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SONDERDRUCK - ROYAL CANIN Tiernahrung GmbH & Co. KG

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6 ·201013. Jahrgangkleintier. konkret<strong>SONDERDRUCK</strong>■ Claudia Rade und Ralf TobiasDiätetik bei herzkranken Katzen –Gibt es einen „katzenspezifischen“ Ansatz?


katze.ernährungDiätetik bei herzkranken Katzen –Gibt es einen „katzenspezifischen“ Ansatz?Claudia Rade und Ralf TobiasEiner Untersuchung von Torin 2007zufolge wird nur in ca. 20 % der tierärztlichenBeratungsgespräche mit Halternherzkranker Katzen die Ernährungthematisiert. Der vorliegende Artikelgibt einen Überblick über die diätetischenMöglichkeiten.Katzen mit Herzerkrankungen stellenandere Anforderungen an die Ernährungals humane Herzpatienten. Obwohl Fleischfresserbei arttypischer Ernährung einehohe Cholesterinaufnahme realisieren,kommen atherosklerotische Herzerkrankungennur sehr selten vor.Eine Spezialität der Felidae ist hin gegendie dilatative Kardiomyopathie infolgeeines Taurinmangels. Bei der HypertrophenKardiomyopathie (HKM), der häufigstenHerzerkrankung der Katze, wird zwischeneiner genetisch bedingten, primären Formund einer sekundären z. B. infolge Hyperthyreose,Niereninsuffizienz oder Hypertonieunterschieden. Bei der sekundärenHKM sind daher therapiebegleitende, spezifischediätetische Maßnahmen erforderlich.Basics der ErnährungTorin et al. [15] benennen in ihrer Arbeit5 Schlüsselnährstoffe für herzkranke Katzen:Protein und Fett (Energie)NatriumKaliumMagnesiumEnergieAbweichungen vom Normalgewicht stellen fürherzkranke Katzen einen prognostisch ungünstigenFaktor dar.Fett und Protein sind Energie- und Geschmacksträgerim Katzenfutter; von ihnenhängen Akzeptanz und Energiedichte einesFutters ab:Proteingehalt und -qualität entschei-den bei marginaler Versorgung darü -ber, ob die Katze Muskulatur abbauenmuss, um ihren Bedarf zu decken.Ein Futter mit einer hohen Energiedichte(hoher Fettgehalt) ist imfortgeschrittenen Stadium einerHerzerkrankung sinnvoll, weil dasVolumen der Mahlzeiten begrenztwerden kann. Eine starke Füllung desMagens, die den Brustraum einengenwürde, kann so vermieden werden,aber inappetente Katzen könnentrotzdem ihren Energiebedarfdecken.Adipositas Diese birgt in mehrfacher Hinsichtein Risiko: Die chronische Überlastungdes Herz-Kreislauf-Systems beschleunigtdas Fortschreiten einer bestehendenKardiopathie, begrenzt die kompensatorischenMöglichkeiten in einer kardialenKrise und mindert die Lebensqualität –oberstes Gebot bei übergewichtigen Katzenist daher Gewicht abnehmen.Die Gewichtsreduktion sollte jedochlangsam und unter Schonung der körpereigenenProteinreserven erfolgen(1–2 % Gewichtsabnahme pro Woche).Die Ausprägung abdominaler Fettdepotsspielt eine besondere Rolle: AbdominalesFett steigert die Insulinresistenz bzw. kannvia Kompression von außen die Nierenfunktionbeeinträchtigen.In Verbindung mit hochgradiger Adipositaskann als Folge eines Pickwick-Syndroms(Hypoventilation aufgrund einerKompression der Atemwege durch Körperfett)ein <strong>Co</strong>r pulmonale entstehen: DieseRechtsherzhypertrophie beruht auf einerHypertonie im Lungenkreislauf, da sich beiHypoventilation die Lungengefäße verengen(erhöhter Gefäßwiderstand).Untergewicht Auch das spielt bei herzkrankenKatzen eine große, wenn nichtsogar wichtigere Rolle als beim Hund. NachTorin et al. [15] wiegen Katzen mit angeborenenHerzerkrankungen und solche mitStauungsymptomen einer Herzinsuffi zienzsignifikant weniger als der Rest der herzkrankenKatzen. Des Weiteren ergab diegenannte Studie, dass etwa ¾ aller herzkrankenKatzen inappetent sind.Die kardiale Kachexie verhält sich proportionalzur Dauer der Herzerkrankungund stellt einen prognostisch ungünstigenFaktor für das Überleben des Patienten dar.Sie entsteht nicht allein infolge der Anorexie,sondern auch aufgrund eines für dasEndstadium schwerer Erkrankungen typischenHypermetabolismus; z. B. steigernTachykardie und Tachypnoe den Energiebedarfdeutlich ( Tab. 1).Kennzeichnend ist ein beschleunigterMuskelabbau (im Unterschied zu einerschnellen Gewichtsabnahme beim gesundenTier, die auch die Fettdepots mit einbezieht).Zu achten ist auf erste Anzeichen einesmassiven Muskelabbaus an Skapula, imBereich der Gluteal-Muskulatur oderdes Kopfes.Solche Veränderungen können parallel zuÜbergewicht oder Aszites auftreten undwerden dann leicht übersehen, weil dieKatze ja „dick“ erscheint ( Abb. 1).Die Einschmelzung von magerer Körpermasse(Muskulatur) kann bei der Katzeschneller als beim Hund lebensbedroh licheAusmaße annehmen (hoher Eiweißbedarfim Vergleich zum Hund, Nutzung vonAminosäuren zur Energiegewinnung bereitsunter physiologischen Bedingungen).Der Muskelabbau betrifft auch dasMyokard: Bei kardial kachektischen Hundenkonnte gezeigt werden, dass die verminderteKontraktionskraft des linken Ventrikelseher auf einer quantitativen Abnahmeder Zellzahl im Myokard als auf einemfunktionellen Defizit der einzelnen Herzmuskelzelleberuht.24Rade et al., Diätetik bei herzkranken Katzen – Gibt es einen „katzenspezifischen“ Ansatz?Enke Verlag | kleintier.konkret, 2010; 6: 24 – 30


katze.ernährunghöhte Salzzufuhr (oberhalb des Safe UpperLimits für Natrium, Abb. 2) sich negativauswirken können.Vermutlich ist nur bei einem geringenProzentsatz der gesunden Katzen der Blutdrucküberhaupt salzsensitiv, d. h. direktüber die Salzaufnahme mit der Nahrungzu steuern. Diverse Studien zeigten keinenEinfluss auf den Blutdruck bei Salzgehaltenunterhalb des Safe Upper Limits [1,9].Herzpatienten mit Stauungssymptomensollten hingegen auf jeden Fallsalzarm ernährt werden, um einerNatriumretention und Flüssigkeitsansammlungenim Körper entgegenzuwirken.Abb. 1 Eine kardiale Kachexie präsentiert sich zu Beginn häufig diskret: 5-jährige Katze mit hypertropherKardiomyopathie, Inappetenz und Gewichtsverlust bei normalem Schilddrüsenstatus.Eine echte kardiale Kachexie ist nicht noch eine CNI auf diese Weise verhinderteinfach durch ausreichende Nährstoff- und werden können. Dagegen empfiehlt sichEnergiezufuhr umkehrbar, da eine Minderperfusionvon Darm und Leber mit einer ein Mangel (bei praxisüblichen Rationeneine bilanzierte Natriumzufuhr, da sowohlreduzierten Nährstoffabsorption bzw. nicht zu erwarten) als auch eine stark über-Albuminsynthese einhergeht.Freeman [5] empfiehlt bei Herzerkrankungen:im Frühstadium den Verzicht aufsalzreiche Snacks. Das Grundfuttersollte nicht mehr als 0,4 % Natriumenthalten, eine Vorgabe, die vieleSeniorfuttermittel erfüllen. (ZumVergleich: Das Safe Upper Limit(oberer Grenzwert) für Natrium beiDiätetik herzkranker Katzen zielt daherauf die Verhinderung einer Kachexieab. Hier kommt den Omega-3-Fettsäurenbesondere Bedeutung zu.NatriumEine Reduktion der Natriumzufuhr stellt diepopulärste Empfehlung in der Herz diätetikdar.Sie ist jedoch nicht unumstritten, daeine starke Natriumrestriktion zu einerAktivierung des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems (RAAS) und somit zueiner Blutdruckerhöhung führen kann.Auch bei einer Niereninsuffizienz kannes zu einer Aktivierung des RAAS kommen,weil die Niere den Flüssigkeitsverlustinfolge mangelnder Fähigkeit zur Harnkonzentrationdurch eine Retention vonNatrium auszugleichen versucht.Eine salzarme Fütterung kann daherbei Herzpatienten mit Nierenbeteiligungerst in einem Stadium empfohlenwerden, in dem auch ACE-Hemmerzum Einsatz kommen.Katzen präventiv „salzarm“ zu füttern,empfiehlt sich nicht, da weder eine HKMNa-Gehalt in Trockenfutter für Katzen (g/kg TS)*1514131211109876543210WachstumAdultSeniorDiabetes (D)Niere (D)Harnstein (D)Allergie (D)Magen-Darm (D)Safe Upper LimitBedarf adulte KatzeÜbergewicht (D)Gelenke* In der Tierarztpraxis erhältliche Trockenfutter für Katzen der Firma Royal Canin;D = DiätnahrungAbb. 2 Trockenfutter für Katzen enthält in der Regel ein Mehrfaches des tatsächlichen Natriumbedarfs.Dies ergibt sich häufig bereits aus der Rohstoffauswahl (tierische Komponenten sind natriumreicher).Enke Verlag | kleintier.konkret, 2010; 6: 24 – 30Rade et al., Diätetik bei herzkranken Katzen – Gibt es einen „katzenspezifischen“ Ansatz?25


katze.ernährungTab. 1Kardiale Kachexie (Verlust von „lean body mass“).UrsachenAnorexie durch Erschöpfung (kardial, respiratorisch)Anorexie als Nebenwirkung der Herzmedikamente (Herzglykoside u. a.)Perfusion der Leber und des Darms ↓ → Malassimilation der Nährstoffe und verminderteProteinsynthese in der Leber (v. a. Albumin)Hypermetabolismus (Tachykardie, Tachypnoe, Cytokinwirkung)Entzündungsmediatoren (TNF und IL1) ↑:– Anorexie ↑– Energiebedarf ↑– Muskelabbau ↑– negativ inotropknapp 60 % aller Katzen regelmäßig solcheExtras erhalten [15]. Häufig werden sie auchzur Verabreichung der Herzmedikation verwendet.Nicht unproblematisch ist die Dauergabedes Diuretikums Furosemid, da es zueiner erhöhten Ausscheidung von Kalium,Magnesium und B-Vitaminen führt, dielangfristig eine Mangelsituation zur Folgehaben kann. Auch und gerade weil Furosemidein fester Bestandteil der Medikationvieler feliner Herzpatienten ist, solltedie Indikationsstellung und Dosierungmöglichst exakt erfolgen.Katzen liegt bei 1,5 % Na pro kg Futter(Energiedichte 400 kcal/100 g Futter).bei Vorliegen einer Stauungsinsuffizienzeine weitere Absenkung desNatriumgehaltes auf < 0,3 %. Gleichzeitigsollte auch der Chloridgehaltreduziert sein, d. h., das Ausweichenauf andere Alkalisalze wie z. B. KCl istkeine echte Option.Konfliktsituationen können entstehen,wenn die herzkranke Katze auf eine Harnsteindiätangewiesen ist: Diese enthält z. T.höhere Natriumgehalte (ca. 1 %) zur Steigerungdes Harnvolumens. In einem solchenFall ist der Einfluss des Salzgehaltesauf den Blutdruck der Katze individuell zuprüfen und abzuklären, inwieweit bereitsStauungserscheinungen vorliegen.Kommerzielle Futtermittel enthaltenaus Akzeptanzgründen oft weit mehrNatrium, als zur Deckung des Bedarfs not-wendig wäre. Gesunde Hunde und Katzenweisen eine sehr hohe Toleranz für Natriumauf. Aufgrund der schlechteren Akzeptanzsalzarmer Futtermittel kann es ein Vorteilsein, herzkranke Katzen bereits bei gutemAllgemeinbefinden an ein solches Futterzu gewöhnen, da dies in einer Phase schwergestörten Allgemeinbefindens schwierigbis aussichtslos ist.Auf stark im Kochsalz reduzierte Nierendiätenauszuweichen, stellt nur beiparallel vorliegender Niereninsuffizienzeine Option dar. Ansonsten sind sie aufgrundihres niedrigen Eiweißgehaltesnicht indiziert, da dies das Fortschreiteneiner kardialen Kachexie begünstigenkann.Tierhaltern ist nicht bewusst, dass geradedie zusätzlichen Leckereien (kommer zielleSnacks und Tischreste) sehr viel Natriumenthalten. Es ist davon auszugehen, dassKaliumKatzen gehören zu den Spezies, die Arrhythmieninfolge einer Hypokaliämie entwickelnkönnen.Theoretisch kann unter Furosemid-Therapie eine Hypokaliämie auftreten, diedas Entstehen von Arrhythmien begünstigt.Beim Hund eher die Aus nahme, trittdieser Fall beim Menschen relativ häufigein, und auch Katzen gelten hier alslabil.Es ist anzuraten, den Kaliumstatusder betroffenen Katze zu überprüfen,bevor über eine K-Supplementierungentschieden wird.Herzmedikamente wie ACE-Hemmer wirkeneher kaliumsparend und gleichen diesenEffekt häufig aus. Die milde Hyperkaliämie,die bei Katzen unter der Therapiemit ACE-Hemmern gelegentlich auftritt,bedarf keiner besonderen diätetischenKorrektur.abAbb. 3 Zweidimensionales Echokardiogramm einer 2-jährigen British Shorthairkatze. Hyper trophiertes Myokard, insbesondere des Papillarmuskels.Linksatriale Dilatation durch konsekutive Mitralklappeninsuffizienz: nur geringfügiger Unterschied des linksventrikulären Lumens zwischen Diastole (a) undSystole (b).26Rade et al., Diätetik bei herzkranken Katzen – Gibt es einen „katzenspezifischen“ Ansatz?Enke Verlag | kleintier.konkret, 2010; 6: 24 – 30


katze.ernährungAbb. 4 Europäische Kurzhaarkatze, 4 Jahre alt, mit hochgradiger Myokardhypertrophie. Das eindimensionaleEchokardiogramm/TM-Mode (rechts) zeigt kaum noch eine diastolische Entspannung inder Hinterwand.MagnesiumWieso gehört Magnesium zu den Schlüsselnährstoffen?Eine Hypomagnesämie, die ebenfallsunter Furosemid-Therapie entstehen könnte,kann Arrhythmien hervorrufen undschwächt die Kontraktilität des Herzmuskels.Weitere negative Effekte sind eine allgemeineMuskelschwäche und die möglichePotenzierung von Nebenwirkungender Herzmedikamente.Der Nachweis ist allerdings schwierig,da der Mg-Serumspiegel kein guter Indikatorfür die Versorgungslage ist (nur 1 %des Mg im Körper liegt im Serum vor). BeiKatzen mit Arrhythmien können Verlaufskontrollenaufschlussreich sein und als Entscheidungsgrundlagefür eine Supplementierungdienen.Dass viele Katzenfutter im Rahmen einerHarnsteinprophylaxe eher magnesiumreduziertsind, scheint den Magnesiumstatusvon Katzen jedoch kaum zu beeinflussen,wie Freeman et al. [3] in einer Studiean 45 Tieren feststellen konnten.KardioprotektiveBegleittherapieOmega-3-FettsäurenDen Omega-3-Fettsäuren wird seit mehrals 30 Jahren in der Herzdiätetik große Aufmerksamkeitgewidmet. Ihre kardioprotektivenWirkungen wurden zuerst vonDyerberg et al. [2] postuliert, denen dasextrem seltene Vorkommen koronarerHerzerkrankungen bei den grönländischenInuit auffiel, obwohl sich diese traditionellsehr fettreich ernähren.Reichlich in Fettfischen und Fischöl enthalten,weisen langkettige Omega-3-Fettsäurenwie EPA und DHA folgende Eigenschaftenaus:→ Entzündungshemmung durch eineBegrenzung der CytokinausschüttungDadurch wird auch einer kardialenKachexie vorgebeugt.Entzündungsfördernde Cytokine wieTNF-α, IL 1 und IL 2 werden v. a. im Frühstadiumeiner Ischämie des Herzmuskelsfreigesetzt und vermindern seine Kontraktilität.Ischämische Herzmuskelschädenwerden so verschlimmert.Verminderte Cytokinspiegel sind beiHerzinsuffizienz mit einer Verlängerungder Überlebenszeit korreliert. Für Hundeliegen hierzu bereits vielversprechende Ergebnissevor [4]. Das Ansprechen auf eineSupplementierung ist von Tier zu Tier verschieden,zeigt sich jedoch als Erstes ineiner gesteigerten Futteraufnahme.→ Antithrombotische Wirkung durcheine Hemmung der ThrombozytenaggregationDadurch wird einer sekundären Thrombusbildungvorgebeugt.Nach oraler Aufnahme werden Omega-3-Fettsäuren sehr schnell in die Zellmembraneninkorporiert und beeinflussen sodie Fluidität der Membranen und die Fließeigenschaftendes Blutes.Durch die thrombozytenaggregationshemmendeWirkung wird die Blutungszeitjedoch nicht verlängert. Der blutgerinnungshemmendeEffekt nach Omega-3-Gaben mit den üblichen Dosierungen istsomit nicht mit dem einer blutverdünnendenAspirin-Therapie beim Menschen vergleichbar.→ Antiarrhythmogene Wirkung durchbisher unklaren MechanismusIm Tiermodell für Herzinfarkt (Hund,Ratte) konnte gezeigt werden, dass sich dieinfolge Ischämie des Herzmuskels auftretendenventrikulären Fibrillationen undTachykardien durch eine „Vorbehandlung“der Probanden mit Omega-3-Fettsäurenum 60–80 % reduzieren ließen.Dosierung Da es keine speziellen Empfehlungenzur Dosierung der Omega-3-Fettsäuren bei Katzen mit Herzerkrankungengibt, können lediglich die Empfehlungenfür herzkranke Hunde [5] oder dermatologischwirksame Konzentrationen [11]zur Orientierung herangezogen werden.zwischen 16,5 und 44 mg/kg/Tag(Reedy [11])25 mg DHA und 40 mg EPA/kg/Tag(Freeman [5])Die genannten wirksamen Dosierungenlassen sich u. U. bereits mit einem kommerziellenAlleinfutter für Katzen abdecken( Tab. 2).Sonstige NährstoffeB-VitamineBei Katzen mit arterieller Thrombusbildungkonnten niedrige Plasmaspiegel vonVitamin B 6, B 12und Folsäure nachgewiesenwerden [10].Außerdem entstehen bei Furosemid-Therapie erhöhte Verluste über den Harn.Für Katzen sind diese zwar nicht quantitativdokumentiert, in der humanen Kardiologieweisen jedoch 90 % aller herzinsuffizientenPatienten unter Furosemideinen Thiaminmangel auf.Da ein Überschuss an diesen wasserlöslichenVitaminen mit dem Harn ausgeschiedenwird, spricht nichts gegen eineSupplementierung „auf Verdacht“ (amTagesbedarf orientiert) bei der herzkrankenKatze. Ein Zusatznutzen der B-Vitaminebesteht in ihrer appetitsteigerndenWirkung.Enke Verlag | kleintier.konkret, 2010; 6: 24 – 30Rade et al., Diätetik bei herzkranken Katzen – Gibt es einen „katzenspezifischen“ Ansatz?27


katze.ernährungAbb. 5Röntgenbild Thorax latero-lateral einer 9-jährigen Katze mit deutlicher Vergrößerung der Herzsilhouette und Lungenödem.NahrungsergänzungenDie Wirksamkeit von Nährstoffergänzungenin Dosierungen, die über den Ausgleicheines Mangels hinausgehen, ist nur inwenigen Fällen wissenschaftlich eindeutigbelegt. Etwa 13 % aller herzkranken Katzenerhalten zusätzlich Nahrungssupplemente[15].Bei herzkranken Hunden sind es etwa30 %. Interessanterweise greifen Tierhaltergerne auf Supplemente zurück, die fürHunde mit dilatativer Kardiomyopathieempfohlen werden, ohne den tatsächlichenNutzen für Katzen mit Kardiomyopathiezu hinterfragen (z. B. L-Carnitin und <strong>Co</strong>enzymQ10).L-Carnitin Hierbei handelt es sich um einDipeptid aus Lysin und Methionin, natürlicheQuellen sind Fleisch und Milchprodukte.Es kommt im Herz- und Skelettmuskelvor, wo es als Carrier für denTransport von langkettigen Fettsäurenin die Mitochondrien dient und so dieEnergiebereitstellung aus Fett sicherstellt.Der Zusammenhang zwischen Myokarderkrankungenund L-Carnitinmangelkonnte für verschiedene Spezies gezeigtwerden. Speziell in einer Boxer-Linie konnteder Nachweis erbracht werden [7], esfehlen jedoch kontrollierte Studien zumEffekt von L-Carnitin bei der DKM des Hundesgenerell. Beim Hund ist im Vergleichzu anderen Spezies die renale Rückresorptionvon Carnitin nur wenig ausgeprägt,was ihn für einen Carnitinmangel prädisponiert.Dosisempfehlung für den Hund:3 × täglich 50–100 mg/kg.Für die Katze wird L-Carnitin eher zurGewichtsreduktion empfohlen. Ein Einsatzbei herzkranken Katzen beruht daher aufeiner Extrapolation der Untersuchungenbeim Hund. Ein klinisch relevanter Carni-tinmangel ist nur durch eine Herzmuskelbiopsienachzuweisen, die sich in der Praxisverbietet.Eine Supplementierung mit L-Carnitinhat kaum unerwünschte Nebenwirkungen,wird aber kontrovers diskutiert; dasses relativ teuer ist, fällt bei Katzen wenigerins Gewicht.Taurin Dies ist eine für Katzen essen zielleAmino-Sulfonsäure, die ausschließlich intierischem Gewebe in freier Form vorkommt.Seine Konzentration im Herzmuskelliegt etwa 100-mal höher als im Plasma[6]. Taurin erhöht die Kontraktilität desHerzmuskels. Katzen konjugieren imGegensatz zu anderen Säugetieren, diehierfür auch Glycin verwenden, ihre Gallensäurenausschließlich mit Taurin. Dasmacht sie besonders anfällig für einen Taurinmangel.28Rade et al., Diätetik bei herzkranken Katzen – Gibt es einen „katzenspezifischen“ Ansatz?Enke Verlag | kleintier.konkret, 2010; 6: 24 – 30


katze.ernährungAuf der Basis humanmedizinischer Studienwird angenommen, dass Taurin aufgrundseines positiv inotropen Effektes auchbei felinen Herzpatienten ohne Taurinmangelgünstige Wirkungen entfalten könnte.Die empfohlene therapeutische Dosis liegtbei 125–250 mg/Katze 2 × täglich.Tab. 2 Tägliche Aufnahme von EPA und DHA mit einem kommerziellen Trocken-Alleinfutter (Seniorproduktfür Katzen).Gehalt an EPA und DHA in der Originalsubstanz 0,42 %Tagesfuttermenge (5 kg schwere Katze)60 gFazit für die PraxisDie Ernährung herzkranker Katzensollte eine ausreichende Versorgungmit Energie und Protein bei mäßigerNatriumzufuhr sicherstellen.Salzreiche Snacks als Eingabehilfe fürMedikamente sind zu vermeiden.Unter den zahlreichen Nahrungsergänzungenscheinen Taurin undOmega-3-Fettsäuren vielversprechendzu sein.Bei herzkranken Katzen, die mitDiuretika und/oder ACE-Hemmernbehandelt werden, sollte der Elektrolytstatuskontrolliert werden. DerNettoeffekt ist nicht immer vorhersehbar.Die Notwendigkeit und derNutzen einer Na-Restriktion und/odereiner Substitution mit Kalium oderMagnesium muss individuell von Fallzu Fall überprüft werden.Online zu finden unterhttp://dx.doi.org/10.1055/s-0030-1267782Literatur1 Buranakarl C, Mathur S, Brown SA. Effects ofsodium chloride on intake on renal functionand blood pressure in cats with normal andreduced renal function. Am J Vet Res 2004;65: 620–627Aufnahme an EPA und DHA2 Dyerberg J, Bang HO, Hjome N. Fatty acidcoposition of the plasma lipids in GreenlandEskimos. Am J Clin Nutr 1975; 28: 958–9663 Freeman L, Brown DJ, Smith FWK et al.Magnesium Status and the effect of Magnesiumsupplementation in feline hypertrophiccardiomyopathy. Can J Vet Res 1997; 61:227–2314 Freeman LM, Rush JE, Kehayias JJ. NutritionalAlterations and the effect of fish oil supplementationin dogs with heart failure. J VetIntern Med 1998;12: 440–4485 Freeman LM. Interventional Nutrition forCardiac Disease. Clin Tech Small Anim Pract1998; 13: 232–2376 Hamlin RL, Buffington CAT. Nutrition and theheart. Vet Clin North Am Small Anim Pract1989; 19: 527–5387 Keene BW, Atkins CE, Kittelson MD. Frequencyof Myocardial carnitine deficiency associatedwith spontaneous dilated cardiomyopathy.ACVIM Scientific Meeting, WashingtonD.C., 26–29 May 19888 Lavie CJ. Fish oil therapy: gaining credibility.Future Cardiol 2009; 5: 533–5399 Lukschander N, Iben C, Hosgood G et al.Dietary NaCl does not affect blood pressurein healthy cats. J Vet Intern Med 2004; 18:463–46750 mg/kg <strong>KG</strong>/Tag10 McMichael MA, Freemann LM, Selhub J etal. Plasma homocysteine, B-Vitamins, andamino acid concentrations in cats with cardiomyopathyand arterial thromboembolism.J Vet Intern Med 2000; 14: 507–51211 Reedy LM, Miller WH, Willemse T. AllergischeHauterkrankungen bei Hund und Katze.Hannover: Schlütersche; 200212 Shah KB, Duda MK, O’Shea KM et al. Thecardioprotective effects of fish oil duringpressure overload are blocked by high fatintake: role of cardiac phospholipid remodeling.Hypertension 2009; 54: 605–61113 Skrodzki M, Tobias R. Hypertrophe Kardiomyopathie(HKM) und obstruktive hypertropheKardiomyopathie (oHKM). In: Tobias R,Skrodzki M, Schneider M. KleintierkardiologieKompakt. Hannover; Schlütersche; 2008:214–21714 Smith CA. Looking for consensus in treatmentof cardiac disease. J Am Vet Med Assoc1995; 206: 307–31215 Torin DS, Freeman LM, Rush JE. DietaryPatterns of cats with cardiac disease. JAVMA2007; 230: 862–867Dr. Claudia RadeFachtierärztin für Tierernährung und DiätetikKleiststraße 2 · 30163 HannoverDr. Ralf TobiasFachtierarzt für Kleintiere, TGB KardiologieSchwerpunktpraxis für Kardiologie undbildgebende DiagnostikGüntherstraße 17 · 30519 HannoverEnke Verlag | kleintier.konkret, 2010; 6: 24 – 30Rade et al., Diätetik bei herzkranken Katzen – Gibt es einen „katzenspezifischen“ Ansatz?29


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