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16. Jahrgang – 2011/2 Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins

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KurzmitteilungenKurzmitteilungenEptingen BL, Balmburg RiedfluhNeu ausgeschildeter Zugangzum Herrschaftssitz mit AussichtPrachtvolle Fundstücke und eine für denJurakamm untypische Bauweise machendie Burg Riedfluh zu einer wichtigenZeugin <strong>des</strong> Hochmittelalters und dersagenumwobenen Herren von Eptingen.Endlich findet man auch den Wegdorthin.Die Bewohner der Burg Riedfluh müssenein illustres Leben geführt haben:Zu essen gab es nicht nur Fleisch, auchverschiedene Getreide <strong>–</strong>teilweise wohlaus der Rheinebene nach Eptingen importiert<strong>–</strong> sowie Nüsse und Früchtestanden auf dem Speisezettel. In derFreizeit <strong>–</strong> in deren Genuss im Hochmittelalterohnehin nur die gehobenenStände kamen <strong>–</strong> vergnügte mansich bei der Jagd oder mit Gesellschaftsspielen,die Damen widmeten sich Textilarbeiten.Überhaupt war man auf der Riedfluh denschönen Dingen zugetan. Davon zeugenetwa ein aus Hirschgeweih geschnitzter,reichverzierter und vergoldeter Taschenspiegeloder kunstvolle Säulen aus Buntsandstein.Und auch der Standort derBurg war mit Bedacht gewählt: «DieLage in der Felswand bot sich einerseitsan, weil sie sehr gut geschützt ist.Eine wichtige Rolle hat andererseits aberbestimmt auch die herrliche Aussichtgespielt, die man von dort hat», sagtder Baselbieter Kantonsarchäologe RetoMarti, für den die Riedfluh auch einbisschen eine Herzensangelegenheit ist:Die Burg wurde von 1981 bis 1983von der Archäologie Baselland umfassenderforscht. «Dort habe ich mir meineSporen abverdient», erklärt Marti.Dass die Anlage aus dem Hochmittelaltererst vor vergleichsweise kurzerZeit untersucht wurde, hat einen einfachenGrund: Sie dämmerte 750 Jahrelang vor sich hin, ohne dass jemandvon ihrer Existenz wusste. Denn die um1050 herum erstellte Burg fiel nach etwa150 Jahren einem verheerenden Brandzum Opfer, wurde von herabstürzendemGestein zugedeckt <strong>–</strong> und ging inder Folge vergessen. Erst 1968 wurde sievon einem Hobby-Archäologen bei einerKlettertour wiederentdeckt.Einzigartig. Für die Fachwelt war baldklar, dass hier eine archäologischeSchatzkiste zum Vorschein gekommenwar. «Rundherum Mauern aus Stein,der ganze Innenausbau aus Holz <strong>–</strong>alsdas Feuer wütete, wurde die Burg zumHochofen», sagt Marti. Durch die hohenTemperaturen verkohlte vieles in derBurg <strong>–</strong> und wurde dadurch vor dennatürlichen Zersetzungsprozessen geschützt.So konnten die Archäologenbeispielsweise die inder Burg gelagertenSpeisen auch nach sieben Jahrhundertennoch identifizieren.Die Riedfluh gehörte wahrscheinlichzum Reich der Herren von Eptingen,einem Oberbaselbieter Adelsgeschlecht,über das man relativ wenig weiss, daswohl aber recht einflussreich war. Diekostbaren Funde in der Ruine stützendiese Annahme <strong>–</strong> die Sandsteinarbeitenweisen möglicherweise gar auf eineVerbindung zur Basler Münsterbauhüttehin.Obschon das Baselbiet eine laut KantonsarchäologeMarti europaweit einzigartigeDichte an Burgen aufweist,ist die Riedfluh dennoch ein speziellesObjekt: Grottenburgen <strong>–</strong> den Pueblo-Siedlungen im Südwesten der USA nichtunähnlich <strong>–</strong>sind vor allem im Alpenraum,insbesondere in Graubünden undim Tessin, zu finden, für den Jura hingegeneher untypisch.Die Riedfluh hatte bisher aber einenMangel: Sie war kaum zu finden. «Eskam immer wieder vor, dass sich Leute <strong>–</strong>auch Wissenschaftler <strong>–</strong> bei uns oderbei der Gemeinde gemeldet haben, weilsie die Burg vergeblich gesucht haben»,so Marti. Deshalb wurde die Anlagenun neu erschlossen: Ab Eptingen-Dorfist der Fussweg ausgeschildert, und vorOrt wurde eine Informationstafel montiert.Zudem wurde das Mauerwerk aufgefrischt.Bei der Ruine gibt es ausserdemeinen Picknickplatz, von dem jeneAussicht genossen werden kann, wegender die Herren von Eptingen einst in dieFelswand gestiegen sind.Die neu gestaltete Infotafel ist einsehbarunterwww.archaeologie.bl.ch/Pages/Flyer/eptingen_riedfluh.pdf(Samuel Mattli in BaZ, Samstag, 4. Juni<strong>2011</strong>, Seite 36)Wildegg AG, Schloss WildeggKauf der Schlossdomäne Wildeggist besiegelt!Am 6. Dezember 2010 wurde derKaufvertrag unterzeichnet, wonach die27 Grundstücke umfassende Domänesamt der Ausstattung <strong>des</strong> Schlosses am1. Januar <strong>2011</strong> vom Bund an eine vomKanton Aargau errichtete Stiftung übergehenwird. Der Kaufpreis beträgt einenFranken.Jean-Frédéric Jauslin, Direktor <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>amtsfür Kultur, und Martin Fröschvom Bun<strong>des</strong>amt für Bauten und Logistikals Vertreter <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> sowieder Aargauer Regierungsrat AlexHürzeler und Hans Ulrich Glarner,Leiter der Abteilung Kultur, als Vertreterder Stiftung Schlossdomäne Wildegg,setzten ihre Unterschriften unterden über dreissig Seiten langen Kaufvertrag.Darin wird festgeschrieben, dassdie Schlossdomäne Wildegg vom Bundan die vom Kanton Aargau errichteteStiftung übergehen wird. Zur Domänegehören insgesamt 27 Grundstücke mit37 Gebäuden, ein Bauerngut, umfangreicheWaldparzellen, die historische Ausstattung<strong>des</strong> Schlosses sowie Fischereirechteam Unterlauf <strong>des</strong> Aabachs undder Bünz. Die Vertragsunterzeichnungfand im winterlichen Schloss Wildeggstatt. Die neuen Besitzer überreichtender Delegation <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong> den symbolischvereinbarten Kaufpreis in Formeines silbernen Einfränklers <strong>Jahrgang</strong>1912.Die Schlossdomäne Wildegg gehört seitdem Todvon Julia von Effinger im Jahr1912 der Eidgenossenschaft und wirdseither vom <strong>Schweizerischen</strong> Nationalmuseum,<strong>des</strong>sen Direktor AndreasSpillmann an der Vertragsunterzeichnungebenfalls anwesend war, betreut.Mittelalter 16, <strong>2011</strong>/2 51

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