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16. Jahrgang – 2011/2 Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins

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Ludwig Eschenlohr <strong>–</strong>Das Eisengewerbe im Jura <strong>–</strong> spätmittelalterlicher Werkplatz von Lajoux JU, Envers <strong>des</strong> CombesAbsolute Datierungen durch C14und DendrochronologieAnhand der Auswertung von rund hundert C14-Datierungenwurde eine bedeutende und sehr schnelleZunahme der Werkplatzzahl im Raum <strong>des</strong> KlostersBellelay in den östlichen Freibergen ab dem dritten Viertel<strong>des</strong> 13. Jh. vorgeschlagen. 17 Die ersten dendrochronologischenDatierungen von Holzkohle <strong>des</strong> PlatzesLajoux JU, Envers <strong>des</strong> Combes, zeigen nun, dass diesesallgemeine Postulat für die Gegend von Lajoux nuanciertwerden muss, auch wenn bereits klar war, dass dieserWerkplatz nicht nur in diese kurze «Boomphase» gehörte,da seine Datierung mittels C14 bei einer Wahrscheinlichkeitvon 95% einen Zeitraum zwischen 1276und 1395 ergab. 18Erzvorkommen. Dies dürfte wahrscheinlich seit Beginn<strong>des</strong> Eisengewerbes in den östlichen Freibergen ab dem11. Jh. der Fall gewesen sein. Aus diesem Grund mussdavon ausgegangen werden, dass der Rohstoff Erz ausdem nicht allzu entfernten westlichen Ende <strong>des</strong> Delsbergerbeckensherbeigeführt wurde. 19Dank der zahlreichen und präzisen Erkenntnisse, diedie Dendrochronologie an Holzkohle nun liefert, beginntman zu erahnen, wie die Verwaltung <strong>des</strong> Waldbestan<strong>des</strong>durch die Eisenhandwerker <strong>des</strong> Spätmittelalterserfolgte. Dieser Ansatz sollte nun zumin<strong>des</strong>tanhand dendrochronologischer Untersuchungen andererFundplätze in der Gegend von Lajoux vervollständigtwerden. 20Die nachweisbaren Fällphasen, und damit wahrscheinlichdie nicht ununterbrochene Funktionsdauer <strong>des</strong>Werkplatzes, erstrecken sich auf nahezu 150 Jahre, von1284 bis 1419. Die Anzahl der Fällphasen, zwischendrei und acht, sowie ihre zeitliche Abfolge weisen zusätzlichdarauf hin, dass die Waldnutzung ab dem Spätmittelalterauf die grossen Bedürfnisse an Brennstoffdurch die Eisenhandwerker abgestimmt wurde. Oderanders gesagt, dass die Handwerker zu dieser Zeit mitden zur Verfügung stehenden Ressourcen haushaltenmussten.SchlussfolgerungenDie Präsenz eines einzigen Rennofens in einer Ecke derPlattform, die aus bearbeiteten Kalksteinen, die vor Ortanstehen, gebaut wurde, bleibt bis zu einem gewissenPunkt für den heutigen Beobachter rätselhaft.Eine ausgedehntere hitzegerötete Zone unmittelbar südlich<strong>des</strong> ausgegrabenen Ofens lässt vermuten, dass sichvielleicht zwei Öfen gefolgt sind (Abb. 13). Trotzdemwäre die Plattform nur für einen tätigen Ofen erstelltworden.Woher im Fall von Lajoux der Rohstoff Erz kommt, kannbis jetzt nur vermutet werden. Im Bereich Lajoux gibtes beim heutigen Kenntnisstand keine abbauwürdigenEs darf mit grosser Wahrscheinlichkeit angenommenwerden, dass das Metall, aus dem die Werkzeuge hergestelltwurden, in einem der Rennöfen <strong>des</strong> Werkplatzesproduziert worden war. Esfällt auf, dass diese Werkzeugeaus dem 14. Jh. denen in Larousse Universel amEnde <strong>des</strong> 19. Jh. ähnlich sehen. Dies unterstreicht, fallsdies nötig ist, dass Metallobjekte sehr langlebig seinkönnen, insbesondere Werkzeuge.Schliesslich erlaubt eine erste Einschätzung nachzuweisen,dass Eisen produziert wurde, obwohl bei der unmittelbarnachfolgenden Reinigung <strong>des</strong> Eisenschwammesziemlich viel von diesem Metall bereits wieder verlorenging. Dies bestätigt auch ein erster Eindruck derEisenproduktion in der Region Lajoux, der aufgrundvon Beobachtungen von mehreren prospektierten Werkplätzenentstand. Man findet nämlich regelmässig teilweisereduziertes Erz auf Fliesschlacken, was noch füreinen anderen, nicht unbedeutenden Verlust an Rohstoffen<strong>–</strong>vor allem Erz <strong>–</strong>imProzessvorgang spricht. Diessteht im Gegensatz zur Handhabung auf frühmittelalterlichenWerkplätzen, wo sorgfältig mit Rohstoffenund wiederverwendbarem Abfall umgegangen wird(z.B. Boécourt JU, Les Boulies). Diese Feststellung erweistsich als paradox, wenn man bedenkt, dass dasBohnerz für die Verwendung im Raum Lajoux vonweiter herangeführt werden musste. 2148 Mittelalter 16, <strong>2011</strong> /2

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