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Grundlagen der Stochastik - Georg-August-Universität Göttingen

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8 1 Grundbegriffe<br />

1.1.2 Relative Häufigkeiten<br />

Wir wollen nun Ereignissen Wahrscheinlichkeiten zuordnen. Unsere Motivation dafür sind sogenannte<br />

relative Häufigkeiten:<br />

1.8 Definition:<br />

Sei Ω0 ein diskreter Grundraum. Die relative Häufigkeit eines Ereignisses A ⊆ Ω0 in einer Folge von<br />

Relationen ω1,ω2,...,ωn aus gleichwertigen Experimenten ist definiert als<br />

Beispiel 1.9:<br />

rn (A) := 1<br />

n # {j = 1,...,n | ωj ∈ A}<br />

Bei 300 Würfen einer Reißzwecke landet 124 mal die Spitze oben, sonst landet <strong>der</strong> Kopf oben. Sei ” 1“<br />

das Ergebnis ” Spitze nach oben“ und ” 0“ das Ergebnis ” Kopf nach oben“. Dann ist<br />

Ω := {0,1} 300 = {(ω1,...,ω300) | ωi ∈ {0,1} ∀ 1 ≤ i ≤ 300}<br />

ein geeigneter Grundraum für dieses Experiment. Außerdem setzt man Ω0 := {0,1} als den Grundraum<br />

für einen einfachen Wurf <strong>der</strong> Reißzwecke fest. Entsprechend ist für n = 300 also<br />

und es gilt rn ({1}) = 1<br />

300 · 124.<br />

Ω = Ω n 0<br />

Wir wollen nun einige offensichtliche Eigenschaften relativer Häufigkeiten in einem Lemma festhalten:<br />

1.10 Lemma:<br />

Es gelten die folgenden Relationen:<br />

• 0 ≤ rn (A) ≤ 1 ∀ A ⊆ Ω0.<br />

• rn (Ω0) = 1.<br />

• rn (A + B) = rn (A) + rn (B) für A,B ⊆ Ω mit A ∩ B = ∅.<br />

Die Idee ist nun, dass die relativen Häufigkeiten rn (A) für n ��<br />

∞ gegen die Wahrscheinlichkeit P (A)<br />

eines Ereignisses A konvergieren. Das macht in sofern Sinn, dass man beobachten kann, wie sich die<br />

relativen Häufigkeiten für immer größer werdendes n stabilsieren. Um diese Aussage auch beweisen zu<br />

können, brauchen wir nun eine geeignete Axiomatik.<br />

1.1.3 Axiomatik nach Kolmogoroff (1939)<br />

1.11 Definition:<br />

Ein diskreter Wahrscheinlichkeitsraum ist ein Paar (Ω,P), wobei Ω ein diskreter Grundraum und<br />

P eine auf den Teilmengen P (Ω) definierte reellwertige Funktion ist, welche die folgenden Axiome erfüllt:<br />

(A1) Positivität<br />

Es gilt P (A) ≥ 0 für alle A ⊆ Ω.<br />

(A2) Normiertheit<br />

Es gilt P (Ω) = 1.<br />

(A3) σ-Additivität<br />

Für jede Folge paarweise disjunkter Teilmengen A1,A2,... ⊆ Ω gilt<br />

�<br />

∞�<br />

�<br />

∞�<br />

P = P (Ai)<br />

i=1<br />

Ai<br />

P heißt Wahrscheinlichkeitsmaß o<strong>der</strong> auch (Wahrscheinlichkeits-)Verteilung auf Ω. P(A) ist die<br />

Wahrscheinlichkeit des Ereignisses A ⊂ Ω.<br />

i=1

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