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RICHARD L. CARY VORLESUNG „Sucht zuerst das ... - Quäker-Hilfe

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Hier zwei Auszüge aus den vielen persönlichen Briefen, die ich über dieJahre hin aus diesem Zustand heraus geschrieben habe. Einer, vor elf Jahrenverfasst, erzählt: „Im Übrigen gibt es nicht viel zu berichten über mich. MeinLeben zu dieser Zeit ist harte körperliche Arbeit und (wegen einer Änderungin der Betriebsleitung) mentaler Stress, und Ruhen in der Wohnung meinerVermieterin und in meinem kleinen schattigen Zimmer. Ich fühle überhauptkeine Motivation und Energie, irgendwohin zu gehen oder irgendetwas zutun. Manchmal glaube ich, einen Schimmer zu erwischen von ‚wichtigen‘ Dingen,die vielleicht in meiner Seele vorgehen; vielleicht ist meine Energie darinabsorbiert. Aber ich weiß es nicht. Ich bin mir recht sicher, <strong>das</strong>s ich wartenmuss, in Aufmerksamkeit, bis mein Geist aufgerufen wird. Viel Zeit meinesLebens ist so verstrichen, und ich erinnere mich nun an jene Perioden lebhaftals an besonders reiche und gesegnete! Der Kurs wird neu gestellt, wiederrichtig gestellt, während solcher Zeiten, wenn man sich ihnen in Wachheitund Geduld unterwirft und sie nicht künstlich füllt mit ‚aufregenden‘ Dingen,die nichts zu tun haben mit dem, was vorgeht. Das letztere, habe ichgefunden, ist viel schmerzhafter als sich einer ‚leeren‘ Zeit des Wartens zuüberlassen.“Aus dem zweiten Brief, geschrieben erst im letzten Winter, zitiere ich wegeneines darin wiedergegebenen Textes, den ich seit Jahren mit mir trage. Zuerstmeine Stimme: „Eine Zeit der Leere für mich (nicht aus Mangel an Aufgaben),im Gefühl, <strong>das</strong>s mein Engagement hier in unserer Quäker Gruppe zu Endekommt. In Anbetracht der bestehenden Bedürfnisse der Gruppe, und im Wissen,wie erfüllend es war, ihnen zu dienen, scheint es fast grausam, dies aufgebenzu müssen, während die Bedürfnisse weiter dauern, oder noch schlimmer,wenn es da und dort gekeimt haben sollte und die Keimlinge der Pflege bedürfen.Meine einzige Hoffnung ist, <strong>das</strong>s der Gott, der mich zu diesem Rückzugbewegt, der gleiche ist, der, wie John Woolman es sagt, ‚vollkommen genügtfür die Pilgerschaft seines Volkes‘ und sich um die Bedürfnisse dieses Volkeskümmern wird.“Die Leere anzunehmen heißt vertrauen. Danach zitiert der Brief aus demText einer Kanadischen Äbtissin des Trappisten Ordens (8) , über die lebenspendendeLeere des rechten Wartens. Sie sagt (in ihrer eigenen religiösenSprache): „Es ist der göttliche Geist selbst, der, durch die Kraft unseresVerlangens nach Gott, diese lebendige Leere in uns aushöhlt, diesengöttlichen Empfangsraum in uns. Und ebenso ist es dieser Geist, der dieseLeere erfüllt mit der göttlichen Fülle. Daraus können wir sofort die spirituelleTragödie erkennen, die sich einstellt, wenn wir versuchen, dieseLeere selbst zu füllen. Die Leere ist unser Schatz; aus ihr springt unserspirituelles Wohl, die Frucht der göttlichen Fülle, die in unsern Herzenausgegossen wird.“ (8a)Ich wiederhole den letzten Satz in meinen eigenen Worten:„Die spirituelle Armut –die Ausgangslage der Armut im Geist –ist unser Schatz.Aus ihr springt, was wir wirklich brauchen,die Frucht der göttlichen Fülle,die in unsern Herzen ausgegossen wirdund uns in die Welt sendet.“NichtsLetztlich ist unsere Furcht vor dem „Warten auf Gott“ eine Angst vor demNichts, unserer Vernichtigung, dem Nicht-Sein. Sie prägt unser Leben tiefer,als wir oft ahnen. Und es ist gerade die Übung dieses Wartens, die diese Furchtüberwindet.Genau <strong>das</strong> war die persönliche Erfahrung von George Fox, so tief, so überzeugend,<strong>das</strong>s er nicht aufhören konnte, davon zu reden, im Verlangen, <strong>das</strong>sauch andere zu dieser unmittelbaren Begegnung mit dem Lebendigen kommenmöchten. In einer seiner Episteln sagt er, zum Beispiel:„Deine Kraft liegt im Stillstehen,nachdem du dich selbst gesehen hast...Steh still in dem Licht, <strong>das</strong> es dir zeigt –dann kommt die Kraft, und <strong>Hilfe</strong>.Hefte deinen Sinn auf jenen Geistder war, bevor der Buchstabe war.Steh still in jener Kraft,die Frieden bringt.“1652 (8b) 5b. Die Ausgangslage als LebenshaltungMit der Zeit beginnt sich die Praxis dieses Wartens über unser ganzes Lebenauszudehnen. Die Ausgangslage wird zur Lebenshaltung.Wie erfahre ich <strong>das</strong>? Aus dem Warten wird Sendung. Ich werde gesendet indie Aufgaben meines Tages, die die üblichen sein mögen, doch neu erfüllt mitSinn und mit der Energie des frischen Manna. Ich werde auch ab und zu gesendetin eine neue, besondere Aufgabe, die unerwartet sein und mich ängstigenkann, oder eine, auf die ich lange gewartet und halb gehofft und halb gebangthabe. Ich erinnere mich an eine besonders lange Zeit solchen Wartens, in der ichschrie nach der Aufgabe, die ich kommen fühlte. Einer klar ersichtlichen Arbeitim Weinberg Gottes.22 23

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