katze.ernährungTab. 1Kardiale Kachexie (Verlust von „lean body mass“).UrsachenAnorexie durch Erschöpfung (kardial, respiratorisch)Anorexie als Nebenwirkung der Herzmedikamente (Herzglykoside u. a.)Perfusion der Leber und des Darms ↓ → Malassimilation der Nährstoffe und verminderteProteinsynthese in der Leber (v. a. Albumin)Hypermetabolismus (Tachykardie, Tachypnoe, Cytokinwirkung)Entzündungsmediatoren (TNF und IL1) ↑:– Anorexie ↑– Energiebedarf ↑– Muskelabbau ↑– negativ inotropknapp 60 % aller Katzen regelmäßig solcheExtras erhalten [15]. Häufig werden sie auchzur Verabreichung der Herzmedikation verwendet.Nicht unproblematisch ist die Dauergabedes Diuretikums Furosemid, da es zueiner erhöhten Ausscheidung von Kalium,Magnesium und B-Vitaminen führt, dielangfristig eine Mangelsituation zur Folgehaben kann. Auch und gerade weil Furosemidein fester Bestandteil der Medikationvieler feliner Herzpatienten ist, solltedie Indikationsstellung und Dosierungmöglichst exakt erfolgen.Katzen liegt bei 1,5 % Na pro kg Futter(Energiedichte 400 kcal/100 g Futter).bei Vorliegen einer Stauungsinsuffizienzeine weitere Absenkung desNatriumgehaltes auf < 0,3 %. Gleichzeitigsollte auch der Chloridgehaltreduziert sein, d. h., das Ausweichenauf andere Alkalisalze wie z. B. KCl istkeine echte Option.Konfliktsituationen können entstehen,wenn die herzkranke Katze auf eine Harnsteindiätangewiesen ist: Diese enthält z. T.höhere Natriumgehalte (ca. 1 %) zur Steigerungdes Harnvolumens. In einem solchenFall ist der Einfluss des Salzgehaltesauf den Blutdruck der Katze individuell zuprüfen und abzuklären, inwieweit bereitsStauungserscheinungen vorliegen.Kommerzielle Futtermittel enthaltenaus Akzeptanzgründen oft weit mehrNatrium, als zur Deckung des Bedarfs not-wendig wäre. Gesunde Hunde und Katzenweisen eine sehr hohe Toleranz für Natriumauf. Aufgrund der schlechteren Akzeptanzsalzarmer Futtermittel kann es ein Vorteilsein, herzkranke Katzen bereits bei gutemAllgemeinbefinden an ein solches Futterzu gewöhnen, da dies in einer Phase schwergestörten Allgemeinbefindens schwierigbis aussichtslos ist.Auf stark im Kochsalz reduzierte Nierendiätenauszuweichen, stellt nur beiparallel vorliegender Niereninsuffizienzeine Option dar. Ansonsten sind sie aufgrundihres niedrigen Eiweißgehaltesnicht indiziert, da dies das Fortschreiteneiner kardialen Kachexie begünstigenkann.Tierhaltern ist nicht bewusst, dass geradedie zusätzlichen Leckereien (kommer zielleSnacks und Tischreste) sehr viel Natriumenthalten. Es ist davon auszugehen, dassKaliumKatzen gehören zu den Spezies, die Arrhythmieninfolge einer Hypokaliämie entwickelnkönnen.Theoretisch kann unter Furosemid-Therapie eine Hypokaliämie auftreten, diedas Entstehen von Arrhythmien begünstigt.Beim Hund eher die Aus nahme, trittdieser Fall beim Menschen relativ häufigein, und auch Katzen gelten hier alslabil.Es ist anzuraten, den Kaliumstatusder betroffenen Katze zu überprüfen,bevor über eine K-Supplementierungentschieden wird.Herzmedikamente wie ACE-Hemmer wirkeneher kaliumsparend und gleichen diesenEffekt häufig aus. Die milde Hyperkaliämie,die bei Katzen unter der Therapiemit ACE-Hemmern gelegentlich auftritt,bedarf keiner besonderen diätetischenKorrektur.abAbb. 3 Zweidimensionales Echokardiogramm einer 2-jährigen British Shorthairkatze. Hyper trophiertes Myokard, insbesondere des Papillarmuskels.Linksatriale Dilatation durch konsekutive Mitralklappeninsuffizienz: nur geringfügiger Unterschied des linksventrikulären Lumens zwischen Diastole (a) undSystole (b).26Rade et al., Diätetik bei herzkranken Katzen – Gibt es einen „katzenspezifischen“ Ansatz?Enke Verlag | kleintier.konkret, 2010; 6: 24 – 30
katze.ernährungAbb. 4 Europäische Kurzhaarkatze, 4 Jahre alt, mit hochgradiger Myokardhypertrophie. Das eindimensionaleEchokardiogramm/TM-Mode (rechts) zeigt kaum noch eine diastolische Entspannung inder Hinterwand.MagnesiumWieso gehört Magnesium zu den Schlüsselnährstoffen?Eine Hypomagnesämie, die ebenfallsunter Furosemid-Therapie entstehen könnte,kann Arrhythmien hervorrufen undschwächt die Kontraktilität des Herzmuskels.Weitere negative Effekte sind eine allgemeineMuskelschwäche und die möglichePotenzierung von Nebenwirkungender Herzmedikamente.Der Nachweis ist allerdings schwierig,da der Mg-Serumspiegel kein guter Indikatorfür die Versorgungslage ist (nur 1 %des Mg im Körper liegt im Serum vor). BeiKatzen mit Arrhythmien können Verlaufskontrollenaufschlussreich sein und als Entscheidungsgrundlagefür eine Supplementierungdienen.Dass viele Katzenfutter im Rahmen einerHarnsteinprophylaxe eher magnesiumreduziertsind, scheint den Magnesiumstatusvon Katzen jedoch kaum zu beeinflussen,wie Freeman et al. [3] in einer Studiean 45 Tieren feststellen konnten.KardioprotektiveBegleittherapieOmega-3-FettsäurenDen Omega-3-Fettsäuren wird seit mehrals 30 Jahren in der Herzdiätetik große Aufmerksamkeitgewidmet. Ihre kardioprotektivenWirkungen wurden zuerst vonDyerberg et al. [2] postuliert, denen dasextrem seltene Vorkommen koronarerHerzerkrankungen bei den grönländischenInuit auffiel, obwohl sich diese traditionellsehr fettreich ernähren.Reichlich in Fettfischen und Fischöl enthalten,weisen langkettige Omega-3-Fettsäurenwie EPA und DHA folgende Eigenschaftenaus:→ Entzündungshemmung durch eineBegrenzung der CytokinausschüttungDadurch wird auch einer kardialenKachexie vorgebeugt.Entzündungsfördernde Cytokine wieTNF-α, IL 1 und IL 2 werden v. a. im Frühstadiumeiner Ischämie des Herzmuskelsfreigesetzt und vermindern seine Kontraktilität.Ischämische Herzmuskelschädenwerden so verschlimmert.Verminderte Cytokinspiegel sind beiHerzinsuffizienz mit einer Verlängerungder Überlebenszeit korreliert. Für Hundeliegen hierzu bereits vielversprechende Ergebnissevor [4]. Das Ansprechen auf eineSupplementierung ist von Tier zu Tier verschieden,zeigt sich jedoch als Erstes ineiner gesteigerten Futteraufnahme.→ Antithrombotische Wirkung durcheine Hemmung der ThrombozytenaggregationDadurch wird einer sekundären Thrombusbildungvorgebeugt.Nach oraler Aufnahme werden Omega-3-Fettsäuren sehr schnell in die Zellmembraneninkorporiert und beeinflussen sodie Fluidität der Membranen und die Fließeigenschaftendes Blutes.Durch die thrombozytenaggregationshemmendeWirkung wird die Blutungszeitjedoch nicht verlängert. Der blutgerinnungshemmendeEffekt nach Omega-3-Gaben mit den üblichen Dosierungen istsomit nicht mit dem einer blutverdünnendenAspirin-Therapie beim Menschen vergleichbar.→ Antiarrhythmogene Wirkung durchbisher unklaren MechanismusIm Tiermodell für Herzinfarkt (Hund,Ratte) konnte gezeigt werden, dass sich dieinfolge Ischämie des Herzmuskels auftretendenventrikulären Fibrillationen undTachykardien durch eine „Vorbehandlung“der Probanden mit Omega-3-Fettsäurenum 60–80 % reduzieren ließen.Dosierung Da es keine speziellen Empfehlungenzur Dosierung der Omega-3-Fettsäuren bei Katzen mit Herzerkrankungengibt, können lediglich die Empfehlungenfür herzkranke Hunde [5] oder dermatologischwirksame Konzentrationen [11]zur Orientierung herangezogen werden.zwischen 16,5 und 44 mg/kg/Tag(Reedy [11])25 mg DHA und 40 mg EPA/kg/Tag(Freeman [5])Die genannten wirksamen Dosierungenlassen sich u. U. bereits mit einem kommerziellenAlleinfutter für Katzen abdecken( Tab. 2).Sonstige NährstoffeB-VitamineBei Katzen mit arterieller Thrombusbildungkonnten niedrige Plasmaspiegel vonVitamin B 6, B 12und Folsäure nachgewiesenwerden [10].Außerdem entstehen bei Furosemid-Therapie erhöhte Verluste über den Harn.Für Katzen sind diese zwar nicht quantitativdokumentiert, in der humanen Kardiologieweisen jedoch 90 % aller herzinsuffizientenPatienten unter Furosemideinen Thiaminmangel auf.Da ein Überschuss an diesen wasserlöslichenVitaminen mit dem Harn ausgeschiedenwird, spricht nichts gegen eineSupplementierung „auf Verdacht“ (amTagesbedarf orientiert) bei der herzkrankenKatze. Ein Zusatznutzen der B-Vitaminebesteht in ihrer appetitsteigerndenWirkung.Enke Verlag | kleintier.konkret, 2010; 6: 24 – 30Rade et al., Diätetik bei herzkranken Katzen – Gibt es einen „katzenspezifischen“ Ansatz?27