,30 130 1.732.017,12<br />

1999<br />

Entwicklungszusammenarbeit 62 1.855.789,28 45 1.223.839,50<br />

Bildungs- <strong>und</strong> Öffentlichkeitsarbeit 140 1.347.253,88 109 964.570,00<br />

Studien 1 12.000,00 1 12.000,00<br />

Summe 203 3.215.043,16 155 2.200.409,50<br />

9


För<strong>der</strong>tätigkeit <strong>der</strong> Stiftung<br />

10<br />

Die Aufstellung verdeutlicht, daß <strong>der</strong> weitaus größte Teil <strong>der</strong> geför<strong>der</strong>ten Projekte<br />

(ca. 70 %) im Inlandsbereich angesiedelt ist, wenngleich nur 40 % <strong>der</strong> För<strong>der</strong>mittel<br />

für Inlandsprojekte aufgewendet wurden. Die – im Vergleich zu den Vorjahren<br />

– noch stärker gewordene Bedeutung des Inlandsbereiches beruht teilweise auf<br />

verstärkter Projektarbeit, wesentlich aber auf <strong>der</strong> Weiterführung <strong>und</strong> Aufstockung<br />

des Personalkostenför<strong>der</strong>ungsfonds im Jahr 1999.<br />

Inhaltliche Schwerpunkte <strong>der</strong> weiteren Überlegungen zur För<strong>der</strong>tätigkeit waren<br />

die Frage nach den sozialen Wirkungen <strong>der</strong> geför<strong>der</strong>ten Projekte <strong>und</strong> <strong>der</strong> Notwendigkeit<br />

<strong>von</strong> Evaluierungen, die Möglichkeiten (<strong>und</strong> Grenzen) <strong>von</strong> Personalkostenför<strong>der</strong>ungsprogrammen<br />

<strong>und</strong> das Leitbild <strong>der</strong> Stiftung.<br />

1999 wurde eine interne Analyse <strong>der</strong> bisherigen För<strong>der</strong>tätigkeit <strong>der</strong> Stiftung erstellt.<br />

Auf die wichtigsten Erkenntnisse <strong>und</strong> Überlegungen wird bei <strong>der</strong> Einzelbetrachtung<br />

<strong>der</strong> För<strong>der</strong>schwerpunkte Bezug genommen.


För<strong>der</strong>tätigkeit <strong>der</strong> Stiftung<br />

Im Berichtszeitraum 1998/99 wurden insgesamt 84 Projekte in 30 Län<strong>der</strong>n Asiens,<br />

Afrikas <strong>und</strong> Lateinamerikas mit einer Gesamtsumme <strong>von</strong> 2,3 Mio DM geför<strong>der</strong>t. Damit<br />

wurden ca. 58 % <strong>der</strong> Gesamtför<strong>der</strong>mittel für Auslandsprojekte aufgewendet.<br />

Die Verteilung auf die einzelnen Kontinente ergibt folgendes Bild:<br />

Lateinamerika: 39 geför<strong>der</strong>te<br />

Projekte mit<br />

624,861 DM = 27,3%<br />

<strong>der</strong> EZ-För<strong>der</strong>mittel<br />

PROJEKTE DER ENTWICKLUNGSZUSAMMENARBEIT<br />

Afrika: 23 geför<strong>der</strong>te<br />

Projekte mit 903.356 DM<br />

= 39,4% <strong>der</strong> EZ-För<strong>der</strong>mittel<br />

Asien: 22 geför<strong>der</strong>te Projekte<br />

mit 762.131,50 DM =<br />

33,3% <strong>der</strong> EZ-För<strong>der</strong>mittel<br />

Anzahl <strong>der</strong> geför<strong>der</strong>ten Projekte För<strong>der</strong>summe<br />

Die Projekte in Asien <strong>und</strong> Afrika weisen im Durchschnitt eine deutlich höhere För<strong>der</strong>summe<br />

auf als die Lateinamerikaprojekte. Dies liegt im wesentlichen darin begründet,<br />

daß es sich hier in vielen Fällen um Projekte mit einem deutlich höheren<br />

Anteil an Investitionskosten handelt.<br />

Projekte in mittel- <strong>und</strong> osteuropäischen Län<strong>der</strong>n werden gemäß den seit 1997 geltenden<br />

Richtlinien nur geför<strong>der</strong>t, wenn ein beson<strong>der</strong>es entwicklungspolitisches<br />

Interesse <strong>der</strong> Stiftung vorliegt. Bei den wenigen Anträgen bzw. Anfragen zu Projekten<br />

in dieser Region war dies nicht <strong>der</strong> Fall.<br />

11


För<strong>der</strong>tätigkeit <strong>der</strong> Stiftung<br />

12<br />

Einzelne Län<strong>der</strong> /Träger<br />

Die auch in den Vorjahren schon benannte Tendenz <strong>der</strong> Konzentration <strong>der</strong> Mittel<br />

auf einige Län<strong>der</strong> hat sich weiter verstärkt. Dies ist nicht einer beson<strong>der</strong>en Interessenlage<br />

o<strong>der</strong> Prioritätensetzung seitens <strong>der</strong> Stiftung geschuldet, son<strong>der</strong>n spiegelt<br />

eher eine Entwicklung <strong>und</strong> Differenzierung <strong>der</strong> ostdeutschen NRO-Landschaft<br />

wi<strong>der</strong>.<br />

Die zunehmenden Erfahrungen in <strong>der</strong> Projektarbeit, die immer bessere Kenntnis<br />

<strong>der</strong> Bedingungen <strong>und</strong> Möglichkeiten vor Ort, die intensivere Kooperation mit den<br />

jeweiligen Partnerorganisationen führten zu län<strong>der</strong>- <strong>und</strong> sektorspezifischen Spezialisierungen<br />

einiger Organisationen, zur Entwicklung <strong>von</strong> längerfristigeren <strong>und</strong><br />

finanziell umfangreicheren Programmen. Projekte in Angola beispielsweise, die<br />

immerhin 31 % <strong>der</strong> für Afrika aufgewendeten Mittel beanspruchten, werden nur<br />

<strong>von</strong> einem Träger (OIKOS Eine Welt) durchgeführt. Weitere 36 % <strong>der</strong> Mittel für Projekte<br />

in Afrika werden <strong>von</strong> SODI <strong>und</strong> <strong>der</strong> RAA Brandenburg in erster Linie in Moçambique<br />

<strong>und</strong> in Tansania eingesetzt. Ähnliche Konzentrationsprozesse lassen sich<br />

auch für Asien <strong>und</strong> Lateinamerika beobachten: 45,7 Prozent <strong>der</strong> Mittel für Lateinamerikaprojekte<br />

wurden für Projekte <strong>von</strong> INKOTA in Zentralamerika eingesetzt, 52 %<br />

<strong>der</strong> für Projekte in Asien bewilligten Mittel <strong>von</strong> SODI <strong>und</strong> VBK (vor allem in Vietnam)<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> GSE (in Indien).<br />

För<strong>der</strong>ung nach Sektoren<br />

Den Richtlinien <strong>und</strong> För<strong>der</strong>kriterien entsprechend, werden Projekte im Bereich <strong>der</strong><br />

Gr<strong>und</strong>bedürfnisbefriedigung geför<strong>der</strong>t. Im einzelnen teilen sich die För<strong>der</strong>mittel<br />

auf folgende Bereiche auf:<br />

För<strong>der</strong>summe in TDM Anzahl <strong>der</strong> geför<strong>der</strong>ten Projekte<br />

Ernährungssicherung/einkom-<br />

704,274,50 DM = 30,7%<br />

menschaffende Maßnahmen<br />

23<br />

Bildung 531.799 DM = 23,2 % 17<br />

Menschenrechte/För<strong>der</strong>ung<br />

356.821 DM = 15,6 %<br />

<strong>der</strong> Zivilgesellschaft<br />

10<br />

Ges<strong>und</strong>heitsversorgung 335.931 DM = 14,7 % 13<br />

Trinkwasserversorgung 236.409 DM = 10,3 % 8<br />

Umwelt 52.201 DM= 2,3 % 6<br />

Sonstiges 72.913 DM = 3,2 % 7


För<strong>der</strong>tätigkeit <strong>der</strong> Stiftung<br />

Der Anteil <strong>von</strong> Projekten, die ausschließlich o<strong>der</strong> vorrangig Investitionen beinhalten,<br />

liegt mit ca. 47 % noch immer relativ hoch, ist jedoch im Vergleich zu 1996/<br />

1997 tendenziell rückläufig. Dies mag zumindest teilweise auf die För<strong>der</strong>politik<br />

<strong>der</strong> Stiftung zurückzuführen sein, da für <strong>der</strong>artige Vorhaben ein höherer Eigenanteil<br />

bzw. die Einwerbung <strong>von</strong> Drittmitteln erfor<strong>der</strong>lich sind. Zum an<strong>der</strong>en aber werden<br />

zumindest <strong>von</strong> vielen Organisationen, die bereits seit längerer Zeit Projekte<br />

unterstützen, zunehmend auch integriertere Ansätze, die über die bloße Bereitstellung<br />

<strong>von</strong> Investitionen hinausgehen, verfolgt. Dies zeigt sich beson<strong>der</strong>s deutlich<br />

bei den einkommensschaffenden Projekten zur Unterstützung <strong>der</strong> Ernährungssicherung.<br />

Projekte, die sich eher an einem Bedarf orientieren <strong>und</strong> vorrangig den<br />

Charakter einer punktuellen Unterstützung tragen wie die Bereitstellung eines Traktors<br />

für eine Gemeinde in Ifakara (Tansania), die Einrichtung eines Bewässerungssystems<br />

in einer Kooperative in Arequipa (Peru) o<strong>der</strong> die Anschaffung einer Reismühle<br />

für die Region Tombali (Guinea Bissau) wurden – allerdings im Vergleich zu<br />

den Vorjahren in deutlich geringerem Ausmaß – auch weiterhin geför<strong>der</strong>t. Neben<br />

<strong>der</strong> Einhaltung <strong>der</strong> formalen Kriterien war für die Entscheidung über die För<strong>der</strong>ung<br />

mit ausschlaggebend, daß <strong>der</strong>artige Projekte in <strong>der</strong> Regel <strong>von</strong> ehrenamtlich tätigen<br />

Gruppen beantragt wurden, die noch am Anfang <strong>der</strong> Projektkooperation mit<br />

Partnerorganisationen im Süden stehen <strong>und</strong> gleichzeitig mit ihrer Bildungsarbeit<br />

in Deutschland wichtige Zeichen setzen. Die Mehrheit <strong>der</strong> Maßnahmen ist hingegen<br />

durch einen integrierten Ansatz gekennzeichnet, <strong>der</strong><br />

neben <strong>der</strong> Verbesserung <strong>der</strong> unmittelbaren materiellen Lebensbedingungen<br />

<strong>der</strong> beteiligten Menschen auch auf die<br />

Stärkung <strong>der</strong> Selbstorganisation <strong>und</strong> <strong>der</strong> Fähigkeit zu eigenständiger<br />

Problemlösung gerichtet ist. So trägt ein Kreditprogramm<br />

für Frauen in Tacuba (El Salvador) gleichzeitig<br />

dazu bei, die soziale Stellung <strong>der</strong> beteiligten Frauen in<br />

<strong>der</strong> Gemeinde zu verbessern, im Distrikt Binga (Zimbabwe)<br />

werden ebenfalls im Rahmen eines Kreditprogramms<br />

die durch eine massive Umsiedlung über längere Zeit verschütteten<br />

Selbsthilfebestrebungen <strong>der</strong> Tonga unterstützt,<br />

in Miranpur (Indien) erlangen Angehörige nie<strong>der</strong>er Kasten<br />

<strong>und</strong> wie<strong>der</strong>um beson<strong>der</strong>s Frauen im Rahmen eines Dorfentwicklungsprogramms<br />

größere Mitbestimmungsrechte in<br />

<strong>der</strong> Gemeinde.<br />

Ähnliche Tendenzen lassen sich auch für an<strong>der</strong>e Sektoren<br />

feststellen: im Bereich <strong>der</strong> Bildung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heitsversorgung<br />

richten sich mehr als die Hälfte <strong>der</strong> geför<strong>der</strong>- Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Umweltschutz <strong>von</strong> unten –<br />

PromotorInnen haben in Apopa/El Salvador<br />

eine eigene Gemeindeklinik eröffnet.<br />

Foto: Michael Krämer<br />

13


För<strong>der</strong>tätigkeit <strong>der</strong> Stiftung<br />

14<br />

ten Vorhaben nicht o<strong>der</strong> nicht nur auf die Verbesserung <strong>der</strong> Infrastruktur, son<strong>der</strong>n<br />

auf die Selbstbestimmungs<strong>möglichkeiten</strong> <strong>der</strong> jeweiligen Projektbeteiligten. So ist<br />

<strong>der</strong> Bau <strong>von</strong> Gr<strong>und</strong>schulen in Laos mit <strong>der</strong> informellen Ausbildung <strong>von</strong> Jugendlichen<br />

aus ländlichen Regionen verb<strong>und</strong>en, wird die Einrichtung <strong>von</strong> Ges<strong>und</strong>heitsposten<br />

in Cunene (Angola), Nga Son (Vietnam) <strong>und</strong> <strong>der</strong> Gemeinde Indígena (El Salvador)<br />

mit <strong>der</strong> Ausbildung <strong>von</strong> Ges<strong>und</strong>heitspromotorInnen verknüpft.<br />

Bemerkenswert ist in diesem Kontext auch die deutliche Zunahme <strong>von</strong> Projekten,<br />

die auf die Entwicklung <strong>der</strong> Zivilgesellschaft <strong>und</strong> die Durchsetzung <strong>der</strong> Menschenrechte<br />

gerichet sind. Als Beispiele seien die Unterstützung beim Aufbau einer Organisation<br />

arbeiten<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> in Chile (Eine Welt e.V. Leipzig), die För<strong>der</strong>ung <strong>von</strong><br />

Menschenrechtsorganisationen in Nikaragua <strong>und</strong> Guatemala (INKOTA) o<strong>der</strong> die<br />

Durchführung <strong>von</strong> Gen<strong>der</strong>trainings in Moçambique (SODI) genannt.<br />

Insgesamt lässt sich nach nunmehr fünfjähriger För<strong>der</strong>tätigkeit beobachten, daß<br />

eine Reihe <strong>von</strong> Projekten bzw. Programmen längerfristig geför<strong>der</strong>t worden sind <strong>und</strong><br />

– abhängig <strong>von</strong> <strong>der</strong> jeweiligen Konzeption – auch weiterhin externer För<strong>der</strong>ung<br />

bedürfen werden.<br />

So kofinanziert die Stiftung seit 1995 die Arbeit des AIDS-Komitees in Ho Chi Minh<br />

Stadt (Vietnam). Anfangs war das Projekt eher auf die Aus- <strong>und</strong> Fortbildung im<br />

medizinischen Bereich gerichtet, im Laufe <strong>der</strong> Jahre verschob sich <strong>der</strong> Schwerpunkt<br />

immer stärker auf die Unterstützung <strong>und</strong> Koordinierung <strong>von</strong> Selbsthilfegruppen. Es<br />

entstand – angesichts <strong>der</strong> soziokulturellen Voraussetzungen in Vietnam beson<strong>der</strong>s<br />

erstaunlich – ein ganzes Netz verschiedener Projekte, die mittlerweile zum größeren<br />

Teil auch <strong>von</strong> den staatlichen Ges<strong>und</strong>heitsbehörden unterstützt werden. Doch<br />

die Herausfor<strong>der</strong>ungen gerade im Bereich <strong>der</strong> Aufklärung <strong>und</strong> Prävention sind<br />

enorm.<br />

In Nikaragua wird – ebenfalls seit nunmehr vier Jahren – ein Alphabetisierungsprogramm<br />

für Landarbeiterinnen geför<strong>der</strong>t. Neben <strong>der</strong> Fähigkeit des Lesens <strong>und</strong><br />

Schreibens geben diese Kurse Raum zur Reflexion über das eigene Leben, die eigene<br />

soziale Stellung in <strong>der</strong> Familie <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Gemeinde. Sexualaufklärung gehört<br />

zu den Themen ebenso wie die Erläuterung des Wahlsystems. Mit dem Ergebnis,<br />

daß sich die beteiligten Frauen trotz aller materiellen Probleme dennoch einen<br />

größeren Entscheidungsfreiraum erkämpfen, selbstbestimmter neue Möglichkeiten<br />

erkennen <strong>und</strong> nutzen. Doch <strong>der</strong> Bedarf <strong>und</strong> das Interesse an solchen Kursen ist<br />

nach wie vor riesig.<br />

Die vietnamesische Frauenunion unterstützt seit Jahren im Rahmen integrierter<br />

Programme die Entwicklung in <strong>der</strong> Bergregion in <strong>der</strong> Provinz Nghe An. Angefangen


För<strong>der</strong>tätigkeit <strong>der</strong> Stiftung<br />

<strong>von</strong> einfachen Trinkwasserversorgungssystemen über Kleinkreditprogramme zur<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Ernährungssituation, <strong>von</strong> <strong>der</strong> Bereitstellung <strong>von</strong> Moskitonetzen<br />

bis zur Durchführung <strong>von</strong> Kursen zum Gemüseanbau <strong>und</strong> zur Familienplanung werden<br />

Entwicklungschancen schrittweise eröffnet. All diese Projekte werden <strong>von</strong> den<br />

jeweiligen Partnerorganisationen begleitet <strong>und</strong> <strong>von</strong> <strong>der</strong> Stiftung kofinanziert. Das<br />

Interesse <strong>der</strong> noch nicht in dieses Programm integrierten Gemeinden ist hoch, so<br />

daß auch hier eine weitere Unterstützung vorherzusehen ist.<br />

Eine <strong>der</strong> im Berichtszeitraum <strong>von</strong> den Stiftungsgremien diskutierten Fragen war,<br />

wie – auch strategisch – mit solchen „Dauerför<strong>der</strong>ungen“ umzugehen ist. Da <strong>der</strong>artige<br />

Entscheidungen nicht vorschnell <strong>und</strong> vielleicht auch nicht generell zu treffen<br />

sind, wurde die Bildung einer Arbeitsgruppe angeregt, die nach den im Jahr<br />

2000 anstehenden Neuwahlen <strong>der</strong> Stiftungsgremien diese <strong>und</strong> weitere in den letzten<br />

zwei Jahren aufgetretenen Fragen zur zukünftigen För<strong>der</strong>politik näher untersuchen<br />

wird.<br />

Die inhaltliche Diskussion innerhalb <strong>der</strong> Stiftung war in den Jahren 1998/99 geprägt<br />

<strong>von</strong> <strong>der</strong> Frage nach den sozialen Wirkungen <strong>der</strong> <strong>von</strong> <strong>der</strong> Stiftung geför<strong>der</strong>ten<br />

Projekte <strong>und</strong> nach den Möglichkeiten, Evaluierungen stärker als bisher zu beför<strong>der</strong>n.<br />

Im Rahmen einer Arbeitsgruppe wurde <strong>der</strong> Orientierungsrahmen „Fragen zu<br />

gesellschaftlichen Wirkungen <strong>von</strong> Projekten“ erarbeitet <strong>und</strong> im April 1998 vom Stiftungsrat<br />

bestätigt. Mit diesem Fragenkatalog soll in erster Linie <strong>der</strong> Reflexionsprozess<br />

innerhalb <strong>der</strong> NRO <strong>und</strong> zwischen den NRO <strong>und</strong> ihren Partnerorganisationen<br />

im Süden unterstützt werden. Er wird daher auch in englisch, französisch, spanisch<br />

<strong>und</strong> russisch angeboten. Angestrebt wird, <strong>von</strong> einer – mitunter eher unkritischen<br />

– Reaktion auf bestehende materielle Defizite, also auf einen Bedarf <strong>der</strong><br />

Zielgruppen, überzugehen zu einer Projektplanung <strong>und</strong> -durchführung, bei <strong>der</strong> die<br />

Analyse <strong>der</strong> Interessen, Potentiale <strong>und</strong> <strong>der</strong> sozialen Voraussetzungen aller am Projekt<br />

Beteiligten Ausgangspunkt ist für die Festlegung <strong>von</strong> Zielen <strong>und</strong> konkreten<br />

Maßnahmen. Überlegungen <strong>und</strong> erste Erfahrungen dazu finden sich in den Beiträgen<br />

<strong>von</strong> Claudia <strong>von</strong> Braunmühl, Ramesh Chennamaneni <strong>und</strong> Eberhard Bauer wie<strong>der</strong>.<br />

Neben <strong>der</strong> Erwartung, daß verschiedene Instrumente zur Analyse <strong>der</strong> sozialen Wirkungen<br />

<strong>von</strong> Projekten durch die Träger bewußter angewendet werden, stellt sich<br />

nach fünfjähriger För<strong>der</strong>praxis auch verstärkt die Frage nach <strong>der</strong> Notwendigkeit<br />

<strong>von</strong> externen Evaluierungen durch die Stiftung. Geplant ist, konkrete Evaluierungskonzepte<br />

mit den jeweiligen Projektträgern z. B. für Projekte in Vietnam, Indien,<br />

Angola o<strong>der</strong> Zentralamerika sowie im Inlandsbereich für Begegnungsreisen <strong>und</strong><br />

Reverseprogramme zu erarbeiten.<br />

15


För<strong>der</strong>tätigkeit <strong>der</strong> Stiftung<br />

INLANDSPROJEKTE<br />

16<br />

Im Berichtszeitraum wurden 199 Inlandsprojekte mit einer Gesamtför<strong>der</strong>summe<br />

<strong>von</strong> 1.598.438,12 DM geför<strong>der</strong>t. Einen beson<strong>der</strong>en Platz nimmt dabei <strong>der</strong> Personalkostenför<strong>der</strong>ungsfonds<br />

ein. Da mit dieser För<strong>der</strong>ung zwar vorrangig, aber nicht<br />

ausschließlich Inlandsarbeit geför<strong>der</strong>t wird, ist er in <strong>der</strong> folgenden Aufschlüsselung<br />

zunächst nicht berücksichtigt.<br />

För<strong>der</strong>summe in TDM Anzahl <strong>der</strong> geför<strong>der</strong>ten Projekte<br />

Bildung<br />

Bildung/Kultur<br />

Reverseprogramme<br />

Begegnungsreisen<br />

Publikationen<br />

Projekterk<strong>und</strong>ungsreisen<br />

Evaluierungen<br />

Sonstiges<br />

422.454,45 DM = 52 % 95<br />

48.089 DM = 6 % 12<br />

142.721 DM = 17,7 % 13<br />

63.813 DM = 7,9 % 9<br />

95.330 DM = 11,9 % 13<br />

10.087 DM = 1,2 % 5<br />

18.000 DM = 2,2 % 1<br />

3.600 DM = 0,45 % 1<br />

Maßnahmen <strong>der</strong> „klassischen“ entwicklungspolitischen Bildungsarbeit nehmen nach<br />

wie vor den größten Raum ein. Geför<strong>der</strong>t wurden u.a. Seminare, Veranstaltungen,<br />

Ausstellungen, Schulpartnerschaften <strong>und</strong> die Erstellung <strong>von</strong> Bildungs- <strong>und</strong> Informationsmaterial.<br />

Überwiegend bezog sich die För<strong>der</strong>ung auf Einzelmaßnahmen.<br />

Nur ein Viertel <strong>der</strong> bewilligten Projekte wies einen ersichtlich längerfristigen Programmcharakter<br />

auf, wobei zu berücksichtigen bleibt, daß die Stiftung sicherlich<br />

nicht in allen Fällen die Gesamttätigkeit <strong>der</strong> jeweiligen Vereine <strong>und</strong> damit die Einbindung<br />

<strong>von</strong> Einzelmaßnahmen in bestehende Programme einschätzen kann. Auch<br />

im Bereich <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung <strong>von</strong> Inlands<strong>projekten</strong> lassen sich bestimmte Kontinuitäten<br />

erkennen, die sich im wesentlichen auf die genannten Programme beziehen.<br />

So werden die entwicklungspolitischen Veranstaltungen im Rahmen <strong>der</strong> Gesamttätigkeit<br />

<strong>der</strong> RAA Brandenburg, die Veranstaltungsreihen des Baobab-Infoladens,<br />

die Seminare <strong>von</strong> SFAB zur Situation in Israel <strong>und</strong> Palästina o<strong>der</strong> die jährlichen<br />

Treffen <strong>der</strong> ostdeutschen Weltläden <strong>und</strong> Aktionsgruppen seit einigen Jahren bezuschusst.<br />

Ebenso zählen die Thüringer Entwicklungspolitischen Bildungs- <strong>und</strong> Infor-


För<strong>der</strong>tätigkeit <strong>der</strong> Stiftung<br />

mationstage (THEBIT) dazu, die seit 1994 vom Thüringer Landesnetzwerk EPRT koordiniert<br />

<strong>und</strong> durchgeführt werden. Die THEBIT hat sich trotz aller Schwierigkeiten<br />

im Laufe <strong>der</strong> Jahre zu einem „Erfolgsmodell“ entwickelt, das nunmehr auch in<br />

Sachsen <strong>und</strong> in Mecklenburg-Vorpommern übernommen wurde.<br />

Stärker als in den Vorjahren sind Kooperationsprojekte mit Vereinen aus<br />

den alten B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n vertreten wie etwa das Seminar zu Ruanda,<br />

Bur<strong>und</strong>i <strong>und</strong> Kongo (DAFRIG Leipzig <strong>und</strong> Akagera-Rhein e.V.), die Konferenz<br />

„Globalisierung <strong>der</strong> Internationalen Solidarität“ (GSE <strong>und</strong> VEN-<br />

RO), die Konferenz zu entwicklungsorientierten Minenaktionsprogrammen<br />

(SODI <strong>und</strong> medico international). In diesem Kontext sind auch drei<br />

Projekte zu benennen, die im Rahmen <strong>der</strong> Internationalen Karawane für<br />

Solidarität <strong>und</strong> Wi<strong>der</strong>stand die R<strong>und</strong>reise <strong>von</strong> 500 VertreterInnen vor<br />

allem indischer Basisorganisationen unterstützten.<br />

In den Stiftungsgremien wurde im Berichtszeitraum insbeson<strong>der</strong>e die<br />

Frage diskutiert, wie die entwicklungsbezogene Bildungs - <strong>und</strong> Öffentlichkeitsarbeit<br />

auch inhaltlich weiter qualifiziert werden kann. Welche<br />

Inhalte können wie vermittelt werden, was bedeutet „Globales Lernen“<br />

o<strong>der</strong> auch „Lernen vom Süden“? Detailliertere Überlegungen dazu sind<br />

im Beitrag <strong>von</strong> Dorothea Giesche zu finden.<br />

Eine wichtige Rolle in <strong>der</strong> För<strong>der</strong>tätigkeit <strong>der</strong> Stiftung nahmen erneut Begegnungsreisen<br />

<strong>und</strong> Reverseprogramme ein. In <strong>der</strong> Regel sind diese Programme in eine langfristige<br />

Partnerschaft eingeb<strong>und</strong>en. So unterstützt <strong>der</strong> Jugendverein „Bruchbude“<br />

e.V. seit drei Jahren den Austausch zwischen Jugendlichen aus <strong>der</strong> Uckermark <strong>und</strong><br />

Kalkutta (siehe auch den Beitrag <strong>von</strong> Filippo Smaldino), das INKOTA-netzwerk nutzte<br />

seine Kontakte zu Projektpartnern in Nikaruaga, um ein Workcamp für MitarbeiterInnen<br />

aus ostdeutschen Weltläden zum Thema „Kaffee“ zu organisieren. KATE<br />

e. V. führte auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> eigenen Projektarbeit zum Thema Umwelt <strong>und</strong><br />

Entwicklung ein umweltorientiertes Süd-Nord-Austauschprogramm zwischen jungen<br />

KubanerInnen <strong>und</strong> Deutschen durch.<br />

Von <strong>der</strong> Stiftung geför<strong>der</strong>te Besuchsprogramme <strong>von</strong> VertreterInnen lokaler Partnerorganisationen<br />

wurden nicht nur zu weiteren Absprachen über künftige Kooperations<strong>möglichkeiten</strong><br />

genutzt, son<strong>der</strong>n auch zur Qualifizierung <strong>der</strong> eigenen Bildungs-<br />

<strong>und</strong> Öffentlichkeitsarbeit. Gäste aus Indien vermittelten ihre Erfahrungen<br />

in Mecklenburg-Vorpommern (EPOG e. V.), Lucie Kasanga aus Sambia brachte in vielen<br />

Veranstaltungen zum Thema „Entwicklung braucht Entschuldung“ die Sicht einer<br />

Frau aus dem Süden ein (Gossner Mission), Gäste aus El Salvador (Arbeitskreis<br />

Vierte Welt e.V.), Nikaragua (Inkota), Bolivien (Ökumenisches Forum Marzahn e. V.)<br />

17


För<strong>der</strong>tätigkeit <strong>der</strong> Stiftung<br />

18<br />

<strong>und</strong> an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n informierten über die Situation in ihren Län<strong>der</strong>n <strong>und</strong> die Arbeit<br />

<strong>von</strong> Basisorganisationen, Gewerkschaften <strong>und</strong> Kooperativen. Gerade diese persönlichen<br />

Begegnungen tragen bei den Beteiligten wesentlich dazu bei, stereotype<br />

Bil<strong>der</strong> „vom armen Süden“ (<strong>und</strong> übrigens auf <strong>der</strong> Seite <strong>der</strong> Gäste auch vom „reichen<br />

Norden“) abzubauen, ein Verständnis <strong>von</strong> tatsächlich gemeinsamen Problemen<br />

zu entwickeln, Lösungsansätze aus dem Süden auch für die eigene Realität<br />

als Anregung zu erkennen.<br />

Auch Projekterk<strong>und</strong>ungsreisen wurden – wenngleich in einem relativ geringen Umfang<br />

– geför<strong>der</strong>t, um beson<strong>der</strong>s Vereinen, die am Anfang einer Kooperation mit<br />

Partnern im Süden stehen, die Möglichkeit zu bieten, konkrete Fragen vor Ort zu<br />

recherchieren. Im Kontext <strong>der</strong> Diskussion zu sozialen Wirkungen <strong>von</strong> Projekten wurde<br />

angeregt, eine Querschnittsevaluierung zu den verschiedenen Reise- <strong>und</strong> Austauschprogrammen<br />

in Betracht zu ziehen.<br />

Ein dritter wesentlicher Bereich <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung <strong>von</strong> Inlands<strong>projekten</strong><br />

sind Publikationen. Neben den drei entwicklungspolitischen<br />

Zeitschriften INKOTA-R<strong>und</strong>brief, Umbrüche<br />

(Baobab-Infoladen e. V.) <strong>und</strong> Quetzal (Dritte Welt<br />

Zentrum Leipzig e. V.) wurden u. a. Informationsbriefe des<br />

ENS <strong>und</strong> SODI, Einzelhefte mit entwicklungspolitischer<br />

Schwerpunktsetzung des Magazins DAMID, <strong>der</strong> Ecovisionsr<strong>und</strong>brief<br />

<strong>von</strong> KATE sowie zwei Publikationen zum<br />

Thema Entschuldung mitfinanziert.<br />

Personalkostenför<strong>der</strong>ungsfonds<br />

Obgleich die För<strong>der</strong>ung <strong>von</strong> Personalkosten nicht ausdrücklich unter die in <strong>der</strong> Satzung<br />

festgelegten För<strong>der</strong>schwerpunkte fällt, zeigte sich seit Gründung <strong>der</strong> Stiftung<br />

immer deutlicher, daß eine Unterstützung <strong>der</strong> ostdeutschen Nichtregierungsorganisationen<br />

auf diesem Gebiet dringend erfor<strong>der</strong>lich ist, um die erreichte Qualität<br />

<strong>der</strong> geleisteten Arbeit, die auch <strong>von</strong> <strong>der</strong> personellen Kontinuität abhängig ist, zu<br />

sichern. Nach umfassenden Überlegungen, wie dies am sinnvollsten zu gewährleisten<br />

sei, ohne an<strong>der</strong>erseits die Projektmittel zu stark zu schmälern, wurde 1996<br />

ein Personalkostenför<strong>der</strong>ungsfonds aufgelegt, aus dem insgesamt 13 Stellen kofinanziert<br />

wurden. Dieser Fonds hatte zunächst eine Laufzeit <strong>von</strong> 3 Jahren <strong>und</strong> wurde<br />

1998 evaluiert. Die wesentlichen Ergebnisse dieser Evaluierung waren:<br />

Der PFF ist ein wichtiges För<strong>der</strong>instrument, das die Bedürfnisse vieler NRO exakt<br />

trifft.


För<strong>der</strong>tätigkeit <strong>der</strong> Stiftung<br />

Die För<strong>der</strong>ung <strong>von</strong> Personalkosten hat zur Stabilisierung <strong>und</strong> zur quantitativen<br />

<strong>und</strong> qualitativen Verbesserung <strong>der</strong> Projektarbeit geführt. Die Planung <strong>und</strong> Durchführung<br />

<strong>von</strong> längerfristigen Programmen wurde ermöglicht, Kofinanzierungen<br />

seitens des B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> <strong>der</strong> EU wurden in zum Teil erheblicher Höhe eingeworben.<br />

Eine Weiterführung des PFF ist – da sich die finanzielle Situation <strong>der</strong> Mehrheit<br />

<strong>der</strong> Vereine im Vergleich zu 1996 nicht wesentlich verän<strong>der</strong>t hat – zur weiteren<br />

Stabilisierung <strong>der</strong> entwicklungspolitischen Landschaft in den neuen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n<br />

notwendig. Aufgr<strong>und</strong> des bestehenden Bedarfs ist eine Aufstockung <strong>der</strong><br />

Mittel empfehlenswert.<br />

Bei einer Fortführung des PFF sollten im wesentlichen die bisherigen Modalitäten<br />

beibehalten werden.<br />

Das PFF-Programm sollte bei einer Neuauflage wie<strong>der</strong>um öffentlich ausgeschrieben<br />

werden.<br />

Der Vorstand <strong>und</strong> <strong>der</strong> Rat <strong>der</strong> Stiftung Nord-Süd-Brücken haben auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage<br />

dieser Empfehlungen die Neuauflage des PFF (PFF II) in Höhe <strong>von</strong> 288.000 DM/<br />

Jahr für den Zeitraum 01.07.1999–30.06.2002 beschlossen. Da eine Aufstockung<br />

des PFF aus stiftungseigenen Mitteln in unvertretbarer Weise zu einer Schmälerung<br />

<strong>der</strong> Projektmittel führen würde, wurde bereits 1997/98 nach alternativen Finanzierungs<strong>möglichkeiten</strong><br />

gesucht. Intensive Gespräche <strong>und</strong> Verhandlungen auf<br />

politischer (Ausschuss für wirtschaftiche Zusammenarbeit, Gespräche mit den BerichterstatterInnen<br />

des Haushaltsausschusses des Deutschen B<strong>und</strong>estags) <strong>und</strong> auf<br />

administrativer Ebene führten zum Erfolg: für die Neuauflage des PFF wurden vom<br />

BMZ zusätzlich jeweils 288.000 DM/Jahr bereitgestellt 1 . Damit ist die För<strong>der</strong>ung<br />

<strong>von</strong> insgesamt 27 Stellen möglich. Kofinanziert wird sowohl die konkrete Arbeit in<br />

Einzelorganisationen wie auch – im Vergleich zum PFF I in verstärktem Maß – die<br />

Tätigkeit <strong>von</strong> MultiplikatorInnen wie GruppenberaterInnen für Weltläden <strong>und</strong> KoordinatorInnen<br />

<strong>der</strong> Landesnetzwerke. Bereits im Rahmen <strong>von</strong> PFF I geför<strong>der</strong>te Stellen<br />

werden mit einem geringeren Zuschuss als bislang geför<strong>der</strong>t, um einerseits eine<br />

größere Anzahl <strong>von</strong> Vereinen an dem Programm beteiligen zu können <strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits<br />

den Anreiz, alternative Finanzierungs<strong>möglichkeiten</strong> zu akquirieren, weiter zu<br />

erhöhen.<br />

Auch für die zweite Phase <strong>der</strong> Personalkostenför<strong>der</strong>ung ist eine Evaluierung vorgesehen,<br />

um die Wirkungen dieses För<strong>der</strong>instruments besser einschätzen <strong>und</strong> auf<br />

möglicherweise neue Entwicklungen entsprechend reagieren zu können.<br />

1 Aus den Mitteln des BMZ werden nur Stellen geför<strong>der</strong>t, die sich schwerpunktmäßig mit <strong>der</strong><br />

Durchführung <strong>von</strong> Auslands<strong>projekten</strong> beschäftigen.<br />

19


För<strong>der</strong>tätigkeit <strong>der</strong> Stiftung<br />

REGIONALE AUFTEILUNG DER FÖRDERMITTEL<br />

20<br />

B<strong>und</strong>esland bewilligte Summe in %<br />

Berlin 2.020.382,70 64,4<br />

Brandenburg 316.952,25 10,1<br />

Mecklenburg Vorpommern 77.342,00 2,5<br />

Sachsen 424.845,00 13,5<br />

Sachsen-Anhalt 171.155,00 5,5<br />

Thüringen 127.406,00 4,0<br />

Die auch in den vorangegangenen Jahren zu beobachtende Mittelkonzentration<br />

auf Berlin setzte sich auch 1998/99 fort. Dies beruht zum einen darauf, daß ein<br />

großer Teil <strong>der</strong> geför<strong>der</strong>ten NRO ihren Sitz in Berlin hat (45 <strong>von</strong> insgesamt 104).<br />

Zum an<strong>der</strong>en spiegelt sich hier auch die bereits erwähnte Tendenz wi<strong>der</strong>, daß einige<br />

wenige größere Organisationen einen hohen Anteil an den Gesamtför<strong>der</strong>mitteln<br />

umsetzen. So entfallen <strong>von</strong> den an Berliner NRO ausgereichten Mitteln 57 %<br />

(1,15 Mio DM) auf die vier Vereine SODI, INKOTA, OIKOS <strong>und</strong> GSE, <strong>der</strong> Rest teilt sich<br />

auf 41 Organisationen auf. Bemerkenswert ist, daß gerade bei den größeren Organisationen<br />

die Stiftungsmittel zur Kofinanzierung <strong>von</strong> Vorhaben eingesetzt werden,<br />

die in weitaus höherem Maße <strong>von</strong> <strong>der</strong> Europäischen Union bzw. dem BMZ mitfinanziert<br />

werden. Vereine mit einem vergleichbaren Mittelumsatz gibt es in den<br />

an<strong>der</strong>en B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n noch nicht. Beson<strong>der</strong>s deutlich wird das im Bereich <strong>der</strong><br />

Auslandsprojektarbeit: <strong>von</strong> 21 Auslands<strong>projekten</strong> mit einer För<strong>der</strong>summe <strong>von</strong> mehr<br />

als 35.000 DM wurden 15 <strong>von</strong> Berliner NRO, drei <strong>von</strong> NRO aus Sachsen <strong>und</strong> je ein<br />

Projekt <strong>von</strong> NRO aus Brandenburg, Thüringen <strong>und</strong> Mecklenburg-Vorpommern realisiert.<br />

Die vom Stiftungsrat beschlossene Regelung, daß einzelne Vereine nicht<br />

mehr als 10 % <strong>der</strong> jährlichen Gesamtför<strong>der</strong>summe erhalten können (wobei bei<br />

mehrjährigen Projekten ein Vorgriff auf kommende Haushaltsjahre möglich ist),<br />

setzt diesem Konzentrationsprozess eine Grenze zugunsten kleinerer Träger.<br />

Auch bei <strong>der</strong> Entscheidung über die Personalkostenför<strong>der</strong>ung wurde <strong>der</strong> regionale<br />

Aspekt berücksichtigt. Neben <strong>der</strong> Zielstellung, die gewachsene Kompetenz <strong>und</strong> Stabilität<br />

<strong>der</strong> größeren Vereine zu erhalten <strong>und</strong> zu beför<strong>der</strong>n, wurde ein beson<strong>der</strong>es<br />

Augenmerk auf die Unterstützung <strong>von</strong> Vereinen außerhalb Berlins gelegt. Dies geschieht<br />

sowohl durch die För<strong>der</strong>ung aller größeren „Zentren“ außerhalb Berlins als<br />

auch durch die För<strong>der</strong>ung <strong>von</strong> Gruppenberatungs- <strong>und</strong> Netzwerkstellen. Folgerichtig<br />

erhalten Berliner NRO nur 33 % <strong>der</strong> PFF-Mittel, sind also proportional zu ihrem Gesamtanteil<br />

an <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Stiftung hier in deutlich geringerem Maße berücksichtigt.


För<strong>der</strong>tätigkeit <strong>der</strong> Stiftung<br />

Eine wesentliche Frage war im Berichtszeitraum, welche Rolle die Stiftung als entwicklungspolitischer<br />

Akteur zukünftig spielen sollte. Die För<strong>der</strong>tätigkeit <strong>der</strong> Stiftung<br />

ist sowohl bei den Vereinen als auch im (entwicklungs)politischem Umfeld<br />

anerkannt. Im 1997 begonnenen intensiveren Dialogprozess mit den NRO über <strong>der</strong>en<br />

Erwartungen an die Stiftung <strong>und</strong> auch in <strong>der</strong> folgenden, 1998 weitergeführten<br />

Diskussion in den Stiftungsgremien, kristallisierten sich folgende Schwerpunkte<br />

heraus:<br />

1) Weiterführung <strong>der</strong> För<strong>der</strong>tätigkeit, einschließlich <strong>der</strong> bisher angebotenen Beratungsleistungen<br />

2) Einwerbung <strong>von</strong> zusätzlichen staatlichen <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> privaten Mitteln zur Ausweitung<br />

<strong>der</strong> För<strong>der</strong>tätigkeit<br />

3) Verstärkung <strong>der</strong> Öffentlichkeitsarbeit, um die Stiftung <strong>und</strong> die <strong>von</strong> ihr geför<strong>der</strong>ten<br />

NRO bekannter zu machen<br />

4) Vertretung <strong>von</strong> Interessen ostdeutscher NRO auf B<strong>und</strong>esebene, sofern dies <strong>von</strong><br />

den NRO nicht selbst in hinreichendem Maß geleistet werden kann<br />

5) Initiierung <strong>von</strong> Gesprächsforen zu übergreifenden entwicklungspolitischen Fragestellungen<br />

in Ergänzung (nicht in Konkurrenz!) zu bestehenden NRO-Angeboten.<br />

Dieser Aufgabenkatalog stellte neue Anfor<strong>der</strong>ungen an die Arbeit <strong>der</strong> Stiftung. Die<br />

in den vorangegangenen Jahren eher begleitend geleistete Lobbyarbeit gewann<br />

neue Bedeutung.<br />

Die Beratungstätigkeit zu Projektplanung, Antragstellung, Projektdurchführung,<br />

Abrechnung <strong>und</strong> Evaluierung wurde kontinuierlich weitergeführt.<br />

Im Frühjahr 1998 wurde das Seminar „Entwicklungszusammenarbeit in den alten<br />

<strong>und</strong> in den neuen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n – gemeinsame Herausfor<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> getrennte<br />

Wege?“ durchgeführt. Eingeladen waren eine Reihe <strong>von</strong> VertreterInnen <strong>von</strong> NRO<br />

aus den alten B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n, um die Kommunikation zwischen „Ossis“ <strong>und</strong> „Wessis“<br />

zu beför<strong>der</strong>n, Erfahrungsaustausch<br />

zu ermöglichen<br />

<strong>und</strong> durch das<br />

gegenseitige Kennenlernen<br />

zukünftige Kooperationen<br />

zu erleichtern.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> großen<br />

Nachfrage <strong>und</strong> <strong>der</strong> Beobachtung,<br />

daß zu Fragen<br />

Foto: Eberhard Bauer<br />

INLANDSARBEIT DER STIFTUNG<br />

21


För<strong>der</strong>tätigkeit <strong>der</strong> Stiftung<br />

22<br />

<strong>der</strong> Projektplanung <strong>und</strong> -durchführung weiterhin ein hoher Fortbildungsbedarf besteht,<br />

wurde im Herbst unter dem Titel „Zur Entwicklung <strong>von</strong> Entwicklungs<strong>projekten</strong>“<br />

ein weiteres Seminar zu Methoden <strong>der</strong> Projektplanung angeboten.<br />

Im Kontext <strong>der</strong> Diskussionen zum Thema Evaluierung innerhalb <strong>der</strong> Stiftung wurde<br />

im Frühjahr 1999 das Seminar „Zu Wirkungen <strong>und</strong> Nebenwirkungen <strong>von</strong> Projekten<br />

– Methoden <strong>der</strong> Evaluierung“ durchgeführt. Ziel war es zum einen, NRO-Vertreter-<br />

Innen verschiedene Möglichkeiten zur Untersuchung <strong>der</strong> sozialen Wirkungen<br />

<strong>von</strong> Projekten vorzustellen, Erfahrungen an<strong>der</strong>er NRO auf diesem<br />

Gebiet bekannt zu machen <strong>und</strong> mit Evaluierungen verb<strong>und</strong>ene<br />

mögliche Probleme <strong>und</strong> Schwierigkeiten zu analysieren,<br />

zum an<strong>der</strong>en, die Verwendungsmöglichkeit des<br />

<strong>von</strong> <strong>der</strong> Stiftung entwickelten Fragerasters zu überprüfen.<br />

Im Herbst 1999 fand das erste Seminar <strong>der</strong> Stiftung,<br />

das sich explizit mit Problemen <strong>der</strong> entwicklungspolitischen<br />

Inlandsarbeit beschäftigte, statt.<br />

Unter <strong>der</strong> Fragestellung „Lernen vom Süden – aber<br />

wie <strong>und</strong> was?“ wurden Möglichkeiten, einen breiteren<br />

Kreis <strong>von</strong> Menschen zu erreichen, vorgestellt, verschiedene<br />

Methoden <strong>und</strong> Arbeitsansätze (<strong>und</strong> <strong>der</strong>en Grenzen)<br />

diskutiert <strong>und</strong> – unterstützt durch zwei südafrikanische<br />

ExpertInnen – eigene Bil<strong>der</strong> <strong>und</strong> Wertungen über „den Süden“<br />

kritisch hinterfragt.<br />

Zusätzlich wurden in Kooperation mit <strong>der</strong> Friedrich-Ebert-Stiftung, Büro Brüssel,<br />

1998 <strong>und</strong> 1999 erstmals Informationsseminare zur EU-Entwicklungspolitik in Brüssel<br />

organisiert. Jeweils zehn TeilnehmerInnen hatten die Gelegenheit, mit VertreterInnen<br />

verschiedener in Brüssel ansässigen Institutionen, <strong>der</strong> Generaldirektion<br />

VIII/A4 <strong>und</strong> Abgeordneten des Europäischen Parlaments in Austausch zu treten.<br />

In Kooperation mit bengo wurden 1999 zwei Seminare zum F<strong>und</strong>raising <strong>und</strong> Beratungstage<br />

zur Antragstellung beim BMZ in <strong>der</strong> Geschäftsstelle in Berlin angeboten.<br />

Ein weiterer Schwerpunkt war die Organisation <strong>von</strong> Informationsgesprächen sowohl<br />

mit politisch Verantwortlichen als auch mit VertreterInnen an<strong>der</strong>er Finanzierungsinstitutionen.<br />

So fanden Veranstaltungen mit den parlamentarischen Staatssekretären<br />

Klaus-Jürgen Hedrich <strong>und</strong>, nach dem Regierungswechsel in Bonn, Uschi<br />

Eid, mit <strong>der</strong> Abgeordneten Antje Hermenau, mit Karen Birchall <strong>und</strong> Sigurd Illing<br />

<strong>von</strong> <strong>der</strong> Generaldirektion VIII <strong>der</strong> Europäischen Kommission <strong>und</strong> mit Bernd Dreesmann<br />

<strong>von</strong> Euronaid statt. Vermittelt wurden auch Fortbildungsangebote <strong>von</strong> CDG<br />

<strong>und</strong> DSE für MitarbeiterInnen ostdeutscher NRO <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Partnerorganisationen<br />

im Süden.


Foto: Ingrid Rosenburg<br />

För<strong>der</strong>tätigkeit <strong>der</strong> Stiftung<br />

Stärker als in den Vorjahren war die Stiftung in <strong>der</strong> Fachöffentlichkeit präsent. Sie<br />

stellte u. a. ihre Arbeit dem AWZ, dem B<strong>und</strong>-Län<strong>der</strong>ausschuss <strong>und</strong> dem Nord-Süd-<br />

Beirat des Landes Brandenburg vor, arbeitete aktiv bei VENRO <strong>und</strong> im Berliner Landesnetzwerk<br />

BER mit. Seit November 1999 ist <strong>der</strong> Geschäftsführer <strong>der</strong> Stiftung Mitglied<br />

des Vorstands <strong>von</strong> VENRO, so daß die Vertretung <strong>der</strong> Interessen ostdeutscher<br />

NRO auf B<strong>und</strong>esebene auch zukünftig eine größere Bedeutung für die Arbeit <strong>der</strong><br />

Stiftung erlangen wird.<br />

Mit einem gemeinsamen mit <strong>der</strong> Stiftung Umverteilen! herausgegebenen Aufruf<br />

zur Bildung <strong>von</strong> lokalen Aktionsgruppen im Rahmen <strong>der</strong> internationalen ATTAC-<br />

Kampagne, <strong>der</strong> Mitzeichnung <strong>der</strong> Entschuldungskampagne <strong>und</strong> <strong>der</strong> Kampagne zur<br />

Reform <strong>der</strong> Hermes-Bürgschaften nahm die Stiftung auch zu entwicklungspolitischen<br />

Fragen Stellung. Sie trat öffentlich entschieden gegen die Beteiligung <strong>der</strong><br />

B<strong>und</strong>esregierung am Krieg in Jugoslawien ein <strong>und</strong> war Mitinitiatorin einer Veranstaltung<br />

<strong>von</strong> VENRO zur Frage <strong>der</strong> Position entwicklungspolitischer Nichtregierungsorganisationen<br />

zu diesem Krieg.<br />

1999 wurde <strong>von</strong> den Stiftungsgremien ein umfassendes Konzept zur Öffentlichkeitsarbeit<br />

beschlossen. Ein erster Schritt zur Umsetzung dieses Konzeptes war die Veranstaltung<br />

„Im Osten nichts Neues?!“ anläßlich des 10. Jahrestages <strong>der</strong> Maueröffnung<br />

<strong>und</strong> des 5. Jahres<br />

des Bestehens <strong>der</strong> Stiftung<br />

Nord-Süd-Brücken. Am „historischen“<br />

Tagungsort des<br />

Entwicklungspolitischen<br />

R<strong>und</strong>en Tisches im Bonhoeffer-Haus<br />

wagten Vertreter<br />

verschiedener Nichtregierungsorganisationen<br />

einen<br />

Rückblick auf die letzten<br />

zehn Jahren, berichteten<br />

über Erfolge <strong>und</strong> Ent-Täuschungen, über bewährte <strong>und</strong> innovative Ansätze, über<br />

Wünsche <strong>und</strong> Perspektiven. Eine Dokumentation dieser Veranstaltung liegt als erstes<br />

Heft <strong>der</strong> Schriftenreihe <strong>der</strong> Stiftung Nord-Süd-Brücken vor.<br />

Gemeinsam mit dem BMZ <strong>und</strong> <strong>der</strong> DSE wurde am 08.November 1999 die Veranstaltung<br />

„Noch die internationale Solidarität?“ durchgeführt, auf <strong>der</strong> die weitere Geschichte<br />

<strong>von</strong> DDR-Entwicklungs<strong>projekten</strong> <strong>und</strong> die Entwicklung einer ostdeutschen<br />

entwicklungspolitischen Szene nach <strong>der</strong> Wende diskutiert wurde. Auch zu dieser<br />

Veranstaltung wird eine Dokumentation erscheinen.<br />

23


För<strong>der</strong>tätigkeit <strong>der</strong> Stiftung<br />

24<br />

Was ich weiß<br />

Dauernd erinnern sie mich daran,<br />

daß ich eine Frau bin<br />

(als wenn ich das nicht wüßte).<br />

Und daß ich deswegen nichts weiß.<br />

Ich weiß nur, daß, als ich geboren wurde,<br />

die Hebamme 3 Quetzales bekam<br />

<strong>und</strong> nicht 5 wie für meinen Bru<strong>der</strong>.<br />

Ich weiß nur, daß ich mich nicht daran erinnere,<br />

wann ich lernte, Wasser zu holen,<br />

Holz zu suchen, Feuer zu machen<br />

<strong>und</strong> die kleinen Kin<strong>der</strong> zu tragen.<br />

Ich weiß nur, daß ich nicht sagen konnte,<br />

daß Mateo mir gefiel,<br />

<strong>und</strong> daß mein Vater mich mit Pedro verheiratete.<br />

Ich weiß nur,<br />

daß an<strong>der</strong>e darüber entscheiden,<br />

wieviele Kin<strong>der</strong> ich haben werde.<br />

Ich weiß nur,<br />

daß ich lesen lernen möchte,<br />

zu Versammlungen gehen, teilnehmen <strong>und</strong><br />

helfen, daß die an<strong>der</strong>en Frauen ihr Leben sehen.<br />

Und es gefiele mir auch,<br />

wenn alle Männer wüßten,<br />

daß ich all das weiß.<br />

(Anonym, Frau aus Ixil-Gebiet.)


Wirkungserfassung <strong>von</strong> NRO-Projekten<br />

Möglichkeiten <strong>und</strong> Grenzen<br />

<strong>der</strong> Wirkungserfassung <strong>von</strong> NRO-Projekten<br />

DENN SIE WISSEN (NICHT), WAS SIE TUN …<br />

ZUR WIRKUNGSERFASSUNG DER ARBEIT VON NRO<br />

Claudia <strong>von</strong> Braunmühl<br />

I. Entwicklungspolitische Nicht-Regierungsorganisationen (NRO) genossen bis vor<br />

kurzem einen ganz erheblichen Vertrauensvorsprung hinsichtlich <strong>der</strong> ihnen ohne<br />

weiteres abgenommenen positiven Folgen ihres Tuns. NRO galten, gleichsam qua<br />

Spezies, als basisnah, moralisch überlegen, wegen überschaubarer Größenordnungen<br />

effizient; sie waren die Barfüßler <strong>der</strong> Entwicklungs-Community <strong>und</strong> sie waren<br />

gut.<br />

Dieser Bonus wird aus zwei nur dem Anschein nach unzusammenhängenden Gründen<br />

in den 90er Jahren nicht mehr so ohne weiteres gegeben. Auf <strong>der</strong> einen Seite,<br />

das begann schon in den 80er Jahren mit <strong>der</strong> neo-liberalen Strukturanpassung,<br />

ließen sich NRO, lokale wie internationale, zunehmend in Aktivitäten einbinden,<br />

die den wachsenden Rückzug <strong>von</strong> Regierungen aus sozialen Gr<strong>und</strong>diensten kompensieren<br />

<strong>und</strong> zur Bewältigung gefährdeter Lebenslagen <strong>der</strong> verarmenden Bevölkerung<br />

beitragen sollten. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite trug die Akzentverlagerung auf gute<br />

Regierungsführung (good governance), Demokratisierung <strong>und</strong> die „Entdeckung“ <strong>der</strong><br />

Zivilgesellschaft dazu bei, daß Regierungen <strong>und</strong> internationale Entwicklungsorganisationen<br />

verstärkt Kontakte <strong>und</strong> Diskussionen mit NRO suchten o<strong>der</strong> zumindest<br />

in wachsendem Maße zuließen.<br />

Natürlich ist es demokratietheoretisch kein geringes Problem, wenn hinsichtlich<br />

ihrer internen Struktur völlig unbefragte Organisationen so ohne weiteres als Surrogat<br />

für Zivilgesellschaft <strong>und</strong> Repräsentant <strong>von</strong> Demokratie genommen werden.<br />

An<strong>der</strong>erseits ist es durchaus ein Zugewinn an Gesellschaftlichkeit, wenn die plurale<br />

Stimmenvielfalt in entscheidungsrelevanten R<strong>und</strong>en wächst, wenn aus dem po-<br />

25


Wirkungserfassung <strong>von</strong> NRO-Projekten<br />

26<br />

litischen Prozeß ausgeschlossene Stimmen sich per Anwaltschaft ein gewisses Gehör<br />

verschaffen können, wenn neue Erkenntnisse <strong>und</strong> Erfahrungen zur Sprache<br />

kommen <strong>und</strong> wenn aus <strong>der</strong> Gesellschaft heraus den Mächtigen Rechenschaftslegung<br />

(accountability) abgefor<strong>der</strong>t wird. Es häufen sich aber doch in den letzten<br />

Jahren auch in <strong>der</strong> BRD die Stimmen, die dafür plädieren, daß entwicklungspolitische<br />

NRO, wie an<strong>der</strong>e Durchführungsorganisationen <strong>der</strong> Entwicklungszusammenarbeit<br />

auch, zumindest bereit sein müssen, sich Verfahren <strong>von</strong> Transparenz <strong>und</strong><br />

Wirksamkeitsprüfung zu stellen. 1<br />

Das ist zunächst fast als Zumutung empf<strong>und</strong>en <strong>und</strong> mit vielfältigen Einwänden abgewehrt<br />

worden. Der Partner empfinde eine Evaluierung als Übergriff <strong>und</strong> Kontrolle,<br />

die einzusetzenden Mittel stünden in keinem gerechtfertigtem Verhältnis zu<br />

Projekt- <strong>und</strong> Programmausgaben, Evaluierungen stören die sensible Interaktion<br />

mit <strong>der</strong> Bevölkerung. Der Wunsch, Wirkungen <strong>und</strong> Nebenwirkungen 2 des eigenen<br />

Handelns kennenzulernen, ist offenbar kein son<strong>der</strong>lich spontaner.<br />

Ob nun Evaluierung o<strong>der</strong>, wohin sich <strong>der</strong> Trend in den letzten Jahren zunehmend<br />

verschiebt, Wirkungsanalyse, was sind eigentlich die Fragen, denen da nachgegangen<br />

werden soll? Es geht in <strong>der</strong> Tat um Wirkungen <strong>und</strong> Nebenwirkungen. Die klassische<br />

Evaluierung hat noch mehr nach dem Zusammenhang <strong>von</strong> geplanten Ergebnissen<br />

<strong>und</strong> eingesetzten Mitteln gefragt. Damit lagen dann eher Tätigkeiten auf<br />

dem Prüfstand, ob sie zielangemessen angelegt <strong>und</strong> umgesetzt wurden, ob das Projekt<br />

für Zielgruppen <strong>und</strong> Partnerorganisationen zufriedenstellend funktionierte, ob<br />

die Kosten-Nutzen-Relation stimmte. Heute, nicht zuletzt unter dem Druck des<br />

wachsenden Zweifels an <strong>der</strong> Entwicklungszusammenarbeit, erweitern sich die Fragestellungen.<br />

Welche Wirkungen hat das Projekt erzielt? Direkte? Indirekte? Wie hat man sich<br />

über die Wünschbarkeit dieser o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>er Wirkungen verständigt? Welche Verständigungsformen<br />

sind in das laufende Projektgeschehen eingebaut? Wie verhalten<br />

sich die feststellbaren Wirkungen zu den ursprünglichen Zielsetzungen? Haben<br />

die sich verän<strong>der</strong>t? Wie ist das geschehen <strong>und</strong> wer hat da mitzureden gehabt o<strong>der</strong><br />

1 Matthias Weiter, Rudolf Huber, Wirkungskontrolle bei Nichtregierungsorganisationen, in:<br />

Entwicklung <strong>und</strong> Zusammenarbeit 35, 11/1994, S. 291/292<br />

2 So auch <strong>der</strong> gleichnamige Titel des Hermann Dolzer et al., herausgegebenen Bandes<br />

Wirkungen <strong>und</strong> Nebenwirkungen. Ein Beitrag <strong>von</strong> Misereor zur Diskussion über Wirkungsverständnis<br />

<strong>und</strong> Wirkungserfassung in <strong>der</strong> Entwicklungszusammenarbeit, Aachen 1998


Wirkungserfassung <strong>von</strong> NRO-Projekten<br />

sich durchgesetzt? Haben sich an<strong>der</strong>e als die erwarteten <strong>und</strong> erhofften Wirkungen<br />

eingestellt? Positive? Negative? In welchen Bereichen war dies am meisten bzw. am<br />

geringfügigsten <strong>der</strong> Fall? Auf wirtschaftlicher, ökologischer, sozio-kultureller , politischer<br />

Ebene? Welche Vor/Nachteile haben sich für Männer <strong>und</strong> Frauen ergeben?<br />

Sind irgendwelche Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Geschlechterordnung zu verzeichnen? Welche<br />

an<strong>der</strong>en Faktoren mußten noch dazu kommen, um bestimmt Wirkungen zu erzielen?<br />

Auf welche vom Projekt unabhängigen Variablen hat das Projekt als Katalysator<br />

o<strong>der</strong> Initiator gewirkt? Sind die Wirkungen bedeutsam? Für wen? Können sie<br />

für nachhaltig erachtet werden? Können sie Breitenwirksamkeit entfalten?<br />

Das sind Fragen, die natürlich alle im Handlungsbereich eines Projekts o<strong>der</strong> eines<br />

Programms brennend interessieren werden, bzw. sollten, <strong>und</strong> die im jeweiligen Kontext<br />

mit ganz unterschiedlichen Konkretionen auszukleiden sind. Darum ist es so<br />

wichtig, nicht einfach „nur“ den Projektfortgang plangemäß voranzutreiben, son<strong>der</strong>n<br />

unaufwendige Formen zu ersinnen, die es erlauben, mit allen Beteiligten Verständigung<br />

über Erreichtes zu erlangen. Das schließt schlichte Konstatierung <strong>von</strong><br />

Ergebnissen ebenso ein wie eine Verständigung über die Bewertung <strong>von</strong> Resultaten<br />

<strong>und</strong> Wirkungen <strong>und</strong> über die Ursachenzuschreibungen. Damit ist auch gesagt,<br />

daß Evaluieren <strong>und</strong> Wirkungserfassen keinesfalls nur eine statistische Übung sein<br />

kann. Verwendungsnachweise, Daten <strong>und</strong> Zahlen haben ohne Zweifel ihren Ort <strong>und</strong><br />

ihren Stellenwert. Wenn Evaluieren, wie vor Jahren aus dem BMZ verlautete, „Aus<br />

Fehlern Lernen“ bedeutet, dann kann dies ja nicht nur ein Lernen seitens <strong>der</strong>er<br />

sein, die die Fehler nicht auszubaden haben. Mit an<strong>der</strong>en Worten, das Element <strong>der</strong><br />

Kommunikation <strong>und</strong> des Austausches, <strong>der</strong> Übereinkunft o<strong>der</strong> auch des deutlichen<br />

Dissens, auf jeden Fall aber <strong>der</strong> Selbst-Aneignung des Gelernten darf auf keinen<br />

Fall fehlen.<br />

II. Die Stiftung Nord Süd Brücken wie auch die in ihr vertretenen <strong>und</strong> in ihrem<br />

Einzugsbereich angesiedelten NRO gehen nicht weniger zögerlich an die Themen<br />

Evaluierung, Wirkungserfassung <strong>und</strong> Systeme <strong>der</strong> Selbstinformation heran als zuvor<br />

<strong>und</strong> z. T. durchaus noch immer ihre westlichen Schwestern. Wenngleich mit<br />

dem Gefühl beson<strong>der</strong>er Berechtigung. Dazu mögen die relative Neuheit <strong>der</strong> kollektiven<br />

Erfahrungslage in Sachen Entwicklungszusammenarbeit <strong>und</strong> <strong>der</strong> schlechte<br />

Beigeschmack, den das Wort Evaluierung durch seine Nähe zum west-östlichen Abwicklungsgeschehen<br />

erhalten hatte, beigetragen haben. Indes, ein Blick zurück<br />

zeigt, daß es im wesentlichen die klassischen Abwehrargumente sind, die in den<br />

einzelnen Phasen <strong>der</strong> Befassung noch einmal durchlebt wurden <strong>und</strong> werden.<br />

27


Wirkungserfassung <strong>von</strong> NRO-Projekten<br />

28<br />

Eine erste Diskussion in den Gremien <strong>der</strong> Stiftung 1996 kam zu dem Ergebnis: Evaluierungen<br />

sind zu teuer <strong>und</strong> eigentlich auch gar nicht nötig. Reisen seitens <strong>der</strong><br />

Geschäftsstelle sind völlig ausreichend. Für die weitere Befassung mit dem Thema<br />

wurde eine Arbeitsgruppe eingesetzt. Dort kamen die Einwände gegen die Kontrolle,<br />

<strong>der</strong> sich Partner <strong>und</strong> Zielgruppe störend ausgesetzt fühlen würden, zur Sprache,<br />

v. a. aber Sorgen mit <strong>der</strong> eigenen Finanzierung, denen zunächst einmal Vorrang<br />

gebühre. Vorläufiges Resultat war ein <strong>von</strong> <strong>der</strong> Geschäftsstelle ausgerichtetes Seminar<br />

zum Thema Evaluierung <strong>und</strong> Wirkungserfassung, das weitgehend ohne Beteiligung<br />

<strong>von</strong> Gremienmitglie<strong>der</strong>n stattfand. Die Auswertung des Seminars in den<br />

Gremien führte zu dem Beschluß, doch erst einmal die NRO zu befragen, wie sie<br />

selber den Bedarf nach Evaluierungen sehen <strong>und</strong> ob sie in dem Zusammenhang<br />

Erwartungen an die Stiftung haben. Es gab nicht eine Rückmeldung.<br />

Daraufhin formulierte die Geschäftstelle in Zusammenarbeit mit mir eine Handreichung<br />

mit „Fragen zu gesellschaftlichen Vorraussetzungen <strong>und</strong> Wirkungen <strong>von</strong> Projekten“<br />

(s. Anhang), die zur Reflexion über entwicklungspolitische Kernfragen <strong>von</strong><br />

Projektinterventionen <strong>und</strong> Modalitäten des Informationsgewinns seitens <strong>der</strong> Beteiligten<br />

im Projektalltag dienen soll. Sie wurde ins Englische, Französische, Spanische<br />

<strong>und</strong> Russische übersetzt <strong>und</strong> auf vermuteten o<strong>der</strong> angemeldeten Bedarf verschickt.<br />

Das geschah nun gewiß nicht aus Prinzipienreiterei in einer Sache, die <strong>von</strong> den<br />

Abnehmern offenbar für eher entbehrlich gehalten wird. Das nicht zu überhörende<br />

Beschweigen des Informationsbedarfs über erzielte Wirkungen lief zeitgleich mit<br />

einer fortdauernden Diskussion in den Stiftungsgremien über sog. Investitionsprojekte,<br />

also solche, in <strong>der</strong>en Zentrum Defizite in Bereichen <strong>der</strong> materiellen Gr<strong>und</strong>versorgung<br />

liegen. Immer wie<strong>der</strong>, nicht zuletzt unter dem Aspekt <strong>der</strong> sehr begrenzten<br />

Mittel <strong>der</strong> Stiftung, wurde die Frage aufgeworfen, ob die Evidenz <strong>von</strong> Not <strong>und</strong><br />

Mangel in sich eine hinreichende Projektbegründung sein kann o<strong>der</strong> ob nicht zusätzlich,<br />

möglicherweise sogar vorrangig, Aspekte <strong>von</strong> Mobilisierung, innergesellschaftlichem<br />

Machtgewinn strukturell benachteiligter Gruppen, zumindest eine<br />

deutliche Stärkung, eine tragende Rolle spielen müßten. Dem wurde im Prinzip<br />

auch weitgehend zugestimmt. Die sich unmittelbar anschließende Frage, wie man<br />

sich einer Wirkung in dieser Richtung denn versichern könne, <strong>und</strong> zwar zunächst<br />

einmal <strong>und</strong> vor allem im Projektgeschehen selber, um dann ggf. auch nach außen<br />

auf sie antworten zu können, bleibt indes merkwürdig skeptisch <strong>und</strong> abwehrend<br />

beäugt.


Wirkungserfassung <strong>von</strong> NRO-Projekten<br />

Für die Beantwortung solch einer Fragestellung aber, darauf hat die Geschäftsstelle<br />

wie<strong>der</strong>holt in Wort <strong>und</strong> Text hingewiesen, sind Projektreisen nur sehr bedingt<br />

tauglich. Abgesehen <strong>von</strong> dem bei diesen Anlässen nun wirklich nicht <strong>von</strong> <strong>der</strong> Hand<br />

zu weisenden Vorbehalt strukturbedingter Macht <strong>und</strong> Kontrolle ist die mögliche<br />

Kommunikationstiefe völlig unzureichend für differenziertere Beurteilungen. Es<br />

lässt sich einiges sehen <strong>und</strong> hören, es läßt sich erfahren, bereden <strong>und</strong> erahnen,<br />

wo eingehen<strong>der</strong> zu sehen, zu hören <strong>und</strong> zu reden wäre, sehr viel mehr aber nicht.<br />

Deswegen ist es so wichtig, das Beobachten, Erfassen <strong>und</strong> Bewerten <strong>von</strong> Folgen<br />

<strong>und</strong> Wirkungen nicht einzig in vom Projektalltag getrennte Son<strong>der</strong>aktionen zu pakken.<br />

Die sind gewiß gelegentlich sehr nützlich <strong>und</strong> können ein aufrütteln<strong>der</strong>, u.U.<br />

auch w<strong>und</strong>erbar bestätigen<strong>der</strong> Vorgang sein. Wichtiger aber scheint mir, so viel<br />

wie möglich Feedback-Schleifen zu installieren. Wenn die in den Projektalltag nicht<br />

so recht passen wollen, dann ist es doch immer noch möglich, in kleine workshops,<br />

Seminare <strong>und</strong> ähnliches, Elemente aufzunehmen, die zur Wirkungserfassung gehörende<br />

Fragenkomplexe <strong>und</strong> Aspekte zum Thema haben. Und sei es nur, daß Wirkungsvermutungen<br />

beredet, begründet <strong>und</strong> überprüft werden.<br />

Deswegen kann es aber auch unverzichtbar sein, sich des Instruments <strong>der</strong> Wirkungserfassung<br />

zu bedienen. Im Bereich <strong>der</strong> Stiftung wird es sich dabei wahrscheinlich<br />

eher um gr<strong>und</strong>sätzlichere o<strong>der</strong> übergreifende Fragestellungen handeln<br />

als um die klassische Evaluierung eines Projekts. Ob ein <strong>von</strong> einer NRO insgesamt<br />

verfolgter För<strong>der</strong>ansatz die erwünschten Wirkungen hervorbringt? Welche Stärken<br />

<strong>und</strong> Schwächen verschiedenen <strong>von</strong> <strong>der</strong> Stiftung geför<strong>der</strong>ten NRO zu eigen sind,<br />

die in gleichen Bereichen tätig sind <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Projekttypen sich ähneln? Welche<br />

guten Erfahrungen, die ausgebaut werden sollten, mit bestimmten Ansätzen, Zielgruppen,<br />

Kooperationspartnern gemacht wurden?<br />

Die bislang einzige <strong>von</strong> <strong>der</strong> Stiftung durchgeführte Evaluierung, die des Personalkostenför<strong>der</strong>ungsfonds,<br />

diente dem Funktionserhalt <strong>der</strong> NRO. Das ist wichtig <strong>und</strong><br />

legitim. An<strong>der</strong>e Fragen indes sind noch offen.<br />

29


Wirkungserfassung <strong>von</strong> NRO-Projekten<br />

30


Wirkungserfassung <strong>von</strong> NRO-Projekten<br />

EMANZIPATORISCHE WIRKUNGEN VON PROJEKTEN<br />

ANMERKUNGEN ZUR DISKUSSION „VERBESSERUNG DER LERNBEDINGUNGEN AN LÄNDLI-<br />

CHEN SCHULEN UND BERUFSBILDUNGSZENTREN IN KARIMNAGER, INDIEN“<br />

Ramesh Chennamaneni, GSE e. V.<br />

Das Projekt „Verbesserung <strong>der</strong> Lernbedingungen an ländlichen Schulen <strong>und</strong> Berufsbildungszentren<br />

im Bezirk Karimnager, Indien“ soll neben <strong>der</strong> Bereitstellung<br />

<strong>von</strong> schulischer Infrastruktur die berufspraktische Ausbildung, die Lernbedingungen<br />

<strong>und</strong> die Berufsperspektiven <strong>der</strong> benachteiligten Kin<strong>der</strong> (speziell <strong>der</strong> Mädchen)<br />

in dieser Region nachhaltig verbessern. Das Projekt wird in Zusammenarbeit <strong>der</strong><br />

indischen NRO SEWS (Self Employed Welfare Society) <strong>und</strong> <strong>der</strong> GSE (Gesellschaft für<br />

Solidarische Entwicklungszusammenarbeit) realisiert.<br />

Ramesh Chennamaneni, Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> GSE, unternimmt im folgenden Beitrag<br />

den Versuch, die sozialen <strong>und</strong> emanzipatorischen Auswirkungen des Vorhabens darzustellen.<br />

1. Einleitung<br />

Die Zustimmung des Vorhabens durch den Stiftungsrat war mit <strong>der</strong> Auflage einer<br />

Überprüfung emanzipatorischer <strong>und</strong> sozialer Wirkungen des Projektes anhand <strong>der</strong><br />

Erfahrungen in <strong>der</strong> Durchführung im ersten Jahr verb<strong>und</strong>en. Hintergr<strong>und</strong> war <strong>der</strong><br />

Wunsch <strong>der</strong> Stiftung nach einer generellen kritischen Auseinan<strong>der</strong>setzung in einer<br />

Phase <strong>der</strong> zum Teil kontrovers verlaufenden Diskussionen über die zunehmende<br />

Infragestellung klassischer entwicklungspolitischer Modelle, wie z.B. <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung<br />

<strong>von</strong> Investitionsvorhaben. Damit sollte <strong>der</strong> Erfahrungsaustausch <strong>und</strong> die Diskussion<br />

über die Perspektive <strong>der</strong> praktischen För<strong>der</strong>tätigkeit <strong>der</strong> Stiftung, <strong>der</strong> Dialog<br />

zwischen Stiftung, NRO <strong>und</strong> ihren Partnern im Süden über die Projekte als Ausgangspunkt<br />

einer Bestimmung des Selbstverständnisses <strong>der</strong> Stiftung dienen.<br />

31


Wirkungserfassung <strong>von</strong> NRO-Projekten<br />

32<br />

2. Sozioökonomische Situation des Bezirks Karimnager<br />

Der B<strong>und</strong>esstaat Andhra Pradesh hat 22 Bezirke. Karimnager ist ein Bezirk im Norden<br />

des B<strong>und</strong>esstaates <strong>und</strong> zählt zu den am meisten zurückgebliebenen in <strong>der</strong> Telanganaregion<br />

mit einer Bevölkerung <strong>von</strong> 3,04 Millionen Menschen. Von den drei<br />

Regionen des B<strong>und</strong>esstaates ist die Telanganaregion, in <strong>der</strong> unsere Partnerorganisation<br />

SEWS tätig ist, die ärmste. In <strong>der</strong> Vergangenheit wurden diese Gebiete<br />

aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> fehlenden entwicklungspolitischen Prioritätensetzung in die Rückständigkeit<br />

getrieben.<br />

Eine <strong>der</strong> Folgen ist eine unterentwickelte Landwirtschaft in Karimnager. Die überwiegende<br />

Mehrheit <strong>der</strong> Bevölkerung <strong>von</strong> sogenannten Kastenlosen, Stammesangehörigen<br />

<strong>und</strong> den untersten Kasten (zusammen etwa 70% <strong>der</strong> Gesamtzahl <strong>der</strong> Bevölkerung)<br />

im Projektgebiet leben unter <strong>der</strong> offiziellen Armutsgrenze (Familieneinkommen<br />

weniger als 600 DM pro Jahr). Eine weitere Folge ist, daß die durchschnittliche<br />

Alphabetisierungsrate im Bezirk Karimnager im Jahre 1997 mit 37,17%<br />

(bei Frauen 30,18%) weit unter dem nationalen Durchschnitt <strong>von</strong> 52,19% liegt.<br />

Bezogen auf den Sektor des Ges<strong>und</strong>heitswesens ist die folgende Zahl erschreckend.<br />

In dieser Region liegt die Sterberate bei Gebärenden überdurchschnittlich hoch: 2–<br />

4 <strong>von</strong> 1000 schwangeren Frauen sterben. Ebenso war bis 1990 kaum ein Dorf vollständig<br />

an das Trinkwasserversorgungssystem angeschlossen.<br />

3. SEWS – GSE Kooperation<br />

Die SEWS entstand aus <strong>der</strong> seit 1985 bestehenden Avunoor Farmers Society <strong>und</strong><br />

wurde 1990 auf <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esstaatenebene als Self Employed Welfare Society gegründet.<br />

Ziel <strong>der</strong> SEWS ist es, die Lebensbedingungen, die wirtschaftliche <strong>und</strong> soziale<br />

Lage <strong>der</strong> Menschen, die am stärksten <strong>von</strong> Armut <strong>und</strong> Unterentwicklung betroffen<br />

sind, durch „Hilfe zur Selbsthilfe“ zu verbessern. Sie för<strong>der</strong>t damit in erster Linie<br />

Vorhaben <strong>von</strong> Angehörigen <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>en Kasten, Kastenlosen sowie Stammesangehörigen,<br />

die in Indien ökonomisch, sozial <strong>und</strong> kulturell beson<strong>der</strong>s benachteiligt<br />

sind. Trotz dieser Schwerpunktsetzung werden in ihren Projekten Menschen über<br />

Kasten- <strong>und</strong> Religions<strong>grenzen</strong> hinaus zusammengeführt <strong>und</strong> damit Entwicklungshemmnisse<br />

abgebaut <strong>und</strong> das individuelle Bewußtsein im Interesse <strong>der</strong> Allgemeinheit<br />

gestärkt. Diese Herangehensweise ist um so wichtiger, als es hier nicht darum<br />

geht, eine Kaste gegen die an<strong>der</strong>e zu stärken <strong>und</strong> damit letztendlich die gesellschaftliche<br />

Spaltung zu konservieren (wie dies einige Organisationen in Indien als<br />

auch aus Übersee fälschlicherweise tun).<br />

Die Arbeit <strong>der</strong> SEWS basiert auf <strong>der</strong> umfassenden Kenntnis <strong>der</strong> Probleme <strong>der</strong> Region<br />

sowie auf <strong>der</strong> Erfahrung aus <strong>der</strong> unmittelbaren Arbeit mit den betroffenen Menschen.<br />

Das zeigt sich insbeson<strong>der</strong>e darin, daß sie sich für die Eigentumsrechte <strong>der</strong>


Wirkungserfassung <strong>von</strong> NRO-Projekten<br />

Pächter <strong>und</strong> Kleinstbauern eingesetzt hat. Diese Arbeit brachte ihr viel Vertrauen<br />

aus <strong>der</strong> Bevölkerung ein <strong>und</strong> war nicht parteipolitisch motiviert. Damit trug sie<br />

wesentlich dazu bei, daß die Rahmenbedingungen für die weitere Zusammenarbeit<br />

gelegt wurden. Ähnlich war ihr Engagement mit vielen an<strong>der</strong>en politischen <strong>und</strong><br />

unabhängigen Kräften des Landes für die Gleichberechtigung <strong>der</strong> Frauen, was dann<br />

im Jahre 1993 zur Verfassungsän<strong>der</strong>ung führte.<br />

Die SEWS verfolgt eine Vision, daß die Unterdrückung <strong>der</strong> Benachteiligten in Indien<br />

eines Tages beendet wird, daß diese Menschen den gleichen Zugang zu den verschiedenen<br />

Ressourcen, Technologien <strong>und</strong> Institutionen bekommen, um ihr Lebensziel<br />

selbst zu definieren <strong>und</strong> selbständig zu gestalten. Um diese soziale Verän<strong>der</strong>ung<br />

zu erreichen, versucht sie einen breiteren gesellschaftlichen Konsens zu<br />

schaffen. Dies spiegelt sich in ihrer Strategie einer Zusammenarbeit mit kommunalen<br />

Akteuren als auch mit verschiedenen staatlichen Institutionen wi<strong>der</strong> (siehe<br />

Abb. 1).<br />

Government of<br />

Andhra Pradesh<br />

Resources, policies and<br />

administrative support<br />

Local Government<br />

(Panchayats)<br />

Abb. 1: Model of Development Cooperation<br />

Resources and institutional<br />

evolution<br />

Partnership<br />

Participatory Implementation of Agenda for Education<br />

People and grassroots institutions (School Committees)<br />

External agencies<br />

(GSE, Germany)<br />

Resources and institutional<br />

evolution<br />

NGO-SEWS, India<br />

Ohne zu übertreiben, ist die politische Lage in Andhra Pradesh <strong>von</strong> einer Aufbruchstimmung<br />

geprägt. Im April 1993 wurden weitreichende Rechte für die unteren<br />

Bevölkerungsschichten in <strong>der</strong> indischen Verfassung verankert. Die Rolle <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esstaaten<br />

gegenüber <strong>der</strong> Zentralregierung wurde gestärkt. Die Teilnahme <strong>von</strong> Frau-<br />

33


Wirkungserfassung <strong>von</strong> NRO-Projekten<br />

34<br />

en gerade am politischen Leben hat einen enormen Aufschwung durch die Verbesserung<br />

<strong>der</strong> politischen Rahmenbedingungen seit 1995 erhalten. Es wird zunehmend<br />

akzeptiert, daß Frauen gleichberechtigt die Prioritätensetzung <strong>von</strong> Entwicklungsvorhaben<br />

mitbestimmen. In Andhra Pradesh gibt es nunmehr für die Besetzung<br />

<strong>der</strong> Panchayats (dörfliche Selbstverwaltungsräte) eine Quotenregelung für<br />

Kastenlose <strong>und</strong> Angehörige <strong>der</strong> Stammesbevölkerung, darunter eine Frauenquote<br />

<strong>von</strong> 30%. Diese Rahmenbedingungen haben Möglichkeiten einer stärkeren Einbindung<br />

<strong>der</strong> Selbstverwaltungsräte <strong>und</strong> <strong>der</strong> NRO SEWS in die Entwicklungsarbeit geschaffen.<br />

Die GSE ist eine ostdeutsche Nichtregierungsorganisation, die sich im Februar<br />

1990 aus einer Bürgerinitiative gegründet hat. Wir arbeiten nach dem Leitmotiv:<br />

Entwicklungsarbeit bedeutet Verän<strong>der</strong>ungen im Süden wie im Norden, gegenseitiges<br />

Geben <strong>und</strong> Nehmen, Voneinan<strong>der</strong>lernen <strong>und</strong> Füreinan<strong>der</strong>einsetzen. Die Verbindung<br />

<strong>von</strong> Auslands- <strong>und</strong> Inlandsarbeit ist ein wesentliches Merkmal <strong>der</strong> Arbeit des<br />

Vereins. Projekte im Ausland lin<strong>der</strong>n punktuell Not, das allein jedoch genügt nicht.<br />

Die Rahmenbedingungen für Entwicklung, Einstellungen <strong>und</strong> Haltungen in unserer<br />

Gesellschaft müssen verän<strong>der</strong>t werden, um einen Ausgleich zwischen Nord <strong>und</strong> Süd<br />

zu erreichen <strong>und</strong> die Lebensgr<strong>und</strong>lagen unseres Planeten Erde zu erhalten.<br />

In <strong>der</strong> Auslandsarbeit <strong>der</strong> GSE liegt einer <strong>der</strong> Schwerpunkte in <strong>der</strong> Zusammenarbeit<br />

mit <strong>der</strong> SEWS. Seit Anfang <strong>der</strong> 90er Jahre konnten eine Reihe <strong>von</strong> Projekten, vor<br />

allem in den Bereichen Erziehung <strong>und</strong> Bildung, Trinkwasser- <strong>und</strong> Sanitärversorgung,<br />

realisiert werden. Das hier beschriebene Projekt zur Verbesserung <strong>der</strong> Lernbedingungen<br />

an ländlichen Schulen <strong>und</strong> Berufsbildungszentren im Bezirk Karimnager<br />

ist das Ergebnis <strong>und</strong> die Fortsetzung <strong>der</strong> bisherigen guten <strong>und</strong> fruchtbaren<br />

Zusammenarbeit zwischen SEWS <strong>und</strong> GSE.<br />

4. Projektdurchführung<br />

Das Problem<br />

Das eigentliche Problem sind vielfältige ökonomische, soziale <strong>und</strong> soziokulturelle<br />

Faktoren, die den Zugang (access) <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> zu den ländlichen Schulen im Bezirk<br />

Karimnager erschweren. Diese Probleme sollen im Rahmen eines längerfristig angelegten<br />

Programms schrittweise beseitigt werden, bei gleichzeitiger Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Lernbedingungen durch den Bau <strong>von</strong> neuen Klassenräumen <strong>und</strong> sanitären<br />

Anlagen sowie die Einführung <strong>von</strong> berufspraktischen Ausbildungs<strong>möglichkeiten</strong>.


Wirkungserfassung <strong>von</strong> NRO-Projekten<br />

Unter den ökonomischen Faktoren, die den Zugang beeinflussen, ist vor allem die<br />

wirtschaftliche Situation <strong>der</strong> vorwiegend (bis zu 70%) auf dem Lande lebenden<br />

Klein- <strong>und</strong> Kleinstbauern sowie Landarbeiter zu berücksichtigen. Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> fehlenden<br />

Bewässerungs<strong>möglichkeiten</strong> <strong>und</strong> einer verfehlten För<strong>der</strong>ungspolitik des<br />

Agrarsektors im Bezirk Karimnager sind <strong>der</strong> überwiegende Teil kleinbäuerliche Betriebe<br />

<strong>und</strong> die Familien sehr arm. Resultierend aus dieser Tatsache hat sich eine<br />

soziale Aufgabenverteilung im Familiennetz herausgebildet, in dem Kin<strong>der</strong> als ein<br />

wichtiger Bestandteil des Arbeitslebens definiert werden. Jungen arbeiten sowohl<br />

in <strong>der</strong> Landwirtschaft als auch im Handwerk, <strong>und</strong> Mädchen sind neben <strong>der</strong> Hausarbeit<br />

für die Betreuung <strong>der</strong> Geschwister verantwortlich.<br />

Ein weiterer Faktor, <strong>der</strong> die sozio-kulturelle Gegebenheit prägt, ist <strong>der</strong> Status <strong>der</strong><br />

Frau. Die hier herrschende patriarchalische Gesellschaft schreibt den Frauen die<br />

Verantwortung für Kin<strong>der</strong>erziehung, Ernährungsfragen, Heiratsangelegenheiten (wie<br />

die Suche nach Braut o<strong>der</strong> Bräutigam) sowie Ges<strong>und</strong>heitsvorsorge zu. Das Problem<br />

<strong>der</strong> Frühverheiratung führt dazu, daß <strong>der</strong> Mädchenanteil im Unterricht nach <strong>der</strong> 7.<br />

Klasse rapide abnimmt. Eine wichtige Herausfor<strong>der</strong>ung dieses Projektes liegt darin,<br />

inwieweit es den Entwicklungsakteuren des Staates sowie den NRO gelingt, dieses<br />

Umfeld durch Bildungs- <strong>und</strong> För<strong>der</strong>ungsmaßnahmen so zu beeinflussen, daß mehr<br />

Mädchen in <strong>der</strong> Schule bleiben <strong>und</strong> Abitur machen können. Denn dies ist eine Voraussetzung<br />

zum Studium, welches auch vom Staat geför<strong>der</strong>t wird.<br />

Das Konzept des Projektes<br />

Das Konzept des Projektes identifiziert drei wesentliche Zusammenhänge, die das<br />

Problem <strong>der</strong> Verbesserung <strong>der</strong> Lernbedingungen in den ländlichen Schulen im Bezirk<br />

Karimnager maßgebend beeinflussen <strong>und</strong> miteinan<strong>der</strong> verwoben sind: <strong>der</strong> Zugang,<br />

die Qualität <strong>und</strong> die Kontrolle <strong>der</strong> Bildungsinstitutionen (s. Abb. 2). Zur Frage<br />

des Zugangs sind bereits ökonomische, soziale <strong>und</strong> soziokulturelle Faktoren genannt<br />

worden. Zur Qualität <strong>der</strong> Bildung zählen Faktoren wie Lehrer-Schüler-Verhältnis,<br />

Curriculumsreform, berufspraktische Ausbildung, Minimierung <strong>von</strong> Fehlst<strong>und</strong>en<br />

sowie die Verbesserung <strong>der</strong> Hygiene. Die Kontrolle soll durch die Vidya<br />

Committees (Schulkomitees), NRO <strong>und</strong> dörfliche Selbstverwaltungsräte (Panchayats)<br />

garantiert werden.<br />

Die Durchführung <strong>der</strong> genannten Zielsetzungen des Gesamtvorhabens erfolgt in<br />

mehreren, einan<strong>der</strong> ergänzenden Schritten, auf <strong>der</strong> Basis einer umfassenden Untersuchung<br />

<strong>und</strong> eingebettet in komplexe, alle Akteure bis auf Dorfebene miteinan<strong>der</strong><br />

verbindende Strukturen.<br />

35


Wirkungserfassung <strong>von</strong> NRO-Projekten<br />

Zugang (Access)<br />

Ökon. Faktoren<br />

Soziale Faktoren<br />

Sozio-kulturelle Faktoren<br />

Qualität<br />

Lehrer-Schüler Verhältnis<br />

Curriculumsreform<br />

Berufspraktische Ausbildung<br />

Minimierung <strong>von</strong> Fehlst<strong>und</strong>en<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Hygiene<br />

36<br />

Vidya Committees (Schulkomitees)<br />

Kontrolle<br />

Dorfebene: Wahl <strong>der</strong> Schulkomitees (Vidya Committees) durch Eltern<br />

4–5 Eltern als Direktoren<br />

1 Vorsitzen<strong>der</strong> (Chairman)<br />

Mandalebene: Mandal-Präsident (Chairman <strong>der</strong> Schulkomitees)<br />

(Sub-Distriktebene) 4 Direktoren werden aus den Vorsitzenden <strong>der</strong> Dörfer gewählt<br />

4 Direktoren werden <strong>von</strong> den oben erwähnten nominiert<br />

(da<strong>von</strong> 1 Mandal-Abgeordneter; 1 Bürgermeister; 1 NRO-Vertreter; 1 Person, die aktiv in<br />

Sport- o<strong>der</strong> Bildungskampagnen ist)<br />

Distriktebene: Zilla Parishad-Chairman (Chairman)<br />

Mandal-Präsidenten (Chairmen <strong>der</strong> Schulkomitees)<br />

Abb. 2: Zugang, Qualität <strong>und</strong> Kontrolle <strong>der</strong> Bildungsinstitutionen<br />

Son<strong>der</strong>-Kin<strong>der</strong>stätten (Anganwadis; 3–6 Jahre)<br />

Zurück zur Schule (Malli Badi; 7–12 Jahre)<br />

Child Labour Schools (Bala Karmikulu; 7–14 Jahre)<br />

Girl Child Protection Scheme (staatliche Zahlungen bei<br />

erfolgreichem Schulabschluß)<br />

Neueinstellung <strong>von</strong> 40 000 Lehrern<br />

Pflichtlehrgang <strong>und</strong> Kontrolle durch Schulkomitees<br />

Bau <strong>von</strong> 208 Räumen in 116 Schulen, Errichtung<br />

<strong>von</strong> Sanitäranlagen, Einführung <strong>von</strong> Berufsausbildung<br />

Während in den Son<strong>der</strong>-Kin<strong>der</strong>stätten (Anganwadis) Kin<strong>der</strong> aufgenommen werden,<br />

die vorher <strong>von</strong> den Geschwistern betreut wurden, damit nun die Geschwister selbst<br />

zur Schule gehen können, werden im Rahmen <strong>der</strong> Maßnahme „Zurück zur Schule“<br />

solche Kin<strong>der</strong> wie<strong>der</strong> in den Schulbetrieb integriert, die die Schule bereits aus verschiedenen<br />

Gründen verlassen mußten. Um gezielt gegen Kin<strong>der</strong>arbeit vorzugehen,<br />

werden Child Labour Schools mit Internaten gegründet <strong>und</strong> Kompensationsleistungen<br />

<strong>von</strong> 100 Rupien pro Monat an die Eltern gezahlt. Ein beson<strong>der</strong>es Programm<br />

versucht mit Hilfe staatlicher Zahlungen den erfolgreichen Schulabschluß<br />

<strong>von</strong> Mädchen zu för<strong>der</strong>n, um <strong>der</strong> Praxis früher Verheiratung entgegenzuwirken.


Wirkungserfassung <strong>von</strong> NRO-Projekten<br />

Zur Verbesserung <strong>der</strong> Qualität gehören neben einem positiven Lehrer-Schüler-Verhältnis<br />

auch die längst fällige Curriculumsreform sowie Maßnahmen wie die Einführung<br />

<strong>von</strong> berufspraktischer Ausbildung, Minimierung <strong>von</strong> Fehlst<strong>und</strong>en <strong>und</strong> die<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Hygiene. Ein wesentlicher Beitrag <strong>der</strong> Regierung liegt darin, daß<br />

sie seit 1996 massiv Neueinstellungen vorgenommen <strong>und</strong> in Zusammenarbeit mit<br />

den für diesen Zweck in einem dreiwöchigen Lehrgang fortgebildeten LehrerInnen<br />

eine Curriculumsreform begonnen hat.<br />

Mit diesen – durch das staatliche Programm abgedeckten – Maßnahmen ist <strong>der</strong><br />

Schwerpunkt des <strong>von</strong> <strong>der</strong> SEWS <strong>und</strong> <strong>der</strong> GSE zu verantwortenden eigentlichen „Projektes“<br />

untrennbar verb<strong>und</strong>en: in 55 oberen Gr<strong>und</strong>schulen (6.–7. Klasse), 50 Oberschulen<br />

(8.–10. Klasse), 4 Erweiterten Oberschulen (11.–12. Klasse) <strong>und</strong> 7 Berufsausbildungszentren<br />

werden 208 Schulräume instandgesetzt o<strong>der</strong> neugebaut <strong>und</strong> 99<br />

Trinkwasser- <strong>und</strong> Sanitäranlagen vervollständigt o<strong>der</strong> neu errichtet. Damit werden<br />

die materiellen Voraussetzungen geschaffen, um das Gesamtprogramm umsetzen<br />

zu können.<br />

Die Kontrolle <strong>der</strong> gesamten Maßnahmen unterliegt den Vidya Committees (Schulkomitees)<br />

in den jeweiligen Dörfern. Wie in <strong>der</strong> Abbildung zu sehen ist, werden<br />

diese Komitees auf <strong>der</strong> Dorfebene durch die Eltern frei gewählt. Auf <strong>der</strong> Mandalebene<br />

werden diese Maßnahmen <strong>von</strong> dem Vorsitzenden <strong>der</strong> Schulkomitees kontrolliert,<br />

<strong>der</strong> gleichzeitig Mandal-Präsident ist. Diesen Komitees gehören Direktoren<br />

aus verschiedenen Ebenen <strong>und</strong> Institutionen an, welche ein breites Spektrum an<br />

Interessengruppen repräsentieren. Auf <strong>der</strong> Bezirksebene ist <strong>der</strong> Vorsitzende des<br />

Bezirkstages (Zilla Parishad Chairman) mit den Mandal-Präsidenten zusammen für<br />

die Kontrollaufgaben zuständig.<br />

Die praktische Kontrolle geschieht folgen<strong>der</strong>maßen: In je<strong>der</strong> <strong>der</strong> in diesem Projekt<br />

beteiligten Schulen werden <strong>von</strong> den Schulkomitees Projektkoordinatoren für den<br />

Zeitraum <strong>von</strong> sechs Monaten eingestellt, die mit <strong>der</strong> SEWS kooperieren. Sie sind<br />

sowohl für die Koordinierung <strong>der</strong> Baumaßnahmen als auch <strong>der</strong> Maßnahmen zur Verbesserung<br />

des Zugangs <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> zur Schule verantwortlich. Da die indische Regierung<br />

50% <strong>der</strong> Projektkosten bereitstellt, werden <strong>von</strong> den Behörden <strong>der</strong> Panchayat<br />

Raj Engineering Department (PRED) die Baumaßnahmen bis hin zur Fertigstellung<br />

in regelmäßigen Abschnitten abgenommen. Dies geschieht auch seitens <strong>der</strong><br />

SEWS. Die Bauleistungen <strong>und</strong> die Maßnahmen zur Verbesserung <strong>der</strong> Hygiene werden<br />

nach bereits in <strong>der</strong> Planungsphase gemeinsam entwickelten einheitlichen Indikatoren<br />

überprüft. Die Konzipierung, Finanzierung <strong>und</strong> die Kontrolle <strong>von</strong> Maßnahmepaketen<br />

für die jeweiligen Dörfer zur Verbesserung des Zugangs <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong><br />

obliegen den Vidya-Komitees in enger Zusammenarbeit mit den Selbstverwaltungsräten<br />

sowohl auf <strong>der</strong> Mandal (Subdistrikt)- als auch auf <strong>der</strong> Dorf (Panchayat)-Ebe-<br />

37


Wirkungserfassung <strong>von</strong> NRO-Projekten<br />

38<br />

ne (vgl. Abb. 2). SEWS ist auf <strong>der</strong> Mandal (Subdistrikt)-Ebene vertreten. Das gesamte<br />

Programm unterliegt, wie jede an<strong>der</strong>e Entwicklungsaufgabe des Bezirks, dem<br />

Bezirksrat (Zilla Parishad), in dem jedes Mandal vertreten ist. Hier geschieht in<br />

regelmäßigen Abständen (mindestens zweimal im Jahr) das sogenannte „Review“<br />

bei dem über alle mit dem Vorhaben verb<strong>und</strong>ene Fragen, diskutiert <strong>und</strong> notwendige<br />

Anweisungen gegeben werden.<br />

Vorläufige Ergebnisse<br />

Vorläufige Ergebnisse des Projektes verdeutlichen, daß <strong>der</strong> Gesamtkomplex <strong>von</strong><br />

Maßnahmen Schritt für Schritt Wirkung zeigt. Durch die Neueinstellung <strong>von</strong> Lehrern<br />

ist <strong>der</strong> seit Jahrzehnten vorhandene Lehrermangel erfolgreich beseitigt worden.<br />

Allein im Bezirk Karimnager sind 2.400 Lehrer (da<strong>von</strong> 900 Lehrerinnen) eingestellt<br />

worden. Gleichzeitig sind bei den Curriculumsreformen gute Fortschritte<br />

gemacht worden.<br />

SEWS hat 1999 eine Studie 1 zu den bereits erzielten Erfolgen vorgelegt. Als Ergebnis<br />

ist festzuhalten, daß in <strong>der</strong> ersten Phase an 22 Schulen, darunter 3 obere<br />

Gr<strong>und</strong>schulen, 17 Oberschulen, eine Abitur-Schule sowie ein Berufsbildungszentrum,<br />

54 Klassenräume gebaut <strong>und</strong> die sanitären Bedingungen verbessert wurden.<br />

Da<strong>von</strong> haben 5.806 Kin<strong>der</strong> (da<strong>von</strong> waren 1.064 Angehörige <strong>der</strong> Kastenlosen, 140<br />

Kin<strong>der</strong> <strong>der</strong> Stammesbevölkerung, 3.482 Kin<strong>der</strong> aus nie<strong>der</strong>en Kasten <strong>und</strong> 1.120 Kin<strong>der</strong><br />

gehörten den an<strong>der</strong>en Kasten an; <strong>von</strong> <strong>der</strong> Gesamtzahl waren 2.475 Mädchen)<br />

profitiert.<br />

Die genannten Maßnahmen wurden durch eine Reihe <strong>von</strong> gezielten Programmen<br />

begleitet, um für die lokal vorhandenen Probleme nachhaltige Lösungen zu finden.<br />

Beispielsweise durch die Schaffung <strong>von</strong> 141 Son<strong>der</strong>-Kin<strong>der</strong>stätten (Anganwadis)<br />

konnten in <strong>der</strong> Region etwa 4.000 Kin<strong>der</strong>, vornehmlich Mädchen, <strong>von</strong> Familienverpflichtungen<br />

entlastet werden <strong>und</strong> sich geistig <strong>und</strong> körperlich auf den Schulbesuch<br />

vorbereiten. Im Rahmen des eingeführten Back to School Program (Malli Badi)<br />

wurden etwa 14.102 Kin<strong>der</strong> identifiziert, wo<strong>von</strong> tatsächlich 11.600 Kin<strong>der</strong> in einem<br />

zweimonatigen Sommerkurs im April/Mai 1999 die Möglichkeit erhielten in<br />

<strong>der</strong> darauffolgenden Regenzeit im Juli 1999 wie<strong>der</strong> Anschluß an die Schule zu gewinnen.<br />

In den Child Labour Schools in Sircilla, Korem <strong>und</strong> Karimnager, wo auch<br />

Internate angeschlossen sind, wurden 540 Kin<strong>der</strong> aufgenommen. Hier können sie<br />

zur Schule gehen <strong>und</strong> werden für ihre berufliche Weiterbildung an die staatlichen<br />

1 Bhagyalatha, S: Societal Prerequisites and Preliminary Effects of the Project „Improvements<br />

of Learning Conditions in Rural Schools and Vocational Training Centers in Karimnager<br />

District, India“. SEWS. 1999


Wirkungserfassung <strong>von</strong> NRO-Projekten<br />

Social Welfare Centres vermittelt. Ein weiteres Programm, gezielt für die För<strong>der</strong>ung<br />

<strong>von</strong> Mädchen konzipiert, versucht mit Hilfe staatlicher Zahlungen bei erfolgreichen<br />

Schulabschlüssen bis zum 18. Lebensjahr <strong>der</strong> Praxis früher Verheiratung entgegenzuwirken.<br />

Bisher sind 600 Mädchen in dieses Programm in Karimnager integriert<br />

worden.<br />

5. Reflexion in Deutschland<br />

Die Frage <strong>der</strong> sozialen Voraussetzungen <strong>und</strong> Wirkungen <strong>und</strong> <strong>der</strong>en jeweilige Bewertung<br />

sind das zentrale Thema, mit dem sich die GSE im allgemeinen <strong>und</strong> im Zusammenhang<br />

mit diesem Vorhaben intensiv beschäftigt hat. Es steht außer Frage,<br />

daß die Diskussion in <strong>der</strong> Stiftung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Dialog zwischen <strong>der</strong> GSE <strong>und</strong> <strong>der</strong> Stiftung<br />

für alle Beteiligten wertvolle neue Erkenntnisse über die Betrachtungsweise<br />

einzelner gebracht hat. Behandelt wurde die Kommunikation zwischen den Beteiligten,<br />

vor allem aber folgende Fragestellungen: War <strong>der</strong> Auswahlprozeß dieses Vorhabens<br />

ein einmaliger Akt o<strong>der</strong> Dialog? Wurde den Investitionswünschen <strong>der</strong> lokalen<br />

Partner voreilig nachgegeben? Wurde die These, daß Investitionsprojekte Bestandteile<br />

<strong>der</strong> nachholende Mo<strong>der</strong>nisierung sind, bestätigt? Haben die verschiedenen Entscheidungen<br />

<strong>der</strong> Stiftung in Bezug auf Investitionsprojekte Einfluß auf die Planung<br />

<strong>und</strong> Gestaltung des Projektes genommen? Mit Hilfe welcher quantitativer <strong>und</strong> qualitativer<br />

sozialer Indikatoren kann <strong>der</strong> Erfolg des Projektes bewertet werden?<br />

Die GSE hat aus <strong>der</strong> Diskussion <strong>und</strong> dem Dialog mit <strong>der</strong> Stiftung viele Anregungen<br />

mitgenommen. Was uns in unserer Arbeit gestärkt <strong>und</strong> bestätigt hat, ist die Tatsache,<br />

daß gerade die GSE seit Anfang 1994 größere Projekte mit dem Partner SEWS<br />

durchführt, die in den sozialen <strong>und</strong> gesellschaftlichen Wandlungsprozessen voll<br />

verankert sind <strong>und</strong> sich als Ergebnis einzelner Elemente dieser Prozesse, wie die<br />

Quotenregelung für die verschiedenen Kasten <strong>und</strong> Kastenlosen aber vor allem auch<br />

für Frauen in den Kommunen, definieren lassen. Die GSE hat bewußt in ihrer Politik<br />

die Bemühungen <strong>der</strong> Partner in Indien für diese bis dahin unvorstellbaren<br />

emanzipatorischen Rahmenbedingungen sowie die <strong>von</strong> diesen Bevölkerungsschichten<br />

eingeleiteten sozialen Mobilisierungen <strong>und</strong> neuen entwicklungspolitischen Prioritätensetzungen,<br />

die beiden inzwischen klassischen Projektbereiche wie die Trinkwasserversorgung<br />

<strong>und</strong> Verbesserung <strong>der</strong> Lernbedingungen an den Schulen, voll unterstützt.<br />

Wie bereits erwähnt, führen wir Projekte mit <strong>der</strong> Beteiligung <strong>der</strong> Landesregierung<br />

<strong>von</strong> Andhra Pradesh in Indien <strong>und</strong> <strong>der</strong> lokalen Bevölkerung durch, wie beispielsweise<br />

das gerade zu Ende gegangene Vorhaben „Trinkwasser <strong>und</strong> Kanalisation in<br />

Sircilla“ (50% GSE/BMZ; 50% Government of Andhra Pradesh) o<strong>der</strong> das Ende dieses<br />

Jahres abzuschließende Vorhaben <strong>der</strong> Versorgung <strong>der</strong> ländlichen Bevölkerung<br />

39


Wirkungserfassung <strong>von</strong> NRO-Projekten<br />

40<br />

mit Trinkwasser (40% GSE/BMZ/Stiftung; 40% indische Regierung; 20% Dorfbevölkerung<br />

<strong>der</strong> Panchayats). Dieser intensive politische Dialog, Dialog über Ressourcen,<br />

Dialog über die notwendige institutionelle Innovation zur Sicherung <strong>der</strong> Beteiligung<br />

<strong>der</strong> Betroffenen findet bereits seit 1994 statt, <strong>und</strong> ist seitdem ein Modell unserer<br />

Kooperation geworden (vgl. Abb.1).<br />

Im übrigen praktiziert die GSE seit 1994 eine Herangehensweise, die besagt, daß<br />

bei <strong>der</strong> Durchführung <strong>von</strong> Projekten Mittel, die in den jeweiligen Län<strong>der</strong>n selbst in<br />

irgendeiner Form zur Verfügung stehen, voll eingeb<strong>und</strong>en werden sollen. Wir <strong>und</strong><br />

unsere Partner vor Ort haben Monate, ja manchmal Jahre für diese wertvolle Lobbyarbeit<br />

vor Ort, sei es in Indien, Sansibar o<strong>der</strong> Ghana, investiert, damit die Projekte<br />

abgegrenzte selbständige aber integrative Bestandteile <strong>der</strong> gesamten Entwicklungspolitik<br />

des Landes werden. Dies haben wir getan, nicht nur weil dadurch<br />

die notwendige Übernahme <strong>von</strong> Verpflichtungen zur Sicherung <strong>der</strong> Nachhaltigkeit<br />

bereits am Anfang des Projektes zu einer zu klärenden Frage wird, son<strong>der</strong>n auch,<br />

weil dadurch die vertraglich festgehaltenen beson<strong>der</strong>en emanzipatorischen Ansätze,<br />

die wir konsequent verfolgen wollen, über die Einbeziehung <strong>der</strong> Zielgruppe hinaus,<br />

das Design <strong>der</strong> institutionellen Innovation zur Beteiligung <strong>und</strong> Kontrolle <strong>der</strong><br />

verschiedenen Akteure in dem Projekt auf <strong>der</strong> lokalen Ebene, die Transparenz <strong>und</strong>,<br />

last but not least, die gesellschaftliche <strong>und</strong> politische Auseinan<strong>der</strong>setzung mit dem<br />

Vorhaben ein in sich tragendes immanentes Element auf allen Ebenen <strong>der</strong> breiteren<br />

Öffentlichkeit wird.<br />

Es ist inzwischen klar geworden, daß es uns vor diesem Hintergr<strong>und</strong> sehr schwer<br />

fiel, die zum Teil – entwe<strong>der</strong> Investitions- o<strong>der</strong> emanzipatorische Projekte – geführte<br />

Diskussion mitzubegleiten. Ich gebe zu, wir waren zeitweilig verzweifelt<br />

<strong>und</strong> brauchten intensive interne Diskussion über unsere Politik <strong>und</strong> unsere Projektkriterien.<br />

Nachdem wir zwei Workshops über unsere Positionierung zu den genannten<br />

Fragen durchgeführt hatten <strong>und</strong> m. E. sehr fruchtbare Diskussionen stattfanden,<br />

haben wir die Ergebnisse intensiv mit unseren Partnern aus Sansibar <strong>und</strong><br />

Indien während <strong>der</strong>en Deutschlandreise diskutiert. Anhand <strong>von</strong> Projektbeispielen<br />

haben wir die genannten Fragen überprüft, bevor wir die in einigen Punkten überarbeiteten<br />

<strong>und</strong> ergänzten neuen Kriterien auf unserer Jahresversammlung abschließend<br />

beschlossen haben. Diese kritische Überprüfung unserer Politik <strong>der</strong> Projektför<strong>der</strong>ung,<br />

sowohl innerhalb unserer Mitgliedschaft als auch mit unseren Partnern,<br />

hat uns in unserer Arbeit gestärkt. Unserer Auffassung nach sollte bei <strong>der</strong> Auswahl<br />

<strong>von</strong> Projekten nicht zwischen investiven <strong>und</strong> nicht investiven Projekten unterschieden<br />

werden, son<strong>der</strong>n beurteilt werden, welches Endprodukt angestrebt wird,<br />

welche Rolle die Beteiligten an <strong>der</strong> Bereitstellung dieses Endproduktes, an dessen<br />

Kontrolle, weiterer Gestaltung <strong>und</strong> nachhaltiger Nutzung innehaben. Diese Betrach-


Wirkungserfassung <strong>von</strong> NRO-Projekten<br />

tung gibt gleichzeitig nähere Auskunft über das Potential <strong>der</strong> emanzipatorischen<br />

<strong>und</strong> sozialen Auswirkungen dieser Endprodukte. Claudia <strong>von</strong> Braunmühl hat als Einleitungsbeitrag<br />

zur Diskussion auf unserer Klausurtagung über dieses Thema im Zusammenhang<br />

mit dem vorliegenden Projekt <strong>und</strong> in Bezug auf die Selbstverständigung<br />

in <strong>der</strong> Stiftung zwei wichtige Fragen <strong>der</strong> Erfolgsbewertung angesprochen:<br />

Ist die Befriedigung <strong>von</strong> Bedürftigkeit ein hinreichendes Entwicklungsziel? Wäre<br />

also die gelungene Verbesserung <strong>von</strong> Zugängen zu Ressourcen, im vorliegenden<br />

Fall <strong>der</strong> Ressource Erziehung, in sich als voller Erfolg zu bewerten? Dieser läßt sich<br />

größtenteils anhand klassischer statistischer Größen messen.<br />

Muß auf dem Zusammenhang <strong>von</strong> Zugang <strong>und</strong> Kontrolle bestanden werden, weil<br />

nur so in die Prozesse <strong>der</strong> Ressourcensteuerung eingegriffen werden kann? In diesem<br />

Fall eröffnen sich an<strong>der</strong>e Betrachtungshorizonte, die Fragen innerorganisatorischer<br />

Demokratie <strong>und</strong> Geschlechterordnung, eröffneter Optionen, Zugewinn an<br />

Gestaltungsmacht (agenda setting) etc. aufwerfen, Fragen übrigens, auf die belegbare<br />

Antworten sehr viel schwieriger zu finden sind.<br />

Ich denke, im Kern geht es um die Suche nach Antworten zu den genannten Fragen,<br />

auch wenn sie viel schwieriger zu finden sind – im übrigen im Westen <strong>und</strong> im<br />

Osten – als um die eher sektoral geführte Diskussion über die Frage nach Investitionen<br />

o<strong>der</strong> nach Emanzipation. Gerade dieses zeigt die Beson<strong>der</strong>heit des vorliegenden<br />

Projektes, die darin besteht, daß es ein Bestandteil eines großen staatlichen<br />

Programms ist, dessen Wirkung es in einem speziellen Bereich, nämlich dem<br />

<strong>der</strong> infrastrukturellen Voraussetzungen für die Umsetzung des Gesamtprogramms<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Beför<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> zivilgesellschaftlichen Organisation zur Sicherung, – nicht<br />

nur den Zugang, son<strong>der</strong>n auch die Kontrolle auf den verschiedenen Ebenen – nachhaltig<br />

unterstützt. Diesen gewiß komplizierten Prozeß sowohl mit quantitativen<br />

als auch mit einzelnen abgegrenzten qualitativen sozialen Indikatoren zu untersetzen<br />

<strong>und</strong> mit den am Anfang des Projektes ermittelten Indikatoren zu vergleichen<br />

<strong>und</strong> zur Diskussion zu stellen, wird die nächste große Aufgabe <strong>der</strong> GSE <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> SEWS sein.<br />

41


Wirkungserfassung <strong>von</strong> NRO-Projekten<br />

„Auf <strong>der</strong> Suche nach Glück“ – europäisch-tansanisches Theaterprojekt <strong>der</strong> RAA Brandenburg e. V., Foto: Birgit Mitawi<br />

42


Wirkungserfassung <strong>von</strong> NRO-Projekten<br />

EINDRÜCKE ZU SOZIALEN WIRKUNGEN VON PROJEKTEN<br />

ERKENNTNISSE EINER PROJEKTBESUCHSREISE NACH TANZANIA<br />

Im Oktober 1999 hatte ich zum ersten Mal die Gelegenheit, EZ-Projekte ostdeutscher<br />

NRO zu besuchen, die <strong>von</strong> <strong>der</strong> Stiftung geför<strong>der</strong>t wurden <strong>und</strong> werden. Im Vorfeld<br />

war klar, daß eine vierzehntägige Projektbesuchsreise eben nur eine Besuchsreise<br />

sein kann, die allenfalls optische „Beweise“ darstellen <strong>und</strong> darüber hinaus<br />

vielleicht Eindrücke vermitteln kann. So versuchte ich, wenigstens ein paar dieser<br />

Eindrücke zu gewinnen, die den „Fragen zu gesellschaftlichen Voraussetzungen<br />

<strong>und</strong> Wirkungen <strong>von</strong> Projekten“ 1 zuzuordnen sind:<br />

Alle Projekte, die ich auf Zanzibar <strong>und</strong> in Ifakara besuchte, gehören dem Typ <strong>der</strong><br />

Investitionsprojekte an. In den letzten Jahren wurde in den Stiftungsgremien, auf<br />

Seminaren <strong>der</strong> Stiftung <strong>und</strong> im Rahmen <strong>der</strong> Beratungstätigkeit gerade am Beispiel<br />

<strong>der</strong>artiger Projekte diskutiert, welche Kriterien für die För<strong>der</strong>ung angelegt werden<br />

sollten. Investitionsprojekte sind ihrer Struktur nach zunächst mit Bau- <strong>und</strong> Beschaffungsmaßnahmen<br />

befaßt <strong>und</strong> weniger mit Fragen <strong>der</strong> zivilgesellschaftlichen<br />

Entwicklung, <strong>der</strong> Aus- <strong>und</strong> Fortbildung, <strong>der</strong> Trägerför<strong>der</strong>ung o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>er Inhalte,<br />

denen – nicht nur in unseren För<strong>der</strong>kriterien – aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> ihnen innewohnenden<br />

sozialen Wirkungen eine entwicklungspolitische Relevanz zugesprochen wird.<br />

Und obgleich dies bei vielen Projektanträgen in den Jahren 1994 bis 1999 kaum<br />

sicht- <strong>und</strong> erkennbar war, sind in den Projekten vielleicht nicht nur Gebäude errichtet,<br />

son<strong>der</strong>n auch an<strong>der</strong>e Prozesse beför<strong>der</strong>t worden. Gab es weitere soziale<br />

Wirkungen <strong>und</strong> Nebenwirkungen? Meine Erwartungen waren beim Abflug ambivalent.<br />

1 Fragen zur Wirkungserfassung <strong>von</strong> Projekten, vgl. Beitrag <strong>von</strong> Claudia <strong>von</strong> Braunmühl, <strong>und</strong><br />

Dokumente im Anhang<br />

Eberhard Bauer<br />

43


Wirkungserfassung <strong>von</strong> NRO-Projekten<br />

44<br />

Bevor ich nun meine Eindrücke <strong>von</strong> den gesellschaftlichen Voraussetzungen <strong>und</strong><br />

Wirkungen <strong>der</strong> besuchten Projekte darstelle, erscheint es mir sinnvoll, entwicklungspolitische<br />

Wirkungen <strong>von</strong> Maßnahmen an einem Beispiel zu hinterfragen.<br />

Häufig werden Wirkungen angenommen, die in <strong>der</strong> Realität nicht o<strong>der</strong> zumindest<br />

nicht nur auftreten. In Not- <strong>und</strong> Katastrophenfällen kann die Bereitstellung <strong>von</strong><br />

Wasser (durch externe Unterstützung) einen unmittelbaren <strong>und</strong> unverzichtbaren<br />

Wert für die Menschen, die dieses Gut zum Überleben benötigen, darstellen. Diesen<br />

übergeordneten Wert muß Wasser in ganz normalen Projektzusammenhängen<br />

keineswegs haben. Hier sind zumindest <strong>von</strong> <strong>der</strong> projektprüfenden Organisation,<br />

die auch das Geld für das Projekt bereitstellen soll, einige Fragen zu stellen, <strong>von</strong><br />

<strong>der</strong>en Beantwortung die Aufnahme des Projekts abhängig gemacht werden sollte:<br />

Wer verfügt über den Zugang zum Wasser? Wer kommt in den Genuß des Wassers?<br />

Wer entscheidet über die Verteilung des Wassers? Woher kommt das Wasser, sind<br />

ggfs. Gr<strong>und</strong>wasserreservoirs gefährdet? Welche Teile <strong>der</strong> Bevölkerung, <strong>der</strong> das Wasser<br />

zugedacht ist, haben die mit <strong>der</strong> Zurverfügungstellung des Wassers anfallenden<br />

Arbeiten zu verrichten? Wird durch das neu gebrachte Wasser möglicherweise<br />

in gewachsene soziale Ordnungen eingegriffen? Werden bestimmte Gruppen privilegiert<br />

o<strong>der</strong> benachteiligt? Ist die Technik für die Wasserverteilung geregelt, ggfs.<br />

wie? Sind die Projektstrukturen nachhaltig überlebensfähig? Solche <strong>und</strong> ähnliche<br />

Fragen stellen sich bei allen Arten <strong>von</strong> sogenannten Investitions<strong>projekten</strong>. So z.B.<br />

auch bei den <strong>von</strong> mir besuchten Schul<strong>projekten</strong>. Durch den Bau <strong>von</strong> Schulen können<br />

die Zugangs<strong>möglichkeiten</strong> zu Bildung verbessert werden. Nur – ist das schon<br />

hinreichend? Werden Eltern ihre Kin<strong>der</strong> in eine neu erbaute Schule schicken, wenn<br />

sie sie bei <strong>der</strong> Arbeit als Hilfskräfte benötigen? Können sie die Schulgebühren o<strong>der</strong><br />

zumindest die Schulmaterialien finanzieren? Erachten sie Bildung für notwendig –<br />

für Söhne <strong>und</strong> Töchter?<br />

Die Antworten auf solche Fragen mögen nicht immer leicht sein, manche Fragen<br />

werden sich nicht stellen, manche Antworten können vielleicht nicht gegeben werden.<br />

Aber wir müssen sie stellen, wenn wir unsere entwicklungspolitische Arbeit<br />

ernst nehmen wollen.<br />

I. Die auf Zanzibar geför<strong>der</strong>ten Projekte wurden <strong>und</strong> werden im wesentlichen <strong>von</strong><br />

einem Träger aus Brandenburg (RAA) verantwortet. Wie häufig bei solchen Nach-<br />

Wende-Kooperationen gab es Wurzeln in <strong>der</strong> Kommunikation <strong>und</strong> persönliche Beziehungen,<br />

die in die DDR-Zeit zurückreichen. Viele <strong>der</strong> Projekte waren mit workcamps<br />

verb<strong>und</strong>en. Im Rahmen des „Konkreten Friedensdienstes“ bereiteten sich<br />

Brandenburger Jugendliche längere Zeit auf ihren Aufenthalt in Zanzibar vor <strong>und</strong>


Wirkungserfassung <strong>von</strong> NRO-Projekten<br />

beteiligten sich an den Bauarbeiten. Aus diesen Kontakten entwickelten sich Reverse-Programme,<br />

wie z. B. das internationale Theaterprojekt „Wir leben in einer<br />

Welt“, das 1999 in Tanzania geschrieben <strong>und</strong> aufgeführt wurde <strong>und</strong> 2000 in Brandenburg<br />

<strong>und</strong> Umgebung gezeigt wird.<br />

Bei den <strong>von</strong> <strong>der</strong> Stiftung geför<strong>der</strong>ten <strong>und</strong> nun besuchten Projekten handelt es sich<br />

im wesentlichen um standardisierte Bauten <strong>von</strong> Schulgebäuden für den Primar<strong>und</strong><br />

Sek<strong>und</strong>arschulbereich, zudem um Gebäude für Vorschulen <strong>und</strong> Frauenkooperativen<br />

<strong>und</strong> um eine Elektrifizierungsmaßnahme. Alle Projekte sind in dezentralen<br />

Dörfern angesiedelt. In <strong>der</strong> Regel sind Dorfkomitees für die Planung, Beantragung<br />

<strong>und</strong> Implementierung <strong>der</strong> Maßnahmen verantwortlich. Die hauptamtliche Projektmitarbeiterin<br />

<strong>der</strong> RAA unterstützt sie dabei während <strong>der</strong> Zeit ihrer regelmäßigen<br />

Reisen nach Zanzibar recht intensiv.<br />

Meine Eindrücke zu den soziale Wirkungen <strong>der</strong> durch die Stiftung geför<strong>der</strong>ten Investitionsprojekte<br />

auf Zanzibar sind folgende:<br />

Es wurden im wesentlichen nur solche Schul- <strong>und</strong> Vorschul-Projekte geför<strong>der</strong>t,<br />

die <strong>von</strong> den Dorfkomitees eigenständig entwickelt <strong>und</strong> mit dem zuständigen<br />

Erziehungsministerium soweit abgestimmt wurden, daß dessen Verantwortung<br />

für die nachhaltige Bereitstellung des Lehr- <strong>und</strong> sonstigen Personals <strong>und</strong> ggfs.<br />

<strong>von</strong> Teilen des Investitionsbedarfs geklärt o<strong>der</strong> zumindest einer Klärung nahegebracht<br />

war. Die Voraussetzung für eine externe Unterstützung, in diesen Fällen<br />

durch die RAA <strong>und</strong> die Stiftung, werden <strong>von</strong> den Gemeinden selbst geschaffen.<br />

Für die Auswahl <strong>der</strong> Projekte war nicht allein <strong>der</strong> bestehende Bedarf ausschlaggebend,<br />

son<strong>der</strong>n gleichermaßen die Selbstorganisation <strong>der</strong> Betroffenen <strong>und</strong> ihre<br />

Aktivitäten zur Lösung bestehen<strong>der</strong> Probleme. In allen besuchten Dörfern war<br />

offensichtlich, daß das Engagement <strong>der</strong> Menschen auch nach <strong>der</strong> Bauphase weiterbesteht:<br />

Schulhöfe werden gestaltet, Bäume gepflanzt u. a.<br />

In einigen Gemeinden entstanden auf dem Hintergr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong> Komitees<br />

beim Schulbau weitere Initiativen zur Verbesserung <strong>der</strong> Lebenssituation<br />

<strong>der</strong> Dörfer. So wurden in Chukwani, Uzimi <strong>und</strong> Bambi Ges<strong>und</strong>heitsstationen geplant<br />

<strong>und</strong> zum Teil bereits gebaut, in Uroa wird die Verbesserung <strong>der</strong> Wasserversorgung<br />

in Angriff genommen.<br />

Zwischen den Komitees (<strong>und</strong> damit den Gemeinden) hat sich eine Kommunikation<br />

etabliert, die darauf ausgerichtet ist, die gemeinsamen Interessen gegenüber<br />

den zuständigen staatlichen Behörden zu vertreten <strong>und</strong> Erfahrungen auszutauschen.<br />

Die Bildung einer ständigen Arbeitsgemeinschaft zu diesen Zwekken<br />

wurde angedacht. In einem ersten konkreten Schritt haben vier Dorfkomitees<br />

einen Vertrag mit dem Erziehungsministerium abgeschlossen, um dessen<br />

45


Wirkungserfassung <strong>von</strong> NRO-Projekten<br />

46<br />

Sachleistungen an ihren Schul<strong>projekten</strong> zu sichern – wenngleich die Erfüllung<br />

dieser Verträge noch auf sich warten lässt.<br />

Mit dem Bau <strong>von</strong> Gästehäusern hatten sich die drei Frauenkooperativen in Pwani<br />

Mchangani bessere Einkommens<strong>möglichkeiten</strong> versprochen. Hier wurde mir beson<strong>der</strong>s<br />

deutlich, daß zwar die Initiative <strong>von</strong> den Betroffenen ausging, teilweise<br />

auch wesentliche eigene Leistungen für den Bau durch sie erbracht wurden,<br />

dies aber für ein Gelingen des Projektes nicht ausreichend ist. Die Gebäude sind<br />

fertig <strong>und</strong> werden gepflegt, tragen aber kaum zu einer Erhöhung des Einkommens<br />

bei. Es fehlt an Marketingstrategien für die Gästehäuser, an Verbindungen<br />

zum offiziellen Tourismusbereich, sicher auch an Managementfähigkeiten.<br />

Hier sollten Möglichkeiten gesucht werden, die Frauen auf ihrem weiteren Weg<br />

als „Unternehmerinnen“ zumindest mit Beratungsleistungen zu unterstützen.<br />

II. Die auf dem tanzanischen Festland in Ifakara besuchten <strong>und</strong> geför<strong>der</strong>ten Projekte<br />

wurden <strong>und</strong> werden durch verschiedene Träger aus Sachsen <strong>und</strong> Thüringen<br />

verantwortet, in denen heute noch Menschen aktiv sind, die bereits zu DDR-Zeiten<br />

unter dem Dach <strong>der</strong> Kirche Kontakte zu sozialen Einrichtungen in dieser Region<br />

hatten <strong>und</strong> die damaligen Möglichkeiten <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung <strong>von</strong> Projekten genutzt haben.<br />

Auch hier handelt es sich um Investitionsprojekte, nämlich den Bau einer Behin<strong>der</strong>tenschule,<br />

die Wasserversorgung einer Sek<strong>und</strong>arschule <strong>und</strong> die Beschaffung<br />

eines Traktors für eine Kirchgemeinde. Diese <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e, ähnlich arbeitende Träger<br />

unterstützten <strong>und</strong> unterstützen weitere Projekte mit vergleichbaren Inhalten<br />

in diesem Teil Tanzanias. Gemeinsam ist diesen Trägern, daß sie i.w. in ehrenamtlichen<br />

Strukturen arbeiten.<br />

Wie sehen meine Eindrücke zu den in Ifakara besuchten Projekten aus?<br />

Das Projekt „Versorgung einer Sek<strong>und</strong>arschule mit fließendem Wasser“ konnte<br />

mir auf keine <strong>der</strong> Fragen zu angestrebten sozialen Wirkungen eine ausreichende<br />

Antwort geben. Was macht es für einen Unterschied, ob das Wasser in einer<br />

Sek<strong>und</strong>arschule über Leitungen aus einem vorhandenen Brunnen an ein paar<br />

Anschlüsse auf dem Schulgelände gepumpt o<strong>der</strong>, wie bisher, per Hand aus einem<br />

Hahn bei <strong>der</strong> Pumpe geholt wird? Kann die Schule langfristig die Energiekosten<br />

für die Pumpen zahlen? Nicht einmal im Ansatz waren o<strong>der</strong> sind bei <strong>der</strong><br />

Installation <strong>und</strong> <strong>der</strong> künftigen Betreibung des Projekts partizipative Strukturen<br />

vorgesehen. Mir scheint, daß die Wasserversorgung für die Schule <strong>und</strong> <strong>der</strong>en<br />

Direktor wegen <strong>der</strong> Arbeitserleichterung <strong>und</strong> auch wegen des mit einer solchen<br />

Einrichtung verb<strong>und</strong>enen Prestiges eine wichtige Installation ist – aber eben<br />

auch nicht mehr.


Wirkungserfassung <strong>von</strong> NRO-Projekten<br />

Der einer Kirchgemeinde zur Verfügung gestellte Traktor erleichtert auf <strong>der</strong> einen<br />

Seite Bauern – nicht notwendigerweise Kleinbauern o<strong>der</strong> Kleinbäuerinnen<br />

– vor allem den Anbau des für den Verkauf auf den Märkten bestimmten Getreides<br />

Reis, das recht großflächig im fruchtbaren Tal des Kilombero angebaut wird.<br />

Zum an<strong>der</strong>en wird <strong>der</strong> Traktor als einkommenschaffende Maßnahme für die beantragende<br />

<strong>und</strong> projektverantwortliche Kirchgemeinde verstanden: Die berechneten<br />

recht hohen Einnahmen aus <strong>der</strong> Vermietung des Traktors sind für die Finanzierung<br />

des laufenden Verwaltungshaushalts <strong>der</strong> Gemeinde <strong>und</strong> für „Evangelisation“<br />

vorgesehen, so wurde mir berichtet. An Abschreibung zur nachhaltigen<br />

Sicherung dieses Geräts für den landwirtschaftlichen Gebrauch o<strong>der</strong> an<br />

die Weiterleitung <strong>der</strong> Überschüsse an soziale Einrichtungen außerhalb <strong>der</strong><br />

Kirchgemeinde ist offensichtlich nicht gedacht. Die Organisation des Traktoreinsatzes<br />

erfolgt, soweit ich das erk<strong>und</strong>en konnte, nicht nach partizipativen<br />

Methoden, son<strong>der</strong>n wird durch das Büro <strong>der</strong> Kirchgemeinde geregelt. Das Projekt<br />

ist also nach meinem Eindruck wichtig für die Kirchgemeinde, lei<strong>der</strong> mit<br />

kaum einer entwicklungspolitischen Ausstrahlung.<br />

III. Was hat also die Projektbesuchsreise im Sinn <strong>der</strong> anfangs genannten Zielstellung<br />

erbracht, erbringen können? Konnten die „Beweise“ für den sachgemäßen<br />

Einsatz <strong>der</strong> För<strong>der</strong>mittel erbracht werden? Konnten die „Fragen <strong>der</strong> gesellschaftlichen<br />

Voraussetzungen <strong>und</strong> Wirkungen <strong>von</strong> Projekten“ Eindrücke hervorrufen,<br />

die in die weitere Stiftungsarbeit sinnvoll einfließen können?<br />

Zunächst einmal das Faktische, damit es nicht verloren geht: Die „Beweise“ für<br />

den ordnungsgemäßen Einsatz <strong>der</strong> För<strong>der</strong>mittel wurden in Form <strong>und</strong> Gegenstand<br />

<strong>der</strong> verschiedenen Investitionen vorgef<strong>und</strong>en.<br />

Was den entwicklungspolitischen Gehalt, die sozialen Wirkungen <strong>der</strong> Projekte angeht,<br />

gleicht meine Projektbesuchsreise nach Tanzania einem Blick <strong>von</strong> außen in<br />

die <strong>von</strong> <strong>der</strong> Stiftung geför<strong>der</strong>ten Projekte, zur Selbstinformation des Reisenden<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Stiftung, um danach die gewonnenen Erkenntnisse für die weitere För<strong>der</strong>politik<br />

<strong>der</strong> Stiftung zu nutzen. Eine Evaluierung im Sinn <strong>von</strong> systematischer Wirkungskontrolle<br />

kann eine solche Reise nicht sein.<br />

Die gewonnenen Eindrücke sind nach Rückkehr mit den ostdeutschen Trägern <strong>der</strong><br />

besuchten Projekte kommuniziert worden. Ich habe den betroffenen Vereinen die<br />

entsprechenden Auszüge aus dem Reisebericht <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Dokumente zur Verfügung<br />

gestellt. In bisher zwei Fällen hat sich daraus eine intensivere Kommunikation<br />

entwickelt. Meine Erkenntnisse aus dem Besuch in Tanzania gestatten sowohl<br />

in Bezug auf konkrete Einzelprojekte als auch im Sinne <strong>von</strong> Anregungen für weite-<br />

47


Wirkungserfassung <strong>von</strong> NRO-Projekten<br />

48<br />

re Projektkooperationen eine intensivere Beratungstätigkeit. Fragen des Projektmonitoring<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Wirkungskontrolle sowohl im laufenden Projekt als auch nach<br />

Projektabschluß spielen dabei eine wichtige Rolle.<br />

Ich habe den Eindruck, daß wir in <strong>der</strong> Stiftung noch mehr als bisher Unterschiede<br />

in <strong>der</strong> entwicklungspolitischen Herangehensweise zur Kenntnis nehmen müssen.<br />

Träger, die über eine hauptamtliche Arbeitsstruktur verfügen, haben größere Chancen<br />

<strong>und</strong> Möglichkeiten, in ihrer Projektarbeit die differenzierenden Fragestellungen<br />

<strong>der</strong> Voraussetzungen <strong>und</strong> Wirkungen <strong>von</strong> Projekten anzugehen. Solche Träger,<br />

die im wesentlichen ehrenamtlich arbeiten, haben es da naturgemäß etwas schwerer.<br />

Das heißt nicht, daß alles, was hauptamtlich getan wird, automatisch besser<br />

sein muß als das, was ehrenamtlich verrichtet wird. Das könnte für die Stiftung<br />

bedeuten, z.B. ihr Beratungsangebot für die kleineren Vereine <strong>und</strong> Gruppen zu erweitern.<br />

Der inhaltlichen Sache wäre damit sicher gedient.<br />

Ein regelmäßiger Kontakt zwischen den Partnerorganisationen im Norden <strong>und</strong> im<br />

Süden mit den entsprechenden Auseinan<strong>der</strong>setzungen, Hintergr<strong>und</strong>wissen <strong>und</strong> z. B.<br />

Abrechnungserfahrungen gibt tiefere Einblicke in Problemzonen, Planungsverfahren<br />

<strong>und</strong> Umsetzungsdetails. Das gegenseitige Verständnis <strong>und</strong> die Chance, sich mit<br />

zunehmen<strong>der</strong> Kenntnis gegenseitig besser einschätzen zu können, wachsen. Gewachsenes<br />

Vertrauen wie<strong>der</strong>um kann erst die Gr<strong>und</strong>lage für offene Kooperationen<br />

sein. Welche NRO des Nordens möchte nicht durch eine offene, partnerschaftliche<br />

Beziehung zu ihrer Partner-NRO im Süden dem immer wie<strong>der</strong>kehrenden Eindruck<br />

entgegenwirken, sie werde nur als Geldgeber betrachtet?<br />

Die besuchten Beispiele haben es deutlich gezeigt: Schulbau ist nicht Schulbau.<br />

Investitionsprojekte müssen keineswegs immer o<strong>der</strong> vorwiegend Projekte sein, bei<br />

denen we<strong>der</strong> <strong>der</strong> einheimische noch <strong>der</strong> deutsche Partner an soziale Wirkungen,<br />

zivilgesellschaftliche Folgen <strong>und</strong> gesellschaftliche Verantwortung <strong>von</strong> NRO hier wie<br />

dort denken. Der Stiftung sollte es aus solchen Erfahrungen noch wichtiger werden,<br />

bei Anträgen entsprechende Fragen zu stellen <strong>und</strong> auf vorliegende Erfahrungen<br />

hinzuweisen.<br />

Der – meist mittelbaren, gelegentlich auch unmittelbaren – Wirkung <strong>von</strong> Süd-Projekten<br />

auf die entwicklungspolitische Inlandsarbeit (also Nord-Arbeit) <strong>der</strong> för<strong>der</strong>nden<br />

NRO sollte weiterhin in <strong>der</strong> För<strong>der</strong>politik <strong>der</strong> Stiftung eine beson<strong>der</strong>e Berücksichtigung<br />

finden. Welche Breitenwirkung erzielt werden kann, haben mir sehr anschaulich<br />

die mit den Projekten in Zanzibar verb<strong>und</strong>enen Austauschprogramme <strong>und</strong><br />

das zur Zeit laufende– Theaterprojekt gezeigt.<br />

Das Instrument <strong>der</strong> Projektbesuchsreise ist sinnvoll, verschafft <strong>der</strong> Stiftung wichtige<br />

Informationen <strong>und</strong> Eindrücke <strong>und</strong> gibt ihr Anlaß, mit ostdeutschen NRO in


Wirkungserfassung <strong>von</strong> NRO-Projekten<br />

eine projektpolitische Diskussion einzutreten. Eine externe Evaluierung zur detaillierteren<br />

Wirkungskontrolle größerer Einzelprojekte o<strong>der</strong> eines Querschnitts <strong>von</strong><br />

inhaltlich ähnlichen kleineren Projekten kann <strong>und</strong> will eine solche Reise jedoch<br />

nicht ersetzen.<br />

49


Foto: Jutta Ganther<br />

Wirkungserfassung <strong>von</strong> NRO-Projekten<br />

Für das folgende Kapitel haben wir verschiedene Nichtregierungsorganisationen aus den neuen<br />

B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n gebeten, über ihre Erfahrungen in <strong>der</strong> Auslandsprojektarbeit <strong>und</strong> in <strong>der</strong><br />

entwicklungsbezogenen Bildungs- <strong>und</strong> Öffentlichkeitsarbeit zu berichten. Dabei ging es uns<br />

weniger um die detaillierte Darstellung <strong>von</strong> Einzel<strong>projekten</strong> als um die Ansichten <strong>und</strong> Überlegungen<br />

zu den erwünschten <strong>und</strong> auch unerwünschten Wirkungen, zur Entwicklung <strong>von</strong> partnerschaftlicher<br />

50<br />

Zusammenarbeit, zum Umgang mit Hin<strong>der</strong>nissen <strong>und</strong> Problemen.<br />

Die Beiträge geben die persönliche Meinung <strong>der</strong> VerfasserInnen bzw. <strong>der</strong> jeweiligen NRO wi<strong>der</strong><br />

<strong>und</strong> stellen nicht notwendigerweise die Meinung <strong>der</strong> Stiftung Nord-Süd-Brücken dar.


Geför<strong>der</strong>te Projekte<br />

Geför<strong>der</strong>te Projekte<br />

GESUNDHEIT BEDARF NICHT NUR DER MEDIZIN …<br />

ERGEBNISSE EINER PROJEKTEVALUIERUNG IN PERU<br />

Jutta Ganther, KATE e.V.<br />

KATE e.V. hat mit Unterstützung <strong>der</strong> Stiftung Nord-Süd-Brücken <strong>und</strong> <strong>der</strong> Kommission<br />

<strong>der</strong> EU das Projekt „Integrale Ges<strong>und</strong>heit im oberen Tal des Flusses Chotano“<br />

im Norden <strong>von</strong> Peru mit <strong>der</strong> peruanischen Nichtregierungsorganisation IINCAP „Jorge<br />

Basadre“ durchgeführt.<br />

Basadre arbeitet seit 1984 in <strong>der</strong> Provinz Chota. Von Anfang an hat Basadre einen<br />

partizipativen Arbeitsansatz angewendet, bei dem zunächst für die <strong>von</strong> <strong>der</strong> Zielgruppe<br />

priorisierten Probleme gemeinsam Lösungs<strong>möglichkeiten</strong> gesucht <strong>und</strong> <strong>von</strong><br />

interessierten Familien getestet wurden. Der Schwerpunkt <strong>der</strong> Projektarbeit lag in<br />

den 80er Jahren auf <strong>der</strong> sukzessiven Erarbeitung eines umfassenden Maßnahmenbündels<br />

zum Erhalt <strong>und</strong> zur Verbesserung des noch teilweise vorhandenen andinen<br />

Produktionssystems als Alternative zum technologischen Paket <strong>der</strong> „Grünen Revolution“,<br />

wobei u.a. das Wissen <strong>der</strong> Alten <strong>und</strong> neue Elemente <strong>der</strong> ökologischen Landwirtschaft<br />

miteinbezogen <strong>und</strong> die verschiedenen Techniken <strong>von</strong> den Kleinbauern<br />

getestet wurden.<br />

Ausgehend <strong>von</strong> dem System <strong>der</strong> gegenseitigen Hilfe zwischen Familien („ayúdame,<br />

te ayudaré“) in <strong>der</strong> Projektregion, begann Basadre 1988/89 die Projektmaßnahmen<br />

auf <strong>der</strong> Ebene <strong>von</strong> „núcleos multifamiliares“ (Familiengruppen) umzusetzen<br />

<strong>und</strong> bei <strong>der</strong> Erarbeitung <strong>von</strong> Problemlösungen möglichst mit lokalen/regionalen<br />

Produkten <strong>und</strong> Materialien die konzeptionellen Ansätze „Cuenca“ (Flußtal) <strong>und</strong><br />

„kleinbäuerliche Familienwirtschaft“ einzubeziehen. Dies ermöglichte bei <strong>der</strong> Problem-<br />

<strong>und</strong> Ursachenanalyse mit den Familien <strong>und</strong> <strong>der</strong> lokalen Bauernorganisation<br />

nicht nur nach <strong>und</strong> nach die Bedürfnisse <strong>und</strong> Probleme <strong>der</strong> verschiedenen Zielgruppen<br />

(Kin<strong>der</strong>, Frauen, Männer, Alte usw.) zu erkennen, son<strong>der</strong>n auch die Komplexität<br />

<strong>und</strong> Zusammenhänge <strong>der</strong> Probleme in <strong>der</strong> Agrarproduktion <strong>und</strong> generell auf<br />

51


Geför<strong>der</strong>te Projekte<br />

52<br />

dem Land. Auf dieser Basis erarbeitete Basadre gemeinsam mit Bauernfamilien<br />

mehrere Projekte zur För<strong>der</strong>ung einer nachhaltigen Land- <strong>und</strong> Viehwirtschaft (inklusive<br />

Aufforstung, Erhalt des andinen Saatguts, Saatgutproduktion, Lagerhaltung<br />

usw.) sowie zur Stärkung <strong>der</strong> lokalen Kultur <strong>und</strong> Organisationen. Im Bereich<br />

Ges<strong>und</strong>heit hat Basadre u. a. das Projekt „Ausbildung <strong>von</strong> Ges<strong>und</strong>heitspromotor-<br />

Innen“ durchgeführt <strong>und</strong> nach einer Problem- <strong>und</strong> Ursachenanalyse mit Kleinbauernfamilien<br />

das Projekt „Integrale Ges<strong>und</strong>heit“ entwickelt.<br />

Die Problemlage vor Projektbeginn<br />

Häufigste Krankheiten in <strong>der</strong> Kleinbauernregion waren Erkrankungen <strong>der</strong> Atemwege,<br />

des Magen-Darm-Traktes (beson<strong>der</strong>s bei Kin<strong>der</strong>n bis 12 Jahre), Nieren-Harnröhren-Unterleib<br />

(beson<strong>der</strong>s Frauen) <strong>und</strong> <strong>der</strong> Haut. Gründe hierfür waren u. a.: unzureichende<br />

sanitäre Infrastruktur (kein sauberes Trinkwasser, keine Latrinen), Tabus<br />

sowie eine an Proteinen, Vitaminen <strong>und</strong> Mineralien arme Ernährung. Aus dem<br />

Zusammenwirken dieser Faktoren entstand ein „círculo vicioso“: häufige Magen-<br />

Darm-Erkrankungen aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> unzureichenden sanitären Ausstattung <strong>und</strong> die<br />

defizitäre Ernährung schwächten die Wi<strong>der</strong>standskräfte gegen Atemwegserkrankungen.<br />

Komplikationen führten häufig zum Tod, denn auf dem Land gab es keine<br />

Ges<strong>und</strong>sposten <strong>und</strong> die weit entfernte städtische Ges<strong>und</strong>heitsversorgung (Ärzte,<br />

Medikamente) war nur in langen Fußmärschen zu erreichen <strong>und</strong> für die Bauernfamilien<br />

zu teuer. Deshalb waren die heilbaren Atemwegs- <strong>und</strong> Magen-Darmerkrankungen<br />

auch häufigste Todesursache.<br />

Überdurchschnittlich hoch war auch die Sterberate <strong>von</strong> Kleinkin<strong>der</strong>n (u. a. Infektionen<br />

bei <strong>der</strong> Abnabelung) <strong>und</strong> <strong>von</strong> Müttern (Blutungen <strong>und</strong> Infektionen bei <strong>der</strong><br />

Geburt). Neben Nieren-Harnröhren-Unterleibserkrankungen litten Frauen häufig an<br />

Anämie <strong>und</strong> Kopfschmerzen, Erschöpfung <strong>und</strong> generellem Unwohlbefinden. Gründe<br />

hierfür waren u. a. häufige Schwangerschaften, starke bis extreme Arbeitsbelastung,<br />

Marginalisierung <strong>und</strong> Diskriminierung.<br />

Ziele <strong>und</strong> Maßnahmen des Projekts „Integrale Ges<strong>und</strong>heit ...“<br />

Das Projekt umfaßt drei Sub-Projekte mit folgenden Aktivitäten:<br />

a) Prävention <strong>der</strong> häufigsten Krankheiten durch Verbesserung <strong>von</strong> Quellwasserfassungen,<br />

Bau <strong>von</strong> 300 Latrinen <strong>und</strong> För<strong>der</strong>ung einer den verschiedenen Zielgruppen<br />

entsprechenden ausgewogenen Ernährung auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> lokalen<br />

Produkte (Nährwerte, typische lokale Gerichte, Anbau <strong>von</strong> Gemüse, Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Kleintierhaltung etc.),<br />

b) Familienberatung <strong>und</strong> -planung inklusive Aus-/Fortbildung <strong>von</strong> 20 traditionellen<br />

Hebammen <strong>und</strong>


c) Verbesserung <strong>und</strong> Ausweitung des Ges<strong>und</strong>heitssystems auf dem Land durch<br />

Verbreitung <strong>von</strong> Gr<strong>und</strong>lagenwissen zur Behandlung <strong>der</strong> häufigsten Krankheiten<br />

auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Bauernfamilien, Ausbildung <strong>von</strong> 40 Ges<strong>und</strong>heitspromotor-<br />

Innen <strong>und</strong> Ausstattung <strong>von</strong> 10 Gemeinden mit einer Gr<strong>und</strong>ausstattung <strong>von</strong> Medikamenten<br />

<strong>und</strong> Verbrauchsmaterialien für die Erstversorgung („botiquines“),<br />

die <strong>von</strong> den jeweiligen PromotorInnen verwaltet werden.<br />

Mit dem Maßnahmenbündel sollen Gr<strong>und</strong>lagen für die Ges<strong>und</strong>heitsvorsorge <strong>und</strong><br />

-versorgung geschaffen <strong>und</strong> die Fähigkeit zur Selbsthilfe <strong>der</strong> Landbevölkerung in<br />

<strong>der</strong> Projektregion gestärkt werden. Gleichzeitig sollten die Arbeits- <strong>und</strong> Lebensbedingungen<br />

<strong>der</strong> Frauen u. a. durch die inhaltlichen Konzepte <strong>der</strong> Einzelmaßnahmen<br />

verbessert werden, mit denen z. B. die Männer für die präventiven Maßnahmen (beson<strong>der</strong>s<br />

sanitäre Infrastruktur) verantwortlich gemacht werden <strong>und</strong> über die För<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Diskussionsprozesse über Themen wie verantwortliche Vaterschaft („paternidad<br />

responsable“), Arbeitsteilung in <strong>der</strong> Familie <strong>und</strong> Gewalt gegen Frauen. Da<br />

die Frauen für die Pflege <strong>der</strong> Kranken zuständig sind, soll diese Arbeitsbelastung<br />

mit <strong>der</strong> Reduzierung <strong>der</strong> Erkrankungsrate verringert werden. Mit <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

lokalen Produkte im Rahmen <strong>der</strong> Ernährungsmaßnahmen sollte <strong>der</strong>en Nachfrage<br />

gesteigert werden.<br />

Geför<strong>der</strong>te Projekte<br />

Abkochen <strong>der</strong> Milch auf dem Fogón, Foto: Jutta Ganther<br />

53


Geför<strong>der</strong>te Projekte<br />

54<br />

KATE’s Gründe für die Unterstützung des Projekts <strong>und</strong> Anlaß <strong>und</strong> Ziele<br />

<strong>der</strong> Zwischenevaluierung<br />

KATE e.V. hat das Vorhaben aus folgenden Gründen unterstützt: <strong>der</strong> ganzheitliche<br />

<strong>und</strong> interdisziplinäre Ansatz, <strong>der</strong> die verschiedenen Aspekte <strong>von</strong> Ges<strong>und</strong>heit umfaßt<br />

<strong>und</strong> bei den Einzelmaßnahmen auch die jeweils spezifischen Probleme bzw.<br />

Bedürfnisse <strong>der</strong> verschiedenen Zielgruppen <strong>und</strong> beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> Frauen erfaßt. Weitere<br />

Kriterien waren: die alle Projektphasen umfassende partizipative Arbeitsmethode,<br />

die den lokalen Bedingungen angepaßten Problemlösungen <strong>und</strong> Konzepte<br />

(z.B. núcleos multifamiliares, cuenca, Einbeziehung des lokalen Wissens wie z.B.<br />

andine Medizin <strong>und</strong> des bereits begonnenen Diskussionsprozesses über Rollen- <strong>und</strong><br />

Arbeitsverteilung zwischen Männern <strong>und</strong> Frauen), die Stärkung <strong>der</strong> Selbsthilfefähigkeit<br />

<strong>der</strong> Zielgruppen <strong>und</strong> ihrer Organisationen sowie die Breitenwirksamkeit.<br />

Gr<strong>und</strong>legende Voraussetzung für die Umsetzung des Projektes waren die langjährige<br />

Erfahrung des Projektpartners in <strong>der</strong> Region <strong>und</strong> das Vertrauensverhältnis zu<br />

den Zielgruppen.<br />

Bereits während <strong>der</strong> Phase <strong>der</strong> Antragstellung wurde mit dem Projektpartner IINCAP<br />

„Jorge Basadre“ vereinbart, in dem dreijährigen Projekt eine Zwischenevaluierung<br />

durchzuführen. Ausgangspunkt hierfür war die Annahme, daß bei jedem Projekt,<br />

auch wenn die Konzepte <strong>und</strong> Aktivitäten gemeinsam mit RepräsentantInnen <strong>der</strong><br />

Zielgruppen <strong>und</strong> auf <strong>der</strong> Basis <strong>von</strong> langjährigen Erfahrungen des Projektträgers erarbeitet<br />

wurden, erst bei <strong>der</strong> Intervention – <strong>und</strong> das ist die Umsetzung eines Projekts<br />

beson<strong>der</strong>s in den komplexen Zusammenhängen in ländlichen Gegenden immer<br />

– Schwächen <strong>und</strong> Lücken ersichtlich werden. Hinzu kommt, daß jedes Projekt<br />

„etwas“ än<strong>der</strong>n will <strong>und</strong> damit auch neue Probleme schaffen kann, weil Zusammenhänge<br />

nicht erkannt wurden o<strong>der</strong> das Projekt eine nicht erwartete Dynamik<br />

entwickelt <strong>und</strong> deshalb ergänzende Maßnahmen erfor<strong>der</strong>lich werden.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong> sollte diese Zwischenevaluierung mit einer Gutachterin <strong>und</strong> einem<br />

„kritischen Blick <strong>von</strong> außen“ für das Projektteam einen Raum für Analyse <strong>und</strong><br />

kritische Reflexion schaffen, um die durchgeführten Aktivitäten <strong>und</strong> erwarteten<br />

Wirkungszusammenhänge zu überprüfen <strong>und</strong> Stärken <strong>und</strong> rechtzeitig Schwächen<br />

<strong>und</strong> Lücken zu identifizieren <strong>und</strong> ggf. die für ihre Überwindung erfor<strong>der</strong>lichen Aktivitäten<br />

einzuleiten. Auch wenn eine Evaluierung nicht mit <strong>der</strong> Frage <strong>der</strong> Fortsetzung<br />

<strong>der</strong> Finanzierung verb<strong>und</strong>en ist, bedeutet dies für das Projektteam eine Prüfung.<br />

Deshalb ist es wichtig, daß während einer Evaluierung, die eher die Schwächen<br />

eines Projekts identifizieren soll, auch die Stärken des Projekts benannt werden<br />

<strong>und</strong> mit konstruktiver Kritik Ansätze für die Überwindung <strong>der</strong> identifizierten<br />

Schwächen aufgezeigt werden.


In den Terms of Reference wurden für die Evaluierung folgende Ziele genannt:<br />

a) Wurden die geplanten Aktivitäten im wesentlichen umgesetzt <strong>und</strong> werden sie<br />

<strong>von</strong> Zielgruppen akzeptiert <strong>und</strong> auch angewendet? Wenn nein, warum nicht?<br />

Welche Lösungsansätze gibt es?<br />

b) Können die Projektziele/Ergebnisse – insbeson<strong>der</strong>e für die Frauen – erreicht<br />

werden? Welche Gründe gibt es, wenn diese nur teilweise o<strong>der</strong> gar nicht erreicht<br />

werden können? Welche Maßnahmen sind erfor<strong>der</strong>lich, um diese zu erreichen?<br />

Wesentliche Ergebnisse <strong>der</strong> Evaluierung<br />

Das Projekt hat die sanitären Infrastrukturmaßnahmen wie geplant durchgeführt<br />

(285 fertige Latrinen, 65 im Bau, Verbesserung <strong>der</strong> Wasserversorgung für 99 Familien).<br />

Die Zielgruppe kann die erstellte Infrastruktur instandhalten. Wo das Wasser<br />

über ein Verteilernetz bis ans Haus geführt wird, wurde die Arbeitsbelastung <strong>der</strong><br />

Frauen <strong>und</strong> Mädchen verringert. Die Nachfrage nach Latrinen <strong>und</strong> nach sauberem<br />

Trinkwasser ist groß <strong>und</strong> kann mit den verfügbaren Projektmitteln nicht befriedigt<br />

werden.<br />

Bei den zur För<strong>der</strong>ung einer ausgewogenen Ernährung durchgeführten Maßnahmen<br />

(Nährwerte, ausgewogene Ernährung, För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> lokalen Produkte <strong>und</strong> traditionellen<br />

Gerichte, Anbau <strong>von</strong> Gemüse, Rezepte für Beilagen, Verbesserung <strong>der</strong> Haltung<br />

<strong>von</strong> Meerschweinchen etc.) wurde u. a. festgestellt, daß die nach den neuen<br />

Rezepten zubereiteten Gerichte für protein- <strong>und</strong> vitaminreiche Beilagen <strong>von</strong> <strong>der</strong><br />

Zielgruppe gerne gegessen, aber im Alltag relativ selten gekocht wurden, weil ihre<br />

Zubereitung auf dem „fogón“ (drei Steine auf dem Boden) nur mit zusätzlichem<br />

Arbeitsaufwand möglich war. Auch das Wasser wurde vor dem Konsum äußerst selten<br />

abgekocht.<br />

Die Zielgruppe kannte die Bedeutung <strong>von</strong> sanitärer Infrastruktur, Hygiene (persönlich,<br />

inner- <strong>und</strong> außerhalb des Hauses) <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>er Ernährung für die Prävention<br />

<strong>der</strong> häufigsten Krankheiten.<br />

Auch die Aktivitäten im Sub-Projekt Familienberatung <strong>und</strong> -planung konnte Basadre<br />

trotz schwieriger Rahmenbedingungen wie geplant durchführen. Hierbei wurden<br />

nicht nur die verschiedenen Verhütungsmethoden vorgestellt, son<strong>der</strong>n bei <strong>der</strong><br />

Thematisierung <strong>der</strong> Familiengröße wurde die eigene Kultur, die vorhandenen Kenntnisse<br />

über reproduktive Ges<strong>und</strong>heit sowie die Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Entwicklungs<strong>möglichkeiten</strong><br />

<strong>der</strong> Frauen als Entscheidungskriterien miteinbezogen. Die Frauen kennen<br />

die Symptome <strong>der</strong> häufigsten Frauenkrankheiten <strong>und</strong> lokale Kräuter zur Behandlung;<br />

sie achten mehr auf ihre Ges<strong>und</strong>heit, <strong>und</strong> es wurde ein Tabu gebrochen:<br />

Frauen reden nunmehr mit Vertrauenspersonen über reproduktive Ges<strong>und</strong>-<br />

Geför<strong>der</strong>te Projekte<br />

55


Geför<strong>der</strong>te Projekte<br />

56<br />

heit <strong>und</strong> Frauenkrankheiten. Bauernfamilien<br />

haben Kriterien für „paternidad responsable“<br />

entwickelt.<br />

Da überwiegend Frauen an diesen Kursen<br />

teilnahmen, empfahl die Gutachterin, verstärkt<br />

Männer zu den Kursen über Verhütungsmethoden<br />

<strong>und</strong> „paternidad responsable“<br />

einzuladen o<strong>der</strong> Kurse nur für Männer<br />

durchzuführen.<br />

Darüberhinaus wurde ein Workshop „Gen<strong>der</strong><br />

<strong>und</strong> Rollenidentifizierung“ geplant <strong>und</strong> auch<br />

umgesetzt. Bei <strong>der</strong> Durchführung <strong>der</strong> Projektaktivitäten<br />

nach <strong>der</strong> Evaluierung wurden<br />

Gen<strong>der</strong>-Aspekte stärker betont.<br />

Das Ges<strong>und</strong>heitssystems auf dem Land wurde<br />

mit <strong>der</strong> Ausbildung <strong>von</strong> 22 Ges<strong>und</strong>heitspromotorInnen<br />

erweitert. Wie geplant wurden<br />

10 Gemeinden mit „botiquines“ ausge-<br />

Spiel „Nährwerte“ an <strong>der</strong> Schule in Yuracyacu stattet, so daß die PromotorInnen nun u. a.<br />

Foto: Jutta Ganther<br />

Verletzungen <strong>von</strong> Stürzen, H<strong>und</strong>ebisse,<br />

leichte Verbrennungen, Schnittw<strong>und</strong>en sowie<br />

Atemwegs- <strong>und</strong> Darmerkrankungen mit<br />

andiner Medizin <strong>und</strong> ggf. mit Medikamenten behandeln können. Die <strong>von</strong> Basadre<br />

in 10 Landgemeinden gegründeten Ges<strong>und</strong>heitskomitees wurden ausgebildet u. a.<br />

in <strong>der</strong> Kontrolle <strong>und</strong> ggf. Unterstützung bei <strong>der</strong> Instandhaltung <strong>der</strong> sanitären Infrastruktur<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Durchführung <strong>von</strong> Gewichtskontrollen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> gemeinsam<br />

mit den Ges<strong>und</strong>heitspromotorInnen. Diese Komitees sollen auch in Zukunft Aktivitäten<br />

im Bereich Ges<strong>und</strong>heit innerhalb <strong>der</strong> Landgemeinden anregen <strong>und</strong> ggf. mit<br />

Autoritäten in <strong>der</strong> Region über die Durchführung <strong>von</strong> Maßnahmen <strong>und</strong> Projekten<br />

verhandeln.<br />

Zielerreichung<br />

Laut Aussagen <strong>der</strong> Zielgruppen <strong>und</strong> den Ges<strong>und</strong>heitspromotorInnen haben Durchfallerkrankungen<br />

beträchtlich abgenommen. Da es keine Statistik über die Erkrankungs-<br />

<strong>und</strong> Sterberate in den Landgemeinden gibt, hat Basadre auf Vorschlag <strong>der</strong><br />

1997 durchgeführten Beratung mit den Landgemeinden ein Formular für die Registrierung<br />

<strong>von</strong> Erkrankungen entwickelt <strong>und</strong> kurz vor <strong>der</strong> Evaluierung eingeführt.<br />

Nach einem langen Diskussionsprozeß haben die Landgemeinden die Bedeutung


dieser Daten erkannt <strong>und</strong> wollen auf dieser Basis gemeinsam mit Basadre Projekte<br />

für die Verbesserung <strong>der</strong> sanitären Infrastruktur in den ländlichen Regionen erarbeiten.<br />

Das Sub-Projekt „Prävention <strong>von</strong> Krankheiten“ hat eine große Breitenwirksamkeit,<br />

da die Landbevölkerung in <strong>der</strong> Projektregion die Bedeutung einer sanitären Infrastruktur<br />

(Wasser, Latrinen) für Prävention erkannt hat. Die große Nachfrage kann<br />

jedoch nicht mit den verfügbaren Projektmitteln befriedigt werden. Angesichts<br />

<strong>der</strong> guten Zusammenarbeit mit Basadre erwägt <strong>der</strong> Gemein<strong>der</strong>at <strong>der</strong> Provinz Chota<br />

die Beantragung eines Kredits bei internationalen Finanzgebern für die Erstellung<br />

einer sanitären Infrastruktur auf dem Land.<br />

Das Selbstbewußtsein <strong>der</strong> Frauen konnte im Rahmen des Projekts gestärkt werden.<br />

Sie haben die Bedeutung des Erfahrungsaustauschs mit an<strong>der</strong>en Frauen erkannt<br />

<strong>und</strong> gelernt, ohne Angst über ihre Probleme <strong>und</strong> die in ihren Gemeinden zu sprechen.<br />

Da das Projekt direkt mit Frauen arbeitete (bisher waren es immer Männer),<br />

hat es den Frauen traditionell verbotene Sphären geöffnet: sie haben gemeinsam<br />

Lösungen für ihre Probleme gesucht <strong>und</strong> gelernt, mit Autoritäten in den verschiedenen<br />

Institutionen zu verhandeln <strong>und</strong> Vertrauen in ihre Fähigkeiten gewonnen.<br />

Die Frauen wollen ihre in den letzten Jahren entstandenen Organisationen erhalten,<br />

um sich für eine bessere Ges<strong>und</strong>heitsvorsorge (z. B. Ausdehnung <strong>der</strong> sanitären<br />

Infrastruktur, Krebsvorsorge) einzusetzen.<br />

Die Herausarbeitung dieser durch das Projekt ausgelösten Dynamik im Rahmen <strong>der</strong><br />

Evaluierung machte dem Projektteam bewußter, daß die Frauen nicht nur Selbstbewußtsein<br />

<strong>und</strong> Vertrauen in ihre Fähigkeiten gewonnen, son<strong>der</strong>n auch neue Freiräume<br />

erobert haben, die sie nutzen <strong>und</strong> ausdehnen wollen. Basadre organisierte<br />

danach u. a. Austauschtreffen mit Frauen in an<strong>der</strong>en Provinzen, wo sie <strong>von</strong> ihren<br />

Erfahrungen berichteten. Zusätzlich wurde ein Kurs über Kommunikationstechniken<br />

durchgeführt. Mittlerweile haben die Chotanas auch ein Radioprogramm, das<br />

sie selbst gestalten.<br />

Zur KATE-internen Auswertung <strong>der</strong> Evaluierung <strong>und</strong> Perspektiven <strong>der</strong><br />

weiteren Zusammenarbeit KATE–Basadre<br />

Die Evaluierungsergebnisse wurden zunächst mit <strong>der</strong> Geschäftsführung besprochen.<br />

Zur Überwindung <strong>der</strong> festgestellten Lücke im Maßnahmenbündel des Projekts, hat<br />

KATE e. V. ein Jahr später die zusätzliche Maßnahme „Bau <strong>von</strong> 80 verbesserten<br />

Lehmherden“ unterstützt, womit das Kochen <strong>der</strong> geför<strong>der</strong>ten Beilagen erleichtert<br />

<strong>und</strong> auch die Ges<strong>und</strong>heitsgefährdung <strong>der</strong> Frauen u. a. durch die Rauchentwicklung<br />

Geför<strong>der</strong>te Projekte<br />

57


Geför<strong>der</strong>te Projekte<br />

58<br />

beseitigt <strong>und</strong> <strong>der</strong> Holzverbrauch gesenkt werden konnte. Auch hier ist die Nachfrage<br />

sehr groß.<br />

Die geplante Auswertung <strong>der</strong> Evaluierungsergebnisse mit den MitarbeiterInnen <strong>der</strong><br />

Geschäftsstelle <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en KATE-Projektgruppen konnte bisher noch nicht durchgeführt<br />

werden. Dies soll jedoch im Rahmen <strong>der</strong> im 2. Halbjahr geplanten internen<br />

Weiterbildung „Management <strong>von</strong> KATE-Projekten“ seinen Platz finden.<br />

Julio Benites, Vorstandsmitglied <strong>von</strong> IINCAP „Jorge Basadre“ berichtete bei seinem<br />

Besuch in Berlin im Mai 2000, daß in Chota u. a. ein kirchliches Projekt die<br />

För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Latrinen <strong>und</strong> verbesserten Lehmöfen mit den entsprechenden begleitenden<br />

Ausbildungsmaßnahmen sowie das <strong>von</strong> Basadre entwickelte Konzept<br />

für Familienplanung übernommen hat. Das Projekt arbeitet hierbei mit den <strong>von</strong><br />

Basadre ausgebildeten Fachkräften zusammen. Mit dem Gemein<strong>der</strong>at in Chota wird<br />

<strong>der</strong>zeit überlegt, ob <strong>und</strong> wie die Gemeindeverwaltung die För<strong>der</strong>ung des Baus <strong>von</strong><br />

Latrinen <strong>und</strong> verbesserten Lehmöfen sowie die Wasserversorgung in <strong>der</strong> gesamten<br />

Provinz unterstützen kann.<br />

Da Basadre begonnen hat, seine Projektarbeit in Richtung „nachhaltige ländliche<br />

Entwicklung“ zu erweitern, hat die NRO bei KATE e. V. das Projekt „Umwelterziehung“<br />

eingereicht, das im Rahmen eines ASA-Projekts 1999 angedacht wurde <strong>und</strong><br />

dessen Konzept u. a. mit LehrerInnen <strong>und</strong> den lokalen Bauernorganisationen erarbeitet<br />

wurde. Ob KATE e. V. diesen interessanten Antrag unterstützen kann, hängt<br />

hauptsächlich da<strong>von</strong>, ob Finanzierungs<strong>möglichkeiten</strong> gef<strong>und</strong>en werden können.


Das Projekt „Rehabilitation <strong>der</strong> kleinbäuerlichen Landwirtschaft in Kwanza Sul“<br />

(1995–98) ist kein beson<strong>der</strong>s ausgelesenes Vorzeigeprojekt – es war das Projekt,<br />

an dem wir ganz wesentliche Methoden unseres Herangehens unter z. T. äußerst<br />

schwierigen Bedingungen gemeinsam mit unserer angolanischen Partnerorganisation<br />

entwickelt haben, Fehlschläge hinnehmen <strong>und</strong> Korrekturen vornehmen mußten.<br />

Nicht wenige aus dem Kreis <strong>der</strong> professionellen Entwicklungshelfer in Angola<br />

haben das Projekt anfangs für verfrüht, für zu risikobehaftet angesichts <strong>der</strong> instabilen<br />

Sicherheitslage unter einem brüchigen Friedensabkommen <strong>und</strong> <strong>der</strong> ungünstigen<br />

ökonomischen Rahmenbedingungen für eine selbsttragfähige kleinbäuerliche<br />

Landwirtschaft gehalten. Zu einer Zeit, da <strong>der</strong> überwiegende Teil <strong>der</strong> Hilfsgel<strong>der</strong><br />

für Angola noch in Nothilfe floß, haben wir mit Unterstützung <strong>der</strong> Stiftung ein<br />

Projekt beginnen können, das Pilotcharakter für den Übergang zu einer nachhaltigen<br />

Wie<strong>der</strong>aufbauhilfe hat. Ich möchte hier nicht einen umfassenden Ergebnisbericht<br />

geben 1 , son<strong>der</strong>n will mich auf einige wenige Fragen beschränken, die aus<br />

unserer Sicht beson<strong>der</strong>s wichtig sind bei <strong>der</strong> Sicherung möglichst breiter sozialer<br />

Wirkungen <strong>von</strong> Projekten.<br />

Investitionen in <strong>der</strong> Armutszone: Unser Ansatz am Beispiel <strong>der</strong> Bewässerungslandwirtschaft<br />

Rahmenbedingungen: Produktivinvestitionen am Rande des Bürgerkrieges<br />

Die für das Projekt ausgewählten 18 Dörfer mit ca. 56 000 Einwohnern liegen in<br />

einem Gebiet, das während des Bürgerkrieges zu den relativ sicheren regierungs-<br />

Geför<strong>der</strong>te Projekte<br />

EIGENER MAIS, EIGENE MÜHLEN...<br />

EINIGE ERFAHRUNGEN ÜBER SOZIALE WIRKUNGEN VON PROJEKTEN AM BEISPIEL<br />

EINES LANDWIRTSCHAFTSPROJEKTES IN ANGOLA<br />

1 Wen <strong>der</strong> Sachbericht zum Projektabschluß interessiert, kann ihn – 31 Seiten mit<br />

Tabellenanhang – bei <strong>der</strong> Stiftung o<strong>der</strong> bei uns nachlesen.<br />

Bert Maciy, OIKOS Eine Welt e. V.<br />

59


Geför<strong>der</strong>te Projekte<br />

60<br />

kontrollierten Gebieten gehörte. In dieser Zeit war es <strong>von</strong> drei Seiten – nach Süden,<br />

Osten <strong>und</strong> Norden – <strong>von</strong> Gebieten umschlossen, die <strong>von</strong> <strong>der</strong> Rebellenbewegung<br />

UNITA kontrolliert wurden, zeitweilig sehr eng, bis etwa auf 10 km an die<br />

entlegensten Projektdörfer heran. Nach Westen, am Atlantik, blieb eine schmale<br />

Küstenstraßenverbindung zur Außenwelt. Während <strong>der</strong> Projektlaufzeit ist diese Insellage<br />

zwar durch den Beginn <strong>der</strong> Übergabe ehemals UNITA-kontrollierter Gebiete<br />

etwas aufgelöst worden. Im wesentlichen blieb das Projektgebiet jedoch <strong>von</strong> unsicheren<br />

Gebieten umschlossen.<br />

Dieses Gebiet war in den Jahren des Bürgerkrieges ein wichtiges Zufluchtsgebiet<br />

für Flüchtlinge aus den an<strong>grenzen</strong>den Hochlandgebieten, d. h. aus den vom Krieg<br />

erfaßten o<strong>der</strong> <strong>von</strong> <strong>der</strong> UNITA kontrollierten Gebieten in Benguela, Huambo <strong>und</strong><br />

den östlichen Munizipien <strong>von</strong> Kwanza Sul. Von seinen natürlichen Voraussetzungen<br />

her bietet es für die Art <strong>der</strong> Landwirtschaft, die in den Herkunftsgebieten <strong>der</strong><br />

Flüchtlinge vorherrschte, d. h. für Maisanbau im Regenfeldbau, eher ungünstige<br />

Bedingungen. Die Nie<strong>der</strong>schläge nehmen <strong>von</strong> Ost nach West mit zunehmen<strong>der</strong> Nähe<br />

zur Küste <strong>und</strong> abfallen<strong>der</strong> Höhenlage deutlich ab <strong>und</strong> sind zudem durch beson<strong>der</strong>e<br />

jahres- <strong>und</strong> monatsweise Unsicherheit gekennzeichnet. Trotzdem haben sich über<br />

einen Zeitraum <strong>von</strong> etwa einem Jahrzehnt in diesem Gebiet mehrere zehntausend<br />

Kleinbauern angesiedelt, teilweise in ausgesprochenen Flüchtlingsdörfern, teilweise<br />

in Erweiterung bestehen<strong>der</strong> Dörfer.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> fehlenden Voraussetzungen für die Integration einer so großen Anzahl<br />

<strong>von</strong> Flüchtlingen <strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> negativen Folgen des Krieges auch für die<br />

landwirtschaftliche Produktion <strong>der</strong> ansässigen Bevölkerung geriet ein großer Teil<br />

<strong>der</strong> Kleinbauern in Abhängigkeit <strong>von</strong> Nahrungsmittelhilfe, die über Jahre hinweg<br />

fortbestand <strong>und</strong> sich zu verfestigen drohte. Die Dörfer verarmten, zahlreiche dörfliche<br />

Einrichtungen wie Dorfschulen, Ges<strong>und</strong>heitsposten, Speicher <strong>und</strong> Brücken<br />

verfielen o<strong>der</strong> entsprachen nicht den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> gewachsenen Bevölkerungszahl.<br />

Das Projekt umfaßte daher eine Anzahl <strong>von</strong> ausgewählten Aktivitäten, um die bäuerlichen<br />

Orientierungen <strong>und</strong> die Selbstversorgungsfähigkeit <strong>der</strong> Bevölkerung wie<strong>der</strong>herzustellen,<br />

die Lebensbedingungen in den Dörfern zu verbessern, die Isolierung<br />

<strong>der</strong> Dörfer zu überwinden <strong>und</strong> sie an die Vermarktungsstrukturen auf Provinzebene<br />

anzuschließen.<br />

Wie kamen wir zu <strong>der</strong> Auswahl <strong>von</strong> Aktivitäten? Wer entschied über die Investitionen?<br />

Was war am besten geeignet, die Abhängigkeit <strong>von</strong> Nahrungsmittelhilfe zu<br />

überwinden? Ein Investitionsvolumen <strong>von</strong> ca. 361 000 DM scheint zwar beachtlich,<br />

aber legt man die Summe auf die Zielgruppengröße in den einzelnen Projekt-


komponenten um, ergibt sich schon ein ganz an<strong>der</strong>es Bild: ganze 31 DM wurden<br />

pro Person <strong>und</strong> Jahr für die Unterstützung <strong>der</strong> Bewässerungslandwirtschaft aufgewendet<br />

(2 500 Begünstigte), ca. 1,50 DM für die Maisverarbeitung (52 000 Begünstigte).<br />

Diese Zahlen zeigen, daß es hier keinesfalls um ein Versorgungsprojekt<br />

zur Erfüllung eines evidenten Bedarfs ging: <strong>der</strong> ausländische Geber kommt, verteilt<br />

großzügig alles, was die bäuerliche Wirtschaft braucht, <strong>und</strong> hinterläßt blühende<br />

Landschaften. Wenn am Ende des Projektes tatsächlich eine spürbare Erhöhung<br />

des Selbstversorgungsgrades in allen Dörfern erreicht werden konnte, so ist<br />

das nur zu erklären durch hohe Eigenanstrengungen <strong>der</strong> Zielgruppe, zu denen die<br />

Investitionen die Impulse gegeben haben. Nicht die Investitionen an sich garantieren<br />

einen Projekterfolg, entscheidend sind die Wege <strong>und</strong> Methoden, wie die Investitionen<br />

in die konkreten ökonomischen, sozialen, kulturellen <strong>und</strong> gen<strong>der</strong>bezogenen<br />

Problemlagen „eingebaut“ werden. Dabei werden <strong>von</strong> den verschiedenen<br />

Trägern <strong>der</strong> Entwicklungszusammenarbeit durchaus unterschiedliche Ansätze verfolgt.<br />

Gerade in dem Gebiet dieses Landwirtschaftsprojektes haben wir über die<br />

Jahre diese Unterschiedlichkeit verfolgen können <strong>und</strong> haben nicht zuletzt auch in<br />

Auswertung <strong>der</strong> Erfahrungen an<strong>der</strong>er Träger unseren Ansatz entwickelt. Einige<br />

Gr<strong>und</strong>sätze daraus möchte ich anhand einiger Beispiele darstellen.<br />

Von <strong>der</strong> Nothilfe zur Selbstversorgung: Investitionen in die kleinbäuerliche<br />

Landwirtschaft<br />

Über viele Jahre rollten regelmäßig die Verteilungs-Lkw in die Zufluchtsgebiete<br />

Kwanza Suls, bringen Mais-Rationen zu den Maisbauern. Mit <strong>der</strong> Dauer des Bürgerkrieges<br />

droht sich die Trennung <strong>der</strong> vertriebenen Bauern <strong>von</strong> ihren angestammten<br />

Län<strong>der</strong>eien zu verfestigen. Gerüchte machen die R<strong>und</strong>e, daß in den Herkunftsdörfern<br />

längst an<strong>der</strong>e die Fel<strong>der</strong> übernommen haben. Jahrelange Abhängigkeit <strong>von</strong><br />

Nothilfe verän<strong>der</strong>t auch die Bauern selbst. Die Erfahrungen in <strong>der</strong> Bewirtschaftung<br />

ihrer Kulturen gehen verloren. Das Leben im Dorf organisiert sich um die regelmäßigen<br />

Verteilungen herum. „Food for work“, die Verteilung <strong>von</strong> Nahrung in Abhängigkeit<br />

<strong>von</strong> geleisteter Arbeit z.B. bei Haus- <strong>und</strong> Wegebau o<strong>der</strong> Aufforstung, versucht<br />

dem entgegenzuwirken, bleibt aber eine fremdbestimmte Wirtschaftsform.<br />

„Die Arbeit <strong>der</strong> Hand kostet nichts“: Selbsthilfeinitiativen<br />

In allen Dörfern des Gebietes – in den Flüchtlingsdörfern wie den Dörfern mit angestammter<br />

Bevölkerung – ist die Landwirtschaft durch den Krieg schwer beeinträchtigt.<br />

Die Ursachen sind vielfältig. Während Nothilfe die Nahrungsmittel einfach<br />

liefert, ist <strong>der</strong> Weg zu einer eigenständigen Landwirtschaft, die die Dörfer<br />

wie<strong>der</strong> ernährt <strong>und</strong> darüber hinaus vielleicht sogar etwas für den Markt liefert,<br />

Geför<strong>der</strong>te Projekte<br />

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Geför<strong>der</strong>te Projekte<br />

62<br />

hin<strong>der</strong>nisreich <strong>und</strong> lang. Denn für jedes einzelne <strong>der</strong> Probleme muß eine Lösung<br />

gef<strong>und</strong>en werden. Die materiellen Defizite sind schnell erkannt. Um die Fel<strong>der</strong> neu<br />

zu bestellen, fehlt es an fast allen landwirtschaftlichen Arbeitsgeräten <strong>und</strong> Maschinen:<br />

<strong>von</strong> Hacken <strong>und</strong> Buschmessern angefangen über Bewässerungseinrichtungen,<br />

die angesichts <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>schlagsverhältnisse hier unverzichtbar sind, bis<br />

hin zu möglicherweise Traktoren <strong>und</strong> Bodenbearbeitungsmaschinen, Lastkraftwagen<br />

für den Transport <strong>der</strong> Ernte zu Markt <strong>und</strong> Lagerhäusern für die Einlagerung <strong>der</strong><br />

Ernte. Außer für Mais gibt es auch kein an<strong>der</strong>es Saatgut. Doch auch Mängel in <strong>der</strong><br />

dörflichen Infrastruktur behin<strong>der</strong>n die Wie<strong>der</strong>belebung <strong>der</strong> Landwirtschaft: Die Bauern<br />

verweisen auf fehlende Ges<strong>und</strong>heitsposten, was zu hohen Krankenständen <strong>und</strong><br />

verringerter Arbeitsfähigkeit führt. Der Hausbau für die unter <strong>der</strong> Zuflucht <strong>von</strong> außen<br />

wachsende Bevölkerung nimmt viel Kraft in Anspruch, die in <strong>der</strong> Landwirtschaft<br />

fehlt. Die Straßenverhältnisse sind so katastrophal, daß <strong>der</strong> Transport vom<br />

<strong>und</strong> zum Markt mit hohem Zeitaufwand, Risiko <strong>und</strong> Kosten verb<strong>und</strong>en ist.<br />

Die Liste dieser materiellen Erfor<strong>der</strong>nisse, umgesetzt in einen erschöpfenden Investitionsplan,<br />

scheint etwas zu sein, was durchaus seine Berechtigung hat. Diese<br />

Bauern sind schuldlos an ihrer schwierigen Lage. Die koloniale Plantagenlandwirtschaft<br />

hat keine tragfähigen materiellen Gr<strong>und</strong>lagen einer eigenständigen kleinbäuerlichen<br />

Landwirtschaft hinterlassen. Der Bürgerkrieg ist ohne seinen ausländischen<br />

Interessenhintergr<strong>und</strong> in <strong>der</strong> Zeit des Kalten Krieges <strong>und</strong> auch heute, vor<br />

dem Hintergr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Zugriffswünsche auf das angolanische Öl, nicht hinreichend<br />

erklärbar. Dennoch: ist es wirklich hilfreich <strong>und</strong> solidarisch, in die Wie<strong>der</strong>gutmachungsverantwortung,<br />

die sich daraus unzweifelhaft ergibt, mit dem Prinzip des<br />

„Füllhorns“ einzutreten? Dieser Ansatz ist, sicher nicht in Reinform, aber in <strong>der</strong><br />

Tendenz, so selten nicht. Wir beobachteten solche Tendenzen etwa bei Projekten<br />

einer italienischen NRO in Kwanza Sul. In diesem Projekt wurden hohe Mittelkonzentrationen<br />

auf einzelne Dörfer erreicht. Das Zielbild <strong>der</strong> Landwirtschaft, welches<br />

das Projektteam einzuführen versuchte, war das einer weitgehend mechanisierten,<br />

in hohem Maße auf Vermarktung ausgerichteten Kollektivlandwirtschaft. In einem<br />

sehr frühen Stadium wurden Traktoren eingeführt. Die agronomische Beratung lag<br />

in <strong>der</strong> Hand ausländischer Berater, die betriebswirtschaftliche Leitung ebenfalls.<br />

Die Hoffnung war, durch die tägliche Präsenz <strong>der</strong> weißen Experten vor Ort eine bessere<br />

Wissensübertragung zu erreichen. Im Ergebnis kam es jedoch noch während<br />

<strong>der</strong> För<strong>der</strong>phase zu heftigen Konflikten zwischen den Kleinbauern, die sich <strong>von</strong><br />

den maßgeblichen Entscheidungen <strong>der</strong> Bewirtschaftung ausgeschlossen fühlten,<br />

<strong>und</strong> dem überwiegend weißen Projektteam. Das Projekt mußte abgebrochen werden,<br />

eine Reihe <strong>der</strong> vorgesehenen Infrastrukturleistungen (Bauten für Schulen,<br />

Ges<strong>und</strong>heitsposten) blieb unvollendet.


Das teilweise Scheitern dieses Projektes hat nur vor<strong>der</strong>gründig damit zu tun, daß<br />

es sich um ein Projekt mit umfangreichem Einsatz relativ mo<strong>der</strong>ner Technik handelt,<br />

selbst wenn <strong>der</strong> Stein des Anstoßes letztlich die Traktoren <strong>und</strong> ihre Kontrolle,<br />

also die höchste Einzelinvestition war. Vielmehr wurde eine Reihe <strong>von</strong> wichtigen<br />

sozialen Voraussetzungen für die Einführung <strong>der</strong> Investitionen nicht angemessen<br />

berücksichtigt: welche kolonialen Erfahrungen wirken nach – in <strong>der</strong> Einstellung<br />

<strong>der</strong> Bauern zur Mehrproduktion, gegenüber weißen Entscheidungsträgern?<br />

Welche Beziehungsmuster zwischen „weißem Geber“ <strong>und</strong> „schwarzer Zielgruppe“<br />

haben sich im Gefolge <strong>der</strong> langjährigen Nothilfe aufgebaut, <strong>und</strong> wie wirken sie auf<br />

die Eigeninitiative <strong>der</strong> Zielgruppe? Welche Erfahrungen haben die Bauern mit einer<br />

<strong>von</strong> außen organisierten kollektiven Produktion? Wie weit können sie die Marktnachfrage<br />

<strong>und</strong> das Angebot an für sie wichtigen Gütern <strong>und</strong> die aus <strong>der</strong> Mehrproduktion<br />

real erzielbaren materiellen Vorteile für sich einschätzen?<br />

Um solche Probleme zu vermeiden, haben wir ein an<strong>der</strong>es Herangehen in <strong>der</strong> Kooperation<br />

mit <strong>der</strong> Zielgruppe entwickelt. Zum einen vermeiden wir weitgehend den<br />

Einsatz ausländischer Experten im direkten Kontakt mit den Kleinbauern. Die Konnotation<br />

<strong>von</strong> „Weißem Experten“ mit entwe<strong>der</strong> (neo)kolonialer Schlitzohrigkeit<br />

(er gibt mir eine Pumpe scheinbar geschenkt <strong>und</strong> will dafür die Kontrolle über das<br />

Land) o<strong>der</strong> karitativer Großzügigkeit (wenn ich die Pumpe, die ich schon <strong>von</strong> an<strong>der</strong>en<br />

habe, verstecke, wird er mir noch eine geben) ist hier einfach noch o<strong>der</strong><br />

schon wie<strong>der</strong> zu präsent. Der Aufbau <strong>der</strong>, wie wir es nennen, projektinternen Dialogstrukturen<br />

liegt ganz in <strong>der</strong> Hand eines Projektteams, das sich möglichst vollständig<br />

aus Personen zusammensetzt, die unmittelbar aus <strong>der</strong> Region stammen,<br />

die Sprache <strong>der</strong> Kleinbauern sprechen <strong>und</strong> ihre Erfahrungen teilen. Das allein ist<br />

noch keine Garantie für die Vermeidung einer unproduktiven Erwartungshaltung<br />

an einen Geber, aber schon ein wichtiger Schritt. Wir haben anfangs manchmal<br />

auch mit scheinbaren Äußerlichkeiten lange geha<strong>der</strong>t, die eine, wie wir fanden,<br />

zu deutliche Spur zu einem vermutlich „reichem“ Geber legen. Z. B. wollten wir<br />

keine offiziellen Übergaben in Anwesenheit des „Gebers“, wollten keine Beschriftung<br />

<strong>der</strong> Projektfahrzeuge mit dem Namen unserer NRO usw. Es gibt lei<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />

Zwänge innerhalb <strong>der</strong> NGO-community in Angola, die uns dies nicht durchhalten<br />

ließen. Der Name einer ausländischen Hilfsorganisation auf dem Fahrzeugblech<br />

gewährt einen gewissen Schutz vor unliebsamen Überraschungen. Eine Übergabezeremonie<br />

unter Teilnahme <strong>der</strong> staatlichen Autoritäten <strong>der</strong> Provinz hilft dabei, bürokratische<br />

Hin<strong>der</strong>nisse bei <strong>der</strong> Lösung <strong>von</strong> bestimmten Problemen, die ohne den<br />

Staat nicht lösbar sind, zu verringern, wie etwa die Ausstellung <strong>von</strong> Landrechtstiteln.<br />

Und ein NRO-Name an einem beliebigen Mühlenhaus in einem Dorf, so we-<br />

Geför<strong>der</strong>te Projekte<br />

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Geför<strong>der</strong>te Projekte<br />

64<br />

nig hilfreich er für die Dorfbevölkerung ist, ist doch eine Ortsmarkierung, die an<strong>der</strong>en<br />

NRO zeigt, daß es hier zumindest Abstimmungsbedarf gibt <strong>und</strong> man nicht<br />

einfach drauflos „entwickeln“ sollte. Was aber wirklich wichtig ist, sind die gegenseitigen<br />

Kommunikationsflüsse zwischen den Beteiligten: zwischen <strong>der</strong> Dorfebene,<br />

<strong>der</strong> lokalen Durchführungsorganisation <strong>und</strong> dem ausländischen Projektpartner. Dabei<br />

ist es uns wichtig, dem lokalen Träger eine deutliche Eigenständigkeit einzuräumen.<br />

Es soll in den Dörfern klar sein, daß das Projektteam nicht nur ein Sprachrohr<br />

<strong>der</strong> ausländischen NRO ist, son<strong>der</strong>n aufgr<strong>und</strong> seiner Vertrautheit mit den Gegebenheiten<br />

eigenständig mit den Bauern nach Lösungen für die Probleme sucht.<br />

In den Dörfern hat die angolanische Partnerorganisation AAD (Acção Angolana<br />

para o Desenvolvimiento) über viele Jahre einen engen Kontakt zu den Kleinbauern<br />

aufgebaut. Dieser vertrauensvolle Kontakt ermöglicht es, die Situation in den<br />

einzelnen Dörfern genau einzuschätzen, die organisatorischen Fähigkeiten <strong>und</strong><br />

Grenzen, die Interessen <strong>und</strong> Konflikte, die Traditionen <strong>und</strong> Hoffnungen zu erkennen,<br />

die für die Unterstützung <strong>der</strong> Landwirtschaft <strong>der</strong> Kleinbauern wichtig sind.<br />

Auf Dorfversammlungen haben die Bauern oft ihre Vorschläge dargelegt, haben<br />

Petitionen geschrieben <strong>und</strong> Abgesandte zur AAD geschickt. Ihr Druck ging schon<br />

frühzeitig nach Beginn <strong>der</strong> Nothilfe dahin, mehr ihre Landwirtschaft zu unterstützen.<br />

Auf Seiten vieler ausländischer Hilfsorganisationen herrschten dagegen Zweifel<br />

vor: Eine Nothilfestruktur kann man schnell abziehen, wenn sich die Sicherheitslage<br />

verschlechtert, ein Landwirtschaftsprojekt dagegen nicht. Diese Zweifel<br />

herrschten über Jahre. Nahrungsmittel flossen bald ein Jahrzehnt in das Gebiet.<br />

Ein Bauer brachte es so auf den Punkt: „Wir sind sowieso hier. Wenn wir seit Jahren<br />

regelmäßig Mais bekommen, ohne etwas richtiges dafür zu tun, können wir<br />

auch das bekommen, was wir für die Bestellung unserer Fel<strong>der</strong> brauchen. Die Arbeit<br />

<strong>der</strong> Hand kostet nichts. Wozu sind wir sonst da?“<br />

Von <strong>der</strong> Idee zum Projekt<br />

Die Bauern wollen selbst Fel<strong>der</strong> bestellen, um eigene Ernten zu erzielen. Auf Versammlungen,<br />

bei <strong>der</strong> Übergabe <strong>von</strong> ersten Einrichtungen, die mit Hilfe eines Projektes<br />

geschaffen wurden, <strong>und</strong> durch Briefe stellen sie ihre Vorschläge für Verbesserungen<br />

vor. Wichtig ist für die Planung eines Projektes, diese Vorschläge eingehend<br />

mit den Dorfbewohnern zu diskutieren. Das Projekt kann nur auf Dauer zu<br />

Verbesserungen für die Landwirtschaft führen, wenn die eigene Initiative <strong>der</strong> Bauern<br />

dahinter steht. In den Diskussionen im Vorfeld des Projektes ist das Herangehen<br />

<strong>der</strong> AAD eher das <strong>der</strong> knappen Ressourcen als des geöffneten Füllhorns. Vorschläge<br />

<strong>der</strong> Bauern werden alternativ zur Diskussion gestellt, nach dem Prinzip:


wenn wir gegenwärtig nur eine o<strong>der</strong> zwei <strong>der</strong> genannten wichtigen Verbesserungen<br />

unterstützen können, weil wir noch mit einer Reihe <strong>von</strong> an<strong>der</strong>en Nachbardörfern<br />

zusammenarbeiten wollen, die dieselben Probleme haben, womit sollten wir<br />

dann anfangen? Was ist das Wichtigste, was bringt den meisten Effekt? Was können<br />

die Bauern <strong>von</strong> den Maßnahmen selbst realisieren? Wer ist für die Organisation<br />

<strong>der</strong> Arbeiten verantwortlich? Wie werden die Ergebnisse verteilt? Klare Vereinbarungen<br />

mit den Dorfältesten <strong>und</strong> den Landwirtschaftskommissionen <strong>der</strong> Dörfer<br />

sind Voraussetzung für den Beginn eines Projektes.<br />

Insgesamt wurden an 8 Standorten (Jombe I, Canguanza, N´dele, Quipito, Candumba,<br />

Cachoeiras, Dois Morros <strong>und</strong> Ul<strong>und</strong>o) Gravitationsbewässerungen zwischen<br />

1,5 <strong>und</strong> 12 ha unter Einsatz <strong>von</strong> Bewässerungspumpen eingerichtet. In <strong>der</strong> ersten<br />

Projektphase (September 1995–Februar 1997) wurden zunächst drei Pilotbewässerungen<br />

eingerichtet. In <strong>der</strong> zweiten Projektphase (Verlängerung) folgten die fünf<br />

Standorte Quipito, Candumba, Cachoeiras, Dois Morros <strong>und</strong> Ul<strong>und</strong>o.<br />

Mit einem anteiligen Mitteleinsatz <strong>von</strong> 44 % des Projektbudgets (einschließlich<br />

unmittelbarer Transportmittel für die Bewässerungskommissionen <strong>und</strong> <strong>der</strong> anteiligen<br />

Kosten des 4-köpfigen Projektteams, das aus dem Projektkoordinator, zwei<br />

Landwirtschaftsberatern, darunter einer Frau, <strong>und</strong> einem Mechaniker bestand) bildet<br />

die Bewässerungskomponente eine <strong>der</strong> beiden Hauptaktivitäten des Projektes<br />

<strong>und</strong> die Komponente, die unmittelbar auf Nahrungsmittelproduktion gerichtet ist.<br />

Diese Mittel wurden auf eine Teilzielgruppe <strong>von</strong> 416 Familien konzentriert, was<br />

bei Zugr<strong>und</strong>elegung einer durchschnittlich 6-köpfigen Familiengröße im Projektgebiet<br />

einer Zahl direkt begünstigter Personen <strong>von</strong> etwa 2 500 entspricht. Der Mit-<br />

AAD-Generalsekretär Rosalino Neto im Gespräch mit dem Dorfältesten (Soba)<br />

<strong>von</strong> Jombe <strong>und</strong> <strong>der</strong> Landwirtschaftskommission des Dorfes. Foto: Bert Maciy<br />

Geför<strong>der</strong>te Projekte<br />

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Geför<strong>der</strong>te Projekte<br />

66<br />

teleinsatz pro Kopf <strong>und</strong> Jahr liegt mit 30,91 DM unterhalb vergleichbarer Entwicklungsprojekte<br />

in <strong>der</strong> Bewässerungslandwirtschaft. Das entspricht dem Übergangscharakter<br />

des Projektes in einer allgemein unsicheren Situation, in <strong>der</strong> Verluste<br />

<strong>von</strong> Projektmitteln nicht auszuschließen sind <strong>und</strong> die Vermarktungs<strong>möglichkeiten</strong><br />

noch begrenzt bleiben. Der Mitteleinsatz bleibt auch deutlich unter dem üblichen<br />

Satz für Nahrungsmittelhilfe in <strong>der</strong> Region.<br />

Durch die Bewässerung wurde es den Bauern möglich, unabhängig vom standortbedingten<br />

Nie<strong>der</strong>schlagsmangel <strong>und</strong> den Nie<strong>der</strong>schlagsschwankungen ganzjährig<br />

eine intensive Landwirtschaft zu betreiben. Auf den Bewässerungsflächen sind je<br />

nach Kultur drei bis vier Ernten im Jahr möglich.<br />

Die Bewässerungen wurden in folgen<strong>der</strong> Weise für die Selbstversorgung genutzt:<br />

Anbau <strong>von</strong> Mais als Zwischenkultur: Bewässerungsflächen wurden nur in den<br />

Zeiten mit Mais bestellt, zu denen Mais nicht im Regenfeldbau angebaut wurde.<br />

Dieser Mais diente zur Überbrückung <strong>der</strong> „Hungerlücken“, die saisonal in<br />

diesem Gebiet Kwanza Suls schon früher (vor dem Krieg) bekannt waren.<br />

Ernährungsdiversifizierung: Anstelle einer fast 100%igen Ernährung durch Mais<br />

wurden an<strong>der</strong>e Nahrungsmittel zum Eigenverbrauch angebaut, die eine ausgewogenere<br />

Ernährung erlauben (Bohnen, Tomaten, Kohl, Zwiebeln usw.).<br />

Saatgutvermehrung: unzureichende Saatgutbereitstellung für den Regenfeldbau<br />

wurde überbrückt, indem vorhandene Saatgutbestände in einer Zwischenkultur<br />

vor <strong>der</strong> eigentlichen Haupt-Saatzeit vermehrt wurden.<br />

Vermarktung: Überschußproduktion bei Gemüse wurde vermarktet <strong>und</strong> das Geld<br />

nach <strong>der</strong> Dürre 1996/97 zum Kauf <strong>von</strong> Mais eingesetzt.<br />

Der Anteil <strong>der</strong> Familien, die Bewässerungsland erhalten haben, beträgt in den einzelnen<br />

Standorten nur 3 bis 21 % <strong>der</strong> Gesamtfamilienanzahl. Die bewässerte Gesamtfläche<br />

ist insgesamt eher klein <strong>und</strong> an einigen Standorten (Dois Morros, Cachoeiras)<br />

so gering im Verhältnis zur Bevölkerungszahl, daß <strong>der</strong> Anteil an <strong>der</strong> Selbstversorgung<br />

bescheiden bleibt. In allen Dörfern ist jedoch <strong>der</strong> Kreis <strong>der</strong> Begünstigten<br />

durch dorfinterne Umverteilung größer als die Zahl <strong>der</strong> Landnutzer. Folgende<br />

Mechanismen wurden dabei vom Projektteam festgestellt:<br />

Tausch <strong>von</strong> Produkten aus dem Bewässerungsanbau gegen an<strong>der</strong>e Produkte (Geflügel,<br />

Wildfrüchte, Holzkohle, Flechtarbeiten, Näharbeiten, Fisch, Wild).<br />

Übernahme <strong>von</strong> Arbeiten für die Familien, die die Bewässerung bewirtschaften,<br />

gegen Ernteanteile (Wegebau, Hausbau, Regenfeldbau).<br />

In Notzeiten sind Ernteerträge aus dem Bewässerungsanbau unentgeltlich im<br />

Dorf umverteilt worden.


In einigen Dörfern wird das Bewässerungsland faktisch kollektiv bewirtschaftet.<br />

Die Erträge kommen dem ganzen Dorf zugute (N´dele, Candumba).<br />

Zuviel des Guten: wenn die Abstimmung nicht funktioniert<br />

Wie wichtig die Kommunikation zwischen den Zielgruppen <strong>und</strong> denen, die ihnen<br />

helfen wollen, ist, zeigt sich mitunter beson<strong>der</strong>s sichtbar bei Fehlschlägen. Ein<br />

Beispiel dafür ist <strong>der</strong> Einbruch im System <strong>der</strong> Saatgutreproduktion <strong>und</strong> Bewässerungslandwirtschaft,<br />

<strong>der</strong> nach Abschluß des Projektes in einigen Dörfern eingetreten<br />

ist. Normalerweise ist die AAD, die nicht nur in dem einen Projekt als lokaler<br />

Träger fungiert, son<strong>der</strong>n zugleich in die meisten in <strong>der</strong> Region laufenden an<strong>der</strong>en<br />

Programme eingeb<strong>und</strong>en ist, über die Entwicklungen in den einzelnen Dörfern gut<br />

informiert, weil sie auch ohne ein konkretes Projekt immer wie<strong>der</strong> Kontakt zu den<br />

Dorfverantwortlichen sucht. Sie fungiert als Seismograph für die sozialen Verän<strong>der</strong>ungen<br />

in den Dörfern, ist über ihre Rolle als Träger <strong>von</strong> Nahrungsmittelhilfeprogrammen<br />

ein wichtiges Bindeglied zur Koordinierung zwischen Nothilfe <strong>und</strong> Rehabilitationsvorhaben.<br />

So wird verhin<strong>der</strong>t, daß z.B. Landwirtschaftsaktivitäten durch<br />

eine zu lang anhaltende Nahrungsmittelversorgung unterlaufen werden. Diese Rückkopplungen<br />

funktionieren normalerweise gut, zumal unter den Bedingungen einer<br />

noch immer bestehenden Gefahr <strong>von</strong> Überfällen die Sicherheit <strong>der</strong> Dörfer <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Mitarbeiter <strong>der</strong> NRO da<strong>von</strong> abhängen kann, daß Beobachtungen bedrohlicher Vorgänge<br />

rasch weitergeleitet werden. Manchmal stocken aber die Informationsflüsse,<br />

<strong>und</strong> nicht ganz unabsichtlich. So tauchte nach Abschluß des Projektes in einem<br />

<strong>der</strong> Projektdörfer eine große amerikanische Hilfsorganisation auf, die in dem Gebiet<br />

nicht ständig operiert. Sie hatte Mittel für ein umfangreiches Saatgutprogramm<br />

zur Verfügung, welches für die Provinz Huambo geplant worden war. Nur die Sicherheitslage<br />

in Huambo ließ zu dieser Zeit <strong>der</strong>artige Aktivitäten nicht zu. Um die Mittel<br />

nicht verfallen zu lassen, wechselte das Team nach Kwanza Sul. Der Weg führte<br />

sie zum erstbesten Dorf, in das ausländische Teams in <strong>der</strong> Regel zuerst eintreffen.<br />

Die Dorfbewohner dort sind beson<strong>der</strong>s erfahren im Umgang mit solchen Gästen<br />

<strong>und</strong> haben die Angebote <strong>der</strong> Amerikaner wohlwollend zur Kenntnis genommen. Die<br />

amerikanische NRO begann damit, ohne Abstimmung mit <strong>der</strong> AAD Saatgut zu verteilen.<br />

Das war zwar einerseits gut, weil dadurch die Aussaat in bisher nicht gekannten<br />

Umfang möglich war. Aber sie haben an<strong>der</strong>erseits die Bemühungen unterlaufen,<br />

die Bauern selbst zur Saatgutreproduktion zu bringen. Außerdem haben sie<br />

ohne Abstimmung die Bewässerungskapazitäten genutzt, die aus dem AAD-OIKOS-<br />

Projekt stammten, um Saatbeete anzulegen, <strong>von</strong> denen sie dann kleine Tomatenpflanzen<br />

usw. an an<strong>der</strong>e Dörfer verteilt haben. Sie haben keinen Beitrag zu den Kosten<br />

<strong>der</strong> Pumpen geleistet <strong>und</strong> die Bauern nicht zum Geldsammeln für den Pum-<br />

Geför<strong>der</strong>te Projekte<br />

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Geför<strong>der</strong>te Projekte<br />

68<br />

penunterhalt angehalten. Vielmehr haben sie den Eindruck erweckt, sie würden<br />

jetzt die neuen Geber sein. Die Bauern haben „Food for Work“ erhalten <strong>und</strong> nicht<br />

mehr für sich <strong>und</strong> den Markt, son<strong>der</strong>n für die NRO gearbeitet. Und die Bauern haben<br />

alles stillschweigend hingenommen <strong>und</strong> <strong>der</strong> AAD zunächst nichts gesagt.<br />

Erst nachdem die Verän<strong>der</strong>ungen auf den Bewässerungsflächen augenfällig wurden,<br />

kam die AAD hinter die Sache. Es kam zwar noch zu einer „Krisensitzung“ im<br />

September 1999 zwischen AAD <strong>und</strong> dieser NRO. Da war <strong>der</strong> Fonds aber ohnehin<br />

schon erschöpft. Der Aufbau <strong>der</strong> Bewässerungskommission mußte quasi <strong>von</strong> vorn<br />

beginnen. Beklagen läßt sich sicher die Verschleierungstaktik <strong>der</strong> Bauern, aber<br />

viel mehr Verantwortung liegt bei <strong>der</strong> ausländischen NRO, die ohne einheimischen<br />

Partner <strong>und</strong> ohne Berücksichtigung <strong>der</strong> Mentalität in das Geschehen eingreift, mit<br />

besten Absichten sicher, aber ohne Beachtung <strong>der</strong> möglichen Nebenwirkungen ihrer<br />

Hilfe.<br />

Eine Mühle im Dorf: Investition mit sanfter Sprengkraft in Gen<strong>der</strong>fragen<br />

Die Tatsache allein, daß ein Projekt Investitionen enthält o<strong>der</strong> nicht enthält, sagt<br />

noch nichts über die damit angestrebten o<strong>der</strong> erreichbaren sozialen Wirkungen.<br />

Eine beson<strong>der</strong>e Investitionskomponente in unserem Projekt war <strong>der</strong> Einführung<br />

<strong>von</strong> Maismühlen. Zu dieser Komponente sind wir in ganz umgekehrter Weise gekommen<br />

als nach <strong>der</strong> Vermutung, bei Investitions<strong>projekten</strong> schaue man erst nach<br />

dem Einsatz <strong>der</strong> Technik <strong>und</strong> kümmere sich erst nachher um die sozialen Folgen.<br />

Die Mühlenkomponente hatte ihre Rolle in dem Projekt vor allem deshalb bekommen,<br />

weil wir nach langen Erk<strong>und</strong>ungen <strong>der</strong> sozialen Lage in den Dörfern nach dem<br />

geeignetsten Weg gesucht hatten, die Lage <strong>der</strong> Frauen in einer Weise zu verbessern,<br />

die sie selbst zum Motor dieser Entwicklung macht.<br />

Das Projekt hatte bei <strong>der</strong> Zielstellung, Frauen zu mehr Gewicht in <strong>der</strong> inneren Organisation<br />

<strong>der</strong> Dörfer <strong>und</strong> in <strong>der</strong> maßgeblichen Verfügung über Geld zu verleihen,<br />

zwar auch auf Beratung, aber noch mehr auf die faktische Macht <strong>der</strong> materiellen<br />

Verhältnisse gesetzt, die durch das Projekt mit Hilfe <strong>der</strong> Frauen <strong>und</strong> auf ihren Vorschlag<br />

hin geschaffen wurden. Es war absehbar, daß die Festlegung <strong>von</strong> Frauenquoten<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> strikte Wunsch des Gebers nach einer hohen Frauenbeteiligung an<br />

Gremien <strong>und</strong> Entscheidungen an sich wenig bewirkt hätte. Auch die Durchführung<br />

<strong>von</strong> Seminaren über die Vermeidung innerfamiliärer Gewalt o<strong>der</strong> die Zurückdrängung<br />

des Verfügungsanteils <strong>der</strong> Männer in den Familien über das Geld erschien uns<br />

ohne einen intelligenten investiven Anstoß wenig sinnvoll. Die maßgebliche Weichenstellung<br />

für die Erreichung des Projektziels „Stärkung <strong>der</strong> ökonomischen Unabhängigkeit<br />

<strong>der</strong> Frauen“ war die Einführung <strong>der</strong> Mühlen <strong>und</strong> die Form, in <strong>der</strong> die


Verantwortung über die Mühlen geregelt wurde. Für das Verständnis dieser Weichenstellung<br />

ist die Bedeutung <strong>der</strong> Maisverarbeitung in <strong>der</strong> Ökonomie <strong>und</strong> Kultur <strong>der</strong><br />

Umb<strong>und</strong>o-Bevölkerung entscheidend.<br />

Maisstampfen: harte Arbeit auf Granit<br />

Bevor <strong>der</strong> geerntete <strong>und</strong> in Speichern gelagerte Mais gegessen werden kann, muß<br />

er zu Mehl verarbeitet werden. Vielerorts in Kwanza Sul dienen große Granitblökke,<br />

die an vielen Stellen aus dem Boden ragen, als Unterlage zum Stampfen. Seit<br />

Generationen genutzt, weist <strong>der</strong> Stein schon die typischen Vertiefungen eines<br />

Stampfplatzes auf. Fast immer sind es Mutter <strong>und</strong> eine ältere Tochter, die gemeinsam<br />

an bestimmten Wochentagen hierher kommen, um Fuba, das feine Maismehl<br />

für den Funge-Brei, zu stampfen. Der mehrstufige Prozeß verlangt Kraft <strong>und</strong> Geschicklichkeit.<br />

Zwischen 20 <strong>und</strong> 25 % <strong>der</strong> Wochenarbeitszeit muß dafür aufgewendet<br />

werden. Der vom Kolben gelöste (geribbelte) Mais wird zunächst ein bis drei<br />

Tage in Tongefäßen in Wasser vorgequollen. Durch die dabei eintretende Fermentierung<br />

verbessern sich Geschmack <strong>und</strong> Aufschließbarkeit. Nach einer kurzen Trocknung<br />

in <strong>der</strong> Sonne wird <strong>der</strong> Mais mit <strong>der</strong> Hakenkeule (Pilão) gestampft. Stampfen<br />

<strong>und</strong> Sieben bzw. Auswerfen <strong>der</strong> Schalenteile wechseln sich ab, bis in <strong>der</strong> letzten<br />

Stufe die gewünschte feinste Körnung erzielt ist. Das Ansehen eines jungen Mädchens<br />

im Dorf wird auch da<strong>von</strong> bestimmt, ob es diese Qualität des Fuba-Mehls erreicht.<br />

Der Stampfplatz: Kulturerbe o<strong>der</strong> Fessel für die Frauen?<br />

Überall in <strong>der</strong> Provinz Kwanza Sul <strong>und</strong> in vielen an<strong>der</strong>en Landesteilen, beson<strong>der</strong>s<br />

im Hochland, markieren die Stampfplätze die Lage <strong>und</strong> die Größe eines Dorfes. Gibt<br />

es keine geeigneten Steine im Dorf, müssen die Frauen weite Anmarschwege zurücklegen.<br />

Die markanten Granitformationen sind oft schon <strong>von</strong> weitem zu sehen,<br />

weiß befleckt <strong>von</strong> dem ausgebreiteten Mais <strong>und</strong> den Mehlresten. Je mehr weiße<br />

Flecken, um so bevölkerungsreicher das Dorf. Was auf den ersten Blick pittoresk<br />

anmutet, ist in Wirklichkeit eine harte <strong>und</strong> endlos wie<strong>der</strong>kehrende Schin<strong>der</strong>ei für<br />

die Frauen. Sie verursacht Erkrankungen, schadet oft dem ungeborenen Kind, bindet<br />

viel Zeit.<br />

Zur Verdeutlichung: Etwa 70–80 % des Pro-Kopf-Energiebedarfs deckt die lokale<br />

Bevölkerung durch Mais. Bei einer durchschnittlich 6-köpfigen Familie sind pro<br />

Jahr etwa 700 bis 1 000 kg Körnermais zu verarbeiten. Diese Arbeit wird traditionell<br />

allein <strong>von</strong> den Frauen übernommen, meist durch eine erwachsene Frau <strong>und</strong><br />

eine ihrer Töchter gemeinsam für jeden Haushalt. Der Zeitaufwand dafür beträgt<br />

14 bis 20 St<strong>und</strong>en wöchentlich. Die Frauen benötigen je Woche meist einen gan-<br />

Geför<strong>der</strong>te Projekte<br />

69


Geför<strong>der</strong>te Projekte<br />

zen Tag für das Stampfen eines Vorrats<br />

<strong>und</strong> zusätzlich noch mehrere St<strong>und</strong>en<br />

an den an<strong>der</strong>en Tagen für weitere Arbeiten<br />

(Ribbeln, Säubern des Mahlguts, Quellen,<br />

Trocknen).<br />

So ist es nicht erstaunlich, daß auf Dorfversammlungen<br />

die Mechanisierung <strong>der</strong><br />

Maisverarbeitung unter allen Wünschen<br />

nach Verbesserungen bei den Kleinbäuerinnen<br />

ganz oben rangiert. Motormühlen<br />

sind schon aus <strong>der</strong> Kolonialzeit bekannt,<br />

nur waren sie dort nicht unter Kontrolle<br />

<strong>der</strong> Dörfer.<br />

So verständlich <strong>der</strong> Wunsch <strong>der</strong> Bäuerinnen<br />

ist – ist er wirklich ein Weg zur Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Lage <strong>der</strong> Frauen? Aus „europäischer“<br />

Sicht gab es Bedenken. Würde<br />

die Einführung einer Mühle nicht bedeuten,<br />

daß die Männer – traditionell zu-<br />

Junges Mädchen beim Maisstampfen in Canguanza, Provinz<br />

Kwanza Sul. Das Stampfen <strong>von</strong> Mais mit <strong>der</strong> Hakenkeule ist ständig für „Technik“ – die Kontrolle <strong>der</strong><br />

eine harte, kräftezehrende Arbeit. Foto: Bert Maciy<br />

Maisverarbeitung an sich ziehen würden<br />

<strong>und</strong> damit die Rolle <strong>der</strong> Frauen als „Ernährerin“<br />

untergraben? Würden die Frauen mit dem Stampfplatz nicht auch einen<br />

Ort verlieren, an dem sie unter sich sein können, <strong>und</strong> an den zugleich bestimmte<br />

kulturelle Traditionen geb<strong>und</strong>en sind (wie die Erlangung <strong>der</strong> Heiratsfähigkeit<br />

durch Nachweis guter Stampfkünste)? Würde die Notwendigkeit, für Mühlennutzung<br />

in Geld zu bezahlen, die finanzielle Unmündigkeit <strong>der</strong> Frauen verschärfen <strong>und</strong> sie in<br />

noch stärkere Abhängigkeit <strong>von</strong> den Männern bringen? Würden die Frauen überhaupt<br />

in <strong>der</strong> Lage sein, das Geld für die Mühlennutzung aufzubringen? Ist eine<br />

Mühle nicht überhaupt zu „mo<strong>der</strong>n“ für diese Situation?<br />

OIKOS <strong>und</strong> AAD versuchten einen Teil dieser Fragen im Vorfeld des Projektes zu<br />

klären – in Diskusionen mit den Zielgruppen, den Frauen, mit den Dorfinstitutionen,<br />

durch die Planung <strong>der</strong> Bedingungen, zu denen Mühlen eingeführt werden. Die<br />

eigentlichen Antworten mußte aber das Leben in den Dörfern selbst geben.<br />

70<br />

Frauen übernehmen Verantwortung<br />

Insgesamt wurden an 16 Standorten motorgetriebene Universalmühlen vorrangig<br />

zur Maisverarbeitung, aber auch zur Verarbeitung an<strong>der</strong>er Produkte (v.a. Maniok)


eingerichtet bzw. betrieben. Da<strong>von</strong> wurden 8 Mühlen neu durch das Projekt bereitgestellt.<br />

Die übrigen 8 Mühlen stammen aus einem 1993 begonnenen Vorprojekt.<br />

Mit einem anteiligen Mitteleinsatz <strong>von</strong> 45 % des Projektbudgets bildet die Mühlenkomponente<br />

eine <strong>der</strong> beiden Hauptaktivitäten des Projektes. Mit über 50 000<br />

Begünstigten ist sie die am meisten in <strong>der</strong> Breite wirkende Projektkomponente.<br />

Indem sie die schwere körperliche Arbeit <strong>von</strong> über 20 000 Frauen maßgeblich erleichtert,<br />

verän<strong>der</strong>t sie das Leben in den Dörfern in einer Breite wie keine an<strong>der</strong>e<br />

Projektkomponente. Dabei beträgt <strong>der</strong> Mitteleinsatz pro Kopf (Begünstigte) <strong>und</strong><br />

Jahr nur 1,53 DM <strong>und</strong> ist damit extrem niedrig. Um mit einem so geringen Input<br />

maßgeblich Einfluß auf die wirtschaftliche <strong>und</strong> soziale Situation <strong>der</strong> Zielgruppe<br />

nehmen zu können, mußte die Methode <strong>der</strong> Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Zielgruppe<br />

vor allem auf <strong>der</strong>en Eigenpotentiale setzen. Die Wirksamkeit ist zugleich ins Verhältnis<br />

zu dem Aufwand zu setzen, mit dem insbeson<strong>der</strong>e die Nothilfe über Jahre<br />

in dem Gebiet gewirkt hat.<br />

Die in den Dörfern offengelegten Vorgaben durch das Projekt über die Bedingungen<br />

<strong>der</strong> Mühleneinführung sagten nichts über die Frauenbeteiligung aus. Sie legten<br />

aber fest, daß<br />

die Mühle in Selbstorganisation durch das Dorf in Form einer Kommission zu<br />

bewirtschaften war, die nach traditionellen Regeln bestimmt wird <strong>und</strong> rechenschaftspflichtig<br />

ist – in einem Bereich, in dem traditionell die Frauen allein<br />

verantwortlich sind,<br />

die Mühle in Geld zu bewirtschaften ist – in einem Bereich, den die Frauen allein<br />

verwalten, in dem Geld aber bisher keine Rolle spielte.<br />

Indem eine Mühle als technisch am weitesten entwickelter Produktionsfaktor<br />

in das Dorf eingeführt wurde, wurde zugleich die traditionelle Zuständigkeit <strong>der</strong><br />

Männer für alles Technische auf den Plan gerufen.<br />

Im Laufe <strong>der</strong> Jahre haben sich in den Kommissionen erhebliche Verän<strong>der</strong>ungen<br />

vollzogen, die sich vor dem Hintergr<strong>und</strong> dieses Konfliktfeldes abspielten. Männer<br />

strebten am Anfang nach dem Vorsitz, gestützt durch das gewohnte Entscheidungsverhalten<br />

<strong>der</strong> Ältesten bei <strong>der</strong> Besetzung dörflicher Positionen. Männer wurden in<br />

allen Fällen die Müller. Frauen waren bestenfalls Beisitzer, aber immerhin in vielen<br />

Fällen schon Kassenführer, als die Bedeutung <strong>der</strong> Kasse noch unklar war.<br />

Am Ende des Projektes stellt sich das Bild so dar: In 7 <strong>von</strong> 12 bestehenden Kommissionen<br />

haben Frauen die Mehrheit. In 11 <strong>der</strong> 12 Kommissionen hat eine Frau<br />

den Vorsitz, in 10 Fällen gibt es eine Kassenführerin <strong>und</strong> in 5 Fällen hat sich inzwischen<br />

sogar eine Müllerin durchgesetzt. Dort, wo ein Müller die Mühle bedient,<br />

ist er Angestellter <strong>der</strong> Kommission, <strong>und</strong> hat damit fast immer eine Frau als Chef.<br />

Geför<strong>der</strong>te Projekte<br />

71


Geför<strong>der</strong>te Projekte<br />

72<br />

Darüber hinaus sind es überwiegend die Frauen, die in den Kommissionen dafür<br />

sorgen, daß genügend Geld eingenommen wird, die bei ihren Geschlechtsgenossinnen<br />

die Einführung höherer Mahlpreise begründen <strong>und</strong> zugleich dafür sorgen,<br />

daß das Geld produktiv ausgegeben wird.<br />

Diese Aufwertung <strong>der</strong> Frauen geht einher mit einem größeren Mitspracherecht auch<br />

in an<strong>der</strong>en Fragen, die im Dorf zu entscheiden sind. Fragen <strong>der</strong> Mühle spielten in<br />

Dorfversammlungen oft eine Rolle, so daß die Frauen gezwungen waren – <strong>und</strong> kompetent<br />

zugleich – zu diesem Punkt vor <strong>der</strong> Dorfversammlung zu sprechen. Beson<strong>der</strong>s<br />

in den Fällen, wo die Mühle sehr erfolgreich läuft, haben sich die Frauen, die<br />

die Mühlenkommission vertreten, eine insgesamt höhere Achtung im Dorf erworben.<br />

Eigene Einnahmequellen: Rolle <strong>der</strong> Frauen im Geldkreislauf<br />

Vor <strong>der</strong> Einführung <strong>der</strong> Mühlen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Bewässerung spielte Geld eine geringe Rolle<br />

im dörflichen Alltag. Das verfügbare Geld war jedoch eindeutig in <strong>der</strong> Hand <strong>der</strong><br />

Männer. Seit <strong>der</strong> Einführung <strong>der</strong> Mühlen <strong>und</strong> später <strong>der</strong> Pumpen hat sich eine inzwischen<br />

ganz normale Verfügung <strong>der</strong> Frauen über bestimmte Teile des Familienbudgets<br />

durchgesetzt. Äußerlich sichtbar ist dies darin, daß sie buchstäblich eigene<br />

Geldbeutel tragen (was früher nicht so war). Die Verteilung des Geldes auf Männer<br />

<strong>und</strong> Frauen ist jedoch in den einzelnen Dörfern verschieden <strong>und</strong> hängt da<strong>von</strong><br />

ab, inwieweit männliche Haushaltsvorstände im Krieg überlebt haben, wieweit an<strong>der</strong>e<br />

Austauschprozesse über Geld abgewickelt werden, wie stark die dörfliche Wirtschaft<br />

überhaupt <strong>von</strong> <strong>der</strong> Geldwirtschaft erfaßt wird usw. Obwohl Details dieser<br />

Vorgänge gegenüber Außenstehenden kaum offenliegen, scheint es so zu sein, daß<br />

sich die Kontrolle des geldlichen Familienbudgets durch die Frau auf jenen Teil beschränkt,<br />

<strong>der</strong> für die Maisverarbeitung <strong>und</strong> für Erwerbungen für den Haushalt benötigt<br />

wird. Dieser Teil wird aber auch überwiegend <strong>von</strong> ihr erarbeitet. Teilweise<br />

haben Männer <strong>und</strong> Frauen innerhalb <strong>der</strong> Familienparzelle eigene Pflanzungen, <strong>der</strong>en<br />

Ernte sie auf eigene Rechnung verkaufen. Auch die Verantwortung für die Vermarktung<br />

<strong>von</strong> gemeinsamen Flächen liegt nicht einheitlich bei den Männern o<strong>der</strong><br />

bei den Frauen. Insgesamt läßt sich jedoch feststellen, daß mit <strong>der</strong> Einführung<br />

<strong>der</strong> Mühlen <strong>und</strong> einer intensiveren Einbeziehung in die Marktwirtschaft die Frauen<br />

größere ökonomische Eigenständigkeit erlangt haben <strong>und</strong> dies auch in ihrem Auftreten<br />

in den traditionellen Dorfinstitutionen zum Ausdruck kommt.<br />

Allgemeine Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Rollenverteilung <strong>von</strong> Männern <strong>und</strong><br />

Frauen<br />

Die „sanfte Sprengkraft“ <strong>der</strong> Mühleneinführung gegen die alte ungleiche Rollenverteilung<br />

bestand im Kern darin, daß ein zentraler Arbeitsprozeß in <strong>der</strong> Dorföko-


Geför<strong>der</strong>te Projekte<br />

Männer <strong>und</strong> Frauen bei gemeinsamer<br />

Feldarbeit in Jombe Foto: Bert Maciy<br />

nomie, die Maisverarbeitung, die ausschließlich in <strong>der</strong> Hand <strong>der</strong> Frauen liegt, <strong>von</strong><br />

Gr<strong>und</strong> auf verän<strong>der</strong>t <strong>und</strong> erleichtert wird <strong>und</strong> sich zum mo<strong>der</strong>nsten <strong>und</strong> am ehesten<br />

mit Geld verb<strong>und</strong>enen Teil <strong>der</strong> Wirtschaft entwickelt – <strong>und</strong> zwar durch die Einführung<br />

vergleichsweise mo<strong>der</strong>ner Technik, <strong>der</strong>en Bedienung <strong>und</strong> wirtschaftliche<br />

Beherrschung an sich den Männern zufallen würde. Im Ergebnis hat die Macht <strong>der</strong><br />

Tradition hier eher den Frauen genützt, die ihre kulturell tief verwurzelte Zuständigkeit<br />

für die Maisverarbeitung nutzen konnten, um sich Positionen in ehemaligen<br />

Männerdomänen zu sichern. Sie erlangten Verfügungsgewalt über Geld, sie haben<br />

Entscheidungspositionen in Dorfinstitutionen erlangt, die <strong>von</strong> Gewicht sind<br />

<strong>und</strong> die es vorher nicht gab (Mühlen- <strong>und</strong> Bewässerungskommissionen) <strong>und</strong> sie<br />

üben so eine faktische Kontrolle über den Einsatz <strong>der</strong> Technik aus, auch wenn die<br />

unmittelbare Bedienung <strong>der</strong> Mühlen (analog <strong>der</strong> Pumpen) überwiegend in <strong>der</strong> Hand<br />

<strong>von</strong> Männern liegt.<br />

Aktive Min<strong>der</strong>heiten<br />

Die Einführung <strong>von</strong> Mühlen <strong>und</strong> Pumpen eröffnete Spielräume für die Initiative beson<strong>der</strong>s<br />

engagierter Frauen. In einigen Dörfern bestanden bereits vor Projektbeginn<br />

aktive Frauenbasisgruppen, <strong>der</strong>en agilste Vertreterinnen sich in den Mühlenkommissionen<br />

engagierten <strong>und</strong> hier maßgebliche Funktionen besetzten. Mit dem Wachstum<br />

<strong>der</strong> Rücklagen aus den Mühleneinnahmen wurden <strong>von</strong> diesen Frauen weitergehende<br />

Pläne entwickelt. Sie entwickelten Ideen, die Gel<strong>der</strong> auf den Bankkonten bei <strong>der</strong><br />

AAD in Sumbe für Investitionen einzusetzen, die wie<strong>der</strong>um zu Einnahmen für die<br />

Frauen führen sollen. Diese Vorhaben wurden durch die Beratungsarbeit <strong>der</strong> Frauenbeauftragten<br />

des Projektteams geför<strong>der</strong>t. Die Frauen haben vor, diese Gel<strong>der</strong> für<br />

Saatgut, neue Arbeitsgeräte <strong>und</strong> eine größere Mühle o<strong>der</strong> Pumpe einzusetzen. Obwohl<br />

<strong>der</strong> Handlungsspielraum durch die Folgen einer Dürre eingeengt wurde <strong>und</strong> auf<br />

73


Geför<strong>der</strong>te Projekte<br />

74<br />

den Konten deshalb eher kleine Beträge angespart wurden, ist <strong>der</strong> Durchbruch zu<br />

investivem Verhalten bei diesen Frauengruppen nicht mehr fern.<br />

Einstieg in eine selbsttragende kleinbäuerliche Landwirtschaft<br />

Mit dem Projekt wurde unter schwierigen Rahmenbedingungen ein wesentlicher<br />

Schritt aus <strong>der</strong> Abhängigkeit <strong>von</strong> Nahrungsmittelhilfe in Richtung einer selbsttragfähigen<br />

kleinbäuerlichen Landwirtschaft erreicht. Durch die abgestimmte Rückführung<br />

<strong>der</strong> Nahrungsmittelhilfe bei gleichzeitiger Aktivierung <strong>der</strong> bäuerlichen Eigenpotentiale<br />

durch gezielte, auf die Engpässe <strong>und</strong> beson<strong>der</strong>en Erfor<strong>der</strong>nisse des Gebiets<br />

zielende Inputs <strong>und</strong> Beratungen ist es gelungen, die bäuerlichen Orientierungen<br />

wie<strong>der</strong>zubeleben, die Nothilfementalität in wichtigen Punkten zu überwinden<br />

<strong>und</strong> die Basis für eine gr<strong>und</strong>legende Wie<strong>der</strong>belebung <strong>der</strong> Landwirtschaft in<br />

dem Gebiet zu legen. Die Koordination zwischen Nahrungsmittelhilfe, Food for Work<br />

<strong>und</strong> dem Rehabilitationsprojekt, das die Normalisierung <strong>der</strong> kleinbäuerlichen Landwirtschaft<br />

unterstützt, hat wesentlich dazu beigetragen, daß Vertrauen <strong>und</strong> Zuversicht<br />

in die Bevölkerung zurückkehren konnten. Die Beziehungen zwischen den<br />

Zielgruppen <strong>und</strong> <strong>der</strong> lokalen Partnerorganisation AAD haben sich mit dem Übergang<br />

zur Wie<strong>der</strong>aufbauhilfe gewandelt <strong>und</strong> sind jetzt nicht mehr durch ein bloßes<br />

Geber-Nehmer-Verhältnis, son<strong>der</strong>n dadurch gekennzeichnet, daß in <strong>der</strong> AAD ein<br />

Partner gesehen wird, <strong>der</strong> Vorschläge aus den Dörfern aufgreift <strong>und</strong> in Fällen <strong>von</strong><br />

Konflikten mit „höheren Autoritäten“ beispielsweise in <strong>der</strong> Landfrage die Interessen<br />

<strong>der</strong> Bauern bis in die Provinzhauptstadt tragen <strong>und</strong> Lösungen im Interesse <strong>der</strong><br />

Bauern erreichen kann.<br />

Diese gr<strong>und</strong>legende Wende, die ein Rehabilitationsprojekt zu erreichen hat <strong>und</strong> die<br />

mit dem Projekt erreicht wurde, ist in erster Linie eine Investition in die betroffenen<br />

Menschen, in die Zuversicht, die Fähigkeiten <strong>und</strong> Orientierungen <strong>der</strong> <strong>von</strong> den<br />

Kriegsfolgen über Jahrzehnte geprägten Bevölkerung. Dieser Neuanfang auf <strong>der</strong> Basis<br />

<strong>von</strong> Identifikation mit <strong>der</strong> Entwicklung in dem Gebiet ist ein wichtiges, nichtmaterielles<br />

Ergebnis des Projektes. Es sichert die aktive, zukunftsorientierte Integration<br />

<strong>der</strong> kriegsbetroffenen Bevölkerung in den Entwicklungsprozeß <strong>der</strong> Region.<br />

Die Lebensfähigkeit dieser Aufbruchsstimmung ist soweit gesichert, wie <strong>der</strong> begonnene<br />

Friedensprozeß fortgesetzt wird <strong>und</strong> eine Rückkehr zum Bürgerkrieg ausgeschlossen<br />

bleibt. Der Orientierungswandel, den das Projekt für die Zielgruppe<br />

gebracht hat <strong>und</strong> <strong>der</strong> durch die K<strong>und</strong>e <strong>von</strong> diesem Projekt auch darüber hinaus<br />

wirkt, ist zugleich auch eine Mitbedingung <strong>und</strong> Unterstützung für diesen Friedensprozeß,<br />

denn er hilft, Interessen am Frieden zu schaffen, er bietet Alternativen,<br />

die auf beiden Seiten des Konflikts wahrgenommen werden <strong>und</strong> – so ist zu hoffen<br />

– zur Versöhnung rufen.


Geför<strong>der</strong>te Projekte<br />

VON DER NOTWENDIGKEIT KLEINER SCHRITTE<br />

ERFAHRUNGEN AUS DER PROJEKTZUSAMMENARBEIT MIT<br />

DORFENTWICKLUNGSORGANISATIONEN IN INDIEN<br />

Sajjad Ahmad, ISA e.V.<br />

Was schreibt ein „Südmensch“, <strong>der</strong> bei einer Nord-NRO tätig ist, über die Erfahrungen<br />

in <strong>der</strong> Projektzusammenarbeit im Süden? Die Berichte über Projekterfahrungen<br />

im Süden haben ein breites Spektrum. Das liegt an <strong>der</strong> Vielfalt <strong>von</strong> Gründen<br />

für ein Engagement. Es kann dies ein bedrückendes Erlebnis im Süden sein,<br />

welches jemanden sehr emotional bewegt hat, es kann die nüchtern begründete<br />

Überlegung sein, wie man die Überlebenschancen <strong>der</strong> Menschen sichern kann <strong>und</strong><br />

sich dabei die Frage stellt: Wo stehe ich?<br />

Ich weiß es nicht! Ich kann nur sagen, was mich persönlich prägte: meine Schulbildung<br />

(6. bis 8. Klasse) verdanke ich einer „privaten Schule“, <strong>der</strong>en Vorsitzen<strong>der</strong><br />

ein „kleiner Gandhi“ war.<br />

Diese Schule war <strong>von</strong> <strong>der</strong> Schulbehörde noch nicht anerkannt, d.h., um einen regulären<br />

Schulabschluss <strong>der</strong> 8. Klasse zu erlangen, mußten die Schüler an einer anerkannten<br />

Schule die Prüfung ablegen. Wir wurden als geschlossene Gruppe bei<br />

einer staatlichen Schule in <strong>der</strong> Bezirkshauptstadt angemeldet. Also fuhren wir in<br />

die Stadt, um an <strong>der</strong> Prüfung teilzunehmen.<br />

Zum Nachmittag lud uns <strong>der</strong> Vorsitzende des Vereins ein. Wir waren sehr aufgeregt.<br />

Im Stadtzentrum angekommen, stellte uns <strong>der</strong> Lehrer einen fliegenden „Chatverkäufer“<br />

(jemand, <strong>der</strong> indische Snacks verkauft) als Vorsitzenden vor. Ich kann<br />

mich gut erinnern, daß ich völlig geplättet war. Sein Wesen strahlte jedoch neben<br />

allem Selbstbewußtsein soviel Bescheidenheit <strong>und</strong> Ehrlichkeit aus, daß ich total<br />

überwältigt war. Seitdem nenne ich diesen Vorsitzenden einen „kleinen Gandhi“.<br />

75


Geför<strong>der</strong>te Projekte<br />

76<br />

Im Jahr 1972 kam ich nach Deutschland, um in Heidelberg <strong>und</strong> Darmstadt zu studieren.<br />

Seitdem setze ich mich für die Entwicklungshilfe ein.<br />

Bei <strong>der</strong> Gründung <strong>von</strong> ISA e.V. 1991 spielte die Entwicklungszusammenarbeit ebenfalls<br />

eine wichtige Rolle. Ende 1995 beschloß ISA, auch Dorfentwicklungsprojekte<br />

zu för<strong>der</strong>n. Anfang 1996 waren wir, drei ISA-Mitglie<strong>der</strong> <strong>und</strong> eine Angestellte, in indischen<br />

Dörfern unterwegs.<br />

In Nord-Indien wimmelt es <strong>von</strong> kleinen Organisationen, die in unserem Sinne „Entwicklungsarbeit“<br />

leisten. Sie nennen sich meist „Welfare Society“. 70% <strong>von</strong> ihnen<br />

sind im Bildungs- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsbereich tätig. Sie leisten ihre Arbeit traditionell<br />

lokal begrenzt <strong>und</strong> ehrenamtlich. In den meisten Fällen sind sie nicht rechtsfähig<br />

<strong>und</strong> haben kaum Erfahrungen mit verwaltungstechnischen Abläufen.<br />

Warum wollten wir nun trotzdem mit ihnen zusammenarbeiten? Wir ließen uns <strong>von</strong><br />

folgenden Überlegungen leiten:<br />

– Die städtischen NRO beschäftigen sich mit Symptomen (z.B. Slums), <strong>der</strong>en Ursachen<br />

in den Dörfern liegen (mangelnde Erwerbsmöglichkeit in den Dörfern<br />

treibt die Menschen in die Städte).<br />

– Auf dem Land leben 70% <strong>der</strong> Gesamtbevölkerung Indiens. Der Anteil <strong>von</strong> materiellen<br />

Zuwendungen für die Dörfer durch Entwicklungsarbeit steht nicht im Verhältnis<br />

zu dieser Zahl.<br />

– Wenn für ISA die Möglichkeit besteht, durch personelle Bedingungen (also meiner<br />

Person) Zugang zu diesen Organisationen zu bekommen, sollten wir diese<br />

unbedingt nutzen.<br />

Dörfliche Organisationen sollten ermuntert werden, die Belange <strong>der</strong> Dorfentwicklung,<br />

über das Lösen <strong>von</strong> Bildungs- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsproblemen hinaus, in die eigenen<br />

Hände zu nehmen. Sie sollten befähigt werden, gleichberechtigt mit städtischen<br />

NRO auf dem Gebiet <strong>der</strong> internationalen Entwicklungszusammenarbeit mitzumischen.<br />

Der Autor (Mitte) im<br />

Gespräch mit den<br />

Projektpartnern<br />

Foto: Sajjad Ahmad


Darüberhinaus muß ich zugeben, daß ich große Hochachtung vor den „kleinen Gandhis“<br />

habe <strong>und</strong> ihnen gerne beistehen möchte. Diese Menschen sind Persönlichkeiten<br />

in einer überschaubaren Dorfgemeinschaft. Ihre ehrenamtliche Tätigkeit<br />

bringt ihnen keinen materiellen Gewinn, <strong>der</strong> Lohn ist die Achtung, die sie bei den<br />

Dorfbewohnern erworben haben. Diese gesellschaftliche Aufgabe wird im allgemeinen<br />

<strong>von</strong> Menschen übernommen, die das soziale Gewissen <strong>der</strong> Gemeinde verkörpern.<br />

Daher kann man in <strong>der</strong> Regel sicher sein, daß finanzielle Mittel dort eingesetzt<br />

werden, wofür sie bestimmt sind. Es ist allerdings <strong>von</strong> Bedeutung, daß diese<br />

Persönlichkeiten materiell nicht besser gestellt sind als die übrigen Dorfbewohner.<br />

Unter diesen Voraussetzungen ist dort Demokratie möglich.<br />

Es ist früher Nachmittag, als wir uns dem Dorf nähern, in dem wir auch den Vorsitzenden<br />

<strong>der</strong> „Welfare Society“ treffen wollen. Ich bin mir sicher, daß bisher kein<br />

Weißer den Fuß in diese Gegend gesetzt hat. Der Ort liegt we<strong>der</strong> an einer Durchfahrtstraße,<br />

noch gibt es in <strong>der</strong> Umgebung irgendeine Form <strong>von</strong> Tourismus. So passiert<br />

das, was in solchen Fällen immer geschieht. Unser Fußmarsch zum Dorf, den<br />

Jeep haben wir an <strong>der</strong> befestigten Straße stehen lassen, wird <strong>von</strong> einer Menschenmenge<br />

begleitet, die sich immer mehr vergrößert<br />

Wir werden <strong>von</strong> einem hageren, bärtigen Mann in reifem Alter erwartet. Einfach<br />

<strong>und</strong> bescheiden empfängt er uns. Nachdem wir uns vom Staub befreit haben <strong>und</strong><br />

uns zum obligatorischen Tee <strong>und</strong> einem Gespräch im Hof zusammenfinden, hat sich<br />

die Menschenmenge auf alle vorhandenen Plätze verteilt. Im Hof, am Eingang, auf<br />

dem Dach. Alles geschieht öffentlich. Jede Geste findet schärfste Beobachtung.<br />

Der Vorsitzende erzählt über sich:<br />

Als junger Mensch mußte er nach Süd-West-Indien ziehen, um als Textilarbeiter zu<br />

arbeiten <strong>und</strong> leben zu können. Nach dem Ausscheiden aus dem Arbeitsleben kehrte<br />

er ins Dorf zurück. Das ist zehn Jahre her. Seit dieser Zeit kümmert er sich um<br />

die Dorforganisation.<br />

Nach dem Gespräch machen wir einen R<strong>und</strong>gang durch das Dorf. Die Mittelschule,<br />

an <strong>der</strong> wir vorbeilaufen, ist eine Errungenschaft <strong>der</strong> Dorforganisation. Wir treffen<br />

auffällig viele Frauen, Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche, meist unter 18 Jahre alt, <strong>und</strong> ein<br />

paar ältere Leute. Wir sehen kaputte Häuser, wenig Vieh <strong>und</strong> auch wenig bebautes<br />

Gartenland, das zum Gemüseanbau für den Eigenbedarf dienen könnte. Bei den<br />

Kin<strong>der</strong>n fallen Hautkrankheiten auf, die auf mangelnde Hygienebedingungen schließen<br />

lassen.<br />

Die Fel<strong>der</strong> sind zwar bestellt, sind jedoch lange nicht so grün, als wären sie bewässert<br />

o<strong>der</strong> gedüngt. Uns ist sofort klar, hier ist eine Menge zu tun. Aber wie?<br />

Geför<strong>der</strong>te Projekte<br />

77


Geför<strong>der</strong>te Projekte<br />

78<br />

Unsere Mannschaft ist im Zwiespalt. Einerseits überwältigt <strong>von</strong> dem herzlichen<br />

Empfang, an<strong>der</strong>erseits bedrückt wegen <strong>der</strong> Zustände, die wir hier antreffen.<br />

Ich, <strong>der</strong> zwar ein „Südherz“ hat, aber nach 25-jährigem Aufenthalt in Deutschland,<br />

bei zahllosen EZ-Seminaren auf „partnerschaftliche Zusammenarbeit“ getrimmt<br />

wurde, bin konfus.<br />

Vom Engagement <strong>und</strong> <strong>der</strong> Ehrlichkeit <strong>der</strong> Menschen bin ich überzeugt. Auch <strong>von</strong><br />

manchem landwirtschaftlichen Know how. Aber wird das für eine partnerschaftliche<br />

Zusammenarbeit ausreichen? –<br />

Wir hatten selbst bis dato keine Erfahrung mit dörflichen Entwicklungs<strong>projekten</strong>.<br />

Mich beschäftigte die Bemerkung eines Dorfbewohners: „Wir haben bisher viele<br />

Befragungen <strong>und</strong> Vermessungen erlebt, lei<strong>der</strong> ist bis jetzt nicht einmal eine Wasserhandpumpe<br />

genehmigt worden.“<br />

Ich war unter Druck geraten, die Menschen zu überzeugen, daß wir nicht hierhergekommen<br />

sind, weil uns jemand geschickt hat o<strong>der</strong> weil wir einfach nur mal einen<br />

Spaziergang machen wollten. Außer unseren Worten <strong>und</strong> dem Hinweis darauf,<br />

daß wir im Bildungs- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsbereich schon Projekte geför<strong>der</strong>t hätten,<br />

konnten wir nichts vorweisen. Also, wir hatten gegenseitig nichts vorzuweisen. So<br />

gesehen waren wir gleichwertige Partner. Erfüllten wir nicht beide damit die Voraussetzung<br />

für eine partnerschaftliche Zusammenarbeit?<br />

Schließlich bekräftigten wir nochmals, daß wir es mit unserem Angebot ernst meinten.<br />

Wir erklärten, daß wir keine „Hauruck-Aktion“ wollten, son<strong>der</strong>n eine langfristige<br />

Zusammenarbeit, die eine anhaltende Entwicklung des Dorfes sichern würde.<br />

Wir baten darum, alles was diesem Zweck dienen könnte, zusammenzutragen, zu<br />

ordnen, aufzubereiten <strong>und</strong> eigene Möglichkeiten <strong>und</strong> Kapazitäten festzustellen,<br />

mit dem Ziel, einen Entwicklungsplan zu erstellen. Unsere Projektpartner in Allahabad<br />

würden dabei beratend zur Seite stehen.<br />

Spätestens hier wird <strong>der</strong> Unterschied zwischen „unserer Welt“ <strong>und</strong> Indien deutlich.<br />

Bei uns sind historisch gesehen zumindest die kirchlichen Einrichtungen auf<br />

allen Ebenen vertreten. Diese Einrichtungen sind vernetzt, so daß ein Kommunikations-<br />

<strong>und</strong> Erfahrungsaustausch möglich ist.<br />

In Nordindien existieren solche Institutionen nicht, we<strong>der</strong> bei den Hindus noch<br />

bei den Moslems. Die Christen sind in Nordindien hauptsächlich in den Städten<br />

vertreten; Organisationen, die flächendeckend tätig werden könnten, existieren<br />

also kaum. Nur <strong>der</strong> Staat ist zentral organisiert <strong>und</strong> letztlich die Parteien. Aus diesen<br />

Gründen haben es die Nord-NRO schwer, Zugang zu den Dorfgemeinschaften<br />

zu haben. Man muß vor Ort mit <strong>der</strong> „Welfare Society“ in Kontakt kommen.


Wie war nun <strong>der</strong> Verlauf <strong>der</strong> Entwicklungszusammenarbeit?<br />

Drei Monate nach unserem Besuch lag uns ein Konzept vor, aus dem hervorging,<br />

was in welcher Reihenfolge im Dorf geschehen müßte, um <strong>der</strong> Entwicklung eine<br />

langfristige Perspektive zu geben.<br />

Nach einigen Briefen <strong>und</strong> Telefonaten mit unserem Partner in Allahabad waren wir<br />

in <strong>der</strong> Lage, einen Antrag zu formulieren, <strong>der</strong> die Nord-Süd-Brücken überzeugte,<br />

diesem statt zu geben.<br />

Es ging dabei zuerst um ein „Dorfges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Bildungshaus“.<br />

Ich möchte einen Absatz aus unserem damaligen Projektabschlußbericht zitieren:<br />

„Das erste <strong>von</strong> ISA e.V. geför<strong>der</strong>te Projekt zur Entwicklung <strong>von</strong> Infrastrukturen in<br />

einem Dorf in Indien hat sich zu einer Erfolg versprechenden Tätigkeit entwickelt.<br />

Die anfängliche Zurückhaltung <strong>der</strong> Dorfbewohner gegenüber dem Entwicklungsprojekt<br />

än<strong>der</strong>te sich sofort, als die Nachricht kam, daß das Projekt genehmigt wurde<br />

<strong>und</strong> nun die Arbeit beginnen könne. Es war für die Menschen kaum faßbar, daß<br />

Hilfe <strong>von</strong> außen zu ihnen kommen könnte, deshalb die anfängliche „Abwartehaltung“.<br />

Großer Enthusiasmus machte sich breit; nicht nur bezüglich des Aufbaus<br />

des Hauses, son<strong>der</strong>n es entstand ein reger Gedankenaustausch im gesamten Dorf,<br />

wie das Haus in Zukunft genutzt werden könnte.“<br />

Der Aufbau des Hauses war <strong>der</strong> qualitative Wendepunkt in unserer Zusammenarbeit.<br />

Es wurde im Dorf ein Prozeß in Gang gesetzt, <strong>der</strong> nach innen <strong>und</strong> außen <strong>von</strong><br />

großer Bedeutung ist: Erstmalig geschah im Dorf etwas unter Mitbestimmung aller.<br />

Es stieg die Autorität <strong>der</strong> dörflichen Organisation <strong>und</strong> auch <strong>der</strong> Wunsch <strong>der</strong><br />

Dorfbewohner, dort mitzuarbeiten.<br />

Das Engagement, bei <strong>der</strong> Entwicklung des Dorfes selbst mitzuwirken, wurde immer<br />

größer. Gleichzeitig wuchs die Aufmerksamkeit, sicherzustellen, daß die Interessen<br />

aller Bewohner genügend Berücksichtigung fand. Man wollte sich nicht mehr<br />

auf an<strong>der</strong>e verlassen, son<strong>der</strong>n selbst alles genau wissen.<br />

Das bedeutete für beide Organisationen, daß die Probe <strong>der</strong> Zusammenarbeit bestanden<br />

war.<br />

Seither sind in <strong>der</strong> Dorfgemeinschaft:<br />

Brunnen instand gesetzt worden, welche die Bewohner sowohl mit Trinkwasser<br />

als auch mit Bewässerungswasser versorgen. Jedem Dorfbewohner wird dies dadurch<br />

offensichtlich, daß nicht nur die Erwachsenen, son<strong>der</strong>n auch die Kin<strong>der</strong><br />

sauberer sind. Die Wasserstelle (Brunnen mit Handpumpe ausgemauert <strong>und</strong> begrenzt)<br />

sind mittlerweile beliebte Treffpunkte geworden. Man wäscht, duscht<br />

<strong>und</strong> tauscht sich aus.<br />

Geför<strong>der</strong>te Projekte<br />

79


Geför<strong>der</strong>te Projekte<br />

80<br />

Fel<strong>der</strong> sind grün, weil die Bewässerungskanäle (Netz) instandgesetzt wurden –<br />

die Wasserpumpe ist im ganzen Dorf mit ihren typischen Geräuschen zu hören;<br />

sie vermeldet ihre Arbeit.<br />

Nicht nur die Beratungen <strong>der</strong> Dorfbewohner finden im erbauten Dorfhaus statt,<br />

son<strong>der</strong>n es werden Hochzeiten dort gefeiert, Kin<strong>der</strong> werden dort entb<strong>und</strong>en.<br />

Zweifellos ist die Lebensqualität <strong>der</strong> Dorfbewohner verbessert worden, aber die<br />

Frage drängt sich auf: Ist es damit schon gelungen, die Fluktuation <strong>der</strong> jungen<br />

Menschen zu stoppen? Lei<strong>der</strong><br />

in sehr begrenztem Maße. Es<br />

müssen ganz einfach noch weitere<br />

Erwerbs<strong>möglichkeiten</strong> für<br />

junge Menschen entstehen bzw.<br />

geschaffen werden.<br />

Ich konnte einen Optimismus<br />

spüren; wenn man die Sprache<br />

versteht, wird offensichtlich,<br />

daß <strong>der</strong> Drang nach Kommunikation<br />

<strong>und</strong> Mitbestimmung zunimmt.<br />

Es kann konstatiert werden,<br />

daß sich ein Vertrauen <strong>der</strong><br />

Zielgruppe zu den Aktivitäten<br />

gebildet hat.<br />

Und was ist aus <strong>der</strong> Dorforganisation<br />

geworden? Hat sie sich gegenüber <strong>der</strong> städtischen Organisation emanzipiert?<br />

Es kann festgestellt werden, daß die Organisation einen enormen Qualitätssprung<br />

nach vorn getan hat. Die Diskussionen sind inhaltsreicher geworden, es<br />

wird selbstbewußter gehandelt <strong>und</strong> verhandelt. Die objektiv fehlende Infrastruktur<br />

(kein Telefon, keine Bank etc.) hat dazu geführt, daß man mit <strong>der</strong> städtischen Organisation<br />

mittlerweile gut zusammenarbeitet. Unsere Anwesenheit hat sehr wahrscheinlich<br />

eine ausgleichende Wirkung hervorgerufen.<br />

Seit unserem ersten Besuch sind bereits einige Jahre vergangen. Ich bin <strong>der</strong> Auffassung,<br />

daß im Dorf eine positive Entwicklung stattfindet, auch wenn die Schritte<br />

klein sind. Diese kleinen Schritte sind aber für die dortigen Menschen wichtig.<br />

Sie vermitteln Zuversicht <strong>und</strong> ermutigen die Menschen in den Nachbardörfern, ähnliche<br />

Schritte nachzuvollziehen.<br />

ISA wird sie auf diesem Weg auch weiter begleiten. Die nächste Etappe ist ein Projekt<br />

zur Verbesserung <strong>der</strong> Tierhaltung, das im Sommer 2000 abgeschlossen werden<br />

soll.<br />

Foto: Sajjad Ahmad


Geför<strong>der</strong>te Projekte<br />

VOM SÜDEN LERNEN<br />

ENTWICKLUNGSHELFERiNNEN AUS DEM SÜDLICHEN AFRIKA IN DEUTSCHLAND<br />

Dorothea Giesche, Inkota-netzwerk e. V.<br />

Vom Süden lernen ist ein Projekt des INKOTA netzwerkes, das mittlerweile seit beinahe<br />

zwei Jahren mit Unterstützung <strong>der</strong> Stiftung Nord-Süd-Brücken, <strong>der</strong> EU <strong>und</strong><br />

des ABP durchgeführt wird. Der folgende Beitrag gibt einen kleinen Einblick in die<br />

gewonnenen Erfahrungen <strong>der</strong> Beteiligten in Nord <strong>und</strong> Süd.<br />

Dorothea Giesche hat das Projekt bis Ende 1999 geleitet <strong>und</strong> lebt gegenwärtig in<br />

Südafrika.<br />

1996 begann INKOTA, über die Integration <strong>von</strong> Antirassismus-Arbeit in die eigene<br />

Bildungsarbeit zu debattieren. Einerseits sollte die Brücke geschlagen werden zwischen<br />

<strong>der</strong> Arbeit mit Partnerorganisationen <strong>und</strong> ihren Problemen <strong>und</strong> den Problemen<br />

in <strong>der</strong> deutschen Gesellschaft wie Rassismus, die noch nicht gelöst sind. Zugleich<br />

sollte das entwicklungspolitische Bildungsprojekt für gesellschaftliche Gruppen<br />

wie PolizistInnen <strong>und</strong> SozialarbeiterInnen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e MultiplikatorInnen einen<br />

Zugang zur Nord-Süd-Thematik ermöglichen.<br />

Hinter dem Titel „Vom Süden lernen“ verbergen sich zwei Beobachtungen. Oft werden<br />

Personen <strong>und</strong> Organisationen aus dem Süden in <strong>der</strong> entwicklungspolitischen<br />

Bildungsarbeit herangezogen, wenn es um „authentische“ Berichte über die Herkunftslän<strong>der</strong>,<br />

um Kultur, Krieg <strong>und</strong> Hunger geht. Sie sind die Opfer <strong>und</strong> sollen diese<br />

Rolle spielen. Das gilt um so mehr, wenn es um Menschenrechtsverletzungen<br />

durch Rassismus o<strong>der</strong> Sexismus <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e -Ismen geht. Selten wird bei diesen<br />

Problemen angenommen, daß in den Län<strong>der</strong>n des Südens, <strong>der</strong> „Dritten Welt“, eigene<br />

Lösungskonzepte entwickelt wurden, die es verdienen, ernst genommen zu<br />

werden im <strong>und</strong> für den Norden. INKOTA lädt „ExpertInnen aus dem Süden“ ein, ihre<br />

81


Geför<strong>der</strong>te Projekte<br />

82<br />

Konzepte vorzustellen <strong>und</strong> in Workshops <strong>und</strong> Trainings in Deutschland auszuprobieren.<br />

Eine zweite Beobachtung gilt den Menschenrechtsverletzungen, die berechtigterweise<br />

in den Län<strong>der</strong>n des Südens beklagt werden <strong>und</strong> gegen die sich in je (wirtschafts)politisch<br />

unterschiedlicher Intensität deutsche Entwicklungspolitik in ihren<br />

Rahmenbedingungen ausspricht. Selten werden Menschenrechtsverletzungen<br />

an MigrantInnen <strong>und</strong> Flüchtlingen, mißbrauchten Frauen <strong>und</strong> Kin<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> deutschen<br />

Gesellschaft als solche benannt. Sie sind die bedauernswerten Einzelfälle in<br />

<strong>der</strong> öffentlichen Wahrnehmung. Von systemisch bedingten – kulturell, institutionell,<br />

zwischenmenschlich <strong>und</strong> persönlich verankerten Vorurteilen <strong>und</strong> Diskriminierungen<br />

wird selten gesprochen.<br />

Das Projekt sucht nach Lösungsansätzen für diese Probleme, – gemeinsamer Problemlösung,<br />

die für alle profitabel ist im globalen Dorf.<br />

Die Elemente des Projektes sind ein Videoprojekt mit einem nicaraguanischen Partnerprojekt,<br />

ein Süd-Süd-Versöhnungsprojekt <strong>und</strong> ein je vierwöchiges Trainings<strong>und</strong><br />

Seminarprogramm mit SüdtrainerInnen aus Südafrika <strong>und</strong> Zimbabwe.<br />

Ich verfolge hier die Entwicklung <strong>der</strong> Trainingselemente, die seit 1998 stattgef<strong>und</strong>en<br />

haben. Im Juni begann ein Gen<strong>der</strong>trainer, Jonah Gokova, einer <strong>der</strong> Grün<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> zimbabweschen Männerbewegung, mit Trainings <strong>und</strong> Workshops mit verschiedensten<br />

Organisationen, <strong>von</strong> Kirche bis autonome Männerorganisationen. Damals<br />

hatten wir gehofft, daß auch ein Training mit PolizistInnen in Sachsen möglich<br />

sein würde. Die Zeit war zu kurz <strong>und</strong> das Mißtrauen zu groß, <strong>und</strong> so kam es nur zu<br />

einem Gespräch. Zwei Jahre später wird es nun zwei Gen<strong>der</strong>- Trainings , also Sensibilisierungsseminare<br />

über die Rollen <strong>von</strong> Männern <strong>und</strong> Frauen geben. Eins in<br />

Sachsen mit <strong>der</strong> Polizei in Leipzig <strong>und</strong> eins an <strong>der</strong> Fachhochschule <strong>der</strong> Polizei in<br />

Sachsen-Anhalt.<br />

Dies umschreibt in wenigen Worten den Prozeß, <strong>der</strong> mit ersten Gesprächen <strong>und</strong><br />

Mißtrauen begann. Mittlerweile sind die Berührungsängste zu Thema <strong>und</strong> Partnern<br />

abgebaut. Ein ganz wesentliches Element ist die nachhaltige vorsichtige Form <strong>der</strong><br />

Kommunikation, die den Programmbeteiligten in <strong>der</strong> jeweiligen Situation erlaubt,<br />

so viele Schritte zu gehen, wie sie selbst können <strong>und</strong> wollen. INKOTA hat sich in<br />

diesen beiden Jahren als Projektpartner für diese Organisationen <strong>und</strong> Institutionen<br />

vorgestellt – <strong>und</strong> die erfolgreichen Pilottrainings haben die Programmpartner<br />

ermutigt <strong>und</strong> motiviert, die Zusammenarbeit mit einer entwicklungspolitischen Organisation<br />

<strong>und</strong> durch sie vermittelt, mit einem Entwicklungsland, zu vertiefen.<br />

Noch einmal zurück zum Gen<strong>der</strong>training in Sachsen-Anhalt. Eigentlich ist es ein<br />

Nebenprodukt <strong>der</strong> Diskussion zwischen <strong>der</strong> Fachhochschule <strong>der</strong> Polizei in Aschersleben,<br />

zwei TrainerInnen des europaweiten Trainingsprojektes für NRO <strong>und</strong> Polizei


(NAPAP), das beim Berliner „Büro gegen ethnische Diskriminierungen“ angesiedelt<br />

ist, <strong>und</strong> INKOTA. Die Gespräche begannen in <strong>der</strong> Nacharbeit eines ausgesprochen<br />

erfolgreichen Pilot - Trainings zu Vorurteilen durch zwei <strong>von</strong> INKOTA eingeladene<br />

TrainerInnen aus Südafrika im November 1998. Damals hatte das anhaltinische<br />

Innenministerium Polizeiausbil<strong>der</strong>Innen <strong>und</strong> TrainerInnen aus dem ganzen B<strong>und</strong>esland<br />

zum Training zitiert. Es war damals trotz <strong>der</strong> schwierigen Ausgangslage –<br />

erzwungene <strong>und</strong> nicht wie gewünscht freiwillige Teilnahme – gelungen, am Ende<br />

in einer sehr persönlichen <strong>und</strong> offenen Weise miteinan<strong>der</strong> zu arbeiten. Dabei<br />

durchliefen wir alle einen bemerkenswerten Annäherungsprozeß. Eine Teilnehmerin<br />

erklärte zu Beginn mit verschränkten Armen: „Ich weiß gar nicht, was ich hier<br />

suche. Ich bin doch keine Rassistin. Ich habe doch nur mit Kriminellen zu tun.“<br />

So o<strong>der</strong> ähnlich fühlten sich einige <strong>der</strong> TeilnehmerInnen, die ängstlich <strong>und</strong> mißtrauisch<br />

erwarteten, daß sie als die bösen PolizistInnen vorgeführt werden sollten.<br />

So waren sie sich am ersten Abend einig, keinesfalls vor laufen<strong>der</strong> Kamera<br />

<strong>von</strong> Fernsehsen<strong>der</strong>n, die nach einer Pressemeldung des Innenministeriums drehen<br />

wollten, zu agieren. Am dritten Tag jedoch hatten fast alle ihre Scheu verloren<br />

<strong>und</strong> waren so intensiv in den gemeinsamen Lernprozeß eingestiegen, daß auch<br />

Scheinwerfer <strong>und</strong> Kameras sie nicht mehr abhielten, in Rollenspielen eine Abschiebung<br />

zu simulieren. Jene skeptische Teilnehmerin, die zu Beginn „am falschen Ort“<br />

war, erklärte in <strong>der</strong> gemeinsamen Auswertung, daß sie sich zum ersten mal wirklich<br />

vorstellen konnte, was eine Abschiebung mit Menschen macht <strong>und</strong> wie unterschiedlich<br />

sie sich als Polizistin verhalten könnte. Damit hat sie die Gewaltbeziehung<br />

nicht aufgelöst <strong>und</strong> auch die Abschiebepraxis nicht beendet. Aber sie wird<br />

sich bemühen, die Würde <strong>von</strong> Menschen, die abgeschoben werden, zu respektieren.<br />

Das ist ein Schritt.<br />

Ein einzelnes Seminar ist keine Problemlösung – Nachhaltigkeit <strong>der</strong> Sensibilisierung<br />

kann sich nur einem längeren Prozeß einstellen. Daher wurde die einmal geknüpfte<br />

Verbindung zur Fachhochschule zur gemeinsamen Weiterarbeit genutzt.<br />

Trainings waren bei den vierwöchigen Aufenthalten nicht das einzige Element.<br />

Dazu gehörten auch Gespräche wie eine Diskussion an <strong>der</strong> Freien Universität in<br />

Berlin <strong>und</strong> die Teilnahme am Seminar „Lernen vom Süden“ <strong>der</strong> Stiftung Nord-Süd-<br />

Brücken im Oktober 1999. Die beiden südafrikanische TrainerInnen Jace Pillay <strong>und</strong><br />

Suraya Essop mischten sich aktiv ein. Sie waren beeindruckt vom Engagement <strong>der</strong><br />

TeilnehmerInnen, <strong>der</strong> Vielfältigkeit ihrer Herkunftsorganisationen <strong>und</strong> planten im<br />

Geiste schon ein Training mit ihnen. Sie waren schockiert über die Wahrnehmung<br />

<strong>und</strong> Präsentation des Südens in Medien <strong>und</strong> Plakaten <strong>von</strong> Entwicklungsorganisationen,<br />

wie sie am ersten Abend des Seminars vorgestellt wurden. „Wenn das Afrika<br />

sein soll, dann weiß ich nicht, wo ich eigentlich lebe,“ erklärte Suraya Essop.<br />

Geför<strong>der</strong>te Projekte<br />

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Geför<strong>der</strong>te Projekte<br />

84<br />

Suraya Essop <strong>und</strong> Dr. Jace Pillay vom Anti-Bias-Trainingsteam in Johannesburg beim ersten Anti-<br />

Bias-Training 1999, TrainerInnentraining in Berlin-Pankow. Foto: Dorothea Giesche<br />

Sie waren überrascht über die stereotype Reduktion <strong>von</strong> Menschen <strong>und</strong> Situationen<br />

auf den Plakaten, die sie z.T. rassistisch o<strong>der</strong> sexistisch einstuften <strong>und</strong> keinesfalls<br />

benutzen würden. Beide TrainerInnen sind Profis in <strong>der</strong> Bildungsarbeit,<br />

die sich auch im eigenen Bildungsministerium immer wie<strong>der</strong> Gehör verschaffen<br />

müssen mit ihrer sensibilisierten Herangehensweise. So wählten sie am zweiten<br />

Abend eine Übung, bei <strong>der</strong> Arbeitsgruppen aus einer Liste <strong>von</strong> 20 Personen (PolizistIn,<br />

schwangere Schülerin, türkische MathelehrerIn, homosexuelle/r KrankenpflegerIn,<br />

KindesmißbraucherIn, arbeitslose/r ostdeutsche/r IngenieurIn, RaverIn<br />

etc.) sieben Personen wählen sollten, mit denen sie auf einer Insel eine neue Gesellschaft<br />

aufbauen wollen. Am Ende verglichen wir die Listen <strong>und</strong> erkannten, daß<br />

jede Wahl <strong>von</strong> Menschen, die wir mitnehmen wollten, auf Annahmen <strong>und</strong> Vorurteilen<br />

über diese Menschen, also auf unseren -Ismen beruht <strong>und</strong> wir nicht davor da<strong>von</strong>laufen<br />

können, daß wir diese -Ismen erlernt haben <strong>und</strong> in uns tragen. Nur wenn<br />

sie uns tatsächlich bewußt werden, können wir sie auch „verlernen“. Eine kleine<br />

Übung, die doch verblüffend entlarvte.<br />

Zusammenfassend erklärten die TrainerInnen immer wie<strong>der</strong>, daß ihnen erst in <strong>der</strong><br />

direkten Auseinan<strong>der</strong>setzung in Deutschland klar geworden ist, wie viele Facetten<br />

Rassismus hat <strong>und</strong> welche Dimensionen er in seiner mo<strong>der</strong>nen, nicht Apartheid<br />

o<strong>der</strong> Faschismus genannten Form, entwickelte.<br />

Sie probierten ihre eigenen Ansätze in einem neuen Kontext aus. Sie nahmen eine<br />

neue Sensibilität für das Schicksal <strong>von</strong> MigrantInnen <strong>und</strong> Flüchtlingen mit nach


Südafrika, wo die „Xenophobie“ gegen MigrantInnen inzwischen auch <strong>von</strong> <strong>der</strong> Menschenrechtskommission<br />

bearbeitet wird.<br />

Fathima Osman, die 1998 in Deutschland gewesen war, resümierte rückblickend,<br />

daß ihr gerade die schwierigen Seminare in Deutschland, bei denen <strong>der</strong> Prozeß<br />

sehr zäh <strong>und</strong> scheinbar frustrierend verlaufen war, halfen, bei ähnlichen Problemen<br />

in <strong>der</strong> eigenen Arbeit mit mehr Gelassenheit weiterzumachen. Als sehr schwieriges<br />

Seminar hatte sich 1998 ein Training mit EntwicklungshelferInnen, die sich<br />

auf ihre Ausreise vorbereiten, entpuppt. „Rassismus gab es institutionell im deutschen<br />

Faschismus, aber doch nicht heute. Der existiert vielleicht bei Euch in Südafrika,<br />

aber doch nicht hier bei uns“ – so fühlte sich <strong>der</strong> Trainer Anthony Meyers<br />

zurückgewiesen. Dennoch wirkte das Seminar sich auf viele Diskussionen <strong>und</strong> Pausengespräche<br />

im weiteren Verlauf <strong>der</strong> Vorbereitungswochen aus, bei denen scheinbar<br />

„plötzlich“ Rassismus zum Thema wurde. So hatte die Sensibilisierung begonnen.<br />

Zweifellos wird INKOTA sich nicht zur neuen Trainingsorganisation entwickeln. So<br />

wurde auf zwei Ebenen die Arbeit auf mehrere Schultern verteilt. Erstens werden<br />

die Verhandlungen in Sachsen-Anhalt, bei denen es auch um die Lehrpläne für alle<br />

PolizeischülerInnen geht, also um eine langfristig integrierte Sensibilisierung über<br />

-Ismen wie Rassismus <strong>und</strong> Sexismus, nicht allein <strong>von</strong> INKOTA geführt, son<strong>der</strong>n vielmehr<br />

gemeinsam mit denen, die vor Ort in Berlin <strong>und</strong> Brandenburg aus <strong>der</strong> Trainings-<br />

<strong>und</strong> MigrantInnenarbeit kommen. So kann ihre Expertise genutzt werden.<br />

Über die Brücke des südafrikanischen Trainingsansatzes werden Inhalte <strong>und</strong> Erfahrungen<br />

aus dem Nord-Südkontext in die eigene Gesellschaft mit neuen Partnerorganisationen<br />

übersetzt.<br />

Zweitens wurde eine Arbeitsgruppe gegründet. Die Arbeitsgruppe spiegelt dabei<br />

die Mischung aus entwicklungspolitischer Expertise , kirchlicher, interkultureller<br />

<strong>und</strong> professioneller Trainingsarbeit in <strong>der</strong> Organisationsberatung <strong>und</strong> MigrantInnenarbeit<br />

<strong>und</strong> spannt den Bogen <strong>der</strong> Vernetzung in alle Richtungen. Sie setzt sich<br />

mit dem Trainingsansatz aus dem Süden auseinan<strong>der</strong> <strong>und</strong> wird ihn in die eigene<br />

Arbeit adaptieren – vom Süden lernen. Auch im Jugendamt Magdeburg bereiten<br />

SozialarbeiterInnen die nächsten Schritte für die Trainings im Herbst 2000 vor.<br />

Das Projekt wird den Lauf aller Dinge nehmen <strong>und</strong> im Jahr 2001 enden. Der Prozeß<br />

<strong>der</strong> intensiven Kooperation, die nun auch politische Vernetzung einschließen<br />

könnte, steckt in den Kin<strong>der</strong>schuhen. So wird die Kooperation sich verän<strong>der</strong>n <strong>und</strong><br />

nicht enden. Vertraut dem Prozeß <strong>und</strong> arbeitet daran, sagte einer <strong>der</strong> Trainer immer<br />

in den Seminaren.<br />

Geför<strong>der</strong>te Projekte<br />

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Foto: Hans-Joachim Döring<br />

Geför<strong>der</strong>te Projekte<br />

Foto: Bert Maciy<br />

86


Es ist heiß, obwohl wir Oktober 1997 haben. Wir sind in Kalkutta <strong>und</strong> haben es<br />

geschafft, eine 75 m lange Bambusbrücke in Zusammenarbeit mit Einheimischen<br />

fertig zu stellen. Trotz <strong>der</strong> schweren Arbeit sind wir alle stolz auf das Geschaffte.<br />

Die 14jährige Sandra, die am Ende ihrer Kräfte ist, ist glücklich <strong>und</strong> zufrieden. Sie<br />

<strong>und</strong> all die an<strong>der</strong>en sind über sich hinaus gewachsen. Sandra nimmt Ranjan, einen<br />

<strong>der</strong> indischen Jugendlichen, an die Hand <strong>und</strong> ohne etwas zu sagen, bildet sich quer<br />

über die Brücke <strong>von</strong> allen, die am Bau beteiligt waren, eine Menschenkette. Vor<br />

dem beeindruckenden Panorama, dem Sonnenuntergang, <strong>der</strong> die Sumpflandschaft<br />

übergehend in den Himmel, in ein rotes Meer verwandelte, verharrten alle schweigend<br />

<strong>und</strong> genießen diesen Moment. Durch eigener Hände Arbeit wurde den Slumbewohnern<br />

die Möglichkeit gegeben, ihre Wohnbereiche in Zukunft trocken <strong>und</strong><br />

nicht wie zuvor, teilweise durch schenkelhohen Morast, zu erreichen.<br />

Wir streckten unsere Hände über unsere Köpfe <strong>und</strong> umarmten uns. Sabrina schaute<br />

mich an <strong>und</strong> zeigte mir ihre <strong>von</strong> Blasen zersch<strong>und</strong>enen Hände. Ihr Gesichtsausdruck<br />

war entspannt, <strong>und</strong> sie strahlte mich an. In diesem Moment überkam mich<br />

ein Gefühl <strong>von</strong> „Erfolgserlebnis“, <strong>von</strong> „wir haben es geschafft“. Nicht geschafft im<br />

Sinne <strong>von</strong> baulicher Fertigstellung, son<strong>der</strong>n im Sinne einer positiven Bewußtseinsverän<strong>der</strong>ung<br />

durch die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit dem „Neuen“.<br />

Als ich im Dezember 1996 die Arbeit als Leiter im Jugend- <strong>und</strong> Kulturzentrum<br />

Bruchbude aufnahm, stieß ich auf viel Mißtrauen <strong>und</strong> Wi<strong>der</strong>stand, was nicht nur<br />

damit zu tun hatte, daß ich als „Frem<strong>der</strong>“/West-Berliner in die Uckermark (B<strong>und</strong>esland<br />

Brandenburg) kam, einer <strong>der</strong> ihnen einen Arbeitsplatz wegnahm, son<strong>der</strong>n<br />

auch noch als Auslän<strong>der</strong>/Halbitaliener die Berechtigung <strong>und</strong> Aufgabe haben sollte,<br />

sozialarbeiterisch <strong>und</strong> sozialpädagogisch auf ihre Jugend einzuwirken.<br />

Geför<strong>der</strong>te Projekte<br />

WEGE VON MILMERSDORF NACH KALKUTTA UND ZURÜCK<br />

INTERNATIONALE JUGENDBEGEGNUNG ZWISCHEN DEM JUGENDVEREIN BRUCHBUDE E.V. IN<br />

DER GEMEINDE MILMERSDORF/LAND BRANDENBURG UND DER STADT KALKUTTA/INDIEN<br />

Filippo Smaldino, Jugendverein „Bruchbude“ e.V.<br />

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Geför<strong>der</strong>te Projekte<br />

88<br />

Durch das mir entgegengebrachte Mißtrauen war mir sofort bewußt, daß ich in dieser<br />

Region beruflich <strong>und</strong> menschlich nur überleben kann, wenn meine Sozialarbeit<br />

sozialpolitisch <strong>und</strong> interkulturell orientiert ist. Der rechtsorientierte Zustand, die<br />

bestehenden Vorurteile <strong>und</strong> <strong>der</strong> Haß gegen alles, was fremd ist <strong>und</strong> fremd erscheint,<br />

diese menschlichen Defizite, durften nicht weiter bestehen bleiben. Da<br />

ich anfangs im Jugendhaus allein auf mich gestellt war, mußte ich Mitstreiter/<br />

Fürsprecher/ Multiplikatoren finden.<br />

Es mußte ein Projekt initiiert werden,<br />

welches handlungsorientiert<br />

das <strong>von</strong> mir gesteckte Grobziel erreichen<br />

kann. Ein Projekt, mit dem sich<br />

die Öffentlichkeit, vielleicht auch wegen<br />

<strong>der</strong> Provokation, auseinan<strong>der</strong>setzen<br />

muß, das im Reproduktionsbereich,<br />

im Ausgleich zum Produktionsbereich,<br />

zumindest punktuell <strong>der</strong> Entfremdung<br />

entgegenwirken <strong>und</strong> sie bewußt machen<br />

kann, um somit dem Individuum zu<br />

ermöglichen, vom entfremdeten Bewußtsein<br />

zum Bewußtsein <strong>der</strong> Entfremdung zu<br />

gelangen. Die Projekte, die dazu dienen bzw.<br />

beitragen können, zum Bewußtsein <strong>der</strong> Entfremdung<br />

zu gelangen, um dadurch den eigenen Lebensraum deutlicher zu erfahren<br />

<strong>und</strong> dadurch an seiner aus- <strong>und</strong> weiterführenden Gestaltung teilzunehmen, ein toleranteres<br />

Miteinan<strong>der</strong> zu leben, sind vielfältig. Ich entschloß mich 1997 aus berufsmethodischen<br />

Gründen zu einem ausbau- <strong>und</strong> ergänzungsfähigen Projekt im Bereich<br />

<strong>der</strong> internationalen Begegnung mit entwicklungspolitischem Charakter.<br />

Unsere Zielsetzung war, unseren jugendlichen Teilnehmern die Möglichkeit zu bieten,<br />

aus „erster Hand“ an Entwicklungshilfe-Projekten in Zusammenarbeit mit Einheimischen<br />

Wissen über an<strong>der</strong>e Kulturen zu erhalten, <strong>und</strong> über das Kennenlernen,<br />

die sprachliche Verständigung, das gemeinsame Arbeiten, Interaktionen in Gang<br />

zu setzen, die das Verstehen för<strong>der</strong>n, das Denken anregen <strong>und</strong> mitmenschliche Gefühle<br />

entstehen lassen, über die Freude des Entstandenen, über das gemeinsam<br />

Geschaffene, das etwas Bleibendes <strong>und</strong> Wertvolles für die Gemeinde sein wird, Verbindung<br />

zum „An<strong>der</strong>en“ erfahren. D.h. mit an<strong>der</strong>en Kulturen zusammenkommen,<br />

sich gegenseitig kennenlernen, Vorurteile abbauen, sich tolerieren <strong>und</strong> respektieren<br />

lernen.


So wurde im Oktober 1997 in Zusammenarbeit mit dem Verein VASI e.V., Verein zur<br />

Ausbildungsför<strong>der</strong>ung zur Selbsthilfe in Indien, erstmals die Internationale Begegnung/Jugendaustausch<br />

<strong>und</strong> Entwicklungshilfe unter <strong>der</strong> Schirmherrschaft des<br />

Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg, Herrn Dr. Manfred Stolpe, <strong>und</strong> des<br />

Bürgermeisters <strong>der</strong> Stadt Kalkutta, Herrn Prasanta Chaterjee, mit 20 Jugendlichen<br />

aus <strong>der</strong> Uckermark mit Kalkutta durchgeführt. Wir bauten in Zusammenarbeit mit<br />

den jugendlichen Einheimischen neben <strong>der</strong> 75 m langen Bambusbrücke eine öffentliche<br />

Straßentoilette <strong>und</strong> schufen so erstmals einen wichtigen entwicklungspolitischen<br />

Beitrag. Noch heute sind die Jugendlichen, die an diesem Pilotprojekt<br />

teilnahmen, nachhaltig beeindruckt. Im Reisetagebuch beschrieb die 15jährige<br />

Anke ihren ersten Reiseeindruck wie folgt: „Armenhaus <strong>der</strong> Welt, inmitten eines<br />

Verkehrschaoses, dessen Funktionieren sich keiner erklären konnte. Das Wort Kulturschock<br />

beschreibt am besten die Gefühle eines jeden <strong>von</strong> uns“. Der 21jährige<br />

Guido, so kann ich es heute, drei Jahre nach <strong>der</strong> Maßnahme, sagen, dessen Leben<br />

sich bahnbrechend verän<strong>der</strong>te, schrieb in <strong>der</strong> Nachbereitung: „Der Ausflug auf das<br />

Land war für uns einer <strong>der</strong> bewegendsten Momente. Wir besuchten Schulen für unberührbare<br />

Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Flüchtlingskin<strong>der</strong> aus Bangladesch. Außerdem wurde es uns<br />

ermöglicht, das Lebensumfeld dieser Kin<strong>der</strong> kennenzulernen. Niemand <strong>von</strong> uns<br />

konnte sich wohl vorstellen, unter solchen Bedingungen aufzuwachsen... Wir haben<br />

uns angesichts dieser Verhältnisse entschlossen, den Kin<strong>der</strong>n auf eine an<strong>der</strong>e Art<br />

Freude zu machen. Wir sammelten nach unserer Reise Spielzeug <strong>und</strong> Kin<strong>der</strong>sachen,<br />

die wir persönlich diesen Kin<strong>der</strong>n zu Weihnachten überbringen werden“. Guido setzte<br />

sein Vorhaben Weihnachten 1998 in die Realität um, <strong>und</strong> überbrachte den Slumkin<strong>der</strong>n<br />

anläßlich seines Mitwirkens beim Bau <strong>der</strong> Biogasanlage die ersten vom<br />

Jugendverein organisierten Spendengüter. Während des Aufenthaltes in Kalkutta<br />

begegneten wir unter an<strong>der</strong>em Schriftstellern <strong>und</strong> knüpften Kontakte, die die Idee<br />

eines gemeinsamen Buchprojektes „Gedichte <strong>und</strong> Kurzgeschichten aus dem Land<br />

Brandenburg <strong>und</strong> <strong>der</strong> Stadt Kalkutta“ entstehen ließen. Vor Ort erreichten wir durch<br />

das für die Uckermark außergewöhnliche Projekt die gewünschte Öffentlichkeitswirksamkeit<br />

<strong>und</strong> somit die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit diesem. Obwohl die Resonanz<br />

aus <strong>der</strong> unmittelbaren Bevölkerung zu dem Projekt mehrheitlich negativ ausfiel,<br />

weil sie die eigenen Probleme, die hiesige Arbeitsmarktlage <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>ene<br />

„Neue Armut“ als erdrückend ansahen, gewann <strong>der</strong> Jugendverein erstmals<br />

Mitstreiter für seine Arbeit. Die aus Indien zurückgekehrten Jugendlichen wirkten<br />

teilweise als Multiplikatoren, indem dezentrale Kulturveranstaltungen zum Thema<br />

Indien durchgeführt wurden. So zum Beispiel an Schulen, die die Teilnehmer besuchten,<br />

o<strong>der</strong> bei freien Trägern <strong>der</strong> Jugendhilfe, die das teilweise neu geweckte<br />

Interesse nutzten, um ebenfalls indische Kultur anzubieten. Große Presseresonanz<br />

Geför<strong>der</strong>te Projekte<br />

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Geför<strong>der</strong>te Projekte<br />

90<br />

erhielt <strong>der</strong> Besuch des Bürgermeisters <strong>der</strong> Stadt Kalkutta im Jugend- <strong>und</strong> Kulturzentrum<br />

Bruchbude in Milmersdorf im Juni 1998, <strong>der</strong> durch diesen Besuch seine<br />

Wertschätzung für das internationale Jugendaustausch-/Entwicklungshilfeprojekt<br />

Milmersdorf/Kalkutta zum Ausdruck brachte. Dies ermöglichte uns erstmals, das<br />

Projekt überregional bekannt werden zu lassen <strong>und</strong> einen Empfang beim Ministerpräsidenten<br />

des Landes Brandenburg zu erhalten. Die Presse berichtete damals:<br />

„Es ist unglaublich, aber wahr: Prasanta Chaterjee, <strong>der</strong> Bürgermeister <strong>von</strong> Kalkutta,<br />

einer Stadt mit mehr als elf Millionen Einwohner, besucht die kleine Gemeinde<br />

Milmersdorf (Uckermark Kurier, April 98)“... Das hätte sich vor Jahresfrist in Milmersdorf<br />

niemand träumen lassen. Im August 1998 erreichten wir durch die Unterstützung<br />

vieler öffentlicher Stellen, Stiftungen <strong>und</strong> Ortsansässiger, aufbauend<br />

auf das Pilotprojekt 97, die Durchführung <strong>der</strong> Rückbegegnung. 20 jugendliche In<strong>der</strong>,<br />

hauptsächlich die uns bereits bekannten, verbrachten zwei Wochen Jugendaustausch/internationale<br />

Begegnung vom 07.–19. August 1998, untergebracht in<br />

Gastfamilien, in <strong>der</strong> Uckermark. Aus Gründen <strong>der</strong> politischen Akzentsetzung wurde<br />

die indische Jugendgruppe <strong>von</strong> <strong>der</strong> „First Lady“, <strong>der</strong> Ehefrau des Bürgermeisters<br />

Kalkuttas, begleitet. Das Programm war schwerpunktmäßig auf Jugendbegegnung,<br />

aber auch auf politische Bildung, Kultur <strong>und</strong> Erörterung <strong>der</strong> entwicklungspolitischen<br />

Perspektiven in Indien, aufgebaut. Nachdem es uns in <strong>der</strong> Vorbereitungszeit<br />

schwer fiel, vorhandene Vorurteile bei unseren Jugendlichen gegenüber den Frem-<br />

Gemeinsamer Besuch <strong>von</strong> Schloß Sanscoussi in Potsdam mit den indischen BesucherInnen,<br />

Foto: Jugendverein „Bruchbude“ e. V.


den abzubauen, <strong>und</strong> es uns kaum gelang, die Jugendlichen in die Planung einzubeziehen<br />

bzw. sie auf das Austauschprogramm genügend vorzubereiten, waren wir<br />

– mit kleinen Abstrichen – mit dem Ergebnis zufrieden. Wir erreichten einen Prozeß<br />

<strong>der</strong> Sensibilisierung vor Ort, bei dem zu erkennen war, daß das Verhalten unseres<br />

Jugendklientels nicht mehr in voller Gänze auf Konfrontation <strong>und</strong> Abneigung<br />

gegenüber dem „Fremden“ gestützt war. Viele unserer Jugendhausbesucher erlebten<br />

die Interaktionen, das Zusammensein mit Auslän<strong>der</strong>n, als ein Stück Normalität,<br />

so wie wir es handlungsorientiert planten. Die Jugendhausbesucher mit dem<br />

relativ stark ausgeprägten rechtsorientierten Gedankengut beteiligten sich ebenfalls<br />

eines Abends, wenn auch nur zögerlich <strong>und</strong> vorsichtig, am Jugendaustauschprojekt.<br />

Dieser Zugang erfolgte an dem Programmpunkt „Bruchbuden-Fete – Spanferkelessen<br />

am Lagerfeuer“ an einem nahegelegenen See. Unvoreingenommen, sicherlich<br />

auch aus Unwissen über diese Personengruppe, gingen die jungen In<strong>der</strong>Innen<br />

auf die Jugendlichen zu <strong>und</strong> verwickelten diese in Gespräche. Zu unserer großen<br />

Freude (natürlich hatten wir Angst vor dieser Begegnung) kam es zu keinerlei Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />

bzw. Übergriffen. Es war ein schöner gemeinsamer Abend, auch<br />

wenn das Jugendhauspersonal unter Hochspannung stand. Der regionale Stellenwert<br />

bei <strong>der</strong> „Erziehung zum demokratischen Handeln“ wurde uns beson<strong>der</strong>s an<br />

diesem Abend deutlich. Das Projekt erhielt damals großes Medieninteresse <strong>und</strong><br />

durch die teilweise Fernsehbegleitung des ZDF-Län<strong>der</strong>spiegels auch überregionale<br />

Anerkennung. Die Presse berichtete unter an<strong>der</strong>em: „...aus Anlaß des indisch-deutschen<br />

Jugendaustausches am gestrigen Abend ließen sich die Gäste <strong>von</strong> einer märchenhaften<br />

Welt verzaubern. Die indischen Jugendlichen hatten in viermonatiger,<br />

harter Probenarbeit ein Ballett vorbereitet, ‚Die Suche nach dem Licht-Vogel‘ <strong>von</strong><br />

Dr. Sunil Das. Das gab Einblicke in die künstlerische Betätigung indischer Jugendlicher...<br />

Das Bemerkenswerte an dieser Galaveranstaltung war, daß viele Milmersdorfer,<br />

aber auch Templiner, die Einladung genutzt hatten, an dieser öffentlichen<br />

Veranstaltung teilzunehmen.“ (Templiner Zeitung, August 1998).<br />

Des weiteren wurde <strong>von</strong> uns vom Oktober 1998 bis März 1999 das Entwicklungshilfeprojekt<br />

„Bau einer Biogasanlage“ durchgeführt. Diese entstand durch den freiwilligen<br />

Einsatz mehrerer „Bruchbuden“-Vereinsmitglie<strong>der</strong> <strong>und</strong> durch die Hilfe <strong>der</strong><br />

Einwohner vor Ort in den Slums <strong>von</strong> Bihala/Kalkutta direkt neben <strong>der</strong> im Vorjahr<br />

entstandenen Bambusbrücke. Der 24jährige Matthias sagte damals vor seinem freiwilligen<br />

Arbeitseinsatz: „Da können durchaus Vorbehalte zu überwinden sein“. Das<br />

wichtigste aber sei, so Matthias: „Der Bau wird dokumentiert, die Anlage als eine<br />

Art Modell- <strong>und</strong> Schauprojekt betrieben“. Unser Entwicklungshilfeanliegen war, mit<br />

<strong>der</strong> Anlage zu versuchen, das Mißtrauen <strong>der</strong> In<strong>der</strong> gegenüber neuen Technologien<br />

Geför<strong>der</strong>te Projekte<br />

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Geför<strong>der</strong>te Projekte<br />

92<br />

in ihrem Lebensumfeld abzubauen <strong>und</strong> ihnen Wege zu zeigen, wie man sich <strong>von</strong><br />

einer möglichen Energiekrise unabhängig machen kann. Natürlich wollten wir auch<br />

unsere bilateralen Beziehungen festigen. So unterzeichneten wir im Winter 1998<br />

den Partnerschaftsvertrag zwischen dem Jugendverein Bruchbude e.V. <strong>und</strong> Sarsuna<br />

Sujan Chakra <strong>und</strong> übernahmen als Verein ein Ausbildungsstipendium für eine junge<br />

In<strong>der</strong>in aus den Slums <strong>von</strong> Bihala/Kalkutta. Parallel zu <strong>der</strong> Entwicklungshilfe<br />

wurde die während <strong>der</strong> Rückbegegnung entstandene Idee, „Kurzgeschichten <strong>und</strong><br />

Gedichte aus dem Land Brandenburg <strong>und</strong> <strong>der</strong> Stadt Kalkutta“ in einem gemeinsamen<br />

Buch zu verlegen, in die Praxis umgesetzt. Dieses Projekt befindet sich bis<br />

heute, Februar 2000, noch in Bearbeitung.<br />

Der unbestrittene Höhepunkt unseres Jugendaustausch- <strong>und</strong> Entwicklungshilfeprojektes<br />

Land Brandenburg/Kalkutta war unsere im Herbst durchgeführte „Internationale<br />

Mission für Frieden <strong>und</strong> Völkerverständigung“ mit einem selbst restaurierten<br />

Reisebus über Österreich, Italien, Griechenland, Türkei, Iran, Pakistan, nach<br />

Kalkutta/Indien. Bei <strong>der</strong> Suche nach Partnern für unsere Projektidee konnten wir<br />

im Dezember 1998 abermals unseren deutschen Teilhaber <strong>der</strong> internationalen Beziehungen,<br />

VASI e.V., für die Zusammenarbeit gewinnen. Die „Internationale Mission<br />

für Frieden <strong>und</strong> Völkerverständigung“ startete am 1. Oktober 1999 <strong>und</strong> erreichte<br />

ihr Ziel in <strong>der</strong> Stadt Kalkutta am 24. Oktober 1999. Während <strong>der</strong> 12.600<br />

km war es uns vor allem wichtig, Kontakte zu Jugendeinrichtungen in den bereisten<br />

Län<strong>der</strong>n zu knüpfen sowie Spendengüter notleidenden Menschen persönlich<br />

zu übergeben. In <strong>der</strong> Stadt Kalkutta nahmen wir mit unserer Jugenddelegation an<br />

einer Vielzahl <strong>von</strong> Jugendtreffen teil <strong>und</strong> tauschten uns wie bereits 1997 mit dem<br />

Schriftstellerverband bezüglich unseres Buchprojektes aus. Wir trafen uns mit dem<br />

Arbeitgeberverband sowie mit dem Rotary Club <strong>der</strong> Stadt Kalkutta <strong>und</strong> besprachen<br />

neben dem Anliegen <strong>der</strong> Mission Möglichkeiten gemeinsamer Wirtschaftsinteressen<br />

zwischen dem Landkreis Uckermark <strong>und</strong> dem B<strong>und</strong>esstaat West Bengal. Wir waren in<br />

Begleitung des Bürgermeisters maßgeblich an <strong>der</strong> Eröffnung eines in den Slums<br />

befindlichen Kin<strong>der</strong>spielplatzes sowie an <strong>der</strong> Eröffnung einer Entbindungsstation<br />

beteiligt, <strong>und</strong> wir übergaben die gesammelten medizinischen Spendengüter an das<br />

<strong>von</strong> uns vorgesehene „Humanitäre Krankenhaus“. Die Mission traf in Kalkutta auf<br />

großes Medieninteresse. So wurde im staatlichen Fernsehen Indiens <strong>und</strong> in Bangladesch<br />

zu den Hauptnachrichten ein Bericht über unsere Mission gesendet. Wir<br />

erhielten große Ehrungen, <strong>und</strong> uns wurde unsagbare Dankbarkeit zuteil. So wurde<br />

die Missionsleitung mit dem „Award of Honour“ <strong>der</strong> Stadt Kalkutta ausgezeichnet.<br />

Während <strong>der</strong> gesamten Reise wurde die Öffentlichkeit des Landes Brandenburg<br />

durch die Presse sowie das Radio, Antenne Brandenburg, über die „Internationale<br />

Mission“ informiert. Zu unserer Freude erhielt die Mission nach unserer Rückkehr


überwiegend positive Resonanz. Auf Drängen <strong>der</strong> Bevölkerung stellten wir im Januar<br />

2000 anläßlich eines Neujahresempfanges im Jugendhaus unsere „Internationale<br />

Mission für Frieden <strong>und</strong> Völkerverständigung“ <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Erfolg <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />

vor. Während <strong>der</strong> Veranstaltung wurden wir <strong>von</strong> Mitbürgern angesprochen,<br />

<strong>von</strong> denen wir zuvor viel Kritik erlebten, <strong>und</strong> die uns <strong>und</strong> <strong>der</strong> Mission nun Bew<strong>und</strong>erung<br />

<strong>und</strong> Interesse entgegenbrachten. Diese Initiative habe „in beson<strong>der</strong>er Weise<br />

dazu beigetragen, im Ausland deutlich zu machen, daß Jugendliche aus den ostdeutschen<br />

B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n engagiert <strong>und</strong> kreativ für Frieden <strong>und</strong> Völkerverständigung<br />

<strong>und</strong> gegen Fremdenfeindlichkeit <strong>und</strong> Rassismus eintreten“, heißt es in <strong>der</strong><br />

Presseerklärung des Auswärtigen Amtes. Wir zeigten mit diesen Projekten auf, daß<br />

die Probleme Auslän<strong>der</strong>feindlichkeit <strong>und</strong> Rassismus nationale sowie internationale<br />

Probleme sind, die gemeinsames Handeln zu <strong>der</strong>en Überwindung notwendig machen.<br />

Mit <strong>der</strong> Öffentlichkeitswirksamkeit dieser Projekte wollen <strong>der</strong> Verein <strong>und</strong> seine<br />

Partner auf die Bevölkerung einwirken, daß die „Mauer des zustimmenden<br />

Schweigens“, die Akzeptanz <strong>von</strong> Gewalt durchbrochen wird. Toleranz <strong>und</strong> Einsatz<br />

für die Menschenwürde dürfen nicht nur in Sonntagsreden eine Rolle spielen. Demokratie<br />

lebt nur vom Handeln <strong>der</strong> Menschen.<br />

Für die Umsetzung unserer Ziele erhielten wir unter an<strong>der</strong>em für das Projekt „Internationale<br />

Mission für Frieden <strong>und</strong> Völkerverständigung“ am 06. Dezember 1999<br />

den För<strong>der</strong>preis „DEMOKRATIE LEBEN 1999“ des B<strong>und</strong>estages <strong>und</strong> des Initiativkreises<br />

„Demokratie leben“.<br />

Unser Gesamtprojekt Internationale Begegnung/Entwicklungshilfe hat bewirkt, daß<br />

sich die Bürger vor Ort, <strong>von</strong> denen wir es im Vorfeld nicht erwartet hatten, mit<br />

Auslän<strong>der</strong>n, mit Fremden <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Problemen in ihrer Heimat an<strong>der</strong>s auseinan<strong>der</strong>setzen<br />

<strong>und</strong> nunmehr offener für „Fremdes“ sind.<br />

Geför<strong>der</strong>te Projekte<br />

93


Foto: Bert Maciy<br />

Geför<strong>der</strong>te Projekte<br />

94


Geför<strong>der</strong>te Projekte<br />

„THE WONDERFUL GOSPEL SINGERS“<br />

„THE WONDERFUL GOSPEL SINGERS“ AUS ILORIN/NIGERIA MEETS<br />

„TIERRA – EINE WELT E. V.“ AUS GÖRLITZ/DEUTSCHLAND<br />

Ulrike Schrö<strong>der</strong>, Tierra – Eine Welt e.V.<br />

„The Won<strong>der</strong>ful Gospel Singers – Ein b<strong>und</strong>eslandübergreifendes Projekt <strong>der</strong> entwicklungspolitischen<br />

Bildungsarbeit mit einer nigerianischen Band <strong>und</strong> deutschen<br />

NRO“: so <strong>der</strong> offizielle Titel eines Projektes, mit dem <strong>der</strong> Görlitzer Verein „Tierra –<br />

Eine Welt“ im Oktober/November 1999 erfolgreich versuchte, entwicklungspolitische<br />

Bildungsarbeit mit Kultur-Austausch zu verbinden. „Tierra – Eine Welt“, <strong>der</strong><br />

v. a. in <strong>der</strong> entwicklungspolitischen Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendarbeit engagiert ist <strong>und</strong><br />

auch den Görlitzer Weltladen betreibt, lud die nigerianische Gospel-Band „The Won<strong>der</strong>ful<br />

Gospel Singers“ zu einer Reise durch Sachsen, Brandenburg <strong>und</strong> Berlin ein,<br />

auf <strong>der</strong> die MusikerInnen nicht nur durch ihre Musik einen Einblick in ihre Kultur<br />

<strong>und</strong> ihre Vorstellungen geben konnten, son<strong>der</strong>n auch in Schul<strong>projekten</strong>, Hochschulveranstaltungen,<br />

offenen Begegnungsabenden <strong>und</strong> Percussion-Workshops in eine<br />

Begegnung <strong>und</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung mit deutschen Kin<strong>der</strong>n, Jugendlichen <strong>und</strong> Erwachsenen<br />

treten konnten. Am fruchtbarsten war diese Kombination aus nonverbaler<br />

(musikalischer) <strong>und</strong> verbaler Kommunikation in <strong>der</strong> Zusammenarbeit mit <strong>der</strong><br />

Görlitzer Ska-Band „Yellow Cap“, die sich über den ganzen vierwöchigen Aufenthalt<br />

erstreckte <strong>und</strong> in einem gemeinsamen Abschlußkonzert in Görlitz mündete.<br />

Möglich wurde dieses bisher größte Projekt in <strong>der</strong> Vereinsgeschichte <strong>von</strong> „Tierra –<br />

Eine Welt“ durch eine Zusammenarbeit mit verschiedenen Trägern <strong>und</strong> durch die<br />

För<strong>der</strong>ung durch die Stiftung „Nord-Süd-Brücken“. Entstanden war <strong>der</strong> Kontakt nach<br />

Nigeria durch eine Dozentin für Anthropologie <strong>der</strong> Fachhochschule Görlitz/Zittau<br />

FHGZ, die die Musiker <strong>der</strong> „First Baptist Church of Ilorin“ auf einer ihrer Feldforschungen<br />

kennen gelernt hatte. Aus dieser Anregung heraus entstand das Projekt<br />

„The Won<strong>der</strong>ful Gospel Singers“ unter <strong>der</strong> Schirmherrschaft des Sächsischen Aus-<br />

95


Geför<strong>der</strong>te Projekte<br />

96<br />

län<strong>der</strong>beauftragten Heiner Sandig, in das neben <strong>der</strong> FHGZ <strong>der</strong> Görlitzer Filmclub<br />

„<strong>von</strong> <strong>der</strong> Rolle ‘94“, das offene Jugendprojekt „Torso“, das Kulturamt <strong>der</strong> Stadt Görlitz<br />

sowie entwicklungspolitische Initiativen aus Niesky, Leipzig, Stollberg, Chemnitz,<br />

Torgau, Glauchau, Herzberg <strong>und</strong> Berlin mit einbezogen wurden.<br />

Nahezu unmöglich gemacht wurde die Begegnung jedoch im Vorfeld durch die Deutsche<br />

Botschaft in Lagos/Nigeria, die in einer Mischung aus ängstlicher Bürokratie<br />

<strong>und</strong> bewußter Verhin<strong>der</strong>ungstaktik die Ausstellung <strong>der</strong> Visa für die nigerianische<br />

Gruppe bis nach (!) dem eigentlich geplanten Einreisetermin verzögerte. Da auf<br />

eine vollständige Schil<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> bürokratischen Winkelzüge aus Platzgründen verzichtet<br />

werden muß, seien hier nur einige „Höhepunkte“ herausgegriffen, die im<br />

Nachhinein zwar auch erheitern, die aber <strong>der</strong> Diskussion um strukturellen Rassismus<br />

neue Nahrung geben.<br />

Ende August verweigerte die Botschaft in Lagos den Gruppenmitglie<strong>der</strong>n die Visa<br />

– ohne Angabe <strong>von</strong> Gründen, was rechtlich durchaus möglich ist. Allmählich sikkerte<br />

durch, daß man vor sehr kurzer Zeit „schlechte Erfahrungen“ mit einer nigerianischen<br />

Theatergruppe gemacht hatte, was im Klartext bedeutete: die Mitglie<strong>der</strong><br />

dieser Gruppe waren sämtlich in Deutschland abgetaucht. Schon dieser Vorgang<br />

zeigt die Schizophrenie <strong>der</strong> deutschen Visa-Politik: auf <strong>der</strong> einen Seite sind<br />

die Botschaftsangehörigen angehalten, solche Fälle tunlichst zu verhin<strong>der</strong>n, auf<br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite wußte schon die Görlitzer Auslän<strong>der</strong>behörde, „daß es mit Nigerianern<br />

immer Schwierigkeiten gibt.“ Bei Nachfrage stellte sich heraus, daß bisher<br />

erst ein Nigerianer in Görlitz gewesen war – <strong>und</strong> <strong>der</strong> „hatte Probleme gemacht“.<br />

Im Lichte dieser „Erfahrungen“ <strong>und</strong> mit dem Druck <strong>der</strong> eigenen Behörden im Nakken<br />

wird je<strong>der</strong> Einreisewillige in erster Linie zum Verdächtigen – eine Hürde, die<br />

für Afrikaner noch schwerer zu überwinden ist als z. B. für Lateinamerikaner. Und<br />

eine Hürde, die für ein entwicklungspolitisches Begegnungsprojekt <strong>von</strong> vorn herein<br />

das Aus bedeuten kann, wenn es keine persönlichen Kontakte gibt, die die<br />

deutschen Partner davor bewahrt, ebenfalls in erster Linie mißtrauisch die „Zuverlässigkeit“<br />

<strong>der</strong> Partner aus dem Süden zu beäugen – <strong>und</strong> damit ebenfalls in die Rassismusfalle<br />

zu laufen.<br />

Unter starkem persönlichen Einsatz <strong>der</strong> botschaftserfahrenen Anthropologie-Dozentin<br />

konnte erst 10 Tage vor dem geplanten Einreisetermin eine Abmachung mit<br />

<strong>der</strong> Deutschen Botschaft getroffen werden, nach <strong>der</strong> als Sicherheit 10.000 DM in<br />

nigerianischer Landeswährung in Lagos zu hinterlegen waren. Dieser Betrag wurde<br />

<strong>von</strong> besagter Dozentin aus eigener Tasche aufgebracht, hat doch „Tierra – Eine


Welt“ solche Summen nicht flüssig, denn nun mußte alles sehr schnell gehen: Die<br />

Flüge waren noch nicht bezahlt, die ersten Konzertpartner sprangen ab, <strong>und</strong> überhaupt<br />

hatte das Ringen um die Visa viele Kräfte geb<strong>und</strong>en, die für Projekt-Vorbereitungen<br />

vor Ort dringend gebraucht worden wären. Daß allein die Hinterlegung<br />

dieser Kaution, für <strong>der</strong>en Annahme sich we<strong>der</strong> Auswärtiges Amt noch Deutsche Botschaft<br />

zuständig fühlte, fast eine Woche intensiver Forschungstätigkeit erfor<strong>der</strong>te,<br />

in <strong>der</strong>en Verlauf schließlich 10 000 DM im Rucksack nach Berlin zu <strong>der</strong> internationalen<br />

Bank „Western Union“ transportiert wurden, gehört zu den Absurditäten,<br />

mit denen wir selbst nun nicht mehr gerechnet hatten.<br />

Am Sonntag, den 10. Oktober 1999<br />

dann sollte vormittags endlich die<br />

Maschine aus Frankfurt a. M. in<br />

Dresden landen. Die Maschine landete<br />

auch, doch niemand aus Nigeria<br />

war an Bord! Wir benötigten<br />

fast den gesamten Sonntag,<br />

um heraus zu bekommen, daß die<br />

Nigerianer vermutlich gar nicht abgeflogen<br />

waren. Am Montag war<br />

dann immerhin klar, daß die Visa<br />

nicht abgeholt worden, <strong>der</strong> Flug<br />

verfallen <strong>und</strong> die NigerianerInnen<br />

verschollen waren.<br />

Nun, sie sind doch noch gekommen:<br />

Nachdem die Lufthansa<br />

fre<strong>und</strong>licherweise die Flüge unentgeltlich<br />

auf Mittwoch umgebucht<br />

hatte, die NigerianerInnen beim<br />

zweiten Mal (überraschen<strong>der</strong>weise?!)<br />

bis in die Botschaft vorgelassen<br />

wurden <strong>und</strong> die Visa endlich<br />

abholen konnten, stiegen sie<br />

am 13. Oktober in Dresden aus<br />

dem Flugzeug. Daß durch <strong>der</strong>lei<br />

Zermürbungstaktik das Görlitzer Eröffnungskonzert<br />

verlegt werden<br />

Geför<strong>der</strong>te Projekte<br />

97


Geför<strong>der</strong>te Projekte<br />

98<br />

mußte <strong>und</strong> außerdem die Visa zwei Tage zu kurz ausgestellt waren, so daß eine<br />

Verlängerung <strong>von</strong> Görlitz aus <strong>und</strong> eine neuerliche Umbuchung, diesmal <strong>der</strong> Rückflüge,<br />

nötig wurde, sei nur nebenbei erwähnt. Unter dem Strich ergeben sich zwei<br />

abgesprungene Kooperationspartner (inklusive Konzerten), 1500,– DM Umbuchungsgebühr<br />

<strong>und</strong> unnötig hohe Telefonkosten Deutschland–Nigeria.<br />

Doch interkulturelles Lernen beginnt daheim! Und immerhin waren wir OrganisatorInnen<br />

<strong>von</strong> „Tierra – Eine Welt“ nun gestählt, um uns den Herausfor<strong>der</strong>ung des<br />

deutsch-nigerianischen interkulturellen Lernens zu stellen. Für unseren Verein war<br />

es die erste längere Begegnung mit NigerianerInnen, aber auch mit afrikanischem<br />

Besuch überhaupt. Wir haben durch diese Begegnung unmittelbare Einblicke in<br />

einen an<strong>der</strong>en Kulturkreis bekommen, waren immer aufs Neue gefor<strong>der</strong>t, die immer<br />

bei interkulturellen Begegnungen auftretenden Schwierigkeiten zu lösen. Hierbei<br />

halfen uns viele PartnerInnen aus Görlitz <strong>und</strong> darüber hinaus.<br />

Unsere Gäste waren das erste Mal außerhalb <strong>von</strong> Nigeria unterwegs. Die Gruppenmitglie<strong>der</strong><br />

verknüpften ihren Deutschlandbesuch mit großen Erwartungen. In <strong>der</strong><br />

Vorbereitung hatten wir zwar mehrmals erklärt, daß sie in Deutschland keine Reichtümer<br />

würden erwerben können, da es schwer genug war, den Aufenthalt <strong>und</strong> die<br />

Flüge zu organisieren. Aber <strong>der</strong> enorme – auch finanzielle – Erwartungsdruck <strong>von</strong><br />

zu Hause war sehr stark.<br />

Es war für sie ein schwieriger Lernprozeß, zu verstehen, daß es auch in Deutschland<br />

nicht so einfach ist, viel Geld zu verdienen, <strong>und</strong> daß es auch hier arme Menschen<br />

inmitten des ganzen Reichtums gibt. Sie waren fasziniert <strong>von</strong> vielen Kleinigkeiten,<br />

dem beleuchteten Autobahntunnel, den schönen Straßen <strong>und</strong> Häusern<br />

o<strong>der</strong> den Spielplätzen. Viele Dinge konnten sie sich bis zum Schluß nicht richtig<br />

vorstellen, z.B. daß man mit einer Plastikkarte Geld bekommt.<br />

Durch die vielen Begegnungen <strong>und</strong> Gespräche verän<strong>der</strong>te sich ihr Bild <strong>von</strong> Deutschland<br />

allmählich. Über das Verhältnis <strong>von</strong> Frauen <strong>und</strong> Männern gab es des öfteren<br />

Diskussionen. Für den Bandlea<strong>der</strong> war es etwas völlig Neues, daß er, <strong>der</strong> Chef <strong>der</strong><br />

Band, sich etwas <strong>von</strong> einer jüngeren Frau sagen lassen mußte. Dies wäre in Nigeria<br />

<strong>und</strong>enkbar. Hier begegneten sich zwei völlig unterschiedliche Auffassungen,<br />

wie sich das Verhältnis zwischen Mann <strong>und</strong> Frau gestalten sollte. Mit <strong>der</strong> Zeit entwickelte<br />

sich Verständnis füreinan<strong>der</strong>, bzw. ein Verständnis darüber, worin die unterschiedlichen<br />

Auffassungen bestehen.<br />

Für die Begleitpersonen, die zuvor kaum Kontakt mit Menschen aus Afrika hatten,<br />

war <strong>der</strong> intensive Kontakt eine persönliche Bereicherung. Sie haben nach eigenen


Aussagen viel über die nigerianische Kultur, aber auch über sich selbst erfahren.<br />

Sie haben persönliche Grenzen kennengelernt <strong>und</strong> neue Erfahrungen gemacht.<br />

Die Gastfamilien äußerten sich sehr positiv über das Projekt, beson<strong>der</strong>s wenn sie<br />

Kin<strong>der</strong> im Alter <strong>der</strong> nigerianischen Gästen hatten. So konnten sie sehr ungezwungen<br />

Erfahrungen im Zusammenleben mit ihren Gästen machen, auch wenn es hin<br />

<strong>und</strong> wie<strong>der</strong> zu kleinen Mißverständnissen kam. Neben ausgeliehenen Rasierapparaten,<br />

die im Wohnzimmer wie<strong>der</strong>gef<strong>und</strong>en wurden, verschw<strong>und</strong>enen Jacken, die<br />

abends wie<strong>der</strong> auftauchten, <strong>und</strong> überschwemmten Bä<strong>der</strong>n gab es kaum größere<br />

Schwierigkeiten. Das einzige ernste Problem, welches sich nach <strong>der</strong> Abfahrt <strong>der</strong><br />

„Won<strong>der</strong>ful Gospel Singers“ auftat, waren die gewaltigen Telefonkosten nach Nigeria,<br />

die uns noch eine unerfreuliche Überraschung bescherten. Obwohl wir mehrere<br />

Gespräche zu diesem Thema führten, konnten <strong>und</strong> wollten sich unsere Gäste bis<br />

zuletzt nicht vorstellen, was ein Gespräch nach Nigeria kostet. Außerdem wurde<br />

<strong>von</strong> ihnen augenscheinlich seitens ihrer nigerianischen Familien erwartet, daß sie<br />

ausführlich <strong>und</strong> regelmäßig Bericht erstatteten.<br />

Dieser Konflikt – <strong>und</strong> auch das unterschiedliche Umgehen bei<strong>der</strong> Gruppen damit –<br />

war ein interessantes Beispiel dafür, daß jenseits <strong>von</strong> interessanter Exotik aus fernen<br />

Län<strong>der</strong>n bei <strong>der</strong> unterschiedlichen Wahrnehmung <strong>von</strong> Konflikten das interkulturelle<br />

Lernen erst anfängt. Die nigerianische Krisenvermeidungsstrategie (d.<br />

h. in diesem Fall <strong>der</strong> Versuch, bis zuletzt die unangenehme Wahrheit, nämlich das<br />

teure Telefonieren, vor den Gastgebern geheimzuhalten), wird <strong>von</strong> deutscher Seite<br />

als Lüge wahrgenommen. In den sehr engen Familienstrukturen <strong>der</strong> nigerianischen<br />

Kultur ist diese Taktik wohl überlebensnotwendig. Kritische Offenheit kann man<br />

sich wohl nur in einer Gesellschaft leisten, in <strong>der</strong> jedeR sich nach einer offenen<br />

„ehrlichen“ Auseinan<strong>der</strong>setzung in einen geschützten Raum zurückziehen kann.<br />

Diese Wahrnehmungsunterschiede können kaum aufgelöst werden. Vielmehr müssen<br />

Wege gef<strong>und</strong>en werden, trotz <strong>der</strong> Unterschiede miteinan<strong>der</strong> ins Gespräch zu<br />

kommen. Wie sind wir miteinan<strong>der</strong> ins Gespräch gekommen? Über das „Telefonthema“<br />

war das eben kaum möglich. Die Gastgeberin des Bandlea<strong>der</strong>s Koyode, die<br />

ihn schon in Nigeria kennengelernt hatte, hat sicher die intensivsten Gespräche<br />

<strong>und</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzungen mit ihm geführt <strong>und</strong> versucht, z.B. durch einen Einkauf<br />

im Supermarkt die preislichen Relationen <strong>der</strong> europäisch-afrikanischen Ferngespräche<br />

sinnlich erfahrbar zu machen. Aber <strong>der</strong> Eindruck des „europäischen Überflusses“<br />

war anscheinend so groß, daß Differenzierungen kaum wahrgenommen wurden.<br />

Z.B. traf es auf völliges Unverständnis bei Kayode, als eine <strong>der</strong> Reisbegleiterinnen<br />

angesichts einer abendlichen Spende <strong>von</strong> 600.- DM sagte, soviel Geld habe<br />

sie noch nie auf einmal gesehen. Es hängt sicher auch mit den indirekten deutschen<br />

Geldflüssen zusammen, daß man 600.- DM „live“ kaum zu Gesicht bekommt.<br />

Geför<strong>der</strong>te Projekte<br />

99


Geför<strong>der</strong>te Projekte<br />

100<br />

An<strong>der</strong>erseits war es den nigerianischen Gästen nicht klar zu machen, daß 600.–<br />

DM für eine deutsche Studentin einen ganzen Monatsetat ausmachen können.<br />

Jenseits diese Themas gab es aber durchaus Lernprozesse auf beiden Seiten. Dies<br />

geschah auf <strong>der</strong> einen Seite durch intensive Gespräche über konkrete Anlässe im<br />

kleinen Kreis (z. B. zwischen Bandlea<strong>der</strong> <strong>und</strong> Gastgeberin) <strong>und</strong> auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Seite durch klares Setzen <strong>von</strong> Grenzen im täglichen Zusammenleben in den Gastfamilien.<br />

Insgesamt zeigte sich für mich persönlich ein großer Unterschied zwischen <strong>der</strong><br />

Delegation aus Indien (1 In<strong>der</strong>in, 3 Ureinwohnerinnen), die uns im Sommer eine<br />

Woche lang besuchte, <strong>und</strong> <strong>der</strong> aus Nigeria. Der Kontakt zu den In<strong>der</strong>innen war persönlicher,<br />

schien weniger <strong>von</strong> Missverständnissen geprägt. Aber das liegt auch am<br />

völlig verschiedenen Hintergr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Leute. Aus Indien kamen Menschen, die sich<br />

auch für ihr Heimatprojekt nachdrücklich als Multiplikatorinnen verstanden. Außerdem<br />

– <strong>und</strong> das scheint mir <strong>der</strong> Hauptfaktor zu sein, haben die indischen Ureinwohnerinnen<br />

den erfrischenden Ansatz, völlig unvoreingenommen die ihnen fremden<br />

Verhältnisse in Europa zu betrachten (was eine eigene, auch kritische Beurteilung<br />

überhaupt nicht ausschloß). Die Aussage eines Ureinwohners lautete 1997<br />

bei einer ähnlichen Begegnung: „Wie sollte ich Probleme hier haben. Es ist doch<br />

völlig an<strong>der</strong>s als zu Hause.“ Wahrscheinlich sind es die stark vorgeprägten <strong>und</strong><br />

ziemlich eindimensionalen gegenseitigen Europa-/Afrika-Bil<strong>der</strong> <strong>und</strong> vielleicht auch<br />

die Annahme, in ein Land mit ähnlichen religiösen (christlichen) Hintergründen<br />

zu fahren, die es so schwierig machen, die Wahrnehmung vom reichen, weißen<br />

Europa zu differenzieren.<br />

Die In<strong>der</strong>innen fühlten sich angesichts <strong>der</strong> zusammenbrechenden Görlitzer Grün<strong>der</strong>zeit-Hinterhäuser<br />

auch im reichen Europa an Indien erinnert, während die NigerianerInnen<br />

nur die gut gefüllten Geschäftsauslagen wahrnahmen.<br />

Doch in interkulturellen Begegnungen kann es nicht darum gehen, alle Mißverständnisse<br />

aufzulösen. Schwieriger <strong>und</strong> wichtiger ist es, am eigenen Leib die Relativität<br />

<strong>der</strong> eigenen Lebensüberzeugungen <strong>und</strong> -weisen zu erfahren (was man theoretisch<br />

ja eigentlich schon längst weiß …). Das ist auf beiden Seiten gelungen.<br />

In <strong>der</strong> Mischung aus Informationsabenden in kleinerem Rahmen, Schulprojekttagen,<br />

deutsch-nigerianischem gemeinsamen Musizieren in Percussion-Workshops<br />

<strong>und</strong> aus Konzerten lag die Beson<strong>der</strong>heit <strong>und</strong> <strong>der</strong> Erfolg <strong>der</strong> vierwöchigen Begegnung.<br />

So kam es z.B. nach dem Nieskyer Konzert beim Begegnungsabend u. a. mit<br />

Asylbewerbern zu einem für alle Seiten interessanten Austausch, in dem Vorurteile<br />

über das Leben in Nigeria <strong>und</strong> Deutschland aufgebrochen werden konnten.


Die Konzerte waren nicht nur für die finanzielle Kalkulation des Projektes ein wichtiger<br />

Aspekt. Vielmehr stand die musikalische Begegnung im Mittelpunkt. Nicht<br />

zuletzt mußten deutsche BesucherInnen eigene Vorstellungen <strong>von</strong> „<strong>der</strong>“ afrikanischen<br />

Musik <strong>und</strong> „dem“ Gospel revidieren. Gleich das erste Konzert in Niesky, zu<br />

dem über 600 Menschen – viele da<strong>von</strong> Schüler – kamen, rief Begeisterung hervor.<br />

Durch den großen Erfolg – die Besucher feierten die Band wie Superstars – stärkte<br />

sich das Selbstbewußtsein <strong>der</strong> MusikerInnen. Zu Beginn des Projektes hätte die<br />

Gruppe am liebsten jeden Tag ein Konzert gegeben… Daß wir mit den „Won<strong>der</strong>ful<br />

Gospel Singers“ keine nigerianische Profiband eingeladen hatten, war uns klar <strong>und</strong><br />

sollte auch nicht Ziel des Projektes sein. Vielmehr wollten uns unsere Gäste über<br />

das Medium Musik ihre Glaubens- <strong>und</strong> Lebenserfahrungen näher bringen.<br />

Foto: Tierra – Eine Welt e. V.<br />

Damit erreichten sie auf sehr unmittelbarem Wege eine große Anzahl <strong>von</strong> Menschen<br />

jeden Alters. Interkulturelles Lernen fand weniger auf dem Gebiet <strong>der</strong> expliziten<br />

politischen Diskussion statt, son<strong>der</strong>n auf sinnlicherer eben <strong>und</strong> in vielen kleinen,<br />

informellen Gesprächen <strong>und</strong> Begegnungen. Die Erfahrung <strong>von</strong> Konflikten <strong>und</strong><br />

Geför<strong>der</strong>te Projekte<br />

101


Geför<strong>der</strong>te Projekte<br />

102<br />

unterschiedlichen Sichtweisen wurden beson<strong>der</strong>s an alltäglichen Begebenheiten<br />

deutlich <strong>und</strong> auf dieser Ebene ausgetragen. Gerade auf dem Hintergr<strong>und</strong> ähnlicher<br />

kultureller Prägungen (christliche Tradition) wurden unterschiedliche Lebenskonzepte<br />

<strong>und</strong> Bewältigungsstrategien deutlich. Diese Erfahrung hat auf beiden Seiten<br />

tiefe Spuren hinterlassen, die für die weitere internationale Partnerschaftsarbeit<br />

<strong>von</strong> Nutzen sein werden.<br />

Nigeria in Ostsachsen – Ein kleiner Schritt hin zu mehr Selbstverständlichkeit im<br />

Umgang miteinan<strong>der</strong>.


Finanzen<br />

Finanzen 1998<br />

GEWINN- UND VERLUSTRECHNUNG, BILANZ UND<br />

PRÜFVERMERK FÜR DIE ZEIT VOM 01.01. BIS 31.12.1998<br />

Gewinn- <strong>und</strong> Verlustrechnung zum 31.12.1998<br />

1998 1997<br />

DM TDM<br />

I. Erträge<br />

1. Erträge aus Wertpapieren 2.353.312,50 2.389<br />

2. Zinserträge 47.929,76 33<br />

3. Sonstige Erträge 66.283,02 90<br />

II. Aufwendungen<br />

2.467.525,28 2.512<br />

4. Aufwendungen für Projekte 1.644.243,40 2.362<br />

5. Personalaufwendungen 370.595,28 367<br />

6. Kursverluste 94.500,00 –<br />

7. Sonstige Aufwendungen 123.448,71 136<br />

2.232.787,39 2.865<br />

8. Jahresüberschuß (im Vorjahr Jahresfehlbetrag)<br />

9. Entnahme aus <strong>der</strong> Rücklage aus buchmäßigen Kursgewinnen zur Deckung des<br />

234.737,89 -353<br />

künftigen Abschreibungsbedarfs zum Finanzanlagevermögen 205.500,00 –<br />

10.Entnahme aus <strong>der</strong> Rücklage für satzungsgemäße Zwecke<br />

11. Zuführung zu Rücklagen<br />

2.118.959,89 353<br />

a) satzungsgemäße Rücklage 2.109.197,78 –<br />

b) freie Rücklage 450.000,00 –<br />

12. Bilanzgewinn 0,00 –<br />

103


Finanzen<br />

104<br />

Erläuterungen zur Gewinn- <strong>und</strong> Verlustrechnung zum 31.12.1998<br />

I. Erträge<br />

Erträge aus Wertpapieren: Hier werden die jährlichen Erträge aus den Wertpapieren<br />

erfaßt, die sich in den Depots <strong>der</strong> BVB <strong>und</strong> <strong>der</strong> BKD befinden.<br />

Zinserträge: In dieser Position werden die Zinserträge aus Festgeldanlagen nachgewiesen.<br />

Sonstige Erträge: Diese Erträge ergeben sich vor allem durch bestätigte Projektkosten<br />

des Vorjahres, die im Folgejahr nicht benötigt bzw. nicht in <strong>der</strong> bestätigten<br />

Höhe eingesetzt werden.<br />

II. Aufwendungen<br />

Aufwendungen für Projekte: Diese Position enthält alle 1998 bestätigten Projektför<strong>der</strong>ungen<br />

unter Berücksichtigung nicht verbrauchter Mittel.<br />

Desweiteren sind För<strong>der</strong>mittel für die Weiterführung <strong>der</strong> Personalkostenför<strong>der</strong>ung<br />

für das Jahr 1999 enthalten.<br />

Kursverluste: Beim Verkauf <strong>von</strong> festverzinslichen Wertpapieren wird <strong>der</strong> Kurswert<br />

gezahlt. Der Kurswert lag unter dem Buchwert.<br />

Sonstige Aufwendungen: Diese glie<strong>der</strong>n sich in Miet-, Energie-,Telefon-, Reisekosten,<br />

Porto, Versicherung, Zeitungen, Zeitschriften, Arbeit <strong>der</strong> Gremien, Vermögensverwaltung,<br />

Prüfungskosten u.a.<br />

Jahresüberschuß: Die Erträge waren im abgerechneten Jahr höher als die Aufwendungen.<br />

Entnahme aus <strong>der</strong> Rücklage aus buchmäßigen Kursgewinnen zur Deckung des<br />

künftigen Abschreibungsbedarfs zum Finanzanlagevermögen: Mit dem Verkauf<br />

eines Wertpapiers wurde die Rücklage <strong>von</strong> 205.500,00 DM aufgelöst, <strong>der</strong> Kursverlust<br />

damit getilgt <strong>und</strong> ein Ertrag erzielt.<br />

Entnahme aus <strong>der</strong> Rücklage für satzungsgemäße Zwecke: Aus <strong>der</strong> im Jahre 1997<br />

gebildeten Rücklage für satzungsgemäße Zwecke wurden die Aufwendungen für<br />

den ideellen Bereich entsprechend <strong>der</strong> notwendigen zeitnahen Verwendung (AO)<br />

entnommen.<br />

Zuführung zu Rücklagen: Der Jahresüberschuß im Jahr 1998 <strong>und</strong> die Entnahmen<br />

aus den Rücklagen bilden die Zuführungen für die neuen Rücklagen.<br />

für satzungsgemäße Zwecke: zur zeitnahen Verwendung 1999<br />

freie Rücklage: Hier wurde erstmals eine geson<strong>der</strong>te Vorsorge zur langfristigen Sicherung<br />

<strong>der</strong> realen Kapitalerhaltung durch eine Kapitalerhaltungsrücklage getroffen<br />

(AO § 58 Nr. 7a).


Bilanz zum 31.12.1998 <strong>und</strong> Erläuterungen<br />

31.12.1998 31.12.1997<br />

DM TDM<br />

AKTIVA<br />

A. Anlagevermögen<br />

Finanzanlagen<br />

Wertpapiere<br />

B. Umlaufvermögen<br />

36.533.193,06 36.738<br />

I. For<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> sonstige Vermögensgegenstände 839.603,08 1.131<br />

II. Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten 2.278.380,06 1.556<br />

3.117.983,14 2.687<br />

39.651.176,20 39.425<br />

A. Anlagevermögen<br />

Wertpapiere: In den Finanzanlagen sind die Wertpapiere mit dem Anschaffungswert<br />

(Buchwert) nachgewiesen.<br />

B. Umlaufvermögen<br />

For<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> sonstige Vermögensstände: Hier sind noch nicht getätigte<br />

Rückzahlungen <strong>von</strong> För<strong>der</strong>summen anhand <strong>von</strong> Projektabrechnungen enthalten,<br />

desweiteren noch <strong>von</strong> den Depotbanken zu zahlende Stückzinsen für Wertpapiere<br />

bis zum Jahresende, die erst bei Jahresfälligkeit gezahlt werden, sowie Festgeldzinsabgrenzungen.<br />

PASSIVA<br />

A. Kapital<br />

I. Stiftungskapital 32.951.837,57 32.952<br />

II. Rücklagen<br />

1. Rücklage aus buchmäßigen Kursgewinnen zur Deckung des künftigen<br />

Abschreibungsbedarfs zum Finanzanlagevermögens 2.233.193,06 2.439<br />

2. Rücklagen für satzungsgemäße Zwecke 2.672.693,67 2.682<br />

3. Freie Rücklagen (§ 58 Nr. 7a AO) 450.000,00 0<br />

38.307.724,30 38.073<br />

B. Rückstellungen<br />

Sonstige Rückstellungen 1.330.843,50 1.348<br />

C. Verbindlichkeiten<br />

Sonstige Verbindlichkeiten 12.608,40 4<br />

39.651.176,20 39.425<br />

Finanzen<br />

105


Finanzen<br />

106<br />

A. Kapital<br />

Stiftungskapital: Hier wird das ungeschmälert zu erhaltendes Stiftungskapital ausgewiesen.<br />

Rücklage aus buchmäßigen Kursgewinnen zur Deckung des künftigen Abschreibungsbedarf<br />

zum Finanzanlagevermögen: Bei <strong>der</strong> Bildung dieser Rücklage<br />

wurde 1996 <strong>der</strong> Tatsache Rechnung getragen, daß die Finanzanlage aus den Vorjahren<br />

aus festverzinslichen Wertpapieren besteht, <strong>der</strong>en Einlösung bei Fälligkeit nur<br />

zum Nominalwert erfolgt. Bei Fälligkeit bzw. Verkauf wird die Rücklage für das jeweilige<br />

Wertpapier aufgelöst, um letztendlich den entstandenen Verlust zu decken.<br />

Rücklagen für satzungsgemäße Zwecke: Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Festlegungen in <strong>der</strong> AO<br />

zur zeitnahen Mittelverwendung wurde die 1997 gebildete Rücklage in Höhe <strong>von</strong><br />

2.682.455,78 DM aufgelöst. Der Jahresüberschuß per 31.12.1998 <strong>von</strong> 234.737,89<br />

DM <strong>und</strong> die Entnahme aus <strong>der</strong> Rücklage aus buchmäßigen Kursgewinnen zur Dekkung<br />

des Abschreibungsbedarfs zum Finanzanlagevermögen für den Verkauf <strong>von</strong><br />

einem Wertpapier in Höhe <strong>von</strong> 205.500,00 DM bilden die Rücklagen für die satzungsgemäßen<br />

Zwecke für 1999 in Höhe <strong>von</strong> 2.672,693,67 DM <strong>und</strong> für die freie<br />

Rücklage entsprechend <strong>der</strong> AO § 58 Nr.7 a in Höhe <strong>von</strong> 450.000,00 DM zur Vorsorge<br />

<strong>der</strong> langfristigen Sicherung <strong>der</strong> realen Kapitalerhaltung (Kapitalerhaltungsrücklage).<br />

B. Rückstellungen: In dieser Position werden alle bestätigten Projektför<strong>der</strong>summen,<br />

die bis zum 31.12. noch nicht <strong>von</strong> den Trägern beansprucht wurden, rückgestellt.<br />

C. Verbindlichkeiten: Für das Rechnungsjahr kostenwirksame Aufwendungen, die<br />

erst im Folgejahr überwiesen werden.<br />

Bestätigungsvermerk zur vorgenommenen Prüfung des Jahresabschlusses<br />

zum 31.12.1998


Finanzen<br />

Finanzen 1999<br />

GEWINN- UND VERLUSTRECHNUNG, BILANZ UND<br />

PRÜFVERMERK FÜR DIE ZEIT VOM 01.01. BIS 31.12.1999<br />

Gewinn- <strong>und</strong> Verlustrechnung zum 31.12.1999<br />

1999 1998<br />

DM DM<br />

I. Erträge<br />

1. Erträge aus Wertpapieren 2.198.255,08 2.353.312,50<br />

2. Zinserträge 56.511,45 47.929,76<br />

3. Sonstige Erträge 386.032,22 66.283,02<br />

II. Aufwendungen<br />

2.640.798,75 2.467.525,28<br />

4. Aufwendungen für Projekte 2.016.433,46 1.644.243,40<br />

5. Personalaufwendungen 384.079,11 370.595,28<br />

6. Kursverluste aus dem Verkauf <strong>von</strong> Wertpapieren 136.450,00 94.500,00<br />

7. Sonstige Aufwendungen 300.339,98 123.448,71<br />

2.837.302,55 2.232.787,39<br />

8. Jahresfehlbetrag (Vorjahr Jahresüberschuß)<br />

9. Entnahme aus <strong>der</strong> Rücklage aus buchmäßigen Kursgewinnen zur Dek-<br />

-196.503,80 234.737,89<br />

kung des künftigen Abschreibungsbedarfs zum Finanzanlagevermögen 314.900,00 205.500,00<br />

10.Entnahme aus <strong>der</strong> Rücklage für satzungsgemäße Zwecke<br />

11. Zuführung zu Rücklagen<br />

2.604.639,84 2.118.959,89<br />

a) satzungsgemäße Rücklage 2.198.036,04 2.109.197,78<br />

b) freie Rücklage 525.000,00 450.000,00<br />

12. Bilanzgewinn 0,00 0,00<br />

107


Finanzen<br />

108<br />

Erläuterungen zur Gewinn- <strong>und</strong> Verlustrechnung zum 31.12.1999<br />

I. Erträge<br />

Erträge aus Wertpapieren: Hier werden die jährlichen Erträge aus den Wertpapieren<br />

erfaßt, die sich in fünf Depots befinden.<br />

Zinserträge: vgl. Erläuterungen 1998<br />

Sonstige Erträge: vgl. Erläuterungen 1998<br />

II. Aufwendungen<br />

Aufwendungen für Projekte: Diese Position enthält alle 1999 bestätigten Projektför<strong>der</strong>ungen<br />

unter Berücksichtigung nicht verbrauchter Mittel. Desweiteren sind für<br />

die Weiterführung <strong>der</strong> Personalkostenför<strong>der</strong>ung für das Jahr 2000 <strong>und</strong> z. T. 2001<br />

För<strong>der</strong>mittel enthalten.<br />

Kursverluste aus dem Verkauf <strong>von</strong> Wertpapieren: Beim Verkauf <strong>von</strong> festverzinslichen<br />

Wertpapieren wird <strong>der</strong> Kurswert gezahlt. Der Kurswert lag unter dem Buchwert.<br />

Sonstige Aufwendungen: Diese glie<strong>der</strong>n sich in Miet-, Energie-,Telefon-, Reisekosten,<br />

Porto, Versicherung, Zeitungen, Zeitschriften, Arbeit <strong>der</strong> Gremien, Kosten<br />

<strong>der</strong> Wertpapierverwaltung, Prüfungskosten u.a. Desweiteren sind hier die Aufwendungen<br />

<strong>der</strong> Personalkosten aus dem Zuschuß des B<strong>und</strong>esministerium für wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit <strong>und</strong> Entwicklung nachgewiesen.<br />

Jahresfehlbetrag: Die Aufwendungen waren im abgerechneten Jahr höher als die<br />

Erträge.<br />

Entnahme aus <strong>der</strong> Rücklage aus buchmäßigen Kursgewinnen zur Deckung des<br />

künftigen Abschreibungsbedarfs zum Finanzanlagevermögen: Mit dem Verkauf<br />

<strong>von</strong> Wertpapieren wurden Rücklagen <strong>von</strong> 314.900,00 DM aufgelöst, <strong>der</strong> Kursverlust<br />

damit getilgt <strong>und</strong> ein Ertrag erzielt.<br />

Entnahme aus <strong>der</strong> Rücklage für satzungsgemäße Zwecke: Aus <strong>der</strong> im Jahre 1997<br />

gebildeten Rücklage für satzungsgemäße Zwecke wurden die Aufwendungen für<br />

den ideellen Bereich entsprechend <strong>der</strong> notwendigen zeitnahen Verwendung (AO)<br />

entnommen.<br />

Zuführung zu Rücklagen: Der Jahresüberschuß im Jahr 1999 <strong>und</strong> die Entnahmen<br />

aus den Rücklagen bilden die Zuführungen für die neuen Rücklagen.<br />

für satzungsgemäße Zwecke: zur zeitnahen Verwendung 2000<br />

freie Rücklage: Entsprechend <strong>der</strong> Abgabenordnung § 58 Nr.7a ist es zulässig, eine<br />

Freie Rücklage in Höhe <strong>von</strong> jährlich höchstens ein Viertel des Überschusses <strong>der</strong><br />

Einnahmen über die Unkosten aus <strong>der</strong> Vermögensverwaltung zu bilden. Diese Möglichkeit<br />

<strong>der</strong> Vorsorge zur langfristigen Sicherung <strong>der</strong> realen Kapitalerhaltung wurde<br />

genutzt.


Bilanz zum 31.12.1999 <strong>und</strong> Erläuterungen<br />

31.12.1999 31.12.1998<br />

DM TDM<br />

AKTIVA<br />

A. Anlagevermögen<br />

Finanzanlagen<br />

Wertpapiere 36.674.743,88 36.533.193,06<br />

B. Umlaufvermögen<br />

I. For<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> sonstige Vermögensgegenstände 884.212,83 839.603,08<br />

II. Sonstige Wertpapiere 124.984,58 0,00<br />

III.Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten 1.824.319,88 2.278.380,06<br />

2.833.517,29 3.117.983,14<br />

39.508.261,17 39.651.176,20<br />

AKTIVA<br />

A. Anlagevermögen<br />

Wertpapiere: vgl. Erläuterungen 1998<br />

B. Umlaufvermögen<br />

For<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> sonstige Vermögensstände: vgl. Erläuterungen 1998<br />

PASSIVA<br />

A. Eigenkapital<br />

I. Stiftungskapital 32.951.837,57 32.951.837,57<br />

II. Rücklagen<br />

1. Rücklage aus buchmäßigen Kursgewinnen zur Deckung des<br />

künftigen Abschreibungsbedarfs zum Finanzanlagevermögen 1.918.293,06 2.233.193,06<br />

2. Rücklagen für satzungsgemäße Zwecke 2.266.089,87 2.672.693,67<br />

3. Freie Rücklagen (§ 58 Nr. 7a AO) 975.000,00 450.000,00<br />

38.111.220,50 38.307.724,30<br />

B. Rückstellungen<br />

Sonstige Rückstellungen 1.369.910,16 1.330.843,50<br />

C. Verbindlichkeiten<br />

Sonstige Verbindlichkeiten 27.130,51 12.608,40<br />

39.508.261,17 39.651.176,20<br />

Finanzen<br />

109


Finanzen<br />

110<br />

PASSIVA<br />

A. Eigenkapital<br />

Stiftungskapital: vgl. Erläuterungen 1998<br />

Rücklage aus buchmäßigen Kursgewinnen zur Deckung des künftigen Abschreibungsbedarf<br />

zum Finanzanlagevermögen: vgl. Erläuterungen 1998<br />

Rücklagen für satzungsgemäße Zwecke: Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Festlegungen in <strong>der</strong> AO<br />

zur zeitnahen Mittelverwendung wurde die 1998 gebildete Rücklage in Höhe <strong>von</strong><br />

2.672.693,67 DM aufgelöst. Der Jahresfehlbetrag per 31.12.1999 <strong>von</strong> 196.503,80<br />

DM <strong>und</strong> die Entnahme aus <strong>der</strong> Rücklage aus buchmäßigen Kursgewinnen zur Dekkung<br />

des Abschreibungsbedarfs zum Finanzanlagevermögen für den Verkauf <strong>von</strong><br />

einem Wertpapier in Höhe <strong>von</strong> 314.900,00 DM bilden die Rücklagen für die satzungsgemäßen<br />

Zwecke für 2000 in Höhe <strong>von</strong> 2.266.089,87 DM <strong>und</strong> für die freie<br />

Rücklage entsprechend <strong>der</strong> AO § 58 Nr.7 a in Höhe <strong>von</strong> 525.000,00 DM (bereits<br />

450 TDM aus 1998 in Rücklage).<br />

Rückstellungen: vgl. Erläuterungen 1998<br />

Verbindlichkeiten: vgl. Erläuterungen 1998<br />

Bestätigungsvermerk zur vorgenommenen Prüfung des Jahresabschlusses<br />

zum 31.12.1999


Finanzen<br />

111


Finanzen<br />

112


Statistische Angaben<br />

Statistische Angaben<br />

GEFÖRDERTE PROJEKTE 1998<br />

Projekt- Träger Projektbezeichnung För<strong>der</strong>summe Gesamt-<br />

Nr. volumen<br />

97/104 Fre<strong>und</strong>e u. För<strong>der</strong>er <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>schule<br />

„C. M. Wieland“ e.V. Weimar Publikation zu globalem Lernen „Mit Kin<strong>der</strong>n...“ 3.000,00 10.000,00<br />

97/147 Ajuda heißt Hilfe e.V. Berlin För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> kleinbäuerlichen Produktion durch Bereitstellung<br />

einer Hirse- <strong>und</strong> einer Reisschälmaschine, Guinea-Bissau 15.939,00 24.150,00<br />

98/05 RAA Brandenburg e.V. Potsdam Seminar für Multiplikatoren zu Möglichkeiten <strong>der</strong><br />

entwicklungspolitischen Bildungsarbeit 4.250,00 5.745,00<br />

98/06 RAA Brandenburg e.V. Potsdam Workshops zu entwicklungspolitischen Themen 1998 17.842,25 20.107,25<br />

98/07 Vietnam Bildung – Kultur e. V. Trinkwasserversorgung für die Landbevölkerung in<br />

Berlin Con Thoi, Vietnam 23.490,00 82.500,00<br />

98/08 DAFRIG e.V. Berlin Seminar „Entwicklungspolitik <strong>und</strong> IKT in Theorie <strong>und</strong> Praxis“ 4.000,00 7.918,75<br />

98/09 Dt.-Lateinamerik. Fre<strong>und</strong>schafts- Bau <strong>und</strong> Ausstattung einer Klinik <strong>und</strong> Gemeinschaftsverein<br />

„Los Niños“ e.V. Magdeburg apotheke, Nikaragua 33.670,00 57.010,00<br />

98/12 GSE e.V. Berlin Trinkwasserversorgung für die ländliche Region Sircilla,<br />

Indien 20.000,00 365.000,00<br />

98/13 HIBBZ e.V. Eberswalde Aufbau einer Schulküche, Gambia 3.730,00 6.150,00<br />

98/14 OMRAS/D e. V. Berlin Symposium „Demokratie <strong>und</strong> Menschenrechte im Irak“ 2.000,00 9.000,00<br />

98/15 Arbeitskreis Vierte Welt e.V.<br />

Magdeburg Regenwaldausstellung 2.905,00 8.275,00<br />

98/16 Dritte Welt Zentrum e. V. Leipzig Zeitschrift „Quetzal“ 20.000,00 37.000,00<br />

98/17 EpoG e.V. Berlin Studientag „Ex-DDR-For<strong>der</strong>ungen – eine beson<strong>der</strong>e<br />

Verantwortung <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung“ 4.500,00 15.650,00<br />

98/18 Baobab Infoladen e.V. Berlin Veranstaltungsreihe „Saubere Kleidung“ 1.450,00 1.601,25<br />

98/20 SODI e. V. Berlin Reisekosten für zwei bedürftige Teilnehmer <strong>der</strong> internationalen<br />

Konferenz des ICBL 3.600,00 4.000,00<br />

98/22 Projektgruppe Pro Nuratau des<br />

NABU-Halle/Saalkreis e.V. Workshop/Projektplanungsseminar Usbekistan 1.680,00 3.660,00<br />

98/23 B<strong>und</strong> für Naturvölker e.V. Ges<strong>und</strong>heitsausbildung <strong>und</strong> Rechtsberatung für indigene<br />

Brodowin Völker im Süden des B<strong>und</strong>esstaates Amazonas, Brasilien 15.000,00 43.140,00<br />

98/24 Gossner Mission e. V. Berlin Studien- <strong>und</strong> Besuchsprogramm für Frauen aus Nepal,<br />

Indien <strong>und</strong> Sambia 5.000,00 36.100,00<br />

113


Statistische Angaben<br />

Projekt- Träger Projektbezeichnung För<strong>der</strong>summe Gesamt-<br />

Nr. volumen<br />

98/25 Jugendverein „Bruchbude“ e.V.<br />

Milmersdorf Reverseprogramm mit indischen Jugendlichen 15.000,00 56.141,68<br />

98/27 OIKOS EINE WELT e.V. Berlin Wie<strong>der</strong>aufbau <strong>von</strong> Basisges<strong>und</strong>heitsstrukturen in Cunene,<br />

Angola 44.291,00 311.001,00<br />

98/28 Gesellschaftsanalyse <strong>und</strong> politi- Einrichtungen für Mutter <strong>und</strong> Kind in <strong>der</strong> Klinik Rafah,<br />

sche Bildung e.V. Berlin Palästina 48.030,00 93.125,00<br />

98/29 Selbsthilfe-För<strong>der</strong>ung ausländ.<br />

Bürger e.V. Berlin Bildungsseminar Israel – Palästina 6.550,00 7.550,00<br />

98/30 Evangelisch-Lutherisches<br />

Missionswerk Leipzig e.V. Bau <strong>von</strong> Wassertanks in <strong>der</strong> Pare-Region, Tansania 9.000,00 25.000,00<br />

98/31 KulturBrauerei e.V. Berlin Feriensommer 1998 2.535,20 23.401,70<br />

98/32 RAA Brandenburg e.V. Potsdam Übersetzung <strong>und</strong> Herausgabe <strong>der</strong> Broschüre<br />

„Sansibar...“ in Kiswahili 10.764,00 11.804,00<br />

98/34 B<strong>und</strong>jugend Brandenburg. e.V. Jugendarbeit im Bereich Umweltpädagogik in Bogotá<br />

<strong>und</strong> Potsdam 4.000,00 46.000,00<br />

98/35 Nachbarn e.V. Bernau Seminar <strong>und</strong> Veranstaltungsr<strong>und</strong>reise eines Vertreters <strong>der</strong><br />

Ökologie- <strong>und</strong> FarmerInnenbewegung aus Indien 4.917,00 4.917,00<br />

98/36 SGAF e.V. Leipzig Näh- <strong>und</strong> Schnei<strong>der</strong>werkstatt für Frauen im Flüchtlingslager<br />

Haj Yousif, Sudan 34.000,00 57.339,00<br />

98/37 Eine Welt Haus e.V. Jena Renaturierung des Ökosystems Sapasmapa, Nikaragua 4.750,00 5.300,00<br />

98/38 Eine Welt Laden Halberstadt e.V. Veranstaltungen zum Thema „Alltag in <strong>der</strong> Einen Welt“ 20.000,00 22.000,00<br />

98/39 INKOTA-netzwerk e.V. Berlin Fortbildung für MenschenrechtspromotorInnen, Nikaragua 13.955,00 16.738,00<br />

98/40 Fre<strong>und</strong>e u. För<strong>der</strong>er <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>schule<br />

„C. M. Wieland“ e.V. Weimar Veranstaltungsreihe 1998 3.000,00 11.500,00<br />

98/41 SODI e.V. Berlin Trinkwasser für arme Bauernfamilien in <strong>der</strong> Provinz<br />

Svay Rieng, Kambodscha 43.275,00 63.200,00<br />

98/42 Eine Welt für alle e.V. Niesky Aufführung Theaterstück „Blut für Öl“ 1.000,00 4.800,00<br />

98/43 Stiftung Nord-Süd-Brücken Seminar zur EU-Entwicklungspolitik für NRO-Vertreter 3.500,00 3.500,00<br />

98/44 INKOTA-netzwerk e.V. Berlin Studienfahrt im Rahmen des Internationalen Trainings „Gewaltfreiheit<br />

im Kontext <strong>von</strong> Krieg <strong>und</strong> bewaffnetem Konflikt“ 4.300,00 5.200,00<br />

98/45 Baobab Infoladen e.V. Berlin Zeitschrift „Umbrüche“ 20.000,00 37.800,00<br />

98/46 Eine Welt e.V. Halle Forschungsvorhaben zur Struktur u. Funktionsweise d. informellen<br />

Sektors im Bereich Hausmüllrecycling in Kalkutta, Indien 31.640,00 34.853,00<br />

98/47 KATE e.V. Berlin Süd-Nord-Austausch im Rahmen des Agenda 21-Prozesses 5.000,00 5.500,00<br />

98/48 Stiftung Nord-Süd-Brücken Workshop mit VertreterInnen <strong>von</strong> Landesnetzwerken in den NBL 500,00 500,00<br />

98/53 TALIDE e.V. Rostock Stärkung <strong>der</strong> Führungsrolle <strong>von</strong> Kin<strong>der</strong>n u. Jugendlichen, Peru 8.998,00 17.830,00<br />

114


Statistische Angaben<br />

Projekt- Träger Projektbezeichnung För<strong>der</strong>summe Gesamt-<br />

Nr. volumen<br />

98/54 Baobab Infoladen e.V. Berlin Veranstaltungsreihe „Schöne neue Weltordnung“ 3.950,00 4.390,00<br />

98/55 Stiftung Nord-Süd-Brücken Seminar zur NRO-Arbeit in Ost- <strong>und</strong> Westdeutschland 9.590,00 11.140,00<br />

98/56 Eichsfel<strong>der</strong> Verein für Menschen<br />

in Not e.V. Dingelstädt Ausstellung „Kin<strong>der</strong> in Afrika“ 1.950,00 3.200,00<br />

98/57 INKOTA-netzwerk e.V. Berlin Kreditfond <strong>und</strong> För<strong>der</strong>ung ökologischer Landwirtschaft in <strong>der</strong><br />

Gemeinde Bexoncán, Guatemala 9.100,00 10.100,00<br />

98/59 Missionszentrale <strong>der</strong> Franzisk./ Begegnungsprogramme Süd-Ost-Nord „Nachhaltige Solidari-<br />

INKOTA-netzwerk e.V. tät“, BRD, Brasilien, Praguay 3.500,00 749.459,00<br />

98/60 INKOTA-netzwerk e.V. Berlin Alphabetisierung <strong>von</strong> arbeitslosen Landarbeiterinnen,<br />

Nikaragua 24.700,00 27.482,48<br />

98/62 Institut für sozial-ökologische<br />

Forschungen e.V. Berlin Besuchsreise <strong>von</strong> VertreterInnen einer chilenischen NRO 3.000,00 16.600,00<br />

98/63 Aktion Verantwortlich Leben e.V. Druck <strong>von</strong> Infomaterial zum Thema<br />

Struth „Globales Lernen im Schulalltag“ 4.000,00 5.242,00<br />

98/64 Stiftung Nord-Süd-Brücken Seminar Projektplanung 5.000,00 6.000,00<br />

98/65 VENROB e.V. Potsdam Entwicklungspolitischer Aktionstag in Potsdam 2.000,00 11.082,50<br />

98/66 BIBS e.V. Berlin Bilaterales Seminar Kuba/Berlin 11.000,00 19.500,00<br />

98/67 Stiftung Nord-Süd-Brücken 100 Expl. „Die DDR <strong>und</strong> Lateinamerika“ LN 287 800,00 800,00<br />

98/68 BLUE 21/INKOTA-netzwerk e.V. Seminarreihe Bluedays 615,00 681,00<br />

98/70 Eine-Welt-Haus e.V. Jena Installation einer photovoltaischen Anlage in San<br />

Marcos, Nikaragua 3.547,00 6.546,80<br />

98/75 Eine Welt e.V. Greifswald Weiterentwicklung <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heitsstation <strong>und</strong> <strong>der</strong> Bibliothek in<br />

Mata de Pina/Amando López, El Salvador 1.600,00 2.238,43<br />

98/76 Eine Welt Initiative e.V. Kamenz Lateinamerika-Tage in Kamenz 1.787,00 7.150,00<br />

98/77 Arbeitskreis Vierte Welt e.V.<br />

Magdeburg R<strong>und</strong>reise Vertreter CTD El Salvador 1.800,00 4.200,00<br />

98/78 Grüne LIGA Berlin e.V. Jugendseminar „Diskriminierung <strong>und</strong> Gleichberechtigung“ 5.000,00 108.135,00<br />

98/81 Puerto Alegre e. V. Frankfurt/O. Teilnahme an Fair Trade Kongreß 350,00 620,00<br />

98/82 INKOTA-netzwerk e.V. Berlin Workcamp Nikaragua 4.140,00 30.208,00<br />

98/86 KarEn e.V. Berlin Workcamp „ La Barrigona“ Kuba 5.000,00 100.620,00<br />

98/87 Stiftung Nord-Süd-Brücken Evaluierung Personalkostenför<strong>der</strong>ungsfonds 18.000,00 18.000,00<br />

98/88 Baobab Infoladen e.V. Berlin Veranstaltungsreihe „Partner“ 4.780,00 5.314,70<br />

98/89 Auslän<strong>der</strong>rat Dresden e.V. Come together – 15 Projekttage an Schulen 1.205,00 3.375,00<br />

98/91 Comenius-Institut über<br />

Inkota-netzwerk e.V. Berlin Studienreise Entwicklungspädagogik 4.950,00 16.560,00<br />

98/92 KATE e.V. Berlin Evaluierung – Integrale Ges<strong>und</strong>heit Region Nororiental, Peru 5.000,00 8.790,00<br />

115


Statistische Angaben<br />

Projekt- Träger Projektbezeichnung För<strong>der</strong>summe Gesamt-<br />

Nr. volumen<br />

98/93 Für eine kulturvolle, solidarische<br />

Welt e.V. Berlin Treffen mit Gewerkschaftern, Kolumbien 1.000,00 1.500,00<br />

98/94 Grüne Liga e. V. Berlin Koordinierungstreffen mit Projektpartnerorganisationen aus<br />

AK Nordkaukasus Adygea, Rußland 1.415,00 6.010,00<br />

98/97 BBAG e.V. Potsdam Chiles Großer Gesang – Veranstaltung zum 25. Todestag<br />

<strong>von</strong> P. Neruda 1.335,00 5.110,00<br />

98/98 Gymnasium „Am Thie“<br />

Blankenburg e. V. Schüleraustausch Sansibar, Tansania 8.000,00 33.650,00<br />

98/99 Für eine kulturvolle, solidari- Ausbildungs- <strong>und</strong> Qualifizierungsprogramm<br />

sche Welt e.V. Berlin HIV/AIDS, Vietnam 26.730,00 30.360,00<br />

98/100 Puerto Alegre e. V. Frankfurt/O. Regionaltreffen <strong>der</strong> Weltläden Berlin/Brandenburg 4.200,00 4.900,00<br />

98/101 KarEn e.V. Berlin Weiterführung Windmessprogramm, Kuba 4.300,00 21.470,00<br />

98/102 Arche noVa e.V. Dresden Tausche Maschinenpistole gegen Nähmaschine, Mosambik 49.680,00 81.480,00<br />

98/103 DeGater 87 e.V. Potsdam 2. Internationale Kin<strong>der</strong>theaterwoche Potsdam 2.000,00 43.759,41<br />

98/104 Für eine kulturvolle, solidari- Unterstützung für die integrale Entwicklung <strong>von</strong> Müttern,<br />

sche Welt e.V. Berlin Jugendlichen u. Kin<strong>der</strong>n aus Konfliktzonen, Kolumbien 26.620,00 38.029,35<br />

98/106 arche noVa e.V. Dresden Wendefest im Rahmen <strong>der</strong> interkulturellen Tage 2.000,00 45.710,00<br />

98/107 AVL e.V. Struth 5. Thüringer entwicklungspolitische Bildungstage 8.237,00 40.135,00<br />

98/108 Diak. Werk <strong>der</strong> Ev. Luth. Kirche Pressekonferenzen zur „Kampagne gerechtes Handeln“<br />

in Thüringen e.V. in Thüringer Kirchgemeinden 750,00 23.000,00<br />

98/109 Indische Solidaritätsaktion e.V. Verbesserung <strong>der</strong> dörflichen Infrastruktur in <strong>der</strong> Land-<br />

Berlin wirtschaft, Indien 4.080,00 4.899,80<br />

98/110 BEPI e. V. BEPI-Heft „Die Arbeit <strong>der</strong> Dritte-Welt-Läden in Brandenburg“ 1.000,00 6.300,00<br />

98/111 Mutimba e.V. Radebeul Veranstaltung zur Situation <strong>von</strong> Moçambicanern in <strong>der</strong> BRD 650,00 1.619,00<br />

98/113 Filminitiative Dresden e.V. Afrikanische Filmtage 450,00 7.800,00<br />

98/116 Eichsfel<strong>der</strong> Verein für Menschen<br />

in Not e.V. Dingelstädt Entwicklungspolitisches Seminar zu Afrika 460,00 1.900,00<br />

98/117 Eine Welt Infoladen Köpenick<br />

über INKOTA-netzwerk e.V. Aufführung Theaterstück „Ken Saro Wiwa – Blut für Öl“ 2.000,00 5.575,00<br />

98/118 BAOBAB Infoladen e.V. Berlin Veranstaltungsreihe „Das musikalische Atomzeitalter“ 4.933,00 7.726,00<br />

98/119 GSE e.V. Rostock 2. Rostocker entwicklungspolitische Bildungs- u. Aktionstage 1.390,00 4.700,00<br />

98/120 KATE e.V. Berlin Umweltzeitschrift „Ecopolis“ 23.032,00 26.132,00<br />

98/121 Eine Welt e.V. Leipzig Entwicklungspolitische Veranstaltungsreihe 5.000,00 11.000,00<br />

98/123 Diak. Werk <strong>der</strong> Ev.-Luth. Landeskirche<br />

Sachsens e.V. Radebeul Studienbegleitprogramm Sachsen 10.000,00 196.277,00<br />

98/125 2/3 Weltladen e.V. Annaberg Aufführung Theaterstück „Kein Asyl“ 1.000,00 5.200,00<br />

116


Statistische Angaben<br />

Projekt- Träger Projektbezeichnung För<strong>der</strong>summe Gesamt-<br />

Nr. volumen<br />

98/126 INKOTA-netzwerk e.V. Berlin Antirassismustrainingsseminare – „Vom Süden lernen“ 5.000,00 45.580,00<br />

98/127 TALIDE e.V. Rostock Elektrifizierung <strong>der</strong> Kooperative „La Concordia“, Peru 38.093,00 52.289,00<br />

98/129 BAOBAB Infoladen e.V. Berlin Veranstaltungsreihe Palästina 15.000,00 17.759,20<br />

98/130 Eine Welt e.V. Greifswald Ausstattung <strong>der</strong> Bibliothek in Amando Lòpez, El Salvador 1.300,00 1.885,00<br />

98/131 INKOTA-netzwerk e.V. Berlin För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heitssituation <strong>und</strong> des Umweltschutzes<br />

in den Landkreisen Apopa <strong>und</strong> Tonacatepeque, El Salvador 12.200,00 38.540,00<br />

98/132 INKOTA-netzwerk e.V. Berlin Zeitschrift „INKOTA-R<strong>und</strong>brief“ 20.000,00 98.800,00<br />

98/133 RAA Brandenburg e.V. Potsdam „Wir leben in <strong>der</strong> einen Welt“ – dt.-tansanisches Theaterstück 18.494,00 58.089,00<br />

98/134 RAA Brandenburg e.V. Potsdam Bau <strong>von</strong> 20 Klassenräumen, Tansania 79.200,00 232.410,14<br />

98/135 INKOTA-netzwerk e.V. Berlin Einkommensschaffende Maßnahmen für arbeitslose LandarbeiterInnen,<br />

Nikaragua 21.840,00 24.604,00<br />

98/136 EPIZ e.V. über KATE e.V. Didaktikseminar f. MultiplikatorInnen <strong>der</strong> entwicklungspolitischen<br />

Bildungs- u. Öffentlichkeitsarbeit 900,00 1.700,00<br />

98/140 AGSA e.V. Magdeburg Studienprogramm STUBE Ost 99 2.035,00 114.690,00<br />

98/141 INKOTA-netzwerk e.V. Berlin Druckkosten für Studie „Schuldenerlaß für Nikaragua“ 550,00 2.510,98<br />

98/142 SODI e. V. Berlin Gen<strong>der</strong> <strong>und</strong> Entwicklung – Trainingskurse für moçambicanische<br />

Frauen, Mosambik 150.000,00 196.217,50<br />

98/143 SODI e. V. Berlin Gr<strong>und</strong>schulbildung für Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> berufliches Training für<br />

Jugendliche aus Bergdörfern, Laos 87.757,00 149.936,00<br />

98/145 Eine Welt Infoladen Köpenick<br />

über INKOTA-netzwerk e.V. 1. Internationales Jugend-Umwelt-Treffen Berlin-Köpenick 1.500,00 85.324,25<br />

98/146 INKOTA-netzwerk e.V. Berlin Frauenkreditprojekt im Landkreis Tacuba, El Salvador 13.580,00 90.540,00<br />

98/147 ENS e.V. Dresden 2 Ausgaben entwicklungspolitischer R<strong>und</strong>brief „fair quer“ 2.550,00 10.200,00<br />

98/148 Tansania-Hilfe Erfurt e. V. Traktor für Ifakara, Tansania 58.800,00 84.170,00<br />

98/150 INKOTA-netzwerk e.V. Berlin Menschenrechtsprojekt <strong>von</strong> REMHI, Guatemala 8.900,00 9.820,00<br />

98/151 Auslän<strong>der</strong>rat Dresden e.V. Teilnahme zweier chilenischer Vertreter am Neoliberalismus-<br />

Kongress in Münster 5.000,00 5.500,00<br />

98/152 GSE e.V. Berlin Trinkwasser <strong>und</strong> Sanitärhygiene für Atikpui u. Agowe, Ghana 51.814,00 72.417,00<br />

98/153 Comenius-Institut über Deutsch-franz. Publikation „Gekreuzte Blicke –<br />

Inkota-netzwerk e.V. Berlin Regards Croisses“ 4.000,00 13.557,00<br />

98/154 SODI e. V. Berlin Tagung „Kuba-Castro-Kirche“ 2.700,00 8.100,00<br />

98/155 Eichsfel<strong>der</strong> Verein für Menschen in<br />

Not e.V. Dingelstädt Wan<strong>der</strong>ausstellungswände für Ausstellung<br />

zu Afrika 1.200,00 1.600,00<br />

98/156 INKOTA-netzwerk e.V. Berlin Soforthilfemaßnahmen nach dem Wirbelsturm Mitch in<br />

den Dep. León <strong>und</strong> Estelí, Nikaragua 17.250,00 20.930,00<br />

Gesamtsumme: 1.467.350,45 4.865.454,17<br />

117


Statistische Angaben<br />

PROJEKTE DES PERSONALKOSTENFÖRDERFONDS<br />

1996–1999<br />

118<br />

Projekt-Nr. Träger<br />

PFF 96/02 Aktion Verantwortlich Leben e. V., Struth<br />

PFF 96/05 Eine Welt Haus e. V., Jena/Aktion Verantwortlich Leben e. V., Struth, je 0,5 Gruppenberaterstelle<br />

PFF 96/09 Baobab Infoladen e. V., Berlin<br />

PFF 96/11 Gesellschaft für solidarische Entwicklungszusammenarbeit e. V., Brandenburg<br />

PFF 96/12 Gesellschaft für solidarische Entwicklungszusammenarbeit e. V., Berlin<br />

PFF 96/13 Entwicklungspolitische Gesellschaft e. V., Berlin<br />

PFF 96/14 Ökohaus Rostock e. V.<br />

PFF 96/15 Inkota-netzwerk e. V., Berlin (Regionalstelle Thüringen)<br />

PFF 96/16 Entwicklungspolitisches Netzwerk Sachsen e. V., Dresden<br />

PFF 96/17 KATE e. V., Berlin<br />

PFF 96/21 OIKOS Eine Welt e. V., Berlin<br />

PFF 97/02 VENROB e. V., Potsdam


Statistische Angaben<br />

GEFÖRDERTE PROJEKTE 1999<br />

Projekt- Träger Projektbezeichnung För<strong>der</strong>summe Gesamt-<br />

Nr. volumen<br />

99/01 Humanistischer Freidenkerb<strong>und</strong><br />

Havelland e.V. Deutsch-Indischer Jugendaustausch 9.000,00 21.520,00<br />

99/02 Vietnam Bildung-Kultur Bau einer Ambulanz für die arme Landbevölkerung in Nga<br />

e.V. Berlin Thanh, Vietnam 49.910,00 71.310,00<br />

99/03 Naturschutzb<strong>und</strong> Deutschland/ Bau <strong>und</strong> Errichtung einer Ölpresse mit Wasserantrieb,<br />

Regionalverband Halle e.V. Usbekistan 10.730,00 17.035,00<br />

99/04 RAA Brandenburg e.V., Potsdam Workshops, Seminare <strong>und</strong> Veranstaltungen 1999 17.730,00 28.173,90<br />

99/05 GSE e.V. Berlin Trinkwasserversorgung für die ländliche Region Sircilla,<br />

Indien 12.500,00 321.340,00<br />

99/06 Aktion Umwelt für Kin<strong>der</strong> e.V.<br />

Cottbus Veranstaltungen zum Thema „Zukunft, Umwelt, Kin<strong>der</strong>“ 1.000,00 3.350,00<br />

99/07 EPOG e.V. Berlin Reverseprogramm mit indischen Projektpartnern in MVP 13.760,00 21.960,00<br />

99/08 Baobab Infoladen e.V. Berlin Entwicklungspolitische Veranstaltungsreihen, Ausstellung<br />

<strong>und</strong> Zukunftswerkstatt 4.140,00 4.719,00<br />

99/09 Ökohaus Rostock e.V. 8. Treffen <strong>der</strong> Weltläden <strong>und</strong> Weltladeninitiativen in den NBL 8.600,00 24.100,00<br />

99/11 Eine Welt e.V. Leipzig Auf dem Weg zu einer Organisation <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>arbeiter,<br />

Chile 25.512,00 97.876,80<br />

99/12 INKOTA-netzwerk e.V. Berlin Verbesserung Tierhaltung in drei Gemeinden des Landkreises<br />

Ixchiguán, Guatemala 23.000,00 25.400,00<br />

99/14 AG Äthiopien/För<strong>der</strong>verein des Weitere Gestaltung einer Schulpartnerschaft mit äthiopi-<br />

Gymnasiums Benndorf e.V. schen Schulen, Ausstattung Schulbibliothek, Äthiopien 3.600,00 13.400,00<br />

99/15 Eine Welt Laden am Dom<br />

über INKOTA-netzwerk e.V. Molkerei in El Paisnal, El Savador 22.000,00 25.262,00<br />

99/16 No es fácil e.V. Berlin Austauschprogramm mit kubanischen StudentInnen 5.000,00 32.512,00<br />

99/18 Ökumenisches Informations- Anspache neuer Zielgruppen zu<br />

zentrum e.V. Dresden entwicklungspolitischen Themen 6.000,00 29.000,00<br />

99/19 Ökumenisches Informationszentrum<br />

e.V. Dresden 19 entwicklungspolitische Veranstaltungen 1999 6.000,00 29.000,00<br />

99/21 KulturBrauerei e.V. Berlin Ausstellung „Flucht“ 3.800,00 13.978,73<br />

99/22 Ökohaus Rostock e.V. Unterstützung Bildungsarbeit <strong>der</strong> Indígenaorganisation<br />

ACCIES, El Salvador 10.361,00 12.886,00<br />

99/23 DGB Bildungswerk Berlin- Praktikum <strong>von</strong> zwei kapverdischen Spezialisten in<br />

Brandenburg e.V. Potsdam Deutschland 6.000,00 16.150,00<br />

119


Statistische Angaben<br />

Projekt- Träger Projektbezeichnung För<strong>der</strong>summe Gesamt-<br />

Nr. volumen<br />

99/24 KulturBrauerei e.V. Berlin Feriensommer 1999 2.200,00 20.601,15<br />

99/26 DAFRIG e.V. Berlin Umweltsymposium Recycling in Ghana 600,00 2.700,00<br />

99/27 Comenius-Institut über<br />

Inkota-netzwerk e.V. Studienreise zum Selly Oak Development, Birmingham 3.690,00 18.200,00<br />

99/28 Eine Welt Initiative e.V. Kamenz Vortragsreihe im Eine Welt Laden 810,00 3.240,00<br />

99/29 Redaktion „Telegraph“ über<br />

Baobab Infoladen e.V. Themenheft „Migration <strong>und</strong> Flüchtlinge im Osten“ 3.230,00 3.730,00<br />

99/30 tierra unida e.V. Potsdam Entwicklung u. Bau einer Kleinstwasserkraftanlage, Ecuador 15.972,00 43.642,00<br />

99/32 OIKOS EINE WELT e.V. Berlin Reintegration <strong>von</strong> Straßenkin<strong>der</strong>n in Luanda, Angola 21.461,00 153.844,00<br />

99/33 KATE e.V. Berlin Umweltorientierter Süd-Nord-Austausch Kuba/NBL 3.780,00 4.200,00<br />

99/37 BaUm e.V. Berlin Theaterstück „Die Kassettenfrau“ mit Gespräch 450,00 500,00<br />

99/38 Stiftung Nord-Süd-Brücken Seminar „Zu Wirkungen <strong>und</strong> Nebenwirkungen <strong>von</strong> Projekten“ 5.300,00 6.400,00<br />

99/39 ÖZAS e.V. Wochenendseminare „Technologietransfer <strong>und</strong><br />

Kommunikationstechniken“ 6.000,00 10.128,12<br />

99/40 DAFRIG e.V. Leipzig Seminar „Ruanda/Bur<strong>und</strong>i/Kongo: Entwicklung für Frieden –<br />

Frieden für Entwicklung“ 2.125,00 3.300,00<br />

99/42 Indische Solidaritätsaktion e.V. Dörfliche Infrastruktur für Landwirtschaft/Agrar- <strong>und</strong><br />

Berlin Viehzucht, Phase II, Indien 20.000,00 25.231,30<br />

99/43 SFAB e.V. Berlin Kolloquium „Palästina <strong>und</strong> Israel: Zwei Völker – zwei Staaten“ 7.000,00 8.511,50<br />

99/44 Baobab Infoladen e.V. Berlin Internationales Workcamp 2.150,00 8.380,40<br />

99/45 Fre<strong>und</strong>e u . För<strong>der</strong>er <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>schule<br />

„C. M. Wieland“, e. V. Weimar Veranstaltungen mit Mauricio Rosencof 800,00 2.000,00<br />

99/46 Baobab Infoladen e.V. Berlin Veranstaltungsreihe „Der Film <strong>der</strong> Woche“ 9.137,00 11.532,00<br />

99/47 INKOTA-netzwerk e.V. Berlin Ausbildung <strong>von</strong> MenschrechtspromotorInnen in Las<br />

Segovias, Nikaragua 23.155,00 26.535,00<br />

99/48 Für eine kulturvolle, solidarische<br />

Welt e.V. Berlin R<strong>und</strong>reise einer kolumbianischen Menschenrechtsaktivistin 3.450,00 6.375,00<br />

99/49 Kulturhof e.V. Berlin Veranstaltung „Perspektiven <strong>der</strong> internationalen Solidarität“ 2.000,00 22.611,00<br />

99/50 OIKOS EINE WELT e.V. Berlin För<strong>der</strong>ung kleinbäuerlicher Bewässerungslandwirtschaft in<br />

Kwanza Sul, Angola 73.996,00 443.384,00<br />

99/51 Carpus e.V. Berlin Landvermessung für Landtitelvergabe an Tagbanua-<br />

Ureinwohner, Philippinen 8.850,00 10.891,00<br />

99/52 Vietnam Bildung-Kultur Trinkwasserversorgung für die arme Siedlungsbevölkerung in<br />

e.V. Berlin Kim Dong, Vietnam 52.550,00 75.077,00<br />

99/53 Kirchliches Forschungsheim Druckkostenzuschuß für die Publikation: „Es geht um unsere<br />

e.V. Wittenberg Existenz. Zur Politik <strong>der</strong> Führung <strong>der</strong> DDR gegenüber<br />

Äthiopien u. Mosambik.“ 8.200,00 10.410,15<br />

120


Statistische Angaben<br />

Projekt- Träger Projektbezeichnung För<strong>der</strong>summe Gesamt-<br />

Nr. volumen<br />

99/54 Eine Welt Laden Halberstadt e.V. Veranstaltungsreihen „Zwischen Klischees <strong>und</strong> Realitäten:<br />

Begegnungen mit <strong>der</strong> Einen Welt“ 21.600,00 24.000,00<br />

99/56 Informationszentrum<br />

Weltladen e.V. Chemnitz Konzertlesung „Wasser ist Leben“ 1.000,00 8.500,00<br />

99/59 Baobab Infoladen e.V. Berlin Veranstaltungsreihe „Festung Europa-Köln 1999“ 2.535,00 3.393,40<br />

99/60 Arbeitskreis Entwicklungs- Wasserbrunnenprojekt <strong>der</strong> Kilombero Secondary School,<br />

hilfe e.V. Dresden Tansania 23.780,00 31.634,20<br />

99/61 KATE e.V. Berlin Integrale Ges<strong>und</strong>heit im oberen Tal des Rio Chotano, Peru 5.580,00 7.461,00<br />

99/62 TALIDE e.V. Rostock VIII. Regionalparlament <strong>der</strong> Mädchen, Jungen <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

<strong>der</strong> Region Arequipa, Peru 5.000,00 44.833,50<br />

99/67 INKOTA-netzwerk e.V. Berlin Alphabetisierungskurse für arbeitslose Landarbeiterinnen in<br />

León <strong>und</strong> Chinandega, Nikaragua 5.000,00 39.330,00<br />

99/69 Deutsche Koordination <strong>der</strong> Int. Karawane f. Solidarität <strong>und</strong> Wi<strong>der</strong>stand<br />

über INKOTA-netzwerk e.V. Interkontinentale Karawane für Solidarität <strong>und</strong> Wi<strong>der</strong>stand 20.000,00 66.990,00<br />

99/70 AK KRAAK/Stilkamm 5 1/2 e.V. Dolumentarfilm über die Interkontinentale Karawane 6.000,00 54.020,00<br />

99/71 SODI e.V. Berlin Veranstaltung „Wie weiter nach Mandela?“ 450,00 500,00<br />

99/72 Für eine kulturvolle, solidari- Seminar „Der Kampf <strong>der</strong> Mapuche um Menschenrechte<br />

sche Welt e.V. Berlin <strong>und</strong> Umwelt“ 2.140,00 4.385,00<br />

99/75 Für eine kulturvolle, solidarische<br />

Welt e.V. Berlin Theaterwerkstätten für Frauen, Peru 20.000,00 25.000,00<br />

99/76 RAA Brandenburg e.V., Potsdam „Wir leben in <strong>der</strong> einen Welt“ – deutsch-tansanisches<br />

Theaterprojekt 31.590,00 210.453,50<br />

99/77 GSE e.V. Berlin Konferenz „Globalisierung <strong>der</strong> Solidarität – vom Dialog<br />

zum Trialog“ 16.500,00 22.800,00<br />

99/78 Gossner Mission Berlin Besuchsprogramm im Rahmen <strong>der</strong> Kampagne<br />

„Entwicklung braucht Entschuldung“ 2.500,00 5.650,00<br />

99/79 Berliner Gruppe zur Vorbereitung <strong>der</strong> Int.Karawane<br />

über GSE e.V. Berlin Berlinaufenthalt <strong>der</strong> Int. Karawane f. Soli. <strong>und</strong> Wi<strong>der</strong>stand 2.728,00 3.245,00<br />

99/80 Lebendige Erde – Sacred Earth<br />

e.V. Potsdam Kommunikationstechnik für die Záparos, Ecuador 6.555,00 9.896,00<br />

99/81 Alte Möbelfabrik e.V. Berlin Jugendaustausch „Und nächstes Jahr in Cajamarca“ 17.000,00 51.000,00<br />

99/82 Tierra – Eine Welt e.V. Görlitz The Won<strong>der</strong>ful Gospel Singers – entwicklungspolitische<br />

Bildungsarbeit mit nigerianischer Band 24.252,00 66.462,00<br />

99/83 People and Nature e.V. Berlin Kyrgystan-Ausstellung 1.655,00 7.000,00<br />

99/84 KATE e.V. Berlin Zeitschrift „Ecovision“ 4.000,00 6.520,00<br />

99/85 2/3-Welt-Arbeitskreis über Ausbildungs- <strong>und</strong> Produktionswerkstätten für arbeitende<br />

INKOTA-netzwerk e.V. Berlin Kin<strong>der</strong>/Straßenkin<strong>der</strong>, Nikaragua 29.095,00 33.000,00<br />

121


Statistische Angaben<br />

Projekt- Träger Projektbezeichnung För<strong>der</strong>summe Gesamt-<br />

Nr. volumen<br />

99/87 KATE e.V. Berlin För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> landwirtschaftlichen Selbstversorgung nach<br />

dem Hurrikan „Mitch“, Nikaragua 25.295,00 27.910,00<br />

99/88 Jugendverein „Bruchbude“ e.V.<br />

Milmersdorf Jugendbegegnungsreise „Train of Love“ 14.173,00 70.076,00<br />

99/89 INKOTA-netzwerk e.V. Berlin Studientag „Entwicklung brauchtEntschuldung“ 2.745,00 3.300,00<br />

99/90 INKOTA-netzwerk e.V. Berlin Alphabetisierungskurse für arbeitslose LandarbeiterInnen,<br />

Nikaragua 31.580,00 35.130,00<br />

99/91 INKOTA-netzwerk e.V. Berlin Gen<strong>der</strong>arbeit mit Jugendlichen, El Salvador 6.690,00 7.384,40<br />

99/92 DAFRIG e.V. Leipzig Afrikatag 1999 1.630,00 3.190,00<br />

99/93 GMZ e.V. Jena Erweiterung <strong>der</strong> zahmedizinischen Abteilung <strong>der</strong> Chhatrapati<br />

Free Clinic, Nepal 30.000,00 42.500,00<br />

99/95 SODI e.V. Berlin Konferenz zu entwicklungsorientierten<br />

Minenaktionsprogrammen 4.500,00 115.360,00<br />

99/96 Interkultureller Jugendservice bei<br />

För<strong>der</strong>band e.V. Berlin Deutsch-französisch-brasilianisches Jugendseminar 4.000,00 34.560,00<br />

99/97 Arbeitskreis Vierte Welt e.V. Westpapua-Kiste 1.725,00 10.700,00<br />

99/100 Stiftung Nord-Süd-Brücken Forum „Im Osten nichts Neues?!“ 2.980,00 2.980,00<br />

99/103 Nikaragua-Netz Berlin-Brandenburg<br />

über KATE e.V. Berlin Nikaragua-Info-Woche Berlin-Brandenburg 800,00 1.900,00<br />

99/104 publicata e.V. Berlin Zwei Son<strong>der</strong>hefte DAMID 4.800,00 5.520,00<br />

99/106 Stiftung Nord-Süd-Brücken Seminar „Lernen vom Süden – aber wie <strong>und</strong> was?“ 7.290,00 8.390,00<br />

99/108 Verein für Menschen in Not e.V.<br />

Dingelstädt Dia-Vortrag <strong>und</strong> Filmvorführung 1.190,00 1.897,00<br />

99/112 SODI e.V. Berlin Trainingskurse Gemüseanbau u. Familienplanung Kambodscha 2.213,50 2.459,45<br />

99/113 SODI e.V. Berlin Kin<strong>der</strong>zentrum Kapstadt, Südafrika 36.550,00 43.500,00<br />

99/114 Egle e.V. Berlin Besuchsreise eines bolivianischen Projektpartners 2.690,00 5.200,00<br />

99/115 Stiftung Nord-Süd-Brücken EU Informationsseminar Brüssel 3.000,00 3.000,00<br />

99/116 Ökohaus Rostock e.V. Rostocker entwicklungspol. Bildungs- <strong>und</strong> Informationstage 2.000,00 16.050,00<br />

99/117 INKOTA-netzwerk e.V. Berlin Reverseprogramm Nikaragua 5.000,00 15.400,00<br />

99/118 BAOBAB Infoladen e.V. Berlin Antirassistisches Sommercamp 2.703,00 3.003,00<br />

99/120 Indische Solidaritätsaktion e.V.<br />

Berlin Ausstattung des Kin<strong>der</strong>bildungszentrums in Sitapur, Indien 16.100,00 17.852,08<br />

99/121 DAFRIG e.V. Leipzig Kreditprogramm „Kleintierhaltung in Simbabwe“ 45.709,00 53.610,00<br />

99/123 Landesnetzwerk Entwicklungspolitik<br />

Sachsen-Anhalt e.V. Mediennetz Globales Lernen 5.000,00 29.850,00<br />

122


Statistische Angaben<br />

Projekt- Träger Projektbezeichnung För<strong>der</strong>summe Gesamt-<br />

Nr. volumen<br />

99/124 OIKOS EINE WELT e.V. Berlin Einführung <strong>von</strong> Coffea Arabica in die kleinbäuerliche<br />

Landwirtschaft in Kwanza Sul, Angola 48.601,00 440.684,00<br />

99/127 Tansaniakreis e.V. Halberstadt Begegnungs-/Projektreise Tansania 3.000,00 7.300,00<br />

99/128 Mädchen in Marzahn e.V. Berlin Veranstaltungsreihe zu frauen- <strong>und</strong> kin<strong>der</strong>politischen<br />

Problemen in Entwicklungslän<strong>der</strong>n 2.025,00 4.035,00<br />

99/129 Baobab Infoladen e.V. Berlin Integration jugendlicher Behin<strong>der</strong>ter in die Gesellschaft<br />

durch landwirtschaftliche Arbeiten, Palästina 67.726,00 80.768,00<br />

99/130 Ökumenisches Forum Berlin-<br />

Marzahn e.V. Reverseprogramm bolivianischer Projektpartner 3.056,00 4.876,73<br />

99/131 Eine Welt Haus Halle e.V. Reverseprogramm moçambicanischer Projektpartner 2.250,00 4.450,00<br />

99/132 Für eine kulturvolle, solidari- Qualifizierungsmaßnahmen im Rahmen <strong>von</strong> HIV <strong>und</strong> AIDSsche<br />

Welt e.V. Berlin Bekämpfungsstrategien in Ho Chi Minh Stadt, Vietnam 33.200,00 42.700,00<br />

99/133 Informationszentrum Weltladen<br />

e.V. Chemnitz Aufführung Theaterstück „Schöne Eine Welt“ 4.000,00 8.610,00<br />

99/134 publicata e.V. Berlin Viernationale Jugendbegegnung „Rassismus – Nein!“ 4.000,00 96.446,00<br />

99/135 Eine Welt e.V. Leipzig Entwicklungspolitische Veranstaltungsreihe 2.740,00 10.100,00<br />

99/136 Nord-Süd-Kontakt e.V.<br />

Wernigerode Ausstattung <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>schule El Marillo II, El Salvador 3.500,00 7.000,00<br />

99/138 INKOTA-netzwerk e.V. Berlin Ges<strong>und</strong>heitsversorgung <strong>und</strong> Umweltschutz, El Salvador 9.700,00 36.397,00<br />

99/139 Eine Welt Haus e.V. Jena Materialerstellung für die Öffentlichkeitsarbeit 2.250,00 5.000,00<br />

99/142 ARIC e.V. Berlin Ausstellung „Overcome Racism Now“ 500,00 2.200,00<br />

99/143 Indische Solidaritätsaktion e.V.<br />

Berlin Projekterk<strong>und</strong>ungsreise nach Karachi, Pakistan 1.200,00 1.650,00<br />

99/144 Eine Welt e.V. Leipzig Berufliche Bildung für arbeitslose Jugendliche in ländlichen<br />

Distrikten Bangladeshs 101.770,00 114.076,00<br />

99/145 Baobab Infoladen e.V. Berlin Selbstdarstellung des Vereins BAOBAB 3.140,00 4.366,40<br />

99/146 Baobab Infoladen e.V. Berlin Veranstaltungsreihe „Palästina-Israel 2000“ 6.512,00 15.041,24<br />

99/147 Vietnam Bildung-Kultur e.V. Bln. Fortbildung Ges<strong>und</strong>heitspersonal in Nga Son, Vietnam 28.900,00 32.100,00<br />

99/148 STUBE Ost/AGSA e.V. Magdeburg Seminare im Rahmen <strong>von</strong> STUBE 2000 7.120,00 132.498,00<br />

99/150 INKOTA-netzwerk e.V. Berlin Gen<strong>der</strong>arbeit mit Jugendlichen, El Salvador 64.931,00 79.690,15<br />

99/151 SODI e.V. Berlin Druckkostenzuschuss für SODI-Report 4/99 4.000,00 6.100,00<br />

99/152 SODI e.V. Berlin Kleinkredite zur Tierzucht <strong>und</strong> Trainingskurse für die<br />

zurückgesiedelten Familien des Dorfes Phuong Coi, Vietnam 16.650,00 18.754,00<br />

99/153 SODI e.V. Berlin Gartenbauprojekt ETAMA Namibia 25.300,00 30.000,00<br />

99/154 Frauen helfen Frauen e.V. Zittau Öffentlichkeitsarbeit zur Wie<strong>der</strong>eröffnung Weltladen 700,00 2.020,00<br />

123


Statistische Angaben<br />

Projekt- Träger Projektbezeichnung För<strong>der</strong>summe Gesamt-<br />

Nr. volumen<br />

99/155 Stiftung Nord-Süd-Brücken Veranstaltung „Noch die Internationale Solidarität“ –<br />

deutsch-deutsche EZ 10 Jahre nach <strong>der</strong> Wende 5.000,00 15.000,00<br />

99/156 INKOTA-netzwerk e.V. Berlin Podiumsdiskussion „Die Finanzmärkte regulieren“ 2.600,00 7.750,00<br />

99/158 GSE e.V. Berlin Bau einer Oberschule <strong>und</strong> eines Internats in Boinpally <strong>und</strong><br />

Vemulawada, Indien 57.670,00 216.268,00<br />

99/159 Grüne Liga Sachsen e.V. Dresden Projekterk<strong>und</strong>ungsreise Madagaskar 2.400,00 4.180,00<br />

99/161 Eine Welt e.V. Ilmenau Projekterk<strong>und</strong>ungsreise Benin 3.472,00 4.960,00<br />

99/162 INKOTA-netzwerk e.V. Berlin Studientag „Ein bilaterales Schuldenprogramm nach Köln“ 4.000,00 5.700,00<br />

99/163 Tansaniakreis e.V. Halberstadt Fertigstellung TUMAINI-Centre Kidope, Tansania 2.700,00 3.650,00<br />

99/165 Stiftung Nord-Süd-Brücken Studie „Finanzierungsperspektiven ostdeutscher NRO“ 12.000,00 12.000,00<br />

99/167 OIKOS EINE WELT e.V. Berlin Rehabilitation <strong>der</strong> kleinbäuerlichen Landwirtschaft in<br />

Longonjo <strong>und</strong> Caala, Angola 92.947,00 401.866,00<br />

99/168 Informationszentrum Weltladen<br />

e.V. Chemnitz Begegnungsreise nach Timbuktu, Mali 4.000,00 16.198,00<br />

99/169 SONED Friedrichshain e.V. Berlin Projekterk<strong>und</strong>ungsreise Badagry, Nigeria 1.600,00 5.650,00<br />

99/170 Stiftung Nord-Süd-Brücken Seminar „Hilfe zur Selbsthilfe – als Geschenk o<strong>der</strong> Kredit?“ 6.200,00 7.200,00<br />

99/171 YANAPAKUNA e.V. i.G. Elektrifizierung Colégio Medio Rural in Ipitacito<br />

über KATE e.V. del Monte, Bolivien 4.500,00 14.772,80<br />

Gesamtsumme: 1.670.732,50 4.919.249,90<br />

PROJEKTE DES PERSONALKOSTENFÖRDERFONDS<br />

AB 1999<br />

124<br />

Projekt-Nr. Träger<br />

PFF 99/02 VENROB e.V. Potsdam<br />

PFF 99/04 För<strong>der</strong>kreis Böhmisches Dorf e.V., Potsdam-Babelsberg<br />

PFF 99/05 Puerto Alegre e.V. Frankfurt/O<strong>der</strong><br />

PFF 99/07 Eine Welt Haus e.V. Jena/ Aktion Verantwortlich Leben e.V. (je 0,5 Gruppenberaterstelle Thüringen)<br />

PFF 99/08 Aktion Verantwortlich Leben e.V. Struth<br />

PFF 99/09 RAA Brandenburg e.V.<br />

PFF 99/11 Ökohaus Rostock e. V. (Gruppenberatung Mecklenburg-Vorpommern)<br />

PFF 99/12 Entwicklungspolitisches Netzwerk Sachsen e. V.<br />

PFF 99/15 GSE e. V. Berlin<br />

PFF 99/17 Eine Welt e.V. Leipzig


Projekt-Nr. Träger<br />

PFF 99/19 AG Alternativ Handeln e.V. Torgau<br />

PFF 99/21 INKOTA-netzwerk e.V. Berlin (Gruppenberatung Sachsen)<br />

PFF 99/22 Baobab-Infoladen e.V. Berlin<br />

PFF 99/23 Baobab- Infoladen e.V. Berlin (Gruppenberatung Berlin)<br />

PFF 99/27 EpoG e.V. Berlin<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> 1999 nicht benötigten Mittel wurden folgende Zusatzfinanzierungen vorgenommen:<br />

PFF 99/32 SFAB e.V. Berlin<br />

PFF 99/26 DAFRIG e.V. Leipzig<br />

Statistische Angaben<br />

PROJEKTE DES PERSONALKOSTENFÖRDERFONDS AB 1999<br />

(KOFINANZIERUNG DURCH MITTEL DES BMZ)<br />

Projekt-Nr. Träger<br />

PKF 99/01 Eine Welt Haus e.V. Jena<br />

PKF 99/03 arche noVa e. V. Dresden<br />

PKF 99/06 Talide e. V. Rostock<br />

PKF 99/10 Ökohaus Rostock e. V.<br />

PKF 99/15 GSE e. V. Berlin<br />

PKF 99/16 OIKOS EINE WELT e. V. Berlin<br />

PKF 99/20 INKOTA-Netzwerk e. V. (RegionalstelleThüringen)<br />

PKF 99/24 Indische Solidaritätsaktion e. V. Berlin<br />

PKF 99/25 KATE e. V. Berlin<br />

PKF 99/26 DAFRIG e. V. Leipzig<br />

PKF 99/27 EpoG e. V. Berlin<br />

PKF 99/28 Eine Welt e. V. Greifswald<br />

PKF 99/30 SODI e. V. Berlin<br />

125


Statistische Angaben<br />

FÖRDERTÄTIGKEIT DER STIFTUNG NACH BEREICHEN 1998<br />

Auslandsprojekte<br />

darunter in<br />

57 39 8 2 8 1.808.020,69 1.066.509,00 2.468.663,50<br />

Asien 12 7 2 0 3 409.352,30 253.362,00 789.020,80<br />

Afrika 17 12 2 1 2 747.862,00 525.712,00 1.160.227,64<br />

Lateinamerika 28 20 4 1 3 650.806,39 287.435,00 519.415,06<br />

Inlandsprojekte<br />

darunter<br />

112 90 20 1 1 927.202,61 633.868,12 2.367.887,67<br />

Bildung 59 46 11 1 1 374.153,94 189.779,45 714.420,35<br />

Bildung/Kultur 9 6 3 0 0 35.375,00 8.450,00 112.844,41<br />

Publikationen 9 8 1 0 0 77.700,00 71.100,00 216.167,98<br />

Begegnungsreisen 6 5 1 0 0 60.040,00 25.640,00 1.022.072,00<br />

Reverseprogramme 11 9 2 0 0 60.637,00 51.217,00 274.282,93<br />

Projektreisen 1 1 0 0 0 2.630,00 1.415,00 6.100,00<br />

Evaluierungen 1 1 0 0 0 18.000,00 18.000,00 18.000,00<br />

Sonstiges<br />

Personalkosten-<br />

3 1 2 0 0 34.000,00 3.600,00 4.000,00<br />

för<strong>der</strong>ungsfonds 13 13 0 0 0 264.666,67 264.666,67<br />

Studien 2 1 1 0 0 43.250,00 31.640,00 34.853,00<br />

Gesamt 171 130 29 3 9 2.778.473,30 1.732.017,12 4.856.454,17<br />

126<br />

Bereich<br />

Anzahl <strong>der</strong> Projektanträge<br />

bewilligt<br />

abgelehnt<br />

zurückgezogen<br />

Entscheidung ausstehend<br />

beantragte Summe<br />

bewilligte Summe<br />

Gesamtprojektsumme


Statistische Angaben<br />

FÖRDERTÄTIGKEIT DER STIFTUNG NACH BEREICHEN 1999<br />

Bereich<br />

Anzahl <strong>der</strong> Projektanträge<br />

bewilligt<br />

abgelehnt<br />

zurückgezogen<br />

Entscheidung ausstehend<br />

beantragte Summe<br />

bewilligte Summe<br />

Gesamtprojektsumme<br />

Auslandsprojekte<br />

darunter in<br />

62 45 13 1 3 1.855.789,28 1.223.839,50 3.308.790,68<br />

Asien 16 15 1 0 0 616.552,68 508.769,50 1.088.361,83<br />

Afrika 21 11 7 1 2 725.423,80 377.644,00 1.621.022,20<br />

Lateinamerika 23 19 3 0 1 463.942,80 337.426,00 599.406,65<br />

Osteuropa 2 0 2 0 0 49.870,00 0,00 0,00<br />

Inlandsprojekte<br />

darunter<br />

140 109 31 1.347.253,88 964.570,00 1.598.459,22<br />

Bildung 59 49 10 0 0 376.634,78 232.675,00 838.707,44<br />

Bildung/Kultur 13 6 7 0 0 95.244,00 39.639,00 97.604,00<br />

Publikationen 7 5 2 0 0 33.670,00 24.230,00 32.280,15<br />

Begegnungsreisen 6 4 2 0 0 65.173,00 38.173,00 144.574,00<br />

Reverseprogramme 15 14 1 0 0 113.960,23 91.504,00 468.853,63<br />

Projektreisen 4 4 0 0 0 12.716,00 8.672,00 16.440,00<br />

Sonstiges<br />

Personalkosten-<br />

4 0 4 0 0 13.064,19 0,00 0,00<br />

för<strong>der</strong>ungsfonds 32 27 5 0 0 636.791,68 529.677,00<br />

Studien 1 1 0 0 0 12.000,00 12.000,00 12.000,00<br />

Gesamt 203 155 44 1 3 3.215.043,16 2.200.409,50 4.919.249,90<br />

127


Statistische Angaben<br />

FÖRDERTÄTIGKEIT DER STIFTUNG NACH LÄNDERN 1998<br />

128<br />

Kontinent/Land<br />

Anzahl <strong>der</strong> bewilligten<br />

Projekte<br />

Gesamtför<strong>der</strong>summe<br />

Gesamtprojektsumme<br />

Afrika 11 525.712,00 1.160.227,64<br />

Moçambique 2 199.680,00 277.697,50<br />

Tansania 5 176.258,00 411.473,14<br />

Ghana 1 51.814,00 72.417,00<br />

Angola 1 44.291,00 311.001,00<br />

Sudan 1 34.000,00 57.339,00<br />

Guinea-Bissau 1 15.939,00 24.150,00<br />

Gambia 1 3.730,00 6.150,00<br />

Asien 7 253.362,00 789.020,80<br />

Laos 1 87.757,00 149.936,00<br />

Vietnam 2 50.220,00 112.860,00<br />

Palästina 1 48.030,00 93.125,00<br />

Kambodscha 1 43.275,00 63.200,00<br />

Indien 2 24.080,00 369.899,80<br />

Lateinamerika 20 287.435,00 519.415,06<br />

Nikaragua 7 119.712,00 158.611,28<br />

Peru 3 52.091,00 78.909,00<br />

El Salvador 4 28.680,00 133.203,43<br />

Kuba 2 27.332,00 47.602,00<br />

Kolumbien 1 26.620,00 38.029,35<br />

Guatemala 2 18.000,00 19.920,00<br />

Brasilien 1 15.000,00 43.140,00


Statistische Angaben<br />

FÖRDERTÄTIGKEIT DER STIFTUNG NACH LÄNDERN 1999<br />

Kontinent/Land<br />

Anzahl <strong>der</strong> bewilligten<br />

Projekte<br />

Gesamtför<strong>der</strong>summe<br />

Gesamtprojektsumme<br />

Afrika 11 377.644,00 1.621.022,20<br />

Angola 4 237.005,00 1.439.778,00<br />

Zimbabwe 1 45.709,00 53.610,00<br />

Südafrika 1 36.550,00 43.500,00<br />

Tansania 2 26.480,00 35.284,20<br />

Namibia 1 25.300,00 30.000,00<br />

Kapverdische Inseln 1 6.000,00 16.150,00<br />

Ghana 1 600,00 2.700,00<br />

Asien 15 508.769,50 1.088.361,83<br />

Vietnam 5 181.210,00 239.941,00<br />

Indien 4 106.270,00 580.691,38<br />

Bangladesh 1 101.770,00 114.076,00<br />

Palästina 1 67.726,00 80.768,00<br />

Nepal 1 30.000,00 42.500,00<br />

Uzbekistan 1 10.730,00 17.035,00<br />

Philippinen 1 8.850,00 10.891,00<br />

Kambodscha 1 2.213,50 2.459,45<br />

Lateinamerika 19 337.426,00 599.406,65<br />

El Salvador 6 117.182,00 168.619,55<br />

Nikaragua 5 114.125,00 161.905,00<br />

Peru 4 37.135,00 87.190,50<br />

Chile 1 25.512,00 97.876,80<br />

Guatemala 1 23.000,00 25.400,00<br />

Ecuador 1 15.972,00 43.642,00<br />

Bolivien 1 4.500,00 14.772,80<br />

129


Statistische Angaben<br />

AUFTEILUNG DES FÖRDERVOLUMENS NACH BUNDESLÄNDERN<br />

(OHNE PERSONALKOSTENFÖRDERUNG)<br />

130<br />

1998<br />

Berlin 79 50,0 1.381.635,47 55,0 897.141,20 61,1<br />

Brandenburg 20 12,7 280.255,25 11,1 184.082,25 12,6<br />

Mecklenburg/Vorpommern 7 4,4 135.698,00 5,4 51.381,00 3,5<br />

Sachsen 24 15,2 345.476,00 13,7 143.322,00 9,8<br />

Sachsen-Anhalt 12 7,6 222.996,00 8,9 101.730,00 6,9<br />

Thüringen 16 10,1 147.745,91 5,9 89.694,00 6,1<br />

Gesamt 158 100 2.513.806,63 100 1.467.350,45 100<br />

1999<br />

B<strong>und</strong>esland<br />

in %<br />

Anzahl <strong>der</strong> Anträge<br />

beantragte Summe<br />

bewilligte Summe<br />

Berlin 96 56,1 1.512.976,69 58,7 1.123.241,50 67,2<br />

Brandenburg 20 11,7 323.804,00 12,5 132.870,00 7,9<br />

Mecklenburg/Vorpommern 7 4,1 122.677,80 4,8 25.961,00 1,6<br />

Sachsen 23 13,5 396.372,80 15,4 281.523,00 16,8<br />

Sachsen-Anhalt 12 7,0 135.750,00 5,3 69.425,00 4,2<br />

Thüringen 13 7,6 86.670,19 3,4 37.712,00 2,3<br />

Gesamt 171 100 2.578.251,48 100 1.670.732,50 100<br />

in %<br />

in %


Dokumente<br />

Dokumente<br />

SATZUNG DER STIFTUNG NORD-SÜD-BRÜCKEN<br />

§ 1 Name, Rechtsform <strong>und</strong> Sitz<br />

(1) Die Stiftung führt den Namen „Nord-Süd-Brücken“.<br />

(2) Sie ist eine rechtsfähige Stiftung des Bürgerlichen Rechts <strong>und</strong> hat ihren Sitz<br />

in Berlin<br />

§ 2 Stiftungszweck<br />

(1) Der Zweck <strong>der</strong> Stiftung ist<br />

a)die För<strong>der</strong>ung partnerschaftlicher <strong>und</strong> solidarischer Entwicklungshilfe zur<br />

Schaffung menschenwürdiger Entwicklungs<strong>möglichkeiten</strong> in benachteiligten<br />

Regionen <strong>der</strong> Welt, beson<strong>der</strong>s in Entwicklungslän<strong>der</strong>n;<br />

b)die Stärkung des öffentlichen Bewußtseins für die Notwendigkeit <strong>von</strong> Entwicklungszusammenarbeit,<br />

insbeson<strong>der</strong>e durch<br />

– die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> internationalen Gesinnung, <strong>der</strong> Toleranz auf allen Gebieten<br />

<strong>der</strong> Kultur <strong>und</strong> <strong>der</strong> Völkerverständigung;<br />

– die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bildung <strong>und</strong> Erziehung mit dem Ziel <strong>der</strong> Stärkung des<br />

Bewußtseins <strong>von</strong> <strong>der</strong> Ganzheitlichkeit <strong>und</strong> <strong>der</strong> Verflochtenheit <strong>der</strong> Welt<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Verantwortung für Überlebens- <strong>und</strong> Solidargemeinschaften <strong>von</strong><br />

Nord <strong>und</strong> Süd.<br />

(2) Allgemeine Gr<strong>und</strong>sätze zum Stiftungszweck:<br />

a)Die Stiftung ist dem Gr<strong>und</strong>satz <strong>der</strong> Entfaltung <strong>der</strong> Trägervielfalt <strong>und</strong> <strong>der</strong> Pluralität<br />

<strong>der</strong> Ansätze <strong>und</strong> Herangehensweisen in <strong>der</strong> Entwicklungszusammenarbeit<br />

verpflichtet; regionale Gesichtspunkte sind zu berücksichtigen.<br />

b)Bei <strong>der</strong> Verwirklichung des Stiftungszwecks sind <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>satz <strong>der</strong> Gleichberechtigung<br />

<strong>von</strong> Mann <strong>und</strong> Frau <strong>und</strong> das Verbot <strong>der</strong> Rassendiskriminierung<br />

sowie die Einhaltung <strong>der</strong> Menschenrechte zu beachten.<br />

(3) Die Stiftung verwirklicht ihren Zweck insbeson<strong>der</strong>e auf folgende Weise:<br />

a)durch För<strong>der</strong>ung <strong>von</strong> Projekten <strong>der</strong> Entwicklungshilfe zur solidarischen Unterstützung<br />

Bedürftiger in benachteiligten Regionen einschließlich <strong>der</strong> Projektvorbereitung;<br />

b)durch För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> entwicklungsbezogenen Bildungs- <strong>und</strong> Informationsarbeit;<br />

c) durch För<strong>der</strong>ung projektbezogener Studien zu a) <strong>und</strong> b).<br />

131


Dokumente<br />

132<br />

Die För<strong>der</strong>ung zu a) bis c) erfolgt durch finanzielle Zuschüsse, Beratung, Projektbegleitung<br />

<strong>und</strong> Durchführung <strong>von</strong> Erfahrungsaustausch.<br />

(4) Allgemeine Gr<strong>und</strong>sätze zur Zweckverwirklichung:<br />

a)Die Stiftung för<strong>der</strong>t im Hinblick darauf, daß die Stiftungsmittel <strong>von</strong> Menschen<br />

aus <strong>der</strong> ehemaligen DDR für internationale solidarische Zwecke aufgebracht<br />

wurden, Vorhaben entwicklungsbezogen tätiger, gemeinnütziger<br />

Vereine, die seit Ersteintragung im Vereinsregister ihren Sitz im Beitrittsgebiet<br />

gemäß Kap. I Art. 1 Abs. 1 Einigungsvertrag o<strong>der</strong> im Land Berlin mit<br />

tatsächlichem Geschäftssitz im Ostteil Berlins haben (im folgenden rechtsfähige<br />

freie Träger <strong>der</strong> Entwicklungszusammenarbeit genannt).<br />

b)Zuschüsse können vorgenannte Organisationen erhalten, wenn die zu för<strong>der</strong>nden<br />

Vorhaben die Anfor<strong>der</strong>ungen dieser Satzung erfüllen. Die Laufzeit<br />

<strong>der</strong> Zuschüsse ist zeitlich zu befristen. Die Empfänger finanzieller Mittel haben<br />

das Recht <strong>der</strong> Stiftung <strong>und</strong> <strong>der</strong> im Auftrag <strong>der</strong> Stiftung Tätigen auf Prüfung<br />

<strong>der</strong> Unterlagen über die Verwendung <strong>der</strong> gewährten Zuschüsse anzuerkennen.<br />

Ein Rechtsanspruch auf Gewährung <strong>von</strong> För<strong>der</strong>mitteln besteht nicht.<br />

Das Nähere regeln die vom Stiftungsrat zu erlassenden Vergaberichtlinien.<br />

c) Die Stiftung kann auch eigene Projekte <strong>und</strong> Maßnahmen durchführen.<br />

(5) Gemeinnützigkeit<br />

a)Die Stiftung verfolgt ausschließlich <strong>und</strong> unmittelbar gemeinnützige Zwecke<br />

im Sinne des Abschnitts “Steuerbegünstigte Zwecke” <strong>der</strong> Abgabenordnung.<br />

b)Die Stiftung ist selbstlos tätig; sie verfolgt nicht in erster Linie eigenwirtschaftliche<br />

Zwecke. Die Mittel <strong>der</strong> Stiftung dürfen nur für die satzungsmäßigen<br />

Zwecke verwendet werden. Es darf keine Person, Institution, Organisation<br />

o<strong>der</strong> Gruppe durch Ausgaben o<strong>der</strong> Leistungen, die dem Zweck <strong>der</strong> Stiftung<br />

fremd sind, o<strong>der</strong> durch unverhältnismäßig hohe Vergütungen begünstigt<br />

werden.<br />

§ 3 Stiftungsvermögen, Mittel<br />

(1) Das Stiftungsvermögen besteht im Zeitpunkt <strong>der</strong> Genehmigung aus einem Anspruch<br />

auf Übertragung <strong>von</strong> 300.000 (in Worten: dreih<strong>und</strong>erttausend) Fondsanteilen<br />

im Wert je Anteil am 30.11.1992 (Ende des Geschäftsjahres 1991/<br />

1992) <strong>von</strong> DM 108,71.<br />

(2) Das Stiftungsvermögen ist in Höhe eines Betrages <strong>von</strong> 1,50 Millionen Deutsche<br />

Mark als Betriebskapital bestimmt, das zunächst zur Deckung <strong>der</strong> notwendigen<br />

anfänglichen Verwaltungskosten dient <strong>und</strong> im übrigen auch zur Zweckerfüllung<br />

sofort eingesetzt werden kann.


(3) Das Stiftungsvermögen nach Abzug des Betriebskapitals gemäß Abs. (2) ist<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich in seinem Bestand ungeschmälert zu erhalten. Zur Erfüllung des<br />

Stiftungszwecks dürfen nur dessen Erträge sowie etwaige Zuwendungen herangezogen<br />

werden, soweit diese nicht als Zustiftungen zur Vermehrung des<br />

Stiftungsvermögens bestimmt sind. In einzelnen Geschäftsjahren darf das Stiftungsvermögen<br />

selbst um insgesamt bis zu 5% angegriffen werden, wenn<br />

Rückführung <strong>der</strong> entnommenen Beträge in den drei folgenden Geschäftsjahren<br />

sichergestellt ist, soweit <strong>der</strong> Stiftungsrat dies zuvor durch einen beson<strong>der</strong>en,<br />

mit 2/3-Mehrheit aller Mitglie<strong>der</strong> zu fassenden Beschluß festgestellt hat.<br />

§ 4 Organe <strong>der</strong> Stiftung<br />

(1) Organe <strong>der</strong> Stiftung sind<br />

a)<strong>der</strong> Stiftungsrat<br />

b)<strong>der</strong> Vorstand<br />

(2) Die Amtszeit <strong>der</strong> Stiftungsorgane beträgt 3 Jahre. Zweimalige Wie<strong>der</strong>wahl, Wie<strong>der</strong>berufung<br />

bzw. Wie<strong>der</strong>bestellung <strong>von</strong> Organmitglie<strong>der</strong>n ist zulässig. Im Falle<br />

des §5 Abs. (3) b) ist weitere Wie<strong>der</strong>bestellung zulässig. Bei vorzeitigem<br />

Ausscheiden <strong>von</strong> Mitglie<strong>der</strong>n werden die Organe für die restliche Amtszeit ergänzt.<br />

(3) Nach Ablauf <strong>der</strong> Amtszeit führen die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Stiftungsorgane ihre Geschäfte<br />

weiter bis zum Amtsantritt <strong>der</strong> Nachfolgerinnen bzw. Nachfolger.<br />

(4) Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Stiftungsorgane können nur natürliche Personen sein. Sie üben<br />

ihre Tätigkeit ehrenamtlich aus. Sie haben Anspruch auf Ersatz ihrer notwendigen<br />

<strong>und</strong> angemessenen Auslagen.<br />

(5) Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Stiftungsorgane dürfen nicht zugleich Angestellte <strong>der</strong> Stiftung<br />

sein.<br />

§ 5 Stiftungsrat<br />

(1) Der Stiftungsrat besteht aus 15 Mitglie<strong>der</strong>n<br />

(2) Der erste Stiftungsrat ist gemäß <strong>der</strong> in Abs. (3) geregelten Zusammensetzung<br />

im Stiftungsgeschäft bestellt worden.<br />

(3) Dem Stiftungsrat gehören künftig an:<br />

a)sieben <strong>von</strong> je einem rechtsfähigen freien Träger <strong>der</strong> Entwicklungszusammenarbeit<br />

gemäß § 2 Abs. (4) a) vorgeschlagene Mitglie<strong>der</strong>, die vom Stiftungsrat<br />

aus dem Kreis <strong>der</strong> vorgeschlagenen Kandidaten gewählt werden.<br />

Vom Stiftungsrat sind rechtzeitig vor <strong>der</strong> Wahl Vorschläge einzuholen.<br />

b)ein <strong>von</strong> <strong>der</strong> für die Entwicklungszusammenarbeit in <strong>der</strong> Regierung des Landes<br />

Berlin als dem Sitz <strong>der</strong> Stiftung zuständigen Stelle berufenes Mitglied;<br />

Dokumente<br />

133


Dokumente<br />

134<br />

c) zwei <strong>von</strong> <strong>der</strong> jeweils für die Entwicklungszusammenarbeit in den Landesregierungen<br />

<strong>der</strong> fünf neuen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> zuständigen Stelle berufene Mitglie<strong>der</strong>.<br />

Im ersten Stiftungsrat sind die Län<strong>der</strong> Brandenburg <strong>und</strong> Sachsen-<br />

Anhalt vertreten. Für die folgenden Amtsperioden steht das Berufungsrecht<br />

den jeweils nach dem Alphabet folgenden Län<strong>der</strong>n zu. Wenn ein Land <strong>von</strong><br />

seinem Berufungsrecht nicht Gebrauch macht, überträgt <strong>der</strong> Stiftungsrat<br />

das Berufungsrecht für die betreffende Amtperiode einem an<strong>der</strong>en Land.<br />

d)fünf vom Stiftungsrat gewählte Expertinnen bzw. Experten, die keiner <strong>der</strong><br />

Organisationen <strong>und</strong> Institutionen gemäß lit. a) bis c) rechtlich verpflichtet<br />

sein dürfen <strong>und</strong> im Hinblick auf den Stiftungszweck beson<strong>der</strong>s sachk<strong>und</strong>ig<br />

sein müssen. Im ersten Stiftungsrat ist hierunter <strong>der</strong> Entwicklungspolitische<br />

R<strong>und</strong>e Tisch durch ein Mitglied repräsentiert. Bei künftigen Wahlen<br />

obliegt die Beurteilung, ob die beson<strong>der</strong>e Sachk<strong>und</strong>e, die die betreffende<br />

Person als Expertin bzw. als Experten ausweist, vorliegt, <strong>und</strong> ob keine Verpflichtung<br />

im vorgenannten Sinne besteht, dem Stiftungsrat.<br />

(4) Der Rücktritt eines Mitgliedes soll nur aus wichtigem Gr<strong>und</strong> erfolgen. Im Falle<br />

des vorzeitigen Ausscheidens eines Mitgliedes gemäß Abs. (3) a) bis c) soll die<br />

juristische Person bzw. Körperschaft, die das Mitglied vorgeschlagen bzw. berufen<br />

hat, ein neues Mitglied zur Wahl vorschlagen bzw. berufen.<br />

(5) Der Stiftungsrat<br />

a)muß für den Fall, daß nach dem vorzeitigen Ausscheiden eines Mitgliedes<br />

gemäß Abs. (3) a) bis c) die nach Abs. (4) Satz 2 zuständige Stelle auch<br />

nach Auffor<strong>der</strong>ung durch den Stiftungsrat nicht in angemessener Frist ein<br />

neues Mitglied vorschlägt o<strong>der</strong> beruft, sowie für den Fall, daß die betreffende<br />

juristische Person gemäß Abs. (3) a) erlischt,<br />

b)kann für den Fall, daß nach dem Rücktritt eines Mitgliedes gemäß Abs. (3)<br />

a) bis c) während <strong>der</strong> laufenden Amtsperiode auch das nach Abs. (4) Satz 2<br />

gewählte o<strong>der</strong> berufene Folgemitglied zurücktritt, das Vorschlags- o<strong>der</strong> Berufungsrecht<br />

für die laufende Amtsperiode einer entsprechenden an<strong>der</strong>en<br />

Stelle im Sinne <strong>von</strong> Abs. (3) a) <strong>und</strong> c) übertragen.<br />

(6) Nach Ablauf einer jeden Amtszeit sollen außer den beiden Mitglie<strong>der</strong>n gemäß<br />

Abs. (3) c) insgesamt bis zu drei Mitglie<strong>der</strong> gemäß Abs (3) a) <strong>und</strong> d) auf Beschluß<br />

des Stiftungsrates ersetzt werden. Der Beschluß ist zum Ende <strong>der</strong> Amtszeit<br />

mit 2/3-Mehrheit aller Mitglie<strong>der</strong> des Stiftungsrates zu fassen. Soweit<br />

neue Mitglie<strong>der</strong> gemäß Abs. (3) a) gewählt werden, sind diese aus dem Kreis<br />

<strong>der</strong> Kandidaten <strong>der</strong> im amtierenden Stiftungsrat nicht berücksichtigten Organisationen<br />

zu wählen.


§ 6 Vorsitz <strong>und</strong> Beschlußfassung des Stiftungsrates<br />

(1) Die Mitglie<strong>der</strong> des Stiftungsrates bestimmen aus ihrer Mitte eine Vorsitzende<br />

bzw. einen Vorsitzenden <strong>und</strong> zwei stellvertretende Vorsitzende.<br />

(2) Der Stiftungsrat faßt seine Beschlüsse in Sitzungen mit <strong>der</strong> Mehrheit <strong>der</strong> anwesenden<br />

Mitglie<strong>der</strong>, soweit die Satzung im Einzelfall nichts an<strong>der</strong>es bestimmt.<br />

Er ist beschlußfähig, wenn mehr als die Hälfte <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> anwesend sind.<br />

(3) Beschlüsse, die die Satzung verän<strong>der</strong>n, bedürfen einer 2/3 Mehrheit aller Mitglie<strong>der</strong>,<br />

sofern die Satzung im Einzelfall nichts an<strong>der</strong>es bestimmt.<br />

(4) Jedes Mitglied des Stiftungsrates gemäß § 5 Abs. (3) a) bis c) hat dem Stiftungsrat<br />

gegenüber eine ständige Stimmrechtsbevollmächtigte bzw. einen ständigen<br />

Stimmrechtsbevollmächtigten für den Fall <strong>der</strong> persönlichen Verhin<strong>der</strong>ung<br />

an <strong>der</strong> Teilnahme an Sitzungen des Stiftungsrates namentlich zu benennen.<br />

Eine Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Stimmrechtsbevollmächtigung im Einzelfall bedarf <strong>der</strong><br />

schriftlichen Mitteilung des verhin<strong>der</strong>ten Mitgliedes an den Stiftungsrat. Die<br />

Mitteilung muß dem Stiftungsrat spätestens zu Beginn <strong>der</strong> betreffenden Sitzung<br />

vorliegen. Die Bevollmächtigten habe in den Sitzungen die Rechte <strong>der</strong><br />

<strong>von</strong> ihnen vertretenen Mitglie<strong>der</strong>.<br />

(5) Der Stiftungsrat tagt mindestens zweimal im Kalen<strong>der</strong>jahr. Die Einladungen zu<br />

Sitzungen des Stiftungsrates haben einen Monat vor dem Sitzungstermin <strong>und</strong><br />

unter Mitteilung <strong>der</strong> Tagesordnung <strong>und</strong> Beigabe <strong>der</strong> zur Entscheidung stehenden<br />

Unterlagen schriftlich durch die Vorsitzende bzw. den Vorsitzenden o<strong>der</strong><br />

eine bzw. einen <strong>der</strong> stellvertretenden Vorsitzenden zu erfolgen. Die Einladungsfrist<br />

kann bei Dringlichkeitssitzungen auf zwei Wochen verkürzt werden.<br />

(6) Über die Sitzungen des Stiftungsrates ist eine Nie<strong>der</strong>schrift anzufertigen, die<br />

<strong>von</strong> <strong>der</strong> Protokollführerin bzw. dem Protokollführer zu unterzeichnen ist. Beschlüsse<br />

sind im Wortlaut festzuhalten <strong>und</strong> <strong>von</strong> <strong>der</strong> Sitzungsleiterin bzw. vom<br />

Sitzungsleiter gegenzuzeichnen.<br />

§ 7 Aufgaben des Stiftungsrates<br />

(1) Der Stiftungsrat überwacht die Geschäftsführung des Vorstandes. Er hat dafür<br />

Sorge zu tragen, daß eine Verwirklichung des Stiftungszwecks auf Dauer nachhaltig<br />

gewährleistet wird <strong>und</strong> die Verwaltung des Stiftungsvermögens <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

sonstigen Mittel gewissenhaft <strong>und</strong> sparsam erfolgt.<br />

(2) Der Stiftungsrat hat insbeson<strong>der</strong>e folgende Aufgaben:<br />

a)er bestellt den Vorstand <strong>und</strong> beruft ihn ab, wobei eine 2/3-Mehrheit aller<br />

Mitglie<strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lich ist;<br />

b)er berät den Vorstand, leitet ihn an <strong>und</strong> kontrolliert ihn;<br />

Dokumente<br />

135


Dokumente<br />

136<br />

c) er stellt je eine Geschäftsordnung für sich <strong>und</strong> den Vorstand auf, wobei in<br />

<strong>der</strong> Geschäftsordnung des Stiftungsrates bestimmte Aufgabenbereiche einzelnen<br />

Mitglie<strong>der</strong>n des Stiftungsrates übertragen werden können <strong>und</strong> in <strong>der</strong><br />

Geschäftsordnung für den Vorstand betragliche Ober<strong>grenzen</strong> für die Einrichtung<br />

<strong>und</strong> Unterhaltung <strong>der</strong> Geschäftsstelle festzulegen sind.<br />

d)er berät <strong>und</strong> beschließt den Wirtschaftsplan, den Arbeitsplan <strong>und</strong> den Jahresbericht<br />

<strong>und</strong> bestimmt den Abschlußprüfer gemäß § 10 Abs. (2).<br />

e)er berät <strong>und</strong> beschließt über die Vergabe <strong>von</strong> För<strong>der</strong>mitteln nach Vorlage<br />

des Vorstandes;<br />

f) er stellt die Stiftung <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Arbeit in <strong>der</strong> Öffentlichkeit dar.<br />

§ 8 Vorstand<br />

(1) Der Vorstand besteht aus fünf Mitglie<strong>der</strong>n. Seine Zusammensetzung muß dem<br />

Proporz des Stiftungsrates wie folgt entsprechen:<br />

a)zwei Mitglie<strong>der</strong> entsprechend § 5 Abs. (3) a);<br />

b)ein Mitglied entsprechend § 5 Abs. (3) b) o<strong>der</strong> c);<br />

c) zwei Mitglie<strong>der</strong> entsprechend § 5 Abs. (3) d)<br />

(2) Ein Mitglied des Vorstandes darf nicht zugleich Mitglied des Stiftungsrates<br />

sein.<br />

(3) Der Vorstand faßt seine Beschlüsse mit einfacher Mehrheit. Er ist beschlußfähig,<br />

wenn mindestens vier Vorstandsmitglie<strong>der</strong> anwesend sind.<br />

(4) Der Vorstand wählt aus seiner Mitte eine Vorsitzende bzw. einen Vorsitzenden<br />

<strong>und</strong> zwei stellvertretende Vorsitzende.<br />

(5) Jedes Mitglied des Vorstandes § 5 Abs. (3) a) bis c) hat dem Vorsitzenden des<br />

Vorstandes gegenüber eine ständige Stimmrechtsbevollmächtigte bzw. einen<br />

ständigen Stimmrechtsbevollmächtigten für den Fall <strong>der</strong> persönlichen Verhin<strong>der</strong>ung<br />

an <strong>der</strong> Teilnahme an Sitzungen des Vorstandes namentlich zu benennen.<br />

Eine Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Stimmrechtsbevollmächtigung im Einzelfall bedarf <strong>der</strong><br />

schriftlichen Mitteilung des verhin<strong>der</strong>ten Mitgliedes an den Vorstand. Die Mitteilung<br />

muß dem Vorstand spätestens zu Beginn <strong>der</strong> betreffenden Sitzung vorliegen.<br />

Die Bevollmächtigten haben in den Sitzungen die Rechte <strong>der</strong> <strong>von</strong> ihnen<br />

vertretenen Mitglie<strong>der</strong>.<br />

§ 9 Aufgaben des Vorstandes<br />

(1) Der Vorstand führt die Geschäfte <strong>der</strong> Stiftung, verwaltet das Stiftungsvermögen<br />

<strong>und</strong> die sonstigen Mittel gewissenhaft <strong>und</strong> sparsam, sorgt für die Durchführung<br />

<strong>der</strong> Beschlüsse des Stiftungsrates <strong>und</strong> erledigt alle Verwaltungsaufgaben, soweit<br />

diese nicht vom Stiftungsrat wahrgenommen werden. Der Vorstand ist<br />

dem Stiftungsrat gegenüber je<strong>der</strong>zeit rechenschaftspflichtig.


(2) Der Vorstand vertritt die Stiftung gerichtlich <strong>und</strong> außergerichtlich. Jeweils<br />

zwei Mitglie<strong>der</strong> des Vorstandes, <strong>von</strong> denen eines die bzw. <strong>der</strong> Vorsitzende o<strong>der</strong><br />

eine bzw. einer <strong>der</strong> beiden stellvertretenden Vorsitzenden sein muß, sind gemeinsam<br />

vertretungsberechtigt.<br />

(3) Der Vorstand hat insbeson<strong>der</strong>e folgende Aufgaben:<br />

a)er verwaltet das Vermögen, wobei im Innenverhältnis ein Zustimmungsvorbehalt<br />

des Stiftungsrates besteht;<br />

b)er erstellt den Wirtschaftsplan, den Arbeitsplan <strong>und</strong> den Jahresbericht;<br />

c) er erstellt Vorlagen für den Stiftungsrat über die zur För<strong>der</strong>ung durch die<br />

Stiftung eingereichten Projektanträge <strong>und</strong> veranlaßt die sonstigen Maßnahmen<br />

zum Einsatz <strong>von</strong> För<strong>der</strong>mitteln <strong>der</strong> Stiftung;<br />

d)er richtet eine Geschäftsstelle ein;<br />

e)er stellt die Geschäftsführerin bzw. den Geschäftsführer sowie die weiteren<br />

Mitarbeiterinnen bzw. Mitarbeiter nach einem vom Stiftungsrat im Innenverhältnis<br />

vorher zu genehmigenden Stellenplan ein, wobei bei <strong>der</strong> Einstellung<br />

<strong>der</strong> Geschäftsführerin bzw. des Geschäftsführers auch die vorherige Zustimmung<br />

des Stiftungsrates hinsichtlich <strong>der</strong>en bzw. dessen Person erfor<strong>der</strong>lich<br />

ist.<br />

(4) Das Nähere regelt die Geschäftsordnung gem. § 7 Abs. (2) c)<br />

§ 10 Rechnungswesen<br />

(1) Das Geschäftsjahr ist das Kalen<strong>der</strong>jahr.<br />

(2) Zum Schluß eines jeden Geschäftsjahres hat <strong>der</strong> Vorstand auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage<br />

<strong>der</strong> Buchführung <strong>und</strong> des Inventars eine vom Stiftungsrat zu beschließende<br />

Jahresabrechnung mit einer Vermögensübersicht <strong>und</strong> einem Bericht über die<br />

Erfüllung des Stiftungszwecks (Jahresbericht) aufzustellen. Die Prüfung erfolgt<br />

durch einen öffentlich bestellten Wirtschaftsprüfer o<strong>der</strong> eine anerkannte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.<br />

§ 11 Staatsaufsicht<br />

(1) Die Stiftung unterliegt <strong>der</strong> Aufsicht des Senators für Justiz gemäß den Vorschriften<br />

des Berliner Stiftungsgesetzes.<br />

(2) Beschlüsse, die Satzungsän<strong>der</strong>ungen, die Aufhebung <strong>der</strong> Stiftung o<strong>der</strong> ihre<br />

Zusammenlegung mit einer an<strong>der</strong>en Stiftung zum Gegenstand haben, bedürfen<br />

<strong>der</strong> Genehmigung <strong>der</strong> Aufsichtsbehörde.<br />

(3) Der Prüfbericht gemäß § 8 Abs. 3 des Berliner Stiftungsgesetzes <strong>und</strong> <strong>der</strong> Bericht<br />

über die Erfüllung des Stiftungszwecks sind <strong>der</strong> Aufsichtsbehörde innerhalb<br />

<strong>von</strong> vier Monaten nach Schluß des Geschäftsjahres vorzulegen.<br />

Dokumente<br />

137


Dokumente<br />

138<br />

(4) Jede Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Zusammensetzung <strong>der</strong> Stiftungsorgane ist <strong>der</strong> Aufsichtsbehörde<br />

unverzüglich anzuzeigen.<br />

§ 12 Aufhebung <strong>und</strong> Vermögensbindung<br />

(1) Wird die Erfüllung des Stiftungszweckes unmöglich o<strong>der</strong> erscheint sie angesichts<br />

wesentlicher Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Verhältnisse nicht mehr sinnvoll, so<br />

kann <strong>der</strong> Stiftungsrat <strong>der</strong> Stiftung einen neuen gemeinnützigen Zweck geben<br />

o<strong>der</strong> ihren Zusammenschluß mit einer an<strong>der</strong>en Stiftung beschließen, die die<br />

Verwendung <strong>der</strong> Mittel für ähnliche gemeinnützige Zwecke sichert.<br />

(2) Wird die Erfüllung des Stiftungszweckes unmöglich, so kann <strong>der</strong> Stiftungsrat<br />

auch die Aufhebung <strong>der</strong> Stiftung beschließen. Die Mittel <strong>der</strong> Stiftung werden<br />

in diesem Fall einer o<strong>der</strong> mehreren gemeinnützigen juristischen Personen gemäß<br />

§ 2 Abs. (4) a) mit <strong>der</strong> Auflage übertragen, sie für gemeinnützige, möglichst<br />

ähnliche Zwecke im Sinne dieser Satzung zu verwenden. Eine Erklärung<br />

des zuständigen Finanzamtes über die Gemeinnützigkeit <strong>der</strong> zu bedenkenden<br />

juristischen Personen <strong>und</strong> die Verpflichtung <strong>der</strong> dortigen Vorstände, die Mittel<br />

auflagengemäß einzusetzen, sind zuvor einzuholen.<br />

(3) Beschlüsse gemäß Abs. (1) <strong>und</strong> (2) bedürfen einer 3/4-Mehrheit aller Mitglie<strong>der</strong><br />

des Stiftungsrates.<br />

§ 13 Überleitungsvorschrift<br />

Das Vermögen wird mit folgen<strong>der</strong> Auflage übertragen:<br />

Für den Fall rechtskräftig festgestellter Rückfor<strong>der</strong>ungsansprüche gegen den Stifter<br />

o<strong>der</strong> die Treuhandanstalt auf an den Stifter bzw. an das ehemalige Solidaritätskomitee<br />

<strong>der</strong> DDR gezahlte Spendenbeträge u. ä., die dem Vermögen des Stifters<br />

gemäß Vergleich zwischen dem Stifter <strong>und</strong> <strong>der</strong> Treuhandanstalt unter Beteiligung<br />

<strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland, vertreten durch die Unabhängige Kommission<br />

zur Überprüfung des Vermögens <strong>der</strong> Parteien <strong>und</strong> Massenorganisationen <strong>der</strong><br />

DDR, vom 21.02.1992 (Verwaltungsgericht Berlin, Az. VG 26 A 7/92), Ziffer 3.b),<br />

zuzurechnen sind, wird <strong>der</strong> Stifter sowie ggf. die Treuhandanstalt <strong>von</strong> <strong>der</strong> Stiftung<br />

gemäß Ziffer 3.b) des Vergleiches <strong>von</strong> <strong>der</strong> Erfüllung solcher Ansprüche <strong>und</strong> den<br />

damit im Zusammenhang stehenden Kosten freigestellt.<br />

Berlin, den 21. Februar 1994<br />

Der Stifter<br />

Vorstehende Fassung wurde am 28.09.1998 um den Paragraphen §8 (5) ergänzt <strong>und</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>der</strong> Stiftungsaufsicht am 15.1.1999 genehmigt.


Folgende Angaben sind notwendig:<br />

� Antragsteller<br />

Ort/Datum �<br />

Projektbezeichnung<br />

�<br />

Sektor/Schwerpunkt<br />

�<br />

Projektland �<br />

Zielgruppe/n �<br />

Beantragte Summe<br />

�<br />

Dauer/Laufzeit<br />

�<br />

Partnerorganisation (Name, Anschrift)<br />

�<br />

weitere Finanzierung beantragt bei/am<br />

�<br />

da<strong>von</strong> bewilligte Summe<br />

�<br />

rechtsverbindliche Unterschrift/Stempel<br />

�<br />

I. Angaben zum Antragsteller<br />

1. Die Satzung, die Eintragung in das Vereinsregister <strong>und</strong> <strong>der</strong> Nachweis <strong>der</strong> Gemeinnützigkeit<br />

werden erbeten, sofern sie <strong>der</strong> Stiftung nicht bereits vorliegen.<br />

2. Selbstdarstellung (Gründung, personelle Situation/Mitglie<strong>der</strong>, Finanzierung u.<br />

a.)<br />

3. Darstellung <strong>der</strong> bisherigen Projektarbeit/Bildungsarbeit u. a.<br />

4. In den letzten zwei Jahren durch die Stiftung geför<strong>der</strong>te Projekte.<br />

Dokumente<br />

ANGABEN FÜR DIE ANTRAGSTELLUNG<br />

FÜR DIE FÖRDERUNG VON VORHABEN FREIER TRÄGER DER ENTWICKLUNGS-<br />

ZUSAMMENARBEIT AUS DEN NEUEN BUNDESLÄNDERN UND BERLIN (OST)<br />

139


Dokumente<br />

140<br />

II. Projektbeschreibung (EZ-Projekte)<br />

1. Entwicklungspolitischer Ansatz<br />

2. Zur Entstehung des Projektes (Erfahrungen, ggf. Vorläuferprojekte; die Projektanfor<strong>der</strong>ung<br />

des ausländischen Partners ist möglichst beizufügen)<br />

3. Rolle des ausländischen Projektpartners (Organisationsform, bisherige Erfahrungen<br />

in <strong>der</strong> Projektarbeit, Beziehung zur Zielgruppe u. a.)<br />

4. Gegenwärtige Situation, Voraussetzungen für die Projektrealisierung<br />

5. Zielgruppe(n) (Status, Anzahl <strong>der</strong> direkt durch das Projekt geför<strong>der</strong>ten Personen,<br />

soziale Wirkung des Projektes auf das Umfeld)<br />

6. Geplante Maßnahmen <strong>und</strong> Projektschritte (einschließlich Zeitplan)<br />

7. Ziele, erwartete Ergebnisse des Projektes, Frauenför<strong>der</strong>ung<br />

8. Nachhaltigkeit (Perspektiven des Projektes/mögliche Folgeprojekte/Risikoeinschätzung)<br />

9. begleitende Informations- <strong>und</strong> Bildungsarbeit<br />

10. ...<br />

II. Projektbeschreibung (Bildungs- <strong>und</strong> Öffentlichkeitsarbeit)<br />

1. Entwicklungspolitischer Ansatz<br />

2. Anmerkungen zur Entstehung des Projektes (Erfahrungen, ggf. Beziehung zu EZ-<br />

Arbeit)<br />

3. Zielgruppe(n)<br />

4. inhaltliche Konzeption, Zeitplan<br />

5. Ziele, erwartete Ergebnisse des Projektes<br />

6. erwartete Teilnehmerzahl, Veröffentlichungen, Publikationen...<br />

7. ...<br />

III. Kostenplan<br />

Auflistung <strong>der</strong> einzelnen Kostenpositionen.<br />

IV. Finanzierungsplan<br />

Jahr 200. 200. 200. Summe<br />

Anteil des Antragstellers<br />

Anteil des Projektpartners<br />

Anteile Dritter (beantragt o<strong>der</strong> bewilligt)<br />

bei <strong>der</strong> Stiftung beantragt<br />

Gesamtausgaben im Jahr


Dokumente<br />

FÖRDERRICHTLINIEN<br />

1. För<strong>der</strong>zweck<br />

Die Stiftung för<strong>der</strong>t Projekte <strong>der</strong> Entwicklungszusammenarbeit, <strong>der</strong> entwicklungsbezogenen<br />

Bildungs- <strong>und</strong> Öffentlichkeitsarbeit sowie projektbezogene Studien, die<br />

die in <strong>der</strong> Satzung genannten Voraussetzungen erfüllen.<br />

„Zweck <strong>der</strong> Stiftung ist<br />

die För<strong>der</strong>ung partnerschaftlicher <strong>und</strong> solidarischer Entwicklungshilfe zur Schaffung<br />

menschenwürdiger Entwicklungs<strong>möglichkeiten</strong> in benachteiligten Regionen<br />

<strong>der</strong> Welt, beson<strong>der</strong>s in Entwicklungslän<strong>der</strong>n;<br />

die Stärkung des öffentlichen Bewußtseins für die Notwendigkeit <strong>von</strong> Entwicklungszusammenarbeit,<br />

insbeson<strong>der</strong>e durch<br />

– die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> internationalen Gesinnung, <strong>der</strong> Toleranz auf allen Gebieten<br />

<strong>der</strong> Kultur <strong>und</strong> <strong>der</strong> Völkerverständigung;<br />

– die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bildung <strong>und</strong> Erziehung mit dem Ziel <strong>der</strong> Stärkung des Bewußtseins<br />

<strong>von</strong> <strong>der</strong> Ganzheitlichkeit <strong>und</strong> <strong>der</strong> Verflochtenheit <strong>der</strong> Welt <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Verantwortung für Überlebens- <strong>und</strong> Solidargemeinschaften <strong>von</strong> Nord <strong>und</strong><br />

Süd.“ (Auszug aus <strong>der</strong> Satzung)<br />

Vorrangige Kriterien zur Auswahl för<strong>der</strong>ungswürdiger Projekte in Entwicklungslän<strong>der</strong>n<br />

sind die Gr<strong>und</strong>bedürfnisbefriedigung, die Stärkung <strong>der</strong> Selbsthilfepotentiale<br />

benachteiligter Bevölkerungsgruppen (Empowerment), die För<strong>der</strong>ung umweltbewahren<strong>der</strong><br />

Produktions- <strong>und</strong> Lebensweisen <strong>und</strong> die Verwirklichung <strong>von</strong> Demokratie<br />

<strong>und</strong> Menschenrechten. Die Belange <strong>von</strong> Frauen sind immer erkennbar zu berücksichtigen.<br />

Vorrangige Kriterien bei <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung <strong>von</strong> Projekten <strong>der</strong> entwicklungsbezogenen<br />

Bildungs- <strong>und</strong> Informationsarbeit sind ihr Beitrag zu einem vertieften Bewußtsein<br />

141


Dokumente<br />

142<br />

<strong>und</strong> Verständnis <strong>von</strong> Verantwortung in <strong>der</strong> einen Welt, <strong>der</strong> Einbezug betroffener<br />

Bevölkerungsgruppen <strong>und</strong> die Nähe zu entwicklungsrelevantem Handeln.<br />

2. För<strong>der</strong>voraussetzungen<br />

Die Stiftung för<strong>der</strong>t im Hinblick darauf, daß die Stiftungsmittel <strong>von</strong> Menschen aus<br />

<strong>der</strong> ehemaligen DDR für internationale solidarische Zwecke aufgebracht wurden,<br />

Vorhaben entwicklungsbezogen tätiger, gemeinnütziger Vereine, die seit Ersteintragung<br />

im Vereinsregister ihren Sitz im Beitrittsgebiet gemäß Kap. I Art. 1 Einigungsvertrag<br />

o<strong>der</strong> im Land Berlin mit tatsächlichem Geschäftssitz im Ostteil Berlins<br />

haben.<br />

Die Gemeinnützigkeit muß steuerrechtlich anerkannt sein. Nicht rechtsfähige Vereinigungen<br />

(Initiativgruppen <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e) können gemeinsam mit einem eingetragenen<br />

Verein Zuschüsse beantragen. Der eingetragene Verein ist in diesem Fall gegenüber<br />

<strong>der</strong> Stiftung <strong>der</strong> Zuschußempfänger.<br />

Der Antragsteller <strong>und</strong>, im Falle gemeinsamer Beantragung, auch die nichtrechtsfähige<br />

Vereinigung müssen fachlich, personell <strong>und</strong> organisatorisch in <strong>der</strong> Lage sein,<br />

Projekte zu planen, durchzuführen <strong>und</strong> abzurechnen.<br />

Der Antragsteller muß bei <strong>der</strong> Projektdurchführung mit einer Organisation im Entwicklungsland<br />

zusammenarbeiten. Bei Projekten mit einem Projektumfang über<br />

10.000,00 DM soll die schriftliche Anfor<strong>der</strong>ung des ausländischen Projektpartners<br />

beigelegt werden.<br />

3. Zuwendungsfähige Maßnahmen<br />

3.1 Anträge im Bereich <strong>der</strong> Entwicklungszusammenarbeit<br />

Die Stiftung Nord-Süd-Brücken för<strong>der</strong>t beson<strong>der</strong>s Projekte, die<br />

vorrangig auf die Befriedigung <strong>von</strong> Gr<strong>und</strong>bedürfnissen gerichtet sind<br />

auf die unmittelbare Verbesserung <strong>der</strong> materiellen Lebensbedingungen <strong>der</strong> Zielgruppe<br />

gerichtet sind (z. B. einkommenschaffende Maßnahmen)<br />

die gesellschaftliche Stellung <strong>und</strong> die soziale Situation <strong>von</strong> Frauen nachhaltig<br />

verbessern<br />

durch Bildungs- <strong>und</strong> Qualifizierungsmaßnahmen die Fähigkeiten <strong>der</strong> Zielgruppen<br />

erweitern, eigenständig ihre Probleme zu lösen (emanzipatorischer Ansatz)<br />

in beson<strong>der</strong>er Weise auf den Umwelt- <strong>und</strong> Ressourcenschutz gerichtet sind<br />

die Süd-Süd-Kooperation unterstützen <strong>und</strong> beför<strong>der</strong>n<br />

die Gleichberechtigung <strong>von</strong> Mann <strong>und</strong> Frau verwirklichen<br />

die Menschenrechte durchsetzen bzw. <strong>der</strong>en Verwirklichung beför<strong>der</strong>n<br />

<strong>und</strong> die Diskriminierung <strong>von</strong> Menschen aufgr<strong>und</strong> ihrer ethnischen Zugehörigkeit,<br />

ihrer Religion, Kultur o<strong>der</strong> politischen Überzeugungen überwinden helfen


Beson<strong>der</strong>e Festlegungen<br />

3.1.1 Bau- <strong>und</strong> Ausrüstungsvorhaben zur Infrastrukturentwicklung<br />

Die nachhaltige Nutzung <strong>der</strong> geför<strong>der</strong>ten Bau- <strong>und</strong> Ausrüstungsvorhaben muß gesichert<br />

sein (personell <strong>und</strong> materiell). Mit <strong>der</strong> Investition muß ein emanzipatorisches<br />

Ziel für beson<strong>der</strong>s för<strong>der</strong>ungswürdige Zielgruppen verb<strong>und</strong>en sein. Die Investitionen<br />

sollten erkennbar Teil einer längerfristigen Projektbegleitung sein (Programmcharakter).<br />

Kosten für Investitionsgüter werden zu höchstens 50 % (in begründeten<br />

Ausnahmefällen zu höchstens 70 %) geför<strong>der</strong>t. Ein angemessener Eigenbeitrag<br />

<strong>der</strong> Partnerorganisation <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> <strong>der</strong> zuständigen staatlichen Strukturen<br />

im Projektland <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Einsatz an<strong>der</strong>er Drittmittel bei <strong>der</strong>artigen Vorhaben ist<br />

nachzuweisen. Investitionsgüter <strong>und</strong> Ausrüstungsgegenstände sind im Projektland<br />

zu erwerben. Ausnahmen bedürfen einer Begründung. (Die Mehrwertsteuer für in<br />

Deutschland erworbene Güter ist im Verwendungsnachweis auszuweisen <strong>und</strong> nach<br />

Rückerstattung durch das Finanzamt zurückzuzahlen.)<br />

3.1.2 Projekterk<strong>und</strong>ungsreisen<br />

Projekterk<strong>und</strong>ungsreisen können in begründeten Ausnahmefällen geför<strong>der</strong>t werden.<br />

Der Antrag sollte Angaben zu den bisherigen Kontakten mit den Partnern im<br />

Zielland, zum Programm <strong>und</strong> zu den geplanten Projektvorhaben enthalten. Geför<strong>der</strong>t<br />

werden ausschließlich Flug- <strong>und</strong> Transportkosten.<br />

3.1.3 Projektbetreuungsreisen<br />

Pro Organisation kann maximal eine Projektbetreuungsreise für ein Vereinsmitglied<br />

pro Kalen<strong>der</strong>jahr geför<strong>der</strong>t werden. Im Antrag ist die Reiseplanung darzustellen.<br />

3.2 Anträge im Bereich <strong>der</strong> Bildungs- <strong>und</strong> Inlandsarbeit<br />

Die Stiftung Nord-Süd-Brücken för<strong>der</strong>t beson<strong>der</strong>s Projekte, die<br />

– eine eindeutige entwicklungspolitische Zielstellung aufweisen<br />

– die Verantwortung <strong>der</strong> Industriegesellschaften für die Nord-Süd-Problematik thematisieren<br />

– auf eine längerfristige Zusammenarbeit mit den Zielgruppen orientiert sind (Programmcharakter)<br />

– multiplikatorische Effekte haben<br />

Dokumente<br />

143


Dokumente<br />

144<br />

Beson<strong>der</strong>e Festlegungen<br />

3.2.1 Veranstaltungen<br />

Bei Projekten, die sich künstlerisch/kultureller Medien bedienen (Theateraufführungen,<br />

Filmwochen, Lesungen, Musikveranstaltungen u. a.), ist die Einbindung in<br />

ein entwicklungspolitisches Programm, ein angemessener Teilnehmerbeitrag <strong>und</strong><br />

in <strong>der</strong> Regel <strong>der</strong> Einsatz <strong>von</strong> Drittmitteln nachzuweisen.<br />

3.2.2 schulische Bildungsarbeit<br />

Programme <strong>der</strong> schulischen Bildungsarbeit können mit höchstens 50 % <strong>der</strong> Kosten<br />

geför<strong>der</strong>t werden.<br />

3.2.3 Bildungsreisen<br />

Entwicklungspolitische Bildungsreisen können in einem begrenzten Rahmen bezuschußt<br />

werden. Voraussetzungen sind eine angemessene Vor- <strong>und</strong> Nachbereitung<br />

durch die TeilnehmerInnen, eine mit <strong>der</strong> Zielstellung <strong>der</strong> Reise zu vereinbarende<br />

Gruppengröße (ca. 10 Personen), eine Aufenthaltsdauer im Reiseland <strong>von</strong> mindestens<br />

3 Wochen <strong>und</strong> ein entwicklungspolitisches Programm. R<strong>und</strong>reisen werden<br />

nicht geför<strong>der</strong>t. Ein angemessener Eigenbeitrag <strong>der</strong> Teilnehmer ist nachzuweisen.<br />

In <strong>der</strong> Regel sollten Begegnungsreisen mit Reverseprogrammen verb<strong>und</strong>en werden.<br />

3.2.4 Zeitschriften<br />

Die Zuschüsse für entwicklungspolitische Zeitschriften werden auf die Höchstsumme<br />

<strong>von</strong> 10 TDM pro Jahr begrenzt. Vom Antragsteller ist die Kofinanzierung <strong>und</strong><br />

die Sicherstellung <strong>der</strong> Herausgabe <strong>der</strong> geplanten Nummern nachzuweisen. Verwaltungskosten<br />

werden nicht bewilligt.<br />

3.2.5 Personalkosten<br />

Für die För<strong>der</strong>ung <strong>von</strong> Personalkosten wurde eine zeitlich begrenzte Richtlinie erlassen.<br />

Personalkosten <strong>der</strong> antragstellenden Organisation zur Vorbereitung <strong>und</strong><br />

Durchführung <strong>von</strong> Projekten werden nicht übernommen. Honorare für Personen,<br />

die mit <strong>der</strong> antragstellenden Organisation o<strong>der</strong> <strong>der</strong>en Kooperationspartnern in einem<br />

Anstellungsverhältnis stehen <strong>und</strong> durch ihre Tätigkeit bei <strong>der</strong> Projektdurchführung<br />

nicht nachweislich einen Verdienstausfall haben, werden nicht geför<strong>der</strong>t.<br />

3.3 Nicht geför<strong>der</strong>t werden:<br />

– Projekte, die in den Bereich <strong>der</strong> Not- <strong>und</strong> Katastrophenhilfe fallen<br />

– Transportkosten für Hilfstransporte o<strong>der</strong> projektungeb<strong>und</strong>ene Transporte


– Projekte in den Län<strong>der</strong>n Ex-Jugoslawiens<br />

– die Entsendung <strong>von</strong> deutschem Projektbetreuungspersonal<br />

– <strong>der</strong> Kauf <strong>von</strong> Gr<strong>und</strong>stücken<br />

– Projekte in Osteuropa, sofern sie nicht <strong>von</strong> beson<strong>der</strong>em entwicklungspolitischen<br />

Interesse sind<br />

– die För<strong>der</strong>ung <strong>von</strong> Einzelpersonen ist nicht möglich.<br />

4. Konditionen für Zuschüsse<br />

Der Zuschuß für eine Maßnahme ist projektgeb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> kann bis zu<br />

– 100 000 DM pro Jahr für Projekte in Entwicklungslän<strong>der</strong>n <strong>und</strong> bis zu<br />

– 50 000 DM pro Jahr für Bildungs- <strong>und</strong> Informationsarbeit betragen.<br />

Für Antragsteller, die bisher nicht durch die Stiftung geför<strong>der</strong>t wurden, kann ein<br />

Zuschuß für eine Maßnahme <strong>von</strong><br />

– 35 000 DM für Projekte in Entwicklungslän<strong>der</strong>n <strong>und</strong> bis zu<br />

– 20 000 DM für Bildungs- <strong>und</strong> Informationsarbeit gewährt werden.<br />

Projekte <strong>von</strong> Antragstellern, die erstmals durch die Stiftung geför<strong>der</strong>t werden, sollten<br />

innerhalb <strong>von</strong> 12 Monaten abgeschlossen sein.<br />

Bezuschußte Maßnahmen dürfen erst nach <strong>der</strong> Bewilligung beginnen. Vor Bewilligung<br />

des Zuschusses eingesetzte Eigenmittel dürfen auf Antrag als Teil <strong>der</strong> zu erbringenden<br />

Eigenbeteiligung anerkannt werden. Die Projektaufgaben sind so zu<br />

planen, daß sie spätestens innerhalb <strong>von</strong> 3 Jahren erreicht werden.<br />

Der finanzielle Eigenbeitrag des Antragstellers muß mindestens 10% des Zuschusses<br />

<strong>der</strong> Stiftung betragen.<br />

Projektbezogene Sachleistungen des Antragstellers können als Eigenanteil anerkannt<br />

werden. Die Wertbestimmung <strong>der</strong> Sachleistungen ist durch einen unabhängigen<br />

Gutachter nachzuweisen.<br />

Bei Projekten <strong>der</strong> Entwicklungszusammenarbeit mit einem Projektumfang über<br />

10 TDM soll ein finanzieller Eigenanteil des Projektpartners/<strong>der</strong> Zielgruppe erbracht<br />

werden. Er kann auch in Sach- o<strong>der</strong> Arbeitsleistungen nachgewiesen werden.<br />

Planbare Einnahmen im Zusammenhang mit geför<strong>der</strong>ten Projekten sind im Antrag<br />

auszuweisen.<br />

Ein Verein kann pro Jahr nicht mehr als 10 % <strong>der</strong> Gesamtför<strong>der</strong>summe <strong>der</strong> Stiftung<br />

erhalten. Diese Höchstsumme wird jährlich festgelegt <strong>und</strong> kann in <strong>der</strong> Geschäftsstelle<br />

erfragt werden.<br />

Pro Organisation kann ein Kleinantrag bis 5.000 DM im Quartal bewilligt werden.<br />

Projektverwaltungskosten können in Höhe <strong>von</strong> 15% <strong>der</strong> För<strong>der</strong>summe <strong>der</strong> Stiftung,<br />

maximal jedoch 7.500,00 DM, gewährt werden. Die Verwaltungskosten <strong>der</strong> Partnerorganisation<br />

sind in dieser Pauschale enthalten.<br />

Dokumente<br />

145


Dokumente<br />

146<br />

Ein Anspruch des Antragstellers auf Gewährung eines Zuschusses besteht nicht.<br />

Die Stiftung behält sich vor, externe Referenzen einzuholen.<br />

5. Antragstellung<br />

Eine finanzielle För<strong>der</strong>ung ist nur auf schriftlichen Antrag möglich. Antragsformulare<br />

können in <strong>der</strong> Geschäftsstelle angefor<strong>der</strong>t werden o<strong>der</strong> sind im Internet unter<br />

www.nord-sued-bruecken.de erhältlich. Für Projekte im Bereich <strong>der</strong> Entwicklungszusammenarbeit<br />

ist als Handreichung unser Evaluierungsraster „Fragen<br />

zu gesellschaftlichen Voraussetzungen <strong>und</strong> Wirkungen <strong>von</strong> Projekten“ in <strong>der</strong><br />

Geschäftsstelle erhältlich (auch in englisch, französisch, russisch <strong>und</strong> spanisch).<br />

Anträge per Fax können nicht bearbeitet werden. Anträge können laufend gestellt<br />

werden.<br />

Dem Antrag sind die Satzung, die Eintragung ins Vereinsregister <strong>und</strong> <strong>der</strong> Gemeinnützigkeitsbescheid<br />

beizufügen, sofern sie nicht bereits in <strong>der</strong> Geschäftsstelle vorliegen.<br />

Der Kosten- <strong>und</strong> Finanzierungsplan muß Aufschluß darüber geben, wie die Projektaufgaben<br />

erreicht werden sollen <strong>und</strong> welche(s) Positionen <strong>der</strong> Eigenanteil <strong>und</strong><br />

die Beiträge Dritter sind.<br />

Für mehrjährige Projekte sind Kosten- <strong>und</strong> Finanzierungen nach Kalen<strong>der</strong>jahren aufzuschlüsseln.<br />

Antragsfristen sowie die Termine für die Vergabesitzungen können in <strong>der</strong> Geschäftsstelle<br />

erfragt o<strong>der</strong> auf unserer homepage eingesehen werden.<br />

Den Antragstellern wird spätestens zwei Wochen nach Beschluß <strong>der</strong> Gremien die<br />

Entscheidung schriftlich mitgeteilt.


Dokumente<br />

FRAGEN ZU GESELLSCHAFTLICHEN VORAUSSETZUNGEN<br />

UND WIRKUNGEN VON PROJEKTEN<br />

Das folgende Frageraster sollte als Orientierung <strong>und</strong> Anregung verstanden werden,<br />

Voraussetzungen <strong>und</strong> Wirkungen <strong>von</strong> bestehenden partnerschaftlichen Kooperationen<br />

zu analysieren. Nicht jede <strong>der</strong> genannten Fragen mag für jedes Projekt o<strong>der</strong><br />

jede Partnerschaft zu beantworten sein, im konkreten Fall mögen auch weitere Fragestellungen<br />

auftauchen. Auf die eher üblichen Fragen zu den technischen, fachlichen<br />

<strong>und</strong> finanziellen Projektabläufen wurde hier bewußt verzichtet.<br />

Sinnvoll <strong>und</strong> notwendig wäre es, die Fragen <strong>und</strong> Probleme gemeinsam mit den jeweiligen<br />

Partnern im Süden zu diskutieren.<br />

1. Gr<strong>und</strong>lagen <strong>der</strong> Zusammenarbeit mit einer Partnerorganisation im<br />

Süden<br />

Ausgangspunkt <strong>der</strong> Betrachtung sollte nicht ein eingegrenztes Vorhaben sein, son<strong>der</strong>n:<br />

Welche Interessen, Ziele, Utopien verfolgen wir in <strong>der</strong> Zusammenarbeit mit <strong>der</strong><br />

jeweiligen Partnerorganisation?<br />

Welche Interessen, Ziele, Utopien hat unsere Partnerorganisation?<br />

Wurden diese gegenseitigen Vorstellungen ausgetauscht?<br />

Welche Kommunikationsformen bestehen zwischen uns, <strong>der</strong> Partnerorganisation<br />

<strong>und</strong> an<strong>der</strong>en Akteuren in dem betreffenden Land/ <strong>der</strong> betreffenden Region?<br />

2. Soziale Gegebenheiten/Kenntnisse über die Wirklichkeit im Partnerland<br />

2.1. Welche Rechte <strong>und</strong> faktischen Möglichkeiten haben Frauen <strong>und</strong> Männer hinsichtlich<br />

des Zugangs zu <strong>und</strong> <strong>der</strong> Kontrolle <strong>von</strong><br />

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Dokumente<br />

148<br />

– sozialer Infrastruktur<br />

– Land<br />

– Produktionsmittel, Beratung <strong>und</strong> Ausbildung<br />

– Kredit<br />

<strong>und</strong> welche hin<strong>der</strong>lichen <strong>und</strong> för<strong>der</strong>lichen Berührungspunkte gibt es hier zum Projektgeschehen?<br />

2.2. Über welche Einkommensquellen verfügen die vom Projekt berührten Männer<br />

<strong>und</strong> Frauen?<br />

2.3. Wie hoch ist <strong>der</strong> Anteil weiblicher Haushaltsvorstände? Welche Konsequenzen<br />

kann dies für die konkrete Zusammenarbeit in Projekten haben?<br />

2.4. Wie ist die Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern organisiert?<br />

2.5. Wie sind Mitsprache, Entscheidungsmacht <strong>und</strong> Status in Familie <strong>und</strong> Gesellschaft<br />

organisiert?<br />

2.6. Wie sind Männer, Frauen, Jugendliche organisiert, in welchem Verhältnis stehen<br />

diese Organisationen zu gesellschaftlicher Gestaltungsmacht?<br />

3. Projektidentifikation <strong>und</strong> Planung<br />

3.1. Wie waren die am Projekt beteiligten Menschen, Männer <strong>und</strong> Frauen, an <strong>der</strong><br />

Bestimmung <strong>der</strong> Projektziele beteiligt?<br />

(Wer hat wie seine/ihre Interessen, Ziele, Bedürfnisse, Probleme benannt; wer hat<br />

wie die Entscheidung für das ausgewählte Projekt getroffen?)<br />

3.2. Welche Planungsmethoden wurden genutzt, wie wurden die vom Projekt betroffenen<br />

Menschen, Männer, Frauen, Jugendliche, in die Planung einbezogen?<br />

3.3. Wie <strong>und</strong> nach welchen Kriterien wurden die Verantwortlichkeiten für das Projekt<br />

festgelegt?<br />

4. Verbindungen zwischen Projekt <strong>und</strong> gesellschaftlichem Umfeld<br />

4.1. Mit wem steht das Projekt im Dialog, in welcher Form <strong>und</strong> mit Blick auf welche<br />

Perspektive?<br />

4.2. Welche Beziehungen gibt es zwischen dem Projekt <strong>und</strong> den zuständigen<br />

staatlichen Strukturen?<br />

Gibt es weitere staatliche o<strong>der</strong> nichtstaatliche Akteure, <strong>der</strong>en Aktivitäten auf das<br />

Projekt zurückwirken o<strong>der</strong> selbst vom Projekt berührt werden?<br />

5. Monitoring/Projektsteuerung<br />

5.1. Wie halten sich alle Beteiligten über das Projektgeschehen informiert <strong>und</strong> wie<br />

verständigen sich die Projektbeteiligten über Erfolge <strong>und</strong> Mißlungenes?


5.2. Wie <strong>und</strong> durch wen werden notwendige Verän<strong>der</strong>ungen im Projektverlauf entschieden?<br />

6. Wirkungen des Projektes<br />

6.1. Trägt das Projekt dazu bei, die Rechte <strong>und</strong> Möglichkeiten <strong>von</strong> Männern <strong>und</strong><br />

Frauen hinsichtlich des Zugangs zu <strong>und</strong> <strong>der</strong> Kontrolle <strong>von</strong> sozialen Infrastruktur,<br />

Land, Produktionsmittel, Beratung <strong>und</strong> Ausbildung, Kredit etc. zu verän<strong>der</strong>n?<br />

6.2. Enthält das Projekt systematische Begünstigungen o<strong>der</strong> Ausgrenzungen, durch<br />

die bestehende Ungleichheiten in den Möglichkeiten des Zugangs zu Einkommensquellen<br />

stabilisiert o<strong>der</strong> gar verschärft werden? Gelingt es dem Projekt, bestehenden<br />

Ungleichheiten deutlich entgegenzuwirken?<br />

6.3. Wie wirken Projekt <strong>und</strong> die Geschlechterordnung <strong>der</strong> Arbeit aufeinan<strong>der</strong> ein?<br />

Wer macht was <strong>und</strong> kann deswegen gut o<strong>der</strong> eben nicht am Projektgeschehen teilhaben,<br />

<strong>und</strong> wenn nein o<strong>der</strong> unzureichend, wie läßt sich’s besser machen?<br />

6.4. Wie wirken Mitsprache<strong>möglichkeiten</strong>, Entscheidungsmacht <strong>und</strong> Status in Familie<br />

<strong>und</strong> Gesellschaft <strong>und</strong> das Projekt aufeinan<strong>der</strong> ein?<br />

6.5. Trägt das Projekt <strong>von</strong> seinem Gegenstand <strong>und</strong> <strong>der</strong> Art <strong>und</strong> Weise seiner Umsetzung<br />

dazu bei, die Situation gesellschaftlich weniger privilegierter Gruppen erlebbar<br />

zu verbessern?<br />

6.6. Welche Rückwirkungen hat das Projekt auf bestehende Organisationsformen<br />

<strong>der</strong> verschiedenen sozialen Gruppen? Kann das Projekt ihre Stärke <strong>und</strong> Durchsetzungskraft<br />

för<strong>der</strong>n?<br />

7. Perspektiven<br />

7.1. Welches sind die wichtigsten Erfahrungen aus <strong>der</strong> bisherigen Zusammenarbeit?<br />

7.2. Welche Erfolge wurden erreicht, welche Defizite haben wir erkannt?<br />

7.3. Wie können gemeinsam gewonnene Erkenntnisse zukünftig umgesetzt werden?<br />

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Dokumente<br />

ABRECHNUNGSMODALITÄTEN<br />

I. Bestätigung <strong>und</strong> Mittelanfor<strong>der</strong>ung<br />

1. Die bewilligten För<strong>der</strong>mittel sind im Bestätigungsschreiben festgelegt. Der dort nie<strong>der</strong>gelegte<br />

Kosten- <strong>und</strong> Finanzierungsplan ist verbindlich. Die Anfor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Mittel erfolgt<br />

auf dieser Gr<strong>und</strong>lage.<br />

2. Der Zuschuß ist zweckgeb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> ausschließlich zur Finanzierung <strong>der</strong> bestätigten Kostenplanpositionen<br />

im Rahmen des Kostenplanes bestimmt. Er ist wirtschaftlich <strong>und</strong> sparsam<br />

einzusetzen.<br />

3.Die bestätigten Mittel sind nicht an Haushaltsjahre geb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> verfallen nicht zum<br />

Ende des Kalen<strong>der</strong>jahres.<br />

4. Die Mittel sind entsprechend <strong>der</strong> Projektdauer <strong>und</strong> -realisierung in Raten abzufor<strong>der</strong>n.<br />

4.1 Der Anspruch auf För<strong>der</strong>mittel erlischt, wenn die För<strong>der</strong>mittel sechs Monate nach Bewilligung<br />

nicht abgefor<strong>der</strong>t wurden.<br />

4.2 Bereits überwiesene För<strong>der</strong>mittel sind innerhalb <strong>von</strong> vier Monaten auszugeben. Bei<br />

Verzögerungen ist das Geld zurückzuüberweisen.<br />

4.3. Bei verfrühtem Abruf <strong>der</strong> För<strong>der</strong>mittel <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> verspäteter Inanspruchnahme behält<br />

sich die Stiftung vor, vom Träger den entstandenen Zinsverlust zu for<strong>der</strong>n.<br />

5.För<strong>der</strong>mittel werden gr<strong>und</strong>sätzlich nur auf Konten <strong>der</strong> NRO <strong>und</strong> nicht auf Privatkonten<br />

überwiesen.<br />

6. Die För<strong>der</strong>summe steht unter dem Vorbehalt <strong>der</strong> Rückfor<strong>der</strong>ung.<br />

Die För<strong>der</strong>summe muß zurückgezahlt werden bei<br />

Verlust <strong>der</strong> Gemeinnützigkeit (gem. Abgabenordnung) des Antragstellers<br />

maßgeblicher Verletzung <strong>der</strong> Festlegungen gemäß Pkt. I – V.<br />

zweckwidriger Verwendung <strong>der</strong> För<strong>der</strong>summe<br />

unbegründeter nicht termingerechter Vorlage <strong>der</strong> Abrechnung des Projekts.<br />

II. Einsatz <strong>der</strong> För<strong>der</strong>mittel<br />

1. Än<strong>der</strong>ungen <strong>von</strong> Einzelpositionen innerhalb des Kostenplans <strong>von</strong> mehr als 30 % bedürfen<br />

<strong>der</strong> schriftlichen Bestätigung durch die Geschäftsstelle <strong>der</strong> Stiftung.<br />

2. Für die Projektdurchführung nicht benötigte Zuschußmittel sind spätestens nach Erstellen<br />

des Verwendungsnachweises zurückzuzahlen.<br />

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Dokumente<br />

3. Erhöhen sich nach Antragstellung bzw. nach Bewilligung die Drittmittel o<strong>der</strong> ermäßigen<br />

sich die Gesamtausgaben für das Projekt, so verringert sich <strong>der</strong> Zuschuß einschließlich<br />

<strong>der</strong> Verwaltungskostenpauschale <strong>und</strong> des erfor<strong>der</strong>lichen Eigenbeitrags anteilig.<br />

III. Festlegungen für einzelne Ausgabepositionen<br />

1. Bestätigte Personalkosten gelten als Höchst<strong>grenzen</strong>.<br />

2. Bei <strong>der</strong> Zahlung <strong>von</strong> Honoraren bei Inlands<strong>projekten</strong> sind Honorarverträge vorzulegen. In<br />

diesen Verträgen sind die auszuführende Leistung, die Zeitdauer, das Gesamthonorar <strong>und</strong><br />

die Zahlungsform anzugeben. Überhöhte Honorarzahlungen werden nicht anerkannt. Für<br />

eine Leistung im Inlandsbereich kann das Honorar bei einer Arbeitsleistung <strong>von</strong> mindestens<br />

90 Minuten maximal 250 DM betragen.<br />

3. Honorare für Personen, die mit <strong>der</strong> antragstellenden Organisation o<strong>der</strong> <strong>der</strong>en Kooperationspartnern<br />

in einem Anstellungsverhältnis stehen <strong>und</strong> durch ihre Tätigkeit bei <strong>der</strong> Projektdurchführung<br />

nicht nachweislich einen Verdienstausfall haben, werden nicht geför<strong>der</strong>t.<br />

4. Notwendige Reisekosten werden wie folgt finanziert:<br />

Fahrtkosten für die Benutzung öffentlicher Beför<strong>der</strong>ungsmittel in <strong>der</strong> 2. Wagenklasse in<br />

nachgewiesener Höhe,<br />

bei Benutzung eines privaten Kraftfahrzeugs 0,38 DM/km – bei <strong>der</strong> Mitnahme einer weiteren<br />

Person 0,41 DM/km – jedoch höchstens die vergleichbaren Kosten für öffentliche<br />

Verkehrsmittel.<br />

Ausnahmen sind beson<strong>der</strong>s zu begründen.<br />

IV. Nachweis <strong>der</strong> Verwendung <strong>der</strong> För<strong>der</strong>mittel<br />

a) Verwendungsnachweis<br />

1. Der Verwendungsnachweis besteht aus einem zahlenmäßigen Nachweis <strong>der</strong> Einnahmen<br />

<strong>und</strong> Ausgaben <strong>und</strong> einem Sachbericht.<br />

2. Der Verwendungsnachweis ist spätestens drei Monate nach Beendigung des Projektes in <strong>der</strong><br />

Geschäftsstelle <strong>der</strong> Stiftung einzureichen.<br />

3. Kleinprojekte mit einer Zuschußsumme <strong>von</strong> bis zu 5.000 DM sind innerhalb <strong>von</strong> sechs Wochen<br />

abzurechnen.<br />

4. Bei mehrjährigen Projekten ist jährlich ein Zwischennachweis <strong>der</strong> bisher getätigten Ausgaben<br />

<strong>und</strong> ein Sachbericht einzureichen.<br />

5. Entsprechend <strong>der</strong> Glie<strong>der</strong>ung des Kostenplanes ist ein zahlenmäßiger Nachweis über alle<br />

Einnahmen <strong>und</strong> Ausgaben einschließlich <strong>der</strong> Eigenbeteiligung vorzulegen. Die Abrechnung<br />

ist in DM zu erstellen.<br />

6. Dem Verwendungsnachweis sind die Belege im Original beizufügen. Fremdsprachige Belege<br />

sind mit einer Arbeitsübersetzung in deutsch zu versehen. Die Belege müssen den Positionen<br />

im Kostenplan problemlos zugeordnet werden können. Bei Teilfinanzierung durch<br />

Dritte ist eine Ablichtung dieser Abrechnung beizufügen.<br />

151


Dokumente<br />

7. Bei Rechnungen ist <strong>der</strong> Zahlungsnachweis zu führen (z. B. durch Kontoauszug).<br />

8. Bei Mitteltransfer in das Projektland sind Belege beizufügen, aus denen <strong>der</strong> jeweilige Kurs<br />

<strong>der</strong> Landeswährung zur DM zu ersehen ist. Dieser Kurs bildet die Gr<strong>und</strong>lage für die Abrechnung.<br />

Bei mehreren Kursen, z. B. Überweisung in das Projektland in USD, ist <strong>der</strong> Kurs DM<br />

zu USD vorzulegen. Werden Ausgaben in <strong>der</strong> Landeswährung getätigt, ist auch eine Kursbestätigung<br />

USD bzw. DM zur Landeswährung vorzulegen. Die Umrechnung in DM kann auf<br />

dem Verwendungsnachweis nach Kostenpositionen (nicht nach Einzelbelegen) erfolgen.<br />

9. Sollte bei EZ-Projekten die Vorlage <strong>von</strong> Originalbelegen nicht möglich sein, kann ein anerkannter<br />

unabhängiger Buchprüfer (chartered accountant) bei <strong>der</strong> Erstellung <strong>von</strong> Verwendungsnachweisen<br />

eingeschaltet werden. Die Qualifikation als anerkannter unabhängiger<br />

Buchprüfer ist durch eine Bestätigung <strong>der</strong> deutschen Botschaft o<strong>der</strong> einer an<strong>der</strong>en<br />

Einrichtung nachzuweisen.<br />

b). Sachbericht<br />

1. Der Sachbericht soll alle wesentlichen Aktivitäten, Erfolge <strong>und</strong> Mißerfolge bei <strong>der</strong> Realisierung<br />

des Projektes beinhalten. Die entwicklungspolitischen <strong>und</strong> sozialen Auswirkungen<br />

<strong>und</strong> die Nachhaltigkeit des Projektes sind aufzuzeigen (s. auch das Evaluierungsraster <strong>der</strong><br />

Stiftung für Auslandsprojekte). Die geplanten Ziele sind dem erreichten Stand gegenüberzustellen.<br />

2. Bei Druckerzeugnissen, Publikationen, Plakaten u. ä. sind Belegexemplare einzureichen.<br />

3. Bei Veranstaltungen <strong>der</strong> Informations- <strong>und</strong> Bildungsarbeit ist ein Programm (Ablauf) über<br />

die zeitliche Reihenfolge <strong>der</strong> Themen mit Namen <strong>der</strong> Vortragenden sowie die Anzahl <strong>der</strong><br />

TeilnehmerInnen (ggf. Teilnahmeliste) beizufügen.<br />

V. Mitteilungspflicht<br />

1. Sollten nach Bestätigung <strong>der</strong> För<strong>der</strong>mittel weitere Zuwendungen für den gleichen Zweck<br />

<strong>von</strong> an<strong>der</strong>en Kofinanziers bestätigt werden, ist dies <strong>der</strong> Stiftung mitzuteilen.<br />

2. Verzögert sich die Abrechnung, ist die Verlängerung des Abgabetermins schriftlich zu beantragen.<br />

3. Die Stiftung kann je<strong>der</strong>zeit Auskunft <strong>und</strong> Rechenschaft über die Realisierung des Projekts<br />

verlangen.<br />

4. Treten Umstände ein, die die Durchführung des Projektes in Frage stellen, ist dies <strong>der</strong> Stiftung<br />

unverzüglich mitzuteilen.<br />

VI. Entlastung<br />

Nach Prüfung des vorgelegten Verwendungsnachweises einschließlich des Sachberichts wird<br />

für die jeweilige För<strong>der</strong>ung durch die Geschäftsstelle <strong>der</strong> Stiftung eine schriftliche Entlastung<br />

ausgesprochen.<br />

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Gremien<br />

Gremien<br />

MITGLIEDER DES STIFTUNGSRATES<br />

Vorsitzen<strong>der</strong><br />

Dr. Berthold Meier, Experte, Leipzig (bis 10.04.2000)<br />

Peter Stobinski, Solidaritätsdienst-international e. V., Berlin (ab 10.04.2000,<br />

bis dahin Mitglied seit dem 04.10.1999)<br />

Stellvertretende Vorsitzende<br />

Dr. Ramesh Chennamaneni, Gesellschaft für solidarische Entwicklungszusammenarbeit<br />

e. V., Berlin (bis 10.04.2000, danach weiter Mitglied)<br />

Dr. Bert Maciy, OIKOS Eine Welt e. V., Berlin<br />

Ingrid Spiller, Expertin, Berlin (seit dem 10.04.2000)<br />

Mitglie<strong>der</strong><br />

Prof. Dr. Claudia <strong>von</strong> Braunmühl, Expertin, Berlin (bis 10.04.2000)<br />

Claudia Greifenhahn, aha – an<strong>der</strong>s handeln e. V., Dresden (bis 10.04.2000)<br />

Catrin Gutowsky, Vertreterin <strong>der</strong> Landesregierung Sachsen-Anhalt (bis<br />

22.01.1998 <strong>und</strong> seit dem 10.04.2000)<br />

Prof. Dr. Walter H<strong>und</strong>t, Experte, Fichtenwalde (seit dem 10.04.2000)<br />

Prof. Dr. Arnd Krause, Sächsische Gesellschaft für Auslandsinformation <strong>und</strong><br />

interkulturelle Fragen e. V., Leipzig (seit dem 04.10.1999)<br />

Dr. Michael Kreuzberg, Ökohaus Rostock e. V., Rostock (seit dem 10.04.2000)<br />

Rolf Leidenfrost, Vertreter <strong>der</strong> Landesregierung Thüringen (bis 07.04.1998)<br />

Dr. Rolf Müller-Syring, Sächsische Gesellschaft für Auslandsinformation <strong>und</strong><br />

interkulturelle Fragen e. V., Leipzig (bis 04.10.1999)<br />

Kristina Nowak, BAOBAB-Infoladen e. V., Berlin<br />

153


Gremien<br />

154<br />

Ursula Pattberg, Expertin, Dresden (seit dem 10.04.2000)<br />

Dr. Walter Romberg, Experte, Teltow (bis 10.04.2000)<br />

Cornelia Schattat, Expertin, Berlin (seit dem 10.04.2000)<br />

Prof. Dr. Hartmut Schilling, Solidaritätsdienst-international e. V., Berlin (bis<br />

04.10.1999)<br />

Hilde Schramm, Expertin, Berlin (seit dem 10.04.2000)<br />

Elvira Schulz, Vertreterin <strong>der</strong> Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern (seit<br />

dem 10.04.2000)<br />

Frie<strong>der</strong>ike Schulze, Expertin, Berlin (bis 10.04.2000)<br />

Babro Süpfle, Vertreterin <strong>der</strong> Landesregierung Thüringen (seit dem 07.04.1998<br />

bis 10.04.2000)<br />

Dr. Jürgen Varnhorn, Vertreter <strong>der</strong> Landesregierung Berlin<br />

Prof. Dr. Arnold Voigt, Entwicklungspolitische Gesellschaft e. V., Berlin (seit<br />

dem 28.09.1998)<br />

Dr. Matthias Weiter, Experte, Berlin (bis 10.04.2000)<br />

Wolfgang Wilhelm, Entwicklungspolitische Gesellschaft e. V., Berlin (bis<br />

12.08.1998)<br />

Wolfgang Zimmermann, Vertreter <strong>der</strong> Landesregierung Sachsen (bis<br />

10.04.2000)


Gremien<br />

MITGLIEDER DES STIFTUNGSVORSTANDES<br />

Vorsitzen<strong>der</strong><br />

Prof. Dr. Wolf-Dieter Graewe, Experte, Zernsdorf (bis 10.04.2000)<br />

Klaus Dünnhaupt, Experte, Berlin (seit dem 10.04.2000)<br />

Stellvertretende Vorsitzende<br />

Dr. Marina Beyer, Expertin, Berlin<br />

Dr. Jürgen Kunze, Deutsch-Afrikanische Gesellschaft e. V., Leipzig<br />

Mitglie<strong>der</strong><br />

Wilhelm Volks, INKOTA-netzwerk e. V., Berlin<br />

Rolf Wettstädt, Vertreter <strong>der</strong> Landesregierung Brandenburg<br />

MITARBEITERiNNEN DER GESCHÄFTSSTELLE<br />

Eberhard Bauer, Geschäftsführer<br />

Heidi Hornickel, Stellvertretende Geschäftsführerin, Referentin für Finanzen<br />

Kathrin Buhl, Entwicklungspolitische Referentin<br />

Ingrid Rosenburg, Verwaltungsangestellte<br />

Stand: April 2000<br />

155


Gremien<br />

Abkürzungsverzeichnis<br />

156<br />

ABL Alte B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong><br />

ABP Ausschuß für Entwicklungsbezogene Bildung <strong>und</strong> Publizistik<br />

AO Abgabenordnung<br />

BBAG Berlin-Brandenburgische Auslandsgesellschaft e. V.<br />

bengo Beratungsstelle für private Träger <strong>der</strong> Entwicklungszusammenarbeit<br />

BEPI Brandenburger Entwicklungspolitisches Institut e. V.<br />

BER Berliner Entwicklungspolitischer Ratschlag (Landesnetzwerk Berlin)<br />

BFS Bank für Sozialwirtschaft<br />

BKD Bank für Kirche <strong>und</strong> Diakonie<br />

BMZ B<strong>und</strong>esministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit <strong>und</strong> Entwicklung<br />

BVB Berliner Volksbank<br />

DAFRIG Deutsch-Afrikanische Gesellschaft e. V.<br />

ENS Entwicklungspolitisches Netzwerk Sachsen e. V.<br />

EpoG Entwicklungspolitische Gesellschaft e. V., Berlin<br />

EPRT Entwicklungspolitischer R<strong>und</strong>er Tisch<br />

EZ Entwicklungszusammenarbeit<br />

GMZ Gesellschaft für medizinische Zusammenarbeit e. V.<br />

GSE Gesellschaft für solidarische Entwicklungszusammenarbeit e. V.<br />

GTZ Deutsche Gesellschaft für technische Zusammenarbeit mbH<br />

KATE Kontaktstelle Umwelt <strong>und</strong> Entwicklung e. V., Berlin<br />

LA Lokale Agenda<br />

LDC developing countries<br />

LLDC least developed countries<br />

NBL Neue B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong><br />

NGO Non Governmental Organisation<br />

NRO Nichtregierungsorganisation<br />

PFF Personalkostenför<strong>der</strong>ungsfonds<br />

RAA Regionale Arbeitsstellen für Auslän<strong>der</strong>fragen e. V.<br />

SFAB Selbsthilfeför<strong>der</strong>ung ausländischer Mitbürger e. V., Berlin<br />

SODI Solidaritätsdienst-international e. V.<br />

TDM Tausend Deutsche Mark<br />

VBK Vietnam – Bildung – Kultur e. V., Berlin<br />

VENRO Verband Entwicklungspolitik deutscher Nichtregierungsorganisationen e. V.<br />

VENROB Verb<strong>und</strong> Entwicklungspolitischer Nichtregierungsorganisationen Brandenburg

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