<strong>BILDUNGaktuell</strong> 01/2006 Anleitung Perspektiven zum Lernen � Foto: istockphoto.com Seite 04
Zur Qualität des österreichischen Bildungssystems gibt es ganz unterschiedliche Meinungen: Die einen halten es für beispielhaft, die anderen für mangelhaft und meinen, es sei notwendig, sich zu reformieren und an anderen Ländern zu orientieren. Betrachten wir die Ergebnisse der letzten PISA-Studie [<strong>Klick</strong>!], so lässt sich tatsächlich Verbesserungsbedarf erkennen: Gegenüber 2000 ist Österreich in den Bereichen Mathematik, Lesen und Naturwissenschaft jeweils um einige Rangplätze zurückgefallen und befindet sich dort, wie auch im Bereich Problemlösen, im Mittelfeld. Selbstverständlich stellt die PISA-Studie, an der sich alle OECD-Länder beteiligen, ein wichtiges bildungspolitisches Instrument dar. Allerdings darf nicht der Eindruck entstehen, dass sich die Qualität und Effektivität eines Bildungssystems allein aus der Güte der Vermittlung grundlegender Fertigkeiten heraus bestimmt. Ein qualitativ <strong>BILDUNGaktuell</strong> 01/2006 Gegenüber dem Jahr 2000 ist Österreich in der PISA-Studie in den Bereichen Mathematik, Lesen und Naturwissenschaft zurückgefallen. Prof. Dr. Klaus Tochtermann hochwertiges und effektives Bildungssystem, das wesentlich zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit eines Landes oder eines ganzen Wirtschaftsraumes beiträgt, ist durch eine Vielzahl weiterer Faktoren gekennzeichnet. Dies wird auch deutlich, wenn wir einen Blick auf die Strategien der Europäischen Kommission hinsichtlich Entwicklung der Aus- und Weiterbildungssysteme werfen. Im Zusammenhang mit der Erreichung der Lissabon-Ziele, die im März 2000 formuliert wurden, wird der Ausbildung - neben anderen Faktoren - eine wichtige Rolle beigemessen. So wurde im Jahr 2002 das ambitionierte Ziel formuliert, Europa bis 2010 im Sinne der Qualität der Aus- und Weiterbildungssysteme zum Weltführer zu entwickeln [<strong>Klick</strong>!]. Vor diesem Hintergrund werden die folgenden strategischen Ziele verfolgt [<strong>Klick</strong>!]. » Steigerung der Qualität und Effektivität von Aus- und Weiterbildungssystemen in der EU. » Erleichterung des Zugangs zu Aus- und Weiterbildungssystemen für alle. » Öffnung von Aus- und Weiterbildungssystemen für die breitere Welt. Zur Erreichung dieser Ziele, die insgesamt ein tragfähiges europäisches Bildungssystem reflektieren, tragen die verschiedensten Faktoren bei. Viele davon haben nicht unmittelbar mit Maßnahmen der Vermittlung grundlegender Fertigkeiten zu tun, sondern bewegen sich vielmehr im Bereich der Entwicklung einer Bildungskultur: So geht es unter anderem darum, eine allgemeine Lernfähigkeit zu fördern und zu erhalten, offene Lernumgebungen zu schaffen und Lernen an sich attraktiver zu machen. Auch am Selbstverständnis von Lehrern und Tutoren muss im Rahmen deren Ausbildung gearbeitet werden: Sie dürfen nicht länger reine Wissensvermittler bleiben, sondern müssen sich zu Tutoren entwickeln, die ihre Lerner anleiten und zum selbstverantwortlichen Lernen anregen. Auch müssen die Fähigkeiten und Fertigkeiten, die uns helfen, unser Berufs- und Alltagsleben erfolgreich zu bewältigen, entsprechend einer sich laufend verändernden Gesellschaft und Wirtschaft dynamisch angepasst, definiert und in Aus- und Weiterbildung integriert werden. Lehrer und Tutoren dürfen nicht länger reine Wissensvermittler bleiben. Prof. Dr. Klaus Tochtermann Anleitung Perspektiven zum Lernen � Ohne die Anforderungen an ein gutes Bildungssystem weiter ausführen zu wollen: Es wird deutlich, dass gute Bildung mehr als die Vermittlung der Kulturtechniken bedeutet und unsere Bildungssysteme den neuen Anforderungen und gesteckten Zielen noch nicht gerecht werden! Aber wir sind auf dem besten Wege. Förderprogramme [<strong>Klick</strong>!] wie Erasmus Mundus, Tempus oder Sokrates unterstützen uns bei der Erreichung des Ziels, Europa zum Weltführer im Bereich der Aus- und Weiterbildungssysteme zu machen. ■ Prof. Dr. Klaus Tochtermann ist wissenschaftlicher Leiter und Geschäftsführer des Know- Center in Graz. <strong>Klick</strong>! www.know-center.at Seite 05 Fotos: fotolia.de, istockphoto.com, Know-Center