D E U T S C H E R F IL M P R E IS 2 0 10 - Deutsche Filmakademie
D E U T S C H E R F IL M P R E IS 2 0 10 - Deutsche Filmakademie
D E U T S C H E R F IL M P R E IS 2 0 10 - Deutsche Filmakademie
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20<strong>10</strong>
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong><br />
IM FRIEDRICHSTaDTPaLaST<br />
23. aPR<strong>IL</strong> 20<strong>10</strong>
GRUSSwoRT<br />
Die bedeutendste auszeichnung für den deutschen<br />
Film, der <strong>Deutsche</strong> Filmpreis, feiert in diesem<br />
Jahr sein 60. Jubiläum. Für mich ist es immer<br />
wieder ein ganz besonderes und spannendes<br />
Ereignis, wenn die Mitglieder der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Filmakademie</strong> die künstlerischen Höhepunkte<br />
des Jahres küren. Die 60. Filmpreisverleihung<br />
wartet dabei gleich mit mehreren Neuerungen<br />
auf. So wird in diesem Jahr zum ersten Mal eine<br />
LoLa für die Kategorie „Bestes Maskenbild“<br />
vergeben. ohne Frage trägt das Maskenbild<br />
entscheidend zur künstlerischen Qualität eines<br />
Films bei. Iris Berben und Bruno Ganz geben als<br />
Präsidentenpaar darüber hinaus der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Filmakademie</strong> seit anfang des Jahres ein neues<br />
Gesicht. Ich bin sicher, dass mit ihnen ausgezeichnete<br />
Botschafter für den <strong>Deutsche</strong>n Film<br />
gewonnen wurden.<br />
wieder einmal können wir auf ein außerordentlich<br />
erfolgreiches Kinojahr zurückblicken.<br />
Der deutsche Film hat sich längst einen festen<br />
Platz im Herzen des Publikums erobert – und<br />
das auch im ausland. Beweis hierfür sind die<br />
2<br />
zahlreichen auszeichnungen, die deutsche Filme<br />
bei internationalen wettbewerben und Festivals<br />
erhalten haben. Und wer sich das Filmschaffen<br />
des vergangenen Jahres einmal in Erinnerung<br />
ruft, weiß auch, warum. Denn die originalität<br />
und Qualität deutscher Filme ist wirklich bemerkenswert.<br />
Lassen wir uns nun gemeinsam<br />
überraschen, wer die begehrte LoLa Trophäe in<br />
diesem Jahr erhalten wird. Ich danke allen, die<br />
den heutigen abend in organisatorischer Hinsicht<br />
möglich machten – allen voran natürlich<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Filmakademie</strong> und ihren neuen<br />
Präsidenten. allen Gästen und Nominierten<br />
wünsche ich viele anregende Begegnungen und<br />
einen unterhaltsamen abend.<br />
Bernd Neumann, MdB<br />
Staatsminister bei der Bundeskanzlerin<br />
Der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur<br />
und Medien<br />
Foto: © Seekamp, Bremen<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>
GRUSSwoRT<br />
Der 14. Februar 20<strong>10</strong> war für uns beide ein schöner<br />
Tag. Nicht, weil wir an diesem Sonntag in ein<br />
amt gewählt wurden, das mit Respekt, Reputation<br />
und Repräsentation verbunden ist – das auch,<br />
ja. aber weit mehr noch war es ein Gefühl, ein<br />
wunderbares Gefühl, uns auf diese weise akzeptiert<br />
zu sehen. wir bedanken uns herzlich dafür.<br />
Die akademie hat uns Vertrauen geschenkt und<br />
wir haben Respekt erlebt. Unser Respekt dem<br />
amt gegenüber soll nun in die akademie und damit<br />
in den deutschen Film zurückfließen.<br />
Die Verleihung des <strong>Deutsche</strong>n Filmpreises, die<br />
in diesem Jahr zum sechzigsten Mal stattfindet<br />
und dabei zum sechsten Mal unter der Federführung<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Filmakademie</strong>, ist eine<br />
Veranstaltung, bei der es naturgemäß auch um<br />
Respekt, Reputation und Repräsentation geht.<br />
Vor allem aber geht es um die Filme, und um die,<br />
die diese Filme machen. Es geht darum, auf ein<br />
Jahr zurückzublicken, das wieder ein gutes Jahr<br />
für den deutschen Film war.<br />
Der Erfolg unserer Filme, mal in künstlerischer,<br />
mal in wirtschaftlicher und auch nicht selten in<br />
beider Hinsicht, ist schon seit Jahren nicht mehr<br />
die ausnahme, die die Regel bestätigt, sondern<br />
die Regel, von der es kaum noch eine ausnahme<br />
gibt. Dafür ist die <strong>Deutsche</strong> <strong>Filmakademie</strong><br />
nicht verantwortlich. Sie ist natürlich nicht<br />
der ort, an dem diese Filme entstehen. aber die<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Filmakademie</strong> ist der ort, an dem sich<br />
viele von denen, durch die diese Filme entstehen,<br />
treffen und aufgehoben fühlen. Der ort, an dem<br />
sie sich austauschen, diskutieren, streiten können.<br />
Der ort, an dem die Filme, ihre Inhalte und<br />
ihre Schöpfer, ihre Formen und ihre wirkung ein<br />
ständiges Thema sind. Nicht nur, wenn es darum<br />
geht, den <strong>Deutsche</strong>n Filmpreis auszuloben.<br />
Iris Berben Bruno Ganz<br />
Präsidentin Präsident<br />
Foto: © Mathias Bothor<br />
3
Foto: © Heinz Köster - <strong>Deutsche</strong> Kinemathek<br />
60 JaHRE DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong><br />
Eine kleine Geschichte in Fakten und Anekdoten<br />
Das Schönste an den ersten Jahren des<br />
DEUTSCHEN F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong>ES waren aus heutiger<br />
Sicht die Namen der Nebenpreise und die Gestaltungen<br />
der Trophäen. Schon als am 6. Juni 1951<br />
zum ersten Mal der DEUTSCHE F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> vergeben<br />
wurde – an DaS DoPPELTE LoTTCHEN<br />
unter der Regie von Josef von Baky in Form<br />
des „Goldenen Leuchters“ –, durfte die Firma<br />
Der Sekt der frühen Jahre: Horst Buchholz begießt den<br />
DEUTSCHEN F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong><br />
4<br />
Georg witt Film eine Silberne Vase mit nach<br />
Hause nehmen, weil sie mit MoDEBUMMEL<br />
(Regie: werner Jacobs) einen weiteren „Besonders<br />
wertvollen Kulturfilm“ vorgelegt hatte.<br />
1952 war man dann schon so weit, den<br />
„Besten Problemfilm“ zu ehren. Folgerichtig mit<br />
einem „Kopf mit Flügeln“. Den hätten sich die<br />
ausgezeichneten Schauspieler in diesem Jahr<br />
sicherlich auch gewünscht. aber Grady Garnass,<br />
Gertrud Kückelmann und Jan Hendriks mussten<br />
sich mit je einer „Dose“ (Gold oder Silber) begnügen.<br />
Und wenn ein Film „zur Förderung des<br />
demokratischen Gedankens“ beitrug, konnte er<br />
wie DoN CaM<strong>IL</strong>Lo UND PEPoNE (1953) auch<br />
mal aus Frankreich kommen und bekam, natürlich,<br />
einen „Silbernen Becher“. Da musste man<br />
sich bei einer „neuartigen (avantgardistischen)<br />
filmischen Leistung“ etwas mehr einfallen lassen.<br />
Die Lösung war eine „Vase mit goldenem<br />
Zweig“. aber den weg in die Zukunft wies dann<br />
doch der „Film, der das soziale Problem besonders<br />
eindrucksvoll behandelt“, nämlich alfred<br />
weidenmanns wEG IN DIE FREIHEIT, denn er<br />
bekam schlicht ein „Filmband in Silber“. Diesen<br />
Preis gab es von 1954 bis einschließlich 1998.<br />
In besonders guten Jahren war für den allerbesten<br />
Spielfilm auch noch eine „Goldene Schale“<br />
drin. aber deren Herausgabe wurde von der Expertenkommission,<br />
die von der Bundesregierung<br />
zur Ermittlung der Preisträger eingesetzt wurde,<br />
auffällig oft verweigert.<br />
Der DEUTSCHE F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong>, der die längste Zeit<br />
seines bisherigen Lebens in der Branche und<br />
beim Publikum als Bundesfilmpreis durchging,<br />
war eine erstaunliche und geschickte politische<br />
Erfindung. Er war das erste institutionelle<br />
Foto: © arne Schambeck<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>
Instrument zur Förderung deutscher Filmproduktionen.<br />
Die Preise für Filme waren und sind großzügig<br />
dotiert und werden zweckgebunden, also<br />
zur Herstellung neuer Filme, vergeben. Daran hat<br />
sich bis heute bekanntlich nichts geändert. Seit<br />
1999 sieht der Preis anders aus. Und seit 2005 wird<br />
er nicht mehr von einer vom Staatsminister für<br />
Kultur und Medien eingesetzten Jury ausgelobt,<br />
sondern von den Mitgliedern der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Filmakademie</strong>.<br />
aber den besagten Staatsminister gibt<br />
es ja auch noch nicht so lange. Bevor der alt-Bundeskanzler<br />
Gerhard Schröder diesen Posten ins<br />
Kabinett einführte und als klare Geste unter seinem<br />
Dach residieren ließ – nämlich im Jahr 1998 –<br />
lag die Filmförderung des Bundes in den Händen<br />
des Ministers, der auch heute noch für die innere<br />
Sicherheit und den Sport zuständig ist, der Bundesminister<br />
des Inneren. Dieser (eine weibliche<br />
Version ist in der bisherigen Geschichte der Republik<br />
nicht bekannt) hatte nicht immer eine ausgeprägte<br />
Liebe zum Kino, nannte bei Interviews<br />
anlässlich der Filmpreis-Verleihung, wenn es<br />
hoch kam, den neuesten Disney-Film als letzten<br />
Kontakt zum Kino und setzte anlässlich der Verleihungen<br />
– die übrigens bis Ende der Siebziger<br />
während der damals im<br />
Sommer stattfindenden<br />
Berlinale veranstaltet<br />
wurden – gerne mal politische<br />
akzente, die die<br />
Branche eher verwirrten.<br />
was zu beweisen<br />
ist mit einer Geschichte,<br />
die den TV-Kritiker<br />
des „Spiegel“ namens<br />
Telemann in der ausgabe<br />
vom 6. Juli 1960 zu<br />
einer (film)politischen<br />
Satire inspirierte. Man<br />
muss wissen, dass in diesem Jahr zwei der interessantesten<br />
deutschen Nachkriegsfilme, nämlich<br />
RoSEN FÜR DEN STaaTSaNwaLT (Regie: wolfgang<br />
Staudte) und DIE BRÜCKE (Regie: Bernhard<br />
wicki) zu den großen Preisträgern zählten. Grund<br />
genug für den damaligen Innenminister Gerhard<br />
Schröder (sic!), der Veranstaltung fernzubleiben:<br />
„Doch das zentrale Ereignis, die Überreichung<br />
der „Goldenen Schale“ und der „Filmbänder“,<br />
brachte ein Novum: statt des gewohnten Gerhard<br />
Schröder stand da im Konzertsaal der Hochschule<br />
Minister in der apotheke: Die Filmpreisträger 1960 unter sich<br />
für Musik ein unwirscher Fremdling, sagte, sein<br />
Meister lasse schön grüßen, und hob an, den<br />
deutschen Spielfilm abzukanzeln.<br />
Das machte: Der Bundesinnenminister war auf<br />
dem Apothekertag.<br />
Warum war er dort? rätselte Telemann, nicht<br />
ohne den Pharmazeuten diese Bereicherung<br />
ihres Treffens von Herzen zu gönnen. Warum<br />
hatte er seinen Staatssekretär Dr. Georg Anders,<br />
den Wegbereiter des 131er-Gesetzes, nach Berlin<br />
geschickt?<br />
Foto: © Heinz Köster - <strong>Deutsche</strong> Kinemathek<br />
5
Wer feine Ohren hatte, der vermochte schon aus<br />
des Stellvertreters gleichnishafter Rede zu entnehmen,<br />
was Schröders Pressereferent später<br />
unverschlüsselt kundtat: Der Bundesminister<br />
des Inneren „wollte sich mit der Preisverteilung<br />
nicht identifizieren“.<br />
Da es schwerlich die Dokumentarfilme „Andalusische<br />
Wallfahrt“ oder „Tanzende Hände“<br />
sein konnten, mit deren Belobigung übereinzustimmen<br />
Gerhard Schröder sich scheute, bestanden<br />
kaum Zweifel, worauf Dr. Anders mit<br />
seinem Hinweis auf das „fatale Pathos“ mancher<br />
Kriegsfilme hinaus wollte: auf Bernhard<br />
Wickis preisüberhäufte BRÜCKE. Und mit der<br />
„gefährlichen Vereinfachung von Geschehnissen<br />
aus der nationalsozialistischen Zeit“ und<br />
der „verallgemeinernden Weise“, in der „unerfreuliche<br />
Begleiterscheinungen unserer Lebensform“<br />
oftmals geschildert würden, konnte der<br />
Sendbote nur auf den Wolfgang-Staudte-Film<br />
ROSEN FÜR DEN STAATSANWALT angespielt<br />
haben.<br />
Besonders über des Staudte-Filmwerks Ehrung,<br />
erfuhr Telemann, sei der Minister so erzürnt<br />
gewesen, daß sein Filmreferent, der Ober-<br />
6<br />
regierungsrat Fuchs, mancherlei Mühsal ge-<br />
habt habe, dem Chef die Entlassung des unabhängigen<br />
Preisrichterkollegiums auszureden,<br />
obwohl solche Eigenmächtigkeit wider die<br />
Satzungen verstoßen hätte.<br />
Kurz und gut, im deutschen Bundes-Inneren<br />
wuchern Probleme heran, die sogar der Vorstellungswelt<br />
eines Volljuristen im Kabinettsrang<br />
nicht immer gemäß sind. Man denke: eine unabhängige<br />
Jury, Menschen, die ein Jahr vor den<br />
Bundestagswahlen nach freiem Gutdünken<br />
über etwas urteilen, das von ein paar hämischen,<br />
politisch höchst zweifelhaften Subjekten als<br />
„Satire“, „notwendige Zeitkritik“, „Auseinandersetzung<br />
mit der unbewältigten Vergangenheit“<br />
oder gar als Filmkunst ausgegeben wird – da<br />
muss man doch zu den Apothekern flüchten<br />
und seinen Vize-Filmpreisspender weisungsgemäß<br />
verkünden lassen: „Das Wesen der Politik ...<br />
erheischt, dass in dem künstlerischen Werk<br />
wirklich der Künstler spricht und nicht der<br />
auf der Woge des Opportunismus reitende<br />
Geschäftsmann.“<br />
Was auf gut Umgangsdeutsch heißen soll:<br />
Nicht, dass dergleichen Filme gedreht werden,<br />
ist die ministerielle Misslichkeit, sondern<br />
dass die Leute sich so etwas anschauen.<br />
Immerhin hat der Minister in seiner Sorge,<br />
man könnte ihn mit linksgekehrten Filmbelichtern<br />
für identisch halten, ein wahrhaft<br />
drakonisches Druckmittel gefunden: die Gefahr<br />
seines Nichterscheinens. Welcher Preisrichter,<br />
und sei er noch so ein freier und unabhängiger<br />
Schöngeist, möchte wohl riskieren,<br />
daß der Schirmherr des Festivals schier gar<br />
nicht mehr für den deutschen Film, sondern<br />
nur noch für den Notstand oder das Zweite<br />
Fernsehprogramm Interesse hätte?“<br />
(aus „Der Spiegel“ Nr. 28/1960)<br />
Heute freut sich die Bundeskanzlerin, die Gala<br />
zu besuchen. Und ihr Beauftragter für Kultur<br />
und Medien kennt fast jeden aktuellen deutschen<br />
Filmjahrgang aus eigener anschauung<br />
und ist ein ansprechbarer advokat sowohl<br />
links- wie rechtsgekehrter „Filmbelichter“.<br />
Den Mitgliedern der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Filmakademie</strong><br />
vertraut er (und auch schon seine Vorgängerin)<br />
die fast drei Millionen Euro Preisgeld an.<br />
Und diese versuchen damit verantwortungsvoll<br />
und mit dem für Kreative typischen Mut<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>
Foto: © Heinz Köster - <strong>Deutsche</strong> Kinemathek<br />
Kein Geschäft wie das Showgeschäft: Hilde in einer Nebenrolle<br />
zum Risiko umzugehen. Sie treffen aber nicht<br />
nur die Entscheidungen. Sie verantworten nun<br />
schon genau ein Zehntel der bislang gelaufenen<br />
Verleihungen des <strong>Deutsche</strong>n Filmpreises. Sechs<br />
von sechzig Jahren liegt die Gala für die LoLa<br />
in den Händen der Filmkünstler selbst. Die aufmerksamkeit<br />
für das Ereignis stieg im Verhältnis<br />
zum Unterhaltungswert. wenn Hildegard<br />
Knef heute in Begleitung eines gut aussehenden<br />
britischen Schauspielers die LoLa für die „Beste<br />
darstellerische Leistung – weibliche Nebenrolle“<br />
erhalten würde, schilderte besagter Begleiter die<br />
Veranstaltung anders. 1959 hatte die Knef an der<br />
Seite von Hansjörg Felmy in der Reporterballade<br />
DER MaNN, DER SICH VERKaUFTE geglänzt<br />
und dafür ein „Filmband in Silber“ bekommen.<br />
Ihr frisch gebackener Freund und späterer Ehemann<br />
David Cameron verfolgte die Verleihung<br />
mit ironischem Staunen, das er in seinen Memoiren<br />
so zum ausdruck brachte: „Ein ernster,<br />
festlich gekleideter, schwitzender Mann kam<br />
auf die Bühne, ging zum Rednerpult, redete mir<br />
Unverständliches ernst und tropfend eine Stunde<br />
lang, das schwitzende Orchester legte sich<br />
wieder ins ernste, klassische Zeug. (...) Auch die<br />
Preisträger waren ernst und festlich gekleidet,<br />
keiner sah aus, als sei er im Showgeschäft tätig,<br />
und so erhielt ich meine erste Lektion in Sachen<br />
„<strong>Deutsche</strong> Kultur“. (David Cameron in „auf die<br />
Füsse gefallen“, wien 1987).<br />
Die bislang letzten worte zur LoLa 20<strong>10</strong> verlor<br />
der Berliner „Tagesspiegel“ in seiner ausgabe<br />
vom 20. März anlässlich der Verkündung<br />
der Nominierungen durch die Präsidenten der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Filmakademie</strong> Iris Berben und Bruno<br />
Ganz, durch den Vorstandsvorsitzenden Thomas<br />
Kufus und den Staatsminister für Kultur<br />
und Medien Bernd Neumann: „So kann’s gehen.<br />
Und so kann’s künftig gern weitergehen mit der<br />
<strong>Filmakademie</strong>, so unsteif wie kreativ.“ Vielleicht<br />
ein neues Kapitel in Sachen „<strong>Deutsche</strong> Kultur“.<br />
Unsteif und kreativ: Die erste <strong>Filmakademie</strong>-LoLa 2005<br />
7<br />
Foto: © Florian Liedel
www.livingbauhaus.de<br />
Leben Sie ruhig mittendrin.<br />
Live peacefully in the middle of it all.
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>: DIE NEUERUNGEN<br />
Nach einer gründlichen und von leidenschaftlichen,<br />
kontroversen und am Ende äußerst konstruktiven<br />
Debatten begleiteten Evaluierung<br />
der bisherigen Theorie und Praxis des Vorauswahlverfahrens<br />
zum DEUTSCHEN F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong><br />
hat die Mitgliederversammlung der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Filmakademie</strong> im November 2008 ein neues<br />
Verfahren beschlossen. Die Richtlinien für dieses<br />
Verfahren wurden im Sommer 2009 veröffentlicht.<br />
Bei der Vorauswahl zum DEUTSCHEN<br />
F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong> wurden sie erstmalig angewendet<br />
und umgesetzt.<br />
1. Die Vorauswahl<br />
Die wichtigste Neuerung betrifft das Konzept<br />
für die Zusammensetzung der Vorauswahlkommissionen.<br />
Bislang gab es Vorauswahlkommis-<br />
sionen für alle Einzelleistungen, besetzt mit<br />
Mitgliedern der jeweiligen Sektionen. Und<br />
drei gemischt besetzte Kommissionen für die<br />
Hauptkategorien. Die immer wieder auftretende<br />
Diskrepanz zwischen vorausgewählten Einzelleistungen<br />
und vorausgewählten Filmen hat<br />
stets zu größeren Zweifeln an der Tauglichkeit<br />
des bisherigen Vorauswahlverfahrens geführt.<br />
Das neue Konzept bietet ganz klar die praktische<br />
Überwindung dieser Diskrepanz. Und so gibt es<br />
nun statt der sektionsbezogenen kleinen Einzelkommissionen<br />
insgesamt drei Vorauswahlkommissionen,<br />
die zusammen 33 Mitglieder haben.<br />
Erstens: eine größere, alle Sektionen nach einem<br />
bestimmten Schlüssel repräsentierende Vorauswahlkommission,<br />
die aus insgesamt 18 Personen<br />
(inklusive zwei Mitgliedern des Bundestages) besteht<br />
und die Spielfilme vorauswählt. Diese Vorauswahl<br />
beinhaltet automatisch sowohl das angebot<br />
für die Besten Spielfilme als auch für die<br />
Einzelleistungen. Zweitens: eine siebenköpfige<br />
Kommission für den Besten Dokumentarfilm mit<br />
drei Vertretern aus der Sektion Dokumentarfilm,<br />
zwei Vertretern aus anderen Sektionen, einem<br />
Mitglied des Bundestages und – auf ausdrücklichen<br />
wunsch der Sektion selbst – einem branchenerfahrenen<br />
Kommissionsmitglied, das nicht<br />
aus der <strong>Filmakademie</strong> kommt. auch die in dieser<br />
Kommission vorausgewählten Filme können<br />
für die Einzelleistungen berücksichtigt werden.<br />
Drittens: eine Vorauswahlkommission für den<br />
Besten Kinderfilm mit acht Mitgliedern – also<br />
Vertretern aus allen Sektionen und einem MdB.<br />
Spielfilm (von unten links nach oben rechts)<br />
Maximilian Geller,<br />
Fritzi Haberlandt,<br />
Gudrun Schretzmeier,<br />
wolfgang Treu,<br />
Vivian Naefe,<br />
anne Fabini,<br />
Monika Griefahn<br />
(MdB a.D.),<br />
Henriette Piper,<br />
Sabine Hehnen-wild,<br />
Foto: © Florian Liedel<br />
Susann Bieling,<br />
Philip Voges,<br />
Dagmar Hirtz,<br />
Christoph Darnstädt,<br />
Joachim von Vietinghoff,<br />
wolfgang Schukrafft,<br />
Douglas wolfsperger,<br />
Petra Zieser<br />
9
Foto: © Florian Liedel<br />
Kinderfilm<br />
Kit Hopkins,<br />
Barbara Hennings,<br />
Martin Kukula,<br />
Peter Timm,<br />
Monika Bauert,<br />
Gustav Peter wöhler,<br />
Christoph Müller<br />
<strong>10</strong><br />
Hier gilt ebenfalls: Die gewählten Filme gehören<br />
auch zum angebot für die Einzelleistungen.<br />
Die Vorauswahlkommission Spielfilm muss nun<br />
aus den eingereichten und zugelassenen Produktionen<br />
mindestens 20 Filme auswählen.<br />
Höchstens kann eine anzahl von Filmen ausgewählt<br />
werden, die 40 Prozent der angemeldeten<br />
Produktionen entspricht. (Bei einer gebrochenen<br />
Zahl in der Summe der Filme wird aufgerundet.)<br />
Die Vorauswahlkommission Dokumentarfilm<br />
muss mindestens fünf Filme vorauswählen. Die<br />
Vorauswahlkommission Kinderfilm wählt mindestens<br />
vier Filme aus. Die oben beschriebene<br />
Prozent-Regelung gilt in diesen Kategorien entsprechend.<br />
Sollten im Bewusstsein einzelner Mitglieder der<br />
Vorauswahlkommissionen am Ende der Entscheidungen<br />
wesentliche Kandidaten für Einzelleistungen<br />
übersehen worden sein, so haben<br />
diese Mitglieder die Möglichkeit, jeweils einen<br />
Kandidaten für jeweils das Gewerk, das sie in<br />
der Kommission vertreten, nachzubenennen.<br />
Eine besondere Neuerung beim Vorauswahlverfahren<br />
besteht darin, dass die Mitglieder der<br />
Kommissionen deutlich mehr gemeinsame Zeit<br />
miteinander und mit den angemeldeten Filmen<br />
verbringen. Zwar wird jedes Kommissionsmitglied<br />
unmittelbar nach anmeldeschluss mit<br />
DVDs der angemeldeten und zur anmeldung<br />
auch berechtigten Filme versorgt, so dass jedem<br />
persönlich genügend Zeit bleibt, alle Filme angemessen<br />
zu sichten. Darüber hinaus gibt es aber<br />
für die Vorauswahlkommission Spielfilm zwei<br />
wochen, in denen die Filme gemeinsam in einem<br />
Kino gesichtet und diskutiert werden können<br />
(statt bisher drei Tage nur Diskussion nach individueller<br />
Sichtung). Die Vorauswahlkommission<br />
Dokumentarfilm hat dafür eine komplette woche,<br />
die Vorauswahlkommission Kinderfilm drei<br />
Tage zur Verfügung.<br />
2. Die Nominierungen<br />
Im nächsten Schritt, dem Nominierungsverfahren,<br />
wählen nun sämtliche Mitglieder der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Filmakademie</strong> in den für die jeweiligen<br />
Nominierungen zuständigen Sektionen<br />
in geheimer wahl die Filme bzw. Einzelleistungen.<br />
In der Kategorie Bester Spielfilm<br />
sind sechs Nominierungen vorgesehen.<br />
In den Kategorien Bester Dokumentarfilm und<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>
Foto: © Florian Liedel<br />
Dokumentarfilm<br />
Ulla Kösterke,<br />
angelika Krüger-Leißner (MdB),<br />
Dagmar Knöpfel,<br />
Hans Helmut Prinzler,<br />
Michael Hammon,<br />
Hubertus Siegert,<br />
Jörg Langer<br />
Bester Kinderfilm jeweils zwei. Für die Einzelleistungen<br />
bietet die Richtlinie einen Spielraum<br />
zwischen drei und fünf Nominierungen. Der Vorstand<br />
hat sich für den Filmpreis 20<strong>10</strong> auf vier<br />
Nominierungen festgelegt. Sollten unter diesen<br />
Kandidaten mehrere mit gleicher Stimmenanzahl<br />
sein, so muss die anzahl der Nominierungen<br />
entsprechend angehoben werden.<br />
Die Vorauswahl kann im Nominierungsverfahren<br />
durch den Einsatz einer „wild Card“ durch die<br />
stimmberechtigten Mitglieder ergänzt werden.<br />
Das heißt: Jedes Mitglied ist berechtigt, auf seinem<br />
wahlschein einen nicht vorausgewählten,<br />
aber angemeldeten Film oder eine Einzelleistung<br />
aus nicht vorausgewählten, aber angemeldeten<br />
Filmen durch handschriftliche Eintragung zu<br />
benennen. Die Gesamtzahl der abzugebenden<br />
Stimmen darf sich dabei aber nicht erhöhen. Der<br />
Einsatz der „wild Card“ erfolgt also automatisch<br />
zuungunsten eines vorausgewählten Filmes.<br />
Die Nominierungen werden nach folgendem<br />
Schlüssel ermittelt: Die Einzelleistungen werden<br />
durch die jeweiligen Mitglieder der Sektion nominiert,<br />
in der das auszuzeichnende Gewerk beheimatet<br />
ist. Beispiele: Männliche und weibliche<br />
Ehrenpreisjury<br />
Peter R. adam<br />
Dieter Ulrich aselmann<br />
Regine Baschny<br />
Iris Berben<br />
Marlies Heppeler<br />
Michael Bully Herbig<br />
Mathias Schwarz<br />
Manuela Stehr<br />
Thomas Thieme<br />
Carl woebcken<br />
Haupt- und Nebenrolle durch die Mitglieder der<br />
Sektion Schauspiel. Schnitt, Ton, Musik durch<br />
die Mitglieder der Sektion Musik/Schnitt/Ton.<br />
Kamera durch die Mitglieder der Sektion Kamera/Bildgestaltung.<br />
Drehbuch durch die Mitglieder<br />
der Sektion Drehbuch usw.<br />
Für die drei Hauptkategorien stimmen Mitglieder<br />
mehrerer Sektionen ab. Konkret sind das<br />
beim Besten Spielfilm die Mitglieder der Sektionen<br />
Produktion, Regie und Drehbuch; beim<br />
Besten Dokumentarfilm die Mitglieder der<br />
Sektionen Dokumentarfilm, Produktion, Regie,<br />
Kamera/Bildgestaltung sowie Musik/Schnitt/<br />
Ton und beim Besten Kinderfilm wiederum die<br />
Sektionen Produktion, Regie und Drehbuch.<br />
11
3. wahl der Preisträger<br />
In der dritten Stufe des wahlverfahrens, der<br />
wahl der Träger des DEUTSCHEN F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong>ES,<br />
wird in der Gesamtheit der stimmberechtigten<br />
Mitglieder der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Filmakademie</strong><br />
abgestimmt – und zwar in allen und für alle<br />
Kategorien.<br />
Die neuen Kategorien<br />
Da in den letzten Jahren die fließenden Grenzen<br />
zwischen Kinderfilm und Jugendfilm, vor allem<br />
aber zwischen Jugendfilm und klassischem<br />
Spielfilm nicht mehr deutlich wahrzunehmen<br />
waren, hat sich der Vorstand der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Filmakademie</strong> in abstimmung mit dem BKM darauf<br />
geeinigt, die Preiskategorie klarer zu definieren.<br />
ab 20<strong>10</strong> gibt es nur noch einen Preis für<br />
den Besten Kinderfilm. Die anmeldung für diese<br />
Kategorie liegt immer noch in den Händen des<br />
Produzenten.<br />
Ganz neu ist die Einführung eines zusätzlichen<br />
Preises für eine Einzelleistung (wie alle anderen<br />
auch dotiert mit € <strong>10</strong>.000). ab 20<strong>10</strong> gibt es einen<br />
DEUTSCHEN F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> für das Beste Maskenbild.<br />
Damit sind – entsprechend der Sektion<br />
12<br />
Foto: © Thilo Härdtlein<br />
Musik/Schnitt/Ton – auch alle Gewerke der Sektion<br />
Szenenbild, Kostümbild und Maskenbild<br />
mit einem Filmpreis berücksichtigt.<br />
was ist ein deutscher Film?<br />
Mit dieser Frage wird sich die <strong>Deutsche</strong><br />
<strong>Filmakademie</strong> sicherlich und hoffentlich noch<br />
lange, wenn auch nicht ausschließlich beschäftigen.<br />
Im Zusammenhang mit der Vergabe des<br />
DEUTSCHEN F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong>ES wurde sie indes<br />
zusammen mit dem Beauftragten der Bundes-<br />
regierung für Kultur und Medien schon<br />
beantwortet. Bei der Frage, wie eine – wie es die<br />
Richtlinien zum DEUTSCHEN F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> formulieren<br />
– erhebliche deutsche kulturelle Prägung<br />
des Filmes aussieht, sind drei Kriterien zu erfüllen:<br />
1. die originalsprache des Films ist Deutsch oder<br />
der/die Regisseur/in ist <strong>Deutsche</strong>(r) oder dem<br />
deutschen Kulturkreis zuzurechnen,<br />
2. der/die persönliche Produzent/in oder ein(e)<br />
persönliche/r Produzent/in des Films ist<br />
<strong>Deutsche</strong>/r oder dem deutschen Kulturkreis zuzurechnen,<br />
3. die finanzielle Beteiligung der deutschen Produktionsfirma<br />
an dem Film ist mindestens so<br />
groß wie die einer jeden anderen an der Produktion<br />
beteiligten Co-Produzentin.<br />
Es ist die aufgabe des Vorstandes der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Filmakademie</strong>, die Erfüllung dieser Kriterien<br />
zu überprüfen und das Ergebnis mit dem BKM<br />
abzustimmen. Danach kann ein Film zum auswahlverfahren<br />
zugelassen werden.<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>
<strong>Deutsche</strong>r Filmpreis 20<strong>10</strong><br />
Wir gratulieren allen Nominierten!<br />
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MIT SCHLITTSCHUHEN DURCH DEN FEUERREIFEN<br />
Interview mit den Künstlerischen Leitern<br />
Benjamin Herrmann und Florian Gallenberger.<br />
?? Die Preisträger des Vorjahres sind die aktuellen<br />
Künstlerischen Leiter, das könnte ja ein<br />
Modell für die Zukunft sein?<br />
Benjamin Herrmann: Da muss sich Michael<br />
Haneke jetzt schon mal was überlegen. Stefan<br />
arndt und Michael Haneke machen die 61. LoLa-<br />
Verleihung in Schwarz-weiß. Es wird auf jeden<br />
Fall eine ganz andere Show.<br />
?? wie ist es denn wirklich zu der Zusammenarbeit<br />
gekommen?<br />
Herrmann: wir haben vor Jahren mal im Small<br />
Talk darüber geredet, dass wir uns vorstellen<br />
könnten, auch mal so eine Verleihung zu entwickeln.<br />
Daran hat man sich offensichtlich im letzten<br />
Sommer bei der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Filmakademie</strong><br />
erinnert und uns angerufen.<br />
Florian Gallenberger: aber es hat auch etwas<br />
damit zu tun, wie sich das Verhältnis zur<br />
14<br />
<strong>Filmakademie</strong> entwickelt hat, wie sehr wir da<br />
hinein gewachsen sind. also indirekt tatsächlich<br />
auch mit den Preisen des vergangenen<br />
Jahres. So etwas schafft natürlich noch einmal<br />
eine ganz andere Verbundenheit mit der<br />
<strong>Filmakademie</strong>. Und es gibt Selbstvertrauen.<br />
Denn eine solche aufgabe fordert auch ein<br />
gewisses Verantwortungsbewusstsein.<br />
?? Kannten Sie zum Zeitpunkt Ihrer Zusage<br />
schon den neuen austragungsort?<br />
Herrmann: Nein, das war zu dem Zeitpunkt<br />
noch offen. aber es war bald klar, dass wir<br />
über ein geringeres Budget als unsere Vorgänger<br />
verfügen würden – und dass daraus neue<br />
Ideen entstehen mussten. was wir eigentlich<br />
super fanden. So kam es ja auch zum FriedrichstadtPalast.<br />
Für uns war es gut, dass wir<br />
als neue Künstlerische Leiter auch von den<br />
Umständen her gleich mit Neuerungen zu tun<br />
hatten. Und der FriedrichstadtPalast ist in vielerlei<br />
Hinsicht eine attraktive und interessante<br />
Neuerung. Von der Lage mitten in der Stadt her.<br />
Und weil es durch die Berlinale auch seit zwei<br />
Florian Gallenberger<br />
Jahren einen klaren Filmbezug gibt. ansonsten<br />
können wir aber davon ausgehen, dass<br />
die Schnittmenge der Leute, die ins normale<br />
Programm des FriedrichstadtPalastes gehen,<br />
und der Gäste des DEUTSCHEN F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong>ES<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong><br />
Foto: © Mathias Bothor
nicht groß ist. aber allein die Chancen, die dieses<br />
eigentlich intime auditorium bietet, sind<br />
spannend. Dass wir vor der Tür ein paar Probleme<br />
mit dem Roten Teppich kriegen werden, war<br />
uns noch gar nicht bewusst. aber die lösen wir<br />
auch.<br />
?? wie denn?<br />
Herrmann: Es wird der Rote Teppich mit den<br />
meisten Ecken und Kurven aller Zeiten werden.<br />
?? Haben Sie sich eigentlich auch als Filme-<br />
macher herausgefordert gefühlt?<br />
Gallenberger: Ja natürlich. wir hatten Lust,<br />
das zu probieren, und haben das tatsächlich<br />
als neue Herausforderung gesehen. Es ist was<br />
anderes als Filmemachen, aber es ist auch<br />
eine Form der Unterhaltung – und es zeigt<br />
sich als tolle Erfahrung. Das Ziel war, eine<br />
Show zu machen, die locker ist, eine Kombination<br />
von Glamour, Unterhaltung und Emotion.<br />
Und die besondere Herausforderung in<br />
diesem Jahr war, trotz budgetärer Zwänge<br />
eine Show zu machen, die sozusagen standesgerecht<br />
ist für den DEUTSCHEN F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong>.<br />
Herrmann: Es ist eine Feier. Eine Feier für<br />
den deutschen Film. Eine Feier für die und mit<br />
den außergewöhnlich tollen Kreativen, die wir<br />
haben. Das ist der Sinn der Veranstaltung, die<br />
vielleicht auch noch kurzweilig und unterhaltsam<br />
für die Gäste ist.<br />
?? aber richtig langweilig war es doch in den<br />
letzten Jahren sowieso nicht.<br />
Gallenberger: wir sind auch nicht angetreten,<br />
weil wir vorher alles schlecht und langweilig<br />
fanden.<br />
Herrmann: aber die Dramaturgien von Preisverleihungen<br />
sind an sich sehr schwierig, egal, ob<br />
es der oscar ist oder der DEUTSCHE F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong>.<br />
Gerade beim DEUTSCHEN F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> ist es<br />
jetzt öfter gelungen, es locker zu machen. Und<br />
das möchten wir auch – eben an neuem ort, mit<br />
neuem Personal und Elementen, die hoffentlich<br />
überraschend sind. aber die Vorgaben bleiben<br />
Benjamin Herrmann<br />
gleich. Es sind siebzehn Preise, die voller Respekt<br />
präsentiert werden müssen. wir haben<br />
diesmal in den Einzelkategorien vier statt drei<br />
Nominierungen. wir haben einen zusätzlichen,<br />
einen neuen Preis für das Beste Maskenbild.<br />
Foto: © Mathias Bothor<br />
15
?? Mit anderen worten: Es muss noch mehr<br />
Information in Unterhaltung und Emotion<br />
transformiert werden.<br />
Herrmann: aber an einem neuen ort, der auch<br />
was Frisches hat und ein paar Eigenheiten bietet,<br />
die man in anderen Locations so gar nicht<br />
nutzen könnte.<br />
?? Diese Eigenheiten sind also auch ein Vorteil<br />
für Ihre arbeit?<br />
Gallenberger: Ich glaube, die Show, die wir<br />
entwickelt haben, hätten wir nirgendwo anders<br />
entwickeln und machen können als im<br />
FriedrichstadtPalast. Da ist eben das Varieté zu<br />
Hause. Und wenn du, wie gesagt, eine große vorgegebene<br />
Dramaturgie und nur ein paar Stellschrauben<br />
hast, an denen du etwas drehen kannst,<br />
dann bietet der ort dazu die Möglichkeiten.<br />
Herrmann: Die Präsidenten der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Filmakademie</strong> in Schlittschuhen durch einen<br />
Feuerreifen springen zu lassen – das geht eben<br />
nur im FriedrichstadtPalast.<br />
16<br />
?? Noch mehr Überraschungen?<br />
Herrmann: als wir die Künstlerische Leitung<br />
im letzten Jahr zugesagt haben, war eine unserer<br />
Bedingungen, dass Barbara Schöneberger<br />
die Verleihung schwanger moderiert. Sie hat<br />
diese Bedingung sofort in die Tat umgesetzt<br />
und wird an diesem Tag drei wochen vor der<br />
Geburt ihres Kindes sein. Leider kein Mädchen,<br />
was die Frage der Namensgebung schwieriger<br />
macht. Eine Lola wird es jedenfalls nicht.<br />
?? Ist ein arzt im Saal?<br />
Herrmann: Mehrere. Bekanntlich sind ja auch<br />
einige Schauspieler Ärzte. Unter deren Sitzen<br />
befinden sich die entsprechenden Notfall-<br />
köfferchen.<br />
?? wenn denn die Verleihung eine Feier des<br />
<strong>Deutsche</strong>n Films sein wird, wie viel deutscher<br />
Film ist denn in der Gala?<br />
Herrmann: Florian Gallenberger hat das neulich<br />
in einem Gespräch mal schön auf den Punkt<br />
gebracht. wir wollen in dieser Veranstaltung<br />
den Familiengedanken betonen, die Verbundenheit<br />
der Filmschaffenden miteinander. Es wird<br />
also keine Show für eine Moderatorin. Barbara<br />
Schöneberger wird durch einen abend führen,<br />
der die Film-Familie in den Vordergrund stellt.<br />
Und zwar die Familie in mehreren Generationen.<br />
Es ist der 60. Filmpreis. auch dieser Tatsache<br />
wollen wir in der Show Respekt zollen.<br />
wir wollen ein Zugehörigkeitsgefühl wecken.<br />
Gallenberger: wir haben sehr bewusst und<br />
stark nach persönlichen Beziehungen gesucht.<br />
Es ging bei der wahl der Paten nicht in erster<br />
Linie darum, ob jemand ein bekanntes Gesicht<br />
hat (was immer wichtig ist bei so einer Show),<br />
sondern darum, was haben die Nominierten<br />
und ihre Paten tatsächlich miteinander zu tun,<br />
persönlich, beruflich. wir wollen das kollegiale<br />
Element betonen. Die Botschaft ist: Klar sind<br />
wir im wettbewerb. aber erstens ist schon die<br />
Nominierung eine auszeichnung. Und zweitens<br />
schätzen wir uns und unsere arbeit gegenseitig –<br />
bei aller Konkurrenz.<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>
Herrmann: Und das ist ja auch eines der wichtigen<br />
Merkmale und ein Sinn der akademie,<br />
dass sich die Kreativen des Films – bei aller<br />
künstlerischen Kontroverse – als eine Gruppe<br />
verstehen. Das soll die Show auch erzählen.<br />
Gallenberger: wir wissen das von allen Treffen<br />
bei der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Filmakademie</strong>. Das Thema<br />
ist immer wieder: wir haben uns besser kennen<br />
gelernt, wir haben uns schätzen gelernt. wir<br />
kennen und schätzen die arbeit der Kollegen.<br />
Dieser Erfahrung wollen wir Rechnung tragen.<br />
Herrmann: aber dabei wollen wir natürlich<br />
auch den Gästen, die nicht in der akademie<br />
sind oder sein können, Lust auf die Filme machen.<br />
Und ganz besonders auch dem Fernsehpublikum.<br />
Es ist eine Promotionveranstaltung<br />
für den deutschen Film.<br />
?? was sind denn die Elemente, mit denen Promotion<br />
betrieben werden kann? Es wird ja<br />
keine Trailershow geben.<br />
Herrmann: Letztlich wird viel von der wahl<br />
der Personen auf der Bühne abhängen.<br />
Gallenberger: aber die Show soll eben die Elemente<br />
des Kinos selber beinhalten. Das heißt,<br />
sie soll lustig sein und<br />
glamourös und auch bewegend.<br />
Und wenn ich<br />
daran denke, was bewegend<br />
sein kann, dann<br />
ganz sicher die Verleihung<br />
des Ehrenpreises<br />
an Bernd Eichinger,<br />
weil er deutsche Filmgeschichte<br />
geschrieben<br />
und das deutsche Filmschaffen<br />
geprägt hat wie<br />
kein anderer. außerdem<br />
werden wir heuer die<br />
Erinnerung an die verstorbenen<br />
Kollegen mit<br />
Live-Musik begleiten.<br />
Das stelle ich mir auch<br />
Foto: © Florian Liedel<br />
bewegend vor. Unterhaltsam und lustig kann<br />
etwas wirklich dann nur sein, wenn das ernste<br />
Gegenüber auch stimmt.<br />
17
18<br />
EHRENPRE<strong>IS</strong> FÜR BERND EICHINGER<br />
wenn es nach Bernd Eichingers Vater gegangen<br />
wäre, hätte er eine arzt-Praxis auf dem Land<br />
irgendwo in Bayern eröffnet. Es ging bei Bernd<br />
Eichinger nicht nach dem Vater. Natürlich nicht.<br />
Es geht eigentlich nie nach den anderen. auch<br />
deshalb verbrachte er wohl seine Schulzeit zum<br />
großen Teil im Internat – wo er nach eigenem<br />
Bekunden eher unauffällig war. oder – wie er<br />
selbst und selbstbewusst sagt: „Zum Rebellieren<br />
war ich viel zu schlau. Wenn ich weiß, dass<br />
die anderen am längeren Hebel sitzen, rebelliere<br />
ich nicht, das macht keinen Sinn. Dann warte<br />
ich, bis meine Chance kommt.“<br />
Seine Chance kam mit der Gründung der Hochschule<br />
für Fernsehen und Film in München.<br />
„Ich hatte das große Glück, dass zu jener Zeit die<br />
Münchner Filmhochschule gegründet wurde.<br />
Ich bewarb mich und wurde genommen. Wenn<br />
ich ehrlich bin, wusste ich nicht, ob die Filmhochschule<br />
wirklich etwas für mich war, bis<br />
ich dort meine Bestimmung gefunden habe.<br />
Ich war nie der Typ, der mit einer Super-<br />
8-Kamera in der Hand herumgelaufen ist.<br />
Fotografieren, das schon, ich habe viel gemalt,<br />
viel gelesen und geschrieben. Schreiben, ja, das<br />
war immer mein Ding.“<br />
(Beide Zitate aus „Die Zeit“ Nr.4/2005)<br />
Schreiben ist sein Ding geblieben. Regie führen<br />
und Filme produzieren, Filmstoffe finden, sich<br />
von ihnen anspringen und infizieren zu lassen.<br />
Das sind seine Dinge geworden. Dinge, mit<br />
denen er die letzten dreißig Jahre das Kino in<br />
Deutschland wesentlich mitgeprägt hat. Nicht<br />
selten über die Bande internationaler (Ko-)Produktionen<br />
– vom NaMEN DER RoSE über den<br />
BÄR, DaS GE<strong>IS</strong>TERHaUS bis zu FRÄULEIN<br />
SM<strong>IL</strong>LaS GESPÜR FÜR SCHNEE. In einigen dieser<br />
Jahre hat er das Geschehen im deutschen<br />
Kino wirtschaftlich und inhaltlich geradezu bestimmt.<br />
Nicht selten ging ein gestiegener deutscher<br />
Marktanteil fast allein auf sein Konto<br />
und das seiner Constantin Film, die ihm so viel<br />
verdankt, dass er ihr verbunden blieb, ohne ihr<br />
ausgeliefert zu sein.<br />
Ins Bewusstsein der Branche und der Öffentlichkeit<br />
kam Bernd Eichinger mit einer wahren<br />
Geschichte: wIR KINDER VoM BaHNHoF Zoo<br />
war 1981 ein wagnis, für viele eine Zumutung –<br />
Bernd! Ohne dich wäre ich nicht beim<br />
Film. Ich habe dir verdammt viel zu verdanken.<br />
Deine Sturheit, mit der du die<br />
Projekte durchsetzst, sucht seines Gleichen.<br />
Und dein Riecher auch. Du weißt,<br />
was läuft. Eigentlich etwas, das, wie du<br />
mir selber gesagt hast, niemand weiß.<br />
Du weißt es. Deine Filme sind immer groß.<br />
Deine Filme sind immer fürs Publikum.<br />
Und dann, verdammt, schlägst du mich<br />
noch in meinem Metier, dem Drehbuchschreiben.<br />
Du bist ein echter Filmfreak<br />
und die ehrlichste Haut, die ich kenne.<br />
Mach bitte weiter so. Ich freue mich auf<br />
jeden Film von dir!<br />
Natja Brunckhorst, autorin und<br />
Schauspielerin<br />
und war ein Erfolg. Der Regisseur Uli Edel ging<br />
danach nach amerika. Bernd Eichinger hat dort<br />
ein Haus, ein Büro. Er arbeitet in Hollywood<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>
und mit Hollywood. aber er ist immer einer<br />
Produzent des deutschen Kinos geblieben. Und<br />
Uli Edel hat er nach fünfundzwanzig Jahren<br />
wieder dorthin zurückgeholt, von wo er selbst<br />
nicht wegging.<br />
Bernd Eichinger ist ein bodenständiger Kosmopolit.<br />
Und damit ein Einheimischer des Kinos.<br />
Denn das spricht eine internationale Sprache,<br />
die dann am besten verstanden wird, wenn man<br />
ihre Herkunft hört. Bernd Eichinger hat Filme<br />
für die Filmgeschichte gemacht und Filme für<br />
den augenblick. Nicht zuletzt an dieser Spannung<br />
sind seine Filme als Eichinger-Filme zu<br />
erkennen.<br />
Die Liste der Regisseure, Produzenten, autoren,<br />
Schauspieler (inklusive und ganz besonders der<br />
Schauspielerinnen), die es nicht abwarten können,<br />
Bernd Eichinger zu ehren, weil sie ihm so<br />
viel verdanken, ist so lang, dass wir nicht einmal<br />
anfangen wollen, sie hier zu erstellen. aber<br />
Bernd Eichingers Beliebtheit, die so berechtigt<br />
ist wie tatsächlich, steht in einem merkwürdigen<br />
widerspruch zu seinem Image, an dem er<br />
nicht bewusst arbeitet.<br />
als „Der Spiegel“ ihn unlängst ausführlich porträtierte<br />
und ihm dabei sehr viel Persönliches<br />
entlockte, brach das Unverständnis über diesen<br />
widerspruch regelrecht aus ihm heraus:<br />
„Sagen Sie mir, wie kommt dieses Bild von<br />
mir zustande, das viele Leute von mir haben?<br />
Warum ist da immer so eine Vibration in der<br />
Luft? Ich nehme nicht hin, dass man mir die<br />
Integrität abspricht. Nicht integer ist jemand,<br />
dem man nicht vertrauen kann, weil er käuflich<br />
ist, sich bestechen lässt. Der ein Thema an<br />
sich reißt, um es auszuschlachten, sensationslüstern,<br />
ohne Tiefe. Den Vorwurf lasse ich mir<br />
nicht gefallen!“<br />
Er sagt, er sei empfindlich, wenn jemand den<br />
Respekt vermissen lässt, wenn ihm jemand an<br />
die würde geht. Er bevorzugt diesen Begriff<br />
gegenüber dem Begriff Ehre. So kann der Ehrenpreis<br />
des <strong>Deutsche</strong>n Filmpreises ihn in seinem<br />
Verständnis zum würdenträger des deutschen<br />
Films machen. Über diesen Begriff wiederum<br />
würde Bernd Eichinger eher laut lachen. Das<br />
macht er übrigens gerne. Und auch das ehrt ihn.<br />
19<br />
Foto: © Jim Rakete
1970 begann das Filmleben für Bernd Eichinger<br />
an der Hochschule für Fernsehen und Film in<br />
München. Er studierte dort bis 1973 und beendete<br />
das Studium mit dem Abschlussfilm CANOSSA.<br />
Der Gang nach Canossa blieb ihm während des<br />
nun folgenden langen Filmweges nicht immer<br />
erspart.<br />
1974 gründete er seine eigene Filmproduktion,<br />
die Solaris Film. Er produzierte hauptsächlich<br />
Autorenfilme, unter anderem von Wim<br />
Wenders, Alexander Kluge, H.J. Syberberg,<br />
Roland Klick oder Edgar Reitz und er verhalf so<br />
dem Neuen <strong>Deutsche</strong>n Film zu Ansehen.<br />
Seinen nächsten Schritt in die deutsche Filmgeschichte<br />
machte er, indem er nach dem Zusammenbruch<br />
der Constantin Film Anteile kaufte<br />
und so als geschäftsführender Gesellschafter die<br />
Neue Constantin Film übernahm. Dort entstanden<br />
Filme wie DIE UNENDLICHE GESCHICHTE,<br />
DER NAME DER ROSE oder DAS GE<strong>IS</strong>TERHAUS.<br />
Immer auf der Suche nach neuen Talenten,<br />
Geschichten, Wagnissen ist Bernd Eichinger<br />
eine Person, ohne die der deutsche Film kaum<br />
20<br />
vorstellbar ist, und dessen Werdegang er maßgeblich<br />
mitgestaltet hat. Von CHR<strong>IS</strong>TIANE F.,<br />
DER BEWEGTE MANN bis zu DER UNTERGANG<br />
oder DER BAADER MEINHOF KOMPLEX. Bernd<br />
Eichinger glaubt an das Kino. An die Magie<br />
des Kinos.<br />
Sein Bewerbungsfilm an der Hochschule hatte<br />
übrigens den Titel DIE SONNE SCHIEN, DA<br />
SIE KEINE ANDERE WAHL HATTE, AUF NICHTS<br />
ANDERES.<br />
Die Sonne scheint auch heute, da können Sturm<br />
und Unwetter, die von Zeit zu Zeit auftreten,<br />
nichts dran ändern, auf Bernd Eichinger. Auf<br />
seine Lust, auf seine Liebe und auf seine Leidenschaft<br />
für das deutsche Kino.<br />
Er hat vielen von uns Wege ermöglicht, auf denen<br />
wir ebenfalls von den Sonnenstrahlen gewärmt<br />
wurden, dafür sind wir ihm dankbar<br />
und hoffen, ihn noch lange an unserer Seite zu<br />
haben.<br />
Iris Berben im Namen der Ehrenpreisjury<br />
Lieber Bernie: Auf dem Felde der Ehre<br />
bist du glorreicher, unschlagbarer Sieger!<br />
Und das Beste kommt noch: Mit dieser<br />
Auszeichnung hast Du Dich qualifiziert<br />
für das strenge Auswahlverfahren zum<br />
Erwerb des Dackel-Verdienst-Ordens am<br />
goldenen Riemen, verliehen vom Kölner<br />
Teckel-Club Kalk 1881 e.V. Wenn Du DAS<br />
noch schaffst, bist Du endgültig unsterblich.<br />
Meine Stimme ist Dir sicher!!! Ich verneige<br />
mich und gratuliere!<br />
Dein Tom<br />
Tom Gerhardt, Komödiant und autor<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>
DIE NoMINIERUNGEN ZUM DEUTSCHEN F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong><br />
Programmfüllende Spielfilme<br />
aLLE aNDEREN Janine Jackowski,<br />
Dirk Engelhardt,<br />
Maren ade –<br />
Komplizen Film –<br />
Regie: Maren ade<br />
DIE FREMDE Feo aladag,<br />
Züli aladag – Independent<br />
artists Filmproduktion –<br />
Regie: Feo aladag<br />
SoUL KITCHEN Fatih akin,<br />
Klaus Maeck –<br />
corazón international –<br />
Regie: Fatih akin<br />
STURM Britta Knöller,<br />
Hans-Christian Schmid –<br />
23|5 Filmproduktion –<br />
Regie:<br />
Hans-Christian Schmid<br />
DaS wE<strong>IS</strong>SE BaND Stefan arndt –<br />
X Filme Creative Pool,<br />
wEGa Filmproduktionsgesellschaft,<br />
Les Films du Losange,<br />
Lucky Red –<br />
Regie: Michael Haneke<br />
wÜSTENBLUME Peter Herrmann –<br />
Desert Flower Filmproductions<br />
–<br />
Regie: Sherry Hormann<br />
Programmfüllende Dokumentarfilme<br />
DIE FRaU MIT DEN Thomas Tielsch –<br />
5 ELEFaNTEN Filmtank – Regie:<br />
Vadim Jendreyko<br />
DaS HERZ VoN JENIN Ernst Ludwig Ganzert,<br />
Ulli Pfau –<br />
EIKoN Südwest –<br />
Regie: Marcus Vetter,<br />
Leon Geller<br />
Programmfüllende Kinderfilme<br />
LIPPELS TRaUM Ulrich Limmer –<br />
collina filmproduktion –<br />
Regie: Lars Büchel<br />
VoRSTaDTKRoKoD<strong>IL</strong>E Lena olbrich,<br />
Christian Becker –<br />
westside Filmproduktion<br />
mit Rat Pack Filmproduktion<br />
und Constantin<br />
Film Produktion –<br />
Regie: Christian Ditter<br />
21
Bestes Drehbuch<br />
Feo aladag DIE FREMDE<br />
Michael Haneke DaS wE<strong>IS</strong>SE BaND<br />
wolfgang Kohlhaase wH<strong>IS</strong>KY MIT woDKa<br />
Bernd Lange, STURM<br />
Hans-Christian Schmid<br />
Beste Regie<br />
Maren ade aLLE aNDEREN<br />
Feo aladag DIE FREMDE<br />
Michael Haneke DaS wE<strong>IS</strong>SE BaND<br />
Hans-Christian Schmid STURM<br />
Beste darstellerische Leistung –<br />
weibliche Hauptrolle<br />
Corinna Harfouch TH<strong>IS</strong> <strong>IS</strong> LoVE<br />
Sibel Kekilli DIE FREMDE<br />
Susanne Lothar DaS wE<strong>IS</strong>SE BaND<br />
Birgit Minichmayr aLLE aNDEREN<br />
22<br />
Beste darstellerische Leistung –<br />
männliche Hauptrolle<br />
Fabian Hinrichs SCHwERKRaFT<br />
Henry Hübchen wH<strong>IS</strong>KY MIT woDKa<br />
Burghart Klaußner DaS wE<strong>IS</strong>SE BaND<br />
Devid Striesow So GLÜCKLICH waR<br />
ICH NoCH NIE<br />
Beste darstellerische Leistung –<br />
weibliche Nebenrolle<br />
Maria Victoria Dragus DaS wE<strong>IS</strong>SE BaND<br />
Hannah Herzsprung V<strong>IS</strong>IoN – aUS DEM<br />
LEBEN DER<br />
H<strong>IL</strong>DEGaRD VoN<br />
BINGEN<br />
Jördis Triebel DIE PÄPSTIN<br />
Nadja Uhl MÄNNERHERZEN<br />
Beste darstellerische Leistung –<br />
männliche Nebenrolle<br />
Rainer Bock DaS wE<strong>IS</strong>SE BaND<br />
Justus von Dohnányi MÄNNERHERZEN<br />
Ulrich Noethen HENRI 4<br />
Settar Tanriögen DIE FREMDE<br />
Beste Kamera/Bildgestaltung<br />
Christian Berger DaS wE<strong>IS</strong>SE BaND<br />
Hagen Bogdanski H<strong>IL</strong>DE<br />
Jana Marsik LIPPELS TRaUM<br />
Reinhold Vorschneider DER RÄUBER<br />
Bester Schnitt<br />
andrew Bird SoUL KITCHEN<br />
andrea Mertens DIE FREMDE<br />
andreas Radtke DIE TÜR<br />
Hansjörg weißbrich STURM<br />
Monika willi DaS wE<strong>IS</strong>SE BaND<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>
Bestes Szenenbild<br />
Thomas Freudenthal H<strong>IL</strong>DE<br />
Christoph Kanter DaS wE<strong>IS</strong>SE BaND<br />
Bernd Lepel DIE PÄPSTIN<br />
Matthias Müsse wICKIE UND DIE<br />
STaRKEN MÄNNER<br />
Bestes Kostümbild<br />
Lucie Bates H<strong>IL</strong>DE<br />
Moidele Bickel DaS wE<strong>IS</strong>SE BaND<br />
Esther walz DIE PÄPSTIN<br />
Ursula welter V<strong>IS</strong>IoN – aUS DEM<br />
LEBEN DER<br />
H<strong>IL</strong>DEGaRD VoN<br />
BINGEN<br />
Bestes Maskenbild<br />
wolfgang Böge, H<strong>IL</strong>DE<br />
Heiko Schmidt<br />
Georg Korpás wICKIE UND DIE<br />
STaRKEN MÄNNER<br />
waldemar Pokromski, DaS wE<strong>IS</strong>SE BaND<br />
anette Keiser<br />
Gerhard Zeiss HENRI 4<br />
Beste Filmmusik<br />
ali N. askin SaLaMI aLEIKUM<br />
The Notwist STURM<br />
Fabian Römer DIE TÜR<br />
Ralf wengenmayr wICKIE UND DIE<br />
STaRKEN MÄNNER<br />
Beste Tongestaltung<br />
Michael Kranz, wICKIE UND DIE<br />
Ben Rosenkind, STaRKEN MÄNNER<br />
Mario Hubert,<br />
Chrissi Rebay<br />
Jörg Krieger, DIE TÜR<br />
Richard Borowski,<br />
Kai Storck<br />
Guillaume Sciama, DaS wE<strong>IS</strong>SE BaND<br />
Jean-Pierre Laforce<br />
Roland winke, DIE PÄPSTIN<br />
Stefan Busch,<br />
Michael Kranz<br />
ES FoLGEN DIE NoMINIERUNGEN NaCH F<strong>IL</strong>MEN (in alphabetischer Reihenfolge der Filmtitel)<br />
23
ALLE ANDEREN<br />
Und sie liebt ihn doch!<br />
wenn Gitti (Birgit<br />
Minichmayr, Beste darstellerische<br />
Leistung –<br />
weibliche Hauptrolle)<br />
zum Ende des Films zu<br />
ihrem Freund (Lars Eidinger)<br />
sagt: „Ich liebe<br />
dich nicht mehr“, dann<br />
meint sie es nicht wirklich<br />
ernst. Jedenfalls<br />
weiß sie noch nicht, ob<br />
sie es ernst meint. auf<br />
alle Fälle ist irgendwas<br />
anders als zu Beginn des Urlaubs: Sie schaut ihn<br />
anders an, sie hört ihm anders zu, sie stellt sich<br />
andere Fragen. Und vielleicht verlässt sie ihn<br />
jetzt tatsächlich. aber wahrscheinlich erst später.<br />
Irgendwann.<br />
Urlaub ist für jede Beziehung eine harte Bewährungsprobe.<br />
wenn man den ersten Einpack-,<br />
Losfahr-, Nichts-Vergessen-Stress hinter sich<br />
hat, beginnt – am Urlaubsziel angekommen –<br />
erst einmal das infantile Paar-Geplänkel – und<br />
alles ist noch schön. aber bald geht der Ärger<br />
los. Zum Beispiel, wenn man auf der ersten gemeinsamen<br />
Bergwanderung ist und merkt, wie<br />
unterschiedlich groß der Kräftehaushalt ist.<br />
oder wenn frau findet, dass zu einem Urlaub<br />
auch ein bisschen Romantik und schöne worte<br />
gehören, die Mann nicht so parat hat. aber spätestens,<br />
wenn zufällige oder alte Bekanntschaften<br />
Einladungen zum Essen oder Bootfahren<br />
aussprechen. Dann ist man schon mittendrin –<br />
in der Krise.<br />
alles das führt uns Regisseurin und Produzentin<br />
Maren ade (Beste Regie, Bester Spielfilm)<br />
in ihrem Film aLLE aNDEREN schmerzhaft<br />
realistisch in einem wunderbaren Sommerauf-Sardinien-Licht<br />
vor augen. Das Leben von<br />
Gitti und Chris ist psychologisch, sprachlich<br />
und gestisch so präzise beobachtet, dass man<br />
sich selbst schnell als Teil dieser Szenerie erlebt.<br />
Maren ade studierte von 1998 bis 2004<br />
an der Münchner Hochschule für Fernsehen und<br />
Film (HFF) Produktion- und Medienwirtschaft<br />
sowie Film- und Fernsehregie. Ihr erster Kurzfilm<br />
EBENE 9 (2000) hatte seine Premiere auf den<br />
Internationalen Hofer Filmtagen und lief danach<br />
auf vielen anderen Festivals. Im gleichen Jahr<br />
gründete sie mit ihrer Studienkollegin Janine<br />
Jackowski (Bester Spielfilm) die Produktionsfirma<br />
Komplizenfilm, zu der 2006 Dirk Engelhardt<br />
(Bester Spielfilm) als weiterer Produzent hinzukam.<br />
ades abschlussfilm an der HFF über eine<br />
Foto: © Gunnar Hämmerle<br />
Bester Spielfilm –<br />
JaNINE JaCKowSKI<br />
– DIE SCHLaFKRaNK-<br />
HEIT (20<strong>10</strong>)<br />
– aLLE aNDEREN<br />
(2009)<br />
– HoTEL VERY<br />
wELCoME (2007)<br />
– DER waLD VoR<br />
LaUTER BÄUMEN<br />
(2003)<br />
24<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 2008 20<strong>10</strong>
junge Lehrerin (DER waLD VoR LaUTER BÄU-<br />
MEN, 2003) lief auf vielen internationalen Filmfestivals<br />
und war ebenfalls für den DEUTSCHEN<br />
F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> nominiert.<br />
wenn Maren ade von den Verbiegungen und<br />
Kompromissen erzählt, die die Liebe von einem<br />
fordert, dann ist es vor allem das berührende<br />
Spiel ihrer beiden großartigen Hauptdarsteller<br />
Birgit Minichmayr und Lars Eidinger, die aus<br />
einer kleinen Liebesgeschichte ein großes Kinoerlebnis<br />
machen. Man hat das Gefühl, dass die<br />
Bester Spielfilm –<br />
DIRK ENGELHaRDT<br />
– aLLE aNDEREN<br />
(2009)<br />
– oCEaNUL MaRE<br />
(2009)<br />
– DU BRUIT DaNS La<br />
TÊTE (2008)<br />
– HoTEL VERY wEL-<br />
CoME (2007 – aSSo-<br />
CIaTE PRoDUCER)<br />
beiden in ihren Szenen sehr viel improvisiert haben,<br />
so überzeugend lebensnah kommt es beim<br />
Zuschauer an. Birgit Minichmayr empfindet das<br />
als großes Kompliment. Es war nämlich genau<br />
das Gegenteil: Es stand alles im Drehbuch.<br />
Birgit Minichmayr kann beides: Viel reden und<br />
wunderbar schweigen, mal amüsiert, mal vorwurfsvoll.<br />
Mit ihrer rauchigen Stimme gibt<br />
sie als Gitti hier den Ton an. Ihrer Filmnichte<br />
bringt sie bei, Emotionen laut rauszubrüllen,<br />
auch wenn sie von Hass geschürt sind.<br />
Bester Spielfilm / Beste<br />
Regie – MaREN aDE<br />
– DIE SCHLaFKRaNK-<br />
HEIT (20<strong>10</strong>)<br />
– aLLE aNDEREN<br />
(2009)<br />
– HoTEL VERY<br />
wELCoME (2007)<br />
– DER waLD VoR<br />
LaUTER BÄUMEN<br />
(2003)<br />
Foto: © Gerald von Foris Foto: © Manfred Klimek<br />
Und ihrem Freund erklärt sie immer wieder<br />
schmollend, dass „Ich liebe dich“ eine antwort<br />
braucht. Und die ist ganz klar: „Ich liebe dich<br />
auch“. Gitti lässt sich da nicht mit einem Kuss<br />
abspeisen. aber wenn Chris ihr eine großartige,<br />
gnadenlos peinliche Tanznummer vorführt, um<br />
sich vor dem ausgehen zu drücken, dann sitzt<br />
Gitti amüsiert, mit verschränkten armen auf<br />
dem Sofa – und ist sprachlos.<br />
Beste weibliche<br />
Hauptrolle –<br />
BIRGIT MINICHMaYR<br />
– DaS wE<strong>IS</strong>SE BaND<br />
(2009)<br />
– aLLE aNDEREN<br />
(2009)<br />
– DER KNoCHEN-<br />
MaNN (2009)<br />
– HaNaMI – KIRSCH-<br />
BLÜTEN (2008)<br />
25
DIE FREMDE<br />
Der auslöser war ihre<br />
arbeit für amnesty<br />
International, wie die<br />
bisher vor allem als<br />
Schauspielerin und<br />
Drehbuchautorin ar-<br />
beitende Feo aladag<br />
(Bester Spielfilm, Bestes<br />
Drehbuch, Beste<br />
Regie) in Interviews<br />
zu ihrem ersten<br />
abendfüllenden Film<br />
DIE FREMDE erzählt.<br />
als amnesty vor sechs<br />
Jahren bei Feo aladag anfragte, ob sie für die<br />
Kampagne „Gewalt gegen Frauen“ einige Spots<br />
entwickeln und inszenieren würde, hat sie<br />
sich sehr gefreut und war auch ein bisschen<br />
stolz, dass man sie dafür ausgeguckt hat, obwohl<br />
sie bisher noch nicht selbst gedreht hatte.<br />
In diesem Zusammenhang ist auch der kurze<br />
werbefilm PoLIZEI entstanden, bei dessen<br />
Recherchearbeit sich die Bilder und Berichte<br />
wie kleine widerhaken in aladags Kopf festsetzten,<br />
als hätten sie zu dem Zeitpunkt schon<br />
gewusst, dass sie bald wieder abgerufen und<br />
als Grundlage für das Drehbuch DIE FREMDE<br />
dienen würden. Zu der Zeit begannen sich auch<br />
in den Medien die Berichte über Ehrenmorde<br />
zu häufen, die Feo aladag in ihre Recherchen<br />
mit einbezog. Sie ist in Frauenhäuser gegangen<br />
und hat viel mit Journalistinnen gesprochen,<br />
die zu dem Thema berichtet und geschrieben<br />
haben. Sie hat Betroffene und Sozialarbeiter<br />
aufgesucht, die mit ihren Erzählungen Szenen<br />
in ihr hervorgerufen haben, die sie dann später<br />
auch für den Film verwenden konnte. all das<br />
ist mit in ihr Drehbuch eingeflossen, und das<br />
merkt man dem Buch auch an. Hier gibt es kein<br />
Gut und Böse, hier gibt es kein Schwarz und<br />
weiß. Es ist eine Geschichte, bei der niemand<br />
moralisch verurteilt wird, sondern bei der die<br />
Zwänge, in denen sich die Figuren bewegen,<br />
sichtbar und erfahrbar werden. Und die damit<br />
verbundene Tragik wird emotional nachvollziehbar.<br />
aladags Intention war es, Empathie<br />
zu schaffen, jenseits von medialen Vorurteilen<br />
und religiösen Verurteilungen. Für sie war es<br />
das Schönste zu sehen, wie in der Regiearbeit<br />
alles zu ihrer Gesamtvision zusammenfließt:<br />
Das, was sie sich vorher auf dem Papier ausgedacht<br />
hat, das, was die einzelnen Schauspieler<br />
einbringen, und natürlich die gesamte arbeit<br />
Bester Spielfilm /<br />
Bestes Drehbuch /<br />
Beste Regie –<br />
FEo aLaDaG<br />
– DIE FREMDE (2008)<br />
Foto: © Brigitte Dummer / Internationale Filmfestspiele Berlin<br />
27
der verschiedenen Gewerke. Konsequent hat<br />
sie mit ihrem Mann Züli aladag (Bester Spielfilm)<br />
zusammen den Film dann auch noch<br />
produziert, so dass die ganze künstlerische<br />
Kontrolle bei aladag lag. Züli aladag feierte<br />
2002 sein Kinodebut mit ELEFaNTENHERZ,<br />
danach folgten hauptsächlich Fernsehproduktionen<br />
für verschiedene Serien. 2006 gewann<br />
sein viel diskutiertes Integrationsdrama wUT<br />
etliche Preise. Ihre gemeinsame Firma Independent<br />
artists Filmproduktion gründeten die<br />
beiden 2005 – und sind nun mit ihrer ersten<br />
Produktion für den DEUTSCHEN F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong><br />
nominiert.<br />
DIE FREMDE erzählt von der leidenschaftlichen<br />
jungen Türkin Umay (Sibel Kekilli, Beste<br />
darstellerische Leistung – weibliche Hauptrolle),<br />
die zwischen den traditionell verankerten<br />
ansprüchen ihrer Familie und dem emanzi-<br />
28<br />
pierten Leben in Berlin zerrieben wird. Sie<br />
verlässt ihren Mann und seine Familie in der<br />
Türkei, nimmt ihren gemeinsamen Sohn mit<br />
nach Berlin zu ihren Eltern und ihren Brüdern.<br />
Sie will wieder bei ihnen leben, zu Hause, wie<br />
sie es nennt. am Ende wird sie ihren ausbruch<br />
in die Freiheit teuer bezahlen, wie alle in der<br />
Familie, die sinnlos zum opfer werden. Sibel<br />
Kekilli spielt diese junge Mutter als eine energische<br />
Frau, die mit ihrem Kopf durch die wand<br />
will und gleichzeitig ist sie still, zurückgenommen,<br />
liebevoll. Man möchte sie umarmen und<br />
beschützen. wenn sie rebellisch wird, dann<br />
funkelt es aus ihren leicht zusammengekniffenen<br />
augen, und sie schiebt ihr Kinn etwas nach<br />
vorn. Und wenn sie glücklich ist, dann strahlen<br />
ihre weiten augen, ein Lächeln liegt in<br />
ihrem Gesicht, alles ist ganz weich und offen.<br />
Dann ist sie die schönste Frau der welt. am<br />
eindrucksvollsten sind Umays Begegnungen<br />
mit ihrem Vater (Settar Tanriögen, Beste darstellerische<br />
Leistung – männliche Nebenrolle).<br />
wie der Vater kämpft, die „Schande“ von seiner<br />
Familie fernzuhalten, und versucht, die Liebe<br />
zu seiner Tochter im Inneren einzuschließen.<br />
Das ist Verzweiflung, Trauer, wut auf der einen<br />
Seite und auf der anderen Verankerung, Ergebenheit,<br />
Verlorensein und Starrsinn, um den<br />
Erwartungen der traditionellen türkischen<br />
Gesellschaft an das Familienoberhaupt gerecht<br />
Bester Spielfilm –<br />
ZÜLI aLaDaG<br />
– DIE FREMDE (2008)<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>
zu werden. Die Zerrissenheit seiner Figur<br />
macht Settar Tanriögen in jeder Szene auf seinem<br />
Gesicht lesbar.<br />
Zu Beginn des Films bekommt man die ahnung<br />
von einem grausamen Ende. Jedenfalls glaubt<br />
man das zu wissen, wenn man die ersten zwei<br />
Minuten des Films gesehen hat. Dann gibt es<br />
einen Schnitt und die Geschichte springt zurück<br />
und entwickelt sich bis hin zu jenem Höhepunkt,<br />
der uns zu Beginn des Films diese<br />
grausame ahnung gab. Dann löst sich diese<br />
Foto: © Gerhard Kassner<br />
Beste weibliche<br />
Hauptrolle –<br />
SIBEL KEK<strong>IL</strong>LI<br />
– DIE FREMDE (2008)<br />
– PLaYGRoUND (2008)<br />
– wINTERRE<strong>IS</strong>E (2005)<br />
– GEGEN DIE waND<br />
(2003)<br />
ahnung auf und es dauert nur noch wenige<br />
Sekunden bis man weiß, dass das wirkliche<br />
Ende noch viel grausamer ist, als man es sich<br />
vorstellen konnte. Dass diese Filmklammer so<br />
funktioniert, dass der Zuschauer zwar zu wissen<br />
glaubt, dass es ein schreckliches Ende geben<br />
wird, aber noch nicht genau weiß, was passiert,<br />
ist vor allem eine Leistung der Cutterin<br />
andrea Mertens (Bester Schnitt). Es gibt viele,<br />
dem Zuschauer auffallende Schnitte, die die<br />
Zuspitzung der Dramatik mit dem Vergehen der<br />
Beste männliche<br />
Nebenrolle –<br />
SETTaR TaNRIÖGEN<br />
– DIE FREMDE (2008)<br />
– TaKVa - GoTTES-<br />
FURCHT (2006)<br />
– YaZI TURa - KoPF<br />
oDER ZaHL (2004)<br />
– EŞKIYa - DER<br />
BaNDIT (1996)<br />
Zeit deutlich machen. oft unterstützt der Schnitt<br />
die Erzählung aus der Perspektive Umays und<br />
lässt ihr Innenleben präsenter werden. andrea<br />
Mertens ist seit 1996 als Cutterin tätig und hat<br />
für zahlreiche Kinofilme wie KaI RaBE GEGEN<br />
DIE VaTIKaNK<strong>IL</strong>LER (R: Thomas Jahn, 1998)<br />
oder Christian Züberts LaMMBoCK (2001)<br />
den Schnitt übernommen. 2008 erhielt sie den<br />
<strong>Deutsche</strong>n Fernsehpreis für ihre arbeit an DaS<br />
JÜNGSTE GERICHT von Urs Egger.<br />
Bester Schnitt –<br />
aNDREa MERTENS<br />
– SCHLaFLoS (2008)<br />
– DaS JÜNGSTE<br />
GERICHT (2007)<br />
– TRUE NoRTH (2006)<br />
– LaMMBoCK (2000)<br />
29
HENRI 4<br />
„was für ein tapferes<br />
Gesicht“, sagt der<br />
legendäre Hellseher<br />
Nostradamus zu Beginn<br />
des Films über<br />
den kleinen protestantischen<br />
Prinzen aus<br />
der südfranzösischen<br />
Provinz Navarra, die<br />
dem katholisch beherrschtenKönigshaus<br />
in Paris schon<br />
lange ein Dorn im auge<br />
ist. Der Höhepunkt der<br />
Glaubenskriege Ende des 16. Jahrhunderts, die<br />
ja eigentlich Konfessionskriege waren und of-<br />
30<br />
fenbar doch viel mehr – nämlich der Kampf um<br />
freiheitliches Denken, Handeln und Regieren –<br />
war das große Thema der späten Romane von<br />
Heinrich Mann, die sich mit dem Leben eben<br />
dieses kleinen Prinzen beschäftigten. Denn die<br />
Geschichte dieses Prinzen war eine Geschichte,<br />
die erzählte und vielleicht auch erklärte, was<br />
europäische Zivilisation ausmacht: der Konflikt<br />
zwischen Humanismus und Barbarei.<br />
Für die Berliner Produzentin Regina Ziegler ist<br />
dieser Stoff schon seit ihrer Schulzeit ein Faszinosum,<br />
seine Verfilmung ein Lebenstraum,<br />
den sie mit einer aufwändig finanzierten, aufwändig<br />
besetzten und von Regisseur Jo Baier<br />
ebenso inszenierten deutsch-französischen<br />
Ko-Produktion verwirklichte.<br />
Der französische Schauspieler Julien Boisselier<br />
spielt den Hugenotten, der es tatsächlich<br />
auf den Thron von Frankreich bringt. Seine<br />
deutschen Kollegen Joachim Król und andreas<br />
Schmidt sind die treuen Vasallen agrippa<br />
und Du Bartas, während die antagonisten der<br />
Titelfigur gleich eine ganze Familie bilden. angeführt<br />
und angestachelt von Hannelore Hoger<br />
als despotische Königin Katharina von Medici,<br />
die eine Horde missratener Kinder zur welt<br />
gebracht hat, die einen ganzen Katalog von<br />
Extravaganzen repräsentieren. Da ist die promiskuitive<br />
Tochter Margot (armelle Deutsch),<br />
durch deren Heirat mit dem Prinzen sich Katharina<br />
die Befriedung der Protestanten verspricht.<br />
Da ist der schwule Masochist D´anjou<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>
(hingebungsvoll: Devid Striesow), der eigentlich<br />
König werden will. Da ist sein kleiner Bruder<br />
D´alencon (adam Markievicz), den eine chronische<br />
Krankheit zur kompletten Untätigkeit verdammt<br />
hat. Und da ist schließlich der älteste<br />
Bruder Karl IX, den alle für komplett verrückt<br />
halten – und der gegenüber dem Prinzen behauptet,<br />
keine andere wahl zu haben, als dies<br />
zu spielen.<br />
Ganz so ging es seinem Darsteller Ulrich<br />
Noethen (Beste darstellerische Leistung – männ-<br />
liche Nebenrolle) übrigens nicht, „denn ich war<br />
zunächst irritiert über die Rolle, weil König<br />
Karl IX Mitte zwanzig ist und ich bin mehr als<br />
doppelt so alt. aber schließlich habe ich mich<br />
überzeugen lassen“, sagt Noethen in einem<br />
Interview. Diese Überzeugung legte er in sein<br />
Spiel, das genau diese von der Figur beschriebene<br />
Spannung erzählt. Ein mimischer Parforce-<br />
Ritt zwischen wahnsinn und Kalkül, zwischen<br />
echtem Leid und geheuchelter Empörung – und<br />
schließlich zwischen Leben und Tod.<br />
wenn Noethen als Karl in der furchtbaren<br />
Bartholomäus-Nacht buchstäblich Blut und<br />
wasser schwitzt, ist das nur eine der Herausforderungen<br />
für den Maskenbildner Gerhard<br />
Zeiss (Bestes Maskenbild), der eben solche liebt,<br />
Foto: © Joachim Gern<br />
Beste männliche<br />
Nebenrolle –<br />
ULRICH NoETHEN<br />
– EIN FLIEHENDES<br />
PFERD (2006)<br />
– DaS waHRE LEBEN<br />
(2005)<br />
– DaS SaMS (2001)<br />
– CoMEDIaN<br />
HaRMoN<strong>IS</strong>TS (1997)<br />
weil ihm historische Masken und Frisuren besonders<br />
liegen. Der ausgebildete Friseur und<br />
begnadete Perückenbauer, der sein Handwerk<br />
als Maskenbildner am Staatstheater in wiesbaden<br />
gelernt hat, verfällt aber nie den Reizen,<br />
einfach nur in der Vergangenheit zu schwelgen.<br />
Er arbeitet eher nüchtern, um dann nicht nur<br />
akzente zu setzen, sondern diesen auch noch<br />
eine Nachhaltigkeit zu geben. Man achte nur<br />
einmal auf Devid Striesows Kopf.<br />
Bestes Maskenbild –<br />
GERHaRD ZE<strong>IS</strong>S<br />
– HaRDCoVER (2007)<br />
– DaS wUNDER VoN<br />
BERN (2002)<br />
– BoaT TRIP (2001)<br />
– <strong>IS</strong>LaND oN<br />
BIRDSTREET (1997)<br />
31
H<strong>IL</strong>DE<br />
„Dass Hildegard Knef<br />
eine Heroine der deutschenKulturgeschichte<br />
wurde, machte ihr<br />
Leben, äußerlich betrachtet,<br />
zu einem<br />
Erfolg. Dass dieses<br />
Leben wichtigere Dinge<br />
verfolgte als den Erfolg,<br />
machte es reich“,<br />
hat Roger willemsen<br />
einmal über die Frau<br />
geschrieben, deren Le-<br />
ben natürlich auch<br />
danach rief, sie eines Tages zu einer Heroine eines<br />
deutschen Kinofilms werden zu lassen. Kai<br />
wessel hat diesen Film gedreht und sich – nach<br />
einem Drehbuch von Maria von Heland – dabei<br />
auf die ersten vierzig Jahre eines knapp achtzig<br />
Jahre währenden Lebens beschränkt. Er erzählt<br />
von ihren anfängen am Ende des Zweiten weltkrieges<br />
bis zu ihrem legendären Konzert in der<br />
32<br />
Berliner Philharmonie, das eigentlich 1968 stattfand,<br />
im Film aber auf den Todestag des deutschamerikanischen<br />
Produzenten Erich Pommer am<br />
8. Mai 1966 gelegt wird.<br />
Der Film erzählt also von ihrer Entdeckung<br />
durch Joseph Goebbels und ihrer ersten Liebe<br />
zu dem linientreuen Tobis-Produktionschef<br />
Ewald von Demandowsky, von ihren auftritten<br />
im Schlosspark-Theater, ihrer Hochzeit mit dem<br />
deutschstämmigen US-Filmoffizier Kurt Hirsch.<br />
Er erzählt von ihren ersten, frustrierenden Jahren<br />
in Hollywood, vom bigotten Skandal um ihren<br />
harmlosen Nacktauftritt in willi Forsts DIE<br />
SÜNDERIN, von ihrer Broadway-Karriere und<br />
ihrer rettenden Begegnung mit dem britischen<br />
Schauspieler David Cameron, der ihr außergewöhnliches<br />
Talent als Texterin und Sängerin<br />
entdeckt und fördert. H<strong>IL</strong>DE, die von Heike Makatsch<br />
mit Energie und Esprit gespielt und interpretiert<br />
wird, ist also auch eine Heroine der<br />
Zeitgeschichte. Eine wanderin zwischen den<br />
Trümmern von Berlin und den von den feindli-<br />
chen Bombern wegen Eigenbedarfs verschonten<br />
Villen von Zehlendorf, zwischen den Einheitsbungalows<br />
der Hollywoodschen Mittelschicht<br />
und der Neun-Zimmer-Villa in Dahlem, zwischen<br />
dem damaligen Nobel-Hotel Kempinski und einem<br />
schottischen Blindenheim Ende der fünfziger<br />
Jahre. Mit anderen worten: H<strong>IL</strong>DE, der Film,<br />
ist auch ein Eldorado für Szenenbildner.<br />
Thomas Freudenthal (Bestes Szenenbild) ist<br />
zwar kein ausgewiesener Spezialist für historische<br />
Stoffe. Die meisten seiner Kinoprojekte, die<br />
er seit Mitte der neunziger Jahre betreut, waren<br />
im Hier und Jetzt angesiedelt. Doch die Freude<br />
daran, Räume für Kinogeschichten zu erfinden,<br />
zu definieren, zu inszenieren, ohne sie der Erzählung<br />
überzustülpen, wird bei seiner arbeit immer<br />
sichtbar. Egal, ob es um die düsteren winkel<br />
und verzweifelt gestalteten oasen im Elend geht<br />
wie in Nico Hofmanns SoLo FÜR KLaRINETTE<br />
oder um die Parodie auf ein germanisches Dorf<br />
in SIEGFRIED mit Tom Gerhardt. In H<strong>IL</strong>DE<br />
kommt Freudenthal zum einen der handwerk-<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>
lichen Notwendigkeit nach, die Ruinen der zerbombten<br />
Stadt und Kriegsschauplätze authentisch<br />
nachzuerzählen. Spannender wird es aber<br />
für ihn und die Zuschauer jedoch, wenn er über<br />
die unterschiedlichsten Innenräume – wie das<br />
Restaurant im Kempinski oder das wohnzimmer<br />
von Hildes Villa (wo er der Versuchung widersteht,<br />
auch noch alle ihre dort eigentlich versammelten<br />
Haustiere auflaufen zu lassen) – den<br />
Zeitgeist ebenso sichtbar macht wie die Haltung<br />
der Figur zu dieser Zeit, also auch ihr Innenleben.<br />
wenn Hildegard Knef wirklich bei sich ist,<br />
oder vermeintlich mit sich allein, lässt das Szenenbild<br />
ihr auffällig viel Raum. Damit ist viel<br />
über einen Charakter erzählt.<br />
wenn die orte und Schauplätze eines Films die<br />
Protagonisten desselben sowohl schützen, beschreiben<br />
als auch in Gefahr bringen können,<br />
gelten Kostüm und Maske als gleichwertige<br />
Partner, denen dieselben Effekte gelingen können.<br />
Lucie Bates (Bestes Kostümbild), die am<br />
Theater als Bühnen- und Kostümbildnerin an-<br />
gefangen hat, gehört seit Jahren zu den meist<br />
beschäftigten und äußerst vielseitigen Kostüm-<br />
Designerinnen des deutschen Kinos. Ihre selbstverständliche<br />
Zusammenarbeit mit so unterschiedlichen<br />
Regisseuren wie Rainer Kaufmann,<br />
Vadim Glowna, Rudolf Thome und Dani Levy, für<br />
dessen Tragikomödie aLLES aUF ZUCKER! sie<br />
2005 den <strong>Deutsche</strong>n Filmpreis gewann, macht<br />
dies deutlich. Bei H<strong>IL</strong>DE hat sie sich nicht ausgetobt,<br />
auch wenn der Stoff es durchaus angeboten<br />
hat. aber allein der Blick darauf, wie sie<br />
Beste Kamera –<br />
HaGEN BoGDaNSKI<br />
– CaSE 39 (2009)<br />
– YoUNG VICToRIa<br />
(2009)<br />
– DaS LEBEN DER<br />
aNDEREN (2006)<br />
– DIE UNBERÜHR-<br />
BaRE (2000)<br />
die Hauptfigur sowohl be- als auch entkleidet,<br />
macht ihre Entschiedenheit klar. Hilde ist nicht<br />
vordergründig glamourös. Ihre öffentliche Garderobe<br />
ist von schlichter Eleganz. Und privat ist<br />
sie nicht selten nur unvollständig, nachlässig<br />
bekleidet. Ein Zeichen von offenheit und Verletzlichkeit<br />
zugleich.<br />
wolfgang Böge und Heiko Schmidt (Bestes Maskenbild)<br />
hatten noch eine zusätzliche Herausforderung<br />
zu bewältigen. Die Figur der Hilde<br />
wird durchgehend von Heike Makatsch gespielt,<br />
Bestes Szenenbild –<br />
THoMaS<br />
FREUDENTHaL<br />
– H<strong>IL</strong>DE (2008)<br />
– EFFI BRIEST (2007)<br />
– BELLa MaRTHa<br />
(2001)<br />
– SoLo FÜR<br />
KLaRINETTE (1997)<br />
33
die ihr das Gesicht einer Neunzehnjährigen<br />
ebenso leiht wie das einer Dreiundvierzigjährigen.<br />
Spielen kann das Heike Makatsch souverän<br />
und glaubwürdig. Dieses Talent muss die<br />
Maske unterstützen – ohne Übertreibung, ohne<br />
Mummenschanz. Die erfahrenen Maskenbildner<br />
Böge (DER ToTMaCHER, RoSSINI, STRaIJK)<br />
und Schmidt (L´aMoUR, L´aRGENT, L´aMoUR,<br />
aLTER UND SCHÖNHEIT, DIE GRÄFIN) wussten<br />
um Hildegard Knefs stets auffälliges Make-up.<br />
aber sie stellen es nicht zur Schau. Sie machen<br />
34<br />
Bestes Kostümbild –<br />
LUCIE BaTES<br />
– EFFI BRIEST (2007)<br />
– EIN FLIEHENDES<br />
PFERD (2007)<br />
– LIEBESLEBEN (2007)<br />
– aLLES aUF ZUCKER!<br />
(2005)<br />
die Maske zur Maskerade, wo die Knef selbst es<br />
als solche benutzt hat. Und sie benutzen sie als<br />
Koloration der Figuren, wo diese in ihrer Zeit als<br />
Figuren derselben erkennbar sein sollen.<br />
Hagen Bogdanski (Beste Kamera / Bildgestaltung)<br />
schaut ihnen dabei zu. Der renommierte<br />
Kameramann, der als assistent bei Jürgen Jürges,<br />
Gernot Roll und Xaver Schwarzenberger angefangen<br />
hat und für die nachhaltig wirkenden<br />
Bilderwelten eines oskar Roehler verantwortlich<br />
war, hat bereits Mitte der neunziger Jahre<br />
Bestes Maskenbild –<br />
woLFGaNG BÖGE<br />
– STRaJK (2005)<br />
– TaKING SIDES (2000)<br />
– RoSSINI (1996)<br />
– DER ToTMaCHER<br />
(1995)<br />
mit dem Regisseur Kai wessel zusammengearbeitet.<br />
In H<strong>IL</strong>DE hat er sowohl seiner Vorliebe<br />
als auch seinem Talent für exquisite Kinobilder<br />
sowie seiner Neigung zu ungewöhnlichen,<br />
durch Irritation zum Verstehen führenden Einstellungen<br />
frönen können. Er lässt den Film gut<br />
aussehen. Und erzeugt dabei trotzdem und absichtlich<br />
nicht immer ein gutes Gefühl für den<br />
Zuschauer.<br />
Bestes Maskenbild –<br />
HEIKo SCHMIDT<br />
– ZaNaN-E-BEDUN-<br />
E-MaRDaN (2009)<br />
– THE CoUNTESS (2008)<br />
– waS NÜTZT DIE<br />
LIEBE IN GEDaNKEN<br />
(2004)<br />
– GRoSSE MÄDCHEN<br />
wEINEN NICHT (2001)<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>
MÄNNERHERZEN<br />
Ihre wege kreuzen sich<br />
zufällig an einem ort,<br />
an dem sich Menschen<br />
entweder schämen oder<br />
wichtig machen. In der<br />
Fitnessbude kommen<br />
Stärken und Schwächen<br />
von Menschen ganz<br />
schnell und im wahrsten<br />
Sinne der worte<br />
auf den Punkt. aber<br />
Frauen lernt man als<br />
verklemmter Gewerbeaufsichtsbeamter<br />
dort<br />
nicht kennen. Und Schlager werden auch nicht<br />
gesungen. aber die MÄNNERHERZEN in Simon<br />
Verhoevens gleichnamigem Ensemblefilm schlagen<br />
nach zwei Stunden an der Kraftstation oder<br />
auf dem Ergo-Bike auf jeden Fall etwas höher.<br />
Susanne Feldberg, gespielt von Nadja Uhl (Beste<br />
darstellerische Leistung – weibliche Nebenrolle)<br />
hat keine Zeit, ins Studio zu gehen. Sie arbeitet<br />
immer lange im Supermarkt für Tiernahrung und<br />
kümmert sich um ihren Sohn, der schon im Kindergarten<br />
Liebeskummer hat.<br />
Nadja Uhl, geboren in Stralsund, ausgebildet in<br />
Leipzig, erfolgreich am Theater in Potsdam und<br />
im Kino spätestens seit SoMMER VoRM BaLKoN,<br />
eine Ikone des modernen Berlin, spielt Susanne<br />
als starke, lebenskluge Frau. Sie tröstet ihren<br />
Kleinen, hält sich den Vater vom Hals, der als<br />
U-Bahn Fahrer an einem Unfalltrauma leidet<br />
und nicht zu beherrschen ist. Und sie weiß mit<br />
den ungeschickten Flirtversuchen des Hamster<br />
haltenden Kunden Günther sensibel umzugehen.<br />
Mit anderen worten: Bei Nadja Uhl sind gleich<br />
drei Männerherzen gut versorgt.<br />
Beste weibliche<br />
Nebenrolle –<br />
NaDJa UHL<br />
– MoGaD<strong>IS</strong>CHU<br />
(2008 / TV)<br />
– DER BaaDER MEIN-<br />
HoF KoMPLEX (2008)<br />
– SoMMER VoRM<br />
BaLKoN (2005)<br />
– DIE Zw<strong>IL</strong>LINGE (2002)<br />
Foto: © Joachim Gern Foto: © Christian Schoppe<br />
Zum Glück lernt sie nicht auch noch Bruce Berger<br />
kennen. Der will nämlich durch seine kitschigen<br />
Schlager bewirken, was Susanne mit einem<br />
Lächeln schafft – die welt zu retten. Justus von<br />
Dohnányi (Beste darstellerische Leistung – männliche<br />
Nebenrolle) gibt in der Rolle von der Tragödie<br />
eines lächerlichen Mannes dem affen richtig<br />
Zucker. Er spielt einen Schlagerstar, dessen Leben<br />
eine Lüge ist, so hemmungslos am Limit, dass er<br />
– und hier kommt das Können zur Kunst – in jeder<br />
Sekunde erschreckend glaubwürdig ist.<br />
Beste männliche<br />
Nebenrolle –<br />
JUSTUS VoN DoHNáNYI<br />
– JUD SÜSS (20<strong>10</strong>)<br />
– MÄNNERHERZEN<br />
(2009)<br />
– B<strong>IS</strong> ZUM ELLEN-<br />
BoGEN (2007)<br />
– DaS EXPERIMENT<br />
(2001)<br />
35
DIE PÄPSTIN<br />
Die Vorgeschichte zu<br />
dieser Produktion ist<br />
hinlänglich bekannt.<br />
Die aufwändige adaption<br />
des weltbestsellers<br />
DIE PÄPSTIN aus<br />
der Feder von Donna<br />
Cross, die eigentlich<br />
Literaturwissenschaftlerin<br />
ist und Sachbücher<br />
und Ratgeber geschrieben<br />
hat, wurde<br />
unter der Regie von<br />
Sönke wortmann erfolgreich<br />
realisiert und ins Kino gebracht. Es ist<br />
die Geschichte einer ganz eigenen Emanzipation.<br />
also ist es auch die Geschichte einer Unterdrückung.<br />
Im tiefsten Mittelalter entdeckt die<br />
Tochter eines Dorfpfarrers ihre geisteswissenschaftlichen,<br />
theologischen und sprachlichen<br />
Interessen und Begabungen, deren Entwicklung<br />
der strenge Vater natürlich nicht zulassen, geschweige<br />
denn fördern will. Unterstützt von<br />
dem fremden Gelehrten aeskulapius und über<br />
36<br />
viele steinige und spannende Umwege gelangt<br />
Johanna, die sich natürlich in der männlich dominierten<br />
welt der katholischen Erziehungsinstrumente<br />
Johannes nennen und als junger Mann<br />
ausgeben muss, bis nach Rom, wo sie dem Papst<br />
nicht nur das Leben, sondern auch die Ehre rettet.<br />
Schließlich wird sie seine Nachfolgerin. aber<br />
ihr Glück hätte vielleicht etwas ganz anderes<br />
sein können.<br />
Im ersten Kapitel dieses Films spielt die Beziehung<br />
Johannas zu ihrer Mutter eine entscheidende<br />
Rolle. Die Frauen der Familie müssen<br />
gegen den gewalttätigen Vater zusammenhalten,<br />
der den vermeintlich allgegenwärtigen Teufel<br />
in Frauengestalt mit Fäusten oder einer Rute<br />
bekämpfen zu müssen meint. Johannas Mutter<br />
Gudrun ist eine noch nicht bekehrte Heidin, die<br />
ihrer Tochter zum Trost auch gerne mal Geschichten<br />
von Thor und odin erzählt. Jördis<br />
Triebel (Beste darstellerische Leistung – weibliche<br />
Nebenrolle) spielt diese archaische Figur in<br />
wenigen intensiven Szenen – die buchstäblich<br />
von der wiege bis zur Bahre, von der Geburt eines<br />
bis über den Tod eines anderen Kindes hi-<br />
nausreichen – mit einer nachhaltig wirkenden<br />
Mischung aus Kraft und Liebe, die sich in wenigen<br />
Blicken und Gesten auszudrücken vermag.<br />
Und selbst wenn ihr Mund einmal die Tochter zu<br />
verraten scheint, haben ihre augen gleichzeitig<br />
Versöhnung und Rettung angeboten und bekommen.<br />
Jördis Triebel, die die Schauspielkunst an<br />
der Ernst-Busch-Schule in Berlin lernte und einige<br />
Jahre in Bremen, später in Zürich und Köln<br />
Theater spielte, gehört seit ihrem auftritt in<br />
Sven Taddickens Tragikomödie EMMaS GLÜCK<br />
zu den interessantesten Kinoschauspielerinnen<br />
der jüngsten Zeit. Sie ist robust und sanft<br />
zugleich, stark, aber nicht furchteinflössend.<br />
Sie ist kein opfer, auch wenn sie oft einstecken<br />
muss. So auch in der PÄPSTIN.<br />
Für Jördis Triebels Kostüm musste sich die erfahrene<br />
Szenen- und Kostümbildnerin Esther<br />
walz (Bestes Kostümbild) vielleicht am wenigsten<br />
ins Zeug legen. aber die Bandbreite vom einfachsten<br />
wollgewand in einem verarmten Dorf<br />
am Rande der Zivilisation bis zu den pompösen<br />
Kaiser- und Bischofsroben im prunkvollen Rom<br />
lässt genügend Herausforderungen für das Ge-<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>
werk aufblitzen. Die in Paris lebende Designerin,<br />
die in New York auch Schmuckdesign gelernt<br />
hat, verfügt über ein außergewöhnliches<br />
Spektrum bei der wahl ihrer Filme. Zu ihren<br />
frühen arbeiten gehören die grotesken Kostüme<br />
in Dominik Grafs Frühwerk DREI GEGEN<br />
DREI aus der Mitte der achtziger Jahre. Sie hat<br />
die alltagsmode in Beziehungskomödien und<br />
TV-Krimis verwendet und die schreiend künstlichen<br />
und unvergesslichen outfits des Personals<br />
von oskar Roehlers LULU & JIMI entworfen.<br />
Foto: © Mathias Bothor<br />
Beste weibliche<br />
Nebenrolle –<br />
JÖRD<strong>IS</strong> TRIEBEL<br />
– DIE PÄPSTIN (2008)<br />
– KDD - KRIMINaL-<br />
DaUERDIENST<br />
(2006 / TV)<br />
– EINE GUTE MUTTER<br />
(2006 / TV)<br />
– EMMaS GLÜCK<br />
(2006)<br />
Für DIE PÄPSTIN dürfte sich die Kostümbildnerin,<br />
die auch immer wieder Szenenbilder entworfen<br />
hat, unter anderem empfohlen haben, weil sie<br />
bereits für Jean-Jacques annauds IM NaMEN<br />
DER RoSE ins Kloster gegangen war. wie sie im<br />
Vatikan die Figuren – ihre Demut, ihren Hochmut<br />
und, im Falle des Kaisers Lothar, ihren<br />
Übermut – über die Gestaltung und Farbgebung<br />
ihrer Gewänder erzählt, ist beeindruckend.<br />
Natürlich hat der Filmarchitekt Bernd Lepel<br />
(Bestes Szenenbild) sein Rom nicht an einem<br />
Bestes Szenenbild –<br />
BERND LEPEL<br />
– DIE PÄPSTIN (2009)<br />
– DER BaaDER MEIN-<br />
HoF KoMPLEX<br />
(2008)<br />
– DER UNTERGaNG<br />
(2004)<br />
– DER ZEMENT-<br />
GaRTEN (1993)<br />
Tag erbaut. aber das wichtigste war nicht Rom<br />
selbst, sondern die Räume in Rom. Das Schlafzimmer<br />
des Papstes zum Beispiel, das selbst<br />
schon wie ein eigener Palast wirkt. ansonsten<br />
hatte Bernd Lepel, der wie viele seiner Kollegen<br />
am Theater angefangen hat und nun seit<br />
über dreißig Jahren bei einigen der größten und<br />
erfolgreichsten deutschen Kinofilme (von der<br />
BLECHTRoMMEL bis zum UNTERGaNG) das<br />
Set Design entwarf, die gleiche Herausforderung<br />
wie seine Kollegen in Kostüm und Maske:<br />
Bestes Kostümbild –<br />
ESTHER waLZ<br />
– ELEMENTaR-<br />
TE<strong>IL</strong>CHEN (2005)<br />
– RESIDENT EV<strong>IL</strong><br />
(2001)<br />
– PoLa X (1998)<br />
– JENSEITS DER<br />
woLKEN (1994)<br />
37
Die Reibung zwischen der Schlichtheit des kargen,<br />
schmutzigen, armen Landlebens und dem<br />
Pomp des Vatikans buchstäblich an orten und<br />
Stellen spürbar zu machen.<br />
Kein Mensch weiß, wie das Mittelalter geklungen<br />
hat. aber es war mit Sicherheit nicht leise<br />
in einer Zeit, in der beispielsweise die wände<br />
ohren hatten, weil sie zu Hütten gehörten und<br />
viel zu dünn waren. oder sie waren dick, weil sie<br />
zu einem Palast gehörten und erzeugten somit<br />
Hall und Echos. andererseits muss der Klang<br />
38<br />
Beste Tongestaltung –<br />
RoLaND wINKE<br />
– DER BaaDER MEIN-<br />
HoF KoMPLEX<br />
(2008)<br />
– DaS PaRFUM (2006)<br />
– SoPHIE SCHoLL<br />
(2005)<br />
– DER UNTERGaNG<br />
(2004)<br />
des Mittelalters auch ein sehr natürlicher gewesen<br />
sein. Künstliche Nebengeräusche, akustische<br />
ablenkung oder elektronische Dauerberieselung<br />
dürften nicht stattgefunden haben. Die<br />
Tongestalter Roland winke, Stefan Busch und<br />
Michael Kranz (Beste Tongestaltung) konnten<br />
und mussten deshalb in ihrer arbeit starke akzente<br />
setzen. Die permanente Bedrohung der Titelfigur,<br />
die ja nicht nur angst haben muss, dass<br />
ihre körperliche und intellektuelle Maskerade<br />
einfach auffliegen könnte, sondern sich dabei<br />
Beste Tongestaltung –<br />
STEFaN BUSCH<br />
– DER BaaDER MEIN-<br />
HoF KoMPLEX<br />
(2008)<br />
– KEINoHRHaSEN<br />
(2007)<br />
– DER UNTERGaNG<br />
(2004)<br />
– SCHLaFES BRUDER<br />
(1995)<br />
auch ständig in Lebensgefahr befindet, hat auf<br />
der Tonspur eine physisch spürbare Präsenz.<br />
andererseits muss zum Beispiel das Beseitigen<br />
von mit Tinte geschriebenen Buchstaben von der<br />
Seite eines geliebten Buches so leise klingen, wie<br />
es klingen muss, und dennoch auch akustisch<br />
wie eine Gewalttat anmuten. authentizität ist<br />
hier nicht nur nicht möglich, sie ist auch nicht<br />
erwünscht.<br />
Beste Tongestaltung –<br />
MICHaEL KRaNZ<br />
– DER BaaDER MEIN-<br />
HoF KoMPLEX<br />
(2009)<br />
– DaS PaRFUM (2006)<br />
– MoRTaL TRaNSFER<br />
(2000)<br />
– DaS GE<strong>IS</strong>TERHaUS<br />
(1993)<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>
DER RÄUBER<br />
„Man kann sich entscheiden,<br />
daran glaube<br />
ich. Und wenn man es<br />
nicht tut, dann heißt<br />
das was.“ Mit diesen<br />
worten setzt Erika<br />
(Franziska weisz) ihren<br />
Freund Johann (andreas<br />
Lust) vor die Tür,<br />
als sie erfährt, dass<br />
er wiederholt Banken<br />
ausgeraubt hat. Regisseur<br />
Benjamin Heisenberg<br />
inszenierte seinen<br />
zweiten Spielfilm DER RÄUBER so, dass der Zuschauer<br />
das Gefühl hat, seine Hauptfigur Johann<br />
kann nichts entscheiden: Er tut, was er tun muss.<br />
animalisch getrieben, geht er jeden Tag mehrere<br />
Kilometer laufen und überfällt beinahe genauso<br />
selbstverständlich verschiedene Geldinstitute.<br />
wieder zu Hause protokolliert er zufrieden seine<br />
Pulsschlag-Kurve und legt das Geld routiniert in<br />
eine Tüte unter das Bett. Das Geld scheint ihn<br />
nicht zu interessieren, ihm geht es nur um den<br />
Endorphin-Kick.<br />
Seit Lola in Gestalt Franka Potentes ist niemand<br />
mehr so gerannt im Kino! Der Unterschied ist:<br />
Lola musste rennen, weil sie nur 20 Minuten Zeit<br />
hatte; Johann muss laufen, weil er nicht anders<br />
kann. Für Kameramann Reinhold Vorschneider<br />
(Beste Kamera/Bildgestaltung) war die Figur<br />
des besessenen Marathonmannes Johann eine<br />
besondere Herausforderung. Ihm mit einer Kamera<br />
immer das richtige Tempo zu geben, seine<br />
Schnelligkeit erfahrbar zu machen, so dass der<br />
Zuschauer beinahe selbst außer atem gerät, das<br />
sah Vorschneider als seine aufgabe an. Eine<br />
Steadycam macht es möglich mitzuhalten, wenn<br />
Johann im Park joggt. Und eine gehetzte Handkamera<br />
begleitet den Räuber, wenn er durch<br />
Kneipen, Keller, Treppenhäuser, über Höfe und<br />
Mauern auf der Flucht vor der Polizei ist. Man<br />
sieht, wie sich die Kamera für die Bewegung<br />
begeistert, und fliegt mit ihr in Parallelfahrten<br />
durch die Bäume ohne anzustoßen. was für ein<br />
Parcour! Vorschneiders Bilder sind kalt und<br />
schön. Durch sein Gefühl für Raum und Licht<br />
unterstreicht er das Gefühl von Einsamkeit und<br />
Verlorenheit.<br />
Vorschneider hat übrigens in gleich drei herausragenden<br />
Filmen der diesjährigen Berlinale die<br />
Kamera geführt: DER RÄUBER; oRLY (Regie:<br />
angela Schanelec) und IM SCHaTTEN (Regie:<br />
Thomas arslan). Ein Blick auf die stilistische<br />
Differenz etwa zwischen DER RÄUBER und<br />
oRLY macht noch einmal die Bandbreite der<br />
kinematografischen Begabung des Kameramannes<br />
deutlich.<br />
Foto: © Thomas Hedrich<br />
Beste Kamera –<br />
REINHoLD<br />
VoRSCHNEIDER<br />
– DER RÄUBER (20<strong>10</strong>)<br />
– MaDoNNEN (2006)<br />
– DER aRME<br />
VERSCHwENDER<br />
(2004)<br />
– MaRSE<strong>IL</strong>LE (2003)<br />
39
„Das Erste Fernsehen,<br />
mit dem ich groß geworden bin.“<br />
Wir wünschen gute Unterhaltung<br />
beim <strong>Deutsche</strong>n Filmpreis 20<strong>10</strong>.<br />
Volker Herres<br />
DasErste.de
SALAMI ALEIKUM<br />
Im Ganzen klingt es<br />
skurril: Ein softer<br />
Metzgersohn aus Köln<br />
mit iranischen wurzeln<br />
(Navid akhavan)<br />
trifft im verschlafenen<br />
ostdeutschen Dörfchen<br />
oberniederwalde auf<br />
die Ex-Kugelstoßerin<br />
ana (anna Böger) und<br />
findet mit ihr die große<br />
Liebe. Im Detail ist<br />
es noch verrückter: Der<br />
Metzgersohn Mohsen<br />
Taheri kann kein Blut sehen, und wenn er Beruhigung<br />
braucht, strickt er zur Entspannung am<br />
Schal seines Lebens. Und ana, die als Leistungssportlerin<br />
in der DDR gedopt wurde, ist größer<br />
und massiver von Gestalt als Mohsen. Entsprechend<br />
arbeitet sie als automechanikerin.<br />
Regisseur ali Samadi ahadi präsentiert dem<br />
Zuschauer eine Komödie als farbenfrohes und<br />
verspieltes persisches Märchen, in dem verschiedene<br />
Kulturen mit ihren Geschichten, ihren<br />
Eigenheiten und ihren wunschvorstellungen<br />
aufeinanderprallen. In der ostdeutschen Provinz<br />
beäugte man nach dem Fall der Mauer<br />
erstmal alles Neue und Fremde mit argwohn.<br />
Und so braucht auch Mohsen ein paar Sympathie<br />
auslösende Lügen, um anas Vater (wolfgang<br />
Stumph) zu einem Satz wie: „Gefühle wie Freude,<br />
Liebe und Trauer und so sind doch bei uns allen<br />
gleich“ zu bewegen. alle Familienmitglieder sind<br />
auf der Suche nach ihrer verloren gegangenen<br />
Heimat und jeder versucht mit viel Phantasie<br />
und Einfallsreichtum, sich eine neue zu erschaffen.<br />
Dieses Religionen und Grenzen überwindende<br />
Land der Phantasie, das hier in knallbunten<br />
animierten Zeichnungen in verschiedenen<br />
Traumblasen der Filmfiguren visualisiert<br />
wird, inspirierte den vielseitigen Komponisten<br />
ali N. askin (Beste Filmmusik) zu einem Score,<br />
der verschiedene Einflüsse der weltmusik aufgreift<br />
und hervorragend mit dem Seelenleben der<br />
Figuren korrespondiert. als sich z.B. die beiden<br />
Väter des jungen Paares bei einer Flasche Schnaps<br />
ihre jeweiligen Landes-Uniformen vorführen,<br />
bläst der Soundtrack der Szene buchstäblich<br />
und mit ironischer Intonation den Marsch.<br />
Und wenn sich Mohsen seine Zukunft mit ana<br />
vorstellt, mutet es an wie eine Szene aus einem<br />
Bollywood-Film mit der entsprechenden Musik<br />
zu einer indischen Tanzformation.<br />
askin arbeitete hier bereits zum dritten Mal mit<br />
der Produktionsfirma Dreamer Joint Venture<br />
zusammen (LoST CH<strong>IL</strong>DREN, 2006 und LERoY,<br />
2008), die ihm erneut die Gelegenheit bot, die<br />
Story des Films mit seinem originellen Musikkonzept<br />
zu verweben. Hier öffnet sie den Raum<br />
zur Phantasie und das Herz des Zuschauers.<br />
Foto: © Uwe Stratmann<br />
Beste Filmmusik –<br />
aLI N. aSKIN<br />
– aYLa (20<strong>10</strong>)<br />
– SaLaMI aLEIKUM<br />
(2009)<br />
– LERoY (2007)<br />
– LoST CH<strong>IL</strong>DREN<br />
(2005)<br />
41
SCHWERKRAFT<br />
Er ist so ein Typ, der<br />
sich erstmal die Getränkekarte<br />
kommen<br />
lässt, wenn er in einer<br />
Kneipe am Tresen<br />
sitzt und was bestellen<br />
möchte. Und da,<br />
wo alle Bier trinken,<br />
bestellt er das „Blaue<br />
wunder“ – irgendein<br />
giftig ausschauendes<br />
Mixgetränk.<br />
Dieser Typ ist Frederik<br />
Feinermann (Fabian<br />
Hinrichs, Beste darstellerische Leistung –<br />
männliche Hauptrolle), ein feiner Mann, Bankangestellter,<br />
akkurat mit anzug und Krawatte,<br />
in seiner wohnung ist alles zwanghaft sortiert:<br />
Die Hemden auf den Kleiderbügeln im<br />
Schrank – eins wie das andere, die Küchenmesser<br />
an der entsprechenden Vorrichtung an der wand –<br />
nach der Größe ausgerichtet, und das Bettzeug<br />
sorgfältig auf Kante gelegt. Bei seinem Versuch,<br />
normal zu leben, verschafft sich Feinermann<br />
42<br />
eine berechenbare Umwelt, aber sein irrlichtender<br />
Blick verrät das Unberechenbare. als sich<br />
ein bankrotter Bankkunde vor seinen augen erschießt,<br />
kündigt er innerlich, hebt alle Schranken<br />
auf und gibt seiner Sehnsucht nach einem<br />
ganz anderen, intensiven Leben freien Lauf.<br />
Regisseur Maximilian Erlenwein hat die wandlung<br />
des sich selbst kontrollierenden Bankangestellten<br />
zum lebenswütigen anarchisten<br />
für Fabian Hinrichs geschrieben. Seit der Zusammenarbeit<br />
zu seinem Kurzfilm BLaCKoUT<br />
(Berlinale, Perspektive <strong>Deutsche</strong>s Kino 2005)<br />
stand für Erlenwein fest, dass er noch einmal<br />
einen Film mit Fabian Hinrichs in der Hauptrolle<br />
machen wollte. Damals haben sie zusammen<br />
in einer wG in Berlin-Prenzlauer Berg gewohnt,<br />
wo Erlenwein die Spannbreite der nebeneinander<br />
liegenden Gefühlsregungen in Hinrichs<br />
Gesicht optimal studieren und als Inspiration<br />
für die Rolle nutzen konnte. wenn Hinrichs<br />
als Feinermann sich die Unterlippe wegbeißt,<br />
dass nur noch ein Strich zu sehen ist, möchte<br />
man seine Gedanken lesen können. Er bleibt<br />
rätselhaft.<br />
Hinrichs ist groß, jedenfalls nicht klein, dünn,<br />
sein Körper ist voller Spannung, er wirkt kontrolliert<br />
in seinen Bewegungen und hat trotzdem<br />
noch etwas sehr Kindliches. Die Berliner „taz“<br />
fand, dass er mit Strickmütze und Rucksack aussieht<br />
„wie ein Schuljunge nach einem grotesken<br />
wachstumsschub“. Diese Eigenheiten gepaart<br />
mit dem schauspielerischen Potenzial, das Hinrichs<br />
auch regelmäßig auf der Theaterbühne<br />
unter Beweis stellt, prädestinieren ihn für den<br />
Feinermann.<br />
Foto: © Thomas Leidig<br />
Beste männliche<br />
Hauptrolle –<br />
FaBIaN HINRICHS<br />
– 66/67 (2009)<br />
– BELLa BLoCK<br />
„BLaCKoUT“<br />
(2006 / TV)<br />
– SoPHIE SCHoLL<br />
(2005)<br />
– SCHUSSaNGST<br />
(2003)<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>
SO GLÜCKLICH WAR ICH NOCH NIE<br />
In die Boutique stolzierend,<br />
mit seinem<br />
grünen Pullöverchen<br />
über die Schultern gebunden,<br />
sieht er aus<br />
wie der gutgelaunte<br />
Gewinner-Typ. Irrtum.<br />
Später weiß man, es<br />
ist eines seiner vielen<br />
Spielchen. Er wollte<br />
reich, lässig und generös<br />
aussehen, um ganz<br />
souverän mit seiner<br />
ungedeckten Kredit-<br />
karte einkaufen zu können.<br />
Devid Striesow (Beste darstellerische Leistung –<br />
männliche Hauptrolle) spielt in alexander<br />
adolphs Film So GLÜCKLICH waR ICH NoCH<br />
NIE den Hochstapler Frank Knöpfel, der eine<br />
„neue Geschäftsidee“ entwickelt hat. So nennt er<br />
es jedenfalls, als er der hübschen Kundin Tanja<br />
(Nadja Uhl) in der Boutique die Scheu nehmen<br />
will, sein Geschenk anzunehmen, ihr diesen<br />
wahnsinnig schönen (und wahnsinnig teuren)<br />
Mantel zu kaufen, den sie gerade anprobiert.<br />
Knöpfel hat einfach zu viel Phantasie, die ihn<br />
in den verschiedensten Rollen kreativ werden<br />
lässt, immer auf abruf, spontan überzeugend. So<br />
macht er sich mit seinen Geschichten das Leben<br />
schön und sichert damit auch seine Existenz. als<br />
Knöpfel in seinem Job bei „Blitzputz“ bei einem<br />
anwalt das erste Mal putzen geht, sagt dieser zu<br />
ihm: „Sie haben so ein ganz altmodisches, offenes,<br />
feines Gesicht. Großartig.“ Ja, großartig. Devid<br />
Striesow gibt seinen und damit Knöpfels Rollen<br />
die verschiedensten Gesichter, jedes eine Visiten-<br />
karte. Es ist ein betroffenes und schuldbewusstes<br />
Gesicht, wenn er seinen Bruder im Krankenhaus<br />
besucht; ein ehrgeiziges und überzeugendes,<br />
wenn er den anlageberater mimt; bei Tanja,<br />
die ihn als einzige durchschaut, hat er jedes Mal<br />
ein anderes – und am Ende hat er das selige<br />
Gesicht zu dem Satz: „So glücklich war ich noch<br />
nie!“<br />
welches von all den Gesichtern zu Frank Knöpfel<br />
gehört, kann der Zuschauer in wenigen Szenen<br />
erahnen. Einmal fragt die Frau seines Bruders,<br />
warum er so oft in den Spiegel schaut.<br />
Natürlich ist er eitel und testet die wirkung seiner<br />
Spielchen. aber vielleicht sucht er einfach<br />
nur sich selbst.<br />
Devid Striesow gab 2000 unter der Regie von<br />
Rainer Kaufmann in KaLT <strong>IS</strong>T DER aBEND-<br />
HaUCH sein Kinodebüt. Seitdem hat er in unzähligen<br />
Fernseh- und Kinofilmen mitgespielt, 2007<br />
erhielt er den DEUTSCHEN F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> für seine<br />
Rolle als SS-offizier Friedrich Herzog in Stefan<br />
Ruzowitzkys oscar-Gewinner DIE FÄLSCHER.<br />
Foto: © Max Trebus<br />
Beste männliche<br />
Hauptrolle –<br />
DEVID STRIESow<br />
– DREI (aT) (2009)<br />
– YELLa (2006)<br />
– DIE FÄLSCHER<br />
(2006)<br />
– LICHTER (2003)<br />
43
SOUL KITCHEN<br />
Super Tausch: Kitchen<br />
gegen Kittchen!<br />
Der Deal ist,<br />
wenn Zinos (adam<br />
Bousdoukos) das Papier<br />
seines Bruders Illias<br />
(Moritz Bleibtreu) unterschreibt,<br />
dass er in<br />
der Küche seines Restaurants<br />
Soul Kitchen<br />
arbeitet, wird Illias<br />
zum Freigänger und<br />
kann jeden Tag raus<br />
aus dem Kittchen, solange<br />
die Kitchen geöffnet ist. Selbstverständlich<br />
will Illias gar nicht arbeiten, er braucht nur<br />
die Unterschrift – und bekommt sie auch.<br />
Fatih akin (Bester Spielfilm) wollte mit SoUL<br />
KITCHEN einen Film über das Feeling in seiner<br />
Heimatstadt Hamburg drehen, die so inszeniert<br />
in keinem Reiseführer der Stadt<br />
zu finden ist. Das Restaurant Soul Kitchen<br />
legte akin ins arbeiterviertel Hamburg-<br />
44<br />
wilhelmsburg, ein Bezirk, der ihn ein bisschen an<br />
ottensen (wo er lebt) erinnert, wie es vor zwanzig<br />
Jahren noch war: ohne schicke Cafés, ohne<br />
die hohen Mieten, ohne das, was Stadtsoziologen<br />
als Gentrifizierung bezeichnen. Tatsächlich ist<br />
das Soul Kitchen von adam Bousdoukos’ griechischem<br />
Restaurant in Hamburg-altona inspiriert,<br />
das sein Freund aus Jugendtagen und Hauptdarsteller<br />
in seinem Film noch bis vor zwei Jahren<br />
besessen und geführt hat. Neun Jahre lang waren<br />
Fatih akin und seine Freunde Stammkunden<br />
in diesem Restaurant, das Treffpunkt eines<br />
ganz gemischten Publikums war. Viele Musiker,<br />
Künstler, arbeiter und Studenten kamen hier<br />
zum Essen, Bier trinken und reden.<br />
SoUL KITCHEN ist eine Produktion der Firma<br />
corazón international, die Fatih akin 2004 mit<br />
seinen Kollegen andreas Thiel und Klaus Maeck<br />
(Bester Spielfilm) gründete, um zukünftig eigene<br />
Projekte und die talentierter autoren und Regisseure<br />
möglichst unabhängig realisieren zu können.<br />
Bei GEGEN DIE waND, für den Fatih akin<br />
2004 den Goldenen Bären, den <strong>Deutsche</strong>n und<br />
den Europäischen Filmpreis gewann, war corazón<br />
schon Co-Produzent an der Seite von wüste<br />
Film. Freund und Firmenpartner andreas Thiel<br />
ist leider am 23.9.2006 in Istanbul verstorben,<br />
kurz vor Ende der Dreharbeiten zu aUF DER<br />
aNDEREN SEITE (R: Fatih akin). Seitdem produzieren<br />
Fatih akin und Klaus Maeck, der früher<br />
u.a. Manager der Einstürzenden Neubauten war,<br />
zu zweit die Filme, die ihnen am Herzen liegen.<br />
In einem Interview zu SoUL KITCHEN sagte<br />
akin, dass das sein schwierigster Film überhaupt<br />
war: „Beim ersten Entwurf 2003 dachten<br />
wir noch, da machen wir mal einen Film zwischen<br />
Tür und angel, drehen in 14 Tagen auf Video,<br />
nur kein Stress, es sollte fließen wie wasser<br />
über Steine. aber bis zu acht Hauptdarsteller<br />
im Bild verlangen sehr viel Konzentration und<br />
Zeit. In Spitzenzeiten hielten sich in dem großen<br />
Restaurant 250 Leute auf und nicht in ein, zwei<br />
Szenen, sondern fast täglich.“<br />
Und Komödien zu drehen, ist auch schwierig.<br />
Komödie kann nicht jeder. Fatih akin kann es!<br />
Zum ersten Mal seit seiner Studentenzeit hat<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>
akin eine Komödie gedreht – und kommt damit<br />
beim Publikum und der Presse sehr gut an. Zur<br />
weltpremiere beim Filmfestival in Venedig letztes<br />
Jahr erhielt SoUL KITCHEN den Spezialpreis<br />
der Jury.<br />
wenn am Ende eines Fatih-akin-Films der abspann<br />
läuft, kann man sicher sein, dass sein<br />
Name auftaucht: andrew Bird (Bester Schnitt).<br />
Der Brite, wohnsitz in Hamburg, hat bisher alle<br />
Spielfilme von Fatih akin geschnitten und arbeitete<br />
mit Juli Delpy (DIE GRÄFIN) ebenso zu-<br />
Bester Spielfilm –<br />
FaTIH aKIN<br />
– SoUL KITCHEN<br />
(2009)<br />
– aUF DER aNDEREN<br />
SEITE (2007)<br />
– CRoSSING THE<br />
BRIDGE (2005)<br />
– GEGEN DIE waND<br />
(2004)<br />
sammen wie mit dem globetrottenden Dokumentarfilmer<br />
Uli Gaulke (CoMRaDES IN DREaMS).<br />
Sein Handwerk lernte Bird als Schnittassistent<br />
und sammelte anschließend erste Erfahrungen<br />
bei Low Budget-Projekten. Mitte der Neunziger<br />
machte Produzent Ralph Schwingel (wüste Film)<br />
ihn mit Fatih akin bekannt, als der einen Cutter<br />
für seinen ersten Kurzspielfilm SENSIN – DU<br />
B<strong>IS</strong>T ES! (1995) suchte. Seitdem wissen die beiden,<br />
was sie aneinander haben, vor allem, wenn<br />
es um das richtige Timing geht. ob eine Komödie<br />
Bester Spielfilm –<br />
KLaUS MaECK<br />
– SoUL KITCHEN<br />
(2009)<br />
– aUF DER aNDEREN<br />
SEITE (2007)<br />
– CRoSSING THE<br />
BRIDGE (2005)<br />
– GEGEN DIE waND<br />
(2004)<br />
Foto: © achim Kröpsch Foto: © achim Kröpsch Foto: © FFHSH/Mano Schröer<br />
funktioniert, hängt natürlich von vielen Faktoren<br />
ab, aber vor allem vom Schnitt. oft kann man<br />
beim Drehen am Set noch gar nicht beurteilen,<br />
ob der Lacher an der richtigen Stelle sitzt. Szenen,<br />
die am Set lustig sind, bei denen alle gelacht<br />
haben, können – im Film falsch platziert<br />
– zum Rohrkrepierer werden. Doch da muss man<br />
sich bei andrew Bird keine Sorgen machen: Hier<br />
passt alles, wackelt und hat Luft zum Lachen!<br />
Bester Schnitt –<br />
aNDREw BIRD<br />
– SHE, a CHINESE<br />
(2009)<br />
– THE CoUNTESS<br />
(2008)<br />
– CoMRaDES IN<br />
DREaMS (2006)<br />
– GEGEN DIE waND<br />
(2004)<br />
45
STURM<br />
Es beginnt idyllisch.<br />
also trügerisch. auch<br />
wenn noch niemand<br />
den Regisseur Hans-<br />
Christian Schmid auf<br />
ein Genre festlegen<br />
konnte, so wusste man<br />
von seinem ersten auf<br />
europäischer Ebene<br />
aufwändig produzierten<br />
Film, dass er Genre-<br />
elemente enthalten<br />
musste. Das hat schon<br />
das Thema verlangt. Ein<br />
Film über eine Staatsanwältin am Kriegsverbrechertribunal<br />
in Den Haag: Das ist ein Polit-Thriller.<br />
oder ein Court-Room-Drama. oder beides.<br />
oder, weil es auch ein Film von Hans-Christian<br />
Schmid ist, beides und eine menschliche Tragödie<br />
mit einem Hoffnungsschimmer.<br />
also ein trügerischer Beginn. an einem spanischen<br />
Urlaubsstrand spielt eine scheinbar ganz<br />
normale Familie. Doch aus der amüsierten Beobachterperspektive<br />
des Publikums wird bald der<br />
unerbittliche Blick der internationalen Fahndung.<br />
46<br />
Schon am nächsten Morgen wird der Vater im<br />
vermeintlich gemütlichen Urlaubsbett überwältigt<br />
und verhaftet. Er wird eines schweren<br />
Kriegsverbrechens im Bosnien-Krieg angeklagt.<br />
Und hat von diesem Moment an ein anderes Gesicht.<br />
Nicht nur – und vor allem nicht nur –, weil<br />
sein Bart abrasiert wurde.<br />
Und noch etwas ist trügerisch. Nämlich die juristische<br />
ausgangssituation. Für die Staatsanwältin<br />
(großartig gespielt von Kerry Fox) sieht der<br />
Fall anfangs noch nach Routine aus. Die Fakten<br />
sind recherchiert – und die aussage eines Kronzeugen<br />
wird die gerechte Verurteilung beschleunigen.<br />
Doch der Kronzeuge sagt eine wahrheit,<br />
die er nicht belegen kann. Er zerstört dadurch<br />
den Prozess anstatt ihn nach vorne zu bringen.<br />
als er sich umbringt, dreht sich der wind – gegen<br />
die Staatsanwältin, die nun erst beginnt, den<br />
Fall wirklich und bedingungslos aufzuklären. In<br />
der Schwester des toten Zeugen sucht sie die Verbündete,<br />
die der Bruder sein wollte – und findet<br />
sie schließlich auch in ihr. Dass jetzt die Zwänge<br />
EU-eigener außen- und Integrationspolitik neue<br />
Hürden bauen, macht die Geschichte nicht weniger<br />
spannend.<br />
In diesem im Leben oft nicht vermittelbaren,<br />
im Kino umso aufregenderen Geflecht von Fakten,<br />
Gefühlen, Konditionen und Imponderabilien<br />
verschafften sich Hans-Christian Schmid<br />
und Bernd Lange (Bestes Drehbuch) erst einmal<br />
in jahrelangen Recherchen einen Überblick, um<br />
diesen dann nicht nur bis Drehschluss zu behalten,<br />
sondern auch noch mit der raffinierten<br />
Kombination der beschriebenen Elemente dramaturgisch<br />
zuzuspitzen. Die Geschichte zweier<br />
Frauen – nämlich der sowohl moralisch als auch<br />
vom Ehrgeiz getriebenen Staatsanwältin und<br />
der Zeugin, die zwischen ihrem neuen, endlich<br />
friedlichen Leben und der schmerzlichen Erinnerung<br />
an das ungesühnte Verbrechen gegen die<br />
Menschlichkeit hin- und hergerissen ist – haben<br />
sie zu einem Kinofilm geformt, der spannend<br />
und aufwühlend zugleich ist. Zu einem Film, der<br />
mindestens so viele Fragen aufwirft wie er beantwortet,<br />
aber dabei nie seinen Fokus verliert:<br />
„Die Reisen nach Den Haag und Bosnien und<br />
die Gespräche und Eindrücke nützten uns, um<br />
unsere Geschichte auf ihre wahrhaftigkeit zu<br />
prüfen. Stimmt unsere Vorstellung mit der Realität<br />
überein? Bezieht sich unser Drehbuch auf<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>
wirkliches Leben? Dadurch kann man im fertigen<br />
Film gar nicht explizit zwischen Fiktion und<br />
Realität unterscheiden, denn wir versuchen nur<br />
so etwas wie eine verdichtete Realität herzustellen“,<br />
beschreibt der autor Bernd Lange, mit dem<br />
Schmid schon für das Buch zu REQUIEM zum<br />
DEUTSCHEN F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> nominiert war, den<br />
weg dorthin.<br />
was schon auf dem Papier gelungen war, hat<br />
Hans-Christian Schmid (Beste Regie) als Regisseur<br />
auf einer auch für ihn handwerklich neuen<br />
Ebene umgesetzt. als Spezialist für das Einzigartige<br />
im Provinziellen war er natürlich in den<br />
weit wirkenden, aber eng begrenzten Ebenen der<br />
europäischen Bürokratie bei seinem Thema in<br />
multinationaler anmutung angekommen. aber<br />
die eigentlich merkwürdigen orte – wie zum<br />
Beispiel Gerichtssäle von der Dimension einer<br />
Lokalredaktion – und eine außergewöhnliche<br />
Mischung an Schauspielern aus aller Damen<br />
und Herren Länder, stellten für den Regisseur<br />
neue, aber äußerst reizvolle Herausforderungen<br />
dar. „Es war uns wichtig, dass sich die Internationalität<br />
des Tribunals auch in der Besetzung<br />
widerspiegelt“, macht Schmid klar. „Beim Dre-<br />
hen versuche ich in erster Linie darauf zu achten,<br />
dass man den Figuren das, was sie tun und<br />
sagen, glaubt. Die ganze arbeit der letzten Monate<br />
verdichtet sich in dem augenblick, in dem<br />
eine Szene tatsächlich gedreht wird. So wach<br />
und aufmerksam, wie alle Beteiligten in diesem<br />
konzentrierten Moment sind, so gut wird später<br />
auch das Ergebnis sein.“<br />
Zu diesem Ergebnis trägt der Schnittmeister<br />
Hansjörg weißbrich (Bester Schnitt) seit<br />
NaCH FÜNF IM URwaLD ununterbrochen bei.<br />
Foto: © Gerald von Foris<br />
Bester Spielfilm –<br />
BRITTa KNÖLLER<br />
– La L<strong>IS</strong>IÈRE (20<strong>10</strong>)<br />
– DIE wUNDERSaME<br />
wELT DER waSCH-<br />
KRaFT (2009)<br />
– STURM (2009)<br />
– aM ENDE KoMMEN<br />
ToUR<strong>IS</strong>TEN (2007)<br />
weißbrich, der genau seit dieser Zeit als freier<br />
Cutter auch stets für Marco Kreuzpaintner und<br />
Florian Gallenberger, aber auch für Vivian Naefe<br />
und Leander Haußmann gearbeitet hat, saß bislang<br />
bei jedem Film von Hans-Christian Schmid<br />
am Schneidetisch und ist nicht unmaßgeblich daran<br />
beteiligt, dass sich Schmids Filme durch einen<br />
sanften, aber zwingenden Rhythmus auszeichnen.<br />
weißbrich schneidet nicht spektakulär, sondern<br />
präzise und besonnen. Für eine Geschichte mit<br />
vielen emotionalen Informationen genau richtig.<br />
Foto: © Gerald von Foris<br />
Bester Spielfilm /<br />
Bestes Drehbuch /<br />
Beste Regie –<br />
HaNS-CHR<strong>IS</strong>TIaN<br />
SCHMID<br />
– STURM (2009)<br />
– REQUIEM (2006)<br />
– LICHTER (2003)<br />
– 23 (1999)<br />
47
Genau dieser Ästhetik und arbeitsweise zollen<br />
die Mitglieder der ungewöhnlichen Independent-Band<br />
The Notwist (Beste Filmmusik) ihren<br />
musikalischen Tribut. Micha und Markus acher<br />
sowie Martin Gretschmann, die Soundtüftler aus<br />
der bayerischen Provinz, lieferten zu STURM sicherlich<br />
einen der sparsamsten Soundtracks des<br />
Filmjahrgangs ab. Mit minimalistisch instrumentierten<br />
und produzierten Klanginstallationen<br />
mischen sie sich nur ein, wenn es dramaturgisch<br />
notwendig ist. aber das mit Nachhaltigkeit.<br />
Foto: © Sibylle Baier<br />
48<br />
Bestes Drehbuch –<br />
BERND LaNGE<br />
– STURM (2009)<br />
– aM ENDE KoMMEN<br />
ToUR<strong>IS</strong>TEN (2007)<br />
– RaBENBRÜDER<br />
(2006)<br />
– REQUIEM (2004)<br />
Hans-Christian Schmid und Britta Knöller (Bester<br />
Spielfilm) gründeten vor fünf Jahren in Berlin<br />
die Produktionsfirma 23|5 Film, für die zunächst<br />
das Exorzismus-Drama REQUIEM entstand.<br />
Danach produzierten Knöller und Schmid den<br />
in Cannes gezeigten zweiten Spielfilm des jungen<br />
Berliner Regisseurs Robert Thalheim aM<br />
ENDE KoMMEN ToUR<strong>IS</strong>TEN. Noch vor der europäischen<br />
Co-Produktion STURM, bei der 23|5<br />
vor allem mit den dänischen Dogma-Erfindern<br />
von Trust Films zusammenarbeiteten und die<br />
Foto: © Marco Nagel<br />
Bester Schnitt –<br />
HaNSJÖRG<br />
wE<strong>IS</strong>SBRICH<br />
– JoHN RaBE (2008)<br />
– KRaBaT (2008)<br />
– REQUIEM (2006)<br />
– LICHTER (2003)<br />
das bislang umfangreichste Projekt der Firma<br />
darstellt, kehrte Schmid noch einmal zu seinen<br />
anfängen als Dokumentarfilmer zurück und begleitete<br />
in dem Film DIE wUNDERBaRE wELT<br />
DER waSCHKRaFT nur vermeintlich ein paar<br />
Bettlaken von Berlin in die polnische Provinz. Im<br />
Mittelpunkt auch dieser Geschichte standen –<br />
wie immer bei ihm – die Menschen.<br />
Foto: © Jon Bergman<br />
Beste Filmmusik –<br />
THE NoTw<strong>IS</strong>T<br />
– STURM (2009)<br />
– LICHTER (2003)<br />
– aBSoLUTE<br />
GIGaNTEN (1998)<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>
TH<strong>IS</strong> <strong>IS</strong> LOVE<br />
„Realität ist eine Illusion,<br />
hervorgerufen<br />
durch den Mangel<br />
an alkohol.“ Maggie<br />
(Corinna Harfouch,<br />
Beste darstellerische<br />
Leistung – weibliche<br />
Hauptrolle) kennt sich<br />
damit gut aus. Seit<br />
ihr Mann vor 16 Jahren<br />
verschwunden ist,<br />
flüchtet sie sich gern<br />
in die eigene welt des<br />
alkohols, um der stupiden,<br />
oft einsamen Realität zu entgehen. Tagsüber<br />
in ihrem Job muss sie funktionieren, zum Feierabend<br />
trifft sie einen austauschbaren Liebhaber,<br />
betrinkt sich mit ihm und lässt sich gehen. Jeden<br />
morgen denkt sie dann: „abends is’ schön, aber<br />
früh is’ scheiße.“ Maggie ist Kommissarin und<br />
braucht dafür einen klaren Verstand. So trennt<br />
sie das Tages- von ihrem Nacht-Leben relativ<br />
erfolgreich – bis ihr eines Tages Chris (Jens<br />
albinus) im Verhör gegenübersitzt. Er ist eines<br />
Mordes verdächtig – und pflegte eine undurchschaubare<br />
Beziehung zu einem vietnamesischen<br />
Kind. Maggie spürt eine tiefere Verbindung zu<br />
dem Verdächtigen, deren Ursprung sie nicht klar<br />
bestimmen kann. Vielleicht ist es die Liebe zu<br />
einem Menschen, der nicht mehr da ist, dessen<br />
Verlust nur ein brennendes Gefühl in der Brust<br />
hinterlassen hat. Diese ahnung gibt Maggie die<br />
Kraft, erstmals von ihrer Leidensgeschichte zu<br />
erzählen, und Chris damit aufzuschließen, auch<br />
sein Geheimnis preiszugeben.<br />
Corinna Harfouch spielt diese alkoholabhängige<br />
Frau mit einer sichtbaren Freude an dem kurzen<br />
Moment, der alle Schranken fallen lässt und<br />
ihrem Übermut genug Raum gibt. Sie rempelt<br />
gegen Türrahmen und Regale, kichert und ist<br />
laut. aber sie fühlt sich wacher und lebendiger –<br />
wie auf einem Boot, das eine kurze Reise unternimmt.<br />
Und wenn es nicht die belebende<br />
wirkung des alkohols ist, der Maggies Körper<br />
außer Kontrolle bringt, dann sind es die Entzugserscheinungen<br />
danach: der Entzug der<br />
Droge, der Entzug von Liebe und die vollständige<br />
abwesenheit von Hoffnung. Dann kneift sie<br />
die augen zusammen und zuckt in ihren Bewegungen,<br />
alle Geschmeidigkeit ist dahin. Corinna<br />
Harfouch ist exzellent in beiden Zuständen.<br />
Foto: © Dirk Dunkelberg<br />
Beste weibliche<br />
Hauptrolle –<br />
CoRINNa HaRFoUCH<br />
– TH<strong>IS</strong> <strong>IS</strong> LoVE (2009)<br />
– GIULIaS VER-<br />
SCHwINDEN (2009)<br />
– wH<strong>IS</strong>KY MIT<br />
woDKa (2009)<br />
– FREI NaCH PLaN<br />
(2009)<br />
49
Ausgezeichnet in der Kategorie: Stil & Mode.
DIE TÜR<br />
Ein lakonischer Titel<br />
für eine vielschichtige<br />
Story. Regisseur<br />
anno Saul<br />
nennt seinen Film ein<br />
Mystery-Drama. Ein<br />
ungewöhnliches Genre<br />
für einen deutschen<br />
Film. Jedoch ein schönes<br />
Genre, um eine<br />
Geschichte, in der es<br />
um die Bewältigung<br />
einer großen Schuld<br />
geht, spannend zu erzählen.<br />
„aber“, sagt Saul in einem Gespräch<br />
mit epd-Film, „Genrefilme sind schon schwierig<br />
in Deutschland. Man muss weit zurückgehen,<br />
um zehn erfolgreiche deutsche Genrefilme zu<br />
finden.“ Man muss aber auch weit zurückgehen,<br />
um einen deutschen Genrefilm zu finden,<br />
der das Genre und seine Gesetze so ernst und<br />
wichtig nimmt wie dieser Film, der auf einem<br />
Roman von akif Pirinçci („Die Damalstür“)<br />
basiert, also seinerseits wieder aus einer<br />
Kunstform kommt, in der man in diesem Land<br />
noch nie Schwierigkeiten mit Genres hatte.<br />
Saul – und sein Drehbuchautor Jan Berger –<br />
erzählen die Geschichte eines Malers (Mads<br />
Mikkelsen) mit großbürgerlicher Kleinfamilie,<br />
der seine Tochter durch einen Unfall verliert,<br />
den er hätte verhindern können, wenn er nicht<br />
zu lange und zu intensiv bei der Nachbarin<br />
(Heike Makatsch) geblieben wäre.<br />
Die Tochter ist in seiner abwesenheit im Swimmingpool<br />
ertrunken. Der Mann hat den Tod<br />
seines Kindes nicht verhindern können, weil er<br />
seine Frau (Jessica Schwarz) betrogen hat. aus<br />
dieser Schuld bietet der Film nur den weg über<br />
eine Tür, die zum Übergang zwischen wirklichkeit,<br />
wunsch und Selbsttäuschung führt.<br />
Der Film spielt auf all diesen Ebenen.<br />
aber Genre funktioniert nicht nur über die<br />
richtige Mischung inhaltlicher Elemente. Genre<br />
braucht die handwerklich-künstlerische Unterstützung<br />
im Bild, im Rhythmus, im Ton und<br />
gerne, ja sehr gerne auch in der Musik.<br />
anno Saul hat mit der Kamerafrau Bella Halben<br />
zusammengearbeitet, die ihm mehr Bewegungsmöglichkeiten<br />
angeboten hat als im<br />
Genre üblich. Fast die Hälfte des Films ist<br />
mit Handkamera gedreht und lässt uns den<br />
Protagonisten in Bewegung erleben. Das gab<br />
dem Schnittmeister andreas Radtke (Bester<br />
Schnitt) die Gelegenheit, seinerseits wieder<br />
strenger in der Genreregel zu bleiben. Denn<br />
Sprünge aus den Bewegungen und extreme<br />
Perspektivwechsel steigern die Spannung.<br />
Der Film ist nicht schnell im Schnitt. aber äußerst<br />
überraschend. andreas Radtke, der seit<br />
knapp zehn Jahren als Filmeditor arbeitet und<br />
dabei eine auffällige affinität zu eher unkonventionellen<br />
Filmen und Filmemachern an den<br />
Tag legt (NaRREN, SCHwaRZE SCHaFE, 1. MaI)<br />
hat sich mit dem Schnitt von DIE TÜR zusammen<br />
mit Berger und Saul auf ein neues Terrain<br />
begeben, in dem er sich offenbar nicht nur herausgefordert,<br />
sondern auch wohl gefühlt hat.<br />
Der Filmkomponist Fabian Römer (Beste Filmmusik)<br />
ist mit 37 Jahren schon ein echter<br />
51
Routinier für Soundtracks im Kino wie im<br />
Fernsehen. wobei er sich bei Letzterem auf das<br />
Lieblingskind der öffentlich-rechtlichen Fiction<br />
spezialisiert hat, den Kriminalfilm. Römer,<br />
der in Zürich geboren und als Musiker ausgebildet<br />
worden ist (Hauptinstrument: Violine),<br />
ist ein vielseitiger Komponist, der Konventionen<br />
genauso gut bedienen wie durchbrechen<br />
kann. was gut gemachten TV-Formaten wie dem<br />
„Tatort“ oder „Der Kriminalist“ recht ist, muss<br />
einem waghalsigen Kinofilm wie DIE TÜR nicht<br />
52<br />
Bester Schnitt –<br />
aNDREaS RaDTKE<br />
– DIE TÜR (2009)<br />
– FINN<strong>IS</strong>CHER TaNGo<br />
(2007)<br />
– SCHwaRZE SCHaFE<br />
(2005) (Montage<br />
zusammen mit Sarah<br />
Clara weber)<br />
– EINE aNDERE<br />
LIGa (2004)<br />
billig sein. Regisseur anno Saul hatte auch fürs<br />
Fernsehen schon mit Fabian Römer gearbeitet<br />
(für die Reihe „Der Kommissar und das Meer“),<br />
aber für das Mystery-Drama wollten sie etwas<br />
Neues ausprobieren. „Spannung ist auch durch<br />
Nicht-Musik herstellbar“, hat Fabian Römer<br />
einmal in einem Radio-Interview gesagt und<br />
beschreibt damit zwar nicht sein Credo, aber<br />
eine Methode der musikaischen Begleitung einer<br />
filmischen Erzählung. Musik kann auch<br />
mal genau da aufhören oder aussetzen, wo es<br />
Foto: © Petra Schramböhmer<br />
Beste Filmmusik –<br />
FaBIaN RÖMER<br />
– INSoUPÇoNNaBLE<br />
(20<strong>10</strong>)<br />
– DIE TÜR (2009)<br />
– LES FRaGMENTS<br />
D`aNToNIN (2006)<br />
– KaTZE IM SaCK<br />
(2004)<br />
spannend ist. In DIE TÜR geht beides. Klänge<br />
zur Spannung. Und Spannung ohne Klänge. auf<br />
jeden Fall ist Römers Filmmusik hier besonders<br />
wirkungsvoll, weil sie anders klingt als erwartet<br />
oder gewohnt. Der Komponist hat ein Stück<br />
moderner E-Musik für ein orchester geschrieben,<br />
das auch kontrapunktisch zur Dramatik<br />
des Films eingesetzt wird, und entsprechende<br />
technische Elemente verwendet, zum Beispiel<br />
das Schlagen der Violinsaiten mit dem Holz<br />
des Bogens, über dessen Effekt Römer in einer<br />
Beste Tongestaltung –<br />
JÖRG KRIEGER<br />
– HIER KoMMT LoLa!<br />
(2009)<br />
– DIE TÜR (2008)<br />
– RoBERT ZIMMER-<br />
MaNN wUNDERT<br />
SICH ÜBER DIE<br />
LIEBE (2007)<br />
– GEGEN DIE waND<br />
(2003)<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>
Rezension seiner Musik so zitiert wird: „In den<br />
Suspense-Momenten erinnert dies an ameisen,<br />
die dem Zuschauer den Rücken emporkrabbeln,<br />
kann aber in Kombination mit einem der<br />
Hauptthemen auch sehr zart sein.“ Für diese<br />
Musik hat Fabian Römer unlängst bereits den<br />
Preis der <strong>Deutsche</strong>n Filmkritik erhalten.<br />
Für die Ton- und Mischmeister Richard<br />
Borowski, Jörg Krieger und Kai Storck (Beste<br />
Tongestaltung) muss es auch spannend gewesen<br />
sein, einem Film den richtigen Sound zu<br />
Beste Tongestaltung –<br />
RICHaRD BoRowSKI<br />
– DIE TÜR (2009)<br />
– SoUL KITCHEN (2009)<br />
– GEGEN DIE waND<br />
(2004)<br />
– STaMMHEIM (1986)<br />
geben, der auch in ihrem Gebiet Neues oder<br />
zumindest Ungewöhnliches (oder besser Ungewohntes)<br />
verlangt. Und ebenso wie ihre Kolleginnen<br />
und Kollegen aus der Bild-, Schnitt- und<br />
Musikabteilung sind sie nicht der Versuchung<br />
des rein Konventionellen erlegen. Sie trimmen<br />
die Geschichte nicht vordergründig auf Spannung,<br />
sondern folgen und begleiten ihn auf der<br />
Suche nach dem Erlebnis von emotionaler Tiefe<br />
und psychologischer Dysfunktion.<br />
Foto: © Michael Bahlo<br />
Beste Tongestaltung –<br />
KaI SToRCK<br />
– 12 METER oHNE<br />
KoPF (2009)<br />
– DaS FREMDE IN<br />
MIR (2008)<br />
– EMMaS GLÜCK<br />
(2006)<br />
– GoLDENE ZEITEN<br />
(2005)<br />
53
V<strong>IS</strong>ION – AUS DEM LEBEN DER H<strong>IL</strong>DEGARD VON BINGEN<br />
Hildegard von Bingen<br />
gehörte zu den faszinierendsten<br />
Frauenfiguren<br />
des Mittelalters. Sie<br />
war Äbtissin, Seherin<br />
und Heilkundige. Beim<br />
Papst setzte sie die akzeptanz<br />
ihrer Visionen<br />
als göttliche Gnade<br />
durch und gründete ein<br />
eigenes Frauenkloster.<br />
Margarethe von Trotta<br />
hat Hildegard von<br />
Bingen mit dieser aufwändigen<br />
Inszenierung erstmals ein filmisches<br />
Denkmal gesetzt. Barbara Sukowa ist Hildegard<br />
von Bingen, Hannah Herzsprung (Beste darstellerische<br />
Leistung – weibliche Nebenrolle) spielt<br />
die Novizin Richardis. als Richardis im alter von<br />
16 Jahren ins Kloster kommt, hat sie mit ihrer<br />
lebendigen offenheit zunächst ein wenig mit<br />
dem Schweigegebot zu kämpfen. Mönch Volmar<br />
(Heino Ferch) kommentiert: „So einen kleinen<br />
Dämon können wir hier sicher gut gebrauchen.“<br />
Hannah Herzsprung als liebevolle und doch ei-<br />
54<br />
genwillige Schülerin tut diesem Klosterleben gut.<br />
Für die Leute vom Szenen- und Kostümbild ist<br />
jeder historische Stoff eine besondere Herausforderung.<br />
Zumal, wenn die Geschichte im 12. Jahrhundert<br />
spielt. als Überlieferungen und Zeugnisse<br />
dieser Zeit können nur wenige Schriften und<br />
Gemälde dienen. Die Kostümbildnerin Ursula<br />
welter (Bestes Kostümbild) und ihre jahrelange<br />
assistentin Esther amuser haben im Vorfeld lange<br />
recherchiert und sich viele Bilder angeschaut.<br />
Ursula welter gilt als eine Expertin für histori-<br />
Foto: © Mathias Bothor<br />
Beste weibliche<br />
Nebenrolle –<br />
HaNNaH HERZSPRUNG<br />
– V<strong>IS</strong>IoN – aUS DEM<br />
LEBEN DER H<strong>IL</strong>DE-<br />
GaRD VoN BINGEN<br />
(2009)<br />
– L<strong>IL</strong>a, L<strong>IL</strong>a (2009)<br />
– 4 MINUTEN (2006)<br />
– DaS waHRE LEBEN<br />
(2005)<br />
sche Kostüme und wusste genau, was sie hier<br />
tat. Nonnen sind, von hinten und von der Seite<br />
angesehen, kaum unterscheidbar. Jedes Gewand<br />
ist gleich, der Rest Individualität bleibt nur in<br />
den augen und im Gesicht zu lesen. auch das war<br />
eine Herausforderung. Nur wenn die Geschichte<br />
die Klostermauern verlässt, konnte die Kostümbildnerin<br />
mit bunten Gewändern, schönen Hüten,<br />
Schmuck und Handschuhen farbliche akzente<br />
setzen. Leider verstarb Ursula welter vor drei<br />
Monaten, am 29. Januar 20<strong>10</strong>, viel zu früh.<br />
Bestes Kostümbild –<br />
URSULa wELTER (†)<br />
– V<strong>IS</strong>IoN – aUS DEM<br />
LEBEN DER H<strong>IL</strong>DE-<br />
GaRD VoN BINGEN<br />
(2009)<br />
– DER RÄUBER<br />
HoTZENPLoTZ (2005)<br />
– DaS wUNDER VoN<br />
BERN (2002)<br />
– DIE FLaMBIERTE<br />
FRaU (1982)<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>
DAS WE<strong>IS</strong>SE BAND<br />
Der Regisseur und autor<br />
Michael Haneke<br />
(Beste Regie, Bestes<br />
Drehbuch) hat sich<br />
bekanntlich schon immer<br />
für menschliche<br />
abgründe, für die Untiefen<br />
der Psyche, ihre<br />
auswirkung auf die<br />
Gesellschaft und umgekehrt<br />
interessiert.<br />
Seine Filme wurden<br />
gern – und manchmal<br />
ein wenig vordergründig<br />
– als kalt, kopflastig und gefühlsarm charakterisiert.<br />
wobei nicht selten die Themen, die<br />
Protagonisten oder ihre im Film erzählten Taten<br />
mit den Vorlieben und Eigenschaften des Filmemachers<br />
selbst allzu leichtfertig identifiziert<br />
oder gar verwechselt wurden. Keine Frage: Die<br />
Filme von Michael Haneke, des in Deutschland<br />
geborenen Österreichers, der auch und besonders<br />
in der französischen Kinematografie zu<br />
Hause ist, sind streng, sie sind beobachtend und<br />
analytisch, sie verlangen dem Publikum mehr ab<br />
als den wunsch zur Zerstreuung, aber sie können<br />
all das, weil Haneke selbst die Mittel des Kinos<br />
im mehrfachen wortsinn beherrscht und sie mitunter<br />
auf eigenwillige weise anwendet. aber das<br />
bedeutet nicht, dass seine Filme sich vom Kino<br />
entfernen. Sie machen es reicher. Und sie lassen<br />
eben neben den Gedanken und den Irritationen<br />
doch Gefühle zu.<br />
wie anders wäre es zu erklären, dass man zum<br />
Beispiel in den Szenen, in denen der zu Beginn<br />
des Films verletzte arzt nach seiner Rückkehr<br />
Foto: © Jim Rakete<br />
Bester Spielfilm –<br />
STEFaN aRNDT<br />
aus dem Sanatorium seine Haus- und Liebesdienerin<br />
behandelt wie ein Stück Vieh, beim<br />
Zuschauer solche Sympathien, antipathien, wut<br />
oder gar verzweifeltes Lachen evozieren. Haneke<br />
hat diesen Unmenschen mit Rainer Bock (Beste<br />
darstellerische Leistung – männliche Nebenrolle)<br />
besetzt, was besagte wirkung ebenso verstärkt<br />
wie die Besetzung der Haushälterin (die auch<br />
die Nachbarin ist) mit Susanne Lothar (Beste<br />
darstellerische Leistung – weibliche Hauptrolle).<br />
Bock ist das Böse nicht ins Gesicht geschrieben.<br />
Foto: © Brigitte Lacombe<br />
Beste Regie /<br />
Bestes Drehbuch –<br />
MICHaEL HaNEKE<br />
– CaCHÉ (2004)<br />
– DIE KLaVIER-<br />
SPIELERIN<br />
(2000/2001)<br />
– CoDE INCoNNU<br />
(1999/2000)<br />
– FUNNY GaMES<br />
(1997)<br />
55
Bocks Figur eröffnet den Film als opfer – und<br />
wirkt anfangs genau so, wie man sich einen vertrauenswürdigen<br />
arzt auf dem Lande vorstellt.<br />
während Susanne Lothar äußerlich wie ein opfer<br />
wirkt, als solches ganz offensichtlich auch<br />
von dem arzt missverstanden wird und sich<br />
als starke Frau und Mutter erweist – und ein<br />
Geheimnis behält.<br />
DaS wE<strong>IS</strong>SE BaND kommt daher wie eine Kriminalgeschichte.<br />
In einem kleinen, protestantischen<br />
Dorf irgendwo in Norddeutschland kurz<br />
Foto: © Elfie Semotan<br />
56<br />
Beste weibliche<br />
Hauptrolle –<br />
SUSaNNE LoTHaR<br />
– DaS SCHLoSS<br />
(KaFKa) (1997)<br />
– FUNNY GaMES<br />
(1997)<br />
– ENGELCHEN (1996)<br />
– E<strong>IS</strong>ENHaNS (1983)<br />
vor Beginn des Ersten weltkrieges mehren sich<br />
geheimnisvolle Greueltaten vor allem an Kindern.<br />
Die Polizei steht vor einem Rätsel. Die Dorfbewohner<br />
verdächtigen die üblichen Verdächtigen<br />
– und der junge Dorflehrer nähert sich der<br />
möglichen wahrheit deutlich, aber unbewusst.<br />
Im Mittelpunkt steht die Familie des Dorfpfarrers,<br />
gespielt von Burghart Klaußner (Beste darstellerische<br />
Leistung – männliche Hauptrolle),<br />
der seine Familie führt wie der Teufel die armen<br />
Seelen – streng, selbstgefällig, herzlos,<br />
Foto: © Getty Images / andreas Rentz<br />
Beste männliche<br />
Hauptrolle –<br />
BURGHaRT KLaUSSNER<br />
– DER MaNN VoN<br />
DER BoTSCHaFT<br />
(2006)<br />
– REQUIEM (2006)<br />
– DIE FETTEN JaHRE<br />
SIND VoRBEI (2004)<br />
– KINDERSPIELE<br />
(1992)<br />
grausam. Klaußner macht nicht nur den Filmkindern<br />
angst. Er spielt die für diese Zeit und<br />
diese Schicht so typische und verhängnisvolle<br />
Mischung aus Bigotterie und Brutalität präzise,<br />
leise und mit einer irritierenden Tragik. auf den<br />
ersten Blick scheinen sich die Kinder zu fügen.<br />
Vor allem die älteste Tochter, gespielt von Maria<br />
Victoria Dragus (Beste darstellerische Leistung –<br />
weibliche Nebenrolle), verhält sich, als könne<br />
sie kein wässerchen trüben. Und doch ist sie es,<br />
die aus der Kriminalgeschichte „eine deutsche<br />
Foto: © anette Daugardt<br />
Beste weibliche<br />
Nebenrolle –<br />
MaRIa VICToRIa<br />
DRaGUS<br />
– DaNCE aCaDEMY<br />
(2009 / TV)<br />
– DaS wE<strong>IS</strong>SE BaND<br />
(2008)<br />
– SoKU LEIPZIG<br />
(2007 / TV)<br />
– DU B<strong>IS</strong>T NICHT<br />
aLLEIN (2006)<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>
Kindergeschichte“ macht – und umgekehrt. Die<br />
heute Fünfzehnjährige wurde vor zwei Jahren<br />
bei einem aufwändigen Kindercasting entdeckt,<br />
möchte eigentlich Tänzerin werden und war<br />
schon in verschiedenen TV- und Kinoproduktionen<br />
zu sehen. Ihre enigmatische Mimik wird<br />
natürlich durch die filmische welt, die Michael<br />
Haneke hat erschaffen lassen, sehr stark unterstützt.<br />
alle Kinder in dieser Geschichte, die so<br />
nachhaltig von deren Zukunft erzählt, indem sie<br />
deren Gegenwart auseinandernimmt, hinterlas-<br />
Beste männliche<br />
Nebenrolle –<br />
RaINER BoCK<br />
– UNKNowN wHITE<br />
MaLE (20<strong>10</strong>)<br />
– VICToR KaUFMaNN<br />
(2009)<br />
– IM SCHaTTEN (2009)<br />
– DaS wE<strong>IS</strong>SE BaND<br />
(2008)<br />
sen einen ungeheuren und ungeheuer starken<br />
Eindruck. Das ist die einmalige Verbindung von<br />
schauspielerischer Begabung, inszenatorischer<br />
Genauigkeit und einem Masken- und Kostümbild-Konzept,<br />
das klar ist, zurückhaltend und<br />
auf den Punkt. anette Keiser und waldemar<br />
Pokromski (Bestes Maskenbild) haben hier mit<br />
der theatererfahrenen Kostümbildnerin Moidele<br />
Bickel (Bestes Kostümbild) hervorragend zusammengearbeitet.<br />
Keiser und Pokromski (Letzterer<br />
übrigens seit nunmehr fünfundzwanzig Jahren<br />
Beste Kamera –<br />
CHR<strong>IS</strong>TIaN BERGER<br />
– CaCHÉ (2005)<br />
– La PIaN<strong>IS</strong>TE (2001)<br />
– HaNNa MoNSTER,<br />
LIEBLING (1988/1989)<br />
– RaFFL (1983/1984)<br />
Foto: © Thomas Dashuber Foto: © wEGa Film wien Foto: © Stefan olah<br />
auch als Experte für sehr spezielle Masken im<br />
deutschen und internationalen Kinogeschäft unterwegs)<br />
geben den Figuren und ihren Gesichtern<br />
in den Schwarz-weiß-Bildern von Kameramann<br />
Christian Berger (Beste Kamera / Bildgestaltung)<br />
eine schmutzige Unschuld, die eben auch das Gegenteil<br />
sein kann. Moidele Bickel, die viel an der<br />
Berliner Schaubühne gearbeitet hat und 1994<br />
für das Kostümbild des Patrice-Chereau-Films<br />
La REINE MaRGoT für einen oscar nominiert<br />
war, macht aus dem naturgemäß kargen angebot<br />
Bester Schnitt –<br />
MoNIKa w<strong>IL</strong>LI<br />
– woRKINGMaN´S<br />
DEaTH (2004)<br />
– DIE KLaVIER-<br />
SPIELERIN (2001)<br />
– NoRDRaND (NoRT<br />
HERN SKIRTS) (1999)<br />
– SUZIE waSHINGToN<br />
(1997)<br />
57
von Kostümen zu dieser Zeit an diesem ort einfach<br />
das Beste. Strenge und Nachlässigkeit, Dekadenz<br />
und pure armut kleiden die Figuren wie<br />
sie sind.<br />
Diese Kargheit, die ja sowohl etwas mit der<br />
Landschaft, in der der Film spielt, als auch mit<br />
dem Geist, den er erzählt, zu tun hat, gibt natürlich<br />
auch das Kriterium für die arbeit von<br />
Christoph Kanter (Bestes Szenenbild) vor. Der<br />
wiener Filmarchitekt arbeitet seit anfang der<br />
achtziger Jahre als Set-Designer für Kino und TV<br />
58<br />
Beste Tongestaltung –<br />
GU<strong>IL</strong>LaUME SCIaMa<br />
– DIE KLaVIER-<br />
SPIELERIN (2001)<br />
– CaM<strong>IL</strong>LE CLaUDEL<br />
(1989)<br />
– DIE BaRTHoLo-<br />
MÄUSNaCHT (1994)<br />
– INDoCHINE (1992)<br />
in ganz Europa und hat die arbeit von Michael<br />
Haneke in eigentlich jeder Phase begleitet. Für<br />
DaS wE<strong>IS</strong>SE BaND erschuf er orte und Räume,<br />
in denen eine Bedrohung für Leiber und Seelen<br />
buchstäblich zu Hause war. ob in der Kirche<br />
oder der Küche, ob im arbeitszimmer oder im<br />
Musiksalon.<br />
all dies hat sein Landsmann, der Kameramann<br />
Christian Berger, in seinen großartigen Schwarzweiß-Bildern<br />
nicht nur abgebildet, sondern erzählt<br />
und spürbar gemacht. Berger, der wie<br />
Beste Tongestaltung –<br />
JEaN-PIERRE<br />
LaFoRCE<br />
– DIE KLaSSE (2008)<br />
– FUNNY GaMES U.S.<br />
(2007)<br />
– PoLa X (1999)<br />
– DaS LEBEN <strong>IS</strong>T EIN<br />
CHaNSoN (1997)<br />
Kanter zum festen Team Hanekes gehört, aktiver<br />
Professor an der <strong>Filmakademie</strong> wien sowie auch<br />
Produzent und autor ist, dem es als Kameramann<br />
wichtig ist, alles selbst zu gestalten und<br />
beim Drehen „mit den Schauspielern zu atmen“,<br />
hat die Entscheidung seines Regisseurs, den<br />
Film in Schwarz und weiß zu denken (gedreht<br />
wurde ja auf Farbmaterial), von anfang an verstanden:<br />
„Es ist einfach eine größere abstraktion.<br />
Der Zuschauer muss mehr im Kopf fertigstellen.“<br />
Ihn dabei zu unterstützen, anzuregen und<br />
Foto: © alexander Fischerkoesen<br />
Bestes Szenenbild –<br />
CHR<strong>IS</strong>ToPH KaNTER<br />
– SHaDow oF THE<br />
SwoRD (2004)<br />
– ERBSEN aUF<br />
HaLB 6 (2003)<br />
– DIE KLaVIER-<br />
SPIELERIN (2000)<br />
– FUNNY GaMES<br />
(1997)<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>
dem Film den Rhythmus zu geben, der den Kopf<br />
und auch das Herz berührt, war die aufgabe der<br />
Schnittmeisterin Monika willi (Bester Schnitt).<br />
auch für willi, die auch öfter mit Michael<br />
Glawogger zusammengearbeitet hat, ist das<br />
nicht die erste Kooperation mit Haneke. Das Verständnis<br />
für die welt des Regisseurs als wille<br />
und Vorstellung ist auch im Schnitt spürbar.<br />
DaS wE<strong>IS</strong>SE BaND kündigt das kommende Getöse<br />
in Europa und dem Rest der welt in der<br />
ersten Hälfte des Jahrhunderts an – und ist<br />
Foto: © RUTHwaLZ<br />
Bestes Kostüm –<br />
MoIDELE BICKEL<br />
– DaS wE<strong>IS</strong>SE BaND<br />
(2008)<br />
– DIE BaRTHoLo-<br />
MÄUSNaCHT (1994)<br />
– DIE MaRQU<strong>IS</strong>E VoN<br />
o... (1976)<br />
dabei doch ein stiller Film. Für den Klang der<br />
Stille vor den Schüssen und die Kakophonie in<br />
der Scheinidylle waren Guillaume Sciama und<br />
Jean-Pierre Laforce (Beste Tongestaltung) zuständig.<br />
Mit Sorgfalt – und in aller Ruhe.<br />
Für den Produzenten Stefan arndt (Bester<br />
Spielfilm), der bereits für die US-Version von<br />
FUNNY GaMES mit Haneke gearbeitet hatte,<br />
war diese Produktion eine besondere Erfahrung.<br />
Nicht wegen der vielen Preise, die<br />
der Film international bereits errungen hat.<br />
Foto: © Josef Fischnaller<br />
Beste Maske –<br />
waLDEMaR<br />
PoKRoMSKI<br />
– DaS wE<strong>IS</strong>SE BaND<br />
(2008)<br />
– KaTYN (2007)<br />
– DER PIaN<strong>IS</strong>T (2002)<br />
– FUNNY GaMES<br />
(1997)<br />
arndt berichtet voller Enthusiasmus von der<br />
Zusammenarbeit mit seinen österreichischen<br />
(Veit Heiduschka) und französischen Partnern<br />
(Margaret Menegoz). Er habe hier gemeinsames<br />
Filmemachen in Europa mit gegenseitigem Respekt<br />
und auf augenhöhe erleben dürfen, sagt<br />
arndt, der eine außergewöhnlich starke deutsche<br />
Beteiligung für dieses Projekt gestemmt hat –<br />
finanziell und kreativ.<br />
Beste Maske –<br />
aNETTE KE<strong>IS</strong>ER<br />
– DIE PERLMUTTER-<br />
FaRBE (2008)<br />
– BaaDER MEINHoF<br />
KoMPLEX (2007)<br />
– aNoNYMa (2007)<br />
– (T)RaUMSCHIFF<br />
SURPR<strong>IS</strong>E (2003)<br />
59
WH<strong>IS</strong>KY MIT WODKA<br />
Das Drehbuch zu diesem<br />
Film hat die wirklichkeit<br />
geschrieben.<br />
aber erstens ist das<br />
fast immer so, und<br />
zweitens trifft es auf<br />
die Drehbücher von<br />
wolfgang Kohlhaase<br />
(Bestes Drehbuch) besonders<br />
zu. Das liegt<br />
vor allem daran, dass<br />
es kaum ein autor so<br />
gut versteht, aus der<br />
wirklichkeit Kunst zu<br />
machen. Seine unerreichten Dialoge klingen,<br />
als seien sie dem Volk direkt aus dem Mund<br />
geraubt, und können doch nur so klingen, weil<br />
der autor Kohlhaase ihnen seinen ganz eigenen<br />
Sound verpasst hat.<br />
60<br />
Die Geschichte von wH<strong>IS</strong>KY MIT woDKa hat sich<br />
natürlich auch nicht so zugetragen, wie andreas<br />
Dresen sie in seiner Satire über den Jahrmarkt<br />
der Eitelkeiten und Kränkungen erzählt, aber<br />
wolfgang Kohlhaase kennt eine solche aus der<br />
Historie der DEFa. Ende der fünfziger Jahre<br />
musste der große Regisseur Kurt Maetzig tatsächlich<br />
einmal dieselbe Maßnahme ergreifen<br />
wie sein von Sylvester Groth gespielter Kollege<br />
beim Film im Film an der ostsee: weil der<br />
Hauptdarsteller seine Trinkgewohnheiten nicht<br />
unter Kontrolle hatte, wurde der Film doppelt<br />
gedreht – mit einem weniger bekannten Ersatz,<br />
der zwar immer auch vor der Kamera stehen<br />
musste, aber womöglich am Ende nie auf der<br />
Leinwand zu sehen sein wird. Eine demütigende<br />
Situation für beide Schauspieler übrigens.<br />
wie der Star mit dieser Demütigung umgeht,<br />
zeigt Henry Hübchen (Beste darstellerische<br />
Leistung – männliche Hauptrolle) als otto<br />
Kullberg in einer Paraderolle. Der Schauspieler,<br />
der wie kaum ein Zweiter für das von Persönlichkeiten<br />
geprägte Theater des Volksbühnen-<br />
Helden Frank Castorf steht und gleichzeitig seit<br />
den siebziger Jahren sowohl im DEFa-Kino als<br />
auch im deutschen Film nach der wende seine<br />
unverkennbaren Spuren hinterlassen hat,<br />
scheint all diese Erfahrungen in die Rolle des<br />
eitlen und begabten Säufers zu legen. Er lässt<br />
niemanden im Team zu kurz kommen – vom Pro-<br />
Foto: © Inge Zimmermann<br />
Bestes Drehbuch –<br />
woLFGaNG<br />
KoHLHaaSE<br />
– SoMMER VoRM<br />
BaLKoN (2005)<br />
– DER aUFENTHaLT<br />
(1982)<br />
– SoLo SUNNY (1980)<br />
– ICH waR<br />
NEUNZEHN (1968)<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>
duzenten über den Regisseur bis zu den Haupt-<br />
und Nebendarstellerinnen – und hat am Ende<br />
selbst am meisten davon. Und er hält sich den<br />
Konkurrenten vom Leib, indem er ihn besonders<br />
heftig umarmt. Er spielt den Besoffenen, wenn er<br />
nüchtern ist – und steht wie eine Eins bei über<br />
zwei Promille. Henry Hübchen hat Übung mit der<br />
Rolle des Stehaufmännchens. Für aLLES aUF<br />
ZUCKER! von Dani Levy gab es dafür eine LoLa.<br />
In wH<strong>IS</strong>KY MIT woDKa ist es fast noch schwerer,<br />
die würde zu wahren. Hübchen schafft das.<br />
Foto: © Thomas Leidig/Roba Press<br />
Beste männliche<br />
Hauptrolle –<br />
HENRY HÜBCHEN<br />
– L<strong>IL</strong>a, L<strong>IL</strong>a (2009)<br />
– aLLES aUF ZUCKER!<br />
(2005)<br />
– SoNNENaLLEE<br />
(1998)<br />
– JaCoB DER LÜGNER<br />
(1975)<br />
Dabei stehen ihm die besagten Sätze von<br />
wolfgang Kohlhaase kollegial zur Seite.<br />
Kohlhaase, der nun seit weit über fünfzig Jahren<br />
Drehbücher und dabei immer auch ein<br />
bisschen Filmgeschichte schreibt (von Konrad<br />
wolfs ICH waR NEUNZEHN oder SoLo SUNNY<br />
über Frank Beyers DER aUFENTHaLT bis zu<br />
andreas Dresens SoMMER VoRM BaLKoN),<br />
konnte natürlich ebenso aus dem Vollen schöpfen<br />
wie die der Hauptdarsteller. Er kennt die<br />
psychischen Sollbruchstellen eines Filmteams,<br />
hat die Diskussionen zwischen Produktion und<br />
Regie im ohr und somit im Hirn – und weiß<br />
ganz genau, wo Schauspieler und Kamera-<br />
assistenten plötzlich zu Konkurrenten werden.<br />
obwohl er das eher aus seiner arbeit als Regisseur<br />
(INGE, aPR<strong>IL</strong> UND MaI) kennt. als autor<br />
ist er nicht oft am Set, weil „autoren, die am<br />
Drehort auftauchen, von einem Teil der Veranstaltung<br />
oft als störend empfunden werden“,<br />
wie er dem „Spiegel“ einmal verriet. Hauptsache,<br />
sie schreiben Sätze wie diesen: „Ich hab<br />
mich damals auf dem Klo gebildet. Leider konnte<br />
ich nicht so viel scheißen, wie ich hätte lesen<br />
sollen“, lässt Kohlhaase Hübchens Figur sagen.<br />
61
WICKIE UND DIE STARKEN MÄNNER<br />
Eigentlich ist das alles<br />
ganz einfach: Michael<br />
Bully Herbig denkt daran,<br />
was ihm gefällt<br />
oder in seiner Kindheit<br />
besonders gut gefallen<br />
hat. Dann denkt er daran,<br />
was anderen daran<br />
heute noch gefallen<br />
könnte. Dann denkt er<br />
daran, was er besonders<br />
gut kann. Und<br />
dann setzt er das, was<br />
er besonders gut kann,<br />
besonders gut mit Liebe und witz um. Daraus<br />
wurden bisher immer Filme, die besonders gut<br />
gemacht waren, besonders gut aussahen, besonders<br />
gut ankamen und besonders beliebt<br />
waren: wICKIE UND DIE STaRKEN MÄNNER<br />
ist dafür wieder ein besonders gutes Beispiel.<br />
Und noch einfacher das Prinzip: Never change<br />
a winning team! Für die reale adaption einer<br />
liebevoll, aber ziemlich einfach animierten Zeichentrickserie<br />
aus den 70er Jahren, in der ein<br />
Held im Mittelpunkt stand, der angst vor wölfen<br />
und Piraten hatte, aber immer eine gute Idee<br />
(hier wehte der Zeitgeist mit windstärke 13),<br />
arbeitete er wieder mit den Leuten zusammen,<br />
die schon seine ersten Erfolge zum Glänzen,<br />
zum Klingen und zum Swingen gebracht hatten.<br />
Nur der Production Designer Matthias Müsse<br />
(Bestes Szenenbild) war neu. allerdings hatte<br />
der Filmarchiekt, der als bevorzugte arbeitsbereiche<br />
„Historisches, Skurriles und Mysteriöses“<br />
angibt, auch schon das Schloss gebaut,<br />
durch das Bully dereinst als Gespenst Hui Buh<br />
toben durfte. Um sich für den Bau des wikingerdorfes<br />
Flake inspirieren zu lassen, ging er allerdings<br />
nicht ins Völkerkundemuseum, sondern<br />
schaute genau auf die alten Zeichentrickfilme.<br />
Und gebaut wurde auch nicht an norwegischen<br />
Fjorden. Und auch nicht in der mitunter noch<br />
unberührten wilden Natur Schottlands oder<br />
Irlands, wo man sich zunächst von Filmen wie<br />
BRaVEHEaRT hingezogen fühlte. Gebaut wurde<br />
am Ende vor der Haustür, am walchensee in<br />
oberbayern. Schließlich hatte hier bereits vor<br />
fünfzig Jahren Kirk Douglas ein wikingerboot<br />
für Hollywood gesteuert.<br />
Bestes Szenenbild –<br />
MaTTHIaS MÜSSE<br />
– wICKIE UND DIE<br />
STaRKEN MÄNNER<br />
(2009)<br />
– HUI BUH (2006)<br />
– NaPoLa (2004)<br />
– DaS JESUSVIDEo<br />
(2002 / TV)<br />
63
Georg Korpás (Bestes Maskenbild) hatte schon<br />
vor Jahren apahachi die Perücke gemacht und<br />
winnetouch (vermutlich) die Fingernägel. Die<br />
Masken für Halvars verrückte Truppe kamen<br />
natürlich auch vom Storyboard der Serie – und<br />
schafften den wiedererkennungseffekt derselben<br />
bei kindlichen Fans schon im Kinotrailer.<br />
Da zu den Lieblingsaufgaben des Münchner<br />
Maskenbildners mit der Vorliebe für selbstgebaute<br />
Special Effects nach eigenen angaben un-<br />
64<br />
Bestes Maskenbild –<br />
GEoRG KoRPáS<br />
– KRaBaT (2008)<br />
– HUI BUH (2006)<br />
– (T)RaUMSCHIFF<br />
SURPR<strong>IS</strong>E - PERIoDE 1<br />
(2004)<br />
– SUNSHINE - EIN<br />
HaUCH VoN<br />
SoNNENSCHEIN<br />
(1999)<br />
ter anderem „Narben, Messerstiche, Hautkrankheiten,<br />
Mutationen oder besonders schöne oder<br />
hässliche, vergilbte Zähne oder Zahnfehlstellungen“<br />
gehören, mussten die Frisuren, Bäuche<br />
und Gesichter der Kinder und Männer aus Flake<br />
und rund um den schrecklichen Sven ja geraten.<br />
Der Filmemacher Bully Herbig und sein Filmkomponist<br />
Ralf wengenmayr (Beste Filmmusik)<br />
passen und arbeiten auch deshalb so gut<br />
zusammen, weil sie mindestens eine künst-<br />
Beste Filmmusik –<br />
RaLF wENGENMaYR<br />
– wICKIE UND DIE<br />
STaRKEN MÄNNER<br />
(2009)<br />
– L<strong>IS</strong>SI UND DER<br />
w<strong>IL</strong>DE Ka<strong>IS</strong>ER (2007)<br />
– (T)RaUMSCHIFF<br />
SURPR<strong>IS</strong>E - PERIoDE 1<br />
(2004)<br />
– DER SCHUH DES<br />
MaNITU (2001)<br />
lerische Gemeinsamkeit haben – sie machen<br />
aus adaptionen immer etwas Eigenes, etwas<br />
originäres. Natürlich gab es auch für wICKIE<br />
bereits die Schlüsselmelodien aus der Serie.<br />
aber Ralf wengenmayr – der vor seiner Zusammenarbeit<br />
mit Bully auch als Barpianist gearbeitet<br />
und Musiken für arztserien im TV ebenso<br />
schrieb wie für die augsburger Puppenkiste –<br />
hat sie souverän neu arrangiert und benutzt.<br />
So wird aus dem etwas zurückgebliebenen<br />
Beste Tongestaltung –<br />
MICHaEL KRaNZ<br />
– DER UNTERGaNG<br />
(2004)<br />
– SM<strong>IL</strong>La`S SENSE oF<br />
SNow (1997)<br />
– FaRawaY, So CLoSE<br />
(1993)<br />
– HoMo FaBER (1989)<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>
Titellied (damals gesungen von den Vorgängern<br />
der Bläck Fööss) plötzlich im Remix ein mitreißender<br />
Surf-Song, während die Score-Musik genau<br />
die richtige Mischung aus konventioneller<br />
abenteuer-Dramatik und dramaturgischer Ironie<br />
bietet, die den ganzen Film ausmacht.<br />
Und bekanntlich macht auch der Ton die Musik<br />
eines Films. Bei Bully Herbig, dem Liebhaber<br />
filmischer Details, überraschender Effekte, dem<br />
Perfektionisten technischer Möglichkeiten im<br />
Beste Tongestaltung –<br />
BEN RoSENKIND<br />
– HIER KoMMT LoLa<br />
(20<strong>10</strong>)<br />
– SwaNSoNG:SToRY<br />
oF oCCI BYRNE<br />
(2009)<br />
– DER BaaDER MEIN-<br />
HoF KoMPLEX (2008)<br />
– L<strong>IS</strong>SI UND DER w<strong>IL</strong>-<br />
DE Ka<strong>IS</strong>ER (2007)<br />
Dienste guter Unterhaltung, gilt das besonders.<br />
Seine künstlerischen Dienstleister auf diesem<br />
Gebiet, die Sound-Designer, Mischtonmeister<br />
und Tontechniker Michael Kranz, Chrissi Rebay,<br />
Mario Hubert und Ben Rosenkind (Beste Tongestaltung)<br />
haben auch in der welt der heulenden<br />
wölfe, krachenden Balken, klirrenden Schwerter,<br />
blubbernden Dialoge und brummenden<br />
Schädel wieder ganze arbeit geleistet.<br />
Beste Tongestaltung –<br />
MaRIo HUBERT<br />
– THEMBa (20<strong>10</strong>)<br />
– VoRSTaDT-<br />
KRoKoD<strong>IL</strong>E (2009)<br />
– JoHN RaBE (2009)<br />
– (T)RaUMSCHIFF<br />
SURPR<strong>IS</strong>E - PERIoDE 1<br />
(2004)<br />
Beste Tongestaltung –<br />
CHR<strong>IS</strong>SI REBaY<br />
– wICKIE UND DIE<br />
STaRKEN MÄNNER<br />
(2009)<br />
– JoHN RaBE (2009)<br />
– HUI BUH (2006)<br />
– (T)RaUMSCHIFF<br />
SURPR<strong>IS</strong>E - PERIoDE 1<br />
(2004)<br />
65
WÜSTENBLUME<br />
Mit über einer Million<br />
Kinobesuchern zählte<br />
wÜSTENBLUME<br />
zu den erfolgreichsten<br />
deutschen Filmen<br />
2009. Der Film beruht<br />
auf dem gleichnamigen<br />
autobiografischen<br />
Roman von waris<br />
Dirie, die in der wüste<br />
Somalias aufwuchs,<br />
dann mit 13 Jahren<br />
vor einer Zwangsheirat<br />
in die Hauptstadt<br />
Mogadischu floh, von dort nach London weiterreiste<br />
und da einige Jahre später von einem<br />
Starfotografen entdeckt wurde. auf dem<br />
Höhepunkt ihrer Model-Karriere erzählt sie in<br />
einem Interview von der grausamen Tradition<br />
der Frauenbeschneidung in ihrer Heimat, unter<br />
deren Folgen sie heute noch leidet.<br />
waris Dirie ist eine Frau, deren weiblichkeit weggeschnitten<br />
und die nun zu einer Ikone der Modewelt<br />
wurde. Ihre autobiografie erschien 1999 in<br />
Deutschland und wurde sehr schnell zu einem<br />
66<br />
Bestseller. Zunächst hatte Elton John mit seiner<br />
Firma Rocket Pictures die Rechte zur Verfilmung<br />
des Stoffes erworben, scheiterte aber an den<br />
Vorstellungen Diries, und so wurden die Rechte<br />
wieder frei. als Produzent Peter Herrmann<br />
(Bester Spielfilm) davon hörte, machte er sich<br />
auf nach London, um waris Dirie zu treffen<br />
und zu erkunden, inwieweit sie bereit sei, die<br />
Filmrechte ihrer sehr intimen Lebensgeschichte<br />
erneut zu vergeben. Er konnte sie überzeugen,<br />
nach neun Monaten Gesprächen und<br />
Planungen unterzeichneten sie einen Vertrag.<br />
Schnell war klar, dass Peter Herrmann Sherry<br />
Hormann als Drehbuchautorin und Regisseurin<br />
für diesen Film wollte. Er gründete 2005<br />
die Desert Flower Filmproduktion, suchte sich<br />
viele geeignete Partner und Gleichgesinnte, u.a.<br />
Benjamin Herrmann (Majestic Filmproduktion)<br />
und Danny Krausz (Dor Film), zur Finanzierung<br />
des umfangreichen Projekts. Im März 2008<br />
konnten die Dreharbeiten am Horn von afrika<br />
beginnen – mit Liya Kebede und Sally Hawkins<br />
in den Hauptrollen.<br />
Es gibt ein altes somalisches Sprichwort, das<br />
heißt: „Das letzte Kamel in einer Karawane<br />
geht so schnell wie das erste.“ waris Diries<br />
verwendet dieses in einer Rede vor der UN, um<br />
zu sagen: „was immer auch dem Letzten von<br />
uns geschieht, wirkt sich auf uns alle aus.“<br />
Es ist ein aufruf, sich weltweit zu engagieren.<br />
Peter Herrmanns Unbeirrbarkeit und das Engagement<br />
aller Beteiligten haben es möglich gemacht,<br />
das Thema der weiblichen Genitialverstümmelung<br />
als emotional anrührenden, fiktionalen<br />
Stoff einem breiten Publikum zugänglich<br />
zu machen.<br />
Foto: © walter wehner<br />
Bester Spielfilm –<br />
PETER HERRMaNN<br />
– NIRGENDwo IN<br />
aFRIKa (2001)<br />
– EINE HaND VoLL<br />
GRaS (1999)<br />
– FETTE wELT (1997)<br />
– DER ToTMaCHER<br />
(1995)<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>
Erobert „Männerherzen“ und „Alle Anderen“ im „Sturm“. Der Passat CC.<br />
Volkswagen, offizieller Partner des <strong>Deutsche</strong>n Filmpreises, wünscht allen Gästen eine spannende Preisverleihung.<br />
www.volkswagen.de
LIPPELS TRAUM<br />
Im Grunde genommen<br />
sind alle Filme des Regisseurs<br />
Lars Büchel<br />
Geschichten aus Tausendundeiner<br />
Nacht.<br />
Sie sind märchenhaft,<br />
phantasievoll, irgendwie<br />
abenteuerlich und<br />
machen die Realität<br />
erträglich, weil sie sich<br />
in der richtigen Position<br />
neben diese stellen.<br />
Insofern war es gar keine<br />
Überraschung, dass<br />
der Produzent Ulrich Limmer (Bester Kinderfilm)<br />
für die Verfilmung von LIPPELS TRaUM auf den<br />
Mann verfiel, dessen Personal in den bisherigen<br />
Filmen deutlich älter war.<br />
Die Geschichte von Lippel, dem vom vielbeschäftigten<br />
Vater allein erzogenen Sohn, der gegen seine<br />
Kinderfrau kämpft, indem er sich in die fantastische<br />
welt der berühmten arabischen Märchen<br />
begibt, ist nicht die erste adaption eines Buches<br />
von Paul Maar. Der Bamberger Kinderbuchautor<br />
lieferte bereits die Vorlagen zu den ersten,<br />
68<br />
äußerst erfolgreichen Kinderfilmen, die Ulrich<br />
Limmer mit seiner Firma Collina Film produzierte,<br />
nämlich DaS SaMS (Regie: Ben Verbong). Ulrich<br />
Limmer, der nicht nur Produzent, sondern auch<br />
ein erfolgreicher Drehbuchautor ist, gründete die<br />
Collina Film, deren alleiniger Gesellschafter er ist,<br />
im Jahr 2002 und hat sich bisher mit einer selbstbewussten<br />
Mischung aus TV- und Kinofilmen und<br />
einem ausgewiesenen Faible für die intelligente<br />
adaption populärer Kinderstoffe (DER RÄUBER<br />
HoTZENPLoTZ, HERR BELLo) behauptet.<br />
Bester Kinderfilm –<br />
ULRICH LIMMER<br />
– DIE FR<strong>IS</strong>EUSE (2009)<br />
– FRECHE MÄDCHEN<br />
(2007)<br />
– DaS SaMS (2000)<br />
– SCHToNK! (1991)<br />
Foto: © Bernd Spauke Foto: © Gunnar Fuss<br />
Lippels Träume verfrachten den scheuen, phantasiebegabten<br />
Jungen von der beschaulichen<br />
altstadt Passaus in die abenteuergeladene Hitze<br />
einer mittelalterlichen wüstenfestung. Das sind<br />
nicht nur sehr verschiedene Lebens-, sondern<br />
auch Lichtverhältnisse. Radikale Motivwechsel.<br />
Für die Kamerafrau Jana Marsik (Beste Bildgestaltung),<br />
absolventin der Filmhochschule Babelsberg,<br />
eine spannende Herausforderung, die<br />
sie nutzte, um ihr Publikum auch auf eine visuelle<br />
Reise durch die Zeiten zu nehmen.<br />
Beste Kamera –<br />
JaNa MaRSIK<br />
– LIPPELS TRaUM<br />
(2009)<br />
– SaME SaME BUT<br />
DIFFERENT (2009)<br />
– RoBERT ZIMMER-<br />
MaNN wUNDERT<br />
SICH ÜBER DIE<br />
LIEBE (2008)<br />
– HÄNDE wEG VoN<br />
M<strong>IS</strong>S<strong>IS</strong>SIPPI (2007)<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>
VORSTADTKROKOD<strong>IL</strong>E<br />
Der gelernte Maurer<br />
und Hauer Max von<br />
der Grün, der in den<br />
sechziger und siebziger<br />
Jahren zu den Ikonen<br />
der bundesrepublikanischenarbeiterliteratur<br />
gehörte, hat<br />
1976 ein Kinderbuch<br />
geschrieben, das noch<br />
heute zu den Klassikern<br />
seines Genres gehört<br />
und wegen seiner<br />
klugen Mischung aus<br />
abenteuergeschichte und Milieustudie eine beliebte<br />
Schullektüre (falls es so etwas überhaupt<br />
geben kann) geblieben ist. Über dreißig Jahre<br />
später entdeckten die Produzenten Lena olbrich<br />
und Christian Becker (Bester Kinderfilm) die<br />
VoRSTaDTKRoKoD<strong>IL</strong>E neu und versetzten die<br />
Geschichte einer Jugendbande in der sozial angespannten<br />
welt des Ruhrpotts in die heutige<br />
Zeit. Immer noch stehen eine lebensgefährliche<br />
Mutprobe und das sozusagen mit kriminalistischen<br />
Mitteln gelöste Problem der Integrati-<br />
on eines behinderten Jungen im Mittelpunkt.<br />
Mit Hilfe des Regisseurs Christian Ditter<br />
(FRaNZÖS<strong>IS</strong>CH FÜR aNFÄNGER) und des autors<br />
Neil Ennever schufen olbrich und Becker<br />
ein zeitgemäßes und cooles Kinoabenteuer mit<br />
Kultpotenzial, dessen Fortsetzung bereits jetzt<br />
in den Kinos läuft.<br />
Christian Becker, ein absolvent der Hochschule<br />
für Fernsehen und Film in München, begann bereits<br />
an der Hochschule seine Zusammenarbeit<br />
mit dem Regisseur Peter Thorwarth, für den er<br />
mit seinem damaligen Partner Thomas Häberle<br />
1998 den Kultfilm BaNG BooM BaNG produzierte.<br />
Mit seiner 2001 gegründeten Firma Rat<br />
Pack entwickelte und produzierte der umtriebige<br />
Fan origineller Fernsehunterhaltung und<br />
gut gemachter Kino-Kost so unterschiedliche<br />
Stoffe wie DIE wELLE oder den Kinderfilm-Hit<br />
wICKIE UND DIE STaRKEN MÄNNER. Seine<br />
langjährige Dramaturgin und Producerin Lena<br />
olbrich, eine gelernte Kommunikationswissenschaftlerin,<br />
arbeitete für die VoRSTaDTKRoKo-<br />
D<strong>IL</strong>E erstmals als ausführende Produzentin für<br />
einen Kinofilm. Ein guter Einstand.<br />
Bester Kinderfilm –<br />
LENa oLBRICH<br />
– VoRSTaDT-<br />
KRoKoD<strong>IL</strong>E 2 (20<strong>10</strong>)<br />
– VoRSTaDT<br />
KRoKoD<strong>IL</strong>E (2009)<br />
Bester Kinderfilm –<br />
CHR<strong>IS</strong>TIaN BECKER<br />
– wICKIE UND DIE<br />
STaRKEN MÄNNER<br />
(2009)<br />
– DIE wELLE (2008)<br />
– HUI BUH (2006)<br />
– BaNG BooM BaNG<br />
(1999)<br />
69
DIE FRAU MIT DEN 5 ELEFANTEN<br />
auch wenn gerade<br />
dieser Film gar nicht<br />
ohne worte auskommen<br />
kann – seien es die<br />
o-Töne der Titelfigur<br />
oder die off-Töne<br />
des Regisseurs –, sein<br />
heimliches Motto klingt<br />
anders, und er hat es<br />
sich aus dem Mund<br />
seiner Protagonistin<br />
geholt: „Ich finde es<br />
schön, wenn man etwas<br />
wortloses sagen<br />
kann. Dann braucht man es nicht zu übersetzen.“<br />
Die das sagt, ist Übersetzerin. Vielleicht die<br />
bedeutendste Übersetzerin russischer Literatur<br />
ins <strong>Deutsche</strong>. Sie heißt Swetlana Geier,<br />
ist mittlerweile 86 Jahre alt – und die fünf<br />
Elefanten sind die großen Romane von Fjodor<br />
M. Dostojewskij, dem wichtigsten russischen<br />
Erzähler, der ziemlich genau hundert Jahre vor<br />
Swetlana geboren wurde.<br />
70<br />
Der Filmemacher Vadim Jendreyko ist an der arbeit<br />
dieser Frau interessiert. aber er erzählt von<br />
ihrer arbeit, indem er über sie selbst erzählt, sie<br />
erzählen lässt und ihr Leben und ihre Lebensweise<br />
darstellt. Und er lässt sich für alle diese<br />
Elemente Zeit. Es gibt tatsächlich viele, auffällig<br />
und angenehm viele Passagen, in denen der<br />
Film „etwas wortloses“ sagt. Das ist spannend<br />
und berührend. Zugfahrten, Blickwechsel, Küchenarbeiten,<br />
Momente der Nachdenklichkeit,<br />
Momente der Trauer, Momente der leisen Freude.<br />
Und es gibt zum Beispiel eine Szene, in der all<br />
diese Elemente zusammenzukommen scheinen.<br />
Swetlana Geier bügelt. Sie ordnet die Fasern,<br />
stellt einen logischen Zusammenhang zwischen<br />
Text und Textil her – und ist plötzlich bei sich<br />
selbst und ihrer arbeit zugleich.<br />
Dass der Film auch ein Roadmovie ist, das von<br />
einer historischen und sehr persönlichen Reise<br />
berichtet, ist vielleicht gar nicht so wichtig,<br />
aber gut für das Verständnis einer Frau, die die<br />
Ukraine erst nach der deutschen Besatzung während<br />
des Zweiten weltkrieges verlassen hatte –<br />
und aufgrund ihrer guten Deutschkenntnisse zunächst<br />
in Dortmund und dann in Freiburg Fuß<br />
fassen konnte. Der von Thomas Tielsch (Bester<br />
Dokumentarfilm) und seinem Schweizer Partner<br />
Hercli Bundi produzierte Film begleitet Swetlana<br />
Geier auf dem weg zum Grab ihrer Mutter, das sie<br />
seit über sechzig Jahren nicht besucht hat. Und<br />
das Publikum begleitet eine faszinierende alte<br />
Frau, für deren weisheit und Güte diese beiden<br />
schönen wörter hätten erfunden werden müssen,<br />
wenn es sie nicht schon gäbe.<br />
Bester Dokumentarfilm –<br />
THoMaS TIELSCH<br />
– DER PFaD DES<br />
KRIEGERS (2007)<br />
– DaS MoSQUITo-<br />
PRoBLEM UND<br />
aNDERE GESCHICH-<br />
TEN (2007)<br />
– YES I aM! (2006)<br />
– DIE FINSTERN<strong>IS</strong><br />
(2005)<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>
DAS HERZ VON JENIN<br />
Im November 2005 wird<br />
der 12-jährige Palästinenser-Junge<br />
ahmed<br />
Khatib im israelisch<br />
besetzten Jenin von Kugeln<br />
israelischer Soldaten<br />
getroffen. Im Krankenhaus<br />
von Haifi können<br />
die Ärzte nur noch<br />
seinen Hirntod feststellen.<br />
Um anderen Kindern<br />
helfen zu können,<br />
entscheidet ahmeds<br />
Vater Ismael Khatib,<br />
die organe seines Sohnes israelischen Kindern zu<br />
spenden. Es ist die Friedensvision eines Palästinensers,<br />
die fünf israelischen Kindern das Leben<br />
rettet und bewusst macht, dass es nicht darum<br />
gehen kann, ob das organ spendende Kind jüdischen,<br />
islamischen oder christlichen Glaubens<br />
ist. Es geht allein um Lebensrettung.<br />
auf dem Berlinale Talent Campus 2006 stellte<br />
der junge israelische Regisseur Leon Geller diese<br />
Geschichte vor und lernte dort die Produktions-<br />
firma EIKoN kennen, die sich sehr für das Projekt<br />
interessierte. Dann stellte EIKoN einen Kontakt<br />
zu dem deutschen Regisseur Marcus Vetter her,<br />
den das Thema und die Zusammenarbeit mit einem<br />
israelischen Regisseur sehr reizten. 2007,<br />
wieder während der Berlinale, trafen sich Geller<br />
und Vetter erstmals, um über die gemeinsame<br />
arbeit zu sprechen. Schnell einigten sich beide<br />
auf den Fokus des Films: Eine Reise von Ismael<br />
Khatib zu den Kindern zu begleiten, die mit den<br />
gespendeten organen leben dürfen.<br />
Für die beiden Produzenten Ernst Ludwig<br />
Ganzert und Ulli Pfau (Bester Dokumentarfilm)<br />
passte das inhaltliche und künstlerische Konzept<br />
der Regisseure gut zur Philosophie ihrer Firma<br />
EIKoN, einer gemeinnützigen Film- und Fernsehproduktionsgesellschaft,<br />
deren größter Gesellschafter<br />
die Evangelische Kirche in Deutschland<br />
ist. EIKoN versteht sich als Vermittlerin der<br />
christlichen Botschaft, als Stimme der Schwachen,<br />
als Fenster nach osteuropa und in die Dritte<br />
welt. In diesem Jahr feiern sie übrigens ihr<br />
50-jähriges Bestehen.<br />
Bester Dokumentarfilm –<br />
ERNST LUDwIG<br />
GaNZERT<br />
– DER VERLoRENE<br />
VaTER (2009)<br />
– So GLÜCKLICH waR<br />
ICH NoCH NIE (2009)<br />
– DaS HERZ VoN<br />
JENIN (2008)<br />
– UNTER DEM E<strong>IS</strong><br />
(2005)<br />
Bester Dokumentarfilm –<br />
ULLI PFaU<br />
– JoHaNNES CaLVIN -<br />
REFoRMaToR UND<br />
REIZFIGUR (2009 / TV)<br />
– DaS REICHSoRCHES-<br />
TER (2007)<br />
– SEE wHaT HaPPENS<br />
(2001 / TV)<br />
– BLUE NoTE -<br />
a SToRY oF MoDERN<br />
JaZZ (1996 / TV)<br />
71
Nominated in 3 Categories:<br />
Style, Style, Style.<br />
Unseren Gästen des <strong>Deutsche</strong>n Filmpreises wünschen wir eine angenehme, wenn auch vielleicht<br />
zu kurze Nachtruhe. Viel Spaß bei der Verleihung und herzlichen Glückwunsch allen Preisträgern.<br />
Bonne nuit et bonjour im Hôtel Concorde Berlin!<br />
Hôtel Concorde Berlin<br />
Augsburger Straße 41 · <strong>10</strong>789 Berlin<br />
Tel: +49 (0)30 800 999 0<br />
concordeberlin@concorde-hotels.com<br />
concorde-hotels.com/concordeberlin<br />
done by WE DO
DaS CaTERING-KoNZERT – LIVE BEIM DEUTSCHEN F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong><br />
Essen beim Filmpreis ist Essen wie beim Film.<br />
Für das leibliche wohl im Rahmen der Verleihung<br />
des DEUTSCHEN F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong>ES 20<strong>10</strong> sorgen<br />
diesmal diejenigen, die sonst gerne und gut für<br />
das leibliche wohl beim Drehen der Filme sorgen.<br />
acht in Berlin ansässige und aktive Cateringfirmen<br />
und Restaurants haben sich spontan ent-<br />
schlossen, für die Gäste der LoLa 20<strong>10</strong> zu kochen.<br />
Für diese konzertierte aktion steigen sie aus ihren<br />
Catering-wagen oder verlassen die angestammten<br />
Herde, um gemeinsam am ort der Verleihung<br />
kulinarisch kreativ zu werden. Ein Beispiel, das<br />
Schule machen und ein Modell für die Zukunft der<br />
Filmpreis-Buffets werden könnte.<br />
wir möchten uns bei den diesjährigen Unterstützern<br />
ganz herzlich bedanken, freuen uns<br />
auf ungewöhnliche Kombinationen und auf das<br />
nächste Jahr.<br />
73
FÖRDERMITGLIEDER<br />
74<br />
aRRI arnold & Richter<br />
Cine Technik GmbH & Co.<br />
Betriebs KG<br />
cic group immobilienprojektentwicklungsgesellschaft<br />
mbH<br />
CineMedia Film aG<br />
CineStar-Gruppe CMS<br />
Cinema Management<br />
Service GmbH<br />
Concorde Filmverleih<br />
GmbH<br />
Constantin Film aG<br />
DFG <strong>Deutsche</strong> FilmversicherungsGemeinschaft<br />
die film gmbh<br />
drei d medien service GmbH<br />
e27 gbr<br />
Entertainment Value<br />
associates GmbH<br />
Estée Lauder Companies<br />
GmbH<br />
Falcom Media GmbH<br />
F<strong>IL</strong>MPaRK BaBELSBERG<br />
GMBH<br />
FPS Fritze wicke Seelig<br />
Highlight<br />
Communications aG<br />
HKR -<br />
Hollmann Knappe Reimert<br />
Just Publicity GmbH<br />
Kinowelt GmbH<br />
Kodak GmbH<br />
Entertainment Imaging<br />
maz & movie GmbH<br />
okapi GmbH<br />
PKF Fasselt Schlage<br />
Partnerschaft<br />
Rialto Film GmbH<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>
Saxonia Media<br />
Filmproduktion GmbH<br />
Senator Film Produktion<br />
GmbH<br />
SKw Schwarz<br />
Rechtsanwälte<br />
Studio Babelsberg<br />
GmbH<br />
Studio Hamburg GmbH<br />
Thinking Networks aG<br />
Universal Pictures International<br />
Germany GmbH<br />
Universum Film GmbH<br />
walt Disney Studios Motion<br />
Pictures Germany GmbH<br />
warner Bros.<br />
Entertainment GmbH<br />
X Verleih aG<br />
Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Filmakademie</strong> hat ein klares Ziel:<br />
die Kreativen des deutschen Kinos unter einem<br />
Dach zu vereinen. Das bringt nicht nur Bewegung<br />
in die Kommunikation untereinander, es<br />
schafft auch eine größere Wirkung nach außen.<br />
In dieser Konstellation können die Kreativen<br />
ihre Interessen besser austauschen und vertreten<br />
– und sie können dem Publikum noch einmal<br />
anders nahekommen. Seit 2005 entscheiden die<br />
Mitglieder der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Filmakademie</strong> auch<br />
über die Vergabe des DEUTSCHEN F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong>ES,<br />
der vom BKM gestiftet wird.<br />
Viele Macher, die zur Entstehung eines deutschen<br />
Films ihr handwerkliches und kreatives Poten-<br />
zial beitragen, fühlen sich der <strong>Filmakademie</strong><br />
sehr verbunden. Sie sind Fördermitglieder<br />
und unterstützen die gemeinsame Arbeit<br />
auch materiell. In einem kleineren finanziellen<br />
Rahmen, aber mit ebenso viel Engagement,<br />
sorgt auch der größere Kreis der Freunde der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Filmakademie</strong> dafür, dass die<br />
Akademie lebens- und handlungsfähig bleibt.<br />
Aber aus den Mitgliedsbeiträgen allein könnte<br />
die Akademie nicht so aktiv sein, wie sie<br />
ist. Durch die jährlichen Zuwendungen der<br />
Fördermitglieder kann die Akademie lebendig<br />
arbeiten, also Personal bezahlen, Projekte initiieren,<br />
Veranstaltungen organisieren, ihre Aussenwirkung<br />
verstärken.<br />
Freunde und Fördermitglieder werden in das<br />
aktive Leben der <strong>Filmakademie</strong> mit einbezogen.<br />
Sie können ausgewählte Veranstaltungen wie<br />
die LOLA Sichtungen und LOLA Visionen besuchen,<br />
erhalten den exklusiven Akademie-Newsletter<br />
EXTRABLATT, werden in Publikationen<br />
genannt und nehmen immer wieder gerne an<br />
internen Treffen der Akademie-Mitglieder teil.<br />
75
Freunde und Fördermitglieder tun das, was<br />
ihre Namen sagen: Sie fördern die Arbeit der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Filmakademie</strong> und leisten damit<br />
dem deutschen Film und seinen Kreativen einen<br />
großen Freundschaftsdienst.<br />
Nicole ackermann Geschäftsführerin | wally<br />
ahrweiler agentin | Franziska aigner-Kuhn<br />
Casting-Director | Delia albrecht Schauspieleragentin<br />
| Georg alexander Journalist | Katrin anders<br />
agentin | Christian angermayer Unternehmer<br />
| Elke apelt agentin | Gabriela Bacher Produzentin<br />
| Simone Bachofner Junior Publicist |<br />
Rolf Bähr Ex FFa Vorstand | anke Balzer agentin<br />
für Schauspieler | Frank Barner Steuerberater,<br />
Rechtsanwalt | Julia Bartelt PR-agentin | Regine<br />
Baschny PR Beraterin | Iris Baumüller-Michel<br />
Casting Director | Caroline Beil Schauspielerin |<br />
astride Bergauer agentin | Ute Bergien agentin |<br />
Evi Bischof agentin | Mathias Bothor Fotograf |<br />
oliver Boy Produzent | Elke Brand Medienagentin<br />
| Karin Brandner agentin | Frank Brauner<br />
Rechtsanwalt | alice Brauner Produzentin |<br />
wolfgang Brehm Filmanwalt | Bettina Breitling<br />
Leitung Lizenzen, Filmrechte | wolf Dietrich Brü-<br />
76<br />
FREUNDESKRE<strong>IS</strong><br />
cker Redakteur | Gero Brugmann Rechtsanwalt |<br />
Stephan Bürgi agent / Schauspieler | Christoph<br />
Caesar PR-agent | Bernd Capitain Schauspieler<br />
| Christina Capitain Schauspielerin | Xavier<br />
Chotard Marketingberater | Margit Chuchra Produzentin<br />
| Daniel Tobias Czeckay Rechtsanwalt |<br />
Martin Danner | Cathy de Haan Dramaturgin,<br />
Dozentin | Max Dehmel Ministerialrat a.D. | Ulf<br />
Dobberstein Rechtsanwalt | Marion Döring Geschäftsführerin<br />
| alexander van Dülmen CEo a-<br />
Company Consulting & Licensing aG | Michael<br />
Düwel Geschäftsführer | Pete Dwojak Schauspieler<br />
| Frank Eickmeier Rechtsanwalt/Filmrecht |<br />
Dorothea Eickmeier autorin | Jürgen Elbers<br />
Schauspielcoach | Katharina Elias TV-Redakteurin<br />
| Matthias Elwardt Gesellschafter | Jürgen<br />
Fabritius | Lutz Fassbender CEo i2i Musikverlag<br />
| Cordula Fassbender wissenschaftlerin |<br />
Dirk Fehrecke agent für Film, TV und Theater |<br />
Claudia Fehrenbach Fitz Schauspielagentin |<br />
Milena Fessmann Musicsupervisor | Nicole Fischer<br />
Casting Director | Philipp Fleischmann<br />
Trailer-Produzent, Regisseur | Susanne Franke<br />
Theaterkunst | Egon F. Freiheit Drehbuchautor/<br />
TV-Consultant | Silke Fuhrmann Geschäftsfüh-<br />
rerin | Stefan Gärtner Leiter Koproduktion und<br />
Kofinanzierung | Gero Gandert Filmhistoriker |<br />
Christina Gattys agentin | Georg Georgi Schauspielagent<br />
| Reinhard Gerharz Rechtsanwalt |<br />
anna Gerloff Schauspielerin | Max Gertsch<br />
Schauspieler | Norbert Ghafouri Schauspieler |<br />
Maren Gilzer Schauspielerin | Gerhard Groß<br />
Filmtheaterbetreiber | Heinke Hager agentin<br />
für Filmrechte | winfried Hammacher Produzent<br />
| Britta Hansen Produzent | Birgit Hass<br />
Geschäftsführerin | Sabine Hemstedt Schauspielerin<br />
| Marlis Heppeler agentin | wolfgang Hielscher<br />
Jurist | Max Höhn Hair & Make Up artist |<br />
alexandra Hölzer Rechtsanwältin | Bernhard<br />
Hoestermann agent für Schauspieler | Gerti Hofmann<br />
Gastronomin | Mechthild Holter Inhaber/<br />
Geschäftsführerin Players | Nicole Houwer autorin<br />
| Eva Hubert Geschäftsführerin FFHSH |<br />
Ilona Hüttersen Presseagentin | Patrick Jacobshagen<br />
Rechtsanwalt | Marielouise Janssen-Jurreit<br />
Filmautorin | Bianca Junker Presseagentin |<br />
Christine Kabisch Regisseurin | Till Kaposty-<br />
Bliss werbegrafiker | anja Karmanski Schauspielerin<br />
| Ringo Kaufhold Schauspielagent | Klaus<br />
Keil Direktor Erich Pommer Institut | Uschi Keil<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>
agentin | Rainer Keller Lobbyist, Strategisches<br />
Management | Nicole Kellerhals Dramaturgin |<br />
Senta Dorothea Kirschner Schauspielerin | Georg<br />
Kloster Yorck Gruppe | Thomas Kluge Fotograf |<br />
Michael Konstabel archivrechercheur | Heide<br />
Kortwich Maskenbildnerin | Detlev Krüger Sprecher<br />
der GF Martin-Braun-Gruppe | Hildburg<br />
Krüger Fachbereichsleiterin Kunst & Kultur |<br />
Karin Kruse Manager/agent | adrian Kutter Diplom-Kaufmann<br />
| Sandra Lampugnani agentin |<br />
Renate Landkammer agentin | Claudia Lehmann<br />
TV-Produzentin | Thomas Letocha autor | Silvana<br />
Liebich agentin für Schauspieler | amélie Linder<br />
PR-Berater | Claudia Loewe GF DFa Produktion<br />
GmbH | Yutah Lorenz Schauspielerin und artistin<br />
| Stefan Lütje Rechtsanwalt | Lars Meier<br />
Künstlermanager | Ulrich Meinhard agent | Henner<br />
Merle Rechtsanwalt | Susanne Mertins Geschäftsführerin<br />
| Günther Mertins Kinobetreiber |<br />
Philipp von Mettenheim Rechtsanwalt | Kristin<br />
Meyer Schauspieler | Carsten Meyer-Grohbrügge<br />
Regisseur | Caroline Millahn agentin | Benjamina<br />
Mirnik Produzentin | Benedict Mirow Regisseur,<br />
Produzent | Fabian Mittermüller | Marketa Modra<br />
agentin | Stefan von Moers Rechtsanwalt |<br />
Petra Maria Müller Medienboard Berlin-Brandenburg<br />
| Katrin Näher agentin | azizeh Nami<br />
PR-agentin | Sigrid Narjes agentin | Michaela<br />
Niemeyer | Maren Niemeyer Produzentin, Regisseurin<br />
| Christoph ott Verleiher | Volker otte<br />
Rechtsanwalt für Filmförderungsrecht | Erik<br />
Paulsen Dialogautor & Synchronregisseur | Sabine<br />
Peters Pädagogin | Gabriele Pfennigsdorf<br />
FilmFernsehFonds Bayern | Michal Pokorny Produzent<br />
| Margit Preiss PR-agentin | Hans Helmut<br />
Prinzler Filmhistoriker | Katja Proxauf agentin |<br />
Inga Pudenz Manager/agentur | wiebke Reed<br />
agentin | Josef Reidinger Leiter der Postproduktion<br />
| Susanne Reinker autorin | Mario Rempp<br />
Filmtheaterbetreiber | Mariette Rissenbeek PR<br />
Managerin | Renate Roginas Geschäftsführerin<br />
der Villa Kult oHG | Renate Rose European Film<br />
Promotion | Stefan Rüll Rechtsanwalt | Nadja<br />
Runge Publicist | Klaus Schaefer FilmFernseh-<br />
Fonds Bayern | Thorsten Schaumann Filmkaufmann<br />
| Christian Schertz Rechtsanwalt | Thomas<br />
Scheuble Bankkaufmann (Prokurist) | antje<br />
Schlag agentin für Schauspiel, Regie, Filmkomponisten<br />
| Michael Schmid-ospach Filmstiftung<br />
NRw | Marie-Luise Schmidt agentin | Josephine<br />
Schmidt Schauspielerin | Steffen Schmidt-Hug<br />
Rechtsanwalt | Sonja Schmitt Delphi Filmverleih |<br />
Lutz Schmökel agent | Norbert Schnell agent |<br />
Marc Schötteldreier Casting Director | Peter<br />
Schulze PR-Manager | Sibylle Seidel-Gieth agentin<br />
| Christian Senger Schauspieler | Sebastian<br />
Sieglerschmidt Geschäftsführer | Ulla Skoglund<br />
(Schauspieler)agentin | Inka Stelljes agentin für<br />
Schauspieler | Volker Störzel agent Theater, Film<br />
und Fernsehen | Christiane Stützle Rechtsanwältin<br />
für Film- und Medienrecht | Conny Suhr PRagentin<br />
| Judith Sutter Schauspielagentin | Gisela<br />
Tatsch-Daust Schauspielagentin | Sonya Tuchmann<br />
Schauspielerin | Michaela von Unger Filmproduzentin<br />
| Burkhard Voiges Geschäftsführer |<br />
Magnus Vortmeyer Marketingleiter Tobis Film |<br />
Christiane von wahlert Geschäftsführerin SPIo |<br />
Christiane waldbauer Schauspieleragentin |<br />
Katrin wans agentin | Steffen weihe agent | Simone<br />
wernet Lektorin & Dramaturgin | Thomas<br />
weymar Telepool München | albert wiederspiel<br />
Filmfestleiter | Rafaela wilde Rechtsanwältin |<br />
Harald will agent für Film Fernsehen & Theater |<br />
Sylvia wolf Medienberater | Beate wolgast agentin<br />
| Ute Zahn Geschäftsführerin<br />
77
DaS TEaM<br />
VERaNSTaLTER/aUFTRaGGEBER<br />
Der DEUTSCHE F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> ist eine Veranstaltung<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Filmakademie</strong> in Zusammenarbeit<br />
mit dem Beauftragten der Bundesregierung<br />
für Kultur und Medien, produziert<br />
von der DFa Produktion GmbH.<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Filmakademie</strong> e.V.<br />
Präsidium: Iris Berben, Bruno Ganz<br />
Vorstandsvorsitzender: Thomas Kufus<br />
Geschäftsführung: alfred Holighaus,<br />
Christiane Teichgräber<br />
Team: Katja Hevemeyer, Karina Pasternak,<br />
Stephan Pless, Susann Pocha, Tanja Riehn,<br />
Stefanie Röders<br />
BKM/Filmreferat K35<br />
Stefanie Hasler, Ulrike Schauz<br />
MoDERaTIoN<br />
Barbara Schöneberger<br />
KÜNSTLER<strong>IS</strong>CHE LEITUNG<br />
Florian Gallenberger, Benjamin Herrmann<br />
78<br />
PRoDUZENTIN<br />
Claudia Loewe<br />
PRoDUCERIN<br />
Marion Gaedicke<br />
PRoDUKTIoNSLEITUNG<br />
MBTV Produktions GMBH<br />
Matthias Börner, Carsten Lehmann<br />
PRoDUKTIoNSKooRDINaTIoN<br />
Dorothee Hufschmidt<br />
KooRDINaTIoN ZUSPIELER<br />
Heike Hütt<br />
PRoDUKTIoNSaSS<strong>IS</strong>TENZ<br />
Friederike Fröhner<br />
aUFNaHMELEITUNG<br />
Martin Hoffmann, alex Braun, Julia Haupt<br />
GÄSTEMaNaGEMENT<br />
Sigrun Hauer GmbH<br />
aUToREN<br />
Johanna adorján, Dr. Christof Mannschreck<br />
REGIE<br />
Utz weber<br />
REGIEaS<strong>IS</strong>TENZ<br />
Stefanie Herrmannsdörfer<br />
REDaKTIoN<br />
Claudia Voelker, andrea Poulios<br />
ZUSPIELER<br />
arnd von Rabenau<br />
BÜHNENB<strong>IL</strong>D<br />
Hassler Entertainment architecture<br />
KoSTÜMB<strong>IL</strong>D<br />
Heike Stemmler Collection<br />
MaSKE<br />
Matthias Klemenz (Maske B. Schöneberger)<br />
Estée Lauder<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>
LICHTSETZENDER KaMERaMaNN<br />
Didi Garsoffky<br />
TITELMUSIK<br />
Loy wesselburg, Bernhard Eichner<br />
EINSPIELUNG TITELMUSIK<br />
Berliner Philharmoniker unter der Leitung von<br />
Sir Simon Rattle<br />
MUSIKaL<strong>IS</strong>CHE BEGLEITUNG GaLa<br />
Tobias Kremer Big Band<br />
PR<br />
Just Publicity<br />
Regine Baschny, anja oster, Sandra Bellin<br />
BETREUUNG PaRTNER/DRUCKERZEUGN<strong>IS</strong>SE<br />
Verena Herfurth<br />
DRUCKERZEUGN<strong>IS</strong>SE/INTERNET<br />
e27 Berlin, www.e27.com<br />
RECHTSBERaTUNG<br />
Dr. Frank Brauner<br />
Prof. Dr. Mathias Schwarz<br />
NoTaR<br />
Hellmut Sieglerschmidt<br />
SENDEPaRTNER<br />
Das Erste<br />
Rundfunk Berlin Brandenburg rbb<br />
Redaktion: Rosemarie wintgen, Katrin Mandel<br />
Herstellungsleitung: Torsten Klein<br />
Produktionsleitung: Jörgen Radach<br />
LoLa PaRTY<br />
Fast Forward Communications GmbH<br />
Daniel Kloß, Katja Riemann<br />
aUF DEM wEG ZUR LoLa<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Filmakademie</strong> e.V.<br />
Projektkoordination: Gisela Liesenfeld<br />
(DFa Produktion GmbH)<br />
IMPRESSUM<br />
HERaUSGEBER<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Filmakademie</strong> e.V.<br />
Köthener Straße 44<br />
<strong>10</strong>963 Berlin<br />
alfred Holighaus (V.i.S.d.P),<br />
Christiane Teichgräber<br />
CHEFREDaKTIoN UND TEXTE<br />
alfred Holighaus<br />
TEXTE<br />
Linda Söffker<br />
PRoDUKTIoN<br />
Verena Herfurth<br />
LaYoUT/GESTaLTUNG<br />
e27 Berlin, Robert Neumann<br />
abdruck der Texte nur nach vorheriger<br />
Genehmigung und mit Quellenhinweis<br />
„DEUTSCHE F<strong>IL</strong>MaKaDEMIE / DEUTSCHER<br />
F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>“<br />
79
wIR DaNKEN VoN HERZEN aLLEN TREUEN FREUNDEN UND UNTERSTÜTZERN DES<br />
DEUTSCHEN F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong>ES 20<strong>10</strong><br />
Den beteiligten Produzenten für die Bereitstellung<br />
des Filmmaterials und die fortwährende<br />
Kooperationsbereitschaft,<br />
den Paten für ihr individuelles und großartiges<br />
Engagement für die nominierten Kollegen,<br />
allen Vorständen für ihr unermüdliches<br />
Engagement,<br />
den akademiemitgliedern für ihre Kreativität<br />
und ihren Einsatz in der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Filmakademie</strong> und für den <strong>Deutsche</strong>n Film,<br />
den Kinobesitzern, Verleihern und beteiligten<br />
Filmschaffenden, die aktiv aUF DEM wEG ZUR<br />
LoLa dabei waren und die LoLa V<strong>IS</strong>IoNEN und<br />
das LoLa FESTIVaL geprägt haben. Besonders<br />
allen Mitstreitern aus Bad Freienwalde,<br />
und unserem wunderbaren Team für die beständige<br />
Motivation und Leidenschaft.<br />
Unser ganz persönlicher Dank gilt:<br />
medienboard<br />
Berlin-Brandenburg GmbH<br />
Iris Berben und Bruno Ganz, Thomas Kufus,<br />
Senta Berger und Günter Rohrbach, Stefan arndt,<br />
Benjamin Herrmann und Florian Gallenberger,<br />
Tania Miglietti und Max Höhn,<br />
Mathias Bothor<br />
Heiner Heller<br />
Maik Uwe Hinkel<br />
DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>
2 0 t h C e n t u r y F o x o f G e r m a n y G m b H K a t h a r i n a A b t R o b e r t v a n A c k e r e n A c t i o n C o n c e p t F i l m - u n d S t u n t p r o d u k t i o n G m b H P e t e r R . A d a m S i r K e n n e t h A d a m O b e M a r i o A d o r f W a l l y A h r w e i l e r N a v í d<br />
A k h a v a n F a t i h A k i n H e l g e A l b e r s G e o r g A l e x a n d e r G i l A l k a b e t z A m b i e n t R e c o r d i n g G m b H A n k e A p e l t M a n f r e d A r b t e r S t e f a n A r n d t B o b A r n o l d A r n o l d & R i c h t e r C i n e T e c h n i k G m b H & C o D i e t e r U l r i c h A<br />
s e l m a n n M i c h a e l v o n A u M o n i k a A u b e l e A v i d T e c h n o l o g y G m b H P e t e r B a c h T a y f u n B a d e m s o y H e i n z B a d e w i t z U t e B a d u r a H a r r y B a e r H e l g a B ä h r R o l f B ä h r J o B a i e r H e l g a B a l l h a u s M i c h a e l B a l l h a u<br />
s G e r d B a l t u s B a n d P r o M u n i c h G m b H A n d r e a s B a r e i ß M a r c e l B a r s o t t i J e n s B a r t r a m R e g i n e B a s c h n y L u c i e B a t e s H e i k e B a u e r s f e l d M o n i k a B a u e r t B a r b a r a B a u m M a r i e B ä u m e r K a r l B a u m g a r t n e r K l<br />
a u s B a u s c h u l t e B a v a r i a F i l m G m b H C h r i s t i a n B e c k e r L a r s B e c k e r M e r e t B e c k e r W o l f g a n g B e c k e r W o l f g a n g B e c k e r M i c h a e l B e c k m a n n B i b i a n a B e g l a u R o s h a n a k B e h e s h t N e d j a d A l f r e d B e h r e n s A n d r é B e<br />
n d o c c h i - A l v e s D a v i d B e n n e n t H e i n z B e n n e n t O l i v e r B e r b e n E d w a r d B e r g e r S e n t a B e r g e r M i c h e l B e r g m a n n T h o m a s B e r g m a n n C h r i s t i a n B e r k e l J o a c h i m B e r n d t A l e x a n d e r B e r n e r P i e r r e B e s s o n A l e x a<br />
n d e r B e y e r O l i v e r B i e h l e r A n d r e w B i r d M o n i c a B l e i b t r e u M o r i t z B l e i b t r e u A x e l B l o c k H a n s - C h r i s t o p h B l u m e n b e r g B M G M u s i c P u b l i s h i n g G e r m a n y K e r s t i n B ö c k W a l t e r B o c k m a y e r H a g e n B o g d a n<br />
s k i H a r k B o h m C l a u s B o j e W i n f r i e d B o n e n g e l M a t h i l d e B o n n e f o y S u s a n n e B o r m a n n H e l g a B o r s c h e S u z a n n e v o n B o r s o d y D e t l e f B o t h e M a t h i a s B o t h o r P e t e r B o u r P i e r r e B r a n d K l a u s M a r i a B r a n d a u e r M i<br />
c h a e l B r a n d n e r H e i d r u n B r a n d t F r a n k B r a u n e r W o l f g a n g B r e h m F r e d B r e i n e r s d o r f e r P e t e r F . B r i n g m a n n E l e n a B r o m u n d O l i v e r B r o u m i s W o l f D i e t r i c h B r ü c k e r J u t t a B r ü c k n e r D a n i e l B r ü h l N a t j a B r<br />
u n c k h o r s t F r a n z i s k a B u c h L a r s B ü c h e l D e t l e v W . B u c k H a n s - G ü n t h e r B ü c k i n g R o l f B ü h r m a n n J o h a n n v o n B ü l o w V i c c o v o n B ü l o w J ö r g B u n d s c h u h B e r n d B u r g e m e i s t e r S v e n B u r g e m e i s t e r A n n e k a t h r i n<br />
B ü r g e r G l o r i a B u r k e r t F a b i a n B u s c h S t e f a n B u s c h W a l t e r B u s c h h o f f C h r i s t e l B u s c h m a n n C h r i s t i a n B u s s m a n n M a r e i k e C a r r i è r e K ä t e C a s p a r U l r i c h C a s p a r U e l i C h r i s t e n L i s y C h r i s t l M a r g i t C h u c h r a C i<br />
n e g a t e G m b H J a k o b C l a u s s e n B a s t i a n C l e v é A r t h u r C o h n M a r c C o n r a d C o n s t a n t i n F i l m A G H a n s a C z y p i o n k a d . i . e . f i l m . g m b h S t e f a n D ä h n e r t C o r i n a D a n c k w e r t s A n g e l o D ' A n g e l i c o F l o r i a n e D a n i e l M a r<br />
t i n D a n n e r K a t j a D a n o w s k i D i d i D a n q u a r t P e p e D a n q u a r t C h r i s t o p h D a r n s t ä d t M a x D e h m e l D F G D e u t s c h e F i l m v e r s i c h e r u n g s G e m e i n s c h a f t H e l m u t D i e t l K a r e l D i r k a C h r i s t i a n D o e r m e r J u s t u s<br />
v o n D o h n á n y i K l a u s D o l d i n g e r E l f i e A n a s h a D o n n e l l y M a r i o n D ö r i n g D o r i s D ö r r i e F r i e d r i c h M . D o s c h D i r k D o t z e r t A n d r e a s D r e s e n C o r i n n a A . D r e y e r - V i z z i A n n e m a r i e D ü r i n g e r e 2 7 H a n n s<br />
E c k e l k a m p J ü r g e n E g g e r U r s E g g e r G u s t a v E h m c k K l a u s E i c h h a m m e r B e r n d E i c h i n g e r F r a n k E i c k m e i e r A n d r é E i s e r m a n n K a r i m S e b a s t i a n E l i a s H a n n e l o r e E l s n e r M a t t h i a s E l w a r d t R o l a<br />
n d E m m e r i c h U t e E m m e r i c h W e r n e r E n k e M a r t i n E n l e n C l a u d i a E n z m a n n T o m a s E r h a r t E u r o A r t s M e d i e n G m b H B e r n d E u s c h e r T o m F ä h r m a n n J a n F a n t l M a x F ä r b e r b ö c k L u c i a F a u s t Ö z<br />
a y F e c h t J a n F e h s e M a r t i n F e i f e l G e o r g F e i l U l r i c h F e l s b e r g H e i n o F e r c h V e r o n i c a F e r r e s M i l e n a F e s s m a n n F i l m & E n t e r t a i n m e n t V I P M e d i e n f o n d s G e s c h ä f t s f ü h r u n g G m b H F i l m p a r k B<br />
a b e l s b e r g G m b H & C o . K G N i c o l e F i s c h n a l l e r P e t e r F l e i s c h m a n n K a t j a F l i n t H o l g e r F r a n k e S u s a n n e F r a n k e N i n a F r a n o s z e k H a y o F r e i t a g T h o m a s F r i c k e l C h r i s t o p h F r i e d e l L o n i v o n F r i e d l<br />
G u n t e r F r i e d r i c h C l a u d i a F r ö h l i c h C h r i s t o p h F r o m m F r i e d e m a n n F r o m m H a n s F u n c k M o n i k a F u n k e S t e r n B e n n o F ü r m a n n J o h a n n F ü r s t M o l l y v o n F ü r s t e n b e r g F l o r i a n G a l l e n b e r g e r<br />
D e n n i s G a n s e l B r u n o G a n z K a t j a v o n G a r n i e r C l a u s T h e o G ä r t n e r J o h a n n a G a s t d o r f C h r i s t i n a G a t t y s M a r t i n a G e d e c k C l a u d i a G e i s l e r - B a d i n g H a n s W . G e i ß e n d ö r f e r M a x i m i l i a n G e l l e<br />
r M a r e i G e r k e n M a t t h i a s G e r s c h w i t z J i m m y C . G e r u m E r w i n G e s c h o n n e c k N o r b e r t G h a f o u r i H e n n i n g v o n G i e r k e O l i v e r G i e t h W a l t e r G i l l e r M a r i o G i o r d a n o H e i n r i c h G i s k e s U s c h i<br />
G l a s M a t t h i a s G l a s n e r W i n f r i e d G l a t z e d e r L u c i a n o G l o o r V a d i m G l o w n a A e l r u n G o e t t e F r a n k G ö h r e C h r i s t i a n M . G o l d b e c k E b e r h a r d G ö r n e r U l l a G o t h e D o m i n i k G r a f R a l f G r e g a n<br />
W o l f G r e m m S a b i n e G r e u n i g F r a n k G r i e b e E s t h e r G r o n e n b o r n G e r h a r d G r o ß N i n a G r o s s e S y l v e s t e r G r o t h I l o n a G r ü b e l M a n f r e d G r u n e r t B i b e r G u l l a t z R e n é e G u n d e l a c h E g o n G ü n t h e r<br />
M i c h a e l G w i s d e k J ü r g e n H a a s e F r i t z i H a b e r l a n d t T h o m a s H ä b e r l e M a t t h i a s H a b i c h K i r s t e n H a g e r R o c h u s H a h n E l k e H a l t a u f d e r h e i d e W i n f r i e d H a m m a c h e r H e n d r i k H a n d l o e g t e n<br />
H e i d i H a n d o r f U l i H a n i s c h M o n i k a H a n s e n S t e f a n H a n s e n A r i H a n t k e W o l f g a n g H a n t k e C o r i n n a H a r f o u c h R e i n h a r d H a u f f J ö r g H a u s c h i l d L e a n d e r H a u ß m a n n H a r r o v o n H a v e R o g<br />
e r v o n H e e r e m a n M a n f r e d D . H e i d F r a n k H e i d b r i n k J o H e i m T h o m a s H e i n z e A n d r é M . H e n n i c k e W i n f r i e d H e n n i g B a r b a r a H e n n i n g s M a r l i s H e p p e l e r M i c h a e l B u l l y H e r b i g J o s t H e<br />
r i n g I r m H e r m a n n P e t e r H e r r m a n n R a l f H e r t w i g G ö t z H e y m a n n H i g h l i g h t C o m m u n i c a t i o n s c / o R a i n b o w V i d e o A G T h e o H i n z O l i v e r H i r s c h b i e g e l D a g m a r H i r t z S i g r i d H o e r n e r O l i v e r<br />
H o e s e U r s u l a H ö f A n d r e a s H ö f e r H i l m a r H o f f m a n n U t e H o f i n g e r M i s c h a H o f m a n n N i c o H o f m a n n N i n a H o g e r L o t h a r H o l l e r H o l l m a n n K n a p p e R e i m e r t M e c h t h i l d H o l t e r P h i l i p p H o m<br />
b e r g S u s a n n e H o p f K i t H o p k i n s C h r i s t i a n e H ö r b i g e r M a v i e H ö r b i g e r S u s a n n e H o r i z o n - F r ä n z e l S h e r r y H o r m a n n M a r c H o s e m a n n R o b H o u w e r K a r i n H o w a r d G e r d H u b e r G r i s c h a H u b<br />
e r E v a H u b e r t R a l f H u e t t n e r H a s s o v o n H u g o H e r m i n e H u n t g e b u r t h A l f r e d H ü r m e r H a n n o H u t h B i r g i t H u t t e r I l o n a H ü t t e r s e n M a r k u s I m b o d e n D i r k W . J a c o b E r n s t J a c o b i M o n i k a J a c o<br />
b s H a n n e s J a e n i c k e V i o l a J ä g e r A n d r e a s J a n c z y k U w e J a n s o n B e a t e J e n s e n M i c h a e l J u n g f l e i s c h B i a n c a J u n k e r E b e r h a r d J u n k e r s d o r f J ü r g e n J ü r g e s K 4 4 P e t e r K a h a n e C h r i s t i a n K a h r m<br />
a n n C h r i s t i n a K a l l a s K a n z l e i P i o r e k T h u m S t e n g e r B e i e r K a n z l e i S c h w a r z , K e l w i n g , W i c k e , W e s t p h a l T h a n a s s i s K a r a t h a n o s J a n a K a r e n E w a K a r l s t r ö m N i k o l a i K a r o J u d i t h K a u f m a n n<br />
K l a u s K e i l U s c h i K e i l S i b e l K e k i l l i R a i n e r K e l l e r P e t e r K e r n A n d r e a K e s s l e r E r w i n K e u s c h K i n o w e l t G m b H O t t o K i n z e r R a i n e r K l a u s m a n n B u r g h a r t K l a u ß n e r T h i l o K l e i n e M i c h a e l K l i e<br />
r R e i n h a r d K l o o s s G e o r g K l o s t e r A l e x a n d e r K l u g e T h o m a s K l u g e G ü n t e r K n a r r H e r b e r t K n a u p M a r i a K n i l l i J ü r g e n K n o l l D a g m a r K n ö p f e l J o h a n n e s K o b i l k e M a r t i n K o c h e n d ö r f e r K o d a k G m b<br />
H G B E n t e r t a i n m e n t I m a g i n g A n d r e a s K ö f e r F r e d K o g e l J u l i a n e K ö h l e r R a i n e r K ö l m e l L u t z K o n e r m a n n I n g e l o r e K ö n i g S t e p h a n K o n k e n M a r i a K ö p f C a r l - F . K o s c h n i c k L a r s K r a u m e T a t j a n a K<br />
r a u s k o p f D a n n y K r a u s z J a n - G r e g o r K r e m p T h o m a s K r e t s c h m a n n M a r c o K r e u z p a i n t n e r J o a c h i m K r ó l K o n s t a n t i n K r ö n i n g R e n a t e K r ö ß n e r F r a n k K r u s e N o r b e r t K ü c k e l m a n n T h o m a s K u f u s<br />
H a r a l d K ü g l e r J o c h e n K u h n R a i n e r K ü h n M a r t i n K u k u l a S t e f a n K u r t M a n u K u r z D a g m a r K u s c h e D i e t h a r d K ü s t e r G ü n t e r L a m p r e c h t M a r t i n L a n g e n b a c h M a r t i n L a n g e r B e a t e L a n g m a a c k A<br />
l e x a n d r a M a r i a L a r a D i e t e r L a s e r B i r g e r L a u b e M a n u e l L a v a l R e n é L a y C l a u d i a L e h m a n n M a r t i n L e h w a l d A n n e L e p p i n D a n i L e v y P e t e r L i c h t e f e l d B e r n d L i c h t e n b e r g K a r l - H e i n z v o n L i e b e z<br />
e i t J a n J o s e f L i e f e r s U l r i c h L i m m e r C a r o l i n e L i n k C l a u d i a L o e w e K n u t L o e w e P e t e r L o h m e y e r C h r i s t i a n L o n k A n n a L o o s J u l i a n e L o r e n z U l r i k e L u d e r e r H e i d i L ü d i T o n i L ü d i F l o r i a n L u k<br />
a s S t e f a n L u k s c h y F r a n z L u s t i g P r o f . D r . K u r t M a e t z i g A l e x a n d e r M a n a s s e L i s a M a r t i n e k V e s s e l a M a r t s c h e w s k i E v a M a t t e s U l r i c h M a t t h e s T h o m a s M a u c h G o r d i a n M a u g g A l e x a n d e r M a y G<br />
i s e l a M a y J e a n i n e M e e r a p f e l M a r c o M e h l i t z I s a b e l M e i e r M i c h a e l M e n d l A n d r e a M e r t e n s H a n s - W e r n e r M e y e r H e n r i k M e y e r C h r i s t o p h M e y e r - W i e l D e t l e f M i c h e l A x e l M i l b e r g E r i k M i s c h i j e w<br />
M a r c u s M i t t e r m e i e r F r a u k e - E l l e n M o e l l e r S t e f a n v o n M o e r s W o t a n W i l k e M ö h r i n g L u t z M o m m a r t z U r s e l a M o n n T o b i a s M o r e t t i E r i c M o s s M a r t i n M o s z k o w i c z W a n j a M u e s C h r i s t o p h M ü l l e<br />
r M a r t i n M ü l l e r M a t z M ü l l e r P e t r a M a r i a M ü l l e r R a y M ü l l e r R i c h y M ü l l e r M a r i u s M ü l l e r - W e s t e r n h a g e n H a n a M ü l l n e r M a t t h i a s M ü s s e V i v i a n N a e f e S i g r i d N a r j e s B e n e d i c t N e u e n f e l s M i c h a e l a<br />
N i e m e y e r U l r i c h N o e t h e n H a n s N o e v e r U w e O c h s e n k n e c h t G e r h a r d O l s c h e w s k i J o a c h i m O r t m a n n s C h r i s t o p h O t t G ö t z O t t o J e n s - F r e d e r i k O t t o M a t t h i a s P a c h t U t e P a f f e n d o r f I l s e P a g é C h r i s<br />
t i a n e P a u l I n a P e i c h l M a g g i e P e r e n R e n é P e r r a u d i n D e t l e f P e t e r s e n W o l f g a n g P e t e r s e n N i n a P e t r i C l a u s J ü r g e n P f e i f f e r G a b r i e l e P f e n n i g s d o r f H e n r i e t t e P i p e r A n n e t t e P i s a c a n e T h o m a s P l e n e r t<br />
E v a P o e t s c h J o e r n P o e t z l W a l d e m a r P o k r o m s k i M i s c h k a P o p p C l a u d i a P ö p s e l A x e l P r a h l N o r b e r t P r e u s s C h r i s P r i c e H a n s H e l m u t P r i n z l e r J ü r g e n P r o c h n o w P r o m e d i u m K a t j a P r o x a u f T i l o P<br />
r ü c k n e r P e t e r P r z y g o d d a I n g a P u d e n z M i r j a m Q u i n t e D o m i n i c R a a c k e F r a n z R a t h M a r t i n R a u h a u s T o r s t e n R e g l i n U s c h i R e i c h D i r k R e i c h a r d t G ü n t e r R e i s c h N i k i R e i s e r R i c h a r d R e i t i n g e r B e t t i n<br />
a R e i t z U l r i c h R e u t e r R i a l t o F i l m G m b H G u i l i o R i c c i a r e l l i K a t h r i n R i c h t e r K l a u s R i c h t e r R o l a n d S u s o R i c h t e r E l k e R i e d T h o m a s R i e d e l s h e i m e r K a t j a R i e m a n n J o p h i R i e s J o s e f R ö d l O s k a r R o e<br />
h l e r C a t h y R o h n k e G ü n t e r R o h r b a c h G e r n o t R o l l S o n j a R o m P a t r i c i a R o m m e l P e t e r R o m m e l R e n a t e R o s e M a r c R o t h e m u n d M a y a G r ä f i n R o t h k i r c h T h i l o G r a f R o t h k i r c h R T L T e l e v i s i o n B a r b a<br />
r a R u d n i k L a r s R u d o l p h S i e m e n R ü h a a k M a r i u s R u h l a n d S t e f a n R ü l l O t t o k a r R u n z e J o s e f R u s n a k G u d r u n R u z i c k o v á - S t e i n e r S t e f a n R u z o w i t z k y O t t o S a n d e r H e l m a S a n d e r s - B r a h m s S a r a h W i e<br />
n e r G m b H N o r b e r t S a u e r A n n o S a u l S i m o n S a v a l A n d r e a S a w a t z k i T h o m a s S c h a d t K l a u s S c h a e f e r H e i n r i c h S c h a f m e i s t e r P e t e r S c h a m o n i J ü r g e n S c h a u T h o r s t e n S c h a u m a n n M a t t h i a s S c h e l l e n b<br />
e r g N o r b e r t S c h e r e r N i k l a u s S c h i l l i n g T o m S c h i l l i n g M o n i k a S c h i n d l e r A n t j e S c h l a g R e z z o S c h l a u c h D i e t e r S c h l e i p V o l k e r S c h l ö n d o r f f J a n S c h l u b a c h H a n s - C h r i s t i a n S c h m i d M i c h a e l S c h m i d<br />
- O s p a c h B a r b a r a S c h m i d t E c k h a r t S c h m i d t F a b i a n S c h m i d t G e r h a r d S c h m i d t H a r a l d S c h m i d t M a r i e - L u i s e S c h m i d t J o c h e n S c h m i d t - H a m b r o c k S o n j a S c h m i t t K l a u s S c h m u t z e r E v a S c h n a r e E n j o t<br />
t S c h n e i d e r P e t e r S c h n e i d e r S u s a n n e S c h n e i d e r U t e S c h n e i d e r R e n é S c h o e n e n b e r g e r D o r o t h e e S c h ö n R i c h a r d S c h ö p s M a r i a S c h r a d e r U w e S c h r a d e r C l a u d i a S c h r ö d e r R o l f S c h ü b e l S t e f a n S c h u b e r t W<br />
o l f g a n g S c h u k r a f f t W e d i g o v o n S c h u l t z e n d o r f f T o r s t e n S c h u l z P e t e r S c h u l z e M a r t e n S c h u m a c h e r J a n S c h ü t t e O l i v e r S c h ü t t e D i a n e S c h w a r m J a e c k i S c h w a r z J e s s i c a S c h w a r z T i l S c h w e i g e r H<br />
e r b e r t S c h w e r i n g R a l p h S c h w i n g e l H a n n a S c h y g u l l a P e t e r S e h r F r a n z S e i t z E d g a r S e l g e M a r i e - L o u S e l l e m R i t a S e r r a - R o l l H u b e r t u s S i e g e r t C h r i s S i e v e r n i c h C h r i s t o p h S i l b e r R o l f S i l b e r H e i<br />
d e S i m o n B e r n h a r d S i n k e l D a v i d S l a m a M i c h a e l S m e a t o n R a i n e r S o e h n l e i n G a b r i e l a S p e r l T o m S p i e ß M a y S p i l s M a r c e l S p i s a k K r i s t a S t a d l e r J a n H e n r i k S t a h l b e r g B e r n h a r d S t a m p f e r S t e<br />
f a n i e S t a p p e n b e c k G e r o S t e f f e n M a n u e l a S t e h r C h a r l y S t e i n b e r g e r I n k a S t e l l j e s M a n f r e d S t e l z e r S i m o n e S t e w e n s M a r t i n S t e y e r J a c q u e s S t e y n L a i l a S t i e l e r O l i v e r S t o l t z L e n a S t o l z e L a<br />
u r e n s S t r a u b S t u d i o B a b e l s b e r g G m b H C a r o l a S t u d l a r K a t j a S t u d t P a t r i c k S ü s k i n d A g l a i a S z y s z k o w i t z J a s m i n T a b a t a b a i S v e n T a d d i c k e n N a t a s c h a E . T a g w e r k J ü r g e n T a r r a c h A n<br />
n a T h a l b a c h K a t h a r i n a T h a l b a c h T h o m a s T h i e m e T h i n k i n g N e t w o r k s A G S i b y l l e T i e d e m a n n N a d j a T i l l e r P e t e r T i m m U w e T i m m T o b i s F i l m G m b H & C o . K G M a r t i n T o d s h a r o w R u t<br />
h T o m a G y u l a T r e b i t s c h W o l f g a n g T r e u E l i s a b e t h T r i s s e n a a r S t e p h a n T r o j a n s k y M a r g a r e t h e v o n T r o t t a V e r a T s c h e c h o w a J o a c h i m T s c h i r n e r S u T u r h a n H a r a l d T u r z e r T o m T y k w e<br />
r U F A F i l m & T V P r o d u k t i o n G m b H U I P - U n i t e d i n t e r n a t i o n a l P i c t u r e s G m b H A n d r e a s U l m k e - S m e a t o n I d i l Ü n e r U n i v e r s u m F i l m H a n n e l o r e U n t e r b e r g J e n s U r b a n J o s t V a c a n o K a r e l<br />
V a c e k D a n a V a v r o v a A n d r e s V e i e l B e n V e r b o n g M i c h a e l V e r h o e v e n H a n s - E r i c h V i e t J o a c h i m v o n V i e t i n g h o f f J o s e p h V i l s m a i e r J ü r g e n V o g e l P h i l i p V o g e s R ü d i g e r V o g l e r G u n n a r V<br />
o i g t M a g n u s V o r t m e y e r C h r i s t i a n W a g n e r M a r i a T h e r e s i a W a g n e r F r a n z i s k a W a l s e r S v e n W a l s e r C o n n i e W a l t h e r C h r i s t o p h W a l t z M a r t i n W a l z W a r n e r B r o s . E n t e r t a i n m e n t G m b H<br />
G u n t b e r t W a r n s J o h a n n e s W a r n s S a r a h C l a r a W e b e r S t e f f e n W e i h e H a n s W e i n g a r t n e r H a n s j ö r g W e i ß b r i c h G i l a v o n W e i t e r s h a u s e n W i m W e n d e r s F r i t z W e p p e r I n g e b o r g W e s t p h a l T h<br />
o m a s W e y m a r J ö r g W i d m e r M a r t i n W i e b e l T h e k l a C a r o l a W i e d H e i k e W i e h l e - T i m m R a l f W i e n r i c h K a i W i e s i n g e r T o m y W i g a n d R a f a e l a W i l d e F r i e d r i c h W i l d f e u e r M a x W i l l u t z k<br />
i R o l a n d W i n k e A d o l f W i n k e l m a n n T h o m a s W ö b k e B e t t i n a W o e r n l e G u s t a v P e t e r W ö h l e r J o h a n n a W o k a l e k S y l v i a W o l f D o u g l a s W o l f s p e r g e r B e a t e W o l g a s t S ö n k e W o r t m a n n S t e p h a n Z a<br />
c h a r i a s M a n f r e d Z a p a t k a R o s e l Z e c h P e t e r Z e n k R e g i n a Z i e g l e r G e o r g Z i e s e r P e t r a Z i e s e r R o b e r t Z i m m e r m a n n A n k e Z i n d l e r P e t e r Z i n g l e r I n g r i d Z o r é D a n i e l Z ut a C a t h a r i n a Z w e r e n z