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16. Jahrgang – 2011/2 Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins

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<strong>Zeitschrift</strong> <strong>des</strong> <strong>Schweizerischen</strong> <strong>Burgenvereins</strong><strong>16.</strong> <strong>Jahrgang</strong> <strong>–</strong> <strong>2011</strong>/2


Herausgeber/EditriceSchweizerischer BurgenvereinGeschäftsstelle BaselBlochmonterstrasse 22, 4054 BaselL’Association Suisse Châteaux forts<strong>Zeitschrift</strong> <strong>des</strong> <strong>Schweizerischen</strong> <strong>Burgenvereins</strong>Revue de l’Association Suisse Châteaux fortsRivista dell’Associazione Svizzera dei CastelliRevista da l’Associaziun Svizra da Chastels©<strong>2011</strong> Schweizerischer BurgenvereinRedaktionskommissionUrs Clavadetscher, lic. phil.Archäologischer DienstGraubündenLoëstrasse 25, 7001 ChurProf. Dr. Gaëtan CassinaCasa postale 1171963 VétrozDr. Elisabeth CrettazLe Forum, 3961 Zinal VSFlurina Pescatore, lic. phil.DenkmalpflegeKanton SchaffhausenBeckenstube 11, 8200 SchaffhausenRedaktion und GeschäftsstelleSchweizerischer BurgenvereinGeschäftsstelle BaselThomas BitterliBlochmonterstrasse 22, 4054 BaselTelefon +41 (0)61 361 24 44Fax +41 (0)61 363 94 05E-Mail: info@burgenverein.chHomepage: www.burgenverein.chPostkonto 40-23087-6<strong>16.</strong> <strong>Jahrgang</strong>, <strong>2011</strong>/2, Juli <strong>2011</strong>Inhalt / Sommaire41 Ludwig Eschenlohr, Das Eisengewerbe im Jura <strong>–</strong>spätmittelalterlicher Werkplatz von Lajoux JU,Envers <strong>des</strong> Combes51 Kurzmitteilungen52 Veranstaltungen54 Publikationen57 VereinsmitteilungenRedaktionstermin/Délai de rédaction15.1. /15.5./15. 8./1.11.Erscheinungsdatum/Parution31.3./30. 6./30.9./29.12.Richtlinien zum Einreichenvon Textbeiträgen sind einsehbar unterwww.burgenverein.ch/RichtlinienAuflage/Tirage 1500Erscheint vierteljährlich /trimestrielISSN 1420-6994 Mittelalter (Basel)Die Schweizerische Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikationim Schweizer Buch, der schweizerischen Nationalbibliografie;detaillierte bibliografische Daten finden Sie in Helveticat, dem Katalogder <strong>Schweizerischen</strong> Nationalbibliothek, unter: www.nb.admin.ch/helveticat.Druck/ImpressionSchwabe AG, BaselVerlag und DruckereiUmschlagbild/Couverture:Lajoux JU, Envers <strong>des</strong> Combes. Gesamtansicht <strong>des</strong> Fundplatzes, wieer sich heute dem Besucher präsentiert (Foto: Ludwig Eschenlohr).


Das Eisengewerbe im Jura <strong>–</strong> spätmittelalterlicher Werkplatzvon Lajoux JU, Envers <strong>des</strong> CombesLudwig EschenlohrEinleitungAufgrund reger Forschungstätigkeit seit Anfang derneunziger Jahre <strong>des</strong> 20. Jahrhunderts konnten im zentralenSchweizer Jura (Kantone Jura und Bern) zahlreicheneue Erkenntnisse zum frühen Eisengewerbe erworbenwerden. 1 Seit 1991 prospektiert der Autor mit derUnterstützung einer sehr aktiven Freiwilligengruppe(Groupe d’archéologie du fer dans le Jura <strong>–</strong> GAF)die Fundplätze der frühen Eisenindustrie im zentralenSchweizer Jura. 2 Diese Fundplatzaufnahme diente alsGrundlage für ein Projekt <strong>des</strong> <strong>Schweizerischen</strong> Nationalfondszur Förderung der wissenschaftlichen Forschung(SNF), welches in eine Doktorarbeit mündete. 3Zwangsläufig warfen die neuen Ergebnisse auch neueFragen auf, die wiederum zu neuen Forschungsansätzenführten. Dazu gehört das im folgenden kurz vorgestellteProjekt der Ausgrabung <strong>des</strong> spätmittelalterlichenWerkplatzes von Lajoux JU in den östlichen Freibergen(Abb. 1). 4 Trotz beschränkter Mittel versucht der Autor,fortlaufend neue Methoden sowie interdisziplinäreAnsätze anzuwenden, um so zu neuen Erkenntnissen zugelangen. Dies gilt auch für dieses Projekt in Lajoux JU,Envers <strong>des</strong> Combes.Das Bergbaurevier <strong>des</strong> zentralen Schweizer Juras istaus heutiger Sicht ein eher mittelgrosses Revier. InderGeschichtsforschung hingegen kennt man kaum einvergleichbares mittelalterliches Revier.Kurze Übersicht zur ForschungsgeschichteAufgrund der älteren und jüngeren Forschungsgeschichtezum jurassischen Eisengewerbe sind heute drei spezifischeTypen von Rennöfen in diesem geografischen Raummehr oder weniger gut bekannt.Der erste, ein Rennofen mit doppeltem künstlichemBelüftungssystem, welcher beim heutigen Kenntnisstandab dem Frühmittelalter vorkommt, wurde im JuraAbb. 1: Karte der Gegend von Lajoux JU in den östlichenFreibergen mit den bekannten Eisenerzverhüttungsplätzen.1Dieser kurze Artikel basiert auf den vorläufigen Ergebnissen, welchevorwiegend im Herbst 2008 an einer internationalen Tagung inHüttenberg (A) vorgestellt, jedoch nicht publiziert werden konnten.Eine umfangreichere Publikation der weiterführenden Auswertungenwird 2012 auf Französisch in den Actes de la Société jurassienned’Emulation <strong>2011</strong> erscheinen.2Die Ausgrabung und Auswertung <strong>des</strong> Werkplatzes von Boécourt JU,Les Boulies, zwischen 1989 und 1991 stellte den Initialfunken dieserForschungstätigkeit dar: Ludwig EschEnLohr und VincEnt sErnEELs,Les bas fourneaux mérovingiens de Boécourt, Les Boulies (JU,Suisse). Cahier d’archéologie jurassienne 3(Porrentruy 1991). DiesePublikation ist heute vergriffen, kann jedoch im pdf-Format auf derWebsite der Archäologie <strong>des</strong> Kantons Jura heruntergeladen werden(http://w3.jura.ch/services/oph/sar/Publications/Resumes-CAJ.htm).3Ludwig EschEnLohr, Recherches archéologiques sur le district sidérurgiquedu Jura central suisse. Cahiers d’archéologie romande 88(Lausanne, 2001).4LK 1105 (Bellelay) 576 160/237 310, ca. 960 mü.M. Nach einerlängeren Prospektionsphase (1991<strong>–</strong>1996) begann die GAF eineExperimentationsphase (1996<strong>–</strong>2000), die schliesslich zum GrabungsprojektLajoux (2006<strong>–</strong>2008) führte, das ich auf Mandatsbasisder GAF und der Gemeinde Lajoux wissenschaftlich leitete und nunauswerte.Mittelalter 16, <strong>2011</strong>/2 41


Ludwig Eschenlohr <strong>–</strong>Das Eisengewerbe im Jura <strong>–</strong> spätmittelalterlicher Werkplatz von Lajoux JU, Envers <strong>des</strong> CombesAbb. 2: Boécourt JU,Les Boulies.Der Zwillingsrennofen.erstmals in Boécourt JU, Les Boulies, nachgewiesen(Abb. 2). 5 Im Laufe der weiteren Prospektion konnte erauch im Münstertal in Corcelles JU, La Creuse, postuliertwerden und dürfte zur gleichen Zeit auch im SolothurnerJura betrieben worden sein. 6 Dieser Ofentyp wurdebereits im Waadtländer Jura gut erfasst und beschrieben. 7Ohne eigentliche Ausgrabungen und sicher nachgewieseneVerhüttungsöfen sind es vor allem Gebläsedüsenstückeaus frühmittelalterlichem Zusammenhang, die esermöglichen, auf diesen Ofentyp zu schliessen. 8Ein zweiter Typ, der im Jura bis jetzt nur durch einschlecht erhaltenes Beispiel belegt ist, basiert auch aufder künstlichen Luftzufuhr, die vermutlich aber nurmit Hilfe einer Düse erfolgt. 9 Dieses Einzelobjekt datiertaus dem Spätmittelalter.Schliesslich ist es der Rennofen mit natürlichem Luftzug,der durch Bergbauingenieur Auguste Quiquerez im BernerJura in der zweiten Hälfte <strong>des</strong> 19. Jh. entdeckt unddokumentiert wurde. Gesichert nachgewiesen ist dieserOfentyp anhand aktueller Beispiele einmal in MonibleBE und zweimal in Lajoux JU (Abb. 3). 10Abb. 3: Monible BE, Sous ce Mont 2. Blick in den gedrehtenund geneigten Ofenschacht eines Ofens mit natürlichemLuftzug.Lajoux, Envers <strong>des</strong> CombesDie GrabungssituationVorBeginn der eigentlichen Ausgrabung im Juni 2006wurde der Fundplatz durch zwei sich ergänzende topografischeAufnahmen dokumentiert. Zusätzlich erfolgteeine geomagnetische Untersuchung mit dem Ziel, einenallfälligen Ofen in der Schlackenhalde lokalisieren zukönnen und so zu verhindern, dass ein solcher Befunddurch den zuerst realisierten Sondierschnitt berührt wird42 Mittelalter 16, <strong>2011</strong> /2


Ludwig Eschenlohr <strong>–</strong> Das Eisengewerbe im Jura <strong>–</strong> spätmittelalterlicher Werkplatz von Lajoux JU, Envers <strong>des</strong> Combes(Abb. 4). Im Laufe der Grabungskampagne 2006 wur<strong>des</strong>o ein zwei Meter breiter Schnitt durch die etwa zweiMeter hohe Schlackenhalde angelegt. Es sind dabei etwa30 m 3 Schlackenmaterial umgelagert und sortiert worden(Abb. 5).Die Schlackeneinordnung und ihre MengenberechnungAuf einem Werkplatz der Eisenerzverhüttung stellenSchlacken optisch und mengenmässig die grössteAbfallgruppe dar. Bei jedem Verhüttungsvorgang ineinem Ofen fallen so mehrere dutzend Kilogramm Schlackenan. Dies führt dazu, dass eine Schlackenhalde, auchwenn sie kleine Ausmasse hat, schnell einige TonnenSchlacke aufweisen kann. 11Abb. 4: Lajoux JU, Envers <strong>des</strong> Combes. GeomagnetischerPlan mit der Angabe der Rennöfen, die unter der Schlackenhaldeliegen (Aufnahme 2004).5Vgl. EschEnLohr/sErnEELs 1991(wie Anm. 2.)6Vgl. dazu EschEnLohr 2001 (wie Anm. 3) undAusgrabungen zurzeitim Gange inBüsserach seit 2010 unter Leitung <strong>des</strong> Autors.7PauL-Louis PELEt,Une industrie reconnue: Fer Charbon Acier dans lePays de Vaud. Cahiers d’archéologie romande 60 (Lausanne 1993).8Diezeitlichen Angaben sind nicht als chronotypologische Ansätze zuverstehen: Ein Ofentyp stellt zu einer gewissen Zeit die technischeAntwort auf ein bestehen<strong>des</strong> Bedürfnis dar. Daraus lässt sich inkeinem Fall direkt ableiten, dass z.B. der Rennofen mit doppeltemBelüftungssystem ein frühmittelalterlicher Typsei.9Siehe dazu EschEnLohr 2001 (wie Anm. 3) 48.10Siehe dazu EschEnLohr 2001 (wie Anm. 3) 49. Das erste Beispielwurde von mir nachgegraben. In Lajoux wurde ein Werkplatz in densiebziger Jahren <strong>des</strong> 20. Jh. durch die Universität Basel ausgegraben:MarcEL Joos, Ein spätmittelalterlicher Rennofen von Lajoux/JU.Minaria Helvetica (Basel 1994) 53<strong>–</strong>73. Der dritte Ofen steht imZentrum dieses Artikels.11Siehe dazu EschEnLohr 2001 (wie Anm. 3) 128<strong>–</strong>129 und Katalog209<strong>–</strong>315.Abb. 5: Lajoux JU,Envers <strong>des</strong> Combes.Schnitt durch die Schlackenhaldeim Sommer 2006.Mittelalter 16, <strong>2011</strong>/2 43


Ludwig Eschenlohr <strong>–</strong>Das Eisengewerbe im Jura <strong>–</strong> spätmittelalterlicher Werkplatz von Lajoux JU, Envers <strong>des</strong> CombesAbb. 6: Lajoux JU, Envers <strong>des</strong> Combes. Dunkle, glasig-luftigeVerhüttungsschlacken.Abb. 7: Lajoux JU, Envers <strong>des</strong> Combes. Dichte, eisenhaltigeReinigungsschlacken.Zwei grosse Schlackenkategorien lassen sich auf demWerkplatz von Lajoux unterscheiden. Die Mehrheit <strong>–</strong>mehr als 70% <strong>–</strong> besteht aus dunklen glasigen Schlacken,die auch ziemlich luftig sind (Abb. 6). Die Minderheit<strong>–</strong>inetwa die verbleibenden 30% <strong>–</strong>wird durchdichte, eisenhaltige Schlacken gebildet (Abb. 7). Dererste Schlackentyp fliesst durch eine Öffnung in derOfenfront im Laufe <strong>des</strong> Vorgangs aus dem Ofen herausin die Arbeitsmulde. Der zweite häuft sich vermutlichim Holzkohlenbett im Inneren der Ofensohle an undwird erst am Ende <strong>des</strong> Vorgangs aus dem Ofen entfernt.in erster Linie mit der geringeren Dichte der luftigenSchlacken in Lajoux zusammenhängen.Schlackenhalde mit zentralem OfenhügelVorGrabungsbeginn wiesen alle für das Bergbaurevier<strong>des</strong> zentralen Schweizer Juras verfügbaren Daten daraufhin, dass auf einem solchen Werkplatz mit zentralem«Ofenhügel» im umliegenden Schlackengürtel min<strong>des</strong>tenseiner der Rennöfen in der Mitte dieses Hügelsliegt. 13 Das Fallbeispiel von Lajoux JU, Envers <strong>des</strong>Combes, zeigt aber ein ganz anderes Bild.In der Testzone für die Beprobung wurden etwa 5TonnenSchlacken und Erde aus 8m 3 Schlackenhalde geborgen.Dies ergibt ein Gesamtgewicht von etwas mehr als600 kg pro Kubikmeter oder von ungefähr 530 kg Schlackenpro Kubikmeter. Dieser Mittelwert liegt deutlichtiefer als derjenige, der für den Werkplatz von BoécourtJU, Les Boulies, hochgerechnet wurde. 12 Dies dürfteDer RennofenWährend der zweiten Grabungskampagne im Sommer2007 wurde der zentrale «Ofenhügel» freigelegt. Dader Ofen jedoch nicht im Zentrum dieses Hügels zumVorschein kam, bedurfte es mehr Zeit, um festzustellen,dass diese Anlage in die Nordostecke der Steinanlagezu liegen kommt und sogar noch in diesem Viertel44 Mittelalter 16, <strong>2011</strong> /2


Ludwig Eschenlohr <strong>–</strong> Das Eisengewerbe im Jura <strong>–</strong> spätmittelalterlicher Werkplatz von Lajoux JU, Envers <strong>des</strong> CombesAbb. 8: Lajoux JU, Envers<strong>des</strong> Combes. Gesamtaufsichtder Steinplattform; derRennofen liegt in der linkenunteren Ecke.exzentrisch angeordnet ist (Abb. 8). Auch wenn in derrelativ starken Hangneigung der Bau einer Plattform zurBeschickung <strong>des</strong> Ofens von hinten als sinnvoll erscheint,erstaunen die Ausmasse dieser aus Kalksteinen gebautenBühne im Verhältnis zu den bescheidenen Massen <strong>des</strong>Rennofens selber (Abb. 9). Eine zusätzliche Sondierungder Plattform seitlich <strong>des</strong> Rennofens stellte im Sommer2008 sicher, dass sich kein zweiter Ofen in oder unterdiesem Po<strong>des</strong>t versteckt.Die Tatsache, dass sich die Ausgrabung auf den imzentralen Hügel gelegenen Ofen konzentriert hat, darfnicht vergessen machen, dass min<strong>des</strong>tens zwei weitereÖfen im Bereich <strong>des</strong> Abfallgürtels unter einer grossenMasse von Schlacken liegen. Dies weist darauf hin, dasses sich beim untersuchten Ofen um die zuletzt benutzteAnlage handeln dürfte.Abb. 9: Lajoux JU, Envers <strong>des</strong> Combes. Der geschnitteneRennofen in Frontalansicht. Seine erhaltene Höhe beträgt1,80 Meter (Pfeile).Die Arbeitszonen um den OfenVier oder fünf Erzröstfeuer konnten nördlich derOfenfrontseite leicht hangabwärts dokumentiert werden(Abb. 10). Die Mächtigkeit der holzkohlenhal-12Siehe dazu EschEnLohr/sErnEELs 1991 (wie Anm. 2) 99<strong>–</strong>100.13Siehe dazu EschEnLohr 2001 (wie Anm. 3) 63<strong>–</strong>64.Mittelalter 16, <strong>2011</strong>/245


Ludwig Eschenlohr <strong>–</strong>Das Eisengewerbe im Jura <strong>–</strong> spätmittelalterlicher Werkplatz von Lajoux JU, Envers <strong>des</strong> CombesAbb. 12: Lajoux JU, Envers <strong>des</strong> Combes. Eines der dreiEisenobjekte in Fundlage.tigen Schicht hangaufwärts hinter dem Ofen <strong>–</strong>welcheebenfalls zahlreiche Bohnerzklumpen aufweist <strong>–</strong>ist auffällig.Im unmittelbaren Bereich vor der Steinplattformseitlich zum Rennofen konnten drei Gegenstände ausEisen und ein vermutlicher Ambossstein freigelegt werden(Abb. 11).Abb. 10: Lajoux JU, Envers <strong>des</strong> Combes. Überblick derArbeitszone vor dem Ofen mit mehreren Erzröstfeuern.Erste Analysen zu den Schlacken, Eisen und HolzkohleDie SchlackenDie ersten Erkenntnisse zu den Schlacken zeigen, dassdie luftigen, dunkel-glasigen Schlacken sich im Vergleichzum Rohstoff Bohnerz an Chrom und Vanadiumanreichern. Dies ist nicht der Fall bei den eisenhaltigenSchlacken: Es darf also postuliert werden, dassdiese Abfallkategorie nicht direkt aus dem Verhüttungsvorgangstammt.Abb. 11: Lajoux JU, Envers <strong>des</strong> Combes. Der vermutlicheAmbossstein. Der könnte für ein erstes Reinigen mit einemHolzhammer gedient haben.Es lässt sich weiter nachweisen, dass die Schlacken ausdem Verhüttungsvorgang mehr Siliziumoxyd, jedochweniger Eisenoxyd als das Erz enthalten. Diese Informationzeigt an, dass beim Verhüttungsvorgang Eisen hergestelltworden ist. Da die eisenhaltigen Schlacken reicheran Eisenoxyd sind als der Rohstoff Bohnerz, kannzudem mit Sicherheit ausgeschlossen werden, dass siesich während <strong>des</strong> Verhüttungsvorgangs als Abfall gebildethaben. Sie entstehen also unmittelbar nach derVerhüttung während der ersten Reinigung <strong>des</strong> Eisenschwammes.Bei diesem Vorgang ging offensichtlich eine46 Mittelalter 16, <strong>2011</strong> /2


Ludwig Eschenlohr <strong>–</strong> Das Eisengewerbe im Jura <strong>–</strong> spätmittelalterlicher Werkplatz von Lajoux JU, Envers <strong>des</strong> CombesAbb. 13: Lajoux JU, Envers<strong>des</strong> Combes. Die stärkerbrandgerötete Zone unmittelbarhinter dem freigelegtenRennofen.grosse Menge <strong>des</strong> soeben gewonnenen Eisenschwammesaber wieder verloren!Zum jetzigen Zeitpunkt darf man davon ausgehen, dassdieses erste Reinigen <strong>des</strong> Eisenschwammes ebenfalls imFeuerinder Sohle <strong>des</strong>Rennofens oder unmittelbardavorin der Arbeitsmulde erfolgte. 14Das EisenDie chemische Zusammensetzung der eisenhaltigenSchlacken sowie diejenige eines der drei Eisengegenstände,die vor Ort entdeckt wurden, ist sehr ähnlich.Dies darf als deutlicher Hinweis gelten, dass diese Werkzeugeaus im Verhüttungsofen gewonnenen Eisen hergestelltworden sind (Abb. 12). Wasjedoch noch nichtheissen will, dass diese Eisengeräte auf dem Werkplatzselbst hergestellt wurden. Im bis jetzt ausgegrabenen Teil<strong>des</strong> Fundplatzes gibt es keinen klaren Hinweis dafür.Die verwendete HolzkohleEine erste Holzartenbestimmung zu Lajoux JU, Envers<strong>des</strong> Combes, zeigt, dass Fichte den grössten Anteil hat(etwa 36%), gefolgt von Buche (32%), Weisstanne(29%) und Ahorn (3%). Mit 31 Holzkohlestücken,die damals aus einer tiefen Sondierung in der mäch-tigen Schlackenhalde geborgen worden sind, war dieProbenzahl jedoch ziemlich schwach. 15 Die zusätzlicheBestimmung von nun insgesamt 78 Probestücken verändertdieses erste Ergebnis und bestätigt gleichzeitig diegemachte Einschränkung. Nun liegt die Buche an ersterStelle (37%), vor der Weisstanne (36%), Fichte (26%)und dem Ahorn (1%). Diese Daten entsprechen demGesamtbild aller Holzartenbestimmungen im Raumevon Lajoux bereits viel mehr: Bei 1210 Probenstückendominiert die Buche völlig (über 74%), gefolgt von derWeisstanne (15%), Fichte (6%) und dem Ahorn (4%).Selbstverständlich muss angefügt werden, dass aufgrundvon besonderen örtlichen Bedingungen zu einem bestimmtenZeitpunkt das Artenspektrum eines Werkplatzesmehr oder weniger stark vom globalen Ergebnis einerganzen Gegend abweichen kann. 1614Ihre Morphologie, die unter gewisssen Punkten der Kalottenschlackeaus der Reinigungs-Schmiedephase sehr ähnlich sieht, spricht dafür.Zu den Grundbegriffen <strong>des</strong> Eisenhandwerks vgl. SAGEA und VATG,Grabungstechnik. Erze, Schlacken, Eisen (Basel 1997, 2. überarbeiteteAusgabe).15Siehe dazu EschEnLohr 2001 (wie Anm. 3) 35<strong>–</strong>42 und Katalog 260.16Diese Beobachtung machte ich ebenfalls bereits während meinesForschungsprojektes, insbesondere auf Plätzen, die aus dem Spätmittelalterdatieren. Dies erweckt den Eindruck, dass in gewissen«Notsituationen» das verköhlert wurde, was man (noch) zur Verfügunghatte.Mittelalter 16, <strong>2011</strong>/247


Ludwig Eschenlohr <strong>–</strong>Das Eisengewerbe im Jura <strong>–</strong> spätmittelalterlicher Werkplatz von Lajoux JU, Envers <strong>des</strong> CombesAbsolute Datierungen durch C14und DendrochronologieAnhand der Auswertung von rund hundert C14-Datierungenwurde eine bedeutende und sehr schnelleZunahme der Werkplatzzahl im Raum <strong>des</strong> KlostersBellelay in den östlichen Freibergen ab dem dritten Viertel<strong>des</strong> 13. Jh. vorgeschlagen. 17 Die ersten dendrochronologischenDatierungen von Holzkohle <strong>des</strong> PlatzesLajoux JU, Envers <strong>des</strong> Combes, zeigen nun, dass diesesallgemeine Postulat für die Gegend von Lajoux nuanciertwerden muss, auch wenn bereits klar war, dass dieserWerkplatz nicht nur in diese kurze «Boomphase» gehörte,da seine Datierung mittels C14 bei einer Wahrscheinlichkeitvon 95% einen Zeitraum zwischen 1276und 1395 ergab. 18Erzvorkommen. Dies dürfte wahrscheinlich seit Beginn<strong>des</strong> Eisengewerbes in den östlichen Freibergen ab dem11. Jh. der Fall gewesen sein. Aus diesem Grund mussdavon ausgegangen werden, dass der Rohstoff Erz ausdem nicht allzu entfernten westlichen Ende <strong>des</strong> Delsbergerbeckensherbeigeführt wurde. 19Dank der zahlreichen und präzisen Erkenntnisse, diedie Dendrochronologie an Holzkohle nun liefert, beginntman zu erahnen, wie die Verwaltung <strong>des</strong> Waldbestan<strong>des</strong>durch die Eisenhandwerker <strong>des</strong> Spätmittelalterserfolgte. Dieser Ansatz sollte nun zumin<strong>des</strong>tanhand dendrochronologischer Untersuchungen andererFundplätze in der Gegend von Lajoux vervollständigtwerden. 20Die nachweisbaren Fällphasen, und damit wahrscheinlichdie nicht ununterbrochene Funktionsdauer <strong>des</strong>Werkplatzes, erstrecken sich auf nahezu 150 Jahre, von1284 bis 1419. Die Anzahl der Fällphasen, zwischendrei und acht, sowie ihre zeitliche Abfolge weisen zusätzlichdarauf hin, dass die Waldnutzung ab dem Spätmittelalterauf die grossen Bedürfnisse an Brennstoffdurch die Eisenhandwerker abgestimmt wurde. Oderanders gesagt, dass die Handwerker zu dieser Zeit mitden zur Verfügung stehenden Ressourcen haushaltenmussten.SchlussfolgerungenDie Präsenz eines einzigen Rennofens in einer Ecke derPlattform, die aus bearbeiteten Kalksteinen, die vor Ortanstehen, gebaut wurde, bleibt bis zu einem gewissenPunkt für den heutigen Beobachter rätselhaft.Eine ausgedehntere hitzegerötete Zone unmittelbar südlich<strong>des</strong> ausgegrabenen Ofens lässt vermuten, dass sichvielleicht zwei Öfen gefolgt sind (Abb. 13). Trotzdemwäre die Plattform nur für einen tätigen Ofen erstelltworden.Woher im Fall von Lajoux der Rohstoff Erz kommt, kannbis jetzt nur vermutet werden. Im Bereich Lajoux gibtes beim heutigen Kenntnisstand keine abbauwürdigenEs darf mit grosser Wahrscheinlichkeit angenommenwerden, dass das Metall, aus dem die Werkzeuge hergestelltwurden, in einem der Rennöfen <strong>des</strong> Werkplatzesproduziert worden war. Esfällt auf, dass diese Werkzeugeaus dem 14. Jh. denen in Larousse Universel amEnde <strong>des</strong> 19. Jh. ähnlich sehen. Dies unterstreicht, fallsdies nötig ist, dass Metallobjekte sehr langlebig seinkönnen, insbesondere Werkzeuge.Schliesslich erlaubt eine erste Einschätzung nachzuweisen,dass Eisen produziert wurde, obwohl bei der unmittelbarnachfolgenden Reinigung <strong>des</strong> Eisenschwammesziemlich viel von diesem Metall bereits wieder verlorenging. Dies bestätigt auch ein erster Eindruck derEisenproduktion in der Region Lajoux, der aufgrundvon Beobachtungen von mehreren prospektierten Werkplätzenentstand. Man findet nämlich regelmässig teilweisereduziertes Erz auf Fliesschlacken, was noch füreinen anderen, nicht unbedeutenden Verlust an Rohstoffen<strong>–</strong>vor allem Erz <strong>–</strong>imProzessvorgang spricht. Diessteht im Gegensatz zur Handhabung auf frühmittelalterlichenWerkplätzen, wo sorgfältig mit Rohstoffenund wiederverwendbarem Abfall umgegangen wird(z.B. Boécourt JU, Les Boulies). Diese Feststellung erweistsich als paradox, wenn man bedenkt, dass dasBohnerz für die Verwendung im Raum Lajoux vonweiter herangeführt werden musste. 2148 Mittelalter 16, <strong>2011</strong> /2


Ludwig Eschenlohr <strong>–</strong> Das Eisengewerbe im Jura <strong>–</strong> spätmittelalterlicher Werkplatz von Lajoux JU, Envers <strong>des</strong> CombesWie bereits gesagt, gilt es nun, weitere Daten aus ähnlichenFundplätzen im Bereich <strong>des</strong> Einflussgebietes <strong>des</strong>Klosters Bellelay zu sammeln, um die eisengewerblichenTätigkeiten, die praktisch keine schriftlichen Spurenhinterlassen haben, besser zu erfassen, insbesonderein ihrer räumlichen und zeitlichen Organisation:In welchem Rhythmus wird ein Werkplatz benutzt, aufgelassenund wieder benutzt? In welcher Distanz findetsich der nächste Werkplatz, der in der Folge wieder aufgenommenwird? Können eigentliche Arbeitszyklen indiesem Kleinraum nachgewiesen werden?Mit nahezu 60 lokalisierten Verhüttungsplätzen in16 km 2 ,einer Gesamtbenutzungsdauer von etwa 500Jahren und einer mengenmässigen Konzentration <strong>–</strong>ungefähr zwei Drittel der Plätze <strong>–</strong>auf etwa 200 Jahrevereinigt der Raum Lajoux in den östlichen Freibergenauf einzigartige Weise mehrere Voraussetzungen,um in der Erforschung der hoch- und spätmittelalterlichenEisenerzverhüttung weiterhin neue Erkenntnissezu liefern.Es kann so mit grosser Wahrscheinlichkeit angenommenwerden, dass vor dem Jahr 1000 keine Verhüttungim Bereich der östlichen Freiberge erfolgte und dass dieTätigkeit der handwerklichen Eisenherstellung <strong>–</strong> mitAusnahme einzelner «Schwarzbrenner» <strong>–</strong>mit dem Aufkommender Hochöfen im Delsbergerbecken ums Jahr1500 spätestens eingestellt worden ist.Viele dieser Werkplätze, wie zum Beispiel derjenigevon Lajoux JU, Envers <strong>des</strong> Combes, sind heute nochgut erhalten und weisen <strong>–</strong> für einen handwerklichenBetrieb <strong>–</strong>beträchtliche Ausmasse auf. Ihre Unterschutzstellungund weitere Erforschung ohne totale Zerstörung,das heisst Ausgrabung, sollte in nächster Zukunftins Auge gefasst werden, damit ein in der jurassischenBevölkerung noch sehr lebendiges Erbe weiterhin entdecktund erhalten werden kann.RésuméAprès d’intenses travaux de recherche dans le Jura centralsuisse (cantons du Jura et de Berne), menés depuis le début<strong>des</strong> années nonante du XX e siècle, de nombreuses découvertesont pu être faites sur la sidérurgie ancienne. Les nouveauxrésultats ont, àleur tour, fait surgir d’autres questions, quiont conduit àdenouveaux projets de recherche.Au cours d’une campagne de fouille en 2006, àLajoux JU,dans les Franches-Montagnes orientales, une coupe de deuxmètres de large àtravers l’amas de scories d’environ deuxmètres de haut a été pratiquée au cœur de l’atelier métallurgique.Près de 30 m 3 de scories ont été déplacés et triés.On distingue deux gran<strong>des</strong> catégories de scories. La majeurepartie <strong>–</strong>plus de 70% <strong>–</strong>secompose de scories de réduction,assez aérées. La plus faible part <strong>–</strong>soit les quelque 30%restants <strong>–</strong>est formée de scories denses riches en fer.Avant le début <strong>des</strong> fouilles, toutes les données disponiblessur les sites métallurgiques situés dans le Jura central suisseindiquaient que, dans un tel atelier sidérurgique, caractérisépar un amas de scories en anneau avec, en son centre, unbas fourneau, au moins un <strong>des</strong> bas fourneaux devait setrouver dans une position centrale. L’exemple de Lajouxrévèle une image différente: le bas fourneau est placé enpériphérie d’une plateforme aménagée sur le versant.La détermination <strong>des</strong> essences de bois révèle la dominancede hêtre (plus de 74%), suivie de sapin blanc (15%), d’épicéa(6%) et d’érable (4%). Les datations dendrochronologiquesde charbon de bois montrent que l’atelier métallurgique afonctionné entre 1284 et 1419, pendant près de 150 ans.Dans le cas de Lajoux, la provenance du minerai ne peut êtreque supposée. En effet, en l’état <strong>des</strong> connaissances actuelles,il n’existe pas, dans les environs de Lajoux, de gisement deminerai exploitable. Aussi, nous devons partir du principeque le minerai était acheminé depuis l’extrémité ouest duBassin de Delémont, qui n’est pas trop éloigné.Aux environs de Lajoux, près de 60 ateliers de réductionsont localisés dans un rayon de 16 km 2 ; ils représententune durée d’exploitation totale de près de 500 ans même sideux tiers d’entre eux ont fonctionné dans un intervalle de200 ans. Vu ces conditions exceptionnelles, il est probable17Siehe dazu EschEnLohr 2001 (wie Anm. 3) 92 und 153<strong>–</strong>157.18Die Dendrodatierungen erfolgten im Dendrolabor <strong>des</strong> ArchäologischenDienst <strong>des</strong> Kantons Graubünden (Trivun Sormaz).19Dies stimmt mit einem bereits durch Auguste Quiquerez formuliertenPostulat überein, das besagt, dass das Erz zum Rohstoff Holzgeführt wird und nicht umgekehrt. augustE QuiQuErEz, Del’âge duFer. Recherches sur les anciennes forges du Jura bernois (Porrentruy1866).20Erfahrungsgemäss ist eine übereinstimmende Indizienkette, die aufeinem interdisziplinären Ansatz beruht, aussagekräftiger als einDatensatz aus einer einzigen Forschungsrichtung. Die dendrochronologischenUntersuchungen sollten so durch zusätzliche Holzartenbestimmungenund Pollendiagramme ergänzt werden.21Siehe dazu weiter oben.Mittelalter 16, <strong>2011</strong>/249


Ludwig Eschenlohr <strong>–</strong>Das Eisengewerbe im Jura <strong>–</strong> spätmittelalterlicher Werkplatz von Lajoux JU, Envers <strong>des</strong> Combesque de nouvelles données sur la sidérurgie du Plein MoyenAge et du Bas Moyen Age seront obtenues grâce àlapoursuite<strong>des</strong> recherches dans cette région.Sandrine Wasem (Thoune) /Ludwig Eschenlohr (Porrentruy)RiassuntoApartire dagli inizi degli anni novanta del XX secolo, graziead un intenso lavoro di ricerca svolto nella parte centraledel Giura svizzero (cantoni Giura eBerna), èstato possibileacquisire una moltitudine di nuove conoscenze nel campodella siderurgia medievale. Irisultati emersi sollevarono anchenuove domande, che aloro volta funsero da appiglio per nuovicriteri di ricerca.Nel sito archeometallurgico di Lajoux JU, durante la campagnadi scavo del 2006, fu scavata una trincea larga due metriattraverso un ammasso di scorie di forgia spesso due metri.All’occasione sono stati spostati esmistati all’incirca 30 m³di scorie di forgia. Il materiale rinvenuto si lascia suddividerein due categorie di scorie. La categoria predominante, più del70%, ècomposto da scorie vetrose di tonalità scura, la cuisuperficie èporosa. La rimanente, all’incirca un 30%, ècompostada scorie compatte eferrose.Prima dell’inizio degli scavi, idati disponibili sui siti metallurgicisituati nella parte centrale del Giura svizzero indicavanoche solitamente in una tale area di lavorazione, caratterizzatada ammassi di scorie, almeno una fornace era situatain una posizione centrale e«sommitale» della collina. Tuttavial’esempio di Lajoux non rispetta questi criteri: la fornacesi ergeva sul pendio della collina, su di una piattaformasporgente.Tra i tipi di legno riscontrati predomina il faggio (oltre il74%), seguito dall’abete bianco (15%), ed infine dall’abeterosso (6%) el’acero (4%). Le datazioni dendrocronologichedel carbone di legna hanno permesso di stabilire che l’area inquestione èstata utilizzata all’incirca per 150 anni, ovverosianel periodo tra il 1284 ed il 1419. Per quanto concerne laprovenienza della materia prima ovvero del minerale ferriferoutilizzato aLajoux vi sono solo alcune supposizioni, poichéallo stato attuale delle conoscenze nella zona suddetta non sisono riscontrati giacimenti metalliferi degni di essere sfruttati.Per questa ragione si può supporre che la materia primautilizzata aLajoux provenga dal limite occidentale del bacinodi Delémont.In un’area di 16 km² sono stati localizzati approssimativamente60 siti metallurgici. L’utilizzo complessivo comprendeun periodo di circa 500 anni, mentre la concentrazioneriguardante il numero dei siti, all’incirca due terzi, per200 anni.Pertanto l’area di Lajoux, situata nelle Franches Montagnesorientali, fornisce in maniera ottimale ipresupposti ideali perla ricerca nel campo della riduzione di minerali di ferro nelMedioevo, premesse essenziali per indagini future.Christian Saladin (Basilea/Origlio)ResumaziunAbasa da perscrutaziuns intensivas dapi l’entschatta dals onns1990 èsi stà pussaivel da sa far ina buna idea da la siderurgiatempriva en il Giura Svizzer Central (chantun Giura echantunda Berna). Ils novs resultats han era provocà novas dumondasche dattan puspè novs impuls alaperscrutaziun.En il decurs da la champagna d’exchavaziun il 2006 sin laplazza da Lajoux JU han ins fatg in tagl d’ina largezza da dusmeters tras la spunda da luadiras che aveva in’autezza da vardus meters. Var30m 3 material da luadiras èn vegnids spustadsezavrads. Ins po distinguer tranter duas categorias principalasda luadiras. La maioritad <strong>–</strong>passa 70% <strong>–</strong>consista da luadirasstgiras vaidradas ch’èn era vaira luccas. La minoritad <strong>–</strong>piacirca ils 30% che restan <strong>–</strong>sacumpona da luadiras cumpactasche cuntegnan fier.Avant las exchavaziuns han tut las datas disponiblas per ilrevier da minieras dal Giura Svizzer Central inditgà ch’inatala plazza da lavur cun ina collina da furn amez las spundasda luadiras disponia d’almain in furn achava en il center daquesta collina. L’exempel da Lajoux mussa in maletg dal tuttafatgdifferent: il furn achava era situà al’ur d’ina plattafurmache vargava or da la spunda.La classificaziun da las spezias da lain mussa ina dominanzadal fau (passa 74%), avant l’aviez (15%), il pign (6%) el’ischi(4%). Las dataziuns dendrocronologicas dal charvun da laininditgeschan in’utilisaziun da questa plazza da lavur durantbunamain 150 onns tranter il 1284 ed il 1419. Davart l’origindal mineral metallic aLajoux pon ins mo specular. Tenorquai ch’ins sa oz na datti en il conturn da Lajoux numnadamainnagins giaschaments da minerals metallics profitabels. Ilpli probabel deriva questa materia prima da l’ur occidental dalbatschigl da Delémont, in lieu betg uschè lontan da Lajoux.Cun bunamain 60 plazzas localisadas per l’elavuraziun dametals sin ina surfatscha da 16 km 2 ,ina durada d’utilisaziuntotala da var 500 onns ed ina concentraziun quantitativa <strong>–</strong>circa dus terzs da las plazzas <strong>–</strong>enininterval da 200 onns,ademplescha la zona da Lajoux en las Francas MuntognasOrientalas amoda singulara pliras premissas per furnir vinavantnovs detagls alaperscrutaziun da l’elavuraziun da fier daltemp autmedieval etardmedieval.Abbildungsnachweise:2: OCC/SAPDie übrigen Bilder stammen vom VerfasserAdresse <strong>des</strong> Autors:Ludwig EschenlohrJonnières 112900 Porrentruyludwig.eschenlohr@bluewin.chLia Rumantscha (Cuira/Chur)50 Mittelalter 16, <strong>2011</strong> /2


KurzmitteilungenKurzmitteilungenEptingen BL, Balmburg RiedfluhNeu ausgeschildeter Zugangzum Herrschaftssitz mit AussichtPrachtvolle Fundstücke und eine für denJurakamm untypische Bauweise machendie Burg Riedfluh zu einer wichtigenZeugin <strong>des</strong> Hochmittelalters und dersagenumwobenen Herren von Eptingen.Endlich findet man auch den Wegdorthin.Die Bewohner der Burg Riedfluh müssenein illustres Leben geführt haben:Zu essen gab es nicht nur Fleisch, auchverschiedene Getreide <strong>–</strong>teilweise wohlaus der Rheinebene nach Eptingen importiert<strong>–</strong> sowie Nüsse und Früchtestanden auf dem Speisezettel. In derFreizeit <strong>–</strong> in deren Genuss im Hochmittelalterohnehin nur die gehobenenStände kamen <strong>–</strong> vergnügte mansich bei der Jagd oder mit Gesellschaftsspielen,die Damen widmeten sich Textilarbeiten.Überhaupt war man auf der Riedfluh denschönen Dingen zugetan. Davon zeugenetwa ein aus Hirschgeweih geschnitzter,reichverzierter und vergoldeter Taschenspiegeloder kunstvolle Säulen aus Buntsandstein.Und auch der Standort derBurg war mit Bedacht gewählt: «DieLage in der Felswand bot sich einerseitsan, weil sie sehr gut geschützt ist.Eine wichtige Rolle hat andererseits aberbestimmt auch die herrliche Aussichtgespielt, die man von dort hat», sagtder Baselbieter Kantonsarchäologe RetoMarti, für den die Riedfluh auch einbisschen eine Herzensangelegenheit ist:Die Burg wurde von 1981 bis 1983von der Archäologie Baselland umfassenderforscht. «Dort habe ich mir meineSporen abverdient», erklärt Marti.Dass die Anlage aus dem Hochmittelaltererst vor vergleichsweise kurzerZeit untersucht wurde, hat einen einfachenGrund: Sie dämmerte 750 Jahrelang vor sich hin, ohne dass jemandvon ihrer Existenz wusste. Denn die um1050 herum erstellte Burg fiel nach etwa150 Jahren einem verheerenden Brandzum Opfer, wurde von herabstürzendemGestein zugedeckt <strong>–</strong> und ging inder Folge vergessen. Erst 1968 wurde sievon einem Hobby-Archäologen bei einerKlettertour wiederentdeckt.Einzigartig. Für die Fachwelt war baldklar, dass hier eine archäologischeSchatzkiste zum Vorschein gekommenwar. «Rundherum Mauern aus Stein,der ganze Innenausbau aus Holz <strong>–</strong>alsdas Feuer wütete, wurde die Burg zumHochofen», sagt Marti. Durch die hohenTemperaturen verkohlte vieles in derBurg <strong>–</strong> und wurde dadurch vor dennatürlichen Zersetzungsprozessen geschützt.So konnten die Archäologenbeispielsweise die inder Burg gelagertenSpeisen auch nach sieben Jahrhundertennoch identifizieren.Die Riedfluh gehörte wahrscheinlichzum Reich der Herren von Eptingen,einem Oberbaselbieter Adelsgeschlecht,über das man relativ wenig weiss, daswohl aber recht einflussreich war. Diekostbaren Funde in der Ruine stützendiese Annahme <strong>–</strong> die Sandsteinarbeitenweisen möglicherweise gar auf eineVerbindung zur Basler Münsterbauhüttehin.Obschon das Baselbiet eine laut KantonsarchäologeMarti europaweit einzigartigeDichte an Burgen aufweist,ist die Riedfluh dennoch ein speziellesObjekt: Grottenburgen <strong>–</strong> den Pueblo-Siedlungen im Südwesten der USA nichtunähnlich <strong>–</strong>sind vor allem im Alpenraum,insbesondere in Graubünden undim Tessin, zu finden, für den Jura hingegeneher untypisch.Die Riedfluh hatte bisher aber einenMangel: Sie war kaum zu finden. «Eskam immer wieder vor, dass sich Leute <strong>–</strong>auch Wissenschaftler <strong>–</strong> bei uns oderbei der Gemeinde gemeldet haben, weilsie die Burg vergeblich gesucht haben»,so Marti. Deshalb wurde die Anlagenun neu erschlossen: Ab Eptingen-Dorfist der Fussweg ausgeschildert, und vorOrt wurde eine Informationstafel montiert.Zudem wurde das Mauerwerk aufgefrischt.Bei der Ruine gibt es ausserdemeinen Picknickplatz, von dem jeneAussicht genossen werden kann, wegender die Herren von Eptingen einst in dieFelswand gestiegen sind.Die neu gestaltete Infotafel ist einsehbarunterwww.archaeologie.bl.ch/Pages/Flyer/eptingen_riedfluh.pdf(Samuel Mattli in BaZ, Samstag, 4. Juni<strong>2011</strong>, Seite 36)Wildegg AG, Schloss WildeggKauf der Schlossdomäne Wildeggist besiegelt!Am 6. Dezember 2010 wurde derKaufvertrag unterzeichnet, wonach die27 Grundstücke umfassende Domänesamt der Ausstattung <strong>des</strong> Schlosses am1. Januar <strong>2011</strong> vom Bund an eine vomKanton Aargau errichtete Stiftung übergehenwird. Der Kaufpreis beträgt einenFranken.Jean-Frédéric Jauslin, Direktor <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>amtsfür Kultur, und Martin Fröschvom Bun<strong>des</strong>amt für Bauten und Logistikals Vertreter <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> sowieder Aargauer Regierungsrat AlexHürzeler und Hans Ulrich Glarner,Leiter der Abteilung Kultur, als Vertreterder Stiftung Schlossdomäne Wildegg,setzten ihre Unterschriften unterden über dreissig Seiten langen Kaufvertrag.Darin wird festgeschrieben, dassdie Schlossdomäne Wildegg vom Bundan die vom Kanton Aargau errichteteStiftung übergehen wird. Zur Domänegehören insgesamt 27 Grundstücke mit37 Gebäuden, ein Bauerngut, umfangreicheWaldparzellen, die historische Ausstattung<strong>des</strong> Schlosses sowie Fischereirechteam Unterlauf <strong>des</strong> Aabachs undder Bünz. Die Vertragsunterzeichnungfand im winterlichen Schloss Wildeggstatt. Die neuen Besitzer überreichtender Delegation <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> den symbolischvereinbarten Kaufpreis in Formeines silbernen Einfränklers <strong>Jahrgang</strong>1912.Die Schlossdomäne Wildegg gehört seitdem Todvon Julia von Effinger im Jahr1912 der Eidgenossenschaft und wirdseither vom <strong>Schweizerischen</strong> Nationalmuseum,<strong>des</strong>sen Direktor AndreasSpillmann an der Vertragsunterzeichnungebenfalls anwesend war, betreut.Mittelalter 16, <strong>2011</strong>/2 51


Kurzmitteilungen / VeranstaltungenIm Rahmen der Reorganisation seinerMuseen und Sammlungen hat der Bundbeschlossen, sich vom Schloss Wildeggzu trennen. Die 2007 aufgenommenenVerhandlungen mit dem Kanton Aargauüber eine Übernahme <strong>des</strong> Schlossguteskonnten 2009 erfolgreich abgeschlossenwerden. Im Sommer 2010 errichteteder Kanton Aargau die Stiftung SchlossdomäneWildegg und stattete sie miteinem Kapital von 10 Millionen Frankenaus dem Swisslos-Fonds aus. DerBund seinerseits führt bis Ende <strong>2011</strong>Instandsetzungsarbeiten in der Höhevon 4,5 Millionen Franken durch undbeteiligt sich während zehn Jahren mitjährlich 150 000 Franken am Museumsbetrieb.Damit soll sichergestellt werden,dass die Schlossdomäne im bisherigenCharakter erhalten bleibt und damit derWille der Schenkerin Julia von Effingerlangfristig bewahrt werden kann.Die Stiftung soll aber nicht nur die ihrübertragenen Immobilien verwalten unddie bestehenden Gebäude unterhalten,ihr ist auch aufgetragen, einen Beitragzur Vermittlung <strong>des</strong> kulturellen Erbeszu leisten. Diese Aufgabe wie auch diekonservatorische Betreuung der wertvollenOriginalausstattung wird demMuseum Aargau übertragen. Zur Bestreitungder Betriebskosten bewilligteder aargauische Grosse Rat einen jährlichwiederkehrenden Kredit in derHöhe von 500000 Franken. Das MuseumAargau wird auf den ersten Januar<strong>2011</strong> das gesamte heute vom Bund angestelltePersonal übernehmen. Die ersteSaison unter aargauischer Flagge wirdam 1. April <strong>2011</strong> starten. Gleichzeitigfinden auf Schloss Wildegg die Instandsetzungs-und Erneuerungsarbeiten statt,die im Herbst <strong>2011</strong> abgeschlossen seinwerden.(Medienmitteilung Kanton Aargau, DepartementBildung, Kultur und Sportvom 6.12.2010).Veranstaltungen18. Europäische Tage<strong>des</strong> Denkmals18 èmes Journées européennesdu patrimoineIm Untergrund <strong>–</strong> 10./11.9.<strong>2011</strong>Traditionellerweise finden am 2. Wochenendeim September in der Schweizdie Europäischen Tage <strong>des</strong> Denkmalsstatt. Die 18. Ausgabe am 10. und11. September <strong>2011</strong> führt die Besuchendenzu verborgenen Kulturgütern «ImUntergrund».Interessante Führungen gewähren Einblickein unterirdische Welten wie die«Caves du Vieux-Bourg» in Moudonoder die Bergwerke <strong>des</strong> Mont-Chemin imWallis. Das vielfältige Programm bietetauch Oberirdisches an: die SchlösserHabsburg, Lenzburg und Hallwyl,die Magdaleneneinsiedelei in Düdingenoder den eleganten SchlossgartenWildegg. Mit den Tessiner «Splüi», dencharakteristischen Unterständen, entdeckenSie eine verborgene Kulturlandschaftim abgelegenen Valle Bavona.Die Denkmaltage wären nicht durchführbarohne die namhaften Beiträgeder Sektion Heimatschutz und Denkmalpflege<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>amtes für KulturBAK und die Schweiz. Akademieder Geistes- und SozialwissenschaftenSAGW. Weitere Partner sind der BundSchweizer Architekten BSA, der BundSchweizer Landschaftsarchitekten undLandschaftsarchitektinnen BSLA, dieGesellschaft für Schweizerische KunstgeschichteGSK, Pro Infirmis, dasSchweizerische Freilichtmuseum Ballenbergfür ländliche Kultur, die SchweizerischeUNESCO-Kommission und derSchweizerische Verband für Konservierungund Restaurierung SKR.Ab Ende Juli finden Sie das detaillierteProgramm unterwww.hereinspaziert.ch.Die Broschüre kann unter info@nikekultur.chkostenlos bestellt werden.Un monde sous nos pieds <strong>–</strong>10./11.9.<strong>2011</strong>Tradition oblige, les Journées européennesdu patrimoine se tiennent ledeuxième week-end de septembre danstoute la Suisse. La 18 ème édition inviteles visiteurs à découvrir «Un mon<strong>des</strong>ous nos pieds» les 10 et 11 septembre<strong>2011</strong>.Des visites guidées captivantes donnerontaccès aux mon<strong>des</strong> insoupçonnésqui sommeillent sous nos pieds, tels queles Caves du Vieux-Bourg àMoudon oule Sentier <strong>des</strong> mines du Mont-Chemin,dans le canton du Valais. Mais le trèsriche programme <strong>des</strong> Journées permettraaussi de découvrir <strong>des</strong> sites àl’air libre:les châteaux de Habsbourg, de Lenzbourget de Hallwyl, l’ermitage de laMadeleine àGuin, les élégants jardins duchâteau de Wildegg ou encore le paysagehumanisé d’une vallée tessinoise reculée,la Valle Bavona, avec ses abris si caractéristiques,les «Splüi».C’est notamment grâce au soutien dela Section patrimoine culturel et monumentshistoriques de l’Office fédéraldelaculture (OFC) et de l’Académiesuisse <strong>des</strong> sciences humaines et sociales(ASSH) qu’un projet national d’une telleenvergure peut être réalisé. Il peut aussicompter sur la précieuse collaborationde l’Association suisse de conservationet restauration (SCR), de la Fédération<strong>des</strong> architectes suisses (FAS), de laFédération suisse <strong>des</strong> architectes paysagistes(FSAP), du Musée suisse de l’habitatrural de Ballenberg, de Pro Infirmis,de la Société d’histoire de l’art en Suisse(SHAS) et de la Commission suisse pourl’UNESCO.Le programme complet est accessibledès fin juillet <strong>2011</strong> à l’adresse www.venezvisiter.ch; il peut aussi être commandégratuitement sous forme de brochure,par courriel àl’adresse info@nikekultur.ch.52 Mittelalter 16, <strong>2011</strong>/2


VeranstaltungenBellinzona TI, Castel GrandeCastelgrande Opera Bellinzona18.<strong>–</strong>24. Juli <strong>2011</strong>Das ProgrammDie grosse Oper kehrt nach beinaheneun Jahren der Abwesenheit in dieTessiner Hauptstadt zurück, und zwaran einen der exklusivsten Standorte, dasmonumentale Castelgrande, das vonder UNESCO in die Liste der weltweitbedeutenden Baudenkmäler aufgenommenwurde.Sieben Veranstaltungen, konzentriert aufdie Zeit vom 18. bis 24. Juli, um eineideale «Woche der Oper» zu ermöglichen,bilden das Programm von CastelgrandeOpera Bellinzona.Das Programm <strong>2011</strong> von CastelgrandeOpera Bellinzona umfasst Opern vonPuccini, Verdi und Rossini. Es ermöglichteine reichhaltige, bunte Reisedurch die Welt <strong>des</strong> Melodramas, vomdramatischen bis zum komischenRepertoire.Die Castelgrande Opera Bellinzona wirdam 18. Juli mit der TOSCA von GiacomoPuccini eröffnet und weitergeführt mitLA TRAVIATA von Giuseppe Verdi(19. Juli) und IL BARBIERE DISIVIGLIA von Gioacchino Rossini(20. Juli). Die drei Opern werdenwiederholt in der gleichen Reihenfolgeam 21., 22. und 23. Juli. Der unterMitwirkung <strong>des</strong> IKO InternationalOrchestra und <strong>des</strong> IKO Chorus organisierteZyklus erreicht seinen Höhepunktmit der GRAN GALÀ LIRICOSINFONICO als Abschluss der Reihe(24. Juli).Die SolistenDie willensstarke und leidenschaftlicheTosca erzählt ihre fesselnde Geschichtevon Liebe und Todinder Interpretationder Sopranistin Cellia Costea,die kürzlich einen grossen Erfolg erlangte,als sie in der gleichen Rolle inAthen und Frankfurt debütierte. GeorgeOniani, eine echte Opernstimme, istein höchst zuverlässiger Cavaradossi,doch in der Rollenbesetzung ist auchCarlos Almaguer zu beachten, ein renommierterScarpia in Wien, Toulon,Montpellier und Hamburg. Für dieRegie zeichnet Raffaele Guiso verantwortlich,unter der Gesamtleitung vonMarco Titotto.Es folgt LA TRAVIATA von GiuseppeVerdi unter der Regie von Fabio Galadiniund der Leitung von Elio Orciuolo. DasDrama einer Frau mit lockerer Moral,die sich für die Liebe opfert, wird erneutaufgegriffen von Nicoleta Ardeleanin der Rolle der Violetta, die sie schonin Madrid, Tel Aviv, Toronto, Anconaverkörpert hat, und mit einem unbestrittenenStar <strong>des</strong> derzeitigen internationalenMusikpanoramas, dem TenorMassimiliano Pisapia in der Rolle <strong>des</strong>Alfredo Germont. Zwei aussergewöhnlicheSchauspieler, Ivan Inverardi undLeo An, wechseln sich ab in der Rolle<strong>des</strong> Giorgio Germont.Es folgt IL BARBIERE DI SIVIGLIAmit Yavor Radovanov als Regisseur,unter der Leitung von Sergio Oliva vomTeatro dell’Opera in Rom. Dank dereleganten Melodien, den mitreissendenRhythmen und dem beeindruckendenKompositionsstil wird sie als die grössteitalienische Opera buffa betrachtet, ewigfrisch in ihrer komischen Art und ihremEinfallsreichtum. Figaro kann auf dieStimme <strong>des</strong> sicheren Rossini-InterpretenFabio Previati zählen, während die Rolleder Rosina von Cristina Sogmaister gespieltwird, einer Belcanto-Sängerin, diediese Rolle schon in Theatern wie dem«Carlo Felice» in Genua innehatte. ZumEnsemble gehören auch Robert Nagyals Conte d’Almaviva, Dario Giorgelèund Gianluca Breda in den Rollen vonBartolo und Basilio.Zu den herausragenden Interpreten zumAbschluss der Reihe, dem «Gran GalàLirico Sinfonico» mit den Solisten derItalia Konzert Opera, gehört als unbestritteneProtagonistin Mariella Devia,eine der grössten Interpreten <strong>des</strong> Melodramas,eine Künstlerin von raffinierterMusikalität, ergänzt durch eine ausserordentlicheSicherheit und eine ungewöhnlicheKontrolle der stimmlichenMittel. Auf dem Podium ein junger aufsteigenderStern der Orchesterleitung,Sergio Alapont. Ein sicherer Erfolg!Vorverkauf der Eintrittskarten seit dem4. Mai an den VerkaufsstellenTicketcorner, Tel. +41 (0)900 800 800oder online www.ticketcorner.chund am Schalter von Bellinzona TurismoTel. +41 (0)91 8254818opera@bellinzonaturismo.comSponsoren der Veranstaltungsreihe sindGruppo Industriale Casprini und ConsorzioProvolone Valpadana.Werdenberg SG,Schloss WerdenbergSchloss in BewegungDer Verein Schloss Werdenberg, getragenvon allen Gemeinden der RegionWerdenberg und dem Amt für Kultur <strong>des</strong>Kantons St. Gallen, will das «Schloss inBewegung» als Kunst- und Kulturschlossregional und überregional etablieren.Zeitgenössische Kunst aller Spartenund die Schlosshistorie bilden dabeidie Wirkungsfelder der drei Programmsäulen:Internationale Opernwerkstatt,Museum und Geschichte und ForumWerdenberg.Das vollständige Programm ist zu findenunter: www.schloss-werdenberg.chVerein Schloss Werdenberg,Städtli 30, 9470 WerdenbergBubikon ZH, Ritterhaus75 Jahre Ritterhausgesellschaft BubikonGeschichte der Gesellschaft 1936<strong>–</strong><strong>2011</strong>18. Juni<strong>–</strong>23. Oktober <strong>2011</strong>Di<strong>–</strong>Fr 13<strong>–</strong>17 Uhr, Sa/So 10<strong>–</strong>17 Uhr055 243 12 60 (zu Öffnungszeiten)Seit 75 Jahren setzt sich die RitterhausgesellschaftBubikon für den Erhaltund Betrieb <strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong> ein. Die diesjährigeAusstellung zeigt Werden undWachsen dieser Gesellschaft. Anhandvon Plänen und Bildern kann man diebaulichen Massnahmen nachvollziehenund die Schwerpunkte von Museum undNutzung <strong>des</strong> Hauses verstehen.Gleichzeitig werden im neuen Epochen-Kräutergarten die typischen Nutzkräuteraus Antike, Mittelalter und Neuzeit vorgestellt.Die Besucher erfahren manchesüber Pflanzen und Kulturen von damalsund heute.Weitere Infos unter www.ritterhaus.chMittelalter 16, <strong>2011</strong>/2 53


PublikationenPublikationenChâteaux forts d’Alsace.Histoire, archéologie,architecture 11, 2010Hrsg. von Bernard Haegel und RenéKill, Centre de Recherches ArchéologiquesMédiévales de Saverne (CRAMS)2010 <strong>–</strong> 112 Seiten, ISSN 1281-8526,zu beziehen zum Preis von 15.<strong>–</strong> Euro(zzgl. 3.<strong>–</strong> Euro Porto für Schweizund Deutschland) bei CRAMS, CentreWollbrett, B.P. 90042, F-67701 SaverneCedex oder unter www.crams.fr.Der vorliegende Band ist bereits die11. Nummer der <strong>Zeitschrift</strong> «Châteauxforts d’Alsace», Nachfolgerin der «Étu<strong>des</strong>Médiévales». Er vereint wie dievorherigen Bände Aufsätze und Neuigkeitenzu elsässischen Burgen.Den Anfang macht ein Beitrag vonThomas Biller und Bernhard Metzüber die Burg in Wangen (3<strong>–</strong>14), diefranzösische Übersetzung <strong>des</strong> 1995 im3. Band der «Burgen im Elsass» erschienenenArtikels zu dieser Burg. In bewährterWeisestellen die beiden Autorendie Geschichte und <strong>–</strong>soweit aufgrundder historischen Quellen möglich <strong>–</strong>dieBaugestalt und Baugeschichte der Anlagedar.Bernadette Schnitzler behandelt in ihremAufsatz «Un curieux projet de ‹fouilles›aux châteaux du Haut-Barr et del’Ortenberg» (15<strong>–</strong>20) ein spannen<strong>des</strong>und zugleich nachdenklich stimmen<strong>des</strong>Ereignis der modernen Burgenfaszination:In der Zeit vor bzw. während <strong>des</strong>2. Weltkrieges hatte ein Schatzgräberbei den zuständigen französischen bzw.deutschen Behörden um eine Grabungsgenehmigungauf den beiden Burgennachgesucht, eine Genehmigung, dieglücklicherweise letztlich von beidenBehörden abgelehnt wurde. Es zeigt aberdeutlich die Faszination, die damals <strong>–</strong>und vermutlich auch heute noch <strong>–</strong>fürviele Menschen von Burgen ausgeht, un<strong>des</strong> zeigt mit aller Deutlichkeit, wie starkdiese Objekte durch solche Vorgehensweisenbedroht waren und sind.Es schliesst sich ein Beitrag von Jean-Claude Weinling an, «Les mentionsde châteaux forts dans les Annales <strong>des</strong>Dominicains de Colmar» (21<strong>–</strong>34). Indieser Studie hat Weinling die beidenAusgaben der Chronik von 1854 und1861 auf die Erwähnung von elsässischenBurgen durchsucht. Er bietetneben einer chronologischen Auflistungder Ereignisse auch eine Listung nachNamen der Burgen und eine Aufstellungder beteiligten Personen. Eine statistischeAuswertung der Verteilung der Nachrichtenauf die einzelnen Jahre sowieeine Übersichtskarte runden den Beitragab. Man muss dem Autor für seineArbeit dankbar sein, ermöglicht sie der(Burgen-)Forschung doch einen schnellenZugriff auf die Colmarer Annalen,eine Zugriffsmöglichkeit, wie man siesich für viele Chroniken gar nicht zuwünschen wagt!Im Rahmen ihrer Zusammenarbeit betreffendBrunnen und Zisternen aufelsässischen Burgen präsentieren RenéKill und Henri Schoen in einem gemeinsamenAufsatz ihre neuesten Forschungenzur Hohkönigsburg: «Tentativesavortées de creusement d’un nouveaupuits au château de Haut-Koenigsbourgau cours de la seconde moitiédu XVI e siècle» (35<strong>–</strong>46). Nachdem derursprüngliche Brunnen der Burg einerseitsnicht mehr für die Versorgung derBurg ausreichte und andererseits aufgrundseiner Lage und der Entwicklungder Artillerie nicht mehr hinreichendgeschützt schien, unternahm man1559 einen ersten, erfolglosen Versuch,einen weiteren Brunnen abzuteufen,bevor dann 1562 die Arbeiten an einemweiteren Brunnen begannen. Auch wenndieses Projekt <strong>–</strong>inklusive eines geplantenVerbindungsstollens zum alten Brunnen <strong>–</strong>bereits nach wenigen Metern abgebrochenwurde, konnten die beiden Autorensowohl die archäologischen Befunde alsauch die Schriftquellen zu diesen Ereignisseneingehend untersuchen und legenhier ihre Ergebnisse vor, die einen detailliertenEinblick in die damaligen Arbeitsweisenermöglichen.Mit dem nächsten Beitrag legt Jean-Michel Rudrauf erneut eine Studie zueiner fast vergessenen und nahezu vollständigverschwundenen Burg vor, derHerrenfluh (47<strong>–</strong>60). In bewährter Weiseliefert Rudrauf nicht nur einen neuenGrundrissplan und eine Beschreibungder Überreste, sondern analysiert auchhistorische Abbildungen und legt aktuelleFotos vor. Auch die Geschichte derBurg Herrenfluh wird behandelt, vomMittelalter bis hin zu ihrer Nutzung alsBeobachtungsposten der französischenArmee im Ersten Weltkrieg.Der letzte Aufsatz <strong>des</strong> Ban<strong>des</strong>, von RenéKill und Jean-Michel Rudrauf, fasst dieForschungen und den Kenntnisstand zuzehn weitgehend unbekannten Felsenburgenbzw. ausgebauten Felsen zusammen,welche erst im 20. Jahrhundertentdeckt wurden (61<strong>–</strong>80).Es schliessen sich eine Chronik der 2009an elsässischen Burgen unternommenGrabungen, Sicherungen und Forschungensowie aktuelle Informationen an(81<strong>–</strong>99). Den Abschluss <strong>des</strong> Heftes bietenHinweise auf Neuerscheinungen unddas Schriftenverzeichnis <strong>des</strong> CRAMSsowie die Vorstellung der neuen Internetpräsenz<strong>des</strong> Vereins: www.crams.fr .Peter NiederhäuserDie Familie von Mülinen <strong>–</strong>eine Adelsgeschichte im Spiegel<strong>des</strong> FamilienarchivsReihe Glanzlichter aus dem BernischenHistorischen Museum 21, Bern 2010 <strong>–</strong>64 S., durchgehend illustriert mit Fotografienvon Yvonne Hurni, CHF 22.<strong>–</strong>ISBN 978-3-9523269-5-4Die wenigsten Familien können auf eineüber 700-jährige Geschichte zurückblickenund ein Archiv vorweisen, dasvom Mittelalter bis in die Gegenwartreicht. Zu diesen Geschlechtern zähltdie Adelsfamilie von Mülinen, die zuerstim Aargau, später in Bern zu deneinflussreichen Familien gehörte. Dieneuste Ausgabe der Reihe «Glanzlichteraus dem Bernischen HistorischenMuseum» stellt die Familie sowie ausgewählteDokumente und Objekte aus54 Mittelalter 16, <strong>2011</strong>/2


Publikationendem Archiv vor. Sie ermöglicht einenüberraschenden Blick auf den schweizerischenAdel im Wandel der Zeit.Vorrund zwei Jahren starb mit Frédéricvon Mülinen der letzte männliche Vertretereiner Familie, die zu den letztenalten Adelsgeschlechtern der Schweizzählt. 1278 als habsburgische Gefolgsleuteerstmals erwähnt, später dannaargauische Landadlige und städtischePatrizier, widerspiegelt das Schicksal derFamilie die wechselhafte Geschichte derSchweiz. Seit etwa 1500 sesshaft in Bern,zählten die von Mülinen als Schultheissen,Landvögte, Söldnerführer undGelehrte bis in die Neuzeit zu den angesehenenBurgern der Stadt. Der im Tirollebende fürstliche Gefolgsmann HansWilhelm (ca. 1400<strong>–</strong>1450), der Jerusalem-PilgerKaspar (1481<strong>–</strong>1538), SchultheissBeat Ludwig (1521<strong>–</strong>1597), dereuropäische Politiker Niklaus Friedrich(1760<strong>–</strong>1833) und die FrauenrechtlerinHelene von Mülinen (1850<strong>–</strong>1924) sinddie bekanntesten Vertreter der Familie.Tradition und Geschichte spielten fürdas alte Geschlecht immer eine wichtigeRolle. Bereits im 18. Jahrhundert setztendie Bemühungen um die Erhaltungder familiären Überlieferung ein. DasFamilienarchiv versammelte dabei nichtnur schriftliche Dokumente, Bilder undwertvolle Erinnerungsstücke zur eigenenVergangenheit, sondern auch eine reicheBibliothek mit Handschriften. Diese bedeutendeSammlung befindet sich heuteeinerseits in der Burgerbibliothek Bern,andererseits im Bernischen HistorischenMuseum. Das von-Mülinen-Kabinett istTeil der Dauerausstellungen <strong>des</strong> Museumsund gibt einen ungewöhnlichen <strong>–</strong>und exemplarischen <strong>–</strong> Einblick in dieGeschichte dieser schweizerischen Adelsfamilie.Der soeben erschienene Band 21 in derReihe der «Glanzlichter aus dem BernischenHistorischen Museum» ist derFamilie von Mülinen gewidmet, präsentierteine Auswahl aus der reichenfamiliären Überlieferung und stellt dieeinzelnen Dokumente und Objekte inihr historisches Umfeld. Das Spektrumumfasst mittelalterliche Urkunden undHistorienbilder, Rechnungsbücher undWappentafeln, Adelsdiplome und Porträtssowie Waffen und Festkostüme.Abgebildet wird so eine 700-jährigeFamiliengeschichte, die von Brugg überBern ins Tirol, nach Frankreich, in dieNiederlande und bis nach Palästina undBrasilien führt. Diese mehr oder wenigercharakteristischen Zeugnisse dokumentierenden Rang einer Familie, dieimmer wieder wichtige Positionen eingenommenhat und in Kontakt mit einflussreichenPersönlichkeiten in ganzEuropa stand. Besonders hervorzuhebensind zum Beispiel der spätmittelalterlicheDeckelbecher, möglicherweiseein Geschenk Herzog Friedrichs IV. vonÖsterreich; der handschriftliche BerichtKaspars über seine Fahrt 1506 nachJerusalem; das Porträt Beat Ludwigsvon 1638, der in holländischen Dienstennach Brasilien reiste; aber auch dasPorträt von Albrecht, das der in Dresdenwirkende Winterthurer Maler AntonGraff 1786 fertigte; das Grafendiplom,das Fürst Metternich NiklausFriedrich 1816 ausstellte; oder aber diehistorisierenden Festkleider, die sichWolfgang Friedrich 1891 zum Stadtjubiläumvon Bern schneidern liess. Alldiese Gegenstände erlauben einen neuen,anschaulichen Zugang zur Adels-, Berner-undSchweizergeschichte und stellendas facettenreiche Schicksal der Mülinenals exemplarische Geschichte einer ungewöhnlichenFamilie dar.Hans Rudolf Sennhauser (Hrsg.)Acta Müstair, Kloster St. Johann,Band 2vdf-Hochschulverlag AG an der ETHZürich <strong>2011</strong> <strong>–</strong> 308 Seiten, Format 21 ×29,7 cm, broschiert, zahlreiche Abbildungenund Fotos, durchgehend farbig;CHF 98.00 / EUR 75.00 (D)ISBN 978-3-7281-3339-7Das Kloster St. Johann in Müstairist eines der wenigen Beispiele früherBischofsresidenzen bzw. Nebenresidenzen,die archäologisch klar und gutdokumentiert sind. Seit seiner Errichtungzur Zeit Karls <strong>des</strong> Grossen hattendie Bischöfe hier ihren Amtssitz, wennsie sich im Bistumsteil jenseits <strong>des</strong> Ofenpassesaufhielten <strong>–</strong> ausgenommen einUnterbruch im Hochmittelalter bis indie Neuzeit.Anlässlich eines Kolloquiums wurden,ausgehend von der KlosterpfalzMüstair, die Probleme der Pfalzenforschungvon Fachspezialisten diskutiertund in grössere Zusammenhänge gestellt:Müstair und seine Umgebung <strong>–</strong>Pfalz und Klosterpfalz: Begriff und Auslegung<strong>–</strong> Beispiele von Klosterpfalzen:Historische und archäologische Quellen<strong>–</strong> Herrscher im Kloster: Wohnenund Repräsentation <strong>–</strong>Klosterpfalz undHerrschaftsausübung <strong>–</strong>Ausklang <strong>–</strong>Vompalatium zur Bischofsresidenz.Deutsche Bun<strong>des</strong>stiftung Umwelt(Hrsg.)Archäologie und Forstwirtschaftim Einklang <strong>–</strong> Denkmalschutzund Präsentation von Burgenin WaldgebietenSchriftenreihe DBU, Steinbacher DruckGmbH, Osnabrück <strong>2011</strong> <strong>–</strong> 74 S., zahlreicheAbb.In der Schriftenreihe der DBU erscheintdie Abschlusspublikation zum ProjektHolter Burg. Die Modellstudie dienteder Entwicklung von neuen Strategiender denkmalverträglichen Burgenpräsentationin forstwirtschaftlich genutztenWaldgebieten. Dafür kooperiertendie Projektträger, der HeimatbundOsnabrücker Land und die Stadt- undKreisarchäologie Osnabrück, mit zahlreichenInstitutionen aus unterschiedlichenFachrichtungen.Nach einer Einführung in das Projektvon Bodo Zehm, Leiter der Stadt- undKreisarchäologie, und einem Überblickzum Mittelalterlichen Burgenbau (Jan-Eggerik Delbanco, Universität Münster)folgen Beiträge aus dem forstlichen Bereich(UweWessel, Forstamt Osnabrück;Hansjörg Küster,Universität Hannover),ein bauliches Konzept zu Ruinensicherung(Carolin Sophie Prinzhorn, UniversitätMünchen) sowie ein umfassenderArtikel zu Entwicklungsstrategien<strong>des</strong> Archäotops von dem LandschaftsarchitektenHyco Verhaagen und demLandschaftsökologen Carsten Schulze.Die von den beiden Autoren vorgestelltenSzenarien zeigen eindrucksvoll, welchekonkreten NutzungsmöglichkeitenMittelalter 16, <strong>2011</strong>/2 55


Publikationensich für die Beteiligten bei derartigenProjekten ergeben und mit welchen Kostendie jeweiligen Ansätze verbundensind.Abgerundet wird die Broschüre durchinteressante Einblicke in die Möglichkeitenumweltgerechter touristischer Nutzung(Katja Kniewel, Stadt- und Kreisarchäologie)und in die neueste Methodeder Burgenforschung, das sog. AirborneLaserscanning (Hans-Wilhelm Heine,Niedersächsisches Lan<strong>des</strong>amt für Denkmalpflege,Hannover).Die Broschüre kann kostenlos bei derStadt- und Kreisarchäologie angefordertwerden.Tel. 0541-323-3089snowadsky@osnabrueck.deAdriana VignaziaDie Mariegola der Bäcker von Padua(15. bis 17. Jahrhundert)Medium aevum quotidianum, SonderbandXXV, hrsg. von der Gesellschaftzur Erforschung der materiellen Kultur<strong>des</strong> Mittelalters, Krems 2010 <strong>–</strong> 206 Seiten,14,6 × 20,7 cm, broschiert.ISBN 978-3-901094-27-XMariegola wird in venezianischemDialekt das Buch einer Zunft genannt,welches Statuten, Vereinbarungen undUrteile zu den Pflichten und dem Lebenin derselben beinhaltet. Die vorliegendeMariegola stammt aus dem 15. Jh. unddokumentiert durch ihre Texte dasLeben der Bäckerzunft in Padua unterder venezianischen Herrschaft bis zuden Jahren 1624<strong>–</strong>1626.Die Edition dieses Textes ist für sozialgeschichtlicheStudien von grossem Interesse,da man dadurch Einblick indas Leben der Zunft gewinnt, geradezu einer Zeit, in der diese zunehmendan Unabhängigkeit und politischem Einflussverlor. Aus der Lektüre der Textegeht die bedächtige Politik Venedigsgegenüber den niedrigeren Schichtenin den von ihr kontrollierten Gebietenhervor sowie die Aushöhlung der politischenBedeutung von Institutionenaus der Zeit der Kommunen.Obwohl die Texte die Auseinandersetzungmit dem beruflichen Alltagslebenbetreffen und daher einen sachlichenCharakter haben, kann man dennochGefühle wie Verzweiflung, Ironie, Entmutigung,Wille zur Solidarität, Stolzwiederfinden und die Werteskala dieserMenschengruppe erkennen.Als Anhang findet sich eine Auswahl derverschiedenen italienischen und lateinischenTexttypen der Mariegola in deutscherÜbersetzung.Die Burg im 15. JahrhundertKolloquium <strong>des</strong> Wissenschaftlichen Beiratesder Deutschen BurgenvereinigungKronberg 2009.Veröffentlichungen der Deutschen Burgenvereinigunge.V. Reihe B: SchriftenBand 12. Hrsg. vom EuropäischenBurgeninstitut <strong>–</strong> Einrichtung der DeutschenBurgenvereinigung, Braubach<strong>2011</strong>. <strong>–</strong> 224 Seiten, mit zahlreichenFarb- und S/W-Abbildungen, FormatA4, broschiert.ISBN 978-3-927558-32-8Inhalt:Hartmut Hofrichter: Zum vorliegendenTagungsband. Gerd Strickhausen: DieBurg im 15. Jahrhundert <strong>–</strong>Bemerkungenzum Stand der Burgenforschung.Historische, technische, bautypologischeThemenaspekte und deren KontextChristine Reinle: Burg und Fehde.Alfred Geibig: Ernstes Feuerwerk <strong>–</strong>Formen,Bau, Handhabung und Wirkungsabsichtenbeim Einsatz pyrotechnischerWaffen. Werner Meyer: Der Verteidigungswert<strong>des</strong> Zwingers im 15. Jahrhundert<strong>–</strong>Bemerkungen zur Rolle der Burgin Krieg und Fehde im Spätmittelalter.Klaus Grewe: Die Wasserversorgung <strong>des</strong>15. Jahrhunderts am Beispiel der BurgBlankenheim in der Eifel.Deutschland, einzelne Landschaften:GesamtbetrachtungenChristoph Krauskopf: Veränderungenim Wehrbau brandenburgischer Burgenwährend <strong>des</strong> 15. Jahrhunderts. JensFriedhoff: Der Aus- und Neubau vonBurgen in der ersten Hälfte <strong>des</strong> 15. Jahrhundertsunter den Landgrafen HermannII. und Ludwig I. von Hessen.Joachim Zeune: Frühe Artilleriebefestigungender Zeit um 1420/30 inBayern.Europäische Nachbarländer:Gesamtbetrachtungen und FallbeispieleHeidi Maria Moeller Nielsen:ANetworkof Power: TheRoyal Castles of Denmarkin the 15th Century <strong>–</strong> Ein Netzwerkder Macht: Dänische Königsburgen im15. Jahrhundert. Thomas Kühtreiber:Von der Burg zur Festung <strong>–</strong>Festungselementeim Burgenbau <strong>des</strong> 15. Jahrhundertsin Ostösterreich. Tomas Durdik:Entstehung eines rein militärischenMachtstützpunktes <strong>–</strong> Fallbeispiel Hartenstejnin Böhmen. Thomas Bitterli:Zustand der Burgen im wachsendenTerritorium der Stadt Basel <strong>–</strong>Sanierenoder Abbrechen? Istvan Feld: Die regelmässigen«Burgschlösser» <strong>des</strong> KönigsreichesUngarn im Spätmittelalter.Jan Salm: Die polnische Burg im15. Jahrhundert. Christopher Herrmann:Ragnit, Neidenburg, Bütow <strong>–</strong>die letzten drei Deutschordensburgen inPreussen.Wohn- und RepräsentationsräumeStefan Breitling: Wohn- und Repräsentationskulturauf brandenburgischenBurgen im 15. Jahrhundert. StefanUhl: Wohn-, Repräsentations- undWirtschaftsgebäude <strong>–</strong> Wandel und Innovationim 15. Jahrhundert, dargestelltan Beispielen der Innengliederungvon Burggebäuden aus Südwestdeutschland.Roland Möller: Von derBurg zum Burgschloss <strong>–</strong>Innenraumgestaltungim ausgehenden 15. Jahrhundert.Gabriele Klug: Die (Schlaf-)Kammerauf der spätmittelalterlichen Burgin literarischen Darstellungen <strong>des</strong> 15.Jahrhunderts.Burg Kronberg und ihr BurgvereinDorothea Peukert: Bürger retten «ihre»Burg <strong>–</strong>Der Burgverein Kronberg e.V.56 Mittelalter 16, <strong>2011</strong>/2


VereinsmitteilungenVereinsmitteilungenSchweizerischer BurgenvereinJahresbericht 2010TagungenNach Besichtigungen der Letzi Näfels,<strong>des</strong> Artilleriewerkes Niederberg und <strong>des</strong>Hauptortes Glarus fand am Samstag,28. August, die Jahresversammlung 2010im Stadthof Glarus statt. Die anschliessendeSonntagsexkursion führte zumLan<strong>des</strong>plattenberg und zur Schiefertafelfabrikin Elm <strong>–</strong>einmal ein etwas andersgelagertes Programm für die Mitglieder<strong>des</strong> <strong>Schweizerischen</strong> <strong>Burgenvereins</strong>.VorträgeDie Reihe 2009/2010 der öffentlichenVorträge in Zürich setzte im Januar 2010François Guex (Fribourg) mit einemBericht über die historischen Forschungenzur Gründung von Fribourg fort.Die Serie 2010/11 begann im November2010 mit einen Bericht von ChristophMatt über die Stadtkernforschungenin Basel.ExkursionenEine Exkursion zur Klosterruine Mariazellauf dem Beerenberg ergänzte dieAusführungen <strong>des</strong> Vortrages vom Dezember2009 in Zürich. Weitere Exkursionenführten ins Stift Beromünsterund zur Burgruine Tschanüff imUnterengadin. Zur Qualitätskontrolleder Tagesexkursionen hatten die Teilnehmendendie Möglichkeit erhalten,sich mittels eines Fragebogens dazu zuäussern. Die für Herbst 2010 geplanteExkursion nach Nürnberg wurde infolgezu weniger Anmeldungen nicht durchgeführt.Der Verein wird das Konzeptder Exkursionen überprüfen und besondersdie Frage klären, ob mehrtägigeVeranstaltungen dem Bedürfnis der Mitgliederentsprechen.ProjekteNach Vorabklärungen im Jahr 2008wurde in diesem Jahr <strong>–</strong>inZusammenarbeitmit Archäologie Schweiz (AS) undder <strong>Schweizerischen</strong> Arbeitsgemeinschaftfür Archäologie <strong>des</strong> Mittelalters und derNeuzeit sowie dem KunsthistorischenInstitut der Universität Zürich (Mittelalterarchäologie)<strong>–</strong>das Mittelalter-Kolloquiumin Frauenfeld (28./29.10.2010)durchgeführt. Die Tagung soll der Vorbereitungeines Handbuchs der Mittelalterarchäologiein der Schweiz in derReihe SPM (Die Schweiz vom Paläolithikumbis zum frühen Mittelalter) der ASdienen, an dem der SBV ebenfalls beteiligtsein wird.PublikationenIm Berichtsjahr umfasst die <strong>Zeitschrift</strong>«Mittelalter <strong>–</strong>Moyen Age <strong>–</strong>Medioevo <strong>–</strong>Temp medieval» die üblichen vier Heftemit insgesamt 148 Seiten.Heft 1beinhaltet einen Beitrag zur Bauentwicklung<strong>des</strong> Bischofsschlosses inLeuk. In Abweichung zum Grundsatz,die Abbildungen in Schwarzweiss zupublizieren, wurden in diesem Beitragdie Phasenpläne farbig gedruckt.Heft 2war dem Versammlungsort derJahresversammlung gewidmet und enthältnebst einem Übersichtsbeitrag zuden Glarner Burgen einen Bericht zuden Sondierungen auf der BurgstelleSchwanden und zur Letzimauer Näfels.Heft 3widmet sich den Burgen als Ausfertigungsortvon Urkunden und generellzur adligen Schreibtätigkeit.In Heft 4 schliesslich werden Beiträgezur möglichen alchemistischen Tätigkeitauf Burg Forstegg SG und zu Spuren <strong>des</strong>Johanniterordens im Tessin und Misoxpubliziert.Bilanz vom 31. Dezember 2010Aktiven EUR Fr. Passiven Fr.Kassa ZH 442.55 Kreditoren 36'696.15Kassa BS 0.00 Rückstellung für Erhaltungsarbeiten 27'500.00Postcheck ZH 118'399.56 Rückstellung Jubiläumsspende 25'000.00Postcheck BS 1'487.36 Rückstellung für internationalePostcheck Euro 30'314.42 37'871.81 Zusammenarbeit 10'000.00Sparkonto UBS 4'344.48 Rückst. Spaniolaturm (37/2010) 62'000.00KK Th.B. (EUR Deutschl.) 619.49 774.64 Rückst. Jugendanlass 25'000.00Guthaben SAGW Mittelalter 2010 24'000.00 Rückst. Div. 0.00Guthaben SAGW Disz. Interf. 2010 24'000.00 Rückstellung ReorganisationGuthaben Mittelalter div. 0.00 und Werbung 25'000.00Guthaben Spaniolaturm (37/2010) 38'000.00 Trans. Passiven 20'360.00Debitoren 515.65Trans. Aktiven1'014.45Verrechnungssteuer-Guthaben 131.34Vorräte Schriften 1.00 Eigene Mittel 1.1.2010 20'745.22Mobiliar und Einrichtungen 1.00 Mehreinnahmen 2010 -1'3<strong>16.</strong>53Burgruine Zwing Uri 1.00 Eigene Mittel 31.12.2010 19'428.69 19'428.69250'984.84250'984.84Mittelalter 16, <strong>2011</strong>/2 57


VereinsmitteilungenSchweizerischer BurgenvereinJahresrechnung 2010Ausgaben Fr. Einnahmen Fr.Tagungen, Vortragsreihe 1'533.80 Mitgliederbeiträge 105'142.48<strong>Zeitschrift</strong> "Mittelalter"64'009.89Spaniolaturm 37/2010 94'526.50 Subventionen:-SAGW für Jahresgaben24'000.00Auflösung Rückstellungen -7'500.00 -SAGW für Mittelalter 24'000.00 48'000.00Mobiliar, div. 613.00GV, Veranstaltungen 6'969.21 Zahlungen für "Mittelalter" 9'407.16Filme, Fotos, Bibliothek 642.05 Freiwillige Beiträge/Spenden 1'090.00Beiträge an Vereine 1'150.00 A.o. Ertrag 0.00Miete Archivräume 5'982.55 Sonderbeiträge Jahresgabe 38'000.00Versicherungen 311.80 Verkauf Jahresgaben +Burgenkarten 3'401.42Abgaben an Swisstopo (Burgenkarte)-1'605.10Allg. Unkosten: Bücherverkauf 3'144.53-Vorstand 5'670.60 Burgenfahrten, GV, Veranstaltungen 6'790.00-Saläre, Buchhaltung Eigenleistungen (inkl. Burgenkarten) 18'720.00Sekretariat 35'242.20 Zinsen +Kursdifferenzen -6'418.33-Bürospesen, Drucksachen, Verkauf Burgenkalender 30.00Porti, Telefon 8'305.25 Total Einnahmen 225'702.16-Werbung, Prospekte, Internet 9'561.84 58'779.89 Mehreinnahmen 2010 -1'3<strong>16.</strong>53Total Ausgaben 227'018.69 227'018.69Für die Monographienreihe «SchweizerBeiträge zur Kulturgeschichte undArchäologie <strong>des</strong> Mittelalters» sind für2010 als Band 37 ein Band über archäologischeUntersuchungen an BündnerBurgen (Pontresina, Burgruine Spaniola;Marmels/Marmorera, Grottenburg) geplantgewesen. Nachdem aber das Einwerbender nötigen Manuskripte misslang,wird nun bis März <strong>2011</strong> eineMonographie über den Spaniolaturmin Pontresina erarbeitet. Für <strong>2011</strong> istdie Publikation der archäologischen undhistorischen Forschungen zum KlosterMariazell bei Winterthur geplant; dasManuskript liegt vor.Internationale BeziehungenDer SBV pflegt im Rahmen von Tagungen,von Schriftentausch u.a. den Kontaktmit verschiedenen ausländischenVereinigungen und Institutionen. Zudemhaben verschiedene VorstandsmitgliederEinsitz in Vorständen fachverwandterOrganisationen im In- und Ausland.ÖffentlichkeitsarbeitZur Intensivierung der Werbung istein neuer Vereinsprospekt in Arbeit. Inden vergangenen Jahren konnte trotzkontinuierlicher Werbung die Mitgliederzahlnicht gehalten werden. Nachdemdem Verein während vieler Jahreimmer etwa 1270 Mitglieder angehörten,ist leider 2009 ein Rückgang um45 sowie 2010 um 36 Mitglieder zuverzeichnen. Dies entspricht innerhalbzweier Berichtsjahre einem Mitgliederschwundin Höhe von ca. 7%. Einenwichtigen Platz für das Einwerben neuerMitglieder bildet die Homepage, überdie die meisten Neuanmeldungen eingereichtwerden. Als Erweiterung wurde2009 eine Website aufgeschaltet, die sichspeziell an ein jüngeres Publikum richtet.Im Berichtsjahr wurde diese Seiteüber 10000 Mal geöffnet. Wie indenvergangenen Jahren präsentierte sich derSBV zudem an öffentlichen Anlässen wiedem Burgfest in Thun und auf SchlossLiebegg (3 Tage).VorstandAn der Jahresversammlung in Glarusfanden die statutarisch festgelegten Gesamterneuerungswahlen<strong>des</strong> Vorstan<strong>des</strong>für die Amtsperiode 2010<strong>–</strong>2014 statt.Aus dem Vorstand trat Dr. Jürg Schneider(Zürich) zurück, der seit 1992 Mitglied<strong>des</strong> Vorstan<strong>des</strong> war. Die Präsidentinund die übrigen Vorstandsmitgliederstellten sich für weitere vier Jahre zurVerfügung und wurden einstimmig wiedergewählt.Zur Ergänzung <strong>des</strong> Vorstan<strong>des</strong>wurden der JahresversammlungProf. Dr. Gaëtan Cassina (VetrozVS) und Peter Niederhäuser (Winterthur)vorgeschlagen; beide sind einstimmiggewählt worden.Renata Windler, PräsidentinSchweizerischer BurgenvereinEinladung zur Jahresversammlungvom27./28. August <strong>2011</strong> in DelémontSamstag, 27.8.<strong>2011</strong>Château de SoyhièresDie Burg von Soyhières wurde im 12. Jh.von den Grafen von Saugern (Soyhières)auf einer Felswand über der Birs erbaut.Bei der ersten schriftlichen Erwähnung1271 gehört die Burg allerdingsbereits als bischöfliches Lehen den Grafenvon Pfirt (Ferrette). Im Verlauf <strong>des</strong>Schwabenkrieges 1499 wurde die Burgverwüstet und danach aufgelassen. Seit1920 ist die Burg in Besitz der Société<strong>des</strong> Amis du Château de Soyhières, diedie Anlage instand stellten und bis heutepflegen.DelémontDie Stadt, heute der Hauptort <strong>des</strong> KantonsJura, ist im 13. Jh. von den BaslerBischöfen gegründet worden und erhielt58 Mittelalter 16, <strong>2011</strong>/2


Vereinsmitteilungen1289 das Stadtrecht. Sie hat eine annäherndrechteckige Grundform und wirdvon zwei Hauptachsen mit vier Querverbindungendurchzogen. Die Tour <strong>des</strong>Archives an der Nordostecke ist Teilder ehem. Befestigung, weitere Teile sindam Südrand der auf einer Anhöhe liegendenAltstadt noch erkennbar. Vonden ursprünglich vier Stadttoren sinddie Porte de Porrentruy und die Porteau-Loupals nachmittelalterliche Neubautenerhalten. In der Südwesteckebefindet sich das bischöfliche Schloss,das 1716<strong>–</strong>1721 für Fürstbischof Jean-Conrad de Reinach errichtet wurde;heute dient es als Schulhaus.Mit dem Bau <strong>des</strong> Bahnhofes 1875 verlagertsich das wirtschaftliche Zentruman die Sorne, zu Füssen der Altstadt.Die demografische und wirtschaftlicheEntwicklung im 19. und 20. Jh. lässtDelémont zur grössten Stadt im Kantonwerden.AnreiseZürich ab 8:00Basel ab 9:03Delémont an 9:37Bern ab 8:42Biel ab 9:12Delémont an 9:40Programm9.45 UhrTreffpunkt Bahnhof DelémontFahrt und Fussmarsch zur Vorbourg,danach Fahrt und Fussmarsch zumChâteau Soyhières,Besichtigung und Picknick in der BurgRückfahrt nach Delémont14.20 UhrAb Bahnhof Rundgang durch die Altstadtvon Delémont<strong>16.</strong>15 UhrPause17.00 UhrJahresversammlung im Hôtel de Ville,Place de la Liberté 1inDelémont19.30 UhrNachtessen fakultativSonntag, 28.8.<strong>2011</strong>Lajoux, Envers <strong>des</strong> CombesHier befindet sich der in der vorliegendenAusgabe unserer <strong>Zeitschrift</strong> beschriebeneVerhüttungsplatz.St-UrsanneDas malerische Städtchen verdankt seineEntstehung der klösterlichen Niederlassung,die aus der Einsiedelei <strong>des</strong> irischenMönchs Urcisinus erwuchs. DieAnordnung der Häuser zeigt deutlichden Verlauf der einstigen Stadtmauern,ebenso die Trennung zwischenkonzentrisch angelegter Kirchenstadt(12. Jh.) und dem geradlinigen Strassennetzder Handwerkerstadt, die nach demBrand von 1403 östlich davon entstand.Die drei Stadttore wurden im <strong>16.</strong> und17. Jh. neu erbaut. Den südlichen Stadteingangbildet die Porte St-Jean, zugleichBrückenkopf der 1728 in altertümlichschweren Formen errichteten Doubsbrücke.Die Stiftskirche ist eine romanischePfeilerbasilika ohne Querhaus, an die1442 der Frontturm angefügt wurde. Inder Hallenkrypta unter dem Chor befandensich einst die Gebeine <strong>des</strong> HeiligenUrsicinus. Das Hôtel de Ville ist1825 neu erbaut worden, integriert aberin der Erdgeschosshalle die Rundpfeilerund Kreuzrippengewölbe eines gotischenVorgängerbaus.AnreiseZürich ab 8:00Basel ab 9:03Delémont an 9:37Bern ab 8:42Biel ab 9:12Delémont an 9:40Programm9.45 UhrTreffpunkt Bahnhof DelémontFahrt nach Lajoux JUBesuch <strong>des</strong> Werkplatzes Lajoux,Envers <strong>des</strong> CombesWeiterfahrt nach St-UrsanneMittagessen in St-Ursanneanschliessend Rundgang17.00 UhrRückehr nach Delémont17.23 /17.43 in Richtung Basel/Zürich17.20 /17.42 in Richtung Biel/BernÜbernachtungDie Reservation und Abrechnung füreine allfällige Übernachtung vom 27. aufden 28.8.<strong>2011</strong> erfolgt direkt durch dieTeilnehmenden.Bitte um rechtzeitige Zimmerreservationüber ein Ihnen bekanntes Hotel oderüber Delémont et le pays vadais, placede la Gare, 2800 DelémontTel. 032 420 47 71delemont@juratourisme.ch/www.juratourisme.chTagungskostenSamstag, 27.8.<strong>2011</strong>: Fr. 35.<strong>–</strong>(Busfahrten, Eintritt)Nachtessen: Fr. 40.<strong>–</strong> (Trockengedeck)Sonntag, 28.8.<strong>2011</strong>: Fr. 135.<strong>–</strong>(Bus, Führungen, Mittagessen)Anmel<strong>des</strong>chlussMittwoch, 17. August <strong>2011</strong>Anmeldung und weitere InformationenGeschäftsstelle <strong>des</strong> <strong>Schweizerischen</strong><strong>Burgenvereins</strong>Blochmonterstr. 22CH-4054 BaselTel. 061 361 24 44Fax 061 363 94 05E-Mail: info@burgenverein.chDie Führungen in Delémont und St-Ursanne werden teilweise in Französischgehalten.Programmänderungen vorbehalten.Traktanden der statutarischenJahresversammlung vom27. August <strong>2011</strong> um 17 Uhrim Sitzungssaal <strong>des</strong> Einwohnerratesim Hôtel de Ville, Place de la Liberté 1in Delémont.1. Begrüssung der Teilnehmenden2. Protokoll der JV vom 28.8.2010*3. Jahresbericht 2010 der Präsidentin4. Jahresrechnung und Bilanz 20105. Festlegen <strong>des</strong> Jahresbeitrages 20126. Budget 20127. Mitteilungen8. Verschiedenes* Eine Kopie <strong>des</strong> Protokolls kann beider Geschäftsstelle angefordert werden.Mittelalter 16, <strong>2011</strong>/2 59


VereinsmitteilungenHerbstexkursion <strong>2011</strong>Burgen, Dome und Städtchen <strong>–</strong>eine Burgenrundfahrt nach ThüringenThüringen gilt nicht nur als das «grüneHerz Deutschlands» mit einer bezauberndenNaturlandschaft, sondern auchals das Land der Burgen und Schlösser.Räumliche und kulturelle Vielfalt, vorallem aber wechselnde politische Einflüsseprägten die Geschichte Thüringensund bescherten dem Land eine unglaublicheFülle historischer Bauwerke.Unsere Reise bietet einen Querschnittdurch die thüringische Burgenlandschaft,führt uns aber auch zu prähistorischenFluchtburgen, mittelalterlichenStadtbefestigungen, spätgotischen Kirchenburgenund barocken Zitadellen.Im Zentrum stehen zum einen die Spurender Ludowinger, unter denen Thüringenim Mittelalter eine Blütezeit erlebte.Die nach ihrem Ahnherrn Ludwig demBärtigen benannte Herrscherdynastieliess nicht nur Burgen errichten, sonderngründete und förderte auch Städte. DiesePolitik führte ab 1131 zu einem einheitlichenHerrschaftsbereich, der Landgrafschaftvon Thüringen und Hessen <strong>–</strong>diese Entwicklung weist übrigens einebemerkenswerte Parallele zur Politikder gleichzeitigen Rektoren vom Burgund,den Zähringern, auf! Ein Ludowinger,Heinrich Raspe, wurde 1246gar deutscher König <strong>–</strong> allerdings nurGegenkönig ... Die Reise führt uns zuden wichtigsten Burgen der Ludowinger,wie der Wartburg, der Runneburgund der Neuenburg, und zu einigen dervon ihnen gegründeten und gefördertenStädten, so Weissensee und Freyburg ander Unstrut.Weitere Ziele gelten den anderen Herrschaftsträgernder Region, den Grafenvon Henneburg, dem Erzbischof vonMainz und seiner Stadt Erfurt sowiedem Bischof von Naumburg, wo wir denDom mit seinen berühmten Stifterfigurenbesichtigen werden.Nach dem Tod<strong>des</strong> letzten Landgrafenzerfiel das Gebiet in viele kleine Fürstenstaaten,eine weitverbreitete und heutevöllig vergessene Entwicklung im DeutschenReich <strong>des</strong> Spätmittelalters und derNeuzeit. Mit Meinigen werden wir eineder typischen Residenzstädte eines solchenKleinfürstentums besichtigen.Reiseprogramm1. Tag (So, 11.9.<strong>2011</strong>)Individuelle Anreise nach Eisenach undÜbernachtung im historischen HotelThüringer Hof.2. Tag (Mo, 12.9.<strong>2011</strong>)Die erste Etappe führt uns nordwärtsin das reizvolle Talder Werra, dem ehemaligenGrenzfluss zwischen Ost- undWestdeutschland. Über die älteste erhalteneBrücke Ostdeutschlands gelangenwir nach Creuzburg, einem idyllischenStädtchen unterhalb der gleichnamigenBurg. Hier begegnen wir erstmalsden baulichen Hinterlassenschaften ausludowingischer Zeit. Die Fahrt gehtder Werra entlang weiter nach Treffurtund der Ganerbenburg Normannstein(Abb. 1), ein Beispiel einer für Thüringentypischen Kleinstherrschaft. Weiter gehtes durch den Hainich, einer der grösstenAbbildung 1Waldflächen Deutschlands, zur ReichsstadtMühlhausen. Nach einem Stadtrundgangund Mittagessen fahren wirins Thüringer Becken nach Erfurt. DieAltstadt mit Dom und (wiedererstandener)Universität bewahrte bis heuteihr mittelalterliches Bild, das vonüber zwanzig gotischen Pfarrkirchenund einer Vielzahl von alten Bürgerhäuserngeprägt wird. Wir übernachtenim Gästehaus Nikolai <strong>des</strong> EvangelischenAugustinerklosters, in dem MartinLuther als Augustinermönch von 1505bis 1511 lebte.3. Tag (Di, 13.9.<strong>2011</strong>)Mitten im Zentrum Erfurts liegt direktneben dem berühmten Domplatz eine dergrössten und besterhaltensten barockenStadtfestungen Europas, die ZitadellePetersberg, aus dem 17. Jahrhundert.Ein Denkmalpfleger wird uns kundigdurch die Anlage führen. Im Anschlussmacht uns ein renommierter Bauforschermit der mittelalterlichen Stadt bekannt.Am Nachmittag verlassen wir Erfurtund fahren durch das Thüringer Beckennach Westgreussen. Dort erwartetuns eine nach archäologischen Vorgabenrekonstruierte germanische Wehrsiedlung.Mit Burg und Stadt Weissenseelernen wir ein zweites wichtiges Beispielludowingischer Baukunst kennen. DieBurg zählt zu den grössten romanischenBurganlagen Deutschlands und wird unsvom langjährigen Leiter der archäologischenund bauhistorischen Untersuchungenvorgestellt. Ein Spaziergangdurch das Städtchen Weissensee führtuns zu baulichen Resten aus der Stadtgründungszeitund zum ältesten RathausDeutschlands. Zweite Übernachtung imGästehaus Nikolai.4. Tag (Mi, 14.9.<strong>2011</strong>)Die Tour führt auf einem der wichtigstenmittelalterlichen Fernhandelswege,der Kupferstrasse, von Erfurt bisan die östliche Grenze <strong>des</strong> ludowingischenGebietes in das heutige Bun<strong>des</strong>landSachsen-Anhalt hinein. Heute istsie eine abgelegene Landstrasse, aufder wir die kleinräumige Hügellandschaftentlang der Höhenzüge Finne undSchmücke durchqueren. Ein Zwischenhaltin Liebstedt dient der Besichtigungder dortigen Deutschordensburg. Aufder Ruine Eckartsburg, einer ludowingischenAnlage aus dem 12. Jahrhundert,bietet der Bergfried einen weitenBlick ins benachbarte Saale-Unstrut-Triasland. Inmitten dieser Landschaftmit ihren Flussauen, Trockenrasen,Weinbergen, Streuobstwiesen und Dörfernliegt die Neuenburg (Abb. 2, 3),einer der Höhepunkte unserer Reise unddie mit Abstand grösste und besterhaltensteBurg der Ludowinger.Ein langjährigerDenkmalpfleger und Bauforscherwird uns die imposante Anlage ausführ-Abbildung 260 Mittelalter 16, <strong>2011</strong>/2


VereinsmitteilungenAbbildung 3Abbildung 4lich vorstellen. Zu Füssen der Neuenburgliegtdas idyllische WinzerstädtchenFreyburg an der Unstrut. Wir übernachtenim historischen Hotel Unstruttalund haben abends die Gelegenheit, beieiner Verkostung die tausendjährigeWeinanbautradition im Talder Unstrutkennenzulernen.5. Tag (Do, 15.9.<strong>2011</strong>)Ein Gang durch die Bischofsstadt Naumburgmacht uns mit der Stadtbefestigungsowie den prächtigen Bürgerhäusernbekannt und führt uns zu einemder berühmtesten Bauwerke <strong>des</strong> deutschenMittelalters, dem Dom St. Peterund Paul mit den bekannten frühgotischenStifterskulpturen (Abb. 4). Aufdem Wegnach Süden gilt ein Zwischenhaltin der beeindruckenden Auelandschaft<strong>des</strong> Saaletals der Leuchtenburg(Abb. 5). Nach der Durchquerung <strong>des</strong>Thüringer Wal<strong>des</strong> heisst uns Meiningen,die ehemalige Haupt- und Residenzstadt<strong>des</strong> Herzogtums Sachsen-Meiningen,willkommen. Dort übernachten wirim traditionsreichen Hotel SächsischerHof.6. Tag (Fr, <strong>16.</strong>9.<strong>2011</strong>)Vom Südrand <strong>des</strong> Thüringer Wal<strong>des</strong>geht es weiter in die hügelige Landschaft<strong>des</strong> Grabfeldgaus. Hier wird unsvon einer ausgewiesenen Kennerin dieRuine Henneburg vorgestellt, die einstdem gleichnamigen Grafengeschlechtals Stammburg diente. Mit dem Besuch<strong>des</strong> Städtchens Ostheim gelangenwir an den südlichsten Punktunserer Exkursion und lernen diegrösste Kirchenburg Deutschlands kennen(Abb. 6). Auf einem Höhenzug derMittelgebirgslandschaft Rhön liegt dieBurgruine Lichtenburg (Abb. 7). Derletzte Streckenabschnitt führt uns nordwärtsdurch den Thüringer Wald nachEisenach. Dort erwartet uns mit demBesuch der Wartburg (Abb. 8) ein letz-ter Höhepunkt ludowingischer Baukunst.Mit dem Hotel Thüringer Hof istder Start- und Endpunkt der Rundreisedurch Thüringen erreicht. Ein gemeinsamesAben<strong>des</strong>sen wird unsere Rundreiseabschliessen.7. Tag (Sa, 17.9.<strong>2011</strong>)Individuelle Rückfahrt von Eisenach.ReiseleitungDr. Armand Baeriswyl. Vorstandsmitglied<strong>des</strong> <strong>Schweizerischen</strong> <strong>Burgenvereins</strong>.Mittelalterarchäologe und Historiker,Leiter<strong>des</strong> Ressorts ArchäologischeUntersuchungen beim archäologischenDienst <strong>des</strong> Kantons Bern. Er ist nichtnur Burgen-, sondern auch Stadtspezialist;er hat ausserdem langjährigeErfahrung als Reiseleiter der RHZ(Reisehochschule Zürich).Detlef Wulf M. A. Mittelalter- undNeuzeitarchäologe und Bauforscher.Hat lange als Archäologe und Denkmalpflegerin der Region gearbeitet und istein grosser Kenner ihrer kulturellen undhistorischenVielfalt. Er ist heute wissenschaftlicherMitarbeiter beim ArchäologischenDienst <strong>des</strong> Kantons Bern.ReisekostenAb Eisenach mit 6 Übernachtungen,Reisebus, teilweiser gemeinsamer Verpflegung,örtliche Führungen und Reiseleitung.Pro Person in Einzelzimmer: Fr. 1645.<strong>–</strong>Pro Person in Doppelzimmer: Fr. 1410.<strong>–</strong>Ohne An- und Rückreise und einzelneMittag- oder Aben<strong>des</strong>sen.Abbildung 5Abbildung 6Mittelalter 16, <strong>2011</strong>/2 61


VereinsmitteilungenAbbildung 7 Abbildung 8AnmeldungSenden Sie den beiliegenden Talon andie Geschäftsstelle <strong>des</strong> <strong>Schweizerischen</strong><strong>Burgenvereins</strong>. Mit der Anmeldebestätigungerhalten Sie die Rechnung und dieausführlichen Unterlagen mit allen Detailsund den allgemeinen Bedingungen.Anmel<strong>des</strong>chlussSamstag, 6. August <strong>2011</strong>Falls Platz vorhanden (Hotels) ist einekurzfristige Nachmeldung bis zum1.9.<strong>2011</strong> möglich.VorbehaltFür diese Reise wird eine Min<strong>des</strong>tteilnahmezahlvorausgesetzt. Wird dieAnzahl definitiver Buchungen bis zumStichtag 6.8.<strong>2011</strong> nicht erreicht, wirddie Reise abgesagt. Dies wird den bereitsAngemeldeten sofort mitgeteilt. Derbereits einbezahlte Betrag wird vollumfänglichrückvergütet; ein weitergehenderAnspruch besteht nicht.Exkursion ins OberengadinSamstag, 6. August <strong>2011</strong>AnreiseBasel ab 7:33Zürich ab 8:37Bern ab 7:32via Chur<strong>–</strong>SamedanCelerina an: 11:53TreffpunktBahnhof Celerina 12 UhrProgrammEnde Juli wird endlich der Jahresband37/2010 erscheinen, in dem die Ergebnisseder Bauforschung am Spaniolaturmzu Pontresina vorgestellt werden.Deshalb bieten wir Ihnen an, den Turmunter kundiger Führung zu besichtigen.Wir beginnen in Celerina die Wanderung,die über die Kirche San Gian unddie Burgstelle Chastlatsch nach Pontresinaführt.RückreisePontresina ab 18:02via Samedan<strong>–</strong>ChurZürich an 21:48Basel an 22:53Bern an 23:02Kosten: Fr. 10.<strong>–</strong>AnmeldungBis Samstag, 30. Juli <strong>2011</strong>, mit dembeiliegenden Anmeldetalon an die Geschäftsstelle<strong>des</strong> <strong>Schweizerischen</strong> <strong>Burgenvereins</strong>.Mit der Anmeldebestätigungerhalten Sie die Rechnung.LeitungDr. Lukas Högl, Hauptautor <strong>des</strong> jüngstenJahresban<strong>des</strong> SBKAM 37/2010.Celerina, San GianDie Kirche befindet sich südlich <strong>des</strong> Dorfesin idyllischer Hügellage; von weitemsichtbar ist die Turmruine <strong>des</strong> Campanile.VomromanischenVorgängerbauaus dem 11./12. Jh. erhalten haben sichdie Grundmauern der Saalkirche und derTurm. Im rechten Winkel dazu wurde1478 die aktuelle Kirche erbaut. EinBlitzschlag beschädigte 1682 den grossenCampanile, der seither als Ruinestehenblieb. In der Kirche sind spätma.Wandmalereien erhalten: Fragment einerMauritius-Darstellung und ein Zyklusaus dem Leben <strong>des</strong> Hl. Johannes d.T.(Meister von Pontresina E. 15. Jh.).Celerina, ChastlatschAm Weg von San Gian nach Pontresinaliegt die Burgstelle Chastlatsch aufeiner bewaldeten Felskuppe. Auf demlänglichen, vom Gletscher abgeschliffenenFelskopf sind die Mauerspuren einesschmalen, rechteckigen Gebäu<strong>des</strong>Pontresina GR, Spaniolaturm62 Mittelalter 16, <strong>2011</strong>/2


Vereinsmitteilungenerkennbar. Die unterschiedliche Mauerstärkelässt die Deutung zu, dass dasGebäude in einen Turm (NW) und eineRingmauer (SE) gegliedert war.Zur Burggibt es keine urkundlichen Belege. Möglicherweisewar sie in Besitz der FamilieMurell (Morell) von Celerina, die zuBeginn <strong>des</strong> 14. Jh. bischöfliche Lehen inCelerina und Pontresina von den Herrenvon Pontresina übernahmen.Pontresina, SpaniolaturmIsoliert über der aktuellen Ortschafterhebt sich neben der Kirche Sta. Mariader Spaniolaturm, bis ins 19. Jh. alsTurm zu Pontresina genannt. Der Turmwurde um 1210 unter den Herren vonPontresina erbaut, um 1244 verwüstetund 1261 in wehrhafter Form (mit Ringmauer)wieder aufgebaut. Das Mauerwerk<strong>des</strong> Turmes ist 1993/94 untersuchtund konserviert worden.Zum Abschluss der Exkursion besuchenwir im Museum Alpin eine Sonderausstellungzum Spaniolaturm, in der aucheinige Funde der Burgruine Marmels/Marmorera GR zu sehen sind.Veranstaltungskalender <strong>2011</strong>Sa, 9.7.<strong>2011</strong>Schloss Hegi /Kirche WiesendangenSa, 6.8.<strong>2011</strong>San Gian <strong>–</strong>Chastlatsch <strong>–</strong>Spaniola(Pontresina)Sa, 27.8.<strong>2011</strong>Jahresversammlung in DelémontDie Salier in der Pfalz12.<strong>–</strong>14. August <strong>2011</strong>Exkursion der Reisehochschule Zürichin Zusammenarbeit mit der Volkshochschule<strong>des</strong> Kantons ZürichSpeyer feiert <strong>2011</strong> mit der Domweihevon 1061 sowie der Krönung vonHeinrich V. und der Verleihung derStadtprivilegien von 1111 gleich dreiJubiläen, die auf den Rang und die reicheGeschichte der Stadt hinweisen. Der Ortverdankt seine Bedeutung nicht zuletztden Saliern, einem Herrschergeschlecht,das mit den Ottonen und Staufern zuden grossen Kaiserfamilien <strong>des</strong> deutschenMittelalters zählt und das zwischenWorms, Speyer und Canossa europäischeGeschichte schrieb. Im Zentrumder Jubiläumsveranstaltungen von <strong>2011</strong>steht eine Ausstellung, die mit ausgewähltenLeihgaben die Epoche der salischenKaiser und die Vergangenheit vonDom wie Stadt Speyer vorstellt.1. Tag (Fr)Fahrt über Ottmarsheim mit der «Grabkirche»der frühen Habsburger aus dem11. Jh. nach Wissembourg mit der reichausgestatteten Abtei und der reizvollenStadt. Am Nachmittag erreichen wirWorms und lernen auf einem Rundgangden Dom und den jüdischen Bezirkkennen.2. Tag (Sa)Fahrt nach Speyer und Besuch der Jubiläums-Sonderausstellungim HistorischenMuseum der Pfalz in Speyer.Am Nachmittag Spaziergang durch dieStadt mit der repräsentativen Hauptstrasse,dem monumentalen Dom sowiedem eindrücklichen jüdischen Ritualbadneben der 1104 errichteten Synagoge.3. Tag (So)Fahrt nach Limburg, der eindrücklichensalischen Klosterruine im Pfälzerwald.Anschliessend Besuch von Lorschmit der einzigartigen, wohl karolingischen«Vorhalle». Auf der Rückfahrtdurch den Schwarzwald schliesslichHalt beim Kloster Hirsau, einem dergrossen Zentren <strong>des</strong> Reformkirchentums.Kosten860 CHF pro Person im Doppelzimmer(EZ-Zuschlag 50 CHF). Inbegriffensind Reise mit Bus, Eintritte und Führungen,zwei Aben<strong>des</strong>sen, Übernachtungenin gutem Mittelklassehotel; Reiseleitung:Peter Niederhäuser, Historikerund Vorstandsmitglied <strong>des</strong> <strong>Schweizerischen</strong><strong>Burgenvereins</strong>.Weitere Auskünfterhz reisen, Badstr. 31, 5400 BadenTel. 056 221 68 00(www.rhzreisen.ch)So, 28.8.<strong>2011</strong>Exkursion im Jura (Lajoux, St-Ursanne)So, 11.<strong>–</strong>Sa, 17.9.<strong>2011</strong>ThüringenMittelalter 16, <strong>2011</strong>/2 63


VereinsmitteilungenAbschied von Dr. Franz BaumgartnerUnseren älteren Mitgliedern war er einBegriff: Dr. Franz Baumgartner, Quästorunseres Vereins. Schon in jungenJahren wurde er zu Hause mit derBegeisterung für Burgen infiziert; dennsein Vater Arthur gehörte von 1942bis 1953 dem Vorstand <strong>des</strong> Vereinsan. Nahtlos ging das Amt <strong>des</strong> Quästorsdanach an seinen Sohn Franz über.Während 41 Jahren arbeitete der nunVerstorbene mit Leib und Seele imVorstand mit und hat für den Vereinungemein viel geleistet. In der Eugen-Probst-Aera brachte er Ordnung in dieVereinsfinanzen. Wie essein Amt verlangte,schaute er dem Vorstand genauauf die Finger, damit der Verein allmählichzu einem gesicherten Finanzpolsterkam.Seine Aufgaben mehrten sich gewaltig,als sich der Burgenverein in den1950er Jahren von einer gesellschaftlichenVereinigung zu einer wissenschaftlichenInstitution wandelte. ZuBeginn der 1970er Jahre galt es, neuauch Mittel fürdie «Schweizer Beiträgezur Kulturgeschichte und Archäologie<strong>des</strong> Mittelalters» zu beschaffen. Engagiert,wie es stets seine Art war, aberauch mit verhandlungstechnischemGeschick war er dabei, als es darumging, zusätzliche Gelder fliessen zu lassen.In der <strong>Schweizerischen</strong> Akademieder Geistswissenschaften (SAGW) verstander es, die Geldgeber von derBedeutung und Notwendigkeit derneuen Reihe zu überzeugen.In seinem Büro liefen die Fäden beiallen Finanzgeschäften <strong>des</strong> Vereins zusammen.Dank seinem umfassendenBeziehungsnetz half er stets mit, Gelderauch ausserhalb der SAGW flüssigzu machen. Ausserdem achteteer genau darauf, dass die zugesagtenGelder auch wirklich und rechtzeitigeingingen.Neben dieser geschäftlichen Seite hatteFranz Baumgartner aber auch seineäusserst liebenswürdige, witzige persönlicheSeite. Er machte nicht vieleWorte, brachte aber im geeignetenMoment die Sache auf den Punkt.Wenn es etwas auszubügeln oder zuvermitteln galt, war er stets der geeigneteund angesehene Kommunikator.Am 11. Mai dieses Jahres ist FranzBaumgartner im Alter von knapp95 Jahren verstorben. Im Jahr 1994hat er seine Nachfolge im Vorstand<strong>des</strong> <strong>Burgenvereins</strong> geregelt. Mit seinemSohn Dr. Martin Baumgartner ist dasAmt <strong>des</strong> Quästors nun bereits in derdritten Generation in den Händen derFamilie Baumgartner.Lassen Sie mich mit dem Vermächtnis<strong>des</strong> Verstorbenen schliessen, wie esin seiner To<strong>des</strong>anzeige steht: «Erlässt allen danken, die ihm je auf ihreWeise geholfen haben, sein Lebenlebenswert zu leben, und zählt nochmalsauf ihre Hilfe durch ein Memento.»Vorstand und Vereinsmitglieder,dieFranz Baumgartner gekannthaben, werden ihm diesen letztenWunsch in Dankbarkeit erfüllen.Heinrich Boxler64 Mittelalter 16, <strong>2011</strong>/2


PUBLIKATIONEN DES SCHWEIZERISCHEN BURGENVEREINSSchweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie <strong>des</strong> Mittelalters (SBKAM)Band 1, 1974Werner Meyer, Alt-Wartburg im KantonAargau.Band 2, 1975 (vergriffen)Jürg Ewald (u.a.), Die Burgruine Scheideggbei Gelterkinden.Band 3, 1976 (vergriffen)Werner Meyer (u. a.), Das Castel Grandein Bellinzona.Band 4, 1977 (vergriffen)Maria-Letizia Boscardin, Werner Meyer,Burgenforschung in Graubünden, DieGrottenburg Fracstein und ihre Ritzzeichnungen.Die Ausgrabungen der BurgSchiedberg.Band 5, 1978 (vergriffen)Burgen aus Holz und Stein, BurgenkundlichesKolloquium Basel 1977 −50JahreSchweizerischer Burgenverein. Beiträgevon Walter Janssen, Werner Meyer, OlafOlsen, Jacques Renaud, Hugo Schneider,Karl W. Struwe.Band 6, 1979 (vergriffen)Hugo Schneider, Die Burgruine Alt-Regensberg im Kanton Zürich.Band 7, 1980 (vergriffen)Jürg Tauber, Herd und Ofen im Mittelalter.Untersuchungen zur Kulturgeschichteam archäologischen Materialvornehmlich der Nordwestschweiz(9.−14. Jahrhundert).Band 8, 1981 (vergriffen)Die Grafen von Kyburg. Kyburger Tagung1980 in Winterthur.Band 9/10, 1982Jürg Schneider (u. a.), Der Münsterhofin Zürich. Bericht über die vomstädtischen Büro für Archäologie durchgeführtenStadtkernforschungen 1977/78.Band 11, 1984Werner Meyer (u. a.), Die bösen Türnli.Archäologische Beiträge zur Burgenforschungin der Urschweiz.Band 12, 1986 (vergriffen)Lukas Högl (u.a.), Burgen im Fels.Eine Untersuchung der mittelalterlichenHöhlen-, Grotten- und Balmburgenin der Schweiz.Band 13, 1987Dorothee Rippmann (u.a.), Basel Barfüsserkirche.Grabungen 1975−1977.Band 14/15, 1988Peter Degen (u. a.), Die GrottenburgRiedfluh Eptingen BL.Band 16, 1989 (vergriffen)Werner Meyer (u. a.), Die Frohburg.Ausgrabungen 1973−1977.Band 17, 1991Pfostenbau und Grubenhaus −Zwei früheBurgplätze in der Schweiz. Hugo Schneider,Stammheimerberg ZH. Bericht über dieForschungen 1974−1977. Werner Meyer,Salbüel LU. Bericht über die Forschungenvon 1982.Band 18/19, 1992Jürg Manser (u.a.), Richtstätte und Wasenplatzin Emmenbrücke (<strong>16.</strong>−19. Jahrhundert).Archäologische und historischeUntersuchungen zur Geschichte vonStrafrechtspflege und Tierhaltung inLuzern.Band 20/21, 1993/94Georges Descoeudres (u.a.), Sterben inSchwyz. Berharrung und Wandel imTotenbrauchtum einer ländlichen Siedlungvom Spätmittelalter bis in die Neuzeit.Geschichte −Archäologie −Anthropologie.Band 22, 1995Daniel Reicke, «von starken und grossenflüejen». Eine Untersuchung zu MegalithundBuckelquader-Mauerwerk anBurgtürmen im Gebiet zwischen Alpenund Rhein.Band 23/24, 1996/97Werner Meyer (u. a.), Heidenhüttli.25 Jahre archäologische Wüstungsforschungim schweizerischen Alpenraum.Band 25, 1998Christian Bader, Burgruine Wulp beiKüsnacht ZH.Band 26, 1999Bernd Zimmermann, MittelalterlicheGeschossspitzen. Typologie −Chronologie−Metallurgie.Band 27, 2000Thomas Bitterli, Daniel Grütter, BurgAlt-Wädenswil. VomFreiherrenturmzur Ordensburg.Band 28, 2001Burg Zug. Archäologie <strong>–</strong>Baugeschichte <strong>–</strong>Restaurierung.Band 29, 2002Wider das «finstere Mittelalter» <strong>–</strong>FestschriftWerner Meyer zum 65. Geburtstag.Band 30, 2003Armand Baeriswyl, Stadt, Vorstadt undStadterweiterung im Mittelalter. Archäologischeund historische Studien zumWachstum der drei ZähringerstädteBurgdorf, Bern und Freiburg im Breisgau.Band 31, 2004Gesicherte Ruine oder ruinierte Burg?Erhalten <strong>–</strong>Instandstellen <strong>–</strong>Nutzen.Band 32, 2005Jakob Obrecht, Christoph Reding,Achilles Weishaupt, Burgen in Appenzell.Ein historischer Überblick und Berichtezu den archäologischen Ausgrabungen aufSchönenbühl und Clanx.Band 33, 2006Reto Dubler, Christine Keller, MarkusStromer, Renata Windler, Vom Dübelsteinzur Waldmannsburg. Adelssitz,Gedächtnisort und Forschungsprojekt.Band 34, 2007Georges Descoeudres, Herrenhäuseraus Holz. Eine mittelalterliche Wohnbaugruppein der Innerschweiz.Band 35, 2008Thomas Reitmaier, VorindustrielleLastsegelschiffe in der Schweiz.Band 36, 2009Armand Baeriswyl /Georges Descœudres /Martina Stercken /Dölf Wild (Hrsg.),Die mittlelalterliche Stadt erforschen <strong>–</strong>Archäologie und Geschichte im Dialog.Band 37, 2010Erscheint im Sommer <strong>2011</strong>.


Mittelalter · Moyen Age ·Medioevo · Temp medieval,die <strong>Zeitschrift</strong> <strong>des</strong> <strong>Schweizerischen</strong><strong>Burgenvereins</strong>,veröffentlicht Ergebnisseaktueller Forschungen zurKulturgeschichte undArchäologie <strong>des</strong> Mittelaltersin der Schweiz. Schwerpunktebilden die Burgenforschung,Siedlungsarchäologiesowie Untersuchungenzur mittelalterlichen Sachkultur.Mittelalter · Moyen Age ·Medioevo · Temp medieval.La revue de l’AssociationSuisse Châteaux fortspublie les résultats d’étu<strong>des</strong>menées en Suisse dansle domaine de l’archéologieet de l’histoire médiévales.Les travaux de castellologieet d’archéologie <strong>des</strong> habitats,ainsi que les étu<strong>des</strong> relativesà la culture matérielle,constituent ses principauxdomaines d’intérêt.Mittelalter · Moyen Age ·Medioevo · Temp medieval,la rivista dell’AssociazioneSvizzera dei Castelli, pubblicai risultati delle ricercheattuali in Svizzera nel campodella storia della cultura edell’archeologia del medioevo.I punti focali sono laricerca concernente i castelli,le indagini archeologichedegli insediamenti comeanche lo studio della culturamedioevale.Mittelalter · Moyen Age ·Medioevo · Temp medieval,la revista da l’AssociaziunSvizra da Chastels, publitgeschails resultats daperscrutaziuns actualasdavart l’istorgia culturala el’archeologia dal tempmedieval en Svizra. Ilsaccents da la revista èn laperscrutaziun da chastels,l’archeologia d’abitadise las retschertgas davart lacultura materiala dal tempmedieval.ISSN 1420-6994SchweizerischerAssociation SuisseAssociazione SvizzeraAssociaziun SvizraBurgenvereinChâteaux fortsdei Castellida Chastels

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