Fairer Handel: Besonderes zum Freundschaftspreis - ELAN
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Was ist eigentlich <strong>Fairer</strong> <strong>Handel</strong>?<br />
„Eure Almosen könnt ihr<br />
behalten, wenn ihr<br />
gerechte Preise zahlt!“<br />
Dieser Satz des brasilianischen<br />
Bischofs Dom Helder Camara bringt<br />
den Ansatz des Fairen <strong>Handel</strong>s mit<br />
den Ländern des Südens auf den<br />
Punkt: Durch besondere <strong>Handel</strong>sbeziehungen<br />
sollen in den Entwicklungsländern<br />
menschenwürdige<br />
und zukunftsfähige Lebens- und<br />
Arbeitsbedingungen geschaffen<br />
werden. Die sogenannte Entwicklungshilfe,<br />
die die Menschen in der<br />
Rolle der Almosenempfänger belässt,<br />
soll überfl üssig werden.<br />
Diese andere Art der <strong>Handel</strong>sbeziehung<br />
lässt sich an den zahlreichen,<br />
strengen Kriterien des Fairen <strong>Handel</strong>s<br />
festmachen. Dazu gehören gerechtere<br />
und stabile Preise genauso<br />
wie verlässliche Lieferbeziehungen<br />
und die Beratung der Produzentengruppen,<br />
beispielsweise bei der Umstellung<br />
auf biologischen Anbau.<br />
Auf diese Weise wird nicht nur sichergestellt,<br />
dass die Produkte des<br />
Eine-Welt-Laden, Dritte Welt Laden,<br />
Weltladen, Transfair und gepa –<br />
die Vielfalt an Namen, Zeichen und<br />
Logos im Fairen <strong>Handel</strong> scheint<br />
verwirrend zu sein.<br />
Wir schaffen den Durchblick.<br />
Weltläden<br />
Weltläden gelten als die „Keimzelle“<br />
des Fairen <strong>Handel</strong>s. Die ersten Anfang<br />
der 70er Jahre entstandenen<br />
Läden nannten sich häufi g „Eine-<br />
Welt-Laden“ oder „Dritte-Welt-Laden“.<br />
Mittlerweile setzt sich der<br />
Name „Weltladen“ mehr und mehr<br />
durch, worauf auch der Weltladen-<br />
Dachverband hinarbeitet.<br />
Heute gibt es etwa 800 Weltläden<br />
in Deutschland, die zusammen<br />
einen Jahresumsatz von ca. 60 Millionen<br />
Euro machen. Als Fachgeschäfte<br />
des Fairen <strong>Handel</strong>s bieten<br />
sie mit Lebensmitteln, Kunsthandwerk<br />
und Textilien ein breites Sortiment<br />
an fair gehandelten Produkten.<br />
Darüber hinaus verfügen sie oft<br />
über eine große Auswahl an Informationen<br />
über die Produkte und<br />
ihre Herkunftsländer bis hin zu umfangreichen<br />
Ausleihbibliotheken.<br />
Neben dem Verkauf sind Weltläden<br />
in der entwicklungspolitischen Informations-<br />
und Bildungsarbeit tätig.<br />
Importorganisationen<br />
Die Produkte werden von den Importorganisationen<br />
aus über vierzig<br />
Ländern des Südens importiert. In<br />
Deutschland beliefern über 30 Importorganisationen<br />
den hiesigen<br />
Fairhandelsmarkt. Die Bekanntesten<br />
sind das gepa Fair <strong>Handel</strong>shaus,<br />
El Puente, dwp und BanaFair. Der<br />
Weltladen-Dachverband als Interessensvertretung<br />
der Weltläden prüft<br />
Zeichnung: Christian Bauer<br />
Fairen <strong>Handel</strong>s durch eine hohe<br />
Qualität überzeugen. Die Beziehung<br />
zwischen den Produzenten<br />
und den Verbrauchern wird somit zu<br />
einer Partnerschaft für nachhaltige<br />
Entwicklung.<br />
Fair gehandelte Produkte sind<br />
in Deutschland in über 800 Weltläden,<br />
in etwa 22.000 Supermärkten,<br />
Weltläden, Siegelinitiativen<br />
und Importorganisationen<br />
Die drei Standbeine des Fairen <strong>Handel</strong>s<br />
die Importorganisationen anhand<br />
der „Kriterien für den Fairen <strong>Handel</strong><br />
der Weltläden“, um den Weltläden<br />
eine Einschätzung zu geben,<br />
welche Importorganisation als seriös<br />
im Sinne der Kriterien angesehen<br />
werden kann. Die Ergebnisse publiziert<br />
der Weltladen-Dachverband im<br />
„ATO-TÜV“ (ATO = alternative trade<br />
organisation, alternative <strong>Handel</strong>sorganisation).<br />
Einige Importorganisationen<br />
bieten auch Bestellungen<br />
über das Internet an.<br />
Transfair<br />
Die Siegelorganisation Transfair<br />
wurde 1992 gegründet. Sie handelt<br />
nicht mit Produkten, sondern vergibt<br />
das Transfair-Siegel an <strong>Handel</strong>sorganisationen,<br />
die damit Produkte<br />
auszeichnen können, die zu<br />
fairen Bedingungen gehandelt wurden.<br />
Damit wurde es möglich, fair<br />
gehandelte Produkte durch Siegel<br />
gekennzeichnet auch außerhalb<br />
der Weltläden zu verkaufen. Mittlerweile<br />
werden sie bundesweit in<br />
22.000 Supermärkten angeboten:<br />
das Sortiment umfasst allerdings<br />
nur Kaffe, Tee, Honig, Kakao, Schokolade,<br />
Bananen und Orangensaft.<br />
Das bedeutet, der Verbraucher<br />
hat die Sicherheit, dass die Produkte<br />
den strengen Kriterien des fairen<br />
<strong>Handel</strong>s unterliegen, wenn er<br />
im Weltladen einkauft oder Produkte<br />
im Supermarkt erwirbt, die das<br />
Transfair-Siegel tragen.<br />
Christoph Albuschkat<br />
Weltladen-Dachverband<br />
FAIRER HANDEL IM KLARTEXT<br />
dort erkennbar am Transfair-Siegel,<br />
in einigen Naturkostläden sowie im<br />
Versandhandel erhältlich. Das Sortiment<br />
der Produkte reicht von Lebensmitteln<br />
– darunter Kaffee, Tee,<br />
Reis, Zucker und Orangensaft über<br />
Kunsthandwerk wie Schmuck und<br />
Holzspielzeug – bis hin zu Textilien<br />
wie T-Shirts und Tischdecken.<br />
Hier und auf den folgenden Seiten<br />
stellen wir Ihnen die vier größten<br />
Importorganisationen vor.<br />
dwp<br />
Die Fairhandelsorganisation dwp<br />
aus Ravensburg ermöglicht durch<br />
partnerschaftliche Direktkontakte<br />
über 50 Produzentengruppen ein<br />
selbstbestimmtes Arbeiten in Würde.<br />
Persönliche Kontakte, Faire Produzentenpreise<br />
inklusive Vorfi nanzierung<br />
und Beratung fördern eine<br />
umwelt- und sozialverträgliche Entwicklung.<br />
Das umfangreiche dwp-<br />
Sortiment umfasst eine breite Palette<br />
von „fair+bio“ Lebensmitteln,<br />
Mangoprodukten, exklusive Geschenkideen<br />
und hochwertigen Gebrauchswaren.<br />
Seit 1988 wird dwp<br />
überwiegend von Weltläden getragen<br />
und arbeitet eng mit der Weltladenbewegung<br />
zusammen.<br />
BanaFair<br />
Seit 1986 gibt es in Deutschland Bananen<br />
aus fairem <strong>Handel</strong>. Der Verein<br />
BanaFair e.V. importiert und<br />
vertreibt Bananen von Kleinproduzenten<br />
aus Lateinamerika und der<br />
Karibik, die ihre Früchte unabhängig<br />
von multinationalen Konzernen<br />
produzieren und vermarkten.<br />
Beim Fairen <strong>Handel</strong> steht der<br />
Mensch und seine Lebens- und Arbeitsbedingungen<br />
im Mittelpunkt –<br />
im Naturkostbereich hingegen die<br />
Umweltaspekte. Aber auch im Fairen<br />
<strong>Handel</strong> stammen bereits mehr<br />
als die Hälfte der Lebensmittel aus<br />
kontrolliert biologischem Anbau.<br />
Nach 30 Jahren Existenz wird<br />
der Faire <strong>Handel</strong> vom Europäischen<br />
Parlament als „effektivste Art der<br />
Entwicklungsförderung“ bezeichnet.<br />
Mehr als eine Million Produzentenfamilien<br />
in über 40 Ländern<br />
profi tieren von den Vorteilen. Und<br />
auch für die KonsumentInnen ergeben<br />
sich Vorteile. Neben dem guten<br />
Gefühl, durch den Kauf fair gehandelte<br />
Produkte zu mehr globaler Gerechtigkeit<br />
beigetragen zu haben,<br />
zeichnen sich diese Produkte durch<br />
eine hohe Qualität aus.<br />
Christoph Albuschkat<br />
Auch Musikinstrumente gehören <strong>zum</strong> Sortiment des Fairen <strong>Handel</strong>s (Foto: Chr. Bauer)<br />
Importeure, die fair handeln<br />
Der Faire <strong>Handel</strong> mit Bananen will<br />
zu menschenwürdigen und ökologisch<br />
verträglichen Anbaubedingungen<br />
beitragen, die Organisation<br />
der PlantagenarbeiterInnen und<br />
KleinproduzentInnen unterstützen<br />
sowie die soziale und politische<br />
Kompetenz von VerbraucherInnen<br />
stärken. Die Bildungs-, Öffentlichkeits-,<br />
Lobby- und Kampagnenarbeit<br />
ist daher ein Schwerpunkt der<br />
Arbeit von BanaFair.<br />
Über die Fair-Trade-Prämie, die<br />
Banafair den ProduzentInnen zahlt,<br />
erzielen sie einen deutlich höheren<br />
Erlös. Mit einem weiteren Bonus<br />
werden soziale, politische und ökologische<br />
Projekte unterstützt, die<br />
der Verbesserung der Lebens- und<br />
Arbeitsbedingungen der Arbeiter<br />
und Arbeiterinnen dienen.<br />
Entwicklungsland D / 3<br />
Die Grundkriterien für den<br />
Fairen <strong>Handel</strong> sind:<br />
• Gerechtere Preise für die ProduzentInnen.<br />
Der Mindestpreis für ein amerikanisches<br />
Pfund (453 g) beträgt 126 US cent,<br />
während der Weltmarktpreis im Juni 2003<br />
bei 58 cent lag.<br />
• Garantierte Mindestpreise, die den<br />
ProduzentInnen eine sichere Planung<br />
ermöglichen. Beim extrem schwankenden<br />
Weltmarktpreis für Kaff ee ist diese Planungssicherheit<br />
besonders wichtig.<br />
• Ein weiterer Preisaufschlag für biologisch<br />
angebaute Lebensmittel.<br />
• Direkte <strong>Handel</strong>skontakte, langfristige<br />
Lieferbeziehungen und Vorfi nanzierung<br />
der Produktion, die den ProduzentInnen<br />
wirtschaftliche Sicherheit gewähren.<br />
• Intensive Beratung der Produzenten,<br />
beispielsweise bei der Umstellung auf<br />
biologischen Anbau, und gegenseitige<br />
Besuche, ermöglichen die gemeinsame<br />
Weiterentwicklung der Produkte und der<br />
Zusammenarbeit.<br />
• Informations- und Bildungsarbeit zu<br />
Fragen der Entwicklungszusammenarbeit,<br />
die die Akteure des Fairen <strong>Handel</strong>s in<br />
Deutschland – allen voran die Weltläden<br />
– neben dem Verkauf der Produkte leisten.<br />
Altes und neues Logo von Transfair<br />
TransFair<br />
Verein zur Förderung des Fairen <strong>Handel</strong>s<br />
mit der „Dritten Welt“ e.V.<br />
Remigiusstr. 21, 50937 Köln<br />
Tel.: 02 21/94 20 40 -0 Fax: -40<br />
E-Mail: info@transfair.org<br />
www.transfair.org<br />
dwp (dritte welt partner)<br />
Deisenfangstr. 31, 88212 Ravensburg<br />
Tel.: 0751/36 155 -0 Fax: -33<br />
E-Mail: info@dwp-rv.de<br />
www.dwp-rv.de<br />
BanaFair<br />
Langgasse 41, 63571 Gelnhausen<br />
Tel.: 06051/83 66 -0 Fax: -77<br />
E-Mail: info@banafair.de<br />
www.banafair.de<br />
Bild links: Die konventionelle Bananenproduktion<br />
kommt nicht ohne massiven Pestizideinsatz<br />
aus. Zum Schaden für Mensch und<br />
Umwelt. (Foto: Nick Shaw, Banana Link)