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RICHARD L. CARY VORLESUNG „Sucht zuerst das ... - Quäker-Hilfe

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4. Was ist <strong>das</strong> „Reich Gottes“?4 a. Im Neuen TestamentDa ich mein Themawort aus dem Neuen Testament genommen hatte, dachteich, ich sollte doch einmal genauer nachforschen, was denn eigentlich mit demAusdruck „Reich Gottes“ in diesen Schriften gemeint sei. So machte ich eineStudie aller Stellen, wo der Ausdruck vorkommt. Es sind sehr viele, vor allemin den Evangelien.Es wurde mir bald klar, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> „Reich Gottes auf Erden“ <strong>das</strong> Anliegen desNeuen Testamentes ist, <strong>das</strong> Anliegen Jesu, und <strong>das</strong> Herz seiner Sendung.Viele fragen in den Evangelien, was mit dem Ausdruck gemeint sei, wie <strong>das</strong>Reich Gottes denn sei, und wie man dahin komme. Jesus hat nicht erklärt, inabstrakt definierenden Worten, vielmehr hat er <strong>das</strong> Reich Gottes dargestellt,indem er es verglich, durch Bilder und kleine Geschichten, in so genanntenGleichnissen. „Womit können wir es vergleichen?“, war seine Gegenfrage.Die erstaunliche Vielfalt der Bilder, die Jesus in Antwort auf die Frage nachdem Reich Gottes gegeben hat, scheint in sich selbst etwas auszusagen über<strong>das</strong> Wesen des Gottesreiches. Dies hat etwas Verwandtes für Quäker: Auchwir sind nicht fixiert auf eine bestimmte Wiedergabe der „guten Nachricht“,weder in Worten noch in Taten, sondern wir wissen, <strong>das</strong>s wir ihr nur durchimmer neue und persönliche „Verkündigung“, in Wort und Tat, in immer neuenFormen, gerecht werden können. Die Antworten Jesu implizieren, <strong>das</strong>s unserLeben selbst zum Gleichnis werden soll für <strong>das</strong> Wesen des Reichs Gottes unteruns. Wir selbst, in unserer Person, sollen zum Gleichnis werden, für Viele.„Das Reich Gottes ist da“. Das scheint mir die zentrale Aussage Jesu. Es ist daoder unmittelbar nah, und ist allen Menschen zugänglich jetzt und hier, wennsie sich ihm zuwenden.Und auch <strong>das</strong> scheint mir eindeutig: Jesus glaubte an die Realisierbarkeit desReichs Gottes auf Erden. Es ist da, und muss zugleich laufend realisiert werden.Und endlich: Die „gute Nachricht“ dieser Botschaft muss verbreitet werdenin „allen Nationen“ der Welt „bis an ihr Ende“, im zeitlichen wie im räumlichenSinn. Verbreitung ohne Grenzen in Raum und Zeit. Durch unser gelebtesLeben, mit allem, was zu ihm gehört. Verbreitung der „Nachricht“, der Wahrheit,der Realität, die sie meint; nicht unbedingt einer Religion, die sich späterdie „christliche“ nannte.Die Gleichnisse Jesu(Eine Liste der Gleichnisse vom Reich Gottes in den Evangelien, mit Angabe der Stellen, wo sie vorkommen,ist im Anhang gegeben.)Senfkorn - Hefe - Schatz - PerleDie kürzesten dieser Gleichnisse sind kaum mehr als Bilder. Vielleicht <strong>das</strong>schönste und freudigste von allen ist <strong>das</strong> vom Senfkorn, „dem kleinsten allerSamen“, den jemand nahm und säte in seinem Feld, und ein sehr großer Baumwuchs daraus, in dessen weiten Ästen die Vögel des Himmels nesten konnten.- Das Reich Gottes ist auch wie ein Stück Hefe, <strong>das</strong> eine Frau nahm und in ihrMehl mischte, so <strong>das</strong>s der ganze Teig durchsäuert wurde und aufging. - Wiederumvergleicht Jesus <strong>das</strong> Reich mit einem Schatz in einem Feld, den jemandfand und wieder verbarg; in seiner Freude ging er, verkaufte alles, was er hatte,und kaufte <strong>das</strong> Feld. - Endlich ist es auch wie eine Perle von höchstem Wert, dieein Kaufmann entdeckte unter vielen andern, die vielleicht ähnlich aussahen,und auch er verkaufte alles, was er hatte, um diese eine zu erwerben.Was mir als erstes auffiel an diesen Bildern: Das Reich Gottes wird verglichenmit etwas Kleinem, sogar sehr Kleinem. Aber dieses Kleine hat Potential.Ferner ist dieses Kleine eingebettet in einem Größeren. Auch etwas Heimlichesist daran: Die Hefe im Brot wird nicht erwähnt oder bedacht von denen,die <strong>das</strong> Brot essen; niemand denkt an den Samen, aus dem ein Baum gewachsenist, wenn er einmal da ist. Und dann: Für sich allein tut dieses Kleinenichts. Es braucht jemanden, der etwas damit tut. Seine Wirkung kommtaus einer Verbindung. Das Reich Gottes ist da und existiert zugleich so gutwie nicht, bis jemand darauf antwortet. Bis eine Frau - irgendeine gewöhnlicheaber treue Frau - den Sauerteig nimmt und in <strong>das</strong> Mehl mischt; bis einHändler die beste Perle sucht, erkennt, und mit allem, was er hat, erkauft. DasReich Gottes ist, und zugleich erfordert es unsere antwortende Handlung,um zu sein.Es erinnert an George Fox und seinen berühmten Satz, den wir so gern zitieren:„Antwortet auf <strong>das</strong> von Gott in jedem“. Erst dann wird es aktiviert undwirksam. Es zu vermuten, zu glauben, zu respektieren, oder auch zu proklamieren,ist nicht genug.Sämann - Weizen & Unkraut - Fischnetz - Freies Wachstum in der ErdeDas Reich Gottes ist so, wie wenn einer übers Feld geht und den guten Samenausstreut. Dieser fällt auf verschiedene Beschaffenheiten des Bodens, und nichtalle Samen gehen auf. Und wenn sie aufgehen, überleben nicht alle der jungenPflanzen, denn da ist vieles, was ihnen entgegenwirkt. Wo aber der Same aufguten Boden fällt und am Wachstum nicht gehindert wird, bringt er Frucht,hundertfältig hier, sechzigfältig da, dreißigfältig dort.12 13

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