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Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins 2. Jahrgang 1997/2 ...

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<strong>Zeitschrift</strong> <strong>des</strong> <strong>Schweizerischen</strong> <strong>Burgenvereins</strong><strong>2.</strong> 5. <strong>Jahrgang</strong><strong>1997</strong>/2 2000/3


<strong>Zeitschrift</strong> <strong>des</strong> <strong>Schweizerischen</strong> <strong>Burgenvereins</strong>Revue de l’Association Suisse Châteaux fortsRivista dell’Associazione Svizzera dei CastelliRevista da l’Associaziun Svizra da Chastels5. <strong>Jahrgang</strong>, 2000/3INHALTElisabeth BleuerRuinenpflege im Kanton Aargau – Ein Rückblick .................. 53Peter FreyArchäologische Befunde zur Baugeschichteder Burg Iberg bei Riniken .......................................................... 60Peter FreyDie Burgruine Urgiz bei DensbürenBericht über die Mauersanierungen von 1996/97................. 66Andreas MotschiEin Kerker mit Gefangeneninschriften im Spittelturmvon Bremgarten............................................................................. 71Andreas MotschiEine Pioniergrabung auf Schloss Hallwyl (1910–1916) ........ 84Archäologische Untersuchungsberichteüber Aargauer Burgen ................................................................. 91KURZBERICHTE ............................................................................... 93VERANSTALTUNGEN ..................................................................... 93PUBLIKATIONEN............................................................................. 94VEREINSMITTEILUNGEN ............................................................... 96Redaktion und Geschäftsstelle:Druck:Umschlagbild:Dieses Heft wurde publiziert mit der Unterstützung durch– den Kanton Aargau und– die Schweizerische Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften (SAGW)Schweizerischer BurgenvereinTh. BitterliBlochmonterstr. 224054 BaselTelefon 061/361 24 44, Fax 061/363 94 05Postkonto 40-23087-6http://www-sagw.unine.ch/members/SBVErscheint vierteljährlichISSN 1420-6994Schwabe & Co. AG, Basel, Verlag und DruckereiCollage aus verschiedenen Textabbildungen


Ruinenpflege im Kanton Aargau – ein Rückblickvon Elisabeth BleuerEinleitung1: Thalheim, Ruine Schenkenberg. Sie wartet seit30 Jahren auf eine nächste Sanierungsetappe.Als ich 1993 als Kantonsarchäologingewählt wurde, war mir nichtbewusst, dass römische, mittelalterlicheund neuzeitliche Ruinenmich fortan intensiv beschäftigenwürden. Prähistorische Grabhügel,römische Kastellmauern und Villen,spätrömische Befestigungen amRhein, Burgen, neuzeitliche Festungen,Bunker aus dem <strong>2.</strong> Weltkriegsind Jahr für Jahr ein Thema 1 .Der Kanton Aargau ist reich an archäologischenFundstellen. Auf seinemGebiet befinden sich aus allenEpochen, gut erhalten oder nurnoch als Ruinen vorhanden, einegrosse Menge Burgen und Schlösser.Einige der archäologischenStätten aus dem Mittelalter und derfrühen Neuzeit stehen unter kantonalemSchutz und/oder unter Bun<strong>des</strong>schutz.Die attraktivste Ruine im KantonAargau ist zweifellos die RuineSchenkenberg. In den 70er Jahrenwurden die Mauern konserviert.Nach ca. 30 Jahren wäre nun eineNachkonservierung dringend notwendig.Leider ist es bis heute nichtgelungen, die nötigen Mittel aufzutreiben,um die Mauern dieser eindrücklichenAnlage zu sanieren(Abb. 1–2).Die Auslöser, die zu Ruinensanierungenführen, sind unterschiedlich.Häufig wenden sich Gemeindebehördenan die Kantonsarchäologie,weil die Besucher undBesucherinnen der Anlagen durchherunterfallende Steine gefährdetsind. Oft werden die Sanierungenaber auch ausgelöst aus Sorge umdas Objekt, <strong>des</strong>sen Substanz durchden schnellen Zerfall gefährdetist (Abb. 3–6). Manchmal möchteman aus touristischen Gründen dieObjekte besser präsentieren. Nichtimmer kommt die Initiative jedochvon den Behörden, sondern von anBurgen interessierten Laien.Meistens handelte die aargauischeKantonsarchäologie in den letztenJahren nicht aus eigenem Antrieboder gar aus der Kenntnis einer systematischenRuinenüberwachung.Die Initiative lag bei den sanierungswilligenPrivaten, Gemeindenund Städten (Abb. 7). Nebender wissenschaftlichen Betreuung,bemüht sich die Kantonsarchäologieauch um die Subventionen, umden Beizug von Bun<strong>des</strong>expertenoder um das Erstellen von Gutachtenz.B. zur Mörtelbeschaffenheitoder zum geologischen Untergrund.Besonders arbeitsintensivsind für die Kantonsarchäologie dieGrabungen und Bauuntersuchungenvon Objekten, die im Besitz<strong>des</strong> Kantons sind, wie z.B. SchlossLenzburg, Schloss Habsburg,Schloss Hallwyl, Schloss Liebegg.Meistens handelt es sich hier umgrössere Sanierungsprojekte, beidenen die künftige Nutzung derGebäude die Bauarbeiten stark beeinflusst.2: Thalheim, Ruine Schenkenberg. Schadensbild im Fundamentbereich.3: Densbüren, Ruine Urgiz (1996). In der Trockenmauer <strong>des</strong> Burggrabens sindan mehreren Stellen über die Jahre grosse Schäden entstanden.53


Die Rolle und die grundsätzlicheHaltung der aargauischenKantonsarchäologie4: Densbüren, Ruine Urgiz (1982). Der Mauermantel <strong>des</strong> Rundturms ist noch weitgehend erhalten.5: Densbüren, Ruine Urgiz (1996). Der Mauermantel <strong>des</strong> Rundturms ist teilweise in den Graben gestürzt.Die aargauische Kantonarchäologiewurde seit ihrem Entstehen 1947von einem Einmannbetrieb unterReinhold Bosch sukzessive zu einerInstitution aufgebaut, die seit 1981auch eine Grabungsequipe fürMittelalterarchäologie beschäftigt.Sie besteht aus 3 Personen undführt, neben eigenen archäologischenUntersuchungen, auch Bauuntersuchungenfür die KantonaleDenkmalpflege durch. Da sowohlder Kantonsarchäologie als auchder Denkmalpflege, gemessen ander Grösse <strong>des</strong> Kantons, wenig Personalzur Verfügung steht, hat sichfür die fachlich-wissenschaftlicheBetreuung und für die Zuständigkeitbei den einzelnen Objekten inder Praxis eine Arbeitsteilungdurchgesetzt. Die Kantonsarchäologieist für Ruinen (Burgen), dieDenkmalpflege für Schlösser, Kirchen,u.a.m. zuständig.Je<strong>des</strong> Objekt hat seine Eigenheiten,seine eigene wissenschaftliche Herausforderung.Aber auch der Umgangmit dem Eigentümer erfordertvon der Kantonsarchäologieunterschiedliche Vorgehensweisenund eine grosse Flexibilität. DieKantonsarchäologie berät die Eigentümerund übernimmt –kommt es zu einer Restaurierung –die Dokumentation der Erkenntnisseund der Eingriffe. Wir versuchendie Eigentümer zu überzeugen,ihre Ruinen möglichst bald zusanieren. Je länger gewartet wird,<strong>des</strong>to teurer kommt eine Sanierungzu stehen. Die Kantonsarchäologieversucht jeweils nach Möglichkeit,auf die Anliegen der Eigentümereinzugehen. Dies ist nicht immerganz einfach, oft muss sich die Konservierungauch nach den vorhandenenfinanziellen Mitteln richten.Meistens ist eine Etappierung möglich,um die Finanzierung auf mehrereJahre zu überwälzen.Grundsätzlich unterstützen wir einRestaurieren in ruinenadäquaterForm (z.B. Bruchsteinmauern mitBruchsteinen, Bollensteinmauernmit Bollensteinen). Die Restaurie-54


Faktoren, die bei der Planungund der Durchführungvon Ruinensanierungen eineRolle spielen könnenIn die Überlegungen einzubeziehensind u.a. der Untergrund einer Anlage,der aktuelle Zustand der Mauern,die weiter zurückliegendenSanierungen, die vorhandenen personellenund finanziellen Mittel,die Wünsche der Eigentümer wiez.B. Erschliessung oder zukünftigeNutzung.Der UntergrundÜber das Gefahrenpotential einesgeologischen Untergrun<strong>des</strong> einerBurg haben wir Archäologen undArchäologinnen eine laienhafteVorstellung. Ob der Felsgrund intaktist, kann seriös nur ein geologischesGutachten beantworten.Einige aargauische Burgen befindensich an Standorten, bei denen essich lohnt im Voraus abzuklären,wie gefährlich der Felsgrund nunwirklich ist. Zum Beispiel schien11: Baden, Ruine Stein (1998). Der restaurierteTurm erstrahlt in neuem Glanz.uns der Felsen, auf dem die BurgUrgiz gebaut worden ist, in einemkritischen Zustand zu sein (Abb. 9).Ein geologisches Gutachten konnteuns beruhigen, die Lage sah gefährlicheraus als sie in Wirklichkeit ist.Eine Abklärung lohnt sich vor allem,damit nicht eine teuere Sanierungnachher im Burggraben landet.9: Densbüren, Ruine Urgiz (<strong>1997</strong>). Blick an den eingerüsteten Fels mit dem Rundturm.10: Baden, Ruine Stein (1998). Handwerker an der Arbeit.Der Zustand der MauernDie meisten Ruinen oder Ruinenteilesind stark der Witterung ausgesetzt.Der Zerfall der Mauernsetzt nach der Ausgrabung sofortein und auch unmittelbar nach jederSanierung. Die Mauern werdendurch das eindringende Regenwasserund den Frost gesprengt. DerMauermantel wird vom Kern abgesprengtund fällt in Trümmern vonden Mauern herunter. Die Beurteilung<strong>des</strong> Zustan<strong>des</strong> ist nicht immerganz einfach, das Ausmass der Schädennicht immer offensichtlich.Trotz vorgängigen Untersuchungen,kann es passieren, dass wir unstäuschen. Die Mauern sehen vonaussen besehen noch intakt aus, imMauerkern hat sich jedoch der Mörtelin seine Bestandteile aufgelöst.Zum Beispiel war der mittelalter-56


liche Turm der Ruine Stein in Badenvon Ferne betrachtet in gutemZustand. Die Abklärungen vomGerüst aus zeigten jedoch empfindlicheSchäden; der Turm hätte nichtmehr lange gehalten. Er war innenfaul und konnte nur noch durch einkompliziertes Armierungssystemgerettet werden (Abb. 10–11).Der natürliche Zerfall der ausgegrabenenMauern kann am bestendurch den Bau eines Schutzdachesverlangsamt werden. Bei Burgenkann dieser Weg wohl kaum je gewähltwerden, weil die einzelnenGebäude der Burganlagen meistensüber ein zu grosses Areal verteiltsind, auch sind Schutzdächer derBurgenromantik kaum förderlich.Schutzdächer und Schutzbautenbeeinträchtigen in jedem Fall dasObjekt. Es gibt nur wenige Beispielevon gelungenen Schutzbauten:Für archäologische Objektegeeignet sind einfache Dächer, dienoch eine natürliche Umgebungstemperaturermöglichen. Anlässlichder Sanierung der römischenKastellmauer in Zurzach wurde einSchutzdach über das frühchristlicheTaufbecken erstellt, eine Realisierung3 , die auch ästhetisch einigermassenbefriedigt (Abb. 12).Den Zustand der Mauern vor derSanierung zu analysieren ist vor allemwichtig, um im Voraus denZeitaufwand und die Kosten einigermassenrichtig einschätzen zukönnen. Die Auseinandersetzungmit den archäologische Erkenntnissenaus früheren Sanierungen erleichtertebenfalls die Arbeit.Die FinanzierungWie in anderen Kantonen auch,müssen im Kanton Aargau die Eigentümerfür die Sanierung undden Unterhalt aufkommen. Ist dasObjekt unter Schutz, erhalten dieEigentümer – bei den Burgen sinddas in der Regel die Gemeinden –vom Kanton und von der EidgenossenschaftSubventionen. DieRuinen schlummern meistens abgelegenim Wald und werden erstwieder entdeckt, wenn entweder12: Spätrömisches Kastell Zurzach (<strong>1997</strong>). Schutzdach über dem frühchristlichen Taufbecken.ihr Zustand so schlecht ist, dass sicheine Sanierung aufdrängt oder dieRegion touristisch aufgewertetwerden soll. Wenn es gelingt, dieBevölkerung aktiv zu begeistern(Abb. 13), dass sie in ihrer Gemeindeein herausragen<strong>des</strong> historischesObjekt besitzen, ist es möglich,in einer hoffnungslos erscheinendenSituation auch noch andereGeldquellen zu erschliessen. ImFalle der Ruine Urgiz ist es z.B.gelungen, durch Sammelaktionen,Naturalleistungen (geologischesGutachten, Vermessung), Veranstalteneines Motorradrennens, dasnötige Geld für die Sanierung deram schlechtesten erhaltenen Teileder Burg zu sammeln. Ermöglichtwurde die Sanierung auch durchden Einsatz von Arbeitslosen ineinem Arbeitslosenbeschäftigungsprogramm.Die Arbeitslosen wurdenvor allem eingesetzt, um dieBreschen in der Trockenmauer ander Umfassungsmauer wieder zuschliessen und sie halfen der für dieSanierung der Burg betrauten Baufirmaam Rundturm und auf derHochwacht bei der Konservierungder Mörtelmauern. Ohne den Einsatzvon Arbeitslosen und dem Engagement<strong>des</strong> Gemeinderates undder Bevölkerung sowie einer Defizitgarantie<strong>des</strong> Kantons wäre es derfinanzschwachen Gemeinde nichtmöglich gewesen, die Ruine Urgizzu sanieren. Die erfolgreiche RestaurierungRuine Urgiz hat gezeigt,dass ein gezielter Einsatz vonArbeitslosen, ein Projekt finanziellentlasten kann. Allerdings gilt esjeweils abzuwägen, in welchen Fällendies Sinn macht, denn eineBeschäftigung von Arbeitslosen bedeutetmehr Betreuungsarbeit fürdie Bauleitung und die Kantonsarchäologie.13: Densbüren, Ruine Urgiz. Den Kindern <strong>des</strong>benachbarten Bauernhofes ist auf «Kleinurgiz» einObolus zu entrichten.57


Burgen und Ruinen alsFreizeitanlagenTouristischer Nutzen von RuinenViele abgelegene Ruinen sind beliebteAusflugsziele, nicht nur fürRomantiker. Oft werden sie zumharmlosen «Bräteln» missbrauchtoder weniger harmlos als Rennstreckevon Mountainbikern oderMotocrossfahrern. Hier gilt es jeweils,mit viel Diplomatie eine Lösungzu erarbeiten, die einerseitsim Sinne <strong>des</strong> Objektes, andererseitsaber auch die Freizeitgestaltungweiter oder neu ermöglicht.Burgen und Schlösser können einGebiet kulturell aufwerten. DieStadt Baden z.B. hat erkannt, dassdie Ruine Stein, ein weithin sichtbaresWahrzeichen der Stadt ist.<strong>1997</strong> wurden in einer ersten Etappedie am meisten gefährdeten Stellen,vor allem der mittelalterliche Turmkonserviert. Mauerrisse wurden repariertund z.T. die Mauerkrone etwasaufgemauert. Für die Besucherder Anlage wurde damit eine Brüstunggeschaffen und die Anlage alsGanzes wurde verständlicher. Esmussten sehr viele Sträucher undBäume abgeholzt und die Mauernvon Pflanzen befreit werden, wasaber ebenfalls zur Folge hatte, dassdie Anlage nun besser in Szene gesetztist. Nach der Sanierung undUmnutzung gewisser Gebäudeteileist auch Schloss Habsburg für Einheimischeund Fremde für einenBesuch attraktiver geworden. DerBergfried wurde für die Besuchererschlossen und konnte aus demRestaurantbetrieb herausgelöst werden.Die Kantonsarchäologie zeigtin diesen Räumen <strong>des</strong> Schlosses einekleine Ausstellung, die das Informationsbedürfnisder Besucher undBesucherinnen berücksichtigt. Derdurch die Ausgrabungen im Hofwieder entdeckte Sodbrunnen erfreutals neue Sehenswürdigkeit diezahlreichen Besucher und Besucherinnen.Auch wurde die Beschriftungder gesamten Anlage verbessert.Efeu contra EidechsenManchmal entsteht der Eindruck,dass grosse Unterschiede zwischenarchäologischen und ökologischenInteressen bestehen. Die einenmöchten kein Grünzeug auf denMauern, die anderen möchten möglichstdie Pflanzen an ihren Standortenbelassen. Diese Konfliktelassen sich in der Regel gut bereinigen.Ist die Kommunikation erschwert,werden die gegenseitigenVorurteile immer wieder neu bestätigt.Ausgezeichnet konnte dieKantonsarchäologie mit der StadtökologieBaden bei der Sanierungder Ruine Stein zusammenarbeiten.Es mussten etliche Bäume undSträucher weichen, der romantischeEfeu wurde radikal bekämpft. Aufder anderen Seite konnten neueTrockenstandorte für Pflanzen undTiere geschaffen werden. Weit fortgeschrittensind im Kanton Aargauauch Projekte für Naturwaldreservate.Für die sich in solchen Reservatenbefindenden Ruinen, z.B.Burg Homberg im Fricktal oder dieRuine Kindhausen in Bergdietikon,hat dies Konsequenzen. Esmuss gewährleistet bleiben, dassauf und um diese Objekte einePflege der Ruine weiterhin möglichist, also der Mensch weiterhinbeschränkt in diesen WaldreservatenEingriffe machen kann. DieObjekte müssen als Burgruinensichtbar und erkennbar bleiben.Die Ruinenpflege, d.h. Vorbeugemassnahmengegen Erosion, Zerstörungmüssen möglich sein,ebenso Konservierungsmassnahmen,Reparaturen, Wiederherstellungenund evtl. auch Ergänzungenam Mauerwerk. Auch sind wir derAnsicht, dass gegebenenfalls auchAusgrabungen mit wissenschaftlicherZielsetzung oder zwecksSicherung <strong>des</strong> Objektes weiterhinerlaubt sein müssen.RésuméLe canton d’Argovie est riche enforteresses, châteaux et ruines, dontla documentation scientifique estassurée par l’archéologique cantonale,en étroite collaboration avec laconservation <strong>des</strong> monuments. Enrègle générale, la conservation <strong>des</strong>ruines est assumée par le Serviced’archéologie. L’expérience acquiseces dernières années a permis de dégagerles facteurs qui posent problèmedans les cas de conservationet de restauration de ruines. Il appartientà l’archéologie cantonale,en partenariat avec le maître del’ouvrage, d’assurer le financement<strong>des</strong> travaux, de documenter l’objet,de conseiller le maître d’œuvre etd’accompagner le travail de conservationet de restauration. En parallèleavec la conservation <strong>des</strong> vestigesmenacés, il faut aussi prendreen compte les souhaits d’utilisationfuture du monument, pour <strong>des</strong> visitespubliques ou du logement,par exemple. Il y a lieu dans ce casd’élaborer <strong>des</strong> solutions réalistes, encollaboration avec les propriétaireset les communes.(François Christe, Lausanne)RiassuntoIl Canton Argovia è ricco di castellimedievali e di rovine, che vengonoesminati scientificamente dalla SezioneArcheologica Cantonale in collaborazionecon la sezione per laConservazione Cantonale dei MonumentiStorici. Progetti per il risanamentodi rovine di castelli vengonocurati dalla Sezione ArcheologicaCantonale. Partendo dall’esperienzaaccumulata negli ultimi annivengono esposti quei fattori chesono fondamentali per la conservazionee il restauro dei castelli.È parte integrante della Sezione ArcheologicaCantonale anche il fattodi chiarire insieme ai proprietari laquestione finanziaria, documentarel’oggetto in questione, consigliareil committente della costruzione eaccompagnare i lavori di conservazionee di restauro.Oltre alla conservazione di resti minacciativi è anche il <strong>des</strong>iderio di uneventuale apertura e utilizzo. Inquesto caso si tratta di elaboraresoluzioni accettabili insieme ai proprietarie ai comuni.(Christian Saladin, Origlio)58


ResumaziunIl chantun d’Argovia posseda numerusasfortezzas, chastels e ruinasche vegnan retschertgads scientificamainda l’archeologia chantunalaen stretga collavuraziun cun la tgirada monuments chantunala. Projectsper sanar ruinas vegnan per il solittgirads da l’archeologia chantunala.Sin fundament da las experientschasdals davos onns vegnan analisadsils facturs che giogan ina rollaper la conservaziun e la restauraziunda ruinas. L’archeologia chantunalaha era l’incumbensa da sclerir ensemencun ils proprietaris las pussaivladadsda finanziaziun, da documentarl’object, da cussegliar enquai che pertutga la construcziune d’accumpagnar las lavurs da conservaziune da restauraziun. Sper lafinamira da mantegnair restanzasd’edifizis periclitadas vegn savensera giavischà da far accessibel ed’utilisar in tal object. En quels casston ins elavurar ensemen cun ilsproprietaris e las vischnancas soluziunsche tuts pon acceptar.(Lia rumantscha, Cuira)Anmerkungen1Die Autorin versteht den Artikel als persönlichenBericht. Die Bilanz nach 7 Jahren Objektbetreuungvon Ruinen und Burgen erhebtkeinen Anspruch auf Vollständigkeit undkann die meisten Themen nur streifen.2Über diese Ruine weiss man wenig, sodass esuns im Rahmen der Restaurierung der einzigensichtbaren Mauerreste angebracht schien,Sondierungen in den Gebäuderesten zu machen.Während einer Woche wurde mit Hilfeeiner Schulklasse aus Zofingen das Areal sondiert.3Castor Hauser, Architekt, Baden, in Zusammenarbeitmit der kantonalen Denkmalpflege,Aarau.Abbildungsnachweis1–3: Aargauische Kantonsarchäologie Brugg4: Fredi Mühlemann, Densbüren5–13: Aargauische KantonsarchäologieAdresse der AutorinElisabeth BleuerAargauische KantonsarchäologieIndustriestrasse 3, 5200 Brugg59


Archäologische Befunde zur Baugeschichteder Burg Iberg bei Rinikenvon Peter FreyEinleitungZu den vermutlich schon früh verlassenenund <strong>des</strong>halb im Mittelalterurkundlich nie bezeugten Burganlagengehört die Burg Iberg beiRiniken. Um Aufschluss über dieBau- und Siedlungsgeschichte dieserBurg zu erlangen, nahm dieKantonsarchäologie <strong>1997</strong> Sondiergrabungenvor. Den Anlass zu denGrabungen gab das Projekt derGemeinde Riniken, die Burgstelledem Wanderer durch die Errichtungvon Sitzgelegenheiten undden Bau einer Feuerstelle als Rastplatzzu erschliessen und die einzigeim Gelände noch gut sichtbareMauer zu konservieren.1: Schülerinnen der Kantonsschule Zofingen beim Messen und Zeichnen.GrabungsverlaufDie Grabungen dauerten vom 7. bis11. Juli <strong>1997</strong>. An Stellen mit sichtbarenMauerspuren, oder wo Bewuchsmerkmaleauf verborgeneMauerzüge hindeuteten, wurdenacht Sondierschnitte angelegt. Diedabei zutage gekommenen Mauern(Mauern M 1 bis M 10) wurden insteingerechten Zeichnungen und inPlänen festgehalten. Mauer- undSchichtbeschreibungen, Photographienund ein Grabungstagebuchvervollständigten die Dokumentation.An der Grabung beteiligt warenneben Mitarbeitern der Kantonsarchäologie1 sechs Kantonsschülervon Zofingen 2 mit ihrem LateinlehrerChristoph Kurt. Studentender HTL Windisch 3 stellten unterAnleitung ihres Dozenten HeinzMutzner ein Geländemodell vomBurgareal her, das die Grundlagefür die archäologischen Befundplänebildete. Den Studenten undden Zofinger Kantonsschülern sowieihren Lehrern sei hier für dengeleisteten Einsatz herzlich gedankt.In unseren Dank eingeschlossensind auch die Gemeindebehördeund die Grundstückeigentümer.Im Juni 1998 liess die GemeindeRiniken die einzige noch sichtbareMauer (M 1) durch das BaugeschäftTreier AG restaurieren. Baubegleitendkonnte die Kantonsarchäologiedie freigelegte Mauer dokumentieren.Der Grabungsbefund2: Zur Konservierung vorbereiteter Abschnitt der Ringmauer.Der Iberg ist ein vom Bözberg nachNordosten führender Höhenzug,der sich als schmaler, nur 25 m breiterRücken weit nach Nordenvorschiebt. Auf dem spornartigenNordende <strong>des</strong> Bergrückens liegt dieBurg Iberg 4 . Die steil abfallendenBergflanken erschweren eine Annäherungvon Westen und Osten.Gut zugänglich ist die Burgstelle60


nur von Süden her. Man erreicht sieüber einen Weg, der im ZweitenWeltkrieg zum Bau von Bunkeranlagenerstellt wurde. Ein zweiter,älterer Weg verläuft parallel zurKrete am Osthang. Vom mittelalterlichenBurgweg, der an der westlichenHangkante entlang führte,sind heute nur noch dürftige Spurenim Gelände sichtbar.Besser erhalten sind die Gräben imsüdlichen Vorgelände der Burg.Ein erstes, aus einem Graben (GrabenI) bestehen<strong>des</strong> Annäherungshindernisriegelt den Bergrücken100 m südlich der Burg ab. Die geringeTiefe <strong>des</strong> Grabens lässt auf einvorgeschichtliches oder eher auf einunvollendetes, mittelalterliches Befestigungswerkschliessen.Weiter gegen die Burg zu liegenzwei weitere Gräben. Der südlicheund wohl auch jüngere Graben(Graben II) blieb unvollendet, wiean seiner geringen Tiefe und aneiner noch nicht durchstochenenFelsrippe im mittleren Grabenabschnittleicht zu erkennen ist. Dievorzeitige Einstellung der Aushubarbeitenlässt den Schluss zu, dieBurg sei in einer Ausbauphase verlassenworden. Der nördliche Graben(Graben III) hat eine Breite von18 m und eine Tiefe von 5 m.Die Nordflanke <strong>des</strong> nördlichenGrabens (Graben III) geht nahtlosin die Böschung einer künstlichenHügelschüttung über. Sie bestehtaus Lehm und Kalksteinen. Auf derHügelkrone sind dürftige Mauerspurenzu sehen. Sondiergrabungenbrachten die 1,4 m breiten Mau-3: Grundrissplan mit Grabungsbefund und Höhenkurven. 1 Graben I 4 Graben IV 7 Gebäude III, Nebengebäude2 Graben II 5 Gebäude I, wehrhaftes Steinhaus 8 Gebäude IV, Nebengebäude3 Graben III 6 Gebäude II, Torhaus 9 Gebäude V, Bergfried4: Mauerstrukturen, Massstab 1:50. A Ringmauer M 1 D Gebäude V, Mauer M 5B Gebäude I, Mauer M2 E Gebäude III, Mauer M 4C Gebäude I, Mauer M 361


RésuméIl ne reste plus à voir de la ruined’Iberg, près de Riniken, que troisfossés et de maigres traces de murs.Afin d’en savoir plus sur ce château,à propos duquel les sources historiquessont muettes, l’archéologiecantonale, avec l’aide d’écoliersde l’école cantonale de Zofingue, aeffectué <strong>des</strong> sondages en <strong>1997</strong>. Lerésultat <strong>des</strong> fouilles et l’étudedu matériel montrent que l’originedu château remonte à la secondemoitié du XI e siècle. Il constituaitalors vraisemblablement le centrede l’essart <strong>des</strong> Habsbourg au Bözberg.Le château a brûlé à la fin duXII e ou au début du XIII e siècle. Lestravaux de reconstruction indiquentune extension de l’ancienédifice; ils ont été rapidement abandonnés,vraisemblablement suiteà l’opposition du riche monastèrevoisin de Murbach, qui disposaitpar acte authentique du droit defortification.(François Christe, Lausanne)RiassuntoDel castello di Iberg presso Rinikensono visibili ancora tre fossati e pochiresti di mura.Per ottenere più dati sul castello –non vi sono fonti scritte – la SezioneArcheologica Cantonale organizzònel <strong>1997</strong> con degli scolari dellaScuola Cantonale di Zofingen degliscavi di sondaggio.Tramite i reperti venuti alla lucedurante gli scavi e altri ritrovamentinelle immediate vicinanzedel castello, si giunse alla conclusioneche la costruzione del castellopuò essere datata nella seconda metàdel XI secolo. Probabilmente formavail centro di una zona bonificataasburgica nella regione delBözberg. Nel tardo XII sec. o primoXIII sec. il castello fu vittima di unincendio. Parallelamente alla ricostruzioneil castello venne ancheampliato. Tuttavia dopo un breveperiodo i lavori vennero sospesi, sicuramentea causa del benestanteconvento di Murbach, situato nellevicinanze del castello, che fece usodel suo diritto di fortificazione garantitoda documenti.(Christian Saladin, Origlio)ResumaziunDa la ruina dad Iberg sper Rinikenexistan be anc trais foss e paucas restanzasda mir. Funtaunas scrittasna datti naginas. L’archeologiachantunala ha perquai fatg il <strong>1997</strong>,cun agid da scolars da la scola chantunalada Zofingen, exchavaziunsda sondagi. Sin fundament dals resultatsda las exchavaziuns e dalsobjects chattads pon ins datar l’origindal chastè en la segunda mesadadda l’11avel tschientaner. Elfurmava probablamain il center dal’insla da runcada habsburgaisa alBözberg. A la fin dal 12avel u al’entschatta dal 13avel tschientanerè il chastè daventà l’unfrenda d’inincendi. La ruina è alura vegnidareconstruida ed a medem tempengrondida. Ma las lavurs da construcziunèn pauc pli tard vegnidasinterruttas, probablamain perquaiche la claustra bainstanta da Murbachsituada en vischinanza dal chastèha fatg valair ses dretg da fortificaziungarantì.(Lia rumantscha, Cuira)Anmerkungen1Andreas Motschi, Theo Frey, Peter Frey.2Anna-Katharina Gilgen, Lena Wanitsch, MarionWullschleger, Daniel Frank, ChristianMosimann, Daniel Wanitsch.3Martin Krauer, Alexander Mazzara, MichaelNöthiger, Lorenz Nydegger, Marco Porta,Marcel Schlegel, Gaetano Villano, DominikWeiss, Anton Wey, Thomas Winter, DanielZehnder, Werner Oliver Zurbriggen.4Lan<strong>des</strong>karte 1:25000, Blatt 1070, Koordinaten656 320/261820.5Thomas Biller, Die Adelsburg in Deutschland(München 1993) 134 f.6Gegen Ende <strong>des</strong> 1<strong>2.</strong> Jh’s wird das in der Jurazoneim 11. und 1<strong>2.</strong> Jh. charakteristischekleinteilige Handquadermauerwerk durchgrossformatiges Steinmaterial (Megalithmauerwerk)abgelöst.7Werner Meyer, Burgenbau und Herrschaftsbildungzwischen Alpen und Rhein im Zeitalterder Salischen Herrscher. Burgen derSalierzeit 2 (Sigmaringen 1992) 310 f.Werner Meyer, Altenberg BL 198<strong>2.</strong> Nachrichten<strong>des</strong> <strong>Schweizerischen</strong> <strong>Burgenvereins</strong> 12(1982/6) 98–104.8Karl Heid, Grabungsbericht Ruine Rosenegg(Horen) bei Küttigen 1956/57. Manuskriptim Archiv der Aargauischen Kantonsarchäologie.9Für die vorzeitige Einstellung der Bauarbeitenspricht die geringe Schuttmenge im Bereich<strong>des</strong> Turms und der unvollendet gebliebeneAushub <strong>des</strong> Grabens II. Für die gleichzeitigerfolgte Auflassung der Burg spricht dasFehlen von Benutzungsschichten im wiederhergestelltenGebäude III.10Werner Meyer, Nicht gebaute und unvollendeteBurganlagen im Mittelalter. Nachrichten<strong>des</strong> <strong>Schweizerischen</strong> <strong>Burgenvereins</strong> 16(1989/4) 30.111253 schenken die Grafen von Habsburg-Laufenburgdem Kloster Wettingen den HofRiniken. Das niedere Gericht befindet sich zudieser Zeit als Lehen der Habsburg-Laufenburgerbeim Ritter Ulrich von Hauenstein.Derselbe verkauft 1267 ein Bauerngut zuRiniken dem Kloster Wettingen. Er hatte esvom Grafen Rudolf IV. von Habsburg zu Lehen.1296 verkauft der Stiftsprobst Johannesvon Zürich für seinen lan<strong>des</strong>fernen BruderTruchsess Erkenfried von Habsburg einenBauernhof zu Riniken an einen BruggerBürger. In Riniken waren demzufolge beideLinien <strong>des</strong> Hauses Habsburg begütert. EinenTeil ihres Besitzes hatten sie an Dienstadeligeals Lehen ausgegeben. Auch in den übrigenBözbergdörfern trat Habsburg als Grund- undGerichtsherr auf. Karl Obrist, Martin Vögtli,Geschichte der Gemeinde Riniken (Brugg1989) 16 ff.12Adolf Rohr, Die vier Murbachhöfe Lunkhofen,Holderbank, Rein und Elfingen im Spätmittelalter.Argovia 57 (1945) 136 ff. und 178 ff.13Max Baumann, Peter Frey, Freudenau im unternAaretal. Burganlage und Flussübergangim Mittelalter (Untersiggenthal 1983) 98. –Rudolf Laur-Belart, Alte Strassen über denBözberg. Brugger Neujahrsblätter 1971, 5 ff.14Rohr (Anm. 12) 155.15Rohr (Anm. 12) 144.16Rohr (Anm. 12) 145 ff.Abbildungsnachweis1, 2: Aargauische Kantonsarchäologie, Theo Frey3, 4, 5, 6: Aargauische Kantonsarchäologie,Peter Frey7: Aargauische Kantonsarchäologie, BernhardMeisterAdresse <strong>des</strong> AutorsPeter FreyAargauische KantonsarchäologieVindonissa Museum, Industriestrasse 35200 Brugg65


Die Burgruine Urgiz bei DensbürenBericht über die Mauersanierungen von 1996/97von Peter FreyEinleitungIn den Jahren 1996 und <strong>1997</strong> konntendie seit langem anstehendenMauersanierungen auf der BurgruineUrgiz bei Densbüren durchgeführtwerden. Die dazu erforderlichenMittel wurden durch dieGemeinde, durch Kanton undBund sowie durch Spenden aufgebracht.Die Arbeiten verrichtetenArbeitslose im Rahmen eines Beschäftigungsprogrammssowie aufdie Restaurierung alter Mauernspezialisierte Handwerker der BaufirmaSekinger AG. Als Bun<strong>des</strong>experteamtete Dr. Lukas Högl. DasVermessungsbüro Ackermann undWernli erstellte unendgeltlich einGeländemodell im Massstab 1:100,und der Schweizerische <strong>Burgenvereins</strong>tiftete die Informationstafel.Die denkmalpflegerische Betreuunghatte die Kantonsarchäologieinne, die auch die Dokumentationsarbeitenvor Ort übernahm 1 .Beschreibung der RuineDie Burg Urgiz liegt nördlich vonDensbüren an der Gemeindegrenzezu Herznach. Sie nimmt einenhalbkreisförmigen Felskopf ein, derdas äusserste Spornende eines nachWesten gerichteten Bergrückensbildet. Gegen das Tal fällt der Felskopfbis 15 m tief senkrecht ab. Aufden drei anderen Seiten bot einWall- und Grabensystem Schutz.Von der mittelalterlichen Burg aufdem halbkreisförmigen Felskopfsind nur kümmerliche Mauerspuren<strong>des</strong> Berings zu sehen und auchvon der Hochwacht, die Bern im17. Jahrhundert auf der Ruine errichtete,blieben nur die Sockelmauern<strong>des</strong>Wächterhauses bestehen.Besser erhalten blieb das Wall-/Grabensystem der Burg. Ein ersterGraben von 7 m Breite umschliesstdie Kernburg. Später wurde dieser1: Grundrissplan mit Grabungsbefund und Höhenkurven.1 Kernburg 3 Rundturm 5 Wall 1 7 Burgweg2 Graben 1 4 Graben 2 6 Wall 2 8 WachthausGraben (Graben 1) in das Burgarealeinbezogen und überbaut. Entlangder ehemaligen Grabenaussenseitesind dürftige Reste einer 1,3 m breitenRingmauer und eines Rundturmszu sehen. Diesem Bering vorgelagertfolgt ein zweiter Graben.Dieser zweite Graben (Graben 2),vermutlich als Ersatz für den erstenüberbauten Graben (Graben 1) angelegt,(Graben 2) hat eine Breitevon 10 m. Sein äusserer Abschlusswird durch den anstehenden Felsgebildet. Wo dieser fehlt bestehtder äussere Grabenabschluss auseiner 3 m dicken Trockenmauermit Hinterfüllung (Ostabschnitt)oder aus einem 10 m breiten, mit66


Trockenmauerwerk verblendetenErdwall (Nordabschnitt).Der nördlichen Wallfront (Wall 1)entlang verläuft der von Trockenmauerneingefasste Burgweg. Vermutlichälter als dieser frühneuzeitlicheWeg ist ein 50 m langer, 15 mbreiter und 5 m hoher Steinwall(Wall 2), der den Bergrücken imVorgelände der Burg abriegelt. Unklarbleibt, ob dieser Wall als Abschnittswallkonzipiert war und ober unvollendet geblieben ist.Die RuinensanierungDie Konservierung der BurgruineUrgiz hat eine lange Vorgeschichte:Schon 1946 stellte der damals amtierendeDenkmalpfleger und KantonsarchäologeReinhold Boschanlässlich einer Feldbegehung dieDringlichkeit einer Konservierungfest 2 . Was daraufhin unternommenwurde, ist unklar; eine Restaurierungist jedenfals nicht erfolgt. Einneuer und ebenfalls erfolgloser Anlaufzur Sanierung folgte 1982 3 .Wenig später stürzte ein Teil <strong>des</strong>Rundturmes ein. Daraufhin folgteein Vorstoss von der Kantonsarchäologie,doch scheiterte das Konservierungsvorhabenan den fehlendenGeldmitteln der Gemeinde 4 .Erst durch das 1996 geschaffeneArbeitslosen-Beschäftigungsprogrammergab sich für die Gemeindebehördedie Möglichkeit, diedringend gewordene Konservierungder Ruine Urgiz in einerfinanziell tragbaren Form zu realisieren.Die dazu erforderlichenGeldmittel brachten Gemeinde,Kanton und Bund sowie zahlreicheSpender auf 5 .In Anbetracht der angespanntenFinanzlage hatte sich die Sanierungder Ruine Urgiz grundsätzlichauf die sichtbaren Bauteile zu beschränken.Das Freilegen von imBoden liegender Mauerzüge warnicht vorgesehen. Ausgrabungenerfolgten nur dort, wo die KonservierungsarbeitenEingriffe im Bodenerforderlich machten.Die einzelnen Mauern oder Mauerabschnittewurden entsprechendihrem Schadensbild und gemässihrer historischen Bedeutung inzwei Gruppen unterteilt: ErsteSanierungspriorität erhielten derRundturm, die Hochwacht unddie Grabenfuttermauer. ZweitePriorität kamen der Ringmauer derKernburg und der äusseren Ringmauerzu. Leider musste auf dieSanierung der letzteren aus finanziellenGründen verzichtet werden.Die erforderlichen Vorarbeiten zurRuinensanierung begannen imHerbst 1996 mit Rodungsarbeitendurch das Forstamt. Ab dem <strong>2.</strong> Oktoberkamen Arbeitslose zum Einsatz.Sie machten den Burgwegwieder benutzbar, richteten dieBaustelleninstallationen ein, zerlegtendie vom Forstamt gefälltenBäume, transportierten das Holz abund sortierten aus dem Versturzschuttbrauchbare Bausteine aus.Anschliessend begannen arbeitsloseMaurer mit der Schliessung derBreschen in der Grabenfuttermauer(Graben 2). Diese Arbeiten erfolgtenin Trockenmauertechnik.Nach der Winterpause folgten imFrühjahr <strong>1997</strong> die Vorbereitungsarbeitenzur Sanierung der Hochwachtund <strong>des</strong> Rundturms. DasMauerwerk dieser Bauwerke wurdevom Bewuchs befreit und gesäubert.Der Rundturm musste eingerüstetwerden. Danach folgte durchdas Baugeschäft Geb. Sekinger AGdie eigentliche Maurerarbeit, diedurch die Arbeitslosen unterstütztwurde. Beim Rundturm und dersüdlich anschliessenden Partie derRingmauer wurde das Mauerwerkneu ausgefugt, die Krone durchzwei bis drei zusätzlich aufgesetzteSteinlagen gesichert und fehlendeTeile <strong>des</strong> äusseren Mauermantels ergänzt.Auch beim Wächterhaus derHochwacht musste das Mauerwerkneu ausgefugt und die Krone gesichertwerden.Der GrabungsbefundDer RundturmDer am äusseren Rand <strong>des</strong> erstenGrabens (Graben 1) im Verbandmit der 1,3 m breiten Ringmauererrichtete Rundturm gehört einer2: Rundturm, Aufsicht von Westen.Erweiterungsphase der Burg an.Der Turm hat einen Aussendurchmesservon 6,8 m und einen Innendurchmesservon 3,8 m. Die stellenweisenoch 5,5 m hohen Mauernbestehen aus zwei Schalen lagerhaftgeschichteter Bruchsteine unterschiedlicherGrösse (0,2 m bis0,85 m Länge) und aus einem vorwiegendkleinteiligen Gusskern.Der grobkiesige Mörtel weist einehelle gelblich-weisse Farbe auf. DieMauerstärke ist unterschiedlich; sievariiert zwischen 1,8 m im Nordenund 1,1 m im Süden. Diese Verdickungder feindseitigen Mauerpartiestellt eine Verstärkungsmassnahmegegen Geschosse mittelalterlicherWurfgeschütze dar,die bei Türmen in unserer Gegenderst für das Spätmittelalter bezeugtist. Diesem Sachverhalt zufolgewird man den Bau <strong>des</strong> Rundturms,beziehungsweise die Erweiterungsphaseder Burg ins fortgeschrittene13. oder eher ins 14. Jahrhundert zuverweisen haben.Die GrabenfuttermauerDer 10 bis 12 m breite Graben 2wird im Norden durch einen mitTrockenmauerwerk verblendetenErdwall und auf der Ostseite durcheine 2 m breite und bis zu 3 m hoheTrockenmauer begrenzt. Das Mantelmauerwerkbesteht aus lagerhaftgeschichteten Bruchsteinen (Jurakalkstein)von 0,1 bis 0,9 m Längeund 0,05 m bis 0,4 m Höhe. DasKernmauerwerk setzt sich aus kleinerenBruchsteinen und aus Kalksteinsplittzusammen. Dem Ostabschnittder Trockenmauer ist an derAussenseite (Ostseite) Geröll undErdreich (Lehm) angeschüttet.67


3: Wachthaus, Grundrissplan.Die HochwachtDas Wachthaus der bernischenHochwächter liegt am Südostrandder mittelalterlichen Kernburg.Das etwas in den Boden eingetiefteGebäude beschreibt im Grundrissein schwach verzogenes Rechteckvon 5,75 m Länge und 4,1 m Breite.Die Mauerstärke der aufgehendenWand beträgt 0,5 m; die nach aussenvorspringenden Fundamentevarieren zwischen 0,6 m und 0,95m Breite. Das Mauerwerk bestehtaus Bruchsteinen, aus wenigen Ziegelfragmentenund aus vereinzeltenBacksteinen. Der weiss bis gelbeMörtel weist eine schlechte Qualitätauf.Der Eingang in das Wächterhauslag auf der Nordwestseite. Die 1,1m breite Türe schloss unmittelbaran die Westecke an. Im Innern <strong>des</strong>Gebäu<strong>des</strong>, in der Südecke, kam dasSockelmauerwerk eines Ofens zumVorschein. Die 0,5 m breite Einfeuerungsöffnungbefand sich inder 0,45 m breiten und 2 m langenNordostmauer. Erhalten waren davonder untere Teil der südöstlichenLeibung und die aus einer Sandsteinplattebestehende Schwelle.Eine Vorblendung aus Backsteinmauerwerkerwies sich als Flickwerk,das man zur Verstärkung derausgeglühten Schwelle aufgeführthatte. Möglicherweise der gleichenZeit entstammt die im Ofen dernordöstlichen Gebäudewand vorgeblendeteMauer, deren Einbaudas Innere <strong>des</strong> Ofens markant verkleinerthat. Noch später wurde dieEinfeueröffnung unter der Verwendungvon Lehm und Backsteinenzugemauert.Im Unterschied zu den zweiräumigenHochwachten von Langnau imEmmental 6 , vom Achenberg beiZurzach 7 und vom Rhinsberg beiEglisau 8 wies das Wachthaus aufder Ruine Urgiz lediglich einenRaum auf, sofern die nordöstlicheund die südwestliche Ofenmauerkeinen kleinen Vorraum begrenzthaben, wie er für die Wachthäuserauf dem Achenberg und auf demRhinsberg nachgewiesen sind. Allerdingssind die letzteren Wachthäusermit einer Innenfläche von25,3 Quadratmeter und 22,75Quadratmeter um gut einen Drittelgrösser als das 14,72 Quadratmetermessende Wachthaus auf derUrgiz.Die FundeAus der Schutthalde im Westhangder Burg liegen Lesefunde vor, dievon Chrisoph Reding 9 gesammeltwurden. Neben Eisenschlacken,wie sie im Rennofen anfallen, wurdenTierknochen (Speiseabfälle) gefunden.Weiter liegen ein Schlüsselaus Eisen, das Fragment eines Nuppenbechersaus Glas und Scherben4: Fundtafel. Massstab 1:<strong>2.</strong>mittelalterlicher Gefässe und Ofenkachelnvor. Die Geschirrkeramikist in das 1<strong>2.</strong> bis 14. Jahrhundert,die Ofenkeramik in das 14. und 15.Jahrhundert zu datieren.Fundkatalog1 Topfrand aus reichlich gemagertemTon; harter, grauer Brand. <strong>2.</strong>Hälfte 1<strong>2.</strong> Jh.2 Topfrand aus grob gemagertemTon; harter, grauer Brand. Ende1<strong>2.</strong> Jh.3 Topfrand aus reichlich gemagertemTon; harter, roter Brand. <strong>2.</strong>Hälfte 1<strong>2.</strong> Jh.4 Topfrand aus reichlich gemagertemTon; harter, grauer Brand.Frühes 14. Jh.5 Topfrand aus grob gemagertemTon; harter, grauer Brand. <strong>2.</strong>Hälfte 14. Jh.6 Rand eines Dreibeintopfs ausreichlich gemagertem Ton; harter,roter Brand. 14. Jh.7 Rand einer Lampe aus reichlichgemagertem Ton; harter, roterBrand; braune Innenglasur. 14./15. Jh.8 Rand einer Tellerkachel ausreichlich gemagertem Ton; harter,roter Brand; braune Innenglasur.<strong>2.</strong> Hälfte 14. Jh.9 Rand einer Tellerkachel ausreichlich gemagertem Ton; harter,roter Brand; sekundär verbrannte,vermutlich grüne Innenglasur.<strong>2.</strong> Hälfte 14. oder 15.Jh.68


Die UntersuchungsergebnisseDie schriftlichen QuellenIm Jahre 1097 schenkte DomprobstBurkart den Hof Herznachdem Hochstift Strassburg 10 . DieSchenkung umfasste vermutlichneben anderem die spätere HerrschaftUrgiz mit den Dörfer Densbürenund Asp, die sich im Spätmittelalterzusammen mit der BurgUrgiz im Besitz der Bischöfe vonStrassburg 11 befand. Von letzterenhatten die zwischen 1277 und 1315bezeugten Herren von Uriol Burgund Herrschaft Urgiz zu Lehen 12 .Wer nach ihnen im 14. Jahrhundertauf der Burg sass, ist unbekannt.Erst für das 15. Jahrhundert sinduns wieder Burgherren überliefert:Vermutlich schon 1409, mit Sicherheit1429, befanden sich Burgund Herrschaft Urgiz als Lehen imBesitz der Effinger von Brugg 13 .Beim Überfall auf Brugg im Jahre1444 fiel Ludwig von Effinger, Besitzerder Herrschaft Urgiz, in dieHände <strong>des</strong> feindlichen AnführersThomas von Falkenstein 14 . Letzterertrat den Gefangenen an KonradRätz von Säckingen ab. Um sichfreikaufen zu können, musste ihmLudwig Effinger einen Schuldbriefim Wert von 300 Gulden auf dieBurg und Herrschaft Urgiz ausstellen.Nach seiner Freilassung verweigerteer die Zahlung von Zinsen.Die Burg fiel <strong>des</strong>halb nachlangem Rechtsstreit an KonradRätz. Allerdings hatte er der FamilieEffinger Besitzrechte im Wertvon 300 Gulden abzugelten, sei esdurch eine einmalige Zahlung oderdurch die Einrichtung einer Pfandschaftmit jährlichem Zinsertragvon 15 Gulden. Konrad Rätz wähltedie zweite Möglichkeit, an derauch seine Rechtsnachfolger festhielten.Im Jahre 1475 erwarbHeinrich Hasfurter aus Luzern diezu dieser Zeit noch bewohnbareBurg, die er samt der HerrschaftUrgiz 1479 aus der Lehensabhängigkeitlösen und in freies Eigentumumwandeln konnte. 1484ging die Herrschaft Urgiz als Erbschaftan Hasfurters Sohn über, derdafür einen Käufer suchte. Bevores zu einem Abschluss mit einemKaufinteressenten kam, machteBern 1502 von seinem VorkaufsrechtGebrauch und erwarb dieBurg und Herrschaft Urgiz. DiePfandsumme von 300 Gulden eingerechnet,betrug der Kaufpreis325 Gulden. Abzüglich der Pfandschaftverblieb für die Burg dergeringe Betrag von 25 Gulden,woraus ersichtlich wird, dass sichdie Burg zu Beginn <strong>des</strong> 16. Jahrhundertsin ruinösem Zustand befand.Bern richtete auf der Burgruineim 16. oder 17. Jahrhundert eineHochwacht ein. Sie stand in Sichtverbindungmit den Hochwachtenauf dem Homberg bei Veltheimund auf der Gisliflue bei Thalheim15 .Bau- und siedlungsgeschichtlicheSchlussfolgerungenDie schriftlichen Quellen schweigensich über die Gründung derBurg Urgiz aus. Auch der archäologischeBefund gibt ohne weiterführendeGrabungen zu dieserFrage nichts eindeutiges her. Immerhinliegen aus der Schutthaldeder Burg Topfränder <strong>des</strong> 1<strong>2.</strong> Jahrhundertsvor, die eine Existenz derBurg für diese Zeit bezeugen.Das mehrteilige Wall- und Grabensystemder Burg wirkt auf den erstenBlick altertümlich 16 , doch findensich dafür auch Parallelen beiBurgen <strong>des</strong> 1<strong>2.</strong> und 13. Jahrhunderts17 . Zudem ist zu berücksichtigen,dass der äussere Graben (Graben2) und vielleicht auch der Abschnittswall(Wall 2) erst beim späterenAusbau der Burg als Ersatz fürden Graben 1 angelegt wurden.Die Burganlage hat sich anfänglichauf den höchsten Geländepunktbeschränkt. Diese Kernzone misst330 Quadratmeter. Burgen mitentsprechend geringer Grundflächestammen mehrheitlich aus der <strong>2.</strong>Hälfte <strong>des</strong> 1<strong>2.</strong> oder aus dem 13.Jahrhundert. Sie bestehen häufigaus einem mächtigen Wohnturm 18oder aus einer Kombination vonTurm, kleinem Wohnhaus undengem Innenhof 19 . Für die Urgizwird man analoge Baustrukturenvoraussetzen dürfen.Der oben angesprochene Ausbauder Burg erfolgte mit grosserWahrscheinlichkeit erst in derzweiten Hälfte <strong>des</strong> 13. oder im14. Jahrhundert. Für diesen spätenZeitansatz spricht der an der exponiertenNordostecke errichteteRundturm. Er deckte die Kernburgund den zum Zwinger gewordeneninneren Graben (Graben 1) gegenfeindlichen Beschuss. Dieser Funktionentsprechend war der nordwestlicheAbschnitt der Turmmaueram stärksten ausgebildet; ererreichte eine Dicke von 1,8 m.Dadurch wollte man der zerstörerischenWucht aufprallender Geschossevon Wurfmaschinen entgegenwirken20 . Die Annäherunggegen den Zwinger erschwerte der10 m breite und 7 m tiefe Graben(Graben 2). Seine äussere Wangebestand dort, wo anstehender Felsfehlt, aus einem 5 m hohen Wall(Nordabschnitt) oder aus einerTrockenmauer mit Geröllhinterfüllung(Ostabschnitt). Einen zusätzlichenSchutz gegen Angreifer botder im nordöstlichen Vorgeländegelegene Abschnittswall (Wall 2) 21 ,der vielleicht ein unvollendetesBauwerk darstellt, da er nur denMittelteil <strong>des</strong> Spornrückens abriegelt.Zusammenfassend kann gesagtwerden, dass der Ausbau der Burgim späten 13. oder 14. Jahrhundertin erster Linie eine Verstärkung derVerteidigungseinrichtungenbrachte. Der Anstoss dazu dürftevom Besitzer der Herrschaft Urgiz,dem Bischof von Strassburg ausgegangensein. Mit der Realisierung<strong>des</strong> Bauvorhabens waren vermutlichdie Lehensinhaber der Burg betraut.69


3: Der Spittelturm von Nordosten. 4: Der Spittelturm von Westen.Der 1556/1557 errichtete Spittelturmersetzte einen im Stadtrodel<strong>des</strong> frühen 14. Jahrhunderts als«nüwer turn zem tor» erstmalsbezeugten Vorgängerbau, <strong>des</strong>senbescheidene Ausmasse auf den zeitgenössischenStadtansichten vonWerner Schodoler und JohannesStumpf überliefert sind. Namengebendwurde das südlich angrenzen<strong>des</strong>tädtische Spital, das im Jahr1353 erstmals erwähnt wird und1843 bei der Strassenverlegung abgerissenwurde.Der Turm steht auf einem aus Sandsteinquaderngefügten, mit eineranziehenden Mauerstütze verstärktenUnterbau mit leicht schiefwinkligemGrundriss von 8,4 x 6 m(Abb. 2–4). Die 3,3 m breite Tordurchfahrtist von einer Flachtonneüberwölbt. Der Oberbau bestehtaus verputztem Bruchsteinmauerwerkmit Eckquaderung und umfasstbis zum Dach sieben Geschosse,die ab dem <strong>2.</strong> Obergeschossdurch Eichenblocktreppenerschlossen sind. Die Befensterungbesteht gegen Norden und Ostenaus Maul- und Schlüsselscharten,an der stadtseitigen Westfassadeaus gekehlten Schmalfenstern und,im Kerkergeschoss, aus einem rechteckigen«Heiterloch». Das steileWalmdach mit Dachreiter wirddurch zwei Erkerchen untergliedert,die auf der West- und Ostseitevorkragen und mit Spitzdächerngedeckt sind. Der Zugang zumTurm erfolgt durch ein nordseitsangebautes Treppenhaus, das durcheine Rundbogentür in das <strong>2.</strong> Obergeschoss<strong>des</strong> Turmes führt, von demaus wiederum ein Durchgang zumbenachbarten Spital bestand. DieBauplanung sah somit im 1. Obergeschoss<strong>des</strong> Turmes von Anfang aneinen «gefangenen» Raum vor, dernicht über Treppen, sondern nurüber das darüber liegende Stockwerkdurch eine Bodenöffnung erreichbarwar.Der Repräsentationscharakter <strong>des</strong>Turmes wird durch ein qualitätvollesSandsteinrelief unterstrichen,das 1556 über der äusseren Toreinfahrteingebaut wurde. Es zeigt eineWappentriade Bremgarten – Reichmit Schildhalterlöwen. Ausser einerZeitglocke erhielt der Turmbereits 1558 eine mechanische Uhr,zu der zwei reich bemalte Zifferblätterund eine Anzeige der Mondphasenin Form einer drehbarenKugel gehören.5: Fenster an der Westwand <strong>des</strong> Turmgefängnisses.6: Südwestecke <strong>des</strong>Gefängnisraums.72


Das GefängnisDer bis ins frühe 19. Jahrhundertals Gefängnis benützte Raumnimmt die ganze Geschossflächeüber der Tordurchfahrt ein. Er ist3,75 m hoch und besitzt einenunregelmässigen Grundriss von2,5–2,8 m auf 4,8 m. Der Bodenbelagbesteht aus Tonplatten vonunterschiedlichem Format. DieWände wurden vollständig verputztund getüncht; der verwendeteVerputz ist identisch mit dem<strong>des</strong> <strong>2.</strong> Obergeschosses. Ein kleinesRechteckfenster (59 x 25 cm) in derstadtseitigen Westwand, das mitEisenstäben vergittert ist, sorgt füretwas Tageslicht. Da die Sohlbank2,5 m über dem Fussbodenniveauliegt, konnte die Fensteröffnungnur erreicht werden, wenn man ander Mauer hochstieg. Stufenartigausgetretene Steiglöcher im Mauerwerkunterhalb <strong>des</strong> Fensters belegeneindrücklich entsprechendeAktivitäten der Insassen (Abb. 5).Die Gefängniswände erfuhren währendder Benutzungsdauer verschiedeneBeschädigungen, die mitVerputzaufträgen ausgebessert wurden.Aus den Überlagerungen dieserFlickstellen mit Graffiti wird ersichtlich,dass dies vor allem gegenEnde <strong>des</strong> 18. Jahrhunderts der Fallwar. Die Fensterbrüstung <strong>des</strong> «Heiterloches»wurde nachträglich sogarmit massiven Kalk- und Sandsteinquadernverstärkt (Abb. 5).Diese Massnahme sollte wahrscheinlichdas Entfernen von Mauersteinenim Bereich der Fensteröffnungverhindern – ein Vorgang,der sich unmittelbar vor demEinsetzen unverrückbarer Quadersteinezugetragen haben mag.Grössere Flächen mit mehrphasigenVerputzabfolgen befinden sichan den beiden Schmalwänden (Abb.6). Einige neu eingesetzte Steineweisen darauf hin, dass die Beschädigungennicht nur den Verputz,sondern auch das Mauerwerk direktbetrafen. Ob diese im Zusammenhangmit Fluchtversuchen erfolgten,sei offen gelassen. Der Gefängnisraumwurde nach seiner Aufgabevollständig geleert; allfälliges Mobiliaroder sonstige Ausstattungs-7: Hexenturm Bremgarten. Die Aufzugsvorrichtungüber der Kerkeröffnung.gegenstände waren bei der Aufdeckungnicht mehr vorhanden.In der Mitte der Decke befindetsich zwischen zwei Balken einerechteckige Öffnung (72 x 82 cm),die den einzigen Zugang zum Gefängnisermöglichte. Die vorauszusetzendeFalltür fehlt, ebenso derAufzug für die Beförderung der Gefangenenzwischen den Stockwerken.Eine derartige Vorrichtungblieb zum Beispiel im BremgarterHexenturm über der Falltür <strong>des</strong>dortigen Gefängnisses erhalten(Abb. 7). Im Spittelturm ist zwar anzwei originalen Deckenbalken aufder Mittelachse <strong>des</strong> <strong>2.</strong> Obergeschosseseine Seilrolle fest verankert,diese liegt aber neben demKerkerloch und verläuft in derQuerrichtung (Abb. 2; 8). Ein Aufzugmit dieser Rolle aus demKerker oder auch an der Turmaussenseiteliesse sich wegen der räumlichenGegebenheiten nur sehrumständlich oder gar nicht bewerkstelligen.In Anbetracht derbeschränkten Verwendungsmöglichkeitenund der Tatsache, dasssich im gleichen Turm ein Gefängnisbefindet, ist an die Möglichkeitzu denken, dass die Seilrolle fürAufzüge von Delinquenten an derFolter verwendet wurde. DieseFunktion lässt sich zwar ohne konkretenschriftlichen Hinweis nicht8: Spittelturm, <strong>2.</strong> OG mit Loch zum Gefängnisund Seilrolle an der Decke (von Süden, Po<strong>des</strong>t undTreppenverlauf nicht ursprünglich).bestätigen, würde aber einer Situationentsprechen, wie sie beispielsweiseim Wasserturm von Luzernoder auf Schloss Lenzburg bestand 3 .Nachdem das Gefängnis aufgegebenworden war, wurde über demPlattenbelag <strong>des</strong> darüber liegendenStockwerkes ein neuer Bretterbodenverlegt. Das Loch wurde dadurchunpassierbar; das Gefängniswar von diesem Zeitpunkt an nichtmehr zugänglich. Walter Merzschreibt 1905, dass er nur in das <strong>2.</strong>Obergeschoss gelangen konnte 4 . Daer keine Angaben über die Funktion<strong>des</strong> Raumes im 1. Obergeschossmacht, ist anzunehmen, dassder neue Boden bereits einige Zeitzuvor, wahrscheinlich im mittleren19. Jahrhundert, eingebrachtworden war. Die Versiegelung <strong>des</strong>Raumes bis zur erneuten Öffnungim Herbst 1999 erweist sich inzweifacher Hinsicht als Glücksfall:Einerseits ist die Authentizität derInschriften und Graffiti gewährleistet,die während der Benützungsdauer<strong>des</strong> Gefängnisses entstandensein müssen und von späterenÜberzeichnungen verschont blieben,andererseits gewährte sie einenSchutz der Wände vor nachträglichenBeeinträchtigungen.73


Strafjustiz in BremgartenDer Kerker wirft die Frage nachden gerichtlichen Kompetenzender Untertanenstadt Bremgartenauf. Diese hängen unmittelbar mitder politischen Situation der Stadtzur Zeit der eidgenössischen Herrschaftzusammen, die durch eineSonderstellung gekennzeichnet ist 5 .Die habsburgische Gründungsstadt,die in den ersten Jahrhundertenihrer Existenz eine rege wirtschaftlicheund kulturelle Entwicklungerfahren hatte, wurde nachder Eroberung <strong>des</strong> Aargaus dergemeineidgenössischen GrafschaftBaden zugeschlagen. Bremgartengelang es dabei, das im Nieder- undKelleramt seit 1374 erworbeneeigene Untertanengebiet nicht nurzu bewahren, sondern zu erweiternund bis 1798 zu behaupten. Dieserunter den aargauischen Untertanenstädteneinzigartige Vorgangrechtfertigte sich durch den formellenStatus der Reichsfreiheit, in denBremgarten 1415, wenige Wochenvor der eidgenössischen Eroberung,von König Sigismund erhobenworden war und der von den regierendenAcht Alten Orten 1450 –vordergründig – anerkannt wurde.Die Herrschaft beinhaltete die NiedereGerichtsbarkeit im ländlichenUntertanengebiet, während dieHohe Gerichtsbarkeit über Diebund Frevel auf den städtischenFriedkreis beschränkt blieb. Diebereits im 14. Jahrhundert angewandteBlutgerichtsbarkeit, die1434 von Kaiser Sigismund bestätigtwurde, oblag Schultheissund Räten. Die erste bekannte Prozessordnungwurde in der Mitte<strong>des</strong> 16. Jahrhunderts verfasst, eineweitere im Jahr 1645. Das «KeyserlicheMalefitz Recht zuo Bremgarten»hielt die Methoden der Hinrichtungfest 6 .Auswirkungen auf die städtischenEinrichtungen <strong>des</strong> Strafvollzugshatte die zunehmende BedeutungBremgartens als Verwaltungszentrumder Herrschaft «Freie Ämter»7 . Die im Westen an das Stadtgebietgrenzende Landvogtei, dieüber kein städtisches Zentrumverfügte, benutzte seit dem ausgehenden15. Jahrhundert die Gefängnisseund Galgen von Bremgarten.Im Jahr 1562 verlegte derLandschreiber seinen Wohnsitzund die landvögtliche Kanzlei vonMuri in die Stadt an der Reuss. ImStadtbann, knapp ausserhalb <strong>des</strong>Friedkreises, entstand eine neueLandgerichtsstätte, die nach 1600Muri als Gerichtsort der FreienÄmter vollständig ablöste. Die engeVerflechtung mit den Belangen derLandvogtei wurde der Stadt Bremgarten,die sich vorübergehend demneuen Glauben zugewandt hatte,nach der zweiten Schlacht bei Kappel1531 nachteilig ausgelegt. Eineder von den katholischen Ortenverhängten Strafmassnahmen legtefest, dass dem Landvogt in denFreien Ämtern die Schlüssel zu denTurmgefängnissen zu <strong>des</strong>sen freierVerfügung ausgehändigt werdenmussten. Schwerwiegender war dervorübergehende Entzug <strong>des</strong> Rechteszur selbständigen Schultheissenwahl.Die demütigenden Massnahmen,die ein Licht auf dietatsächlichen politischen Machtverhältnissewerfen, wurden in dernachträglichen Kapitulation von1549 urkundlich bekräftigt 8 . Derwenige Jahre später erfolgte Bau<strong>des</strong> Spittelturmes als «bürgerlichesGegenstück zum benachbarten, feudalzeitlichenPlatzturm» 9 und diein seine Ausstattung integriertebildliche Darstellung der Reichsfreiheitmögen daher für die BremgarterBürgerschaft die politischenVerhältnisse wieder in ein erträglicheresLicht gerückt haben.Die Stadt unterhielt in der Näheder Überlandstrassen mehrere Richtstätten.Die drei wichtigsten erscheinenbereits im Stadtrodel <strong>des</strong>14. Jahrhunderts und sind in derredigierten Fassung aus dem 17.Jahrhundert für Hinrichtungendurch das Schwert vorgesehen: Anden Weggabelungen nach Lenzburgund Mellingen (Hohes Kreuzin der Oberen Ebne) und nachZürich und Baden (Drei Kreuze beiBibenlos) sowie an der Zugerstrasse(Wesemlin bei der Kochkapelle) 10 .Der Galgen befand sich beim HohenKreuz, ebenso der für Hinrichtungendurch das Feuer vorgesehenePlatz, wo unter anderem Exekutionenwegen Hexerei vollzogenwurden 11 . Der von der Stadt beschäftigteNachrichter versah zugleichdas Amt <strong>des</strong> Wasenmeistersund war in dieser Funktion auch inden Freien Ämtern tätig. Als Inhabererscheinen Angehörige derScharfrichterdynastie Vollmar (Folmer),so 1675 ein Jacob Vollmarund 1740 ein Franz Jacob Folmer,der wegen eines Religionsdeliktesselber mit den Behörden in Konfliktgeriet und für 50 Jahre aus derStadt verbannt wurde, nachdem erUrfehde geleistet hatte 12 .Kerker und InsassenBremgarten unterhielt weitere Gefängnisseim Platzturm, im Hexenturm,wo sich ein Kerker und ein«Blochhüsli» befanden, und in dennicht mehr lokalisierbaren GebäudenHasenberg (zwei Haftlokale)und Taubhüsli. Aus den vorliegendenUrteilen wird nicht immer ersichtlich,welches Gefängnis jeweilsfür die Inhaftierung bestimmtwurde 13 . Oft findet sich nurdie Angabe «Turm». Auch die verhängtenHaftzeiten sind nur seltenüberliefert. Dies gilt besonders imFall eines schweren Deliktes, daswahrscheinlich eine längere Untersuchungshaftbis zur Urteilsfällungnach sich zog.Gefangenschaft als alleinige Massnahmebesass im Strafvollzug –nicht nur in Bremgarten – eine untergeordneteBedeutung. Turmhaftgalt als körperliche Strapaze aufZeit und dürfte, da für die StadtKosten anfielen, auch in Bremgartenmit einer Taxe verbunden gewesensein, die von den Gefangenen zubegleichen war 14 . Ein häufig ausgesprochenesUrteil lautete auf dreiTage und Nächte im Turm bei Wasserund Brot, das bei als gering erachtetenVergehen wie z.B. Ehebruch(Stadtsatzung von 1612),leichtem Diebstahl (z.B. Urteil von1649), Vernachlässigung der Sonntagspflicht(1653), Belästigung derWache (1656), Schlägerei und dergleichenverhängt wurde. DreiTage Turm erhielt auch ein betro-74


gener Ehemann, der es unterlassenhatte, seine Ehefrau anzuzeigen(1681). Im umgekehrten Fall wurdekeine Meldung verlangt. Geldbussen,die oft zusammen mitTurmhaft verhängt wurden, konntendurch eine längere Haftdauervermindert werden (1643).Für eine dichte Belegung der BremgarterGefängnisse werden zeitweiligdie «Betteljäginen» geführt haben,die in den Freien Ämtern miteiner gewissen Regelmässigkeitdurchgeführt wurden. Die Herrschaftgalt als Sammelbecken fürvertriebene, «landschädliche»Leute jeglicher Herkunft, die inmehreren Aktionen aufgegriffenund in Bremgarten der Haft undder peinlichen Befragung zugeführtwurden. Die Verhöre führten,falls nicht zum Freispruch, meist zuPrügelstrafen und Verbannung 15 .Eine Neuerung im Strafvollzugstellten die Schellenwerke dar, dieim 17. Jahrhundert nach niederländischemVorbild in den grösserenSchweizer Städten entstanden undin denen die Haftstrafe mit Arbeitsdienstverbunden wurde 16 . Die seitJahrhunderten benutzten Kerkerund Verliese blieben aber weiterhinin Gebrauch. Neue Modelle setztensich erst in der Helvetischen Republikdurch. An grösseren Orten entstandenzentrale Haftanstalten, so1801 in Baden die «HelvetischeZentralzuchtanstalt», in der bis zu150 Gefangene eingesperrt waren17 . Permanente Überbelegungwar nur einer der Gründe dafür,dass man gleichzeitig noch kleinere«Verhaftlokale» unterhielt, für dieman auch in grösseren Städten nachwie vor gerne auf die alten Türmezurückgriff 18 .Im Fall <strong>des</strong> Spittelturmes gibt diean einer Gefängniswand eingeritzteJahrzahl 1819 einen Hinweis aufdie weitere oder erneute Benutzung<strong>des</strong> Kerkers bis in diese Zeit. Bereits1798 waren im vormaligenstädtischen Spital Gefängnisse eingerichtetworden. Nachweislich ab1838 beherbergte Bremgarten inverschiedenen Gebäuden innerundausserhalb der Stadt sogenannteFilialstrafanstalten <strong>des</strong>1803 in Baden geschaffenen kantonalenZuchthauses. Der 1854 vorübergehendals Gefängnis genutztenehemaligen Scheune <strong>des</strong> städtischenSpitals am «Platz» haftet bisheute die Bezeichnung «Schellenhaus»an 19 .Zeichen setzenIm Verlauf der über 250 Jahre dauerndenBenutzung <strong>des</strong> Kerkerswurden die Wände mit zahlreichenInschriften und Graffiti überzogen,die sich gegenseitig überlagern undin Form und Inhalt äusserst vielfältigsind 20 . Der Zeitraum ihrer Entstehungwird durch das erste Baujahr<strong>des</strong> Turmes, 1556, und durch9: Ostwand: Jahrzahl 1819 auf jüngerer Verputzfläche.die jüngste an der Kerkerwand eingeritzteJahrzahl, 1819 (Abb. 9),umrissen. Letztere liefert einen terminuspost für die Auflassung undSchliessung <strong>des</strong> Raumes, die erstum die Mitte <strong>des</strong> 19. Jahrhundertserfolgt sein kann (vgl. oben).Es wird im Folgenden davon ausgegangen,dass die Inschriften undGraffiti ausschliesslich von inhaftiertenPersonen stammen. Der Gefängnisraumdürfte sonst nur demTurmpersonal zugänglich gewesensein und Hinweise auf Verewigungenaus diesem Kreis liegen nichtvor. Da die Prozessakten nicht vollständigaufgearbeitet sind, könnennur wenige der Urheber namhaftgemacht oder mit historisch be-10: Südwand: Darstellung eines Galgens (Rötel und Kohle, Distanz der Pfosten 28 cm).75


11: Ostwand: Gefangeneninschriften (Koordinaten 1 m).zeugten Personen identifiziert werden.Die Übersicht im vorangehendenKapitel hat gezeigt, dass inBremgarten in Bezug auf Delikteund Herkunft sehr unterschiedlichePersonen gefangen gesetzt wurden.Im Hinblick auf die Inschriftenund Graffiti ist mit einer ebensovielschichtigen Urheberschaft zurechnen: Vom Trunkenbold biszum Raubmörder, vom Durchziehendenbis zum Stadtbürger. Inwelchem Mass das einzelne Schicksaleinen Einfluss auf die Motivationfür die «Verewigung» und aufderen Form und Inhalt hatte, kannhier nicht weiter verfolgt werden.Die Graffiti bedecken alle vierWände und die Fensterleibung.Eine Inschrift befindet sich an einemDeckenbalken. Sie wurden mitRötel und Kohle angebracht, mitspitzen Gegenständen in den Verputzgeritzt und geschlagen oder, ineiner Spätphase, mit Ziegelstücken12: Ostwand: Gemaltes Monogramm von 1627 mitzweizeiligem Text.13: Kohleinschrift <strong>des</strong> Hans Bürgisser an einemDeckenbalken <strong>des</strong> Gefängnisses.aufgetragen. Einige Motive sind inMischtechnik ausgeführt, so z.B.das Bild <strong>des</strong> Galgens (Kohle/Rötel;Abb. 10) und das Jesus-Monogramm(Ritzlinien/Rötel; Abb.29). Erstaunlich ist das Monogrammmit Inschrift von 1627, dasmit schwarzer Farbe an die Wandgepinselt wurde (Abb. 11–12).Erwartungsgemäss sind die demFenster gegenüberliegende Wandund jene Stellen, die vom Fussbodenaus gut erreichbar sind, amdichtesten belegt. In diesen Bereichenbefinden sich auch die meistender ältesten datierbaren Inschriften.Abfolgen lassen sich nur an wenigenStellen eindeutig ausmachen.Einige Wandpartien unterhalb derDecke, die vom Boden aus nicht zugänglichsind, wurden ebenfalls relativdicht mit Zeichen überzogen.Die an einem Deckenbalken angebrachteInschrift <strong>des</strong> Hans Bürgisserbefindet sich gar auf einer Höhe76


von über 3,5 m (Abb. 13). Gehtman davon aus, dass das Gefängnismobiliarfür eine Kletterkonstruktionnichts Brauchbares hergab,war diese Höhe wohl nur durch dietatkräftige Hilfe von Mitgefangenenzu erreichen.Der Erhaltungszustand der Inschriftenist nicht immer optimalund schränkt die Lesbarkeit starkein. Hauptsächliche Gründe sinddie altersbedingte Abwitterung <strong>des</strong>oft sehr dünnen und flüchtigenAuftrages und Überlagerungendurch jüngere Schichten. Nachteiligwirken sich einige Putzaktionenaus, die mit nassen und trockenenLappen durchgeführt wurden undganze Flächen oder bestimmte Inschriftenbetrafen. Die Nordwandwurde gemäss Überlagerungen imVerlauf <strong>des</strong> 18. Jahrhunderts grossflächigmit Wasser abgewaschen(Abb. 14). Die Inschrift <strong>des</strong> grossenMonogramms an der Ostwandwurde mit Kerben gezielt unleserlichgemacht (Abb. 12).Im folgenden Kapitel werden einigecharakteristische und repräsentativeInschriften und Graffitivorgestellt. Eine breiter abgestützteVorlage kann hier nicht erfolgen.Aufschlussreich wäre insbesondereder Einbezug der umfangreichenSchriftquellen, die imStadtarchiv aufbewahrt sind.Wappen, Namen, Hauszeichen und InitialenEinen grossen Stellenwert besitzeninschriftliche Zeugnisse, die diepersönliche Anwesenheit belegen.Sie sind oft mit Jahreszahlen versehen.Sofern Datierungshinweisevorliegen, lassen sich vollständigeNamenszüge und Familienwappenbzw. heraldische Embleme nureiner frühen, bis ins 17. Jahrhundertdauernden Phase zuweisen,während das Anbringen «anonymerer»Hauszeichen und Initialenanscheinend länger üblich blieb.Der zeitliche Unterschied ist zugleichein Argument gegen die Annahme,konkrete Personenbezeichnungenseien in rufschänderischeroder scherzhafter Absicht von Drittenangebracht worden. Diese Unsittewäre in dem Fall nur im 16.14: Nordwand: Gefangeneninschriften (Koordinaten 1 m).15: Ostwand: Wappen <strong>des</strong> Batt Schodeller (Rötel).und frühen 17. Jahrhundert, nichtaber in der folgenden Zeit ausgeübtworden, wofür keine Anhaltspunktevorhanden sind.Unter den identifizierbaren Familiennamenbefinden sich mehrereBremgarter Bürgergeschlechter. Ein«Batt Schodeller» fügte den bereitsim 15. Jahrhundert verwendetenEmblemen <strong>des</strong> Schodolerwappens –Kesselbogen und Stern 21 – zwei gekreuzteBrotschaufeln und eine Bretzelals Berufssymbole <strong>des</strong> Bäckershinzu (Abb. 15). Die heraldischenSchodoler-Embleme finden sichebenso auf einem in das Jahr 1572datierten Wappen mit den InitialenB und S, hier ergänzt durcheine Schere (Abb. 16). Als Autoren16: Ostwand: Wappen von 1572 mit Initialen BS(Rötel).77


17: Wappenembleme und Hauszeichen von den Gefängniswänden (M. 1:10. 6 mit Rötel und Ritzlinien,übrige eingetieft).kommen zwei Mitglieder der 1587ausgestorbenen Familie mit VornamenBeat in Frage, die einerNebenlinie <strong>des</strong> Chronisten undSchultheissen Werner Schodoler I.(1490–1541) entstammen und inden Jahren 1571 bzw. 1579 in derFremde verstarben 22 .Ein Hans Bürgisser hinterliess aufeinem Deckenbalken eine dreizeilige,kursiv geschriebene Inschrift,die ins späte 16./frühe 17. Jahrhundertdatiert werden kann (Abb. 13;vgl. unten). Der Name ist in Bremgartenmehrfach bezeugt. Möglicherweisehandelt es um jenes Ratsmitglied,das 1575 aus unbekanntenGründen vor den versammeltenBehörden sein Bürgerrecht formellniederlegte und die Stadt verliess,wodurch er zu einem Schicksalsgenossender beiden Schodoler wurde23 . Weitere ausgeschriebene Bürgernamensind Rengger («Ränggers»;Abb. 14: C3) und Meyenberg(Abb. 11: B7). Ein mit denInitialen CM und HM verbundenesEmblem entspricht dem im16. Jahrhundert gebräuchlichenWappen der Bürgerfamilie Meyer(Abb. 17: 4). Im gleichen Zeitraumbezeugt ist der Familienname <strong>des</strong>Meirat Hůttmacher, der an der Südwandeine mehrzeilige Inschrift anbrachte(Abb. 18; vgl unten) 24 . MitJahreszahlen versehene heraldischeZeichen und/oder Initialen sind ineiner Frühphase belegt, darunterCW mit Armbrust von 1578(Abb. 17: 1), K. Müller von 1601(Abb. 17: 3; 19), H und R in Ligaturvon 1601 und CSB von 1628 25(Abb. 19; 20). Es fällt auf, dass dieJahreszahlen <strong>des</strong> 18. Jahrhunderts18: Südwand: Mehrzeilige Kohleinschrift <strong>des</strong> MeiratHůttmacher.und jene von 1819 isoliert, dasheisst ohne erkennbaren Bezug zuNamen oder Wappen, angebrachtwurden. Mehrere Haus- oderHandwerkszeichen können nichtbestimmt werden (Abb. 17: 10–13).Ein mit den Initialen BM versehenesEmblem ist wahrscheinlich alsFleischerbeil zu deuten, das auchals Wappenmotiv (z.B. Scharpf)verwendet wurde (Abb. 11: A6).InschriftenAn verschiedenen Stellen wurdenmehrzeilige Inschriften in Kursiveangebracht. Nur bruchstückhaftlesbar ist ein längerer, mit einemKohlestift geschriebener Text ander Ostwand mit der – nicht vollständiggesicherten – Jahrzahl1556, dem Baujahr <strong>des</strong> Turmes(Abb. 11: A/B 7/8). Die angeführtenBeispiele nennen, zum Teil inReimen, Grund und Dauer der Inhaftierung.Nr. 4 enthält vielleichtein Zitat, zwei kurze Texte sind auflateinisch und vielleicht französischabgefasst (Nr. 5 und 6):1. Ich Hans Burgÿsser / bÿn VI nach(t)und [.] tagen [.]/ darÿn gelagen (Abb.13).<strong>2.</strong> [.] faltscher < MonogrammbuchstabeA > zungen (?) wegen / da Inen< > gelegen (Abb. 11: B 7/8; 12).3. Meirat Hůttmacher / man hat mich[.] ge / legen das h[.] / falschen zungenso[.] / 1596 / [. (?)] (Abb. 18).4. Uß Nid und Ha(ss) / unwird iger z[.] / [] < >dem / HUS (Abb. 11: B 5/6; 21).5. Audi vide t(f?)ace (Abb. 11: B4)6. Sy tu vis v[.] (Abb. 11: B5)78


Ohne erkennbaren Sinn sind einigeInschriften in Grossbuchstaben:MAE (?), DEHS, ALB, SEEER,TOMST (?; Abb. 11: A5, A6, B6,C8).Figürliche DarstellungenEin mit Kohle und Rötel gefertigtesBild an der Südwand zeigt einenGalgen mit zwei Hängenden sowieGalgenvögeln (Abb. 10). Unmittelbardaneben befindet sich einmit wenigen Rötelstrichen ausgeführtesmenschliches Profil (Abb.22: 2). Über das Monogramm von1627 wurde nachträglich mit Rötelein Narrenkopf mit Schellenkappegezeichnet (Abb. 22: 1), über einennicht-identifizierten Wappenschildein Narrenschuh mit Schelle (Abb.22: 3; 11: A7). Das Narrenmotivfindet sich auch unter den Graffitiim Chor der Kirche von Pfäffikon 26 .Umgekehrt sind Darstellungen mitobszönem Inhalt, dort ein wesentlichesThema, an den BremgarterKerkerwänden nicht auszumachen.Dies trifft – von einem «hurensohn» (?; Abb.11: B5) abgesehen –auch auf Kraftausdrücke zu. AlsGefangenengraffiti an der Wandeines Kerkers sind der Narrenkopfund die insgesamt drei Narren-19: Südwand: Fisch, Initialen, zweimal der Jahrzahl 1601, Emblemen, Zählreihen und Flickstelle.reich weist die von einem Flickputzteilweise überlagerte Darstellungeines menschlichen Kopfes mit dreiEselsohren und einem länglichen«Fortsatz» vor dem Mund (Abb.23), die mit Formen neuzeitlicherSchandmasken mit angesetztenRüsseln verglichen werden kann(Abb. 24) 28 . Ehrenstrafen, die inBremgarten gemäss den vorhandenenSchriftquellen angewandt wurden,sind Pranger, Trülle, Herumführenin der Stadt und Zurschaustellenwährend <strong>des</strong> Gottesdienstes,bisweilen verschärft durch Massschuhe(Abb. 22: 3) vielleicht alsAnspielungen auf öffentliche Schandstrafenzu verstehen, bei denen Delinquentenmit derartigen Attributenversehen ihrer Ehre beraubtund dem öffentlichen Spott preisgegebenwurden 27 . In diesen Be-21: Ostwand: Wappenscheibe mit mehrzeiligerInschrift (Rötel).20: Initialen, zum Teil mit Jahrzahlen, von denGefängniswänden (M. 1:10).22: 1: Menschliches Profil nach links mit Narrenkappe,2: Profil nach rechts, 3: Drei Narrenschuhemit Schellen (Rötel, M. 1:10).23: Menschliches Profil nach rechts mit «Rüssel»und drei Eselsohren, teilweise überlagert von einerFlickstelle (Kohle, Gesamtlänge 90 cm).79


24: Neuzeitliche Schandmaske mit Rüssel undEselsohren (Mittelalterliches KriminalmuseumRothenburg ob der Tauber).26: Nordwand: Fischdarstellung (Länge: 90 cm).nahmen wie das Tragen eines Strohkranzesund das Halten von Rutenoder brennenden Kerzen 29 .Unter den Tierdarstellungen überwiegendeutlich die Fischbilder, diein den Verputz geritzt oder gehauensind und an der Ostwand, verteiltauf die ganze Länge, einen eigentlichenSchwarm bilden (Abb. 11; 25;26). Ihre Lage an einer bevorzugten,gut zugänglichen Wandpartie unddie Überlagerung durch jüngereZeichen und Flickstellen macheneine eher frühe, wahrscheinlich ins17. Jahrhundert zu setzende Entstehungwahrscheinlich. Daraufweist auch die Jahrzahl 1601, die indie Rückenlinie <strong>des</strong> grossen Exemplaresan der Südwand integriert ist(Abb. 19). Eine gleichzeitige Entstehungder Fische muss allerdingsals unwahrscheinlich gelten. Einigestilistische Unterschiede weisenvielmehr auf verschiedene Schöpferhin, die sich vielleicht an bereitsvorhandenen Darstellungen inspirierten.Die Fische sind mit Flossen,Kiemen und Schuppen recht detailgetreuwiedergegeben und ähnelnteils Salmen oder Forellen, teilsHechten. Für die Bedeutung <strong>des</strong>Motivs kommen verschiedeneMöglichkeiten in Betracht, daruntereine rein dekorative Funktionoder ein lokaler Bezug, der sich ausder Lage Bremgartens an der fischreichenReuss ergibt. Der Symbol-27: 1: Fisch-Dreierwirbel, 2–3: Fische mit Kronen(M. 1:10).28: Vogel im Flug (Rötel und Ritzlinien, M. 1:5)und gerahmtes Bild mit Hirsch und Standartenträger(Rötel und Kohle, M. 1:10).gehalt <strong>des</strong> Fisches ist bekanntlichvieldeutig und sei hier nicht nähererörtert. Ein christlicher Inhalt, derbei frühneuzeitlichen Fischdarstellungenallgemein nicht vordergründigist, kann am ehesten demDreierwirbel zugeschrieben wer-25: Detail der Gefängnisostwand.29: Christliche Symbole und Schutzzeichen inDolchform (?). M. 1:10.80


den, der als Sinnbild für die Dreifaltigkeitauch in der Volkskunstverwendet wurde 30 (Abb. 27: 1).Aufschlussreich ist die Darstellungzweier Fische mit Kronen (Abb. 27:2–3). Das legendenhafte Motiv bekrönterFische ist mit einer vielschichtigenSymbolik belegt, diedie Erfüllung von Wünschen, aberauch die Ankündigung von Katastrophenbeinhaltet 31 .Andere Tiermotive treten klar inden Hintergrund. Erkennbar sindein Hirsch neben einem heraneilendenLanzen- oder Standartenträgerim gerahmten Bildfeld sowie – indieser Umgebung ein trefflichesSinnbild – ein fliegender Vogel(Abb. 28).Erwähnt seien schliesslich Architekturdarstellungen(Kirchtürme;Abb. 11: A/B 4, B/C 4) und Motiveaus der Hochseeschifffahrt (Takelagenmit Strickleitern, Segel;Abb. 6, Westwand). Diese werdenauf eigener Anschauung ihres Urhebersberuhen und sind vielleichtals Anspielungen auf die Galeerenstrafezu verstehen.ZeichenZeichnungen wie die <strong>des</strong> Galgensund der Schandmaske, die erlitteneoder befürchtete Strafen zum Ausdruckbringen, mögen aus einersarkastischen Haltung heraus entstandensein. Bei anderen Motivenkommt das Bedürfnis nach religiösemBeistand zum Ausdruck:Kreuze, ein durchbohrtes Herz Jesuund das Jesus-Monogramm IHSmit Kreuz (Abb. 29). Um im Aberglaubenverwurzelte Schutzzeichenkönnte es sich bei den Ritzzeichnungenvon spitzen, dolchähnlichenGegenständen handeln, die inähnlicher Weise an den Gefängniswändenauf Schloss Lenzburg vorhandensind 32 (Abb. 29).Häufig wurden in den VerputzStrichreihen geritzt, mit denen anscheinenddie Tage in Haft gezähltwurden. Gleichartige Zählreihen,bei denen jede 7. Marke (Sonntag?)länger ausgezogen ist und die alsgemeinsames Merkmal eine nachlinks geführte Strichführung aufweisen,könnten von der gleichenHand stammen und finden sich an30: Südwand: Zeichen mit Pfeil (Länge 9 cm).31: Südwand: Zeichen mit Pfeil und Kreuzen(Länge 15 cm).vier Stellen der Nord-, Süd- undWestwand (Abb. 14; 19). Ob diejeweils vermerkten neun bis zehnWochen der tatsächlichen Haftdauerentsprechen, sei offen gelassen.Schwierig einzuordnen sind zwei ander Nordwand eingeritzte Zeichen,die keine Ähnlichkeit mit dengängigen Hauszeichen aufweisen(Abb. 30–31). Sie bestehen auszwei konzentrischen, durchkreuztenKreisen und einem nach rechtsgerichteten Pfeil, von dem in unterschiedlicherAnordnung drei Querstricheabgehen. Unterhalb <strong>des</strong>grösseren der beiden Zeichen befindetsich eine Reihe von zwölf schräggestellten Kreuzen (Abb. 31).Pfeile und Kreuze könnten auf verschlüsselteMitteilungen hinweisen,wie sie in den sogenanntenGaunerzinken enthalten sind. EntsprechendeZeichen unter denGefangenen-Graffiti auf SchlossLenzburg wurden von MarianneHandschin-Simon ausführlich besprochen33 . Die im bandenmässigenGaunertum verwendeten Geheimzeichenwaren zeitlich undörtlich dauernden Veränderungenunterworfen und sind heute kaumnoch entzifferbar. Einschränkendist zu bemerken, dass eine Gefängniswandnicht der ideale Ort ist,um auf diese Weise aktuelle Nachrichteneinem eingeweihten Kreiszu übermitteln. Geeigneter warenöffentlich zugängliche Plätze, andenen eher die Gewähr bestand,dass die Zinken innert nützlicherFrist von Komplizen gesehen undverstanden werden konnten. Gemässden vorliegenden Prozessaktenwurden in Bremgarten auchMitglieder von Gaunerbanden eingesperrt,sie stellten offenbar abernicht den Hauptanteil aller Häftlinge.Ein Beispiel ist Caspar Korn,ein unter dem Spitznamen «GrandLouis» gefürchteter «Räuberhauptmann»,der 1752 in Bremgartenauf das Rad geflochten wurde 34 .Wandinschriften und -graffiti wurdennicht nur im Kerker angebracht,sondern bis in die jüngsteVergangenheit auf allen Etagen <strong>des</strong>Turmes bis unter das Dach. Im <strong>2.</strong>Obergeschoss finden sich unter anderemdas Bild eines Engels, überlagertvon einem Monogramm mitInitialen HM(eyer) von 157<strong>2.</strong> Inder Fensteröffnung wurde mit einemZiegelstück eine unleserliche,in das Jahr 1799 datierte Inschriftangebracht. Gegenüber findet sichdie detailgetreue Darstellung einesSegelschiffes, anscheinend einerfranzösischen Schebecke (chebec;Abb. 32). Herausragend ist auch32: <strong>2.</strong> Turm-OG: Schiffdarstellung (Schebecke) imwestlichen Fenster (Ziegelkreide. Höhe 58 cm).81


das zweifarbige Bild einer Guillotinein der obersten Fensteröffnung<strong>des</strong> Treppenhauses (Abb. 33).Inschriften und Graffiti von Häftlingensind in mittelalterlichenund neuzeitlichen Gefängnissenaus ganz Europa erhalten 35 . Es handeltsich um persönliche Zeugnisseaus einem Personenkreis, der sich ineiner aussergewöhnlichen Situationbefand und sich auf diese Weisedirekt mitteilt. Die Gefangeneninschriftenaus dem Spittelturm stellenwegen der guten Erhaltungsbedingungeneinen eindrücklichenund ergiebigen Bestand dieserQuellengattung dar. Vorteilhaft fürdie Überlieferung wirkte sich dieTatsache aus, dass der Kerker nachseiner Aufgabe versiegelt wurdeund so von späteren Zusätzen oderallfälligen Beschädigungen durchBaueingriffe verschont blieb. Aufdie Zeichen und Zinken an den Gefängniswänden<strong>des</strong> nahe gelegenenSchlosses Lenzburg wurde bereitshingewiesen. Vom thematischenSpektrum gut vergleichbar sindz.B. auch die Gefangeneninschriftenim Pfeiferturm der Stadtbefestigungvon Bretten (Kreis Karlsruhe)36 .Der einzige archäologische Fundaus dem Kerker ist ein Löffelstielaus Buchsholz, der sorgsam zwischeneinen Balken und ein Brett33: 3. OG Treppenhaus: Darstellung einer Guillotineim westlichen Fenster (Kohle, Ziegelkreide.Höhe 50 cm).34: Löffelstiel aus Buchsholz (Länge 14, 2 cm).der Holzdecke geschoben wordenwar (Abb. 34). Da nur ein kleinesStück sichtbar war, entstand derEindruck, der unbrauchbare Gegenstandsei an dieser schwer zugänglichenStelle versteckt worden.Der eher zufällige Fund löste dieSuche nach weiteren Kleinfundenaus, bei der alle Ritzen <strong>des</strong> Raumesabgetastet wurden. Die Aktionführte zwar zu keinem Ergebnis,doch weist der Löffel immerhinnach, dass der Speiseplan <strong>des</strong> «Kefis»nicht nur aus Wasser und Brotbestand, sondern auch aus Brei undSuppe.RésuméSujette de la Confédération jusqu’en1798, Bremgarten disposait<strong>des</strong> droits de justice sur la ville et lebailliage rural dans le «Niederamt»et le «Kelleramt». Une <strong>des</strong> prisonsde la ville, utilisée également par laseigneurie voisine <strong>des</strong> «Freie Ämter»,était installée dans la «Spittelturm»,la tour-porte érigée en1556–1557 dans la partie supérieurede la cité. La prison se trouveau premier étage, et n’était accessibleque par une ouverture dans leplafond. Il n’était plus possible d’ypénétrer depuis le milieu du XIX esiècle, suite à la pose d’un nouveauplancher. L’accès a été rétabli enautomne 1999, révélant une étonnantequantité d’inscriptions et degraffiti, tracés sur les murs par lesprisonniers. On y trouve <strong>des</strong> armoiries,<strong>des</strong> inscriptions de plusieurslignes, <strong>des</strong> monogrammes et <strong>des</strong>initiales, mais aussi <strong>des</strong> <strong>des</strong>sins figuratifset différentes marques, quisont illustrés ici par quelques exemplesreprésentatifs.(François Christe, Lausanne)RiassuntoFino al 1798 la città suddita confederatadi Bremgarten disponevadella giurisdizione nella regionedella città e del baliaggio rurale nel«Niederamt» e nel «Kelleramt».Una delle prigioni cittadine, chevenivano utilizzate anche dallavicina Signoria «Freie Ämter», sitrovava nella torre «Spittelturm»eretta nella parte alta della cittànel 1556/57, utilizzata anche comeporta nelle mura cittadine.La prigione della torre si trova alprimo piano ed è accessibile solo daun’apertura nel soffitto.A partire dalla metà del XIX secoloil locale non fu più accessibile acausa di una nuova pavimentazionein assi. Presso l’apertura rinnovatanell’autunno 1999 vennero alla lucecon grande stupore un gran numerodi iscrizioni e di graffiti, incisi nellepareti dai prigionieri.Tra questi si trovano stemmi e iscrizionidi più linee, monogrammi einiziali, ma anche rappresentazionifigurative e diversi segni, che vengonorappresentati tramite alcuniesempi caratteristici.(Christian Saladin, Origlio)ResumaziunEnfin il 1798 pratitgava Bremgarten,citad subdita da la Confederaziun,la giurisdicziun en la regiunda la citad e da la po<strong>des</strong>tataria en il«Nieder- e Kelleramt». Ina da laspraschuns citadinas, duvrada era dalsignuradi vischin «Freie Aemter»,sa chattava en il «Spittelturm», latur da portal construida 1556/57 al’ur superiur da la citad. La praschunda tur sa chatta en l’emprimplaun ed è accessibla sulettamaintras in’avertura en il palantschieusura. Dapi la mesadad dal 19aveltschientaner bloccava in nov palantschieudad aissas l’access al local.Cura ch’el è vegnì avert danovamainl’atun 1999 han ins chattàin dumber surprendentamain grondd’inscripziuns e grafits, dissegnadsdals praschuniers sin las paraids.Tranter quels sa chattan vopnas edinscripziuns da pliras lingias, mo-82


nograms ed inizialas, ma er illustraziunse differents segns che vegnanpreschentads a maun d’intginsexempels caracteristics.(Lia rumantscha, Cuira)Anmerkungen1Dokumentation: Aargauische Kantonsarchäologie.– Ich danke Herrn Francis Gottet (BauverwaltungBremgarten) für die gute Zusammenarbeitwährend der Dokumentationsarbeitenund Frau Dr. Piroska Mathé (StaatsarchivAarau) für die Hilfe bei der Transkriptionder Texte und für zahlreiche Hinweise. Vongrossem Nutzen war die im Staatsarchiv angelegteKartei der aargauischen Familienwappen.Für die kritische Durchsicht <strong>des</strong> Manuskriptsdanke ich Andrea Hagendorn.2Zum Spittelturm und zur Bremgarter Stadtbefestigung:P. Felder, Der Bezirk Bremgarten.Die Kunstdenkmäler <strong>des</strong> Kantons AargauIV (Basel 1967) 22ff. – W. Merz (Hrsg.) Diemittelalterlichen Burganlagen und Wehrbauten<strong>des</strong> Kantons Aargau I (Aarau 1906) 151f.– W. Benz, Bremgarter Chronik. Geschichteder Stadt Bremgarten vom Mittelalter bis ins18. Jahrhundert. Unsere Heimat 66, 1998,bes. 44ff. mit Abb. 3; 77ff. 133ff.3R. Pahud de Mortanges, in: J. Manser u.a.,Richtstätte und Wasenplatz in Emmenbrücke(16.–19. Jahrhundert). SBKAM 19, 228 mitAbb. 201. – W. Merz, Die Lenzburg (Aarau1904) 135ff.4Merz (wie Anm. 2) 15<strong>2.</strong> – Auf dem 1967 publiziertenTurmaufriss ist das 1. OG als weisseFläche dargestellt: Felder (wie Anm. 2) 29Abb. 2<strong>2.</strong>5E. Bürgisser, Geschichte der Stadt Bremgartenim Mittelalter. Argovia 49, 1938, 1–188.– W. Merz, Die Stadtrechte von Bremgartenund Lenzburg. SSRQ Aargau I/4 (Aarau1909). – J. J. Siegrist, Die Freien Ämter I.Die Landvogteienverwaltung bis 171<strong>2.</strong> SSRQAargau II/8 (Aarau 1976). – Benz (wie Anm.2). – A. Wohler, Bremgarten AG. HistorischesLexikon der Schweiz [elektronische PublikationHLS], Version 29.06.2000.6Bürgisser (wie Anm. 5) 38; J. Kottmann, DasStrafrecht von Bremgarten 1258–1798 (Diss.Freiburg i. Ue. 1925) 45ff. – Zum städtischenFriedkreis: Siegrist (wie Anm. 5) 49 Karte 4.7Siegrist (wie Anm. 5) 338f.8Siegrist (wie Anm. 5) Nr. 49; Merz (wieAnm. 5) Nr. 69.9Felder (wie Anm. 2) 28.10P. Weissenbach, Argovia 10, 1879, 78ff. (einweiterer im 17. Jh. genannter Richtplatz,nahe der Luzernerstrasse gelegen, beruht anscheinendauf einem Missverständnis).11H. Stöckli Schwarzen, Hexenverfolgung inBremgarten 1574–1668. Bremgarter Neujahrsblätter1992, 7–3<strong>2.</strong>12Siegrist (wie Anm. 5) 616f. mit Nr. 198; Kottmann(wie Anm. 6) 51; 82f. – Zu den Vollmar:D. Huggel, Abdecker und Nachrichterin Luzern. In: Manser (wie Anm. 3) 196ff.; W.Pfister, Die Gefangenen und Hingerichtetenim bernischen Aargau. Beiträge zur Aargauergeschichte5 (Aarau 1993) 197 mit Anm. 147.13Zur strafrechtlichen Praxis in Bremgartenvgl. Kottmann (wie Anm. 6): Kommentierte,exemplarische Zusammenstellung mehrererGerichtsfälle. Der Kerker im Spittelturmtaucht in gerade sechs Urteilssprüchen auf.Die vollständige Bearbeitung der im Stadtarchivaufbewahrten rechtshistorischen Akten[u.a. Rats- und Gerichtsbücher, Turmbuch,Criminalia] steht aus. – Zur Tätigkeit <strong>des</strong>Landgerichts und <strong>des</strong> Frevel- und Bussengerichtsin den Freien Ämtern: Siegrist (wieAnm. 5) 717ff. (statistische Auswertung derFälle bis 1712).14Über die diesbezügliche Regelung in Baselvgl. E. Brenner (mit Beiträgen von R.Wackernagel), Rückblick auf die Entwicklung<strong>des</strong> Gefängnis- und Strafwesens in Basel.Verhandlungen <strong>des</strong> schweiz. Vereins für StrafundGefängniswesen und der interkant. Vereinigungder schweiz. Schutzaufsichtvereine.17. Versammlung Basel 1891 Heft 2 (Aarau1892) 36f. – Zu den Haftbedingungen vgl.Pfister (wie Anm. 12) 47ff.15Siegrist (wie Anm. 5) 718ff. mit Tab. <strong>2.</strong> –A.-M. Dubler, Armen- und Bettlerwesen inder Gemeinen Herrschaft «Freie Ämter». 16.bis 18. Jahrhundert (Basel 1970) bes. 54ff.73ff.16G Fumasoli, Ursprünge und Anfänge derSchellenwerke. Ein Beitrag zur Frühgeschichte<strong>des</strong> Zuchthauswesens (Diss. Zürich1981). – Zur Entwicklung <strong>des</strong> Gefängniswesensund der Strafarchitektur in der Neuzeitvgl. auch A. Bienert, Gefängnis als Bedeutungsträger.Europäische HochschulschriftenXXXVII 20 (Frankfurt/Main 1996).17P. Haberbosch, Badener Zuchthäuser und Gefangenschaften.Badener Neujahrsblätter 1958,23–44.18J.S. Zwicky, Das Gefängniswesen zur Zeit derHelvetik (Diss. Zürich 1982) 49ff.19Haberbosch (wie Anm. 17) 35f.; Felder (wieAnm. 2) 135f. (Schellenhaus); 139f. (Spital).20Zur hier nicht weiter diskutierten Definitionder Begriffe «Inschrift» und «Graffito» vgl.D. Kraack, Monumentale Zeugnisse der spätmittelalterlichenAdelsreise. Inschriften undGraffiti <strong>des</strong> 14.–16. Jahrhunderts. AbhandlungenAkad. Wiss. Göttingen Folge 3, Nr.224 (Göttingen <strong>1997</strong>) 11ff.21W. Merz, Die Urkunden <strong>des</strong> StadtarchivsBremgarten bis 1500 (Aarau 1938) 265;HBLS 6, Artikel «Schodoler».22Zur Genealogie der Schodoler vgl. W. Benz(Hrsg.), Die eidgenössische Chronik <strong>des</strong>Wernher Schodoler (Luzern 1983) 333ff.23H. J. Bürgisser, Geschichte der Bürgisser imKelleramt (Zürich 1939) 56f. mit StammtafelII. – Zu einem um 1570 erwähnten WundarztHans Bürgisser vgl. Benz (wie Anm. 2) 154.24Vgl. W. Merz, Wernher Schodoler <strong>des</strong> jüngerenTagebuch. Taschenbuch der historischenGesellschaft <strong>des</strong> Kantons Aargau 1904,77–164, hier 90 (Liste eines Bremgarter Kontingentsvom März 1569, u. a. mit «HannsBürgisser» und «Anthoni Hůttmacher»).25Mögliche Zuweisungen der WappenemblemeAbb. 17: 1: Werne/Wink? 6: Wehrli (Biberstein,vor 1632); 7: Schmid (Augst/Kaiseraugst,vor 1717); 8: Busslinger?26P. Jezler/R. Neuhaus/B. Scheffold, Obszönitätenzwischen Baugerüst und Weihekreuz.Beobachtungen zur Bautechnik und zurVolkskultur in der spätgotischen Kirche PfäffikonZH. Unsere Kunstdenkmäler 43, 1992,135–146.27Fumasoli (wie Anm. 16) 51ff. – N. Schnitzler/K.Schreiner, Schändliche Strafen für ehrbareBürger. Ehrenstrafen in Stadtgesellschaften<strong>des</strong> späten Mittelalters und der frühenNeuzeit. Forschung an der Universität Bielefeld11, 1995, 3–9.28Vgl. Justiz in alter Zeit. Schriftenreihe <strong>des</strong>Mittelalterlichen Kriminalmuseums Rothenburgob der Tauber VI c (Rothenburg/Tauber1989) 335ff. 458ff (Abb.). – W. M. Schmid,Altertümer <strong>des</strong> bürgerlichen und Strafrechts.Kat. Bayer. Nationalmus. 7 (München 1908).29Kottmann (wie Anm. 6) 55ff.30Vgl. Le poisson dans l’Art et les traditionspopulaires d’Alsace. Catalogue du Musée Alsacien(Strasbourg 1984) 22ff. – Das gleicheMotiv wird auch in der Heraldik verwendet(z.B. Familienwappen der Salm). – Vgl. allgemein:K. Leenen, Untersuchung zum Bedeutungsumfang<strong>des</strong> Fischmotivs in der Bildkunstals Basis für (aktive) Kunstbetrachtungin der Schule (Diss. Bonn 1990).31Vgl. Artikel «Fisch» und «Hecht», in: Handwörterbuch<strong>des</strong> deutschen Aberglaubens Bde.II und III. – Für Hinweise danke ich AndreaVokner, Basel.32M. Handschin-Simon, Gefängnis SchlossLenzburg – Zeichen und Zinken. LenzburgerNeujahrsblätter 1994, 3–29, hier 17; 26. –Denkbar ist auch eine Deutung als Handwerkszeichen.33Handschin-Simon (wie Anm. 32) 4ff.34Dubler (wie Anm. 15) 50; Pfister (wie Anm.12) 57f.35Kraack (wie Anm. 20) 57f. (mit. Lit.). – Vgl.D. Kraack/P. Lingens, Bibliographie zu historischenGraffiti zwischen Antike und Moderne(Veröffentlichung geplant für 2000/2001). – Zeitgenössische Gefangeneninschriftenwurden im 19. Jh. von der Kriminalpsychologieentdeckt: C. Lombroso, Kerker-Palimpseste. Wandinschriften und Selbstbekenntnissegefangener Verbrecher (1899,Neudruck 1983). – Interessante Vergleichebieten Graffiti <strong>des</strong> 20 Jh.: G. Hesse, … undsie reden doch! Die Wände im Knast. Graffitiaus deutschen Gefängnissen. 2 Bde. (Bremen1984).36A. Seeliger-Zeiss, Die Inschriften <strong>des</strong> GrosskreisesKarlsruhe. Die Deutschen Inschriften20 (München 1981) 160f.Abbildungsnachweis1, 3: Aargauische Denkmalpflege2, 4, 32: Theo Frey (KA Aargau)5, 6, 8–10, 12, 13, 15, 16, 18, 19, 21, 23, 25,26, 30, 31, 33, 34: Gary Kammerhuber (KAAargau)11, 14, 17, 20, 22, 27–29: Andreas Motschi (KAAargau)24: Mittelalterliches Kriminalmuseum Rothenburg/TauberAdresse <strong>des</strong> AutorsAndreas MotschiAargauische KantonsarchäologieIndustriestrasse 3, 5200 Brugg83


Eine Pioniergrabung auf Schloss Hallwyl (1910–1916)von Andreas MotschiIn den Jahren 1910–1916 wurdedas Wasserschloss Hallwyl (Gde.Seengen, Kanton Aargau) einerumfassenden archäologischen Untersuchungund Restaurierung unterzogen.Das für die damalige Zeitsehr fortschrittliche Projekt wirdheute in erster Linie mit dem Namen<strong>des</strong> schwedischen Archäologenund Volkskundlers Nils Lithberg inZusammenhang gebracht, der zwischen1924 und 1932 ein fünfbändigesWerk über die Untersuchungenvorlegte, die zum Teil von ihmpersönlich geleitet worden waren 1 .Initiantin und Förderin <strong>des</strong> Vorhabenswar Gräfin Wilhelmina vonHallwyl, ebenfalls schwedischerHerkunft und Gemahlin von Walther,dem letzten männlichen Vertreter<strong>des</strong> schweizerischen Familienzweigesder von Hallwyl.Die konsequente Planung und Umsetzung<strong>des</strong> Vorhabens kann auch inheutiger Zeit als beispielhaft gelten:Der selbstverständliche Einbezugbau- und bodenarchäologischerUntersuchungsergebnisse in dasRestaurierungskonzept, die Schonungoriginaler und die Kennzeichnungneu ergänzter Bauteileund die umfassende Publikationverdienen nach wie vor Anerkennung.Die von Wilhelmina vonHallwyl in Gang gesetzten undfinanzierten Arbeiten dürfen alsherausragende Leistung in derGeschichte der schweizerischen Archäologieund Denkmalpflege bezeichnetwerden. Umso mehr fälltdie etwas verhaltene Resonanz inder damaligen Zeit in der Schweizauf.Das Projekt erfuhr kürzlich durchMoritz Flury-Rova eine eingehendeWürdigung, indem er die Restaurierungvor dem Hintergrund zeitgenössischerdenkmalpflegerischerGrundsätze kritisch beleuchteteund dem zwischen 1861 und 1874von Walthers Bruder Hans vonHallwyl durchgeführten Umbau1: Schloss Hallwyl. Luftbild von Südosten, April 2000.<strong>des</strong> Schlosses gegenüberstellte, derganz andere Ideen verfolgte 2 . Derfolgende forschungsgeschichtlicheBeitrag gilt in erster Linie derDarstellung der von Nils Lithbergin den Jahren 1910–1912 angewandtenAusgrabungsmethoden.Für den detaillierten Ablauf der gesamtenRestaurierungsarbeit, diedenkmalpflegerischen Aspekte unddie Biographien der beteiligtenPersonen sei auf den Aufsatz vonMoritz Flury-Rova verwiesen.Die Auseinandersetzung mit Lithberghat auch einen aktuellen Bezug:Das in ein Museum umgewandelteSchloss Hallwyl ist seit 1994im Besitz <strong>des</strong> Kantons und erlebtzur Zeit eine weitere Restaurierung,die mit einer Neukonzeptionder Ausstellung verbunden ist(Abb. 1). Die damit in Zusammen-2: Das 1871–1874 errichtete Vordere Schloss von der Hofseite. Foto G. Sjöberg, 1913.84


hang stehenden Arbeiten der Kantonsarchäologiesind – abgesehenvon der vollständigen Dokumentationund Untersuchung derGebäude – durch kleinflächigeBodeneingriffe geprägt, für derenInterpretation in einem grösserenKontext die Publikation Lithbergsein unentbehrliches Arbeitsinstrumentdarstellt 3 .Die Ruine wird zum Museum3: Der Verliesturm auf der Hinteren Insel und dermittlere Schlossgraben, 1905.So abgerundet die Restaurierungvon 1910–1916 sich rückblickendpräsentiert – ein gesamtheitlichesKonzept bestand zu Beginn der Arbeitenoffenbar nicht. Vielmehr erhältman den Eindruck, eine einmalausgeführte Massnahme hätte jeweilseine weitere verursacht oderunabdingbar gemacht, sei es wegender Sicherung von freigelegter Bausubstanzoder wegen dem Wunsch,der Anlage wieder ein einheitlichesBild zu verpassen. So gab es für deneinschneidendsten Eingriff, denAbbruch <strong>des</strong> historistischen Schlossbausvon 1871–1874 auf der VorderenInsel, zunächst noch keinekonkreten Pläne, auch wenn diesesGebäude schon seit einiger Zeit vonverschiedenen Seiten missbilligtwurde (Abb. 2). Umso mehr Anerkennungverdient die Fähigkeit,einmal getroffene Vorhaben mitden richtigen personellen und technischenMitteln seriös und innertkurzer Zeit in die Tat umzusetzen.Von Vorteil war natürlich die Tatsache,dass die Finanzierung zu keinemZeitpunkt gefährdet war.Wilhelmina von Hallwyl, geb.Kempe (1844–1930), Tochter einesschwedischen Grossindustriellenund Alleinerbin eines grossenVermögens, trat in Schweden alsFörderin verschiedener kulturellerEinrichtungen hervor. Sie zeigtebereits früh Interesse an der Geschichteund dem Schloss der Familieihres Gatten Walther (1839–1921), der 1874 die schwedischeStaatsbürgerschaft angenommenhatte. Sie begann im Jahr 1903 dasungefähr 4000 Einheiten umfassendeFamilienarchiv der von Hallwylzu ordnen und zu katalogisieren.Das Schloss befand sich zudiesem Zeitpunkt in einem verwahrlostenZustand (Abb. 3) unddie Schriftstücke der Familie wurdenimmer noch im Archivturm aufder Hinteren Insel aufbewahrt. Fürdie Archivarbeit, die im Jahr 1905abgeschlossen war, sicherte sie sichdie Unterstützung von historischausgebildeten Mitarbeitern. Unterihnen befand sich Franz OttoSchmid (1879–1926), eigentlichein Germanist, der in den kommendenJahren in verschiedenen Funktionenbei den Ausgrabungen undBauarbeiten auf dem Schloss tätigsein sollte. Das Familienarchivwurde 1926 definitiv im StaatsarchivBern untergebracht.Erste bauliche Sanierungsmassnahmenerfolgten 1905. Im Anschlussan die im Auftrag der <strong>Schweizerischen</strong>Gesellschaft für Erhaltung historischerKunstdenkmäler durchgeführteVermessung <strong>des</strong> Schlosseswurden Schäden an der Ringmauerder Hinteren Insel behoben 4 . ImMai 1910 beschlossen Walther undWilhelmina, die fast vollständigverlandeten und zugewachsenenSchlossgräben freilegen zu lassen.Die Arbeit sollte als archäologischeAusgrabung durchgeführt werden.Hierfür wurde mit Nils Lithbergein vielversprechender schwedischerStudent engagiert, der Wilhelminavon verschiedenen Seitenempfohlen worden war. Nils Lithberg(1881–1934) hatte sein Studium1902 an der UniversitätUppsala aufgenommen und sichwährend seiner Assistenz am KulturhistorischenMuseum Lund, dieer noch vor der Zwischenprüfungantrat, eine vielseitige Grabungspraxisund gute Kenntnisse in dermittelalterlichen Sachkultur angeeignet.Lithberg blieb auch nachseiner Arbeit auf Schloss Hallwylmit Wilhelmina in engem Kontakt.Er wurde 1912 Assistent amNordischen Museum Stockholmund beendete 1914 auf ihr Drängenhin sein Studium mit einer Dissertationüber die Steinzeit Gotlands.1919 erhielt er die Professur fürNordische Ethnologie in Stockholm,die durch eine Stiftung <strong>des</strong>Ehepaares von Hallwyl geschaffenworden war (Abb. 4).4: Wilhelmina von Hallwyl, ihre Gesellschafterin Ida Uhse und Nils Lithberg im Garten der KuranstaltBrestenberg.85


5: Das Vordere Schloss nach dem Umbau. Foto A. Roland, 1924. 6: Die 1910 betriebene Handpumpe.Foto F. O. Schmid.1910 und 1911 leitete Lithberg mitgrossem personellem und technischemAufwand die Ausgrabungenin den Hallwyler Schlossgräbenund 1912 die Untersuchung derHolzbefunde auf der Vorderen Insel.Die parallel stattfindenden Sicherungs-und Wiederaufbauarbeiten,die im Spannungsfeld zwischen«geschichtlicher Pietät» und «praktischenund ästhetischen Rücksichten»stattfanden, bildeten den Ausgangspunktzu weiteren Massnahmenauf der Hinteren Insel, so amruinösen Megalithturm.Je mehr vom ursprünglichen Zustand<strong>des</strong> Schlosses im Frühling1912 wieder sichtbar wurde, «umsostärker erhob sich die Forderung,die im 19. Jahrhundert durch Umbautenoder Schleifungen zerstörtenBaupartien in ihrer ursprünglichenForm wiederaufzurichten» 5 .Diese Umbauten auf der VorderenInsel gingen auf Walthers BruderHans von Hallwyl (1835–1921)zurück. Die grösste Veränderungbetraf das Vordere Schloss, das von1871–1874 in neugotischem Stilmit Türmchen, Zinnen und Giebelnneu errichtet wurde (Abb. 2).Der unvollendete und in der Presseals «schwächliche Imitationsgotik»verhöhnte Schlossbau wurde nachder Jahrhundertwende als stilistischeEntgleisung empfunden, dienicht mehr dem Geschmack derZeit entsprach. Letzlich sollte alsoder Zustand aus der Zeit vor 1862wieder hergestellt werden. Mitden im Jahr 1916 weitgehend abgeschlossenenArbeiten (Abb. 5)wurde der Stockholmer ArchitektAnders Roland (1879–1926) betraut,dem weitere Landsleute zurSeite standen. Die Grundlagen <strong>des</strong>bei Kriegsbeginn unterbrochenenUmbaus bildeten die vorrangigeDokumentation <strong>des</strong> Ist-Zustan<strong>des</strong>und die Freilegung der älteren Fundamentmauernauf der Grabenseite.Zudem wurde auf ein reichesBild- und Planmaterial zurückgegriffen.Bei den Bauarbeiten wurdeauf grösstmögliche «Authentizität»geachtet, indem zum Beispielfür das steinsichtig verputzteMauerwerk ausschliesslich Kalkmörtel– wenn auch hydraulischer– verwendet und die Steinmetzarbeitenan den Gewän<strong>des</strong>teinen mitalten Werkzeugtypen durchgeführtwurden, um eine adäquate Strukturder Sichtflächen zu erhalten. DerStall wurde in den Zustand von vor1862 zurückgeführt und die übrigenBauten unter Beibehaltung deroriginalen Bausubstanz konserviert.Im Hinblick auf die Bestimmung,das Schloss öffentlich zugänglichzu machen, wurden alsdidaktische Massnahme Baufugenim Verputz markiert und die ergrabenenMauerfundamente <strong>des</strong> Vorgängerbaus<strong>des</strong> Kornhauses und dermutmasslichen Schlosskapelle ander Oberfläche durch Steinplattensichtbar gemacht. Das Schlosswurde 1925 in eine Familienstiftungüberführt und der Öffentlichkeitzugänglich gemacht.Die Ausgrabungen vonNils LithbergDie archäologischen Ausgrabungenauf Schloss Hallwyl wurden durchverschiedene Gründe veranlasst.Mit der Freilegung der Schlossgräbenwurde die Absicht verfolgt, dasmittelalterliche Aussehen der Anlagewiederherzustellen. An anderenStellen wurden gezielt kleinereGrabungsflächen geöffnet, um offenebaugeschichtliche Fragen zuklären 6 . Der Auslöser für die Freilegungder ausgedehnten Holzbefundeauf der Vorderen Insel dürftehingegen reines Forscherinteressegewesen sein.In der Grabungsorganisation oblagFranz Otto Schmid das «Ordnenrein praktischer Einzelheiten unddie Verantwortung für die finanzielleSeite», während Nils Lithbergfür die «wissenschaftlicheProjektierung der Ausgrabungen,Nivellements, das Führen <strong>des</strong> Grabungsprotokollsusw.» verantwortlichwar 7 . Die Grabungsmannschaftbestand zum grössten Teil aus Bauarbeiternder Lenzburger FirmaTheodor Bertschinger Söhne. Für86


7: Impression vom südlichen Schlossgraben währendder Ausgrabung. Foto N. Lithberg, 1911.die Untersuchung der mit Dämmenunterteilten und abwechselndleer gepumpten Schlossgräbenstanden dank der finanziellen Mittelmit Rollbahn und Dampfpumpeeine aufwändige technischeAusrüstung zur Verfügung (Abb.6; 7).Für die Lokalisierung und Bezeichnungder Funde wurde das ganzeSchlossareal in Quadrate von 2 mSeitenlänge aufgeteilt, in denennach Abstichen gegraben wurde(Abb. 8). Die Bergung und Beschriftung<strong>des</strong> Fundmaterials erfolgtegrundsätzlich nach diesemSystem. Eine sorgfältig mit Messerndurchgeführte Schichtgrabungauf einer 11 x 4,5 m grossen, inQuadratmeterfelder unterteiltenFläche südlich <strong>des</strong> Megalithturmes(Abb. 9) brachte neben den ältestenKeramikfunden Fragmente vonHüttenlehm zutage. Die Flächewurde absichtlich klein gehalten,um künftigen Untersuchungen einenunberührten Boden zu hinterlassen,denn «jede archäologischeGrabung zerstört, auch wenn sienoch so sorgfältig ausgeführt ist, einengeschichtlichen Zusammenhang,der sich dann nicht wiederherstellenlässt» 8 .Die Untersuchung der Holzanlagenauf der Vorderen Insel erfolgteanhand von Suchgräben, dieje nach Situation ausgeweitet wurden.Mit ein Grund für dieses Vor-8: Das Quadratnetz über dem Grabungsareal.9: Die Grabungsfläche unter dem Laubdach südlich <strong>des</strong> Megalithturmes. Foto N. Lithberg, 1911.87


gehen dürfte der geringe Niveauunterschiedzwischen der künstlicherhöhten Insel und dem Wasserpegelgewesen sein. Lithberg stiess aufeinen älteren Knüppeldamm undinterpretierte zwei Balkengevierteals Unterbauten von zeitgleichenWirtschaftsgebäuden. Im übrigenBalkenwerk, einem grossflächigenHolzrost, erkannte er eine Armierungder künstlichen Lehmaufschüttungder Insel 9 . Die Hölzerwurden zur Konservierung im Bodenbelassen.Bei der Fundbergung wurde sehrsorgfältig und arbeitsintensiv vorgegangen.Der gesamte Aushub ausden über Jahrhunderte als Abfalldeponieverwendeten Schlossgräbenwurde, getrennt nach Quadratenund Abstichen, an insgesamtdrei Schlämmanlagen durchsiebt(Abb. 10). Die Maschenweite derStahldrahtsiebe betrug 1 cm 2 . Aufdiese Weise kam ein ungeheureFundmenge hauptsächlich <strong>des</strong> 15.–18. Jahrhunderts zusammen, das«grösste Fundmaterial aus historischerZeit in Europa» 10 , das sich wegender Lagerung im Feuchtbodenin einem sehr guten Erhaltungszustandbefand. Die Kleinfunde ausKeramik, Glas, Metall und organischemMaterial wurden von Wilhelminavon Hallwyl und Ida Uhseeigenhändig aussortiert, nachSchichtkomplexen verpackt und10: Eine der drei Schlämmanlagen. Foto Wolfsgruber, 1911.zur endgültigen Beschriftung,Konservierung und Katalogisierungnach Stockholm verschickt.Hier stand ein Stab von Mitarbeiternfür die Bearbeitung zur Verfügung,der die Profile von etwa 1000Ofenkacheln und über 2000 Gefässenzusammensetzte 11 . Die Reihenfolgeder Abstiche erwies sich dabeials nahezu irrelevant für die Datierungder Funde, da das in die Wassergräbengeworfene Material vorder Einsedimentierung starken Umlagerungenausgesetzt war. Nützlichwar sie hingegen für die Suchenach Passscherben. Ebenfalls inStockholm wurden chemische Glasuranalysenvorgenommen. Die fertigbearbeiteten Funde gelangtenschliesslich in das SchweizerischeLan<strong>des</strong>museum in Zürich, wo NilsLithberg 1927 ihre Ausstellungbzw. Magazinierung im Hallwyl-Zimmer vornahm. SpektakuläreHolzfunde, so der im Wassergrabenversunkene Prahm und der Einbaum,wurden an Ort und Stellekonserviert und im Stall ausgestellt.In der Schweiz verblieben auchdie Tierknochenfunde, angeblich500 000 an der Zahl. Eine geplanteDissertation über das faunistischeMaterial kam nicht zustande 12 . Bemerkenswertist die Selbstverständlichkeit,mit der Lithberg Molluskenfundeund archäobotanischeReste zur Befundinterpretation heranzog.Die Bestimmungen erfolgtendurch ihn selbst und durch dieHerren Neuweiler und Rollier ausZürich. Durch sie konnte bestätigtwerden, dass die Ringmauersohleim hinteren Graben bereits im Mittelalterüber dem Wasserpegel lagund dass der mittlere Graben aufeinen natürlichen, von sumpfigenUfern gesäumten Arm <strong>des</strong> Aabacheszurückging. Die in der Torfschichtunter der Vorderen Inselvertretenen Pflanzen- und Molluskenartenwiesen auf eine sumpfigeAuenlandschaft hin, die vor derkünstlichen Erhöhung der Insel bestand13 .Die archäologische Dokumentationumfasst mehrere Hundert Pläne,Skizzen und Fotos, die in das Familienarchivintegriert wurden. DieGrabungsdokumentation enthältzahlreiche idealisierte Profilzeichnungen,die zu einem grossen Teilpubliziert sind. Von Nachteil fürden heutigen Gebrauch sind dasFehlen absoluter Höhenangabenund die starke Vereinfachung derSchichtverhältnisse auf der HinterenInsel. Holzbefunde wurden aufPlänen im Massstab 1:10 detailgetreudokumentiert und die Mauerbefundezum Teil steingerecht gezeichnet.Eine zweckmässige Planaufnahmefehlt von der Grabungsüdlich <strong>des</strong> Megalithturmes, beider die oben erwähnten Hüttenlehmfragmentezum Vorschein kamen,die Lithberg einem älterenHolzbau zuwies 14 .Eine in ihrer Qualität einzigartige,heute aus der Mode gekommeneForm der Grabungsdokumentationstellt das Modell von der VorderenSchlossinsel dar, das vom BildhauerHans Hürlimann im Massstab 1:10angefertigt wurde (Abb. 11). Eszeigt die Grabungsschnitte mit dendetailgetreu nachgeschnitzten Hölzern<strong>des</strong> Knüppelweges und <strong>des</strong>Balkenrostes, die kolorierten Grabenprofilesowie die Fundamentzoneder Gebäude und der Ringmauer.Das forschungsgeschichtlichbedeutsame Objekt konnteursprünglich im Rittersaal <strong>des</strong>Hinteren Schlosses besichtigt werden.Es ergänzt die drei vom glei-88


chen Künstler geschaffenen Schlossmodelleim Masstab 1:100, die imLan<strong>des</strong>museum ausgestellt sind 15 .Wie die Auswertung der Grabungsbefundewurde auch die Rekonstruktionder Baugeschichte <strong>des</strong>Schlosses auf verschiedene Quellengattungenabgestützt, die im Fallvon Schloss Hallwyl reichlich vorhandensind. Die in dieser Hinsichtauswertbaren Urkundentexte, dieab dem 14. Jahrhundert überliefertsind, wurden in Band 4 der PublikationLithbergs im Wortlaut abgedrucktund Band 5 enthält 44historische Abbildungen <strong>des</strong> Wasserschlossesaus der Zeit von 1540bis 1871. Für die Rekonstruktionder ab 1861 veränderten Gebäudekonnten zudem Augenzeugenberichtebeigezogen werden.Die Fundauswahl, die vorwiegendaus den Schlossgräben stammt,stellt bis heute einen gerne konsultiertenReferenzkomplex <strong>des</strong> Spätmittelaltersund der frühen Neuzeitdar. Entgegen einem allgemeinenTrend in der zeitgenössischen Burgenforschungstellte Lithberg nichtdie fortifikatorischen Eigenheitenin den Vordergrund, sondern verstanddas Schloss als vielschichtigenLebensraum, den es zu erforschengalt. Im Zusammenhang mitder Fundvorlage bediente er sichdenn auch der Hausrechnungen <strong>des</strong>Schlosses, die von 1398–1561 überliefertsind und wichtige Informationen«zur Kenntnis <strong>des</strong> Haushaltsund der Lebensart imSchlosse» liefern 16 . Sie boten ihmdie Grundlage für kleine kulturhistorischeAbhandlungen überKleidung, Mobiliar und Geschirr.Auf einen weiträumigeren Vergleichstützte sich die in Band 2enthaltene Studie über die Entstehung<strong>des</strong> Kachelofens. Die Zahlenzu Lithbergs Publikation sind nachwie vor eindrücklich: Sie umfasstfünf Bände mit 1251 Textseiten,529 Textabbildungen, 44 historischeDarstellungen, 100 Pläne, 357Fundtafeln mit rund 4000 Objektenund die Zeichnungen von 36Töpfer- und 312 Schmiedemarken.An der 1935 geäusserten Einschätzungvon Reinhold Bosch, dem späterenKantonsarchäologen, dürftesich bis heute wenig geändert haben:«Es gibt wohl kaum einezweite Burg in Europa, über die einso umfangreiches wissenschaftlichesWerk existiert wie über dasSchloss Hallwil» 17 .ReaktionenDer Stellenwert der Hallwyl-Grabungenund ihr Einfluss auf diearchäologische Forschung in derSchweiz kann hier nicht auf derGrundlage eines breit abgestütztenVergleichs beurteilt werden. Beispieleaus den 20er und 30er Jahrenim Kanton Aargau zeigen, dass dievon Lithberg angewandten Methodenzunächst nicht aufgegriffenwurden. Bei den Ausgrabungen derRuinen Oelberg (Gde. Villigen)und Lunkhofen (Gde. Unterlunkhofen)standen 1921 und 1930 dasFreischaufeln der Mauern und dasBergen auffälliger Funde im Vordergrund18 . Eine völlige Fehleinschätzunggab Hans Erb zum Besten,der 1934 die Ausgrabung derRuine Alt-Thierstein (Gde. Gipf-Oberfrick) leitete. Die kurz zuvorabgeschlossene Publikation Lithbergsignorierend, hielt er seineUntersuchung für «die erste Grabungin unserem Lande, bei der dieexakten prähistorischen Grabungsmethoden,die einen Hauptakzentauf die Schichtenbeobachtung legen,an einem mittelalterlichenObjekt eingehend erprobt wurden»19 .Gemäss Reinhold Bosch soll Wilhelminavon Hallwyl vor der VerpflichtungLithbergs mit schweizerischenFachleuten und Beratern«schlimme Erfahrungen» gemachthaben 20 . In der Tat wurden von derschwedischen archäologischen Forschung,die auf eine alte Traditionzurückblicken konnte, viel entwickeltereUntersuchungsmethodenangewandt 21 . Wilhelmina pflegteaber auch den Kontakt mit einheimischenForschern. 1928 wur<strong>des</strong>ie Ehrenmitglied der <strong>Schweizerischen</strong>Gesellschaft für Urgeschichte22 . In freundschaftlichem Ton äussertesich Reinhold Bosch in seinemNachruf über Nils Lithberg, derauch nach seiner Tätigkeit aufHallwyl mit der Gegend verbundenblieb 23 . Jakob Heierli und JosefZemp besuchten 1911 und 1912die Ausgrabungen auf Hallwyl, wosie unter anderem den freigelegtenHolzrost auf der Vorderen Insel besichtigten24 . Heierli, der mit Wilhelminavon Hallwyl einen Briefwechselführte, zeigte sich begeistertvon der Sorgfalt, mit der dieAusgrabungen durchgeführt wurden:«Selten dürften prähistorischeUntersuchungen in der Schweiz inso ausgezeichneter Weise durchge-11: Das im Massstab 1:10 von Hans Hürlimann ausgeführte Grabungsmodell von der Vorderen Schlossinsel,ursprünglich im Rittersaal ausgestellt.89


führt worden sein, wie diejenigenvon Hallwil» 25 . Im Übrigen bliebdas Echo in den schweizerischenFachzeitschriften gering 26 . In derTagespresse kam insbesondere dieRestaurierung <strong>des</strong> Schlosses zurSprache, die allgemeine Zustimmungfand 27 . In der Archäologieblieb der von Lithberg eingeschlageneWeg noch für längere Zeit unbeschritten.RésuméLe château à douves de Hallwyl afait l’objet entre 1910 et 1916d’une restauration exemplaire,grâce au généreux soutien financier<strong>des</strong> propriétaires d’alors, Walther etWilhelmina de Hallwyl, et fort efficacementsoutenue par cette dernière.Les investigations archéologiquesont été confiées à l’archéologuesuédois Nils Lithberg, qui y appliquales métho<strong>des</strong> de fouilles etles moyens techniques les plus modernesde l’époque. Tous les sédimentsfouillés ont été tamisés, et lematériel inventorié séparément selonle décapage et le carroyage. Lesrésultats de cette intervention, enélévation et en sous-sol, sont publiésen cinq volumes et enrichis deplusieurs étu<strong>des</strong> sur le contexte culturel,avec les principaux documentshistoriques et iconographiques.(François Christe, Lausanne)RiassuntoNegli anni dal 1910–1916 il castelloacquatico di Hallwyl vennesottoposto ad un perfetto restaurogenerale, finanziato generosamentedagli allora proprietari Walther eWilhelmina von Hallwyl, ed in particolarepromosso efficacemente daWilhelmina. Per le analisi archeologicheinterpellò l’archeologo sve<strong>des</strong>eNils Lithberg, il quale adottòi più moderni metodi di scavo alloraconosciuti e fece uso di un equipaggiamentotecnico adatto alloscopo.Tutto lo scavo venne defangato e ireperti separatamente inventariati aseconda del taglio. I risultati delleindagini archeologiche fatte sullacostruzione e nel suolo sono completati,nella pubblicazione di cinquevolumi, da una moltitudine ditrattati storico-culturali e da unmodello di tutte le fonti scritte e illustraterilevanti per la storia dellacostruzione.(Christian Saladin, Origlio)ResumaziunIls onns 1910–1916 è il chastèda Hallwyl, circundà d’aua, vegnìrenovà cumplettamain en modaexemplara. La renovaziun è vegnidafinanziada generusamain dals anteriursproprietaris Walther e Wilhelminavon Hallwyl e promovida activamaincunzunt da Wilhelmina.Per la retschertga archeologica haella engaschà l’archeolog svedaisNils Lithberg. El ha lavurà cun lasmetodas d’exchavaziun da lez templas pli modernas, sa servind da l’equipamenttecnic adequat. Tut ilmaterial d’exchavaziun è vegnì lavàe zavrà ed il material chattà inventarisàseparadamain tenor profunditade plan cartografic. Ils resultatsda las retschertgas archeologicas daconstrucziun e da terren èn vegnidscumplettads en la publicaziun datschintg toms cun differents tractatsistoric-culturals e cun tut lasfuntaunas scrittas ed illustradas relevantasper l’istorgia da construcziun.(Lia rumantscha, Cuira)Anmerkungen1N. Lithberg, Schloss Hallwyl. 5 Bde. (Stockholm1924–1932). Bd. 1: Die Wiederherstellung(1925); Bd. 2: Die Ausgrabungen(1932); Bd. 3: Die Fundgegenstände (1932);Bd. 4: Die Baugeschichte (1930); Bd. 5 (mitAnders Roland): Der Baubestand im Bilde(1924). – Für Diskussionen danke ich PeterFrey.2M. Flury-Rova, Das Schloss Hallwyl in derEntstehungszeit der modernen Denkmalpflege1860–1920. Vom romantischen Umbauzur wissenschaftlichen Restaurierung –ein Beispiel für den Wandel im Umgang mitBaudenkmälern. Argovia 111, 1999, 1–71.3Der Kantonsarchäologie steht ein in ihremAuftrag ausgearbeiteter Bericht <strong>des</strong> Institutsfür Bauforschung, Inventarisation und DokumentationIBID, Winterthur, zur Verfügung:M. Flury-Rova/H. Pantli, Wasserschloss Hallwyl.Bearbeitung <strong>des</strong> von Nils Lithberg publiziertenMaterials der Untersuchungen von1910–1916 (1996).4W. Merz (Hrsg.), Die mittelalterlichen Burganlagenund Wehrbauten <strong>des</strong> Kantons Aargau1 (Aarau 1906) Taf. 35–37 (Aufnahme JohannLudwig Meyer-Zschokke).5Lithberg (wie Anm. 1) Bd. 1, 47.6Lithberg (wie Anm. 1) Bd. 1, 34.7Lithberg (wie Anm. 1) Bd. 1, 31.8Lithberg (wie Anm. 1) Bd. 1, 35.9Lithberg (wie Anm. 1) Bd. 2, 144–198.10Lithberg (wie Anm. 1) Bd. 2, 199.11Lithberg (wie Anm. 1) Bd. 3, 96ff.12JbSGU 4, 1912, 11. – Brief Wilhelminas vonHallwyl an Jakob Heierli vom 20.1<strong>2.</strong>1911(Archiv SGUF).13Lithberg (wie Anm. 1) Bd. 1, 46; Bd. 2, 11;14; 70; 146ff.14Eine stark vereinfachte Skizze bei Lithberg(wie Anm. 1) Bd. 2, 75 Abb. 70. – Vgl. zurGrabungsdokumentation auch die Bemerkungenbei Flury-Rova (wie Anm. 2) 52 mitAnm. 103.15Lithberg (wie Anm. 1) Bd. 1, 39; Bd. 5, Abb.45–50.16Lithberg (wie Anm. 1) Bd. 3, 1–25.17R. Bosch, Dem Andenken von Prof. Dr. NilsLithberg, Ehrenmitglied der Hist. VereinigungSeetal. Heimatkunde aus dem Seetal 9,1935, 15–17.18H. Schwarz. Vom «Oelberg» in Villigen.Brugger Neujahrsblätter 1945, 39–44. –E. Suter, Die Burg Lunkhofen. Unsere Heimat1935, 10–13. – Für Hinweise danke ich PeterFrey.19H. Erb, Ausgrabung Tierstein 1934. Argovia47, 1935, 13–94 (hier: 20).20Bosch (wie Anm. 17) 15.21Vgl. Flury-Rova (wie Anm. 2) 48f.22JbSGU 20, 1928, <strong>2.</strong> – Vgl. auch den Nachrufvon K. Keller-Tarnuzzer in JbSGU 22, 1930,8.23Bosch (wie Anm. 2).24ASA N.F. 14, 1912, 183.25JbSGU 4, 1911, 197f.26Ein Hinweis auf die Publikation von N. Lithbergin JbSGU 19, 1927, 118f.27Flury-Rova (wie Anm. 2) 63ff.Abbildungsnachweis1: Patrick Nagy (KA Aargau)2 (Fig. 53), 3 (Fig. 6), 4 (Fig. 36), 5 (Fig. 125),6 (Fig. 25), 7 (Fig 20), 10 (Fig. 33): Nach Lithberg(wie Anm. 1) Bd. 18 (Fig. 1), 9 (Fig. 72): ebd. Bd. 211: Gary Kammerhuber (KA Aargau)Adresse <strong>des</strong> AutorsAndreas MotschiAargauische KantonsarchäologieIndustriestrasse 3, 5200 Brugg90


Archäologische Untersuchungsberichteüber Aargauer BurgenAarau, Turm RoreReinhold Bosch, Die Ergebnisse derarchäologischen Forschungen imTurm Rore. Das Rathaus zu Aarau.Gedenkschrift 1958.Aarburg, Festung AarburgWalther Merz, Zur Geschichte derFestung Aarburg. Denkschrift zurEröffnung der Zwangserziehungsanstaltauf derselben (Aarau 1893).Annelis Hüssy, Zur Baugeschichtevon Schloss und Festung Aarburg.Festung Aarburg, 100 Jahre Jugendheim(Aarau 1993).Aarburg, Haus zur Alten PostPeter Frey, Der Kernbau der «AltenPost» in Aarburg – ein neuentdeckterAdelssitz. Archäologie derSchweiz 12/1989.Aristau, Burgruine WerdReinhold Bosch, Entdeckung derRuine Schönenwerd. Unsere Heimat1954.Baden, LandvogteischlossPeter Frey / Bruno Meier, Neue Erkentnissezur Baugeschichte derNiederen Feste. Badener Neujahrsblätter1999.Beinwil, Burgruine BeinwilReinhold Bosch, Die frühmittelalterlichenGräber von Beinwil am See.Heimatkunde aus dem Seetal 193<strong>2.</strong>Bergdietikon, Burgruine KindhausenKarl Heid, Die Ausgrabung derBurg Kindhausen 1936. Argovia49/1938.Karl Heid, Hasenburg und Kindhausen,die Burgen am Hasenberg.Neujahrsblatt von Dietikon 1957.Bergdietikon, Burgruine HasenburgKarl Heid, Die Ausgrabung der Hasenburg1936 und 1937. Argovia50/1939.Karl Heid, Hasenburg und Kindhausen,die Burgen am Hasenberg.Neujahrsblatt von Dietikon1957.Böbikon, Burgruine BöbikonErwin Pöschel, Ein romanischesBronzebecken aus der Burg Böbikon.<strong>Zeitschrift</strong> für schweizerischeArchäologie und Kunstgeschichte12/1951.Karl Heid, Grabungsbericht derBurg Böbikon. Jahresschrift derHistorischen Vereinigung <strong>des</strong> BezirksZurzach 1951.Peter Frey, Neues zur Baugeschichteder Burg Böbikon. Jahresschrift derHistorischen Vereinigung <strong>des</strong> BezirksZurzach 1987.Boswil, Alte KircheE. Suter, Die Burgruine Boswil. UnsereHeimat 1935.Reinhold Bosch, Burgruine Boswil.Bericht über die Ergänzungsgrabung1938. Unsere Heimat 1939.Bottenwil, Burgruine BottensteinReinhold Bosch, Die Burg Bottensteinund ihre Bewohner. ZofingerNeujahrsblatt 195<strong>2.</strong>Densbüren, Burgruine UrgizPeter Frey, Die Burgruine Urgiz beiDensbüren. Mittelalter 5, 2000/3.Endingen, WeiherhausReinhold Bosch, Die Ritter von Endingenund ihr Weiherhaus. ZurzacherVolksblatt 1935.Gipf-Oberfrick, BurgruineAlt TiersteinHans Erb, Ausgrabung Tierstein1934. Argovia 47/1935.Habsburg, Schloss HabsburgKrieg von Hochfelden, Denkmäler <strong>des</strong>Hauses Habsburg in der Schweiz.Die Veste Habsburg im Aargau.Mittheilungen der antiquarischenGesellschaft in Zürich 1857.Walther Merz, Die Habsburg. Studieim Auftrag der Hochbaudirektion<strong>des</strong> Kantons Aargau (Aarau1896).Peter Frey, Die Habsburg. Vorberichtüber die Grabungen von 1978bis 1983. Nachrichten <strong>des</strong> <strong>Schweizerischen</strong><strong>Burgenvereins</strong> 14, 1985/5.Peter Frey, Die Habsburg im Aargau.Bericht über die Ausgrabungenvon 1978–83. Argovia 98, 1986.Peter Frey, Die Habsburg. Berichtüber die Ausgrabungen von1994/95. Mittelalter 1, 1996/3.Peter Frey, Die Habsburg. Berichtüber die Ausgrabungen von1994/95. Argovia 109, <strong>1997</strong>.Herznach, Burg HerznachPeter Frey, Die St. Verena Kapelleund der Herrenhof von Herznach.Argovia 104, 199<strong>2.</strong>Hilfikon, Schloss HilfikonReinhold Bosch, Aus der Baugeschichteder Burg Hilfikon. UnsereHeimat 1946.Kaiserstuhl, Oberer TurmPeter Frey /Franziska Wenzinger-Plüss,Kaiserstuhl. Archäologische undhistorische Beiträge zur Frühzeitder Stadt. Beiträge zur Geschichte<strong>des</strong> Bezirks Zurzach 1,1998.Kaisten, Burgruine auf demFasnachtsbergWalter Drack, Die Burgruine Kaisten.VomJura zum Schwarzwald1945.Klingnau, Schloss KlingnauPeter Frey, Schloss Klingnau imunteren Aaretal. Jahresschrift derHistorischen Vereinigung <strong>des</strong> BezirksZurzach 1991.Küttigen, Burgruine auf HorenKarl Heid / Georges Gloor, Aus dermittelalterlichen Herrschaft Königstein.Aarauer Neujahrsblätter1958.91


Alfred Lüthi, Küttigen und seineHerren im Mittelalter. AarauerNeujahrsblätter 1960.Küttigen, Burgruine KönigsteinGeorg Matter / Christoph Reding, Fundeaus der Schutthalde der RuineKönigstein, Gemeinde KüttigenAargau. Argovia 109, <strong>1997</strong>.Lenzburg, Schloss LenzburgWalther Merz, Die Lenzburg (Aarau1904).Alexander Schlatter, Das Ritterhausauf Schloss Lenzburg. LenzburgerNeujahrsblätter 1985Peter Frey, Palas und Südturm derLenzburg. Lenzburger Neujahrsblätter1987.Peter Frey, Schloss Lenzburg. Nachrichten<strong>des</strong> <strong>Schweizerischen</strong> <strong>Burgenvereins</strong>1, 1987.Peter Frey, Nordtrakt, Ostbastionund Landvogtei der Lenzburg.Lenzburger Neujahrsblätter 1989.Möriken-Wildegg, SchlossWildeggReinhold Bosch, Forschungen zurBaugeschichte <strong>des</strong> Bergfrie<strong>des</strong> aufSchloss Wildegg. Nachrichten <strong>des</strong><strong>Schweizerischen</strong> <strong>Burgenvereins</strong> 5,1959/4, 3–5.Oftringen, BurgruineAlt WartburgWerner Meyer, Die Burgruine Alt-Wartburg im Kanton Aargau.Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichteund Archäologie <strong>des</strong> Mittelalters1, 1974.Riniken, Burgruine IbergPeter Frey, Archäologische Befundezur Baugeschichte der Burg Ibergbei Riniken. Brugger Neujahrsblätter1998.Peter Frey, Archäologische Befundezur Baugeschichte der Burg Ibergbei Riniken. Mittelalter 5, 2000/3.Schlossrued, Burgruine Alt RuedReinhold Bosch, Ausgrabung AltRued. Jahresbericht der Vereinigungfür Heimatkunde <strong>des</strong> Suhrentales1949.Schwaderloch, Unteres BürgliKarl Stehlin, Die spätrömischenWachttürme am Rhein von Baselbis zum Bodensee. Schriften zur UrundFrühgeschichte der Schweiz 10,1957.Seengen, Haus zum BurgturmReinhold Bosch, Der Wohnturm derHerren von Seengen. Heimatkundeaus dem Seetal 1945.Seengen, Schloss HallwylNils Lithberg, Schloss Hallwil, 5Bde. (Stockholm 1925–32).Tegerfelden, BurgruineTegerfeldenKarl Heid, Grabungsbericht derBurg Tegerfelden. Jahresschrift derHistorischen Vereinigung <strong>des</strong> BezirksZurzach 1961.Peter Frey, Burg Tegerfelden. Rekonstruktionsversuchder Baugeschichte.Beiträge zur Geschichte<strong>des</strong> Bezirks Zurzach 2, 2000.Thalheim, BurgruineSchenkenbergG. Grossen, Bericht über die Sicherungder Ruine Schenkenbergdurch den Aargauischen Heimatschutzim Herbst 1931. Argovia45, 1935.Georg Boner, Die Burgruine Schenkenberg.Brugger Neujahrsblätter1971.Theodor Rimli, Die BurgruineSchenkenberg. Heimatkunde ausdem Seetal 1973.Unterlunkhofen, BurgruineLunkhofenE. Suter, Die Burg Lunkhofen. UnsereHeimat 1935.Untersiggenthal, BurgruineFreudenauMax Baumann / Peter Frey, Freudenauim unteren Aaretal (Untersiggenthal1983).Peter Frey / Willfried Epprecht, DieEisenschlacken von Freudenau. Ihrewirtschaftliche Bedeutung und Metallkunde.Badener Neujahrsblätter1985.Villigen, Burgruine im OelbergH. Schwarz, Vom «Oelberg» inVilligen. Brugger Neujahrsblätter1945.Oskar Widmer, Neues von der Ruineim «Oelberg» in Villigen. BruggerNeujahrsblätter 1963.Wittnau, Burgruine Alt HombergE. L. Rochholz, Alt Homberg, Burgund Grafschaft im Fricktal. Argovia15, 1884.Peter Frey/David Wälchli, Neufundevon der Burgruine Alt Homberg imFricktal. Vom Jura zum Schwarzwald1990.92


KURZBERICHTEMittelalterlicherAquädukttunnelIm Winter <strong>1997</strong>/98 wurde im Hintergeländeder Burg Blankenheim/Eifel eingrossvolumiges Wasserreservoir entdeckt.Deutliche Kalksinterablagerungenan den Innenwänden liessenohne Zweifel eine Zweckbestimmungals Wasserbehälter zu. Bei der Suchenach der dazugehörenden Wasserzuleitungzeigten sich im nördlich an dasWasserreservoir anschliessenden GeländeBodenmerkmale, die mit derWasserzuführung im Zusammenhangstehen müssen. Dazu gehörten fünftrichterförmige Vertiefungen, die ineiner Linie über den Tiergarten-Bergfolgen. Ein Zulaufgraben jenseits <strong>des</strong>Berges folgt dieser Linie und bildetmit den Trichtern zusammen denoberirdisch sichtbaren Teil einesAquädukttunnels. Der gut 150 mlange Tunnel ist in der antiken Qanatbauweise– als von einer Kette vonsenkrechten Bauschächten aus – errichtetworden. Sondagen <strong>des</strong> RheinischenAmtes für Bodendenkmalpflegeim Sommer 1998 brachten in einemder rund 11 m tiefen Trichter die Ausmauerungeneines der fünf Tunnelbauschächtezutage.Ein Holzrohr in der Schausammlung<strong>des</strong> Blankenheimer Kreismuseums erscheintseit diesen Befunden in einemneuen Licht. Es stellte sich nämlichheraus, dass das 1938 gefundene Rohraus dem Leitungsverlauf zwischenQuelle und Tunnel stammt. Das Rohraus Buchenholz ist inzwischen dendrochronologischuntersucht worden, wobeials Fälldatum das Jahr 1468 nachgewiesenwurde. Damit liegt dieBauzeit der Wasserleitung und <strong>des</strong>Tunnels zeitgleich mit dem Herrschaftswechselder Burg Blankenheim.Am 10.9.2000 wurde das technikgeschichtlichinteressante Bodendenkmalim Rahmen einer ganztägigenVeranstaltung der Öffentlichkeit übergeben.Der archäologische Befundwird in einer kleinen Broschüre vorgestellt(vgl. Publikationen).(Pressemitteilung <strong>des</strong> Landschaftverban<strong>des</strong>Rheinland vom 2<strong>2.</strong> 8. 2000)VERANSTALTUNGENWinterthur ZHStadtkernarchäologie in WinterthurZu Gast in drei Museen1. September 2000 bis 14. Januar 2001Der Weg zur Stadt – Winterthur zwischen1000 und 1400Museum LindengutRömerstrasse 8, 14–17 Uhr, So auch10–12 Uhr, Mo und Fr geschlossenSpätmittelalterliche Weberwerkstätten inWinterthurMünzkabinett und AntikensammlungLindstrasse 8, Di, Mi, Sa und So 14–17UhrAusgegrenzt – Anthropologie und Archäologieeiner BestattungNaturwissenschaftliche SammlungenMuseumstrasse 52, Di–So 10–17 UhrHintergründe zur Frühgeschichte derStadt Winterthur – das bietet die dreiteiligeSonderausstellung «Stadtkernarchäologiein Winterthur», die vonder Kantonsarchäologie Zürich inZusammenarbeit mit dem MuseumLindengut, dem Münzkabinett undden Naturwissenschaftlichen Sammlungenveranstaltet wird.Die Ausstellung im Museum Lindengutbeleuchtet den Prozess der Stadtwerdungund die Entstehung derstädtischen Infrastruktur, von Wasserversorgungund Gassenanlage. Ausgrabungender letzten Jahre habendazu zahlreiche neue Erkenntnissegebracht. Weitere Themen sind dasBauen in der mittelalterlichen Stadtund die Nutzung von Räumen innerhalbder Stadt. Neben Handwerk undHandel spielte in der mittelalterlichenStadt auch die Landwirtschaft einegewisse Rolle. Pflanzenfunde aus derNeustadt beleuchten diesen oft vergessenenAspekt.Weberwerkstätten <strong>des</strong> 13. bis 15. Jahrhundertssind das Thema der Ausstellungim Münzkabinett. Die WinterthurerFunde zum spätmittelalterlichenWeberhandwerk sind weit überdie Grenzen der Schweiz hinaus einmalig.Bis heute sind hier min<strong>des</strong>tensvier, vielleicht sogar acht Weberwerkstättenaus archäologischen Untersuchungenbekannt. Die archäologischenFunde geben uns eine Vorstellung, wiediese Werkstätten eingerichtet waren,wie die Webstühle aussahen und wasan Geweben produziert wurde.Bei einer Rettungsgrabung im Hinterhofeines Gebäu<strong>des</strong> am Kirchplatz kamim Januar dieses Jahres ganz unerwartetdas Skelett eines Neugeborenenzum Vorschein. Es war im 15. Jahrhundertdort ausserhalb <strong>des</strong> Friedhofsbestattet worden. Die kleine Ausstellungin den NaturwissenschaftlichenSammlungen geht der Frage nach, wassich für eine Tragödie hinter diesemaussergewöhnlichen Fund verbergenkönnte.Biel BEStädtische Versorgungs- und Entsorgungsstrukturen– Infrastructuresurbaines en matière d’approvisionnementet d’évacuationDonnerstag, 14. Dezember 2000Museum Schwab, BielAnlässlich der Ausstellung «Spureneiner Stadt» (vgl. MMMT 2/2000) organisierender Schweizer Arbeitskreisfür Stadtgeschichte und das MuseumSchwab in Biel ein interdisziplinäresDiskussionsforum. Die Versorgungder römischen und mittelalterlichenStadt mit Wasser, die verschiedenenNutzungsmöglichkeiten der Wasserressourcensowie Entsorgungsmöglichkeitensind einige Themen, die aushistorischer und archäologischer Sichtweisebeleuchtet werden. Weitere Informationenund Anmeldung bei:Museum Schwab, Seevorstadt 50,2502 Biel. Tel. 032 322 76 03, Fax 032323 37 68, e-mail: Muschwab@bielstar.ch.Internet: www.bielstar.ch/culture/musee.93


PUBLIKATIONENMarkus SpäthZisterziensische Klausurarchitekturals Mittel institutionellerDifferenzierungEine Fallstudie zum Problem der räumlichenDualität von Konversen und Mönchenam Beispiel der hochmittelalterlichen Klösterin Yorkshire. Herausgegeben von MediumAevum Quotidianum. Gesellschaftzur Erforschung der materiellen Kultur <strong>des</strong>Mittelalters, Krems 2000, Sonderband 9 –155 Seiten, mit 40 Abbildungen.ISBN 3-90 1094113Aus dem Inhalt:1. Konversen in Reformkonventen <strong>des</strong>11. Jahrhunderts (Begriffsbestimmungen– Beschreibung und Differenzierunggebauten Klosterraumsin Cluny – Transformation <strong>des</strong> Konversenbegriffesin der Hirsauer Reform).<strong>2.</strong> Entstehung und Entwicklung <strong>des</strong>zisterziensischen Konversenwesens.3. Bestimmung von Funktion undAufenthaltsort der Konversen inzisterziensischen Normtexten <strong>des</strong>1<strong>2.</strong> Jahrhunderts.4. Die Zisterzienserklöster in Yorkshire.5. Klausurarchitektur für Konversen.6. Die Ausdifferenzierung der Klausuren(1140–1200).7. Die Anbindung <strong>des</strong> Westflügels andie Mönchsklausur.Malcolm ToddDie GermanenVon den frühen Stammesverbänden zu denErben <strong>des</strong> Weströmischen Reiches.Konrad Theiss Verlag Stuttgart 2000 –270 Seiten mit 41 Schwarzweiss-Abbildungen,Plänen und Karten. GebundenDEM 57.–ISBN 3-8062-1357-7Zwischen 400 und 600 n.Chr. wandertendie germanischen Völker durchganz Europa und sogar bis nach Nordamerikaund ihr kriegerisches Wesennahm entscheidenden Einfluss auf dieEreignisse im frühmittelalterlichenEuropa. Die grösste und beste Armeeder Antike fürchtete die Stärke dieser«Barbaren». Oft behauptete man, dasssie gesetzlos und unzivilisiert lebten.Doch die Germanen hatten nicht nurGesetze und eine eigene Kultur, sondernsie übernahmen auch viel vonihren römischen Nachbarn. Ihre militärischeOrganisation, politische Entwicklung,Gesellschaftsstruktur undmaterielle Kultur wurden von den Römernstark beeinflusst.Dieses Buch bietet einen anschaulichenÜberblick über die Germanenund ihren Einfluss auf die westlicheZivilisation, der sowohl Historikernund Studenten als auch interessiertenLaien ein abwechslungsreiches und informativesLesevergnügen bereitet.Der Autor zieht sowohl archäologischeals auch literarische Quellen heran, umdie Ethnogenese und Geschichte derGermanen darzustellen. Er schildertdie Entwicklung der Goten, Vandalen,Sueben, Franken, Alamannen, Burgunderund anderer germanischer Völkervon später prähistorischer Zeit biszur Völkerwanderung. Dabei betrachtetder Autor die Eroberung <strong>des</strong> WeströmischenReiches nicht als plötzlichenÜbergang, sondern als Teil einesKontinuums.Dörthe JakobsSankt Georg in Reichenau-OberzellDer Bau und seine AusstattungBestand – Veränderungen – Restaurierungsgeschichte.Hrsg. vom Lan<strong>des</strong>denkmalamtBaden-Württemberg, Reihe: Forschungenund Berichte der Bau- undKunstdenkmalpflege in Baden-Württemberg9, Konrad Theiss Verlag Stuttgart1999 – 3 Bände zusammen 952 Seiten mit1080 überwiegend farbigen Abbildungenund 202 Tafeln. Leinen mit Schutzumschlagin Schuber, DEM 398.–ISBN 3-8062-1462-XSankt Georg auf der Insel Reichenauist ein Kulturdenkmal von besonderernationaler Bedeutung, <strong>des</strong>sen Ruhmder einzigartige, in einem frühmittelalterlichenBaubestand erhalteneWandmalereizyklus mit Wunderszenenaus dem Leben Christi begründethat. Die umfassende Publikation überdiese Kirche legt die Ergebnisse langjährigerForschungen zum Bau undseiner Ausstattung vor. Eine von 1982bis 1990 dauernde Restaurierung, diealle Raumteile der Kirche und dieWandmalereien verschiedener Entstehungszeiteneinbezog, ermöglichteumfangreiche und in ihrer Methodikdamals wegweisende Untersuchungen.Voraussetzung für ein objektbezogenesMassnahmenkonzept warendarüber hinaus eine detaillierte Bestan<strong>des</strong>aufnahmeund eine der nationalenBedeutung <strong>des</strong> Objektes angemesseneDokumentation.Das vorliegende Werk berücksichtigtin kritischer Auseinandersetzung diemittelalterlichen Quellen, die aus verschiedenenArchiven stammenden nachmittelalterlichenDokumente und denStand der Forschung zu Reichenau-Oberzell.Mit dem aktuellen Kenntnisstand zurBefundsituation wird die Wissenschaftum zahlreiche neue Resultatebereichert. Die Verzahnung der Ergebnisseaus den unterschiedlichen Forschungsbereichenbis hin zu naturwissenschaftlichenAnalysen bietet erstmalseinen ganzheitlichen Blick aufdie über 1100jährige Geschichte derKirche und ihrer Ausstattung.Christopher HowgegoGeld in der Antiken WeltWas Münzen über Geschichte verraten.Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2000 –224 Seiten mit Schwarzweiss-Abbildungenvon 184 Münzen auf 23 Tafeln,DEM 54.–ISBN 3-8062-1487-5Münzen sind eine ergiebige Informationsquellefür das Verständnis nichtnur der Alten Geschichte. In diesemleicht lesbaren Buch präsentiert derAutor die Ergebnisse numismatischerForschung der letzten Jahrzehnte. Ihmgeht es nicht um die blosse Interpretationeinzelner Münzen mit historischenAnspielungen, sondern darum,Wirkungen und Wirksamkeit <strong>des</strong> Gel<strong>des</strong>in der Antiken Welt aufzuzeigen.Der Autor zeigt an zahlreichen Beispielen,wie die Ausgestaltung und Inhaltder Münzprägung, die «Botschaften»der Münzbilder sowie die Verwendungvon Gold und Geld die grossenhistorischen Entwicklungen undpolitischen Entscheidungen der Antikebeeinflussten. Howgego behandelteinen langen Zeitraum – von derersten Münzprägung um 600 v. Chr.bis zur Herrschaft Diokletians im RömischenReich um 300 n. Chr. DieThemen, mit denen er sich dabei auseinandersetzt,reichen von Staatsfinan-94


zen und Wirtschaftsgeschichte bis zuimperialer Herrschaft und politischerPropaganda. Die dabei aufgezeigtenBeobachtungen und Folgerungen geltensicher auch noch für die Anfängeder mittelalterlichen Münzgeschichte.Pierre RichéDie Welt der KarolingerAus dem Französischen übersetzt und herausgegebenvon Cornelia und Ulf Dirlmeier.Titel der Originalausgabe: «La Viequotidienne dans l’empire Carolingien»,Paris 1963. <strong>2.</strong> durchgesehene Auflage1999, Verlag Philipp Reclam, Stuttgart –392 Seiten, 35 Abbildungen, 4 Kartenund 23 Tafeln. CHF 37.–ISBN 3-15-010463-7Das Werk bietet eine umfassendeDarstellung <strong>des</strong> Alltagsleben zur ZeitKarls <strong>des</strong> Grossen und seiner unmittelbarenNachfolger. Unter Ausschöpfungvon zeitgenössischen schriftlichenQuellen entwirft Pierre Riché einBild der Lebensumstände der karolingischenGesellschaft vom Herrscherbis zum Sklaven im Reich der Franken.Bauern, Handwerker, Kaufleute,Künstler, Wissenschaftler, Mönche,Kleriker, Höflinge, Adlige treten unsmit ihren vielseitigen täglichen Beschäftigungenund besonderen Problemenentgegen.Wenn wir heute etwa die Schätze <strong>des</strong>profanen und religiösen Kunsthandwerkes,die Kostbarkeiten der Buchmalerei,die Monumente der Baukunstaus karolingischer Zeit bewundern,sollte es uns ein zusätzliches Vergnügenbereiten, zu erfahren, wie ihreSchöpfer über Jahr und Tag gelebthaben.Die Literatur in den Anmerkungen istbis etwa 1977 nachgetragen, die weiterführendeLiteraturliste umfasst Publikationenbis 1998.Klaus GreweDer Tiergartentunnel von BurgBlankenheimRheinische Kunststätten 455, Köln 2000.ISBN 3-88094-869-0Es wird darin über den archäologischenBefund eines spätmittelalterlichenAquädukttunnels bei der BurgBlankenheim in der Eifel berichtet(vgl. dazu die entsprechende Kurzmitteilungin diesem Heft).Laurent Auberson,Gabriele Keck, Jean-DanielMorerod et al.Notre-Dame d’Oujon(vers 1146–1537).Une chartreuse exemplaire? Cahiers d’archéologieromande No 65, Lausanne 1999– 336 pages.Les vestiges de cette chartreuse, incendiéeaccidentellement en 1536 et abandonnéeaprès la Réforme, ont fait l’objectd’investigations d’ensemble depuis1973, avant d’être aménagés enpromenade archéologique. Ce volumeprésente l’histoire et l’architecture dumonument, ainsi que le riche matérielexhumé.Wolfgang MetternichBurgen in IrlandHerrschaftsarchitektur im Hochmittelalter.Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt1999 – etwa 288 Seiten, 29 Farbund89 Schwarzweiss-Abbildungen. Gebunden,DEM 58.–Bestellnr. B13921-6Das Buch behandelt erstmals dieBurgen aus der hochmittelalterlichenPhase der englischen Eroberung Irlandsvon ca. 1180 bis 1330. Es handeltsich hier um einen abgeschlossenenhistorischen Zeitraum, vor demes Burgenbau in Irland nicht gegebenhat, und nach dem eine mehr als einhundertfünfzigjährigePause im englischenExpansionsstreben in Irland eintritt.Der Autor stellt den irischenBurgenbau als Herrschaftsarchitekturganz eigener Prägung dar. Die Burgensind Eroberungsarchitektur im Rahmeneiner Invasion, die letztlich nichtzum Erfolg führte.Günter P. FehringDie Archäologie <strong>des</strong>MittelaltersEine EinführungKonrad Theiss Verlag, Stuttgart 2000,3. verbesserte Auflage – 230 Seiten, 99Abbildungen, Pläne und Karten. Gebunden,DEM 68.–ISBN 3-8062-1480-8In dieser überarbeiteten 3. Auflage seinervielfach bewährten systematischenEinführung in die Archäologie <strong>des</strong>Mittelalters zeigt der Autor die methodischenVerfahren und Grenzendieser Disziplin auf, die als «Kontaktwissenschaft»zwischen den historischenNachbardisziplinen und manchennaturwissenschaftlichen Fächernbezeichnet worden ist. Denn die mitarchäologischen Methoden untersuchtenSachquellen ermöglichen nicht nurfür das frühe Mittelalter, sondern fürmanche Lebensbereiche auch der späterenJahrhunderte neue Aussagen.Hauptquellen der Mittelalterarchäologiesind Gräberfelder, Kirchen undKirchhöfe, Burgen und Pfalzen, ländlicheund städtische Siedlungen, technischeProduktionsstätten und Verkehrseinrichtungen.Eng mit den Quellenverbunden sind die zahlreichenFundgegenstände aus der Alltagswelt<strong>des</strong> Menschen – von Geschirr undGerät bis hin zu den Resten von Getreideund Schlachttieren.Der Autor umreisst die Aussagemöglichkeiten,die sie für Fragen derBesiedlungs- und Baugeschichte, derTechnik-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte,<strong>des</strong> Missions- und Kirchenwesens,aber auch zu Aspekten derBevölkerungs-, Ernährungs- und Vegetationsgeschichtebietet. Angesichtseiner im Einzelnen nur schwer überschaubareninternationalen Forschungkonzentriert sich diese Einführung mitihren Beispielen bewusst auf dendeutschsprachigen Raum.Ziegelei-Museum 200017. Bericht der Stiftung Ziegelei-MuseumCham, Riedstr. 9, Postfach 5343, 6330Cham – 84 Seiten, mit zahlreichen Abbildungen,CHF 16.–ISBN 3-9529495-6-5Aus dem Inhalt:Jürg Goll, Bodenplatten in derSchweiz – Ein Überblick. Peter Hoegger,Inkrustierte Bodenfliesen aus Wettingen.Markus Hochstrasser, ModelverzierteBodenplatten aus Solothurn.Lucia Tonezzer, SpätmittelalteicheGrab- und Bodenplatten aus Kölliken.Rheinauer Buch 2000Aus Geschichte und Gegenwart von Klosterinselund Städtchen Rheinau. Gemeindeverwaltung,8462 Rheinau – 150 Seiten,farbig illustriert, CHF 48.–Kein schwer lesbarer Wälzer mit langatmigenArtikeln, sondern ein infor-95


matives, reich illustriertes Buch, das inbunter Folge Interessantes, Schönes,Denkwürdiges und Alltägliches ausGeschichte und Gegenwart der Klosterinselund <strong>des</strong> Städtchens in derFlussschleife vermittelt. Ein Buch, dasweit in die Region ausstrahlt, und dasman überall mit Gewinn zur Handnimmt, um darin zu blättern, Wissenswertesaus der grossen Vergangenheitdieses auserwählten Ortes zu erfahrenund das Auge zu erfreuen.Handbuch der BündnerGeschichteDie Bündner Geschichte von der Frühzeitbis zur Gegenwart in vier Bänden.Hrsg. vom Verein für Bündner Kulturforschung,Chur. Verlag Bündner Monatsblatt,Chur 2000 – insgesamt 1400 Seiten,mit ca. 500 Schwarzweiss- undfarbigen Abbildungen, mit beigelegterCD-ROM. CHF 185.– (Bd 1–4 nur geschlossenbeziehbar).Das Handbuch bietet eine rasche undpräzise Information sowie eine gut lesbareund leicht zugängliche Darstellungder Bündner Geschichte auf demheutigen Wissensstand. Als Nachschlagewerkgibt es Auskunft über Ereignisse,Prozesse und Strukturen. Esvermittelt neue Forschungsergebnisseund weist auf Fragen und Lücken hin.Es ist klar und detailliert gegliedertund ermöglicht den gezielten Einstiegzu Einzelproblemen.Band 1 behandelt die Frühzeit bis undmit Spätmittelalter (ca. 1500), Band 2die Frühe Neuzeit (ca. 1500–1800),Band 3 das 19. und 20. Jahrhundert.Band 4 liefert im Sinne eines kulturgeschichtlichenLesebuches Quellen undMaterialien zur Bündner Geschichte.Die beigelegte CD-ROM präsentiertdieses und zusätzliches Material in digitalisierterund teilweise auch interaktiverForm.Renate BreussDas Mass beim KochenMengen- und Massangaben in Kochrezeptenvon der Antike bis zur Einführung dermetrischen Masse im 19. Jahrhundert undderen Parallelität zu künstlerischen Gestaltungsprinzipien.Mit einem Vorwort von Peter Kubelka,Haymon Verlag, Innsbruck 1999 – 320Seiten, illustriert, ATS 498.–Kochen als vergängliche Kunstformbedarf, um sie wiederholen zu können,möglichst genauer Aufzeichnungen,die aber auf Grund der natürlichenVielfalt der verarbeiteten Produktedem Interpreten, d.h. dem Koch, einen,von den Massangaben und Anweisungen<strong>des</strong> Kochrezeptes, unabhängigenbreitgefächerten Spielraumoffen lassen. Die Vielfalt der «prämetrischen»Massangaben verlangtenvom Koch ein Verständnis für Sinnund Zweck und eine Anpassung an dievorhandenen Materialien und Gegebenheiten.Dies wird auch vom Übersetzerder Kochrezepte gefordert; gehendoch durch ungenaue oder falscheÜbersetzungen der Mass- und Mengenangabendie Proportionen verloren.Beim Vorstellen der vielfältigen Formen<strong>des</strong> Messens wird gezeigt, dassalle fünf menschliche Sinne (riechen,schmecken, hören, tasten und sehen)zum Einsatz kamen. Daneben orientiertesich das Messen aber auch amNahrungsmittel selbst sowie an denvorhandenen Gefässen, Geräten undHeizquellen. Dass dies alles im Zusammenhangmit dem historischenUmfeld unter Berücksichtigung dersozialen und wirtschaftlichen Bedingungensowie der religiösen undder damals geltenden diätischen Vorschriftengesehen werden kann, zeigtdie Autorin mit einigen Beispielenauf. Der diätisch-medizinische Aspekt<strong>des</strong> Kochens und der Bewertung derNahrungsmittel findet bereits in denKochrezepten der vom Buch behandeltenZeitspanne Berücksichtigung.Im zweiten Abschnitt wird auf dasMass und die Messpraxis in den untersuchtenRezepten von der Antike bisins 19. Jh. genauer eingegangen. ImAnhang folgt eine Bibliographie, einGlossar sowie ein Personen- und Sachregister.VEREINSMITTEILUNGENErgänzung zur Jahresgabe1999:Geschossspitzen1. Kommentierter FundortkatalogDer in der Einleitung erwähnte Fundort-Katalogist als Fotokopie mit Spiralheftungoder als Datei im FormatMicrosoft Word 6.0 erhältlich. BeiBestellung an die Geschäftsstelle bittegewünschte Form angeben. Die Fotokopiekostet CHF 35.– (+ Porto), dieDiskette CHF 10.– (inkl. Porto).<strong>2.</strong> GeschossverzeichnisDie in dieser Publikation abgebildetenFundobjekte sind nicht einzeln beschriebenworden. Auf Wunsch einigerLeser haben wir nun eine Liste derabgebildeten Geschossspitzen erstellt,die die wichtigsten Daten wie Fundortund Masse angeben. Gegen Einsendenvon CHF <strong>2.</strong>80 (= 4x –.70 Briefmarken)an die Geschäftsstelle erhalten Siediese Liste zugesandt.Vorstand <strong>des</strong> <strong>Schweizerischen</strong><strong>Burgenvereins</strong> (1.9.2000)PräsidentDr. Heinrich Boxler, Im Hölzli 19,8706 Feldmeilen, 01 923 41 34EhrenpräsidentProf. Dr. Werner Meyer, HistorischesSeminar Uni Basel, Hirschgässli 21,4051 Basel, 061 271 74 06VizepräsidentenDr. Renata Windler, Kantonsarchäologie,8090 Zürich, 01 259 29 61Urs Clavadetscher, lic. phil., ArchäologischerDienst Kanton Graubünden,Schloss Haldenstein, 7023 Haldenstein,081 257 27 81QuästorMartin Baumgartner, lic. iur., TreuhandgesellschaftBKC, Balderngasse 9,8001 Zürich, 01 221 39 31/47Weitere MitgliederFrançois Christe, Bureau d’archéologiemonumentale et urbaine, 3 place duChâteau, CP 179, 1000 Lausanne 17,021 316 73 62Hansjörg Frommelt, Lan<strong>des</strong>archäologieLiechtenstein, Postfach 417,FL-9495 Triesen, 00423 236 75 3196


Dr. Daniel Gutscher, ArchäologischerDienst Kanton Bern, Thunstr. 18,3005 Bern, 031 633 55 21Salome Maurer Gafner, Lehenmattstr.45, 4052 Basel, 061 312 15 04Dr. Hans Rutishauser, DenkmalpflegeGraubünden, Loestr. 14, 7001 Chur,081 257 27 92Dr. Jürg Schneider, Carl-Spitteler-Str.71, 8053 Zürich, 01 422 32 14Redaktion und GeschäftstelleThomas Bitterli, lic. phil., Blochmonterstrasse22, 4054 Basel,061 361 24 44, Fax 061 363 94 05Jahresversammlung 2000in SargansÜber 60 Mitglieder unseres Vereinshaben sich am Samstag, den 26. August2000, am Bahnhof Sargans eingefunden,um nach kurzer Führungdurch Sargans zur Burg aufzusteigen,wo wir im grossen Landgerichtssaaldas Mittagessen geniessen konnten.Am Nachmittag besichtigten wir,aufgeteilt in zwei Gruppen, dasSchloss Sargans und das SarganserländerMuseum im Bergfried. Um16.30 Uhr wurde die Generalversammlungim Landgerichtssaal eröffnet,begleitet von den Klängen einerFasnachtsmusik, die aber einer gleichzeitigim Hof eingetroffenen Hochzeitsgesellschaftgalt. Ohne grosseVerzögerungen wurden die statutarischenGeschäfte abgewickelt.Am Sonntag besammelte sich die Exkursionsgruppevon 54 Teilnehmerinnenund Teilnehmern vor dem (nichtmehr bestehenden) Stadttor von Werdenbergund wurden durch HerrnDietschi und Peter Albertin in dieGeheimnisse der Bauten von Werdenbergeingeführt. Leider war dieserRundgang von einem Gewitterregenbegleitet, was aber die wettertauglichenMitglieder der <strong>Burgenvereins</strong>nicht hinderte, trotzdem mit Schirmund Regenschutz den Erläuterungenzu folgen. Nach dem Mittagessen inWerdenberg fuhren wir mit dem Busnach Bad Ragaz, wo wir die KapelleSt. Leonhard besuchten. Die Malereienim Kirchenraum wurden uns durchDr. Hans Rutishauser, DenkmalpflegeGraubünden, näher erläutert. Weilder Regen nicht nachliess, wurde dasanschliessende Programm auf den Besuchder Burgruine Freudenberg reduziert.Die bis 1983 dem <strong>Schweizerischen</strong>Burgenverein gehörende Ruinebot einen guten Eindruck von derGrösse eines mittelalterlichen Burgstädtchens.Während in Sargans undWerdenberg die Häuser aber bis inunsere Zeit erhalten blieben, ist beiFreudenberg die Überbauung verschwunden,und nur noch die Ringmauererhalten geblieben.Thomas BitterliZürcher Vortragsreihe2000/2001Donnerstag, 30. 11. 2000Dr. Ralph Röber(Archäologisches Lan<strong>des</strong>museum Konstanz)Die Entwicklung der Stadt Konstanzim MittelalterKonstanz hat eine erstaunliche Entwicklunghinter sich. Aus einemkleinen, unbedeutenden Dorf an derehemaligen Grenze zwischen Römernund Alemannen wird eine der bevölkerungsreichstenund wirtschaftlichpotentesten Städte Südwestdeutschlandsund der Nordostschweiz. Eingeleitetdurch die Gründung <strong>des</strong> Bischofssitzesum 600 n. Chr. versuchendie Bischöfe, Konstanz zu einem zweitenRom auszubauen. Dies führt zueinem dynamisch wachsenden Wohlstand,der sich nicht nur in ständigenErweiterungen der Stadt, sondernauch in der Qualität der Bodenfun<strong>des</strong>piegelt.Donnerstag, 18. 1. 2001lic. phil. Benedikt Zäch(Münzkabinet Winterthur)Opfergeld und SchätzeSpätmittelalterliche Münzfunde imBodenseegebiet als Zeugen der WirtschaftsgeschichteMittelalterliche Wirtschaft ist ohneGeld fast nicht denkbar. Münzengehören daher zu den häufigsten undvor allem mobilsten Massengütern.Münzfunde, ob als Schätze, als Opfergeldoder als verlorene Einzelmünzenüberliefert, bilden Wirtschaftsräumeund Verkehrsverbindungen ab, aberauch Konjunkturen und Krisen der labilenmittelalterlichen Wirtschaft.Am Beispiel <strong>des</strong> Bodenseegebietes sollgezeigt werden, wie eine von der Geschichtsforschungbislang eher amRande berücksichtigte Quellengruppeneue Einblicke in alte Fragen vermitteltund neue Fragen zur Wirtschaftsgeschichteaufwirft.Donnerstag, 2<strong>2.</strong> <strong>2.</strong> 2001lic. phil. Andreas Motschi(Kantonsarchäologie Aargau)«Da inen gelegen»Gefangenen-Inschriften <strong>des</strong> 16. bisfrühen 18. Jahrhunderts im Spittelturmvon BremgartenDer 1556/57 errichtete Spittelturmbildet den repräsentativ ausgestattetenZugang zur Oberstadt von Bremgarten.In seinem ersten Obergeschoss warbis in das frühe 19. Jh. ein städtischesGefängnis untergebracht, das nurdurch eine Öffnung in der Decke erreichbarwar. Dieser Raum war späterunzugänglich. Die kürzlich erfolgteÖffnung führte zur Entdeckung einerVielzahl von Wand-Graffiti, die vonInsassen hinterlassen worden waren:Texte, Wappen, Hauszeichen, Monogramme,Jahreszahlen, Symbole undbildliche Darstellungen. Der reicheBestand an Gefangenen-Inschriftenund -Grafitti dient im Vortrag als Anlass,das Justizwesen der Untertanenstadtzur Zeit <strong>des</strong> Ancien Régimenäher zu betrachten.Samstag, 9. 6. 2001Nachmittags-Exkursion nach Bremgartenmit Andreas Motschi, Referent<strong>des</strong> Vortrages vom 2<strong>2.</strong> <strong>2.</strong> 2001.Ca. 14 Uhr in Bremgarten. NähereAngaben dazu folgen in der nächstenNummer.Die Vorträge finden um 18.15 Uhr inder Universität Zürich-Zentrum statt.Gäste sind willkommen. Die Veranstaltungensind unentgeltlich.Vorschau auf 200119. 5. 2001:Frühjahresexkursion nach Stein a. Rh.9. 6. 2001:Exkursion nach Bremgarten25./26. 8. 2001Ordentliche Mitgliederversammlungim Raum Mittelwallis2<strong>2.</strong> 9. 2001:Tagesexkursion mit Besuch der BurgenGrünenberg und Kastelen97


PUBLIKATIONEN DES SCHWEIZERISCHEN BURGENVEREINSSchweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie <strong>des</strong> MittelaltersBand 1, 1974Werner Meyer. Alt-Wartburg imKanton Aargau. Bericht über dieForschungen 1967Band 2, 1975*Jürg Ewald (u.a). Die BurgruineScheidegg bei Gelterkinden.Berichte über die Forschungen 1970–1974Band 3, 1976*Werner Meyer (u.a.). Das CastelGrande in Bellinzona.Bericht über Ausgrabungen undBauuntersuchungen von 1967Band 4, 1977*Maria-Letizia Boscardin / WernerMeyer. Burgenforschung in Graubünden.Die Grottenburg Fracsteinund ihre Ritzzeichnungen. Die Ausgrabungender Burg SchiedbergBand 5, 1978*Burgen aus Holz und Stein, BurgenkundlichesKolloquium Basel 1977 –50 Jahre SchweizerischerBurgenverein. Beiträge von WalterJanssen, Werner Meyer, Olaf Olsen,Jacques Renaud, Hugo Schneider,Karl W. StruweBand 6, 1979*Hugo Schneider. Die BurgruineAlt-Regensberg im Kanton Zürich.Bericht über die Forschungen 1955–1957Band 7, 1980 (vergriffen)Jürg Tauber. Herd und Ofen imMittelalter. Untersuchungenzur Kulturgeschichte am archäologischenMaterial vornehmlichder Nordwestschweiz(9.–14. Jahrhundert)Band 8, 1981 (vergriffen)Die Grafen von Kyburg. KyburgerTagung 1980 in Winterthur. Beiträgevon Heinz Bühler, Adolf Layer, RogerSablonier, Alfred Häberle, WernerMeyer, Karl Keller, Ferdinand Elsener,Dietrich Schwarz, Hans Kläui,Jakob ObrechtBand 9/10, 1982Jürg Schneider (u.a.). Der Münsterhofin Zürich. Bericht über die vomstädtischen Büro für Archäologiedurchgeführten Stadtkernforschungen1977/78Band 11, 1984Werner Meyer (u.a.). Die bösenTürnli. Archäologische Beiträge zurBurgenforschung in der UrschweizBand 12, 1986 (vergriffen)Lukas Högl (u.a.). Burgen im Fels.Eine Untersuchung der mittelalterlichenHöhlen-, Grotten- und Balmburgenin der SchweizBand 13, 1987Dorothee Rippmann (u.a.). BaselBarfüsserkirche. Grabungen 1975–1977. Ein Beitrag zur Archäologieund Geschichte der mittelalterlichenStadtBand 14/15, 1988Peter Degen (u.a.). Die GrottenburgRiedfluh Eptingen BL. Berichtüber die Ausgrabungen 1981–1983Band 16, 1989*Werner Meyer (u.a.). Die Frohburg.Ausgrabungen 1973–1977Band 17, 1991Pfostenbau und Grubenhaus – Zweifrühe Burgplätze in der Schweiz.Hugo Schneider: StammheimerbergZH. Bericht über die Forschungen1974–1977. Werner Meyer: SalbüelLU. Bericht über die Forschungenvon 1982Band 18/19, 1992Jürg Manser (u.a.). Richtstätte undWasenplatz in Emmenbrücke (16.–19. Jahrhundert). Archäologische undhistorische Untersuchungen zur Geschichtevon Strafrechtspflege undTierhaltung in LuzernBand 20/21, 1995Georges Descœudres (u.a.). Sterbenin Schwyz. Berharrung und Wandelim Totenbrauchtum einer ländlichenSiedlung vom Spätmittelalter bisin die Neuzeit. Geschichte – Archäologie– AnthropologieBand 22, 1995Daniel Reicke. «von starken undgrossen flüejen». Eine Untersuchungzu Megalith- und Buckelquader-Mauerwerk an Burgtürmen imGebiet zwischen Alpen und RheinBand 23/24, 1996/97Werner Meyer (u.a.). Heidenhüttli –25 Jahre archäologische Wüstungsforschungim schweizerischen AlpenraumBand 25, l998Christian Bader. Die Burgruine Wulpbei Küsnacht ZHBand 26, 1999Bernd Zimmermann. MittelalterlicheGeschossspitzen. Kulturhistorische,archäologische und archäometallurgischeUntersuchungenAusserhalb der ReiheBurgenkarte der Schweiz in4 Blättern, Massstab 1:200000Hans Suter-Haug / Thomas Bitterli.Herausgegeben vom <strong>Schweizerischen</strong>Burgenverein mit Unterstützungder <strong>Schweizerischen</strong> Akademie derGeistes- und Sozialwissenschaften(SAGW), Bun<strong>des</strong>amt für Lan<strong>des</strong>topographieWabern 1974–1985Blatt 1: Nordwestschweiz, 3. Auflage1990Blatt 2: Ostschweiz, 1978Blatt 3: Westschweiz, <strong>2.</strong> Auflage1978Blatt 4: Tessin, Graubünden, 1985* = nur noch wenige Exemplare bei der Geschäftsstelle an Lager.


SchweizerischerAssociation SuisseAssociazione SvizzeraAssociaziun SvizraBurgenverein<strong>des</strong> Châteaux fortsdei Castellida Chastels

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