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05. Text Band 5 - Teil 4 - DigiBern

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1528 311<br />

Wie der ufrueerisch krieg gegen den gotshus- und herschaftlueten,<br />

ouch denen von Hassle, im veld ist abgericht<br />

und betragen worden.<br />

Wie nun das Bernisch her, uf 5000 wol geruester man, ob<br />

500 hantbuechsenschuetzen und grossem gschuez, wol verfasst zuo- s<br />

samen komen, sich hat ins staetle, nämlich die paner ins kloster<br />

und in die biligenden plaez, gelaegret, so wurden das schuetzenvaenle<br />

in Grindelwald als zuon fuernemsten ufruereren, und in alle<br />

-der ufrueerischen flecken knecht geschikt, allenthalben die ufwigler<br />

und matzenmeister zuo behamsen. Als aber die recht io<br />

schuldigen und in disem handel oft benaempten ubers gepuerg<br />

uss lantfluechtig worden, wurdend inen ire hueser gepluendret, ir<br />

fech genomen und al ir hab und gueeter, ouch was deren von<br />

Underwalden im land, zuo einer stat Bern banden ufgeschriben<br />

und verpoten. Doch ward uss erbaermd wiben und kinden vil «<br />

widergeben. So wurden ouch etlich [IV 344] von Hassle, Briens,<br />

Ringkenberg, Grindelwald, Hapkern etc. gefangen und mit sampt<br />

den gfangnen zuo Thun gon Bern gfiert.<br />

Und als nun kein widerstand me vorhanden, zuo abrichtung<br />

dis ufrueerischen, sorglichen kriegs, do wurden bi verlust libs «o<br />

und guots beschriben alle des gotshuses Inderlappen, der herschaft<br />

Tlmgken(berg), Briens und Hassle lantsaessen, ussgenomen die<br />

4.KOT. ufwigler und matzenmeister, uf den vierden tag November zuo<br />

Inderlappen im Witfeld uf gnad und ungnad zuo ersännen.<br />

Dis gnad- und ungnadwal, uss dem tirannischen, ja tuefel- 25<br />

sehen Tuetscher landen purenkrieg erlernt, was hie so vil milter<br />

und anzesehen minder gruelich, dass an vil enden die ingejocheten<br />

puren al ire gwer darlegen, sich barhopt mit stricken an haelsen<br />

darstellen, ouch vil ire koepf — ouch gezwungner schuld, ouch<br />

alein um guots willen — da lassen muosten; deren keins hie be- 30<br />

schehen, dan hie von gmeinsamlich verordneter oberkeit kein<br />

tirannl gehört solt werden.<br />

Nun, uf bestimpten tag und plaz, hat der mächtigen stat<br />

Bern herzueg sich in ein gwaltige Schlachtordnung gestelt, von<br />

ersten das gross, und daruf das klein gschuez abgelassen, also 35


312 1528<br />

dass bi dri milen die berg und tal ganz gruelich erhallet und ertondret<br />

sind. Darnach ein ring gemacht und die beschribnen<br />

gotshus- und herschaftluet berueeft. Da hat der edel, erenvest<br />

hoptman si gesuendret, nämlich die, so er und eid gehalten, zur<br />

5 rechten hand, si als from, truew undertanen mit guenstigem dank<br />

ewig gelobt, die ufrueerischen aber, erlosen und meineidigen, deren<br />

ob 500, zur lingen hand gestelt und zuo inen vast ernstlich und<br />

tapfer geredt: «Ich weiss nit, was titeis uch zegeben, dan soelt<br />

ich uch einen nach uwerer schuld und mistat geben, so wurd er<br />

i» uch vast uebel anstan, so ir keiner 6ren werd, und an uwern<br />

fromen, gnädigen hern und obren on einche redliche [IV 345]<br />

ursach, sunder wider ir truewe, gnädige, kristliche wisung, pit<br />

und warnung, nun zuom andren mal, erlös und eidbrüchig worden,<br />

wider ir milte gnad und kristliche gueetikeit. nun zuom<br />

i« andren mal, als gotlos luet, ufrueerische, mutwillige fuest ufgericht<br />

haben. Was daruss entstanden waere, so Got nit gescheiden<br />

und vernuft nit gesigt haet, ist einem ieden, ouch<br />

niders Verstands, liecht zuo verstan, so bedenken kan, was<br />

das grim, unmenschlich schwert, so zwischen hern und knecht,<br />

20 obren und undertanen, zwischen vater und sun, bruoder und<br />

bruoder wueetet, unzälichs uebels bringe, nämlich Zerstörung goetlicher,<br />

natuerlicher und menschlicher gerechtikeit, lieb und vereinung.<br />

Was nun gegen semlicher fust, die semlichs uebel fuergenomen,<br />

ouch vor enpfangne und nachar angebotne vilvaltige<br />

25 gnad verachtet hat, iez durch Gots gerechte fust gebunden, zehandlen<br />

waere, ist ouch einem ieden, bi dem nur ein fuenkli rechts,<br />

liecht ze urteilen, nämlich mit ruher ungnad und grimer fust zerichten<br />

und zestraffen; dan ouch der almaechtig her Got kein<br />

ufruor, obwol die urhab recht, ungerochen last etc.» — mit er-<br />

:to zellung aller handlung und mishandlung. Und als hieruf die, so<br />

ufrueerig, uf ire kni gefallen, erbaermklich um gnad und barmherzikeit<br />

geschruwen und gebeten baten, redt der hoptman witer:<br />

«Wiewol einer gwaltigen stat Bern gerechten, strengen oberkeit<br />

ieztan genüg recht und macht haete, die uberwundnen, zwifach<br />

:« erlosen, meineidigen ufrfterer um ir Hb, leben, er und guot zebringen<br />

und mit inen zef'aren, wie si getan, wenns gmoegen haetid


1528 313<br />

— diewil aber einer loblichen stat Bern ersam oberkeit iewelthar<br />

der gnaden und barmherzikeit lob gehept, wil si uf disen tag ir<br />

alt lob ouch nit verlieren, sunder das ernuewern und meren, und<br />

also, ouch inansehen grosser fuerpit der erheben boten irer lieben<br />

Eidgnossen von Lucern und Basel, item und irer fromen, ge- •><br />

triiwen undertanen von staeten und landen, iezt im veld, den verwirkten<br />

uss gnad ir leben fristen und schenken, doch mit disen<br />

gedingen, in hie volgenden artiklen begriffen, die si vest zehalten<br />

soellend angends bi Got schweren und globen.<br />

[IV 346] 12 artikel, den begnadten lantlueteu im veld io<br />

vorgelesen und zeschweren ingefounden.<br />

Zuom ersten, dass vor allen dingen zuo Hassle, Briens und in<br />

allen fuenfteilen der lantschaft Inderlappen die reformation, des<br />

gotsworts und gloubens halb ussgangen, wider angenomen, ufgericht<br />

und gehalten werde. 15<br />

Zuom 2., dass ein stat Bern alles entwertens und entseztens<br />

wider gewert und ingesezt werde.<br />

Zuom 3., dass die matzenmeister, ufwigler und anfaenger diser<br />

ufrueerigen, verräterischen Sachen, wo s' in unsern gebieten begriffen,<br />

bim eid von menglichem angenomen und uns uberantwort w<br />

soellend werden.<br />

Zuom 4., dass bede zeichen — paner und vaenli — von Hassle<br />

und Inderlappen, item ir beder lantsigel, item brief und sigel,<br />

von einer stat Bern geben, sollend an verzug und widerred haruss<br />

zuo einer stat Bern banden gestelt werden. 25<br />

Zuom 5., dass ir aller lantrecht und frlheiten sollen ab und<br />

kraftlos sin und si fuerahin sich beniegen und gebruchen soellen<br />

der rechten, die inen von iren hern von Bern fuergeschriben werden.<br />

Si soellend ouch hinfuer keinen gwalt haben, einen amptman<br />

zesetzen noch ze entsetzen. 30<br />

Zuom 6., dass si die schwelli und fischenzen in irem kosten<br />

wider machid, oucli alles anders, was zerbrochen oder entwert,<br />

erstatid.


314 1528<br />

Zuom 7., dass der vertrag, 1 ) durch die 8 man von staeten und<br />

landen gemacht, ab und nuet sie, und was da nachgelassen, hinfuer<br />

uszerichten, wie von altem har, ussgenomen die zins von den<br />

verritnen gueetern.<br />

5 Zuom 8., dass si angends einen geirrten eid zuo Got schweren<br />

soellen, einer stat Bern, als irer oberkeit, hinfuer in allen dingen<br />

gehorsam und gewärtig zesin, als überwunden und gwunnen luet<br />

mit dem schwert.<br />

Zuom 9., dass si nimmerme kein gmeind noch versamlung<br />

io soellen, ön irer hern von Bern oder irer amptlueten wissen und<br />

willen, halten noch versamlen.<br />

Zuom 10., dass si und ir ewig nachkomen keinen lantman<br />

annemen moegen noch soellen, ön irer oberbern von Bern wissen<br />

und gunst.<br />

15 [IV 347] Zuom 11., dass si allen kosten abtragid, so ein stat<br />

Bern diser sach halben erliten hat, item den kosten und schaden,<br />

so die ghorsamen, durch si von hus und hof vertribnen, enpfangen<br />

haben.<br />

Zuom 12. und letsten, damit menglich spueren und erkennen<br />

2o moecht, dass ein loblich stat Bern vil me zuo gnad und barmherzikeit,<br />

dan zuo ruohe und strenge geneigt, so hat si den einfältigen,<br />

die zuom merteil durch die boesshaftigen beredt und gezogen,<br />

gnaediklich verzuegen und vergeben, aber darbi beschlossen, die<br />

rechtschuldigen matzenmeister nach ireni verdienst unverschont<br />

25 zestraffen, also dass menglich sich daran stosse und die guten<br />

vor den boessen geschirmt werdin. 2 )<br />

Nachdem und dis artikel von den begnadten gotshus- und<br />

herschaftlueten geschworn, ouch ire paner und vänle, lantsigel<br />

und brief, zue handen einer loblichen stat Bern dem hoptman<br />

•M übergeben, ist noch diss tags in glicher gstalt, doch mit gesuendreter<br />

ufzeichnung der gutwilligen und boesswilligen, mit denen<br />

') Wohl derjenige vom 4. Mai, siehe hievor S. 271.<br />

2) Raths-M. 219, S. 159-160, vom 3. Nov. — Stürler II, 95. Der Vertrag<br />

selbst in Missb. R, fol. 88 b —90 b . Damit ist zu vergleichen ein längerer<br />

Erlass von Schultheiss, Rath und 200, vom 13. November, im sog. Aemterbuch<br />

Hasle, A, fol. 109—127, uud im Spruchbuch D. D. p. 102 u. tt.


1528 315<br />

von Hassle gehandlet, und also diss tags dis kriegsche ufruor on<br />

pluot, on streich abgestelt und betragen worden, doch nit on<br />

schwere betrueeptnues derer, so gehorsam beliben, ir hus und hof,<br />

wib und kind verlassen, einer stat Bern zugetreten waren, alwegen<br />

durch brief und boten getrost, redlichen schirm zehaben 6<br />

und der unghorsamen nuet zu entgelten, und aber ieztan um iro<br />

willen irer landen, eren und frlheiten berowt waerid. Ist inen<br />

— den ghorsamen — ir verheisne schadlose bestaet, doch soellids<br />

irer gnädigen oberkeit ir anligen durch ein erbare botschaft fuertragen,<br />

da werdids guoten, gnädigen willen finden. Es ward den io<br />

gotshuslueten her Jacob Wagner und dem land Hassle Burkhart<br />

Schütz, der schuetzenhoptman, zu lantvoegten verordnet x ), biss uf<br />

witere Verordnung der aempteren, gerichten und Satzungen, von<br />

einer loblichen stat Bern, als der landen oberherschaft, zuo schöpfen,<br />

wie dan nacher besehenen. «<br />

Ouch so warend schon alle wider ufgerichte goetzen, altar<br />

und mespfaffen wider abgetan und hinweggericht.<br />

[IV 348] Wie die von Frutingen, Ire nachpureu, die von<br />

Obersibenthal, und demnach die ganze herschaft der<br />

stat Bern, in ghorsam und vereinung kristlicher re- so<br />

formation sind komen.<br />

Morndes wurden die Obersibentaler, Frutinger, Aesche<br />

Spietzer und Kratinger ernstlich ermant, dass si sich fuerahin<br />

gegen einer loblichen stat Bern, irer gnädigen oberkeit, geschikter<br />

soellid halten, dan nun ein zit lang beschehen. 25<br />

Insunders so wurden uss dem läger zuo denen von Frutingen.<br />

welchen man iren vänletrager hat verwechslet — nämlich dem<br />

boesswilligen Gilgen Sparo, des venner Sparo sun, das vaenle uss<br />

der hand genomen und dem gutwilligen Hansen Ryter, so nachmals<br />

venner worden, geben — zuo Goldswyl versampt, boten ge- so<br />

schikt — von Bern 4 des rats, und von staeten und landen 7 —<br />

mit inen zuo verschaffen, einer stat Bern kristlicher reformation<br />

i) Raths-M. 219, S. 166 vom 9. Nov. - Stürler IL 96.


316 1528<br />

einhelliklich zuozeston und mittenandren fridlich und frintlich zeleben,<br />

oder mit der hand angends gewisen werden. Also namends<br />

flux, ouch guotwilliklich, die ghorsame und fruentschaft an, und,<br />

die stet und unverlezlich zehalten, gabends einhellig under irem<br />

5 lantsigel ein verschribne bekantnues. Darnach, von des ufgetribnen<br />

kostens wegen, der 19 und 800 Ib. bracht, fuernemlich um der<br />

mespfaffen willen erwachsen, wurdens daheim also vertragen, dass<br />

die, so boesswillig — deren 160, aber der gutwilligen 86 man<br />

gewesen — soeltid uss eignem 220 Ib. bezalen, das übrig aber<br />

io soelte gineinlieh uss beder kilchen 1 ) kleinot bezalt werden. Hans<br />

zuom Keer uss dem Adelboden ward begnadet am lantgericht zuo<br />

Frutingen um sin schantliche schmachred, wider sine frome herren<br />

erlogen, mit widerruof, halsisen und urfech. Und wie nun die<br />

von Frutingen waren gerueewiget, do ergabend sich ire nachpuren<br />

15 von Aesche, Spietz, Kratingen ouch in die ruow. Und derglichen<br />

hienacher in 10 tagen santen die von Obersibental ir ßrbare botschaft<br />

gon Bern ; um begangne irrung —<br />

Lücke.<br />

[IV 271] a ) untruewen Eidgnossen von Underwalden wol verschulte<br />

2i räch an truewen, fridsuochenden werteren hangen, und beschreib<br />

ire paner zuosampt allem zueg ab und heim. Und also, nach<br />

gesagtem lob und dank denen von stat und land, undertanen<br />

und zuogewanten, und gebnem urlob, den nächsten heimzeziehen,<br />

ist die paner mit froeud, lob und er uf nuenden tag November ß. I»r.<br />

ä5 wider heim komen, von jungen und alten wol enpfangen, und<br />

fürt mit ir sighaft und herliefe in die bede paner und vaenle der<br />

landen Hassle und Inderlappen — das zeichen der herschaft<br />

Ringenberg ward gesucht und bald gefunden — und ein zal gefangner.<br />

Diewil aber die zeichen uss gewesen, do wurden taeg-<br />

80 lieh morgen und zu vesperzit predig und gmeine pit gehalten,<br />

aber nach irer glueklichen widerkunft ward in stat und land flissig<br />

*) Eine Fortsetzung, ohne direkten Anschluss, findet sich auf S. 271.<br />

Die Lücke scheint nicht bedeutend zu sein.<br />

') Frutigen und Adelboden.


1528 317<br />

bevolhen, dem himelschen vater um bewisne hilf truelich lob<br />

und dank zesagen, ouch in alwegen um gnädigen schirm emsig<br />

zepiten, dass sin heiliger nam erhoecht, sin heilig wort geert, ein<br />

kristlich stat Bern und gmeiner kristlicher stand zuo ewigem<br />

friden erhalten und gemört werde. Das gebe Got durch Jhesum! s<br />

Amen.<br />

Ton etlichen namhaften botschaften, diss kriegs halb<br />

zue Bern erschinen.<br />

In und nach diser reis sind vor einer loblichen stat Bern<br />

erschinen ersame botschaften:<br />

Und erstlich obbenempte botschaft von Lucern und Basel,<br />

die sich frid zeschaffen so trungenlich hat im veld gemueegt, dass<br />

iro ein loblich stat Bern, ouch sunderlich von iro ermant, ewig<br />

gedaechtnues, dank und verdienst zuosagt. 1 )<br />

Die Entlebucher warbend an d'Emmentaler, uachpurlichen is<br />

friden zehalten; das ward mit willen der stat Bern vergont. 5 )<br />

Von Wallis im namen des bischofs und des lands [IV 272]<br />

Gilg Venetz und Casper Mettzelt, bed alt hoptman. Die haben<br />

sich vast frintlich erpoten, in diser bewegung alles zetuon, das zuo<br />

friden und ruow dienen moege, mit ernstlicher ableinung, dass si 20<br />

wider ein loblich stat Bern, als ir lieben, truewen puntgnossen,<br />

weder den Laendren noch den ufrueerigen kein hilf, wie gesucht,<br />

zugesagt habid, sunder si gebeten, rueewig zesin, die puend, item<br />

er und eid ze bewaren, nuet gwaltigs anzefahen; so aber iemand<br />

on redlich ursach und wider recht woelte faren, so woeltids lut ir 25<br />

puenden helfen schirmen und scheiden.')<br />

J.So?. Des tags, was der drit November, hat ein botschaft von<br />

Zürich, wie vorgetan, aber als kristlich mitburger, ir Hb, er und<br />

guot zuozesetzen dargeboten, ouch helfen mitlen und anzeigt, dass<br />

M Raths-M. 219, S. 161—163 vom 3. und 4. Nov. — Stürler II, 95, 96.<br />

»J Ibid. S. 157 vom 3. Nov. — Stürler II, 94.<br />

3 ) Ibid. S. 157-159 Tom 3. Nov. — Stürler II, 95.


318 1528<br />

die 5 ort inen zuo Mellingen und Bremgarten die pass zuo verlialten<br />

fuergenomen haben. 1 )<br />

Uf den 5 tag ist erschinen ein botschaft vom bischof von 5. NOT.<br />

Basel, item und ein gschrift, durch die von Soloturn gevertiget,<br />

s von der botschaft zuo Basel, von hern Immern von Gilgenberg,<br />

ritern, stathaltern, und sinem bluotigen canzler Niclaus Babst,<br />

des Oesterrichischen regiments zuo Enssisheim, ze friden begerende.<br />

2 )<br />

Uf den 8. von Costens und S. Gallen, und morndes von 8.SOT.<br />

IO Schafhusen, zuo dienst als ir vermoegen darbietende. 3 )<br />

Uf den 13. von Rotwyl, um friden und der gfangnen gnad«. N 0 T.<br />

bitende. Disen allen ward hoch gedankt und ergangner sach<br />

ein abgschrift geben. 4 )<br />

Uf disen tag sind erschinen (vereinte boten von)") Lucern,<br />

i5 Ure, Swytz, Zug und (Wallis, und haben) vast frintlich gebeten,<br />

die tat (irer lieben Eidgnossen vo)n Underwalden nit so hoch<br />

ufzenemen, dan ire erberkeit kein schuld noch gefallen daran<br />

habe, ouch kein ordenliche paner da gebrucht sie; item die<br />

gfangnen 5 )<br />

20 Lücke.<br />

[IV 227] b ) erworben, dass irem land 6 ) sin verlorne paner und<br />

vaenle wider geben sind worden und verordnet, dass si von der<br />

stat einen lantvogt und vom land einen lantvenner und stathalter<br />

in der stat eid, zuoglich dem Sibental sollen haben. 7 ) Da<br />

26 ist bestaet worden der ingesezt lantvogt Jacob Wagner, und ge-<br />

*) Theils überklebt, theils zerstört.<br />

*) Die Lücke scheint auch hier nicht bedeutend zu sein; Fortsetzung<br />

auf S. 227.<br />

* ») Raths-M. 219, S. 94.<br />

«) Ibid. S. 96.<br />

») Ibid. S. 97.<br />

*) Ibid. S. 98.<br />

5) Ibid. S. 98, woher auch obige Ergänzung sich ergibt. Am Schlüsse<br />

heisst es hier: « für die gfangenen und so noch uslendig gepetten ».<br />

6) Nämlich Interlaken.<br />

') Stürler, R, A. II, S. 103 vom 20. Nov.


1528 319<br />

sezt zuom lantvenner der truew Ueli am Urfer, und zuo stathaltern<br />

der truew Hans Schmid, so vor amman gewesen, und also ist der<br />

titel amman da abgangen. Si muosten noch der zit irer friheiten<br />

und lantrecht stil ston und sich an erlowten schuldgerichten<br />

lassen benueegen. Den ghorsamen ward erster vertrag gehalten, 5<br />

aber die unghorsamen muosten zu wider erholeter beschwerd noch<br />

witere straf erwarten.<br />

Die gefangnen ufrueerer zuo Hassle, Inderlappen, Thun und<br />

Bern wurden vast al durch pit und bürgschaft gelediget. Zuo<br />

Bern ward alein Barthlome Trachssel von Inderlappen, des probst w<br />

Trachssels bruoder, zuo fierteilen erkent, durch grosse pit der Eidgnossen,<br />

deren von Strassburg und siner frintschaft uss gnaden<br />

28. Ko?. mit dem schwert gericht uf den 28. tag November. 1 )<br />

Der probst was gon Sanen gewichen, entschuldiget sich und<br />

begert gnad, die im mit pit und buergschaft, doch nit on schwä- 15<br />

cherung sines ze vil riehen libdings, begegnet. Ueli Blüm hat<br />

uf in am seil verjaechen, dass er sich bi'n ufrueerischen gesicheret<br />

hat an der landsgmeind mit semlicher red: er wäre keinem<br />

Luterschen nie hold worden, haete die mes nie gescholten und<br />

wäre von'n hern hindergangen. 20<br />

Die lantfluechtigen und ouch zuo Hassle die froemden, so verzeichnet,<br />

wider ein stat Bern gemeret haten, wurden geschaezt;<br />

bracht zuo Hassle ob 2000 und zuo Inderlappen ob 4000 Ib.<br />

Uss den lantfluechtigen ward Krista Kolb von Luterbrunnen<br />

ergriffen, [IV 228] und als einer, so an erster und letster ufruor 25<br />

vil schuld trug, sine hern kilchendieb und ketzer schalt, ire stat<br />

ze überziehen, ouch kein zins noch zechenden zegeben riet —<br />

schuldiget vast die Grindelwaelder und nämlich vier oft genemte<br />

matzenmeister: Weltin Schmid, Heini Guenschen, Hansen Moser<br />

und Hansen Rieder, hoptman zuo Wissenow — zuo Inderlappen M<br />

getierteilt in nächst jars Meien. Demnach über 1 jar im Meien<br />

ward ergriffen Hans im Sand, ein fuernemer von Hassle, zuo Meiringen<br />

einer stat Bern zuo- und zuo Bern ze fierteilen erkent,<br />

aber uss pit und gnad mit dem schwert gericht, also dass der<br />

') Raths-M. 219, S. 105 und 109.


320 1528<br />

Hb vergraben und das hopt uf den Bruening ufgestekt ward. Da<br />

ward an des hopts stat ein kuz, an eim or mit eim Bern fuenfer<br />

gezeichnet, nit on schmach getan; das bleib verschwigen und<br />

deshalb ungerochen.<br />

5 Etliche ergabend sich uf gnad und ungnad und wurden begnadet.<br />

Aber die fuernemen matzenmeister wurden in den vier Waldstaetten<br />

und zuo Wallis ufenthalten, ouch in etlichen orten begäbet,<br />

wie Ueli Bluom vergicht, zu Lucern mit 30 gülden, zuo Uri<br />

w 10 krönen, zuo Swytz mit 20 krönen.<br />

Zuo Underwalden, da si am mersten sind enthalten, ward<br />

inen durch hilf Hans Fruontzen und einer zal bschorner knaben^)<br />

ein kostlich wiss vaenle mit einem crucifix und Marien-bild gemalet,<br />

wider Bern ufgericht, aber uss rat der erberkeit vom<br />

ie venner Halter genomen und undergeschlagen.<br />

Und als da ein stat Bern sich semlicher sachen, als den<br />

puenden widrig, hoch erklagt, ward ira z'antwort, si hieltin die<br />

gewichnen fuer biderb, from luet, so billich recht anrueeftid; die<br />

koentids nit usschlahen, sunder so iemand si suochte, dem [IV 229]<br />

w woeltids lut irer pünden guot recht halten; batend fuer si. Die von<br />

Lucern konten Mueeschbielers 2 ) sach und disen handel nit glich<br />

schätzen, und also blibends usslaendsch biss nach erkriegtem<br />

landsfriden, do kamend etlich wider heim.<br />

Noch ist hervor (zu nennen) diser ufruor hanthebe, nämlich<br />

25 deren von Underwalden gegen iren lieben truewen Eidgnossen<br />

von Bern haessige, untruewe und uneidgnossische handlung, so zuom<br />

t(ei')l") hie gehört, und (der) vertrag, der in volgendem jar gemacht,<br />

im selben wirt beschriben werden.<br />

Hie so vil von erzelter kriegschen ufruor, zuo ewigem exempel<br />

,no flissig anzesehen und wol ze bedenken, und wie vil grosses uebels<br />

an lib, er und guot ufruor gebaere, dargegen nimerme gnuog war-<br />

•) Zerstört.<br />

') Mönche.<br />

*) Unbekannt.


1528 321<br />

nung, abwisung und huot getan mag (wer)den. Gott muoss's<br />

geben, dass die obren") recht fueerid, und ouch, dass die undertanen<br />

recht gangid, dan sin ist das rieh, der gwalt, die behaltung<br />

und die verderbung.<br />

[IV 230] Dass ein loblich stat Bern froemder herren puend, B<br />

kriegsdieust, Pensionen, mueet, soeld und gaben hat<br />

kristlich abgetan.<br />

Wievvol erzelter krieg sorglich und schwer, so ist er doch<br />

schneller und ee volendet, wan dis hie volgender stürm, so doch<br />

uss kraft angenomens und ufgerichts gotsworts durch erste re- io<br />

formation soelte selbs und on not hernider gevallen sin. Aber es<br />

sagt war der gütlich Plato: der tod sie ringer dan der glust ze<br />

überwinden, ouch sie in widerwärtigen ee den in glueklichen dingen<br />

manheit zefinden, wie dan h(ie) wol zesehen in absatzung der<br />

huldrichen, wollustigen pension, zuosampt iren anhaengern, soelden, a<br />

puenden und reisgloeufen, da ouch die fuernemste Verfechter des<br />

evangelions, Wingarter, Spilman, Mey. Noll, Bischof, Manuel etc.<br />

so schwach und flüchtig sich erzeigten, dass ouch ir unluterschen,<br />

aber in diser sach mitgnossen, sich darab hoch verwundreten<br />

und ser uebelveraergreten, sprechende : « Hu ! das Lutersch m<br />

ewighelium ligt inen im seckel, si wend das pluotig, verräterisch<br />

gelt, icie's ire predicanten nemmen, nit tan, und darzu ouch das<br />

heilig <strong>Teil</strong>chen- und klostergut han. Wir denkend, si werdid noch<br />

ee von irem nüwen und armen glowen, dan von den alten und<br />

riehen Pensionen stan.» Das aber si zetuon, als ze tief ins evan- 25<br />

gelions sach getreten, grosser schäm und kristlicher manung halb<br />

kum und krachlich abstünden,') desse der weit und angebornem<br />

eignen nuz nach nit klein wunder; dan si und vil ander durch<br />

ienen lustigen gwerb, on hoptguots gfar, junkherrisch leben, guot,<br />

*) Ursprünglich: oberkeiten.<br />

') Beschluss von Eäth und Burgern vom 24. Februar 1529. Raths-M.<br />

221, S. 11. — Stürler IL 136. Der <strong>Text</strong> selbst im Spruchbuch.<br />

V 21


322 1528<br />

er und gwalt gewunnen haben, noch unersaetiget; aber das zuo<br />

klagen, unangesehen, nach gits ougen<br />

Lücke.<br />

[IV 269] a ) Wie d'Franzosen mit sampt iren Eidgnossen<br />

5 uss allem ltalia vertriben, und der kueng an d'Eidgnossen<br />

um hilf, um zil siner bzalung und um iro<br />

eiuikeit hat geworben.<br />

Nachdem der Franzesisch veldher sich zu Parma hat gewintret,<br />

ist er zuo end Jenners ufgebrochen und fuer und fuer Naio<br />

pols zuo gezogen, damit er das keiserlicli kriegsher uss Rom<br />

bringen und den babst ledigen möchte; das ouch beschach, wan<br />

der keiserlicli zueg, von 14,000 uf 8000 ingangen, muost illends den<br />

vienden, so vor und hinder im, wichen und in ires hern kuengrich<br />

si fuerkomen. Und also im Hornung ward der allerheiligest<br />

15 vater babst und sin heilig stat, Rom, 10 monat lang wol geplagt,<br />

des verruchten, roewischen kriegsvolks ab, in Pulia 1 ) gon Troy'O,<br />

und da genoet gon Napols in d'stat wol verwaret zogen und gelaegret.<br />

Dem ist flux nachgetrukt der her von Lotreck, gestärkt<br />

mit dem alten hufen, den der margkis von Salutz den keiseri-<br />

20 sehen hat nachgefueert gon Isola. 3 )<br />

Da schriben die Bernischen hoptluet iren hern, dass sich inen<br />

das gluek so wol erzeige, dass si ganz der hofnung, alles erlitnen<br />

ungfaels an er und guot völlig inzekomen. Kein viend gstand inen,<br />

habid das ganz land Abrutz mnd vil staet und schlos in Pulia<br />

25 ingenomen, die starke stat und schlos Melf 4 ) gewunnen, da 3000<br />

erschlagen und den prinzen') gfangen ; hie dannen am end Aprels<br />

*) Mit der Seite 230 bricht das Stück ab; eine Fortsetzung, aber mit<br />

ganz anderem Gegenstand, folgt auf S. 269.<br />

') Apulien.<br />

*) Troja bei Foggia.<br />

3 ) Wahrscheinlich Isola del Gran Sasso in der Provinz Teramo. Ueber<br />

diesen Fellzug siehe Guiccardini, lib. XVIII (tom. III, 341 u. ff.).<br />

*) Mel6, am 23. März (s. Guiccardini III, 354).<br />

5 ) Giov. Batt. Caraccioli, Prinz von Melfi.


1528 323<br />

sich fuer die hoptstat Napols — darin die keiserlich macht —<br />

dermassen gelaegret, dass si die, mit krankheit und lüten überladen,<br />

truewid bald zuo erobren. Dan ouch, so bald si ankörnen,<br />

do habe ires merpatrons Andre Doria neff •) vor Napols mit den<br />

keiserlichen galleen 8 stund (gestriten) und, nit on redlicher B<br />

lueten und 2 ga.(lleen) Verlust, den strit gewunnen (und den)<br />

Napolschen vicerey, Hugen de Moncada, mit (sinen) hoptlueten,<br />

hern und knechten erschlagen, zwo galleen ertränkt und 4 mit<br />

sampt dem margkis Alfons Daval mit sinem sun, her Ascanio<br />

Colona, und andren hern gefangen. 2 ) So haten derwil 60 Fran- io<br />

zesische kuerisser hundert Spanischen kuerissern und 200 Hechten<br />

pferden ire paner ab [IV 270] gewent. So habe der margkis<br />

von Salutz, die abfluechtigen zestraffen, Cayeta 3 ) belaegret, die sich<br />

gern ufgabe. Und so dis zwo staet erobret, das, wie si hoffid,<br />

bald solle besehenen, so habids das ganz kuengrich gewunnen 15<br />

und ire sach mit lob, eren und gwin behoptet. 4 )<br />

Aber hie an kart sich der Franzosen gluek so gar um, dass si<br />

den ganzen sumer uss nuet schaffend, wan die viend, mit dem<br />

tod scharmuetzende, sich in der stat gwarsam und stil hielten, im<br />

heissen veld ligend zuo (aller) dingen armuot komen und von der 20<br />

pestilensischen sucht, so das ganz Italia mit toten uberdekt hat,<br />

so hart überfallen, dass si indert 30 tagen iren edlen, tueren<br />

velthern von Lotreck 3 ) und ob 20,000 man verloren. Die übrigen<br />

— deren bi 5000 — zuom abzug genoet, wurden bi der stat<br />

Awersa") gar nach al erschlagen oder gfangen, berowt und vil 2»<br />

im mer ertränkt, und ir obrister, der markis von Salutz, erschossen.<br />

Ein kleine zal kam, mit flucht zerstroewt, kum dari)<br />

Philippino Doria.<br />

2) Im Golf von Salerno. Guiccard. III, 363—365.<br />

3 ) Gaeta.<br />

4) Berichte der Berner Söldner vom 25. und 28. März, aus dem Lager<br />

von Melfi, und vom 30. April, von Neapel. Originale von Jakob von Cree^<br />

Ritter, als obristem Hauptmann; mituntcr/eichnet von Jakob Mey, Petermann<br />

von Diessbach, Hans Caspar Effinger und Jörg Hubeimann. Bern,<br />

St. A. « Kriegszüge» II, Nr. 175—177 (sog. Unnütze Papiere).<br />

5 ) starb am 16. August.<br />

6) Aversa bei Neapel. Guiccard. III. 389.


324 1528<br />

von. Da sind von 4000 Eidgnossen nit 400, und uss der stat<br />

Bern von 75 man nur fünf heim komen, mit namen hoptman<br />

Jacob Mey, hoptman Joerg Hubelman, Brosi Imhof, Jacob Hetzel<br />

und Simon Verwer. Under den blibnen sind nämlich gewesen:<br />

s her Jacob von Cre, riter, obrister hoptman, hoptman Peter und<br />

sin bruoder Jeronimus von Diesbach, Brandolf vom Stein. Und<br />

also ist dis Napolsche reis mit grossem schaden der Franzosen,<br />

wie von alten har gewont, zergangen.<br />

Zu dem ungfael, so was der hochberueemt merpatron von<br />

io Jennow, Andre Doria, von wegen undanks und Verachtung, dass<br />

er im die gfangnen Napolschen herren uss siner ranzung und<br />

Sicherung genomen, ouch im sinen sold gemindret hat, vom kueng<br />

von Frankrich abgefallen, nam das ussgestorben Jennow mit<br />

500 man in, treib d'Franzosen druss; als er's aber nit vertruwt<br />

i5 zuo behopten, übergab er's dem keiser, und ouch sich in siner<br />

majestaet d(ienst); nam 1 ) si und in mit grossem werd und sundrem<br />

gunst uf, bewaret flux die wolgelegen, veste, aber wankle<br />

stat, macht den Doria mit geschenktem fuerstentuom in Pulia zuon<br />

eim werd gehaltnen fuersten.*)<br />

M So hat der gschwind, tuer stathalter zuo Meiland —<br />

Lücke.<br />

[361]") Uf den 28. December ist der graefin von Nuewenburg 28.1)»!.<br />

von einer stat Bern ein abscheid geben, ira ire grafschaft Nuewenburg<br />

wider zuozestellen, das ouch von 11 orten bewilliget<br />

25 durchs franzesischen kuengs und der graefin kostbare vordrung;<br />

dahar ein stat Bern etwaniger ansprachen, und nämlich des klosters<br />

Erlach halb, von iren Eidgenossen, ouch diss jars sunderlich<br />

der goetzen und gueetern halb ersucht, zuo rüwen komen. Dis<br />

Übergebung mit sarapt erblichen burgrechten ist nechstkomend gjjj 1<br />

so jars uf den 4. tag Juni bestaet worden. 3 )<br />

•) Das Stück bricht mit S. 270 wieder ab; Fortsetzung auf S. 361.<br />

') Nämlich der Kaiser.<br />

2) Karl X. gab ihm — erst 1535 — das Fürstenthnm Melfi.<br />

3) 1529. Raths-M. 222, S. 47. - Stürler II, 171. - Ob. Spr. Buch D. D.<br />

fol. 155 und 375. — Eidg. Absch. IV, 1', S. 189. Der Vertrag selbst als<br />

Beil. 7 auf S. 1476.<br />


1528 325<br />

Bisantz burgrecht ernuewret.<br />

Uf ansuochung der lobl. stat Bisantz hat ein stat Bern mit<br />

ira ire burgrecht, mit vorbehaltung des worts Gots, ernuwuret.<br />

88. D«. 28. December. 1 )<br />

Burgrecht de Pre.<br />

s<br />

Item an stat des abgestorbenen edlen herrn von Gradiss zu<br />

16. Od. burgern angenomen herr Frantzen de Pre, uf 16. tag October. 5 )<br />

Kouf der herschaft Signow.<br />

Diss jars nach öfter versagung hat ein stat Bern uss gunst,<br />

zu nuz und not des verkoeufers, das schlos und herschaft Signow, io<br />

vor wolfeil hingeben, ietz wider tuer erkouft 3 ) von hern Ludwigen<br />

von Diesbach um lOtusent krönen versesner pension, am kueng<br />

von Frankrich inzebringen. 4 )<br />

Dahin die vogtl Roetenbach gelegt 5 ), deren vogt bisshar in<br />

der stat Bern gesessen, iezt hinuss ufs schlos Signow, und mit 15<br />

namen Niclaus Hertenstein der erst gesezt ist worden.<br />

Büchssen gössen und kouft.<br />

Es ist abgeraten, ein kartenspil nuewer buechsen zegiessen,<br />

und harzuo beschikt und verdingt dem bueehsenmeister von Zuerich,<br />

Peter Fueesslin; zuo denen ward ein zal isener buechsen, M<br />

durch Volmar von Rotwil us Kernthen har gevertiget, kouft. 0 )<br />


326 1528<br />

Es ward ouch angesehen der stat graben zwischen dem alten<br />

zueghus und der keflen 1 ) zuozefuellen.<br />

Ordnung.<br />

Es ward wol geordnet, dass die sumigen unflissigen gericht-<br />

> sessen vom gericht und burgern gestossen soeltid werden; [362]<br />

dass die nachtmuotwillen, fressen, zutrinken, gschrei und gschenden<br />

etc. in wirtzhuesern, gselschaften, uf der gassen, z'nacht nach<br />

den nuenen, unverschont mit eins monats leistung gestraft soeltid<br />

werden.<br />

io<br />

Des seckelmeisters endrung und rechnung.<br />

Nachdem und zuo end vergangens jars, uf S. Steffans gwonlichen<br />

rechnungstag 2 ), der senftmueetig, angnem, witzig seckelmeister,<br />

Lienhart Huepsche, sin ampt nit alein unklagbarlich,<br />

sunder ouch mit aller menglichs lob und dank hat vil jar erlich<br />

15 verwalten, ouch mitan sin hus, kleins anfangs, ob 30 tusend Ib.<br />

gebesseret, iezt alters und vermuglichkeit und der evangelischen<br />

widerwertigkeit halb abgestanden, hat sin letste rechnung gebracht.<br />

Das innemen sampt der restantz an pfennigen 12,635 Ib., das<br />

ussgeben 10,898 Ib. An sine stat ward gesezt sin verstendiger,<br />

20 kunstlicher dochterman, Bernhard Tilmann, ein junger evangelischer<br />

ratsher, desse rechnung uf diss jars 28. tag December hat 28. »et<br />

gehalten: das innemen sampt der restantz an pfennigen 22,159 Ib.,<br />

das ussgeben 19,293 Ib., und nachgend jars December das innemen<br />

zuor restantz 32,816 Ib. pfennigen, das ussgeben 29,490 Ib.<br />

•>5 Die elfte rechnung, so diser jaren manual anzeigend, ist im<br />

1479. jar vom seckelmeister Kutler uf S. Steffans tag geben,<br />

haltend an innemen zuor restanz 14,901 Ib., an ussgeben 17,404 Ib.<br />

Pfennigen.<br />

') Dem « Käfigthurm ».<br />

2) Der 26. Dezember.


1528 327<br />

Die S. Johans singechten rechnung •) haltet gwonlich bi eim<br />

driten oder fierden teil minder.<br />

Besoldung des kleinen rats.<br />

Wiewol uf S. Andres tag' 2 ), erst verschinen, von raeten und<br />

von burgern was mit merer hand abgeraten und beschlossen, 5<br />

dass die raet, klein und gross, einer lobl. stat Bern zuo 6ren und<br />

gemeinem nuz zuo lieb, soeltind nun fuerahin sin und bliben, wie<br />

ire wisen, truewen, fromen, redlichen altvordren ob 2*/, hundert<br />

jaren gewesen und bliben werid — als aber des nuewen seckelmeisters<br />

nuewe und duplierte rechnung was gehört [363] und ouch w<br />

des noewen duplierten regiments nuewe duplierte aempter und arbeit;<br />

ouoch der mueessigen pensionen und pfruonden abgang bedacht<br />

ward - damit notwendiger gemeiner arbeit etwas billicher<br />

gemeiner belonung zuostueende, das ouch und fuernemlich einer gemeinen<br />

stat regiment des gemeinen mans und der sinen gschik- 15<br />

likeit dess bas gemessen; item der mueessig habend sich der<br />

arbeit und verlusts destminder klagen mochte, und alle zuo gemeiner<br />

hilf und rat dester williger und geflisner werid, do ward<br />

uf diser rechnung den kleinen raeten zuor alten gwonlichen nuzung<br />

ein nuewe bsoldung geschepft, nämlich iedem 100 Ib., 30 muet 20<br />

dinkel und so vil habers; darzuo einem schulthessen, den 4 vennern,<br />

dem seckelmeister und dem statschriber, iedem ein vas wins<br />

jaerlich zegeben. 3 ) Und dass ouch die burger dester lidiger werid,<br />

so ward inen hie verheissen, wenn der kloester gueeter besichtiget,<br />

ouch etwas zeschaffen; das ward jaerlich 8 M. Ib. 25<br />

') Zu Johannstag der Sungichten — Sonnwende — am 24. Juni, wurde<br />

von Alters her die Halbjahrsrechnung abgelegt.<br />

') Den 30. November; die Verhandlung fand am 27. und 28. November<br />

statt; Raths-M. 219, S. 242, 247,<br />

3) Am 28. Dezember. Raths-M 220, S. 34. Das Raths-M. zählt hier<br />

bereits — nach Nativitätsstyl — das Jahr 1529.


328 1529<br />

1529.<br />

Babst: Clemens VII. 6. Keiser: Carol. V. 11. Kueng von<br />

Frankrich: Frantz I. 15. Schulthes: Sebastian von Diesbach. 1.<br />

[365] Handlung des Vertrags zwischen einer stat Bern<br />

5 und dem laud Underwalden von wegen des Inderlappischen<br />

kriegs; und erstlich vom ingang diss handeis<br />

und der stat Bern und Zürich klag, sampt der V orten<br />

und der Underwaldener antwort.<br />

Im jar Kristi Jesu 1529, nachdem von einer lob], stat Bern<br />

io zu end vergangens jars ire unversehne viend und ufrueerische<br />

undertanen mit gwaltiger hand hat abgetriben und gesezt, aber<br />

noch nit was vertragen gegen denen, die ira eidgnossen solten<br />

sin gewesen un bliben — ouch nämlich im fiirnemen stuk irer<br />

lobl. puenden, das iedes ort den andren geschworn, die sinen nit<br />

i5 alein helfen schirmen, sundern ouch in ghorsame behalten —<br />

mit namen von Underwalden, so doch einer stat Bern wol<br />

moechten argwoenig sin, dan si vorziten ouch in dise land, doch<br />

nit ungestraft, hatend unrecht griffen, so ist ouch im 1466. jar<br />

dis kuntschaft in ir statbuoch verzeichnet worden, dass der Iantw<br />

amman ab Bueel in sinem hus zu sechs mannen von Schwartzenburg<br />

geredt, von wegen des spans zwischen irem lantman, dem<br />

grafen von Sangans, und dem hem von Brandis, deren von Bern<br />

burger, dessen paner, zuo Ragatz hart gewunnen, si zuo Same<br />

in der kilchen sehen moechtid •): Si, die von Underwalden, werid<br />

25 denen von Bern im vertrag vast gewichen; kaems me darzu, si<br />

woeltids nime tuon; und wenn's me zuo krieg kaemid, so woeltids<br />

die Oberlender, Hasle, Undersewen, Frutigen, Sibental, si von<br />

Schwarzenburg und andren ankörnen, dass si's mit inen haben<br />

wurdin, und welchi das taetid, die woltids frl machen, wie dan si<br />

n werid, und wo inen die Oberlender volgtid, so muestids alle fri<br />

') Wolfhard von Brandis, Führer der Oesterreicher im Gefecht zu<br />

Ragaz, 1446, war als Herr der emmenthalischen Herrschaft Brandis mit<br />

Bern verburgert.


1529 329<br />

werden.') Dis meinung was zu Bern, aber zuo verderw, nit vergessen,<br />

ouch versuocht, aber uss Gots huot nit geraten. Damit<br />

der krieg nit sterker ussbraeche, da haben sich angends etliche<br />

eidgenössische ort, nämlich Basel, Schafhusen und Aptzel, [366]<br />

von zugewandten die Grawpuenter, und von ussern fruenden ein »<br />

lobliche stat Strassburg, darzwischen getan und fuergenomen, die<br />

partten gueetlich oder rechtlich zuo vertragen und an inen vermögen,<br />

dass si sich begaben, bestimpten tag, gon Baden uf 15. tag üecember,<br />

vergangens jars gesezt 2 ), ze besuochen.<br />

Bern und Zürich boten und klag.<br />

w<br />

Dahin zeklagen ward von einer stat Bern ein treffeuliche<br />

botschaft gesent, vom kleinen rat der schulthes von Erlach, seckelmeister<br />

Tilmann, venner Manuel; von burgern her Caspar von<br />

Muelinen, der vogt von Lenzburg, Schuez, Bischof, und Haller;<br />

deren ist zuegestanden die botschaft von Zuerich, der burgermeister u><br />

Roescht, 3 ) und meister Tumisen, mit erofnung, dass irer kristlichen<br />

mitburgern von Bern sach ouch iren und ein sach sie.<br />

Und also nach beschechner, durch den burgermeister von<br />

Basel 4 ), treffenlicher inleitung und ermanung, ouch des boten von<br />

Unterwaiden, Heinis zuo Bruonnen, zelosen verwilligung, hat der «><br />

schulthes von Bern siner stat klag in zweiboegiger instruction 5 ) und<br />

ouch vom mund ernstlich dargetan, in einer sum furnemlich dis<br />

meinung haltende: wie die von Underwalden, so ir Eidgenossen,<br />

wie geschworen, solten sin, über vilvaltige pit, ermanung und<br />

gueetige abwisung, und ouch über ir eigne zuosagung, durch brief •><br />

und boten beschechen, habid ein lobliche stat Bern und die iren,<br />

on schuld, unkristlich und unlidlich mit worten geschmaecht und<br />

i) Siehe darüber die von Liebenau abgedruckte Urkunde im Geschichtsfreund<br />

XXXVII, S. 188.<br />

«) 15. Dezember 1528. Eidg. Absch. IV, l b , 8. 1465 u. ff.<br />

') Diethelm Röust.<br />

4) Adelbert Meyer.<br />

s ) Instruktionenbuch A, fol. 237—240, vom 11. Dezember 1528. — Auszog<br />

in Eidg. Absch. IV, 1\ S. 1469.


330 1529<br />

ketzer gescholten, ire undertanen durch gesendte mespfaffen und<br />

gsellen zuo vientlicher Uneinigkeit, ja ouch zu ufrueerischer unghorsame<br />

getroest und bewegt, mit inen raet, gespiech und pratick<br />

gehalten. Und was die hauptsach sie, so sinds mit ir macht<br />

s und paner inen, den erlosen, meineidigen, ufrueerigen puren zuzogen,<br />

habid also den krieg angefangen wider ein fridens und<br />

rechtens begerende und suochende stat Bern, ire land und plaez,<br />

biss herab an Thuner-se, mit gwalt ingenon, und das alles an<br />

einiche rechtmässige ursach, an absagung und an alle bewarung<br />

io der eren, ja wider er und eid der geschwornen puenden. Dahar,<br />

wo das Gott und [367] einer stat Bern von Got gebne macht<br />

nit haete gewärt, nit alein si, ein from stat Bern, ouch ein ganze<br />

lobliche Eidgnoschaft, zertreten und zuo nuet gebracht moechte sin<br />

und wer worden ; und zuo dem allen noch huetdestags wider puend<br />

i5 die landfluechtigen matzenmeister ufFenthaltid, ouch die wider<br />

inen; item und — wie ir lantschriber, der matzischen lantschribern<br />

von Hasle gsel"), Huser, truzt — die kuo uf den baeren zesetzen troewid.<br />

So nun das alles war und am tag, so were billich und<br />

recht, dass si, die von Unterwaiden, nit me bin Eidgnossen als<br />

M Eidgnossen sitzid, die puend als brochen haruss gebid, und ouch<br />

von den gineinen vogtlen und herschaften als verwuerkt, abstandid.<br />

Als aber dise tagleistung fuernemlich zuo fridlicher Handlung<br />

angesehen, so beger ein stat Bern zehoeren, was ir lieb<br />

Eidgnossen, puntgenossen und fruend zescheiden woellid fuernemen,<br />

25 da zuovor ein stat Bern woelle vorbehalten haben, dass ira die<br />

von Underwalden vor allen dingen zuogefueegte schad und schmach,<br />

kosten und schaden abtragid und verlegid; und ob's zuo recht<br />

käme, dass das recht nit lut der puenden, von inen zerrissen,<br />

gesezt werde etc. 1 )<br />

30 Zürich klag wider die V Ort.<br />

Uf dise klag klagt der burgermeister von Zuerich wider die<br />

V Ort, dass si inen zuo Bremgarten und Meilingen den durchzug<br />

*) A. schreibt: xel.<br />

») Vergl. Eidg. Absch. IV, 1', S. 1466 (14. Dezember 1528).


1529 331<br />

fuergenon hetid zuo verhalten, so doch si, zuoglich iro Eidgnossen<br />

von Bern, inhalt der puenden gemant, zuozeziehen pflichtig; darzuo<br />

inen hinderrugs im Turgoew ristung getan und hilf bestelt.<br />

Der V Orten antwort.<br />

Daruf die V Ort angends antworten: was si getan hetid, wer 5<br />

in guotem beschehen, damit dester ee durch die boten von Lucern<br />

und Basel gescheiden, item das Turgoew vor ufruor verhueetet<br />

möchte werden, mit begeren, das also guter meinuug ufzenemen.<br />

Antwort der Underwaldner uf der Berner klag.<br />

Als aber die von Underwalden antwort zegeben einen ufzug 10<br />

3 Jn. hatend genomen uf nechsten tag, so uf den driten Jenner von<br />

den schidboten, wider gon Baden, was gesezt, da honds uf ein<br />

scharpfe, lange klag noch ein vil schaerpfere [368] und ein gar<br />

längere, nämlich in 14 bogen gestehe, antwort in gschrift dargetan<br />

: irer maes anzesehen, dass si, me Schwaebscher gschwetzig- 15<br />

keit den eidgenosischer tapferkeit glich, uss der unverschaempten<br />

des gschwetzigen Murners gugel gezeist sie; der lenge nach den<br />

Inderlappischen handel uf iren glimpf erzeilende, in dis sum ingezogen.<br />

Getruewe, lieb Eidgnossen, Got sie es klagt, dass etwa M<br />

unser liebst Eidgnossen und nachpuren von Bern gegen uns in<br />

soeliche biterkeit und grim bewegt sind, dass, wie uss unser e"rberen,<br />

einfaltigen, zitlichen antwort wol zespueren, in irer anvordrung<br />

und klag me grims und hochmuots, dan grunds der<br />

warheit, und unlidlichs auligen, die weder der Eidgnossen alt 25<br />

herkomen, noch der gschwornen puenden vermoeg, sundern ein<br />

nuews, ungehoerts fuernemen haltet; also dass, so wir in glichem<br />

grim weren, wir mit kurzen worten moechtid antwort geben.<br />

Aber damit menglich verstände, dass wir, die sich aller billicheit<br />

geflissen, billich unser Eidgnossen von Bern klag, so wit grösser so<br />

dan mit der warheit nimer zeftnden, uberhaept und vertragen


332 1529<br />

werid, so woellids kurz, schlecht und mit rechter warheit, antworts<br />

wis, ergangne sach offenbar machen.<br />

Und hierum sagids uf den ersten artikel, dass si der zugelegten<br />

schmaehung gar nuet gestandin; es sie ir fromen ober-<br />

6 und erberkeit alwegen darwider, und ouch, so verr muglich,<br />

darvor gewesen. Ob aber sundere personen eigens muotwillens<br />

ungeschikt, das inen leid, sie es doch iez kein wunder, so durch<br />

der Luterschen und der Zwinglischen ubers heilig gotswort misverstand,<br />

in und ussert der Eidgnosschaft. ein ungehoerte, unio<br />

seliche zwltracht, nid und zang entstanden, dass, wo nur zwei<br />

zuosamenstossen, kum on schelten und ketzern von enandren körnend.<br />

Es wirt in aller Eidgnosschaft, und ist unlang hievor<br />

ztt Bern in stat und land geredt, der Luther, der Zwingle und<br />

alle, so die heilige mes, sacrament, die muoter goz, alle heiligen<br />

i5 und kristlicher kilchen Ordnungen verwerfid, siend ketzer und<br />

von der heiligen kristlichen kilchen [369] abgeschnitne glider.<br />

Sol man darum ein ort übergeben, die puend haruss vordren und<br />

totlich krieg anfahen, und nit vi] ee, nach gheis irer puenden, um<br />

unlidlichs recht brachen, so wurds um ein Eidgnosschaft bald<br />

-'o getan sin. Rechtens woellids menglichen gstendig und niemand<br />

vor sin etc.<br />

Des andren artikels, nämlich der mespfaffen halb, habs die<br />

gstalt: Als unser Eidgenossen von Bern die iren erstlich mit<br />

listen und verborgenen worten, darnach mit gwalt, understanden<br />

25 von der heil, mes und andren gozdiensten zuo wisen uf ire nuewe<br />

ler und sect, was uns leid, dass die fromen luet und unser lieben<br />

nachpuren, so der merteil begehrten, bim alten glowen und kilchenbruch<br />

zuo verharren, dass si also mit selichen listen und wegen<br />

solten verfueert werden; haben wir uf ir kleglich ansuchen lassen<br />

M beschechen, nit gheissen noch geben, dass zwen priester, einer<br />

von Zuerich und einer von Bern, gon Hassle gangen, nach begör,<br />

da das fest der ablaswochen und die vererung des hochwirdigen<br />

sacraments nach kristlicher Ordnung begangen, da wir nit glowen,<br />

dass durch die heilige mes und das fridrich sacrament toet-<br />

» liehe zwltracht angericht sie und die almächtikeit Gots also mit<br />

unwarheit mueesse geschmecht werden. Die alten, fromen, red-


1529 333<br />

liehen Berner waren anders gesint, do ir fromer luetpriester das<br />

hochwirdige sacrament in's veld truog, da si mit hilf der drien<br />

Laenderen und Hassle den strit zuo Loupen gewunen etc. Zuom<br />

driten, deren von Briens halb, vertruewids, dass der apt von<br />

Engelberg, als der pfruond zuo Briens lehenher, und ouch si, als a<br />

zuom driteil kastenvoegt und schirmhern, nit unrecht getan habid.<br />

dass si uf pit der kilchgenossen priester dahin geben nach kristlicher<br />

kilchen Ordnung; da wir denen von Bern gar nuet gestanden,<br />

dass si als weltlich landshern die gemeine kristliche oberkeit<br />

und gnuogsam slen, seliche Ordnung zebrechen und endrung 1»<br />

zetuon etc.<br />

Zuom vierden, der boten und pratiken halb, wirt sich mit<br />

keiner rechtmessigen kuntschaft erfinden, dass wir der Berneren<br />

undertanen zuo uneinikeit, zuo unghorsame und ufruor gewisen und<br />

gesterkt, sundern inen, wie si selber bezuegen mueessen, von seli- ie<br />

chen unverträglichen stuecken zuo enhellikeit, ruow und ghorsame<br />

ernstlich geraten, ouch gern geholfen hetid, dass si rueewig bi<br />

begehrtem, [370] altem kristlicben glowen und bi recht moechtid<br />

bliben; daran wir vermeinen, nut unbillichs getan haben.<br />

Zürn fuenften, der hoptsach, nämlich des uberzugs halb, so<br />

welche klag si zuom höchsten beschwere, so die sach niena der<br />

meinung und gstalt ergangen, wie fuergeben; dan als unser Eidgenossen<br />

von Bern Ire undertanen irem nuewen misglowen nach,<br />

irem mandate glichfoermig zemachen mit so strenger ueebung anhielten,<br />

dass die guoten, alten kristen, insunders der merteil zuo »<br />

Hassle, ouch bi den gozhuslueten und anderswo, ires libs und<br />

lebens in sorgen stünden, und aber ire widerpartl, di nuewgloeubigen,<br />

ein starken bistand an iren obern baten, ouch ire hern<br />

der massen geruest, dass da kein hofnung nie des fridens, rechtens<br />

noch gueetlichs miteis, deshalb die fromen altgloeubigen, als so<br />

von iederman verlassen, do si uns als gut nachpuren und from<br />

alt kristen hond kleglich ermant und um hilf trungenlich angerueeft,<br />

haben wir inen uss kristlicher pflicht, um's kristlichen glowens<br />

willen, unser hilf zugesagt und sind also, nit on andrer rat,<br />

mit uusern panern uebern Bruenig bis gon Inderlappen zogen, für- x,<br />

war in keiner vientlichen ineinung, noch iemand zeschaden, sunder


334 1529<br />

alein den Ironien lueten und alten verlasnen kristen zuom besten<br />

zescheiden; da kein gwalt brucht, nuet inen genon, nuet entwent<br />

und das unser verz£rt; den abendtrunk, mit den gozhuslueten im<br />

gozhus getan, woellen wir dem heiligen S. Batten und dem goz-<br />

5 hus, wenn der gestift gozdienst wider ufgericht wirt, wol vergelten.<br />

Dan wo wir anders gesinnet gewesen, heten wir mit 2 tusent<br />

man wol moegen schaden tuen Berneren, die uf uns hindrugs und<br />

unversehen mit irem gsehuez trungend. Derhalb der bot von<br />

Basel, so den stilstand hat angesagt, erlitne unzucht uns woelle<br />

io verzuehen. Wir werid ouch uf so weniger anmuotung und truz<br />

uit gewichen, ouch nit also, nach deren, so uns ufgebracht, listiklich<br />

praticiertem abfal, on allen schaden, selbswillens in Gots nam<br />

ab und wider heim gezogen; hetend uns wol ze Ringenberg sicher<br />

enthalten zuo gewisser sterkung, wo wir willens, mit iemands zei5<br />

kriegen Und darum, so tuond uns unser Eidgenossen von Bern<br />

hie gwalt und unrecht, dass, wo uns nit [371] gewört, ein lobliche<br />

stat Bern, ja ouch ein ganz Eidgnosschaft, durch unser<br />

fuernemen zertrent und ze nuet soelte sin worden. Darvor behuet<br />

si und uns Got ewiglich! Aber Got woelle ein löbliche Eidso<br />

gnosschaft bewaren, dass si nit durch dero von Bern und irer<br />

mithaften unbilliche fuernemen und hendel zertrent und ze nuet<br />

gemacht werde, als uebel ist zuo besorgen. Die lantfluechtigen<br />

enthalten wir als frome kristen und recht anrueefende lüt; gegen<br />

denen und ouch um das ungschikt troewen und reden, moegend<br />

K unser Eidgnossen von Bern recht bruchen, darzuo wir gern<br />

helfen woellen.<br />

Hiemit allen so vermeinen und hoffen wir, als guot, from,<br />

redlich und erlich zuo einem ort der Eidgnosschaft zesin, als<br />

die von Bern; honds ouch nie verschult, dass man uns uf ein<br />

30 ungrlmte, nichtige klag und vermeinen des klägers soelle unserer<br />

er, guots, gwerden und alt harkomens, an recht entsetzen. An<br />

zwifel, wo die von Bern ire hendel, naher zit begangen, recht<br />

ermaessid, nämlich mit Glaris, Dockenburg, Rintal, Costens, Genf,<br />

Losan, Sant Johans kloster, und mit irem pfingstmentags eid, si<br />

35 hetid ir hochrueerige klag und vermeinen wol ersparet. Und sodan<br />

wie si zuo tagen selbs und ir schulthes, her Hans von Erlach, vor


1529 335<br />

unsern landsgemeinden offenlich haben geredt, der glow allen<br />

zitlichen eiden, gluebden und puenden über- und vorgat, wir desse<br />

benueegt. allen, so dem alten kristenglowen anhangen, bistand<br />

zetuon offenlich verheissen, und ouch, so vil an uns, bewisen,<br />

damit ouch unser er genuogsam bewaret und nuet, wie si uns un- 5<br />

billig schuldigen, wider 6r, eid und die gswornen puend, aber als<br />

guot, from, alt kristen, den iren als guoten, from, alten kristen,<br />

ums glowens und rechtens willen, zuo lieb und schirm gehandlet<br />

haben. Wir hond ouch unsern Eidgnossen von Bern weder<br />

schaden noch schand zuogestatet und zuozegstaten begert, also, dass 10<br />

wir inen bi irer klag weder haller noch dessen weit schuldig slen,<br />

sunder, wo etwas kostens abzetragen, dass uns der unser abgetragen<br />

solle werden; dan si dis unfals und kostens rechte ursaecher<br />

und anfaenger sind. Dan an allen zwifel, wo si, wie ir<br />

frome, redliche altvordren, bim alten kristenglowen und bim 15<br />

pfingstmentags eid, oder ie die iren, so das zum höchsten begehrten,<br />

darbi hetid lassen bliben, so werid ir armen, einfaltigen<br />

undertanen in kein unghorsame und seliehen unfal, und [372]<br />

ouch si, ire hern von Bern, in kein schand noch schaden nie komen.<br />

Und also vertruwend wir, uf dero von Bern klag gnuogsam, 20<br />

wol und eYlich geantwort haben, mit völliger erpietung, die<br />

gschworenen puend an unsern Eidgnossen von Bern truewlich zehalten<br />

und derselben buochstaben nach, und anders nit gegen<br />

inen zeleben und zehandlen. Dieweil aber ire klag über und den<br />

puenden nit gemaes, so begeren wir von inen zewissen, ob si die 25<br />

puend an uns halten und nach lut derselben uns bi recht bliben<br />

lassen woellen oder nit, damit wir uns ouch darnach wissid zerichten.<br />

Das walt Gott und sin wirdige muoter! 1 )<br />

Der 6 orten Luzern, Uri, Swyz, Zug, Friburg und Soloturn,<br />

sunders Fribnrgs und Solotnrns, meinung in «0<br />

disrm handel.<br />

Nach verhoerter antwort haben dis 6 ort, Lucern, Ure, Swyz,<br />

Zug, Friburg und Soloturn, die boten von Bern ankert, inen mit<br />

'l Das hier stark gekürzte Schreiben ist vollständig abgedruckt Kidg.<br />

Absch. IV>>, S. 5—14; auch im Archiv für Ref. Gesch. II, S. 121—IBi.


336 1529<br />

sampt den schidboten vergönnen zemitlen. Da hond die boten<br />

gehörter antwort ein abgschrift begßrt, und als die durch gnemte<br />

ort inen zehanden komen, honds geantwort, si mueessids und woellids<br />

zesampt irer pit an ir obren und uf nechsten tag ein ant-<br />

5 wort wider harbringen. Und uf das ist von den schidboten ein<br />

andrer tag angesezt, uf letsten tag Jenner zuo Baden, wider mit 31. Ja«.<br />

witerm gwalt zuo erschinen, ouch indes friden zehalten. Do haben<br />

benemte ort getane pit iren lobl. Eidgenossen von Bern vast<br />

frintlich zuogeschriben, mit vast ernstlicher ermanung, nit zuom<br />

io hertisten ufzenemen, ob si in der antwort von Underwalden etwas<br />

ungschikts und verdrieslichs fundid, sunder wol bedenken, dass<br />

deren vordren ir üb und guot einer lobl. stat Bern trostlich zügesezt<br />

hond und das noch tun werden; und ouch was Übels inen<br />

beden und ganzer Eidgnosschaft uss irer vientschaft entstan<br />

in möge etc., und darum antwort zegeben. Die was an Lucern,<br />

Friburg und Soloturn. 1 ) Es woelte nit bass gelegen sin, dan die<br />

lassen mitlen, uf welche der span anfenglich veranlasset, ouch<br />

verabscheidet [373] were, mit hochem dank und beger, der billicheit<br />

und ruow truelich anzehalten.<br />

20 Uf das schikt ein stat Bern ire zwlfache rats botschaft an<br />

ire sunderlich verbundenen stet, Friburg und Soloturn, die abermalen<br />

zuo ersuchen um bessere, dan ee beschechene, luetrung und<br />

haltung irer vorusgonden burgrechten; item und in kraft derselben<br />

um zustand gegen denen von Underwalden. Da haben die<br />

äs bed stet sich vast glicher antwort. entschlossen, nämlich die puend<br />

und burgrecht dem buochstaben nach vest zehalten; was aber der<br />

luetrungen und manuugen halb ee besehenen, sie uss guotem, fridlichem<br />

grund beschehen, gemeiner Eidgnoschaft zuo heil, damit<br />

die partlen durch sterkung nit dester hitziger, ouch destminder<br />

so zuo ruowen gebracht wurdid; des willens si noch sien; wo aber<br />

ire widerpartl, die von Underwalden old ander, sich keines fuogs<br />

woelten benuegen, so wurdids lut irer burgrechten einer stat Bern<br />

truelich zuoston; des sins si ouch vormalen gewesen ouch ieztan<br />

') Das heisst: Die Antwort solle an Luzern, Freiburg und Solothurn<br />

gerichtet werden; s. Eidg. Absch. IV, l b , S. 5 (k).


1529 337<br />

slen, wo inans hete und jez lasse gueetlich handien, mit brueederlicher<br />

pit, nuetset zuo verargen; zuo wolfart gemeiner Eidgenosschaft<br />

gegen denen von Underwalden nit zu streng zesin; die<br />

Eidgenossen, wie begert, mitlen zelassen; des glowens halb si<br />

rueewig ; ouch ussert einer stat Bern herschaft also darin zehand- s<br />

len, dass einer Eidgenosschaft nicht zuo nachteil kome; die<br />

schmachwort und ungschikten reden nunzmal wet sin zelassen,<br />

und fuerahin abzestellen und zestraffen. Sunders begehrten die von<br />

Friburg, an ires gotlosen kilchhern entschlahung, der al Berner<br />

«Mlchendieb D gescholten hat, vor einem rat und iren boten 1»<br />

getan, ein benüegen zehaben; si, wo not, von deren von Costens<br />

wegen nit zemanen; item in ir gemeine herschaften, das<br />

nuew wesen inzebringen, nuewe predicanten nit zegeben etc. Dieser<br />

versigleten antwort was ein gueetig stat Bern zefriden, wiewol's<br />

bevelch geben hat, die puend und burgrechten von ganzer gmeind 15<br />

abzekuenden, wo nit andre, dan im Inderlappischen handel, antwort<br />

geben wurde.<br />

Einer stat Bern ableinung über derer<br />

von Underwalden antwort.<br />

Und als nun ein ersamer, wiser rat der loblichen stat Bern 20<br />

derer [374] von Underwalden zuoglich lange und spitzige antwort<br />

verhoert, hat er daruf ein gepuerliche ableinung gestalt, und dieselben<br />

durch ir treffenliche boten uf bestimpten tag •) gon Baden<br />

gevertiget, uss 5 bogen dis hie volgende sum haltende:<br />

Getrüwe liebe Eidgnossen und pundgnossen!<br />

S5<br />

Bi unser ganz billichen und mit der warheit so wol gegruenter<br />

klag ist iedem warhaftigen vast liecht zuo verston, dass<br />

die von Underwalden mit irer so langen, ungruenter antwort<br />

understond, ein löbliche stat Bern ze verunglimpfen, zetratzen<br />

und zeschmaehen, der iren unredlichen, groben mishandel zu 30<br />

versprechen; und so das war, so vordret einer loblichen stat<br />

Bern 6r, sich zuom notwendigsten mit warhafter ableinung zeschiri)<br />

31. Januar, resp. 1. Februar.<br />

V<br />

•_"_'


338 1529<br />

men. Erstlich wird sich erfänden durch boten und brief, dass<br />

ein lobliche stat Bern gegen iren undertanen, ouch widerspennigen,<br />

und noch minder gegen denen von Underwalden, sich keins<br />

hochmuots, grims, noch unbils, ouch gnuogsam verursacht, sunder<br />

5 vil me überflüssiger gedult, maess und gueete gebrucht, biss ir unghorsam<br />

undertanen iren rechtsboten verächtlich ab- und die<br />

frefnen von Underwalden mit irer paner den ufrueerigen zugetreten<br />

warend. — Da guot ze wissen, wer in siner tat, klag oder<br />

antwort, die warheit, die billikeit, die gschwornen puend und<br />

io loblicher Eidgnoschaft alt harkomen uberfaren, und nuews und<br />

ungehoerts fuernemen ingefueert habe, nämlich die von Underwalden.<br />

Zuom zweiten: Dass aber die von Underwalden bewisener<br />

schmach nit gestendig, ist an irer antwort schin, die voller schmach<br />

15 nuet anders sticht, den ein lobliche stat Bern zeschmaehen. Was ouch<br />

si mit öfter eferung schmizlich anzuehend des alten und nuewen<br />

glowens halb, ist vorhin voellig erefret und widerlegt, mit erpietung,<br />

noch daran rechnung zegeben, wo's die sach ervordret. Hie<br />

ist nit klag ums glowens, aber um libs, eren und guots willen.<br />

20 Zuom driten: Deren von Hassle und Brienz halb were nit<br />

not, denen von Underwalden ze antworten. So aber si den handel<br />

zuor sach undienlich und der warheit unglich inziehend, so sagen<br />

wir, dass die unseren von [375] Hassle und Briens, ouch andere<br />

der unseren, mit keiner list noch betrug hindergangen, sunder<br />

25 heiter und offenlich wol bericht, irer oberkeit kristlich reformation<br />

mit merer hand, nit mit gewalt, hond angenomen, ouch<br />

darzü ir versiglete brief geben. Werid ouch an zwifel darbi<br />

rueewig bliben, so die von Underwalden, wie oft gebeten, sich<br />

der sach, die si nuet angieng, gemueessiget, und ire, unser Ordnung<br />

M widerwärtige, gsellen und pfaffen daheim behalten hetid. Hie aber<br />

des sacraments halb schwere stuk anmaessgende, so vil me uns<br />

unbillich zuo verklagen, dan unser billiche klag zuo verantworten,<br />

reichend.<br />

Zuom vierden: Der boten und pratiken halb, ist von unseren<br />

35 ufrueerigen selbs kund und bekent, wer inen geraten, si uf- und<br />

angewist habe, fuernemlich die von Underwalden. Des 5. und


1529 339<br />

hoptartikels, nämlich des uberzugs halb, welchen die von Underwalden<br />

mit vilblueempter umschweiffer, aber mit keiner rechtmässigen,<br />

ursach moegend verantworten, darum ein stat Bern Stift<br />

uf irer warhaften, billichen klag behaeret; dan si, die von Underwalden,<br />

ire rat, zuosagung, und noch vil minder iren gewaltigen 5<br />

zuozug, unsern ufrueerischen getan, ouch, so ir anschlag uebels<br />

nit erwoert, was darus entstanden wer, .. . a ) den puenden, ßren<br />

und eiden gemäss nimerme versprechen moegen, da bald gerechnet,<br />

wer den andren gwalt und unrecht tueeg. So wirt sich ir fuergwente<br />

erbewarung ouch nit rimen zuo irer frids Vertröstung, in 10<br />

einen abscheid geben, und angends unverwart ein kriegschen<br />

uszug tun; die gwapneten ufrueerigen sterken, die sich berueempt<br />

haten, ein stat Bern ze überziehen, Iand und luet innemen, und<br />

nit woellen kriegen aber heissen scheiden. Das si dan sagen, was<br />

si getan, sie um's alten, kristlichen glowens willen besehenen, 15<br />

von dem die von Bern ire from undertanen habid woellen tringen,<br />

ouch kein recht annemen, das ist nit; dan die bed ufruoren sind<br />

erhaben bi den gozhuslueten und iren anhaengern, nit ums glowens<br />

willen, sunder von wegen der zinsen und zechenden, und der<br />

zerissenen schwölle und fischetzen; item um ge[376j brochne 20<br />

vertrag und verachte rechtsboten, über welche die ufrueerischen<br />

sich wider ire gnädigen hern zuom krieg geruest und gesteltnämlich<br />

mit rat und hilf derer von Underwalden, die si, die<br />

meineidigen, ouch jezt die verraetersche landfluechtigen, fuer from<br />

biderbluet und alt gut kristen houd wollen schirmen, ouch jezt 25<br />

in dem namen behusend; — alles wider die gschwornen puend.<br />

Und über das alles dörfen sich die von Underwalden selbs rueemen,<br />

nuetset Unrechts begangen haben; dass ouch si zuo einem ort<br />

der Eidgnoschaft als guot und erlich slen, als die von Bern. Da<br />

wir anders vermeinen und hoffen; dan die von Bern hand an 30<br />

niemand ire puend brachen, niemand wider eid und er überzogen,<br />

ouch nuetset vorgenomen, dardurch ein loblich Eidgnosschaft zuo<br />

nuet solte sin worden, als aber die von Underwalden zertrent und<br />

uberwislich getan haben. Doch so stat dis urteil zuo Got und<br />

") Wegen Correctur undeutlich, vielleicht: als.


340 1529<br />

unpartlischem erbenn gericht. Wir soellen uns ouch nit für kleger<br />

und richter han a ), wie si schmitzen, sunder halten zuo unserm<br />

schirm, fuer uf der mitleren oder richtern erkantnues, was die von<br />

Underwalden als pundbrichige verwuerkt habid. Unsere hendel<br />

e sind nun oft mit guotem grund verantwort; wer aber den kosten<br />

tragen solle, gibt deren von Underwalden offenbarer mishandel dar.<br />

Zuom beschlus: uf deren von Underwalden anvordrung, ob<br />

wir die puend an inen halten und nach lut deren recht bruchen<br />

wollen oder nit, daruf sagen wir: dass ein loblich stat Beim ire<br />

to puend noch bisshar an menglichen ufrecht hat gehalten, ouch fuerahin<br />

ufrecht zehalten staets willens, an allen, so die an iro halten :<br />

aber denen von Underwalden sagids weder ja noch nein, unso<br />

einer stat Bern um ire bestendige klag abtrag beschickt. Darnach<br />

werde inen mit gepuerlicher antwort begegnet werden.<br />

i6<br />

Das walt Gott und sin<br />

wirdiger sun, unser<br />

einiger helfer,<br />

Jesus Kristus.<br />

Amen. 1 )<br />

äo [377] Der schidlueten zwischen Bern und Underwalden<br />

gueetlicher vertrag, mit pit den anzenemen.<br />

Nach dem nun die fast hochgespannen klagen und antworten<br />

wol erwoegen, da haben si, sampt allen mit verlofnen, die schidluet<br />

aller dingen ufgehaept, und daruf semlichen gueetlichen vertrag<br />

25 gestelt:<br />

Zuom ersten: dass die von Underwalden soellen bekennen,<br />

dass si die von Bern fuer warhaftig from, erlich und redlich eidgnossen<br />

habid.<br />

Zuom zweiten: So die von Underwalden selbs bekennen,<br />

30 dass beschechner ufbruch und zug uss unverdachtem muot, unge-<br />

*) Im Miss.: har.<br />

') Vergl. Eidg. Absch. IV, V>, S. 40.


1529 341<br />

meret, on hoptman und amptluet, widern landsbruch, an alle Ordnung<br />

besehenen, das aller oberkeit und erberkeit leid gewesen<br />

und noch sie; deshalb die von Underwalden sollen bekennen,<br />

dass die, so ueber den Bruening gezogen, unrecht getan habid.<br />

Zum driten: dass die von Bern, uss pit, des kostens halb 5<br />

biss zuor hoptsach usstrag uf unser truew stilstandid.<br />

Zuom vierten: dass hierait zwischen inen alle veht, aller span<br />

und unwil hin und ab sie; dass ouch ergangener handel keinem<br />

teil an sinen eren schade, noch zuo verwisen kome, sunder enandren<br />

für from, lieb eidgnossen haltid, und, wie soelichen zuostad, 10<br />

tueegid.')<br />

Als aber der partien boten nit gwalt haten, disen vertrag<br />

weder zuo- noch abzesagen, sunder alein heim an ire hern zebringen,<br />

da haben die schidluet, inen antwort zegeben, einen tag<br />

7. Jan. bestirnt, wider gon Baden uf Mitfasten, was der 7. tag Merz, is<br />

und si dabi zuom höchsten ermant und gebeten — der glichen,<br />

und vast ernstlich, die übrigen 6 ort ouch getan haben — dass<br />

si, der 3 orten, Zürich, Bern und Underwalden, boten, ire hern<br />

und obren zuom nissigsten soeltid ank6ren, gemachten vertrag anzenemen<br />

und zehalten, und da wol bedenken, was einer loblichen »0<br />

Eidgnoschaft uss diser zwltracht und zertrennung, so die bestan<br />

sölt, erwachsen wurde, nämlich dass si durch uneinikeit, mit<br />

schand uud schmach, al iren vienden zuo froeud, verlören müeste><br />

das si durch einikeit, mit lob und eren, al iren vienden zu<br />

leid, hat gewunnen.<br />

m<br />

[378] Wie gemachter vertrag von einer stat Bern<br />

angenomen ward.<br />

Wiewol beredter vertrag, nach so vast hochem anzug, so<br />

ganz nider was abzogen, und wiewol auch die von Underwalden,<br />

noch über verwilligten friden, ouch wider die pünd, die lantfluech- 3«<br />

tigen enthielten, ouch denen bi nacht hulfend, ire verbotne gueeter<br />

entfroemden, dennocht, zuo wolfart und gfallen gmeiner Eidgnoschaft,<br />

') Vergl. den Spruch in Eidg. Absch. IV, l b , S. 86.


342 1529<br />

so hat ein fridsame stat Bern gemachten vertrag anzenemen beschlossen,<br />

so ver dass die von Underwalden vor allen dingen<br />

sich bekennind, dass si einer stat Bern unrecht und wider eid<br />

und er, brief und sigel, getan habid, und ouch die für ein<br />

5 from, redlich und erlieh ort haltid, und um verzuehung bitid;<br />

darnach dass ein verkomnis gemacht werde, damit man der<br />

schantlichen zureden und mutwilligen uberzuegen embrosten sie.<br />

Do nun beder orten antworten fuer die frintlichen schidluot<br />

komen, dorsten si, uss forcht des Vertrags zerritung, keiner parti<br />

io entdeken, und nämlich einer stat Bern bedingte entschlahung<br />

oder rechtsatzung, ouch witer nit gan, dan vor gesprochen. Und<br />

wiewol ein stat Bern die wort: « eid, er, brief und sigel » abtet,<br />

und die schidlüt denocht nuet fruchtbars schaffen koenten, do<br />

wurden der 10 orten boten eins, dass die schidlüt, item und in<br />

i5 der andren orten namen die boten von Glaris, Friburg und Soloturn,<br />

flux gon Bern soeltid riten, um witern gwalt uszebringen,<br />

und desse die übrigen boten zuo Baden erwarten. Da lies ein<br />

gueetige stat Bern, uss grosser pit irer lieben eidgnossen, ouch<br />

uss selber begird fridens, uss welchem, wie beret, gar vil guots<br />

M soelt volgen, ire bedingte entschlachung ganz nach, und nam gemachten<br />

vertrag an, mit dem zuosaz, dass ire mitsaecher, die von<br />

Zürich, sampt beder steten zuostendigen, darin ergriffen, die<br />

schmachred abgestekt und ire banditen vertriben wurdin, und<br />

gab hierum versigleten abscheid. |<br />

25 Und also so ward dieser vertrag zuo Baden uf den Pamtag<br />

beschlossen'), in meinung, dass er also bestan und gehalten<br />

und uf nechsten tag der Osterachtenden 3 ) von wegen des<br />

gotsworts in gmeinen herschaften ein entscheid gemacht solte<br />

werden.<br />

') Der Palmtag war 1529 am 21. März.. Die Sammlung der Eidg.<br />

Absch verzeichnet kerne Konteren* auf diesen Tag, überhaupt keine um<br />

diese Zeit zu Baden. Der Vertragsentwurf steht daselbst (IV, 1», S. 98), nur<br />

mit Datum vom 18. März.<br />

*) 4. April.


1529 343<br />

Dass die von Zürich angenomnen vertrag<br />

hinderstellig gemacht hand.<br />

Als nun die von Zürich vernomen, dass ire mitgnossen von<br />

Bern, an si, unversehen den vertrag hatend angnon, wurdens<br />

darab wunderlich entsezt, und santen angends ir treffenliche rats- t<br />

botschaft gon Bern, den, als unerlich, nuet sollend, des gotsworts,<br />

so doch's hoptstuk, nuet gedenkend, ja dem und allen sinen anhengern<br />

schedlich, ze hinderstellen, in welchen si mit kein ßren<br />

koenten noch woelten vergriffen sin, mit ernstlicher pit und matt<br />

ung, nuet ab sueessen oder suren worten zetuon, sundern mit uf- w<br />

rechter hantveste hindurch zefaren. 1 )<br />

Ab diser botschaft ein grosser rat der stat Bern nit wenig<br />

beschwert; dan im ser schwer, von getaner zuosag, item und iez<br />

von irer mitsaechern pit und ermanung abzestan. Gab antwort:<br />

jez der zit, der besatzung einer stat Bern regiments-), disen 15<br />

handel anzestellen, aber nechster tagen sich mit iren kristlichen<br />

mitburgeren, was zetuon, witer zu ratschlagen, und schreib noch<br />

21. Märj. diss tags, was der 24. tag Merz, den schidlueten mit ufrichtung<br />

des Vertrags biss uf witeren bescheid stilzestan.<br />

1. April. Demnach uf ersten tag Aprel schikt ein stat Bern ire rats- 20<br />

boten, die venneren Stuerler und Manuel, zuvor gan Zürich und<br />

da dannen gan Baden, erstlich mit allem flis ire kristlichen<br />

mitburger von Zürich zuo bewegen in den angenomnen vertrag ze<br />

bewilligen und zegan, von welchem ein loblich stat Bern, an Verletzung<br />

irer eren, item und an der iren von stat und landen, so n<br />

begieriger fridens dan kriegs, willen, nit abstan können. Habe<br />

sich uf ir schwigen keins misvallens versehen.<br />

Und uf dise Werbung haben die von Zuerich ein heftige<br />

antwort vom mund und in 4boegiger gschrift geben, verkuerzt also:<br />

Getruewe liebe Eidgnossen und kristliche mitburger. Als die fruent- 30<br />

liehen untertedinger und ander unser lieben Eidgnossen bi üch<br />

gewesen, sind wir weder durch unser boten noch brief erschinen,<br />

i) Instruktion an die Zürcher Boten, siehe Eidg. Absch. IV, 1", S. 108.<br />

Boten waren Rudolf Thumisen und Ulrich Funk.<br />

2) Auf Ostern stand die Erneuerung des Rathes bevor.


344 1529<br />

fuernemlich darum, dass man nid spreche, wir wolten die von Bern<br />

regieren und leren; das uns [380] ouch nie ze sin komen, das<br />

ir, als wis und erhaftig, uf so schwere klag uech eines so ringwichtigen<br />

Vertrags haetid bereden lassen. Und so wir dan uch<br />

5 u. 1. Eidg. und kristl. mitb. daruf unseres willens bericht haben,<br />

verhörten wir, uns wäre von uechvil anders, ie doch etwas, so z.uor<br />

er Gots und zuo erlichem frid dienlichs, begegnet. So nun das<br />

nid, so bliben wir bi vorgetanem uch huet von lobl. Eidgnossen<br />

boten zuogeschribner abschlachung; dan wir ie disen unehrlichen<br />

io bericht mit keinen eren wissend anzenemen.<br />

Und darum so ist noch unser fruentlich pit und begör, in<br />

ansehen dass wir uech in disen schweren hendlen mit unsrem Mb,<br />

er und gut, on beduren kostens und arbeit, zugestanden, ouch uewre<br />

sach die unsere lassen sin, und noch fuerbas, wie truewen Eidgnossen<br />

i5 und mitburgern zustat, gern wollen tun, wenn ir diss Vertrags<br />

halb die uewern von stat und land versammen, das ir uns ouch<br />

darzii beruffen woellid, da wir verhoffen anzebringen, das zuo lob,<br />

nuz und er Gots und beder steten dienen möge, und anzeigen,<br />

dass ir, unser kristl. mitburger, sampt den iren, heiter verstandid<br />

n und befundid, dass gemachter frid weder goetlich, loblich, erlich,<br />

noch zuo uefnung der ere Gots dienstlich, und ouch uns ganz<br />

nachteilig und unlidlich sie. Dan fuernemlich so ist in im kristliche<br />

warheit, 1er und friheit gar nuet bedacht noch beschirmpt,<br />

und ouch gar nut versehen, wie wir enanderen des glowens halb<br />

H verston und halten; item und mit was füg wir zuotagen bi enanderen<br />

sitzen und raten sollen, daran gmeiner Eidgnossen gmeiner<br />

frid und wolstand hanget, den wir wol als gern sehind als ander.<br />

Es ist ie beschwerlich, dass ire ding alwegen vorgan mueessen, dass<br />

die von Underwalden zuovor für from Eidgnossen geachtet und<br />

so ruewig sien, aber das unser nach gon und inen vertrfiwt sind, und<br />

also in allen dingen den hinderling haben. So dan wir die von<br />

Underwalden als puondbruechig zuo scbärpfstem ussgeschrieben und<br />

verklagt hend, so ists ja spotlich, dass wir durch süesse wort,<br />

hinder denen nuet den falsch und untruew, bedoert, unser er so<br />

u schlechtlich verzuchen, und si so ring von des ring wichtigen<br />

berichts wegen fuer from erlich Eidgnossen halten und mit inen


1529 345<br />

gmeinschaft haben sollen. [381] Was ists doch, dass der nichtig,<br />

voeleilig bericht uns, zuoglich den Underwaldern, die wir wider<br />

eid, er und punt getan haben verklagen, fuer ßrlich, warhaftig<br />

Eidgnossen verglichet, und aber uns der grossen schmach und<br />

lestrung, die si unsrem glowen, und dessehalb uns «unkrist» ><br />

ufladen, nid entladet noch rueewiget; so ist unser er und frid<br />

warlich ze schlecht ja nuet bewaret; darum wir den nid koennen<br />

noch mögen annemen, uech, als unser truew eidgenossen und kristl.<br />

mitburger, tringentlich bitende und ermanende, diesen uns, al<br />

unsern und dem wort Gots ganz nachteiligen und schedlichen w<br />

bericht anzestellen und nid so liechtfertig hindurch zefallen, biss<br />

wir uns mittenandren besser und erlich beraten, nämlich, dass<br />

wir zuovor wissid, wie wir nit alein mit denen von Underwalden,<br />

sunder ouch mit iren anhangenden Orten, dran sien, mit inen<br />

handien und wandlen moegid, des glowens, irer durechtung und is<br />

nuewen punds widern glowen und andrer unbillicher sachen halb.<br />

Und darnach lassen frid. Es ist ja war, dass wir kristen sond<br />

nach friden stellen, ja nach friden, der ein frid heisse und sie,<br />

und nit nach friden, der die hoechst ungnad und unfriden ist, als<br />

diser, angesehen, dass er uss der pensioner pratik herkome. Wir 20<br />

sind so dik um den brl gfueert, dass uns des muoses nuet me ge-<br />

4. April.lustet. Zuo Zuerich uf den 4. tag Aprel, was der Sontag Quasimodogeniti.<br />

1 )<br />

Missif an gemeiner Eidgnossen boten gon Baden,<br />

den Underwaldner vertrag abzeschlahen.<br />

25^<br />

Und damit kein hinder sich sehen da were, so schikten die<br />

von Zuerich uf disen tag gon Baden') keinen boten, aber an die<br />

undertedinger und an gmeiner Eidgnossen boten hievolgenden<br />

brief:<br />

') Die ganze Verhandlung vom 4. April, siehe Eidg. Absch. IV, l b ,<br />

S. 117.<br />

») Am 5.—10. April. Eidg. Absch IV, 1", S. 119.


346 1529<br />

Unser fruentlich, willig dienst etc. Fronten, fuersichtigen,<br />

wisen, sunders guot fruend und getruewen 1. Eidgnossen. Als dan<br />

in dem ringwichtigen, ungoetlichen und nuetsoellenden friden, darin<br />

sich etliche ort der Lndnerwaldner halb, nid on grossen kosten,<br />

5 mueeg und arbeit, den span gueetlich zuo betragen, gelegt, under<br />

andren bedingt und abgeret, dass wir ouch darin verübet und<br />

begriffen [382] sin soelten, und aber uns und den unsern soelichen<br />

vermeintlichen frid anzenemen uss vilerlei rechtmessigen, wolgegruendten<br />

redlichen Ursachen gar nit gemeint wil sin, hat uns<br />

io unnötig zesin bedunkt, iemands von uns zuo uechuf dise jez haltende<br />

tagleistung abzevertigen; wolten wir uechdenocht zuo bericht<br />

unsers ussblibens, und fuernemlich, dass wir bi den Unterwaldnern<br />

zuo tagen nid sitzen wollen, unverhalten haben.<br />

Datum zuo Zürich, Sontag Quasimodogeniti anno XXIX.')<br />

15 Burger und rat und der gross rat,<br />

gnemt die CC, der stat Zürich.<br />

Wie der Underwaldner vertrag, durch 6 Ort zu erhalten<br />

fuergenon, bleib unso zue end volgeuds kriegs steken.<br />

So nun die brief von Zuerich und die boten von Bern gon<br />

» Baden komen, die uofrichtung des Vertrags bi den schidlueten und<br />

schribern, um etwas Verbesserung Milien, anstalten, namend al<br />

boten, und sunderlich die schidluot, ein grosses beduren und misvallen<br />

darab. Und als nun der frid an denen von Zuerich erwand,<br />

santen die tagherren zuo inen sechser Orten, Glaris, Basel,<br />

25 Friburg, Solothurn, Schafhusen und Aptzel boten, si zuom nissigsten<br />

anzekeren und zebiten, nochmals, gmein Eidgnossen zuo<br />

guot, in gmachten ouch von iren mitgnossen angnomnen friden zuo<br />

bewilligen. Welchen die von Zuerich mit vil üszuegen antworten:<br />

Nein: wan diser frid, zudem dass er inen sampt allen des gotsso<br />

worts anhangenden unßrlich und nachtelig, nit, wie fuergeben, zu<br />

friden, sondern me zuo unfriden dienlich sie. Aber das froewte si<br />

wol und begGrtid, dass ein erlicher, guter, bstendiger frid, nit<br />

') 4. April.


1529 347<br />

alein mit denen von Underwalden, sundern mit allen Orten unsrer<br />

Eidgnosschaft volzogen, darin das goetlich wort und ander<br />

notwendig artikel begriffen wurdid, in maassen dass man wissen<br />

möchte, wie man zuosamen stueende. Uf den abscheid hand dis<br />

6 Ort gmachten vertrag anstandswis angestelt, biss iif den Uf- s<br />

6. Mai. fartstag Unseres Hern, was der 6. Meiens, uf denselben von allen<br />

Orten mit [383] voller gwalt wider zuo Baden zuo erschinen, einen<br />

gmeinen frid ganzer Eidgnosschaft, und ouch sunderlich ein<br />

gmeine Vereinbarung um die notwendigen artikel, so den 2 Orten,<br />

Zuerich und Bern, und den V gegen enandren angelegen; da also w<br />

zuo bedenken, dass ein lobl. Eidgnosschaft dardurch wider in ruow<br />

und einigkeit gestelt möchte werden. Harzuo alle Ort verwilligeten;<br />

darum ein grosse hofnung da was, vil guots zeschaffen. 2 ) Als<br />

aber uf benamten tag 2 ) aller Orten boten zuosamenkomen, und<br />

die zwei Ort, Zuerich und Bern, von den obgenanten 6 Orten zuom is<br />

ersten angesucht, nit, wie verabscheidet, von gmeinem friden<br />

zereden, sunder den Underwaldner-vertrag zuozesagen, bestendiglich<br />

antworteten, dem weder zuo- noch abzesagen, sondern anston<br />

zelassen, biss der houptartikel, des gotsworts halb in gemeinen<br />

aemptern, entscheiden wäre, demnach wurdid ring alle spen so<br />

mittenanderen gon — hargegen aber die V Ort zuovorab um den<br />

Underwaldner vertrag Ja oder Nein haben wolten und nit zwo<br />

sachen ineinanderen steken; ouch sich erluetreten, um des Vertrags<br />

willen keinen tag me ze besuchen. Dagegen erluetreten sich<br />

Zürich, fuerzefaren, und Bern, recht zebruchen; und als die V Ort 25<br />

zewissen begerten, gegen wen, wie und warum, und beder Orten<br />

boten antworteten, sich des zuo erofnen keinen bevelch haben,<br />

was aber inen in abscheid geben, woeltids iren obren heimbringer.<br />

— so ward verabscheidet, dass alle sachen in ruowen stilston biss<br />

uof den tag der jarrechnung zuo Baden, dass ouch die 2 Ort indes so<br />

niemand zuo irem glowen Sterken noch ziehen söltid, mit hoher<br />

pit nochmalen, um gmeinen fridens willen gemachten vertrag<br />

') Eidg. Absch. a. a. 0.<br />

2) 6. oder 7. Mai in Baden. Eidg. Absch. IV, 1», S. 168. Unterdessen<br />

hatten noch längere Verhandlungen zwischen Zürich und Bern in der Frage<br />

stattgefunden. Vergl. Stürler, Ref. Akt. II.


348 1529<br />

zu besteten. Und also bleib diser vertrag stecken unss nach<br />

verrichtem krieg, welchen, wie sorglich der, zuo bewegen, trugen<br />

sich flux zuon alten nuewe sachen zü ; wie die fuernaemsten hienacher<br />

mit sampt dem krieg erzelt und beschriben werden. Hie ward<br />

5 von den V Orten und den schidlueten Zürich als unfridlich vast<br />

uebel, aber Bern als fridlich wol angesehen.<br />

io<br />

[384] Urhab krieglicher empoerung zwischen den zweien<br />

Orten Zürich und Bern und irem anhang an einem, und<br />

den fuenf Orten Luzern, Uri, Swiz, Underwalden nnd<br />

Zug, sampt irem anhang, am andren; zum teil dass die<br />

2 Ort vermeinten nnlidlich zesin der V Orten pund,<br />

ums glowens willen mit dem kueng Ferdinand gemacht.<br />

Diss pnnds handlung.<br />

Under oberzelter berichtshandlung, ouch zuo merer unruow<br />

i5 bliben stecken, wiewol die V Ort Luzern, Uri, Swiz, Underwalden<br />

und Zug fuer und fuer mit gmeinen Eidgnossen tagleisteten, ouch<br />

das mer hielten, nuet destminder, zuo wider dem nuewen und zuo<br />

schuz irem alten glouben, tagetens emsig mittenanderen, sunders<br />

in iren landen, zugend Wallis und Friburg an sich, und ussert<br />

20 der Eidgnosschaft, nit on gros verwundern und sorglichs ansehen<br />

aller Evangelischen, mit dem kueng Ferdinand von Beheim und<br />

Ungarn, erstlich zuo Veltkilch und entlich zuo Waldshuot, da durch<br />

beder partlen vast treffenliche, und zueglich dem nuewen glowen<br />

hessige boten, — nämlich im namen des kuengs: Graf Rudolf von<br />

25 Sultz, stathalter Oberoesterichischer landen, graf Fridrich von<br />

Fuerstenberg, ein sunderlicher durechter, doctor Jacob Frankfurter,<br />

Oberoesterichischer kamerprokurator, Marks Sittich von<br />

Emps, vogt zuo Bregentz, Pludentz und Sunnenberg, Hans Jacob<br />

von Landow, lantvogt zuo Neuenbürg, Ital Egk von Ryschach,<br />

M vogt zuo Lauffenburg und der 4 Waldsteten am Rin hoptman,<br />

doktor Jacob Stuertzel und Heinrich Präsch, kuenglich raet; der<br />

V Orten, von Lucern: Hans Hug, altschultheis, und Jacob Fetz<br />

des rats, von Ure: Josua Berendinger, riter, alt lantaman, und<br />

Caspar im Hoff, stathalter; von Swiz: Gilgian Rychmüt, alt


1529 349<br />

lantaman, und Joseph Amberg des rats; von Underwalden,<br />

Nid: Antoni Adacher des rats: Ob dem Wald: Hans Amstein, alt<br />

lantaman; von Zug: Hans Joerg, sekelmeister, und Goetschi<br />

zum Hag, des rats — einen in 12 artikel wolverfasten pund<br />

um [385] S. Joergentag 1 ) beschlussend und schwuorend, 10 jar, s<br />

und wo not lenger, zehalten, mit vorbehaltung aller alten puend,<br />

niemand zeschaden, sunder alein, wie die verschribung meldet,<br />

zuo lob und er Got dem almaechtigen, unserm erloeser Jesu Kristo,<br />

siner gebaererin, der hochgelopten Jungfrau Maria, und allen himmelschen<br />

heren, ouch zuo erhaltung des alten, waren kristlichen w<br />

glowens, welcher jez an vil enden Tuetscher landen so gozlaesterlich<br />

verachtet, vernuetet und zertrent wirf, dass daruss gross und<br />

vil uebel, der kilchen und irer Ordnung zerstoerung, krieg, ufruor,<br />

mort, blutvergiessen und row täglich entspriessen; selichen untraeglichen<br />

ueblen zuo begegnen und bi irem alten, waren kristlichen 15<br />

glowen, zuoglich iren 1. kristl. vorfaren und eitern, stif zuo bliben,<br />

mit darzuostreckung ir libs, lebens, e~r und guots wider menglich,<br />

so si oder die iren darvon zetrengen understueende. So dan, nach<br />

versuchter gueetigkeit, zuor gegenwer sich darum ein krieg erhöbe<br />

in der Eidgnosschaft, so sol der kueng in sinen kosten den V Orten 20<br />

mit 6 M. knechten und 400 pferden, und, wo not, mit ganzer<br />

macht, mit notwendigem gschuez versehen, ze hilf komen. Und<br />

was da zegwin, sol der V Orten sin, ussgenon Costens, so ussert<br />

der Eidgnossen zirk gelegen. Aber ussert der Eidgnosschaft<br />

so sollen die V Ort gevordrete hilf schicken über Rin ins kuengs 25<br />

sold, iedem knecht 1 manot 15 gülden, den hopt- und amptlueten<br />

nach zimlichem gepuer. Und was da zegwin, sol des kuengs sin.<br />

Aber fridgelt sol beden teilen glich geteilt werden. Ieder teil<br />

dem andren profant zuo-, aber den vienden abwenden. Item alle<br />

geistlich und weltliche, froemd und heimsche, so mit red, predi, 30<br />

ler oder tat widern alten glowen und bruch in unsern gepieten<br />

etwas handleten, die sollen nach gstalt irer mishandlung, ouch<br />

wo not mit gmeiner hilf, zestraffen.<br />

,) Der Vertrag ist datirt vom 22. April. Siehe den Abdruck in Eidg.<br />

Absch IV, 1>>, als Beilage 5, S. 1467. Die bez. Verhandlungen vom 7.-22.<br />

April ebendaselbBt S. 123 u. ff.


350 1529<br />

Handlung etlicher Orten und steten widern pund.<br />

Und als nun die von Zuerich diser der V Orten handlung<br />

vor angendem jar har mit war und lugi gewarnet, ouch ganz<br />

uebel beschwert, dass ir Eidgnossen wider's gotswort [386] und<br />

5 sine Hebhaber, ja, wie zwe treffenlich warnungsbrief fuer war ofnend,<br />

zuo ussruetung des nuewen glowens, mit weinenden ougen<br />

und mit erpietung, den kueng Ferdinand, als ein kristlichen des<br />

alten glowens fuersten, fuer iren kern zuo erkennen, pund und<br />

hilf suochten bi einer Eidgnosschaft ärgstem und erpviend, verio<br />

schuffends durch ire kristl. mitburger von Bern, dass darzuo uf<br />

4. tag Merz zuo Solothurn') von 6 Ort, und darnach uf 24. tag 1 März.<br />

Aprel zuo Zuerich 2 ) von 7 Orten und etlichen zuogewanten steten,24.April.<br />

mit namen Zuerich, Bern, Glaris, Basel, Solothurn, Schafhusen,<br />

Aptzel, st. Gal, Kur, Muelhusen, Biel, Costens, getaget ward,<br />

15 ouch hie angesehen von eegenanten Orten, sampt Friburg und<br />

steten, etliche boten zuo angends Meien an der V Orten gemeinden<br />

zesenden, in hofnung, vil erberer zuo berichten, den dis<br />

sach unwissend und misvellig sie, und das durch 4boegige instructiou,<br />

hoche ouch fridliche pit, und ouch vast kristliche ermanung,<br />

20 in einer sum haltende, dass zuovor einer lobl. Eidgnosschaft<br />

kristlicher brüderlicher lieb und einikeit nuz und frucht wol zebedenken,<br />

durch welche mit hilf des undertrukten alten Gots,<br />

mit hantvester darstreckung libs und lebens, 6r und güts, ir<br />

fromen, redlichen altvordren sich uss dem üppigen tirannischen<br />

25 gwalt des übermütigen adels in herliche frlheit gesezt und ein<br />

lobl. Eidgnosschaft loblich gegruendt haben, durch ir from, redlichen<br />

nachkomen loblich gesterkt, gewert und erhalten, nit on<br />

arbeit und strit biss uf huetigen tag, an uns, denen zu dieser gfarlichen<br />

zit wol für, ja forderlich uf den guten alten Got zesehen,<br />

so dass wir nit durch selbs mutwillig unlieb und uneinikeit unserer<br />

vordren loblichen gwin schantlich verlierid, ouch mit hilf und früntschaft<br />

deren, die disen verlust ie und ie vientlich gesucht, ie<br />

und nach, so nit durch wäre vientschaft, iedoch durch erdichte<br />

') Eidg. Absch. IV, 1», S. 79.<br />

') Ibid., S. 139.


1529 351<br />

früntschaft zefinden begeren. Der her Got wolle uns, wie unsre<br />

vordren, mit siner vorcht, lieb und einikeit begnaden, [387] damit<br />

ein lobl. Eidgnosschaft, fuerahin wie bishar, in kristlichem lob zuonemendem<br />

wolwesen glueklich bestände!<br />

Und wiewol der viend aller warheit, lieb und einikeit, als zuo s<br />

glowen um unserer suend willen, zuo diser zit von wegen der<br />

rechten warheit köstlichen gloubens und goetlichs worts nit kleine<br />

widerwertikeit hat gesaelet, da uss Unverstand vermeint wirt, dass<br />

etliche under uns, und fuernemlich Zürich und Bern, vom alten<br />

gewichen, einen nuewen glowen angenon habid, ouch andere der- io<br />

glichen zuo tuon zuo noeten understandid, und deshalb in einer Eidgnossschaft<br />

zwltracht und suendrung angericht uud anrichtid, das<br />

doch im grund der warheit nit ist, dann wir in bekantnus des<br />

alten waren kristlichen glowens und namens al eins, al einhellig<br />

vorsehende Einen ewigen Got, Einen erloeser, war Got undu><br />

mensch, Jesum Kristum, Einen heil, geist, Einen touof, Eine selikeit,<br />

Einen uralten, rechten, waren glowen, an uns von Kristo,<br />

unsrem hern, von apostlen und unsren eitern komen, in 12 artiklen<br />

begriffen und erlernt, zuo unsrer aller selikeit genügsam<br />

und also im waren, rechten, kristlichen grund al eins, war und so<br />

recht kristen, alt nit nuew gnent sollen werden.<br />

Ob sich nun von wegen der uesserlichen kilchen bruechen und<br />

verwaenten gotsdiensten, von menschen uss eignem guotdunken on<br />

Gots mund erdacht, und zuo eigennuezigem git underm schin der<br />

heilikeit geboten, und vil spen und unglichsame zutrugen, wie n<br />

dan durch klaren bericht des erluechtenden wort Gots jez an<br />

vil enden und ouch bi uns ist beschechen, so soltends doch nit<br />

in selicher achtung sin, dass darum kristliche, brueederliche, und<br />

darzu bi uns Eidgnossen ouch vereidte, lieb und einikeit, so gar<br />

haesslich zerriten soelte werden, dass man uss erbfruend viend und M<br />

erbviend fruend machen und erliche puend, bericht und recht brechen<br />

mueesse.<br />

So dan wir, und nämlich Zuerich und Bern, uns fuer und für<br />

um lieb und einikeit willen, ouch mit grosser gedult unbillich<br />

enpfangner Schmach und gwalt, aller billichkeit geflissen, erpoten te<br />

und gebrucht, alwegen ernstlich begßrt und ermant, von wegen


352 1529<br />

des glowens, der alein Gots gnad pund und keiner menschen<br />

puenden zuostat, von uns mit kristlichen glowens grund, nämlich<br />

gotsworts rechnung, fruentlich zenemen [388] und nuet unfrintlichs<br />

anzefahen, sunder die sach, als si ghoert, dem unentfliche<br />

liehen gerechten gericht Gots heimsetzen, da ein ieder für sich<br />

selb sin tag verstan wirt und muoss; demnach, dass unsern lobl.<br />

punden truewlich nachgelept, ouch inhalt derselben unsere zwelung<br />

und spen fruentlich oder rechtlich betragen wurdin. Entlich so<br />

hond wir in allem nuet anders fuergenon, dan das zur ör unsres<br />

io hern Gots, und nvitan zuor besserung unserer gmeinen Eidgnosschaft<br />

dienlich verhoft zesin; alles fürwar uss guetem goetlichem<br />

grund, ob nämlich in unsrer 1. Eidgnossschaft die alte gotsforcht,<br />

truew und friheit wider ufgericht und die nuewe hochfart, eigennuetzikeit<br />

und pundschaft, sampt iren unkristlichen, pluotigen anw<br />

hengen, der fremden hern kriegen und pensionen, einer fromen<br />

Eidgnosschaft schädlichste viend, wider nidergelegt oder ie doch<br />

gemindret koentid werden; darzuo wir kein kräftigere hilf wissen<br />

noch vermögen, wen das durchdringend, zerkniitschend und verprennend<br />

wort unsres almaechtigen hern Gots, der uns begnaden<br />

20 woelle, siner ewigen stim zelosen und zevolgen.<br />

Deshalben uns nit unbillich hoch und uebel beduret, verwundret<br />

und beschwärt, dass ir, unsre 1. Eidgnossen von den V Orten,<br />

hinder und ouch wider uns, ja widers klar wort Gots und kristliche<br />

friheit, den nuewen glowen, so doch der recht alt glow ist,<br />

25 unwissentlich genempt, suochend und machend pund und hilf mit<br />

einer Eidgnosschaft erbviend, nämlich den Oesterichern, die<br />

nit on pluotig strit von unsern vordem ussgeschlagen und von<br />

uns da ussen behalten, nuet lieber gesehn, wen deren gruentliche<br />

Zerstörung oder ie doch verderpliche zertrennung, und das, so si<br />

M bisshar mit ofener vientschaft nid hond vermoegen, iez mit dichtter<br />

fruentschaft zuo ervolgen, ire list ankerend, da ir, unsre 1. Eidgnossen,<br />

uech lassend anschowen, als die, so mit der Oesterichischen vientschaft<br />

ein Eidgnosschaft hond angefangen, dieselbe mit derselben<br />

frintschaft wider enden woellid. Das wir doch uech noch nit ver-<br />

85 truewen können noch woellen, sunder in achtung unser alten erbfrintschaft<br />

uns noch zuo uech alles guots versehen. [389J Denn on


1529 353<br />

zwtfel uech wol zuo ermessen und zewissen, wens ioch Got verhängte,<br />

dass nach uewers nuewen punds teilung unser land an uech<br />

kaemid, dass aldann die uewern sampt den unsern uewers nuewen<br />

punds hend nit entrinnen, und unser fal gwis der uewere sin<br />

werde; dem mortlichen gruelichen jamer der barmherzig unser 5<br />

her Got gnediglich vor sin woelle! Und darum so ist unser höchst<br />

frintliche pit und beger an uech, unser 1. Eidgnossen, ir woellid<br />

einer loblichen Eidgnosschaft tuer harkomen, iro e~r, nuz und<br />

bestand bass betrachten und von uewerm verderblichen fuernemen<br />

des Ferdinandischen punds abston. Was uech darzuo verursachet 10<br />

hab, ouch was man sich zuo uech vertrösten soelle uns gueetiglich<br />

ze erkennen geben. Was dan mit Got zuo bessern, ouch alles, so<br />

zuo ruow und Sicherheit unser aller und gmeiner Eidgnosschaft<br />

raten und helfen mag, sol an uns, als fromen redlichen Eidgnossen<br />

gepuert, gar nit erwinden, in ganzem vertruwen, bi uech 15<br />

desglichen erfunden soelle werden, also dass wir al wider in eidgnosse<br />

truewe, lieb und einikeit komen und beharen. Got gebe<br />

gnad!')<br />

Die boten von Zuerich und Bern uss bevelch irer obren körnend<br />

nit gon Underwalden. 20<br />

Der fünf Orten antwort.<br />

Uf disen fuertrag obgenanter orten und steten haben die<br />

V Ort, Lucern, Uri, Swiz, Underwalden und Zug, iedes sunderlich<br />

von mund und in gschrift, on Underwalden, und die 4 Ort,<br />

Lucern, Switz, Uri und Zug, uf den tag unsers hern Uffart, 25<br />

zuo Baden 2 ) ein gmeine antwort geben, die bede vast uebereinstimen.<br />

Erstlich under andren so antworten die von Lucern: ire<br />

lieben altvordren habid in lieb und einikeit des alten, waren<br />

kristlichen glowens ire land luet, er, lob und gluek ueberkomenund<br />

•) Die entsprechende Instruktion ist abgedruckt in Eidg. Absch. IV,<br />

1», S. 141—145.<br />

2) Eidg. Absch. IV, l b , geben S. 168 die Verhandlungen des Tages zu<br />

Baden vom 7.—13. Mai, aber ohne die hier folgende Antwort.<br />

V 23


354 1529<br />

si iren nachkomen bisshar erhalten. So aber zuo disen ziten der<br />

boess viend sin gift, wie d'schlang im paradeiss, under uns saeigt<br />

durch verfueerische pfaffen und muench, die uns von unsrem alten,<br />

waren kristlichen glowen understond [390] abzetriben, selichs zeit<br />

verhueeten und sich, ire kind und kindskind bim alten, waren<br />

kristlichen glowen zuo behalten, so woellids die abtruenigen, nuet soellenden<br />

pfaffen sampt irer falschen 1er vertriben und nit dulden,<br />

ouch ir anhenger strafen, die heilige trifaltikeit, die wirdig<br />

mueter Gots und al lieb Heiligen ernstlich biten, dass wir beio<br />

stendig büben.<br />

Ure klagt: als sich der nuew glow hab zugetragen, — Got<br />

woelt, er were vergraben ! — habids vil mueeg, kosten und arbeit,<br />

ouch vil frintlicher ansuchen fuergewent, ir 1. Eidgnossen darvon<br />

abzewisen; das alles unfruchtbar gewesen, und wiewol s'gros<br />

15 verdriessen darab gehept, so habids doch gedacht, ein iedes ort<br />

lassen glowen, wie's gegen Got verantworten woelte, so ver dass<br />

in gemein vogtien das mer fuers mer gehalten wurde. Inen wäre<br />

von herzen leid, dass si, d'Eidgnossen, nit gluekhaftiger noch<br />

gschikter gegen enanderen waerid.<br />

w<br />

Schwiz klagt sich sunderlich ab denen von Zürich, dass si<br />

iren nuewen glowen understueendid inzebringen ouch zeschirmen<br />

mit gwalt, da si kein oberkeit oder ie nit das mer haben. Dis<br />

ungehorsame der iren woellids nit liden noch ungestraft lassen.<br />

Die von Underwalden schluogend gschriftlich ab, redten ruh<br />

25 und truzlich haruss, si zuosampt den andren Waldsteten waerid<br />

die ersten Eidgnossen und haetid die andren z'Eidgnossen gemacht<br />

im alten, waren kristlichen glowen, und darum woeltids bim alten<br />

glowen und bin alten Eidgnossen bliben, oder es mueesse ir lib<br />

und guot kosten. Si woellid ouch alle die anrufen und zu den-<br />

30 selben ir lib und sei, er und guot setzen, die des alten glowens<br />

slen. Aber mit den nuewgloeubigen woeltids gar nuet zeschaffen<br />

habeD, ouch nit bi inen zuo tagen sitzen. Zürich und Bern hieltid<br />

nuet, verachtid si, nemmids tangrotzen, kuokamen, oertli, senhuetli;<br />

koennids nit fuer Eidgnossen halten So redtens nebenzuo: die<br />

äs woeltid [391] fremder herren puend, krieg und pluotgelt abstellen,<br />

aber heimsche bruech und krieg machen, und der kilchen und


1529 355<br />

kloester selgraet und guot nemen; welchs das besser, gebids inen<br />

zetreffen. Item, als zuo Sarnen ins lantschribers hus deren von<br />

Zürich und Bern, Basel und Strassburg wapen am galgen hienge,<br />

und der boten einer das beredt, sagends, es irte si nuet: ein<br />

nar het's getan.<br />

Der vier Orten Lucern, Ure, Switz und Zug gemeine antwort<br />

über den Ferdinandischen pund, und von des<br />

Underwalden- und gemeinen Vertrags wegen.<br />

Um den hoptartikel, nämlich des Ferdinandischen punds<br />

halb, begab sich iedes ort zuo gmeiner der V Orten antwort, und 10<br />

12. Hai. also ward zuo Baden uf den 12. tag Mei in fierer Orten namen,<br />

— Underwalden klbt — dis antwort verabscheidet, hielt die<br />

meinung:<br />

Erstlich der handlung halben zuo Veldkirch habid ir Eidgnossen<br />

von Zürich ein gschrift uss lassen gan, so hie zuo handen, 15<br />

darin kein warheit, und uns den V Orten zuo schaden, schmach<br />

und zuo Verunglimpfung erdacht. Dan inen da gwalt und unrecht<br />

bescheche, dass si kuenglicher Maiestaet von Ungern und Behem<br />

boten weinend gepeten und angerueeft habid, mit erpietung ir<br />

kuengl. Maiestaet fuer iren kern zuo erkennen. Item zuom andren, 20<br />

so ist allen orten unverborgen, wie unser Eidgnossen von Zürich<br />

und Bern, und fuernaemlich Zürich, ein zit lang gehandlet hond,<br />

das im anfang uech allen, nid minder dan uns, vast mistiel, ouch<br />

sich desse nit in iren gepieten benüegten, sunder understanden,<br />

iren nüwen glowen und irtuom ouch in die gmeinen und zuoge- 25<br />

wanten herschaften inzebringen, ungeacht dass das mer derselbigen<br />

obren widerstrebt, und ouch sowit gebracht, dass wir,<br />

wider unsre puend und alte brüch, unserer gepürlichen regierung<br />

zuom teil entsezt, von unsern undertanen soelich unghorsame,<br />

schmiz und Verachtung liden, die unsre vordren von keinen M<br />

froemden nie geliten hetid; die wir [392] von unsren voegten iez<br />

ungestraft müessend lassen fürfaren, von den eegemelten Orten<br />

gesterkt.


356 1529<br />

So nun die kuengische Maiestaet von Ungern und Behem<br />

durch ire treffenlichen boten, raet und sundre personen an uns<br />

hat geworben, uss etlicher orten Verachtung, tröwung und trang,<br />

item irer wider unsern willen burgrecht puendung bewegt, habid<br />

5 wir mit k. Maiestaet einen pund gemacht, alein uns und die unsern<br />

bim alten, waren kristlichen glowen, ouch bi unserm alten<br />

harkomen, oberkeit und gerechtikeit zeschirmen und zuo erhalten,<br />

niemand zuo bekriegen, noch zuo schädigen, sunder dem vorzesin<br />

oder widerstand zetuon, mit gepuerlicher vorbehaltung etc.: also<br />

io dass wir den mit Got und allen eren vertruwend wol zuo verantworten,<br />

uns ouch dessen gar nuet beschämend und darbi zebliben<br />

verhoffend.<br />

Witer des Vertrags halb unserer Eidgnossen von Bern und<br />

Underwald, waren wir ganz wol erfroewt und haeten uns in keinen<br />

i5 weg versehen, dass unser Eidgnossen von Bern iren versigleten<br />

abscheid hinderstellig gemacht haetid. Dan so der frid bestanden,<br />

so wäre an uns nid erwunden, wen das wir al der gmeinen herschaften<br />

und andrer spenen halb vereint waerid worden. Und so<br />

wir nun anders nuet begeben, wen dass man uns bi unsern her-<br />

M lichkeiten, gerechtikeiten, zuogehoerden und bi allem, so unsere<br />

vordren mit dem schwert oder sust erlich hond ueberkomen,ouch bi<br />

unsrem hergebrachten, väterlichen, kristlichen, alten glowen bliben<br />

lassen, und uns nit also darvon mit gwalt und on recht entsetzen<br />

woelle, desglichen wir gegen allen und ieglichem ort besunders<br />

25 zetuon urbitig und willig sind, und uns ouch nuet lieber, dan frid,<br />

lieb und einikeit. Wir reden ouch keinem ort drin, in siner oberkeit<br />

ze glowen und zewalten nach siner gewisne, in hofnung, es<br />

solle und werde gegen uns ouch beschechen.<br />

Und darum ist unser beger, dass ieder bot das alles zuom<br />

so truelichsten heimbring, damit ein insehen getan werde, also dass<br />

wir und andre ort, und ein ietlichs, [393] bi dem bliben möge, das<br />

im zugesagt, dass ouch, wie von alter har, besunders in gmeinen<br />

vogtten, was das mer wirt, dass es darbi blibe; dan wo das nit,<br />

so koentid wir nit also mittenanderen hus han, sunder wurde zuo<br />

35, toetlichem krieg geraten, darvor der almaechtig Got uns und ein<br />

ganz Eidgnosschaft woelle behueeten I 1 )<br />

>) Eidg. Absch. IV, 1", S. 171, mit Datum vom 12. Mai.


1529 357<br />

Von erzelter puentnuss wegen sant der kueng an gmeine<br />

Eidgnossen hievolgende mi3sive:<br />

Missive des kuengs von Ungern etc. au gmeine Eidgnossen,<br />

von wegen sines punds mit den V Orten gemacht.<br />

Ferdinand, von Gots gnaden zuo Ungern und Behem etc. kueng,<br />

infant in Hispanien, erzherzog zuo Oesterrich, herzog zuo Burgund<br />

etc., Römischer keiserlicher Maiestaet im heiligen rieh stathalter.<br />

Ersamen lieben, besundren. Wir geben uech hie zuo erkennen,<br />

dass wir und unsere besundern lieben von den V Orten der Eid- 10<br />

gnosschaft, nämlich Lucern, Ure, Schwitz, Underwalden und<br />

Zug, fuer ougen genon und erwegen die geschwinden loeuf und<br />

pratiken, so iez an vil orten Tuetscher nation sich erzeigen, also<br />

dass under dem schin des evangelii und gotzwort understanden<br />

wird, die gemeinen, fromen, einfeltigen, unsern und ire under- 15<br />

tanen, durch verfueerische predler heimlich und offenlich, ouch<br />

etwa mit truz und gwaltiger troewung, von dem waren kristenlichen<br />

glowen und unsern und der kilchen harprachten Satzungen, brächen,<br />

siten und gwonheiten, darin unser vordren kristlich und<br />

loblich harkomen und ir leben schiklich beschlossen, zuo bewegen 20<br />

und zuo vertieren, daruss dan zuovordrist nuet andres den gotzlestrung,<br />

der heil, sacrament Verachtung, verderpnus der seien,<br />

widerspenikeit und unghorsame aller oberkeit, nidertrukung der<br />

erberkeit und pflanzung einer friheit zuo allen lastren und eignem<br />

muotwillen, und in suma Zerstörung aller guten siten und fridlichs w<br />

lebens entspringt, wie wir leider ein zit har mit vil pluotvergiessens<br />

und verderplichs Schadens Tuetscher nation offenlich gesehen.<br />

Darum mit der gnad und hilf des almechtigen Gots haben wir<br />

und die obgenenten V Ort, dem allem zuo begegnen und insunderheit<br />

uns zuo beden teilen bi dem alten, waren kristenlichen glowen so<br />

und gutem friden zuo erhalten, und ob uns etwar darwider begwaltigen<br />

woelt, uns mit tapferer [394] gegenwer zuo beschirmen,<br />

Bit iemand zuo beleidigen, anzegriffen noch zuo beschädigen, sunder<br />

ob wir ie zuo krieg und unvermidlicher gegenwer, uss verhengnus


358 1529<br />

des natuerlichen rechtens bewegt, getrengt und verursacht wurden,<br />

uns mit der hilf Gots und gwafneter band widerum in bestendigen<br />

friden zuo setzen, und keiner andren meinung, ein kristliches<br />

und erbere puntnus fuergenomen und zuo- und mittenandren<br />

5 gnediklich und nacbpurlich vereint, verpflicht und verpunden, bi<br />

unserm alten waren kristlichen glowen zebliben, ouch allen andren<br />

oberkeiten, die glichs gemuets sin, in dis kristlichen vereinung mit<br />

unser beder teil wissen und willen zekomen, stat und plaz vorbehalten,<br />

darzuo uns bedersits einer hilf mit macht oder einthalb ie<br />

io nach gelegenheit unser noturft verglicht. Und in diser kristlichen<br />

einung mit ussgetrukten worten ussgenon, nämlich wir und die<br />

egenanten V Oerter samtlich, die erbeinung, so wir mit uech und<br />

gmeiner Eidgnosschaft haben; dieselbig on einiche endrung und<br />

inred truelich zehalten. Und nur uf unsrer sit die Römisch keiser-<br />

15 liehe und Hispanische Majestät, unsern 1. bruoder und gnedigen<br />

hern, die einuug des lobl. punds zuo Schwaben und al aelter puend;<br />

und die von den V Orten al elter puend, naemlich ire friheiten, gerechtikeiten,<br />

zuogehoerden und alt harkomen, desglichen al vereinungen,<br />

so si mit dem kueng von Frankrich, ouch andren kueugen, fuersten<br />

20 und herren haben, nach inhalt ufgerichter brieten. Und diewil<br />

das alles uss erzelten Ursachen ist beschechen und wir verhoffen,<br />

dardurch allen krieg und unfriden am allersichersten zuo verkomen,<br />

und ouch uechvertruwen, dass ir zuo keinem krieg geneigt,<br />

sunder me denselben, wie wir, ze verhieten gedacht slen, so haben<br />

25 wir uech dis handlung unverkuent nit lassen woellen, der Zuversicht,<br />

dass ir uech hargegen alles des, das zuo frid und einikeit<br />

dient, uech guotwilliklich flissen und bewisen werden. Denn üch<br />

allen gnedigen nachpurlichen willen zuo erzeigen, sind wir mit<br />

gnad ganz geneigt. Geben in unsrer stat Geppingen, am lezten<br />

:,o tag Aprel An. 0 29, und unsers richs dem driten.<br />

30. April.<br />

Den ersamen etc. gemeiner Eidgnosschaft ratspoten, so uf<br />

den h. Uflarttag nechst zuo Oberbaden versampt werden.') [395]<br />

•) Abgedruckt Eidg. Absch. IV, 1>>, S. 173 (7.—13. Mai).


1529 359<br />

Wie dieser krieg angfangen von wegen der insatznng<br />

eines vogts gon Baden, so von Underwald erweit, uf<br />

den 6. tag Brachat solt ingflert sin worden, das die<br />

von Zürich mit einem venle zeweren hond understanden.<br />

5<br />

Und ee dan von des erzelten muegigen handeis wegen den<br />

V Orten von den 2 sunderlich angerueerten ein gegenantwort beraten<br />

were, schlug darzuo noch ein undultige sach, nämlich, dass<br />

die von Underwald eben in diser zit in 3 gemeinen herschaften<br />

wolten voegt ires lands infieren und insetzen: ins Rintal, in die io<br />

6.Jaci. Frien aempter, und nämlich uf 6. tag Brachat gon Baden. Darab<br />

alle diser herschaften evangelische luet, den unfriden, ouch die<br />

vervolgung bedenkende, vast grosse beschwerd, und die von<br />

Zürich einen solichen Unwillen trögen, dass si das, ouch mit gwaltiger<br />

band, zuo erweren vermeinten, so lang, biss die von Under- is<br />

wald sampt irem anhang mit inen und iren kristlichen mitburgern<br />

von Bern frintlich oder rechtlich vertragen und vereint werid,<br />

ganz für unbillich und unlidlich habende, dass einer, so ir viend<br />

ouch irethalb kein Eidgnos sie, an denen enden regieren soelte,<br />

da si oberkeit, iedoch zuo teil, hetid. Disem fuernemen, durch 20<br />

Zürich bewegt, stuond ein fridsame stat Bern zuo, doch nit gern<br />

und mit fürwort, dass nämlich kein gwalt, dan wider gwalt, sunder<br />

zuvor um die spen fridlich mitlung oder gepuerliche rechtvertigung<br />

gebracht soelte werden. Schikt illends boten und brief, ire<br />

kristlichen mitburger von Zuerich zuom trungenlichsten zebiten und »<br />

zuo ermanen, dass si nach erfarung des vilvaltigen grossen kristlicher<br />

gedult gewins, um willen der er Gots, sines suns, unsres hern<br />

Jesu Kristi, zuo lob und fuerdrung sines h. worts, ouch zuo heil<br />

gmeiner Eidgnosschaft, woeltid uf friden stellen, sich rechts benüegen<br />

und keinen krieg anfahen; wo aber si angriffen wurdin, so<br />

mit Gots und gemeiner hilf tapfern widerstand tuon. Schreib ouch<br />

29. Hai. uf 29. tag Mei ernstliche pit an die 4 Ort, und Glaris, mit denen<br />

von Underwald zuo verschaffen, mit ires vogts verritung gon<br />

Baden stil[396]zeston und zuo verharren, biss zuo vollendtem ver-


360 1529<br />

trag oder recht, oder gwalts wider gwalt zuo erwarten; woellen<br />

ouch hiemit ir er bewart haben. 1 )<br />

Daruf die 4 ort, Lucern, Ure, Schwytz und Zug, sampt Underwald,<br />

zu Beckenried vereint, iedes gschriftlich antwort: si<br />

5 hetid ein gros beduren und misvallen ab der unversehenen<br />

gschrift, koentid ouch daran weder mit 6ren noch glimpf stat tuon.<br />

Dan in einer fromen Eidgnosschaft vor nie und noch nit gehört<br />

noch gebracht sol werden, dass ein ort den andren etwas, ouch<br />

on brief und sigel zusagte und demselben nit gelaepte. Darum<br />

io si truewen, zugesagtem friden nachgelaept werde; dass ouch ie ein<br />

ort on teding, on recht, siner eren, oberkeit und gerechtikeit entsezt<br />

sie worden. Darum si das an iren 1. Eidgnossen von Underwald<br />

nit koennid noch woellid anfahen, mit gar frintlicher pit,<br />

von dem fuernemen, das weder billich noch örlich, ab- und nuz-<br />

15 licher ruow zuozeston, damit gemeiner Eidgnosschaft frid beston<br />

möge; dazuo si als ir vermoegen tuon woellid. 2 ) Und wie wol si,<br />

die V Ort, zuo Beckenriet beschlossen haten, ouch harzuo geruest,<br />

mit irem vogt fuerzefaren und schon gon Lucern komen, zuo erwarten,<br />

wer inen das weren woelte, liessends doch sich derer von Bern<br />

20 fridliche pit und rechspot, und ouch der boten von Friburg und<br />

Soloturn emsige underhaltung, zuo 8 tagen anstands uf die jarrechnung<br />

gon Baden bewegen, desse ein stat Bern wol erfroewt,<br />

ermant hoch ire kristlichen mitburger von Zürich stil zesitzen, die<br />

aber, des anstands noch unwissend, uf der V Orten beschlus ge-<br />

25 warnt, uf 5. tag Brachat ein venle mit M gewapneter man gon S.Juni.<br />

Capel ussgeschikt haten, die stras zuo verhalten, welche morndes<br />

Suntags gon Bremgarten und morndes gon Muri zugend, manten<br />

Bern um guot ufsehen und gerueste hilf. [397]<br />

Dargegen hatend die von Lucern sich ouch harfuer gon<br />

3o Merischwand tan, der ander Waldsteten wartende und hoch ab<br />

derer von Zuerich gwalt klagende, mit beger, dass si heimziehen,<br />

den anstand halten und des tags zuo Baden erwarten soeltid. So<br />

•) Eidg. Absch. IV, 1\ S. 210, auch — vollständiger — Archiv f. Ref.<br />

Gesch. Bd. II, S. 136.<br />

2) Das Schreiben von Luzern vom 31. Mai siehe Eidg. Absch. IV, l b ,<br />

S. 211, und Archiv f. Ref. Gesch. IL 136.


1529 361<br />

wolt ouch der baer um fridens willen noch nit harfuer, schikt illends.<br />

als die boten des anstands von Underwald komen, uf egemelten<br />

Sonntag z'nacht hinab 6 der raeten und bürgeren, mitsampt dem<br />

vogt zu Lentzburg und dem hofmeister zuo Kuengsvelden, flissig<br />

anzekören, dass kein angrif beschehe, und dass ir kristllichen -,<br />

mitburger von Zürich ab- oder ie doch uf ir erdrich zugid, und<br />

ouch, wo not, durch zuolouf der Aergoeweren vorm uberfal der<br />

V Orten geschirmt wurdid/)<br />

Wie sich im kristlichen burgrechten hiean mishelikeit<br />

schädlich inngemischt hat.<br />

Hiean hat der tusentkuenstig, listig, Sathan sin hoptwerkstuk<br />

an dhand genomen, nämlich zwischet denen, so nit eins<br />

mögend sin, einikeit, und denen, so eins mueessend sin, uneinikeit<br />

zemachen, ouch so gewaltiklich, dass die gotzgelerten, herzhaften,<br />

evangelischen predicanten — uf sich ladende nit alein aller us<br />

boesswilligen, sunder ouch viler und gwaltiger guotwilligen, verdruss,<br />

klag und Unwillen, als rumorische, ufrueerische, ewighellische<br />

tober gescholten — allenthalb, und fuernemlich zuo Zürich und Bern<br />

uf den canzlen öffentlich schruwend, man woelte demuetig, dultig,<br />

fridsam, gnedig sin und scheiden, da man soelte hochmütig, un- so<br />

lidig, stritbar, streng sin, und straffen, und harwiderum man<br />

were me ungötlichem friden dan goetlichem krieg, me den gotlosen<br />

pinigen tiranen, wan den gotzdurstigen lidenden kristen, geneigt,<br />

ouch nämlich die scheidenmacher — also beschruwends hesslich die<br />

schidsluet — und were das die gwis wolverdiente straf unseres ge- 25<br />

rechten Gots um unser grosse unachtung und Undankbarkeit<br />

gegen der tueren gab sines himelschen, gsund machenden worts.<br />

Es waren ie die liebhabenden Gots worts und kristicher Mheit,<br />

[398] die von Zürich durch ire gotsifrigen predicanten und<br />

fuernemlich den Zwingli, aller evangelischen patron, ouch vast »<br />

förderlich durch vile der guotwilligen, so in den V Orten, in den<br />

w<br />

') Instruktion vom 6. Juni an die Gesandtschaft, siehe Instr. Buch A.<br />

304, abgedruckt in Eidg. Absch. IV, l b , S. 217.


362 1529<br />

gemeinen herschafften, zuogewanten, und um und um in der Eidgnosschaft<br />

uebel getrengt, nit um pluotkrieg, sunder um erzeigung<br />

schinlicher und semlicher hilf, dass die gwaltigen pensioner,<br />

als sundre gotsworts durechter, hinder sich gehalten wurden, an-<br />

5 ruoften, in den fuersaz komen, dass si mit der hilf Gots, irer kristlichen<br />

mitburger, sunderlich Bern und andrer guotwilliger um der<br />

er Gots, um friung sines h. worts und dessen zuostaenderen, ouch um<br />

kristlicher friheit willen und zuo abstellung pluotiger pundskriegen,<br />

soelden und pensionen, disen schreklichen schweren krieg wolten<br />

io erstaten; das inen dahin gelegt ward, si woeltid im namen Gots<br />

und Gots worts, wider Got und Gots wort, gwalt und kein<br />

recht bruchen, das Turgoew und ander gemein herschaften an iren<br />

nage! henken, etliche ort und zuogwanten undertruken und inen<br />

das iro nemen, ja ein ganz Eidgnosschaft zerstören. Hie kamend<br />

i6 vast schädlich die kristlichen mitburger Zuerich und Bern in ganz<br />

grosse widersinnige sorg und arbeit, nämlich wie der ze hitzig<br />

Zürcher low den ze kalten Berner baeren zuom krieg erhitzigen,<br />

und hargegen, wie der ze kalte Berner baer den ze hitzigen<br />

Zürcher löwen zuom friden erkielen moechte; darzuo der witzig<br />

M Zwingli sagt: «.Die Serner beklagend, die Zürcher sien ze hitzig,<br />

so klagen die Zürcher, die Hemer sien ze ivitsig.» Sol nun etwas<br />

hochs und lobwirdigs geschalt werden, so mueesse wiz und hiz<br />

bi enandren und eins sin; denn wo si nit bi enandren oder nit<br />

eins, da sie nit wol muglich, in grossem handel weder lob er<br />

25 noch nuz zuo erjagen. Wie dan hie fuerohin in 3 jaren den mishelligen,<br />

hitzigen und witzigen begegnet, [399] also dass darvon<br />

zeschwigen, dan zeschriben, vil angnemer were; — ja, wenns die<br />

widerpart ouch gar vergaesse oder ie nit erger gedachte, und ouch<br />

die künftige zit und weit nit eben so wol uebel, als wol, gehand-<br />

30 leter Sachen exempel und warnung bedörfte, und zuor fuersorg<br />

haben mueeste. Aller gutwilligen jamer und klag was: der baer,<br />

wolgewapnet und stark, wölte nit kratzen; das alt frl eidgnossisch<br />

pensionsrecht ueberwegedas nuew zemachende kristliche burgrecht,<br />

und wolt doch niemand gefeit haben; deshalb dem feler<br />

35 nit zehelfen, und die gschicht wirt sich selbs ze erkennen geben<br />

und urteilen.


1529 363<br />

Dass die von Zürich mit irer paner usszogen, den V Orten<br />

abgsagt, ires kriegs Ursachen offen lieh usskuent und<br />

Bern gmant; dargegen die V Ort sich zfi w6r gestelt<br />

und Bern ouch gemant haben.<br />

Wie nun die von Zürich ir venle ussgeschikt, ire kristlichen t<br />

mitburger von Bern und ander gemant und den schidboten von<br />

Bern, Basel, Friburg, Soloturn und Wallis den abzug und an-<br />

9. Jini, stand abgeschlagen haten, uf den 9. tag Brachat haben si einen<br />

offenen absagbrief den V Orten zuogeschikt, und durch ein ofnen<br />

truk dieser vecht ursach und fuernemen aller menglichen verkuent. io<br />

Und daruf mit irer paner, deren hoptman vogt Joerg Berger und<br />

panerher der redlich Hans Swytzer, 5000 man wolgeruest gon<br />

Kappel zogen, da des gemanten Bern und andrer illichen zuozug<br />

ze erwarten; hielten Bremgarten und Mellingen ze iren siten.<br />

Santen schnei ire ratsboten und morndes frue einen treffenlichen w<br />

manbrief, den geruesten aber zuosehnden baeren ufzebringen.') Si<br />

haten ouch ein zug gon Utznach und Gastal zuogevertiget, deren<br />

von Swytz [400] teil ufzevordren, das Turgoew, die gotzhusluet<br />

S. Gallen, Dockenburg und 's Rintal in eid und zuo hilf genomen.<br />

Dargegen haben sich der V Orten paner zuor gegenwe"r gon 20<br />

Bar in boden gestelt und ein entschitung gon Utznach verordnet.<br />

Item ire treffenliche manbrief sampt, und Swytz sunders, an ir<br />

alt lieben Eidgnossen von Bern gesant, inen wider deren von<br />

Zuerich unbillichen gwalt zuo-, oder ie doch stil- zeston, und die<br />

von Zuerich vom krieg zuom rechten zewisen. 25<br />

Absagbrief der stat Zuerich an die V Ort.<br />

Den fromen fuersichtigen wisen etc. Sol hie ingeschriben<br />

werden. 2 )<br />

i) Die Boten waren Rudolf Stoll und Jos. Wegmann; s. Eidg. Absch.<br />

IV, 16, S. 234.<br />

2) A. hat das Aktenstück nicht eingeschrieben; wir glauben auch hier<br />

verweisen zu sollen auf den Abdruck in Eidg. Absch. IV, 1\ S. 224.


364 1529<br />

Der stat Zürich ires kriegs algemeine verkuendung,<br />

7 klagartiklen, alles ir fueruemen, grund und ursach<br />

anzeigende.<br />

Allen kristgloeubigen menschen etc. Sol hie etc. 1 )<br />

Ö Vor diser offenlich ufgeschlagnen gmeinen verkuendung uf<br />

3. tag Merz hat sie an die iren von stat und land in 2V 2 boegigem 3. Mär!,<br />

truk usslassen gan, erluetret und verantwort, 25 artikel untraeglicher<br />

beleidungen, ira von denen, die ir Eidgnossen sin solten,<br />

unbillich, schaedlich und schmählich ufgeladen. 2 )<br />

io<br />

Manbrief der stat Zürich an Bern.<br />

Unser ganz fruentlich willig dienst und was wir eren, liebs<br />

und guots vermögend, alzit getruewes, gerechten herzens zuobevor.<br />

Fromen, fuersichtigen, wisen, insunders guoten fruend, getruewen,<br />

lieben Eidgnossen und cristenlichen mitburger: Wir koenend uns<br />

i5 nit genuog verwundern und beduret uns billich und zuom allerhoechsten,<br />

dass al unser flehen, biten, erforderen und manen, so<br />

mit boten, so ouch vilfeltiger geschrift an uech von uns gelanget,<br />

uech in keinen weg zuo hilf, die ir uns doch vor Got schuldig, hat<br />

moegen bewegen. Hetind uns ouch solicher suemniss in ansechung<br />

20 unseres ganz gerechten, getruewen gemuets, das wir bisshar und<br />

noch unverruekt zuo uech getragen, keinswegs versähen. Diewil<br />

aber wir, wie wir uech bi unseren ratsboten gnuogsamlich durch<br />

schriftlich manungen und sunst verständigt, gestriges tags umb<br />

die eilfte stund vor mitag, der meinung die von Zug irs hoch-<br />

25 muots zestrafen, mit unserem paner, er und zeichen uf Capel zuo<br />

verrukt, da wir uns dise nacht enthalten, und unsere figend von<br />

den fuenf Orten, uns widerstand zetun mit macht — als wir von<br />

den unseren bim baner glowlich huet umb die zwei nach mitnacht<br />

bricht empfangen — gan Barr im boden an ein huffen zeweren<br />

i) A. hat das Aktenstück in Placatdruck eingeheftet vor fol. 393.<br />

Siehe Eidg. Abscb. IV, 1», S. 225.<br />

*) Bullinger, R. G. IL 67-74.


1529 365<br />

understanden und der schwal und not eben schwer und gros sin<br />

wil, so ist umb aller liebe und fruentschaft willen, so wir ie zuesamengehept<br />

und ob Got wil fuerer ewiglich haben werden, vorab<br />

Got dem almaechtigen und aller erbarkeit zuo gefallen, ouch hanthabung<br />

sines goetlichen worts, des ir, ob Got wil, mit uns s<br />

gelich gesint sind, an uech unser ganz ernstlich trungenlich<br />

allerhöchst biten und ermanen, ir unser puentnis, fruentschaft,<br />

liebe unnd cristenlich burgrechten, und was ir uns von deren und<br />

goetlicher eren wegen schuldig, zuo herzen fassen, denen truewlich<br />

und erlich, als biderwen lueten zuostat, geleben, und in craft ge- to<br />

melter pflichten llencls und on allen witeren verzug mit uewer<br />

macht, ör und zeichen ufbrechen, den unseren zuo Zug zuom allerllendisten<br />

zuziehen, si reten, schützen, schirmen und inen trostlich<br />

hilf tun; das witer nit anstan noch verziehen, sunder diser<br />

unser tueren manung, die wol die vierd oder fünft ist, statgeben, 15<br />

deren nachkomen und zuogeseiten gedenken und uns halten; das<br />

wellint wir uns noch huet zuom tag ganz fruentlieh und in guoter<br />

cristenlicher truew, liebe und fruentschaft gegen uech, unsern<br />

truewen lieben Eidgnossen, und cristenlichen mitburgeren und<br />

brueederen, allen zwifel hindangesezt, trostlich versechen, mit 20<br />

erbietung unseres libs, lebens, bluots und guots, wo das iemer zeschuldeu<br />

kompt, on alles verruken und hinderschwaenken, al unser<br />

vermögen williglich zuo uechzesetzen. Uss Zürich, in grosser 11<br />

des nächsten Dornstags nach Medardi 1 ), der achten stund vor<br />

mitag, Anno MXXIX. 25<br />

Burgermeister, raet und<br />

burger der stat Zürich.<br />

Den fromen fuersichtigen wisen, Schultheis, raet und dem<br />

grossen rat der stat Bern, unseren sunders guoten fruenden, getruewen<br />

lieben Eidgnossen und cristenlichen mitburgeren. 2 ) 30<br />

i) 10. Juni.<br />

s ) A. hat den Brief im Original seinem Mss. — nach fol. 392 — beigefügt;<br />

er trägt Zeichen seiner Hand. Wir geben ihn vollständig, da er in<br />

den Eidg. Absch. nicht abgedruckt ist.


366 1529<br />

[401] Einer stat Bern meinuug und manung ires nszugs<br />

halb an ire kristlicheu mitburger von Zürich ins veld<br />

und heim, noch frideus zu erwarten.<br />

Als aber ein fridliche stat Bern durch boten und briet", durch<br />

5 biten und manen, uuet hat unterlassen, das zuo erhaltung fridens<br />

moechte dienen, und ie nit anders mocht sin, wen dass si e"renhalb<br />

zuo handen muost nemen die vor 6 tagen uszogen wer, noch<br />

fuernemlich uf friden und schirm zesehen und ungenoet nuet gwaltigs<br />

anzefahn, vast übel vergilt habende irer kristlichen mitburger<br />

io von Zuerich so schwer fuernemen und so gaehen usszug, als fridlichem<br />

stand widrig, nach hievolgender gschriftlichen meinung<br />

und manung an si ussgangen.<br />

Unser fruentlich etc. Uewer vilfaltige hohe manung gschriftlich<br />

und muentlich getan, haben wir mit beduren verstanden; dan<br />

15 wir wol gemeint, ir uf unser und uewer rechtpieten rueewig gewesen<br />

und keinswegs uszogen wären, noch ursach zuo soelichem verdoerplichem<br />

krieg, bluotvergiessen und Zerstörung der Eidgnosschaft<br />

geben heten. So es aber ie nit anders gsin mag, so zuhen wir<br />

im namen Gots mit unser paner diser stund uss, nit der meiäo<br />

nung, uf iemands anzegriffen. Harum wir uech biten, ervordren<br />

und ermanen, dass ir mit uewremzeichen und zug ab uewerm ertrich<br />

nit verrukid, sunder also stilhieltid. Wo uoch aber iemands<br />

überziehen, angrifen oder an land, lueten und andrem schädigen<br />

und begwaltigen weit, wurden wir uechnit verlassen, sunder alles<br />

»5 das erstaten, das unsere puend und burgrecht ervordren. Wir<br />

woellen uech ouch hiemit bericht haben, dass wir nit der meinung<br />

uszuhend, iemands zuo schädigen. Und als dan ein gmeiner tag<br />

gon Arow beschriben, dahin alle Eidgnossen und zuogewanten<br />

orten, zwischen uns beden partlen und den V Orten das best ze-<br />

3o handien, ob man die sach mit gueete zuo guotem bringen moecht,<br />

wo nun uns begegnet, das uns erlich, zimlich [402] und recht<br />

bedunkt, und so vil gefunden wirt, dass ir und wir der schadund<br />

schmachworlen vertragen und die V Ort der Ferdinandischen<br />

puentnus abstand, ouch der Murner nach verdienst gestraft wirt,<br />

35 alsdan woellen wir den mitlern losen und uns rechtens benueegen


1529 367<br />

lassen. Ob aber ir oder die V Ort uech glichmessiger meinung<br />

nit halten, wurden wir understan, mit gwalt und hilf der andren<br />

Eidgnossen uech und si darzuo zewisen; dan wir ie nit vermeinen,<br />

uech wider recht schuldig bistendig zesin. Und darum so bedenken<br />

die sach eben wol, was uns allen daran gelegen ist, und 5<br />

lassend uech billichs ersetigen, damit der glimpf alwegen uf unser<br />

siten sie, und uns nit zuogeleit werde, wir sien zuo pluotvergiessen<br />

geneigt. Das vermerkend von uns ganz guoter meinung, als ouch<br />

beschicht. So den, getruewe liebe Eidgnossen und kristliche mitburger,<br />

biten wir uech, dass ir uewer örsamen boten uf angesezten 10<br />

tag gon Arow schickid, dass si uf morn znacht da slen.<br />

lO.Jmi. Datum in 11 uf 10. Junii, morgens um die 9. stund, anno 29.<br />

Schulthes, klein und gros<br />

rat zuo Bern. 1 )<br />

Mit disem einzigen brief ward deren von Zuerich sampt allen 15<br />

iren vertrösten gutwilligen herz und anschlag zerbrochen und<br />

nidergelegt und ganz wider sins zuo friden gezogen.<br />

Reisszug einer stat Bern paner denen von Zürich zu,<br />

gegen die V Ort, hinab foiss gon Bremgarten, harzue<br />

der kristlichen mitburger von Basel, Muelhnsen und w<br />

Biel venle. Item die Walliser zun Y Orten komen.<br />

Und also, uf derer von Zuerich manung und uszug den<br />

15.Jini. V Orten zugegen, hat ein lobl. stat Bern uf 15. Junii ussgeschikt<br />

hinab biss gon Bremgarten ire paner von Gerbern — deren venner<br />

[403] Nik. Manuel, treger Peter von Werd, hoptman Cuono Wil- 25<br />

lading — mit wolgeruestem zug 6000 man, deren hoptmann der<br />

Schulthes Sebastian von Diessbach, luetinant her Casper von<br />

Muelinen — itel und nämlich in disem krieg zuo irem bevelch gar<br />

fridsame amptluet — item her Hans Jacob von Wattenwyl mit<br />

einem venle, trüg her Jost von Diessbach, hinuf gon Briens, die so<br />

pass uf den Bruening gegen Underwald zuo verhueeten und nuet ani)<br />

Missb. R. 290; abgedruckt Eidg. Absch. IV, 1>>, S. 230 (Nr. 20), auch<br />

in Bullingers Ref. Gesch. IL 172.


368 1529<br />

zegrifen. Dennocht so greif der luetinant Jacob Wagner, mit<br />

sinen gsellen den schwirren an, den die Underwaldner haruber<br />

die rechte lantmarch gestekt haten, und stekten in, nach anzeig<br />

der lantlueten, hinüber an ir land. Harzuo und zuo allen klagen<br />

5 der amman Halter und sine macht, so under ougen nuet ungschikt<br />

antworten, sunder inen waerid die verhandleten sachen leid, begörtid,<br />

dass frintlich gescheiden wurde; der keiserisch pund irrte nuet.<br />

Zuo diesem venle wurden die von Murten und Grassburg genomen,<br />

wider derer von Friburg manung, die wider Bern manung, wie<br />

io im Inderlapper krieg, unburgerlich taten, nämlich denen von<br />

Zürich, die sich keiner billikeit benueegen wolten, nit zuozeziehen,<br />

und die, so uf si zewarten pflichtig, nit uszeziehen. Si woeltid<br />

scheiden und stil sitzen, biss ire puend und burgrecht stat heten.i)<br />

Zuo den paneren Zürich und Bern kamend ins veld irer<br />

iö kristlichen mitburger von Basel, s. Gallen, Muelhusen und Biel<br />

venle, und zu der V Orten paneren schirmswis löhundert Walliser,<br />

mit ermanung an Bern, der Zürcher frefel abzewisen. Es<br />

wurden hie, wie in allen empoerungen, sunders partischen, gwon<br />

ist, vil und grosse kriegs luginen, gwisse maer gnempt, forcht in-<br />

20 zestecken, abzeschrecken, oder ie friden zefuerdren, erdacht und<br />

ufgebuzt. Darum uf maer nit vil zesetzen, doch nit ze verachten,<br />

aber guote sorg und späh zehaben.<br />

Es körnend denen von Costentz, Zürich, Bern und Basel<br />

viel un[404]kuerer maer, troewungen und Warnungen zuo von wegen<br />

H der keiserischen ruestung, in Italiam zeziehen, und zuovor die<br />

V Ort zuo entschiten. Da befand sich, das der Burgunsch adel<br />

und die richstet sich der Eidgnossen nuet beladen wolten. So begeben<br />

die Schwartzwalder und die 4 Rinstet guot nachpuren zebliben<br />

und wider Bern nuet zetuon, waerid lieber den evangelischen<br />

so zu- dan widerstanden; klagten sich uebel ab dem zuosaz, den inen<br />

ir vogt und hoptman, her Egk vo;i Ryschach, kum hat ufgebracht:<br />

4hundert Schwaebscher rueter und lanzknechte, von 14,000<br />

man, die er, wie die sag, den V Orten, inhalt des punds, solt zuogefiert<br />

haben, wie der castellan von Müss hinden harueber 4000<br />

i) Eidg. Absch. IV, 1\ S. 238 (11. Juni).


1529 369<br />

buechsenschuetzen. Aber die keiserlichen und Ferdinandischen re-<br />

15. Jtrai. genten, uf 15. Junii zuo Waltzhuot versampt, begerten vorab von<br />

Zürich und Bern zewissen irer emperung ursach, und da si vernamen,<br />

dass man ire pundsgnossen, die V Ort, nit wolt vom<br />

alten glowen triben, hielt ir pund Stil, wiewol inen der Eidgnossen 5<br />

frid unmutig. Da die V Ort ires verwundreten punds trost wol<br />

schmecken mochten und dester ee mit iren gefrinten Eidgnossen<br />

in versuenung komen. Die Oesterrichischen und Swaebschen beduecht<br />

vast gfarlich, ja ganz dorlich, zwischen enge tuer und<br />

angel alter und erbviend ruhe finger steken und truwen. Aber 10<br />

doch so ist des wunderbaren Kristus art, dass ob im die boesten<br />

viend beste fruend und die besten fruend boeste viend werden, wie<br />

das hie klarlich zesehn und beschechen.<br />

[405] Wie dis kriegsche emperung berichl und gefridet<br />

ist worden. »<br />

Wie nun die zwei ort Zürich und Bern, item und die V 7 Ort,<br />

sampt beder teilen verwanten, stark und wolgeruest gegen enanderen<br />

zuoveld nach gelaegret waren, haben sich die ort und zuogewanten,<br />

so zescheiden unterstunden, zuo Arow flux vereint, an<br />

einen mitlen plaz zekeren, da si zehandlen beden partien wol- 20<br />

gelegen, ouch die dri her von enandren wisen koentid, uf dass kein<br />

unversehener ufbruch oder ueberfal beschechen möchte.<br />

Nun anfangs und zuovor begabend sich die V Ort, ouch durch<br />

Bern ermant, fridlicher mitlung zelosen, wenn die von Zürich ab<br />

irem ertrich verruktid, das die von Zürich ungern und alein uss 05<br />

angebundner manung derer von Bern taten. Und also ward der<br />

mitelplaz zwischen Kappel, Bremgarten und Barr gon Steinhusen<br />

gelegt 1 ), mit sicherm geleit ieder partl uf 11 man. Erst-<br />

15. Juni, lieh so sind uf 15. tag Junii 30 man uss der V Orten laeger in<br />

deren von Zürich laeger komen, die haben uf gemachter brüge 30<br />

durch den schulthes Hugen von Lucern al ire klag und anligen<br />

') Ueber diese Verhandlungen siehe die Akten in Eidg. Absch. IV. l b ,<br />

S. 256.<br />

V 24


370 1529<br />

erofnet. Da haben sich diser stolzen Eidgnosse und ein fuertreffenlicher<br />

des worts Gots und des Zwingiis widerfechter, und<br />

der Zwingli, bi enanderen uf der bruege stond, mit enanderen wol<br />

und ernstlich, doch fruentlich und zuechtig, besprächet. Derglichen<br />

5 so santen morndes die von Zürich 11 man zuo den V Orten, inen<br />

ze antworten und ire beschwerden haruszesagen. Empfiengend,<br />

Weitend und liessend enanderen vast frintlich.<br />

Uf das haben die schidluet zuor underhandlung griffen [406]<br />

und uf den 17. tag Junii den partien 15 artikel zuo beraten fuer- ' 7 -Jio<br />

geschriben, und uf den tag ist zuo den schidlueten komen ein £rliche<br />

botschaft von Strassburg mit 10 pferden. Es waren von<br />

den partien ouch boten hinzuo verordnet; vom bernerzug 2 des<br />

kleinen rats: der venner Manuel und der buwher Peter Im Hag,<br />

und 2 des grossen rats: Anton Bischof und Lienhart Tremp.<br />

15 Erstlich da sties sich der bericht an 4 artiklen, so die von<br />

Zuerich, ee dan s' uss dem veld zuogend, zehaben vermeinten, nämlich,<br />

dass das wort Gots in den V Orten, zuogewanten und gemeinen<br />

herschaften soelte frl und ungestraft sin menglichem; dass<br />

als einer fromen Eidgnosschaft an er und lib verderbung alle<br />

20 fremder herren puend, pensionen, mueet und gaben in d'ewikeit<br />

verschworn und abgetan; item dass die pensionussteiler, ufwigler<br />

und praticanten an lib und gut angends gestraft soeltid<br />

werden, und dass die V Ort sich soeltid verzuehen irer teilen,<br />

als verlorn, am Turgoew, gotshuslueten und Rintal, so die von<br />

25 Zuerich nach getaner absagung zuo iren und Bern banden ingenon<br />

haten. Als aber ein truewe stat Bern selbs und die erberen schidluet<br />

erkanten, dass diser artikel wider der V Orten loblich harkon,<br />

glimpf und friheit und herlikeit so hoch gespanen, dass si inen<br />

mit eren weder anzemuoten und gar nit, als noch ungefangenen,<br />

30 angenem wären, ouch ander Eidgnossen berueerten, da liessend<br />

die von Zuerich, durch pit und hohe ermanung irer kristlichen<br />

mitburger von Bern und der ersamen schidluet, ires kriegs hoptgrund<br />

um fridens willen vallen. So lies Bern den kriegskosten<br />

und den Underwaldnervertrag zun schidlueten, wie die begerten,<br />

äs anstan. [407]


1529 371<br />

Als aber demnach die V Ort Iren entschlus und den Ferdinandischen<br />

pund haruszegeben verzugend, und die Oesterrichischen<br />

uf St. Joh. Bapt. abenti), do der frid beschlossen solt sin<br />

worden, gegen Rintal uf dem so einen so schwarzen butzen zeigten,<br />

dass fluox ein stürm biss gon Constens und Zürich und die B<br />

warnung in d'laeger und biss gon Bern und fuerbas gieng, ouch<br />

dem Rintal Micke hilf so hantlich zuogeloffen, dass der buz, als sinen<br />

nuewen puntgnossen nuet truewende und doch des fridens leidig,<br />

verschwand. Do wurden glich morndes uf st. Johans tag deren<br />

von Zürich und Bern her eins nachmitags zuosamen zekomen, 10<br />

sich sehen und hören zelassen, von den schidlüten und den Eidgnossen,<br />

so bi enanderen, on verzug ja oder nein zewissen oder<br />

hiermit ir er bewart haben, — dan Bern hat noch kein absagbrief<br />

geben — und angends nach kriegsrecht mit für und Isen<br />

an irer vienden land und luet inzegriffen; und also, wie die von «<br />

Zürich harfür gerukt uf einer sichtbaren hoechi in guter Ordnung<br />

als ein stechliner berg hielten, ir geschüz zuom andren mal<br />

hatend ertönen lassen, und die von Bern gon Jonen gezogen,<br />

damit desse sich die schidlichen allwegen geflossen, ouch wider<br />

einer stat Bern gheiss, dass die zwei starken her nit zuosamen 20<br />

kemid, da kamend beden hören schnei entgegen die sorghaftigen<br />

emsigen schidlüt, verkuntend inen: ja und zugesagten friden. Also<br />

kartend bede her widerum in ire laeger, machtend grosse froewd,<br />

ouch die, denen's nit um's herz, — deren vil — schribend dann<br />

lllends iren obren und mitburgeren heim; dessen ein fridsame 25<br />

stat Bern, so hoch als ie gehoert, erfroewt, sagt dem almechtigen<br />

Got gros lob und dank, dass das sorgliche schwere weter, wie<br />

si herzlich begert und gearbeitet hat, also on alles pluotvergiessen<br />

[408] was zergangen. 2 ) Morndes ward der lantfrid beschriben<br />

und beschlossen, wie das hienacher volget, die laeger gebrochen; 30<br />

28 Juni, also kam einer lobl. stat Bern paner uf 28. tag Junii mit er und<br />

frids lob wider heim. Doch so meintend vil, ouch der gutwilligen<br />

i) 23. Juni.<br />

') Im Raths-M. vom 25. Juni steht die Bemerkung: « Mär komen, wie<br />

der frid gemacht. Got wolle, dass es also sye!» und am 27. wieder: «Grosse<br />

fröwd, Got hab lob!» Vergl. Stürler, R. A. IL 181.


372 1529<br />

vast der merteil, dass semlicher ungeluetreter frid wol waere on so<br />

schweren kriegszug und kosten erobret worden. Deshalb ouch,<br />

als der erst und diss kriegs der hoptartikel im span beliben und<br />

ums kostens willen der profant abgschlagen was, do schruwend<br />

5 die ifrigen predicanten, und nämlich zuo Bern magister Casper<br />

Grossman von Zürich, der im veld gewesen: «Die Tcathopüüt, die<br />

lumpenlüt, hetid nüt anders tan dan leriessen essen!» Und als<br />

hoptman Bischof und Schütz vom kleinen rat recht haben oder<br />

rechnen wolten, aber der Im Hag und ander des kleinen rats<br />

io sagten, wenn er si nampte, so woeltids antworten, und genanter<br />

predicant antwort, was er uff der cantzel geredt, wäre sines<br />

ampts halb beschechen uss guotem ifer, zuo der 6r Gots und einer<br />

stat Bern, also hies ein ersamer rat die predicanten bescheidenlich<br />

reden und die klaeger fuer sich und ire mithaften trostung<br />

15 geben und rueewig sin.<br />

Von volziehung etlicher artiklen, im lantfriden begriffen,<br />

den ersten artikel, den kosten, den Underwaldner vertrag,<br />

Mnrnarn, seh mach, voegt, pünd berueerende.<br />

Nun den lantfrid wol abzevertigen ward von schidlueten ein<br />

so tag gon Baden gesezt uf 23. tag Juki, uf welchen die bed par- 23.Juli.<br />

tlen sich begeben, ufgerichten lantfriden, inhalt sines buochstabens,<br />

truewlich und erlich zehalten. Da klagten die evangelischen stet,<br />

dass etlich der V Orten glich [409] uf beschlosnen lantfriden<br />

hetid strenge verpot und bussen, wider den ersten des lantfridens<br />

25hoptartikel, ufgesezt; das si nit tuon, sunder den artikel geloben<br />

soeltid. So vermeinten aber die V Ort, der lantfride strikte inen<br />

nit ab, das ouch nit zeliden, irer eignen oberkeiten frie regierung,<br />

ze gepieten, ze verpieten und zestraffen, mit pit, irer bescheidenheit<br />

in diesem handel zuo vertruwen, darum die von Zueso<br />

rieh, so uf den artikel stunden, erpeten, hond sampt iren kristlichen<br />

mitburgern schwerlich unwilliger vertruewung vertruewet.i)<br />

i) Kidg. Absch. IV, l b , S. 298.


1529 373<br />

Aber des kostens halb, als die 2 stet hieschend 130,000<br />

gülden, do ward inen von den schidlueten 3000 krönen zugesprochen<br />

und deren, zuo eren den schidlueten und dem friden, benueegt.<br />

Darzuo die V Ort redten, si waerid guoter hofnung gewesen, ir Eidgnossen<br />

von steten hetid si lieber gehept, den ein semlich klein 5<br />

gelt von inen zenemen. Hargegen sagten die stet, si hetid gemeint,<br />

ir Eidgnossen von den V Orten soeltid ire lieb ouch me<br />

geschaezt haben, dan um semlichs kleins gelts willen dem beschlosnen<br />

frid nit nachzekomen, dem si trüwten noch soelte true-<br />

I, Sept. lieh nachkomen werden. Als aber die V Ort uf 7. tag September w<br />

zuo Baden sich gar keins kostens wolten entschliessen, do entschlussend<br />

sich die stet und schlugend den V Orten, in kraft des<br />

lantfridens, zuofuor und veilen kouf ab, tatend ouch flux daruf<br />

nuewe kriegsruestung und manung. 1 ) Da underhielten die emsigen<br />

23. Sept. schidsluet und verschüttend, dass die V Ort uf 23. September zu 15<br />

Baden sich ergaben, der urteil zegloben und gesprochnen, wiewol<br />

ires bedunkens nit schuldigen kosten uf künftigen st. Johans<br />

Baptistae tag 2 ) hinder einen schulthes und rat zuo Baden,<br />

zuo banden der VI steten zelegen und also abzerichten, und also<br />

ward inen von den steten die für und der markt wider gefrlet. 3 ) »0<br />

So ward auch angends daruf durch die schidluet [410] der<br />

vertrag zwischen Bern und Underwald, wie der hienach beschriben,<br />

ussgemacht und bestaet; her Jacob Schlossers kinden 4 ) wurden<br />

100 krönen gesprochen, on Verletzung derer von Schwytz eren.<br />

Der unverschempt lasterzimerman, doctor Murnar, kilchher 25<br />

zuo Lucern, wolt nit, wie er wol ein heiss verdient hat, baden,<br />

macht sich flux uss der Eidgnosschaft hindan, hat truewere schirmhern<br />

vom doctor Hemmerli, also wurdeu die von Lucern irer<br />

») Eidg. Absch. IV, l b , S. 854. Bezügliche Tage hatten auch am<br />

23. August (S. 332) und am 2. September (S. 347), beide Male in Baden,<br />

stattgefunden.<br />

2) 24. Juni (1530).<br />

3) Eidg, Absch. IV, 1>>, S. 370.<br />

4) Jacob Schlosser ist der zu Gaster verhaftete und dann zu Schwyz<br />

verbrannte evangelische Prediger Jakob Kaiser. S. Eidg. Absch. IV, l b ,<br />

372, Bull. R. G. IL 148.


374 1529<br />

Präsentation entschit, und der fluchtig Gochmatter') mit siner<br />

hab den klaegern uf recht anzegrifen zuoerkent. Aber da ward<br />

und was an dem boesen narren nüt dan d'schaellen zegwinen, vi]<br />

arbeit und kosten zu verlieren. Der schulthes Zuolauf zuo Brugg<br />

5 hat den rechten segen an im gebrucht, hat im in sinem abscheid<br />

sine Gochmatten mit einer starken hoewgablen wol erhoewet.<br />

Zuolezt, uf fünften tag October, ward erst der tag der jar- 5. Ott.<br />

rechnung zuo Baden gehalten, die nuewen voegt ingesezt, ein mandat<br />

wider schmahreden und gschriften, so ein fuernem ursach aller<br />

io widerwertigeit, zetruken angeben, und angesechen, dass uf nechsten<br />

Sontag nach Martini in allen orten und zuogewanten die<br />

puend geschworen und ernuewret nacli inhalt des lantfridens soeltid<br />

werden, das noch bisshar ins 10. jar nit hat moegen beschechen;<br />

dan die evangelischen Eidgnossen wolten nit on vorbehaltung<br />

15 des gotsworts schweren, so wolten die baebstischen Eidgnossen on<br />

alle fuerwort und endrung den alten eid haben.<br />

Hie folget des lantfridens ganze und wäre bes<br />

c h ri b u n g.*)<br />

[443]») Wie sich das wort Gots nach erobreter friheit<br />

20 durch frid und unfrid in der Eidgnosschaft hat ussgespreit.<br />

Nachdem und die kriegsch empörung der Eidgnosschaft<br />

gefridet, und ouch das wort Gots ie doch in gemeinen herschaften<br />

gefrlet was, do sind mit merer hand vilnah der merteil<br />

* kilchhenen in gemeinen herschaften zuo Gots wort treten In der<br />

grafschaft Baden - wiewol die stat Baden, den baderen anhangend,<br />

von Zürich und Bern ankert, wolt keinen evangelischen<br />

S. 411-4 J 4 6 2. Landt ' rieden8 - Verte * ***. von fremder Hand copirt, auf den<br />

') So heiest Murner wegen seiner Schrift; . Die Gouchmatt .<br />

«) A. hat den <strong>Text</strong> von fremder Hand einschreiben lassen. Wir verweisen<br />

auf den Abdruck in Eidg. Absch. IV, !•>, s. 1478-1483.


1529 375<br />

predicanten zuolassen, und darzuo die, so da on bäbster kilchenordnung<br />

sturbid, nit in kilchhof begraben lassen; derhalben die<br />

von Zürich allen den iren in stat und land dis bad verhütend 1 ),<br />

biss die bader gemiltret, iedem sinen glouben mit ruow rueewig<br />

liessend —: Bremgarten, Meilingen, Wetingen, Zurzach; im Wag- 5<br />

nenthaP) Hitzkilch; im Turgoew, Sangass, Rintal, Arbon, S. Gallen<br />

gotzhussluet, — wiewol Lucern und Swytz hinder und wider<br />

Zürich und Glaris erst einen nuewen Abt gemacht haten 3 ) — item<br />

die Grafschaft Dockenburg, Utznach und Wesen, die sich al erluetreten,<br />

iren obren den Eidgnossen in weltlichen Sachen billiche w<br />

ghorsame zetuon, aber des gloubens halb Zuerich und Bern anzehangen,<br />

die allen dem gotswort anhangenden rat, hilf und schirm<br />

zuosagten. Und also ward geglowt, dass, wo die von Zuerich, so<br />

am pflüg stift fuer sich zesehen vermeinten, sich an irer oberkeit<br />

kreis hetid lassen benueegen und ir anfengliche gedult und frint- u<br />

likeit behalten, so doch der grösser und fuernemer teil einer loblichen<br />

Eidgnosschaft dem gotswort zugefallen, dass in kurzem<br />

die ganz Eidgnosschaft im gotswort warlich und recht vereint<br />

wäre worden. Aber das fuere schwert muost sin ampt behalten.<br />

Von ufrur und unruw, so sich von wegen des gotsworts «0<br />

zu Basel, Soloturn, Schafhusen, Rotwyl, zu Chur und<br />

Wallis erwegt haben.<br />

[444] Es haben sich ouch diss jars, vor und nach dem krieg,<br />

an vil enden der Eidgnosschaft sorgliche ufrueer und unruowen<br />

von wegen des gotsworts erhoben. Und nämlich zu Basel der 25<br />

zuenften ufrueerische Fassnacht 4 ), wider goetzen mit axen und<br />

bickeln, und widern rat mit gwer und harnesch, durch wise rät<br />

und geflisne mitlung der steten Zuerich und Bern, on Verletzung<br />

,) Bullinger, R. G. II. 33.<br />

') Der obere Theil der Frei-Aemter, zwischen Reuss und Baldeggersee.<br />

*) Am 21. März 1529 war Abt Franz Geissberg gestorben, und am<br />

25. März wurde Kilian German, Statthalter zu Wyl, als Nachfolger erwählt.<br />

4) Im Febr. 1529. S. Hagenbach, J. Oecolampad, S. 126. - Ochs,<br />

Gesch. v. Basel, V, 636 u. ft. — Fischer, im Basler Taschb. 1850.


s<br />

376 1529<br />

und räch, uf des heilsamen gotswort siten zerlegt; zuo Soloturn<br />

erhielt das minder, mit underteding Bern, wider 's mer, die Parfuesserkilchen<br />

von kuten, mess und goetzen absolviert, aber durch<br />

toefferische ungstuemikeit nacher wieder verloren. 1 )<br />

Zu Schafhusen war der gross Got mit hilf des kleinen rats<br />

so stark, dass in die ganz gmeind nit mocht abstat bewegen,<br />

biss der kristlichen burgern von steten Zürich, Bern, Basel,<br />

S. Gallen und Muelhusen boten iren truewen rat darbrachten; do<br />

solt er mit siner gselschaft unverlezt abzogen sin; da zerriss<br />

io er 's seil, zerschlug den toufstein, zerbrach ein arm, zeigt, dass<br />

er holz und 's gotswort meister was. 2 )<br />

Aber zuo Rotwyl, wiewol das gotswort bi der gmeind zuom<br />

andren mal wunderbarlich hat gesiget, dennocht uss schweche<br />

des kilchhern und uss unglowen der hofrichtern und schribern,<br />

15 zuogfallen dem Keiser und den V Orten, verschuof der Sathan,<br />

dass der rat im Hoewet ueber zwifachen frids eid die gutwilligen<br />

zuo Gots wort mit heimlicher unwissender hilf irer lantpuren<br />

gwaltiklich überfiel, moerder schalt, ein zal fieng, hart strakt, zuo<br />

untraeglichen urfechten zwang und so grim vervolgt, dass ob<br />

so 80 redlicher kristlicher man, in ein stat zekouffen, mit wib und<br />

kind ob 400 verzeichneter personen 3 ), blos, von hus, hab und<br />

der stat ins eilend on alle gnad Verstössen, darin hilf- und rechtlos<br />

hond mueessen verderben, oder durch Gots gnad und eigner<br />

arbeit bi fromen kristen zerstroewet erzogen werden, [445] und<br />

25 fuernemlich zuo Strasburg, da der zit, ouch in grosser tuere, ob<br />

1400 evangelischer vertribner enthalten wurden. Darzuo ein nämliche<br />

zal burger in der stat verbant, irer er, wer, zunft und<br />

gmeinschaft entsezt, der weber zunft abtan, die herrenstuben,<br />

,) Glutz, im Schweizer Museum (1816), S. 757.<br />

2) Am Michaelstag, 29. September, kamen die Abgeordneten der reformirten<br />

Städte, worauf die Annahme der Reformation und gleich nachher<br />

die Entfernung der Heiligenbilder - der berühmte « grosse Gott» — stattfand.<br />

Chronik der Stadt Schaffhausen, 1844, 4. Theil, S. 120. Vergl. auch<br />

Hottinger, Helv. K. G. III. 455 und Anzeiger f. Schw. Alterth. 1893^. 291.<br />

•) Das Verzeichniss ist abgedruckt von G. Rettig im Archiv d h V<br />

von Bern, Bd. XI, S. 420.


1529 377<br />

da niemand nie von alten edlen oder geschlechten, damit die<br />

herschenden schriber zuo scharpfem mul ouch haend im regiment<br />

und wider Gots wort hetid, zuo einer zunft gmacht, und deren zu<br />

einem Zunftmeister geben den alt burgermeister Jörgen von Zimern,<br />

ein ersamen puren und gotlosen wietigen vervolger des 5<br />

evangeliums; doch nit gar ungerochen, dan er bald hienacher, von<br />

allem gestossen, ein kurz end nam. Die ersamen boten der<br />

kristlichen burger-steten, - von Bern Manuel und Tremp —<br />

so von Schafhusen hinuss zuo gueetiger underhandlung verordnet,<br />

wurden schlecht und kurz abgewist: ir lieb Eidg nossen soeltid m<br />

rüwig sin, dan ire stat iez in guoter ruow und Sicherheit stueende,<br />

so die ufrueerischen ketzer getempt werid; aber Basel und M11Ihusen<br />

bedoerftid sich irer sachen nuetzid anzenemen etc. Iren<br />

kilchhern, Cunrat Stuckli von Pfuellendorf, haten's vordannen bi<br />

tagzit lllich am Osterabent mit erlicher gschrift und ratsbeglei- 15<br />

tung von Schafhusen an sin gwarsame vor den bischofischen und<br />

Fuerstenbergischen woelfen gefloecht, doch lieber zefressen geben.<br />

Und als mit im der huechlerisch Prediermuench verschikt, bald<br />

wider ingelassen ward, do stelten die gutwilligen an ein rat<br />

ein kristliche suplication um einen evangelischen predicanten. 2o<br />

Dahar die tatlich ufrur erhaben, mit zwifachem eid der ganzen<br />

gemeind gestillet und gefridet und recht hete gehalten. 1 ) Der<br />

kilchher, nach letstem Cappelerkrieg von Veldbach vertriben, des<br />

evangelischen kruetzes mueed, gieng gon Lucern zuom Römischen<br />

legaten, dem bischof von Verulaii Ennio, nam da, mit offenlichem 35<br />

widerruf, von siner bekantnus und 6 ein absoluz, bat d'Eidgnossen<br />

um gnad und schirm; die gaben im die pfar zuo Cruezlingen,<br />

da er, nit on kruez, schantlich verdarb und ellentklich<br />

starb. Vor allem haten's mir, als [446] nuewer lueten stiefsun,<br />

nach verruochtem turn min bsoldung vor versprochnem zil abkent, 30<br />

die stat zugelassen, aber an d'hut getroewet. Die ufs Zwingiis<br />

Ifrigen trost wäre beliben, wo mich der guot vater Got nit hete<br />

uss den pluotigen haend entflecht in die kristliche stat Bern in<br />

i) Siehe darüber Ruckgaber, Geschichte von Rottweil II, 2, S. 265 u. ff.,<br />

auch Bullinger, R. G. IL 219.


378 1529<br />

S. Michels inseP , darin ich diss jars Brächet nach abvertigung<br />

der Srwirdigen und unverluembten klosterfrowen, und nämlich der<br />

letsten priorin, Verena Seltzachin, uss gheiss eines ersamen rats<br />

erste wonung 3 jar biss zuo der Seilerin-spital Verwandlung 2 ) hab<br />

5 gehalten und da dis kronik angefangen; Got sie lob, är und<br />

dank in ewikeit! Amen!<br />

Zuo Chur im Jenner haben der Graupuenteren gemeinden tief<br />

ins babsts frlheit griffen, und nämlich dem hochwuerdigen vater,<br />

her Theodolf Schlegel, abt zuo S. Lutzen, gebornen Kurer, in<br />

io der kuten sin houpt lassen abschlahen von wegen der pratik,<br />

so er hat triben zwischen dem uss-bischof von Kur, her Paul<br />

Zieglern, und dem castellan von Muss, dessen bruoder bischof zuo<br />

Kur, um 500 gülden jaerlicher pension, zemachen, und ouch hiemit<br />

den nuewen glouben zeschwechen. 3 ) Aber er ward sterker<br />

i5 darab, und hat darzü vast wenig gfaelt, der castellan und sin<br />

schwager, Marck Sittich von Emss, waerid bi dem abt betreten<br />

worden. Aber das tirannisch, pluotwillig herz des castellans solt<br />

noch nit fuerabent haben, wie hernacher wirt gesehen werden.<br />

So hat eben zuo der zit die ungestuem Wallis-matz iren ob<br />

2" 90jaerigen gluekhaftigen unglueksman, her Jörgen uf der Fluo, in<br />

eilends tod zuo irem unrueewigen glueks-cardinal vertriben. 4 )<br />

Des kristlichen burgrechtens merung und ansehen, ouch<br />

bi den nssleudischen, dass Basel, Biel, Muelhuseu,<br />

Schafhusen und Strassburg darin komen.<br />

25 Um diser widerwertigen loeuf willen hat sich das kristlich<br />

burgrecht gemeret, nämlich so sind diss jars darin gangen die<br />

') Das Frauenkloster an der Zenghausgasse, welches von der früheren<br />

Stelle den Namen St. Michaels-Insel beibehalten hatte. A. wurde nach<br />

Bern beulten laut Rathsbeschluss vom 29. Januar und 19. März 1529. Raths-<br />

M. 220, S. 144, und 221, S. 1<strong>05.</strong><br />

*) Das St. Michaels-Kloster wurde durch Beschluss vom 10. Juli 1531<br />

mit dem Seilerin-Spital vereinigt; siehe Imobersteg, Inselbuch (Bern 1878),<br />

S. 20.<br />

») Siehe Sulzberger, Geschichte der Ref >rmat. in Graubünden, S. 44.<br />

4) Georg Supersax musste sich vor der Volkswuth nach Vivis flüchten,<br />

wie früher sein Gegner, der Kardinal Schinner.


1529 379<br />

inlendischen staet Basel, Biel, Muelhusen und Schafhusen 1 ); das nach<br />

berichtem krieg [447] in ein semlich achtung komen, dass ouch<br />

usslendsche hern und staet darum würben, und nämlich herzog<br />

Ulrich von Wirtenberg, sines vesten schlosses Hohen-Twiel halb,<br />

der lantgvaf Philipp von Hessen, die richstaet Strassburg, Ulm, 5<br />

Bibrach, Memmingen, Kempten, Isne und Lindow durch Costens.<br />

Under denen hielt die herlich stat Strassburg durch Basel so<br />

flissig an, dass si zuo end diss jars von den 3 staeten Zuerich, Bern<br />

und Basel ward uf 15 jar angenomen, under andren mit dem wol<br />

gedechtlichen geding, dass ein stat Strassburg in iren kosten solt io<br />

gon Basel weren den eegenempten 3 staeten zuo gemeinen handen<br />

hundert centner buechsenpulvers und 10 M. vierteil roggens um<br />

ein ziemlich gelt, on ubernuz in kriegs- oder hungersnoeten den<br />

iren uszeteilen und das gelost gelt einer stat Strassburg trülich<br />

überantworten, aber im krieg, das gotswort betreffende, nur is<br />

deu halben teil des pulvers bezalen.<br />

Damit aber dis kiistlich burgrecht ouch fleisch zeigte, so<br />

muost dis boekle harfuer, dass erstlich Costens bi Basel und darnach<br />

Zuerich bi Strassburg, nit wolten den nachgang, -stand und<br />

-siz zulassen. Deshalb Costens und Basel unverbunden bliben, 20<br />

aber Zuerich und Strassburg wurden mit zwlfaltiger Ordnung verglicht,<br />

iedes teils harkomen on nachteil.<br />

Dis boekle was vom bok von Spyr ab dem richstag komen, da<br />

von wegen des vorsizs und frag der grösser teil des richstags<br />

ouch schier gar ungeschält, nit on Unkosten und uneinikeit, was 25<br />

verzert worden.<br />

[448] Der standen des Rom. richs Tuetscher nation abscheid<br />

zu hindrung evangelischer ler und friheit, und<br />

dargegen der evangelischen standen protestation. Item<br />

wider krieg, ufrnr und toenffer. 30<br />

Diss jars Merzen, uf Mitfasten'), ist in kristlicher Maiestaet<br />

namen durch iren bruodern, kueng Ferdinand, des Roem. richs stati)<br />

Siehe oben tf. 243.<br />

2) Den 7. März.


380 1529<br />

kaltem, ein richstag gon Spyr beschriben, fürnemlich da des<br />

glowens zwispalt zestillen und widern Türken Wichen widerstand<br />

zuo versorgen. Des ersten halb, — on wuonder, wan der geistlichen<br />

kurfuersten, hern- und betelfuersten, biss-aebt, platenschriber,<br />

5 was wit das mer — ward ein abscheid usstrukt, dass, wiewol k.<br />

Maiestaet, über ir streng Wurmsisch edict, zuo erhaltung gemeinen<br />

lantfridens uf nächsten Spyrischen richstag 1 ) hat zuogeben, dass<br />

ein iede oberkeit biss auf ein concilium oder gemeiner nationalversamlung<br />

des gloubens halb möchte in irer herschaft handien<br />

io und regieren, wie si's gegen Got und k. Maiestaet truewte wol zuo<br />

verantworten — so nun hieruss vil abfals und nuewerung komen,<br />

so sol dis zuogebung forthin andren abgestrikt sin und alle nuewerung<br />

verhueetet werden, und sunderlich so sol etlicher 1er und<br />

sect, so vil die dem hochwuerdigen sacrament des waren fronlibs<br />

15 und büits unseres hern Jesu Kristi zugegen, bi den ständen des<br />

h. richs Tuetscher nation nit angenomen, noch hinfuer zuo predien<br />

gestatet (sin). Desglichen so sollen die aempter der h. mess nit<br />

abgetan, niemands zehoeren verboten, ouch niemand darzuo noch<br />

darvon getrungen werden. Aber wider disen abscheid, als un-<br />

20 tüchtigen und kraftlosen, haben die evangelischen staend, hie von<br />

und an nit on hass «die protestierenden staend» gnempt, ein ofne<br />

protestation ingelegt; und nämlich so hat der kristlich lantgraf von<br />

Hessen, Philips, für sich neben sinen verwanten fuersten, herzog<br />

[449] Johansen, zuo Sachsen kuorfuersten, margraven Goergen von<br />

25 Brandenburg, herzogen zuo Pomern, etc, Ernsten und Frantzen<br />

gebruedern, herzogen zuo Brunschwig und Lüneburg, und fuerst<br />

VVolfgang zuo Anhalt, eine in ofnem truk uf 5. tag Mei lassen 5. Mai.<br />

ussgon, des artikels halb uf 22. tag Aprel gebnem abscheid ganz<br />

widersprechend, als dem lutren gotswort und kristlichem gwisne<br />

so unlidlichen; und denen fielen zuo etlich staet, die sich schon dem<br />

abscheid haten underschriben, als Ougspurg, Frankfurt, Schwaebschhal<br />

und ander.<br />

Item, so ward verabscheidet, dass im rieh niemand den andren<br />

von 's gloubens wegen soelte bekriegen oder begwaltigen,<br />

,) Von 1526.


1529 381<br />

oder an sinen gerechtikeiten und nutzungen verhindern, oder<br />

gegen sinen undertanen unrueewig machen.<br />

Item, dass man kein ufrueerer und keinen widertoeuffer enthalten<br />

noch ungestraft fuerkomen lassen solt.<br />

Und diser teil diss abscheids ward oucli den Eidgnossen zu- s<br />

gestelt.<br />

Wie der kristliche lantgraf von Hessen hat understanden<br />

zue vereinen den Luther und Zwinglin im span des<br />

sacraments des libs und bluets Kristi.<br />

Nach allen oberzelten, vom gotswort harrueerenden sachen, 10<br />

uss kristlichem ifer zuo evangelischer einikeit, und fuernaemlich zu<br />

hinlegung und vereinung des schädlichen spans, der sich von<br />

wegen des heiligen Sakraments des heiligen libs und bluots Kristi<br />

zwischen den ersten maennern, doc. Luthern und meister Zwinglin,<br />

mit vil verbiterung und ergernus hielt, hat der kristlich fuerst 15<br />

Philip, lantgraf zu Hessen, zuo im gon Marckpurg beschriben und<br />

vermoegen diss spans hoeupter, wie die mit namen hie underschriben,<br />

ganz verhoffende, dass mit hilf und gnad des heiligen geists<br />

dis gotsgelerte, Ifrige maenner durch persönliche biwonung und<br />

muntliche besprechung soeltid vereint sin worden; das, vilicht noch 20<br />

der zit zuo witerer ueebung, nit solt besehenen, so der gwaltig,<br />

wunderlich Got [450] mit unversehnem, gehem uberfal unbekanter<br />

toetlicher pestilens des Engelischen schweiss, vorm driten tag den<br />

fuersten bi nacht vertribt und die tuere Versandung, als ungschaft,<br />

flux wider zerstroewt, und also, wie wol der fuerst uf den ersten ss<br />

tag hat wislich den Luther und den Husschyn 1 ), item den<br />

Schwarzerd 2 ) und den Zwingli zuo heimlichem gesprech gesuenderet,<br />

3. Ott darnach am andern tag, was der drit October, si al zuo im und<br />

zuo sinen gelerten, in biwesen herzog Uolrichs von Wirtenberg,<br />

zuo goetlichem gesprech und zuo fuerstlichem disch zuosamen beruft, 30<br />

da si 15 fuernaem kristlichs gloubens, 1er und lebens artikel einhel-<br />

') Oecolampad.<br />

2) Melanchthon.


382 1529<br />

liklich gestelt und underschriben, und doch, nit zuo kleinem spot<br />

und schaden, das hoptstuk irer vast sorglichen, ja unglowten<br />

versamlung, im leisten artikel steken lassen haben, der gstalt:<br />

zuom 15. glouben und halten wir alle vom nachtmal unseres lieben<br />

5 hern Jesu Kristi, dass man bede gstalt brachen sol, dass ouch<br />

ein mess nit ein werk ist, damit einer dem andren, tod oder<br />

lebendig, gnad erlangte, dass ouch das sakrament des altars sie ein<br />

sacrament des waren libs und bluots Jesu Kristi, und die geistliche<br />

niessung desselbigen libs und bluots einem ieden Kristen fuerio<br />

naemlich von noeten, desglichen der bruch des sacraments, wie das<br />

wort, von Got dem almaechtigen gegeben und geordnet sie, da<br />

mit die schwachen gwissen zuo glouben ze bewegen durch den<br />

heil, geist. Und wiewol aber wir uns, ob der war lib und bluot<br />

Kristi liplich im brot und win sie, diser zit nit verpflicht haben,<br />

i5 so sol ein teil wider den andren kristliche lieb, so fuer iedesse<br />

gwissen imer liden kan, erzögen und bede teil Got den almaechtigen<br />

nissig biten, dass er uns durch sinen geist den rechten verstand<br />

bestetigen woel. Amen!<br />

Zuo Luther haben sich underschriben: Justus Jonas, Philip<br />

so Melanchthon von Witenberg, Andreas Osiander von Nuerenberg,<br />

Steffan Agricola von Brandenburg, und Johannes Brentz von<br />

Schwaebschenhal; zuo Zwingli: Jo. Oekolompadius von Basel, Martin<br />

Butzer und Caspar Hedio von Strassburg.<br />

Am driten tag, in ungfelligem abwesen, aber mit guter sorg<br />

as des kristlichen fuersten, nach kurzem gesprech, sinds tugent[451]<br />

lieh von enanderen gescheiden und nie dan glueklich wol, wie<br />

hin-, also wider heim-komen. Dis bot was zuo Bern ') von gaehe<br />

wegen abgeschlagen, aber Zürich und Basel zuo vertreten bevolhen;<br />

dan ein erliche ratsbotschaft sampt einem wolglerten man geso<br />

sent solt werden, als es ouch ward. Mit den gesanten hat sich<br />

der fuerst ernstlich beraten, ouch artikel geben, die niedren und<br />

obren evangelischen puend zuo vereinen.*) Der Zwingli hat durch<br />

sin niechtere wiz, und eidgnoessische tapferkeit bim fuersten ein<br />

•) Auch Bern war zur Beschickung des Gesprächs eingeladen worden.<br />

*) Ueber diese Verhandlungen siehe Eacher, Glaubensparteien, S. 126<br />

u. ff.


1529 383<br />

sunder guot gnaedig ansehen gewunen. (Schreib im, begert, zuo lob<br />

und eren zuo, in ein hochs buechle verfasset, die predig, die er<br />

von der fuersichtikeit Gots hat vor im in sinem sal zuo Marckburg<br />

getan •) Er war mit siner gselschaft zwen tag vorm Luther, so<br />

nit on misvallen des fuersten gleits wartet, ankörnen, und als der s<br />

Luther, der oberlaendischen roeklin gewar, spitzelt: Was wällen<br />

die houflüt hie ussrichten, sprach der Zwingli: Ist der heilig geist<br />

in langen tviten doctorsrbcken, so iverden's wenig ussrichten. Und<br />

als er ufs Zwingiis grund kurz anders nit antworten, dan frl:<br />

« Das wollen wir nit haben », ouch nit disputiren wolt, sprach 10<br />

der hofmeister: «Es ist Jcein ivunder, dass Luther flux obligl, so<br />

gnug ist: wir wöllens nit haben». Und ob disch, als Luther<br />

vordret: «Her Zwinget, ich bring üch ain frischs», antwort<br />

Zwingli: «Her doctor, sind ruwig, ivir halten im Schwitzerland<br />

unser hüegen bruch: wenn si dürst, so trinken's gnug und hören's is<br />

dan uff. » Und also muost dis unzitlicher ernst ouch sin unzitlichen<br />

scherz haben und menschen verzeigen, und ouch sunderlich<br />

dis zwen hoch-tuere maenner, so zun allen setleu sunderlich<br />

wol geschikt waren.<br />

Was uss der evangelischen zweiung gedaechtlichs fuernaemlich 20<br />

in der Eidgnosschaft witer gevolgt, wirt in folgenden jaren beschriben<br />

werden.<br />

[452] Wie der Tuerckisch keiser hat dem ufgenomen kuengrich<br />

Ungern einen kueng bestelt, Ofen an der fart gewunen,<br />

Wien in Oesterrich belägrot, gestuermt, nit w<br />

gewunen, aber im har- und heimzug an landen und<br />

lueten uuerzellichen schaden getan.<br />

Als der kueng Ferdinand uss erblicher ansprach, und uss<br />

verbrieften vertragen das kuengrich Ungern zuo teil inhielt und<br />

das übrig anfacht wider den Ungerischen waywoda, Grafen Ja- 30<br />

nusch von Zips*), ouch gekrönten kueng, da hat diser, als der<br />

') Ad illustrissimum Cattorum principem Philippum sermonis de Providentia<br />

Dei anamnema. Siehe Zwinglii opera (Seh. u. Seh.) tom. IV, pag. 79-<br />

*) Johann Zapolya.


384 1529<br />

schwecher, um hilf angerueeft sinen schirmhern, den Türkischen<br />

keiser, Sultan Solyman, welcher, als hoechsts willens zuo verderbung<br />

der kristen selbs bereit, sines fuogs deren im glouben und<br />

üssern dingen zertrennung, diss jars Aprel zu Constantinopel<br />

B mit gwonlicher sterkster macht ufgebrochen und lllich haruss<br />

zogen fuer die herliche stat Ofen, die sich den Ferdinandischen<br />

hat, als truewen kristen, übergeben, besezt mit tusent so redlicher<br />

Tuetscher knechten, dass si, mit zfilouf der Tuetschen burgern<br />

und dienstknechten, zuovor in der stat und zuoletst im schlos,<br />

w am 11. stürm erlegt und mit ir hab und sicherm gleit ussgelassen,<br />

angends im veld, widers geben gleit und Sicherheit, von<br />

Türken mortlich berowt und zerhacket sind worden, deren ritersgnosse<br />

houptmaenner gewesen: Cristoffel Besserer und Hans Trubinger.<br />

15 Und nachdem iez der Türkisch keiser das kuengrich Ungern,<br />

ein vest tor der Kristenheit, andermals hat erobret, den Zippen<br />

zuom küng bestelt und ussgerueeft und zuo Ofen ingesezt, mit zuogebnem<br />

zuosaz sines dieners und hoptmans, her Ludwigen Gritti,<br />

des herzogen Gritti zuo Venedy basthart, mit 3 M. pferden und<br />

20 5 M. fuosknechten, ist er unverhindret flux mit ganzer macht zuo<br />

wasser und land die Tunow uf, fuer die forstliche stat Wien in<br />

Oesterich komen, eigens [453] ruoms irem küng Ferdinand und<br />

den stritbaren Tütschen eine schlacht zelifren, die stat mit gnad<br />

ufzenemen oder mit grim in eschen zelegen. Lies si uf 23. tag<br />

u September grusamlich brennen und zuo ringum streifen; das war-23. W.<br />

lieh nit alein, aber fürnaemlich, dem küng und den Tütschen,<br />

sunder ouch allen anstossenden kristen zuo grossem spot, schand<br />

und schaden gereicht, dass der grusam, wietend Türk mit so<br />

ungestüemem hSr so ferren, ruhen weg gezogen, den küng nit<br />

30 daheim und so ungerüst findt, dass, wiewol zuo Spyr darüber<br />

getaget, zu hantlichem widerstand noch kein kräftige macht ufgebracht<br />

noch der 11 ufzebringen was. Aber dennocht so hat<br />

die hilf, die vom Roem. rieh und vom kueng zuo ross und zuo fuos,<br />

soidner, Tuetsch, Behem und Spanier, nit über 17 M., und nit<br />

« tusent burger stark, in der stat begriffen, ein grosmüetig, kristhch<br />

herz genomen, ouch das zuosamen geschworen, in Gots namen


1529 385<br />

um kristlichs glouobens willen, die stat und ir leben ze behalten<br />

oder al darum zesterben. So si nun gegen des Türken macht<br />

kein veldlager, ouch nit den witschweifen umkreis der stat ze<br />

besetzen vermoegid, und sich in der stat, die nit vest, noch zuo<br />

bevestnen sie, muessid irs lebens erweren, honds flux den nuewen s<br />

tarn, der mit vast grosser arbeit und kosten um die vorstat ufgeworfen,<br />

zerschlissen, die witschechigen und nämlich 3 grosser<br />

vorstet abgeprent, ouch ir gerueste schiffung deren 500 galeoten<br />

zuo Krems versumt, zuom teil verprent oder versenkt, der stat tor<br />

alle, biss an eins zuom ussval, vermuret, ir guot geschuez zuor io<br />

hand und wer gestelt, und fuernaemlich etliche grosse stuk gezogen<br />

uf den Kernerturn, ab welchem das ganz laeger übersehen<br />

und beschossen mocht werden, ouch den vienden grosser schad<br />

beschehen, und sich ordenlich ussgeteilt an gelegne stend der<br />

mur, wacht, wer und hilf, sich etwe dik hinussgewagt an schar- u<br />

muz und an uberval; und wiewol s' den mindren schaden enpfiengen,<br />

so mochts doch nuet verfahen. Wie nun der Türkisch<br />

vorharst bi 40 M. liechter pferden vorangerent, [454] 4 tag das<br />

land zuo ringum uf 10 mil wit het verwust und geprant, am anund<br />

abstreif, was gon, ob 30 M. menschen, wie fech hingetriben so<br />

und verkouft, was nit gon, ob 50 M., zerhacket und gespisset.<br />

Ist der keiser mit ganzem her, uf 300 M. man geschezt, 22 M.<br />

kameltieren, 300 stuk rederbuechssen und 500 schiften, ouch hinzuogetrukt,<br />

hat underwegen 4 Wienisch uf einem scharmuz gefangene<br />

rueter, nach gehapter frag, ieden mit 3 Türkischen ducaten 25<br />

begabt und in d'stat geschikt, den kriegsregenten zesagen, W T O<br />

si die stat willig ufgaebid, so woel er on allen schaden fuerziehen<br />

und iren kueng suchen; darum er hie sie und gmeint haete, in<br />

hie, wie einem redlichen fuersten züstiend, in siner houptstat und<br />

bi sinem kriegsvolk zefinden; wo nit, nit hie danen wichen, biss so<br />

die stat dem boden geebnet und mit kristenpluot grim übergössen<br />

wirt. Si soellid wissen, so numen ein Got im himel, so soel uf erd<br />

ouch numen ein houpt sin; das woel er sin, und sinen köpf nit<br />

senft legen, biss die ganz Kristenheit under sin gwalt gezwungen<br />

ist. D'antwort war kurz, und fromer redlicher kristen: hie irem K<br />

V 25


386 1529<br />

Got, Kristo und irem kristlichen kueng truew und glowen zehalten<br />

oder's leben darum zegeben.<br />

Und als er in gwaltiger Schlachtordnung fuer die stat ankörnen,<br />

uf 26. tag September, da haben sine velthern und hopt-26. Sept.<br />

5 luet fuenf starke laeger einer mil wegs wit zuo ringum und an d'mur<br />

und in die verprenten vorstet geschlagen und nach aller not bevestnet,<br />

zuo land und wasser alweg, und Strassen ingenomen, al<br />

staeg und brugken abgeworfen oder verprent, und also die stat<br />

so guot ingetan, dass ouch nit ein voegeli weder tag noch nacht<br />

io vor pfilen und buechsensteinen weder daruss noch darin soelte hon<br />

mögen komen. Dan so diks, emsigs und [455] so langwirigs tag<br />

und nacht schiessen nie gehoert, und doch nun einmal mit einem<br />

rossen stuk die weri uf dem Kernerturn gerad abgeschossen,<br />

so der nacht besser gemacht. Nach angerichter belaegrung honds<br />

15 on underlas vast streng angehalten mit falken und falconetlin,<br />

aber förderlich mit unzellichem hantgschuezbogen und -buechsen,<br />

fuerschiessen und werfen, also dass in der stat schueslen, boecke,<br />

pfanen und kessi zuo hämisch wurden, ouch sunderlich mit muren,<br />

tueren und bolwerk undergraben, vellen und zersprengen und<br />

äo daruf gruelich angeloffen und gestürmt, und gar kein ruow gelassen,<br />

also dass die in der stat hargegen, ouch on underlas, vast<br />

streng zuo widerstrit, mit starkem gschuez die anloef und stuerm zuo<br />

erlegen, mit schiessen, werfen, schlahen, schirmen, löschen, mit<br />

heftigen verbuwen und gegengraben, uf und im herd, und den-<br />

» nocht ein gute wite die mur lassen fallen, hond mueessen stets<br />

geruest und an der arbeit sin, und sich da ouch, fuerwar wunderbarlich<br />

und mit gegenwertiger kraft des almaechtigen Gots, so<br />

hantlich und riterlich gewert und erwßrt, dass die Türken, sogar<br />

vom grossen gschuez erzagt, dass si nach vil stürmen uf 14. tag<br />

so October den gemeinen stürm durch gefeite und zersprengte mur, 11 Oct.<br />

nit mer, ouch mit seblen und brueglen getriben, weder angon<br />

noch beston, ouch ungwiter und hungers halb nit mer im veld<br />

beliben wolten.<br />

Derhalben ouch der mächtigst Tuerk, wiewol er hoch gess<br />

troewt, nit zuo wichen, ee dan die stat gewunen, ob man schon<br />

den schnö eins knuews tief von im danen mit den henden kratzen


1529 387<br />

mueesse, vom mächtigsten Got schnei mit zagkeit, hunger und<br />

frost erlegt, noch diser nacht ist fliehender wis hinder sich hinweg<br />

gefaren, welchem morndes und am driten tag alles sin her<br />

flux hat nachgevolgt, und sin, — in Tuetschen landen derglichen<br />

macht nie gehört, — laeger, das mit über 40 M. zelten, deren vil s<br />

von siden und mit gülden knepfen, wunderbar zesehen, dem für,<br />

und die jemerliche Türkische wuestung dem wasser und ertrich<br />

ze letze gelassen; ime doch on zwifel mit uberschmerzlicher [456]<br />

ungedult und pin, dass er, der sich berueempt und vermisst, alles<br />

ertrichs her zewerden, hie also alles sines anschlags, ouch von so io<br />

unachtbarem widerstand entwert, muoss nun als ein unadelicher<br />

lantstreiffer heimfliehen und darzuo ob 14 M. streifer und stornier<br />

erwürgt hinder im lassen.<br />

Als nun der almächtig her Got die stat Wien und ire ewiger<br />

gedechtnus und lobs würdige riterschaft hat vor dem kristen- w<br />

pluotsdurstigen Tuerken entschuet und gelediget, hond s' im gross<br />

er, lob und dank, item und grosse triumph-froeud geluetet, gepfiffet,<br />

basunet, boegget, trumetet, gesungen und gesagt, gefiret, gespilt<br />

und gezert, biss uf den 22. tag des monats, do man solt die<br />

riterlichen, wolverdienten knecht abvertigen und bezalen, und 20<br />

die herren und houptlüt undankbarlich suochten, inen die sturmsoeld<br />

abzebrechen und denen vom rieh nur einen zegeben. Do<br />

wurden s', das kein wunder, unwirs und mit tobigem gschrei,<br />

laestren, martren und mit nidergelasnen spiessen an versampter<br />

gmeind eins, das man inen dri soeld gab und die lifrung schankt, 25<br />

aber denen vom rieh gepot, des tags vor nacht uss der stat zeziehen.<br />

Und das was der redlichen knechten Ion, dass die, so erst<br />

ritermessig hochgelobt, iez biiben uebel gescholten, und so erst<br />

mit ir lib und leben die stat erhalten, iez schmaechlich uss ira<br />

getriben wurden. Und das was nit wislich gehandlet, willig, 30<br />

truew, redlich kriegsluet zehaben. Bi 15 hundert waren an scharmuezen<br />

und stuermen umkomen.<br />

In diser riterlichen tat under vilen sind namhaftig gewesen:<br />

herzog Philip, pfalzgraf am Rin, obrister her der richshilf, so<br />

14 houptmannen hat, graf Nik. von Salm, des kuengs Ferdinand H<br />

obrister veldhouptman, her Wilhelm frlher von Rogendorf, des


388 1529<br />

kuengs obrister veld-marschalk, graf Hans von Herdeck der reissher,<br />

desse venner, Stoffel [457] Zetlitzel, von Türken gefangen,<br />

ward vom keiser in gold und siden kleidt und am abzug von<br />

des keisers obristen lanthern, Ibraim Wascha, ledig wider in d'stat<br />

s begleitet um siner redlikeit willen, her Lienhart frlher zuo Vels,<br />

des alten hufens hoptman, her Hans Cacianer •), riter, lanther in<br />

Crain, her Itel Eck von Ryschach, riter, des kuengs über 3 M.<br />

fuosknecht hoptman, der sich um den Kernerturn, da das gfecht<br />

am groesten, sunderlich streng hat angenomen; her Nie. vom<br />

io Turn, riter, des Styrischen und Kernischen huffens hoptman, her<br />

Wilh. von Wartenburg, riter, her über tusent, und Ernst von<br />

Brandenstein, obrister über 3 M. Behem. Es haben 4 Spanische<br />

herren mit iren halben hagken an scharmuetzen und stürmen ouch<br />

vast wol gedient.<br />

iö<br />

Dis Wienische und die nächst vergangne Roemsche, bed wolbedechtliche<br />

kriegshistorien, sind gewisse zuegnus und heitere exempel,<br />

dass aller sig alein dem hern der hörscharen zugehört; dan<br />

hie verlierend der weit mächtigst hern und huffen, Tuerk und<br />

Babst, und gwinen verachte kleine huefle, so gegen jenen nit ze-<br />

20 nemmen; item und was das gross her und huf, uf sin ansehen<br />

verlassen, liechtlich verachte, übersehe und versume, und was der<br />

klein hör und huf, uf sin lib und leben getrengt, redlich wage,<br />

warneme und fuerkome. Dahar sich befindt, dass der groesser<br />

huffen selten die grössere tat getan hat.<br />

25 Hie meintend vil, der Tuerck haete den Luterschen gescheiden,<br />

wan der Babst und sin anhang waerid bereiter gewest, ire haend<br />

und gelt an die Luterschen, weder an Türken, zelegen. Aber<br />

gewislich so hat hie der gnädig Got den farlosen Tütschen, oach<br />

allen kristen, gnädiklich gescheiden, da kein widerstand vorhanden,<br />

so und ouch inen anzeigt, nämlich, was er tuon möge, nämlich von<br />

verren har die Isine ruoten unversehenlich bringen und abwenden;<br />

und was ouch si tuon solten, nämlich sinem heilsamen, sighaften<br />

wort gelouben und geleben.<br />

•) Sonst Katzianer geschrieben; Zedier, Lex, tom. XV, p. 249.


1529 389<br />

Der kueng Ferdinand hat den dechan von Colmar mit credens<br />

an ein stat Bern gesanti) um hilf widern Türken und um friden<br />

[458] gegen Safoy. Der hilf halb war si selbs genoet, lies doch<br />

ein verpot in ir stat und land ussgon, den Venedlern, als den<br />

Türken anhengigen, bi straf libs und gelts nit zuozeloufen. Des s<br />

frids halb war si gutwillig.<br />

Wie der Komisch Babst und Reiser vereint mit uberschwenklichem<br />

pracht zu Bononia zuesamenkomen, und<br />

dass mit dem Rom. Reiser der kueng von Frankrich,<br />

der herzog von Meiland und die Venedier bericht 10<br />

sind worden.<br />

Nachdem und die hoeupter der weltlichen Kristenheit, der<br />

Römisch Babst und Keiser und der Franzesisch kueng nun vil jar<br />

anenandren, und nämlich dis 8te, so der Keiser in Hispania gewesen,<br />

widern barbarischen Barbaross') selbs libs über mer ge- 15<br />

schiffet, in Italia, um das Napols und Meiland streng krieg gefueert<br />

haten, mit vil unkristlicher untruew, unglowens und betrug,<br />

fuernemlich des unsintlichen, wilkerigen Babsts, mrt verschwemung<br />

vil kristlichen pluots, und das luter, da der Tuerk mischt sines<br />

nit under, mit verderbung viler köstlicher landen und lueten und 2»<br />

mit verguedung unzellichs guots und gelts, alles uss armem, pluotigem<br />

schweis getrotet, ouch so vil alles, dass ganz zeglowen,<br />

wenn dise hoeupter sarnpt iren heiteren, Tuetschen und Welschen,<br />

haetid nach kristlicher pflicht, ire, on not, on rechnung, verdoplete<br />

machten zuosamengespannen, der gross Tuerk, kristlichen glo- 25<br />

wens und pluots grimster viend, haete nit indes der unbehueeten,<br />

ja von iren hueeteren selbs zertreten Kristenheit das stark merport<br />

Rodis und das stark vorschlos und tor, das kuengrich Ungern,<br />

abgewunen 3 ) und so vil kristlicher landen und lueten haruf,<br />

i) Eidg. Absch. IV, 1\ S. 179; siehe auch Raths-M. 221, pag. 283<br />

(12. Mai).<br />

2) Der Corsarenfürst Chaireddin in Algier.<br />

s ) Am 21. Dezember 1522 hatten die Türken die Insel Rhodus und im<br />

September 1526 die Festung Ofen erobert.


s<br />

390 1529<br />

fuer Wien uss, so grusam mit fuer und Isen zerstreift, und noch<br />

witer getan, so bi den getrenten Tuetschen kein verfasster widerstand,<br />

[459] wo Got im sinen anschlag durch vil ungewiter nit<br />

gebrochen haete.<br />

Ob nun der Tuerk, oder selbs mueede, den kristlichen hoeuptern<br />

friden geraten hab, so ie der Babst, Venedy, sampt ganzem Italia<br />

und der Franzesisch kueng mit guten streichen wol erfaren hond,<br />

dass si gegens Keisers gluok nuet vermögen, honds iren stolz nidergelassen<br />

und bedacht, das an d'hand zenemen, welches, so si's<br />

io anfangs getan haeten, aller krieg und alles unsaeglichs uebel, so<br />

daruss entsprungen, vermiten bliben wären, nämlich frid und<br />

frintschaft, das Got gefellig, der weit nuzlich und irem ampt<br />

gepuerlich. Uf das so honds, wie ouch besunders mit grossem<br />

verlangen die unluterschen staend, an Keiser emsige Werbung<br />

i5 getan, dass er haruss ins rieh käme, gemeinen friden zemachen,<br />

dem Luther und dem Türken zewßren, und als er underwegen,<br />

ist der Babst fuergeloffen und hat sinen friden zuo Parsalona 1 ) vordannen<br />

gemacht, also dass im, dem Babst, die stat Florenz, so<br />

ums Keisers willen das geschlecht der Medicis hat ussgestossen.<br />

so als der Babst zuo Rom was gefangen, ouch den Keiser um schirm<br />

anruofende, in und zestraffen übergeben ward mit hilf des Keisers.<br />

Desglichen tat ouch der kueng von Frankrich vors Keisers<br />

ankunft, stund von allem krieg ab und richtet sine witzige muoter 2 )<br />

an ire witzige gschwlen, Margariten, in Burgund und Flandren<br />

»5 regentin, des Keisers basen, zwischen im und dem Keiser frid<br />

zemachen, das ouch, wie zuo wunder geredt, durch die zwo groesten<br />

Item zuo Camerach in Picardy ist beschechen 3 ), also dass der<br />

Kueng des Keisers Schwester Elionoram, witwen von Portugal,<br />

solt elich haben, sine sün, Franz und Heinrich, um 20 sonnenso<br />

krönen ledigen und sich Napols, Jenow und Meiland verzühen;<br />

das vom Küng geschworen und erstatet und vom Babst im voli)<br />

Barcelona, am 29. Juni.<br />

,) Luise von Savoien.<br />

3) Am 5. August wurde zu Cambray der sog. «Damenfriede» geschlossen.


1529 391<br />

genden jar bim Keiser zuo Bononia bestaet, damit der listig fuchs<br />

uf beder heren achslen sinen siz behielte.<br />

Er, der Babst, hat ouch hie vom Keiser herzog Franzen<br />

von Meiland, des Moren letstem sun, um 9 sonnenducaten sine<br />

bestaetigung ussgebracht 1 ), nach uberschwenklicher verhertigung a<br />

der stat und lands Meiland.<br />

[460] So haben die Venedler mit dem Keiser iren friden,<br />

nit on opfer, gnad und ablas, ouch getroffen.<br />

Und also in der zit des Tuerkenabzugs ist der Roemsch Keiser<br />

mit starker schiffung Andre Doria uss Hispania gon Jenow ko- w<br />

5. Sot. men, und darnach uf den 5. tag November mit uberhuepschem,<br />

gwaltigem her zuo ross und zuo fuos, zuom kostlichsten gewapnet<br />

und geziert, herlich und froelich zuo Bononia ingeriten und vor<br />

S. Petronius kilchen uf himelscher bruege vom dargetragenen<br />

himelirdischen Babst hochfestlich empfangen, alles mit selicher is<br />

herlikeit, majestaet und llikeit, dass wunderbarlich zehoeren, aber<br />

hie ze lang ze beschriben und in den keiser-kroniken zelesen.<br />

Und als der Keiser dem Babst fues, hend und baken, als sinem<br />

abgot, gekuesst, sprach er knuewend in Latin : «Her vater, ich bin<br />

hie bi ihver heilikeit, daruf ich mich langzit gefrötvt hab; erpüt m<br />

mich, ein schirmer ütver heilikeit und des kristlichen gloubens zesin,<br />

und mine tverk sollen die wort übertreffen.» Schankt im ein<br />

gülden sekel, darin bi 4 M. ducaten des besten golds, conterfeter<br />

an geschichten und bilden. Da ist der Babst ufgestanden und<br />

hat den Keiser drist an sinen baken gekuesst und gesprochen: 25<br />

« Keiserliche Majestät, ich gib mich schuldig und beger gnad,<br />

und pit, keis. Majestät wolle mir nit verargen das füssküssen,<br />

das nit mines ivillens, sunder uss harkomen bruch der ceremonien,<br />

so ein keiser die krön holet, beschechen. 1 Hat demnach in<br />

bi der hand von der bruege herabgefueeret und sich, wie der held m<br />

Anton de Leva, im zug lassen tragen in sin palast, dahin im<br />

der Keiser, nach besuchter kilchen und gekuesstem S. Petronii<br />

hopt, ist ze fuos nachgevolgt; haben sich da die zwei der Kristeni)<br />

Das Herzogthum Mailand wurde im Dezember wieder an Franz<br />

Sforza übergeben.


392 1529<br />

heit obristen hoeupter von wegen keiserlicher kroenung, kristlicher<br />

Vereinigung und Italischer ruow mit enanderen wol besprächet<br />

und beraten; was aber gevolgt, werden volgende jar zeigen. Dis<br />

ankunft des Keisers, daruf vil gewetet und gezilet, gab vil ruos<br />

mens, rueemens, troestens, troewens und Schreckens. Aber der<br />

wind verwaeits, wie duers low, bald, wan der her der herren was<br />

meister.<br />

[461] Des kuengs von Frankrich gescheft in der Eidgnosschaft<br />

und von dem tod siner generalen Morolets<br />

io und Megrets.<br />

Der kueng von Frankrich, vom krieg abgestanden und iez mit<br />

gueetiger fridshandlung gegen Keiser verheft, hat dis jar nuet sunderlichs<br />

mit sinen liebsten fruenden und gevatern, den Eidgnossen,<br />

uszerichten gehept, wen dass er zuvor klagt, dass ein lobl. stat<br />

i5 Bern, so diss lobl. gluekhaftigen punds ein anfang, im sine pundsbrief<br />

hinussgeben und irer kristlichen reformation- pension- und<br />

kriegsartikel zuor warnung zuogeschikt habe. Item dass er d'Eidgnossen,<br />

so stets hieschid, iezt libs not halb nit bezalen koente<br />

die schuld, uf 400 M. franken reichende, mit hoher pit, gedult<br />

20 ein kleinen zit zehalten und fuer allen Verlust gesichret zesin,<br />

von im nit abzeston, siner muomen, der grefin von Nuewenburg!),<br />

ire grafschaft Nuewenburg, ee mit recht, widerzekören; das beschach*);<br />

und fuernaemlich, dass si, d'Eidgnossen, von irem verderplichen<br />

unfriden zuo heilsamer einmueetikeit ston soeltid; harzuo<br />

25 er sine treffenliche ratsboten abgevertiget, item und an des zuo<br />

Friburg gestorbenen Morolets 8 ) stat, haruss, wie begebt, gesant<br />

hete den general Megret 4 ), den Eidgnossen um ir anligen antwort<br />

zegeben. Diser Megret, ein heiiicher, geierter und des<br />

gotsworts ein guenstiger man, starb kristlich on baebstliche cere-<br />

•) Johanna von Orleans-Longueville.<br />

! ) Durch Vertrag vom 12. Mai.<br />

3) Jean Morelet. Rott. Inv. V. 212.<br />

4 ) Lambert Meigret. Rott. Inv. V. 199,


1529 393<br />

monien und Sakrament zuo Soloturn in siner wonung, die er da<br />

zu Barfuessen erkouft und erbuwen hat. Hies sich in sinen<br />

garten, wie des venner Hans Hugis kristlich husfrow irer kristlich<br />

verscheidenen Schwester hat getan, aber zuo e"ren dem Kueng<br />

und uss begßr hern Anton Boysrigaulx, sines baebstischen mit- 5<br />

botens •), ward er mit gepreng zuo S. Ursen vergraben, wider der<br />

stat nuewe Satzung, dass man niemant, so lutherscher wis, on bicht<br />

und sacrament, stürbe, soelt ins gewicht ertrich bestaten. Gemelte<br />

Hugina lies ire schwester ab dem kilchhof in iren garten tragen<br />

und da ins hern ertrich kristlich bestaten, das der zit gruelich io<br />

und wunderlich was zuo hören.<br />

[462] Dass ein lobl. stat Bern nach unfruchtbarer mitlung,<br />

mit urteil vom Jenfischen burgrecht erkent,<br />

dem herzogen die nuewen punds- und fourgrecht-brief<br />

abkuent und denocht den Jenferen schirm zugesagt hat. 15<br />

Wie sich die Jenfische widerwertikeit zuo ingendem jar, mit<br />

der schuldigen entlibung zuo Jenff besehenen des hern von Pontvera,<br />

des herzogen diener, beschwert 2 ), zuo vientlichem krieg<br />

wolt ziehen und on langen verzug gezogen waere, — dan vom<br />

adel 200 uf der ban — wo ein fridsame stat Bern, wiewol durch 20<br />

des herzogen unbillichen unglowen und gwalt und ouch durch<br />

der Jenferen billiche klag und manung zuo kriegen wol verursachet,<br />

nit so trungenlich und ernstlich hinderhalten und gewert<br />

haete, erstlich die iren, so wider verpot ufgewiglet, den Jenferen<br />

zuozeloufen bewegt — und die, so geloffen, Burkhart Schützen, 25<br />

und Hansen Huber zuo houptluet ufgeworfen baten — item ire zu<br />

reisen gerueste und manende mitburger von Friburg gehaept, und<br />

zum andren iren lieben alten puntgnossen und burger, den herzogen<br />

von Saffoy und sine Widersacher, die von Jenf, ire nuewen<br />

burger, vom krieg zuo frintlichen und rechtlichen tagen bracht, so<br />

alles durch vil brief und boten, ouch mit vil arbeit und kosten.<br />

•) Der — päpstlich gesinnte — Mitgesandte von Frankreich.<br />

2) Der Herr von Pontverre war in Genf ermordet worden.


394 1529<br />

Und also im Hornung ward durch frintliche mitluug der steten<br />

Zuerich und Basel zuo Sant Jullin ein anstand und fridlicher abscheid<br />

ufgericht, zuom ersten, dass der herzog bim Vidomat solt<br />

bliben und der stat Jenf gnuogsame Versicherung tuen, si bi iren<br />

5 friheiten und gerechtikeiten beliben zelassen, ouch zeschirmen,<br />

da recht und keinen gwalt zebruchen; zuom andren, dass ein stat<br />

Jenf dem herzogen nach billikeit soelte ghorsamen, sich siner<br />

Versicherung benueegen und von der steten burgrecht abston; zuom<br />

rlriten, dass die bed stet Bern und Friburg harzuo ver[463]williio<br />

gen und, dass disem vertrag gelept wurde, verhelfen, oder zuom<br />

vierden, um allespen recht und keinen krieg ueebenlassen soeltid.i)<br />

Als aber die von Jenf keiner des herzogen Versicherung vertruewen<br />

und ouch, on recht, von iren kristlichen friheiten und gemachten<br />

burgrechten nit wolten abston, item und ouch der herzog<br />

i5 sin harkomen nit verlassen, klagt, dass die stet, im zuo nachteil,<br />

wider ire brief und sigel 92er geschwornen puenden und burgrechten,<br />

haetid dis Jenfische burgrecht gemacht, do ward diser<br />

artikel mit gunst der partlen, im Brächet, in hoechster unruow<br />

einer stat Bern, gon Peterlingen zuo recht vertaget. Und als die<br />

w dri stet, Zuerich, Basel und Soloturn, item die Safoischen anweit,<br />

die grafen von Tschalang 2 ), marschalk, und von Gryers, bede zuo<br />

Bern und Friburg burger, der her von Lullin 3 ), in der Wat lantvogt,<br />

in der gueetikeit nuet vermochten, und Bern, nämlich der<br />

Klein rat, diser sach ganz verdritzig wolt abkomen, do ward uf<br />

25 den ersten tag Oktober durch den obman, grafen Johann von i. Oet<br />

Gryers, die urteil sinem hern, dem herzogen, zuegefelt, in kraft<br />

des jüngsten pundbriefs von den drlen steten, Bern, Friburg und<br />

Soloturn, angenon, doch zuo Friburg nit versiglet, der da wißt, in<br />

der herzogen landen beschlus keinen burger ufzenemen. 4 ) Und<br />

30 als nun uf dis erobrete urteil der Safoisch marschalk mit sinen<br />

profosen und 60 artschieren in sines hern namen gon Jenf wolt<br />

') Eidg. Absch. IV, l\ S 43 (10.-20. Febr.).<br />

2) Challant.<br />

3 ) Aimo Lullin.<br />

4) Der Entscheid ist abgedruckt in Eidg. Absch. IV, l b , S. 376.


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riten, friden zemachen, ouch darzuo von steten boten begehrt zesehen,<br />

und aber zuo Jenf Jungs und alts jemerlich schrei und bat,<br />

um gots und Kristi liden willen si nit in der tirannen hend<br />

komen zelassen — darzii so klagten sich ire boten hoch abgebner<br />

urteil, so dem Bielischen abscheid widrig und inen unglaublich, 5<br />

dass die frien stet ire kristlichen friheiten schwechtid, sunder<br />

dass fuergewente pundsbrief nur des herzogen eigne undertanen<br />

berueeren, deren ire stat nit sie [464] noch sin wolle, mit hoechster<br />

iOet. pit, si noch nit zuo verlassen. Und also uf 4. tag October ward<br />

zuo Bern im Grossen rat abgeraten •), dem herzogen die nuewen 10<br />

nachteiligen puend unverzogenlich haruszevordren, und nämlich<br />

die, so da wisten, dri bistum in irem kosten zuo hanthaben, keine<br />

puend oder burgrecht ussert der Eidgnosschaft und innert siner<br />

landen kreis zemachen; hiebi den Jenferen zuogesagt hilf fuer<br />

•iOtt. gwalt, ouch inen desse uf 6. tag October einen tröstlichen ab- 15<br />

scheid geben, und die Safoischen gewarnt, keinen gwalt zebruchen.<br />

Und da, das nie on vecht beschehen, uf die uebelbedachte<br />

frag Peter Tormans, des frechen burgers, wiewol vil, und des<br />

Kleinen rats der merteil, ein gross schlichen darab haten, den<br />

jüngsten Safoischen pundbrief, als unbekanten und schädlichen, 20<br />

under ougen lassen durchstechen und zerbrechen *), item zuo Friburg<br />

und Soloturn ir sigel herabzevordren. Und also ward diser<br />

handel strenger, und ein from stat Bern, so daruss zekomen facht,<br />

noch tiefer hiningestekt, wie das im volgenden jar wirt erschinen.<br />

Dass ein stat Bern irem land lnderlappen niiwe lautrecht, *><br />

ampt und gericht hat geben.<br />

Diss jars durchuss, neben so grossen geschehen, hat ein lobl.<br />

stat Bern vil arbeit und kostens ankert, ire obre land wider in<br />

ruow und einikeit zesetzen, die ghorsamen mit gnaden und guttat<br />

erkent und die unghorsamen uf gnad und ungnad ufgenomen, 30<br />

>) Raths-M. 223, S. 78 n. ff,; nach Eidg. Absch. IV, 1», S. 335 fand die<br />

Verhandlung vielmehr am 3. October statt.<br />

! ) Raths-M. 223, S. 93.


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vilme mit gnaden, dan Ungnaden versuent, sich an treglichen<br />

rechten und an wenig, wiewol vil verwuerkt, pluotexempel lassen<br />

benueegeD, und daruf allen gemeinen lanzfriden zehalten streng<br />

geboten; aber des klosters Inderlappen muenchisch gepiet in ein<br />

5 fri land und herschaft, under irem namen, gewirdiget und deren<br />

nuewe lantrecht, gericht und aempter verschriben, geben und<br />

bestelt. 1 )<br />

[465] Der stat Undersewen begabnng.<br />

Item ir stat Undersewen, zuo erkantnus geleister pflicht und<br />

io gelitens Schadens ersatzung, hundert kueeberg am Sevina 2 ) zuo<br />

ewigem erblehen geluehen, um V u jerlichs lehenrechtzinses.<br />

Item ire Wirtschaft, pfister, mezge, wag, gwicht und mess gefrlet.<br />

Item iren den ewigen bodenzins, nämlich 3 u wachss<br />

und ein schwarze hennen mit gelen fiessen, dem kloster pflichtig,<br />

15 item und den roten zipfel von irer paner abgenomen.<br />

Ton einer nuwen krankheit, der Engelsch schweis<br />

gnempt.<br />

Diss jars herbst ist uss Engenland haruber in Tuetsche land<br />

biss haruf an d'Alpen gehlingen komen ein pestilenzische sucht,<br />

20 von irem harkomen der Engelsch schweis gnempt, den Tuetschen<br />

ganz unbekant, welche, ee dann si und ir artzni bekant, unzellichs<br />

volk indert 24 stunden huffecht hinnam, mit uberfluessigem<br />

schlaf, schweis und onmacht. Dar wider half und was artzni:<br />

sich flux fuer allen luft in schweis gar verdecken 14 stund, dem<br />

25 schlaf weren und dem herzen mit etwas herzengetrenks oder<br />

confects ze hilf komen, sust die zit uss niechter und unverenderet<br />

bliben; darnach suber kleiden und mit guter spiss und trank<br />

') Neues Landrecht von Interlaken vom 24. Juni, siehe Schnell und<br />

Stürler, Rechtsquellen des Kantons Bern, Nr. 1225 (S. 74). Bestätigt wurde<br />

dasselbe erst am 30. Januar 1530, nach Raths-M. 224. S. 183.<br />

2) Westliches Seitenthal des Lauterbrunnenthaies; über die Schenkung<br />

vergl. RegeBten der Schw. Archive. Interl. Nr. 623 vom 12. Dezember.


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wider Sterken. Wo nun dis warnung bekaut, da tets nit sundren<br />

schaden, und deshalb in obren landen minder dan in niedren,<br />

und doch an eim ort me dan an andren. Etlichen kam's mermal,<br />

etlichen erschwarzeten, geschwullen, erlampten und verdürben<br />

die glider, so der luft blos erreicht, deshalb vil mit s<br />

strenge der bruot erstoekt wurden. Si kam im December von<br />

Basel fuer Soloturn gon Bern, erwuscht flux ob 300 menschen,<br />

deren nit über 3 stürben, verwarloset. [466] Ein truewe stat Bern<br />

tet schnei gschriftliche versehung in al ire gepiet, dardurch die<br />

iren um und um vom schaden diser erschroeklichen sucht wol io<br />

bewart und verhuet wurden.')<br />

Von ungwiter.<br />

Diss jars hat vil ungwiter an vil enden grossen schaden tan,<br />

und nämlich zu Basel der Birsig, so bi 2 klaftern hoch ans richthus<br />

gestossen, semlichen, das ein truewe stat Bern iren ratsboten, ]5<br />

Junker W. von Diessbach, hinab schikt, darum truelich zu beklagen.<br />

Im Meien.<br />

• Juli. Uf den 26. tag Julii am morgen zuom 6. erschlug der donder<br />

im schlos Schenkenberg Uol. Meggers, des vogts, husfrowen und<br />

junkfrowen eins Streichs gruelich. 20<br />

Von fuenfjaeriger tuere und fürsehung.<br />

Diss jars herbst, nach kaltem und nassem sumer, doch mer<br />

uss mangel truewer regierung, dan uss mangel nottuerftiger narung,<br />

hat gar nach in allen landen aller dinge tuere angefangen, die ins<br />

fuenft jar so streng gewaeret, dass desglichen jamers on kriegsnot 25<br />

kum ie erhoert. Da hat ein lobl. stat Strassburg irer kristlichen<br />

miltikeit sunderlichs lob erlangt, Basel hat iren burgern 2 M.<br />

krönen dar gestrekt.<br />

Aber ein truewe, fuersichtige stat Bern hat so truelich und fuersichtiklich<br />

in disem jemerlichen not gehandlet, dass in ir stet 30<br />

>) Verordnung an Stadt und Land vom 18. Dez.


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und lendren vil mindre not und klag, wiewol nit kleine, erfunden,<br />

dan in andren, ouch fruchtbareren, landen. Erstlich sich mit iren<br />

nachpuren und mitburgeren von Friburg, Soloturn, Biel und<br />

Nuewenburg vereint, kein frucht noch veh uss iren gepieten, dan<br />

s mit zuon Eidgnossen, gan, und gar keinen fuerkouf, sunder allen<br />

kouf und verkouf alein an ofnen bestimpten merkten besehenen<br />

zelassen. Und darzuo einen schlag [467] gemacht uf 18. tag De- !'• *«•<br />

cember zuo Bern, nämlich 1 muet dinkel um 18 batzen, 1 muet<br />

kernen um 6 U, 1 muet roggen um5 g, 1 muet muolikorn um<br />

io 6 u, 1 muet mischelkorn um 3 ti 5 Schilling, alles bernermess<br />

und werung. Diser schlag steig gar noch um den driten teil uf:<br />

gersten, haber und ouch kruesch ward verbachen. Darzuo lassen<br />

alle kornkasten besuchen und beschetzen, und da gebueten, nuet<br />

über zimlichs bruchs notturft uf witere tuere hinder sich zuo be-<br />

15 halten, sunder in ansehen kristlicher lieb und schuld zuor not<br />

haruss zeteilen. Item den wirten und winschenken, und besunder<br />

den pfistren und muellern, unwillige aber notwendige regel geben,<br />

alein von vier muellefn, Lutstorf, Nie. Müllern, Wiegsam und<br />

jungen Leffler angenomen; den pfistren bevolhen, alein kernis<br />

20 4 und 8 pfennig-werdigs, kein prezlen, wastlen noch wissbrot<br />

zebachen. Hies vom land brot harin fieren ze markt, lies ouch<br />

selbs bachen und underm duchhuoss verkoufen, stalt die sundren<br />

zerwinkel, prass und zutrinken ab, gepot bi verlust des gerichts,<br />

nit über 5 Schilling zebeiten, 1 muet haber um 9 batzen und<br />

25 1 mass wins um 2 seh. zegeben. 1 )<br />

Ordnungen zu sterkung kristlicher reformation.<br />

Diss jars hat ein lobl. stat Bern zuo besserung ires regiments<br />

ire köstliche reformation gesterkt und genieret, nämlich ir korgericht<br />

mit personen, gwalt, sigel, Ordnung, bruech und Satzungen<br />

so versehen, sin urteil unwegerlich, dan durch nuew recht, gemacht,<br />

ime der kilchen spen und personen, die ösachen, des ebruchs,<br />

i) Beschlüsse von Räthen und Burgern vom 24. und 28. Oktober und<br />

3. November (Raths-M. 223, S. 161, 167, 186).


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hurt, kuppleri und andrer ofner und ärgerlicher lastren und<br />

aergernuessen recht und straf underworfen. Item gemeinen, einhelligen,<br />

ordenlichen bruch der köstlichen Sakramenten, nämlich<br />

des heil, toufs, des heil, nachtmals, item und die bezuehung,<br />

ofnung und bestetung der heil, e, item [468] mit hinlegung aller 5<br />

n. März.baebstischen ceremonien und zuosaetzen uf 17. tag Merz, Item<br />

und wider schweren, zutrinken, spilen, ueppige kleider, zerhowen<br />

hosen und zwlfalt gwer, als degen und dolchen, verpot und buss<br />

so. &z.ufgericht am Osterzinstag, was der 30. eegenants monaz. 1 ) Aber<br />

allen priesteren zuo gemeinem schirm gwer und harnesch zehaben 10<br />

gepoten, verstünde sich kristlich uf nuew und alt testament zei.Wm,haben,<br />

2. Mart. 2 ) Item Verletzung, schmach und Verachtung<br />

der predicanten und ouch irer predien hoch verpoten, 8. Aug. 3 )<br />

Die Satzung der gaben, pensioneu und reissgloeui'en<br />

geschworen. «<br />

28. Febr. Uf den 28. tag Hornung haben raet und burger einer stat<br />

Bern bestett und geschworen die kristliche Satzung und Ordnung<br />

der gaben, Pensionen, fremden puend und reissgloeufen. Got, in<br />

desse namen es beschehen, erhalt's 4 ), dan der blind, erlös eigennuz<br />

hat vor me den einist semliche nuet mindere Satzungen uf- 20<br />

gelöst und abgetan, unangesehen den gruelichen schaden, so daruss<br />

wider Got und 6r, an Hb und sei ist entsprungen; und hie über<br />

ein jar ist's in stat und land geschworen worden.<br />

>) Miss. R. p. 257—260.<br />

2) Raths-Man. 221, S. 35.<br />

3) Raths-Man. 222, S. 253. — Miss. R. p. 374.<br />

4) 24 Febr. Raths-Man. 221, S. 10, 11. Der Stadtschreiber hat beigefügt:<br />

« Dii bene vertant! sanguinolentam pecuniam, unicam patriae perniciem<br />

cordium scriniis penitus evacuent !> — Ein bez. Mandat ist erst vom<br />

15. Februar 1530. Miss. R. p. 485.


400 1529<br />

Kouf.<br />

Ein stat Bern hat irem burger, Anton Lombach, das frowenkloster<br />

Detlingen') verkouft, S. Antonis gotshuos 2 ) Mathis Murern.<br />

Friheit.<br />

» Das S. Johanserhus 3 ) zuo ofner friheit offen behalten.<br />

Buw.<br />

Die brugk zuo Guemina meister Veitin Hirssingern verschaft<br />

zebuwen, das ouch nit mit kleinem kosten besehenen. 4 )<br />

,) Am rechten Ufer der Aare unterhalb Wohlen. 2. Dezember. Raths-<br />

Man. 223, S. 273.<br />

«) An der Postgaese. 10. September. Raths-Man. 222, S. 366. Preis<br />

300 S.<br />

3 ) Der Johanniter-Orden besass ein Haus oberhalb des Rathhauses.<br />

4 ) 17. November. Raths-Man. 223, S. 225, wo der Bauvertrag eingeschrieben<br />

steht.

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