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Baugeschehen und Geschichte am Dresdner Neumarkt

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Seite 34 <strong>Neumarkt</strong>KURIER Heft 3/2010 <strong>Neumarkt</strong>KURIER Heft 3/2010 Seite 35<br />

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Eine Begebenheit während des Zeithainer Lagers,<br />

die sich als Umbruch im Leben des jungen<br />

Dänen erweisen sollte, war die Begegnung<br />

mit dem Gast Poul Vendelbo Løvenørn (1686–<br />

1740), dem dänischen Botschafter <strong>am</strong> Hofe von<br />

Berlin. Trotz der Standesunterschiede entstand<br />

eine gegenseitige Sympathie, <strong>und</strong> Løvenørn, der<br />

kurz darauf nach Hause gerufen wurde, um die<br />

Stellung als Kriegsminister von Christian VI. anzutreten,<br />

versprach Eigtved, ihn beim König zu<br />

empfehlen. So erreichte den jungen Architekten<br />

schon bald das Angebot einer Stellung bei den<br />

dänischen Ingenieurtruppen, wobei er auch eine<br />

vorherige anderthalbjährige, vom dänischen König<br />

finanzierte Studienreise nach Rom erwirken<br />

konnte. Auf der Heimreise 1735 hatte Eigtved in<br />

München Gelegenheit, Nymphenburg, Schleißheim<br />

<strong>und</strong> vor allem François de Cuvilliés’ ganz<br />

neue luxuriöse Rokokointerieurs im Residenzschloss<br />

zu sehen.<br />

Eine Reihe erhaltener Reinzeichnungen, Kopiezeichnungen<br />

sowie ein Einzelprojekt, die sich<br />

alle Eigtved <strong>und</strong> seinen acht Jahren in Polen<br />

<strong>und</strong> Sachsen zuschreiben lassen, beweisen,<br />

dass er in hohem Maße an einigen der größten<br />

Projekte <strong>und</strong> Bauvorhaben Augusts des<br />

Starken interessiert <strong>und</strong> wahrscheinlich auch<br />

beteiligt war. Aus der Warschauer Zeit sind<br />

zwei dekorativ verzierte Reinzeichnungen von<br />

Pöppelmanns Projekten im Jahre 1726 für<br />

das Blaue Palais bekannt, ein Geschenk des<br />

Königs an seine hübsche, junge, uneheliche<br />

Tochter, die Gräfin Anna Karolina Orzelska. Neben<br />

den erwähnten Zeithain-Vorzeichnungen<br />

sind elegant ausgeführte Kopiezeichnungen<br />

von drei bedeutenden <strong>Dresdner</strong> Bauwerken<br />

zu nennen: das Japanische Palais, das Pyr<strong>am</strong>idengebäude<br />

(Blockhaus) an der Augustusbrücke<br />

<strong>und</strong> die Frauenkirche. Hinzu kommen ein<br />

offenbar selbst komponierter großer idealer<br />

Schloss- <strong>und</strong> Gartenplan mit Zitaten der Lustschlossprojekte<br />

<strong>und</strong> Bauten bei Pillnitz, Großsedlitz<br />

<strong>und</strong> Moritzburg in der Umgebung von<br />

Dresden.<br />

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Das Interessanteste an diesen Zeichnungen ist<br />

jedoch, wie eindeutig sie Eigtveds Gebrauch des<br />

Sächsisch-polnischen in seiner eigenen Architektur<br />

bezeugen, als er nach seiner Heimkehr<br />

nach Dänemark 1735 seine großartige Karriere<br />

einleitete <strong>und</strong> sich nach <strong>und</strong> nach zum absolut<br />

führenden Architekten des Landes entwickelte.<br />

Wie Knöffel <strong>und</strong> C. F. Pöppelmann ließ er sich<br />

von Longuelunes elegant-zurückhaltendem Ausdruck<br />

inspirieren, <strong>und</strong> so entwickelten diese drei<br />

Architekten jeder für sich <strong>und</strong> dennoch parallel<br />

eng miteinander verwandte Formensprachen,<br />

C. Gedde: Frederiksstad, Kopenhagen, 1757<br />

mit Längsachse Amaliegade, Querachse<br />

Frederiksgade <strong>und</strong> achteckigem Amalienborg<br />

Plads.<br />

deren gemeins<strong>am</strong>e Inspirationsquelle offensichtlich<br />

ist. Und jeder von ihnen wurde der führende<br />

Rokokoarchitekt in Sachsen, Polen bzw.<br />

Dänemark.<br />

Eigtveds Tätigkeit in Dänemark<br />

In Dänemark wurde Eigtved schon bald zum<br />

Hofbaumeister ernannt <strong>und</strong> erhielt zus<strong>am</strong>men<br />

mit seinem etwas jüngeren Kollegen Lauritz<br />

Thura (1706–1759) den Auftrag, in dem gerade<br />

neu errichteten Residenzschloss in Kopenhagen,<br />

Schloss Christiansborg, die Interieurs<br />

zu erschaffen. Seine feinen Räume verschwanden<br />

mit dem Brand des Hauptschlosses 1794.<br />

Glücklicherweise erhalten hingegen sind sei-<br />

Stadtarchiv Kopenhagen, Repro<br />

Das Treppenhaus des Bernstorffschen Palais<br />

in Kopenhagen mit deutlichen Zügen<br />

Sächsischen Rokokos.<br />

ne Marmorbrücke mit ihren von Longuelunes<br />

Pyr<strong>am</strong>idengebäude inspirierten Pavillons <strong>und</strong><br />

die vom Stall des Residenzschlosses in Dresden<br />

inspirierten Prachtställe mit den Marmorsäulen<br />

sowie die großen Bogengänge, deren<br />

Projektierung er 1739 einer eleganten künstlerischen<br />

Korrektur zuführte. Direkt gegenüber<br />

dem Schloss erschuf er das Prinzenpalais, das<br />

eigentlich an ein Pariser hôtel erinnert, jedoch<br />

auch Bezüge zu den Dresdener Palais Knöffels<br />

aufweist. Das auf dem Lande nördlich von<br />

Kopenhagen gelegene maison de plaisance<br />

zeichnete er in den 1740ern für die Königin<br />

– Sophienberg – <strong>und</strong> für Außenminister Schulin<br />

– Frederiksdal –, die beide noch erhalten<br />

sind, während sein langes Gartengebäude <strong>am</strong><br />

Schloss Hirschholm schon längst abgerissen<br />

wurde. Dieses hatte Bezug zur Oberen Orangerie<br />

bei Großsedlitz, war jedoch mit feierlichen<br />

Dachformen <strong>und</strong> Dekorationen versehen, die<br />

von der Barockarchitektur M. D. Pöppelmanns<br />

inspiriert waren.<br />

Auf dem vornehmsten Platz von Kopenhagen,<br />

Kongens Nytorv, erschuf er 1748 das erste große<br />

Theatergebäude der Stadt, dessen funktionelles<br />

Innenleben in einem palaisartigen Äußeren untergebracht<br />

war, sodass für den Fall eines Schei-<br />

Im rekonstruierten Bürgerhaus R<strong>am</strong>pische Straße 29 befinden sich zwei<br />

Maisonettewohnungen von außerordentlichem Zuschnitt (65 <strong>und</strong> 75 m 2 ).<br />

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Arbeitsbereich <strong>und</strong> Küche, sind mit dem Aufzug zu erreichen. Preis<br />

100 €/Tag für je max. vier Personen. Ein herausragendes Merkmal dieser<br />

Wohnungen in zentraler Lage <strong>und</strong> ruhiger Lage ist jeweils die Dachterrasse<br />

mit Blick über die Dächer des <strong>Neumarkt</strong>es bis zur Kuppel der Frauenkirche.<br />

Foto: Torsten Kulke, Dresden<br />

terns des Theaterbetriebs eine Verwendung<br />

für einen anderen Zweck bereits vorgesehen<br />

war – wozu es jedoch nicht k<strong>am</strong>. Für die große<br />

deutsche Gemeinde im Stadtteil Christianshavn<br />

entwarf er Frederiks Tyske Kirke (Friedrichs deutsche<br />

Kirche, die heutige Christianskirche), deren<br />

w<strong>und</strong>ervolles Interieur mit Logen in drei Etagen<br />

<strong>und</strong> oberer Soldatengalerie wie ein Theater<br />

erscheint. Das Äußere zeigt direkte Zitate von<br />

Bährs Frauenkirche in Dresden. Selbst bei einem<br />

gewöhnlichen Lagerhaus für die dänische Asiatische<br />

Kompanie, dem heutigen Sitz des dänischen<br />

Außenministeriums, vermochte es Eigtved<br />

mit so einfachen Mitteln wie einer rhythmischen<br />

Teilung der Fächer <strong>und</strong> einer feinen Proportionierung<br />

eine reine Nutzkonstruktion in die Kategorie<br />

der Baukunst zu erheben.<br />

N. Eigtved: Entwurf für A. G. Moltkes Palais,<br />

Amalienborg, 1750–51. 1796 wurde den<br />

Torgebäuden eine Etage aufgesetzt.<br />

Das absolute Hauptwerk aus den letzten fünf Lebensjahren<br />

von Eigtved wurde jedoch der ganz<br />

neue Stadtteil Frederiksstad in Neu-Kopenhagen<br />

nördlich von Kongens Nytorv, wo er sowohl für<br />

die Stadtplanung als auch für Bauzeichnungen<br />

für neue Bürgerhäuser, mehrere der neun architektonisch<br />

strategisch platzierten Palais, das<br />

erste eigentliche Krankenhaus Dänemarks (das<br />

heutige Kunstindustriemuseum), einen botanischen<br />

Garten <strong>und</strong> das Bauvorhaben der gewaltigen<br />

Frederiks Kirke verantwortlich zeichnete.<br />

Bei seinem außerordentlich bewusst geplanten<br />

Zus<strong>am</strong>menspiel zwischen gewöhnlichen Stadthäusern<br />

<strong>und</strong> Prachtgebäuden, der Breite der<br />

Ihr<br />

Bodenleger–Fachmann<br />

British Hotel<br />

Hauptstraßen <strong>und</strong> der Harmonie <strong>und</strong> Gleichheit<br />

sichernden Bauvorschriften war Eigtved stark<br />

von wesentlichen Aspekten der Stadtplanung für<br />

Altendresden <strong>und</strong> insbesondere der Königstraße<br />

inspiriert, die gerade während seines Aufenthalts<br />

in der Elbestadt realisiert wurde.<br />

Die Hauptfassade der vier völlig gleichen Adelspalais,<br />

die den zentralen achteckigen Amalienborg<br />

Plads mit der vornehmen Reiterstatue von<br />

Frederik V. aus Bronze umschließen, enthält viele<br />

Anklänge an die von Eigtved in Kopie gezeichnete<br />

Gartenseite des Japanischen<br />

Palais. Seit dem Brand von<br />

Schloss Christiansborg 1794<br />

sind die Palais Winterresidenz<br />

der dänischen Königsf<strong>am</strong>ilie –<br />

wobei gr<strong>und</strong>sätzlich ein Palais<br />

für den regierenden Monarchen,<br />

eines für die Königinmutter,<br />

eines für den Thronfolger<br />

<strong>und</strong> eines als Repräsentations-<br />

<strong>und</strong> Gastpalais bestimmt ist.<br />

Beim Letztgenannten, dem<br />

heutigen Christian VII.-Palais,<br />

das jedoch 1750–54 für den<br />

allmächtigen Grafen Ad<strong>am</strong><br />

Gottlob Moltke errichtet wurde, schuf Eigtved<br />

auch die vornehmen <strong>und</strong> reich ausgestatteten<br />

Interieurs, <strong>und</strong> dessen großer Saal ist einer der<br />

prächtigsten Rokokosäle Europas.<br />

Anlässlich des 300. Jahrestages des oldenburgischen<br />

Königsgeschlechts auf dem Thron, 1749,<br />

entwarf <strong>und</strong> begann Eigtved die enorme, heutzutage<br />

allgemein gerne als „Marmorkirche“ bezeichnete<br />

Kirche von Frederiksstad. Sie bestand<br />

aus einer zentralen Rot<strong>und</strong>e, deren Kuppel sich<br />

an die 100 m hoch erhoben hätte, <strong>und</strong> flankierenden<br />

Türmen mit charakteristischen Zwiebelkuppeln.<br />

Die Architektur war als Crescendo<br />

proportioniert, als Kulmination der Amalienborg-<br />

Palais mit stark verwandter Formensprache.<br />

Das Verhältnis zwischen der extrem hohen<br />

Außenkuppel in leichter Holzbauweise <strong>und</strong> der<br />

wesentlich niedrigeren, gemauerten Innenkuppel<br />

deutet auf genaue Kenntnisse Eigtveds der<br />

Entwurfsgeschichte der Frauenkirche hin <strong>und</strong><br />

weist deutliche Parallelen zu Knöffels wichtigem<br />

Gegenprojekt von 1725 auf. Leider starb Eigtved,<br />

als der Bau gerade einmal Bodenhöhe erreicht<br />

hatte. Neue Architekten <strong>und</strong> neue Bauvorhaben<br />

mit einer gänzlich anderen Formensprache<br />

ebneten sich ihren Weg, so dass die große Kuppelkirche<br />

erst 1894 nach vielen Schwierigkeiten<br />

durch den Historizisten Ferdinand Meldahl eingeweiht<br />

werden konnte.<br />

N. Eigtved: Entwurf zur Frederiks Kirke<br />

(Marmorkirche) in Frederiksstad (1752)<br />

<strong>und</strong> ihre erst im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert vollendete<br />

Ausführung.<br />

Nicolai Eigtved ist zweifellos als einer der talentiertesten<br />

Architekten in der <strong>Geschichte</strong> Dänemarks<br />

aufzufassen, <strong>und</strong> es ist ein Vergnügen,<br />

deutschen Lesern die märchenhafte <strong>Geschichte</strong><br />

seines Lebens vorzustellen, in dem Sachsen <strong>und</strong><br />

insbesondere Dresden zur Zeit Augusts des Starken<br />

eine so wesentliche Rolle auf seinem Weg<br />

zum Künstler gespielt haben.<br />

(* Wiederabdruck eines von der Königlich Dänischen<br />

Botschaft, Berlin, im Jahre 2009 herausgegebenen<br />

Textes. Mit frdl. Genehmigung).<br />

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