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"Faszination Blech": Stanzen, Nibbeln, Umformen (Kapitel 5)

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1 Bürstentische verhindern Laufspuren auf der Blechunterseite.<br />

Während der Bearbeitung wird das Blech auf dem Maschinen-<br />

tisch bewegt. In empfindlichen Materialien können die Metall-<br />

kugeln der Kugelrolltische deutliche Laufspuren erzeugen.<br />

Bürstentische schaffen Abhilfe. Auf den Kunststoffbürsten<br />

gleitet die Blechtafel leichter. Allerdings verschleißen die<br />

Kunststoffbürsten und müssen regelmäßig gereinigt werden,<br />

weil sich Öl und Späne festsetzen können.<br />

Manchmal kommt es vor, dass ein Stanzbutzen nicht nach<br />

unten durch die Matrize fällt, sondern nach oben gezogen<br />

wird und schräg darin hängen bleibt. Er ragt dann über die<br />

Matrize hinaus und kann das Blech verkratzen. Um dies zu<br />

verhindern, gibt es zwei Wege. Der eine: die Stanzbutzen-<br />

absaugung, die den Butzen nach unten wegsaugt. Der zweite:<br />

Butzenrückhaltematrizen, die kleine Nuten in den Schnitt-<br />

flächen enthalten. Beim <strong>Stanzen</strong> fließt etwas Material in die<br />

Nuten. Bleibt der Stanzbutzen am Stempel hängen, klemmt<br />

er in den Nuten fest und wird nicht mit nach oben gezogen.<br />

1<br />

Gratfrei | Der Grat ist ein typisches Merkmal beim <strong>Stanzen</strong><br />

und <strong>Nibbeln</strong>. An der unteren Kante der Stanzung bleibt etwas<br />

Material stehen und bildet einen fühlbaren Rand, den so<br />

genannten Grat. Er kann unterschiedlich groß ausgebildet<br />

sein und ist meist so scharf, dass Verletzungsgefahr besteht.<br />

Außerdem stört er beim Verbinden zweier Kanten oder beim<br />

Lackieren. Deshalb werden Stanzteile häufig entgratet, bevor<br />

sie weiterverarbeitet werden.<br />

Wer den Grat reduzieren will, kann den Schnittspalt zwi-<br />

schen Stempel und Matrize verkleinern. Dies ist allerdings<br />

verbunden mit höheren Stanzkräften und einer kürzeren<br />

Standzeit der Werkzeuge.<br />

Maschinen- und Werkzeughersteller arbeiten an Lösungen,<br />

die möglichst gratfreie Teile versprechen. Eine Lösung besteht<br />

darin, den Grat mit speziellen Werkzeugen umzuformen. Eine<br />

andere Möglichkeit sind Entgrateinrichtungen in der Maschine.<br />

Sie erzeugen allerdings Späne.<br />

Butzenrückhaltematrize: Nuten verhindern, dass der Stanzbutzen am<br />

Stempel haften bleibt und mit nach oben gezogen wird.<br />

GEHT’S AUCH ETWAS LEISER?<br />

Zur Geräuschkulisse in der Fertigungshalle trägt die Stanz-<br />

maschine einen wesentlichen Anteil bei. Um die Bediener zu<br />

entlasten und die Stanzmaschine leiser zu machen, gibt es<br />

zwei Möglichkeiten. Entweder man durchstanzt das Material<br />

langsamer mit der Softpunch-Funktion oder man verwendet<br />

so genannte Whispertools (zu Deutsch: Flüsterwerkzeuge).<br />

Sanft stanzen – Softpunch | Wenn der Stempel das<br />

Werkstück mit voller Geschwindigkeit durchstanzt, bricht das<br />

Metall mit einem lauten Knall. Abhängig vom Material lässt<br />

sich die Lautstärke um bis zu 80 Prozent reduzieren, wenn<br />

der Stempel langsamer durch das Blech bricht. Deshalb wird<br />

die Geschwindigkeit während des Stanzhubes geregelt. Sensoren<br />

im Stanzkopf erkennen am Öldruck, wann der Stempel<br />

die Blechoberfläche berührt. Ab da fährt er mit reduzierter<br />

Geschwindigkeit weiter, bis er das Blech durchtrennt hat.<br />

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Normaler Stanzhub mit voller Geschwindigkeit (links) und sanfter<br />

Stanzhub mit geregelter Geschwindigkeit (rechts)<br />

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Dezibel versus Höreindruck Whispertools und geringere Durchstanzgeschwindigkeiten<br />

reduzieren den Geräuschpegel von Stanzmaschinen<br />

erheblich, zum Beispiel von 90 auf 80 Dezibel (A). Das klingt zunächst<br />

nicht sehr beeindruckend. Die Messskala ist jedoch logarithmisch eingeteilt<br />

– wie die von Erdbebenstärken. Für den Höreindruck eines Menschen<br />

bedeuten deshalb 10 Dezibel weniger eine Verringerung der Lautstärke<br />

um circa 50 Prozent.<br />

Flüsternde Werkzeuge | Whispertools haben eine angeschrägte<br />

Fläche, im Gegensatz zu anderen Stempeln, die<br />

gerade Flächen haben. Die angeschrägten Stempelflächen<br />

vermindern das Stanzgeräusch um bis zu 50 Prozent durch<br />

den so genannten ziehenden Schnitt: Der Stanzbutzen wird<br />

von einer Seite her kontinuierlich herausgetrennt. Stempel<br />

mit gerader Fläche treffen hingegen flächig auf das Blech<br />

und trennen ihn von allen Seiten gleichzeitig heraus.<br />

Ein weiterer Vorteil: Whispertools benötigen weniger Schneidkraft<br />

bei gleichen Stempelabmessungen. Das macht sie auch<br />

für die Bearbeitung dicker, hochfester und zäher Werkstoffe<br />

attraktiv. Andererseits erhöht die schräge Stempelfläche die<br />

Hublänge. Dadurch verlängert sich der Arbeitsprozess geringfügig.<br />

Außerdem ist die Nachschleiflänge etwas kürzer als<br />

bei Stempeln mit gerader Fläche. Der Stempel kann deshalb<br />

nicht so oft nachgeschliffen werden.<br />

Dank der angeschrägten Flächen stanzen Whispertools deutlich leiser.<br />

116 | <strong>Stanzen</strong>, <strong>Nibbeln</strong>, <strong>Umformen</strong> 117

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