InhaltEditorial3 Von Mafiosi, Sonderlingen und AussteigernMichael SchneiderBibelstudium4 Tragen (2)Eberhard SchneiderBibel im Alltag10 Sonntagsgedanken (1)Ulrich MüllerGlaubensleben18 Wille, Freiheit, Gehorsam – und ein BildHanswalter GiesekusEvangelisation26 Fünf Dinge, die Gott nie gesagt hatR. Larry MoyerVor-Gelesen31 Gott im FadenkreuzJochen KleinPost32 Der dem Herrn gehörende TagMartin ArhelgerDie Rückseite36 Angemessene KleidungAutor unbekannt<strong>Zeit</strong> & <strong>Schrift</strong>16. Jahrgang <strong>2013</strong>Herausgeber und Redaktion:Horst von der HeydenThüringer Straße 1457299 BurbachE-Mail: h.vdh@web.deMichael SchneiderKlingelbachweg 535394 GießenE-Mail: schneid9@web.deBestelladresse:<strong>Zeit</strong> & <strong>Schrift</strong>Horst von der HeydenThüringer Straße 1457299 BurbachE-Mail: mail@zs-online.deTel. 02736 6021Digitale Fassung:www.zs-online.de(kostenloser Download)Bankverbindung:<strong>Zeit</strong> & <strong>Schrift</strong> – Mechthild WeckDeutsche Bank 24 AG BerlinBLZ 100 700 24Konto Nr. 1492271Layout:Wolfgang SchuppenerVersand:Buhl Data Service GmbH57290 NeunkirchenBildnachweis:www.photocase.deDie Herstellungs- und Versandkostenbetragen ca. 2 € je Exemplar. Siewerden durch Spenden aufgebracht.Abgedruckte Artikel, Beiträge oder Leserbriefegeben nicht unbedingt dieMeinung der Herausgeber wieder. Siestimmen aber mit der grundsätzlichenHaltung der Redaktion zur Heiligen<strong>Schrift</strong> überein.Die Redaktion übernimmt keine Haftungfür unverlangt eingesandte Beiträge.Alle Einsender stimmen der kostenlosenunbeschränkten Nutzungihrer Beiträge zu.2 <strong>Zeit</strong> & <strong>Schrift</strong> 4 ∙ <strong>2013</strong>
EditorialVon Mafiosi, Sonderlingen und AussteigernWenn deutsche Journalisten über »die Evangelikalen« berichten, kommtselten etwas Ausgewogenes dabei heraus. So war es auch kürzlich wieder,als Oliver Rezec die Leser der Süddeutschen <strong>Zeit</strong>ung an einem »Besuch beiden Evangelikalen im Hessischen Hinterland« teilhaben ließ.*Als Einstieg in seine Reportage wählte er – nach bewährtemjournalistischem Muster – ein anrührendesEinzelschicksal: Marion (Name geändert), eine Frauaus dem südlichen Hinterland, die mit 31 Jahren zumersten Mal eine Hose anzog, ihre Gemeinde verließund seither in ihrem Dorf »nicht mehr willkommen«ist. Aus welcher Gemeinde und welchem Dorf siestammt, erfahren wir nicht – Marion fürchtet um ihrenArbeitsplatz, denn »ihre frühere Gemeinde habegewaltige Macht in der Gegend«. Der unbedarfte Lesermuss annehmen, »zwischen Marburg und Herborn«herrsche eine Art evangelikale Mafia.Nach dem ›Opfer‹ wird ein ›Täter‹ vorgestellt: ErnstPfister, Gemeindeältester der »Evangelisch Taufgesinnten«oder »Nazarener«, einer russlanddeutschenGemeinde in Breidenbach, die sich »streng an die Bibel«hält. Frauen tragen Rock, Kopftuch und Dutt,Empfängnisverhütung ist verboten, Sünder werdenaus der Gemeinde ausgeschlossen, Ungläubige haben»Feuerpfuhl und Schwefel« zu erwarten, zur Erziehungwird die Rute eingesetzt. Solche Auskünfte –offenbar mit größter Bereitwilligkeit gegeben – sindfür den Journalisten natürlich ein gefundenes Fressen.Es folgt die Beschreibung einer Gebets- und Bibelstundeder »geschlossenen Brüder« in Breidenstein.»Kein Altar, keine Orgel, an der Wand kein Kreuz,bloß eine Uhr«; minutenlanges Schweigen, Männerund Frauen sitzen getrennt, Frauen tragen Kopftuchund Rock oder Kleid; gebetet wird kniend, beteiligendürfen sich nur Männer, es ist die Rede von »Dingen,die angenehm sind fürs Fleisch, aber der Seele schaden,von unserem Herrn Jesus, bitte segne die Traktate,lass all diese verkehrten Menschen in der Weltdich schauen, unser Herr Jesus, wir danken dir fürdas Baby, das du Jan und seiner Frau geschenkt hast,unser Herr Jesus, wir hoffen, dass keiner unter unsist, der dich noch nicht erkannt hat. Amen.« In der<strong>Zeit</strong> & <strong>Schrift</strong> 4 ∙ <strong>2013</strong>anschließenden Wortbetrachtung fällt dem Journalistenoffenbar nichts Besonderes mehr auf, nur dasgetrennte Aufstehen und Hinausgehen muss noch erwähntwerden. Insgesamt kommen die »geschlossenenBrüder« vergleichsweise glimpflich davon: eineetwas skurrile, aber anscheinend harmlose Gruppe.Deutlich härter trifft es – überraschenderweise –die Freien evangelischen Gemeinden. Sie träten zwarliberaler und moderner auf als andere Freikirchen, soder »Aussteiger« Frithjof Rompf, aber »das Programmist aus seiner Sicht das gleiche wie bei allen Evangelikalen.Es werde nur subtiler verabreicht. OffenerZwang sei nicht nötig, wenn es mit Schuldgefühlenebenso leicht geht.« Nahezu tägliche Gemeindeveranstaltungensorgten für ständige gegenseitige Kontrolle:»Wann immer ein junger Mensch sich ausprobierenwill an den Dingen, die nicht vom Herrn sind,Rockmusik hören, was trinken gehen – stets ist einerda, der ihn beiseitenimmt und ihm ins Gewissen redet,wie verkehrt die Menschen sind da draußen. […]›Dein ganzes Leben lang wirst du gefüttert mit Gutund Böse und Sünde und Hölle und Tod und Teufel.‹«Wer mit der Berichterstattung über Evangelikale indeutschen Medien ein wenig vertraut ist, findet hierdas gewohnte Bild: die übliche undifferenzierte undverständnislose Recherche, das übliche Herausgreifendramatischer Einzelfälle, die übliche emotionaleStimmungsmache. Gleichwohl ist es vielleicht nichtverkehrt, anlässlich solcher Reportagen wieder einmalneu über den Unterschied zwischen biblischenWahrheiten – die dem »natürlichen Menschen« nur»Torheit« sein können (1Kor 2,14) – und menschlichenTraditionen nachzudenken. Nicht alles, was einem säkularenJournalisten befremdlich erscheint, ist deswegenauch schon biblisch!Michael Schneider* Süddeutsche <strong>Zeit</strong>ung 114 (18.–20. Mai <strong>2013</strong>), S. V2/4–5.3