Kooperationsvereinbarung zwischen den an der ... - Bella Donna
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1. Vorwort<br />
3<br />
In <strong>der</strong> BRD leben nach Schätzungen ca. 30 000 Kin<strong>der</strong>, <strong>der</strong>en Mütter/Väter/Eltern von Drogen<br />
abhängig sind. In <strong>der</strong> Praxis sind es hauptsächlich Frauen, die alleinerziehend mit ihren<br />
Kin<strong>der</strong>n leben. Der Vollständigkeit halber wer<strong>den</strong> im folgen<strong>den</strong> auch Väter und Eltern explizit<br />
gen<strong>an</strong>nt. Rechnet m<strong>an</strong> die geschätzte bundesweite Anzahl von Kin<strong>der</strong>n auf die Situation in<br />
<strong>der</strong> Stadt Essen um (Anzahl <strong>der</strong> DrogenkonsumentInnen, davon Anteil <strong>der</strong> Frauen, ca. die<br />
Hälfte hat mindestens ein Kind), so müssten hier etwa 500 bis 600 Kin<strong>der</strong> leben, <strong>der</strong>en Mütter/Väter/Eltern<br />
Drogen konsumieren.<br />
Wie viele Kin<strong>der</strong> wer<strong>den</strong> in Essen institutionell tatsächlich erfasst? Diese Frage wurde mittels<br />
einer nicht repräsentativen Umfrage von <strong>den</strong> KooperationspartnerInnen <strong>der</strong> Bereiche Jugendhilfe,<br />
Drogenhilfe und Kliniken mit Neonatologie für das Jahr 1999 be<strong>an</strong>twortet.<br />
Da kein Namensabgleich innerhalb <strong>der</strong> Institutionen erfolgte, k<strong>an</strong>n keine Aussage darüber<br />
getroffen wer<strong>den</strong>, inwiefern bei dieser Erhebung <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> Mehrfachnennungen<br />
erfolgt sind. Mit <strong>der</strong> formulierten Frage: „Wie viele Kin<strong>der</strong> wur<strong>den</strong> in Ihrer Institution 1999 erfasst?“<br />
k<strong>an</strong>n nur ein Annäherungswert ermittelt wer<strong>den</strong>. Eine verlässliche Anzahl <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>,<br />
die in Essen leben, lässt sich nicht benennen.<br />
Die Befragung erbrachte folgende Zahlen: Im Bereich <strong>der</strong> Drogenhilfe wur<strong>den</strong> ca. 170 Kin<strong>der</strong>,<br />
im Rahmen <strong>der</strong> Jugendhilfe ca. 174 Kin<strong>der</strong> und in <strong>den</strong> zwei Kr<strong>an</strong>kenhäusern mit Neonatologie<br />
(Universitätsklinikum Essen, Zentrum für Kin<strong>der</strong>heilkunde und Elisabeth-Kr<strong>an</strong>kenhaus)<br />
ca. 19 Kin<strong>der</strong> erfasst.<br />
Unterstellt m<strong>an</strong>, dass bei ca. 1/3 Doppel- bzw. Mehrfachnennungen vorliegen, k<strong>an</strong>n davon<br />
ausgeg<strong>an</strong>gen wer<strong>den</strong>, dass ca. 200 Kin<strong>der</strong> in Essen im Hilfesystem eingebun<strong>den</strong> sind. Bei<br />
dieser Zahl h<strong>an</strong>delt es sich nur um einen Annäherungswert. Es liegt allerdings die Vermutung<br />
nahe, dass <strong>der</strong> größte Teil <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und ihrer Mütter/Väter/Eltern vom Hilfesystem gar<br />
nicht erreicht wer<strong>den</strong>.<br />
Für die Lebens- und Entwicklungsbedingungen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> k<strong>an</strong>n <strong>der</strong> Drogenkonsum ihrer<br />
Mütter/Väter/Eltern von erheblichem Nachteil sein. Meistens bedeutet es für sie, mit einer<br />
Vielzahl von Problemen aufzuwachsen, wie etwa fehlende Erziehung, M<strong>an</strong>gelversorgung<br />
insgesamt, Vereinsamung o<strong>der</strong> Kontaktm<strong>an</strong>gel zu <strong>an</strong><strong>der</strong>en Kin<strong>der</strong>n zu haben. Als psychische<br />
Dauerbelastungen können z.B. gen<strong>an</strong>nt wer<strong>den</strong>:<br />
• ein Lebensalltag, <strong>der</strong> sich <strong>an</strong> dem Rhythmus des Suchtmittels orientiert,<br />
• Geheimhaltung des Suchtmittelkonsums als Familiengeheimnis,<br />
• fehlende Kindheit durch Übernahme von nicht altersgerechter Ver<strong>an</strong>twortung für die Erwachsenen<br />
und jüngere Geschwister,<br />
• Leben in Angst vor Trennung von <strong>der</strong> Mutter/dem Vater/<strong>den</strong> Eltern durch Haftstrafen, stationäre<br />
Therapie o<strong>der</strong> Tod,<br />
• Tragen von Schuldgefühlen für die Situation zu Hause,<br />
• Wechsel <strong>zwischen</strong> übermäßiger Verwöhnung und plötzlicher Bestrafung, Störungen in <strong>der</strong><br />
eigenen Wahrnehmung und im emotionalen Bereich.<br />
Die Ausweitung <strong>der</strong> Probleme ist abhängig von <strong>der</strong> individuellen Situation <strong>der</strong> Erwachsenen<br />
(z.B. Konsumdauer und -gewohnheiten, fin<strong>an</strong>zielle Situation o<strong>der</strong> Umf<strong>an</strong>g <strong>der</strong> sozialen Integration).<br />
Die Schwierigkeiten <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> drücken sich in unterschiedlichen Entwicklungs- und Verhaltensauffälligkeiten<br />
aus. Die soziale Isolation <strong>der</strong> Mütter/Väter/Eltern führt auch sie in eine innere<br />
Vereinsamung.<br />
Die suchtbedingten Verhaltensmuster <strong>der</strong> abhängigen Bezugspersonen können für <strong>den</strong><br />
späteren Umg<strong>an</strong>g mit Konfliktsituationen prägend sein. Kin<strong>der</strong> aus suchtmittelabhängigen<br />
Familien sind bis zu sechsfach höher gefährdet, selbst suchtmittelabhängig zu wer<strong>den</strong>.