DV - InForm - Kreuzbund Diözesanverband Köln
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<strong>DV</strong>-<strong>InForm</strong> - Ausgabe 2/2010<br />
Reportagen<br />
Heroin-Ersatz:<br />
Wann gibt es in Wuppertal Diamorphin?<br />
von Andreas Spiegelhauer<br />
Das Modell soll Schwerstabhängige aus der Illegalität<br />
in die Normalität bringen. Aber die Hürden<br />
sind hoch.<br />
Gedenken, Trauer und Blick in die Zukunft:<br />
Gestern wurde auf der Alten Freiheit in Elberfeld<br />
der Nationale Gedenktag für verstorbene Drogenabhängige<br />
begangen. Unter den mehr als<br />
70 Besuchern wurde auch das Thema „Diamorphin<br />
statt Heroin“ diskutiert. Wuppertal würde<br />
gern am Modell für Schwerstabhängige teilnehmen.<br />
(Foto: Uwe Schinkel)<br />
Wuppertal. Die Zahl stimmt traurig: Sieben<br />
Männer starben in diesem Jahr in Wuppertal an<br />
den Folgen ihrer Drogensucht. Zum Vergleich:<br />
Im gesamten Jahr 2009 gab es zehn Drogentote.<br />
Alle Opfer sind 30 Jahre oder älter. Altjunkies,<br />
werden sie in der Szene genannt.<br />
Am Mittwoch gab es auch für sie einen Gottesdienst<br />
und Live-Musik auf der Alten Freiheit in<br />
Elberfeld. Wie jedes Jahr hatte die Elterninitiative<br />
für akzeptierende Drogenarbeit und humane<br />
Drogenpolitik zum Gedenktag eingeladen.<br />
Doch die Veranstalter schauen in die Zukunft,<br />
und die trägt den Namen Diamorphin.<br />
Seit 2001 gibt es im „Gleis 1“ am Döppersberg<br />
einen Drogenkonsumraum. An die 50<br />
Schwerstabhängige nehmen dort unter Aufsicht<br />
ihren mitgebrachten Stoff. Juristisch ist<br />
das ein Balanceakt. Denn natürlich ist das Kaufen<br />
und Einnehmen von Drogen illegal. Doch<br />
der kontrollierte Drogenkonsum im Gleis 1 hat<br />
den „Kunden“ ansatzweise ein geregeltes Leben<br />
beschert.<br />
„Vor allem die älteren Abhängigen spüren die<br />
Sehnsucht nach Normalität.“ (Uwe Temme, Leiter<br />
des städtischen Sozial-Ressorts)<br />
Dieses Mittel wurde in Pilotprojekten unter anderem<br />
in Frankfurt am Main, <strong>Köln</strong> und Bonn<br />
an Schwerstabhängige abgegeben – ähnlich<br />
wie Methadon als Substitut für Heroin<br />
von der Straße. Die Formel ist klar: Wer seine<br />
Sucht kontrolliert, stabilisiert sich und seine<br />
soziale Situation. Salopp formuliert: Kontrollierte<br />
Junkies sind auf lange Sicht deutlich<br />
billiger als Abhängige, die reihenweise Autos<br />
knacken, um Geld für Heroin zu beschaffen.<br />
Landeskriminalamt (LKA) legt Sicherheitskonzept<br />
vor: Schon im vergangenen Jahr hatte Sozialdezernent<br />
Stefan Kühn (SPD) gesagt, dass<br />
man sich für die Umsetzung des Diamorphin-<br />
Modells in Wuppertal bewerben werde. Mittlerweile<br />
gibt es ein Bundesgesetz, dass die im<br />
Kern von den Krankenkassen finanzierte Diamorphin-Abgabe<br />
regelt.<br />
Doch an die Umsetzung in Wuppertal ist vor<br />
2011 nicht zu denken. So hat das Landeskriminalamt<br />
(LKA) im Mai den Sicherheitskatalog<br />
für die Diamorphin-Abgabe zusammengestellt.<br />
Kritiker nennen die Aufstellung ein Diamorphin-<br />
Verhinderungspapier.<br />
An die Abgabe des Substitutionsstoffs würden<br />
Auflagen wie in einer Bank verlangt. Fakt ist:<br />
Für die Umsetzung des Diamorphin-Modells<br />
müsste das Mittel in größeren Mengen vor Ort<br />
gelagert werden. Für einen Stoff, der unters Betäubungsmittelgesetz<br />
fällt und somit durchaus