SuperheroAntony McCartenDiogenes, 2008Ein Held auf den SeitenSuperhelden sind im richtigen Leben meistensnicht das, was man erwartet: wer würde hinterPeter Parker Spiderman vermuten?Comiczeichner Donald Delpe sieht genauso wenignach Superheld aus wie das Buch „Superhero“nach einem Roman über einen krebskrankenJungen. Er ist ein schräger Vogel: hager, dürr, undohne ein einziges Haar auf dem Kopf. Das hindertihn nicht daran, trotzdem durch Nord-Londonzu laufen, die Strickmütze auf dem Kopf und dieKopfhörer in seinen Ohren. Das Einzige, was manan ihm vielleicht als ‚super‘ bezeichnen kann, istvielleicht seine Schuhgröße: seine Schuhe tragendie Zahl 46 an der Unterseite.Obwohl er kein Superheld ist, und auch nicht wieeiner wird, muss er zu einem Helden werden undsich seinem Erzfeind, dem Krebs, stellen.Dabei würde Donald lieber ein normalesTeenager-Leben führen. Mädchen kennenlernen,sich verlieben, der erste Kuss, und – das Wichtigstevon allem – der erste Sex. Donald will nicht alsJungfrau sterben. Doch wie soll er dies erreichen?Shelley, das Mädchen aus der Nachbarschaft,wird sich wohl kaum von seiner Strickmützeverführen lassen. Doch Donald hat ein Ass imÄrmel – besser: unter dem Arm. Er zeichnetnämlich ununterbrochen einen Comic zu seinemSuperhelden Miracleman, der seine geliebte Racheldauernd vor dem Superschurken Gummifingerund seiner Krankenschwester retten muss.„Superhero“ ist eines dieser Bücher, die sichwieder und wieder und wieder lesen lassen undnicht langweilig werden. Hinter dem klassischendiogenes-Umschlag lauern zwei Welten: DonaldsWelt und sein Leben mit der Krankheit mitden Zusatzpaketen ‚nerviger Bruder‘ und ‚nochnervigere Eltern‘. Und dann gibt es da nochMiraclemans szenisch geschriebene Einschübe.Ob Miracleman vielleicht ein paar passende Tipsfür Donald hat?ErikaTohu WabohuNix für müde Krieger„Das ist doch tatsächlich Bill Creek, genanntSchielender Coyote... Und ein verdammt guterKumpel vom Limopanscher Buster Cooper!“ (S. 65)Cover © cbjAls ich hörte, dass die Kinder- und JugendbuchautorinAntje Szillat in diesem Frühjahreinen neuen Comic-Roman veröffentlichenwürde, war mir sofort klar - den muss ich lesen!Bisher wurde ich noch von keinem ihrerBücher, die ich gelesen habe, enttäuscht undalleine die Vorschau auf das Buch zaubertemir schon ein Lächeln aufs Gesicht. Schon dasCover sorgt für gute Laune, oder?Als ich dann das Buch aufschlug, entdeckteich gleich in passender Wild-West-ManierSteckbriefe aller wichtigen Personen (undTiere) dieses Buches - ganz zuvorderst natürlichdie Steckbriefe des kleinen neunjährigenHalbindianer und Helden „Tohu Wabohu“und seinem besten Freund „Matchsquathi Tebethto“,kurz Matschi genannt. Matschi ist einZwergpony, das Tohu von seinem Vater, demHäuptling Tanzende Hammerzehe, geschenktbekommen hat. Und obwohl sich Matschi amallerliebsten in jedem Matschloch suhlt undwälzt, sind die beiden einfach unzertrennlich.Ganz anders Tohu‘s Eltern, die nämlichgeschieden sind, weswegen Tohu unter gleichdoppeltem Wild-West-Schicksal leidet: Halbindianerund Scheidungskind!Tohu lebt mit seiner Bleichgesicht-Mutter inSummit Spring, aber jedes zweite Wochenendeund die Ferien verbringt er bei seinemVater im Indianerdorf Wabohu. Als Tohu sichgerade mal wieder überlegt, ob er nun spätereinmal ein Indianerhäuptling wie sein Dadwerden soll oder doch lieber ein bleichgesichtigerWesternheld, steht er plötzlich vor einemfremden Cowboy. Und ab diesem Momentschlittert Tohu in die bisher größte Wild-West-Nummer seines Lebens! Aufregung pur!Antje Szillat hat es geschafft, diesem Abenteuerviel Leben einzuhauchen, indem sie Tohuseine eigene Geschichte erzählen lässt. Undwas dem neunjährigen Burschen so durch denKopf geht, ist einfach zum schießen und totlachen- definitiv nicht nur für Kinder, auch Erwachsenehaben hier ehrliche Freude, wie ichnur bestätigen kann. Ich habe herzlich Tränen32gelacht. Die total süßen und lustigen Comic-Zeichnungen tragen hier natürlich auch ihrÜbriges dazu bei! Und durch diesen lustigenund auch etwas kindlich-umgangssprachlichenErzählstil lädt dieses Buch zum Vorlesen ein.Die Autorin hat es nicht versäumt, auch aktuelleThemen mit einzubinden und unterschwelligeBotschaften an die kleinen Leserweiterzugeben. Ganz besonders hervorgehobensind die Bedeutung und die Wichtigkeitder Freundschaft (Tohu und Matschi), dieHilfsbereitschaft (Tohu und Müder Krieger)und der Sinn für Gerechtigkeit und Ehrlichkeit.Erwähnen möchte ich auch ein weiteres tollesDetail, denn Antje Szillat hat, um den amerikanischenWildwest-Flair noch zu unterstützen,einige typische englische Begriffe eingearbeitet,deren Übersetzung natürlich gleichmit ausgegeben ist. Eine tolle Idee!„Ein wahrer Held ist nicht derjenige, derdie Lorbeeren für seine Taten entgegennimmt.Ein wahrer Held ist derjenige,der innerlich weise und großzügig ist.“* Weisheit des großen Wabohu-HäuptlingsTanzende HammerzeheAlexandraBücherkaffee
Zwei Meister verfassen einen Film:Tim und Struppi auf großer LeinwandBild © ParamountAuf einem Flohmarkt entdeckt der jungeJournalist Tim (orig. Tintin) das kunstvolleModell eines Dreimasters. Sein für wenig Gelderworbener Glücksgriff wird jedoch von zweiweiteren Männern begehrt, die ihm für die„Einhorn“ eine Menge Geld bieten. Seine vonNatur aus große Neugierde an dem Modellist geweckt und schnell findet er heraus, dass„die Einhorn“ eine tragische Geschichtevoller Geheimnisse und Feindschaft mit sichträgt. Sein eigenes Modell wird eines Abendsgestohlen und Tim folgt den ausgelegtenSpuren zu Iwan Sakharin, dem neuen Besitzervon Schloss Mühlenhof, dem alten Stammsitzder Familie Haddock. Dort entdeckt er einweiteres Modell der „Einhorn“, welchesseinem gleicht.Aufgrund seiner Neugierde wird Timzusammen mit seinem treuen Freund undWegbegleiter Struppi (orig. Milou) entführtmit auf dem Schiff „Karaboudjan“ aus Belgiengeschifft. An Bord begegnet er dem Alkoholverfallenem Kapitän Haddock, dessen Crewgemeutert und ihn im Schiffsinneren gefangenhält. Beiden gelingt die Flucht und sie folgenden Hinweisen, den die Schiffsmodelle ihnenliefern, denn nur ein echter Haddock kanndas Geheimnis der Einhorn lüften und dasviele Gold finden, das vor etlichen Jahrenverschwand.Die Abenteuer von Tim und Struppi – dasGeheimnis der Einhorn (orig. the adventuresof Tintin – the secret oft he unicorn) erschien2011 in den deutschen Kinos und gewannetliche Preise, wie u.a. den Golden GlobeAward 2012 als Bester Animationsfilm,den Anni Award für die beste Filmmusik ineinem animierten Film und den Tokyo AnimeAwards 2013 als bester ausländischer Film.Kein Wunder, denn Filmlegende StevenSpielberg führte zusammen mit Peter Jacksonals Co-Regisseur Regie. Doch nicht nur diezwei Meister überzeugten mit ihrem Namen,sondern auch das angewandte „Performance-Capture“ -Verfahren. Was „Herr der Ringe“Regisseur Peter Jackson in seiner Trilogiefür die Figur Gollum verwendete, dientedem ganzen Tintin Movie als Grundlage.Schauspieler wie Jamie Bell (Tim), AndySerkins (Kapitän Haddock) und Daniel Craig(Iwan Sakharin) hauchten den animiertenFiguren durch ihre Körpersprache Lebenein und jedem Kinobesucher wurde sofortdeutlich, wie viel lebendiger und realistischersich die Figuren bewegten.Trotz der neusten Technik blieben dieKritiken durchmischt. Viele lobten den Filmals „besten Animationsfilm seit langem“,andere bemängelte die angebliche Plattheitder Dialoge. Die Charaktere bleiben jedochihren Vorlagen treu und der Film bietet eineanspruchsvolle und unterhaltsame Geschichte.Dass es schwer ist, eine Comicreihe in einenFilm umzusetzen, sollte nicht bestrittenwerden. Unsere Meinung jedoch ist „dasGeheimnis der Einhorn“ ein wunderbarerFilm, der den Comics in Nichts nachstehtund liebevoll die Welt um Tim zum Lebenerweckt.Über Tim und StruppiIm Jahre 1929 erschien Tim zum erstenMal im Comic „Tintin in the Land oft heSoviets“. Der belgische Zeichner „Hergé“,geboren 1907, kreierte aufgrund des Erfolgesweitere Abenteuer des Journalist-Detektives,der sich schnell in die Herzen seiner Leser33schlich. Besonders an den Tim und StruppiComics ist, dass Tim keine Superkräfte hatund auch nie welche erlangt. Er folgt seinerberuflichen Neugierde und gerät dadurchin brenzlige Situationen, in welchen er auchoft genug etwas abbekommt. Seine Freundewie Struppi oder Haddock verleihen denGeschichten einen unterhaltsamen Witz undladen Erwachsene und Kinder in die Weltvon Tim ein. Über seine geschaffene Figursagte Hergé einmal: „Tintin is myself. Hereflects the best and brightest in me; he is mysuccessful double. I am not a hero. But likeall 15-year-old boys, I dreamt of being one…and I have never stopped dreaming. Tintin hasaccomplished many things on my behalf.”Cover © ParamountRamona