Seite 2 von 3Als Beispiel sein hier die Betrachtung einer Blumenzwiebel genannt. Ich kann siezerschneiden und den Kindern zeigen, woraus sie besteht oder ich kann sie einpflanzen,pflegen und erwarten, was aus ihr wird. Das Geheimnis, die Blüh- und Grünkraft, dieSchönheit werde ich nur durch sorgsames Umgehen und wertschätzendes Schauen erkennenkönnen. Dieses „mit dem Herzen schauen“ ist besonders wichtig für die Kinder, obwohl siesicherlich beide Perspektiven brauchen.Goethe war ein Meister der Sprache und es gelang ihm oft, objektivierendes Erkennen undwertschätzendes Schauen in Einklang zu bringen:Die FreudenDa fl<strong>at</strong>tert um die QuelleDie wechselnde Libelle,Der Wasserpapillon,Bald dunkel und bald helle,Wie ein Chamäleon;Bald rot und blau, bald blau und grün.O dass ich in der NäheDoch seine Farben sähe!Da fliegt der Kleine vor mir hinUnd setzt sich auf die stillen Weiden.Da hab ich ihn!Und nun betracht ich ihn genau,Und seh ein traurig dunkles Blau.So geht es dir, Zergliedrer deiner Freuden!In der Ganzheitlich sinnorientierten Pädagogik sprechen wir auch oft von „SymbolisierendemHandeln und Gestalten“, dies bedeutet, ich mache Lebensprozesse verständlich, ich verinnerlicheLebensprozesse – wie wir am Beispiel des Tanzes „Le Basque“ erfahren habenAufstehen, gehen, sich auf den Weg machenWir alle müssen jeden Tag aufstehen, sozusagen einen Aufstand machen, würden wirliegen bleiben, ginge der Weg nicht weiter, es gibt viele Lebenssitu<strong>at</strong>ionen, an denenwir uns wieder aufrichten müssen, damit der Weg weitergeht.Jesus sagt oft: „Steh auf und geh!“Gott sagt zu Abraham: „Verlasse deine Familie und geh“Manchmal braucht das Aufstehen Ermutigung, Hilfe, Beistand.UnterwegsseinWir sind unterwegs, ein Leben lang („von der Wiege bis zur Bahre“), auch bei einemUngeborenen spricht man davon, dass „ein Kind unterwegs ist“Tore/ TürenDas erste Tor, welchen wir durchstoßen, ist das Geburtstor, ein Tor ins Leben. Aufunserem Lebensweg durchschreiten wir viele Türen, viele Tore, dahinter liegt Neues,Unbekanntes, nicht immer ist es einfach, Türen zu öffnen. Da gibt es Schwellenangstund Unsicherheit.Ganzheitlich sinnorientierte Pädagogik – RPP<strong>Vortrag</strong> von <strong>Franz</strong> <strong>Kett</strong>Skriptum <strong>Petra</strong> Ostermann
Seite 3 von 3KreisDer Kreis gilt als Zeichen der Gemeinschaft, der Mitte, der Zentrierung. Jeder h<strong>at</strong>darin seinen Pl<strong>at</strong>z, keiner bleibt im Kreis haltlos.„Ich stehe auf dem meinen, du stehst auf dem deinen, ein jeder steht auf seinemPl<strong>at</strong>z hier in dem Raum!“ (n. Karl Valentin)Die Methoden, die eine Begegnung eines Menschen in seiner Ganzheit mit der Welt als Ganzheitermöglichen sollen sind gleichfalls ganzheitlich. Sie finden Anwendung durchVERSPRACHLICHUNGVERBILDLICHUNGVERLEIBLICHUNGDie Sinnbildhaftigkeit in der Welt in Bezug auf die eigene Person aber auch in ihrer Aussage auf einenletzten Sinn- und Seinsgrund wird über das symbolisierende Handeln und Gestalten erfahrbar underlebbar gemacht.Ein Symbol von außen meint einen Prozess innen, am Beispiel der Märchen kann man diese innerenWirklichkeiten erkennen. Um von der Seele zu sprechen bedienen wir uns oft der Außenwelt undihrer Geschichten und Metaphern.Zur Ganzheitlichkeit gehört die religiöse Dimension unbedingt dazu, sie ist verbunden mit derSinnfrage und der Sinnsuche.Von Gott zu sprechen geht nur über Symbole und Bilder, aber auch diese dürfen nicht absolutiertwerden, sonst engt man sie ein.Ganzheitliche Pädagogik will ganzheitliche Weltbegegnung, Beziehung und Menschwerdung.Ganzheitlich sinnorientierte Pädagogik – RPP<strong>Vortrag</strong> von <strong>Franz</strong> <strong>Kett</strong>Skriptum <strong>Petra</strong> Ostermann