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treffpunkt campus - Hochschule Magdeburg-Stendal

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Wie sind Sie zum Journalismus gekommen?<br />

Ich habe Germanistik, Philosophie und Ethnologie studiert.<br />

Während meines Studiums habe ich angefangen, als freie<br />

Journalistin zu arbeiten. Aber es hat dann noch ziemlich<br />

lange gedauert, bis ich mein Geld mit Journalismus verdient<br />

habe. Und tatsächlich erst, als ich mich auf eine<br />

Anzeige der taz als Nachrichtenredakteurin beworben<br />

habe. Ich habe diese Stelle bekommen und erst dann war<br />

Journalismus mein Brotberuf.<br />

Wie lange hat das in etwa gedauert?<br />

Von der ersten Versuchen bis zur ersten Anstellung ungefähr<br />

vier bis fünf Jahre.<br />

Wir bilden hier an der <strong>Hochschule</strong> auch<br />

Journalisten aus. Was sollte ein Berufseinsteiger<br />

an Qualifikationen mitbringen?<br />

Zuerst eine möglichst fundierte journalistische Ausbildung.<br />

Und zwar, wenn es geht, in Theorie und Praxis. Aber was für<br />

mich auch wirklich zählt, ist Leidenschaft und Begeisterung<br />

für den Beruf. Ich glaube, wenn man sagt, „ich mache<br />

irgendeinen Job”, dann sollte man kein Journalist werden.<br />

Ich sags jetzt mal ganz altmodisch: Für mich sind Journalisten<br />

und Journalistinnen immer noch die Helden der Aufklärung.<br />

Und Held oder Heldin kann man doch nicht werden,<br />

wenn man keine Leidenschaft hat.<br />

Sollten man als junger Journalist noch ein<br />

Nebenfach studiert haben, oder reicht eine<br />

fundierte journalistische Ausbildung aus?<br />

Ich denke beides ist sinnvoll. Eine fundierte journalistische<br />

Ausbildung, aber natürlich auch theoretisches Wissen, das<br />

man sich an der Uni durch wissenschaftliches Arbeiten<br />

aneignet. Häufig ist es gar nicht so wichtig, welches Fach<br />

das ist, es gibt ja sehr viele Journalisten, die Politik und<br />

Geschichte studiert haben. Das ist natürlich nicht die<br />

schlechteste Grundlage, gerade für Journalisten, die dann<br />

auch im politischen Bereich arbeiten wollen. Aber ich denke,<br />

es geht auch mit vielen anderen Ausbildungen. Zum Beispiel<br />

Wissenschaftsjournalisten werden nach wie vor händeringend<br />

gesucht. Man hat als Wissenschaftsjournalist in<br />

Zukunft sehr gute Chancen. Und das heißt dann natürlich<br />

auch, das Naturwissenschaftler zum Zuge kommen können.<br />

Sie haben eben in Ihrem Vortrag dargelegt,<br />

dass Betriebswirte in Redaktionen nichts zu<br />

suchen hätten. Hier an der <strong>Hochschule</strong> wird<br />

Journalistik mit Medienmangement verzahnt<br />

gelehrt. Halten Sie das für sinnvoll?<br />

Medienmanagement ist sinnvoll, hat aber mit Journalismus<br />

erstmal nichts zu tun. Deswegen finde ich es gut, wie es hier<br />

gemacht wird – das man eine gemeinsame Grundausbildung<br />

hat, finde ich wichtig. Weil man das gegenseitige Verständnis<br />

braucht. Auch Journalisten müssen ökonomisch denken<br />

können, verstehen sie mich nicht falsch. Nur Ökonomie –<br />

also ökonomisch zu arbeiten – ist nicht ihr erstes Ziel. Sondern<br />

ihr erstes Ziel ist es, Qualitätsjournalismus herzustellen.<br />

Dass sie dabei nicht so blauäugig sein können, zu denken,<br />

egal was es kostet, das finde ich selbstverständlich. Medienmanager<br />

haben ein ganz anderes Ziel und irgendwann einen<br />

ganz anderen Fokus. Und deshalb ist es auch richtig, das<br />

irgendwann auch mal deutlich voneinander zu trennen.<br />

<strong>treffpunkt</strong> <strong>campus</strong> 7<br />

mai 2007<br />

Noch einmal zurück zum Journalismus.<br />

Wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung<br />

der Branche, besonders die der Zeitungen?<br />

Das Internet wird auch für Printmedien zunehmend wichtiger.<br />

Es ist kein Zufall, dass wir auch in der taz in den<br />

nächsten Wochen eine Online-Redaktion aufmachen werden.<br />

Unser Anspruch ist dabei aber nicht, ein Nachrichtenportal<br />

wie Spiegel-Online aufzubauen. Dafür reichen unsere<br />

Kapazitäten nicht. Wir wollen eine weitere Abspielfläche<br />

schaffen und damit auch ein anderes Publikum gewinnen<br />

– für taz-Inhalte und für den Journalismus, so wie wir<br />

ihn in der taz verstehen. Ich glaube nicht, dass sich Printmedien<br />

völlig erübrigen werden. Es gibt ja wieder die typischen<br />

Unkenrufe und Kulturpessimismus – es wird ja bald<br />

gar keine Printmedien mehr geben. Das halte ich für<br />

Quatsch. Aber dass die Printmedien weiter mit ihrer Leserschaft<br />

zurückgedrängt werden, dass nur noch bestimme<br />

Bereiche der Gesellschaft von Printmedien erreicht werden,<br />

das glaube ich, wird die Entwicklung sein. Und umso<br />

wichtiger ist es, dieses zweite Standbein zu haben. Es kann<br />

durchaus sein, dass die Online-taz in vielleicht zehn Jahren<br />

die Print-taz ernähren wird.<br />

Die Honorare sinken immer weiter überall<br />

auf dem Markt. Wie kann ich als freier<br />

Journalist da noch Qualität liefern?<br />

Ich will den freien Journalisten keine Angst machen, aber<br />

ich sehe ihre Zukunft wirklich düster. Denn auch Qualitätsmedien,<br />

auch Medien, die eigentlich genügend finanzielle<br />

Ressourcen haben, versuchen die Preise für freie Anbieter<br />

weiter zu drücken. Die Lobby-Vertretung der Freien hat<br />

auch nicht den Einfluss, als wenn sie in einer Redaktion<br />

Druck machen. Sei es auf Gehälter, oder auf Inhalte. Ich<br />

halte das für ausgesprochen schwer. Ich glaube trotzdem,<br />

dass man sich als freier Journalist, freie Journalistin eine<br />

Zukunft aufbauen kann. Aber man muss schon sehr genau<br />

überlegen, in welchen Bereichen, was man anbieten kann,<br />

inwieweit man sich möglicherweise spezialisieren muss<br />

und ob man nicht sozusagen mehrgleisig fährt.<br />

Was halten Sie von PR-Journalisten?<br />

Als eine Form der Mehrgleisigkeit hat sich in letzter Zeit<br />

herausgeschält, dass sich Kollegen als PR-Journalisten<br />

bezeichnen. Das heißt, sie machen eben einerseits Öffentlichkeitsarbeit,<br />

andererseits Journalismus. Diese Art der<br />

Vermischung halte ich natürlich für völlig daneben und für<br />

völlig unzulässig. Denn ich glaube, es bedarf einer enormen<br />

Distanzierungsleistung, wenn man zum Beispiel im<br />

selben Bereich tätig ist. Angenommen man ist Wirtschaftsjournalist<br />

oder Wirtschaftsjournalistin und man arbeitet in<br />

Form von PR und Öffentlichkeitsarbeit in diesem Bereich.<br />

Und dann setzt man sich auf die andere Seite des Schreibtisches<br />

und spielt plötzlich Wirtschaftsjournalistin. Ich<br />

glaube, das funktioniert überhaupt nicht. Vielleicht geht<br />

es, wenn man Öffentlichkeitsarbeit im Bereich Kultur<br />

macht und parallel als Wirtschaftsjournalist arbeitet. Ich<br />

verstehe die Existenznöte von Kollegen und Kolleginnen,<br />

die auf solche Ideen kommen, aber es tut der Branche<br />

überhaupt nicht gut.

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