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1998 - Landzunft Regensdorf

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Mit einem Staatstreich, am 9. November 1799, stürzte erdie direktoriale Regierung und begründete das vorerstdreiköpfige Konsulat, dem er als Erster Konsul vorstand.Napoleon wollte keine Republik, es strebte eine Militärdiktatur an. 1802 ernannte er sich selbst zum 1. Konsul aufLebenszeit und war somit Staatsoberhaupt. Doch selbstdiese Beförderung befriedigte seinen Ehrgeiz nicht. 1804setzte er sich in der Kathedrale Notre-Dame in Gegenwartdes Papstes die Kaiserkrone aufs Haupt. Nun war er amZiel, Paris war die Hauptstadt eines ihm untertanen Europas.Es war seine feste Überzeugung, dass die Franzosen einemkaiserlichen «Grand Empire« gegenüber einer parlamentarischen Demokratie den Vorzug geben würden. Das altrömischeReich war seine Vision.Die Besetzung der SchweizNach Abschluss der Friedensverhandlungen in CampoFormio kutschierte Napoleon auf dem Weg zum Kongressvon Rastatt quer durch die Schweiz. Er wurde in Genf,Lausanne, Liestal und Basel vom Volk als Held der Freiheit stürmisch begrüsst. Kurz danach, über die Jahreswende1798/99, wurde in aller Eile in der Schweiz die Tagsatzungnach Aarau berufen. Es sollte die Letzte sein. Diedreizehnörtige Eidgenossenschaft war ein Staatenbundvon Uneinigen.Von Frankreich bedroht, schworen die Eidgenossen feierlich, sich dem alifälligen Eindringling zu stellen.Als dann aber am 28. Januar 1798 40000 militärisch gutgedrillte Franzosen in die bernische Waadt einmarschierten,teilte sich die Bevölkerung. Die Waadtländer begrüsstendie Gleichsprachigen in der Erwartung, dadurch die bernische Herrschaft endlich loszuwerden. In der übrigenSchweiz hingegen war der Empfang unterschiedlich. Fürdie einen waren die Besetzter die Befreier während dieanderen den Franzosen nicht trauten. Die blutigen Ereignisse der Revolution hatten sie mit Misstrauen erfüllt. Ausheutiger Sicht wundert man sich, wie gering der Widerstand der alten Eidgenossen gegenüber den Okkupantenwar. Ausser den Bernern, den Freiburgern, Solothurnern,Schwyzern und Nidwaldnern haben alle dem Einmarschzugeschaut, ohne sich zu wehren. Das ist einerseitswegen den gehegten Erwartungen auf Abschaffung derFeudallasten und anderseits wegen der fehlenden militärischen Bereitschaft verständlich. Einzig Bern hatte seine Miliz kurz zuvor neu bewaffnet und ausgebildet. Wegen einemMissverständnis im eigenen Lager wurde aber der Angriffbeim Grauholz nicht zur Heldentat. Anders verlief der Einzug der Franzosen in Zürich. Unsere Regierung stand angesichts der französischen Invasion in Zugzwang zurLandschaft. Zu lange hatte man die Landbevölkerung vonder Stadt aus vom hohen Ross herab regiert. Nun lag dieAbstreifung des zünfterischen Monopols für Gewerblerausserhalb der Stadt in Griffnähe. Es war deshalb die Sorgeder Stadt, das Landvolk werde sich auf die Seite der Franzosen stellen, berechtigt. Noch fünf Jahre zuvor hatte dieRegierung einen Annäherungsversuch der Stäfener kategorisch abgeschmettert. Die Verfasser der Memorials wurden sogar eingesperrt und jetzt — angesichts der Drohungvon aussen — schnellstens wieder auf freien Fuss gesetzt.Für Stadt und Land wurde eilends gleiches Recht, die Beseitigung der Grundlasten und die Gewerbefreiheit in Aussicht gestellt. Auch wurde beschlossen, den alten Rat miteiner Landeskommission, in der die Landschaft zu dreiVierteln hätte vertreten sein sollen, abzulösen. Eine neueVerfassung war bereits in Auftrag gegeben, als kurz danach, am 5. März 1798, die Berner kapitulierten. Wie LudwigXVI. hatten auch auch die Zürcher Stadtherren den Volkswillen unterschätzt.Von Frankreich diktiertMit dem Einzug der Franzosen in Bern war die alte Eidgenossenschaft gefallen. Bereits eine Woche danach wurdedas Ancien R~gime der dreizehnörtigen Eidgenossenschaft durch die von Paris aus diktierte neue HelvetischeVerfassung ersetzt. Am 12.April verkündeten in Aarau dieVertreter von zehn Kantonen die «eine und unteilbare HeIvetische Republik». Diese war in 18 Kantone eingeteilt,alle ohne eigene Kompetenz; es waren Verwaltungsstellenund nicht mehr. Aus je acht Kantonsvertretern wurde der«Grosse Rat» Helvetiens als gesetzgebende Gewalt undaus je vier Vertretern der «Senat» zusammengestellt. DieExekutive wurde in «Direktorium» umbenannt. Sie bestandaus fünf Direktoren. Das Direktorium delegierte in jedenKanton einen Regierungsstatthalter. Aus den Bezirkenwurden Distrikte und aus den Gemeinden Munizipalitäten.Der Aufbau war streng zentralistisch, so wie er noch heutein Frankreich besteht. Allen Amtern war zudem ein Agentbeigegeben, der bedacht war, dass den Grundsätzen derRevolution nachgelebt wurde. Die Neuordnung sah vor,den Boden von allen Feudalverpflichtungen zu befreien.Das bedeutete das Ende der Zehntenabgabe. Doch nichtso, wie man gedacht hatte. Sehr bald setzte sich eine Loskaufspflicht durch. Schliesslich musste der Staat finanziert werden; wenn nicht mehr mit Naturalien von denBauern, so doch mit Geld von allen. Über die Höhe derLoskaufsbeträge lag man über einige Jahre im Streit.Noch der Bockenkrieg im Jahr 1804 war u.a. auf diese Uneinigkeit zurückzuführen.Mit der neuen Verfassung wurden die Perücken in den Kasten gelegt, es wurde der «Herr« nur noch mit «Bürger« angeredetund angeschrieben. Selbst der Herr Pfarrer war nunder ~‘Bürger Pfarrer«. «Die Gnädigen Herren» gab es nichtmehr, diese Schmeichelsitten waren abgeschafft. Bei keinem amtlichen Schreiben durfte im Briefkopf die Devise«Freiheit und Gleichheit» fehlen. Das alles lässt den weitgreifenden Umschwung als Aufbruch in eine neue Zeit erkennen. Doch auch die Medaille der «Befreier« hatte eineKehrseite. Schon bald wurde «Egalitö« nicht mehr mit«Gleichheit«, sondern mit «alle gleich elend« übersetzt.

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