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1998 - Landzunft Regensdorf

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hohe Alter und die kunstgeschichtliche Bedeutung desGebäudes ebenfalls erkannt hatte. Sein und der Kirchgemeinde Ziel war es, den Bau wieder der kirchlichen Nutzungzuzuführen. Gattiker half zusammen mit seinen Konfirmanden selbst aktiv bei den Bauarbeiten mit.Zuerst wurde der Westeingang wieder freigelegt und miteinem neuen Türgericht versehen. Die nachträglich entstandene Chortür und alle nicht originalen Fenster wurdenzugemauert, an der Aussenseite die vier spätgotischenFenstergerichte aus graugrünem Sandstein aber sichtbarbelassen. DieAussentreppe im Norden riss man ab, und derdamit nutzlos gewordene Eingang ins Hochgeschoss wurde unter Belassung des datierten Türgerichts vermauert.In der ursprünglichen Höhe und am richtigen Ort wurde dasgrosse Chorfenster rekonstruiert, wobei für die äussereForm die kleinen Fensterchen im Schiff als Muster dienten.Das Dach und die Riegelwand über dem Chor beliess manaus Kostengründen bestehen, wodurch das äussere Aussehen sich nur geringfügig veränderte. Das ursprünglicheNiveau des Fussbodens war leicht zu ermittel und zurekonstruieren; im neu entstandenen, fast 1 m hohenZwischenboden wurde eine Bodenheizung eingerichtet.Das Schiff erhielt eine Flachdecke aus Holz mit Längsleisten,an der vier kleine Beleuchtungskörper diskretmontiert wurden (ehemals hängend, seit 1982 in die Deckeintegriert). Vom Altar wurden keine Spuren gefunden, auchkeine Fundamente, und man verzichtete auf die Errichtungeines neuen. Die erwähnte Erlaubnis des KonstanzerBischofs von 1470 zur Benützung eines Portatile (Tragaltars,siehe oben) lässt annehmen, dass es nie einen festen Altargegeben hat.Innen bot sich nun die Kirche wieder im Originalzustand dar.An das Schiff, dessen Masszahlen von Breite und Längesich im Verhältnis von fast genau 2: 3, von Höhe und Breite1:1 verhalten, schliesstsich dertonnengewölbte, stark eingezogene Chor an, der im inneren Grundriss (ohne denChorbogen) fast quadratisch ist und sich durch eine Stufevom Schiff absetzt. Der Chorbogen in Sichtmauerwerkaus Sandstein kommt wieder voll zur Wirkung, ebenfallsdas Chorfenster. Die Oberfläche der Nord- und Südwandzeigt stellenweise originales Mauerwerk: mit Mörtel breitausgeworfene Fugen mit Fugenstrich, wobei die Köpfeder gleichmässig grossen Kieselsteine ausgespart sind(pietra rasa).Auf die Rekonstruktion der ehemals wohl vorhandenenkleinen Empore an der Westwand wurde verzichtet (einSandsteinquader mit Nut an der Nordwand deutet daraufhin). Das Licht erhält der Raum bei Tag lediglich durchdas Chorfenster und die drei kleinen Fensterchen imSchiff (eines an der Nordwand, zwei an der Südwand). Esherrscht deswegen im Inneren eine düstere Dämmerstimmung, auch bei schönem Wetter, wobei das Chorfensterden Lichteinfall fast allein bestreitet. Die hochgelegenen Seitenfenster deuten eher auf ein frühes Baudatum.Die ähnlich gebaute Kapelle in Degenau-Blidegg(östlich von Bischofszell) wird in die Mitte des 12. Jh.datiert, was auch für die von Oberregensdorf Geltunghaben dürfte.Ein Jahr nach Abschluss der Restaurierung, am 13. Mai1956, wurde die Kapelle zusammen mit der ebenfalls restaurierten Dorfkirche feierlich eingeweiht und als Kapelleder evangelisch-reformierten Kirchgemeinde zu kirchlichemGebrauch zurückgegeben.Eine Entdeckung, die während der Restaurierung gemachtwurde, der man aber bisher zu wenig Beachtung geschenkt hat, unterstreicht die Datierung in die 2. Hälftedes 12. Jahrhunderts. Gemeint sind die «al secco» ausgeführten Wandgemälde. die von Pfarrer Gattiker zuerst freigelegt und vom Atelier des Gemälderestaurators HenriBoissonnas aus Zürich zum Teil mit Zementinjektionen imVerputz gesichert und dann fixiert wurden. Boissonnasentschloss sich zu einer neuen Methode, um den erhaltenen Bestand besser lesbar zu machen: um die noch inTeilen vorhandene Originalmalerei unverändert zu belassen,sie also nicht zu ergänzen, kopierte er alle noch erkennbaren Partien der Originalmalerei auf Plexiglastafeln, die— über die Original gelegt — die Erkennung der ursprünglichen Bilddarstellungen ermöglichen. Alles, was er irgendwie feststellen konnte, malte er in roter Erdfarbe (wiebeim Original) auf die im Mass der Bildfelder zurechtgeschnittenen Tafeln. Diese wurden in die von Schiff und Chorgebildeten Ecken beweglich befestigt, so dass sie sowohlüber die Orignale geschwenkt oder an die Längswändenangelehnt werden konnten. Die an und für sich überzeugende Methode hatte den Nachteil, dass das Plexiglasspiegelte und die Malerei dahinter vom Kondenswasserfeucht und schimmelig wurde; zudem wurde der Zweckder Tafeln meist nicht verstanden, und man empfand sieals störende Fremdkörper im Kircheninnern.1981 entfernteman die Tafeln auf Wunsch der Kirchenpflege und verbrachte sie ins Gemeindemuseum. 1997 wurden sie zurbesseren Handhabung ausstellungsmässig gerahmt understmals photographiert. Die Originalgemälde in der Kirchefallen nun (leider) kaum mehr auf.Was ist nun auf den vier erhaltenen Bildfeldern dargestellt?An der Stirnwand des Schiffs, links vom Chorbogen, befindet sich eine Kreuzigung mit Maria (links) und JohannesEv. (rechts), dazu oben rechts ein Engel, der die SeeleChristi aufnimmt. Unter dem Kreuz steht ein Gefäss zurAufnahme des Blutes des Gekreuzigten. Als Besonderheit, und für romanische Zeit eher ungewöhnlich, kniet zuFüssen des Kreuzes ein Stifterpaar, der Mann links, dieFrau rechts. Oben wurde ausgeführt, dass dafür am ehesten Lütolf lila. und seine Frau, eine Freifrau von Krenkinen, in Betracht fallen (evtl. auch Lütolf IV. und seine Frau,

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