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04. Text Band 1 - Teil 3 - DigiBern

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1482 227<br />

[386] Mit ernstlicher handlung den widerspaennigeu<br />

mezgern Ordnung geben.<br />

9. Mai. Uf donderstag nach Cantate, was der 9. tag Mey, nacli vil<br />

versampten raeten, grosser mieg und ernstlichen gesuochen, ouch<br />

iez dis dri tag mit den glueckhaftigen mezgeren gesuocht und 5<br />

fuergenommen, zuolezt, uf ir verstopfte unghorsame, beschlossen,<br />

dass die acht, so beschikt sind, mit nammen von obren mezgern<br />

1 ): Anthoni Broesemli, Barthlome [387] Buetschelbach, Riedi<br />

Sigrist, HemmanEdel; von dennidren: Riedi Hagelstein, Peter<br />

Wisshan, Uolrich Hechler und Ludi Schalck, angends an die 10<br />

(312) heiligen gesworn haben, nimmerme in der | stat Bern oder andern<br />

iren landen und gebieten ze mezgen on eins grossen und kleinen<br />

rats sunder urlob, und darzuo kein gmeinschaft mit denen,<br />

so mezgen werden, ze haben. Und sol darzuo iezlicher vom<br />

genanten hantwerk fünfzig pfund geben, und die andren al morn 10<br />

das mezgen ouch also versweren, und dabi die fleischal und<br />

[388] -baenk minen herren vervallen sin, damit fuerer nach<br />

irem gevallen ze ordnen, ouch die froemden, so beschikt werden,<br />

oder die heimschen, so ghorsame tuend, nit irren, schmähen,<br />

noch bekuemeren. Und uf semlichen ernstlichen des statlichen 20<br />

regiments entschluss, mornedigs rats, haben die mezger gmeinlich<br />

vor raeten und burgern einhelliklich zugesagt, dass ir gemaecht<br />

und verpoen soel absin, und fuerer iezlicher under inen fri<br />

sin zue mezgen, wievil, was, und wenn er will, und soellen ouch<br />

fuerder kein gemaechd, Ordnung, verpoen, geding oder verstaentnuess •«<br />

darwider machen, [389] noch izet underenandren ordnen on<br />

miner herren raeten und burgern wissen und willen, und bi der<br />

Schätzung miner herren, wie die nun und fuerhin des fleisches<br />

halb angesehen und mit iren meistren gehandlet wirt, beliben.<br />

Darzuo ires zuosagens angenomner bestirnter artiklen minen herren w<br />

ein gschriftlich bekantnuess geben. Und also uf ir zusagen ward<br />

l ) Die Zunft der Metzger war in zwei Gesellschatten, Ober- und Nieder-Metzgern<br />

getrennt; nach Studer, Notizen u. s. w. im Berner Taschenb.<br />

Jahrg. 1866, Seite 430, hätten sich beide Theile schon 1468 vereinigt, was<br />

aber nach unserer Stelle zu berichtigen ist.


228 1482<br />

in ufgelegte straf abgelassen, und uf ir klägliche pit zugelassen,<br />

nämlich des besten fleischs rinderis um 7 pfennig, guot urferis<br />

um 8 pfennig und kaelberis um 6 pfennig ein pfund ze geben.<br />

Darzuo gesezt geschworn schower und schaetzer: von | mezgern(3i3)<br />

Ä Barth [390] lome Buetschelbach und Jacob Koli, vom rat Peter Bomgarter,<br />

und von burgern Joss Steiger. Item bevolhen, notwendige<br />

versehung ze tuen, und den armen nach ir notturft an gwicht<br />

zuteilen '). Hie zeigt sichs, was eines fuersichtigen regiments<br />

dapferkeit vermoege und tuen soelle").<br />

io Die fisch nit im leich, und *) das maess nit hond, ze rahen.<br />

Item, geboten iren amptlueten zuo Nidow, Erlach, Murten und<br />

ZH Thun, guot ufsehen ze haben, dass die fischer nit leichfisch,<br />

noch ander, die ir maess nit hond, vahid 3 ), [391], dan zuo dem,<br />

dass selich fisch zuo essen nit toeglich sind, so bringts an fischen<br />

io grossen abgang.<br />

Den anken im land zue bhalten, und on fuerkouf 1 pfund<br />

um 10 pfennig ze gehen.<br />

Item, den iren im Oberland geboten, das molken und sunderlich<br />

den anken nit uf fuerkouf, noch ussert lands zuo verkou-<br />

»o fen, und in ir stat 1 pfund ankens um 10 pfennig ze geben 4 ).<br />

Geboten, die landstrassen zft besseren, und die wirt zu<br />

liferen.<br />

Item, ouch uss gmeiner Eidgnossen ansehen, zoll | und gleit(3i4)<br />

zuo behalten, geheissen al Strassen besseren ä ), und die wirt [392]<br />

25 mit liferung versehen.<br />

») Und tun solle später hinzugesetzt.<br />

,) Verhandlung vor Rath und Zweihunderten am 21. und 29. Juni 1482<br />

i Raths-Man. 37, S. 33 u. 39.)<br />

*) Ergänze: Solche die.<br />

3) Raths-Man. 36, S. 52 vom 13. April 1482.<br />

4) Raths-Man. 37. S. 128, vom 13. September 1482.<br />

ä ) Allg. Mandat an Städte und Länder wegen Unterhalt und Verbesserung<br />

der Strassen vom 8. November 1482. (Miss. E. 102 b .) Vergl. Eidg.<br />

Absch. HI. 1. p. 135 vom 23. October 1482.


1482 229<br />

Rechtgfertiget etlich gmein waren und gwerb.<br />

Item, tuoch, salz, specerig, goldschmid, kannengiesser und al<br />

gängig münzen gewichtiget und probiert.<br />

Gmeiner Eidgnossen ratschlag, ein körn muenz, und keinen<br />

usslaendschen burger ze haben. 5<br />

So was ouch der merteil der Eidgnossen daran, dass in<br />

gmeiner Eidgnoschaft ein glich körn gemuenzet'), und von wegen<br />

schädlicher spaenen und täglicher unruowen") kein ussländischer<br />

burger oder landman wurde ufgenommen, denn, so on alt ansprachen<br />

im selben ort mit lib und gut [393] hushäblich woelte sizen. i"<br />

Was nit unwislich angsehen, doch so woltend Zyrich uud Bern<br />

bi iren altharbrachten und bruchten friheiten bliben.<br />

Schaez und erz ze graben friheit geben, und den kuengsbrunneu<br />

lassen andren.<br />

Und damit torheit und glueck ouch im schin der fuorsichtikeit w<br />

(315) plaz hättid, gabend die wisen, fuersichtigen | Berner b ) den torrechtigen<br />

gluecksuochern, meister Heinrichen Schluesselfeldern und<br />

Cuonrat Wagern mit iren gsellen friheit, in iren landen ungeirt<br />

schäz ze graben. Item, ein grub im Gruendelwald nach bergwerksrecht<br />

verlihen 2 ). Item, den kuengsbrunnen verleitet 3 ). au<br />

[394] Recht zii besuchen, diss lobliche rechtsazung gesezt.<br />

Aber ze mindren und ze verkommen zank und kosten der<br />

undertanen, ouch unruow und mieg der stat regenten, ist von<br />

9. Min. raten und burgern dis Satzung gemacht uf den 9. tag Merzen 4 ):<br />

") Täglicher unruuen später hinzugesetzt.<br />

b ) Berner später hinzugesetzt.<br />

i) Vergl. über den Gedanken an einheitliche eidgenössische Münze:<br />

Eidg. Absch, III. S. 130, 139, 143.<br />

2) Raths-Man. 37, S. 114 vom 5. September 1482. Später wurde auch<br />

im Lauterbrunnenthal und in Hasle Eisen gewonnen.<br />

3<br />

) Raths-Man. 38, S. 78 vom 19. November. Ueber den Brunnen vergleiche<br />

oben S. 193.<br />

4) Raths-Man. 36, S. 11.


230 1482<br />

Menklich, so den andren anzevordren vermeint, darum an<br />

den ordenlichen gerichten, dahin er dan oder die sach, es sie<br />

um eigen, erb oder schulden, gehört, suchen, und nit fuer einen<br />

rat triben oder jagen sol. Ob aber dan iemands mit der urteil,<br />

5 an den[395]selben enden geben, vermeint beschwert ze sin,<br />

so mag er die fuer min herren, als die obristen herschaft, ziehen<br />

und appellieren; doch dass er sinen widerteil um den kosten, und<br />

S. Vincentzen fuer ein gülden, vertroest. Dan welcher sin sach also<br />

fuer min herren, es sige vor oder nach der urteil, ziehen und<br />

io daselbs underligen und sin sach verlieren wurd, der sol ouch<br />

sinen widersaecher allen zimlichen kosten abtragen, und darzuo<br />

S. Vincentzen einen gülden on gnad geben.<br />

Es sollen ouch alle die, so hie [396] oder anderswo an die<br />

gricht gsezt werden, sweren, und inen in den eid | gebunden (316)<br />

is werden, kein sach fuer min herren die raet ze wisen oder schlahen,<br />

denn darum si nit bekennen könnend, und das bi iren eiden behalten<br />

mögend.<br />

Landrecht, gericht und brach uf Tuetsche art iren<br />

Welschen landschaften geben.<br />

20 Item, denen von Aelen, Olon, Baix undOrmund 1 ), als nach<br />

Welscher gwonheit mit vil missbruechen und pledrien beladen, so<br />

ver muglich nach Tuetscher art, lantrecht, ge [397] rieht und<br />

bruech in | gschrift geben, deren wiewol si sich, als wider ir alt (317)<br />

harkommen, widreten, aber nach dargetoner gietiger erluetrung,<br />

25 si ghorsam und willig annamend und schwörend.<br />

Bi allen diss jars geschichten, hievor beschriben, ist wol<br />

z'erkennen, dass Got ouch in volstreckung siner vier gerichten<br />

gnad bewisen hat; dass, wie wol er hat lassen pensionische,<br />

röwische tier regieren, so sind es doch nit igel, luechs und fuechs<br />

•) Aelen (Aigle), Ollon und Bex standen vordem unter Savoyischer<br />

Herrschaft, wurden aber im Burgundischen Kriege von Bern und der Landschaft<br />

Saanen gemeinsam eingenommen. Saanen überliess seine Anrechte<br />

an Bern durch den Vertrag vom 12. November 1475 und 6. Januar 1479<br />

(Spruchbuch G. 365 und H. 373.) Ueber die Inkraftsetzung des Bernischen<br />

Rechts vergl. Raths-Man. 36. S. 5.


s<br />

1482 231<br />

gwesen, — welche a ) nit dapfers angriffend, sind dennocht unhanzlig<br />

und gfarlich mit blosser hand anzerieren, stachlig, scharpfsichtig<br />

[398] und listig, allein iren nuz hinderm liecht zuo bedenken<br />

und zuo schaffen geruest b ), ungeacht, dass si hiemit lond in ir<br />

undertanen alle gotlosikeit, unghorsame und untruew erwachsen, 5<br />

das doch die groest plag ist, so Got die weit ze blenden, gschänden,<br />

z'verderben — von Noe, Job, Daniel, Mosse und Samuel 0 )<br />

unerpitlich und unabwentlich — ussschikt.<br />

Peterkin de Piemes zu burger ufgeuommen und im die<br />

herschaft Brandis ze koufen geben. i°<br />

Im anfang diss jars hat ein stat Bern zuom burger ufgenommen<br />

Peterkin de Piemes ( ) und im verkouft die herschaft Brandis,<br />

(318) [399] mit vorbehaltung der | kastvogrt Truob und aller verpflicht,<br />

so obrer herlikeit zugehört 2 ). Und als er von wegen etlicher<br />

spaenen wolt sin erkouft undertanen in Saftby fieren, wards im 13<br />

zugelassen, also, dass si bi gelertem eid nuet anders taetid, denn<br />

iren herren vor gwalt schirmtid; darzuo im gleit vom herzogen<br />

erworben 3 ).<br />

Als ein stat Bern hat beschlossen, die nuew verkomnüss<br />

mit den puemlen zue schworen, haben's die fuenf wähl- -°<br />

staet do abgeschlagen.<br />

7. Wi. Uf sontag nach Uolrici hat ein stat Bern von iren fier<br />

landgrichten us iedem hus ein wolbekleideten man, und von den<br />

andren herschaften ein ehrliche botschaft har beschriben, mit<br />

a ) Am Rande, roth: Jglischer, lüclisischer, füchsischer regenten ort.<br />

b ) gerüst später hinzugesetzt.<br />

') Am Rande: Ezech. XIV Jere. XV<br />

,) Peterman de Pesmes war ein Savoyischer Edelmann.<br />

2 ) Der Burgrechtsvertrag wegen Brandis wurde beschworen den 13. Mai<br />

1482 und steht im Raths-Man. 36, S. 92. Die Herrschaft B. umfasste die<br />

Kirchgemeinden Lüzelflüh und Rüegsau. Ueber das Geschlecht der Brandis<br />

und über die Besitzwechsel der Herrschaft vergl. v. Mülinen, Heimathk. 1.<br />

S. 87, ff.<br />

3) Raths-Man. 37, S. 67 vom 26. Juli.


232 1482, 1483<br />

gmeinen Eidgnossen die [400] puend z'ernueweren und ze sweren').<br />

Und als von raeten und burgern beschlossen was, die nuewe zuo<br />

Stans gemachte verkomnuess mit den alten puenden ze lesen und<br />

ze sweren, woltend der fünf waldstaeten boten nit gehellen. Bleib<br />

5 diss schweren uf witer luetrung anston; deshalb ein stat Bern den<br />

andren fier staeten, sich des zuo beraten, gon Zofingen einen tag<br />

ansazt.<br />

Alle diss ganz unrueewigen, harten jars haendel bezuegend klarlich<br />

[401] einer loblichen herschaft Bern fromme, truewe, fridsame,<br />

io wise fuorsichtikeit, allen ir nachkommen wol zuo bedenken und<br />

nachzefolgen, ouch allen iren undertanen vor ougen ze haben<br />

und ze lieben. | (319)<br />

[402 leer, 403] 1183.<br />

Babst: Sixtus IV. 12. Keiser: Fridrich III. 44. Kueng<br />

io Frankrich: Ludwig XL 23. Schulthes: von Diesbach 3.<br />

Wie das edel froewii Margret von Flandern in Frankrich<br />

geflert und enpfangen ist.<br />

Im jar Cristi Jesu 1483. Nachdem und in vergangnem jar<br />

ein fridliche vereinung zwischen dem kueng Ludwigen von Frank-<br />

«o rieh und herzogen Maximilian von Oesterrich ufgericht, und ein<br />

hyrat zwischen iren kindern versprochen was, hond die Flemschen<br />

herren im Brachmonat mit herlicher beleitung ir edel<br />

froewii Margret, herzog Maximilianen dochter, gfiert in Frankrich,<br />

von erst gon Paris, und da dannen zuo irem kranken schweher<br />

23 gon [404] Amboss 0 ), allenthalben, nach kuenglicher majestaet Verordnung,<br />

mit höchsten £ren uud brang enpfangen 2 ); dan der<br />

kueng sinen dochterman b ), herzog Betern von Borbun 3 ), und sine<br />

*) Amboss ist korrigirt, die ursprüngliche Schreibung nicht mehr lesbar<br />

b ) Ursprünglich stand Schwager.<br />

i) Eidg. Absch. III. 1, S. 124 ist der 22. Juli angegeben.<br />

2) Ueber den Einzug der Prinzessin in Amboise, Juni 1483, vergl. Commines<br />

I. 392.<br />

3 ) Peter von Bourbou, Herr zu Beaujeu, hatte Ludwigs Tochter, Anna,<br />

zur Gemahliu.


1483 233<br />

dochter a ), herzogin Anna, mit vil edlen herren, frowen und junkfrowen,<br />

si zuo enpfahen und zuo beleiten, ir hat engegen gschikt.<br />

Ward da diser fürstlichen vermaehlung hochzit mit allermenk-<br />

(320) lichs wunderbaren froeden gehalten und begangen. |<br />

Von wunderbarem, selzamen wesen in siner krankheit s<br />

und sterben kueng Ludwigs von Frankrich, des namens<br />

des XI.<br />

[405] Und also nun der kueng vast krank was, und zuo sterben<br />

ganz unwillig, ersticht und versucht er alles, was im hilf,<br />

trost und ufenthalt z'bringen vermeint •), oder iemer erdacht 10<br />

möchte werden; liess sich gon Turss zuo S. Martin tragen, dem<br />

er ein sarch für hunderttusent krönen hat gschenkt, darzuo gross<br />

und vil Stiftungen und antheiss unser frowen, S. Johansen,<br />

S. Claudio, und andre im angedachten heiligen geton. Darzuo<br />

mitan allerhand kostbar und wunderselzam erdacht, ungedacht «<br />

arznien, insunders von wegen der malacy vil kinderbluot gebrucht;<br />

ime b ) was kurzwil und [406] lust bringen moechte, lassen fuerkommen,<br />

als under vil andren schimpfen ein rattengejaegt; item lassen beriefen<br />

all spilluet von gsang und instrument, deren uf zwenzig<br />

und hundert zuosamenkommen. Es muostend, im die schlaefer- 20<br />

(321) keit zuo massgen, etlich schaefer vor | sinem sal c ) tag und nacht<br />

sackpfifen, ouch hiemitan lassen uss aller gegne zuo im versanden<br />

den spillüten ein ganz widersinnisch volk, nämlich al<br />

frowen und man die sonderlich d ) gotseligs, geistlichs leben beriemt<br />

e ) warend, im um gsuntheit und länger leben Got ze bitten; »<br />

liess im darzuo das himilsch 61, domit man die kueng [407]<br />

salbet, von Renis 2 ), die ruoten Arons und das heilig cruez von<br />

Pariss uss dem palast bringen. Do aber für den schuldigen tod<br />

") Ursprünglich stand: schicester.<br />

b ) Ursprünglich: inen.<br />

°) Ursprünglich: gmach.<br />

d ) Ursprünglich: minder.<br />

e ) Ursprünglich: benempt.<br />

,) Vergl. über das Ende Ludwigs XL Commines I. 296 ff.<br />

2) Das zu Rheims aufbewahrte, nach der Legende zur Salbung König<br />

Chlodwigs durch eine Taube vom Himmel gebrachte Oel.


234 1483<br />

nuet helfen wolt noch mocht, beval er sinen son Carle und die<br />

Verwaltung sines richs sinem tochterman, herzog Petern von<br />

Borbon, ermanet si zuo lichtrung der beschwerden, von im ufgelegt,<br />

hiess sich bestaten zuo unser frowen zuo Cleryi), da er im<br />

5 hat lassen ein köstlich grab machen, das er ouch lebendig hat<br />

versucht und sinem lib angemessen. Starb zuo Turss uf den<br />

30. tag Ougst, sines richs im 23. jar. 30. Aug.<br />

[408] Von gmeinen Eidgnossen ein botschaft znm nuewen<br />

kling angesehen, und von im ein herliche botschaft<br />

w empfangen.<br />

Als aber der kueng, damit er bi sinem leben sinem sun, dem<br />

delfin, ein starken ruggen buwte, an gmein | Eidgnossen durch (322)<br />

Bern oft geworben hat, in, den delfin, in siner puendnuss inzeschliessen<br />

oder im ein besundre ufzerichten, so ward doch, von<br />

15 wegen hinterstellikeit der bezalung und muotwillikeit der reisknechten,<br />

nuet, unss nach sinem tod, darin gehandlet; und demnach<br />

wurden gmein Eidgnossen rätig, ir botschaft zuom nuewen<br />

kueng ze schicken, in um sinen vater ze klagen, [409] im glueck<br />

ze winschen, sich siner kuenglichen gnad ze bevelen und ir uss-<br />

20 ständig schulden und pensionen zuo beziehen; ouch, so si willen<br />

fundid, ein nuewe vereinung ze machen 8 ). Indes um Andrea<br />

santend des jungen kuengs und des richs Verwalter zuo gmeinen<br />

Eidgnossen ein erliche botschaft, nämlich den herren von Lyns<br />

und den Präsidenten von Tholoss 3 ), si»in des kuengs und des<br />

25 richs vereinung ze behalten, ouch um all ir ansprachen ze vergniegen,<br />

doch so waere da kein gwalt, er und er zuo sinen jaren<br />

kommen waer, zuo verpuenden, aber wol uf etwas jar des alten<br />

punds[410]ein verstreckung oder einen nuewen bestand ze machen,<br />

biss dass der kueng eigens willens und gwalts worden, zu ver-<br />

,) Siehe bievor Seite 201, Anmerk. 1.<br />

*) Beschlossen am 17. September, dann auf die Nachricht von der<br />

Botschaft aus Frankreich verschoben. (Eidg. Absch. III. 1. S. 163, 164.)<br />

3 ) Sendung der Boten Karls VIII., der HH. de Lyns und Grntian Favre,<br />

Präsident des Parlaments von Toulouse. Luzern, 8. Dezember 1483. (Eidg.<br />

Absch. III. 1. S. 168, 169.) Die Minderjährigkeit des Königs galt als Grund<br />

gegen den Abschluss eines neuen Bundes.


1483 235<br />

21. D«. puendung willen und gwalt gebe. Also ward uf Thomae des apostels<br />

zuo Lucern von gmeinen Eidgnossen, ouch durch der Franzesischen<br />

botschaft beger, rat und angeben, ein vereinung begriffen<br />

1 ) und, wie vor angesehen, ein erlich botschaft zuom kueng<br />

und zuon regenten in Frankrich ze fertigen abgeraten, welche *<br />

(322) hernach im Hornung ist zuo Bern abgefertiget worden'). |<br />

[411] Tertrag herzog Sigmunds und gmeiner Eidgnossen,<br />

von offnung wegen der fler stäten, und ir vereinung abton.<br />

In disem jar im Meyen") hond sich mitenandern vertragen<br />

herzog Sigmund von Oesterrich und gmein Eidgnossen zweier 10,<br />

undultiger und vil geefreter spaenen. Der erst, fuenfjaerig, was<br />

von wegen der offnung der tier Rinstaeten und des Schwarzwalds,<br />

dero sich die staet wider ufgerichte vereinung sperten, und aber<br />

gmein Eidgnossen deren, nach lut der vereinung, Versicherung<br />

hieschend, und darum ein sellichen Unwillen enpfiengen, dass si ^<br />

herzog Sigmunden [412] abschlagend, sinen veter, herzog Maximilian,<br />

in die erbeinung, wie er dan oft begert hat, ufzenemen.<br />

Uf diss beschach zuo Zyrich der vertrag, dass die gemachte vereinung<br />

soelte ganz tod und ab sin, und der erst ewig bericht,<br />

durch den kueng Ludwigen von Frankrich gemacht, bliben und 20<br />

staet in allen artiklen von beden teilen gehalten werden 3 ).<br />

Stillung eines andren spans zwischen dem grafen von<br />

Moetsch und gmeinen Eidgnossen, von wegen schantlicher<br />

verluemfodung und tat.<br />

Der ander zweijaerig span was, dass der Graf von Moetsch, 25<br />

regent zuo Insbruck 4 ), zewider gmeinen Eidgnossen, die im hilf<br />

») Ursprünglich hiess es: ums heiligen crüztag zum herbst.<br />

i) Verlängerung der bisherigen Vereinung am 21. Dezember. (Eidg.<br />

Absch. III 1. S. 170.)<br />

2) Am 8. Februar 1484. (Eidg. Absch. III. 1. S. 174.)<br />

3) Nach Eidg. Absch. (III. 1. S. 155) wurde, — aber nicht im Mai und<br />

nicht im Herbst (vergl. Anmerk. »), sondern am 9. Juni 1483 — der Bund<br />

mit dem Herzog von Oesterreich als dahingefallen erklärt, und nur der<br />

Friede in Kraft erhalten.<br />

4) Graf GaudeDz von Matsch, Landeshauptmann im Lande unter der<br />

Etsch.


236 1483<br />

[413] versagt hattend wider ir puendsgnossin herzogin Bona von<br />

Meiland, hat 72 | man lassen vahen, der etlich ze tod martren, (324)<br />

und irer eren und gietren lassen entsetzen, um dass si heimliche<br />

Versprechung mit den Eidgnossen soltend hon, iren fuersten, herzog<br />

s Sigmunden ze vergiften, im etliche siner schlössen und staet,<br />

nämlich Veltkilch, Bregentz, Muempelgart inzenemen, so von<br />

denen von Bern im Elses schon angefangen sin soelte"). Und<br />

disen b ) span treib einer der gefangen vertribnen, mit nammen<br />

Clauss Ring 1 ), mit harter klag, hilf- und rechtsvordrung, uf allen<br />

io tagen; [414] als aber die luge kuntlich und offenbar was, wolt<br />

sich deren von erst kein ort annemen, dan Lucern; vermeint,<br />

einer frommen Eidgnoschaft er und guoten luembden nit ungerettet<br />

ze lassen. Und also von schwere wegen der mörderischen, verräterischen<br />

verluemdung, und ouch von obgemelts spans wegen,<br />

i5 wurdend gmein Eidgnossen eins, ir treftenliche botschaft zuom<br />

fuersten ze schicken, dis spaen abzetragen, den graten von Moetsch<br />

rechtzefertigen und den unschuldigen ze helfen 2 ). Indem do<br />

sant der fuerst zwen siner raten, Hildprand Raspen und Hans<br />

Lantzen, mit [415] vollem gwalt gon Costentz, da gmein Eid-<br />

20 gnossen tageten und sich der Eidgnossen botschaft, zuom fuersten<br />

verordnet, solt versamlen. Was von Bern bot: her Peter von<br />

Stein, riter. Liess si pitten, dass si rueewig waerid, ir Unschuld<br />

wäre im kuntlich, vertruwte ouch inen aller eren und<br />

guots, soeltid Claus Ringen nit zuo vil wider den von Moetsch glowen,<br />

25 noch bistand tuon. Also bleib die botschaft und die sach ston 3 ). |(325)<br />

Bericht des spans der 7 orten und Costentz von des<br />

Turgoews wegen.<br />

Uf dem tag zuo Costenz ward der langwirig span, darin sich<br />

[416] ein stat Bern sunderlich vil gemiegt und eigen tagsatzung<br />

*) Sin söltc, später hinzugefügt.<br />

b ) Später hinzugefügt, aber wieder ausradirt: verrätherischen.<br />

i) Nielaus Ring, von Ettiswyl, Kt. Luzern, Glockengiesser (Geschichtsfreund<br />

XXX. 142).<br />

') Ueber diesen ärgerlichen Handel siehe Eidg. Absch. III. 1. S. 124, 134.<br />

3 ) Eidg. Absch. III. 1. 143. Die Verhandlung fand aber demnach nicht<br />

in Constanz, sondern in Innsbruck statt.


1483 237<br />

zuo ir berieft hat, zwischen den 7 orten und der stat Costentz,<br />

von wegen der vogti zuo Frowenfeld und des lantgerichts im<br />

Turgoew, also durch mitlung des bischofs hingelegt, dass die Eidgnossen<br />

soeltid ir losung-gelt, nämlich 3100 Rinsch gülden, gon<br />

S. Gallen gelegt, wider nemen, und deren von Costentz vogt vor 5.<br />

dem landvogt Ketzi von Swytz im nammen gmeiner Eidgnossen<br />

ein ufgehebten eid tuon, truelich und ufrecht mit der nutzung ze<br />

handien; und [417] hargegen sol der Eidgnossen landvogt einer<br />

stat Costentz ouch in glicher form sweren. Und wenn die gfallen<br />

nutzung zuo teilung komt, sollend d'Eidgnossen alwegen dri pfennig 1«<br />

nemen und ein stat Costentz den fierden. Soend ouch mit iren<br />

schribern verschaffen, dass si biderb-luet nit ueberschaetzid, und wo<br />

si die Übeltäter nit Strand, solle das der Eidgnossen landvogt tuon')<br />

[418] Vereinung mit dem bischof von Costentz gemacht.<br />

Item, her Ott von Sonnenberg, bischof zuo Costentz, von 15<br />

gmeinen Eidgnossen, on Bern, in ein vereinung angenommen 2 ),<br />

(326)und Bern, nach versienung, ouch dorin gangen. |<br />

Dass Fryburg und Solaturn allein in Sachen, si berierend,<br />

zu tagen bschriben und sitzen sond.<br />

Von den 8 alten orten der Eidgnoschaft ist beschlossen"), sodass<br />

Fryburg und Solaturn nit sond zuo tagen beschriben werden,<br />

noch sitzen, dan in sachen si betreffend. In der 8 orten gschaeften<br />

sond si ussston 3 ).<br />

") Ursprünglich: beraten.<br />

!) Abgeschlossen am 7. Januar 1483. (Eidg. Absch. III. 1. S. 143.)<br />

2) Am 7. April 1483. (Eidg. Absch. III. 1. 150.) Bern trat erst am<br />

27. April bei, nach Beseitigung eines Anstandes wegen des Stifts Zofingen.<br />

(Raths-Man. 40, S. 78.)<br />

3) Eidg. Absch. HL 1. 160. (9. Juli, Luzern.)


238 1483<br />

Fryburg von Eidgnossen ums gwunnen land in<br />

recht zogen.<br />

[419] Und um S. Gallentag ist Friburg von den 7 orten 16. Ott.<br />

und Solaturn, von wegen der im Burgunschen krieg gewonnen<br />

5 landen, so si mit Bern gmein inhond, lut der puenden 8 ) gon Willi-<br />

sow in recht verfasset •).<br />

<strong>Teil</strong>ung des heiltuems, ziv Granson gewuunen.<br />

Uf den 17. tag Merzens zuo Lucern, nach 8 jaren bedank, H. Mn.<br />

hond die 10 ort der Eidgnossen das heiltuom, so man zuo Granson<br />

io gewunnen hat, in 10 teil geteilt, und demnach in S. Peters capel<br />

von unser lieben frowen ein kostlich, loblich ampt gesungen und<br />

darnach dasselb heiltuom durch ein sechsjaerigen knaben uf unser<br />

lieben frowen altar mit dem los geteilt, und hat ietlich ort sinen<br />

eignen priester bi im gehept und sinen teil des heiltuoms wirdik-<br />

15 lieh heimgefiert, mit semlichem abscheid b ): Als dan dasselb heiltuom<br />

gross und wirdig ist, und in den vergangnen kriegen der<br />

almächtig Got uns allen vil glueks und | heils geben hat, dasselb (327)<br />

angesehen und ouch die grossen tuere und tod, so iezt allenthalben<br />

rissnet, hat man allerlei davon gerett, ob man etwan ein<br />

so gmeinen kruezgang oder anders, das Got loblich waere, tun weite,<br />

und ist beschlossen, dass iederman an sinem ort, sobald [421] das ,<br />

heiltuom heimkomm, es sige mit kruezgaengen oder andren gotsdiensten<br />

und guoten werken, Got ze lob und dem wirdigen heiltuom<br />

zuo 6ren, etwas guots tuon und Got siner gnaden pitten sol 2 ).<br />

25 Armut und richtuem deren von Muelhusen.<br />

Uf ofnem tag gmeiner Eidgnossen zuo Lucern, uf Thomae, IL De».<br />

als sich d'Eidgnossen berietend, ein botschaft in Frankrich zuo<br />

•) IMI der pünden später hinzugesetzt.<br />

b ) Mit semlichem abscheid später hinzugesetzt.<br />

') Eidg. Absch. III. 1. 1G0 u. ff. Es handelte sich um die Aemter<br />

Murten, Erlach und Grandcourt etc.; der Streit zog sich bis ins folgende Jahr.<br />

') Eidg. Absch. LH. 1. 149.


1483 239<br />

fertigen, hond die von Muelhusen d'Eidgnossen, ir pundsgnossen,<br />

durch Gotes und aller liebe willen ernstlich und drungenlich ankert<br />

und gebeten, inen ie doch etwas rat und hilf ze tuen bim<br />

[422] kueng, oder in einichen andren weg. Denn, wo si si verlassid,<br />

so sigids von aller weit verlassen und verdorben, miessid 5<br />

von irer stat gon, verpfaendt al wochen jaerlichs zinses um 25 Rinsch<br />

gülden, die zuo bezalen ires vermoegens ganz nuet me sige; darum<br />

ir sach ein semlich gstalt hab, dass man inen zuo hilf kommen<br />

miesse, oder si sich z'erhalten ir stat. verlassen, oder sich und si<br />

in d'eigenschaft übergeben i). Wurdend wol getrost, woltend aber 10<br />

(328) nit irer friheit und ablosung sich verzuehen und sind uss | armuot<br />

hernach also fürsichtig worden, dass si zuo unsern ziten 600 Rinscher<br />

gülden jaerlichs [423] zinses vom kueng von Frankrich um<br />

ir bar gold erkouft haben. Das hie a ) was die sum begerter hilf.<br />

Emuewerung der puenden mit Saffoy.<br />

Im Jenner des jars hat der durchlichtig herzog Carle von<br />

Saffoy ein herliche botschaft, nämlich her Urban von Zyfron,<br />

her Philippen Chemerin, praesident in Saffoy, her Amede von<br />

Wyre und her Steffan Pacot, gon Bern gesendt und die puend, so<br />

sine vorfaren mit einer loblichen stat Bern hond gehept, lassen 20<br />

ernueweren und sweren 2 ).<br />

[424] Botschaft und handluug heder staeten in Saffoy.<br />

Do hond die zwo staet Bern und Friburg mit diser botschaft<br />

gehandlet von wegen und in gegenwirtikeit der grafen Rudolfen<br />

a ) Das hie später hinzugefügt.<br />

i) Eidg. Absch. III. 1. p. 170.<br />

*) Am 20. Januar kam die Gesandtschaft nach Bern, und am 26. Januar<br />

wurde der Bund von Räth und Burgern beschworen (Raths-Man. 39. p. 37<br />

und 48). Als Gesandte sind hier genannt: Der erweit von Jenf (Urban von<br />

Chivron), der Präsident von Safoy, dominus Philippus Chemerii, Amadeus<br />

von Viriaca, Herr zu Roel.


240 1483<br />

von Nuewenburg um sines suns fistuer, Ludwigen von Gryers und<br />

Ludwigen von der Camer, item und des bischofs von Losan, ire<br />

spaen, im vorgenden jar erhaben'), zuo betragen. Und als die<br />

Saffoisch botschaft hierum nit gwalt hat, schiktend die zwo staet<br />

5 ir botschaft, von Bern iunker Jergen [425] vom Stein und von<br />

Friburg Jacob Bunyet, zuom herzogen, auch von im begert, biss<br />

die spaen langsam wurden abtragen*). | (329)<br />

Mit den drien waldstaeten die piind gschworn.<br />

Indem kamen ouch gon Bern der drien waldstaeten boten,<br />

10 so sich im vorigen jar haftend gewidret, die puend zuo schweren 3 ).<br />

Bericht einer vehd zwischen der Nuewenstat und<br />

Betterlingen.<br />

Als die von der Nuewenstat, von wegen enpfangner schmäh 4 ),<br />

denen von Betterlingen ein offne vehd a ) und vigentschaft hattend<br />

15 angelegt, hat ein fridsam [426] stat Bern die bed staet, als ir<br />

burger und pundsgnossen, zuo ir har schnei vertagt und si fridlich<br />

berichtet 5 ).<br />

Botschaft gon Rom.<br />

So hat ouch ein getruwe stat Bern des jars zwo botschaften<br />

20 mit gebner Instruction gon Rom gefertiget. Von erst iren hochgelerten,<br />

wisen statschriber, doctor Thuering Fricker, zuo dienst<br />

her Urban von Zyfron, im das bistuom Jenf zuo beziehen 6 ); schuf<br />

*) Ursprünglich: vegd.<br />

i) Vergl. oben S. 206 und 212.<br />

') Am 16. Juli 1483 (Raths-Man. 41. p. 74).<br />

') Am 4. Februar 1483 (Raths-Man. 39, p. 63).<br />

4 ) Die von N. beklagten sich über «allerlei verschmächt und unziemlicher<br />

Worten der Peterlinger » (Missb. E. p. 170.)<br />

5 ) Am 5. August fand die Vermittlung statt; nach einer spätem Notiz<br />

im Raths-Man. hatte Peterlingen 20 Gld. an Neuenstadt zn bezahlen.<br />

6 ) Vergl. oben S. 209. Th. Friker befand sich bereits in Rom und<br />

erhielt dort das Schreiben des Rathes an den Pabst vom 8. Januar (lat.<br />

Missb. C. 42 b ).


1483 241<br />

nuet und ward übel belont a ). [427] Darnach den gelerten meister<br />

Niclausen Schmid, von Barthlome Hübers des venners') wegen,<br />

sinem sun Caspar, von Pariss berieft, einen plaz in der schuol zuo<br />

Bononia, protonotariat, dispensation, Provision und grazen, uf<br />

ünfzig mark silbers pfruonden, das priorat Wyler 2 ) und ein kor- t<br />

(330) herrenpfruond ze | Zofingen in bester form und um sin verdienst<br />

on kosten usszebringen.<br />

Insehen uf alle hantwerk.<br />

Item, so hat ein wis, fursichtig regiment, wider nach altgebruchter<br />

zit besezt, des jars [428] zuo gmeinem nuz ein not- ]0<br />

wendig insehen geton, nämlich aller handwerken fribrief und<br />

wesen besehen und nach not ernueweret und besseret 3 ).<br />

Beschwerd und untruew zinskoufs.<br />

Item, in stat und land, ermanung ton wider verderbliche beschwerung<br />

der gieter mit uberzinsen, item und untruw in zins- us<br />

koeufen 4 ).<br />

Abstellung uberigs kosten«, der toten.<br />

Item, gemassget den uberflissigen kosten der totenbegängnuessen,<br />

nämlich: zuo einer klagbaren lieh nit me denn drien schen-<br />

(331) ken, und nit me denn 1 pfund ze geben 5 ). | 20<br />

*) Am Rande: Botschaft gon Rom.<br />

1) Instruktion an Niclaus Fabri vom 28. Juli (lat. Missb. C. 73''). Derselbe<br />

hatte noch eine Reihe anderer Aufträge zu besorgen.<br />

*) Cluniacenser-Priorat Münchenwyler bei Murten. Burkhart Stör war<br />

bereit zu Gunsten Hubers zu resigniren.<br />

3 ) Die Metzger, Gerber, Sattler sind besonders ei-wähnt, und am 24. Juli<br />

beschloss der Rath: «Sonntag über 8 tag sollen alle hantwerch ir ordenung,<br />

brief, gemacht und verstäntnuss vor M. H. H. hon, das alles zu<br />

reformiren» (Raths-Man. 41, p. 82).<br />

4) Darauf bezieht sich vielleicht die Notiz im Raths-Man. vom 29. Juli<br />

(41, p. 86).<br />

5 ) «Geschenkt sol werden selb dritt und nit witer> (Raths-Man. 41.<br />

p. 91 vom 3. August).<br />

16


242 1483<br />

Ordnung der einungbiissen halb.<br />

[429] Item, al einungbuossen, so vor einem schulthess gehoertend,<br />

die zwen teil der stat zuzogen, vom eininger bi gswornem<br />

eid inzebringen •).<br />

5 Notwendig ufsehen und vereidung der kriegsknechten<br />

halb.<br />

Item fuergenommen, ire kriegskneclit vom kueng und andren<br />

orten heim ze vordren, und muotwilligs kriegloufen verkommen.<br />

Und als nach des kuengs tod die knecht vast selber heim kommen'-)<br />

io die al in stat und land hart lassen vereiden, on ir obren wissen<br />

und willen in keinen krieg ze gou, noch iemand ufzewieglen und<br />

die [430] schantlichen kleider und bösen swier abtuen. — Fremd<br />

krieg, fremde laster.<br />

Von einer morderrot.<br />

i5 Dabi versehung und Warnung geton der moerderl, so da ein<br />

rot in Frankrich ziisamen versprochen, heruss ze ziehen und<br />

alle die si ankommend, muerden oder berowen; deren etlich benemt<br />

und etlich in Frankrich gericht: Boner, Salpeter, Bernhart<br />

Zaler, Seewyl, Heini Tentzer und Judass Kind, Tuetscher, Welw<br />

scher | und Latinscher sprachen bericht 3 ). Von Bern denen von (332)<br />

Basel anzeigt, in irer stat, in herzogs Philippen von Saffoy dienst,<br />

ze suchen 4 ). Kriegsfruecht!<br />

,) Die Einungen, Bussen wegen Uebertretung der Gemeindeordnuug,<br />

waren bisher ganz dem Schultheissen zugefallen. Am 31. Juni 1483 beschloss<br />

der Rath, dass künftig 2 Drittheile für die Stadt eingezogen werden sollen.<br />

(Raths-Man. 41, p. 88.)<br />

2) Mit dem Tode Ludwigs XI. war der mit ihm abgeschlossene Vertrag<br />

erloschen. Vergl. oben. Die Verordnung gegen das Reislaufen wurde beständig<br />

wiederholt.<br />

3 ) So nach einem Schreiben an Basel vom 3. Febr. 1483 (Missb. E. 131).<br />

4 ) Judas Kind, mehrerer Sprachen kundig, solle sich, dem Gerichte in<br />

Frankreich entgangen, nun im Dienst des Herzogs Philipp von Savoien in<br />

Basel aufhalten (siehe das eben erwähnte Schreiben).


1483-1884 243<br />

Wildeck verkouft.<br />

|431J So hat ein stat Bern Caspar Efingern Wildeck, die<br />

ofnung vorbehalten, mit aller zuogehoerd um 1500 gülden verkouft<br />

und ingebeni).<br />

1484. s<br />

[432] Babst: Sixtus IV. 13. Keiser: Fridrich III. 45. Kueng<br />

Frankrich: Carolus VHI. 1. Schulthes: von Diesbach 4.<br />

Absterben und foestattung des babsts Sixti,<br />

des nammens des IT.<br />

12. Aug. Im jar Cristi Jesu 1484 uf den 12. Ougst, in krieglicher w<br />

unruow des ganzen Italien und Napols, und doch in heiligein ifer<br />

der heiligen Roemschen kilchen, ist vom tod überwunden und<br />

rueewig gmacht der gwaltig, unrüewig babst Sixtus, des nammens<br />

der fierd, siues babstuoms im 13. jar. Hat geschaffen 32 cardinael,<br />

under welchen der [434] fuernemst sines bruoders sun, Julianus, 15<br />

hernach babst Julius, der in mit hohem, kostlichen brang zuo<br />

(333) S. Peter hat lassen bestatten 2 ). |<br />

Vom bafost Innocentio, des nammens dem VIII.<br />

Ist uf in babst worden ein cardinal nit hochs geschlechts,<br />

von Jennow 3 ), genemt Innocentius, des nammens der achtist, ein 30<br />

gelerter, sanftmietiger, fridsamer man; also dass er allein um<br />

schirms und frids willen krieg vermeint anzevahen. Und darum<br />

so lediget [435] er die Venedier, Florentiner und Meilaender uss<br />

dem krieg und bau, darin si sin vorfar Sixtus gfaelt und gebunden<br />

im hat verlassen. Aber den kueng Ferdinand von Napols 25<br />

zwang er mit ban und warten, dem Roemschen stuol zuo bezalen die<br />

pension, nämlich 40,000 ducaten von Napols lehenrecht, im von<br />

•) Der Kauf ist datirt vom 21. November 1483 (o. Spr. Buch J. 134 »'.)_<br />

2) Papst Julius IL, vorher Cardinal ad vincula Petri.<br />

3 ) Joh. Bapt. Cibö von Genua, erwählt am 29. August 1484.


244 1484<br />

sinem vorfaren zuom krieg nachgelassen •). Hielt sich aber in<br />

dem sinem vorfaren glich, dass er mit allem gsuoch uss der kilchen<br />

schaz sine kinder 2 ) und gsipten rieh und gwaltig machte; deshalb<br />

er um gelt niemand nuet versagt, [436] gab friheiten, pfrueen-<br />

5 den, ablass, cruez; nam harum und ins Türken nammen gross guot,<br />

alles richlich zuo siner kinder hyrat und herschaft verguedet und<br />

vergäbet. Hat von gmeinen Eidgnossen, zuoglich sinem vorfaren,<br />

ein puendnuess erworben 3 ), einer loblichen stat Bern korherren um<br />

Tuetschherren geben 4 ). | (334)<br />

io Von Carlin, des nammens dem achtisten,<br />

kueng von Frankrich.<br />

[437] Nach dem und kueng Ludwig von Frankrich, im vorigen<br />

jar abgestorben, gelassen hat einen einigen sun Carlin, des nammens<br />

den achtisten kueng von Frankrich, der da was von Hb un-<br />

15 achtbar, krank und hogerecht, aber vom herzen also gstalt, dass<br />

er sines libs bresten ganz bedekt, wollustiger, milter, sanftmietiger,<br />

wisiger, doch, uss vaters willen, ungelerter, denn sin<br />

vater, und hernach manhafter, denn vil siner vorfaren waren<br />

gwesen, in sinem fuernemen glueckhaftig, und e zit grosser taten,<br />

also dass [438] er in allem sinem rieh und usserthalb ein grosse<br />

20 lobliche achtung hat erworben 5 ).<br />

Von Verwaltung und kroenung des küngs und ernüwerung<br />

des regiments. Schad und buss der orenblaser.<br />

Und als nun diser kueng Carle, nach sines vaters tod noch<br />

nit zuo regieren toeglicher jaren — nämlich | sines alters im 13. 6 ) — (335)<br />

25 mit dem regiment fuernemlich herzog Petern von Borbon 7 ) vom<br />

') Durch den Frieden zu Rom, 11. Aug. 1486 (Sismondi a. a. 0. XI. 275).<br />

2) Er soll nach allgemeiner Annahme 16 Kinder gehabt haben.<br />

3 ) Abgeschlossen am 11. Februar 1486 (Eidg. Absch. III. 1. 228. Der<br />

Vertrag steht als Beilage 20 auf 8. 717.)<br />

4) Siehe hienach.<br />

5 ) Vergl. über Karl VIII: Commines-Lenglet IV. 1. 270 und IL 263.<br />

') Geboren den 30. Juni 1470.<br />

*) Peter, Herr von Beaujeu, Herzog von Bourbon, Ehemann der Anna,<br />

einer Schwester Karls VIII.


1484 245<br />

vater was bevolhen, Hess er und des richs dri staend in im Meyen<br />

des jars, nach gwonlichem brach, zuo Renis krönen •) und nach<br />

der kroenung in sinem nammen [439] das kunglieh regiment ernüwern,<br />

die uberflissigen pensionen, gaben und Schätzungen abstellen<br />

oder mindren, des alten kuengs ouch für al fuersten geliebt 5<br />

und ouch dem sun ze lieben bevolen, gross und rieh gemacht<br />

liebhart, mit nammen Olivier Dam 2 ), bartscherei', mit sinem<br />

gsellen Daniel, bed Flemming 3 ), von grosser misstaten wegen,<br />

durchs kuengs verwilgung begangen, an Pariser galgen lassen<br />

henken, und Johan Doiak 4 ), parlamentrichtern, die oren ab- 10<br />

schniden; und das billich und zuo gutem exempel: dan kein schädlicher,<br />

vergifter ding bi allen regenten, sunderlich [440] bin<br />

(336) fuei'sten, denen der schimpf [ allen schalk dekt und verantwortet.<br />

Dan wo semlich kurzwilig, uberdienstlich luet ein fuersten in ir<br />

haend verzoberen, so ist er veil und verkouft, wem si den gönnen, 15<br />

oder widerwärtig, wem sie widerwärtig sind; darum der f'roni<br />

Roerasch keiser Alexander hiess selich als rouch- — das ist des<br />

fuersten gunst — verkoeufer im rouch erstecken.<br />

Span und krieg in Fraukrich von der Verwaltung<br />

wegen des richs. w<br />

Bald nach der bekroenung des iungen kuengs erhuob sich<br />

herzog Ludwig von Orleantz 5 ), understuond, mit liilf herzog<br />

Franzen von Brittanien 6 ) und herzog Maximilians von Oesterrich,<br />

die Verwaltung des kuengrichs mit gwalt, nach vil versuchter<br />

pratick, an sich zuo ziehen. Vermeint das recht zuo haben, sitmal 25<br />

') Karl wurde zu Rheims gekrönt den HO. Mai, nach Abhaltung der<br />

Ständeversammlung zu Tours.<br />

») Olivier le Diable oder le Daim, der berüchtigte Günstling Ludwigs XI.<br />

wurde 1484 gehängt (Mezeray. hist. de France IL 208).<br />

3<br />

) Aus Flandern stammend; Daniel wird bei Gaguin als Genosse Oliviers<br />

erwähnt.<br />

4) Ueber ihn siehe Moreri III. 141.<br />

5<br />

) Ludwig von Orleans, später als König Ludwig XII.. war unter den<br />

männlichen Descendenten des königlichen Stammes der nächste, und hatte<br />

auch eine Tochter Ludwigs XL, Johanna, zur Gemahlin.<br />

•) Bretagne.


246 1484<br />

er des iungen kuengs Schwager und naechster des kuengrichs erb<br />

wäre. Deshalb in Brittenien vor S. Obin 1 ) ein | grosse schlaclit (337)<br />

beschach, an der die kuengschen mit hilf der Eidgnossen oblagend<br />

und uf die sechstuseud erschluogend. [442] Ward a ) da obgenanter<br />

5 herzog Ludwig, ein verriefter der krön Frankrich vigend, unerkant<br />

vom houptman Spaeting von Sant Gallen gvangen, ilends<br />

von den Franzosen, als inen bekant, mit ringer ranzung gelöst,<br />

höher geranzt und irem kueng ueberantwort, von dem ein zitlang<br />

gvaenglich gehalten ä ), durch emsige bit sines edlen, frommen egeio<br />

mahels Johanna versient, ledig gelassen. Hat dem Spaeting selbs<br />

willens ein nämliche pension, sin leben lang jaerlich ze geben,<br />

verordnet.<br />

Botschaft gmeiner Eidgnossen zum innren kueng ron<br />

Frankrich, wol gehalten.<br />

15 [443] Als dan zu end vergangens jars von gmeinen Eidgnossen<br />

angsehen was, ein botschaft zuom nuewen kueng ze schicken,<br />

ist das volstrekt zu mitte Homung diss jars 3 ), also dass von<br />

iedem ort nun ein bot mit gmeiner instruktion, nämlich zuvor<br />

nuet anders ze handien, dan gmeiner Eidgnossen bevehl, gesendt | (338)<br />

20 ward; von Bern der adelich, edel riter, her Wilhelm von Diesbach,<br />

schulthes; wurdend vom kueng und sinen raeten wol und<br />

erlich enpfangen, gehalten und gelassen, [444] ietlichem boten<br />

250 franken geschenkt, zuo Lyon darum silbergschir ze koufen<br />

dem boten von Bern bevolhen. Aber der houptsach, nämlich<br />

25 der vereinung, schulden und ansprachen halb, nuet witers, denn<br />

uf heimbringen, verschaffet 4 ).<br />

*) Von hier bis gelassen auf besonderem Blatt über andern <strong>Text</strong> geklebt.<br />

!) Schlacht bei St. Aubin le Cormier in der Bretagne am 27. Juli 1488.<br />

Vergl. über diesen Bürgerkrieg: Schmidt, Gesch. von Frankreich IL 476 ff.<br />

') Ludwig sass gefangen bis 1491. Von dem hier genannten Späting<br />

ist nirgend etwas zu finden.<br />

») Eidg. Absch. III. 1, p. 175.<br />

4) Der Bericht der Boten ist erwähnt Eidg. Absch. III. 1. p. 201. Mit<br />

Wilhelm v. D. ging auch sein Bruderssohn Ludwig, siehe dessen Selbstbiographie:<br />

Schw. Geschichtsforscher VIII. 193.


1484 247<br />

Handlung gmeiner Eidgnossen mit den Franzosen, von<br />

der vereinung, schulden und ansprachen wegen.<br />

Nachdem nun zuo end des Aprellens der Eidgnossen botschaft<br />

heimkommen was'), hernach um S. Johansentag schikt der kueng<br />

sine botschaft [445] zuo gmeinen Eidgnossen, witer mit inen von<br />

angebrachten Sachen wegen ze handien*). Haettid d'Eidgnossen,<br />

damit die siess pension beharrete, und die schulden und ansprachen<br />

dester gwisser abtragen wurdid, gern die ussgangne<br />

puentnuess uf ein nämliche zal jaren verstrekt, und doch die ptticht<br />

der 6000 knechten, on benemte zal 3 ), zuo irem willen vorbehalten;<br />

darzuo versicherete zil aller ussstaendigen schulden und ansprachen<br />

abrichtung bestirnt. So hat aber die Franzesisch botschaft nit<br />

witer gwalt, dan die [446] gemelte puentnuess uf zwei jar, so doch<br />

der Frankrichesch ab |scheid riere gab, ze strecken; oder des<br />

(339)a]ten jjfljjg Carlis 4 ) vereinung: — on geld, on hilf — ernüweren. Doch<br />

der ussstaendigen pensionen und schuld des Burgunschen gelts<br />

halb warend zil bestimpt uf die künftige Leonermessen. Und die<br />

zuo beziehen und inzebringen, was von einer stat Bern und von<br />

gmeinen Eidgnossen mit vollem gwalt bestelt der ersam Barthlome<br />

Mey, burger und des [447] grossen rats zuo Bern 5 ). Und als der<br />

in nächster ougstmess ein teil der pensionen garnah in itler, unbruechiger<br />

münz zuo Lyon hat enpfangen, ward im das gelt unterm tor<br />

von den tormeistern arrestiert und verhaeft, und kum nach S. Martinstag,<br />

durch gmeiner Eidgnossen, darab nit wenig besmaecht,<br />

an kling, an regenten und zoller ernstliche klage, gelediget 6 ).<br />

!) In den Eidg. Absch. ist der nicht datirte Bericht der heimgekehrten<br />

Gesandten zum 29. Dezember eingereiht. Die obige Angabe A's. verdient<br />

unbedingt den Vorzug. W. v. D. war Ende Mai auf der Tagsatzuug zu<br />

Münster. Der Bericht vom 29. Dezember ist derjenige von 13. May, siehe<br />

unten Anm. 6.<br />

2) Vergl. über diese Verhandlungen Eidg. Absch. III. 1. p. 184, 185, 187.<br />

•) Man wünschte, dass die Zahl der zu stellenden Truppen nicht ausdrücklich<br />

festgesetzt würde.<br />

4) Carls VII.<br />

5<br />

) Vergl. über diesen hervorragenden und im Folgenden noch viel<br />

genannten Mann: Bern. Tschb. Jahrg. 1874.<br />

6<br />

) Bericht über seine Sendung siehe Eidg. Absch. III. 1. p. 200 vom<br />

29. Dezember.


248 1484<br />

So was ouch grosse klag und ansprach der houptlueten, insunders<br />

her Hansen und Dietrichen von Halwil und anderer an<br />

kueng, item und der knechten an [448] die houptluet und an küng;<br />

deshalb ein ganze Eidgnoschaft vast uebel beschwert. Dennocht<br />

5 verzoch sich der vereinung ufrichtung und der ansprachen abrichtung,<br />

nach vil boten und tagungen, biss hie über ein jar 1 ).<br />

Beschah alles, wie nach irer wis alwegen, dass die ubermietigen<br />

Franzosen, umendum gefridet, vermeinten der Eidgnossen kein not<br />

mer ze haben, und dennocht si mit vil worten und wenig werken<br />

io ufzehalten, i und dass si, [449] nach irer unriewigen art, so nit (340)<br />

usslaendisch krieg haftend, sich selbs in ufruor, von irs richs<br />

Verwaltung wegen, bewegten; da der Eidgnoschaft doerftig, ira<br />

kleinachtung und unruow mit flüssigeren worten und gelt ein zit<br />

geschweigten 2 ). Gelt uberwigt zuoglich er und schaud.<br />

15 Von missweseu der kriegskuechteu und von guter Ordnung<br />

der stat Bern und andren Eidgnossen wider si<br />

gemacht.<br />

Und als nun nach des alten kuengs tod die puentnuess mit den<br />

Eidgnossen [450] uss was, und die Franzosen vermeinten friden<br />

so ze haben, liessend si der Eidgnossen knecht uebel abgefertiget<br />

heimziehen, ouch vor ervordret. Und als die heim kommen, vil<br />

ansprachen und troewen, darzuo alle kriegs- und fremde laster und<br />

uppikeit heim brachten, ir obren mit iren ansprachen und bösem,<br />

unghorsamem wesen ganz unriewig machten, ouch ir burger und<br />

as landluet mit unmaessigem zeren. spilen und ungemeistretem miessiggon,<br />

mit schantlicher kleidung, unlantlichen gweren, gotslaester-<br />

[451] liehen swieren, mit frefner fridsamer lueten Verachtung, beschaelkung,<br />

ja row und todschlaegen, item und mit biderwerlueten<br />

kinder und diensten verfierung und ufwiglung also unlidlich und<br />

so uebel beleidigeten. dass ein goetliche, lobliche und ganz notwendige<br />

Ordnung wider | si von gmeinen Eidgnossen ward gestelt, uf(341)<br />

!) Beschluss der Annahme am 14. Januar 1485 (Eidg. Absch. III. 1, p. 202).<br />

Siehe auch hienach zum Jahre 1485.<br />

2) Sobald Frankreich die Eidgenossen nicht entbehren konnte, flössen<br />

Worte und Geld wieder reichlich, und der Unwille wurde beschwichtigt.


1484 249<br />

lt. JM. gmeinem tag, zuo Muenster im Ergoew des jars uf den 14. tag Jenner<br />

gehalten •).<br />

Einer stat Bern und all ir uudertauen wider kriegsgloeuf<br />

gesworner eid.<br />

Und fuernemlich durch ein wis, ersam regiment von Bern s<br />

angebracht und vor angfangen, [452] nämlich diss Jenners uf<br />

$•«»• den fuenften tag in al ir stat, land und gebiet 2 ), alle mansnaminens<br />

14jaerig und drob in fuergeschribnen hohen eid hoch<br />

verbunden und in des geswornen eides kraft, bi Verlust er,<br />

libs und guots, on gnad streng geboten: einer loblichen stat und w<br />

herschaft Bern lob, ör und nuez ze fuerdren, ir schmäh und<br />

schaden ze wenden, al ir geboten und Ordnungen on widersprechen<br />

ghorsam und gwaertig ze sin, in kein reis, krieg oder<br />

selich gloeuf loufen. gon oder ston, ufwiglen oder willigen, on<br />

der gemelten herschaft gunst, wissen und willen; sonder die 15<br />

unghor[453]samen nit bergen, angeben, helfen angrifen, hanthaben<br />

und strafen, und als verurteilt todschlaeger handien. Uf<br />

disen eid ist gevolgt dis wiser und frommer Eidgnossen eidsgnosse<br />

Ordnung.<br />

Lut der Ordnung und Sachen der Fraukricherknechteu 20<br />

und miessiggänger halb in der Eidguoschaft.<br />

Vorab, in welchen orten oder in welches orts gebieten in<br />

(342) unser Eidgnoschaft semlich knecht ligend, in wuertshuesern zerend<br />

und miessig gond, dass ietlich ort aller der andren oertern gwalt<br />

sol hon, dieselben knecht in eid ze nemen und inen gebieten, zu 26<br />

iren herren und obren heim zuo gon und denen ghorsam ze sin.<br />

Desglich sollend die voegt und amptluet im Turgoew, zuo Baden,<br />

im Oberland 3 ) und andren der Eidgnoschaft [454] voegtien<br />

i) Hauptsächlich auf Betreiben von Bern, das auf seinem Gebiet vorangegangen<br />

war (Eidg. Absch. III. 1, p. 173).<br />

2) Das Ausschreiben steht Miss. E 205; die Eidesformel selbst fehlt<br />

dagegen; das Raths-Man. hat eine Lücke vom 18 Dez. 1483 bis 13. März 1484.<br />

3) Oberland bedeutet hier, wie oben, die Grafschaft Sargans.


250 . 1484<br />

und aemteren, selichen gwalt ouch hau, und sollend alle ort die<br />

selben ir voegt und amptluet, desglich sich selber ouch bi selicher<br />

Ordnung und Sachen getruwlich schirmen und hanthaben.<br />

Item, und an welchen enden man selich knecht vindet, die<br />

Ö miessig gangend, in wuertshuesern ligend und spilend und nit werken<br />

wellend, die fremd und nit Eidgnossen sind, handwerksknecht<br />

oder ander, die sol niemand in unser Eidgnoschaft untler im<br />

tolen; und ob dieselben knecht darüber unghorsam sind und nit<br />

werken wend, sol man zuo inen grifen und si mit gfaengnuess und<br />

io mit verschulter rechtvertigung strafen<br />

Item, damit iederman die sinen dester bass in ghorsame<br />

behalten moeg, ist angesehen, dass in allen orten iederman mit<br />

den sinen angends daran sin sol, dass alle manspersonen, so<br />

14 iar und drob sind, liplich eid zuo Got und den heiligen sweren<br />

i5 sollend, als unser lieb Eidgnossen von Bern das iezt getan [455]<br />

hond: dass niemand on siner herren urloub und willen in kein<br />

usslaendig krieg noch reisen fuerbashin j nit me loufen noch ziehen (343)<br />

sol, noch niemand dem andren die sinen ufwiglen; und welche<br />

diss übersehend, dass die iren herren und demselben ort alles<br />

so ir gilt und, wo sie hinder inen lassend, erbvaell und anders, verfallen<br />

sigid. Und ob si von iren herren und obren ergriffen<br />

werdent, sol man si richten als todschlaeger.<br />

Item, dass iederman die sinen an sinem ort sol heissen<br />

werken, die schnöden kleider hinlegen, die grossen, uncristen-<br />

25 liehen swier verbieten, desglichen die ungwonlichen langen tegen,<br />

und dass man uf die stuk, uf ietlichs ein zimlich, erber straf<br />

und buoss seze, und die ieder von den sinen ziehe, on gnad.<br />

Und besunder, ob iemand Got den almoechtigen und sin<br />

würdige muoter Marien, oder die lieben heiligen mit worten oder<br />

30 mit andren lasterlichen und uncristlichen swieren uebel handlete<br />

und schmachte, [456] dass man zuo denen grifen und si nach<br />

gstalt der swieren an irem lib oder leben, nach dem ir obren<br />

bedunkt si verschult haben, strafen.<br />

Item und iemand, es wärend dieselben knecht oder argwoenig<br />

88 luet, nit werken oder ghorsam sin wellend und darüber in wuertshueseren<br />

laegid, spiltid und miessig giengid, biderb luet howtid oder<br />

'


1484 251<br />

staechid, oder sust die erbarkeit verachten weltid, oder die man sust<br />

im veld argwenig funde, so sol man von stund an zuo denselben<br />

(344)grifen, si mit gfaengnuess gliorsam machen, | und, nachdem ie die<br />

sach und Verschuldung ein gstalt hat, si strafen und rechtfertigen.<br />

Und als dan bisshar gesehen ist, dass an vil enden dersel- s<br />

ben knechten etlich mit biderwen lueten und guoten gsellen, die<br />

gern ruow haetten, mutwillig ufruor und gehöder, si ze howen und<br />

ze stechen, angfangen hond, und wenn ein biderman sich des<br />

erweren wil, dass si dan zuosamenloufen und ir Sachen mit<br />

gwalt und in mauss [457] handlend, dass biderb luet von inen io<br />

erstochen und wund werdend, sol iederman an sim ort bestellen<br />

und verschaffen, bi einer merklichen straf und buoss, dass semlicher<br />

anhang verkommen und abgestelt werde, angesehen, dass<br />

in die har darvon grosser schad, unghorsame und Verachtung<br />

der erberkeit erwachst. 15<br />

So ist man ouch rnitenandern übereinkommen, dass iederman<br />

an sinem ort angends bestellen und acht haben sol uf die miessiggaenger<br />

und ufwigler, die underwilen zuo land kommen, sich des<br />

begond, und biderben lueten ire kind und ander gut gsellen in<br />

der Eidgnoschaft ufwiglend und über ir lierren und obren verbot 20<br />

und willen in fremd krieg fierend. Und wo man selich ufwigler<br />

weist und fuendt, sol man angends zuo denselben grifen, die vahen,<br />

und on alle gnad vom leben zuom tod richten, uf dass biderb luet<br />

(345) ire kind dester bass moegid in ghorsame bhalten. |<br />

Item, und als dan geret ist, dass bisshar etlich schantlich, 25<br />

lasterlich todschlaeg, [458] und demnach gar truzlich in etlichen<br />

orten besehenen, und dass daruf die taeter uss denselben gerichten<br />

und orten in andre ort oder in andre gericht, staet oder aempter,<br />

so den Eidgnossen zuoghoerend, gewichen sind und da meinend<br />

sicher ze sin; und damit semlichs verkommen werd: in welchen so<br />

orten, staeten oder laendren nun fuerahin selich todschlaeg beschehend,<br />

und dieselben mit rechten erkanten, dass semlich todschlaeg<br />

unerlich, unredlich waerid, und die taeter darum verruoftid, in welche<br />

staet, aempter oder gerichte dannen dieselben entwichend, die dan<br />

den Eidgnossen zuoghoerend, und man si darin ergriffe, oder zu 35<br />

recht hafte, dass dan dieselben richter an demselben end on


252 1484<br />

widerred zuo inen griftid und zuo irem lib und leben sond lassen<br />

richten, nach inhalt der urtel, die dan vorhin in dem ort, do<br />

dan der todschlag beschehen, zuo recht gesprochen worden ist.<br />

Item, die knecht, so wider verbot zuon Burgunnern widern<br />

5 kueng zogen sind, ire ansprachen nuet anzenemen, sunder ouch<br />

si heissen deren abston, ouch si nit abmanen, sunder wo man si<br />

beziehen mag, als meineidig on gnad strafen.<br />

[459] Dis oberzaelte Ordnung was alle ganz wislich, Grlich,<br />

nuzlich, wol und recht geordnet, aber dermaussen gehalten und<br />

io gehanthabet, dass, zuo uuzal der unghorsamen, unzal der meineidigen<br />

so gross ist worden, dass ouch die menge der Übertreter die<br />

fromme Ordnung und die billiche straf hat abgesezt, ja alle forcht<br />

und | er einer frommen, hochgeachten eidgnossischen oberkeit(346)<br />

und erberkeit verscherzt. Schaft allein der verschlukt, unver-<br />

15 doewlich, siessgiftig goldangel, der da stets ufricht und koppet:<br />

Si nemend und wellend um uns von herren pensionen haben, so<br />

[460] nemend wir und wellend um si von herren sohl haben,<br />

miessind darzuo inen ir pension verdienen. Dahar so wirt die<br />

unghorsame so meisterhaft, dass si ouch ire rneister ghorsam<br />

20 macht'), wie dan glich in disem jar bschah, do deren von Swytz<br />

und Underwalden boten soltend, ouch uss gheiss gmeiner Eidgnossen,<br />

in Wallis die unghorsamen wenden, wurden si ir houptluet<br />

und zugend niit inen 2 ).<br />

Kriegsche ufruer der Wallisser wider Meylaud.<br />

*s Was die sach, dass her Jos von Silinen, bischof, und sin<br />

bruoder, [461] her Albin, houptman zuo Wallis, mit der lantschaft<br />

uss etlichen ansprachen, zum teil von rosstueschern erwachsen,<br />

den grafen von Aronen 3 ) mit macht uberzugend 4 ); liefend inen<br />

•) Die Pensionen der Räthe galten als Vorwand für das Reislaufen<br />

des gemeinen Mannes. Letzteres nahm desshalb so überhand, dass die<br />

Obrigkeiten selbst, die ihm zu wehren versuchten, sich fortreissen Hessen.<br />

') Die Tagsatzung bezeugte den beiden Ständen ihr grosses Missfalleu<br />

darüber (Eidg. Absch. III. 1, S. 195).<br />

3 ) Arona am Lago Maggiore.<br />

4) Im October 1464.


1484 253<br />

wider obgemelte Ordnung der Eidgnossen knecht zue, viengend,<br />

(347)schluogend, rowten, brantschazten; und als sich | der herzog von<br />

Meyland, Johans Galeats, zuo schirm der sinen der sach muost<br />

annemen und zuor gegen wer stuond, manet er gmein Eidgnossen<br />

bi den ewigen capitlen irer buenden, so sie gegenenander ver- 5<br />

wart hattend, kein hilf wider in oder die sinen ze tuon, die iren<br />

abzfordren und zwischen im und den Wallisern, [462] als beiden<br />

iren verwanten, einen fruentlichen oder rechtlichen bericht ze<br />

machen i). Erbot sich des uf si der mauss und so lang, dass<br />

gmein Eidgnossen in und die Walliser, nach lut ir puonden, uss io<br />

dem veld zuo tagen und da zuo rechtlichem vertrag, ouch so lang<br />

in fridlichem bstand ufenthielten, biss si, die partien, hienach<br />

im 87. iar, mit bluotigem, unersezlichem schaden nuzlichen friden<br />

fundend. Eintönige kinder lassend sich kum on d'ruoten aezen.<br />

Anstal des eids, so die vier staet am Rin gmeinen 15<br />

Eidgnossen tuen soltend.<br />

[463] In disem jar, als die fier staet am Rin, nämlich Waldshuot,<br />

Loufenburg, Seckingen und Rinfelden, mit zuoghoerendem Schwarzwald,<br />

hond soellen, nach lut irs fuersten ewigen bericht 2 ), gmeinen<br />

Eidgnossen die schuldige ofnung sweren, was inen das uss etlichen 20<br />

nit gar unzimlichen Ursachen so widrig, dass ir deshalb bekümerter<br />

fuerst, herzog Sigmund, den eid, den si doch einist geton<br />

hattend, mit erpetnem willen gmeiner Eidgnossen und gegen ver-<br />

(348) schribner schadlosikeit, hienach fünf jar anstalt 8 ). |<br />

Yereinung mit dem bischof von Basel und mit dem 2S<br />

grafen von Wirttemberg.<br />

[464] Gmein Eidgnossen hond den bischof von Basel, her<br />

Caspern ze Rin, zuoglich dem bischof von Costentz 4 ) und den<br />

i) Vergl. die Eidg. Absch. des Jahres 1485.<br />

2) Vergl. oben S. 61.<br />

3 ) Die Bitte des Herzogs um Aufschub, über deren Motive nichts gesagt<br />

ist, wurde am 22. November bewilligt (Eidg. Absch. III. I, S. 197).<br />

«indem den Eidgenossen an der Sache doch nicht viel gelegen sei.»<br />

4) Abgeschlossen am 31. Juli. Der Vertrag steht als Beilage Eidg.<br />

Absch. III. 1, S. 712.


254<br />

1484<br />

altern gr'af Eberharten von Wirtenberg, zuoglich sinem vater,<br />

vilvaltig erpeten, in vereinung angenommen!).<br />

Vertrag zwischen acht orten und zweien, Bern und<br />

Friburg, von wegen der iugenomnen landen im Bur-<br />

5 gunschen krieg.<br />

Nach dem und die siben ort und Solaturn, die von Friburg<br />

in Oechtland, denen Bern zustund, als teilhaftig der sach, [465]<br />

von wegen der herschaffen, im Burgunschen krieg erobret und<br />

bisshar unersuocht besessen, in recht haftend vervasset, und aber<br />

in die zuogesazten nit einhellig, und der obman sich der urteil ze<br />

geben spert, ward ein soelicher vertrag nach vil tagleistungen<br />

harum gehalten zuo Muenster im Aergoew, uf den 30. tag Meyen<br />

beschlossen und verbrieft, dass Bern und Friburg, die und al<br />

herschaffen und plaez, so si, die bed staet, im und vor gemeltem<br />

15 krieg haettid ingenommen und gmeinlich oder sunderlich besessen,<br />

sellid dieselbigen fürahin [466] von menklichem der Eidgnossen<br />

unangevochten, riewig, fri und ledig als ir eigentuom inhon, verwalten<br />

und beherschen. Aber dagegen | sond die gnenten bed (349)<br />

staet den andren gnenten orten 20,000 gülden schuld versicheren,<br />

20 und die schuld jaerlich mit 1000 gülden, iedem ort. 125 gülden,<br />

biss zu abzalung der houptsum, uf bestirnte zil verzinsen 2 ).<br />

Obman, zuegsazten und rat der sach.<br />

Was in dem handel obman her Heinrich Goeldli, riter, alt<br />

[467] burgermeister zuo Zyrich.<br />

M Die vier zuogesazten:<br />

von Eidgnossen: Ludwig Kremer, des rats von Lucern, und<br />

Peter Kaess, lantschriber zuo Ure.<br />

•) Dem Bunde mit dem Grafen von W. traten indessen nicht alle<br />

Stände bei (vergl. Eidg. Absch. III. 1. S. 197).<br />

2) Siehe den Vertrag als Beilage 16 in Eidg. Absch. III. 1, S. 706.<br />

Derselbe trägt aber nicht das Datum vom 30., sondern vom 29. Mai (Samstag<br />

vor Exaudi).


1484 255<br />

Von Friburg: her von Wippingen, alt schultes, und Niclaus<br />

Perrete, alt burgermeister').<br />

Raet und boten von Eidgnossen:<br />

Zyrich: Heinrich Roest, burgermeister, und Hans Tachelshofer,<br />

Zunftmeister. s<br />

Lucern: Heinrich Ver.<br />

Ure; Hans zum Brunn, alt amman.<br />

Swytz: Uolrich ab Iberg, alt amman.<br />

[468] Underwalden ob dem Wald: Heinrich Fruonds.<br />

Zug: Hans Schell, amman. w<br />

Glaris: Heinrich Jennelin<br />

Solaturn: Ciinrat Vogt, schultes.<br />

Raet und boten von beden staeten:<br />

Bern: her Wilhelm von Diesbach, riter, schultes, Rudolf von<br />

Erlach, alt schultes, und her Türing Fricker, der rechten doctor, 15<br />

statschriber.<br />

Friburg: Peter Paviliard, schulthes, her Peter von Fussignie,<br />

riter, und Tschann Godionn.<br />

Tel von einer stat Bern angelegt.<br />

[469] Uf obgemachten vertrag, um ruow, fricl und fruentschaft 20<br />

(350) willen angenommen, als ein örsam stat | Bern iez die merkliche<br />

schuld und zins uf sich hat geladen, und vorhin durch eigner<br />

kriegen und fremder spaenen ubergrossen kosten, durch erlitnen<br />

ungewiters und wassers schaden, durch tuere, in welcher si zuo<br />

styr und not ir armen gmeind, über houptguot und zins, allein 25<br />

im verkouf am körn, von Strassburg heruf gefertiget, ob 4000<br />

gülden verlust ghept, ouch gross koeuf geton, item und durch<br />

gross ablosungen, darum si und etlich [470] ir herschaften verpfaendt,<br />

mit schulden und zinsen so vast genoetiget, dass si uss<br />

eignem vermögen nunmal sich nit mocht nach irem redlichen so<br />

harkommen enthalten und iren pflichten mit gebuerlichen eren<br />

stat tön; ward si getrungen, ein benemte tel'-) uf sich und al<br />

') Nur die Namen dieser fünf stehen im Vertrage selbst.<br />

2) <strong>Teil</strong>, taille, nannte man in Bern die direkte Steuer.


256 1484<br />

ire staet, land, eigen und gmein herschaften und gotshüser, uf<br />

geistlich und weltlich insaessen anzelegen, nämlich uf ein gmein<br />

hus- herdstat gmeinlich 1 pfund pfennig, und uf die gotshüser<br />

und edlen nach iedes hab, ein teil uf S. Andrestag, und den<br />

5 andren uf unser frowen liechtmess ze geben •). [471] Und hienach<br />

vorm ersten zinszil wurdend den Eidgnossen die 20,000 gülden<br />

schnei abgericht, aber der schuldbrief langsam heruss bracht.<br />

Frlung eigner zn Nidow und zu Schenkenberg.<br />

Item, so hat ein gnädige stat Bern ir eigenluet in ir grafio<br />

schalt Nidow hie dishalb 5 ) um 4000 pfund, in 4 jaren zuo bezalen<br />

3 ), und die zuo Schenkenberg um 200 pfund gefriet 4 ). | (3<br />

Bftss eigner vermaelung.<br />

Item geboten, welcher frier eine eigne verelichet, sol 20<br />

gülden buoss geben 3 ).<br />

u Bfiss der amptliiten, so nit bzalend.<br />

[472] Item, welcher amptman sin schuld, ampts halb der<br />

stat pflichtig, uf S. Michelstag nicht verricht hat, sol sines ampts<br />

entsezt sin 6 ).<br />

Trostbruchs straf.<br />

20 Item, ein trostbruechiger mit worten sol nach gstalt gestraft;<br />

mit wundtat: getoett, und mit todschlag: uf ein rad gelegt werden.<br />

•) Ausschreiben in die Landgerichte und an die Twingherren ausserhalb<br />

derselben, vom 23. September und 25. September (Missb. E., S. 279»<br />

und 283 b ). Andrastag = 30. November.<br />

2) Diesseits des Bielersee's, d. h. mit Ausnahme von Twann und Tessenberg.<br />

3) Abgeschlossen am 30. Januar 1484. Die Losgekauften sollten in<br />

der Stadt Nidau Bürger werden. (Raths-Man. 45, p. 41.) Bern führte diese<br />

Maassregel nach und nach in allen seinen Gebieten durch.<br />

4) Am 4. Februar (Raths-Man. 45, p. 49).<br />

5 ) 22. Mai (Missb. E. 246).<br />

«) 10. Juli (Raths-Man. 44, p. 44 und 72). Michalstag = 29. Septbr.


1484-1485 257<br />

Ordnung den wuerten zu Buerren.<br />

Item und als grosser zuoval was zuo unser frowen gon Buerren'),<br />

hat si 2 ) vor unser frowen ge-[473]burt firtag mit den<br />

wuerten daselbs lassen verschaffen, dass si die luet wol enpfahid,<br />

ein mal um 2 Schilling und nit tuerer, ein mass win um 5 Pfennig, 5<br />

(352) 1 | stuck fleisch um 3 pfennig, 1 tagfuoter um 1 Schilling,<br />

1 nachtfuoter um 1 gross und kein stalmiet rechnid.<br />

Ton einem gelerten Kriechen, in diss land von der<br />

soldanischen keiserin gsent.<br />

In disem jar ist gon Bern kommen ein wolgelerter man mit io<br />

nammen Niclaus uss Kriechenland 3 ), von der soldanischen keiserin<br />

ussgsent, etwas Sachen in disen landen zuo erkonnen. Und als<br />

er [474] ein zit lang hie sin sach hat ussgericht, ist im uf sin<br />

beger voner stat Bern ein ofner passbrief und ein beschlossner<br />

früntlicher kundbrief an die keiserin geben 4 ). Kam in nachgends «<br />

jars Merzen wider heruss, bracht etlicher seltsamer dingen,<br />

nämlich baisam und anders, gab, im von dem soldan bevolhen,<br />

einem schultessen, dem probst und statschriber von Bern ze<br />

schenken. Ward im dis gab mit andrem sinem zuo Meyland<br />

underm tor genommen, deshalb ein stat Bern, der schulthes 20<br />

her Wil- [475] heim von Diesbach und der statschriber doctor<br />

Thuering, ernstlich dem herzogen von Meyland und sinem canzler<br />

schriben, ouch her Hansen Meyen an si schiktend, als begirig<br />

(353) von dem seltsamen gaber seltsame gab ze haben. |<br />

1485. a<br />

[477J Babst: Innocentius VIII. 1. Keiser: Friedrich IH. 46.<br />

Küng Frankrich: Carolus VIH. 2. Schultes: Diesbach 5.<br />

i) Ueber den berühmten Wallfahrtsort zu Oberbüren, vergl. Lohner,<br />

die ref. Kirchen, S. 557. Befehl an die dortigen Wirthe vom 7. September<br />

(Raths-Man. 44, p. 112). Siehe auch hienach.<br />

2) Nämlich die Stadt Bern.<br />

3) In den Akten wird er Nicolo Greco genannt. Ueber die Veranlassung<br />

seiner Herkunft nach Bern u. s. w. steht hier nichts.<br />

4) Passbrief und Empfehlungsschreiben an Theucrorum Imperatrix<br />

siehe lat. Missb. C. 109" und 110«.<br />

17


258 1485<br />

Botschaft und Werbung des babsts Inuocentii au gmein<br />

Eidgnossen um hilf und vereiuuug.<br />

Im jar Cristi Jesu 1485, als der babst Innocentius ein krieg<br />

wider den kueng Ferdinand von Napols hat angfangen und ouch<br />

5 widern Türken fuergab ze kriegen, schikt er sine botschaft, einen<br />

erzpriester, her Barthlome von Placentz und her Johans Bletzen,<br />

minen gsipten von Rotwil, tuomdekan [478] zuo Costentzi); ouch<br />

dem abt von S. Gallen bevelch geben, an gmein Eidgnossen um<br />

hilf und vereinung ze werben. Ward im im nachgenden jar 2 )<br />

io nach lut ufgerichter vereinung zugesagt, und daruf dem herzog<br />

von Meyland treffenliche manung und warnung zuogschriben, sich<br />

des kueng von Napols wider die heilig kilchen und den heiligen<br />

vater nuet anzenemen.<br />

Heiser Fridrichs botschaft au gmein Eidgnossen um hilf.<br />

15 [479] Desglich im Ougsten so hat der Roemsch keiser<br />

Fridrich gon Zyrich an gmein Eidgnossen ouch sin botschaft<br />

geton, hilf von inen widern kueng Mathias von Ungern und widern<br />

Türken begerend 3 ). Ouch erfor-|dret ze ledigen sinen diener, (354)<br />

Jörg Meissen, von des Metelins anhang gevangen 4 ). Und uf diss<br />

20 anbringen hond gmein Eidgnossen durch ir gschrift und sine<br />

boten hargegen begert, wie diss keiserlicher antwort gschriften<br />

anzeigend:<br />

Des Roemschen keisers sendbrief.<br />

[480] Lieben getruewen! Unser botschaft, so wir nächst<br />

25 Zyrich bi uech gehept, haben uns entekt, wie ir uech mit ghor-<br />

') 22. März, 19. April und 15. December (Eidg. Absch. III. 1, p. 207<br />

bis 209, 224 bis 226j. Der zweite Gesandte wird erst in der Vertragsurkunde<br />

und zwar als Johannes Blez «von Rothenstein genannt». War er ein Verwandter<br />

A's., so dürfte wohl «von Rotwil» richtiger sein. Vergl. auch das<br />

Schreiben des Papstes vom 18. October ebend. Beil. 89 (S. 716).<br />

2) Am 11. Februar 1486, siehe hienach.<br />

3) Eidg. Absch. III. 1. 217.<br />

4 ) Ueber diesen Handel siehe im Folgenden.


1485 259-<br />

samen, undertaeuigen reden dagegen erzeigt, und uns fuer ueweren<br />

rechten, natuerlichen herren erkent; das uns zuo sunderem gvallen<br />

komt, und ouch, da ir pitt berichtet, wie ir begerend, Jacob Metelin<br />

uf ein buergschaft hin ledig zuo schaffen, so weitend ir uwer volmaechtig<br />

botschaft in der staeten eine, Basel, Costenz, Schafhusen, 5<br />

und da begerter hilf und andrer sachen halb mit uns handien.<br />

Nun haben wir denselben Metelin um sin misshandlung, die<br />

allenthalb offenbar ist, zuo strafen fuergenommen und ze recht<br />

ervordret, der sich aller 8 ) nach gstalt siner misshandlung des<br />

alwegen gewidret, darin im burgermeister und rat der stat Lin- w<br />

dow hilf und bistand geton, deshalb wir mit recht und durch<br />

underred sover in der sach gehandlet haben, dass uns ze ver-<br />

(355) andren nit gebueren wil. Seiichs wellend in giet verston | und uch<br />

des[481]selben Metelins, als des unsern, wider uns, als uwern<br />

rechten herren, nuet annemen, und die pflicht gegen uns und dem 15<br />

rieh me, dan die pflicht, so ir anzuehend, bedenken, als ir schuldig<br />

sind ze tuen, und uns des, der billicheit nach, ungezwivelt zuo uch<br />

versehend. Und dadurch die houptsachen zwischend uns, unserm<br />

loblichen hus Oesterrich und uech, — daran dan mer, dan<br />

an Metelin gelegen ist, — gefördert werd, habend wir fuerge- ae<br />

nommen, mit den hochgebornen, unsern lieben veter und sun.<br />

erzherzogen zuo Oesterrich, Sigmund und Maximilian, reden, damit<br />

wir samentlich unser volmaechtig botschaft uf einen benempten<br />

tag an den berueerten enden habid und aller sachen halb gruntlich<br />

und entlich mit uech handien und beschliessen moegid; das wir uf 25<br />

das fuerderlichest tuon und uech das verkuenden und ungezwifelt zu<br />

uch versehen wellend, uch werd das gevallen und al sachen daruf<br />

ruowen und beston lassen; und begerend des uwer antwort<br />

Datum zuo Strassburg etc.<br />

Unsern und des richs etc. Fridrich, von Gots gnaden 3»<br />

der stat Zyrich. Roemscher keiser 1 ).<br />

[482] Bi obverzeichneter gschrift was ein ofne absolution,<br />

(356) von Eidgnossen erbeten, dem von Sax, Landenberg | und Heiden-<br />

») Wohl Verschreibung statt aber.<br />

i) Das Schreiben ist in der Sammlung der Eidg. Absch. nicht angeführt


260 1485<br />

heim, uss des richs acht, darin si von des gfangnen wegen kommen<br />

waren 1 ).<br />

Span zwischen Lindow undünderwalden, von Moetelis wegen.<br />

Der gfangnen keiserschen und Moetelins halb was die sach:<br />

5 als Jacob Moetelin von Lindow, zuo Lindow gfaenklich angenommen,<br />

zuo handen des keisers, desse majestät er solt verlezt hon,<br />

indem dass er sin uneliche swester [483] eigens gwalts hat geduemlet,<br />

etlich verschlagen gelt anzezeigen; des sich sine verwanten<br />

annamend, und fuernaemlich siner swester sun, her Uolrich<br />

io von Sax mit sinem anhang; machten in landman zuo Underwalden,<br />

die 2 ) sich do mit hilf gmeiner Eidgnossen so treffenlich wider<br />

die von Lindow und den keiser legten, dass si nach vier jaren<br />

Werbungen ofne vehd und vigentschaft inen ansagten, und daruf<br />

deren von Lindow boten und sust etlich gfaenklich annemend und<br />

15 hieltend, darzuo, uf obgemelt zuoschriben des keisers, understündend<br />

ein reiszug ze tuon. Hievor hat sich's begeben, [484] dass<br />

der keiser von Costenz in die Richenow 3 ) mit kleinem volk ;<br />

spaciert zuom imiss; undernam sich der von Sax, den keiser am<br />

widerker | ze vahen. Als er aber nach wenig ubersehnem an- (357)<br />

so schlag sine huot, der uf 200 was, von sich hat gelassen, und hielt<br />

noch mit wenig knechten uf den nachtross, hat sich des keisers<br />

Schatzmeister 4 ) in einer capel verhindret; den vieng er und fuort<br />

in gon Clingen 5 ), begert do und gmein Eidgnossen, Moetelin mit<br />

buergschaft zu recht gegen disen ledig zuo lassen. Uf dis tat und<br />

25 Werbung der keiser obverzeichnete antwort gab.<br />

Vertrag erzaelts spans.<br />

[485] Und haruf 6 ) ward zuo Costentz durch herzog Sigmund,<br />

etlicher staeten und gmeiner Eidgnossen boten diser handel also<br />

') Ulrich v. Sax. Ueber sein und seiner Genossen Vergehen s. im Folgenden.<br />

2) Die, nämlich die Unterwaldner, welche Mötteli als ihren Landsmann<br />

angenommen hatten.<br />

3 ) Die Insel Reichenau im Bodensee.<br />

4) Georg Meiss wird er oben genannt. In der Sammlung der Eidg.<br />

Absch. steht der Name nicht.<br />

5) Die Burg Klingenberg. (Eidg. Absch. III. 1, S. 217.)<br />

6) Am 28. October. Ratifizirt wurde der Spruch erst am 19. Febr. 1486.<br />

(Eidg. Absch. III. 1, S. 229.)


1485 261<br />

vertragen, dass Moeteli mit 15,000 gülden in jaresfrist, uf herzog<br />

Sigmund zuo recht ussbuergt, mit allem andren des sinen und al<br />

zu beder sit gevangnen fri, ledig und los sin seltid, und nach<br />

verlofnem jar ouch die buergschaft, item und hiemitan beder<br />

partien ansprachen, vehd, vigentschaft und schad tod und absin. s<br />

Kostet Moetelin zuo siner gfengnuess über 20,000 gülden — wan er<br />

von richtuom, mit gwerb erobret, der [486] rieh Moetelin gnemt<br />

ward und was 1 ). Und also entflog der veisst vogel dem keiser<br />

von Lindow in's Turgoew, kouft da das sicher nest Pfin 2 ), darin<br />

(358) er und siner nachkommen sind hinach ufrecht beliben. | w<br />

Insehen und Ordnung zu behaltung des landfridens und<br />

Sicherheit der Strassen, von herzog Sigmunds und<br />

gmeiner Eidgnossen raten beraten.<br />

Und als nun uss und mit gmeltem span von beden partien<br />

vil unfuor, reuberi und Unsicherheit der Strassen durch den adel rs<br />

und ander im Hoegoew, am se und am Rin entstanden was 3 ), ward<br />

zuo Baden uss gmeinem ratschlag herzog Sigmunds [487] und<br />

gmeiner Eidgnossen ratsboten berieft der riterschaft S. Jörgen<br />

houptman im Hoegoew 4 ) und die edlen im Aergoew, und da, nach<br />

vil verhoerter kloegten und wider die ewig bericht und gmeinen a><br />

lantsfriden begangne misshandlungen zuo Sicherung der Strassen,<br />

landen und lueten dis nachgeschriben Ordnung angesehen:<br />

Ordnung, zu Sicherheit der Strassen angesehen.<br />

Zu frier üebung der strass, Sicherheit der landen und verhaltung<br />

des uebels, so uss reublichen angriffen und beschaedigung *<br />

entston moecht, ist diss nachgeschriben meinung angezeigt:<br />

•) Vergl. oben S. 36. Ueber den ganzen Handel s. Zeitschrift für die<br />

Geschichte des Bodensee's IH. 80. Das hier erwähnte Chron. anonymum<br />

von Lindau ist uns leider nicht zugänglich.<br />

2 ) Pfyn im Kt. Thurgau, vergl. darüber Leu, helvet. Lex. Bd. 14.<br />

3 ) Vergl. Eidg. Absch. III. 1, 215, 216.<br />

4) In dem Eidg. Absch. (III. 1, 218) heisst es nur: der Hauptmann der<br />

Ritterschaft.


262 1485<br />

Von ersten: dass al und ietlich hern, edel, staet und gricht<br />

bestellen und nach notturft versehen soellen, al gevarlich handler<br />

und wandler anzenemen, [488] ir ueebung wol zuo erkonnen, und<br />

welch | darin boes und argwenig erfunden, dass die gstraft werdid (359)<br />

* nach irem verdienen.<br />

Und wo iemand nachts oder zuo ungwonlicher zit und stat<br />

wandlete und selichen bescheid nit wuesste ze geben mit globlichen,<br />

guoten gstalten, dass sin sachen ufrecht und gut funden<br />

wurden und sin geberd und schin das ertragen, dass die ouch<br />

io als obstat angenommen, gevertiget und gestraft werden, wem<br />

joch die zuogeherig waeren.<br />

Und ob einich roberien oder angrif beschehen, dass dan von<br />

stund an und on alls verziehen menglich zuziehe und nachlle,<br />

und darin muglichen fliss bruche, mit guoten truewen, die getaeter<br />

is ze begrifen und dem beschädigten ledigung, hilf und bekerung<br />

verschaffen.<br />

Und ob selich reuber und beschaediger durch iemands in<br />

sinen [489] schlössen wissentlich und gevarlich enthalten, hingeschoben<br />

oder underschleif geben wurde, dass dann dieselben<br />

20 enthalter glich den taetern geachtet und gewisen werden, selichem<br />

abzeston, mit nottuerftigem wandel und bekerung.<br />

Und ob sich denn iemand derselbigen enthalter annemen,<br />

und die bi selichem irem ungewonlichen reubischen handel beschirmen<br />

und hanthaben weiten, dieselben davon wisen und strafen,<br />

«ß als sich gebuert. | (360)<br />

Es soellen ouch alle die, so Wirtschaft halten, underricht und,<br />

obs not wirf, bi eidespflicht gewisen werden, selich argwenige luet<br />

nit ze husen noch ze herbergen, sunder, ob si zuo inen kommend,<br />

das an ir oberkeit und amptluet bringen, mit denen, wie vorstat,<br />

so ze handien.<br />

Und ob iemand also gevarlich wandlete und daruf angenommen<br />

wurd, des sol sich niemand, wem er joch verwant sig,<br />

annemen, dieselben schieben, schirmen oder fuerdren, noch die<br />

selich misstaeter annemen oder fertigen, darüber bekuemeren,<br />

w irren, noch belästigen, durch sich [490] noch die sinen, noch<br />

selichs zuo beschehen gestaten.


1485 263<br />

Und ob zuo fertigung selicher invaellen der Eidgnossen oder<br />

ir zuogewanten, die dem gsessen sind 1 ), hilf, zuoziehens oder<br />

nachilens not wäre oder wurde, sol durch dieselben truewlich<br />

beschehen und nit gespart werden.<br />

Es sol ouch ein ieder, so begert, mit gleit allenthalb ver- 5<br />

sehen werden, wie sich gepuert.<br />

Zuo Baden, Exaltationis crucis 2 ).<br />

In obgemelten unriewigen handlungen, Sicherheit, frid und<br />

ruow zuo erhalten, hat ein fridsame stat Bern sunderliche mieg<br />

ankert, durch ire wisen ratsboten, iren schultes von Diesbach, io<br />

(361) venner Titlingern, | und insunders den statschriber doctor Thüringen,<br />

vil guots verschaff.<br />

[491] Botschaft vom kueng von Ungern an gmein<br />

Eidgnossen.<br />

Under erzaelter handlung, uf des keisers Werbung, so schreib J5<br />

der kueng von Ungern, Mathias, gmeinen Eidgnossen, begert, si<br />

seltid nach ptiicht her vereinung, wie er inen ganz vertruwte,<br />

stet beharren, desglich ouch zuo im sich wol vertrösten, wie er<br />

da bald sin erlich botschaft, den probst von Pressburg zuo inen<br />

abzevertigen in willen waer 3 ). So waer im anzeigt, wie sich bi »o<br />

inen enthielte Jacob Renneltzhuser 4 ), sin diener und secretari<br />

gwesen, an dem im vil gelegen und ein gross gelt entragen hätte a ).<br />

Wo si den in iren gebieten ergrifen moechtid, im denselbigen zuo<br />

[492] sinen banden verwaren. Ward im zugesagt.<br />

Werbung herzog Maximilians an gmein Eidgnossen. 25<br />

So warb herzog Maximilian durch sinen veter, herzog Sigmunden,<br />

und durch eigne botschaft an gmein Eidgnossen 5 ) um<br />

*) Ursprünglich het.<br />

') Die nächsten Nachbarn.<br />

2) 14. Sept. Das Aktenstück selbst ist in der Abschiede-Sammlung nicht<br />

angeführt (vergl. Eidg. Absch. III. 1. S. 218.)<br />

3) Eidg. Absch. III. 1. 220 (21. October 1485).<br />

4 ) Siehe über ihn oben S. 172.<br />

5 ) Nach Eidg. Absch. III. 1. 229 erst im Jahre 1486. Der Name des<br />

Boten Jakob Merswin erscheint noch später, erst 1487, a. a. 0. S. 265.


264 1485<br />

vereinung für sich und sinen sun, herzog Philippen; schikt ouch<br />

hierum sunderlich in alle ort doctor Jacoben Merschwin. Und<br />

dis fruentschaft ufzenemen, von gmeiner 6r und frids wegen, was<br />

ein ersame stat Bern mit gmeinen Eidgnosen, oder ie dem merteil<br />

5 vast willig. | (362)<br />

Botschaft von Bern in gmeiner Eidgnossen nammen in<br />

Frankrich, vereinung zue beschliessen.<br />

[493] So handleten ouch die Franzosen und gmein Eidgenossen,<br />

on Zug und Glaris, fuernaemlich mitenandren ein vereinung<br />

io ufzerichten'); deshalb ein stat Bern uss gwaltigern bevel der<br />

Eidgnossen, so ira dise sach hattend übergeben, schikt im<br />

Aprellen ir botschaft zuom kueng und zuon regenten, nämlich junkher<br />

Ludwigen von Diesbach und Barthlome Meyen, bed des<br />

grossen rats 2 ). Wurden nach 10 wochen, der vereinung, schulden<br />

15 und der ansprechern halb gnaw, und der messen Jenf und Lyon<br />

halb ungschaft, heimgevertiget;") 3 ).<br />

Veraendrung der messen Jenf und Lyon.<br />

Der messen halb hat die gstalt: kueng Ludwig hat [494] die<br />

Jenfermess gon Lyon zogen, sine koufluet und gleit gon Jenf ab-<br />

*> kuent. Darnach so hond des nuewen kuengs regenten, der herzog<br />

von Burbon, die Leonermess gon Burgis 4 ) gelegt, das den obren<br />

Tütschen, allen Eidgnossen, sunderlich Bern, Friburg und Saffoy.<br />

vast unkomlich und schädlich was; darum ein truewe stat Bern,<br />

in irem und andrer nammen, ouch gmein Eidgnossen und der<br />

» herzog von Saffoy, ir boteu und gschriften so dik an den alten<br />

a ) Ursprünglich: abgevertiget.<br />


1485 265<br />

und nuewen kueng schiktend, unss dass die mess von Burgis wi-<br />

(363)der gon Leon kam, und die strass gon Jenf gfrigt ward' 1 ). |<br />

Zwischeud Wirteuberg und Rotwil von gmeiueu<br />

Eidguosseu frid gemacht.<br />

Im Hornung, als der aelter graf Eberhart von Wirttenberg 5<br />

und die stat Rotwil, von wegen dass der graf die frlen birss<br />

eignet, in ofnem krieg stundend, roubtend und brantend*), santend<br />

gmein Eidguossen ire boten, von Bern Anthoni Schoeni, zuo<br />

inen als iren verwanten s ); mochtend die von Rotwil, mit 300<br />

selbs zuogelomer Eidgnossen gestärkt, kum dahin bringen, dass 10<br />

si, wi der graf zuo eren den Eidgnossen [496] nachliess, der sach<br />

uf gmein Eidgnossen zuo recht kaemid. Und als nun inen zuo<br />

Schafhusen etlich tagleistungen warend gehalten 4 ), zuo niiden der<br />

Eidgnossen ufzueg, komend si zuo bericht und usspruch irer spaenen<br />

uf die von Bibrach, die si vor ouch selicher sachen hattend «<br />

underscheiden.<br />

Gefiel der frid allen Eidgnossen vast wol, aber der von Rotwil<br />

hartmietigkeit und freche so uebel, dass si inen irer knechten<br />

zuolauf streng abstalten und die gelofnen ernstlich abmantend.<br />

So gabend die knecht den boten spot- und trutzwort, dero si sich 2»<br />

(364) vor iren herren hoch erklagten 5 ). |<br />

[497] Insehen und orduung der Eidgnossen wider die<br />

unghorsameu reisknecht.<br />

Deshalb gmeiner Eidgnossen obern und rät abermal, wie<br />

vor und hinach vil jar getan, ernstlich und flissig ratschlagtend, 25<br />

M Vergl. darüber Eidg. Absch III. 1. 192. 202 u. ff.<br />

*) Vergleiche über diesen Handel, der durch das ganze Jahr sich hindurchzog,<br />

Eidg. Absch. III. 1, 199, 202 u. ff. Stalins Geschichte von<br />

Wirtemberg spricht nicht davon. Die Geschichte der Stadt Rotwyl von<br />

Ruckgaber steht uns nicht zu Gebote.<br />

3 ) Von dieser Sendung steht nichts im Raths-Manual.<br />

4) Am 18. März. Die Tagsatzung verlangte, dass Rotwyl keine Söldner<br />

aus der Eidgenossenschaft annehmen solle.<br />

5) Es waren diess, wie es scheint, Knechte aus Zug. (Eidg. Absch. III. 1.206.)


266 1485<br />

wie si ire knecht in ghorsame und vor mutwilligem kriegsgloeuf<br />

erhieltid; dan etlich gon Rotwil, etlich zuom pfalzgrafen'), vil in<br />

Flandren, und noch mer in Frankrich wider er und eid z'reis<br />

geloffen und täglich liefend. Und nach menger beratung bscha-<br />

5 hend vil verbot, verhueetung der Strassen [498] und heimmanung.<br />

Darzuo, ueber vorgends jars'-) der sach halb wolgesazte Ordnung:<br />

Ordnung und eid, zue Luceru geben.<br />

Im Märzen diss jars hond der stat Lucern rät und hundert,<br />

in biwesen gmeiner Eidgnossen boten, in ir stat und land verio<br />

ordnet und gsezt:<br />

Dass ir voegt allenthalben in die vogtien riten sollend und<br />

da treffenlich die gmeinden zuosamensamlen, gebieten und sweren<br />

lassen, dass niemand hinfuer ewiklich in ein krieg loufen noch<br />

gon sol, on wissen, willen und erloubnuess miner herren der raten;<br />

w und wer das übersieht, dass der vorab meineidig sol sin und<br />

darfuer zuo ewigen ziten gehalten werden, und dass die weder an<br />

rat noch gricht kommen, und daran niemand nuz noch schad<br />

bringen sollend. | (365)<br />

Und ouch, dass semlichs nit vergessen zuo ewigen ziten in<br />

so gedaechtnuess gehalten werd, dass man in ieklichem ampt ein schelmenbuoch<br />

machen und haben sol, die unghorsamen und meineidigen<br />

darin zuo schriben; und wan man in den vogtien einem vogt<br />

swoert, dass man das buch da habe, und alle vor den ganzen<br />

gmeinden zuo ewigen ziten, so also unghorsam sind, da lesen und<br />

25 die nit durchstrichen, ob joch einer gstirbt. Und dass ouch alle<br />

dienstknecht oder fremd, so in aemptern sind, sond den eid ouch tun.<br />

Und so vil me, dass si sweren sond, der stat nuz und er<br />

ze fuerdren und iren schaden ze warnen und zuo wenden.<br />

Und wer das zuom andren mal übersieht, den sol und wil<br />

«o man on gnad vom leben zuom tod richten.<br />

Und die dienstknecht sol diser eid ouch binden, so lang si<br />

i) Ueber die Fehde des Pfalzgrafen siehe später.<br />

•) Die Beschlüsse des vorhergehenden Jahres (siehe oben S. 248 u. ff.)<br />

wurden noch verschärft.


1485 267<br />

in unsern gebieten wonend, desglich al ander, fremd und heimsen,<br />

sich von Lucern nemmend, sond in allen banden sin, wie obstat.<br />

[500] Obgemelte Satzung und eid vor und nach in stat<br />

und land aller herschaft Bern uferlegt.<br />

Desglich ein örsame stat Bern dis obgemelte zuo Lucern 5<br />

verabscheidte Satzung ouch hat angenommen, und die glicher form<br />

6. Juni, uf den 6. tag Brachat in ir stat und land, in alle ir aempter ussgeschriben'),<br />

und bi gswornen eiden allen amptlueten streng geboten,<br />

die gemelt Ordnung in ire satzungbiecher inzeschriben,<br />

(366) und iezt nächst uf S. Johanstag und hernach jaer-|lich und ewik- io<br />

lieh uf den Meitag, al mansgschlecht, meister und knecht, heimsch<br />

und fremd, Ujaerig [501] und dorob, heissen sweren und bi benemter<br />

straf, on gnad zuo erwarten, halten; und ouch hiemit das<br />

tod- oder schelmenbuch vor allen versamten gmeinden lesen.<br />

Half doch alles gar nuet, wan die wurzel der unghorsame, is<br />

nämlich die verblendend pension, usszerueten, was nit allein noch<br />

nie angeriert, sunder me und nie, die ze pflanzen, kunst und fliss<br />

ankert, darum amman Redings loch 2 ) nit mocht verzuent werden,<br />

diewil der rim offen stuond: Si wend daheim pension nit Ion, so<br />

wend wir hinuss in krieg gon! Gaben verblendend, Got sagts, 20<br />

ouch der wisen ougen 3 ). Das kontend die wisen Ordnung- und<br />

satzungmacher nit ersehen, darum so ward ouch ir machen ungsehen<br />

und damit nuet gebessert, ja me geboesert, wie da bi glicher<br />

Ordnung im vorgenden iar ist angezeigt, und hernach ie länger<br />

ie mer wird offenbar. So ouch Got der weltwisen torheit nit lasst 2*<br />

verborgen ligen, und das tod- oder schelmenbuch von unzal der<br />

nammen den amptlueten unlislich, wirt vor aller weit an iedese<br />

stirnen schöben, und die schmäh sines heiligen nammens nit<br />

(367) ungrochen lassen. Hie luogid bed, eidgeber und swerer! |<br />

') «Der hinlaufenden knechten und anders halb räth und burger mit der<br />

gloggen versampnet» (Raths-Man. 48, 9). Das Mandat selbst steht im<br />

Miss. F. p. 108 b mit Datum vom 8 Juni.<br />

2) Siehe oben S. 118.<br />

3) Sirach 20, 31.


268 1485<br />

Wie, wenn und wohar die Tuetschen herren in Tuetsche<br />

und Burguusche land und gon und von Bern kommen.<br />

[503] Nachdem als keiser Fridrich, des nammens der ander,<br />

sines richs im andren jar, uf beger herzog Cuonrads von Polen '),<br />

s den Tuetschen orden, vor vom Soldan von Jherusalem 2 ) und darnach<br />

von Ptholomaida vertriben, wider die Heiden in Pruessen,<br />

und hernach in Tuetsche und Burgunsche land, mit grossen baebstlichen,<br />

des babsts Honorii HL, und keiserlichen friheiten herlich<br />

hat begabt und ingesezt — wie er im ersten jar sines richs einer<br />

io stat Bern ir guldin hantveste hat geben *) —: also hernach, als er<br />

von Jherusalem, da krönt, was [504] kommen, im sibenzehenden,<br />

der stat Bern alter im 44., und im jar Cristi Jhesu 1235, die<br />

alte pfarr Kuenitz mit iren filialcapellen, und Bern von der muoter<br />

vorabgescheiden, — vor des gotshuss Interlappen gwesen, — dem<br />

i5 Tuetschen orden hat übergeben 4 ), welcher, nachdem er die herliche<br />

pfar Bern 250 jar hat besessen, in disem jar Cristi Jhesu<br />

1485 uss päpstlichem gwalt Innocentii, vor ingesezt, ieztan wider<br />

ist entsezt worden 5 ).<br />

Warum ein stat Bern den Tuetschen orden abgewisen und<br />

äo ein weltliche stift angenommen hat.<br />

[505] Nämlich dahar") verursacht. Als ein lobliche stat<br />

Bern an eren, guot und macht durch Gots guad und hilf in alle<br />

*) Ursprünglich: also.<br />

') Herzog Conrad von Masovien berief 1226 den deutschen Orden nach<br />

Preussen.<br />

*) Durch die Eroberung von Jerusalem 1221. Im J. 1291 ging auch<br />

Akkon (Ptolemais) den Christen verloren.<br />

3) Am 15. April 1218 siehe oben S. 47.<br />

4) Am 31. Mai 1235. Nach einer Notiz im Jahrzeitbuch der St. Vinzenzenstift<br />

(Fontes II. 146). Die förmliche Trennung der Kirche von Bern<br />

von der Mutterkirche in Köniz (1 Stunde südwestlich der Stadt) wurde erst<br />

am 1. August 1276 vom Bischof von Lausanne sanktionirt (Fontes III. 180).<br />

Dass die Kirche je dem Kloster Interlaken gehört habe, lässt sich nicht<br />

nachweisen.<br />

5 ) Vergl. Stettier, Versuch e. Gesch. d. D. Ordens im Kt. Bern. 1842.


1485 269<br />

hoehi was kommen, wit erkant und geriemt, Got und irem<br />

(368)patronen S. Vincentzen zuo | dank, lob und er und zuo erhaltung<br />

hochgemeinte gotsdienst, uss eignem gmeinen ir stat- und landskosten<br />

einen fuerstlichen buw irer pfarkilchen •), — mit aller, wie<br />

noch ze sehen ist, kostbarkeit, aller und ieder zuogehoerender a<br />

zierden, altar, taflen, kleidern, messgwand, kelchen, monstranzen,<br />

belichtungen, gloggen, gloggenturm, kilchhof verfasset, [506] —<br />

ze volfieren underhanden hielt, und aber das höchst vermeint<br />

houptstuk, zum Gots und der kilchen dienst gehoerend, nämlich<br />

die priesterschaft, ganz und gar so untoeglich, ärgerlich a ) und i»<br />

unwesenlich gestaltet, dass das uns zuo schaden, schäm und schand<br />

Got und der örsamen stat reicht, wan in ir kostlichen kilchen<br />

die Tuetschen brueeder den kor so Tuetsch regierten, dass selten<br />

keiner so vil Latin kond, dass die siben zit- und seigebet, gsang<br />

und ampt, item und zuo not der sacramenten handlungen on ärger- is<br />

nuess und on spot volbracht wurdid b ); darzuo das [507] notwendig,<br />

heilsam gotswort zuo fuernämen ziten, als in der vasten, ablasshaltung<br />

und kilchwihnen, auch menge jar durch fremd, von der<br />

stat tuer bestelten predicanten muost verkuent werden'); so warend<br />

ussert dem kor weltlich caplanen, die sich mit den Tuetschen 20<br />

herren, gwonlich al oder der merteil ussländischen, in kilchenaemptern<br />

so unglich hielten, das sibnerlei sibenzitbet 3 ) in einer<br />

kilchen gfunden ward. Desglich mitz ingmischt allerlei oerden<br />

(369) ussgloffen mietmuench. Uss welcher unglich-1 heit under diser<br />

unglichen priesterschaft täglich ärgerliche verlezung, zank, hader 2*<br />

und nid erwuchs und verharret. [508] So woltend des Ordens<br />

pfarrer dem ordenlichen bischof in pfarrechten nit ghorsamen,<br />

deshalb si vor oft, und des jars der pfarrer, in ban ton, von<br />

der stat gelediget muost werden 4 ). Und zuo dem allem hattend die<br />

Tuetschen brueeder dermaussen hus ghalten, dass gloeblicher »<br />

*) ärgerlich später am Rande hinzugefügt; ebenso gestaltet.<br />

b ) wurdid später am Rande beigefügt.<br />

!) Der Bau des St. Vinzenzen-Münsters begann nach Justinger im Jahr<br />

1420; vergleiche auch Stantz, Münsterbuch.<br />

2) Vergl. oben S. 164.<br />

3) Die vorgeschriebenen Gebete der sieben canonischen Tageszeiten.<br />

4) Vergleiche lat. Miss. C. 170-171.


270 1485<br />

rechnung ob") 10,000 gülden gelts abgang sich mocht erfunden,<br />

so doch täglicher Stiftungen und gaben ufgang zuonam; gieng<br />

alles, wie geachtet, zum land uss, in der Schwäbschen trissnier'-),<br />

so diss hus regiertem!, hueser.<br />

5 Botschaft einer stat Bern gon Rom, ein tuemstift zu<br />

erwerben.<br />

[509] Nun, semliche und vil andre irer kostbaren Micken<br />

priesterschaft, vor Got und der weit unlidlich ungstalten — nachdem<br />

sich ein ersame, wise stat Bern die ze besseren hat lang<br />

io und ernstlich beraten, und harzuo kein geschikter mittel befunden,<br />

wen an stat des Tuetschen ordens ein weltlich korherrentuom'-), | (370)<br />

in welchem ouch ir stat und lands geschikte und mit kosten ze<br />

schuol erzogne suen moechtid versehen werden, ufzerichten. Und<br />

uf das, so hat si in vergangnes jars herbst, mit vollem gwalt<br />

i6 [510] und volmaechtigem gelt, zuom babst gon Rom hiningevertiget<br />

iren burger, her Johansen Armbrostern, tuomdechen zuo Sitten,<br />

ammodiator des bistuoms Losan 3 ), kor- und pfarherren ie länger<br />

ie an me orten, wit me weit- denn gschrifterfarnen, im Römschen<br />

Wälsch vast wol, aber im Latin so schlecht kundigen, dass im<br />

20 ruemenden nacher caplan Egolff, der spettig organist, lachend<br />

inredt b ), die Tuetschen herren waerid noch nit al von Bern vertriben,<br />

diewil si zwen noch c ) da waerid; doch in Roemschen pratiken so<br />

hochgelerten bäbstlichen prothonotarien, dass in Rom 40 guter<br />

pfruonden, wie ich in ghoert hab rueemen, und me den zehen Pariser<br />

*) Ursprünglich uf.<br />

b ) Ursprünglich schimpflich sagt.<br />

c ) Noch später hinzugesetzt.<br />

•) Schatzmeister. Der Vorsteher des ganzen Ordens hiess Hochmeister,<br />

derjenige der einzelnen Häuser Commendur. Im J. 1482 war Heinrich<br />

Loser Schatzmeister und Vorsteher des vom Comthur zu Könitz abhängigen<br />

Hauses in Bern. (Miss. E. 75 b .)<br />

2) «Weltlich», weil ohne eigentliche Ordensregel und ohne gemeinsame<br />

Wohnung.<br />

3 ) Joh. Armbruster (Ballistarius), Domdekan zu Sitten, päpstlicher<br />

Protonotarius, Verweser des Bisthums Lausanne, gest. 1508.


1485 271<br />

(371) doctor wert [511] machet; — und deshalb zuo diser grossen | sach<br />

usserwaelten boten, im in versigleter credenz und Instruction bevolhen<br />

von baebstlicher heilikeit und macht zuo erwerben, nämlich<br />

eine ganze tuomstift, 24 korherren und ein probst mit bischöflichen<br />

zierden, infel, stab, ringen, segen, klein wihinen, absolutionen, s<br />

investituren und andren praktischen ceremonien begabt, mit aller<br />

zuogehoerd, friheiten, personaten'), translationen 2 ), incorporationen<br />

3 ), jus patronatus 4 ), ablass etc., ouch hiemitan abwisung oder<br />

ändrung der Tuetschen herren 5 ).<br />

Schnei erworbue stift ze hanthabeu beschlossen. io<br />

[512] Und als nun gemelter bot mit vil fuergschriften, an<br />

weltlichs und geistlichs Stands herren gestelt, und mit kräftigen<br />

bankzedlen wol bewart, gon Rom kam, giengs im schnei so wol,<br />

dass er uf nächste Winnacht aller begerten Sachen um 3000<br />

gülden erlangt bullen und brief heruss gon Bern schikt 6 ). Uf 15<br />

welche do sich der klein und gross rat, uf den 12. tag Jenner<br />

versamt, einhelliklich vereint und beschloss, erworbne stift nach<br />

allem vermögen ufzerichten, z'handhaben und z'ufnen 7 ).<br />

[513] Anfang und infueerung der nuewen stift.<br />

Und daruf, do der bot, ieztan der kuenftigen stift erster so<br />

bischöflicher probst 8 ), zuo Rom investiert, dem Roemschen stuol fuer<br />

(372) sine und siner nachkommen investitur | um hundert ducaten verpflicht,<br />

im Hornung mit dem «Proinde valere» 9 ) gon Bern kommen<br />

was, nach gemachter und verbriefter, uf den fierden tag Merzen»<br />

i) Vorschlagsrecht zu Gunsten einzelner Personen.<br />

2) Das Recht des Uebertritts von einer Diözese in die andere.<br />

3<br />

) Einverleibung von Kirchen.<br />

4) Kirchensatz, Pfrundbesetzung.<br />

s<br />

) Vergl. die (2te) Instruction vom 23. Oct. 1484. T. Miss. F. p. 8 u. £F.<br />

Im Geschichtsforscher VII. 434 ist das dazu gehörende Begleitschreiben,<br />

«die Credenz» abgedruckt.<br />

6<br />

) Originalbulle von Innocenz VIII. vom 14. Dezember 1484 (XIX Kai.<br />

Jan. 1484) im Berner Staatsarchiv.<br />

7<br />

) Raths-Man. 46, p. 28.<br />

8<br />

) Armbruster wurde selbst als erster Probst der Stift eingesetzt.<br />

9<br />

) Von den drei noch vorhandenen päpstlichen Erlassen, die sich auf<br />

die Stift beziehen, beginnt keine mit diesen Worten.


272 1485<br />

zwischen der stat und irer stift Ordnung und verkommnuess'), uf<br />

den sibenden tag genants mouats beschriben und berieft iren<br />

bischof von Losan, her Benedict von Monferrand, bestirnten<br />

diser sach executorn, samt sinen tuomherren, und die erwarten<br />

5 nuewen korhern und caplanen. Und als die uf benenten tag,<br />

was Mentag nach Oculi, zu completzit 2 ) bim obren tor versampt,<br />

fuertend si schulthes, rät und gmeind mit herlicher irer<br />

geistlichen und schueler procession, mit praengischem Vortrag der<br />

Roemschen bvdlen, in S. Vincentzen kilchen, saztend da, der<br />

io bischof ins babsts, und der schulthes in der stat nammen, den<br />

nuewen probst uf den fronaltar 3 ). Sang man und orglet: Te Deum<br />

laudamus. Do fluocht*) aber weinend | ein Tuetscher her, Johans(373)<br />

Steinbach: «Nun woluf, i aller tuefel nammen!» [515] So prophetisiert<br />

nacher ein alte witwen, Anna Heberling: die korherren<br />

15 sind an der nacht und b ) in einer fuensterniss harkommen; werdend<br />

also wider hinuss gon!<br />

Fuensteruuess der sonnen.<br />

Wan uf den 16. tag dis monats, ze completzit, was ein vast<br />

schinbare grosse fuensternuess der sonnen.<br />

*> Abwisung der Tuetschen herren.<br />

Darnach hiess der bischof die Tuetschen herren abtreten,<br />

stalt den probst in sinen stand 4 ) und die nuewen korhern desglich,<br />

ieden nach sinem ampt, alter oder wirdi 3 ). Geleitet man<br />

do zuolezt den bischof in sin herberg, und hieltend mit im die<br />

25 rät und nuewe stift ein herlich, frelich nachtmal.<br />

*) Ursprünglich hiess es: sagt.<br />

b ) An der Nacht und später hinzugesetzt.<br />

') Abgedruckt im Schw. Geschichtsforscher VII., p. 435—452.<br />

2) Abends circa 6 Uhr.<br />

3 ) Nach dem bei Einsetzung eines Bischofs üblichen Ceremoniale.<br />

4 ) Den für ihn bestimmten Stuhl im Kirchenchor.<br />

5 ) Nach päpstlicher Verordnung waren in dem neuen Stift vier Würden:<br />

Probst, Dechan, Cantor und Custos.


1485 273<br />

Die Tuetschen herren uss irer kilchen und hus uss- und<br />

die korherren ingsetzt.<br />

[516] Noch so woltend die Tuetschen brueeder nit abziehen,<br />

(374) dan ir lantcomitheri), her Wolfgang von | Clingenberg und her<br />

Cristofel Rieh, comenduer zu Kuenitz 2 ), mit andren haltend uf 5<br />

den dritten tag diss monats, nach ernstlicher hoher pit und ermanung,<br />

si ze lassen nach ir altem harkommen und rechten in<br />

gewerter bsitzung bliben, und nit also mit hinderrugs gsuochtem<br />

gwalt vertriben, ein appellatz und protestatz in gesessnem rat<br />

dargelegt, hiessend frueegmette lueten und sungend. Do kamen 10<br />

der nuewen stift und die Lossner tiimherren, verwart mit [517]<br />

den gwapneten statweiblen, schluogend den Tuetschen herren die<br />

gsangbueecher zuo, tribend si uss dem kor und hübend an uf nuews<br />

ein nuewe stiftische mette singen, und hernach die andren ziten 3 )<br />

volbringen. So wurdend ouch des tags den Tuetschen herren ir 15<br />

schluessel und hus abgenommen und der nuewen stift übergeben,<br />

das Tuetsch hus einem probst, capitel und dem luetpriester geteilt.<br />

(375) Und also sassend die nuewen korherren in, und zugend die alten|<br />

Tuetschen hern uss, on etlich, die uss baebstlicher dispensatz den<br />

alten orden verliessend und der nuewen stift zuotratend und an- 20<br />

hiengend.<br />

Bericht und vertrag der stift mit dem Tuetschen orden.<br />

[518] Uf das alles und mitan des ordens Hochtuetscher und<br />

Burgunscher lantcomeduer mit sinen brueedern, vorm babst, keiser 4 ),<br />

1) Der Landcomthur der Balley Elsass-Burgund, zu welcher die Häuser<br />

in Köniz, Sumiswald und Bern gehörten.<br />

') Christoph Reich von Reichenstein war Comthur des Hauses Köniz<br />

von 1479—1505 (handschr. Notizen von M. v. Stürler).<br />

3<br />

) Die für die übrigen canonischen Stunden vorgeschriebenen Gottesdienste.<br />

4) Der Kaiser verwendete sich für den Orden beim Papste in einem<br />

Schreiben vom 22. August 1487. Abschrift im St.-Archiv Bern.<br />

18


274 1485<br />

fuersten, herzog Sigmund, vor gmeinen Eidgnossen sich oft und an<br />

mengen orten, geistlichen und weltlichen, kläglich und höh erklagt,<br />

darzuo siner langgewaerten possession gwaltiger berowung<br />

und entsetzung ingelegte appellation, protestation und rechts-<br />

5 vordrang zuo Rom mit baebstlichen rechten usszefieren understanden.<br />

Als aber weder klag noch rechtshandlung, etliche jar<br />

nit mit [519] kleinen kosten geueebt, wider babsts gwalt und<br />

Bern hantveste nuet oder kostbare Verlängerung bracht, ward<br />

von beiden partlen, iedese rechten on schaden, angstelt, zu<br />

io gueetlichem bericht verwilliget uf her Hartman von Halwil, der<br />

hohen stift Basel tuomprobst. Wurdend do zuo Basel etliche vertrag<br />

gemacht, nämlich der erst uf des heiligen kruez tag ze herbst<br />

im 1488. jar 1 ), dass ein stat Bern und ir stift in irem kosten soeltid<br />

uss baebstlichem gwalt das gotshus S. Truwen 2 ), Benedictiner | (376)<br />

15 ordens zuo Schietstat, mit abtragung 300 gülden pension, so der<br />

cardinal von Napols [520] daruf hat, der ball Tuetschs ordens im<br />

Elses inzeliben, erobren; und do diser vertrag nit mocht stat<br />

gwinnen, uberkamend si, dass ein stat Bern und ir stift fuer ersatzung<br />

Schadens und verlassnen huses dem Tuetschen orden seltid<br />

20 3400 gülden ussrichten und bezalen, darzuo die zwei Tuetschs<br />

ordens hueser Kuenitz und Sumiswald 3 ) bürgerlich schirmen und<br />

zuo ewigen ziten bi irem alten harkommen und wesen unveraendret<br />

lassen bliben, und hiemit aller span, ersuochung und | ansprach (377)<br />

hingelegt, tod und ab sin 4 ). Dise bezalung und Versicherung ist<br />

2.-, von einer stat Bern [521] und irer stift ussgericht uf mentag<br />

nach Laetare, was der 26. tag Merz im 1492. iar. Harum quit- 26. »in.<br />

tanz enpfangen, vom lantcomeduer und Kuenitzcomeduer versiglet<br />

5 ).<br />

l ) 12. September 1488. Abschrift im Berner Staatsarchiv. Das Original<br />

befindet sich in Stuttgart, wie die meisten folgenden Urkunden des D. 0.<br />

') Propstei St. Fides, zur heil. Treu, St. öetruwen, siehe Schöpfiin, Alsat.<br />

ill. II, 380.<br />

s ) Gestiftet November 1225 durch Lütold von Sumiswald (Fontes II, 69).<br />

4) Vertrag vom 22. Januar 1492.<br />

5 ) Urkunde im Staatsarchiv Bern. Montag nach Lätare 1492 war aber<br />

der 2. April.


1485 275<br />

Personen gemelts Vertrags.<br />

Des Vertrags mitler was der obgenant her hartman von<br />

Halwil; sine zuogsazten: her Arnolt zum Luft, tuomher, und her<br />

Bernhart Oegli, official, beid der rechten doctor.<br />

Von parti des ordens: obgenanter lantcomenduer, her Wolf- 5<br />

gang von Clingenberg, und siner mitbrueeder comendür, her Lienhart<br />

[522] von Stetten zuo Bueckhen 1 ), her Uolrich von Windeck<br />

zuo Friburg im Brysgoew, her Cristofel Rieh von Rickenstein zti<br />

Künitz, her Joerg von Homberg zuo Muelhusen und ander des<br />

ordens. 10<br />

Von parti der stift Bern: her Johans Armbroster, probst,<br />

her Peter Kistler, dechan, und her Uolrich Stoer, korher.<br />

Von der stat Bern: her Wilhelm von Diessbach, riter,<br />

schulthess, und doctor Thuering Fricker, statschriber.<br />

Gotshueser, zue erhaltung der nuewen stift vom babst gäbet. i5<br />

[523] Aber zuo erhaltung ufgerichter stift zuo Bern sind ir<br />

uss baebstlichem gwalt incorporiert, das ist ingelibt | und gäbet,<br />

vorab, als dargelegt, die stift Anseltingen, von Bertha, kueng<br />

Rudolfs von Burgun husfrowen, gestift 2 ), ein herzogin von Schwaben<br />

geborn; das Tuetsch hus 3 ), die probsti Tertschstetten 4 ), die so<br />

priorat Rieggensperg 5 ), Wiler 6 ) und Insel 7 ) und die alten fro-<br />

i) Deutschordenshaus zu Beuggen bei Basel.<br />

*) Nach der Sage; urkundlich seit Anfang des 12. Jahrhunderts bestehend.<br />

Chorherrenstift. (Fontes I. 456.)<br />

3<br />

) Das Haus des deutschen Ordens in der Stadt Bern.<br />

4<br />

) Därstetten im Niedersimmenthal, früher Ternschatten;<br />

propstei ohne bekannte Stiftung (Fontes I, 391).<br />

Augustiner-<br />

5<br />

) Cluniacenser Priorat Rüggisberg, gestiftet von Lütold von Rümliugen<br />

c. 1072 (Fontes I, 331).<br />

6<br />

) Cluniacenser Propstei Münchenwyler bei Murten, gestiftet 1081<br />

(Fontes I, 339. 344).<br />

7<br />

) Cluniacenser Propstei St. Peter auf der Bielerinsel, gestiftet 1107 von<br />

Graf Wilhelm von Burgund (Fontes I, 359).


276 1485<br />

wenkloester Hinderlappen') und Cappell 2 ) mit allen iren zuogehoerden;<br />

doch mit gebuerlicher Unterhaltung lebender diser gotshueser<br />

personen.<br />

Der uuewen stift erste korherren.<br />

s [524] So sind diss die ersten des nuewen stifts zuo Bern, zu<br />

S. Vincentzen ufgericht, tuomherren, von raet und | burgern, nach (379)<br />

inen gebnen baebstlicher friheit, erwält, belehnet, und irem erwaelten,<br />

belehneten, vom babst bestaeten ersten probst, her Johansen<br />

Armbrostern, präsentiert, und von im ouch nach baebsti„<br />

licher siner friheit bestaet, mit nammen: her Benedict von Monferrand,<br />

bischof zuo Losan, uss baebstlichem befel der nuewen stift<br />

ufrichter, richtef und schirmer; her Burchart Stoer 3 ), erster decan,<br />

hat die alte dechni Künitz, die stift und probst! Anseltingen und<br />

das [525] priorat Wyler mit im gebracht; lezter probst 4 ), und in<br />

v, allen umligenden landen verpfriendt; starb doch hienach in drien<br />

monaten, mit schulden also beladen, dass er von bans wegen uss<br />

dem kor ins ungwicht begraben ward, so lang, biss im ein dankbare-<br />

stat Bern alle verlassne hab zuo iren handen vervogtet, so | (380)<br />

wit muglich, doch nit halb, die schulden und den ban abricht.<br />

20 Her Peter Kistler, probst zuo Zofingen, erster custor und<br />

pfarrer, gab der custorl sine pfarr Ins 5 ), nach Stoerren dechan 6 ).<br />

Her Thomas vom Stein, korher zuo Zofingen, erster sänger.<br />

Item die korherren von Anseltingen: her Diebold von Erlach, nach<br />

Kistler custor, her Joss Weber, her Bernhart Wolf, her Cuonrat<br />

äs Schlegel. Item die nuewen: [526] her Albrecht Loebli, her Uolrich<br />

i) Neben dem Männerkloster zu Interlaken war auch ein Frauenkloster,<br />

schon 1257 urkundlich erwähnt.<br />

«) Frauenkappelen bei Bern, 1243 zuerst erwähnt. Augustiner-Ordens.<br />

3) Siehe hievor S. 117 und 148.<br />

4<br />

) Nämlich zu Amsoltingen, vor der Versetzung der<br />

nach Bern.<br />

dortigen Stift<br />

5<br />

) Die reiche Pfarrkirche zu Ins wurde am 17. Juli 1485 ebenfalls der<br />

Stift incorporirt.<br />

6) Nach Stör's Tode im Jahr 1485.


1485 277<br />

Stoer, ires probsts gon Rom gsellen 1 ), her Vincenz Kindman.<br />

Item und von tuomhern von Losan, doctores und mithelfer: her<br />

Guido de Pree 8 ), her Philipp de Compesio 3 ), her Babtista de Aycardis,<br />

official.<br />

Klein und gross rät von Bern, irer stift Stifter. 5<br />

So sind aber der jaren in diser und andren grossen Sachen<br />

der loblichen stat Bern und der tuomstift patronen und leheuherren,<br />

klein und gross raet, im handbiechle verzeichnet Und<br />

(381) nämlich vom kleinen rat: |<br />

Rat. 1(p<br />

Her Wilhelm von Diesbach, schulthes, her Adrian von<br />

Buobenberg, her Peter von Wabren, her Peter vom Stein, al<br />

riter: Ruodolf von Erlach, Joerg vom Stein, Urban von Mühen,<br />

Heinrich Matter, Anthoni Archer seckelmeister, Tchachtlan.<br />

Schopfer, [527] Peter Simon venner, Bomgartner venner, Dit- «<br />

linger venner, Zerkinden venner, Werder, R. Huober, Aeschler,<br />

Schoeni, Kutler, Torman, Tilyer, Rimlingen, Sporer, Suriand,<br />

Meyenberg, statschriber doctor Thuering.<br />

Sechzeheu burger.<br />

Burger sechzehner: junkher Ludwig von Diessbach, Dietrich ^<br />

Huepsche, Peter Strub, Uolrich") Vegeli, H. Korber, Lienhart<br />

Wysshan, Barthlome Mey, Bendict Irene, Peter Seitzach, Peter<br />

im Hag, Peter Ribo, Peter Otte, Peter Truechner, Bernhart<br />

Wyler, Hans Ditlinger, Hans von Schupfen.<br />

") Ursprünglich hiess es: Hans.<br />

i) Löubli und Ulrich Stör hatten Armbrustern auf seiner Reise nach<br />

Rom begleitet.<br />

2) Der Vertrauensmann des Papstes in dieser Sache<br />

3 ) 1474 im Gegensatz zu B. Stör als Bisthumsverweser eingesetzt.


5<br />

278 1485<br />

Sechzig berieft.<br />

Dis sechszehen vind ich des jars zürn ersten ussert des<br />

regiments bsatzung, und darnach 60 burger zum kleinen rat<br />

berieft.<br />

Burger.<br />

Burger: junkher Hans von Erlach, Jerg Friburger, Casper<br />

Hetzel, Hans von Banmos, Werner Loebli, H. Schoeni, Spilman,<br />

H. Vegeli, L. Archer, Peter Axalm, Gravenried, Wingartner, Lapo,<br />

Gosteli | Bremgarter, Bitterle, Minicus') von Buerren, Lyser, Brun- (382)<br />

io ner, H. Ditlinger, Lombach, Werd, Bickhart, Buri, Tentenberg,<br />

Hofman, Rabus, Imgfei, Alwand, Kueng, Keiser, Gryers, Siber,<br />

Linder, Lefler, Steiger, [528] Zerkinden, Tubi, Salzman, Isenschmid,<br />

Eigensatz, Welfli, Diebold Schilling grichtschriber etc.<br />

Von seltsamer frefher misshaudlung eins insaessen zft Bern.<br />

15 Uf Hilary 2 ) ist zuo Bern erschinen vorm kleinen rat ein nämliche<br />

ratsbotschaft von Solaturn, hat anzeigt, wie dass Heinrich<br />

Grasswil, ir burger, mit gebnem urfecht von inen gon Bern zogen,<br />

in ir stat sie kommen, des alten rats versamnung begert, und<br />

dem ernstlich und in grossem gheim entdekt, wie dass die zwei<br />

so staet Bern und insunders Friburg in willen und ristung sigid, ir<br />

lant und luet [529] disent und ennent der Aren biss an ire stat<br />

einer nacht zuo überfallen; und wäre diser anschlag schon fuergangen,<br />

wenns der von Wabren und noch ein biderman nit gewent<br />

haettend; soeltid ouch dis sine truewe warnung, uss lieb und<br />

25 schuld sines bürgerlichen eids inen geton, zuo dienst haben, in<br />

nit nemmen, und im ze Ion sin urfecht heruss geben 3 ). Uf dis<br />

anzeig, uf den 18. tag Jenners, in biwesen her Diet|richs von(383)<br />

Endlisberg, ritters, von Friburg harzuo verordneten, ward von 18J *°'<br />

raet und burgern beschlossen, dass im allerbesten, in ansehen<br />

') Dominicus.<br />

2) 13. Januar.<br />

3 ) Im Raths-Manual vom 13. Januar 1485 steht nichts davon; dagegen<br />

ist später viel von dieser falschen Anklage die Rede, durch welche Solothurn<br />

von Bern und Freiburg getrennt werden sollte. Graswyl wurde begnadigt,<br />

aber um 200 Gulden gestraft und des Landes verwiesen.


1485 279<br />

Gots und der grossen pit von geistlichen und weltlichen, edlen<br />

und unedlen, frow und man, von stat und land besehenen, [530]<br />

gemelter Grasswil sines lebens getroest si und aber ein tapfer<br />

urfecht über sich selbs soelle sweren und geben, mit puneten<br />

und artiklen, darzuo notturftigen, ouch buergschaft geben, ob ie- ä<br />

mand in siner worten in jarsfrist woelte fertigen, dem vor minen<br />

herren soelle zuo recht ston, und bi ir urteil, wie hoch die gang,<br />

beliben, darzuo zweihundert Rinscher gülden, eins') nämlich<br />

S. Vincencen, daruss dem nuewen stift wurdend silberige korstaeb<br />

gmacht, und das ander minen herren, on alle gnad zuo straf geben. i0<br />

Muost ouch hernach, mit recht ersucht, den alten rat von Solaturn<br />

der worten, so er vor gsessnem rat in siner antwort geret,<br />

nämlich [531] kein biderman redete soellichs von im, entschlahen 5 ).<br />

Von ertränktem widerkommen; vil wunderzeichen zA<br />

Oberbuerren und ander seltsam verurteilter zuefael. a<br />

M.Juli. Uf den 30. tag Hoewmonts hat sichs begeben, dass Hans<br />

Steffan, von wegen eines kilchendiebstals, nämlich des sacraments<br />

(384) mit sinem gevaess, | zuo Buerren gestolen, und hierum daselbs zu<br />

ertränken verurteilt; und als nun der urteil gnuog solt sin besehenen,<br />

und man in wolt vergraben, erzeigt er lebzeichen und ein %><br />

grien zwt in siner band, und als im sin kraft wider kommen was.<br />

[532] bekant er, unser frow ze Oberbuerren 3 ), der er sich in siner<br />

not hat ergeben, hätte in also enthalten, dass, diewil er gelegen<br />

wäre in der triewen Aren am boden, kein not vom wasser haet<br />

enpfunden und alle red des richters und nachrichters gehört. 26<br />

die er ouch erzalt. Hat sich gon Oberbuerren zuo unser frowen —<br />

da der zit vil wunderzeichen, sunderlich an todgebornen kinden,<br />

uss allen und witen umligenden landen har getragen und getouft,<br />

an ertrunken und anderen bresthaftigen beschallend, doch vom<br />

bischof und vil verständigen widerfochten [533] — gon Rom und so<br />

•) Nämlich das eine Hundert.<br />

*) Graswil hatte nachher geläugnet und die Klage der Solothurner als<br />

Verläumdung hinzustellen gesucht.<br />

3 ) Marienkapelle bei dem Städtchen Büren; siehe oben S. 257.


280 1485<br />

gon Compostel verheissen, deshalb, ze kuntschaft und fuerdrung,<br />

gab im ein stat Bern uf den 6. tag Ougst einen ofnen, latini- 6. lagut<br />

sehen, versigleten brief).<br />

Von ertränktem.<br />

5 Unlang nach disem jar ist ein gliche sach mit Hansen | (385)<br />

Tilgast von Rotwil, daselb von gotslaestrung wegen, ergangen,<br />

von S. Barblen erloest; der aber, nach getanen walfarten, zu<br />

Basel um andre misshandlung ward enthouptet.<br />

Von erhenktem.<br />

io Item, im 92. jar zu Crakow in Polen, des jars ich daselbs<br />

baccalaurius worden, schüttet sich ein dieb a ), nach vorgebrachtem<br />

val b ), mit der ketten ab dem galgen, [534] und über 14 tag, als<br />

er uf der widerfart von unser frowen, von S. Lux gemalt zuo<br />

Zschessnachow') — ouch mit vil wunderzeichen gerueemt — ein<br />

i5 mort hat begangen, bleib er zuo Elkuesch 3 ) uf eim rad ligen. Diss<br />

sind geschienten der wunderbaren urteilen Gotes, zuo prob unser<br />

selbs erkantnuess und glowens an guoten und boesen, durch guots<br />

und boeses erschinend. | (386)<br />

Insehen uf den ziuskouf.<br />

2« Des jars hat ein stat Bern insehen geton der verderblichen<br />

zinskoeufen halb, und namentlich denen von Hassle und Sibental<br />

[535] geboten, keinen zins nie uf ire gueeter ze schlahen, die<br />

geschlanen in fuenf jaren ze ledigen und fuerahin ussert ira gebiet<br />

und an ira wissen und willen kein gelt um zins ufzenemen.<br />

*) Statt schüttet — dieb; ursprünglich: kam ein Polag.<br />

b i nach —


1485-1466 281<br />

Handlung zu Aeleu und Etscharlans •).<br />

Item, denen von Aelen etlich Satzungen und Ordnungen gebesseret,<br />

der herschaft luet und gueeter besichtiget, die mit der<br />

toten hand 2 ) um 400 pfund, und den undertanen reben und<br />

matten um 3559 pfund verkouft 3 ). Item, mit denen von Friburg 5<br />

gon Etscharlens richter, gericht und gerichtsordnungen gesezt<br />

und geben.<br />

Insehen uf die hantwerk und wirt.<br />

Item, in ir stat der hantwerken Ordnungen, insunders der<br />

pfistren, ernueweret, und den wirten in ansehen der [536] wolfele w<br />

geboten, ein tag und nacht für ross und man nit me dan 10<br />


282 1486<br />

züglich sinem vorfaren, mit im und sinem heiligen stuol zuo Zürich<br />

ufgerichti). Begerten die von Ure, si nit hinusszegeben, ire<br />

Liftiner waerid dan vor uss des bischofs von Meylaud ban absolviert<br />

2 ). Nam des babsts legat uf sich abzetragen. So quittiert<br />

5 aber ein stat Bern den babst um die tusent ducaten, so er nach<br />

lut der vereinung iedem ort schuldig ward; erbot sich ouch durch<br />

[540] brief und | eigne boten, üb und gilt zuo siner und des Rom- (388)<br />

sehen stuols heilikeit ze setzen, um frigabung irs Roemschen ablass<br />

und sunderlich zuo dank und verdienst der gnaden und gaben,<br />

10 ira fuernemlich in erwerbung, ufrichtung und erhaltuug irer corstift<br />

begegnet.<br />

Herzog Maximilian Roemscher kiing worden.<br />

Nach dem als nun der Roemsch keiser Fridrich alt und an<br />

libsvermoegen abgoend, und aber im rieh und sinen landen unruow<br />

15 täglich ufgieng, uf sine Werbung im ze hilf die kurfuersten, zuo<br />

Frankfurt versampt, hond uf den ersten tag Jenners ze Roem-1. Janair<br />

schein kueng [541] erwaelt 3 ) sinen einigen sun, Maximilian von<br />

Oesterrich und zuo Burgund herzogen, und uf den 10. ApprelliO. April<br />

zuo Aach mit gwonlicher grosser heilikeit gekrönt 4 ).<br />

so Fart des Roemschen keisers und kuengs ins Niderland.<br />

Darnach sind si bed, der Roemsch keiser und kueng, hinab<br />

in Brabant gevaren, daselbs die widerspennigen Flemming und<br />

irer anreizenden Franzosen ze stillen und bi vor gemachtem<br />

friden ze behalten 5 ); und nach vermeintem wolstand zoch der<br />

26 keiser wider heruf, bewegt von den Ungeren, die im Oesterrich,<br />

und von Türken, die im Krabaten 6 ) kriegklich anvachtend. | (389)<br />

i) 11. Februar 1486 (Eidg. Absch. III. 1, S. 288); der <strong>Text</strong> steht als<br />

Beilage 20 ebendaselbst, S. 717.<br />

2) Vergl. Eidg. Absch. III. 1, S. 260 vom 4. Februar 1487.<br />

3<br />

) Die Wahl fand vielmehr am 14. Februar 1486 statt.<br />

4) Am 5. April, vergl. Lichnowsky VIII, S. 64.<br />

5<br />

) Einzug des Kaisers und des Königs in Brüssel am 22. Juli i486.<br />

Lichnowsky VIII, S. 69.<br />

') Kroatien. .


1486 283<br />

Ufrierischer gschäft der Flemmingen niderleguug mit<br />

hilf der Eidgnossen.<br />

[542] So bleib der Roemsch kueng im Niderland, und ward<br />

da so hart von sinen ufrueerigen undertanen, mit zustand der<br />

Franzosen, getriben, dass er getrungen uss obertuetsch landen, s<br />

von Schwaben und Swytzeren glich teil, uf 6000 knecht zuo im<br />

bracht; erobret durch si, und besunder durch d'Swytzer, vor im<br />

Burgunschen krieg erkant, on streich ein friden, nam Luebek l ),<br />

Gent, die im sinen sun vorhielt 3 ), und ander von im abgeworfen<br />

plaez wider in 8 ), welche vermeint hattend, in zuo vertriben und w<br />

allein sinen einigen achtjaerigen sun Philippen für iren herren,<br />

als von der Burgunnerin gebornen und in irem gwalt, ze haben.<br />

[543] Von riter Martin Swartzen"), wie er küng in<br />

Engelantl worden.<br />

Was da der Eidgnossen obrister houptman her Martin Swartz, 15<br />

ein Schumacher gwesen von Ougstpurg 4 ), und von siner manheit<br />

(390) wegen vom keiser vor | Nuess ze riter gschlagen und erlich begäbet.<br />

Hatt d'Eidgnossen werd und lieb, also dass er 10 sines libs<br />

trabanten, itel Berner, wolbekleidt und versolt — deren einen sinen<br />

venner, Hans Kutlern — staets bi im hielt. Und als nun sin her, N<br />

der Roemsch kueng, nach etwas erlangten fridens, die unlidigen<br />

Tütschen fuossknecht gemuossget urlobt, und aber küng Heinrich,<br />

von Engelant vertriben 5 ), durch hilf küng Karlis von Frankrich<br />

•>) Ursprünglich: swartzen Martin.<br />

') Soll wahrscheinlich heissen: Lüttich, welches Maximilian im Jahr<br />

1484 einnahm. Lichnowsky VIII, S. 56. A. kehrt hier offenbar zur Erzählung<br />

früherer Ereignisse zurück.<br />

2<br />

) Die Stadt Gent hatte, wie nachher erwähnt wird, Maximilian nach<br />

dem Tode der Herzogin Maria die Herausgabe seines Sohnes verweigert.<br />

3<br />

) Friede zwischen Maximilian und den Ständen von Flandern, abgeschlossen<br />

zu Brügge am 28. Juni 1485.<br />

4<br />

) Ueber ihn siehe Pauli, Gesch. von England V. 537 u fl.<br />

5 ) Heinrich Tudor, nachher Heinrich VII.


284 1486<br />

[544] enthalten und wieder ingebracht, kueng Richarten hat erschlagen!),<br />

ward obgenamter Martin Swartz von nidergelegter<br />

parti der wissen rosen bewegt, dass er mit siner gselschaft und<br />

kriegsknechten, vil von Eidgnossen, in Engeland zoch, das kuengi<br />

rieh riterlich gwan, biss an eine stat, davor er an dem letsten<br />

strit, von sinen Engeischen uss verbunst der eren verraten, hinderwaerts<br />

angriflen, gschlagen, gfangen, als ein kueng uf erhepter<br />

bruege gekrönt und enthouptet 2 ); hat noch etwe mengen pfil, im<br />

strit enpfangen, als ein redlicher held in sinem lib stecken. Ouch<br />

io so wurdend sine knecht all erschlagen. Und das was gwagten<br />

freffels gwonlich end b ).<br />

[545] Handlung der, und mit den Eidgnossischeu<br />

reisknechten ins Niderland gezogen.<br />

In obgemelter des Roemschen kuengs sach, als der Eidgnossen<br />

15 knecht uf 3000 in Flandern, uebel bezalt, lagend, understuond der<br />

kueng von Frankrich mit | schenke und gelt si zuo im ze ziehen, (391)<br />

als ouch me denn der halb teil taet; und als aber ein frid gemacht<br />

ward, Hessen bed kueng die knecht gon, vast uebel gehalten, und<br />

uss Frankrich bi henkensbot vertriben. Klagt da der Roemsch<br />

*> kueng, si waerid unredlich von im gevallen; so klagt der kueng<br />

von Frankrich, si haettid grosse schenke genommen und aber im<br />

nit nach gheiss zuozogen. Ouch so klagten ir landesobren, si<br />

waerid unerlich hinzogen, zugid [546] unehrlich heim, man mieste<br />

si strafen und in totenbueecher schriben 3 ). Hargegen so klagten<br />

* die knecht, die kueng haettid inen nuet und si schmaelich gehalten.<br />

Der*) war ein oepfelkueng, diser 5 ) waer ein hogerichter zweig, und<br />

») Und — end später hinzugefügt.<br />

i) Richard III., erschlagen in der Schlacht bei Bosworth, 22. Aug. 1485.<br />

2) Nach allen andern Berichten wäre M. S. in der entscheidenden<br />

Schlacht bei Stoke am Trent, 16. Juni 1487, umgekommen. A. gründet<br />

sich wohl auf mündliche Berichte, vielleicht vom oben genannten Hans Kutler.<br />

3<br />

) Vergl. oben S. 249.<br />

4<br />

) Maximilian, mit dem Reichsapfel.<br />

ä<br />

) Karl VIII. von Frankreich. Er war bekanntlich schief gewachsen.


1486 285<br />

ir obren nemid rueewig pension, waerid inen ze streng. Redeten<br />

den herren, bsunders dem Roemschen kueng, so uebel, dass gmein<br />

Eidgnossen die Schmach und Scheltwort mit strengem verbot<br />

muostend abstellen. Verbittend, wie vor oft vergebens, bi verschribnen<br />

eiden, die muotwilligen reisgloeuf), bestaltend riter .><br />

Gaechuff oder Gaeguf 2 ), als der iren ufwiglern, gfaenglich anzenemen,<br />

(392)ouch von Schmähung wegen — | sagt, er weite die lanz[547]<br />

knechte zuoruesten, dass einer zweier Schwitzeren waert mueeste<br />

sin 8 ); - ward von herzog Sigmunden von Oesterrich versprochen.<br />

Straffend die heimkomnen und mantend allenthalben uss Tuetschen 10<br />

und Welschen landen har heim ire usslaendigen reisknecht. Dennocht<br />

so was der straffluechtigen so vi], dass ir ein merkliche zal<br />

bi den kuengen, bi Martin Swartzen und bim pfalzgrafen Ludwigen<br />

verharret. —<br />

Gerolzeck vom pfalzgrafen gewunnen. is<br />

— welcher der zit die friherren Diebolten und Gangolffen von<br />

Gerolzeck vertreib, verderbt, und inen ir vermeint ungwinlich<br />

schloss Gerolzeck 4 ) mit gwaltigem gschuez angewan, innam und<br />

besazt. Und das ze retten und wider ze erobren, wurdend gmein<br />

Eidgnossen von den friherren und ouch von herzog Sigmunden ä»<br />

um hilf ankert 5 ); woltend si sich der herren nuet annemen, aber<br />

dem herzogen nach vermögen irs ewigen fridens dienen.<br />

Zwischen dem Roemschen kueng und gineinen Eidgnossen<br />

ein vereinung verzeichnet.<br />

So ward uss ansuchen des Roemschen küngs, und ouch sines äs<br />

veters, herzog Sigmunds, zwischend im und gmeinen Eidgnossen<br />

') Eidg. Absch. III. 1, S. 228 vom 31. Januar 1486.<br />

3 ) Conrad Gächuf, ein Ritter aus dem Thurgau, der als Söldnerführer<br />

den Eidgenossen viele Verlegenheiten bereitete. (Eidg. Absch. III. 1, S. 213,<br />

215, 221, 227, 228, 240, 250 ff.<br />

3 ) Eidg. Absch. III. 1, S. 250.<br />

4) In der Nähe des Rheines, in der Ortenau, gegenüber Strassburg.<br />

Ein zweites Schloss Geroldseck lag im Elsass in der Nähe von Zabern.<br />

3) Vergl. Eidg. Absch. III. 1, S. 248 und 250.


286 1486<br />

zuo Zürich um S. Gallentag ein vereinung verzeichnet, vom mereu<br />

teil der Eidgnossen angenommen 1 ). | (393)<br />

Botschaft in obgemelten Sachen vom kueng von<br />

Frankrich gon Bern.<br />

5 [549] Von wegen obgemelter Sachen, den Roemschen kueng<br />

betreffend, als die Franzosen den Flemmingen zuo irer ufruor und<br />

widerspännikeit rat-und hilf tatend, sant ir kueng sinen hofmeister<br />

und feldhouptman der Eidgnossen, her Pyerre Loys, Spaniolen,<br />

von Valten, zuom ersten uf S. Vincentzentag gon Bern 8 ), Hess<br />

io anzeigen, wie er in ganzer einikeit mit allen sinen forsten, ouch<br />

mit den kuengen Engeland und Hyspanien stiende, ab niemands<br />

kein entsitzen hätte; denn ouch der Roemsch kueng mit im in<br />

gswornem friden; und wiewol er wol bewart waere, so truewt er<br />

doch niemand bass, dan einer frommen vesten stat Bern und<br />

is gmeinen Eidgnossen, die sinem vater, wiland kueng Ludwigen,<br />

wol erschossen slgid; deshalb er [550] si früntlich ermane und<br />

pit, gemachte vereinung nach ganz sinem vertruwen vest ze<br />

halten und in nit von iemands wegen ze verlassen, des glich<br />

si sich und aller gnaden zuo im ungezwifelt soellid versehen; beger<br />

so ouch semlichen sinen willen von einer stat Bern den andren<br />

Eidgnossen verkuent werden.<br />

Antwort.<br />

Ward im von einem wisen rat alle zimlicheit zuogesagt und<br />

demietiklich gebeten, sin kuenglich majestaet nach ira gnaden welle<br />

» ein stat Bern und | ein ganze Eidgnoschaft als ira sunders (394)<br />

gneigten truelich bevolen haben.<br />

i) Nach Eidg. Absch. III, S. 251 wurde 9. October 1486 in Zürich nur<br />

noch das schon 21. Mai vorgebrachte (ebend. S. 237) Verlangen von Seiten<br />

des Rom. Königs kundgegeben. Der Abschluss fand Schwierigkeiten und<br />

einige Stände traten gar nicht bei.<br />

2) 22. Januar. Raths-Man. 52 (50), S. 37, steht ein sehr eingehender<br />

Bericht, aber ohne Nennung des Gesandten.


1486 287<br />

Vom kueng von Frankrich botschaft gon Solaturn.<br />

Darnach im Aprellen durch genanten boten. —• ze betragen<br />

den langgewaereten vigentlichen span zwischen herzog Reinharten<br />

[551] von Lutringen und der stat Bern burgern, graf Hansen<br />

von Arberg und Valendyss, von Bofermont') wegen erwachsen — s<br />

gon Solaturn verordneten, obgemelte pit und ermanung an gmeiner<br />

Eidgnossen ratsboten ouch Hess tuen.<br />

Vertrag eins grossen spans zwischen dem herzogen von<br />

Lutringen und dem grafen von Valeudis.<br />

Ward da ieztgemelter span, geueebt vil jar mit merklichem io<br />

beder partien schaden, und mit einer truewen stat Bern kosten<br />

und arbeit, irem burger emsig dargstrekt, also vertragen, dass<br />

der herzog soelte dem grafen sin mueeterlich erb, das schloss und<br />

herschaft Bofermont, wider ingeben, oder im in jarsfrist 15,000<br />

Rinscher gülden darfuer bar ussrichten und bezalen, und hiemit 15<br />

die gevangnen ledig und alle vecht und vigentschaft ab sin 2 ).<br />

[552] Botschaft vom kueng von Frankrich au Bern und<br />

gmein Eidgnossen.<br />

Darnach, ze mittem Brachat, als sich kriegsche bewegung<br />

(395) im Niderland erzeigt, schikt er abermals genan | ten boten zuvor &,<br />

gon Bern 3 ) und darnach zti gmeinen Eidgnossen gon Zürich. Liess<br />

ernstlich anbringen, wie er in Widerwillen und deshalb in ristung<br />

gegen dem Roemschen kueng stiende, und aber si mit dem selben<br />

ein puentnues ze machen handletid, ouch ir kriegsluet im liessid<br />

züloufen; das siner vereinung ungmaess. Begere nach lut der 25<br />

') Die Herrschaft Beaufremont in Burgund, aufweiche Graf Hans von<br />

Aarberg-Valangin Anspruch machte. Vortrag des franz. Boten desshalb,<br />

siehe Raths-Man. 52 (50), S. 38.<br />

2) Eidg. Absch. III. 1, S. 233 vom 16.-23. April 1486, zu Solothurn.<br />

Der Streit war schon im Januar 1478 vor der Tagsatzung zur Sprache gekommen<br />

(Eidg. Absch. III. 1, S. 1).<br />

3) Verhandlung vor dem Rathe zu Bern am 14. Juni (Raths.-Man. 53<br />

(52), S. 163-166.)


288 1486<br />

selbigen, die, wie er ouch welle tuen, truelich und vest an im ze<br />

halten, mit niemand im zewider ze handien, ire wider in ligend<br />

abzemanen, und im [553] hilf ze tuend; dabi er moeg erkennen<br />

sine zuo inen zuoversicht, die er fuernemlich zuo inen habe; so er<br />

5 doch gntigsame selbs erbotne hilf von kuengen und forsten mug<br />

bekommen 1 ).<br />

Bern und gm einer Eidgnossen wise antwort.<br />

Ward im geantwort: die spaen, so zwischen im und dem<br />

Roemschen kueng sich hieltid, ouch das unghorsam irer lueten<br />

io kriegsgloeuf waer inen vast leid, waerid ouch gmiegt, soelichs nach<br />

vermögen ze wenden. Der puentnuess halb mit dem Roemschen<br />

kueng sie nuet beschlossen, wellid ouch nuet mit iemands handien<br />

gemachten puenden und Vereinigungen widrigs, und die gemachten<br />

an im und andren redlich halten; seile sich alles guots zuo inen,<br />

i5 als im sunders wolgeneigten, versehen, ouch, wo im ir hilf not,<br />

[554] dass im die nach gebuer werde nit abgeschlagen. Endeten<br />

sich dis sachen wie oberzaelt. | (396)<br />

Abzalung des Franzesischen kuengs gmeinen Eidgnossen<br />

um die grafschaft Burgun.<br />

20 Hiezwischen hat der kueng von Frankrich die schuld der<br />

150,000 Rinscher gülden um die grafschaft Burgun, von sinem<br />

vater, kueng Ludwigen, den zehen orten verschriben, abgericht 2 );<br />

hond darum in aller orten nammen Bern und Solaturn, und darnach<br />

iedlichs ort insunders, quittiert.<br />

u Bracht dis letste bzalung über allen kosten iedem ort:<br />

an Rinschem gold 648 gülden<br />

an sunnenschilten 377<br />

an ducaten 43<br />

an alten Schilden 198<br />

so an Uetrischen 3 ) gülden . . . . 90<br />

') Eidg. Absch. III. 1, 242 vom 3. Juli 1486. Die Antwort ebendaselbst.<br />

') 16.—23. April 1486 (Eidg. Absch. III. 1, S. 233). Von der hier angeführten<br />

Vertheilung auf die einzelnen Stände steht dort nichts.<br />

3 Utrechter Gulden.


1486 289<br />

[555] Erwerung eines zols zue Gotlieben.<br />

In disem jar hat der bischof von Costentz, her Ott von<br />

Sonnenberg, ein nuewen zol vom keiser, gon Gotlieben •) ze legen,<br />

erworben; und wie wol er gmeinen Eidgnossen den dritten pfennig<br />

darvon verhiess ze geben, hond si dennocht im den nit wellen 6<br />

gestatten 2).<br />

Vassnacht von denen von Swytz zue Bern gehalten.<br />

15. Jan. Uf sontag nach Hilary, was der 15. tag Jenner, sind die<br />

von Swytz gon Bern kommen, fruentliche und froeliche fassnacht<br />

(397) da ze haben. Deshalb | ein ersame stat Bern Hess jagen [556] 10<br />

und tischen. Beschreib harzuo ir nächst umsaessend amptluet, salb<br />

sechst, guot gselschaft und zuo schimpf gschikten, uss dem Aergoew<br />

her Hansen von Halwyl, her Heinman von Muelinen, her Rudolfen<br />

von Luteruow, her Hans Arnolt Segessern, Caspar Efingern, und<br />

von nachburen: margraf Ruodolfen von Nuewenburg; Friburg, Biel i«<br />

und Solaturn 3 ). Item trometer und pfifer. Enpfieng, hielt und<br />

Hess si ir alten truewen Eidgnossen mit grossen ßren, froeden<br />

und fruentschaft. Welche, nach hoher danksagung, zugend uf<br />

nächsten samstag zuo unser frowen gon Bueren 4 ); da ouch uss<br />

bevel einer stat Bern wolgehalten und da dannen heim. Darnach 20<br />

bald santend si iren amman, Dietrichen an der Halden, [557]<br />

einer erenrichen stat Bern, iren sunders alten"), getruewen, lieben<br />

Eidgnossen, bewisner fruentschaft, eren und guots ze danken 5 ).<br />

Ouch bald harnach, als sich die unrüewig alte fassnacht zuo<br />

Münster hat erhaben 6 ), schiktend si ir nämliche botschaft einer 25<br />

stat Bern, zuo allem irem anligen lib und guot zuozesagen. Ward<br />

von inen mit gebuerlichem gvallen und dank angenommen.<br />

a ) alten später hinzugefügt.<br />

') Biscliöüich-Constanzisches Schloss am Bodensee.<br />

2) Eidg. Absch. III. 1, 231-243.<br />

3 ) Aufforderung an die Amtleute, «den hern zu helfen, ere und früntschaft<br />

gegen die Eidgnossen zu handeln», vom 13. Jan. (Raths-Man. 52 (50),<br />

S. 22-25).<br />

4 ) Ueber den Wallfahrtsort Oberbüren siehe oben S. 257 und 279.<br />

5) Raths-Man. 50 (51), S. 25 vom 25. Februar i486.<br />

6 ) Darüber im folgenden Abschnitt.<br />

19


2


1486 291<br />

die, als von altem har baebstlichen geboten ghorsam, ouch die ze<br />

schützen und iren burgern ze helfen alweg geneigt, liess si im<br />

ein gwaerte gselschaft von Buerren zuo, uf sin recht, zuo recht, on<br />

iemands schaden, genampter propstl besitzung inzenemen. Und<br />

als nun der Meyer mit sinen gsellen in innaemung der probstl s<br />

sich iebt, und im die korhern und etlich undertanen gsworen,<br />

wurdend sie vom meyer von Taelschberg') mit sines herren lueten,<br />

wie wol der bischof, hierum angesucht, des handeis sich nit anzenemen<br />

hat begeben, ungewarneter sach gaechlingen [561] ubervallen<br />

und belaegret, si von irem fuernemen und die gswornen n><br />

von iren eiden abtrungen, uss der gselschaft die fuernemsten angenommen<br />

und si, wo ervordret, in bischofs gerichten recht ze<br />

nemen vereidet und des verschribung erzwungen, und also hiermit<br />

ein ersam stat Bern schmaelich veracht und bewegt.<br />

Rettung der belaegreten zue Münster, ruestung und is<br />

inuemung des Münstertals.<br />

Dis handlung, so bald s' ein hantveste stat Bern hat ver-<br />

(400) nommen, von stund an uf samstag z'nacht vor | der alten fassli.<br />

Fek. nacht, was der 11. tag hornung, ermant si ernstlich die von Biel<br />

iren bischof abzewisen, die von Solaturn, gut [562] ufsehen ze haben, so<br />

und die iren um Arberg, Nidow und Buerren, samtlich iren belaegreten<br />

zuozeloufen 2 ), verordnet ze houptman den venner Ludwig<br />

Ditlingern, mit einem faenli, trüg Hans Offenburg. Hiess den<br />

llends mit zusamengelofnem hulen hinziehen, vorab die iren retten,<br />

ledigen und schirmen, und mitan von den bischoeffischen zöge- 35<br />

fueegter schmach abtrag ze tuend und her Hansen Meyern unverhindert<br />

bi bezogner probstl Ion ze beliben, on verdanks nachlassung<br />

truzlich ervordren. Begegne dan im fueegliche antwurt,<br />

solle er on iemands schaden fruentlich abziehen, wo nit, witer<br />

bscheid erwarten. Und als do maer komend, wie gmein Eidgnossen m<br />

gschriben haettid, [563] man weite die Berner, wan si nit dannen<br />

i) Der Bischof von Basel als weltlicher Fürst hatte zu Delsberg einen<br />

Meyer (Maire) als Unterbeamteu.<br />

2) Missb. F. 225 u. ff.


292 1486<br />

zugid, uf die koepf schlahen •), beschied si die zwei lantgricht<br />

Zollikofen und Nuewenegk 2 ) und die herschaften Erlach, Arberg,<br />

Buchse, Jegenstorf, Burgdorf, Wangen, Bipp, angends geruest, mit<br />

macht gon Buerren sich ze versamlen, warnet und mant die Aer-<br />

5 goewer, heimliche huot und gwarsame geruest zuo haben 8 ). Des glich<br />

zuvor die im veld hiess si das Muenstertal und die probst! zuo<br />

handen irem Meyer innemen, im on alle fuerwort heissen sweren 4 ).| (401)<br />

Daeding zfi Rennendorf 5 ).<br />

Und als das besehenen was, begerten der bischof und tuomio<br />

probst [564] von Basel in der sach ze daedingen. Wurdend von<br />

Bern ratsboten gsendt, inen und dem houptman bevolhen, nit,<br />

dan mit erlichem bericht, abzeziehen.<br />

Klag und abvordrung einer stat Zürich.<br />

Indem schikt ein stat Zuerich iren wolberedten statschriber<br />

1-, Ludwig Amman har gon Bern 6 ), liess inen sagen, si hätte sunders<br />

zwifel vermeint, ir verwanter Pfyfer, wie er durch baebstliche<br />

versehung mit recht ouch dem Meyer anbehalten, und<br />

durch kein ander mittel in sine probst! Münster, ouch mit<br />

gmeiner Eidgnossen erkantnuess und schirm, waer ingesezt, also<br />

20 soelte er [565] unverhindert darin sin beliben. So habe aber der<br />

Meyer den Pfyffer über erlangte recht und besitzung, wider aller<br />

rechten billicheit, im schin etwas vermeinten titeis, darvon mit<br />

gwalt understanden ze triben, habe ouch das mit hilf der iren<br />

wider des bischofs amptman zuo Taelschberg pflichtige warnung und<br />

•) Die Eidgenossen der andern Orte nahmen in dieser Sache sehr entschieden<br />

Parthei gegen Bern (vergl. Eidg. Absch. III. 1, 257, 263).<br />

2) Sonst gewöhnlich das Landgericht Sternenberg genannt; westlich<br />

der Stadt bis zur Sense und Saane.<br />

3 ) Mahnung in den Aargau vom 17. Februar (Miss F. 229 b ).<br />

4 ) Schreiben an die Hauptleute im Feld vom 13. Febr. (Miss F. 227).<br />

5 ) Courrendlin, zwischen Münster und Delsherg. Der Vermittlungsversuch<br />

fand im Februar 1486 statt; der Vertrag steht im <strong>Band</strong> C der<br />

Eidg. Abschiede des Berner Archivs, S. 213 u. ff., ohne Datum.<br />

6) Am 17. Februar (Raths-Man. 50, (51), S. 4—7).


1486 293<br />

abwisung getan, und also der probsti possess mit frefnem gwalt<br />

begwaeltiget, welcher handlung si sich vast hoch verwundre, sitmal<br />

ein loblich stat Bern von altem har alwegen sie ein mitlerin<br />

gwesen, semlich unfuoren und ufrueerische spaen ze verkommen und<br />

abzestellen; hätte die verkomnuess von Stans bass bedacht, iemands •<br />

(402) on recht siner besitzung ze entsetzen und krieg | wider [566] an<br />

oder vor gebotnem rechten und gmeiner Eidgnossen willen anzevahen.<br />

Noch so begerte, ersuchte und paete si zum höchsten<br />

als muglich, witern und schädlichem schaden ze vermiden, dass<br />

si die iren heim mane, den getanen schaden abtrage, und dem io<br />

Pfyffer abgerissne possess widerkere. Dan, wo das nit bald beschehe,<br />

mug nuet guots daruss entston, so si den iren nit koennid<br />

mit eren verlassen, und doch waeger wäre, irer namhaftigen<br />

staeten einikeit und fruentschaft zuo enthalten.<br />

Einer stat Bern antwort. i,<br />

Uf dis mit vil worten dargetone meinung warnet ein stat<br />

Bern abermals die iren im veld und im Aergoew, sich ze bewaren<br />

1 ) und gab antwort denen von Zürich, ouch in glicher<br />

meinung [567] den andren sechs orten, zuo Lucern versamt'-j.<br />

Nach dargetanen im anfang kurz gemelten Ursachen und urhab, 20<br />

so hab ein stat Bern dis schwebende sach nit unbillich und niemand<br />

ze leid noch ze schaden fuergenommen, sunder damit zuvor<br />

bäbstliche ghorsame, allen buenden vorbehalten, ir er und die<br />

iren gerettet und gschirmt, ouch her Hans Meyer, von sinen<br />

altvordren ir lantsaess und erborner burger, bi sinen rechten be- «<br />

libe. Getruew ouch nit, dass ein loblich stat Zürich, dero der<br />

Pfyffer semlicher mauss nit verwant sie, das unbillichen solle,<br />

besunder in ansehen vil ergangner pit und beger, nämlich die<br />

(403) Mcht der probsti in Sequester ze | legen, biss zuo entlichem<br />

usstrag und entscheid ir beider rechtens; das nie hat moegen *»<br />

fürgang haben. Si sige ouch wol ingedenk der verkomnuess von<br />

Stans, und wie die [568] bisshar an etlichen erschossen. Ui.d so<br />

i) Miss. F. 229» vom 17. Februar.<br />

») Diese Antwort siehe Raths-Man. 50 (51), S. 8, 9 vom 18. Febr.


294 1486<br />

die iren nit überzogen, sie si keins willens gwesen, uezt darzuo<br />

ze setzen; hab ouch noch die neigung, einer loblichen stat Zuerich<br />

als iren getrüwen Eidgnossen, ze tuon, was iro lieb und dienst<br />

si. in hofnung, si betrachte selbs, dass ein stat Bern nuet unü<br />

fueeglichs hierin gehandlet, das si ouch ze tuon hinfuer alzit guoten<br />

willen habe. Gönne ouch her Hansen Pfyffern sines rechtens<br />

wol, und was nach Roemschem usspruch erluetret; ob joch die<br />

possess und fruecht unss dar, wie oft begert, nochmal in mittelhand<br />

gestelt, lasse si noch bschehen. Des bischofs halb habe si<br />

10 ein bericht, dabi welle si bliben.<br />

Bericht und afozug von Münster, ingenommen a ).<br />

[569] Hiezwischend was ein bericht zuo Rennendorf um die<br />

und ander sachen gemacht, und körnend die reiser uf Reminiscerei)<br />

wider heim, begertend etlich eininger 8 ) mit dem vaenli<br />

15 inzeziehen, ward inen ze antwort: die gesworne statsatzung<br />

möcht es nit erliden. So was des berichts inhalt, dass das<br />

Munstertal einer stat Bern soelte bliben, und darzuo ira der bischof,<br />

her Caspar ze Ryn, fuer kost und schmach soelt indert | S. Jörgen (404)<br />

tag 3 ) 5000 Bernerpfund ussrichten und bezalen. Im doch zuoge-<br />

2


1486 295<br />

wenstat und von Friburg zuo underdaedingern erbeten: her Dietrichen<br />

von Endlisberg, ritter, schulthesi), und Umbert Geuffi,<br />

statschribern. Und nachdem der bischof das versprochen gelt,<br />

so er daran kein miltrung erwerben mocht, bezalt hat, ward des<br />

lands und andrer spaenen halb aber ein vertrag ufgerichtet, nam- s<br />

lieh dass das Muenstertal soelte im und siner stift Basel und iren<br />

nachkommen als ir eigentuom bliben, aber der stift Muenster und<br />

irer lueten burgrecht, mit der stat Bern [571] gemacht, ouch<br />

ewigen bestand haben 5 ).<br />

Werbung des foischofs und gmeiuer Eidgnossen, das w<br />

Muenstertal ledig ze lassen.<br />

Uf disen vertrag, als die stift und derohalb der bischof um<br />

verlorne friheit zuo Muenster noch nit rueewig warend, würben si<br />

,. ,, an ein stat Bern durch eigne und ouch durch gineiner Eidgnossen<br />

ü


296 1486<br />

und einer stift von Basel nuet entwert, noch des sinen abzogen,<br />

ouch nuet hierin unrecht getan, so dem iren, hern Hans Meyern,<br />

der probst! recht vom heiligen Roemschen stuol sie zugesprochen,<br />

und hiemit ire tat als rechtsschirm gebillichet. Und ob joch<br />

5 schon, als sie doch in keinen weg verlieft, etwas der verkomnuess,<br />

von Stans widrigs gehandlet, so sige doch wol kuntlich, dass<br />

andre oerter die gar nuet gehalten. Beger uner[573]suocht, bi ufrecht<br />

gemachtem bericht ze bliben und gehanthabt werden. Ouch<br />

inen welle geValien, richtig Sachen nit irrig ze machen und an<br />

io diser antwort ein guot beniegen ze haben. Und wie dem allem,<br />

so ward uf den 28. tag November •) der drit vertrag, doch diser 28. NOT.<br />

houptsach unver|aendret, von der andren spaenen wegen zu Bern (406)<br />

ufgericht.<br />

Entscheidung Biel und Nydow ires wochenmaerkts halb.<br />

15 Ouch so wurdend Nidow und Biel etlicher unrueewiger spaenen<br />

und insunders der wochenmaerkten halb entscheiden, dass Nydow<br />

uf die moentag, und Biel uf die donderstag soeltid maerkt halten,<br />

und zuo beiden maerkteu menglichen ze koufen und ze verkoufen<br />

frier zuogang gestattet werden 2 ).<br />

so (574] Versienuug und burgrecht margraf Philips vom<br />

Roeteln etc.<br />

In dem jar kam gon Bern her Rudolf, der alt margraf von<br />

Nuewenburg 3 ), sinen sun Philippen, des kuengs von Frankrich in<br />

Burgun marschalken, gegen einer stat Bern und ir lantschaft,<br />

25 insunders Erlach und Nidow, ze versienen und in burgrecht ze<br />

bringen 4 ). Was im vor oft, wie wol er darum drungenlich hat<br />

•) Schon am 18. October hatte der Bischof ein neues Restitutiousbegehren<br />

gestellt. (Raths-Man. 51 (53), S. 53.)— Von dem hier erwähnten<br />

dritten Vertrag ist nichts zu finden.<br />

») Veigl. Miss. F. 361" vom 11. Dezember.<br />

8 ) Rudolf von Hochberg-Küthelen, Herr von Neuenburg.<br />

4 ) Demselben wurde -- nach längern Berathungen — am 24. Juni gestattet<br />

vor den Rath zu treten. (Raths-Man. 53 (52), S. 92.)


I<br />

1486 297<br />

geworben, sit der zit, do der herzog von Burgun die iren zuo<br />

Granson hat erhaenkt, dabi der jung margraf solt sin gewesen,<br />

verzuegen und abgschlagen, wan ouch die wiber[575| trowten, si<br />

welid in mit kunklen ze tod schlahen, deshalb der jung her<br />

dorfst nienan in einer stat Bern gebiet, ouch nit heim gon Nue- s<br />

wenburg kommen. Also mit treffenlicher entschuldigung, hoher<br />


298 1486<br />

der gwerb, fuer einen disen landen der nuezlichest und notwendigest,<br />

wol fuersehens und insehens bedarf, einer fuer | sichtigen (408)<br />

stat fuernaemlich zuokoerend ze beraten und ze verwalten.<br />

Handlung wider reisgloeuf.<br />

6 Uf den 6. tag Ougst, was sontag, sind rät, burger und Ungut<br />

gmeind, fremd und heimsch, meister und knecht, uf dem rathus<br />

zuosammen berieft, hond ernueweret und gsworn den eid, wider<br />

mutwillig reissgloef ufgsezt; dabi geraten, die gelofnen heimzemanen<br />

und [578] die lieimkomnen ze strafen und als erlös ins<br />

io todbiich ze schriben').<br />

Die schnöden kleider und butzen verboten.<br />

Item, den schnoeden kurzen kleidern ein maess, und 5 pfund<br />

buoss ufgelegt, item die butzenantlitz und hosenlumpen heissen<br />

leisten').<br />

M Den eignen lueten uss stat und land geboten.<br />

Item, in stat und land geboten, dass alle, so eigen luet sind<br />

und weder teil noch reiskosten geben, in jarszil uss ir stat,<br />

landen und gebieten ziehind 3 ).<br />

Frinng Buchse.<br />

20 Ouch gsehriftlich den hohmeister von Rodiss 4 ) ankert, des<br />

huses Buchse eigenluet ze frien z'verwilligen; | denn si in iren (409)<br />

gebieten und landen kein eigen luet halten wellid.<br />

Volstreckuug der Ordnungen durch die venner und<br />

amptluet.<br />

2s Und dis eid und Ordnungen zuo vol [579] strecken, ouch gwer<br />

und harnesch ze besichtigen, die vier venner in die vier land-<br />

|) Vergl. Raths-Man. 53 (52). S. 166.<br />

2j Mandat in «Statt und Länder» vom 20. November (Miss. F. 356").<br />

3) Raths-Man. 51 (53), S. 33 vom 11. October.<br />

4) Das Haus von (MünchenJ-Buchsee gehörte dem zu Rhodus residirenden<br />

Maltheser-Orden. Das Schreiben steht lat. Miss. C. 314 (vom 5. April).


i486 299<br />

gricht ussgesendt; ouch iren amptlueten desglichen ze tuen zuogeschriben.<br />

Trostburg, die von Halwil konft.<br />

Item, Trostburg 1 ), schloss und herschaft, her Hansen von<br />

Halwil gönnen ze koufen von denen von Rinach 2 ). 5<br />

Der kronick verkoeufer gestraft.<br />

Item, die alte grichtschriberin 3 ), ouch die, so damit umgangen,<br />

um verkoufte kronick gestraft, und von ir die biecher und<br />

brief, einer stat zuoghoerend, ervordret.<br />

Uf die fritag nuet dan der stat sacheu im rat ze hamllen, 10<br />

Satzung.<br />

Uf S. Gallentag 4 ) hond rät und burger dis Ordnung gemacht,<br />

[580] der schultes und raet gsworen, und al Ostermentag die<br />

(410)ze sweren bevolen, nämlich: | dass uf die fritag im rat nuet anders<br />

sol ze beraten und ze vertigen fuergenommen werden, und 15<br />

ein schultes niemand fuerlassen, denn der stat sachen berierend,<br />

als Satzungen, Ordnungen, urteilen, biiw und andere zuovallende<br />

gschaeft, ze beraten und ze verschaffen notwendig.<br />

Bnss versumter ratsstund.<br />

Ouch so sond der schultes und die rat, so anheimsch sind, 20<br />

sich bim eid im rat lassen finden, und welcher zuo summerszit<br />

um die suebne und winter um die achte morgens nit erschint,<br />

sond die weibel bi iren eiden von im 2 plaphart biiss on gnad<br />

ziehen, einen behalten, den andren S. Vincenssen geben, —<br />

') Trostbnrg bei Kulm im Aargau, jetzt verschwunden.<br />

2) Am 7. August (Ratha-Man. 53 (52), S. 179).<br />

3 ) Die Wittwe des Gerichtschreibers und Chronisten Diebold Schilling,<br />

welche, wie es scheint, Abschriften der Stadtchronik verkaufte und amtliche<br />

Aktenstücke zurückbehalten hatte. Raths-Man. 53 (52), S. 158 (26. Juli).<br />

4) 16. October, vergl. Raths-Man. 51 (58) 118.


300 1486-1487<br />

S. Vincensen stuer.<br />

[581J — der ouch der zit von hus ze hus, stuer nach iedesse<br />

willen ufzenemen, ist") umgangen.<br />

Summ ingezogner teil, schuhlenbezalung und restanz.<br />

-5 Taell, in vergangnen jaren in stat und land der ganzen herschaft<br />

Bern ufgelegt, zuo end dis jars durch die taelherren Niclausen<br />

Torman und Meyenberg ingezogen und verrechnet, hat bracht ab<br />

dem land 28368 pfund, in der stat 6402 pfund und 9 Schilling,<br />

macht die summ in stat und land | 34770 pfund und 9 Schilling (411)<br />

io Berner 1 ).<br />

Ussgeben an schuld und ablosung 34578 pfund 5 Schilling<br />

10 pfennig. Restanz 192 pfund 3 Schilling, 3 pfennig 2 ).<br />

1487.<br />

[582 leer].<br />

15 [583] Babst: Innocentius VIII. 3. Keiser: Fridrich III. 48.<br />

Roemscher kuong: Maximilian 2. Franzesischer kueng: Carolus VIII. 4.<br />

Schultes: von Diesbach 7.<br />

Des babsts Satzungen, von einer stat Bern willig<br />

angenommen.<br />

so Im jar Cristi Jhesu 1487. Der Römisch babst, des Türken,<br />

des Napolschen kriegs, ouch siner fleischlichen künden halb und<br />

sust gelts dürftig, schikt uss in al sine gebiet, die weltlichen<br />

mit hochgepredigetem ablas und die geistlichen mit richem zechends<br />

zehenden ze beschaetzen. Wurdend dis bed Schätzungen<br />

25 von einer stat Bern gutwillig angenommen und in al ir herschaft,<br />

verwantschaft und nachburschaft mit pit und gebot nissig und<br />

ernstlich ver-[584]kuendt, die in ir stat von irem tuomprobst, her<br />

Johansen Armbrostern, gedachter Schätzungen baebstlichen commissari<br />

und Verwaltern ze beziehen und abzerichten. Und sem-<br />

») Von fremder Hand wurde ergänzt: der rat. St. und W. lasen, nach<br />

andern Copien: (in) der stat.<br />

') Rechnungsablage am 28. October. (Raths-Man. 51, (53) 105.) Demnach<br />

ertrug die <strong>Teil</strong>e vom Lande 14478 Gulden oder 28368 Berner Pfund.<br />

') Soll heiesen 2 Pfennig, da der Schilling zu 12 Pfg. gerechnet wird.


1487 301<br />

(412) liehen | einer insunders dem Roemschen stuol andächtigen stat<br />

Bern guoten willen schuf vermeinte irer nuewen stift durch ablas,<br />

ufnung und baebstlicher heilikeit gunst und gwalt wider den Tuetschen<br />

orden, durch zuogelasnen und gefuerdreten zehenden zuo erlangen.<br />

Hat ouch der sacken kalb genanten iren probst des jars 5<br />

zweimal nit on gold und brief gon Rom ververtiget'). So wäret<br />

der voll ablas von Oculi biss Judica — dock vom Constenzer-Roemseken<br />

ablas nit ungebindret — und der zekend seknit ein jar.<br />

[585] Des keisers unkraeftige tagleistung und tellung.<br />

Desglicken, so vordret der Roemsch keiser, widern Türken, io<br />

Ungern und Venedig, an die stand des Roemschen richs und an<br />

den Schwaebschen pund, von im nuewlick zuowider der Eidgnosckaft<br />

ufgericht' 2 ), stuer und hilf; deren im doch, wie wol er rechter des<br />

richs und punds obrer, wenig gediet, so nit gotsdienst und ablas,<br />

wie der babst, fuerwenden mocht; zuo Nuerenberg vil riet, und 15<br />

luetzel ussricht 3 ).<br />

Herlicher sig herzog Sigmunds wider die Yenedier.<br />

Aber herzog Sigmund von Oesterrich, mit hilf deren von<br />

Zuerich, [586] Turgoew und Grauwenpund, so die andren oerter<br />

ermant, — ein teil mit Saffoy und ein teil mit Wallis verheft, nit 20<br />

(413) zugend, — schlug die Ve-1 nedier vor Roverik 4 ), das er ouch gwan<br />

und zerschleipft. Kam da mit nämlicher zal, über 5000, um, der<br />

zit under den Waelscben der verruemtst kriegsfuerst, der Venedier<br />

kouptman, ker Robert von Sant Severin 5 ), und ouck sin sun, ker<br />

Antoni Maria, von graf Hansen von Sonnenberg in eim versprock- »5<br />

nen kämpf riterlick erwürgt. Also bracktend d'Eidgnossen ouck<br />

davon er, lob und dank.<br />

') Instruktion vom 1. Mai 1486 im lat. C. 327 u. ff. Von der zweiten<br />

Sendung ist nichts zu finden.<br />

') Der eigentliche Abschluss fand statt am 14. Februar 1488; die bezüglichen<br />

Verhandlungen begannen aber schon früher.<br />

3 ) Reichstag zu Nürnberg, Anfg. Oktober 1487.<br />

4) Roveredo in Südtyrol; am 10. August 1487.<br />

5 ) Derselbe ertrank auf der Flueht.


302 1487<br />

[587] Beschlossne vereinung mit dem Roemscheu kueug, und<br />

gmeiuer Eidgnosseu keiserliche friheiten bestaet.<br />

So was der Roemsch kueug im Niderland uurueewig, warb<br />

einsig an gmein Eidgnossen um verzeichneter vereinung beschluss,<br />

s den er von Zürich, Bern, Zug und Solaturn enpfieng 1 ). Gab<br />

hieruf den im vereinten orten, nach fuergschribner form, begerte<br />

irer keiserlichen friheiten bestaetigung.<br />

Bestätigung keiserlicher friheiten einer stat Bern.<br />

Also ward einer loblichen stat Bern, die sich ouch mit einio<br />

zelichem ort Zürich, da si bschlossen ist 2 ), in dis erlich und loblich<br />

vereinung ze gon hat verwilliget, ir wolhargebracht hohe<br />

friheit vom Roemschen I kueng Maximilian, zuo [588] Antwerp uf ^J*)<br />

(). Nov.<br />

den sechsten tag November bestaet, verbrieft und zuogesendt 3 ).<br />

Von herzogen von Beyern an gmein Eidgnossen gsüchte<br />

i5 vereiuung.<br />

In dem so hond ouch die herzogen von Beyeren, Joerg und<br />

Albrecht, durch herzog Sigmunds anbringen und durch eigne<br />

boten, zuo Hall im Intal ein vereinung mit gmeiner Eidgnossen<br />

boten, dahin ins fuersten kosten berieft, verzeichnet 4 ); allein von<br />

20 Lucern anzenemen geraten, aber von den andren orten güetlich<br />

angestelt. So begert herzog Wolfgang von Beyeren sinen pfenig<br />

zuo Diessenhofen zuo verzeren; ward im, mit geding fridens, vergoent")»).<br />

*) Güetlich bis vergönt später am Rande nachgetragen; ursprünglich<br />

stand: abgeschlagen.<br />

i) Vergl. Eidg. Absch. 111. 1, S. 262, 268, 275, 277, 279.<br />

') Tagsatzung zu Zürich vom 11. September 1486.<br />

3 ) Original im Berner Staatsarchiv.<br />

•) Eidg. Absch. III. 1, S. 276 und 278.<br />

5 ) Nach Eidg. Absch. III. 1, S. 283 wurde die Antwort verschoben,<br />

eine spätere Entscheidung ist aber nicht erwähnt.<br />

t


1487 3Ü3<br />

Bern und Lucern meinuug diser vereiuungen halb.<br />

Jeztgemelter vereinungen einer stat Bern wol und wise betrachtung<br />

zeigt an dise missif, Zuerich zuogesenti):<br />

Missiv.<br />

Unser fruentlich etc. Als wir dan nächst, uf beger und an- 5<br />

bringen uewer liebe, unser treffenlich ratsbotschaft zuo [589] unseren<br />

Eidgnossen von Lucern gevertiget, und dero, als ir wuessen,<br />

bevolhen, mit in der langgesuochten loblichen einung halb des<br />

Roemschcn kuengs red ze halten und si ze bitten, in die selben<br />

ze gon und sich von uns und andren, wie denn das mit witren 10<br />

(415)mitlen und notdurften vor kleinem und grossem | rat dargetan,<br />

nit zuo suendren: haben wir uf selichs verstanden, was dan der<br />

selben unser ratsbotschaft begegnet und das selb gehandlet, also<br />

das ir 5 ) meinung nit ist, selich vereinung anzenemen, mit dartuon,<br />

dass si sust und in andren gestalten dem heiligen Roemschen 15<br />

rieh verwant, und nit sich witer zuo verpflichten. Zuo dem so hab<br />

uns Eidgnossen das hus Oesterrich nie wol erschossen, und sich<br />

unser gnädiger her der keiser von alter har geneigt und geflissen,<br />

ein Eidgnoschaft zuo vervaellen und under sich zuo bringen. Aber<br />

die herzogen von Beyern, die uns mit salzkouf und andrem wol 20<br />

dienen und zuoston mögend, die wellen wir verachten? Das und<br />

anders ermessen, habid si beschlossen, mit uns noch andren in<br />

einich vereinung ze gan. Getruewen lieben Eidgnossen! wir<br />

moechtend gar wol liden, der handel und vorab unser aller lob,<br />

ruom und er wurd in andren gstalten dan also betrachtet, [590] *<br />

und nit so lichtlich understanden, in uns zuo bilden, mit dem hus<br />

Beyeren oder andren in einung ze gan und dadurch wider brief<br />

und sigel, es sig der staeten am Rln oder ander sachen halb, ze<br />

handien. Dan was gluecks und heils davon entstan, mag uewer<br />

lieb wol ermaessen. Diewil aber die sachen also harrueren, und w<br />

•) D. Miss. F. 505.<br />

») — Nämlich der Luzerner.


304 1487<br />

nit an den selben unsern boten a ): ist dennocht etwas fruentlicher<br />

meinung von sundren personell begegnet, also dass witer tag<br />

durch uns angesezt und von andren mitlen und gestalten geret<br />

wurd. So haben wir uwer liebe | selichs wellen verkünden, mit (416)<br />

s fruentlicher pit, an des Roemschen kuengs anwaelt selichs ze bringen,<br />

damit selich uneinikeit zuom besten gezogen mug werden.<br />

Wiewol wir, ungehindert dess alles, unser zusagen, brief und<br />

sigel nuet dester minder halten, und die keins wegs on gute verwilligung<br />

laezen noch mindren wellen, mit der hilf Gots, der<br />

io uwer briederlich lieb geruoch ze enthalten. Datum Samstag vor<br />

Katherinae') anno 87.<br />

[591] Botschaft vom kueng von Fraukrich an gmein Eidguossen<br />

wider die Roemsch kuengsche vereinung.<br />

Uf obgemelte vereinung des Roemschen kuengs beklagt sich<br />

15 durch sine botschaft der kueng von Frankrich, sunderlich vor<br />

einer stat Bern 2 ) und zuo Zürich vor gmeinen Eidgnossen, vermeinend,<br />

die siner 3 ), so er mit gmeinen Eidgnossen hätte, widrig<br />

ze sin, sitmal si bed in widerwaertikeit stiendid. Begerte mit<br />

inen ze sin, wie sin vater selig waere gwesen. Ward im geant-<br />

20 wort: die gemachte vereinung mit dem Roemschen kueng waere zuo<br />

friden der landen dienstlich und in keinen weg den älteren puenden<br />

nachteilig; wellid, so ver muglich, inen beden tuen, was den<br />

6ren gemäss 4 ).<br />

[592] Von krieglichem span zwischen dem herzogen von<br />

25 Saffoy und dem margrafen von Salut/.. Bern und<br />

Friburg harzii gemant.<br />

Vor und im anfang diss jars hat sich erhäbt ein krieglicher<br />

span zwischen dem herzogen von Saffoy, | Carlin, und sinem (417)<br />

») Vielleicht ist zu ergänzen: erwindet.<br />

i) 24. November.<br />

«) Eine franz. Botschaft ist im Raths-M. vom 17. Juni (R.-M. 56, S. 21)<br />

erwähnt, doch ohne Angabe der Verhandlungen.<br />

») Nämlich: Vereinung.<br />

4 ) Davon steht nichts in den Eidg. Abschieden zum Jahre 1487. Erst<br />

1488, 16.-24. Juni (E. A. III. 1. 294).


1487 305<br />

gsipten, margrafen Ludwigen von Salutz 1 ), von wegen dass der<br />

margraf sich an kueng von Frankrich hielt, vom herzogen, sinem<br />

lehenhern, oft ersticht, nit lehen wolt enpfahen, desse wapen<br />

dannen und des kuengs dartaet, sine widerspaenigen ufkielt, im<br />

darzuo mit hilf [593] der Franzesischen Delfinateren -) etzliche 5<br />

schloss und plaez, unverwarter ören, verächtlich 3 ) innam. Deshalb<br />

der herzog, zuor gegenwer getrungen, zuo siner ristung sine<br />

pundgnossen Bern und Friburg durch sinen hofmeister, her<br />

Petern von Piemes, rittern, hern zuo Brandis und burgern zuo<br />

Bern 4 ), anruoft, manet und begert im zuo hilf fünfhundert gwapneter io<br />

man zuozeschicken 5 ).<br />

Ton Bern und Friburg dem herzogen zuegesante hilf.<br />

Nach dem nun die bed staet von ii'em alten puntgnossen,<br />

dem herzogen, oft ermant, disen krieg zwei jar, in hofnung<br />

fruentlichs [594] oder rechtlichs Vertrags, mit vil und oft an die u,<br />

partlen, an das Delfinatisch parlament, und an kueng selbs angesuochter<br />

berichtung haftend on beschuss hinderhalten, — von ir eren<br />

und prlicht wegen begaben si sich, begerte hilf ze geben, mit<br />

semlichem geding, dass er si allein zuo schirm und huot sines libs<br />

(418) unzerteilt bi im soelte halten und | an kein ander ort brachen 6 ). Uf 20<br />

das so liess ein ersam stat Bern, er zuo beziehen, drihundert<br />

redlicher, wolgerister knecht, so vor ir er mit muotwilligem kriegsloufen<br />

nit verlezt hattend, erwaelen, gab inen vom kleinen rat<br />

zum houptman den vesten Gylian Sumerow, genemt von Ruemlingen<br />

7 ), und [595] zum vaenli Jacob Koli, mezgerhantwerks, «<br />

einen starken burger, desglich die von Friburg zweihundert, un-<br />

i) Saluzzo im westlichen Piemont, an die Dauphine" gränzend. Ueber<br />

den Aufstand des Markgrafen Ludwig II. s. Gnichenon tome II, S. 577 u. ff.<br />

2) Die Bewohner der Dauphine.<br />

3) D. h. ohne Beobachtung der sonst üblichen förmlichen Kriegserklärung.<br />

4) Ueber ihn vergl. oben S. 231. A. 1 u. 2.<br />

ä ) Am 22. Dez. 1486 (Raths-Man. 54 S. 2), und zuvor schon wiederholt.<br />

») Schreiben vom 4. Januar 1487 lat. Miss. D. 81 b .<br />

7 ) An Stett und Länder, vom 3. Januar (MiBsb. F. 370.) Der Hauptmann<br />

heisst immer nur Gilian von Rümlingen.<br />

20


306 1487<br />

der irem schultes her Dietrichen von Endlisberg, rittern; zugend<br />

uss uf den achtenden tag Jenner. s. Jan.<br />

Beder staeteu botschai't, zn mit ICH oder dem margrafen<br />

abzusagen.<br />

5 Schiktend ouch mitan ire ratsboten — Bern junkhern Joergen<br />

zuom Stein, Friburg her Petern Paviliard — mit gebner<br />

credenz und Instruction, zuoglich an den herzogen und an margrafen,<br />

nämlich fruentlichen oder rechtlichen bericht ze machen,<br />

oder dem margrafen, wo er, wie bisshar, unghorsam weite verio<br />

harren, mit gebnem absag[596]brief ofne vehd und vigendschaft<br />

anzesagen').<br />

Tat der frien Tuetschen* knechten und belaegerung der<br />

stat Salutz.<br />

Als nun beder staeten kriegsluet und boten gon Jenf zuo zuiö<br />

gend, hat der herzog vor den frien houptman Cuoni Lossnern<br />

von Solaturn, desse venner, hans Kutler von Bern'-), mit einer<br />

zal uf 300 Tuetscher Eidgnossen und lanzknechten, vom Roemschen<br />

kueng uss dem Niderland haruf kommen, zuo Jenf in sinen<br />

dienst ufgenommen, und die mit sinen reisigen und fuossvolk ab| (419)<br />

»o dem Jenferse, nachdem und sie im etzliche plaez,") [599] staet und<br />

schloss erobreten, fuer die stat Salutz ze ziehen verschaffet. Und<br />

als si dorfuer komend, brach ein starker zueg haruss, meint si<br />

dannen ze schlahen; gab das gluek, dass si si dapferlich wider<br />

hinin schluogend, iren houptman mit einer zal reisigen tod heruss<br />

25 und der stat belaegerung gewunnen und behieltend.<br />

[597] Beder staeten knechten ankunft und laeger vor Salutz.<br />

Indem, uf den sechsten tag Hornung, uss guotem, aber uebel«. Febr.<br />

gehaltnem geheiss des herzogen, kamend beder staeten gesanten<br />

*) Das folgende steht auf dem obern Theil von S. 599, versetzt.<br />

l<br />

) Am 7. Jan. (Raths-Man. 54, S. 22.) Instruktion an Ueorg vom Stein<br />

im lat. Miss. D. 80—82.<br />

') Ueber ihn vergl. auch oben S. 28S.


1487 307<br />

— zuo Friburg vast wol, bim herren von der Kammer 4 ) lidig, bim<br />

fuersten er lieh, und sust um und um unwertsam enpfangen —<br />

ouch hinzu zuo den grafen von Gryers -), die da sich uss und uss<br />

wol und truewlicli mit inen hieltend, lagerten sich zusammen ein<br />

sit der stat zuo des fuersten geschuez, uebel mit buechsenmeistern 5<br />

und pulver versehen, ouch selber uebel gewapnet. So lag der<br />

herzog mit 2000 reisiger nah bi inen in sant Bernhardins kloster.<br />

Redliche kriegstat der Salutzer.<br />

Und als nun die stark und wol besezt stat mit fuenf laegeren<br />

umlageret ward, beschah davor on sundren schaden etwe menger 10<br />

scharmuz, dan wie zuom anfang einer, wie obgemelt, was ergan-<br />

21. Fek. gen, also uf den 21. tag Hornung, mit artlichem anschlag, bra-<br />

(420) chend heruss ob 300 man zuo ross und z'fuss, | in wisse hemder<br />

angeleit, vielend in der von Thuering 3 ) [598] und Carnian 4 ) laeger,<br />

schluogends druss, verbrantends, erstachend vil und namend inen ein 10<br />

vaenle. Es wäre ouch keiner entrannen, wo si der von Gryers<br />

und die Eidgnossen nit haettid manlich erret, welche die vigend<br />

so hart trungend, dass abermals ir vil usset der stat muosstend<br />

entfliehen oder sterben. Kostet 4 Eidgnossen.<br />

Ein stürm. 20<br />

Hienach über 3 tag, was der pfaflen vassnacht 5 ), huob der<br />

von Gryers ein ungewarten stürm an mit hilf der Eidgnossen,<br />

zergieng on merklichen schaden, brachts doch dahin, dass si vom<br />

friden hören woltend, aber die knecht sagtend, die houptluet weltid<br />

in ir seckel friden. Uf die misshelluug ward sin gschwigen. 25<br />

Ein andrer stürm.<br />

Also ward ein anschlag, dass alle laeger gmeinlich eins an-<br />

i) Herr von Chainbery, Vatersbruder und Vormund des jungen Herzogs,<br />

vergleiche oben S. 206 und 208.<br />

2) Graf Ludwig von Greyerz war mit 1200 Mann im Lager des Herzogs<br />

(Guichenon IL 578).<br />

3) Turin.<br />

4) Carignan, in Piemont, 4 Stunden von Turin.<br />

•'') Der. Sonntag Esto mihi, war 1487 am 25. Februar.


308 1487<br />

grifs uf die jungen vassnachti) frie soeltid stuermen. Stundend<br />

d'Eidgnossen geruest vom morgen biss z'mittemtag. Nachdem<br />

do kein bericht ftmden was, huobend die herren von Gryers, der<br />

graf von Jenf und d'Eidgnossen an stuermen, meintend, das<br />

5 ganze her wäre dran, so luogtend die andren inen zuo. Do zugend<br />

si nach zweier stunden harts gevechts ouch ab, liessend | 6 knecht(421)<br />

tod dahinden, blibend ouch uss gebot irer obren fuerahin ungstuermt<br />

vor der stat ligen 2 ); dan weder manheit noch rettung bi grossem<br />

her sich da wolt erzeigen.<br />

io [599] Sorg heder staeteu um die iren im laeger.<br />

Da nun die bed staet vernomend, dass die iren in sorglichem<br />

laeger [600) lagend. uss grosser beschwerd und missvallen, so si<br />

namend darab und ab dem herzogen, dass er die iren, wider<br />

gedingten bevel, in die sorgliche belaegerung hat geben, schribend<br />

15 und entbutend im und den houptlueten, dass si die iren, so zuo<br />

semlicher schweren sach zuo luetzel und zuo entschuetten zuo ver<br />

wärid, in schirm und huot bewartid, nit in gevar fueertid oder<br />

staktid, kein stürm noch angrif tun liessid; wan doch der kueng<br />

von Frankrich sich der sach underzug, hiesche recht und der<br />

20 iren, als im vereinten, abmanung 3 ), weite ouch, wo nit früntlichers<br />

im begegnete, sinen gwalt daran setzen, dagegen [601] inen nuet<br />

wäre noch gebuere ze handien. Hierum so wäre ir entlicher<br />

ernstlicher wil, dass si nach fruentlichem oder rechtlichem bericht<br />

uf des widerteils erbietung zuo merem glimpf annemid, oder die<br />

25 iren, boten, houptlüt und knecht, bi iren gswornen eiden abund<br />

heimziehid.<br />

t) Den 27. Februar.<br />

2) Bern und Freiburg reklamirten wiederholt gegen die dem Vertrage<br />

zuwiderlaufende Verwendung ihrer Truppen zum Sturm und untersagten<br />

ihren Hauptleutcn die Betheiligung (Miss. F. 389. 391. 395)<br />

3) Der König von Frankreich beschwerte sich in Bern über die Hülfeleistung<br />

gegen den von ihm begünstigten Markgrafen von Saluz. Bern<br />

sandte desshalb am 13. Januar den Venner Kaspar Hetzet an den König<br />

(lat. Miss. D. 84).


1487 309<br />

Von einem manlichen gevaecht, von dein frlen<br />

harsch erobret.<br />

Under disen dingen hattend sich die margraefischen nacli<br />

(422)bi der stat an eim berg, uf 4000, am | aben versäumet, die<br />

herzogischen vor der stat ze ubervallen. Und als aber die frlen 5<br />

Tuetschen |602] ir gwar wurdend, zeigtend si's den verordneten<br />

beder staeten an •), ob si die vigend weltid helfen unversehen<br />

angrifen? Ward inen von den houptlueten strax abgschlagen, als<br />

so allein uf des herzogen lib ze warten verpflicht waerid; die ouch<br />

den iren inen ziizeziehen streng verhütend. Und also moraedigs u<br />

frie vor tag zoch das tri vaenli Cuoni Lossners, mit etlicher zal uf<br />

40 Gaschgunischer boegneren 2 ) und mit so vil reisiger, welcher<br />

houptman was der her von Serva, stil, on trummen und pfifen,<br />

den berg hinuf an d' vigend, greifs an, erschlug ein zal, und<br />

zerstroewt mit kleiner gwarsamer macht [603] ein grosse un- is<br />

gwarsaine; dan ouch im angrif das Jenfisch sevolk 3 ) hinderm vaenli<br />

was abgerissen. Also kamend die frlen knecht mit etlicher tat<br />

und gwin on merklichen schaden wider in ir laeger. Und do die<br />

verordneten beider staeten knecht dis lobliche tat vernomend,<br />

ward kumerlich gscheiden, dass die houptlflt nit erstochen wur- so<br />

dend; vermeintend, es wäre inen schmaechlich, dass si nit bi semlicher<br />

tat gewesen, und wo not, nit gewftst die iren ze retten.<br />

Der herzog mit hilf beider staeten ein schlacht gwuunen.<br />

9. Man. Hernach bald, uf den 9. tag Merzen, erhuob sicli ein zueg<br />

Delfinater und Salutzer, ire stat zuo entschuetten. Von stund an &<br />

(423) [604] zugend im die herzogischen, der | her von Serva und Gryers,<br />

mit den verordneten beder staeten entgegen, liessend die frlen<br />

knecht, zuo verhietung eines ussbruchs, vor der stat ligen, griffend<br />

in an, erschluogend mit irem houptman, her Franzen von Vyen-<br />

') Die Städte Bern und Freiburg hatten ihre Abgeordneten im Lager<br />

der Ihrigen.<br />

2) Bogenschützen aus der öascogne.<br />

3 ) Die Anwohner des Genfersees als Uuterthanen von Üavoieu.


310 1487<br />

noys ob 600 man, und gewan der herzog mit hilf siner pundgnossen<br />

einen semlichen sig, dass im fuorahin kein gwaltiger<br />

feldzueg me begegnet. Und darum diser taten, ja diss kriegs<br />

lob und ruom, fuernemlich und nit unbiilich den Tuetschen, wie<br />

5 wol ir wenig, zugelegt mag werden, sitmal an andren orten, da<br />

si nit gsin warend, das herzogisch fuossvolk also flüchtig, dass [605]<br />

ein kleine zal Salutzer uf einmal 18000 Montaviser •) verjagtem!.<br />

Beder staeteu nachzug und botschaft.<br />

Da nun die bed staet der iren gluek mit fröd vernommen liatio<br />

tend, und aber dabi gewarnet, wie der unrueewig unruowstifter,<br />

her Philip in der Press -), wider sinen veter, den herzogen, und<br />

wider sine helfer, die bed staet, — die in doch bi sinem land behalten<br />

3 ), aber sinen bruoder, den vertribnen graten von Remond 4 ),<br />

der nuewlich zuo Morse 5 ) etlich Züricher gevangen und browt, nit<br />

15 woltend lassen inkommen 6 ) - im schin kuenglichs gwalts ein<br />

grossen |606] zueg im Delfinat uss des kuengs landen seit versanden'),<br />

darzuo so was des kuengs botschaft ungmachts Vertrags<br />

vom herzogen abgscheiden: berietend sich die bed staet, dem herzogen<br />

und den iren ein Stärkung ze tuen 8 ); derohalb ein | stat (424)<br />

2« Bern meint 3000 man usszenemen. Harzuo erbutend sich ungemant<br />

Basel, Solaturn und Wallis. Damit aber dise staerkung nit<br />

ein stärke stärkers kriegs, und doch den iren geholfen wurde,<br />

beriet si sich witer einer mindren zal, nämlich tusent wolgeruester<br />

man ze senden, die si von stund an erwält und uf den andren<br />

25 tag Aprellen mit eim vänle, trüg Michel Uttinger, underm ver-2.April.<br />

ordneten houptman Niclausen [607] zur Kinden, von pfistren ven-<br />

!) Piemontesen.<br />

2) Vatersbruder des Herzogs Karl.<br />

3) Siehe oben S. 206.<br />

4) Graf Jakob von Romont:<br />

*) Morges in der Waat, deutsch Morsee.<br />

6) Vergleiche oben S. 210.<br />

7 ) Von diesem Gerüchte ist schon die Rede in einem Schreiben von<br />

Bern an die Hauptleute vor Saluz vom 10. März (Miss. F. 403").<br />

8 ) Schon am 10. März hatte Bern ein neues Aufgebot erlassen iMiss. F<br />

397>>).


1487 311<br />

ner, zuom nächsten den iren in Pemont llends zuozeziehen, abgevertiget<br />

1 ). Des glich Friburg ouch tat.<br />

Entschuldigung und ursach des uachzugs.<br />

Schribend zuvor gmeinen Eidgnossen, dem alten margrafen<br />

Rudolfen, der in nächster karwuchen starb 2 ), und dem jungen 5<br />

von Nuewenburg, und insunders dem kling von Frankrich, dass si<br />

dise staerkung nit zuo erhaltung kriegs, sunder zu fuerdrung frids<br />

und zu sicherer heimbeleitung der ireu getan, bätid sin kuengliche<br />

majestät, darzuo — wie dan si ouch weltid — beholfen ze sin 3 ).<br />

Schiktend ouch ire ratsboten, von Bern den verständigen, red- w<br />

liehen Ursen Werdern, von Solaturn gebornen, zuoin herzogen 4 ),<br />

und zu den iren im feld, in und si abermals, wie vor oft, ernstlich<br />

zuo ermanen, gehebts glueks sich nit zuo überheben, sunder<br />

Got, von dem aller sig, hoch ze danken und desse zuo beziehung<br />

frids gebruchen, damit nit ein verlust zwen gwin hinnaeme; sun- 15<br />

(425) derlieh, so sich der | kueng, harzü rlissig angesuocht, zuom f'riden<br />

neige, schickid ouch die hilf nit, krieg ze fuerdren oder ze fueren,<br />

sunder ir widerpart zuom bericht mit anzeigten! ernst ze bewegen<br />

und si zuo sicherem heimzug ze staerken; weltid hieruf abermals<br />

bi pflicht irer eiden si gemant haben, keinen mutwilligen stürm 20<br />

noch angrif ze tuend, dan si einen mutwilligen ungeordneten stürm<br />

mit etwas Schadens verlorn haftend. Also so zoch diser nachzug<br />

über s. Bernharts gebirg biss gon Ougstall 5 ).<br />

[609] Ufgebung der stat Salutz.<br />

Indes, nachdem die stat Salutz, im vierden monat belaegret, 20<br />

etliche*) stürm erhalten, ir her, der margraf, mit libs krankheit<br />

") Ursprünglich menge.<br />

•) Am 26. März wurde der Hauptmann gewählt (Raths-Man. 55, S. 61).<br />

2) Vergl. Beileidschreiben von Bern vom 14. April (s. Miss. F. 429). Sein<br />

Nachfolger war Markgraf Philipp, vergl. oben S. 296.<br />

3) Schreiben an den König und an Markgraf Philipp vom 3. April (lat.<br />

Miss. D. 116" u. ff. und d. Miss. F. 419*).<br />

4) Instruktion an Urs Werder vom 28. März (lat. Miss. D. 110 b ).<br />

5) Ueber den grossen Bernhard nach Aosta.


312 1487<br />

verhindret, kein entschuttung bevand, und aber die herzogischen,<br />

im veld gesiget, sich noch starktend, gab si sich uf mit geding,<br />

vom herzogen und beden staeten verbürgt und verbrieft; Hess in<br />

hieruf uf den 7. tag Abrellen, was der Palmabend a ), fürstlich mit i. April.<br />

5 1000 pferden und 400 knechten von Gryers und beden staeten<br />

inriten; tat im nach gemachtem geding ghorsame').<br />

Ab- und heimzug beder staeten zogen,<br />

So bald nun das die bed staet durch der iren und des herzogen<br />

[610] danksagende botschaft vernomend, batend und<br />

io mantend si den herzogen, fuerahin on einiche kriegsueebung den<br />

span gueetlich lassen richten, | darzii si im, wie bisshar, wellid (426)<br />

nach irem vermögen und inlialt der puenden in all weg zuo aller<br />

billicheit beraten und beholfen sin. Solle nunmal benueegen haben,<br />

und die iren, nach verdienst vergniegt, fridlich wider heimvertigen').<br />

u Schiktend ouch mitan ein abmanung und heimvordrung an<br />

ire bede züg, von stund an, ob sie schon nit bezalt waerid, bi<br />

dem eid, uf den Ostermentag und zinstag ernuewret, [611] on<br />

iemands schaden den nächsten weg strax harheim ze keren 3 ).<br />

Und uf das vertiget der herzog die, so bi im warend, wol bezalt,<br />

so mit lieb und dank zuo den iren gon Ougstal; kamend also bed<br />

zueg mitenander mit gluek, lob und er, vor s. Jörgen tag wider<br />

heim 4 ). Aber der manlich Hans Kutler, wie wol er redlich dem<br />

Roemschen kueng und iezt dem herzogen gedient, und der herzog,<br />

die houptluet, der ganz zueg, und anheim sin verdienter vater,<br />

w zun mezgern venner 5 ), mit aller fruentschaft trungenlich fuer in<br />

gebeten, — dass ein ersam stat Bern, wie sichs über alles einer<br />

*) Ursprünglich: Palm-mentag.<br />

•) Vergl. Guichenon II. 578.<br />

-') Die Heimberufung wurde beschlossen am 8. April (Raths-Man. 55, S. 93).<br />

Schreiben an den Herzog von Savoien s. lat. Miss. D. 124 b .<br />

3 ) Der Befehl an die Hauptleute ist vom gleichen Tage (Miss. F. 424 b ).<br />

Die Nachricht von der Einnahme von Saluz war während der Rathssitzung<br />

angelangt.<br />

4) St. Georgtag ist der 2:1. April.<br />

') Hans Kutler, Venner seit 1473, Bannerträger zu Grandson und Murten


1487 313<br />

bstaendigen stat gebuert, ir eren, eiden und gswornen Satzungen<br />

vesten bestand erhielte, — muost von gsworner einung wegen da<br />

uss blibeni). g0 war(j hernach sin redlicher houptman, Cuoui<br />

Lossner, so ettich siner knechten zuom margrafen vielend, als<br />

verräterischer handlung verdacht, vom herzogen gvaenglich ange- 5<br />

nommen und vor den staeten verklagt, ouch entschuldiget, ledig<br />

(427)gelassen 2 ). |<br />

Unrueewiger anstatt des kriegs und spans durch mitlung<br />

beder staeten.<br />

Nachdem nun der herzog die stat Salutz hat ingenommen 10<br />

und der staeten im wol erschossne hilf heim gevertiget, beleih<br />

des gehaltnen kriegs span uf fürgenomnen vertrag unrueewig<br />

hangen. Deshalb schiktend die bed staet ire schultheissen,<br />

ritter, — Bern: her Wilhelm von Diesbach, und vor: junkher<br />

Rudolfen von Erlach, alt schultheissen, naher: Caspar Hetzein, 15<br />

zun schmiden vennern, um die und ander sachen, pension, inessi<br />

Salz 3 ); Friburg: her Peterman Faussine, durch Saffoy, mit's<br />

herzogen botschaft zuom kueng von Frankrich. in Brittenyen 4 )<br />

ligend. Schuofent, dass der margraf inkam, und der span, unangesehen<br />

nächste der kuengen und des herzogen sipschaft, [614] so so<br />

lang anstund, so lang unss uf hitigen tag der margraf, vom kueng<br />

geschirmt, dem herzogen widerstrebt.<br />

Des nachzugs foezaluug.<br />

Zuletst so der herzog meint, on not und ungfordret der<br />

nachzug beschehen 5 ); aber nach getanem dienst, ufrür und ander 2=,<br />

') Verhandlung darüber vor dem Rath am 20. April (Raths-Man. 55,<br />

S. 111). Das Schreiben an die Hauptleute vom gleichen Tage (s Miss F.<br />

433 h ) beruft sich auf das bei Eideu beschworene Verbot des Reislaufens.<br />

2) Vergl. Bern an den Herzog von Savoien, 25. Juni 1487 (lat. Miss. D.<br />

156»).<br />

3) C. Hetzel wurde am 13. Januar, Wilh. v. D. am 20. Mai abgesandt.<br />

(Raths-M. 54, S. 29 und 55, S. 175). Instruction an den erstem 5. October,<br />

Miss. D. 84».<br />

l ) Die Bretagne; Karl VIII. zog im Mai 1487 dahin.<br />

~ J ) Der Herzog verweigerte die Soldzahlung an den zweiten Hülfszug<br />

(Raths-Man. 55, S. 211 vom 4. Juni).


314 1487<br />

schaden der ansprechet - zuoverkommen, nach vi] heischens und verzinsen<br />

abschlahung, bewegt, hat er uss entlehnetem gelt, durch<br />

einer stat Bern statschribern, zuo Basel uf zins, nämlich 5000<br />

gülden, ufgebrochen •), den nachzug bezalt, nämlich 10200 Saf-<br />

5 foyer[615]gulden uf 1700 mau, iedem 6 Berner pfund, | uss milte (428)<br />

vertaedinget. Dess in ein triiwe stat Bern quittiert und aller des<br />

zugs ansprachen ledig sagt, uf den 20. tag December 2 ). 50. Dez.<br />

Deren von Lucern mit Wallis verlust und unfoetraeglihkeit<br />

gegen dem herzogen von Meylaud.<br />

10 In dem, als beder staeten zueg uss Pemont lieimzugend, zugend<br />

uss bischofs Josen von Sitten lantluet, die Walliser, und<br />

mit inen ein zal Eidgnossen, fuernemlich von Lucein und Underwalden,<br />

vermeinte sclimachred zuo rächen; griffend den herzog<br />

von.Meiland, Johan Galeats, — wider [616] sine und gmeiner<br />

15 Eidgnossen fruentliche warnung und ernstliche manung, wider ir<br />

capitlen, brief und sigel, in versproclmem zuo Zuerich vier jar hangendem<br />

rechten 3 ) — uf den 28. tag Abteilen unabgseit im Eschen- 28 iprii<br />

tal 4 ) an, namends in und brandschaztends; wurdend da irs freveis<br />

uebel gschlagen und heim gjagt, also dass ob 1000 man bli-<br />

0 bend, und Lucern allein uf 300") verlor 5 ); und deshalb zuo hantlicher<br />

räch so hart bewegt, dass si in zween jaren, durch gmeiner<br />

Eidgnossen und des kuengs von Ungern erliche botschaft, so zuo<br />

Zuerich von irs herren wegen lag, ouch uss bevel des herzogen,<br />

trungenliche mitlung und [617] durch des herzogen selbs ueber-<br />

25 flüssige fruentschaft und rechtserbietung, zuo Schwytz kümmerlich<br />

zefriden gebracht moclit werden.<br />

") Ursprünglich hiess es: fünfzig man.<br />

•) Bern und Freiburg verbürgten sich für das Anleihen durch Erklärung<br />

vom 1. April (lat. Miss. D. 115*).<br />

2) Lat. Miss. D. 179».<br />

3 ) Erst am 2. November 1486 war zu Zürich unter eidg. Vermittlung<br />

«in Friedensvertrag zwischen Mailand und Wallis abgeschlossen worden.<br />

4) Das Thal von Domo d'Ossola.<br />

5) Zu Ponticello, vergl. J. v. Müller V. 1. ö. 312.


1487 315<br />

Lucernklag.<br />

Klagt, wie dass die herzogischen si schuldigetid und schmäch-<br />

(429) tid, nämlich Unrechts und uncristelichs kriegs, | dass si die<br />

heiligen sacrament des libs Cristi und des heiligen oels, in der<br />

uf von inen gebrochnen kilchen zuo Tafaeders') mit füessen tretten, s<br />

die huesli 2 ) und ander von gold und silber Zierden geuommen,<br />

uss den sidnen vanen binden gemacht; harzuo allem uncristlich,<br />

lasterlich swueer und reden gebrucht soellid — wie sichs nit vindt —<br />

haben. [618] Darzuo so habid die herzogischen, wider redlichen<br />

kriegsbruch, der iren etlich über Versicherung ertoet, etlichen die to<br />

abgehownen köpf ufgstekt und die abgehownen finger uf den<br />

hieten umbtragen, sich beriemt, uss irem schmer 20 ducaten zuo<br />

Meyland gelöst haben, der Tuetschen kleider etliche mit stro gevilt,<br />

mit vil unnemlichen lästern und schmachworten verspottet,<br />

einer ganzen Eidgnoschaft zuo schand reichend, und ungerochen 15<br />

nit ze lassen.<br />

Des herzogen von Meyland antwort.<br />

Hingegen antwort der herzog 3 ): das, was da an [619] ofnem<br />

gericht zuo schirm und nit zuo schmäh geredt waere, soelte mit recht<br />

und nit mit gwaltiger tat gevertiget werden, zuo dem, dass die 20<br />

von Lucern, wider ewiger vereinung brief und sigel 4 ) den Wallisseren<br />

in anhangendem rechten wider in zuozogen, ir fuernemen<br />

(430) und | iren krieg in keinen weg billichen moegid, dess er ouch ire<br />

houptluet vor anzug truelich ermant und abzeston fruentlich gebeten<br />

hab; ouch vermeinte schinaehung nit inen, sunders siner widerpart, 25<br />

den Wallisseren, siner sach zuo gut am gericht fuergehalten, mit<br />

recht nit mit gwalt abzulernen. Item, und ob etliche taten, krieg-<br />

[620]lichem flruch ungemaess — als er doch, getaner klag unglich,<br />

verhof — von den sinen waerid, wie in semlichen vergachten<br />

freuen ufrueeren nit seltsam, begangen, so doch on sinen gheiss, m<br />

') Davedro, ein Dorf auf der Simplonstrasse, etwa drei Stunden von<br />

Domo d'Ossola. Vergl. darüber Eidg. Absch. III. 1. S. 303 (20. Od. 1488).<br />

') Sakramenthaus.<br />

3) Vergl. Eidg. Absch. III. 1. S. 270 (Juni 1487).<br />

4) Vertrag vom 3. März 1480 (Eidg. Absch III. 1. S. 673 u. ff.).


316 1487<br />

willen und on gevallen. ouch nit ungstraft lasse: soellid seinlicli<br />

misstaten, wo si zwischend inen begriffen wurdid, abermal nit<br />

nach eigens muotwillens, sunder nach inhalt und anwisung irer<br />

hierum gemachter puenden, rechts abtragen werden. Harzuo er<br />

s sich in al weg, frid, gluebd und recht zuo erhalten, begeb; truewe<br />

ir eren, si handlid ouch derglichen, als [621] ouch irem alt- und<br />

wolhargebrachten nammen gebure.<br />

Bern.<br />

Schreib und sagt im ein,fromme stat Bern zuo, nuet wider in,<br />

io iren puenden ungemaesses und on recht ze handien, noch iemand<br />

sellichs ze tuen verhelfen; sunder half ernstlich, als unbillichen<br />

Sachen billich ungünstig, in disem und derglichen ufrueerischen<br />

spaenen, scheiden und friden 1 ). | (431)<br />

Ein ufrierischer spau zwischend Basel und Solaturn von<br />

15 einer stat Bern gericht.<br />

Wie si dan glich uf dis ergangne der Walliser ufruor ouch<br />

tat zwischend iren pundgnossen Basel und Solaturn [622], indem<br />

als deren von Solaturn undertanen lantluet uf den 21. tag Meyen 21. Mai.<br />

ab einer kilchwihe mit zweien vaenlin ufrueerischem gloef, on ir<br />

-•0 obren gheiss und wider versigleten, im fuenften jar hangender<br />

sach zuo Zürich von gnieinen Eidgnossen gemachten bericht,<br />

das schloss und herschaft Muenchenstein *) uss deren von Basel<br />

hauden ungewarnter sach ze rissen understanden, das dorf Mutez<br />

mit vil unfiir berowt und pluendret hattend, und inen ein zal einer<br />

->5 stat Bern lantlüt, wider eids verbot, zuo und mit geloffen. Und<br />

als nun ein stat Solaturn etliche jar bar gegen etlich iren gebornen<br />

burger, nämlich Rollen, Werdern, Stegern, Grasswrtin, Klunglin,<br />

[623] wie von vilen frommen geacht. on rechtes anlass ze vil<br />

•) Davon ist in den vorhandenen Akten nichts zu finden.<br />

2) Die Herrschaft M. war Eigenthum des Herzogs Sigmund von Oesterreieh,<br />

und Lehen des Herrn von Löwenberg. Der Letztere hatte sie an<br />

Basel verpfändet, dann an Solothurn verkauft. Am 14. Oktober 1486 hatten<br />

die Eidgenossen endlich in Zürich einen Vermittlungsvertrag zu Stande<br />

gebracht (vergl. Eidg. Absch. 111. 1. S. 2Ö2).


1487 31T<br />

streng handlet'), begab sichs, dass aeben des tags diser ufruor, einer<br />

stat Bern ratsbot, ir venner Caspar Hetzel 2 ), da was — von<br />

wegen Klunglis, Grasswilis und sunderlich Cuonrat Ruclitis 3 ),<br />

einer stat Bern an ofnem lanttag zuo Mess 4 ) — um red uf Grasswilin<br />

unbezuegt, ziibekant, hie an gfaenklich biss uf den 17. tag s<br />

Ougst gehalten und do, in ansehen fremder urhab, siner kinden,<br />

fruentschaft und grosser pit, uf ein urfecli und 100 gülden kostens<br />

(432) abtrag ledig gelassen. Schreib und sant boten ilends irem vorge-|<br />

santen boten zu gon Solaturn, [624] allen muglichen fliss und<br />

ernst anzuokeren, helfen und verschaffen, damit bewegte ufruor nit w<br />

witer inbraech, sunder abgstelt, und welche der iren da waerid, bi<br />

iren eiden heimgemant und zuo strafen angezeichnet wurdid.<br />

Gebot ouch mitau bi Hb, er und guot iren anstossenden aemptern,<br />

niemands lassen zuoloufen, strafet die zuo- und mitgelofnen, ieden<br />

um 5 pfund, und die triber, venner und fiterer höher, stillet die 15<br />

ÜO. log. partten, bestirnt inen tag in ir stat uf den 20. tag Ougst, machet<br />

da, mit bistand Fryburg und Biel, zwischend inen einen bericht,<br />

von beiden teilen ange[625]nommen und bestaet, also dass die<br />

ufrueerischen Solaturner allen row so vorhanden soeltid widerkeren,<br />

darzuo von iren obren der mauss gestraft werden, dass fuerahin 20<br />

semlich eigens gwalts unghorsaine ufruor vermitten, und er und<br />

eid nit so ring übersehen wurdid. So soelte ouch ein stat Solaturn<br />

einer stat Basel nach billicher erkantnuess gelitnen schaden<br />

und kosten abtragen, und hiemit aller unwil und vigendschaft<br />

betragen, tod und ab sin 5 ). Die ansprach, so herzog Sigmund -••<br />

von Oesterrich diser misstat halb, als her der landseigenschaft<br />

klagt, wardfgmeiner Eidgnossen pit nachgelassen 6 ).<br />

!) Bern intervenirte wiederholt in Solothurn zu Gunsten des H. Graswyl<br />

im Januar 1487 (Raths-Man. 54, S. 54. 73. 77 etc., vergl. auch oben S. 278.<br />

2) Vergl. über ihn Allg. Deutsche Biogr. Bd. 12, S. 322.<br />

3) Vergl. Raths-Man. 56, S. 1<strong>04.</strong> 114 (vom 3. und 9. August.)<br />

4<br />

) Messen, ein Pfarrdorf im solothurnischen Amte Bucheckberg, gehörte<br />

zum Landgerichte Zollikofen und stand daher unter der Verwaltung<br />

des Bernischen Venners von Gerbern. Vielleicht war Hetzel, der Venner<br />

von Schmieden, dessen Stellvertreter.<br />

5<br />

) Vergleiche Vermittlungsconferenz in Bern. Eidg. Absch. III. 1. S. 275,<br />

mit dem Datum vom 25. August.<br />

e<br />

) Davon ist in den Abschieden überhaupt nicht mehr die Rede.


318 1487<br />

Von brtider Clauseu von Uuderwalden.<br />

In disem jar, uf den.21. tag Merz, ze nacht, ist uss diser21.Mär«,<br />

zit gescheiden der heilig man mit nammen Niclaus von Fluoi), ein<br />

geborner lantman, fromm | alts geschlechts von Underwalden, (433)<br />

6 gesessen am Rauft, uf eim hof, gnemt Fluo, dahar sinem gschlecht<br />

der zuonam komt; von jugend an zuo truewer arbeit, zu fromkeit und<br />

gotsforcht geneigt, der weit er, lust und laster geflohen, also dass,<br />

nachdem er fuenf suen und fuenf toechtren von siner elichen frommen<br />

husfrowen, Dorothe [627] Wyssin, hat enpfangen, mit hart erio<br />

worbnem urlow von inen in ein wilde des Raufts, nit ver von<br />

sinem hof, im wunderbarlich angezeigt, gangen, und daselb vil<br />

jar uss gütlicher gab uebermenschlichs leben gefueert, zuom ersten<br />

in einem hol, darnach, da in die jager ofnetend, in eim huesli,<br />

und darbi ein capell, unser frowen im Rauft gewicht, im von den<br />

15 lantlueten gebuwen, harzuo einen caplan uss richlich zuogeflossnen<br />

gaben gestift. Lag in sinem stuebli uf eim bret, und zuom houpt<br />

ein bioekle, zuo streng kalter zit mit eim boesen goler [628] bedekt.<br />

Truog an sinem lib nuot dann ein ruhen, wullnen, grawen<br />

rock, biss uf die fiess langen, on ein guertel, barhoupt und barw<br />

fuoss, also grusam anzesehen, dass alle so in ansahend ein schrecken<br />

ab im namend. Gieng selten und nit vor mittag heruss und zuo<br />

vesperzit wider In. Dazwischend gieng er einig an der sunnen,<br />

etwan zuo bruoder Uolrichen, nit wit von sinem huesli uf eim berg<br />

wonend, etwan zuo siner husfrowen und zuon kinden, trost, straft<br />

äs und lert si gotsforcht, fromkeit und arbeit. Des glichen hielt<br />

er sich gegen denen, die in besüchtend, heimschen [629] und<br />

fremden, ouch verrer landen, | Tuetschen und Welschen, edlen (434)<br />

und unedlen, mit wenig oder keinen worten und allen glicher<br />

er erbietung, vermanet alle ernstlich, der 1er und geboten Gots<br />

so ob allen dingen, ouch der oberkeit ghorsamen, insunders gotsforcht,<br />

frid und gerechtikeit zuo suchen. Riet und ermant oft<br />

gmein Eidgnossen, die er ouch liebt, dass si sich von fremder<br />

•) Sehr wahrscheinlich folgt A. hier der Schrift des Berner Chorherrn<br />

Heinr. Lupulus (Haller, ßibl. d. Schw. Gesch. III. 1664). Vergl. P. Hugo,<br />

Nicolai de Rupe vita. Roma;, 1671. Ueber die bez. Litteratur überhaupt<br />

siehe den Artikel (von G. von Wyss) in der Allg. Deutsch. Biogr.


1487 319<br />

herren und Pensionen diensten abzugid, aber heimischer und<br />

nachburlicher fruentschaft und einikeit ziizugid, irer altvordren<br />

gotsforcht, gastbarkeit, gerechtikeit, mannen und hart gewönne<br />

friheit behieltid und volgtid, 1630] truewlich und gflissen zuvor die er<br />

Gots, siner diener und siner kilclien, witwen und weisen, und die<br />

armen, rechtlosen und dürftigen schueztid und schirmtid; also so<br />

wurd ir lob und wesen zuonemen und beston, sonst wurds bald<br />

abnemen und zergon. Wan man in fragt um hohe ding, Got<br />

oder die gwissne berierend, weis er gwonlich an ire lütpriester<br />

und gelerten, denen ze glowen und ze volgen. Hat also nuenzehen w<br />

und ein halb jar gelebt on alle menschliche, ouch on andre spis<br />

und trank, allein ziini monat einest, und zun hochzitlichen tagen,<br />

das heilig sacrament andächtig genossen. Und [631] als er also<br />

in uebermenschlichem und nie von keinem menschen gehörtem<br />

abbruch lebt, ward des lands bischof, nämlich der von Costentz, w<br />

und durch beger des lands obren und lueten bewegt, in, vor oft<br />

mit mengerlei listen und ufsehens versucht, zuo versuchen und<br />

ze bewaeren. Schikt sinen wichbischof, doctor Thoman, Predier-<br />

(435) ordens, dahin, und nachdem er | im sin capel gewicht, fragt er<br />

in, welch die groest tilgend wäre? — antwort er: ghorsame. Uf *><br />

das gebot im der bischof bi christlicher ghorsame, dri biz brots<br />

ze essen und ein trunk wins ze trinken. Begert bruoder Claus den<br />

einen biz in drig [632] ze brechen; deren nam er einen und noss<br />

den mit semlicher beschwerd, dass der bischof und menklich<br />

hiegegen einen grossen schrecken und schmerzen darab gewan ss<br />

und an getaner ghorsame uebergniigsam beniegen hat; das er<br />

aber alles dem gevallen und den gnaden des almaechtigen Gots<br />

mit hohem dank zuoleit. Entlich, nach lang wunderbarem, heiligem<br />

leben, ward er krank, leid aecht tag gedultig vil und gross<br />

we, das er sunderlich im gebein wesend andet. Starb cristlich, *»<br />

sines alters im 70. jar, von ganzem Land zu Sachsien erlich beklagt<br />

und begraben, ouch von allen orten sunderlich, und von<br />

herzog Sigmunden von Oesterrich mit hundert [633] priestern<br />

löblich begangen •). Es sind ouch in sinem leben und nach sineni<br />

') Hugo, a. a. 0. S. 235.


320 1487<br />

tod vil und grosse, wie vermeint durch in, Wunderwerk und zeichen<br />

besehenen. Dabi nit wenig kumt zuo verwundren, dass dises<br />

heiligen mans kinder und nefeni) beider gschlecht iren gar nah<br />

keins on libs- oder vernunftbresten erfunden ist. Villicht darum,<br />

s dass si sich ires vaters heilikeit nit soeltid überheben, noch sich<br />

uf si vertrösten, sunder gedenken, dass der her von iezlichem<br />

nit eins andren, sunder im bevolens pfunds gwin und eigens oels | (436)<br />

liecht ervordret. Kaiser Maximilian begert in zuo erheben, bleib<br />

uf altere zit anston.<br />

io [634] Eruüwerung gmeiner Eidgnossen puenden.<br />

In disem jar, uf sontag nach S. Uolrichs tag 2 ), hond gmein<br />

Eidgnossen ire piind ernueweret und gesworen. Hat ein stat Bern<br />

harzuo uss iedem lantgricht den lantweibel mit fünfzig wolbekleidter<br />

man beschriben.<br />

15 Inseheu widern fuerkauf.<br />

Ouch uss gmeiner Eidgnossen und eignem ansehen zuo schirm<br />

gmeins nutzes hat eine fuersichtige stat Bern ernueweret ir Satzung<br />

des fuerkoufs, in stat und land bi 10 pfund buoss ze halten. Nämlich<br />

keinerlei narung, als fruecht, fuoter, gmies, ops, käs, ziger<br />

an anken, eier, hiener, [635] vich, suew, fleisch, win, salz, isen, duoch<br />

etc. uf fuerkouf ze geben oder ze nemen, und aller der dingen<br />

kouf niena, dan uf verordneten ir herschaft marktplaetzen und<br />

tagen sol beschehen 3 ).<br />

Biirren ein wochenmarkt geben.<br />

25 Uf das uss ernstlicher pit hat ein stat Bern den iren von<br />

Buerren ein wochenmaerkt geben, uf die mitwochen ze halten, mit<br />

geding, dass da kein fuerkouf, sunder ieder allein zuo sines huses<br />

notturft koufe und verkoufe 4 ). | (437)<br />

i) Neffen gleich Enkel.<br />

8 ) War der 8. Juli. Vergl. auch Eidg. Ahsch. III. 1. S. 272.<br />

3) Mandat vom 31. Oktober 1487 (Miss. F. 494*).<br />

4) Am 20. Nov. (Raths-Man. 57. S. 109).


1487 321<br />

Etlich Satzungen ernuewert und gemacht.<br />

[636] Ein stat Bern sol fuer niemand verbürgen,).<br />

Item, dass man die amptluet nach gvallen und ir gschiklikeit<br />

andren sol, und die bstimten dri jar absin 2 ).<br />

Item, dass welchem ein ampt bevolen wirt, sol von stund an 5<br />

swoeren und sich gehorsam erzeigen, oder sines ampts berowt sin 3 ).<br />

Item, das verbot der kurzen kleidern halten 4 ).<br />

Item, die verbot von kriegsloufen sweren und zweimal meineidigen<br />

an lib und guot, nach erkantnuess der oberkeit, strafen ä )-<br />

Item, dass man jaerlich uf der 10,000 ritter tag uf der canzel 10<br />

den murtenstrit sol läsen 6 ).<br />

[637] Denen von Lenzburg ir alte paner ernüweret.<br />

Nach dem und die von Lenzburg im dienst ires fuersten,<br />

herzog Luepolds von Oesterrich, am strit vor Sempach ire paner<br />

hattend verloren und deshalb ein schmählichen zipfel daran a<br />

haben mästend 7 ), uf ir hohe pit und ermanung redlicher diensten,<br />

in vergangnem Burgunschen krieg bewisen, hat ein erenriche stat<br />

(438) Bern inen als ir etlichen undertanen den | zipfel abgenommen<br />

und ir alte paner fri ze fieren mit verschribner friung nachge-<br />

Ji.MJa lassen uf letsten tag Merz 8 ). M<br />

[638] Erlobt ein absagung uf die von Ulm.<br />

Als Wernher Loebli, der zit gubernator zuo Aelen 9 ), burger zu<br />

Bern, gegen Clausen Büchler von Ulm um ansprach koufmans<br />

>) Am 10. Jan. (Raths-Man. 54. S. 27).<br />

2) Der frühere Beschluss, dass nach 3 Jahren ein Wechsel eintreten<br />

müsse, wurde als unzweckmässig wieder aufgehoben. 16. April (Raths-<br />

Man. 55. S. 102).<br />

3) Am 13. Jan. (Raths-Man. 54. S. 40).<br />

4) Am 14. Juli (Raths-Man. 56. S. 73).<br />

5) Am 9. März (Raths-Man. 55. S. 19).<br />

6 ) Der Doctor (Stadtschreiber Fricker) erhielt den Auftrag: «uss den<br />

kroniggen den murtenstrit kurzlichen zu begrifen, und M. H. H. den zu<br />

lesen, damit der in den kilchen j&rlichen geSfnet und verkündt werd.»<br />

(Raths-Man. 56. S. 53 vom 4. Juli.)<br />

') J. Müller, die Stadt Lenzburg (Lenzburg, 1867), S. 9.<br />

8 ) Raths-Man. 54. S. 73.<br />

») Seit 1485.


322 1487<br />

gwerb nit gebuerlich recht mocht erlangen, erlobt im ein stat<br />

Bern, einer stat Ulm abzesagen und uf die iren anzegrifen, so<br />

lang biss er siner ansprach vergniegt wurd'). Bracht vil unruow,<br />

wenig nuzs und minder gunsts.<br />

5 Hienach") im dritten jar, als er zuo Aelen den Schuldnern<br />

in kilchhof entran 2 ), muost in ein truewe stat Bern, ouch von ira<br />

selbs 6r wegen, mit pit und gwalt, bannes halb, im grab erhalten<br />

und beschirmen 3 ). Hiess on verzug sinen sun, Hansen Loebli, so<br />

sich gemelter vehd hat underzogen, uss ir stat und land wichen 4 ).<br />

io Ward vom margrafen von Monferrer mit eim strick rueewig gemacht.<br />

Burgrecht graf Ludwigs von Camerach.<br />

Nach dem abzug von Salutz warb graf Ludwig [639] von der<br />

Camer 5 ) an eine stat Bern, so in bi dem sinen behalten und uss<br />

15 des herzogen von Saffoy gfaengnuess gelediget hat, um ein burgrecht;<br />

ward im geben 8 ), also, | dass er ein hus hie solte koufen, (439)<br />

jaerlich fünfzig pfund uodelzins richten, und, so im ze willen, diss<br />

burgrecht mit 300 gülden ablösen.<br />

Die herschaft Twan konft.<br />

20 Dass ein stat Bern die herschaft Twan koufte, hond sich<br />

Twan und Nidow iedes hundert gülden daran ze stueren begeben<br />

und geben, nach beschehnem kouf um 500 gülden 7 ).<br />

*) Der ganze Zusatz ist nachher hinzugefügt; die Worte mit eim strick<br />

noch später.<br />

') Beschluss vom 26. Oktober (Raths-Man. 57, S. 55) und Schreiben an<br />

die Stadt Ulm vom 19. November (Miss. F. 500 b ).<br />

2) W. L. starb 1490 zu Aelen im Bann wegen Schulden.<br />

3 ) Bern intervenirte für ihn beim Bischof von Sitten, um ihm ein ehrliches<br />

Grab zu erhalten (Miss. G. 228 b und 246» vom 28. Oktober und<br />

16. Dezember 1490).<br />

4 ) Hans L., dem sein Vater noch bei Lebzeiten seine Ansprache abgetreten,<br />

hatte schon 1488 Bern verlassen (Miss. F. 568 b ).<br />

5 ) Vergleiche über ihn oben S. 206.<br />

6) Am 21. Juni 1487 (Raths-Man. 56, S. 29).<br />

7 ) Vergl. darüber Raths-Man. 57, S. 41 vom 13. Januar 1487.


1487. 1488 323<br />

Die nidren bruk gewölbt*).<br />

Item die nidren bruk') hat der Werkmeister Ludwig Huepsche<br />

(IL 1) gewölbt und bed lantvestnen 2 ) geschlagen. |<br />

1488.<br />

Babst: Innocentius VIII. 4. Keiser: Fridrich III. 49. Roem- s<br />

scher kueng: Maximilian 3. Franzesischer kueng: Carolus VIII. 5.<br />

1488. Schultheiss: Diesbach 8.<br />

[640 und 641 leer]. -<br />

[642] Wie der Roemsch köng zn Brugk in Flanderen gfangen,<br />

durch sinen vatter, den Roemschen keiser, ge- io<br />

lediget ward.<br />

Im jar Cristi Jesu 1488, als der Roemsch kueng Maximilian<br />

von sinen Flemmingen von Brugk 3 ), mit gab und pit oft geladen,<br />

im ieztan hilf wider sine vigend und ungehorsamen zugesagt, uf<br />

gut vertruwen zuo inen ingeritten, wol enpfangen was, uf einen ts<br />

ufsaz namend die von Gent ein staetle 4 ) in. Also uf den letsten<br />

(2) tag [ Jenner, uss falschem rat, schikt er sinen züg, so bi im was,<br />

hinuss, zuo retten; wolt am abent hinnach ziehen; schlügent die<br />

Brugker al ire tor zuo, Messend in in sinem hof bliben. Da bleib<br />

er [643J und die sinen unss uf den fierden tag im harneseh, tag so<br />

und nacht gwapnet. Ward ein gschrei von den Jentischen s )<br />

gemacht, er wäre gewaupnet, die stat zuo pluenderen. Tat er<br />

sinen harneseh ab und reit schoen bekleidt uss sinem hof uf den<br />

marktplaz zuo der ufruerischen rot, welche schon ander amptluet,<br />

schultheiss und burgermeister, im widrig, gesezt hattend, und K<br />

*) Zeilen 1—3 später hinzugefügt.<br />

l ) Die alte Brücke über die Aare.<br />

8 ) Die Brücke war auf beiden Ufern stark befestigt.<br />

3 ) Brügge, welches Max. im Gegensatz zu dem aufständischen Gent für<br />

ihm ergeben hielt. Für das Folgende vergl. Lichnowsky, Gesch. d. H,<br />

Habsburg, Bd. VIII, S. 94 u. ff.<br />

4) Courtray, Ende Januar 1488.<br />

5 ) Die Gentischgesinnten Bürger von Brügge.


324 1488<br />

die alten ze toeden suochtend, bat si fruentlich, soeltid fridlich abziehen<br />

und von im alle gueetikeit und gnad gwaertig sin. Sagtend<br />

si, es beschehe im zu guot; buten doch gelt, uf al sine vermeinten<br />

günstigen ze vahen; ward hierum alle stat und des kuengs hof<br />

6 [644] mit vil und grossem unfuor durchsucht. Erbutend die von<br />

Jent den ufrueerischen Bruggeren, lib und guot zuo inen zesezen,<br />

von den Franzosen angewisen und gestärkt, soeltid den Roemschen<br />

kueng und sin gesind wol bewaren. Uf dise botschaft, in der<br />

nacht, vordreten si den kueng, zuo inen uf den markt ze kommen<br />

i" und bi inen ze bliben; haftend ein kammer uf Kronenberg 1 )<br />

ufgericht, hiessend in darin gon. Also gieng er weinend, und<br />

etlich der sinen riter und diener, von Bolheim und Wolkenstein 2 ),<br />

mit darin, klagend, dass im sem- | liehe schmäh von denen widerfiere,<br />

fuer welche er sin lib und leben oft gewagt und noch<br />

is ze wagen gneigt wäre; fragt, was si doch [645] von im weltid<br />

haben? Sagtend, si weltid ein besser regiment, rechnung ums<br />

gelt, frid mit Frankrich, und zuovor iren herren, herzog Philippen,<br />

haben. Und wie wol er inen garnah alles, so muglich, verwilliget,<br />

halfs doch nuet, tribend vil gespoets und Verachtung gegen<br />

*> im, nament gfaenglich von im graf Philip von Nassow; graf Fritz<br />

von Zorn 3 ) ward verlorn. Schluogend vor siner kammer ein strekbank<br />

uf, straktend 4 ) da etlich siner amptluet, flirtend harzuo sinen<br />

hofmeister, item die von Bolheim, riter, von inen zewissen, wer<br />

den Franzesischen friden gebrochen und die Brittenisch vereinung<br />

25 [646] gemacht hette. Trowtend allen des kuengs günstigen, begnadeten<br />

und liessend in alle verbanten und unghorsamen, hieschen<br />

und begiengen alles ungebuerlichs und unmueglichs, ouch<br />

alles, so in betrüeben mocht. Wäret dri monat, in welchen der<br />

from, edel fürst in grosser angst alle schmäh sehen, hoeren und<br />

* liden muost von den sinen, on schuld, ja um Verfechtung irer<br />

und siner e~ren.<br />

i) Ein unansehnliches Haus auf dem Marktplatz von Brügge.<br />

2) Martin von Polheim und Georg von Wolkenstein.<br />

3) Graf Friedrich von Zollern, neben dem Grafen von Nassau der einzige,<br />

der bei Maximilian bleiben durfte.<br />

4) Streckten gleich : folterten.


1488 325<br />

Rettung des küngs vom keiser.<br />

Do nun dise, ganz Tuetscher nation und dem Roemschen rieh<br />

schmähliche handlung dem Roemschen keiser fuerkam, macht er<br />

sich ilends, so er mocht, uf, want den zueg, wider den küng von<br />

(4) Ungern, so ouch | diser sach nit unschuldig was, ufgeruest, mant s<br />

[647] bi höchster keiserlicher majestaet gwalt alle staend und verwanten<br />

des Roemschen richs, ouch gmein Eidgnossen, und insunders<br />

Bern, zuo rettung sines suns, des Roemschen kuengs, mit im<br />

ins Niderland ze ziehen. Zoch also uf 40,000 man stark •) hinab,<br />

nam Jent, die triberin, in a ), zoch fuer Brugk, welche do machtend io<br />

ein kuenglichen stuol, sazten iren vor verspotteten kueng mit allen<br />

muglichen 6ren daruf, batend in knuewend und weinend, frow<br />

und man, jung und alt, inen zuo verzihen und sie gegem keiser<br />

zebegnaden, das er ouch nach gnädiger senftmietikeit erstattet,<br />

liess sich weniger straf beniegen. Also ward der from kueng [648] > s<br />

ledig, die untruewen Flemming, den Franzosen zuo gevallen, ghorsam,<br />

und ein vereinung der landen gemacht 3 ); wie vor nie gehalten.<br />

Zugend do mitenander heruf, der keiser Oesterrich zuo,<br />

den Ungern zuo weren, der Roemsch kueng gon Spyr, einen richstag<br />

zehalten. Schikt sine botschaft zuo gmeinen Eidgnossen, si uf 20<br />

den tag zemanen und zebitten, die iren nit wider in loufen zelassen<br />

4 ).<br />

Handlung des küngs von Frankrich und gmeiner Eidgnossen,<br />

irer kriegsknechten halb.<br />

Indert obgemelter handlung, fürnemlich durch die Franzesische 25<br />

pratik angericht, hat der kueng von Frankrich die Flemming an<br />

sich zogen und etlich plaez dem herren von Foys 5 ) in Brittenien<br />


326 1488<br />

genommen, sich nit on eins kuengs von Frankrich wissen und willen<br />

zevermaelen!). Was da zuo beden siten ein grosse zal der Eidgnossen<br />

knechten, doch der merteil bim kueng; also dass gmein<br />

Eidgnossen und besunder Bern den kueng in kraft ir vereinung<br />

5 mantend, die vereinung zehalten und ir knecht heim zeschiken 3 ).<br />

Butend ouch den knechten bi höchsten poenen heim und ab, und<br />

keinem teil on ir willen zuozeziehen, ouch des glich den heimschen,<br />

daheim zebliben 3 ).<br />

Des kuengs botschaft.<br />

„, So schikt aber der kueng her Anthonin von Lamet, welchem<br />

die Eidgnossen under kueng Ludwig [650] kund warend worden 4 ),<br />

insunders gon Bern und zuo gmeinen Eidgnossen, si nach lut ir<br />

vereinung zebitten und zemanen, dem herzogen von Saffoy wider<br />

Saluz, ouch sinen widerwärtigen, dem Roemschen kueng und den<br />

i5 Brittenschen, wie beschehe, kein hilf zuozelassen; item und die<br />

iren, nämlich Hans Sennen von Zug, Boeppet von Biel und Hammerschmid<br />

von Swytz, so die sinen im Burgun beschaedigeten,<br />

abzewisen; so waer er geneigt, ire knecht heim zevertigen, bedoerft<br />

ouch ira nuet 5 ). Und nuetdesterminder so wurdend die reisknecht<br />

n daiuss behalten und täglich me ufgewiglet. Half da weder Ordnung,<br />

verbot noch böss, wie wol von gmeinen Eidgnossen uf<br />

allen tagen getriben. Dan wie wol die Franzesisch ver[651]einung<br />

kein pension benamset, so hat sie | doch den gwalt, dass dises<br />

triben dahin reicht, dass uss verhaltung der loufenden knechten<br />

•E, die pensionisch vereinung soelte vom kueng, wie ouch beschah,<br />

angebracht werden 6 ). Derohalb ouch etliche ort sich der billichen<br />

') Die Herzogin Anna von Bretagne hat sich später 1491 mit Maximilian<br />

verlobt und gleich darauf mit Karl VIH. von Frankreich vermählt-<br />

«) Eidg. Absch. III. 1. S. 306 (vom 26. November.)<br />

3) Eidg. Absch. III. 1. S. 308 (15. Dezember) und öfter.<br />

4<br />

) A. v. L. war früher schon im Juli 1480 als Gesandter Ludwigs XL<br />

in der Schweiz. (Eidg. Absch. III. 1. S. 73.)<br />

5<br />

) Diese Botschaft des A. v. L erwähnen die Eidg. Absch. (III. 1. S. 313)<br />

erst im März 1489.<br />

*) Das Drängen der Kriegsläufer, die nicht zurückgehalten werden<br />

konnten, trieb zum Abschluss des Bundes mit Frankreich.


1488 327<br />

erlichen, des Roemschen kuengs vereinung, mit empfangnem vom<br />

Franzesischen boten grossem lob und dank, widreten und die<br />

zehindren understuonden •), da mit ouch beder kuengen gelt, nach<br />

fürwiz der geltsuechtigen gestrekt, laenger und gaenger wurde.<br />

Werbung des nuewen Swaebischen punts an gmein *<br />

Eidgnosseu, antwort.<br />

Und als nun, durch des Roemschen keisers gemaecht, der<br />

Swaebisch [652] punt zwischen etlichen richstaeten, landen und<br />

herren im Obertuetschland was angefangen, wurbend diss punts<br />

anwaelten, ouch herzog Sigmund, truugenlich an gmein Eidgnossen, io<br />

ernstlich anzeigend, wie diser ir punt, zuo glich dem iren, allein<br />

zfi erhaltung, schuz und schirm, frids und friheit der staet, landen<br />

und oberkeiten, und keins wegs, wie vermeint, wider ein lobliche<br />

Eidgnoschaft angesehen und gemacht, welche si doch für ander<br />

begerten in disem irem punt zehaben; begerid ouch und bittid, «<br />

zuo gmeinem frid und schirm, sich darin zewilligen und zegeben.<br />

Ward inen irs guoten anbringens und willens hoch gedankt und<br />

angezeigt, dass ein Eidgnoschaft mit iren [653] gemachten puenden<br />

(7) zuo erhalten nunmal | gschaefts gnuog hätte; weltid sich der sach<br />

witer beraten, begertid indes, ir punt welle sich gebuerlich und 20<br />

fridlich gegen einer Eidgnoschaft halten; des und alles guots er<br />

sich zuo iren ouch trostlich solle versehen 2 ).<br />

Erhabne schmaehwort, lieder und gschrei zwischen dem<br />

Swabeu- und Swyzerpund.<br />

Hie mitan hond sich zuo schädlicher vigendschaft im Swaeb- 25<br />

sehen pund wider ein fromme Eidgnoschaft, uss verbunst irs<br />

witberiemten nammens, erhaben, uss dem Niderland und Brittenien<br />

heruf gebrachte, on zwifel vom hasser alles fridens, dem<br />

tuefel selbs, erdachte, schant[654]liche, unmenschliche schmaehwort,<br />

lieder und muken. Dabi geret: der fund sie funden, dass die M<br />

i) Die Stände Schwyz und Glarus traten dem Bunde mit dem Römischen<br />

Könige vom 14. September 1488 nicht bei. (Eidg. Absch. III. 1. S. 277<br />

und 720, vergl. auch ebendaselbst S. 291.)<br />

») Eidg. Absch. III. 1. S. 295 und 307 (15. Dezember 1488.)


328 1488<br />

buren nimme herren werdid sin^). Und ward dise Verachtung<br />

noch diss jars so gross, dass gmein Eidgnossen truzlich des punds<br />

houptlueten, etlichen staeten und dem herzog von Oesterrich züschribend,<br />

semlich unverdiente schmäh abzestellen. Entschuldi-<br />

5 geten si sich al, ouch der Roemsch kueng selb, treffenlich, anzeigend,<br />

wie ein so gross missvallen si und alle erberkeit ab<br />

iren unghorsamen, lichtfertigen schaelkern hätte, semliche Schmähung<br />

verboten, verbutid und straftid, ouch nach muglikeit nit<br />

gestatten weltid 2 ). Um semlicher schmaehung willen rechtfertigeten<br />

io gmein | Eidgnossen zuo Costenz den von Bluomnek, [655] so sich (8)<br />

nach verworfner entschuldigung dahin zuo recht hat erboten 3 ).<br />

So wurdend ouch von der Eidgnossen mutwilligen schmähwort.<br />

gsang und winhlen, doch gmaesser, und nur in kriegen, hingegen<br />

geworfen. Beschoss alles so vil, dass si, die bed puend, von hie<br />

15 hin über zehen jar, von schnoeden, wibschen worten, mit ungesparetem<br />

für und isen, zuo grimmer, manlicher hand anenander<br />

kamend. Uss semlichen zufallen soelte alle oberkeit und örberkeit<br />

wol gewarnt und ermant sin, insunders so nachburen sind, der<br />

mutwilligen glükstäblin schädliche laestermüler zebeschliessen,<br />

M dass nit durch diser oeden mueler wort ouch die fridsamen, frommen,<br />

unschuldigen, die obren und ßrberen mit den un[656]gezoemten<br />

undertanen zuo voller handtat kommend, und also nfit<br />

werds mit unersazlichem schaden müsse abgesezt werden. Ein<br />

boes zung das boesest, ein gute das best fleisch.<br />

ss Des grafeu von Sulz ewig erb-burgrecht mit einer<br />

stat Zürich.<br />

Diss jars hat graf Alwig von Sulz ein ewig erb-burgrecht<br />

für sich, sine erben und nachkommen, so | die grafschaft (9)<br />

l ) Eidg. Absch III. 1. S. 298, vergl. auch ebendaselbst S. 300. Nach<br />

Lenz, Schwabenkrieg, S. 26 (vergl. 31t ward auf dem niederländischen<br />

Kriegszug Maximilians zuerst der Ausdruck «freie Landsknechte» aufgebracht,<br />

jedoch den Schweizern versagt, welche dagegeu die «unmenschlichsten<br />

und unchriatlichsten » Schimpfworte hören mussten. Zu diesen vergl.<br />

v. Liliencron, die histor. Volkslieder der Deutschen Bd. II. 367. 380. 403.<br />

*) Eidg. Absch. III. 1. S. 307.<br />

«) Eidg. Absch. III. 1. S. 282 u. ff.


1488 329<br />

Kleckgöw') besizen, mit einer stat Zürich ufgericht und beschlossen<br />

*).<br />

Geissberger zu Bern burger.<br />

So ist her Anthoni Geissberger, riter, zuo Bern burger worden,<br />

um 5 guldin jaerlich uodelzins, mit hunderten abzelösen 3 ). 5<br />

[657] Mordlicher span zwischen einem foischof von Losan<br />

und sinen uudertanen, durch Bern und Friburg<br />

verricht.<br />

Zuo end vergangens und zuo anfang und fuergang diss jars<br />

hond die zwo staet Bern und Friburg abermals mit grosser mueeg w<br />

und kosten gescheiden zwischen irem burger und bischof von<br />

Losan, her Benedict von Monferrand, und sinen undertanen zuo<br />

Lustrach, so da wider beder staeten vor gemachten, verbrieften<br />

und versigleten vertrag 4 ) mit hilf ires meiers, junkher Hans<br />

Meyers, ufrueerisch im sin hus durchloffen, [658] sinen officier «<br />

und etlich ander der sinen in S. Martins kilchen ermuert und<br />

vil gewundet haftend. Was der bericht: das entwert widerzekeren,<br />

den Meyer siner erbmeierl ze entsezen, die saecher<br />

strafen, den weisen stueren, den doetnen ewigs opfer stiften, irem<br />

herren, dem bischof, frid und ghorsame sweren, und im, zuo ab- 2"<br />

trag kostens und Schadens, 3500 Saffoyer gülden unverzogenlich<br />

(10) ussrichten | und zuo beder staeten banden geben. Besehenen zu<br />

Losan im Meyen, mit Friburg, durch dis einer stat Bern boten:<br />

vom kleinen rat her Wilhelm von Diesbach, schulthes; sekelmeister<br />

Archer, venner Simon. Vom grossen rat junkher Bran- 26<br />

dolf vom Stein, Gylian Schoeni und Spilman 5 ).<br />

i) Klettgau.<br />

*) Anzeige davon an die Eidgenossenschaft. Eidg. Absch. III. 1. S. 309.<br />

3) Ob. Spruchbuch L. 158.<br />

4) Vergl. oben S. 212 u. ff.<br />

3 ) Der Handel dauerte vom Februar bis in den August. Ratifizirt<br />

•wurde der Vertrag in Bern am 14. Juni (Raths-M. 58 (59) S. 49).

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