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Baugeschehen und Geschichte am Dresdner Neumarkt

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Seite 16 <strong>Neumarkt</strong>KURIER Heft 3/2010<br />

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teiligungs GmbH & Co. verkauft, eine Tochtergesellschaft<br />

der Hapimag-Unternehmensgruppe.<br />

Diese wird in dem Gebäude, dessen<br />

Rekonstruktion r<strong>und</strong> 10 Millionen Euro kostete,<br />

38 Ferienappartements betreiben.<br />

Doch der Baubeginn stand unter keinem guten<br />

Stern. Im Verlauf des Jahres 2008 musste<br />

der Investor ein halbes Jahr auf die Baugenehmigung<br />

warten, nachdem die Gagfah, Besitzerin<br />

der Nachkriegs-Riegel an der Wilsdruffer<br />

Straße, nach der Offenlegung des Bebauungsplans<br />

für das Quartier IV/2 Einwände geltend<br />

gemacht hatte. Sie bemängelte die laut Baurecht<br />

zu geringen Abstandsflächen zu ihrem<br />

Gebäude. Der hintere Bereich des Gr<strong>und</strong>stücks,<br />

auf dem das Palais de Saxe stand,<br />

wurde daraufhin aus dem Bebauungsplan genommen<br />

<strong>und</strong> als unbebaubar deklariert.<br />

Im Dezember 2008 konnte zunächst die<br />

Gr<strong>und</strong>steinlegung erfolgen <strong>und</strong> mit der Sicherung<br />

des Kellers begonnen werden. Doch<br />

schon im Februar 2009 erfolgte ein weiterer<br />

Baustopp, diesmal auf Initiative der Berliner<br />

Zahnärztek<strong>am</strong>mer, die das Nachbargr<strong>und</strong>stück<br />

des British Hotel zu erwerben beabsichtigte.<br />

Auch sie monierte den zu geringen<br />

Abstand. Die Stadtverwaltung hat daraufhin<br />

das sächsische Oberverwaltungsgericht eingeschaltet.<br />

Im Juni 2009 begründete dieses<br />

die Rechtmäßigkeit des Baustops mit dem<br />

Sachverhalt, dass das British Hotel auf der<br />

Rückseite lediglich als moderner Zweckbau<br />

errichtet werde, nicht als eigentliche Rekonstruktion.<br />

Erst zähe Verhandlungen zwischen<br />

Stadtverwaltung <strong>und</strong> Gagfah brachten daraufhin<br />

im September 2009 die Lösung, indem<br />

die Stadt unter Nutzung des Vorkaufsrechts<br />

B E R A T U N G<br />

P L A N U N G<br />

FERTIGUNG<br />

Tischlerei G.u.T. GmbH<br />

An der Walze 5<br />

01640 Coswig<br />

Tel: 03523-78068<br />

Fax: 03523-78066<br />

tischlereigut@aol.com<br />

www.Tischlerei-gut.de<br />

die umstrittene Fläche hinter dem British Hotel<br />

erwarb <strong>und</strong> das Widerspruchsverfahren<br />

d<strong>am</strong>it beendet wurde. Über den Preis wird<br />

seither geschwiegen.<br />

Die fertiggestellte Rekonstruktion<br />

Betrachtet man heute das fertiggestellte British<br />

Hotel <strong>und</strong> misst die Umsetzung an den<br />

Erwartungen, die ein so wichtiger Leitbau<br />

weckt, so fällt das Urteil gemischt aus. Eine<br />

Minderung stellt das Fehlen des historischen<br />

Treppenhauses mit dreiläufiger Treppe dar.<br />

Gab man sich beim Wiederaufbau des Taschenbergpalais<br />

noch größte Mühe bei der<br />

Wiederherstellung der Treppenanlage <strong>und</strong><br />

empfängt das Kurländer Palais uns heute<br />

ebenfalls wieder mit einer historischen Treppe<br />

im Rokoko-Vestibül, so bleibt uns das British<br />

Hotel diesen elementaren Bestandteil einer<br />

Palaisarchitektur leider schuldig. Und auch<br />

der Hof erinnert nur an einer seiner vier Fassaden<br />

an ein Barockpalais, die übrigen drei<br />

sollen mit ihren nüchternen Formen den architektonischen<br />

Zeitgeist widerspiegeln. Verglichen<br />

mit den wenig gelungenen Höfen wie<br />

im „Quartier an der Frauenkirche“ („QF“) oder<br />

im „Juwel an der Frauenkirche“ (Quartier III)<br />

muss die Lösung <strong>am</strong> British Hotel dennoch als<br />

zufriedenstellend bewertet werden; denn wenigstens<br />

ansatzweise folgt der Gr<strong>und</strong>riss des<br />

Innenhofes dem Vorkriegszustand.<br />

Trotz genannter Schwachstellen muss der<br />

Bau insges<strong>am</strong>t als gelungene Rekonstruktion<br />

eingestuft werden; denn unter den Bedingungen<br />

hohen Zeit- <strong>und</strong> Kostendrucks haben das<br />

Architekturbüro IPRO <strong>und</strong> der ausführende<br />

Architekt Volker Röhricht sowie alle beteiligten<br />

Foto: www.bausituation-dresden.com<br />

Bauunternehmen, Handwerker <strong>und</strong> Restauratoren<br />

ein Maximum an Qualität erreicht. Von<br />

den Sächsischen Sandsteinwerken wurden<br />

fast 50 Fragmente, die bisher im Lapidarium<br />

Zionskirche lagerten, hervorragend restauriert<br />

<strong>und</strong> neue Pilaster, Gesimse <strong>und</strong> Kapitelle<br />

angefertigt. Außer an der Mittelachse <strong>und</strong><br />

den Pilastern wurde aus Kostengründen auf<br />

das neuartige Gussmaterial Acrystal zurückgegriffen,<br />

das sich durch seine Steinhaptik<br />

<strong>und</strong> gute Verarbeitbarkeit auszeichnet. Die<br />

Stuckateure <strong>und</strong> Bildhauer Frank Kösler <strong>und</strong><br />

Wir waren im Britsh Hotel für die Fertigung der Hotelzimmer, den Empfang, das Backoffice, die Glasgestaltung<br />

der Fahrstuhlverkleidung mit Lichtelementen <strong>und</strong> deren Gesellschaftsräumen verantwortlich.<br />

Die Planung des Innenausbaus erfolgte durch Dipl. Ing.Steffi Schulze - Freie Architektin - aus Dresden.<br />

Tischlerei G.u.T. ist spezialisiert auf den individuellen Innenausbau, insbesondere von Büros,<br />

Arztpraxen, Hotels <strong>und</strong> Gaststätten. Desweiteren bestehen eigene Planungs- <strong>und</strong> Fertigungsbereiche<br />

für Einbauküchen, Wohn-, Bad- <strong>und</strong> Schlafzimmermöbel.<br />

Ausserdem bieten wir Kooperationsleistungen in Bezug auf 5-Achs CNC-Bearbeitung, sowie<br />

Bearbeitung von Parapan ® , Plexiglas ® <strong>und</strong> Mineralplatten für Klein- <strong>und</strong> Serienfertigung an.<br />

Im neuen Hof verbindet sich die rekonstruierte<br />

Rückwand des Hauptgebäudes mit zeitgenössischer<br />

Architektursprache.<br />

Eroll Uysall vom Berliner Handwerksbetrieb<br />

für Stuckarbeiten Jörg Wilke GmbH haben die<br />

bildkünstlerischen Arbeiten durchgeführt. Beachtlich<br />

gelungen sind Tillmann Richter vom<br />

Großenhainer Atelier Witschel die halbfigurigen<br />

Götterbüsten unterhalb des Mezzaningeschosses.<br />

Sie repräsentieren Jupiter, Venus,<br />

Luna <strong>und</strong> Mars (v. l. n. r.). Die Figuren wurden<br />

in sog. Gießmineros angefertigt, nur die dritte,<br />

Luna, ist ein geborgenes <strong>und</strong> ergänztes Original<br />

aus Sandstein. Das Wappen im Segmentbogenfeld<br />

wurde durch Restaurator Markus<br />

Schulz in einer historischen Lasurtechnik her-<br />

Küchenausstatter British Hotel<br />

Butter Küchen<br />

Leubener Straße 61, 01279 Dresden<br />

Tel. 0351 / 2 52 30 05, Fax: 0351 / 2 52 30 04<br />

Foto: Stefan Hertzig, Dresden<br />

vorragend farblich gefasst, sodass die heraldischen<br />

Farben der F<strong>am</strong>ilien von Werther <strong>und</strong><br />

von Hoym wieder einen glänzenden Akzent an<br />

der steinfarbenen Fassade bilden. Während<br />

zwar eine der Fassade entnommene Bef<strong>und</strong>probe,<br />

wohl aus der Zeit nach 1760, die Farbe<br />

Rosa zutage förderte, wurde eine Umsetzung<br />

in diesem Farbton auf Vorschlag von Denkmalpfleger<br />

Heinrich Magirius nicht umgesetzt.<br />

Zum einen weil er nicht zum Nachbarhaus<br />

Landhausstraße 4 passen würde, zum anderen<br />

weil die favorisierte Steinfarbigkeit besser<br />

die Monumentalität der Fassade hervorhebt.<br />

Um dem künstlerischen Rang des Gebäudes<br />

als Palais gerecht zu werden, wurde im Gegensatz<br />

zum Vorkriegszustand, der letztlich<br />

auf Umbauten des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts zurückreichte,<br />

das Portal nach Analogien gestaltet.<br />

So wurde das Türblatt vom Haus Große<br />

Meißner Straße 5 entlehnt, einem Bau, dessen<br />

Erdgeschoss ebenfalls von George Bähr<br />

entworfen wurde. Diese Reminiszenz an den<br />

Frauenkirchen-Baumeister soll dessen Mitarbeit<br />

<strong>am</strong> Beichlingschen Palais würdigen. Eine<br />

Abweichung bildet die barocke Steinbalustrade<br />

des Balkons; denn zum Zeitpunkt der<br />

Zerstörung des Gebäudes 1945 existierte<br />

der Balkon längst nicht mehr. Das Oberdach<br />

wurde entgegen dem Vorkriegszustand statt<br />

mit einfachen Schleppgaupen durch Ovalgaupen<br />

<strong>und</strong> Zierschornsteine mit Abdeckhauben,<br />

letztere nach einem Canaletto-Gemälde, auf-<br />

E-Mail: bk@butterkuechen.de<br />

www.butterkuechen.de<br />

<strong>Neumarkt</strong>KURIER Heft 3/2010 Seite 17<br />

gewertet <strong>und</strong> d<strong>am</strong>it dem möglichen Barockzustand<br />

angenähert. In der Eingangshalle wurde<br />

in Rabitztechnik ein Korbbogengewölbe mit<br />

Stichkappen konstruiert, wie es nachweislich<br />

zumindest im Palais de Saxe vorhanden war.<br />

Das Resultat des Wiederaufbaus kann sich<br />

trotz erwähnter Schwachstellen sehen lassen.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der beharrlichen Weigerung<br />

des Stadtplanungs<strong>am</strong>tes, eine rechtskräftige<br />

Gestaltungssatzung für das ges<strong>am</strong>te <strong>Neumarkt</strong>gebiet<br />

verabschieden zu lassen, ist die<br />

Qualität von Rekonstruktionen noch immer<br />

fast ausschließlich vom Feingefühl <strong>und</strong> dem<br />

guten Willen der Bauherren abhängig. Hapimag<br />

beweist künstlerisches Gespür, indem<br />

nicht nur überwiegend traditionelle Materialien<br />

<strong>und</strong> Kunsttechniken zum Einsatz kommen,<br />

sondern auch das handwerkliche Personal<br />

mit Bedacht gewählt wurde. Deshalb ist das<br />

British Hotel wie vor seiner Zerstörung auch<br />

heute wieder ein Exempel hochstehender<br />

Handwerkskunst.<br />

(* Ein umfassender, reich bebilderter Aufsatz<br />

„Das British Hotel in der Landhausstraße<br />

<strong>am</strong> <strong>Dresdner</strong> <strong>Neumarkt</strong>. Zur Vollendung des<br />

Wiederaufbaus“ erschien jüngst von Bernd<br />

Trommler <strong>und</strong> Volker Röhricht in dem von<br />

Heinrich Magirius herausgegebenen Jahrbuch:<br />

Die <strong>Dresdner</strong> Frauenkirche, Bd. 14, Regensburg<br />

2010, S. 79–111.)<br />

Seit 18 Jahren planen wir<br />

Traumküchen, individuell, kreativ<br />

<strong>und</strong> zuverlässig. Schon über 4250<br />

K<strong>und</strong>en konnten wir seitdem in<br />

ihre neue Traumküche begleiten<br />

<strong>und</strong> Lebensräume veredeln.<br />

Unsere Küchen sind mit<br />

hochwertigen Geräten von Miele<br />

<strong>und</strong> Siemens ausgestattet.<br />

Wir präsentieren topaktuelle<br />

Küchen der Traditionsmarke<br />

Schüller ebenso wie unseren<br />

langjährigen Vertragspartner aus<br />

der Region Sachsenküchen.<br />

Gern beraten wir auch bei der<br />

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Decke oder übernehmen die<br />

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