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D E U T S C H E R F IL M P R E IS 2 0 10 - Deutsche Filmakademie

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20<strong>10</strong>


DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong><br />

IM FRIEDRICHSTaDTPaLaST<br />

23. aPR<strong>IL</strong> 20<strong>10</strong>


GRUSSwoRT<br />

Die bedeutendste auszeichnung für den deutschen<br />

Film, der <strong>Deutsche</strong> Filmpreis, feiert in diesem<br />

Jahr sein 60. Jubiläum. Für mich ist es immer<br />

wieder ein ganz besonderes und spannendes<br />

Ereignis, wenn die Mitglieder der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Filmakademie</strong> die künstlerischen Höhepunkte<br />

des Jahres küren. Die 60. Filmpreisverleihung<br />

wartet dabei gleich mit mehreren Neuerungen<br />

auf. So wird in diesem Jahr zum ersten Mal eine<br />

LoLa für die Kategorie „Bestes Maskenbild“<br />

vergeben. ohne Frage trägt das Maskenbild<br />

entscheidend zur künstlerischen Qualität eines<br />

Films bei. Iris Berben und Bruno Ganz geben als<br />

Präsidentenpaar darüber hinaus der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Filmakademie</strong> seit anfang des Jahres ein neues<br />

Gesicht. Ich bin sicher, dass mit ihnen ausgezeichnete<br />

Botschafter für den <strong>Deutsche</strong>n Film<br />

gewonnen wurden.<br />

wieder einmal können wir auf ein außerordentlich<br />

erfolgreiches Kinojahr zurückblicken.<br />

Der deutsche Film hat sich längst einen festen<br />

Platz im Herzen des Publikums erobert – und<br />

das auch im ausland. Beweis hierfür sind die<br />

2<br />

zahlreichen auszeichnungen, die deutsche Filme<br />

bei internationalen wettbewerben und Festivals<br />

erhalten haben. Und wer sich das Filmschaffen<br />

des vergangenen Jahres einmal in Erinnerung<br />

ruft, weiß auch, warum. Denn die originalität<br />

und Qualität deutscher Filme ist wirklich bemerkenswert.<br />

Lassen wir uns nun gemeinsam<br />

überraschen, wer die begehrte LoLa Trophäe in<br />

diesem Jahr erhalten wird. Ich danke allen, die<br />

den heutigen abend in organisatorischer Hinsicht<br />

möglich machten – allen voran natürlich<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Filmakademie</strong> und ihren neuen<br />

Präsidenten. allen Gästen und Nominierten<br />

wünsche ich viele anregende Begegnungen und<br />

einen unterhaltsamen abend.<br />

Bernd Neumann, MdB<br />

Staatsminister bei der Bundeskanzlerin<br />

Der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur<br />

und Medien<br />

Foto: © Seekamp, Bremen<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>


GRUSSwoRT<br />

Der 14. Februar 20<strong>10</strong> war für uns beide ein schöner<br />

Tag. Nicht, weil wir an diesem Sonntag in ein<br />

amt gewählt wurden, das mit Respekt, Reputation<br />

und Repräsentation verbunden ist – das auch,<br />

ja. aber weit mehr noch war es ein Gefühl, ein<br />

wunderbares Gefühl, uns auf diese weise akzeptiert<br />

zu sehen. wir bedanken uns herzlich dafür.<br />

Die akademie hat uns Vertrauen geschenkt und<br />

wir haben Respekt erlebt. Unser Respekt dem<br />

amt gegenüber soll nun in die akademie und damit<br />

in den deutschen Film zurückfließen.<br />

Die Verleihung des <strong>Deutsche</strong>n Filmpreises, die<br />

in diesem Jahr zum sechzigsten Mal stattfindet<br />

und dabei zum sechsten Mal unter der Federführung<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Filmakademie</strong>, ist eine<br />

Veranstaltung, bei der es naturgemäß auch um<br />

Respekt, Reputation und Repräsentation geht.<br />

Vor allem aber geht es um die Filme, und um die,<br />

die diese Filme machen. Es geht darum, auf ein<br />

Jahr zurückzublicken, das wieder ein gutes Jahr<br />

für den deutschen Film war.<br />

Der Erfolg unserer Filme, mal in künstlerischer,<br />

mal in wirtschaftlicher und auch nicht selten in<br />

beider Hinsicht, ist schon seit Jahren nicht mehr<br />

die ausnahme, die die Regel bestätigt, sondern<br />

die Regel, von der es kaum noch eine ausnahme<br />

gibt. Dafür ist die <strong>Deutsche</strong> <strong>Filmakademie</strong><br />

nicht verantwortlich. Sie ist natürlich nicht<br />

der ort, an dem diese Filme entstehen. aber die<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Filmakademie</strong> ist der ort, an dem sich<br />

viele von denen, durch die diese Filme entstehen,<br />

treffen und aufgehoben fühlen. Der ort, an dem<br />

sie sich austauschen, diskutieren, streiten können.<br />

Der ort, an dem die Filme, ihre Inhalte und<br />

ihre Schöpfer, ihre Formen und ihre wirkung ein<br />

ständiges Thema sind. Nicht nur, wenn es darum<br />

geht, den <strong>Deutsche</strong>n Filmpreis auszuloben.<br />

Iris Berben Bruno Ganz<br />

Präsidentin Präsident<br />

Foto: © Mathias Bothor<br />

3


Foto: © Heinz Köster - <strong>Deutsche</strong> Kinemathek<br />

60 JaHRE DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong><br />

Eine kleine Geschichte in Fakten und Anekdoten<br />

Das Schönste an den ersten Jahren des<br />

DEUTSCHEN F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong>ES waren aus heutiger<br />

Sicht die Namen der Nebenpreise und die Gestaltungen<br />

der Trophäen. Schon als am 6. Juni 1951<br />

zum ersten Mal der DEUTSCHE F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> vergeben<br />

wurde – an DaS DoPPELTE LoTTCHEN<br />

unter der Regie von Josef von Baky in Form<br />

des „Goldenen Leuchters“ –, durfte die Firma<br />

Der Sekt der frühen Jahre: Horst Buchholz begießt den<br />

DEUTSCHEN F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong><br />

4<br />

Georg witt Film eine Silberne Vase mit nach<br />

Hause nehmen, weil sie mit MoDEBUMMEL<br />

(Regie: werner Jacobs) einen weiteren „Besonders<br />

wertvollen Kulturfilm“ vorgelegt hatte.<br />

1952 war man dann schon so weit, den<br />

„Besten Problemfilm“ zu ehren. Folgerichtig mit<br />

einem „Kopf mit Flügeln“. Den hätten sich die<br />

ausgezeichneten Schauspieler in diesem Jahr<br />

sicherlich auch gewünscht. aber Grady Garnass,<br />

Gertrud Kückelmann und Jan Hendriks mussten<br />

sich mit je einer „Dose“ (Gold oder Silber) begnügen.<br />

Und wenn ein Film „zur Förderung des<br />

demokratischen Gedankens“ beitrug, konnte er<br />

wie DoN CaM<strong>IL</strong>Lo UND PEPoNE (1953) auch<br />

mal aus Frankreich kommen und bekam, natürlich,<br />

einen „Silbernen Becher“. Da musste man<br />

sich bei einer „neuartigen (avantgardistischen)<br />

filmischen Leistung“ etwas mehr einfallen lassen.<br />

Die Lösung war eine „Vase mit goldenem<br />

Zweig“. aber den weg in die Zukunft wies dann<br />

doch der „Film, der das soziale Problem besonders<br />

eindrucksvoll behandelt“, nämlich alfred<br />

weidenmanns wEG IN DIE FREIHEIT, denn er<br />

bekam schlicht ein „Filmband in Silber“. Diesen<br />

Preis gab es von 1954 bis einschließlich 1998.<br />

In besonders guten Jahren war für den allerbesten<br />

Spielfilm auch noch eine „Goldene Schale“<br />

drin. aber deren Herausgabe wurde von der Expertenkommission,<br />

die von der Bundesregierung<br />

zur Ermittlung der Preisträger eingesetzt wurde,<br />

auffällig oft verweigert.<br />

Der DEUTSCHE F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong>, der die längste Zeit<br />

seines bisherigen Lebens in der Branche und<br />

beim Publikum als Bundesfilmpreis durchging,<br />

war eine erstaunliche und geschickte politische<br />

Erfindung. Er war das erste institutionelle<br />

Foto: © arne Schambeck<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>


Instrument zur Förderung deutscher Filmproduktionen.<br />

Die Preise für Filme waren und sind großzügig<br />

dotiert und werden zweckgebunden, also<br />

zur Herstellung neuer Filme, vergeben. Daran hat<br />

sich bis heute bekanntlich nichts geändert. Seit<br />

1999 sieht der Preis anders aus. Und seit 2005 wird<br />

er nicht mehr von einer vom Staatsminister für<br />

Kultur und Medien eingesetzten Jury ausgelobt,<br />

sondern von den Mitgliedern der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Filmakademie</strong>.<br />

aber den besagten Staatsminister gibt<br />

es ja auch noch nicht so lange. Bevor der alt-Bundeskanzler<br />

Gerhard Schröder diesen Posten ins<br />

Kabinett einführte und als klare Geste unter seinem<br />

Dach residieren ließ – nämlich im Jahr 1998 –<br />

lag die Filmförderung des Bundes in den Händen<br />

des Ministers, der auch heute noch für die innere<br />

Sicherheit und den Sport zuständig ist, der Bundesminister<br />

des Inneren. Dieser (eine weibliche<br />

Version ist in der bisherigen Geschichte der Republik<br />

nicht bekannt) hatte nicht immer eine ausgeprägte<br />

Liebe zum Kino, nannte bei Interviews<br />

anlässlich der Filmpreis-Verleihung, wenn es<br />

hoch kam, den neuesten Disney-Film als letzten<br />

Kontakt zum Kino und setzte anlässlich der Verleihungen<br />

– die übrigens bis Ende der Siebziger<br />

während der damals im<br />

Sommer stattfindenden<br />

Berlinale veranstaltet<br />

wurden – gerne mal politische<br />

akzente, die die<br />

Branche eher verwirrten.<br />

was zu beweisen<br />

ist mit einer Geschichte,<br />

die den TV-Kritiker<br />

des „Spiegel“ namens<br />

Telemann in der ausgabe<br />

vom 6. Juli 1960 zu<br />

einer (film)politischen<br />

Satire inspirierte. Man<br />

muss wissen, dass in diesem Jahr zwei der interessantesten<br />

deutschen Nachkriegsfilme, nämlich<br />

RoSEN FÜR DEN STaaTSaNwaLT (Regie: wolfgang<br />

Staudte) und DIE BRÜCKE (Regie: Bernhard<br />

wicki) zu den großen Preisträgern zählten. Grund<br />

genug für den damaligen Innenminister Gerhard<br />

Schröder (sic!), der Veranstaltung fernzubleiben:<br />

„Doch das zentrale Ereignis, die Überreichung<br />

der „Goldenen Schale“ und der „Filmbänder“,<br />

brachte ein Novum: statt des gewohnten Gerhard<br />

Schröder stand da im Konzertsaal der Hochschule<br />

Minister in der apotheke: Die Filmpreisträger 1960 unter sich<br />

für Musik ein unwirscher Fremdling, sagte, sein<br />

Meister lasse schön grüßen, und hob an, den<br />

deutschen Spielfilm abzukanzeln.<br />

Das machte: Der Bundesinnenminister war auf<br />

dem Apothekertag.<br />

Warum war er dort? rätselte Telemann, nicht<br />

ohne den Pharmazeuten diese Bereicherung<br />

ihres Treffens von Herzen zu gönnen. Warum<br />

hatte er seinen Staatssekretär Dr. Georg Anders,<br />

den Wegbereiter des 131er-Gesetzes, nach Berlin<br />

geschickt?<br />

Foto: © Heinz Köster - <strong>Deutsche</strong> Kinemathek<br />

5


Wer feine Ohren hatte, der vermochte schon aus<br />

des Stellvertreters gleichnishafter Rede zu entnehmen,<br />

was Schröders Pressereferent später<br />

unverschlüsselt kundtat: Der Bundesminister<br />

des Inneren „wollte sich mit der Preisverteilung<br />

nicht identifizieren“.<br />

Da es schwerlich die Dokumentarfilme „Andalusische<br />

Wallfahrt“ oder „Tanzende Hände“<br />

sein konnten, mit deren Belobigung übereinzustimmen<br />

Gerhard Schröder sich scheute, bestanden<br />

kaum Zweifel, worauf Dr. Anders mit<br />

seinem Hinweis auf das „fatale Pathos“ mancher<br />

Kriegsfilme hinaus wollte: auf Bernhard<br />

Wickis preisüberhäufte BRÜCKE. Und mit der<br />

„gefährlichen Vereinfachung von Geschehnissen<br />

aus der nationalsozialistischen Zeit“ und<br />

der „verallgemeinernden Weise“, in der „unerfreuliche<br />

Begleiterscheinungen unserer Lebensform“<br />

oftmals geschildert würden, konnte der<br />

Sendbote nur auf den Wolfgang-Staudte-Film<br />

ROSEN FÜR DEN STAATSANWALT angespielt<br />

haben.<br />

Besonders über des Staudte-Filmwerks Ehrung,<br />

erfuhr Telemann, sei der Minister so erzürnt<br />

gewesen, daß sein Filmreferent, der Ober-<br />

6<br />

regierungsrat Fuchs, mancherlei Mühsal ge-<br />

habt habe, dem Chef die Entlassung des unabhängigen<br />

Preisrichterkollegiums auszureden,<br />

obwohl solche Eigenmächtigkeit wider die<br />

Satzungen verstoßen hätte.<br />

Kurz und gut, im deutschen Bundes-Inneren<br />

wuchern Probleme heran, die sogar der Vorstellungswelt<br />

eines Volljuristen im Kabinettsrang<br />

nicht immer gemäß sind. Man denke: eine unabhängige<br />

Jury, Menschen, die ein Jahr vor den<br />

Bundestagswahlen nach freiem Gutdünken<br />

über etwas urteilen, das von ein paar hämischen,<br />

politisch höchst zweifelhaften Subjekten als<br />

„Satire“, „notwendige Zeitkritik“, „Auseinandersetzung<br />

mit der unbewältigten Vergangenheit“<br />

oder gar als Filmkunst ausgegeben wird – da<br />

muss man doch zu den Apothekern flüchten<br />

und seinen Vize-Filmpreisspender weisungsgemäß<br />

verkünden lassen: „Das Wesen der Politik ...<br />

erheischt, dass in dem künstlerischen Werk<br />

wirklich der Künstler spricht und nicht der<br />

auf der Woge des Opportunismus reitende<br />

Geschäftsmann.“<br />

Was auf gut Umgangsdeutsch heißen soll:<br />

Nicht, dass dergleichen Filme gedreht werden,<br />

ist die ministerielle Misslichkeit, sondern<br />

dass die Leute sich so etwas anschauen.<br />

Immerhin hat der Minister in seiner Sorge,<br />

man könnte ihn mit linksgekehrten Filmbelichtern<br />

für identisch halten, ein wahrhaft<br />

drakonisches Druckmittel gefunden: die Gefahr<br />

seines Nichterscheinens. Welcher Preisrichter,<br />

und sei er noch so ein freier und unabhängiger<br />

Schöngeist, möchte wohl riskieren,<br />

daß der Schirmherr des Festivals schier gar<br />

nicht mehr für den deutschen Film, sondern<br />

nur noch für den Notstand oder das Zweite<br />

Fernsehprogramm Interesse hätte?“<br />

(aus „Der Spiegel“ Nr. 28/1960)<br />

Heute freut sich die Bundeskanzlerin, die Gala<br />

zu besuchen. Und ihr Beauftragter für Kultur<br />

und Medien kennt fast jeden aktuellen deutschen<br />

Filmjahrgang aus eigener anschauung<br />

und ist ein ansprechbarer advokat sowohl<br />

links- wie rechtsgekehrter „Filmbelichter“.<br />

Den Mitgliedern der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Filmakademie</strong><br />

vertraut er (und auch schon seine Vorgängerin)<br />

die fast drei Millionen Euro Preisgeld an.<br />

Und diese versuchen damit verantwortungsvoll<br />

und mit dem für Kreative typischen Mut<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>


Foto: © Heinz Köster - <strong>Deutsche</strong> Kinemathek<br />

Kein Geschäft wie das Showgeschäft: Hilde in einer Nebenrolle<br />

zum Risiko umzugehen. Sie treffen aber nicht<br />

nur die Entscheidungen. Sie verantworten nun<br />

schon genau ein Zehntel der bislang gelaufenen<br />

Verleihungen des <strong>Deutsche</strong>n Filmpreises. Sechs<br />

von sechzig Jahren liegt die Gala für die LoLa<br />

in den Händen der Filmkünstler selbst. Die aufmerksamkeit<br />

für das Ereignis stieg im Verhältnis<br />

zum Unterhaltungswert. wenn Hildegard<br />

Knef heute in Begleitung eines gut aussehenden<br />

britischen Schauspielers die LoLa für die „Beste<br />

darstellerische Leistung – weibliche Nebenrolle“<br />

erhalten würde, schilderte besagter Begleiter die<br />

Veranstaltung anders. 1959 hatte die Knef an der<br />

Seite von Hansjörg Felmy in der Reporterballade<br />

DER MaNN, DER SICH VERKaUFTE geglänzt<br />

und dafür ein „Filmband in Silber“ bekommen.<br />

Ihr frisch gebackener Freund und späterer Ehemann<br />

David Cameron verfolgte die Verleihung<br />

mit ironischem Staunen, das er in seinen Memoiren<br />

so zum ausdruck brachte: „Ein ernster,<br />

festlich gekleideter, schwitzender Mann kam<br />

auf die Bühne, ging zum Rednerpult, redete mir<br />

Unverständliches ernst und tropfend eine Stunde<br />

lang, das schwitzende Orchester legte sich<br />

wieder ins ernste, klassische Zeug. (...) Auch die<br />

Preisträger waren ernst und festlich gekleidet,<br />

keiner sah aus, als sei er im Showgeschäft tätig,<br />

und so erhielt ich meine erste Lektion in Sachen<br />

„<strong>Deutsche</strong> Kultur“. (David Cameron in „auf die<br />

Füsse gefallen“, wien 1987).<br />

Die bislang letzten worte zur LoLa 20<strong>10</strong> verlor<br />

der Berliner „Tagesspiegel“ in seiner ausgabe<br />

vom 20. März anlässlich der Verkündung<br />

der Nominierungen durch die Präsidenten der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Filmakademie</strong> Iris Berben und Bruno<br />

Ganz, durch den Vorstandsvorsitzenden Thomas<br />

Kufus und den Staatsminister für Kultur<br />

und Medien Bernd Neumann: „So kann’s gehen.<br />

Und so kann’s künftig gern weitergehen mit der<br />

<strong>Filmakademie</strong>, so unsteif wie kreativ.“ Vielleicht<br />

ein neues Kapitel in Sachen „<strong>Deutsche</strong> Kultur“.<br />

Unsteif und kreativ: Die erste <strong>Filmakademie</strong>-LoLa 2005<br />

7<br />

Foto: © Florian Liedel


www.livingbauhaus.de<br />

Leben Sie ruhig mittendrin.<br />

Live peacefully in the middle of it all.


DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>: DIE NEUERUNGEN<br />

Nach einer gründlichen und von leidenschaftlichen,<br />

kontroversen und am Ende äußerst konstruktiven<br />

Debatten begleiteten Evaluierung<br />

der bisherigen Theorie und Praxis des Vorauswahlverfahrens<br />

zum DEUTSCHEN F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong><br />

hat die Mitgliederversammlung der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Filmakademie</strong> im November 2008 ein neues<br />

Verfahren beschlossen. Die Richtlinien für dieses<br />

Verfahren wurden im Sommer 2009 veröffentlicht.<br />

Bei der Vorauswahl zum DEUTSCHEN<br />

F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong> wurden sie erstmalig angewendet<br />

und umgesetzt.<br />

1. Die Vorauswahl<br />

Die wichtigste Neuerung betrifft das Konzept<br />

für die Zusammensetzung der Vorauswahlkommissionen.<br />

Bislang gab es Vorauswahlkommis-<br />

sionen für alle Einzelleistungen, besetzt mit<br />

Mitgliedern der jeweiligen Sektionen. Und<br />

drei gemischt besetzte Kommissionen für die<br />

Hauptkategorien. Die immer wieder auftretende<br />

Diskrepanz zwischen vorausgewählten Einzelleistungen<br />

und vorausgewählten Filmen hat<br />

stets zu größeren Zweifeln an der Tauglichkeit<br />

des bisherigen Vorauswahlverfahrens geführt.<br />

Das neue Konzept bietet ganz klar die praktische<br />

Überwindung dieser Diskrepanz. Und so gibt es<br />

nun statt der sektionsbezogenen kleinen Einzelkommissionen<br />

insgesamt drei Vorauswahlkommissionen,<br />

die zusammen 33 Mitglieder haben.<br />

Erstens: eine größere, alle Sektionen nach einem<br />

bestimmten Schlüssel repräsentierende Vorauswahlkommission,<br />

die aus insgesamt 18 Personen<br />

(inklusive zwei Mitgliedern des Bundestages) besteht<br />

und die Spielfilme vorauswählt. Diese Vorauswahl<br />

beinhaltet automatisch sowohl das angebot<br />

für die Besten Spielfilme als auch für die<br />

Einzelleistungen. Zweitens: eine siebenköpfige<br />

Kommission für den Besten Dokumentarfilm mit<br />

drei Vertretern aus der Sektion Dokumentarfilm,<br />

zwei Vertretern aus anderen Sektionen, einem<br />

Mitglied des Bundestages und – auf ausdrücklichen<br />

wunsch der Sektion selbst – einem branchenerfahrenen<br />

Kommissionsmitglied, das nicht<br />

aus der <strong>Filmakademie</strong> kommt. auch die in dieser<br />

Kommission vorausgewählten Filme können<br />

für die Einzelleistungen berücksichtigt werden.<br />

Drittens: eine Vorauswahlkommission für den<br />

Besten Kinderfilm mit acht Mitgliedern – also<br />

Vertretern aus allen Sektionen und einem MdB.<br />

Spielfilm (von unten links nach oben rechts)<br />

Maximilian Geller,<br />

Fritzi Haberlandt,<br />

Gudrun Schretzmeier,<br />

wolfgang Treu,<br />

Vivian Naefe,<br />

anne Fabini,<br />

Monika Griefahn<br />

(MdB a.D.),<br />

Henriette Piper,<br />

Sabine Hehnen-wild,<br />

Foto: © Florian Liedel<br />

Susann Bieling,<br />

Philip Voges,<br />

Dagmar Hirtz,<br />

Christoph Darnstädt,<br />

Joachim von Vietinghoff,<br />

wolfgang Schukrafft,<br />

Douglas wolfsperger,<br />

Petra Zieser<br />

9


Foto: © Florian Liedel<br />

Kinderfilm<br />

Kit Hopkins,<br />

Barbara Hennings,<br />

Martin Kukula,<br />

Peter Timm,<br />

Monika Bauert,<br />

Gustav Peter wöhler,<br />

Christoph Müller<br />

<strong>10</strong><br />

Hier gilt ebenfalls: Die gewählten Filme gehören<br />

auch zum angebot für die Einzelleistungen.<br />

Die Vorauswahlkommission Spielfilm muss nun<br />

aus den eingereichten und zugelassenen Produktionen<br />

mindestens 20 Filme auswählen.<br />

Höchstens kann eine anzahl von Filmen ausgewählt<br />

werden, die 40 Prozent der angemeldeten<br />

Produktionen entspricht. (Bei einer gebrochenen<br />

Zahl in der Summe der Filme wird aufgerundet.)<br />

Die Vorauswahlkommission Dokumentarfilm<br />

muss mindestens fünf Filme vorauswählen. Die<br />

Vorauswahlkommission Kinderfilm wählt mindestens<br />

vier Filme aus. Die oben beschriebene<br />

Prozent-Regelung gilt in diesen Kategorien entsprechend.<br />

Sollten im Bewusstsein einzelner Mitglieder der<br />

Vorauswahlkommissionen am Ende der Entscheidungen<br />

wesentliche Kandidaten für Einzelleistungen<br />

übersehen worden sein, so haben<br />

diese Mitglieder die Möglichkeit, jeweils einen<br />

Kandidaten für jeweils das Gewerk, das sie in<br />

der Kommission vertreten, nachzubenennen.<br />

Eine besondere Neuerung beim Vorauswahlverfahren<br />

besteht darin, dass die Mitglieder der<br />

Kommissionen deutlich mehr gemeinsame Zeit<br />

miteinander und mit den angemeldeten Filmen<br />

verbringen. Zwar wird jedes Kommissionsmitglied<br />

unmittelbar nach anmeldeschluss mit<br />

DVDs der angemeldeten und zur anmeldung<br />

auch berechtigten Filme versorgt, so dass jedem<br />

persönlich genügend Zeit bleibt, alle Filme angemessen<br />

zu sichten. Darüber hinaus gibt es aber<br />

für die Vorauswahlkommission Spielfilm zwei<br />

wochen, in denen die Filme gemeinsam in einem<br />

Kino gesichtet und diskutiert werden können<br />

(statt bisher drei Tage nur Diskussion nach individueller<br />

Sichtung). Die Vorauswahlkommission<br />

Dokumentarfilm hat dafür eine komplette woche,<br />

die Vorauswahlkommission Kinderfilm drei<br />

Tage zur Verfügung.<br />

2. Die Nominierungen<br />

Im nächsten Schritt, dem Nominierungsverfahren,<br />

wählen nun sämtliche Mitglieder der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Filmakademie</strong> in den für die jeweiligen<br />

Nominierungen zuständigen Sektionen<br />

in geheimer wahl die Filme bzw. Einzelleistungen.<br />

In der Kategorie Bester Spielfilm<br />

sind sechs Nominierungen vorgesehen.<br />

In den Kategorien Bester Dokumentarfilm und<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>


Foto: © Florian Liedel<br />

Dokumentarfilm<br />

Ulla Kösterke,<br />

angelika Krüger-Leißner (MdB),<br />

Dagmar Knöpfel,<br />

Hans Helmut Prinzler,<br />

Michael Hammon,<br />

Hubertus Siegert,<br />

Jörg Langer<br />

Bester Kinderfilm jeweils zwei. Für die Einzelleistungen<br />

bietet die Richtlinie einen Spielraum<br />

zwischen drei und fünf Nominierungen. Der Vorstand<br />

hat sich für den Filmpreis 20<strong>10</strong> auf vier<br />

Nominierungen festgelegt. Sollten unter diesen<br />

Kandidaten mehrere mit gleicher Stimmenanzahl<br />

sein, so muss die anzahl der Nominierungen<br />

entsprechend angehoben werden.<br />

Die Vorauswahl kann im Nominierungsverfahren<br />

durch den Einsatz einer „wild Card“ durch die<br />

stimmberechtigten Mitglieder ergänzt werden.<br />

Das heißt: Jedes Mitglied ist berechtigt, auf seinem<br />

wahlschein einen nicht vorausgewählten,<br />

aber angemeldeten Film oder eine Einzelleistung<br />

aus nicht vorausgewählten, aber angemeldeten<br />

Filmen durch handschriftliche Eintragung zu<br />

benennen. Die Gesamtzahl der abzugebenden<br />

Stimmen darf sich dabei aber nicht erhöhen. Der<br />

Einsatz der „wild Card“ erfolgt also automatisch<br />

zuungunsten eines vorausgewählten Filmes.<br />

Die Nominierungen werden nach folgendem<br />

Schlüssel ermittelt: Die Einzelleistungen werden<br />

durch die jeweiligen Mitglieder der Sektion nominiert,<br />

in der das auszuzeichnende Gewerk beheimatet<br />

ist. Beispiele: Männliche und weibliche<br />

Ehrenpreisjury<br />

Peter R. adam<br />

Dieter Ulrich aselmann<br />

Regine Baschny<br />

Iris Berben<br />

Marlies Heppeler<br />

Michael Bully Herbig<br />

Mathias Schwarz<br />

Manuela Stehr<br />

Thomas Thieme<br />

Carl woebcken<br />

Haupt- und Nebenrolle durch die Mitglieder der<br />

Sektion Schauspiel. Schnitt, Ton, Musik durch<br />

die Mitglieder der Sektion Musik/Schnitt/Ton.<br />

Kamera durch die Mitglieder der Sektion Kamera/Bildgestaltung.<br />

Drehbuch durch die Mitglieder<br />

der Sektion Drehbuch usw.<br />

Für die drei Hauptkategorien stimmen Mitglieder<br />

mehrerer Sektionen ab. Konkret sind das<br />

beim Besten Spielfilm die Mitglieder der Sektionen<br />

Produktion, Regie und Drehbuch; beim<br />

Besten Dokumentarfilm die Mitglieder der<br />

Sektionen Dokumentarfilm, Produktion, Regie,<br />

Kamera/Bildgestaltung sowie Musik/Schnitt/<br />

Ton und beim Besten Kinderfilm wiederum die<br />

Sektionen Produktion, Regie und Drehbuch.<br />

11


3. wahl der Preisträger<br />

In der dritten Stufe des wahlverfahrens, der<br />

wahl der Träger des DEUTSCHEN F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong>ES,<br />

wird in der Gesamtheit der stimmberechtigten<br />

Mitglieder der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Filmakademie</strong><br />

abgestimmt – und zwar in allen und für alle<br />

Kategorien.<br />

Die neuen Kategorien<br />

Da in den letzten Jahren die fließenden Grenzen<br />

zwischen Kinderfilm und Jugendfilm, vor allem<br />

aber zwischen Jugendfilm und klassischem<br />

Spielfilm nicht mehr deutlich wahrzunehmen<br />

waren, hat sich der Vorstand der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Filmakademie</strong> in abstimmung mit dem BKM darauf<br />

geeinigt, die Preiskategorie klarer zu definieren.<br />

ab 20<strong>10</strong> gibt es nur noch einen Preis für<br />

den Besten Kinderfilm. Die anmeldung für diese<br />

Kategorie liegt immer noch in den Händen des<br />

Produzenten.<br />

Ganz neu ist die Einführung eines zusätzlichen<br />

Preises für eine Einzelleistung (wie alle anderen<br />

auch dotiert mit € <strong>10</strong>.000). ab 20<strong>10</strong> gibt es einen<br />

DEUTSCHEN F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> für das Beste Maskenbild.<br />

Damit sind – entsprechend der Sektion<br />

12<br />

Foto: © Thilo Härdtlein<br />

Musik/Schnitt/Ton – auch alle Gewerke der Sektion<br />

Szenenbild, Kostümbild und Maskenbild<br />

mit einem Filmpreis berücksichtigt.<br />

was ist ein deutscher Film?<br />

Mit dieser Frage wird sich die <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Filmakademie</strong> sicherlich und hoffentlich noch<br />

lange, wenn auch nicht ausschließlich beschäftigen.<br />

Im Zusammenhang mit der Vergabe des<br />

DEUTSCHEN F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong>ES wurde sie indes<br />

zusammen mit dem Beauftragten der Bundes-<br />

regierung für Kultur und Medien schon<br />

beantwortet. Bei der Frage, wie eine – wie es die<br />

Richtlinien zum DEUTSCHEN F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> formulieren<br />

– erhebliche deutsche kulturelle Prägung<br />

des Filmes aussieht, sind drei Kriterien zu erfüllen:<br />

1. die originalsprache des Films ist Deutsch oder<br />

der/die Regisseur/in ist <strong>Deutsche</strong>(r) oder dem<br />

deutschen Kulturkreis zuzurechnen,<br />

2. der/die persönliche Produzent/in oder ein(e)<br />

persönliche/r Produzent/in des Films ist<br />

<strong>Deutsche</strong>/r oder dem deutschen Kulturkreis zuzurechnen,<br />

3. die finanzielle Beteiligung der deutschen Produktionsfirma<br />

an dem Film ist mindestens so<br />

groß wie die einer jeden anderen an der Produktion<br />

beteiligten Co-Produzentin.<br />

Es ist die aufgabe des Vorstandes der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Filmakademie</strong>, die Erfüllung dieser Kriterien<br />

zu überprüfen und das Ergebnis mit dem BKM<br />

abzustimmen. Danach kann ein Film zum auswahlverfahren<br />

zugelassen werden.<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>


<strong>Deutsche</strong>r Filmpreis 20<strong>10</strong><br />

Wir gratulieren allen Nominierten!<br />

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MIT SCHLITTSCHUHEN DURCH DEN FEUERREIFEN<br />

Interview mit den Künstlerischen Leitern<br />

Benjamin Herrmann und Florian Gallenberger.<br />

?? Die Preisträger des Vorjahres sind die aktuellen<br />

Künstlerischen Leiter, das könnte ja ein<br />

Modell für die Zukunft sein?<br />

Benjamin Herrmann: Da muss sich Michael<br />

Haneke jetzt schon mal was überlegen. Stefan<br />

arndt und Michael Haneke machen die 61. LoLa-<br />

Verleihung in Schwarz-weiß. Es wird auf jeden<br />

Fall eine ganz andere Show.<br />

?? wie ist es denn wirklich zu der Zusammenarbeit<br />

gekommen?<br />

Herrmann: wir haben vor Jahren mal im Small<br />

Talk darüber geredet, dass wir uns vorstellen<br />

könnten, auch mal so eine Verleihung zu entwickeln.<br />

Daran hat man sich offensichtlich im letzten<br />

Sommer bei der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Filmakademie</strong><br />

erinnert und uns angerufen.<br />

Florian Gallenberger: aber es hat auch etwas<br />

damit zu tun, wie sich das Verhältnis zur<br />

14<br />

<strong>Filmakademie</strong> entwickelt hat, wie sehr wir da<br />

hinein gewachsen sind. also indirekt tatsächlich<br />

auch mit den Preisen des vergangenen<br />

Jahres. So etwas schafft natürlich noch einmal<br />

eine ganz andere Verbundenheit mit der<br />

<strong>Filmakademie</strong>. Und es gibt Selbstvertrauen.<br />

Denn eine solche aufgabe fordert auch ein<br />

gewisses Verantwortungsbewusstsein.<br />

?? Kannten Sie zum Zeitpunkt Ihrer Zusage<br />

schon den neuen austragungsort?<br />

Herrmann: Nein, das war zu dem Zeitpunkt<br />

noch offen. aber es war bald klar, dass wir<br />

über ein geringeres Budget als unsere Vorgänger<br />

verfügen würden – und dass daraus neue<br />

Ideen entstehen mussten. was wir eigentlich<br />

super fanden. So kam es ja auch zum FriedrichstadtPalast.<br />

Für uns war es gut, dass wir<br />

als neue Künstlerische Leiter auch von den<br />

Umständen her gleich mit Neuerungen zu tun<br />

hatten. Und der FriedrichstadtPalast ist in vielerlei<br />

Hinsicht eine attraktive und interessante<br />

Neuerung. Von der Lage mitten in der Stadt her.<br />

Und weil es durch die Berlinale auch seit zwei<br />

Florian Gallenberger<br />

Jahren einen klaren Filmbezug gibt. ansonsten<br />

können wir aber davon ausgehen, dass<br />

die Schnittmenge der Leute, die ins normale<br />

Programm des FriedrichstadtPalastes gehen,<br />

und der Gäste des DEUTSCHEN F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong>ES<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong><br />

Foto: © Mathias Bothor


nicht groß ist. aber allein die Chancen, die dieses<br />

eigentlich intime auditorium bietet, sind<br />

spannend. Dass wir vor der Tür ein paar Probleme<br />

mit dem Roten Teppich kriegen werden, war<br />

uns noch gar nicht bewusst. aber die lösen wir<br />

auch.<br />

?? wie denn?<br />

Herrmann: Es wird der Rote Teppich mit den<br />

meisten Ecken und Kurven aller Zeiten werden.<br />

?? Haben Sie sich eigentlich auch als Filme-<br />

macher herausgefordert gefühlt?<br />

Gallenberger: Ja natürlich. wir hatten Lust,<br />

das zu probieren, und haben das tatsächlich<br />

als neue Herausforderung gesehen. Es ist was<br />

anderes als Filmemachen, aber es ist auch<br />

eine Form der Unterhaltung – und es zeigt<br />

sich als tolle Erfahrung. Das Ziel war, eine<br />

Show zu machen, die locker ist, eine Kombination<br />

von Glamour, Unterhaltung und Emotion.<br />

Und die besondere Herausforderung in<br />

diesem Jahr war, trotz budgetärer Zwänge<br />

eine Show zu machen, die sozusagen standesgerecht<br />

ist für den DEUTSCHEN F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong>.<br />

Herrmann: Es ist eine Feier. Eine Feier für<br />

den deutschen Film. Eine Feier für die und mit<br />

den außergewöhnlich tollen Kreativen, die wir<br />

haben. Das ist der Sinn der Veranstaltung, die<br />

vielleicht auch noch kurzweilig und unterhaltsam<br />

für die Gäste ist.<br />

?? aber richtig langweilig war es doch in den<br />

letzten Jahren sowieso nicht.<br />

Gallenberger: wir sind auch nicht angetreten,<br />

weil wir vorher alles schlecht und langweilig<br />

fanden.<br />

Herrmann: aber die Dramaturgien von Preisverleihungen<br />

sind an sich sehr schwierig, egal, ob<br />

es der oscar ist oder der DEUTSCHE F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong>.<br />

Gerade beim DEUTSCHEN F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> ist es<br />

jetzt öfter gelungen, es locker zu machen. Und<br />

das möchten wir auch – eben an neuem ort, mit<br />

neuem Personal und Elementen, die hoffentlich<br />

überraschend sind. aber die Vorgaben bleiben<br />

Benjamin Herrmann<br />

gleich. Es sind siebzehn Preise, die voller Respekt<br />

präsentiert werden müssen. wir haben<br />

diesmal in den Einzelkategorien vier statt drei<br />

Nominierungen. wir haben einen zusätzlichen,<br />

einen neuen Preis für das Beste Maskenbild.<br />

Foto: © Mathias Bothor<br />

15


?? Mit anderen worten: Es muss noch mehr<br />

Information in Unterhaltung und Emotion<br />

transformiert werden.<br />

Herrmann: aber an einem neuen ort, der auch<br />

was Frisches hat und ein paar Eigenheiten bietet,<br />

die man in anderen Locations so gar nicht<br />

nutzen könnte.<br />

?? Diese Eigenheiten sind also auch ein Vorteil<br />

für Ihre arbeit?<br />

Gallenberger: Ich glaube, die Show, die wir<br />

entwickelt haben, hätten wir nirgendwo anders<br />

entwickeln und machen können als im<br />

FriedrichstadtPalast. Da ist eben das Varieté zu<br />

Hause. Und wenn du, wie gesagt, eine große vorgegebene<br />

Dramaturgie und nur ein paar Stellschrauben<br />

hast, an denen du etwas drehen kannst,<br />

dann bietet der ort dazu die Möglichkeiten.<br />

Herrmann: Die Präsidenten der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Filmakademie</strong> in Schlittschuhen durch einen<br />

Feuerreifen springen zu lassen – das geht eben<br />

nur im FriedrichstadtPalast.<br />

16<br />

?? Noch mehr Überraschungen?<br />

Herrmann: als wir die Künstlerische Leitung<br />

im letzten Jahr zugesagt haben, war eine unserer<br />

Bedingungen, dass Barbara Schöneberger<br />

die Verleihung schwanger moderiert. Sie hat<br />

diese Bedingung sofort in die Tat umgesetzt<br />

und wird an diesem Tag drei wochen vor der<br />

Geburt ihres Kindes sein. Leider kein Mädchen,<br />

was die Frage der Namensgebung schwieriger<br />

macht. Eine Lola wird es jedenfalls nicht.<br />

?? Ist ein arzt im Saal?<br />

Herrmann: Mehrere. Bekanntlich sind ja auch<br />

einige Schauspieler Ärzte. Unter deren Sitzen<br />

befinden sich die entsprechenden Notfall-<br />

köfferchen.<br />

?? wenn denn die Verleihung eine Feier des<br />

<strong>Deutsche</strong>n Films sein wird, wie viel deutscher<br />

Film ist denn in der Gala?<br />

Herrmann: Florian Gallenberger hat das neulich<br />

in einem Gespräch mal schön auf den Punkt<br />

gebracht. wir wollen in dieser Veranstaltung<br />

den Familiengedanken betonen, die Verbundenheit<br />

der Filmschaffenden miteinander. Es wird<br />

also keine Show für eine Moderatorin. Barbara<br />

Schöneberger wird durch einen abend führen,<br />

der die Film-Familie in den Vordergrund stellt.<br />

Und zwar die Familie in mehreren Generationen.<br />

Es ist der 60. Filmpreis. auch dieser Tatsache<br />

wollen wir in der Show Respekt zollen.<br />

wir wollen ein Zugehörigkeitsgefühl wecken.<br />

Gallenberger: wir haben sehr bewusst und<br />

stark nach persönlichen Beziehungen gesucht.<br />

Es ging bei der wahl der Paten nicht in erster<br />

Linie darum, ob jemand ein bekanntes Gesicht<br />

hat (was immer wichtig ist bei so einer Show),<br />

sondern darum, was haben die Nominierten<br />

und ihre Paten tatsächlich miteinander zu tun,<br />

persönlich, beruflich. wir wollen das kollegiale<br />

Element betonen. Die Botschaft ist: Klar sind<br />

wir im wettbewerb. aber erstens ist schon die<br />

Nominierung eine auszeichnung. Und zweitens<br />

schätzen wir uns und unsere arbeit gegenseitig –<br />

bei aller Konkurrenz.<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>


Herrmann: Und das ist ja auch eines der wichtigen<br />

Merkmale und ein Sinn der akademie,<br />

dass sich die Kreativen des Films – bei aller<br />

künstlerischen Kontroverse – als eine Gruppe<br />

verstehen. Das soll die Show auch erzählen.<br />

Gallenberger: wir wissen das von allen Treffen<br />

bei der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Filmakademie</strong>. Das Thema<br />

ist immer wieder: wir haben uns besser kennen<br />

gelernt, wir haben uns schätzen gelernt. wir<br />

kennen und schätzen die arbeit der Kollegen.<br />

Dieser Erfahrung wollen wir Rechnung tragen.<br />

Herrmann: aber dabei wollen wir natürlich<br />

auch den Gästen, die nicht in der akademie<br />

sind oder sein können, Lust auf die Filme machen.<br />

Und ganz besonders auch dem Fernsehpublikum.<br />

Es ist eine Promotionveranstaltung<br />

für den deutschen Film.<br />

?? was sind denn die Elemente, mit denen Promotion<br />

betrieben werden kann? Es wird ja<br />

keine Trailershow geben.<br />

Herrmann: Letztlich wird viel von der wahl<br />

der Personen auf der Bühne abhängen.<br />

Gallenberger: aber die Show soll eben die Elemente<br />

des Kinos selber beinhalten. Das heißt,<br />

sie soll lustig sein und<br />

glamourös und auch bewegend.<br />

Und wenn ich<br />

daran denke, was bewegend<br />

sein kann, dann<br />

ganz sicher die Verleihung<br />

des Ehrenpreises<br />

an Bernd Eichinger,<br />

weil er deutsche Filmgeschichte<br />

geschrieben<br />

und das deutsche Filmschaffen<br />

geprägt hat wie<br />

kein anderer. außerdem<br />

werden wir heuer die<br />

Erinnerung an die verstorbenen<br />

Kollegen mit<br />

Live-Musik begleiten.<br />

Das stelle ich mir auch<br />

Foto: © Florian Liedel<br />

bewegend vor. Unterhaltsam und lustig kann<br />

etwas wirklich dann nur sein, wenn das ernste<br />

Gegenüber auch stimmt.<br />

17


18<br />

EHRENPRE<strong>IS</strong> FÜR BERND EICHINGER<br />

wenn es nach Bernd Eichingers Vater gegangen<br />

wäre, hätte er eine arzt-Praxis auf dem Land<br />

irgendwo in Bayern eröffnet. Es ging bei Bernd<br />

Eichinger nicht nach dem Vater. Natürlich nicht.<br />

Es geht eigentlich nie nach den anderen. auch<br />

deshalb verbrachte er wohl seine Schulzeit zum<br />

großen Teil im Internat – wo er nach eigenem<br />

Bekunden eher unauffällig war. oder – wie er<br />

selbst und selbstbewusst sagt: „Zum Rebellieren<br />

war ich viel zu schlau. Wenn ich weiß, dass<br />

die anderen am längeren Hebel sitzen, rebelliere<br />

ich nicht, das macht keinen Sinn. Dann warte<br />

ich, bis meine Chance kommt.“<br />

Seine Chance kam mit der Gründung der Hochschule<br />

für Fernsehen und Film in München.<br />

„Ich hatte das große Glück, dass zu jener Zeit die<br />

Münchner Filmhochschule gegründet wurde.<br />

Ich bewarb mich und wurde genommen. Wenn<br />

ich ehrlich bin, wusste ich nicht, ob die Filmhochschule<br />

wirklich etwas für mich war, bis<br />

ich dort meine Bestimmung gefunden habe.<br />

Ich war nie der Typ, der mit einer Super-<br />

8-Kamera in der Hand herumgelaufen ist.<br />

Fotografieren, das schon, ich habe viel gemalt,<br />

viel gelesen und geschrieben. Schreiben, ja, das<br />

war immer mein Ding.“<br />

(Beide Zitate aus „Die Zeit“ Nr.4/2005)<br />

Schreiben ist sein Ding geblieben. Regie führen<br />

und Filme produzieren, Filmstoffe finden, sich<br />

von ihnen anspringen und infizieren zu lassen.<br />

Das sind seine Dinge geworden. Dinge, mit<br />

denen er die letzten dreißig Jahre das Kino in<br />

Deutschland wesentlich mitgeprägt hat. Nicht<br />

selten über die Bande internationaler (Ko-)Produktionen<br />

– vom NaMEN DER RoSE über den<br />

BÄR, DaS GE<strong>IS</strong>TERHaUS bis zu FRÄULEIN<br />

SM<strong>IL</strong>LaS GESPÜR FÜR SCHNEE. In einigen dieser<br />

Jahre hat er das Geschehen im deutschen<br />

Kino wirtschaftlich und inhaltlich geradezu bestimmt.<br />

Nicht selten ging ein gestiegener deutscher<br />

Marktanteil fast allein auf sein Konto<br />

und das seiner Constantin Film, die ihm so viel<br />

verdankt, dass er ihr verbunden blieb, ohne ihr<br />

ausgeliefert zu sein.<br />

Ins Bewusstsein der Branche und der Öffentlichkeit<br />

kam Bernd Eichinger mit einer wahren<br />

Geschichte: wIR KINDER VoM BaHNHoF Zoo<br />

war 1981 ein wagnis, für viele eine Zumutung –<br />

Bernd! Ohne dich wäre ich nicht beim<br />

Film. Ich habe dir verdammt viel zu verdanken.<br />

Deine Sturheit, mit der du die<br />

Projekte durchsetzst, sucht seines Gleichen.<br />

Und dein Riecher auch. Du weißt,<br />

was läuft. Eigentlich etwas, das, wie du<br />

mir selber gesagt hast, niemand weiß.<br />

Du weißt es. Deine Filme sind immer groß.<br />

Deine Filme sind immer fürs Publikum.<br />

Und dann, verdammt, schlägst du mich<br />

noch in meinem Metier, dem Drehbuchschreiben.<br />

Du bist ein echter Filmfreak<br />

und die ehrlichste Haut, die ich kenne.<br />

Mach bitte weiter so. Ich freue mich auf<br />

jeden Film von dir!<br />

Natja Brunckhorst, autorin und<br />

Schauspielerin<br />

und war ein Erfolg. Der Regisseur Uli Edel ging<br />

danach nach amerika. Bernd Eichinger hat dort<br />

ein Haus, ein Büro. Er arbeitet in Hollywood<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>


und mit Hollywood. aber er ist immer einer<br />

Produzent des deutschen Kinos geblieben. Und<br />

Uli Edel hat er nach fünfundzwanzig Jahren<br />

wieder dorthin zurückgeholt, von wo er selbst<br />

nicht wegging.<br />

Bernd Eichinger ist ein bodenständiger Kosmopolit.<br />

Und damit ein Einheimischer des Kinos.<br />

Denn das spricht eine internationale Sprache,<br />

die dann am besten verstanden wird, wenn man<br />

ihre Herkunft hört. Bernd Eichinger hat Filme<br />

für die Filmgeschichte gemacht und Filme für<br />

den augenblick. Nicht zuletzt an dieser Spannung<br />

sind seine Filme als Eichinger-Filme zu<br />

erkennen.<br />

Die Liste der Regisseure, Produzenten, autoren,<br />

Schauspieler (inklusive und ganz besonders der<br />

Schauspielerinnen), die es nicht abwarten können,<br />

Bernd Eichinger zu ehren, weil sie ihm so<br />

viel verdanken, ist so lang, dass wir nicht einmal<br />

anfangen wollen, sie hier zu erstellen. aber<br />

Bernd Eichingers Beliebtheit, die so berechtigt<br />

ist wie tatsächlich, steht in einem merkwürdigen<br />

widerspruch zu seinem Image, an dem er<br />

nicht bewusst arbeitet.<br />

als „Der Spiegel“ ihn unlängst ausführlich porträtierte<br />

und ihm dabei sehr viel Persönliches<br />

entlockte, brach das Unverständnis über diesen<br />

widerspruch regelrecht aus ihm heraus:<br />

„Sagen Sie mir, wie kommt dieses Bild von<br />

mir zustande, das viele Leute von mir haben?<br />

Warum ist da immer so eine Vibration in der<br />

Luft? Ich nehme nicht hin, dass man mir die<br />

Integrität abspricht. Nicht integer ist jemand,<br />

dem man nicht vertrauen kann, weil er käuflich<br />

ist, sich bestechen lässt. Der ein Thema an<br />

sich reißt, um es auszuschlachten, sensationslüstern,<br />

ohne Tiefe. Den Vorwurf lasse ich mir<br />

nicht gefallen!“<br />

Er sagt, er sei empfindlich, wenn jemand den<br />

Respekt vermissen lässt, wenn ihm jemand an<br />

die würde geht. Er bevorzugt diesen Begriff<br />

gegenüber dem Begriff Ehre. So kann der Ehrenpreis<br />

des <strong>Deutsche</strong>n Filmpreises ihn in seinem<br />

Verständnis zum würdenträger des deutschen<br />

Films machen. Über diesen Begriff wiederum<br />

würde Bernd Eichinger eher laut lachen. Das<br />

macht er übrigens gerne. Und auch das ehrt ihn.<br />

19<br />

Foto: © Jim Rakete


1970 begann das Filmleben für Bernd Eichinger<br />

an der Hochschule für Fernsehen und Film in<br />

München. Er studierte dort bis 1973 und beendete<br />

das Studium mit dem Abschlussfilm CANOSSA.<br />

Der Gang nach Canossa blieb ihm während des<br />

nun folgenden langen Filmweges nicht immer<br />

erspart.<br />

1974 gründete er seine eigene Filmproduktion,<br />

die Solaris Film. Er produzierte hauptsächlich<br />

Autorenfilme, unter anderem von Wim<br />

Wenders, Alexander Kluge, H.J. Syberberg,<br />

Roland Klick oder Edgar Reitz und er verhalf so<br />

dem Neuen <strong>Deutsche</strong>n Film zu Ansehen.<br />

Seinen nächsten Schritt in die deutsche Filmgeschichte<br />

machte er, indem er nach dem Zusammenbruch<br />

der Constantin Film Anteile kaufte<br />

und so als geschäftsführender Gesellschafter die<br />

Neue Constantin Film übernahm. Dort entstanden<br />

Filme wie DIE UNENDLICHE GESCHICHTE,<br />

DER NAME DER ROSE oder DAS GE<strong>IS</strong>TERHAUS.<br />

Immer auf der Suche nach neuen Talenten,<br />

Geschichten, Wagnissen ist Bernd Eichinger<br />

eine Person, ohne die der deutsche Film kaum<br />

20<br />

vorstellbar ist, und dessen Werdegang er maßgeblich<br />

mitgestaltet hat. Von CHR<strong>IS</strong>TIANE F.,<br />

DER BEWEGTE MANN bis zu DER UNTERGANG<br />

oder DER BAADER MEINHOF KOMPLEX. Bernd<br />

Eichinger glaubt an das Kino. An die Magie<br />

des Kinos.<br />

Sein Bewerbungsfilm an der Hochschule hatte<br />

übrigens den Titel DIE SONNE SCHIEN, DA<br />

SIE KEINE ANDERE WAHL HATTE, AUF NICHTS<br />

ANDERES.<br />

Die Sonne scheint auch heute, da können Sturm<br />

und Unwetter, die von Zeit zu Zeit auftreten,<br />

nichts dran ändern, auf Bernd Eichinger. Auf<br />

seine Lust, auf seine Liebe und auf seine Leidenschaft<br />

für das deutsche Kino.<br />

Er hat vielen von uns Wege ermöglicht, auf denen<br />

wir ebenfalls von den Sonnenstrahlen gewärmt<br />

wurden, dafür sind wir ihm dankbar<br />

und hoffen, ihn noch lange an unserer Seite zu<br />

haben.<br />

Iris Berben im Namen der Ehrenpreisjury<br />

Lieber Bernie: Auf dem Felde der Ehre<br />

bist du glorreicher, unschlagbarer Sieger!<br />

Und das Beste kommt noch: Mit dieser<br />

Auszeichnung hast Du Dich qualifiziert<br />

für das strenge Auswahlverfahren zum<br />

Erwerb des Dackel-Verdienst-Ordens am<br />

goldenen Riemen, verliehen vom Kölner<br />

Teckel-Club Kalk 1881 e.V. Wenn Du DAS<br />

noch schaffst, bist Du endgültig unsterblich.<br />

Meine Stimme ist Dir sicher!!! Ich verneige<br />

mich und gratuliere!<br />

Dein Tom<br />

Tom Gerhardt, Komödiant und autor<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>


DIE NoMINIERUNGEN ZUM DEUTSCHEN F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong><br />

Programmfüllende Spielfilme<br />

aLLE aNDEREN Janine Jackowski,<br />

Dirk Engelhardt,<br />

Maren ade –<br />

Komplizen Film –<br />

Regie: Maren ade<br />

DIE FREMDE Feo aladag,<br />

Züli aladag – Independent<br />

artists Filmproduktion –<br />

Regie: Feo aladag<br />

SoUL KITCHEN Fatih akin,<br />

Klaus Maeck –<br />

corazón international –<br />

Regie: Fatih akin<br />

STURM Britta Knöller,<br />

Hans-Christian Schmid –<br />

23|5 Filmproduktion –<br />

Regie:<br />

Hans-Christian Schmid<br />

DaS wE<strong>IS</strong>SE BaND Stefan arndt –<br />

X Filme Creative Pool,<br />

wEGa Filmproduktionsgesellschaft,<br />

Les Films du Losange,<br />

Lucky Red –<br />

Regie: Michael Haneke<br />

wÜSTENBLUME Peter Herrmann –<br />

Desert Flower Filmproductions<br />

–<br />

Regie: Sherry Hormann<br />

Programmfüllende Dokumentarfilme<br />

DIE FRaU MIT DEN Thomas Tielsch –<br />

5 ELEFaNTEN Filmtank – Regie:<br />

Vadim Jendreyko<br />

DaS HERZ VoN JENIN Ernst Ludwig Ganzert,<br />

Ulli Pfau –<br />

EIKoN Südwest –<br />

Regie: Marcus Vetter,<br />

Leon Geller<br />

Programmfüllende Kinderfilme<br />

LIPPELS TRaUM Ulrich Limmer –<br />

collina filmproduktion –<br />

Regie: Lars Büchel<br />

VoRSTaDTKRoKoD<strong>IL</strong>E Lena olbrich,<br />

Christian Becker –<br />

westside Filmproduktion<br />

mit Rat Pack Filmproduktion<br />

und Constantin<br />

Film Produktion –<br />

Regie: Christian Ditter<br />

21


Bestes Drehbuch<br />

Feo aladag DIE FREMDE<br />

Michael Haneke DaS wE<strong>IS</strong>SE BaND<br />

wolfgang Kohlhaase wH<strong>IS</strong>KY MIT woDKa<br />

Bernd Lange, STURM<br />

Hans-Christian Schmid<br />

Beste Regie<br />

Maren ade aLLE aNDEREN<br />

Feo aladag DIE FREMDE<br />

Michael Haneke DaS wE<strong>IS</strong>SE BaND<br />

Hans-Christian Schmid STURM<br />

Beste darstellerische Leistung –<br />

weibliche Hauptrolle<br />

Corinna Harfouch TH<strong>IS</strong> <strong>IS</strong> LoVE<br />

Sibel Kekilli DIE FREMDE<br />

Susanne Lothar DaS wE<strong>IS</strong>SE BaND<br />

Birgit Minichmayr aLLE aNDEREN<br />

22<br />

Beste darstellerische Leistung –<br />

männliche Hauptrolle<br />

Fabian Hinrichs SCHwERKRaFT<br />

Henry Hübchen wH<strong>IS</strong>KY MIT woDKa<br />

Burghart Klaußner DaS wE<strong>IS</strong>SE BaND<br />

Devid Striesow So GLÜCKLICH waR<br />

ICH NoCH NIE<br />

Beste darstellerische Leistung –<br />

weibliche Nebenrolle<br />

Maria Victoria Dragus DaS wE<strong>IS</strong>SE BaND<br />

Hannah Herzsprung V<strong>IS</strong>IoN – aUS DEM<br />

LEBEN DER<br />

H<strong>IL</strong>DEGaRD VoN<br />

BINGEN<br />

Jördis Triebel DIE PÄPSTIN<br />

Nadja Uhl MÄNNERHERZEN<br />

Beste darstellerische Leistung –<br />

männliche Nebenrolle<br />

Rainer Bock DaS wE<strong>IS</strong>SE BaND<br />

Justus von Dohnányi MÄNNERHERZEN<br />

Ulrich Noethen HENRI 4<br />

Settar Tanriögen DIE FREMDE<br />

Beste Kamera/Bildgestaltung<br />

Christian Berger DaS wE<strong>IS</strong>SE BaND<br />

Hagen Bogdanski H<strong>IL</strong>DE<br />

Jana Marsik LIPPELS TRaUM<br />

Reinhold Vorschneider DER RÄUBER<br />

Bester Schnitt<br />

andrew Bird SoUL KITCHEN<br />

andrea Mertens DIE FREMDE<br />

andreas Radtke DIE TÜR<br />

Hansjörg weißbrich STURM<br />

Monika willi DaS wE<strong>IS</strong>SE BaND<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>


Bestes Szenenbild<br />

Thomas Freudenthal H<strong>IL</strong>DE<br />

Christoph Kanter DaS wE<strong>IS</strong>SE BaND<br />

Bernd Lepel DIE PÄPSTIN<br />

Matthias Müsse wICKIE UND DIE<br />

STaRKEN MÄNNER<br />

Bestes Kostümbild<br />

Lucie Bates H<strong>IL</strong>DE<br />

Moidele Bickel DaS wE<strong>IS</strong>SE BaND<br />

Esther walz DIE PÄPSTIN<br />

Ursula welter V<strong>IS</strong>IoN – aUS DEM<br />

LEBEN DER<br />

H<strong>IL</strong>DEGaRD VoN<br />

BINGEN<br />

Bestes Maskenbild<br />

wolfgang Böge, H<strong>IL</strong>DE<br />

Heiko Schmidt<br />

Georg Korpás wICKIE UND DIE<br />

STaRKEN MÄNNER<br />

waldemar Pokromski, DaS wE<strong>IS</strong>SE BaND<br />

anette Keiser<br />

Gerhard Zeiss HENRI 4<br />

Beste Filmmusik<br />

ali N. askin SaLaMI aLEIKUM<br />

The Notwist STURM<br />

Fabian Römer DIE TÜR<br />

Ralf wengenmayr wICKIE UND DIE<br />

STaRKEN MÄNNER<br />

Beste Tongestaltung<br />

Michael Kranz, wICKIE UND DIE<br />

Ben Rosenkind, STaRKEN MÄNNER<br />

Mario Hubert,<br />

Chrissi Rebay<br />

Jörg Krieger, DIE TÜR<br />

Richard Borowski,<br />

Kai Storck<br />

Guillaume Sciama, DaS wE<strong>IS</strong>SE BaND<br />

Jean-Pierre Laforce<br />

Roland winke, DIE PÄPSTIN<br />

Stefan Busch,<br />

Michael Kranz<br />

ES FoLGEN DIE NoMINIERUNGEN NaCH F<strong>IL</strong>MEN (in alphabetischer Reihenfolge der Filmtitel)<br />

23


ALLE ANDEREN<br />

Und sie liebt ihn doch!<br />

wenn Gitti (Birgit<br />

Minichmayr, Beste darstellerische<br />

Leistung –<br />

weibliche Hauptrolle)<br />

zum Ende des Films zu<br />

ihrem Freund (Lars Eidinger)<br />

sagt: „Ich liebe<br />

dich nicht mehr“, dann<br />

meint sie es nicht wirklich<br />

ernst. Jedenfalls<br />

weiß sie noch nicht, ob<br />

sie es ernst meint. auf<br />

alle Fälle ist irgendwas<br />

anders als zu Beginn des Urlaubs: Sie schaut ihn<br />

anders an, sie hört ihm anders zu, sie stellt sich<br />

andere Fragen. Und vielleicht verlässt sie ihn<br />

jetzt tatsächlich. aber wahrscheinlich erst später.<br />

Irgendwann.<br />

Urlaub ist für jede Beziehung eine harte Bewährungsprobe.<br />

wenn man den ersten Einpack-,<br />

Losfahr-, Nichts-Vergessen-Stress hinter sich<br />

hat, beginnt – am Urlaubsziel angekommen –<br />

erst einmal das infantile Paar-Geplänkel – und<br />

alles ist noch schön. aber bald geht der Ärger<br />

los. Zum Beispiel, wenn man auf der ersten gemeinsamen<br />

Bergwanderung ist und merkt, wie<br />

unterschiedlich groß der Kräftehaushalt ist.<br />

oder wenn frau findet, dass zu einem Urlaub<br />

auch ein bisschen Romantik und schöne worte<br />

gehören, die Mann nicht so parat hat. aber spätestens,<br />

wenn zufällige oder alte Bekanntschaften<br />

Einladungen zum Essen oder Bootfahren<br />

aussprechen. Dann ist man schon mittendrin –<br />

in der Krise.<br />

alles das führt uns Regisseurin und Produzentin<br />

Maren ade (Beste Regie, Bester Spielfilm)<br />

in ihrem Film aLLE aNDEREN schmerzhaft<br />

realistisch in einem wunderbaren Sommerauf-Sardinien-Licht<br />

vor augen. Das Leben von<br />

Gitti und Chris ist psychologisch, sprachlich<br />

und gestisch so präzise beobachtet, dass man<br />

sich selbst schnell als Teil dieser Szenerie erlebt.<br />

Maren ade studierte von 1998 bis 2004<br />

an der Münchner Hochschule für Fernsehen und<br />

Film (HFF) Produktion- und Medienwirtschaft<br />

sowie Film- und Fernsehregie. Ihr erster Kurzfilm<br />

EBENE 9 (2000) hatte seine Premiere auf den<br />

Internationalen Hofer Filmtagen und lief danach<br />

auf vielen anderen Festivals. Im gleichen Jahr<br />

gründete sie mit ihrer Studienkollegin Janine<br />

Jackowski (Bester Spielfilm) die Produktionsfirma<br />

Komplizenfilm, zu der 2006 Dirk Engelhardt<br />

(Bester Spielfilm) als weiterer Produzent hinzukam.<br />

ades abschlussfilm an der HFF über eine<br />

Foto: © Gunnar Hämmerle<br />

Bester Spielfilm –<br />

JaNINE JaCKowSKI<br />

– DIE SCHLaFKRaNK-<br />

HEIT (20<strong>10</strong>)<br />

– aLLE aNDEREN<br />

(2009)<br />

– HoTEL VERY<br />

wELCoME (2007)<br />

– DER waLD VoR<br />

LaUTER BÄUMEN<br />

(2003)<br />

24<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 2008 20<strong>10</strong>


junge Lehrerin (DER waLD VoR LaUTER BÄU-<br />

MEN, 2003) lief auf vielen internationalen Filmfestivals<br />

und war ebenfalls für den DEUTSCHEN<br />

F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> nominiert.<br />

wenn Maren ade von den Verbiegungen und<br />

Kompromissen erzählt, die die Liebe von einem<br />

fordert, dann ist es vor allem das berührende<br />

Spiel ihrer beiden großartigen Hauptdarsteller<br />

Birgit Minichmayr und Lars Eidinger, die aus<br />

einer kleinen Liebesgeschichte ein großes Kinoerlebnis<br />

machen. Man hat das Gefühl, dass die<br />

Bester Spielfilm –<br />

DIRK ENGELHaRDT<br />

– aLLE aNDEREN<br />

(2009)<br />

– oCEaNUL MaRE<br />

(2009)<br />

– DU BRUIT DaNS La<br />

TÊTE (2008)<br />

– HoTEL VERY wEL-<br />

CoME (2007 – aSSo-<br />

CIaTE PRoDUCER)<br />

beiden in ihren Szenen sehr viel improvisiert haben,<br />

so überzeugend lebensnah kommt es beim<br />

Zuschauer an. Birgit Minichmayr empfindet das<br />

als großes Kompliment. Es war nämlich genau<br />

das Gegenteil: Es stand alles im Drehbuch.<br />

Birgit Minichmayr kann beides: Viel reden und<br />

wunderbar schweigen, mal amüsiert, mal vorwurfsvoll.<br />

Mit ihrer rauchigen Stimme gibt<br />

sie als Gitti hier den Ton an. Ihrer Filmnichte<br />

bringt sie bei, Emotionen laut rauszubrüllen,<br />

auch wenn sie von Hass geschürt sind.<br />

Bester Spielfilm / Beste<br />

Regie – MaREN aDE<br />

– DIE SCHLaFKRaNK-<br />

HEIT (20<strong>10</strong>)<br />

– aLLE aNDEREN<br />

(2009)<br />

– HoTEL VERY<br />

wELCoME (2007)<br />

– DER waLD VoR<br />

LaUTER BÄUMEN<br />

(2003)<br />

Foto: © Gerald von Foris Foto: © Manfred Klimek<br />

Und ihrem Freund erklärt sie immer wieder<br />

schmollend, dass „Ich liebe dich“ eine antwort<br />

braucht. Und die ist ganz klar: „Ich liebe dich<br />

auch“. Gitti lässt sich da nicht mit einem Kuss<br />

abspeisen. aber wenn Chris ihr eine großartige,<br />

gnadenlos peinliche Tanznummer vorführt, um<br />

sich vor dem ausgehen zu drücken, dann sitzt<br />

Gitti amüsiert, mit verschränkten armen auf<br />

dem Sofa – und ist sprachlos.<br />

Beste weibliche<br />

Hauptrolle –<br />

BIRGIT MINICHMaYR<br />

– DaS wE<strong>IS</strong>SE BaND<br />

(2009)<br />

– aLLE aNDEREN<br />

(2009)<br />

– DER KNoCHEN-<br />

MaNN (2009)<br />

– HaNaMI – KIRSCH-<br />

BLÜTEN (2008)<br />

25


DIE FREMDE<br />

Der auslöser war ihre<br />

arbeit für amnesty<br />

International, wie die<br />

bisher vor allem als<br />

Schauspielerin und<br />

Drehbuchautorin ar-<br />

beitende Feo aladag<br />

(Bester Spielfilm, Bestes<br />

Drehbuch, Beste<br />

Regie) in Interviews<br />

zu ihrem ersten<br />

abendfüllenden Film<br />

DIE FREMDE erzählt.<br />

als amnesty vor sechs<br />

Jahren bei Feo aladag anfragte, ob sie für die<br />

Kampagne „Gewalt gegen Frauen“ einige Spots<br />

entwickeln und inszenieren würde, hat sie<br />

sich sehr gefreut und war auch ein bisschen<br />

stolz, dass man sie dafür ausgeguckt hat, obwohl<br />

sie bisher noch nicht selbst gedreht hatte.<br />

In diesem Zusammenhang ist auch der kurze<br />

werbefilm PoLIZEI entstanden, bei dessen<br />

Recherchearbeit sich die Bilder und Berichte<br />

wie kleine widerhaken in aladags Kopf festsetzten,<br />

als hätten sie zu dem Zeitpunkt schon<br />

gewusst, dass sie bald wieder abgerufen und<br />

als Grundlage für das Drehbuch DIE FREMDE<br />

dienen würden. Zu der Zeit begannen sich auch<br />

in den Medien die Berichte über Ehrenmorde<br />

zu häufen, die Feo aladag in ihre Recherchen<br />

mit einbezog. Sie ist in Frauenhäuser gegangen<br />

und hat viel mit Journalistinnen gesprochen,<br />

die zu dem Thema berichtet und geschrieben<br />

haben. Sie hat Betroffene und Sozialarbeiter<br />

aufgesucht, die mit ihren Erzählungen Szenen<br />

in ihr hervorgerufen haben, die sie dann später<br />

auch für den Film verwenden konnte. all das<br />

ist mit in ihr Drehbuch eingeflossen, und das<br />

merkt man dem Buch auch an. Hier gibt es kein<br />

Gut und Böse, hier gibt es kein Schwarz und<br />

weiß. Es ist eine Geschichte, bei der niemand<br />

moralisch verurteilt wird, sondern bei der die<br />

Zwänge, in denen sich die Figuren bewegen,<br />

sichtbar und erfahrbar werden. Und die damit<br />

verbundene Tragik wird emotional nachvollziehbar.<br />

aladags Intention war es, Empathie<br />

zu schaffen, jenseits von medialen Vorurteilen<br />

und religiösen Verurteilungen. Für sie war es<br />

das Schönste zu sehen, wie in der Regiearbeit<br />

alles zu ihrer Gesamtvision zusammenfließt:<br />

Das, was sie sich vorher auf dem Papier ausgedacht<br />

hat, das, was die einzelnen Schauspieler<br />

einbringen, und natürlich die gesamte arbeit<br />

Bester Spielfilm /<br />

Bestes Drehbuch /<br />

Beste Regie –<br />

FEo aLaDaG<br />

– DIE FREMDE (2008)<br />

Foto: © Brigitte Dummer / Internationale Filmfestspiele Berlin<br />

27


der verschiedenen Gewerke. Konsequent hat<br />

sie mit ihrem Mann Züli aladag (Bester Spielfilm)<br />

zusammen den Film dann auch noch<br />

produziert, so dass die ganze künstlerische<br />

Kontrolle bei aladag lag. Züli aladag feierte<br />

2002 sein Kinodebut mit ELEFaNTENHERZ,<br />

danach folgten hauptsächlich Fernsehproduktionen<br />

für verschiedene Serien. 2006 gewann<br />

sein viel diskutiertes Integrationsdrama wUT<br />

etliche Preise. Ihre gemeinsame Firma Independent<br />

artists Filmproduktion gründeten die<br />

beiden 2005 – und sind nun mit ihrer ersten<br />

Produktion für den DEUTSCHEN F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong><br />

nominiert.<br />

DIE FREMDE erzählt von der leidenschaftlichen<br />

jungen Türkin Umay (Sibel Kekilli, Beste<br />

darstellerische Leistung – weibliche Hauptrolle),<br />

die zwischen den traditionell verankerten<br />

ansprüchen ihrer Familie und dem emanzi-<br />

28<br />

pierten Leben in Berlin zerrieben wird. Sie<br />

verlässt ihren Mann und seine Familie in der<br />

Türkei, nimmt ihren gemeinsamen Sohn mit<br />

nach Berlin zu ihren Eltern und ihren Brüdern.<br />

Sie will wieder bei ihnen leben, zu Hause, wie<br />

sie es nennt. am Ende wird sie ihren ausbruch<br />

in die Freiheit teuer bezahlen, wie alle in der<br />

Familie, die sinnlos zum opfer werden. Sibel<br />

Kekilli spielt diese junge Mutter als eine energische<br />

Frau, die mit ihrem Kopf durch die wand<br />

will und gleichzeitig ist sie still, zurückgenommen,<br />

liebevoll. Man möchte sie umarmen und<br />

beschützen. wenn sie rebellisch wird, dann<br />

funkelt es aus ihren leicht zusammengekniffenen<br />

augen, und sie schiebt ihr Kinn etwas nach<br />

vorn. Und wenn sie glücklich ist, dann strahlen<br />

ihre weiten augen, ein Lächeln liegt in<br />

ihrem Gesicht, alles ist ganz weich und offen.<br />

Dann ist sie die schönste Frau der welt. am<br />

eindrucksvollsten sind Umays Begegnungen<br />

mit ihrem Vater (Settar Tanriögen, Beste darstellerische<br />

Leistung – männliche Nebenrolle).<br />

wie der Vater kämpft, die „Schande“ von seiner<br />

Familie fernzuhalten, und versucht, die Liebe<br />

zu seiner Tochter im Inneren einzuschließen.<br />

Das ist Verzweiflung, Trauer, wut auf der einen<br />

Seite und auf der anderen Verankerung, Ergebenheit,<br />

Verlorensein und Starrsinn, um den<br />

Erwartungen der traditionellen türkischen<br />

Gesellschaft an das Familienoberhaupt gerecht<br />

Bester Spielfilm –<br />

ZÜLI aLaDaG<br />

– DIE FREMDE (2008)<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>


zu werden. Die Zerrissenheit seiner Figur<br />

macht Settar Tanriögen in jeder Szene auf seinem<br />

Gesicht lesbar.<br />

Zu Beginn des Films bekommt man die ahnung<br />

von einem grausamen Ende. Jedenfalls glaubt<br />

man das zu wissen, wenn man die ersten zwei<br />

Minuten des Films gesehen hat. Dann gibt es<br />

einen Schnitt und die Geschichte springt zurück<br />

und entwickelt sich bis hin zu jenem Höhepunkt,<br />

der uns zu Beginn des Films diese<br />

grausame ahnung gab. Dann löst sich diese<br />

Foto: © Gerhard Kassner<br />

Beste weibliche<br />

Hauptrolle –<br />

SIBEL KEK<strong>IL</strong>LI<br />

– DIE FREMDE (2008)<br />

– PLaYGRoUND (2008)<br />

– wINTERRE<strong>IS</strong>E (2005)<br />

– GEGEN DIE waND<br />

(2003)<br />

ahnung auf und es dauert nur noch wenige<br />

Sekunden bis man weiß, dass das wirkliche<br />

Ende noch viel grausamer ist, als man es sich<br />

vorstellen konnte. Dass diese Filmklammer so<br />

funktioniert, dass der Zuschauer zwar zu wissen<br />

glaubt, dass es ein schreckliches Ende geben<br />

wird, aber noch nicht genau weiß, was passiert,<br />

ist vor allem eine Leistung der Cutterin<br />

andrea Mertens (Bester Schnitt). Es gibt viele,<br />

dem Zuschauer auffallende Schnitte, die die<br />

Zuspitzung der Dramatik mit dem Vergehen der<br />

Beste männliche<br />

Nebenrolle –<br />

SETTaR TaNRIÖGEN<br />

– DIE FREMDE (2008)<br />

– TaKVa - GoTTES-<br />

FURCHT (2006)<br />

– YaZI TURa - KoPF<br />

oDER ZaHL (2004)<br />

– EŞKIYa - DER<br />

BaNDIT (1996)<br />

Zeit deutlich machen. oft unterstützt der Schnitt<br />

die Erzählung aus der Perspektive Umays und<br />

lässt ihr Innenleben präsenter werden. andrea<br />

Mertens ist seit 1996 als Cutterin tätig und hat<br />

für zahlreiche Kinofilme wie KaI RaBE GEGEN<br />

DIE VaTIKaNK<strong>IL</strong>LER (R: Thomas Jahn, 1998)<br />

oder Christian Züberts LaMMBoCK (2001)<br />

den Schnitt übernommen. 2008 erhielt sie den<br />

<strong>Deutsche</strong>n Fernsehpreis für ihre arbeit an DaS<br />

JÜNGSTE GERICHT von Urs Egger.<br />

Bester Schnitt –<br />

aNDREa MERTENS<br />

– SCHLaFLoS (2008)<br />

– DaS JÜNGSTE<br />

GERICHT (2007)<br />

– TRUE NoRTH (2006)<br />

– LaMMBoCK (2000)<br />

29


HENRI 4<br />

„was für ein tapferes<br />

Gesicht“, sagt der<br />

legendäre Hellseher<br />

Nostradamus zu Beginn<br />

des Films über<br />

den kleinen protestantischen<br />

Prinzen aus<br />

der südfranzösischen<br />

Provinz Navarra, die<br />

dem katholisch beherrschtenKönigshaus<br />

in Paris schon<br />

lange ein Dorn im auge<br />

ist. Der Höhepunkt der<br />

Glaubenskriege Ende des 16. Jahrhunderts, die<br />

ja eigentlich Konfessionskriege waren und of-<br />

30<br />

fenbar doch viel mehr – nämlich der Kampf um<br />

freiheitliches Denken, Handeln und Regieren –<br />

war das große Thema der späten Romane von<br />

Heinrich Mann, die sich mit dem Leben eben<br />

dieses kleinen Prinzen beschäftigten. Denn die<br />

Geschichte dieses Prinzen war eine Geschichte,<br />

die erzählte und vielleicht auch erklärte, was<br />

europäische Zivilisation ausmacht: der Konflikt<br />

zwischen Humanismus und Barbarei.<br />

Für die Berliner Produzentin Regina Ziegler ist<br />

dieser Stoff schon seit ihrer Schulzeit ein Faszinosum,<br />

seine Verfilmung ein Lebenstraum,<br />

den sie mit einer aufwändig finanzierten, aufwändig<br />

besetzten und von Regisseur Jo Baier<br />

ebenso inszenierten deutsch-französischen<br />

Ko-Produktion verwirklichte.<br />

Der französische Schauspieler Julien Boisselier<br />

spielt den Hugenotten, der es tatsächlich<br />

auf den Thron von Frankreich bringt. Seine<br />

deutschen Kollegen Joachim Król und andreas<br />

Schmidt sind die treuen Vasallen agrippa<br />

und Du Bartas, während die antagonisten der<br />

Titelfigur gleich eine ganze Familie bilden. angeführt<br />

und angestachelt von Hannelore Hoger<br />

als despotische Königin Katharina von Medici,<br />

die eine Horde missratener Kinder zur welt<br />

gebracht hat, die einen ganzen Katalog von<br />

Extravaganzen repräsentieren. Da ist die promiskuitive<br />

Tochter Margot (armelle Deutsch),<br />

durch deren Heirat mit dem Prinzen sich Katharina<br />

die Befriedung der Protestanten verspricht.<br />

Da ist der schwule Masochist D´anjou<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>


(hingebungsvoll: Devid Striesow), der eigentlich<br />

König werden will. Da ist sein kleiner Bruder<br />

D´alencon (adam Markievicz), den eine chronische<br />

Krankheit zur kompletten Untätigkeit verdammt<br />

hat. Und da ist schließlich der älteste<br />

Bruder Karl IX, den alle für komplett verrückt<br />

halten – und der gegenüber dem Prinzen behauptet,<br />

keine andere wahl zu haben, als dies<br />

zu spielen.<br />

Ganz so ging es seinem Darsteller Ulrich<br />

Noethen (Beste darstellerische Leistung – männ-<br />

liche Nebenrolle) übrigens nicht, „denn ich war<br />

zunächst irritiert über die Rolle, weil König<br />

Karl IX Mitte zwanzig ist und ich bin mehr als<br />

doppelt so alt. aber schließlich habe ich mich<br />

überzeugen lassen“, sagt Noethen in einem<br />

Interview. Diese Überzeugung legte er in sein<br />

Spiel, das genau diese von der Figur beschriebene<br />

Spannung erzählt. Ein mimischer Parforce-<br />

Ritt zwischen wahnsinn und Kalkül, zwischen<br />

echtem Leid und geheuchelter Empörung – und<br />

schließlich zwischen Leben und Tod.<br />

wenn Noethen als Karl in der furchtbaren<br />

Bartholomäus-Nacht buchstäblich Blut und<br />

wasser schwitzt, ist das nur eine der Herausforderungen<br />

für den Maskenbildner Gerhard<br />

Zeiss (Bestes Maskenbild), der eben solche liebt,<br />

Foto: © Joachim Gern<br />

Beste männliche<br />

Nebenrolle –<br />

ULRICH NoETHEN<br />

– EIN FLIEHENDES<br />

PFERD (2006)<br />

– DaS waHRE LEBEN<br />

(2005)<br />

– DaS SaMS (2001)<br />

– CoMEDIaN<br />

HaRMoN<strong>IS</strong>TS (1997)<br />

weil ihm historische Masken und Frisuren besonders<br />

liegen. Der ausgebildete Friseur und<br />

begnadete Perückenbauer, der sein Handwerk<br />

als Maskenbildner am Staatstheater in wiesbaden<br />

gelernt hat, verfällt aber nie den Reizen,<br />

einfach nur in der Vergangenheit zu schwelgen.<br />

Er arbeitet eher nüchtern, um dann nicht nur<br />

akzente zu setzen, sondern diesen auch noch<br />

eine Nachhaltigkeit zu geben. Man achte nur<br />

einmal auf Devid Striesows Kopf.<br />

Bestes Maskenbild –<br />

GERHaRD ZE<strong>IS</strong>S<br />

– HaRDCoVER (2007)<br />

– DaS wUNDER VoN<br />

BERN (2002)<br />

– BoaT TRIP (2001)<br />

– <strong>IS</strong>LaND oN<br />

BIRDSTREET (1997)<br />

31


H<strong>IL</strong>DE<br />

„Dass Hildegard Knef<br />

eine Heroine der deutschenKulturgeschichte<br />

wurde, machte ihr<br />

Leben, äußerlich betrachtet,<br />

zu einem<br />

Erfolg. Dass dieses<br />

Leben wichtigere Dinge<br />

verfolgte als den Erfolg,<br />

machte es reich“,<br />

hat Roger willemsen<br />

einmal über die Frau<br />

geschrieben, deren Le-<br />

ben natürlich auch<br />

danach rief, sie eines Tages zu einer Heroine eines<br />

deutschen Kinofilms werden zu lassen. Kai<br />

wessel hat diesen Film gedreht und sich – nach<br />

einem Drehbuch von Maria von Heland – dabei<br />

auf die ersten vierzig Jahre eines knapp achtzig<br />

Jahre währenden Lebens beschränkt. Er erzählt<br />

von ihren anfängen am Ende des Zweiten weltkrieges<br />

bis zu ihrem legendären Konzert in der<br />

32<br />

Berliner Philharmonie, das eigentlich 1968 stattfand,<br />

im Film aber auf den Todestag des deutschamerikanischen<br />

Produzenten Erich Pommer am<br />

8. Mai 1966 gelegt wird.<br />

Der Film erzählt also von ihrer Entdeckung<br />

durch Joseph Goebbels und ihrer ersten Liebe<br />

zu dem linientreuen Tobis-Produktionschef<br />

Ewald von Demandowsky, von ihren auftritten<br />

im Schlosspark-Theater, ihrer Hochzeit mit dem<br />

deutschstämmigen US-Filmoffizier Kurt Hirsch.<br />

Er erzählt von ihren ersten, frustrierenden Jahren<br />

in Hollywood, vom bigotten Skandal um ihren<br />

harmlosen Nacktauftritt in willi Forsts DIE<br />

SÜNDERIN, von ihrer Broadway-Karriere und<br />

ihrer rettenden Begegnung mit dem britischen<br />

Schauspieler David Cameron, der ihr außergewöhnliches<br />

Talent als Texterin und Sängerin<br />

entdeckt und fördert. H<strong>IL</strong>DE, die von Heike Makatsch<br />

mit Energie und Esprit gespielt und interpretiert<br />

wird, ist also auch eine Heroine der<br />

Zeitgeschichte. Eine wanderin zwischen den<br />

Trümmern von Berlin und den von den feindli-<br />

chen Bombern wegen Eigenbedarfs verschonten<br />

Villen von Zehlendorf, zwischen den Einheitsbungalows<br />

der Hollywoodschen Mittelschicht<br />

und der Neun-Zimmer-Villa in Dahlem, zwischen<br />

dem damaligen Nobel-Hotel Kempinski und einem<br />

schottischen Blindenheim Ende der fünfziger<br />

Jahre. Mit anderen worten: H<strong>IL</strong>DE, der Film,<br />

ist auch ein Eldorado für Szenenbildner.<br />

Thomas Freudenthal (Bestes Szenenbild) ist<br />

zwar kein ausgewiesener Spezialist für historische<br />

Stoffe. Die meisten seiner Kinoprojekte, die<br />

er seit Mitte der neunziger Jahre betreut, waren<br />

im Hier und Jetzt angesiedelt. Doch die Freude<br />

daran, Räume für Kinogeschichten zu erfinden,<br />

zu definieren, zu inszenieren, ohne sie der Erzählung<br />

überzustülpen, wird bei seiner arbeit immer<br />

sichtbar. Egal, ob es um die düsteren winkel<br />

und verzweifelt gestalteten oasen im Elend geht<br />

wie in Nico Hofmanns SoLo FÜR KLaRINETTE<br />

oder um die Parodie auf ein germanisches Dorf<br />

in SIEGFRIED mit Tom Gerhardt. In H<strong>IL</strong>DE<br />

kommt Freudenthal zum einen der handwerk-<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>


lichen Notwendigkeit nach, die Ruinen der zerbombten<br />

Stadt und Kriegsschauplätze authentisch<br />

nachzuerzählen. Spannender wird es aber<br />

für ihn und die Zuschauer jedoch, wenn er über<br />

die unterschiedlichsten Innenräume – wie das<br />

Restaurant im Kempinski oder das wohnzimmer<br />

von Hildes Villa (wo er der Versuchung widersteht,<br />

auch noch alle ihre dort eigentlich versammelten<br />

Haustiere auflaufen zu lassen) – den<br />

Zeitgeist ebenso sichtbar macht wie die Haltung<br />

der Figur zu dieser Zeit, also auch ihr Innenleben.<br />

wenn Hildegard Knef wirklich bei sich ist,<br />

oder vermeintlich mit sich allein, lässt das Szenenbild<br />

ihr auffällig viel Raum. Damit ist viel<br />

über einen Charakter erzählt.<br />

wenn die orte und Schauplätze eines Films die<br />

Protagonisten desselben sowohl schützen, beschreiben<br />

als auch in Gefahr bringen können,<br />

gelten Kostüm und Maske als gleichwertige<br />

Partner, denen dieselben Effekte gelingen können.<br />

Lucie Bates (Bestes Kostümbild), die am<br />

Theater als Bühnen- und Kostümbildnerin an-<br />

gefangen hat, gehört seit Jahren zu den meist<br />

beschäftigten und äußerst vielseitigen Kostüm-<br />

Designerinnen des deutschen Kinos. Ihre selbstverständliche<br />

Zusammenarbeit mit so unterschiedlichen<br />

Regisseuren wie Rainer Kaufmann,<br />

Vadim Glowna, Rudolf Thome und Dani Levy, für<br />

dessen Tragikomödie aLLES aUF ZUCKER! sie<br />

2005 den <strong>Deutsche</strong>n Filmpreis gewann, macht<br />

dies deutlich. Bei H<strong>IL</strong>DE hat sie sich nicht ausgetobt,<br />

auch wenn der Stoff es durchaus angeboten<br />

hat. aber allein der Blick darauf, wie sie<br />

Beste Kamera –<br />

HaGEN BoGDaNSKI<br />

– CaSE 39 (2009)<br />

– YoUNG VICToRIa<br />

(2009)<br />

– DaS LEBEN DER<br />

aNDEREN (2006)<br />

– DIE UNBERÜHR-<br />

BaRE (2000)<br />

die Hauptfigur sowohl be- als auch entkleidet,<br />

macht ihre Entschiedenheit klar. Hilde ist nicht<br />

vordergründig glamourös. Ihre öffentliche Garderobe<br />

ist von schlichter Eleganz. Und privat ist<br />

sie nicht selten nur unvollständig, nachlässig<br />

bekleidet. Ein Zeichen von offenheit und Verletzlichkeit<br />

zugleich.<br />

wolfgang Böge und Heiko Schmidt (Bestes Maskenbild)<br />

hatten noch eine zusätzliche Herausforderung<br />

zu bewältigen. Die Figur der Hilde<br />

wird durchgehend von Heike Makatsch gespielt,<br />

Bestes Szenenbild –<br />

THoMaS<br />

FREUDENTHaL<br />

– H<strong>IL</strong>DE (2008)<br />

– EFFI BRIEST (2007)<br />

– BELLa MaRTHa<br />

(2001)<br />

– SoLo FÜR<br />

KLaRINETTE (1997)<br />

33


die ihr das Gesicht einer Neunzehnjährigen<br />

ebenso leiht wie das einer Dreiundvierzigjährigen.<br />

Spielen kann das Heike Makatsch souverän<br />

und glaubwürdig. Dieses Talent muss die<br />

Maske unterstützen – ohne Übertreibung, ohne<br />

Mummenschanz. Die erfahrenen Maskenbildner<br />

Böge (DER ToTMaCHER, RoSSINI, STRaIJK)<br />

und Schmidt (L´aMoUR, L´aRGENT, L´aMoUR,<br />

aLTER UND SCHÖNHEIT, DIE GRÄFIN) wussten<br />

um Hildegard Knefs stets auffälliges Make-up.<br />

aber sie stellen es nicht zur Schau. Sie machen<br />

34<br />

Bestes Kostümbild –<br />

LUCIE BaTES<br />

– EFFI BRIEST (2007)<br />

– EIN FLIEHENDES<br />

PFERD (2007)<br />

– LIEBESLEBEN (2007)<br />

– aLLES aUF ZUCKER!<br />

(2005)<br />

die Maske zur Maskerade, wo die Knef selbst es<br />

als solche benutzt hat. Und sie benutzen sie als<br />

Koloration der Figuren, wo diese in ihrer Zeit als<br />

Figuren derselben erkennbar sein sollen.<br />

Hagen Bogdanski (Beste Kamera / Bildgestaltung)<br />

schaut ihnen dabei zu. Der renommierte<br />

Kameramann, der als assistent bei Jürgen Jürges,<br />

Gernot Roll und Xaver Schwarzenberger angefangen<br />

hat und für die nachhaltig wirkenden<br />

Bilderwelten eines oskar Roehler verantwortlich<br />

war, hat bereits Mitte der neunziger Jahre<br />

Bestes Maskenbild –<br />

woLFGaNG BÖGE<br />

– STRaJK (2005)<br />

– TaKING SIDES (2000)<br />

– RoSSINI (1996)<br />

– DER ToTMaCHER<br />

(1995)<br />

mit dem Regisseur Kai wessel zusammengearbeitet.<br />

In H<strong>IL</strong>DE hat er sowohl seiner Vorliebe<br />

als auch seinem Talent für exquisite Kinobilder<br />

sowie seiner Neigung zu ungewöhnlichen,<br />

durch Irritation zum Verstehen führenden Einstellungen<br />

frönen können. Er lässt den Film gut<br />

aussehen. Und erzeugt dabei trotzdem und absichtlich<br />

nicht immer ein gutes Gefühl für den<br />

Zuschauer.<br />

Bestes Maskenbild –<br />

HEIKo SCHMIDT<br />

– ZaNaN-E-BEDUN-<br />

E-MaRDaN (2009)<br />

– THE CoUNTESS (2008)<br />

– waS NÜTZT DIE<br />

LIEBE IN GEDaNKEN<br />

(2004)<br />

– GRoSSE MÄDCHEN<br />

wEINEN NICHT (2001)<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>


MÄNNERHERZEN<br />

Ihre wege kreuzen sich<br />

zufällig an einem ort,<br />

an dem sich Menschen<br />

entweder schämen oder<br />

wichtig machen. In der<br />

Fitnessbude kommen<br />

Stärken und Schwächen<br />

von Menschen ganz<br />

schnell und im wahrsten<br />

Sinne der worte<br />

auf den Punkt. aber<br />

Frauen lernt man als<br />

verklemmter Gewerbeaufsichtsbeamter<br />

dort<br />

nicht kennen. Und Schlager werden auch nicht<br />

gesungen. aber die MÄNNERHERZEN in Simon<br />

Verhoevens gleichnamigem Ensemblefilm schlagen<br />

nach zwei Stunden an der Kraftstation oder<br />

auf dem Ergo-Bike auf jeden Fall etwas höher.<br />

Susanne Feldberg, gespielt von Nadja Uhl (Beste<br />

darstellerische Leistung – weibliche Nebenrolle)<br />

hat keine Zeit, ins Studio zu gehen. Sie arbeitet<br />

immer lange im Supermarkt für Tiernahrung und<br />

kümmert sich um ihren Sohn, der schon im Kindergarten<br />

Liebeskummer hat.<br />

Nadja Uhl, geboren in Stralsund, ausgebildet in<br />

Leipzig, erfolgreich am Theater in Potsdam und<br />

im Kino spätestens seit SoMMER VoRM BaLKoN,<br />

eine Ikone des modernen Berlin, spielt Susanne<br />

als starke, lebenskluge Frau. Sie tröstet ihren<br />

Kleinen, hält sich den Vater vom Hals, der als<br />

U-Bahn Fahrer an einem Unfalltrauma leidet<br />

und nicht zu beherrschen ist. Und sie weiß mit<br />

den ungeschickten Flirtversuchen des Hamster<br />

haltenden Kunden Günther sensibel umzugehen.<br />

Mit anderen worten: Bei Nadja Uhl sind gleich<br />

drei Männerherzen gut versorgt.<br />

Beste weibliche<br />

Nebenrolle –<br />

NaDJa UHL<br />

– MoGaD<strong>IS</strong>CHU<br />

(2008 / TV)<br />

– DER BaaDER MEIN-<br />

HoF KoMPLEX (2008)<br />

– SoMMER VoRM<br />

BaLKoN (2005)<br />

– DIE Zw<strong>IL</strong>LINGE (2002)<br />

Foto: © Joachim Gern Foto: © Christian Schoppe<br />

Zum Glück lernt sie nicht auch noch Bruce Berger<br />

kennen. Der will nämlich durch seine kitschigen<br />

Schlager bewirken, was Susanne mit einem<br />

Lächeln schafft – die welt zu retten. Justus von<br />

Dohnányi (Beste darstellerische Leistung – männliche<br />

Nebenrolle) gibt in der Rolle von der Tragödie<br />

eines lächerlichen Mannes dem affen richtig<br />

Zucker. Er spielt einen Schlagerstar, dessen Leben<br />

eine Lüge ist, so hemmungslos am Limit, dass er<br />

– und hier kommt das Können zur Kunst – in jeder<br />

Sekunde erschreckend glaubwürdig ist.<br />

Beste männliche<br />

Nebenrolle –<br />

JUSTUS VoN DoHNáNYI<br />

– JUD SÜSS (20<strong>10</strong>)<br />

– MÄNNERHERZEN<br />

(2009)<br />

– B<strong>IS</strong> ZUM ELLEN-<br />

BoGEN (2007)<br />

– DaS EXPERIMENT<br />

(2001)<br />

35


DIE PÄPSTIN<br />

Die Vorgeschichte zu<br />

dieser Produktion ist<br />

hinlänglich bekannt.<br />

Die aufwändige adaption<br />

des weltbestsellers<br />

DIE PÄPSTIN aus<br />

der Feder von Donna<br />

Cross, die eigentlich<br />

Literaturwissenschaftlerin<br />

ist und Sachbücher<br />

und Ratgeber geschrieben<br />

hat, wurde<br />

unter der Regie von<br />

Sönke wortmann erfolgreich<br />

realisiert und ins Kino gebracht. Es ist<br />

die Geschichte einer ganz eigenen Emanzipation.<br />

also ist es auch die Geschichte einer Unterdrückung.<br />

Im tiefsten Mittelalter entdeckt die<br />

Tochter eines Dorfpfarrers ihre geisteswissenschaftlichen,<br />

theologischen und sprachlichen<br />

Interessen und Begabungen, deren Entwicklung<br />

der strenge Vater natürlich nicht zulassen, geschweige<br />

denn fördern will. Unterstützt von<br />

dem fremden Gelehrten aeskulapius und über<br />

36<br />

viele steinige und spannende Umwege gelangt<br />

Johanna, die sich natürlich in der männlich dominierten<br />

welt der katholischen Erziehungsinstrumente<br />

Johannes nennen und als junger Mann<br />

ausgeben muss, bis nach Rom, wo sie dem Papst<br />

nicht nur das Leben, sondern auch die Ehre rettet.<br />

Schließlich wird sie seine Nachfolgerin. aber<br />

ihr Glück hätte vielleicht etwas ganz anderes<br />

sein können.<br />

Im ersten Kapitel dieses Films spielt die Beziehung<br />

Johannas zu ihrer Mutter eine entscheidende<br />

Rolle. Die Frauen der Familie müssen<br />

gegen den gewalttätigen Vater zusammenhalten,<br />

der den vermeintlich allgegenwärtigen Teufel<br />

in Frauengestalt mit Fäusten oder einer Rute<br />

bekämpfen zu müssen meint. Johannas Mutter<br />

Gudrun ist eine noch nicht bekehrte Heidin, die<br />

ihrer Tochter zum Trost auch gerne mal Geschichten<br />

von Thor und odin erzählt. Jördis<br />

Triebel (Beste darstellerische Leistung – weibliche<br />

Nebenrolle) spielt diese archaische Figur in<br />

wenigen intensiven Szenen – die buchstäblich<br />

von der wiege bis zur Bahre, von der Geburt eines<br />

bis über den Tod eines anderen Kindes hi-<br />

nausreichen – mit einer nachhaltig wirkenden<br />

Mischung aus Kraft und Liebe, die sich in wenigen<br />

Blicken und Gesten auszudrücken vermag.<br />

Und selbst wenn ihr Mund einmal die Tochter zu<br />

verraten scheint, haben ihre augen gleichzeitig<br />

Versöhnung und Rettung angeboten und bekommen.<br />

Jördis Triebel, die die Schauspielkunst an<br />

der Ernst-Busch-Schule in Berlin lernte und einige<br />

Jahre in Bremen, später in Zürich und Köln<br />

Theater spielte, gehört seit ihrem auftritt in<br />

Sven Taddickens Tragikomödie EMMaS GLÜCK<br />

zu den interessantesten Kinoschauspielerinnen<br />

der jüngsten Zeit. Sie ist robust und sanft<br />

zugleich, stark, aber nicht furchteinflössend.<br />

Sie ist kein opfer, auch wenn sie oft einstecken<br />

muss. So auch in der PÄPSTIN.<br />

Für Jördis Triebels Kostüm musste sich die erfahrene<br />

Szenen- und Kostümbildnerin Esther<br />

walz (Bestes Kostümbild) vielleicht am wenigsten<br />

ins Zeug legen. aber die Bandbreite vom einfachsten<br />

wollgewand in einem verarmten Dorf<br />

am Rande der Zivilisation bis zu den pompösen<br />

Kaiser- und Bischofsroben im prunkvollen Rom<br />

lässt genügend Herausforderungen für das Ge-<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>


werk aufblitzen. Die in Paris lebende Designerin,<br />

die in New York auch Schmuckdesign gelernt<br />

hat, verfügt über ein außergewöhnliches<br />

Spektrum bei der wahl ihrer Filme. Zu ihren<br />

frühen arbeiten gehören die grotesken Kostüme<br />

in Dominik Grafs Frühwerk DREI GEGEN<br />

DREI aus der Mitte der achtziger Jahre. Sie hat<br />

die alltagsmode in Beziehungskomödien und<br />

TV-Krimis verwendet und die schreiend künstlichen<br />

und unvergesslichen outfits des Personals<br />

von oskar Roehlers LULU & JIMI entworfen.<br />

Foto: © Mathias Bothor<br />

Beste weibliche<br />

Nebenrolle –<br />

JÖRD<strong>IS</strong> TRIEBEL<br />

– DIE PÄPSTIN (2008)<br />

– KDD - KRIMINaL-<br />

DaUERDIENST<br />

(2006 / TV)<br />

– EINE GUTE MUTTER<br />

(2006 / TV)<br />

– EMMaS GLÜCK<br />

(2006)<br />

Für DIE PÄPSTIN dürfte sich die Kostümbildnerin,<br />

die auch immer wieder Szenenbilder entworfen<br />

hat, unter anderem empfohlen haben, weil sie<br />

bereits für Jean-Jacques annauds IM NaMEN<br />

DER RoSE ins Kloster gegangen war. wie sie im<br />

Vatikan die Figuren – ihre Demut, ihren Hochmut<br />

und, im Falle des Kaisers Lothar, ihren<br />

Übermut – über die Gestaltung und Farbgebung<br />

ihrer Gewänder erzählt, ist beeindruckend.<br />

Natürlich hat der Filmarchitekt Bernd Lepel<br />

(Bestes Szenenbild) sein Rom nicht an einem<br />

Bestes Szenenbild –<br />

BERND LEPEL<br />

– DIE PÄPSTIN (2009)<br />

– DER BaaDER MEIN-<br />

HoF KoMPLEX<br />

(2008)<br />

– DER UNTERGaNG<br />

(2004)<br />

– DER ZEMENT-<br />

GaRTEN (1993)<br />

Tag erbaut. aber das wichtigste war nicht Rom<br />

selbst, sondern die Räume in Rom. Das Schlafzimmer<br />

des Papstes zum Beispiel, das selbst<br />

schon wie ein eigener Palast wirkt. ansonsten<br />

hatte Bernd Lepel, der wie viele seiner Kollegen<br />

am Theater angefangen hat und nun seit<br />

über dreißig Jahren bei einigen der größten und<br />

erfolgreichsten deutschen Kinofilme (von der<br />

BLECHTRoMMEL bis zum UNTERGaNG) das<br />

Set Design entwarf, die gleiche Herausforderung<br />

wie seine Kollegen in Kostüm und Maske:<br />

Bestes Kostümbild –<br />

ESTHER waLZ<br />

– ELEMENTaR-<br />

TE<strong>IL</strong>CHEN (2005)<br />

– RESIDENT EV<strong>IL</strong><br />

(2001)<br />

– PoLa X (1998)<br />

– JENSEITS DER<br />

woLKEN (1994)<br />

37


Die Reibung zwischen der Schlichtheit des kargen,<br />

schmutzigen, armen Landlebens und dem<br />

Pomp des Vatikans buchstäblich an orten und<br />

Stellen spürbar zu machen.<br />

Kein Mensch weiß, wie das Mittelalter geklungen<br />

hat. aber es war mit Sicherheit nicht leise<br />

in einer Zeit, in der beispielsweise die wände<br />

ohren hatten, weil sie zu Hütten gehörten und<br />

viel zu dünn waren. oder sie waren dick, weil sie<br />

zu einem Palast gehörten und erzeugten somit<br />

Hall und Echos. andererseits muss der Klang<br />

38<br />

Beste Tongestaltung –<br />

RoLaND wINKE<br />

– DER BaaDER MEIN-<br />

HoF KoMPLEX<br />

(2008)<br />

– DaS PaRFUM (2006)<br />

– SoPHIE SCHoLL<br />

(2005)<br />

– DER UNTERGaNG<br />

(2004)<br />

des Mittelalters auch ein sehr natürlicher gewesen<br />

sein. Künstliche Nebengeräusche, akustische<br />

ablenkung oder elektronische Dauerberieselung<br />

dürften nicht stattgefunden haben. Die<br />

Tongestalter Roland winke, Stefan Busch und<br />

Michael Kranz (Beste Tongestaltung) konnten<br />

und mussten deshalb in ihrer arbeit starke akzente<br />

setzen. Die permanente Bedrohung der Titelfigur,<br />

die ja nicht nur angst haben muss, dass<br />

ihre körperliche und intellektuelle Maskerade<br />

einfach auffliegen könnte, sondern sich dabei<br />

Beste Tongestaltung –<br />

STEFaN BUSCH<br />

– DER BaaDER MEIN-<br />

HoF KoMPLEX<br />

(2008)<br />

– KEINoHRHaSEN<br />

(2007)<br />

– DER UNTERGaNG<br />

(2004)<br />

– SCHLaFES BRUDER<br />

(1995)<br />

auch ständig in Lebensgefahr befindet, hat auf<br />

der Tonspur eine physisch spürbare Präsenz.<br />

andererseits muss zum Beispiel das Beseitigen<br />

von mit Tinte geschriebenen Buchstaben von der<br />

Seite eines geliebten Buches so leise klingen, wie<br />

es klingen muss, und dennoch auch akustisch<br />

wie eine Gewalttat anmuten. authentizität ist<br />

hier nicht nur nicht möglich, sie ist auch nicht<br />

erwünscht.<br />

Beste Tongestaltung –<br />

MICHaEL KRaNZ<br />

– DER BaaDER MEIN-<br />

HoF KoMPLEX<br />

(2009)<br />

– DaS PaRFUM (2006)<br />

– MoRTaL TRaNSFER<br />

(2000)<br />

– DaS GE<strong>IS</strong>TERHaUS<br />

(1993)<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>


DER RÄUBER<br />

„Man kann sich entscheiden,<br />

daran glaube<br />

ich. Und wenn man es<br />

nicht tut, dann heißt<br />

das was.“ Mit diesen<br />

worten setzt Erika<br />

(Franziska weisz) ihren<br />

Freund Johann (andreas<br />

Lust) vor die Tür,<br />

als sie erfährt, dass<br />

er wiederholt Banken<br />

ausgeraubt hat. Regisseur<br />

Benjamin Heisenberg<br />

inszenierte seinen<br />

zweiten Spielfilm DER RÄUBER so, dass der Zuschauer<br />

das Gefühl hat, seine Hauptfigur Johann<br />

kann nichts entscheiden: Er tut, was er tun muss.<br />

animalisch getrieben, geht er jeden Tag mehrere<br />

Kilometer laufen und überfällt beinahe genauso<br />

selbstverständlich verschiedene Geldinstitute.<br />

wieder zu Hause protokolliert er zufrieden seine<br />

Pulsschlag-Kurve und legt das Geld routiniert in<br />

eine Tüte unter das Bett. Das Geld scheint ihn<br />

nicht zu interessieren, ihm geht es nur um den<br />

Endorphin-Kick.<br />

Seit Lola in Gestalt Franka Potentes ist niemand<br />

mehr so gerannt im Kino! Der Unterschied ist:<br />

Lola musste rennen, weil sie nur 20 Minuten Zeit<br />

hatte; Johann muss laufen, weil er nicht anders<br />

kann. Für Kameramann Reinhold Vorschneider<br />

(Beste Kamera/Bildgestaltung) war die Figur<br />

des besessenen Marathonmannes Johann eine<br />

besondere Herausforderung. Ihm mit einer Kamera<br />

immer das richtige Tempo zu geben, seine<br />

Schnelligkeit erfahrbar zu machen, so dass der<br />

Zuschauer beinahe selbst außer atem gerät, das<br />

sah Vorschneider als seine aufgabe an. Eine<br />

Steadycam macht es möglich mitzuhalten, wenn<br />

Johann im Park joggt. Und eine gehetzte Handkamera<br />

begleitet den Räuber, wenn er durch<br />

Kneipen, Keller, Treppenhäuser, über Höfe und<br />

Mauern auf der Flucht vor der Polizei ist. Man<br />

sieht, wie sich die Kamera für die Bewegung<br />

begeistert, und fliegt mit ihr in Parallelfahrten<br />

durch die Bäume ohne anzustoßen. was für ein<br />

Parcour! Vorschneiders Bilder sind kalt und<br />

schön. Durch sein Gefühl für Raum und Licht<br />

unterstreicht er das Gefühl von Einsamkeit und<br />

Verlorenheit.<br />

Vorschneider hat übrigens in gleich drei herausragenden<br />

Filmen der diesjährigen Berlinale die<br />

Kamera geführt: DER RÄUBER; oRLY (Regie:<br />

angela Schanelec) und IM SCHaTTEN (Regie:<br />

Thomas arslan). Ein Blick auf die stilistische<br />

Differenz etwa zwischen DER RÄUBER und<br />

oRLY macht noch einmal die Bandbreite der<br />

kinematografischen Begabung des Kameramannes<br />

deutlich.<br />

Foto: © Thomas Hedrich<br />

Beste Kamera –<br />

REINHoLD<br />

VoRSCHNEIDER<br />

– DER RÄUBER (20<strong>10</strong>)<br />

– MaDoNNEN (2006)<br />

– DER aRME<br />

VERSCHwENDER<br />

(2004)<br />

– MaRSE<strong>IL</strong>LE (2003)<br />

39


„Das Erste Fernsehen,<br />

mit dem ich groß geworden bin.“<br />

Wir wünschen gute Unterhaltung<br />

beim <strong>Deutsche</strong>n Filmpreis 20<strong>10</strong>.<br />

Volker Herres<br />

DasErste.de


SALAMI ALEIKUM<br />

Im Ganzen klingt es<br />

skurril: Ein softer<br />

Metzgersohn aus Köln<br />

mit iranischen wurzeln<br />

(Navid akhavan)<br />

trifft im verschlafenen<br />

ostdeutschen Dörfchen<br />

oberniederwalde auf<br />

die Ex-Kugelstoßerin<br />

ana (anna Böger) und<br />

findet mit ihr die große<br />

Liebe. Im Detail ist<br />

es noch verrückter: Der<br />

Metzgersohn Mohsen<br />

Taheri kann kein Blut sehen, und wenn er Beruhigung<br />

braucht, strickt er zur Entspannung am<br />

Schal seines Lebens. Und ana, die als Leistungssportlerin<br />

in der DDR gedopt wurde, ist größer<br />

und massiver von Gestalt als Mohsen. Entsprechend<br />

arbeitet sie als automechanikerin.<br />

Regisseur ali Samadi ahadi präsentiert dem<br />

Zuschauer eine Komödie als farbenfrohes und<br />

verspieltes persisches Märchen, in dem verschiedene<br />

Kulturen mit ihren Geschichten, ihren<br />

Eigenheiten und ihren wunschvorstellungen<br />

aufeinanderprallen. In der ostdeutschen Provinz<br />

beäugte man nach dem Fall der Mauer<br />

erstmal alles Neue und Fremde mit argwohn.<br />

Und so braucht auch Mohsen ein paar Sympathie<br />

auslösende Lügen, um anas Vater (wolfgang<br />

Stumph) zu einem Satz wie: „Gefühle wie Freude,<br />

Liebe und Trauer und so sind doch bei uns allen<br />

gleich“ zu bewegen. alle Familienmitglieder sind<br />

auf der Suche nach ihrer verloren gegangenen<br />

Heimat und jeder versucht mit viel Phantasie<br />

und Einfallsreichtum, sich eine neue zu erschaffen.<br />

Dieses Religionen und Grenzen überwindende<br />

Land der Phantasie, das hier in knallbunten<br />

animierten Zeichnungen in verschiedenen<br />

Traumblasen der Filmfiguren visualisiert<br />

wird, inspirierte den vielseitigen Komponisten<br />

ali N. askin (Beste Filmmusik) zu einem Score,<br />

der verschiedene Einflüsse der weltmusik aufgreift<br />

und hervorragend mit dem Seelenleben der<br />

Figuren korrespondiert. als sich z.B. die beiden<br />

Väter des jungen Paares bei einer Flasche Schnaps<br />

ihre jeweiligen Landes-Uniformen vorführen,<br />

bläst der Soundtrack der Szene buchstäblich<br />

und mit ironischer Intonation den Marsch.<br />

Und wenn sich Mohsen seine Zukunft mit ana<br />

vorstellt, mutet es an wie eine Szene aus einem<br />

Bollywood-Film mit der entsprechenden Musik<br />

zu einer indischen Tanzformation.<br />

askin arbeitete hier bereits zum dritten Mal mit<br />

der Produktionsfirma Dreamer Joint Venture<br />

zusammen (LoST CH<strong>IL</strong>DREN, 2006 und LERoY,<br />

2008), die ihm erneut die Gelegenheit bot, die<br />

Story des Films mit seinem originellen Musikkonzept<br />

zu verweben. Hier öffnet sie den Raum<br />

zur Phantasie und das Herz des Zuschauers.<br />

Foto: © Uwe Stratmann<br />

Beste Filmmusik –<br />

aLI N. aSKIN<br />

– aYLa (20<strong>10</strong>)<br />

– SaLaMI aLEIKUM<br />

(2009)<br />

– LERoY (2007)<br />

– LoST CH<strong>IL</strong>DREN<br />

(2005)<br />

41


SCHWERKRAFT<br />

Er ist so ein Typ, der<br />

sich erstmal die Getränkekarte<br />

kommen<br />

lässt, wenn er in einer<br />

Kneipe am Tresen<br />

sitzt und was bestellen<br />

möchte. Und da,<br />

wo alle Bier trinken,<br />

bestellt er das „Blaue<br />

wunder“ – irgendein<br />

giftig ausschauendes<br />

Mixgetränk.<br />

Dieser Typ ist Frederik<br />

Feinermann (Fabian<br />

Hinrichs, Beste darstellerische Leistung –<br />

männliche Hauptrolle), ein feiner Mann, Bankangestellter,<br />

akkurat mit anzug und Krawatte,<br />

in seiner wohnung ist alles zwanghaft sortiert:<br />

Die Hemden auf den Kleiderbügeln im<br />

Schrank – eins wie das andere, die Küchenmesser<br />

an der entsprechenden Vorrichtung an der wand –<br />

nach der Größe ausgerichtet, und das Bettzeug<br />

sorgfältig auf Kante gelegt. Bei seinem Versuch,<br />

normal zu leben, verschafft sich Feinermann<br />

42<br />

eine berechenbare Umwelt, aber sein irrlichtender<br />

Blick verrät das Unberechenbare. als sich<br />

ein bankrotter Bankkunde vor seinen augen erschießt,<br />

kündigt er innerlich, hebt alle Schranken<br />

auf und gibt seiner Sehnsucht nach einem<br />

ganz anderen, intensiven Leben freien Lauf.<br />

Regisseur Maximilian Erlenwein hat die wandlung<br />

des sich selbst kontrollierenden Bankangestellten<br />

zum lebenswütigen anarchisten<br />

für Fabian Hinrichs geschrieben. Seit der Zusammenarbeit<br />

zu seinem Kurzfilm BLaCKoUT<br />

(Berlinale, Perspektive <strong>Deutsche</strong>s Kino 2005)<br />

stand für Erlenwein fest, dass er noch einmal<br />

einen Film mit Fabian Hinrichs in der Hauptrolle<br />

machen wollte. Damals haben sie zusammen<br />

in einer wG in Berlin-Prenzlauer Berg gewohnt,<br />

wo Erlenwein die Spannbreite der nebeneinander<br />

liegenden Gefühlsregungen in Hinrichs<br />

Gesicht optimal studieren und als Inspiration<br />

für die Rolle nutzen konnte. wenn Hinrichs<br />

als Feinermann sich die Unterlippe wegbeißt,<br />

dass nur noch ein Strich zu sehen ist, möchte<br />

man seine Gedanken lesen können. Er bleibt<br />

rätselhaft.<br />

Hinrichs ist groß, jedenfalls nicht klein, dünn,<br />

sein Körper ist voller Spannung, er wirkt kontrolliert<br />

in seinen Bewegungen und hat trotzdem<br />

noch etwas sehr Kindliches. Die Berliner „taz“<br />

fand, dass er mit Strickmütze und Rucksack aussieht<br />

„wie ein Schuljunge nach einem grotesken<br />

wachstumsschub“. Diese Eigenheiten gepaart<br />

mit dem schauspielerischen Potenzial, das Hinrichs<br />

auch regelmäßig auf der Theaterbühne<br />

unter Beweis stellt, prädestinieren ihn für den<br />

Feinermann.<br />

Foto: © Thomas Leidig<br />

Beste männliche<br />

Hauptrolle –<br />

FaBIaN HINRICHS<br />

– 66/67 (2009)<br />

– BELLa BLoCK<br />

„BLaCKoUT“<br />

(2006 / TV)<br />

– SoPHIE SCHoLL<br />

(2005)<br />

– SCHUSSaNGST<br />

(2003)<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>


SO GLÜCKLICH WAR ICH NOCH NIE<br />

In die Boutique stolzierend,<br />

mit seinem<br />

grünen Pullöverchen<br />

über die Schultern gebunden,<br />

sieht er aus<br />

wie der gutgelaunte<br />

Gewinner-Typ. Irrtum.<br />

Später weiß man, es<br />

ist eines seiner vielen<br />

Spielchen. Er wollte<br />

reich, lässig und generös<br />

aussehen, um ganz<br />

souverän mit seiner<br />

ungedeckten Kredit-<br />

karte einkaufen zu können.<br />

Devid Striesow (Beste darstellerische Leistung –<br />

männliche Hauptrolle) spielt in alexander<br />

adolphs Film So GLÜCKLICH waR ICH NoCH<br />

NIE den Hochstapler Frank Knöpfel, der eine<br />

„neue Geschäftsidee“ entwickelt hat. So nennt er<br />

es jedenfalls, als er der hübschen Kundin Tanja<br />

(Nadja Uhl) in der Boutique die Scheu nehmen<br />

will, sein Geschenk anzunehmen, ihr diesen<br />

wahnsinnig schönen (und wahnsinnig teuren)<br />

Mantel zu kaufen, den sie gerade anprobiert.<br />

Knöpfel hat einfach zu viel Phantasie, die ihn<br />

in den verschiedensten Rollen kreativ werden<br />

lässt, immer auf abruf, spontan überzeugend. So<br />

macht er sich mit seinen Geschichten das Leben<br />

schön und sichert damit auch seine Existenz. als<br />

Knöpfel in seinem Job bei „Blitzputz“ bei einem<br />

anwalt das erste Mal putzen geht, sagt dieser zu<br />

ihm: „Sie haben so ein ganz altmodisches, offenes,<br />

feines Gesicht. Großartig.“ Ja, großartig. Devid<br />

Striesow gibt seinen und damit Knöpfels Rollen<br />

die verschiedensten Gesichter, jedes eine Visiten-<br />

karte. Es ist ein betroffenes und schuldbewusstes<br />

Gesicht, wenn er seinen Bruder im Krankenhaus<br />

besucht; ein ehrgeiziges und überzeugendes,<br />

wenn er den anlageberater mimt; bei Tanja,<br />

die ihn als einzige durchschaut, hat er jedes Mal<br />

ein anderes – und am Ende hat er das selige<br />

Gesicht zu dem Satz: „So glücklich war ich noch<br />

nie!“<br />

welches von all den Gesichtern zu Frank Knöpfel<br />

gehört, kann der Zuschauer in wenigen Szenen<br />

erahnen. Einmal fragt die Frau seines Bruders,<br />

warum er so oft in den Spiegel schaut.<br />

Natürlich ist er eitel und testet die wirkung seiner<br />

Spielchen. aber vielleicht sucht er einfach<br />

nur sich selbst.<br />

Devid Striesow gab 2000 unter der Regie von<br />

Rainer Kaufmann in KaLT <strong>IS</strong>T DER aBEND-<br />

HaUCH sein Kinodebüt. Seitdem hat er in unzähligen<br />

Fernseh- und Kinofilmen mitgespielt, 2007<br />

erhielt er den DEUTSCHEN F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> für seine<br />

Rolle als SS-offizier Friedrich Herzog in Stefan<br />

Ruzowitzkys oscar-Gewinner DIE FÄLSCHER.<br />

Foto: © Max Trebus<br />

Beste männliche<br />

Hauptrolle –<br />

DEVID STRIESow<br />

– DREI (aT) (2009)<br />

– YELLa (2006)<br />

– DIE FÄLSCHER<br />

(2006)<br />

– LICHTER (2003)<br />

43


SOUL KITCHEN<br />

Super Tausch: Kitchen<br />

gegen Kittchen!<br />

Der Deal ist,<br />

wenn Zinos (adam<br />

Bousdoukos) das Papier<br />

seines Bruders Illias<br />

(Moritz Bleibtreu) unterschreibt,<br />

dass er in<br />

der Küche seines Restaurants<br />

Soul Kitchen<br />

arbeitet, wird Illias<br />

zum Freigänger und<br />

kann jeden Tag raus<br />

aus dem Kittchen, solange<br />

die Kitchen geöffnet ist. Selbstverständlich<br />

will Illias gar nicht arbeiten, er braucht nur<br />

die Unterschrift – und bekommt sie auch.<br />

Fatih akin (Bester Spielfilm) wollte mit SoUL<br />

KITCHEN einen Film über das Feeling in seiner<br />

Heimatstadt Hamburg drehen, die so inszeniert<br />

in keinem Reiseführer der Stadt<br />

zu finden ist. Das Restaurant Soul Kitchen<br />

legte akin ins arbeiterviertel Hamburg-<br />

44<br />

wilhelmsburg, ein Bezirk, der ihn ein bisschen an<br />

ottensen (wo er lebt) erinnert, wie es vor zwanzig<br />

Jahren noch war: ohne schicke Cafés, ohne<br />

die hohen Mieten, ohne das, was Stadtsoziologen<br />

als Gentrifizierung bezeichnen. Tatsächlich ist<br />

das Soul Kitchen von adam Bousdoukos’ griechischem<br />

Restaurant in Hamburg-altona inspiriert,<br />

das sein Freund aus Jugendtagen und Hauptdarsteller<br />

in seinem Film noch bis vor zwei Jahren<br />

besessen und geführt hat. Neun Jahre lang waren<br />

Fatih akin und seine Freunde Stammkunden<br />

in diesem Restaurant, das Treffpunkt eines<br />

ganz gemischten Publikums war. Viele Musiker,<br />

Künstler, arbeiter und Studenten kamen hier<br />

zum Essen, Bier trinken und reden.<br />

SoUL KITCHEN ist eine Produktion der Firma<br />

corazón international, die Fatih akin 2004 mit<br />

seinen Kollegen andreas Thiel und Klaus Maeck<br />

(Bester Spielfilm) gründete, um zukünftig eigene<br />

Projekte und die talentierter autoren und Regisseure<br />

möglichst unabhängig realisieren zu können.<br />

Bei GEGEN DIE waND, für den Fatih akin<br />

2004 den Goldenen Bären, den <strong>Deutsche</strong>n und<br />

den Europäischen Filmpreis gewann, war corazón<br />

schon Co-Produzent an der Seite von wüste<br />

Film. Freund und Firmenpartner andreas Thiel<br />

ist leider am 23.9.2006 in Istanbul verstorben,<br />

kurz vor Ende der Dreharbeiten zu aUF DER<br />

aNDEREN SEITE (R: Fatih akin). Seitdem produzieren<br />

Fatih akin und Klaus Maeck, der früher<br />

u.a. Manager der Einstürzenden Neubauten war,<br />

zu zweit die Filme, die ihnen am Herzen liegen.<br />

In einem Interview zu SoUL KITCHEN sagte<br />

akin, dass das sein schwierigster Film überhaupt<br />

war: „Beim ersten Entwurf 2003 dachten<br />

wir noch, da machen wir mal einen Film zwischen<br />

Tür und angel, drehen in 14 Tagen auf Video,<br />

nur kein Stress, es sollte fließen wie wasser<br />

über Steine. aber bis zu acht Hauptdarsteller<br />

im Bild verlangen sehr viel Konzentration und<br />

Zeit. In Spitzenzeiten hielten sich in dem großen<br />

Restaurant 250 Leute auf und nicht in ein, zwei<br />

Szenen, sondern fast täglich.“<br />

Und Komödien zu drehen, ist auch schwierig.<br />

Komödie kann nicht jeder. Fatih akin kann es!<br />

Zum ersten Mal seit seiner Studentenzeit hat<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>


akin eine Komödie gedreht – und kommt damit<br />

beim Publikum und der Presse sehr gut an. Zur<br />

weltpremiere beim Filmfestival in Venedig letztes<br />

Jahr erhielt SoUL KITCHEN den Spezialpreis<br />

der Jury.<br />

wenn am Ende eines Fatih-akin-Films der abspann<br />

läuft, kann man sicher sein, dass sein<br />

Name auftaucht: andrew Bird (Bester Schnitt).<br />

Der Brite, wohnsitz in Hamburg, hat bisher alle<br />

Spielfilme von Fatih akin geschnitten und arbeitete<br />

mit Juli Delpy (DIE GRÄFIN) ebenso zu-<br />

Bester Spielfilm –<br />

FaTIH aKIN<br />

– SoUL KITCHEN<br />

(2009)<br />

– aUF DER aNDEREN<br />

SEITE (2007)<br />

– CRoSSING THE<br />

BRIDGE (2005)<br />

– GEGEN DIE waND<br />

(2004)<br />

sammen wie mit dem globetrottenden Dokumentarfilmer<br />

Uli Gaulke (CoMRaDES IN DREaMS).<br />

Sein Handwerk lernte Bird als Schnittassistent<br />

und sammelte anschließend erste Erfahrungen<br />

bei Low Budget-Projekten. Mitte der Neunziger<br />

machte Produzent Ralph Schwingel (wüste Film)<br />

ihn mit Fatih akin bekannt, als der einen Cutter<br />

für seinen ersten Kurzspielfilm SENSIN – DU<br />

B<strong>IS</strong>T ES! (1995) suchte. Seitdem wissen die beiden,<br />

was sie aneinander haben, vor allem, wenn<br />

es um das richtige Timing geht. ob eine Komödie<br />

Bester Spielfilm –<br />

KLaUS MaECK<br />

– SoUL KITCHEN<br />

(2009)<br />

– aUF DER aNDEREN<br />

SEITE (2007)<br />

– CRoSSING THE<br />

BRIDGE (2005)<br />

– GEGEN DIE waND<br />

(2004)<br />

Foto: © achim Kröpsch Foto: © achim Kröpsch Foto: © FFHSH/Mano Schröer<br />

funktioniert, hängt natürlich von vielen Faktoren<br />

ab, aber vor allem vom Schnitt. oft kann man<br />

beim Drehen am Set noch gar nicht beurteilen,<br />

ob der Lacher an der richtigen Stelle sitzt. Szenen,<br />

die am Set lustig sind, bei denen alle gelacht<br />

haben, können – im Film falsch platziert<br />

– zum Rohrkrepierer werden. Doch da muss man<br />

sich bei andrew Bird keine Sorgen machen: Hier<br />

passt alles, wackelt und hat Luft zum Lachen!<br />

Bester Schnitt –<br />

aNDREw BIRD<br />

– SHE, a CHINESE<br />

(2009)<br />

– THE CoUNTESS<br />

(2008)<br />

– CoMRaDES IN<br />

DREaMS (2006)<br />

– GEGEN DIE waND<br />

(2004)<br />

45


STURM<br />

Es beginnt idyllisch.<br />

also trügerisch. auch<br />

wenn noch niemand<br />

den Regisseur Hans-<br />

Christian Schmid auf<br />

ein Genre festlegen<br />

konnte, so wusste man<br />

von seinem ersten auf<br />

europäischer Ebene<br />

aufwändig produzierten<br />

Film, dass er Genre-<br />

elemente enthalten<br />

musste. Das hat schon<br />

das Thema verlangt. Ein<br />

Film über eine Staatsanwältin am Kriegsverbrechertribunal<br />

in Den Haag: Das ist ein Polit-Thriller.<br />

oder ein Court-Room-Drama. oder beides.<br />

oder, weil es auch ein Film von Hans-Christian<br />

Schmid ist, beides und eine menschliche Tragödie<br />

mit einem Hoffnungsschimmer.<br />

also ein trügerischer Beginn. an einem spanischen<br />

Urlaubsstrand spielt eine scheinbar ganz<br />

normale Familie. Doch aus der amüsierten Beobachterperspektive<br />

des Publikums wird bald der<br />

unerbittliche Blick der internationalen Fahndung.<br />

46<br />

Schon am nächsten Morgen wird der Vater im<br />

vermeintlich gemütlichen Urlaubsbett überwältigt<br />

und verhaftet. Er wird eines schweren<br />

Kriegsverbrechens im Bosnien-Krieg angeklagt.<br />

Und hat von diesem Moment an ein anderes Gesicht.<br />

Nicht nur – und vor allem nicht nur –, weil<br />

sein Bart abrasiert wurde.<br />

Und noch etwas ist trügerisch. Nämlich die juristische<br />

ausgangssituation. Für die Staatsanwältin<br />

(großartig gespielt von Kerry Fox) sieht der<br />

Fall anfangs noch nach Routine aus. Die Fakten<br />

sind recherchiert – und die aussage eines Kronzeugen<br />

wird die gerechte Verurteilung beschleunigen.<br />

Doch der Kronzeuge sagt eine wahrheit,<br />

die er nicht belegen kann. Er zerstört dadurch<br />

den Prozess anstatt ihn nach vorne zu bringen.<br />

als er sich umbringt, dreht sich der wind – gegen<br />

die Staatsanwältin, die nun erst beginnt, den<br />

Fall wirklich und bedingungslos aufzuklären. In<br />

der Schwester des toten Zeugen sucht sie die Verbündete,<br />

die der Bruder sein wollte – und findet<br />

sie schließlich auch in ihr. Dass jetzt die Zwänge<br />

EU-eigener außen- und Integrationspolitik neue<br />

Hürden bauen, macht die Geschichte nicht weniger<br />

spannend.<br />

In diesem im Leben oft nicht vermittelbaren,<br />

im Kino umso aufregenderen Geflecht von Fakten,<br />

Gefühlen, Konditionen und Imponderabilien<br />

verschafften sich Hans-Christian Schmid<br />

und Bernd Lange (Bestes Drehbuch) erst einmal<br />

in jahrelangen Recherchen einen Überblick, um<br />

diesen dann nicht nur bis Drehschluss zu behalten,<br />

sondern auch noch mit der raffinierten<br />

Kombination der beschriebenen Elemente dramaturgisch<br />

zuzuspitzen. Die Geschichte zweier<br />

Frauen – nämlich der sowohl moralisch als auch<br />

vom Ehrgeiz getriebenen Staatsanwältin und<br />

der Zeugin, die zwischen ihrem neuen, endlich<br />

friedlichen Leben und der schmerzlichen Erinnerung<br />

an das ungesühnte Verbrechen gegen die<br />

Menschlichkeit hin- und hergerissen ist – haben<br />

sie zu einem Kinofilm geformt, der spannend<br />

und aufwühlend zugleich ist. Zu einem Film, der<br />

mindestens so viele Fragen aufwirft wie er beantwortet,<br />

aber dabei nie seinen Fokus verliert:<br />

„Die Reisen nach Den Haag und Bosnien und<br />

die Gespräche und Eindrücke nützten uns, um<br />

unsere Geschichte auf ihre wahrhaftigkeit zu<br />

prüfen. Stimmt unsere Vorstellung mit der Realität<br />

überein? Bezieht sich unser Drehbuch auf<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>


wirkliches Leben? Dadurch kann man im fertigen<br />

Film gar nicht explizit zwischen Fiktion und<br />

Realität unterscheiden, denn wir versuchen nur<br />

so etwas wie eine verdichtete Realität herzustellen“,<br />

beschreibt der autor Bernd Lange, mit dem<br />

Schmid schon für das Buch zu REQUIEM zum<br />

DEUTSCHEN F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> nominiert war, den<br />

weg dorthin.<br />

was schon auf dem Papier gelungen war, hat<br />

Hans-Christian Schmid (Beste Regie) als Regisseur<br />

auf einer auch für ihn handwerklich neuen<br />

Ebene umgesetzt. als Spezialist für das Einzigartige<br />

im Provinziellen war er natürlich in den<br />

weit wirkenden, aber eng begrenzten Ebenen der<br />

europäischen Bürokratie bei seinem Thema in<br />

multinationaler anmutung angekommen. aber<br />

die eigentlich merkwürdigen orte – wie zum<br />

Beispiel Gerichtssäle von der Dimension einer<br />

Lokalredaktion – und eine außergewöhnliche<br />

Mischung an Schauspielern aus aller Damen<br />

und Herren Länder, stellten für den Regisseur<br />

neue, aber äußerst reizvolle Herausforderungen<br />

dar. „Es war uns wichtig, dass sich die Internationalität<br />

des Tribunals auch in der Besetzung<br />

widerspiegelt“, macht Schmid klar. „Beim Dre-<br />

hen versuche ich in erster Linie darauf zu achten,<br />

dass man den Figuren das, was sie tun und<br />

sagen, glaubt. Die ganze arbeit der letzten Monate<br />

verdichtet sich in dem augenblick, in dem<br />

eine Szene tatsächlich gedreht wird. So wach<br />

und aufmerksam, wie alle Beteiligten in diesem<br />

konzentrierten Moment sind, so gut wird später<br />

auch das Ergebnis sein.“<br />

Zu diesem Ergebnis trägt der Schnittmeister<br />

Hansjörg weißbrich (Bester Schnitt) seit<br />

NaCH FÜNF IM URwaLD ununterbrochen bei.<br />

Foto: © Gerald von Foris<br />

Bester Spielfilm –<br />

BRITTa KNÖLLER<br />

– La L<strong>IS</strong>IÈRE (20<strong>10</strong>)<br />

– DIE wUNDERSaME<br />

wELT DER waSCH-<br />

KRaFT (2009)<br />

– STURM (2009)<br />

– aM ENDE KoMMEN<br />

ToUR<strong>IS</strong>TEN (2007)<br />

weißbrich, der genau seit dieser Zeit als freier<br />

Cutter auch stets für Marco Kreuzpaintner und<br />

Florian Gallenberger, aber auch für Vivian Naefe<br />

und Leander Haußmann gearbeitet hat, saß bislang<br />

bei jedem Film von Hans-Christian Schmid<br />

am Schneidetisch und ist nicht unmaßgeblich daran<br />

beteiligt, dass sich Schmids Filme durch einen<br />

sanften, aber zwingenden Rhythmus auszeichnen.<br />

weißbrich schneidet nicht spektakulär, sondern<br />

präzise und besonnen. Für eine Geschichte mit<br />

vielen emotionalen Informationen genau richtig.<br />

Foto: © Gerald von Foris<br />

Bester Spielfilm /<br />

Bestes Drehbuch /<br />

Beste Regie –<br />

HaNS-CHR<strong>IS</strong>TIaN<br />

SCHMID<br />

– STURM (2009)<br />

– REQUIEM (2006)<br />

– LICHTER (2003)<br />

– 23 (1999)<br />

47


Genau dieser Ästhetik und arbeitsweise zollen<br />

die Mitglieder der ungewöhnlichen Independent-Band<br />

The Notwist (Beste Filmmusik) ihren<br />

musikalischen Tribut. Micha und Markus acher<br />

sowie Martin Gretschmann, die Soundtüftler aus<br />

der bayerischen Provinz, lieferten zu STURM sicherlich<br />

einen der sparsamsten Soundtracks des<br />

Filmjahrgangs ab. Mit minimalistisch instrumentierten<br />

und produzierten Klanginstallationen<br />

mischen sie sich nur ein, wenn es dramaturgisch<br />

notwendig ist. aber das mit Nachhaltigkeit.<br />

Foto: © Sibylle Baier<br />

48<br />

Bestes Drehbuch –<br />

BERND LaNGE<br />

– STURM (2009)<br />

– aM ENDE KoMMEN<br />

ToUR<strong>IS</strong>TEN (2007)<br />

– RaBENBRÜDER<br />

(2006)<br />

– REQUIEM (2004)<br />

Hans-Christian Schmid und Britta Knöller (Bester<br />

Spielfilm) gründeten vor fünf Jahren in Berlin<br />

die Produktionsfirma 23|5 Film, für die zunächst<br />

das Exorzismus-Drama REQUIEM entstand.<br />

Danach produzierten Knöller und Schmid den<br />

in Cannes gezeigten zweiten Spielfilm des jungen<br />

Berliner Regisseurs Robert Thalheim aM<br />

ENDE KoMMEN ToUR<strong>IS</strong>TEN. Noch vor der europäischen<br />

Co-Produktion STURM, bei der 23|5<br />

vor allem mit den dänischen Dogma-Erfindern<br />

von Trust Films zusammenarbeiteten und die<br />

Foto: © Marco Nagel<br />

Bester Schnitt –<br />

HaNSJÖRG<br />

wE<strong>IS</strong>SBRICH<br />

– JoHN RaBE (2008)<br />

– KRaBaT (2008)<br />

– REQUIEM (2006)<br />

– LICHTER (2003)<br />

das bislang umfangreichste Projekt der Firma<br />

darstellt, kehrte Schmid noch einmal zu seinen<br />

anfängen als Dokumentarfilmer zurück und begleitete<br />

in dem Film DIE wUNDERBaRE wELT<br />

DER waSCHKRaFT nur vermeintlich ein paar<br />

Bettlaken von Berlin in die polnische Provinz. Im<br />

Mittelpunkt auch dieser Geschichte standen –<br />

wie immer bei ihm – die Menschen.<br />

Foto: © Jon Bergman<br />

Beste Filmmusik –<br />

THE NoTw<strong>IS</strong>T<br />

– STURM (2009)<br />

– LICHTER (2003)<br />

– aBSoLUTE<br />

GIGaNTEN (1998)<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>


TH<strong>IS</strong> <strong>IS</strong> LOVE<br />

„Realität ist eine Illusion,<br />

hervorgerufen<br />

durch den Mangel<br />

an alkohol.“ Maggie<br />

(Corinna Harfouch,<br />

Beste darstellerische<br />

Leistung – weibliche<br />

Hauptrolle) kennt sich<br />

damit gut aus. Seit<br />

ihr Mann vor 16 Jahren<br />

verschwunden ist,<br />

flüchtet sie sich gern<br />

in die eigene welt des<br />

alkohols, um der stupiden,<br />

oft einsamen Realität zu entgehen. Tagsüber<br />

in ihrem Job muss sie funktionieren, zum Feierabend<br />

trifft sie einen austauschbaren Liebhaber,<br />

betrinkt sich mit ihm und lässt sich gehen. Jeden<br />

morgen denkt sie dann: „abends is’ schön, aber<br />

früh is’ scheiße.“ Maggie ist Kommissarin und<br />

braucht dafür einen klaren Verstand. So trennt<br />

sie das Tages- von ihrem Nacht-Leben relativ<br />

erfolgreich – bis ihr eines Tages Chris (Jens<br />

albinus) im Verhör gegenübersitzt. Er ist eines<br />

Mordes verdächtig – und pflegte eine undurchschaubare<br />

Beziehung zu einem vietnamesischen<br />

Kind. Maggie spürt eine tiefere Verbindung zu<br />

dem Verdächtigen, deren Ursprung sie nicht klar<br />

bestimmen kann. Vielleicht ist es die Liebe zu<br />

einem Menschen, der nicht mehr da ist, dessen<br />

Verlust nur ein brennendes Gefühl in der Brust<br />

hinterlassen hat. Diese ahnung gibt Maggie die<br />

Kraft, erstmals von ihrer Leidensgeschichte zu<br />

erzählen, und Chris damit aufzuschließen, auch<br />

sein Geheimnis preiszugeben.<br />

Corinna Harfouch spielt diese alkoholabhängige<br />

Frau mit einer sichtbaren Freude an dem kurzen<br />

Moment, der alle Schranken fallen lässt und<br />

ihrem Übermut genug Raum gibt. Sie rempelt<br />

gegen Türrahmen und Regale, kichert und ist<br />

laut. aber sie fühlt sich wacher und lebendiger –<br />

wie auf einem Boot, das eine kurze Reise unternimmt.<br />

Und wenn es nicht die belebende<br />

wirkung des alkohols ist, der Maggies Körper<br />

außer Kontrolle bringt, dann sind es die Entzugserscheinungen<br />

danach: der Entzug der<br />

Droge, der Entzug von Liebe und die vollständige<br />

abwesenheit von Hoffnung. Dann kneift sie<br />

die augen zusammen und zuckt in ihren Bewegungen,<br />

alle Geschmeidigkeit ist dahin. Corinna<br />

Harfouch ist exzellent in beiden Zuständen.<br />

Foto: © Dirk Dunkelberg<br />

Beste weibliche<br />

Hauptrolle –<br />

CoRINNa HaRFoUCH<br />

– TH<strong>IS</strong> <strong>IS</strong> LoVE (2009)<br />

– GIULIaS VER-<br />

SCHwINDEN (2009)<br />

– wH<strong>IS</strong>KY MIT<br />

woDKa (2009)<br />

– FREI NaCH PLaN<br />

(2009)<br />

49


Ausgezeichnet in der Kategorie: Stil & Mode.


DIE TÜR<br />

Ein lakonischer Titel<br />

für eine vielschichtige<br />

Story. Regisseur<br />

anno Saul<br />

nennt seinen Film ein<br />

Mystery-Drama. Ein<br />

ungewöhnliches Genre<br />

für einen deutschen<br />

Film. Jedoch ein schönes<br />

Genre, um eine<br />

Geschichte, in der es<br />

um die Bewältigung<br />

einer großen Schuld<br />

geht, spannend zu erzählen.<br />

„aber“, sagt Saul in einem Gespräch<br />

mit epd-Film, „Genrefilme sind schon schwierig<br />

in Deutschland. Man muss weit zurückgehen,<br />

um zehn erfolgreiche deutsche Genrefilme zu<br />

finden.“ Man muss aber auch weit zurückgehen,<br />

um einen deutschen Genrefilm zu finden,<br />

der das Genre und seine Gesetze so ernst und<br />

wichtig nimmt wie dieser Film, der auf einem<br />

Roman von akif Pirinçci („Die Damalstür“)<br />

basiert, also seinerseits wieder aus einer<br />

Kunstform kommt, in der man in diesem Land<br />

noch nie Schwierigkeiten mit Genres hatte.<br />

Saul – und sein Drehbuchautor Jan Berger –<br />

erzählen die Geschichte eines Malers (Mads<br />

Mikkelsen) mit großbürgerlicher Kleinfamilie,<br />

der seine Tochter durch einen Unfall verliert,<br />

den er hätte verhindern können, wenn er nicht<br />

zu lange und zu intensiv bei der Nachbarin<br />

(Heike Makatsch) geblieben wäre.<br />

Die Tochter ist in seiner abwesenheit im Swimmingpool<br />

ertrunken. Der Mann hat den Tod<br />

seines Kindes nicht verhindern können, weil er<br />

seine Frau (Jessica Schwarz) betrogen hat. aus<br />

dieser Schuld bietet der Film nur den weg über<br />

eine Tür, die zum Übergang zwischen wirklichkeit,<br />

wunsch und Selbsttäuschung führt.<br />

Der Film spielt auf all diesen Ebenen.<br />

aber Genre funktioniert nicht nur über die<br />

richtige Mischung inhaltlicher Elemente. Genre<br />

braucht die handwerklich-künstlerische Unterstützung<br />

im Bild, im Rhythmus, im Ton und<br />

gerne, ja sehr gerne auch in der Musik.<br />

anno Saul hat mit der Kamerafrau Bella Halben<br />

zusammengearbeitet, die ihm mehr Bewegungsmöglichkeiten<br />

angeboten hat als im<br />

Genre üblich. Fast die Hälfte des Films ist<br />

mit Handkamera gedreht und lässt uns den<br />

Protagonisten in Bewegung erleben. Das gab<br />

dem Schnittmeister andreas Radtke (Bester<br />

Schnitt) die Gelegenheit, seinerseits wieder<br />

strenger in der Genreregel zu bleiben. Denn<br />

Sprünge aus den Bewegungen und extreme<br />

Perspektivwechsel steigern die Spannung.<br />

Der Film ist nicht schnell im Schnitt. aber äußerst<br />

überraschend. andreas Radtke, der seit<br />

knapp zehn Jahren als Filmeditor arbeitet und<br />

dabei eine auffällige affinität zu eher unkonventionellen<br />

Filmen und Filmemachern an den<br />

Tag legt (NaRREN, SCHwaRZE SCHaFE, 1. MaI)<br />

hat sich mit dem Schnitt von DIE TÜR zusammen<br />

mit Berger und Saul auf ein neues Terrain<br />

begeben, in dem er sich offenbar nicht nur herausgefordert,<br />

sondern auch wohl gefühlt hat.<br />

Der Filmkomponist Fabian Römer (Beste Filmmusik)<br />

ist mit 37 Jahren schon ein echter<br />

51


Routinier für Soundtracks im Kino wie im<br />

Fernsehen. wobei er sich bei Letzterem auf das<br />

Lieblingskind der öffentlich-rechtlichen Fiction<br />

spezialisiert hat, den Kriminalfilm. Römer,<br />

der in Zürich geboren und als Musiker ausgebildet<br />

worden ist (Hauptinstrument: Violine),<br />

ist ein vielseitiger Komponist, der Konventionen<br />

genauso gut bedienen wie durchbrechen<br />

kann. was gut gemachten TV-Formaten wie dem<br />

„Tatort“ oder „Der Kriminalist“ recht ist, muss<br />

einem waghalsigen Kinofilm wie DIE TÜR nicht<br />

52<br />

Bester Schnitt –<br />

aNDREaS RaDTKE<br />

– DIE TÜR (2009)<br />

– FINN<strong>IS</strong>CHER TaNGo<br />

(2007)<br />

– SCHwaRZE SCHaFE<br />

(2005) (Montage<br />

zusammen mit Sarah<br />

Clara weber)<br />

– EINE aNDERE<br />

LIGa (2004)<br />

billig sein. Regisseur anno Saul hatte auch fürs<br />

Fernsehen schon mit Fabian Römer gearbeitet<br />

(für die Reihe „Der Kommissar und das Meer“),<br />

aber für das Mystery-Drama wollten sie etwas<br />

Neues ausprobieren. „Spannung ist auch durch<br />

Nicht-Musik herstellbar“, hat Fabian Römer<br />

einmal in einem Radio-Interview gesagt und<br />

beschreibt damit zwar nicht sein Credo, aber<br />

eine Methode der musikaischen Begleitung einer<br />

filmischen Erzählung. Musik kann auch<br />

mal genau da aufhören oder aussetzen, wo es<br />

Foto: © Petra Schramböhmer<br />

Beste Filmmusik –<br />

FaBIaN RÖMER<br />

– INSoUPÇoNNaBLE<br />

(20<strong>10</strong>)<br />

– DIE TÜR (2009)<br />

– LES FRaGMENTS<br />

D`aNToNIN (2006)<br />

– KaTZE IM SaCK<br />

(2004)<br />

spannend ist. In DIE TÜR geht beides. Klänge<br />

zur Spannung. Und Spannung ohne Klänge. auf<br />

jeden Fall ist Römers Filmmusik hier besonders<br />

wirkungsvoll, weil sie anders klingt als erwartet<br />

oder gewohnt. Der Komponist hat ein Stück<br />

moderner E-Musik für ein orchester geschrieben,<br />

das auch kontrapunktisch zur Dramatik<br />

des Films eingesetzt wird, und entsprechende<br />

technische Elemente verwendet, zum Beispiel<br />

das Schlagen der Violinsaiten mit dem Holz<br />

des Bogens, über dessen Effekt Römer in einer<br />

Beste Tongestaltung –<br />

JÖRG KRIEGER<br />

– HIER KoMMT LoLa!<br />

(2009)<br />

– DIE TÜR (2008)<br />

– RoBERT ZIMMER-<br />

MaNN wUNDERT<br />

SICH ÜBER DIE<br />

LIEBE (2007)<br />

– GEGEN DIE waND<br />

(2003)<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>


Rezension seiner Musik so zitiert wird: „In den<br />

Suspense-Momenten erinnert dies an ameisen,<br />

die dem Zuschauer den Rücken emporkrabbeln,<br />

kann aber in Kombination mit einem der<br />

Hauptthemen auch sehr zart sein.“ Für diese<br />

Musik hat Fabian Römer unlängst bereits den<br />

Preis der <strong>Deutsche</strong>n Filmkritik erhalten.<br />

Für die Ton- und Mischmeister Richard<br />

Borowski, Jörg Krieger und Kai Storck (Beste<br />

Tongestaltung) muss es auch spannend gewesen<br />

sein, einem Film den richtigen Sound zu<br />

Beste Tongestaltung –<br />

RICHaRD BoRowSKI<br />

– DIE TÜR (2009)<br />

– SoUL KITCHEN (2009)<br />

– GEGEN DIE waND<br />

(2004)<br />

– STaMMHEIM (1986)<br />

geben, der auch in ihrem Gebiet Neues oder<br />

zumindest Ungewöhnliches (oder besser Ungewohntes)<br />

verlangt. Und ebenso wie ihre Kolleginnen<br />

und Kollegen aus der Bild-, Schnitt- und<br />

Musikabteilung sind sie nicht der Versuchung<br />

des rein Konventionellen erlegen. Sie trimmen<br />

die Geschichte nicht vordergründig auf Spannung,<br />

sondern folgen und begleiten ihn auf der<br />

Suche nach dem Erlebnis von emotionaler Tiefe<br />

und psychologischer Dysfunktion.<br />

Foto: © Michael Bahlo<br />

Beste Tongestaltung –<br />

KaI SToRCK<br />

– 12 METER oHNE<br />

KoPF (2009)<br />

– DaS FREMDE IN<br />

MIR (2008)<br />

– EMMaS GLÜCK<br />

(2006)<br />

– GoLDENE ZEITEN<br />

(2005)<br />

53


V<strong>IS</strong>ION – AUS DEM LEBEN DER H<strong>IL</strong>DEGARD VON BINGEN<br />

Hildegard von Bingen<br />

gehörte zu den faszinierendsten<br />

Frauenfiguren<br />

des Mittelalters. Sie<br />

war Äbtissin, Seherin<br />

und Heilkundige. Beim<br />

Papst setzte sie die akzeptanz<br />

ihrer Visionen<br />

als göttliche Gnade<br />

durch und gründete ein<br />

eigenes Frauenkloster.<br />

Margarethe von Trotta<br />

hat Hildegard von<br />

Bingen mit dieser aufwändigen<br />

Inszenierung erstmals ein filmisches<br />

Denkmal gesetzt. Barbara Sukowa ist Hildegard<br />

von Bingen, Hannah Herzsprung (Beste darstellerische<br />

Leistung – weibliche Nebenrolle) spielt<br />

die Novizin Richardis. als Richardis im alter von<br />

16 Jahren ins Kloster kommt, hat sie mit ihrer<br />

lebendigen offenheit zunächst ein wenig mit<br />

dem Schweigegebot zu kämpfen. Mönch Volmar<br />

(Heino Ferch) kommentiert: „So einen kleinen<br />

Dämon können wir hier sicher gut gebrauchen.“<br />

Hannah Herzsprung als liebevolle und doch ei-<br />

54<br />

genwillige Schülerin tut diesem Klosterleben gut.<br />

Für die Leute vom Szenen- und Kostümbild ist<br />

jeder historische Stoff eine besondere Herausforderung.<br />

Zumal, wenn die Geschichte im 12. Jahrhundert<br />

spielt. als Überlieferungen und Zeugnisse<br />

dieser Zeit können nur wenige Schriften und<br />

Gemälde dienen. Die Kostümbildnerin Ursula<br />

welter (Bestes Kostümbild) und ihre jahrelange<br />

assistentin Esther amuser haben im Vorfeld lange<br />

recherchiert und sich viele Bilder angeschaut.<br />

Ursula welter gilt als eine Expertin für histori-<br />

Foto: © Mathias Bothor<br />

Beste weibliche<br />

Nebenrolle –<br />

HaNNaH HERZSPRUNG<br />

– V<strong>IS</strong>IoN – aUS DEM<br />

LEBEN DER H<strong>IL</strong>DE-<br />

GaRD VoN BINGEN<br />

(2009)<br />

– L<strong>IL</strong>a, L<strong>IL</strong>a (2009)<br />

– 4 MINUTEN (2006)<br />

– DaS waHRE LEBEN<br />

(2005)<br />

sche Kostüme und wusste genau, was sie hier<br />

tat. Nonnen sind, von hinten und von der Seite<br />

angesehen, kaum unterscheidbar. Jedes Gewand<br />

ist gleich, der Rest Individualität bleibt nur in<br />

den augen und im Gesicht zu lesen. auch das war<br />

eine Herausforderung. Nur wenn die Geschichte<br />

die Klostermauern verlässt, konnte die Kostümbildnerin<br />

mit bunten Gewändern, schönen Hüten,<br />

Schmuck und Handschuhen farbliche akzente<br />

setzen. Leider verstarb Ursula welter vor drei<br />

Monaten, am 29. Januar 20<strong>10</strong>, viel zu früh.<br />

Bestes Kostümbild –<br />

URSULa wELTER (†)<br />

– V<strong>IS</strong>IoN – aUS DEM<br />

LEBEN DER H<strong>IL</strong>DE-<br />

GaRD VoN BINGEN<br />

(2009)<br />

– DER RÄUBER<br />

HoTZENPLoTZ (2005)<br />

– DaS wUNDER VoN<br />

BERN (2002)<br />

– DIE FLaMBIERTE<br />

FRaU (1982)<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>


DAS WE<strong>IS</strong>SE BAND<br />

Der Regisseur und autor<br />

Michael Haneke<br />

(Beste Regie, Bestes<br />

Drehbuch) hat sich<br />

bekanntlich schon immer<br />

für menschliche<br />

abgründe, für die Untiefen<br />

der Psyche, ihre<br />

auswirkung auf die<br />

Gesellschaft und umgekehrt<br />

interessiert.<br />

Seine Filme wurden<br />

gern – und manchmal<br />

ein wenig vordergründig<br />

– als kalt, kopflastig und gefühlsarm charakterisiert.<br />

wobei nicht selten die Themen, die<br />

Protagonisten oder ihre im Film erzählten Taten<br />

mit den Vorlieben und Eigenschaften des Filmemachers<br />

selbst allzu leichtfertig identifiziert<br />

oder gar verwechselt wurden. Keine Frage: Die<br />

Filme von Michael Haneke, des in Deutschland<br />

geborenen Österreichers, der auch und besonders<br />

in der französischen Kinematografie zu<br />

Hause ist, sind streng, sie sind beobachtend und<br />

analytisch, sie verlangen dem Publikum mehr ab<br />

als den wunsch zur Zerstreuung, aber sie können<br />

all das, weil Haneke selbst die Mittel des Kinos<br />

im mehrfachen wortsinn beherrscht und sie mitunter<br />

auf eigenwillige weise anwendet. aber das<br />

bedeutet nicht, dass seine Filme sich vom Kino<br />

entfernen. Sie machen es reicher. Und sie lassen<br />

eben neben den Gedanken und den Irritationen<br />

doch Gefühle zu.<br />

wie anders wäre es zu erklären, dass man zum<br />

Beispiel in den Szenen, in denen der zu Beginn<br />

des Films verletzte arzt nach seiner Rückkehr<br />

Foto: © Jim Rakete<br />

Bester Spielfilm –<br />

STEFaN aRNDT<br />

aus dem Sanatorium seine Haus- und Liebesdienerin<br />

behandelt wie ein Stück Vieh, beim<br />

Zuschauer solche Sympathien, antipathien, wut<br />

oder gar verzweifeltes Lachen evozieren. Haneke<br />

hat diesen Unmenschen mit Rainer Bock (Beste<br />

darstellerische Leistung – männliche Nebenrolle)<br />

besetzt, was besagte wirkung ebenso verstärkt<br />

wie die Besetzung der Haushälterin (die auch<br />

die Nachbarin ist) mit Susanne Lothar (Beste<br />

darstellerische Leistung – weibliche Hauptrolle).<br />

Bock ist das Böse nicht ins Gesicht geschrieben.<br />

Foto: © Brigitte Lacombe<br />

Beste Regie /<br />

Bestes Drehbuch –<br />

MICHaEL HaNEKE<br />

– CaCHÉ (2004)<br />

– DIE KLaVIER-<br />

SPIELERIN<br />

(2000/2001)<br />

– CoDE INCoNNU<br />

(1999/2000)<br />

– FUNNY GaMES<br />

(1997)<br />

55


Bocks Figur eröffnet den Film als opfer – und<br />

wirkt anfangs genau so, wie man sich einen vertrauenswürdigen<br />

arzt auf dem Lande vorstellt.<br />

während Susanne Lothar äußerlich wie ein opfer<br />

wirkt, als solches ganz offensichtlich auch<br />

von dem arzt missverstanden wird und sich<br />

als starke Frau und Mutter erweist – und ein<br />

Geheimnis behält.<br />

DaS wE<strong>IS</strong>SE BaND kommt daher wie eine Kriminalgeschichte.<br />

In einem kleinen, protestantischen<br />

Dorf irgendwo in Norddeutschland kurz<br />

Foto: © Elfie Semotan<br />

56<br />

Beste weibliche<br />

Hauptrolle –<br />

SUSaNNE LoTHaR<br />

– DaS SCHLoSS<br />

(KaFKa) (1997)<br />

– FUNNY GaMES<br />

(1997)<br />

– ENGELCHEN (1996)<br />

– E<strong>IS</strong>ENHaNS (1983)<br />

vor Beginn des Ersten weltkrieges mehren sich<br />

geheimnisvolle Greueltaten vor allem an Kindern.<br />

Die Polizei steht vor einem Rätsel. Die Dorfbewohner<br />

verdächtigen die üblichen Verdächtigen<br />

– und der junge Dorflehrer nähert sich der<br />

möglichen wahrheit deutlich, aber unbewusst.<br />

Im Mittelpunkt steht die Familie des Dorfpfarrers,<br />

gespielt von Burghart Klaußner (Beste darstellerische<br />

Leistung – männliche Hauptrolle),<br />

der seine Familie führt wie der Teufel die armen<br />

Seelen – streng, selbstgefällig, herzlos,<br />

Foto: © Getty Images / andreas Rentz<br />

Beste männliche<br />

Hauptrolle –<br />

BURGHaRT KLaUSSNER<br />

– DER MaNN VoN<br />

DER BoTSCHaFT<br />

(2006)<br />

– REQUIEM (2006)<br />

– DIE FETTEN JaHRE<br />

SIND VoRBEI (2004)<br />

– KINDERSPIELE<br />

(1992)<br />

grausam. Klaußner macht nicht nur den Filmkindern<br />

angst. Er spielt die für diese Zeit und<br />

diese Schicht so typische und verhängnisvolle<br />

Mischung aus Bigotterie und Brutalität präzise,<br />

leise und mit einer irritierenden Tragik. auf den<br />

ersten Blick scheinen sich die Kinder zu fügen.<br />

Vor allem die älteste Tochter, gespielt von Maria<br />

Victoria Dragus (Beste darstellerische Leistung –<br />

weibliche Nebenrolle), verhält sich, als könne<br />

sie kein wässerchen trüben. Und doch ist sie es,<br />

die aus der Kriminalgeschichte „eine deutsche<br />

Foto: © anette Daugardt<br />

Beste weibliche<br />

Nebenrolle –<br />

MaRIa VICToRIa<br />

DRaGUS<br />

– DaNCE aCaDEMY<br />

(2009 / TV)<br />

– DaS wE<strong>IS</strong>SE BaND<br />

(2008)<br />

– SoKU LEIPZIG<br />

(2007 / TV)<br />

– DU B<strong>IS</strong>T NICHT<br />

aLLEIN (2006)<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>


Kindergeschichte“ macht – und umgekehrt. Die<br />

heute Fünfzehnjährige wurde vor zwei Jahren<br />

bei einem aufwändigen Kindercasting entdeckt,<br />

möchte eigentlich Tänzerin werden und war<br />

schon in verschiedenen TV- und Kinoproduktionen<br />

zu sehen. Ihre enigmatische Mimik wird<br />

natürlich durch die filmische welt, die Michael<br />

Haneke hat erschaffen lassen, sehr stark unterstützt.<br />

alle Kinder in dieser Geschichte, die so<br />

nachhaltig von deren Zukunft erzählt, indem sie<br />

deren Gegenwart auseinandernimmt, hinterlas-<br />

Beste männliche<br />

Nebenrolle –<br />

RaINER BoCK<br />

– UNKNowN wHITE<br />

MaLE (20<strong>10</strong>)<br />

– VICToR KaUFMaNN<br />

(2009)<br />

– IM SCHaTTEN (2009)<br />

– DaS wE<strong>IS</strong>SE BaND<br />

(2008)<br />

sen einen ungeheuren und ungeheuer starken<br />

Eindruck. Das ist die einmalige Verbindung von<br />

schauspielerischer Begabung, inszenatorischer<br />

Genauigkeit und einem Masken- und Kostümbild-Konzept,<br />

das klar ist, zurückhaltend und<br />

auf den Punkt. anette Keiser und waldemar<br />

Pokromski (Bestes Maskenbild) haben hier mit<br />

der theatererfahrenen Kostümbildnerin Moidele<br />

Bickel (Bestes Kostümbild) hervorragend zusammengearbeitet.<br />

Keiser und Pokromski (Letzterer<br />

übrigens seit nunmehr fünfundzwanzig Jahren<br />

Beste Kamera –<br />

CHR<strong>IS</strong>TIaN BERGER<br />

– CaCHÉ (2005)<br />

– La PIaN<strong>IS</strong>TE (2001)<br />

– HaNNa MoNSTER,<br />

LIEBLING (1988/1989)<br />

– RaFFL (1983/1984)<br />

Foto: © Thomas Dashuber Foto: © wEGa Film wien Foto: © Stefan olah<br />

auch als Experte für sehr spezielle Masken im<br />

deutschen und internationalen Kinogeschäft unterwegs)<br />

geben den Figuren und ihren Gesichtern<br />

in den Schwarz-weiß-Bildern von Kameramann<br />

Christian Berger (Beste Kamera / Bildgestaltung)<br />

eine schmutzige Unschuld, die eben auch das Gegenteil<br />

sein kann. Moidele Bickel, die viel an der<br />

Berliner Schaubühne gearbeitet hat und 1994<br />

für das Kostümbild des Patrice-Chereau-Films<br />

La REINE MaRGoT für einen oscar nominiert<br />

war, macht aus dem naturgemäß kargen angebot<br />

Bester Schnitt –<br />

MoNIKa w<strong>IL</strong>LI<br />

– woRKINGMaN´S<br />

DEaTH (2004)<br />

– DIE KLaVIER-<br />

SPIELERIN (2001)<br />

– NoRDRaND (NoRT<br />

HERN SKIRTS) (1999)<br />

– SUZIE waSHINGToN<br />

(1997)<br />

57


von Kostümen zu dieser Zeit an diesem ort einfach<br />

das Beste. Strenge und Nachlässigkeit, Dekadenz<br />

und pure armut kleiden die Figuren wie<br />

sie sind.<br />

Diese Kargheit, die ja sowohl etwas mit der<br />

Landschaft, in der der Film spielt, als auch mit<br />

dem Geist, den er erzählt, zu tun hat, gibt natürlich<br />

auch das Kriterium für die arbeit von<br />

Christoph Kanter (Bestes Szenenbild) vor. Der<br />

wiener Filmarchitekt arbeitet seit anfang der<br />

achtziger Jahre als Set-Designer für Kino und TV<br />

58<br />

Beste Tongestaltung –<br />

GU<strong>IL</strong>LaUME SCIaMa<br />

– DIE KLaVIER-<br />

SPIELERIN (2001)<br />

– CaM<strong>IL</strong>LE CLaUDEL<br />

(1989)<br />

– DIE BaRTHoLo-<br />

MÄUSNaCHT (1994)<br />

– INDoCHINE (1992)<br />

in ganz Europa und hat die arbeit von Michael<br />

Haneke in eigentlich jeder Phase begleitet. Für<br />

DaS wE<strong>IS</strong>SE BaND erschuf er orte und Räume,<br />

in denen eine Bedrohung für Leiber und Seelen<br />

buchstäblich zu Hause war. ob in der Kirche<br />

oder der Küche, ob im arbeitszimmer oder im<br />

Musiksalon.<br />

all dies hat sein Landsmann, der Kameramann<br />

Christian Berger, in seinen großartigen Schwarzweiß-Bildern<br />

nicht nur abgebildet, sondern erzählt<br />

und spürbar gemacht. Berger, der wie<br />

Beste Tongestaltung –<br />

JEaN-PIERRE<br />

LaFoRCE<br />

– DIE KLaSSE (2008)<br />

– FUNNY GaMES U.S.<br />

(2007)<br />

– PoLa X (1999)<br />

– DaS LEBEN <strong>IS</strong>T EIN<br />

CHaNSoN (1997)<br />

Kanter zum festen Team Hanekes gehört, aktiver<br />

Professor an der <strong>Filmakademie</strong> wien sowie auch<br />

Produzent und autor ist, dem es als Kameramann<br />

wichtig ist, alles selbst zu gestalten und<br />

beim Drehen „mit den Schauspielern zu atmen“,<br />

hat die Entscheidung seines Regisseurs, den<br />

Film in Schwarz und weiß zu denken (gedreht<br />

wurde ja auf Farbmaterial), von anfang an verstanden:<br />

„Es ist einfach eine größere abstraktion.<br />

Der Zuschauer muss mehr im Kopf fertigstellen.“<br />

Ihn dabei zu unterstützen, anzuregen und<br />

Foto: © alexander Fischerkoesen<br />

Bestes Szenenbild –<br />

CHR<strong>IS</strong>ToPH KaNTER<br />

– SHaDow oF THE<br />

SwoRD (2004)<br />

– ERBSEN aUF<br />

HaLB 6 (2003)<br />

– DIE KLaVIER-<br />

SPIELERIN (2000)<br />

– FUNNY GaMES<br />

(1997)<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>


dem Film den Rhythmus zu geben, der den Kopf<br />

und auch das Herz berührt, war die aufgabe der<br />

Schnittmeisterin Monika willi (Bester Schnitt).<br />

auch für willi, die auch öfter mit Michael<br />

Glawogger zusammengearbeitet hat, ist das<br />

nicht die erste Kooperation mit Haneke. Das Verständnis<br />

für die welt des Regisseurs als wille<br />

und Vorstellung ist auch im Schnitt spürbar.<br />

DaS wE<strong>IS</strong>SE BaND kündigt das kommende Getöse<br />

in Europa und dem Rest der welt in der<br />

ersten Hälfte des Jahrhunderts an – und ist<br />

Foto: © RUTHwaLZ<br />

Bestes Kostüm –<br />

MoIDELE BICKEL<br />

– DaS wE<strong>IS</strong>SE BaND<br />

(2008)<br />

– DIE BaRTHoLo-<br />

MÄUSNaCHT (1994)<br />

– DIE MaRQU<strong>IS</strong>E VoN<br />

o... (1976)<br />

dabei doch ein stiller Film. Für den Klang der<br />

Stille vor den Schüssen und die Kakophonie in<br />

der Scheinidylle waren Guillaume Sciama und<br />

Jean-Pierre Laforce (Beste Tongestaltung) zuständig.<br />

Mit Sorgfalt – und in aller Ruhe.<br />

Für den Produzenten Stefan arndt (Bester<br />

Spielfilm), der bereits für die US-Version von<br />

FUNNY GaMES mit Haneke gearbeitet hatte,<br />

war diese Produktion eine besondere Erfahrung.<br />

Nicht wegen der vielen Preise, die<br />

der Film international bereits errungen hat.<br />

Foto: © Josef Fischnaller<br />

Beste Maske –<br />

waLDEMaR<br />

PoKRoMSKI<br />

– DaS wE<strong>IS</strong>SE BaND<br />

(2008)<br />

– KaTYN (2007)<br />

– DER PIaN<strong>IS</strong>T (2002)<br />

– FUNNY GaMES<br />

(1997)<br />

arndt berichtet voller Enthusiasmus von der<br />

Zusammenarbeit mit seinen österreichischen<br />

(Veit Heiduschka) und französischen Partnern<br />

(Margaret Menegoz). Er habe hier gemeinsames<br />

Filmemachen in Europa mit gegenseitigem Respekt<br />

und auf augenhöhe erleben dürfen, sagt<br />

arndt, der eine außergewöhnlich starke deutsche<br />

Beteiligung für dieses Projekt gestemmt hat –<br />

finanziell und kreativ.<br />

Beste Maske –<br />

aNETTE KE<strong>IS</strong>ER<br />

– DIE PERLMUTTER-<br />

FaRBE (2008)<br />

– BaaDER MEINHoF<br />

KoMPLEX (2007)<br />

– aNoNYMa (2007)<br />

– (T)RaUMSCHIFF<br />

SURPR<strong>IS</strong>E (2003)<br />

59


WH<strong>IS</strong>KY MIT WODKA<br />

Das Drehbuch zu diesem<br />

Film hat die wirklichkeit<br />

geschrieben.<br />

aber erstens ist das<br />

fast immer so, und<br />

zweitens trifft es auf<br />

die Drehbücher von<br />

wolfgang Kohlhaase<br />

(Bestes Drehbuch) besonders<br />

zu. Das liegt<br />

vor allem daran, dass<br />

es kaum ein autor so<br />

gut versteht, aus der<br />

wirklichkeit Kunst zu<br />

machen. Seine unerreichten Dialoge klingen,<br />

als seien sie dem Volk direkt aus dem Mund<br />

geraubt, und können doch nur so klingen, weil<br />

der autor Kohlhaase ihnen seinen ganz eigenen<br />

Sound verpasst hat.<br />

60<br />

Die Geschichte von wH<strong>IS</strong>KY MIT woDKa hat sich<br />

natürlich auch nicht so zugetragen, wie andreas<br />

Dresen sie in seiner Satire über den Jahrmarkt<br />

der Eitelkeiten und Kränkungen erzählt, aber<br />

wolfgang Kohlhaase kennt eine solche aus der<br />

Historie der DEFa. Ende der fünfziger Jahre<br />

musste der große Regisseur Kurt Maetzig tatsächlich<br />

einmal dieselbe Maßnahme ergreifen<br />

wie sein von Sylvester Groth gespielter Kollege<br />

beim Film im Film an der ostsee: weil der<br />

Hauptdarsteller seine Trinkgewohnheiten nicht<br />

unter Kontrolle hatte, wurde der Film doppelt<br />

gedreht – mit einem weniger bekannten Ersatz,<br />

der zwar immer auch vor der Kamera stehen<br />

musste, aber womöglich am Ende nie auf der<br />

Leinwand zu sehen sein wird. Eine demütigende<br />

Situation für beide Schauspieler übrigens.<br />

wie der Star mit dieser Demütigung umgeht,<br />

zeigt Henry Hübchen (Beste darstellerische<br />

Leistung – männliche Hauptrolle) als otto<br />

Kullberg in einer Paraderolle. Der Schauspieler,<br />

der wie kaum ein Zweiter für das von Persönlichkeiten<br />

geprägte Theater des Volksbühnen-<br />

Helden Frank Castorf steht und gleichzeitig seit<br />

den siebziger Jahren sowohl im DEFa-Kino als<br />

auch im deutschen Film nach der wende seine<br />

unverkennbaren Spuren hinterlassen hat,<br />

scheint all diese Erfahrungen in die Rolle des<br />

eitlen und begabten Säufers zu legen. Er lässt<br />

niemanden im Team zu kurz kommen – vom Pro-<br />

Foto: © Inge Zimmermann<br />

Bestes Drehbuch –<br />

woLFGaNG<br />

KoHLHaaSE<br />

– SoMMER VoRM<br />

BaLKoN (2005)<br />

– DER aUFENTHaLT<br />

(1982)<br />

– SoLo SUNNY (1980)<br />

– ICH waR<br />

NEUNZEHN (1968)<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>


duzenten über den Regisseur bis zu den Haupt-<br />

und Nebendarstellerinnen – und hat am Ende<br />

selbst am meisten davon. Und er hält sich den<br />

Konkurrenten vom Leib, indem er ihn besonders<br />

heftig umarmt. Er spielt den Besoffenen, wenn er<br />

nüchtern ist – und steht wie eine Eins bei über<br />

zwei Promille. Henry Hübchen hat Übung mit der<br />

Rolle des Stehaufmännchens. Für aLLES aUF<br />

ZUCKER! von Dani Levy gab es dafür eine LoLa.<br />

In wH<strong>IS</strong>KY MIT woDKa ist es fast noch schwerer,<br />

die würde zu wahren. Hübchen schafft das.<br />

Foto: © Thomas Leidig/Roba Press<br />

Beste männliche<br />

Hauptrolle –<br />

HENRY HÜBCHEN<br />

– L<strong>IL</strong>a, L<strong>IL</strong>a (2009)<br />

– aLLES aUF ZUCKER!<br />

(2005)<br />

– SoNNENaLLEE<br />

(1998)<br />

– JaCoB DER LÜGNER<br />

(1975)<br />

Dabei stehen ihm die besagten Sätze von<br />

wolfgang Kohlhaase kollegial zur Seite.<br />

Kohlhaase, der nun seit weit über fünfzig Jahren<br />

Drehbücher und dabei immer auch ein<br />

bisschen Filmgeschichte schreibt (von Konrad<br />

wolfs ICH waR NEUNZEHN oder SoLo SUNNY<br />

über Frank Beyers DER aUFENTHaLT bis zu<br />

andreas Dresens SoMMER VoRM BaLKoN),<br />

konnte natürlich ebenso aus dem Vollen schöpfen<br />

wie die der Hauptdarsteller. Er kennt die<br />

psychischen Sollbruchstellen eines Filmteams,<br />

hat die Diskussionen zwischen Produktion und<br />

Regie im ohr und somit im Hirn – und weiß<br />

ganz genau, wo Schauspieler und Kamera-<br />

assistenten plötzlich zu Konkurrenten werden.<br />

obwohl er das eher aus seiner arbeit als Regisseur<br />

(INGE, aPR<strong>IL</strong> UND MaI) kennt. als autor<br />

ist er nicht oft am Set, weil „autoren, die am<br />

Drehort auftauchen, von einem Teil der Veranstaltung<br />

oft als störend empfunden werden“,<br />

wie er dem „Spiegel“ einmal verriet. Hauptsache,<br />

sie schreiben Sätze wie diesen: „Ich hab<br />

mich damals auf dem Klo gebildet. Leider konnte<br />

ich nicht so viel scheißen, wie ich hätte lesen<br />

sollen“, lässt Kohlhaase Hübchens Figur sagen.<br />

61


WICKIE UND DIE STARKEN MÄNNER<br />

Eigentlich ist das alles<br />

ganz einfach: Michael<br />

Bully Herbig denkt daran,<br />

was ihm gefällt<br />

oder in seiner Kindheit<br />

besonders gut gefallen<br />

hat. Dann denkt er daran,<br />

was anderen daran<br />

heute noch gefallen<br />

könnte. Dann denkt er<br />

daran, was er besonders<br />

gut kann. Und<br />

dann setzt er das, was<br />

er besonders gut kann,<br />

besonders gut mit Liebe und witz um. Daraus<br />

wurden bisher immer Filme, die besonders gut<br />

gemacht waren, besonders gut aussahen, besonders<br />

gut ankamen und besonders beliebt<br />

waren: wICKIE UND DIE STaRKEN MÄNNER<br />

ist dafür wieder ein besonders gutes Beispiel.<br />

Und noch einfacher das Prinzip: Never change<br />

a winning team! Für die reale adaption einer<br />

liebevoll, aber ziemlich einfach animierten Zeichentrickserie<br />

aus den 70er Jahren, in der ein<br />

Held im Mittelpunkt stand, der angst vor wölfen<br />

und Piraten hatte, aber immer eine gute Idee<br />

(hier wehte der Zeitgeist mit windstärke 13),<br />

arbeitete er wieder mit den Leuten zusammen,<br />

die schon seine ersten Erfolge zum Glänzen,<br />

zum Klingen und zum Swingen gebracht hatten.<br />

Nur der Production Designer Matthias Müsse<br />

(Bestes Szenenbild) war neu. allerdings hatte<br />

der Filmarchiekt, der als bevorzugte arbeitsbereiche<br />

„Historisches, Skurriles und Mysteriöses“<br />

angibt, auch schon das Schloss gebaut,<br />

durch das Bully dereinst als Gespenst Hui Buh<br />

toben durfte. Um sich für den Bau des wikingerdorfes<br />

Flake inspirieren zu lassen, ging er allerdings<br />

nicht ins Völkerkundemuseum, sondern<br />

schaute genau auf die alten Zeichentrickfilme.<br />

Und gebaut wurde auch nicht an norwegischen<br />

Fjorden. Und auch nicht in der mitunter noch<br />

unberührten wilden Natur Schottlands oder<br />

Irlands, wo man sich zunächst von Filmen wie<br />

BRaVEHEaRT hingezogen fühlte. Gebaut wurde<br />

am Ende vor der Haustür, am walchensee in<br />

oberbayern. Schließlich hatte hier bereits vor<br />

fünfzig Jahren Kirk Douglas ein wikingerboot<br />

für Hollywood gesteuert.<br />

Bestes Szenenbild –<br />

MaTTHIaS MÜSSE<br />

– wICKIE UND DIE<br />

STaRKEN MÄNNER<br />

(2009)<br />

– HUI BUH (2006)<br />

– NaPoLa (2004)<br />

– DaS JESUSVIDEo<br />

(2002 / TV)<br />

63


Georg Korpás (Bestes Maskenbild) hatte schon<br />

vor Jahren apahachi die Perücke gemacht und<br />

winnetouch (vermutlich) die Fingernägel. Die<br />

Masken für Halvars verrückte Truppe kamen<br />

natürlich auch vom Storyboard der Serie – und<br />

schafften den wiedererkennungseffekt derselben<br />

bei kindlichen Fans schon im Kinotrailer.<br />

Da zu den Lieblingsaufgaben des Münchner<br />

Maskenbildners mit der Vorliebe für selbstgebaute<br />

Special Effects nach eigenen angaben un-<br />

64<br />

Bestes Maskenbild –<br />

GEoRG KoRPáS<br />

– KRaBaT (2008)<br />

– HUI BUH (2006)<br />

– (T)RaUMSCHIFF<br />

SURPR<strong>IS</strong>E - PERIoDE 1<br />

(2004)<br />

– SUNSHINE - EIN<br />

HaUCH VoN<br />

SoNNENSCHEIN<br />

(1999)<br />

ter anderem „Narben, Messerstiche, Hautkrankheiten,<br />

Mutationen oder besonders schöne oder<br />

hässliche, vergilbte Zähne oder Zahnfehlstellungen“<br />

gehören, mussten die Frisuren, Bäuche<br />

und Gesichter der Kinder und Männer aus Flake<br />

und rund um den schrecklichen Sven ja geraten.<br />

Der Filmemacher Bully Herbig und sein Filmkomponist<br />

Ralf wengenmayr (Beste Filmmusik)<br />

passen und arbeiten auch deshalb so gut<br />

zusammen, weil sie mindestens eine künst-<br />

Beste Filmmusik –<br />

RaLF wENGENMaYR<br />

– wICKIE UND DIE<br />

STaRKEN MÄNNER<br />

(2009)<br />

– L<strong>IS</strong>SI UND DER<br />

w<strong>IL</strong>DE Ka<strong>IS</strong>ER (2007)<br />

– (T)RaUMSCHIFF<br />

SURPR<strong>IS</strong>E - PERIoDE 1<br />

(2004)<br />

– DER SCHUH DES<br />

MaNITU (2001)<br />

lerische Gemeinsamkeit haben – sie machen<br />

aus adaptionen immer etwas Eigenes, etwas<br />

originäres. Natürlich gab es auch für wICKIE<br />

bereits die Schlüsselmelodien aus der Serie.<br />

aber Ralf wengenmayr – der vor seiner Zusammenarbeit<br />

mit Bully auch als Barpianist gearbeitet<br />

und Musiken für arztserien im TV ebenso<br />

schrieb wie für die augsburger Puppenkiste –<br />

hat sie souverän neu arrangiert und benutzt.<br />

So wird aus dem etwas zurückgebliebenen<br />

Beste Tongestaltung –<br />

MICHaEL KRaNZ<br />

– DER UNTERGaNG<br />

(2004)<br />

– SM<strong>IL</strong>La`S SENSE oF<br />

SNow (1997)<br />

– FaRawaY, So CLoSE<br />

(1993)<br />

– HoMo FaBER (1989)<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>


Titellied (damals gesungen von den Vorgängern<br />

der Bläck Fööss) plötzlich im Remix ein mitreißender<br />

Surf-Song, während die Score-Musik genau<br />

die richtige Mischung aus konventioneller<br />

abenteuer-Dramatik und dramaturgischer Ironie<br />

bietet, die den ganzen Film ausmacht.<br />

Und bekanntlich macht auch der Ton die Musik<br />

eines Films. Bei Bully Herbig, dem Liebhaber<br />

filmischer Details, überraschender Effekte, dem<br />

Perfektionisten technischer Möglichkeiten im<br />

Beste Tongestaltung –<br />

BEN RoSENKIND<br />

– HIER KoMMT LoLa<br />

(20<strong>10</strong>)<br />

– SwaNSoNG:SToRY<br />

oF oCCI BYRNE<br />

(2009)<br />

– DER BaaDER MEIN-<br />

HoF KoMPLEX (2008)<br />

– L<strong>IS</strong>SI UND DER w<strong>IL</strong>-<br />

DE Ka<strong>IS</strong>ER (2007)<br />

Dienste guter Unterhaltung, gilt das besonders.<br />

Seine künstlerischen Dienstleister auf diesem<br />

Gebiet, die Sound-Designer, Mischtonmeister<br />

und Tontechniker Michael Kranz, Chrissi Rebay,<br />

Mario Hubert und Ben Rosenkind (Beste Tongestaltung)<br />

haben auch in der welt der heulenden<br />

wölfe, krachenden Balken, klirrenden Schwerter,<br />

blubbernden Dialoge und brummenden<br />

Schädel wieder ganze arbeit geleistet.<br />

Beste Tongestaltung –<br />

MaRIo HUBERT<br />

– THEMBa (20<strong>10</strong>)<br />

– VoRSTaDT-<br />

KRoKoD<strong>IL</strong>E (2009)<br />

– JoHN RaBE (2009)<br />

– (T)RaUMSCHIFF<br />

SURPR<strong>IS</strong>E - PERIoDE 1<br />

(2004)<br />

Beste Tongestaltung –<br />

CHR<strong>IS</strong>SI REBaY<br />

– wICKIE UND DIE<br />

STaRKEN MÄNNER<br />

(2009)<br />

– JoHN RaBE (2009)<br />

– HUI BUH (2006)<br />

– (T)RaUMSCHIFF<br />

SURPR<strong>IS</strong>E - PERIoDE 1<br />

(2004)<br />

65


WÜSTENBLUME<br />

Mit über einer Million<br />

Kinobesuchern zählte<br />

wÜSTENBLUME<br />

zu den erfolgreichsten<br />

deutschen Filmen<br />

2009. Der Film beruht<br />

auf dem gleichnamigen<br />

autobiografischen<br />

Roman von waris<br />

Dirie, die in der wüste<br />

Somalias aufwuchs,<br />

dann mit 13 Jahren<br />

vor einer Zwangsheirat<br />

in die Hauptstadt<br />

Mogadischu floh, von dort nach London weiterreiste<br />

und da einige Jahre später von einem<br />

Starfotografen entdeckt wurde. auf dem<br />

Höhepunkt ihrer Model-Karriere erzählt sie in<br />

einem Interview von der grausamen Tradition<br />

der Frauenbeschneidung in ihrer Heimat, unter<br />

deren Folgen sie heute noch leidet.<br />

waris Dirie ist eine Frau, deren weiblichkeit weggeschnitten<br />

und die nun zu einer Ikone der Modewelt<br />

wurde. Ihre autobiografie erschien 1999 in<br />

Deutschland und wurde sehr schnell zu einem<br />

66<br />

Bestseller. Zunächst hatte Elton John mit seiner<br />

Firma Rocket Pictures die Rechte zur Verfilmung<br />

des Stoffes erworben, scheiterte aber an den<br />

Vorstellungen Diries, und so wurden die Rechte<br />

wieder frei. als Produzent Peter Herrmann<br />

(Bester Spielfilm) davon hörte, machte er sich<br />

auf nach London, um waris Dirie zu treffen<br />

und zu erkunden, inwieweit sie bereit sei, die<br />

Filmrechte ihrer sehr intimen Lebensgeschichte<br />

erneut zu vergeben. Er konnte sie überzeugen,<br />

nach neun Monaten Gesprächen und<br />

Planungen unterzeichneten sie einen Vertrag.<br />

Schnell war klar, dass Peter Herrmann Sherry<br />

Hormann als Drehbuchautorin und Regisseurin<br />

für diesen Film wollte. Er gründete 2005<br />

die Desert Flower Filmproduktion, suchte sich<br />

viele geeignete Partner und Gleichgesinnte, u.a.<br />

Benjamin Herrmann (Majestic Filmproduktion)<br />

und Danny Krausz (Dor Film), zur Finanzierung<br />

des umfangreichen Projekts. Im März 2008<br />

konnten die Dreharbeiten am Horn von afrika<br />

beginnen – mit Liya Kebede und Sally Hawkins<br />

in den Hauptrollen.<br />

Es gibt ein altes somalisches Sprichwort, das<br />

heißt: „Das letzte Kamel in einer Karawane<br />

geht so schnell wie das erste.“ waris Diries<br />

verwendet dieses in einer Rede vor der UN, um<br />

zu sagen: „was immer auch dem Letzten von<br />

uns geschieht, wirkt sich auf uns alle aus.“<br />

Es ist ein aufruf, sich weltweit zu engagieren.<br />

Peter Herrmanns Unbeirrbarkeit und das Engagement<br />

aller Beteiligten haben es möglich gemacht,<br />

das Thema der weiblichen Genitialverstümmelung<br />

als emotional anrührenden, fiktionalen<br />

Stoff einem breiten Publikum zugänglich<br />

zu machen.<br />

Foto: © walter wehner<br />

Bester Spielfilm –<br />

PETER HERRMaNN<br />

– NIRGENDwo IN<br />

aFRIKa (2001)<br />

– EINE HaND VoLL<br />

GRaS (1999)<br />

– FETTE wELT (1997)<br />

– DER ToTMaCHER<br />

(1995)<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>


Erobert „Männerherzen“ und „Alle Anderen“ im „Sturm“. Der Passat CC.<br />

Volkswagen, offizieller Partner des <strong>Deutsche</strong>n Filmpreises, wünscht allen Gästen eine spannende Preisverleihung.<br />

www.volkswagen.de


LIPPELS TRAUM<br />

Im Grunde genommen<br />

sind alle Filme des Regisseurs<br />

Lars Büchel<br />

Geschichten aus Tausendundeiner<br />

Nacht.<br />

Sie sind märchenhaft,<br />

phantasievoll, irgendwie<br />

abenteuerlich und<br />

machen die Realität<br />

erträglich, weil sie sich<br />

in der richtigen Position<br />

neben diese stellen.<br />

Insofern war es gar keine<br />

Überraschung, dass<br />

der Produzent Ulrich Limmer (Bester Kinderfilm)<br />

für die Verfilmung von LIPPELS TRaUM auf den<br />

Mann verfiel, dessen Personal in den bisherigen<br />

Filmen deutlich älter war.<br />

Die Geschichte von Lippel, dem vom vielbeschäftigten<br />

Vater allein erzogenen Sohn, der gegen seine<br />

Kinderfrau kämpft, indem er sich in die fantastische<br />

welt der berühmten arabischen Märchen<br />

begibt, ist nicht die erste adaption eines Buches<br />

von Paul Maar. Der Bamberger Kinderbuchautor<br />

lieferte bereits die Vorlagen zu den ersten,<br />

68<br />

äußerst erfolgreichen Kinderfilmen, die Ulrich<br />

Limmer mit seiner Firma Collina Film produzierte,<br />

nämlich DaS SaMS (Regie: Ben Verbong). Ulrich<br />

Limmer, der nicht nur Produzent, sondern auch<br />

ein erfolgreicher Drehbuchautor ist, gründete die<br />

Collina Film, deren alleiniger Gesellschafter er ist,<br />

im Jahr 2002 und hat sich bisher mit einer selbstbewussten<br />

Mischung aus TV- und Kinofilmen und<br />

einem ausgewiesenen Faible für die intelligente<br />

adaption populärer Kinderstoffe (DER RÄUBER<br />

HoTZENPLoTZ, HERR BELLo) behauptet.<br />

Bester Kinderfilm –<br />

ULRICH LIMMER<br />

– DIE FR<strong>IS</strong>EUSE (2009)<br />

– FRECHE MÄDCHEN<br />

(2007)<br />

– DaS SaMS (2000)<br />

– SCHToNK! (1991)<br />

Foto: © Bernd Spauke Foto: © Gunnar Fuss<br />

Lippels Träume verfrachten den scheuen, phantasiebegabten<br />

Jungen von der beschaulichen<br />

altstadt Passaus in die abenteuergeladene Hitze<br />

einer mittelalterlichen wüstenfestung. Das sind<br />

nicht nur sehr verschiedene Lebens-, sondern<br />

auch Lichtverhältnisse. Radikale Motivwechsel.<br />

Für die Kamerafrau Jana Marsik (Beste Bildgestaltung),<br />

absolventin der Filmhochschule Babelsberg,<br />

eine spannende Herausforderung, die<br />

sie nutzte, um ihr Publikum auch auf eine visuelle<br />

Reise durch die Zeiten zu nehmen.<br />

Beste Kamera –<br />

JaNa MaRSIK<br />

– LIPPELS TRaUM<br />

(2009)<br />

– SaME SaME BUT<br />

DIFFERENT (2009)<br />

– RoBERT ZIMMER-<br />

MaNN wUNDERT<br />

SICH ÜBER DIE<br />

LIEBE (2008)<br />

– HÄNDE wEG VoN<br />

M<strong>IS</strong>S<strong>IS</strong>SIPPI (2007)<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>


VORSTADTKROKOD<strong>IL</strong>E<br />

Der gelernte Maurer<br />

und Hauer Max von<br />

der Grün, der in den<br />

sechziger und siebziger<br />

Jahren zu den Ikonen<br />

der bundesrepublikanischenarbeiterliteratur<br />

gehörte, hat<br />

1976 ein Kinderbuch<br />

geschrieben, das noch<br />

heute zu den Klassikern<br />

seines Genres gehört<br />

und wegen seiner<br />

klugen Mischung aus<br />

abenteuergeschichte und Milieustudie eine beliebte<br />

Schullektüre (falls es so etwas überhaupt<br />

geben kann) geblieben ist. Über dreißig Jahre<br />

später entdeckten die Produzenten Lena olbrich<br />

und Christian Becker (Bester Kinderfilm) die<br />

VoRSTaDTKRoKoD<strong>IL</strong>E neu und versetzten die<br />

Geschichte einer Jugendbande in der sozial angespannten<br />

welt des Ruhrpotts in die heutige<br />

Zeit. Immer noch stehen eine lebensgefährliche<br />

Mutprobe und das sozusagen mit kriminalistischen<br />

Mitteln gelöste Problem der Integrati-<br />

on eines behinderten Jungen im Mittelpunkt.<br />

Mit Hilfe des Regisseurs Christian Ditter<br />

(FRaNZÖS<strong>IS</strong>CH FÜR aNFÄNGER) und des autors<br />

Neil Ennever schufen olbrich und Becker<br />

ein zeitgemäßes und cooles Kinoabenteuer mit<br />

Kultpotenzial, dessen Fortsetzung bereits jetzt<br />

in den Kinos läuft.<br />

Christian Becker, ein absolvent der Hochschule<br />

für Fernsehen und Film in München, begann bereits<br />

an der Hochschule seine Zusammenarbeit<br />

mit dem Regisseur Peter Thorwarth, für den er<br />

mit seinem damaligen Partner Thomas Häberle<br />

1998 den Kultfilm BaNG BooM BaNG produzierte.<br />

Mit seiner 2001 gegründeten Firma Rat<br />

Pack entwickelte und produzierte der umtriebige<br />

Fan origineller Fernsehunterhaltung und<br />

gut gemachter Kino-Kost so unterschiedliche<br />

Stoffe wie DIE wELLE oder den Kinderfilm-Hit<br />

wICKIE UND DIE STaRKEN MÄNNER. Seine<br />

langjährige Dramaturgin und Producerin Lena<br />

olbrich, eine gelernte Kommunikationswissenschaftlerin,<br />

arbeitete für die VoRSTaDTKRoKo-<br />

D<strong>IL</strong>E erstmals als ausführende Produzentin für<br />

einen Kinofilm. Ein guter Einstand.<br />

Bester Kinderfilm –<br />

LENa oLBRICH<br />

– VoRSTaDT-<br />

KRoKoD<strong>IL</strong>E 2 (20<strong>10</strong>)<br />

– VoRSTaDT<br />

KRoKoD<strong>IL</strong>E (2009)<br />

Bester Kinderfilm –<br />

CHR<strong>IS</strong>TIaN BECKER<br />

– wICKIE UND DIE<br />

STaRKEN MÄNNER<br />

(2009)<br />

– DIE wELLE (2008)<br />

– HUI BUH (2006)<br />

– BaNG BooM BaNG<br />

(1999)<br />

69


DIE FRAU MIT DEN 5 ELEFANTEN<br />

auch wenn gerade<br />

dieser Film gar nicht<br />

ohne worte auskommen<br />

kann – seien es die<br />

o-Töne der Titelfigur<br />

oder die off-Töne<br />

des Regisseurs –, sein<br />

heimliches Motto klingt<br />

anders, und er hat es<br />

sich aus dem Mund<br />

seiner Protagonistin<br />

geholt: „Ich finde es<br />

schön, wenn man etwas<br />

wortloses sagen<br />

kann. Dann braucht man es nicht zu übersetzen.“<br />

Die das sagt, ist Übersetzerin. Vielleicht die<br />

bedeutendste Übersetzerin russischer Literatur<br />

ins <strong>Deutsche</strong>. Sie heißt Swetlana Geier,<br />

ist mittlerweile 86 Jahre alt – und die fünf<br />

Elefanten sind die großen Romane von Fjodor<br />

M. Dostojewskij, dem wichtigsten russischen<br />

Erzähler, der ziemlich genau hundert Jahre vor<br />

Swetlana geboren wurde.<br />

70<br />

Der Filmemacher Vadim Jendreyko ist an der arbeit<br />

dieser Frau interessiert. aber er erzählt von<br />

ihrer arbeit, indem er über sie selbst erzählt, sie<br />

erzählen lässt und ihr Leben und ihre Lebensweise<br />

darstellt. Und er lässt sich für alle diese<br />

Elemente Zeit. Es gibt tatsächlich viele, auffällig<br />

und angenehm viele Passagen, in denen der<br />

Film „etwas wortloses“ sagt. Das ist spannend<br />

und berührend. Zugfahrten, Blickwechsel, Küchenarbeiten,<br />

Momente der Nachdenklichkeit,<br />

Momente der Trauer, Momente der leisen Freude.<br />

Und es gibt zum Beispiel eine Szene, in der all<br />

diese Elemente zusammenzukommen scheinen.<br />

Swetlana Geier bügelt. Sie ordnet die Fasern,<br />

stellt einen logischen Zusammenhang zwischen<br />

Text und Textil her – und ist plötzlich bei sich<br />

selbst und ihrer arbeit zugleich.<br />

Dass der Film auch ein Roadmovie ist, das von<br />

einer historischen und sehr persönlichen Reise<br />

berichtet, ist vielleicht gar nicht so wichtig,<br />

aber gut für das Verständnis einer Frau, die die<br />

Ukraine erst nach der deutschen Besatzung während<br />

des Zweiten weltkrieges verlassen hatte –<br />

und aufgrund ihrer guten Deutschkenntnisse zunächst<br />

in Dortmund und dann in Freiburg Fuß<br />

fassen konnte. Der von Thomas Tielsch (Bester<br />

Dokumentarfilm) und seinem Schweizer Partner<br />

Hercli Bundi produzierte Film begleitet Swetlana<br />

Geier auf dem weg zum Grab ihrer Mutter, das sie<br />

seit über sechzig Jahren nicht besucht hat. Und<br />

das Publikum begleitet eine faszinierende alte<br />

Frau, für deren weisheit und Güte diese beiden<br />

schönen wörter hätten erfunden werden müssen,<br />

wenn es sie nicht schon gäbe.<br />

Bester Dokumentarfilm –<br />

THoMaS TIELSCH<br />

– DER PFaD DES<br />

KRIEGERS (2007)<br />

– DaS MoSQUITo-<br />

PRoBLEM UND<br />

aNDERE GESCHICH-<br />

TEN (2007)<br />

– YES I aM! (2006)<br />

– DIE FINSTERN<strong>IS</strong><br />

(2005)<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>


DAS HERZ VON JENIN<br />

Im November 2005 wird<br />

der 12-jährige Palästinenser-Junge<br />

ahmed<br />

Khatib im israelisch<br />

besetzten Jenin von Kugeln<br />

israelischer Soldaten<br />

getroffen. Im Krankenhaus<br />

von Haifi können<br />

die Ärzte nur noch<br />

seinen Hirntod feststellen.<br />

Um anderen Kindern<br />

helfen zu können,<br />

entscheidet ahmeds<br />

Vater Ismael Khatib,<br />

die organe seines Sohnes israelischen Kindern zu<br />

spenden. Es ist die Friedensvision eines Palästinensers,<br />

die fünf israelischen Kindern das Leben<br />

rettet und bewusst macht, dass es nicht darum<br />

gehen kann, ob das organ spendende Kind jüdischen,<br />

islamischen oder christlichen Glaubens<br />

ist. Es geht allein um Lebensrettung.<br />

auf dem Berlinale Talent Campus 2006 stellte<br />

der junge israelische Regisseur Leon Geller diese<br />

Geschichte vor und lernte dort die Produktions-<br />

firma EIKoN kennen, die sich sehr für das Projekt<br />

interessierte. Dann stellte EIKoN einen Kontakt<br />

zu dem deutschen Regisseur Marcus Vetter her,<br />

den das Thema und die Zusammenarbeit mit einem<br />

israelischen Regisseur sehr reizten. 2007,<br />

wieder während der Berlinale, trafen sich Geller<br />

und Vetter erstmals, um über die gemeinsame<br />

arbeit zu sprechen. Schnell einigten sich beide<br />

auf den Fokus des Films: Eine Reise von Ismael<br />

Khatib zu den Kindern zu begleiten, die mit den<br />

gespendeten organen leben dürfen.<br />

Für die beiden Produzenten Ernst Ludwig<br />

Ganzert und Ulli Pfau (Bester Dokumentarfilm)<br />

passte das inhaltliche und künstlerische Konzept<br />

der Regisseure gut zur Philosophie ihrer Firma<br />

EIKoN, einer gemeinnützigen Film- und Fernsehproduktionsgesellschaft,<br />

deren größter Gesellschafter<br />

die Evangelische Kirche in Deutschland<br />

ist. EIKoN versteht sich als Vermittlerin der<br />

christlichen Botschaft, als Stimme der Schwachen,<br />

als Fenster nach osteuropa und in die Dritte<br />

welt. In diesem Jahr feiern sie übrigens ihr<br />

50-jähriges Bestehen.<br />

Bester Dokumentarfilm –<br />

ERNST LUDwIG<br />

GaNZERT<br />

– DER VERLoRENE<br />

VaTER (2009)<br />

– So GLÜCKLICH waR<br />

ICH NoCH NIE (2009)<br />

– DaS HERZ VoN<br />

JENIN (2008)<br />

– UNTER DEM E<strong>IS</strong><br />

(2005)<br />

Bester Dokumentarfilm –<br />

ULLI PFaU<br />

– JoHaNNES CaLVIN -<br />

REFoRMaToR UND<br />

REIZFIGUR (2009 / TV)<br />

– DaS REICHSoRCHES-<br />

TER (2007)<br />

– SEE wHaT HaPPENS<br />

(2001 / TV)<br />

– BLUE NoTE -<br />

a SToRY oF MoDERN<br />

JaZZ (1996 / TV)<br />

71


Nominated in 3 Categories:<br />

Style, Style, Style.<br />

Unseren Gästen des <strong>Deutsche</strong>n Filmpreises wünschen wir eine angenehme, wenn auch vielleicht<br />

zu kurze Nachtruhe. Viel Spaß bei der Verleihung und herzlichen Glückwunsch allen Preisträgern.<br />

Bonne nuit et bonjour im Hôtel Concorde Berlin!<br />

Hôtel Concorde Berlin<br />

Augsburger Straße 41 · <strong>10</strong>789 Berlin<br />

Tel: +49 (0)30 800 999 0<br />

concordeberlin@concorde-hotels.com<br />

concorde-hotels.com/concordeberlin<br />

done by WE DO


DaS CaTERING-KoNZERT – LIVE BEIM DEUTSCHEN F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong><br />

Essen beim Filmpreis ist Essen wie beim Film.<br />

Für das leibliche wohl im Rahmen der Verleihung<br />

des DEUTSCHEN F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong>ES 20<strong>10</strong> sorgen<br />

diesmal diejenigen, die sonst gerne und gut für<br />

das leibliche wohl beim Drehen der Filme sorgen.<br />

acht in Berlin ansässige und aktive Cateringfirmen<br />

und Restaurants haben sich spontan ent-<br />

schlossen, für die Gäste der LoLa 20<strong>10</strong> zu kochen.<br />

Für diese konzertierte aktion steigen sie aus ihren<br />

Catering-wagen oder verlassen die angestammten<br />

Herde, um gemeinsam am ort der Verleihung<br />

kulinarisch kreativ zu werden. Ein Beispiel, das<br />

Schule machen und ein Modell für die Zukunft der<br />

Filmpreis-Buffets werden könnte.<br />

wir möchten uns bei den diesjährigen Unterstützern<br />

ganz herzlich bedanken, freuen uns<br />

auf ungewöhnliche Kombinationen und auf das<br />

nächste Jahr.<br />

73


FÖRDERMITGLIEDER<br />

74<br />

aRRI arnold & Richter<br />

Cine Technik GmbH & Co.<br />

Betriebs KG<br />

cic group immobilienprojektentwicklungsgesellschaft<br />

mbH<br />

CineMedia Film aG<br />

CineStar-Gruppe CMS<br />

Cinema Management<br />

Service GmbH<br />

Concorde Filmverleih<br />

GmbH<br />

Constantin Film aG<br />

DFG <strong>Deutsche</strong> FilmversicherungsGemeinschaft<br />

die film gmbh<br />

drei d medien service GmbH<br />

e27 gbr<br />

Entertainment Value<br />

associates GmbH<br />

Estée Lauder Companies<br />

GmbH<br />

Falcom Media GmbH<br />

F<strong>IL</strong>MPaRK BaBELSBERG<br />

GMBH<br />

FPS Fritze wicke Seelig<br />

Highlight<br />

Communications aG<br />

HKR -<br />

Hollmann Knappe Reimert<br />

Just Publicity GmbH<br />

Kinowelt GmbH<br />

Kodak GmbH<br />

Entertainment Imaging<br />

maz & movie GmbH<br />

okapi GmbH<br />

PKF Fasselt Schlage<br />

Partnerschaft<br />

Rialto Film GmbH<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>


Saxonia Media<br />

Filmproduktion GmbH<br />

Senator Film Produktion<br />

GmbH<br />

SKw Schwarz<br />

Rechtsanwälte<br />

Studio Babelsberg<br />

GmbH<br />

Studio Hamburg GmbH<br />

Thinking Networks aG<br />

Universal Pictures International<br />

Germany GmbH<br />

Universum Film GmbH<br />

walt Disney Studios Motion<br />

Pictures Germany GmbH<br />

warner Bros.<br />

Entertainment GmbH<br />

X Verleih aG<br />

Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Filmakademie</strong> hat ein klares Ziel:<br />

die Kreativen des deutschen Kinos unter einem<br />

Dach zu vereinen. Das bringt nicht nur Bewegung<br />

in die Kommunikation untereinander, es<br />

schafft auch eine größere Wirkung nach außen.<br />

In dieser Konstellation können die Kreativen<br />

ihre Interessen besser austauschen und vertreten<br />

– und sie können dem Publikum noch einmal<br />

anders nahekommen. Seit 2005 entscheiden die<br />

Mitglieder der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Filmakademie</strong> auch<br />

über die Vergabe des DEUTSCHEN F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong>ES,<br />

der vom BKM gestiftet wird.<br />

Viele Macher, die zur Entstehung eines deutschen<br />

Films ihr handwerkliches und kreatives Poten-<br />

zial beitragen, fühlen sich der <strong>Filmakademie</strong><br />

sehr verbunden. Sie sind Fördermitglieder<br />

und unterstützen die gemeinsame Arbeit<br />

auch materiell. In einem kleineren finanziellen<br />

Rahmen, aber mit ebenso viel Engagement,<br />

sorgt auch der größere Kreis der Freunde der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Filmakademie</strong> dafür, dass die<br />

Akademie lebens- und handlungsfähig bleibt.<br />

Aber aus den Mitgliedsbeiträgen allein könnte<br />

die Akademie nicht so aktiv sein, wie sie<br />

ist. Durch die jährlichen Zuwendungen der<br />

Fördermitglieder kann die Akademie lebendig<br />

arbeiten, also Personal bezahlen, Projekte initiieren,<br />

Veranstaltungen organisieren, ihre Aussenwirkung<br />

verstärken.<br />

Freunde und Fördermitglieder werden in das<br />

aktive Leben der <strong>Filmakademie</strong> mit einbezogen.<br />

Sie können ausgewählte Veranstaltungen wie<br />

die LOLA Sichtungen und LOLA Visionen besuchen,<br />

erhalten den exklusiven Akademie-Newsletter<br />

EXTRABLATT, werden in Publikationen<br />

genannt und nehmen immer wieder gerne an<br />

internen Treffen der Akademie-Mitglieder teil.<br />

75


Freunde und Fördermitglieder tun das, was<br />

ihre Namen sagen: Sie fördern die Arbeit der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Filmakademie</strong> und leisten damit<br />

dem deutschen Film und seinen Kreativen einen<br />

großen Freundschaftsdienst.<br />

Nicole ackermann Geschäftsführerin | wally<br />

ahrweiler agentin | Franziska aigner-Kuhn<br />

Casting-Director | Delia albrecht Schauspieleragentin<br />

| Georg alexander Journalist | Katrin anders<br />

agentin | Christian angermayer Unternehmer<br />

| Elke apelt agentin | Gabriela Bacher Produzentin<br />

| Simone Bachofner Junior Publicist |<br />

Rolf Bähr Ex FFa Vorstand | anke Balzer agentin<br />

für Schauspieler | Frank Barner Steuerberater,<br />

Rechtsanwalt | Julia Bartelt PR-agentin | Regine<br />

Baschny PR Beraterin | Iris Baumüller-Michel<br />

Casting Director | Caroline Beil Schauspielerin |<br />

astride Bergauer agentin | Ute Bergien agentin |<br />

Evi Bischof agentin | Mathias Bothor Fotograf |<br />

oliver Boy Produzent | Elke Brand Medienagentin<br />

| Karin Brandner agentin | Frank Brauner<br />

Rechtsanwalt | alice Brauner Produzentin |<br />

wolfgang Brehm Filmanwalt | Bettina Breitling<br />

Leitung Lizenzen, Filmrechte | wolf Dietrich Brü-<br />

76<br />

FREUNDESKRE<strong>IS</strong><br />

cker Redakteur | Gero Brugmann Rechtsanwalt |<br />

Stephan Bürgi agent / Schauspieler | Christoph<br />

Caesar PR-agent | Bernd Capitain Schauspieler<br />

| Christina Capitain Schauspielerin | Xavier<br />

Chotard Marketingberater | Margit Chuchra Produzentin<br />

| Daniel Tobias Czeckay Rechtsanwalt |<br />

Martin Danner | Cathy de Haan Dramaturgin,<br />

Dozentin | Max Dehmel Ministerialrat a.D. | Ulf<br />

Dobberstein Rechtsanwalt | Marion Döring Geschäftsführerin<br />

| alexander van Dülmen CEo a-<br />

Company Consulting & Licensing aG | Michael<br />

Düwel Geschäftsführer | Pete Dwojak Schauspieler<br />

| Frank Eickmeier Rechtsanwalt/Filmrecht |<br />

Dorothea Eickmeier autorin | Jürgen Elbers<br />

Schauspielcoach | Katharina Elias TV-Redakteurin<br />

| Matthias Elwardt Gesellschafter | Jürgen<br />

Fabritius | Lutz Fassbender CEo i2i Musikverlag<br />

| Cordula Fassbender wissenschaftlerin |<br />

Dirk Fehrecke agent für Film, TV und Theater |<br />

Claudia Fehrenbach Fitz Schauspielagentin |<br />

Milena Fessmann Musicsupervisor | Nicole Fischer<br />

Casting Director | Philipp Fleischmann<br />

Trailer-Produzent, Regisseur | Susanne Franke<br />

Theaterkunst | Egon F. Freiheit Drehbuchautor/<br />

TV-Consultant | Silke Fuhrmann Geschäftsfüh-<br />

rerin | Stefan Gärtner Leiter Koproduktion und<br />

Kofinanzierung | Gero Gandert Filmhistoriker |<br />

Christina Gattys agentin | Georg Georgi Schauspielagent<br />

| Reinhard Gerharz Rechtsanwalt |<br />

anna Gerloff Schauspielerin | Max Gertsch<br />

Schauspieler | Norbert Ghafouri Schauspieler |<br />

Maren Gilzer Schauspielerin | Gerhard Groß<br />

Filmtheaterbetreiber | Heinke Hager agentin<br />

für Filmrechte | winfried Hammacher Produzent<br />

| Britta Hansen Produzent | Birgit Hass<br />

Geschäftsführerin | Sabine Hemstedt Schauspielerin<br />

| Marlis Heppeler agentin | wolfgang Hielscher<br />

Jurist | Max Höhn Hair & Make Up artist |<br />

alexandra Hölzer Rechtsanwältin | Bernhard<br />

Hoestermann agent für Schauspieler | Gerti Hofmann<br />

Gastronomin | Mechthild Holter Inhaber/<br />

Geschäftsführerin Players | Nicole Houwer autorin<br />

| Eva Hubert Geschäftsführerin FFHSH |<br />

Ilona Hüttersen Presseagentin | Patrick Jacobshagen<br />

Rechtsanwalt | Marielouise Janssen-Jurreit<br />

Filmautorin | Bianca Junker Presseagentin |<br />

Christine Kabisch Regisseurin | Till Kaposty-<br />

Bliss werbegrafiker | anja Karmanski Schauspielerin<br />

| Ringo Kaufhold Schauspielagent | Klaus<br />

Keil Direktor Erich Pommer Institut | Uschi Keil<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>


agentin | Rainer Keller Lobbyist, Strategisches<br />

Management | Nicole Kellerhals Dramaturgin |<br />

Senta Dorothea Kirschner Schauspielerin | Georg<br />

Kloster Yorck Gruppe | Thomas Kluge Fotograf |<br />

Michael Konstabel archivrechercheur | Heide<br />

Kortwich Maskenbildnerin | Detlev Krüger Sprecher<br />

der GF Martin-Braun-Gruppe | Hildburg<br />

Krüger Fachbereichsleiterin Kunst & Kultur |<br />

Karin Kruse Manager/agent | adrian Kutter Diplom-Kaufmann<br />

| Sandra Lampugnani agentin |<br />

Renate Landkammer agentin | Claudia Lehmann<br />

TV-Produzentin | Thomas Letocha autor | Silvana<br />

Liebich agentin für Schauspieler | amélie Linder<br />

PR-Berater | Claudia Loewe GF DFa Produktion<br />

GmbH | Yutah Lorenz Schauspielerin und artistin<br />

| Stefan Lütje Rechtsanwalt | Lars Meier<br />

Künstlermanager | Ulrich Meinhard agent | Henner<br />

Merle Rechtsanwalt | Susanne Mertins Geschäftsführerin<br />

| Günther Mertins Kinobetreiber |<br />

Philipp von Mettenheim Rechtsanwalt | Kristin<br />

Meyer Schauspieler | Carsten Meyer-Grohbrügge<br />

Regisseur | Caroline Millahn agentin | Benjamina<br />

Mirnik Produzentin | Benedict Mirow Regisseur,<br />

Produzent | Fabian Mittermüller | Marketa Modra<br />

agentin | Stefan von Moers Rechtsanwalt |<br />

Petra Maria Müller Medienboard Berlin-Brandenburg<br />

| Katrin Näher agentin | azizeh Nami<br />

PR-agentin | Sigrid Narjes agentin | Michaela<br />

Niemeyer | Maren Niemeyer Produzentin, Regisseurin<br />

| Christoph ott Verleiher | Volker otte<br />

Rechtsanwalt für Filmförderungsrecht | Erik<br />

Paulsen Dialogautor & Synchronregisseur | Sabine<br />

Peters Pädagogin | Gabriele Pfennigsdorf<br />

FilmFernsehFonds Bayern | Michal Pokorny Produzent<br />

| Margit Preiss PR-agentin | Hans Helmut<br />

Prinzler Filmhistoriker | Katja Proxauf agentin |<br />

Inga Pudenz Manager/agentur | wiebke Reed<br />

agentin | Josef Reidinger Leiter der Postproduktion<br />

| Susanne Reinker autorin | Mario Rempp<br />

Filmtheaterbetreiber | Mariette Rissenbeek PR<br />

Managerin | Renate Roginas Geschäftsführerin<br />

der Villa Kult oHG | Renate Rose European Film<br />

Promotion | Stefan Rüll Rechtsanwalt | Nadja<br />

Runge Publicist | Klaus Schaefer FilmFernseh-<br />

Fonds Bayern | Thorsten Schaumann Filmkaufmann<br />

| Christian Schertz Rechtsanwalt | Thomas<br />

Scheuble Bankkaufmann (Prokurist) | antje<br />

Schlag agentin für Schauspiel, Regie, Filmkomponisten<br />

| Michael Schmid-ospach Filmstiftung<br />

NRw | Marie-Luise Schmidt agentin | Josephine<br />

Schmidt Schauspielerin | Steffen Schmidt-Hug<br />

Rechtsanwalt | Sonja Schmitt Delphi Filmverleih |<br />

Lutz Schmökel agent | Norbert Schnell agent |<br />

Marc Schötteldreier Casting Director | Peter<br />

Schulze PR-Manager | Sibylle Seidel-Gieth agentin<br />

| Christian Senger Schauspieler | Sebastian<br />

Sieglerschmidt Geschäftsführer | Ulla Skoglund<br />

(Schauspieler)agentin | Inka Stelljes agentin für<br />

Schauspieler | Volker Störzel agent Theater, Film<br />

und Fernsehen | Christiane Stützle Rechtsanwältin<br />

für Film- und Medienrecht | Conny Suhr PRagentin<br />

| Judith Sutter Schauspielagentin | Gisela<br />

Tatsch-Daust Schauspielagentin | Sonya Tuchmann<br />

Schauspielerin | Michaela von Unger Filmproduzentin<br />

| Burkhard Voiges Geschäftsführer |<br />

Magnus Vortmeyer Marketingleiter Tobis Film |<br />

Christiane von wahlert Geschäftsführerin SPIo |<br />

Christiane waldbauer Schauspieleragentin |<br />

Katrin wans agentin | Steffen weihe agent | Simone<br />

wernet Lektorin & Dramaturgin | Thomas<br />

weymar Telepool München | albert wiederspiel<br />

Filmfestleiter | Rafaela wilde Rechtsanwältin |<br />

Harald will agent für Film Fernsehen & Theater |<br />

Sylvia wolf Medienberater | Beate wolgast agentin<br />

| Ute Zahn Geschäftsführerin<br />

77


DaS TEaM<br />

VERaNSTaLTER/aUFTRaGGEBER<br />

Der DEUTSCHE F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> ist eine Veranstaltung<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Filmakademie</strong> in Zusammenarbeit<br />

mit dem Beauftragten der Bundesregierung<br />

für Kultur und Medien, produziert<br />

von der DFa Produktion GmbH.<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Filmakademie</strong> e.V.<br />

Präsidium: Iris Berben, Bruno Ganz<br />

Vorstandsvorsitzender: Thomas Kufus<br />

Geschäftsführung: alfred Holighaus,<br />

Christiane Teichgräber<br />

Team: Katja Hevemeyer, Karina Pasternak,<br />

Stephan Pless, Susann Pocha, Tanja Riehn,<br />

Stefanie Röders<br />

BKM/Filmreferat K35<br />

Stefanie Hasler, Ulrike Schauz<br />

MoDERaTIoN<br />

Barbara Schöneberger<br />

KÜNSTLER<strong>IS</strong>CHE LEITUNG<br />

Florian Gallenberger, Benjamin Herrmann<br />

78<br />

PRoDUZENTIN<br />

Claudia Loewe<br />

PRoDUCERIN<br />

Marion Gaedicke<br />

PRoDUKTIoNSLEITUNG<br />

MBTV Produktions GMBH<br />

Matthias Börner, Carsten Lehmann<br />

PRoDUKTIoNSKooRDINaTIoN<br />

Dorothee Hufschmidt<br />

KooRDINaTIoN ZUSPIELER<br />

Heike Hütt<br />

PRoDUKTIoNSaSS<strong>IS</strong>TENZ<br />

Friederike Fröhner<br />

aUFNaHMELEITUNG<br />

Martin Hoffmann, alex Braun, Julia Haupt<br />

GÄSTEMaNaGEMENT<br />

Sigrun Hauer GmbH<br />

aUToREN<br />

Johanna adorján, Dr. Christof Mannschreck<br />

REGIE<br />

Utz weber<br />

REGIEaS<strong>IS</strong>TENZ<br />

Stefanie Herrmannsdörfer<br />

REDaKTIoN<br />

Claudia Voelker, andrea Poulios<br />

ZUSPIELER<br />

arnd von Rabenau<br />

BÜHNENB<strong>IL</strong>D<br />

Hassler Entertainment architecture<br />

KoSTÜMB<strong>IL</strong>D<br />

Heike Stemmler Collection<br />

MaSKE<br />

Matthias Klemenz (Maske B. Schöneberger)<br />

Estée Lauder<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>


LICHTSETZENDER KaMERaMaNN<br />

Didi Garsoffky<br />

TITELMUSIK<br />

Loy wesselburg, Bernhard Eichner<br />

EINSPIELUNG TITELMUSIK<br />

Berliner Philharmoniker unter der Leitung von<br />

Sir Simon Rattle<br />

MUSIKaL<strong>IS</strong>CHE BEGLEITUNG GaLa<br />

Tobias Kremer Big Band<br />

PR<br />

Just Publicity<br />

Regine Baschny, anja oster, Sandra Bellin<br />

BETREUUNG PaRTNER/DRUCKERZEUGN<strong>IS</strong>SE<br />

Verena Herfurth<br />

DRUCKERZEUGN<strong>IS</strong>SE/INTERNET<br />

e27 Berlin, www.e27.com<br />

RECHTSBERaTUNG<br />

Dr. Frank Brauner<br />

Prof. Dr. Mathias Schwarz<br />

NoTaR<br />

Hellmut Sieglerschmidt<br />

SENDEPaRTNER<br />

Das Erste<br />

Rundfunk Berlin Brandenburg rbb<br />

Redaktion: Rosemarie wintgen, Katrin Mandel<br />

Herstellungsleitung: Torsten Klein<br />

Produktionsleitung: Jörgen Radach<br />

LoLa PaRTY<br />

Fast Forward Communications GmbH<br />

Daniel Kloß, Katja Riemann<br />

aUF DEM wEG ZUR LoLa<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Filmakademie</strong> e.V.<br />

Projektkoordination: Gisela Liesenfeld<br />

(DFa Produktion GmbH)<br />

IMPRESSUM<br />

HERaUSGEBER<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Filmakademie</strong> e.V.<br />

Köthener Straße 44<br />

<strong>10</strong>963 Berlin<br />

alfred Holighaus (V.i.S.d.P),<br />

Christiane Teichgräber<br />

CHEFREDaKTIoN UND TEXTE<br />

alfred Holighaus<br />

TEXTE<br />

Linda Söffker<br />

PRoDUKTIoN<br />

Verena Herfurth<br />

LaYoUT/GESTaLTUNG<br />

e27 Berlin, Robert Neumann<br />

abdruck der Texte nur nach vorheriger<br />

Genehmigung und mit Quellenhinweis<br />

„DEUTSCHE F<strong>IL</strong>MaKaDEMIE / DEUTSCHER<br />

F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>“<br />

79


wIR DaNKEN VoN HERZEN aLLEN TREUEN FREUNDEN UND UNTERSTÜTZERN DES<br />

DEUTSCHEN F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong>ES 20<strong>10</strong><br />

Den beteiligten Produzenten für die Bereitstellung<br />

des Filmmaterials und die fortwährende<br />

Kooperationsbereitschaft,<br />

den Paten für ihr individuelles und großartiges<br />

Engagement für die nominierten Kollegen,<br />

allen Vorständen für ihr unermüdliches<br />

Engagement,<br />

den akademiemitgliedern für ihre Kreativität<br />

und ihren Einsatz in der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Filmakademie</strong> und für den <strong>Deutsche</strong>n Film,<br />

den Kinobesitzern, Verleihern und beteiligten<br />

Filmschaffenden, die aktiv aUF DEM wEG ZUR<br />

LoLa dabei waren und die LoLa V<strong>IS</strong>IoNEN und<br />

das LoLa FESTIVaL geprägt haben. Besonders<br />

allen Mitstreitern aus Bad Freienwalde,<br />

und unserem wunderbaren Team für die beständige<br />

Motivation und Leidenschaft.<br />

Unser ganz persönlicher Dank gilt:<br />

medienboard<br />

Berlin-Brandenburg GmbH<br />

Iris Berben und Bruno Ganz, Thomas Kufus,<br />

Senta Berger und Günter Rohrbach, Stefan arndt,<br />

Benjamin Herrmann und Florian Gallenberger,<br />

Tania Miglietti und Max Höhn,<br />

Mathias Bothor<br />

Heiner Heller<br />

Maik Uwe Hinkel<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>10</strong>


2 0 t h C e n t u r y F o x o f G e r m a n y G m b H K a t h a r i n a A b t R o b e r t v a n A c k e r e n A c t i o n C o n c e p t F i l m - u n d S t u n t p r o d u k t i o n G m b H P e t e r R . A d a m S i r K e n n e t h A d a m O b e M a r i o A d o r f W a l l y A h r w e i l e r N a v í d<br />

A k h a v a n F a t i h A k i n H e l g e A l b e r s G e o r g A l e x a n d e r G i l A l k a b e t z A m b i e n t R e c o r d i n g G m b H A n k e A p e l t M a n f r e d A r b t e r S t e f a n A r n d t B o b A r n o l d A r n o l d & R i c h t e r C i n e T e c h n i k G m b H & C o D i e t e r U l r i c h A<br />

s e l m a n n M i c h a e l v o n A u M o n i k a A u b e l e A v i d T e c h n o l o g y G m b H P e t e r B a c h T a y f u n B a d e m s o y H e i n z B a d e w i t z U t e B a d u r a H a r r y B a e r H e l g a B ä h r R o l f B ä h r J o B a i e r H e l g a B a l l h a u s M i c h a e l B a l l h a u<br />

s G e r d B a l t u s B a n d P r o M u n i c h G m b H A n d r e a s B a r e i ß M a r c e l B a r s o t t i J e n s B a r t r a m R e g i n e B a s c h n y L u c i e B a t e s H e i k e B a u e r s f e l d M o n i k a B a u e r t B a r b a r a B a u m M a r i e B ä u m e r K a r l B a u m g a r t n e r K l<br />

a u s B a u s c h u l t e B a v a r i a F i l m G m b H C h r i s t i a n B e c k e r L a r s B e c k e r M e r e t B e c k e r W o l f g a n g B e c k e r W o l f g a n g B e c k e r M i c h a e l B e c k m a n n B i b i a n a B e g l a u R o s h a n a k B e h e s h t N e d j a d A l f r e d B e h r e n s A n d r é B e<br />

n d o c c h i - A l v e s D a v i d B e n n e n t H e i n z B e n n e n t O l i v e r B e r b e n E d w a r d B e r g e r S e n t a B e r g e r M i c h e l B e r g m a n n T h o m a s B e r g m a n n C h r i s t i a n B e r k e l J o a c h i m B e r n d t A l e x a n d e r B e r n e r P i e r r e B e s s o n A l e x a<br />

n d e r B e y e r O l i v e r B i e h l e r A n d r e w B i r d M o n i c a B l e i b t r e u M o r i t z B l e i b t r e u A x e l B l o c k H a n s - C h r i s t o p h B l u m e n b e r g B M G M u s i c P u b l i s h i n g G e r m a n y K e r s t i n B ö c k W a l t e r B o c k m a y e r H a g e n B o g d a n<br />

s k i H a r k B o h m C l a u s B o j e W i n f r i e d B o n e n g e l M a t h i l d e B o n n e f o y S u s a n n e B o r m a n n H e l g a B o r s c h e S u z a n n e v o n B o r s o d y D e t l e f B o t h e M a t h i a s B o t h o r P e t e r B o u r P i e r r e B r a n d K l a u s M a r i a B r a n d a u e r M i<br />

c h a e l B r a n d n e r H e i d r u n B r a n d t F r a n k B r a u n e r W o l f g a n g B r e h m F r e d B r e i n e r s d o r f e r P e t e r F . B r i n g m a n n E l e n a B r o m u n d O l i v e r B r o u m i s W o l f D i e t r i c h B r ü c k e r J u t t a B r ü c k n e r D a n i e l B r ü h l N a t j a B r<br />

u n c k h o r s t F r a n z i s k a B u c h L a r s B ü c h e l D e t l e v W . B u c k H a n s - G ü n t h e r B ü c k i n g R o l f B ü h r m a n n J o h a n n v o n B ü l o w V i c c o v o n B ü l o w J ö r g B u n d s c h u h B e r n d B u r g e m e i s t e r S v e n B u r g e m e i s t e r A n n e k a t h r i n<br />

B ü r g e r G l o r i a B u r k e r t F a b i a n B u s c h S t e f a n B u s c h W a l t e r B u s c h h o f f C h r i s t e l B u s c h m a n n C h r i s t i a n B u s s m a n n M a r e i k e C a r r i è r e K ä t e C a s p a r U l r i c h C a s p a r U e l i C h r i s t e n L i s y C h r i s t l M a r g i t C h u c h r a C i<br />

n e g a t e G m b H J a k o b C l a u s s e n B a s t i a n C l e v é A r t h u r C o h n M a r c C o n r a d C o n s t a n t i n F i l m A G H a n s a C z y p i o n k a d . i . e . f i l m . g m b h S t e f a n D ä h n e r t C o r i n a D a n c k w e r t s A n g e l o D ' A n g e l i c o F l o r i a n e D a n i e l M a r<br />

t i n D a n n e r K a t j a D a n o w s k i D i d i D a n q u a r t P e p e D a n q u a r t C h r i s t o p h D a r n s t ä d t M a x D e h m e l D F G D e u t s c h e F i l m v e r s i c h e r u n g s G e m e i n s c h a f t H e l m u t D i e t l K a r e l D i r k a C h r i s t i a n D o e r m e r J u s t u s<br />

v o n D o h n á n y i K l a u s D o l d i n g e r E l f i e A n a s h a D o n n e l l y M a r i o n D ö r i n g D o r i s D ö r r i e F r i e d r i c h M . D o s c h D i r k D o t z e r t A n d r e a s D r e s e n C o r i n n a A . D r e y e r - V i z z i A n n e m a r i e D ü r i n g e r e 2 7 H a n n s<br />

E c k e l k a m p J ü r g e n E g g e r U r s E g g e r G u s t a v E h m c k K l a u s E i c h h a m m e r B e r n d E i c h i n g e r F r a n k E i c k m e i e r A n d r é E i s e r m a n n K a r i m S e b a s t i a n E l i a s H a n n e l o r e E l s n e r M a t t h i a s E l w a r d t R o l a<br />

n d E m m e r i c h U t e E m m e r i c h W e r n e r E n k e M a r t i n E n l e n C l a u d i a E n z m a n n T o m a s E r h a r t E u r o A r t s M e d i e n G m b H B e r n d E u s c h e r T o m F ä h r m a n n J a n F a n t l M a x F ä r b e r b ö c k L u c i a F a u s t Ö z<br />

a y F e c h t J a n F e h s e M a r t i n F e i f e l G e o r g F e i l U l r i c h F e l s b e r g H e i n o F e r c h V e r o n i c a F e r r e s M i l e n a F e s s m a n n F i l m & E n t e r t a i n m e n t V I P M e d i e n f o n d s G e s c h ä f t s f ü h r u n g G m b H F i l m p a r k B<br />

a b e l s b e r g G m b H & C o . K G N i c o l e F i s c h n a l l e r P e t e r F l e i s c h m a n n K a t j a F l i n t H o l g e r F r a n k e S u s a n n e F r a n k e N i n a F r a n o s z e k H a y o F r e i t a g T h o m a s F r i c k e l C h r i s t o p h F r i e d e l L o n i v o n F r i e d l<br />

G u n t e r F r i e d r i c h C l a u d i a F r ö h l i c h C h r i s t o p h F r o m m F r i e d e m a n n F r o m m H a n s F u n c k M o n i k a F u n k e S t e r n B e n n o F ü r m a n n J o h a n n F ü r s t M o l l y v o n F ü r s t e n b e r g F l o r i a n G a l l e n b e r g e r<br />

D e n n i s G a n s e l B r u n o G a n z K a t j a v o n G a r n i e r C l a u s T h e o G ä r t n e r J o h a n n a G a s t d o r f C h r i s t i n a G a t t y s M a r t i n a G e d e c k C l a u d i a G e i s l e r - B a d i n g H a n s W . G e i ß e n d ö r f e r M a x i m i l i a n G e l l e<br />

r M a r e i G e r k e n M a t t h i a s G e r s c h w i t z J i m m y C . G e r u m E r w i n G e s c h o n n e c k N o r b e r t G h a f o u r i H e n n i n g v o n G i e r k e O l i v e r G i e t h W a l t e r G i l l e r M a r i o G i o r d a n o H e i n r i c h G i s k e s U s c h i<br />

G l a s M a t t h i a s G l a s n e r W i n f r i e d G l a t z e d e r L u c i a n o G l o o r V a d i m G l o w n a A e l r u n G o e t t e F r a n k G ö h r e C h r i s t i a n M . G o l d b e c k E b e r h a r d G ö r n e r U l l a G o t h e D o m i n i k G r a f R a l f G r e g a n<br />

W o l f G r e m m S a b i n e G r e u n i g F r a n k G r i e b e E s t h e r G r o n e n b o r n G e r h a r d G r o ß N i n a G r o s s e S y l v e s t e r G r o t h I l o n a G r ü b e l M a n f r e d G r u n e r t B i b e r G u l l a t z R e n é e G u n d e l a c h E g o n G ü n t h e r<br />

M i c h a e l G w i s d e k J ü r g e n H a a s e F r i t z i H a b e r l a n d t T h o m a s H ä b e r l e M a t t h i a s H a b i c h K i r s t e n H a g e r R o c h u s H a h n E l k e H a l t a u f d e r h e i d e W i n f r i e d H a m m a c h e r H e n d r i k H a n d l o e g t e n<br />

H e i d i H a n d o r f U l i H a n i s c h M o n i k a H a n s e n S t e f a n H a n s e n A r i H a n t k e W o l f g a n g H a n t k e C o r i n n a H a r f o u c h R e i n h a r d H a u f f J ö r g H a u s c h i l d L e a n d e r H a u ß m a n n H a r r o v o n H a v e R o g<br />

e r v o n H e e r e m a n M a n f r e d D . H e i d F r a n k H e i d b r i n k J o H e i m T h o m a s H e i n z e A n d r é M . H e n n i c k e W i n f r i e d H e n n i g B a r b a r a H e n n i n g s M a r l i s H e p p e l e r M i c h a e l B u l l y H e r b i g J o s t H e<br />

r i n g I r m H e r m a n n P e t e r H e r r m a n n R a l f H e r t w i g G ö t z H e y m a n n H i g h l i g h t C o m m u n i c a t i o n s c / o R a i n b o w V i d e o A G T h e o H i n z O l i v e r H i r s c h b i e g e l D a g m a r H i r t z S i g r i d H o e r n e r O l i v e r<br />

H o e s e U r s u l a H ö f A n d r e a s H ö f e r H i l m a r H o f f m a n n U t e H o f i n g e r M i s c h a H o f m a n n N i c o H o f m a n n N i n a H o g e r L o t h a r H o l l e r H o l l m a n n K n a p p e R e i m e r t M e c h t h i l d H o l t e r P h i l i p p H o m<br />

b e r g S u s a n n e H o p f K i t H o p k i n s C h r i s t i a n e H ö r b i g e r M a v i e H ö r b i g e r S u s a n n e H o r i z o n - F r ä n z e l S h e r r y H o r m a n n M a r c H o s e m a n n R o b H o u w e r K a r i n H o w a r d G e r d H u b e r G r i s c h a H u b<br />

e r E v a H u b e r t R a l f H u e t t n e r H a s s o v o n H u g o H e r m i n e H u n t g e b u r t h A l f r e d H ü r m e r H a n n o H u t h B i r g i t H u t t e r I l o n a H ü t t e r s e n M a r k u s I m b o d e n D i r k W . J a c o b E r n s t J a c o b i M o n i k a J a c o<br />

b s H a n n e s J a e n i c k e V i o l a J ä g e r A n d r e a s J a n c z y k U w e J a n s o n B e a t e J e n s e n M i c h a e l J u n g f l e i s c h B i a n c a J u n k e r E b e r h a r d J u n k e r s d o r f J ü r g e n J ü r g e s K 4 4 P e t e r K a h a n e C h r i s t i a n K a h r m<br />

a n n C h r i s t i n a K a l l a s K a n z l e i P i o r e k T h u m S t e n g e r B e i e r K a n z l e i S c h w a r z , K e l w i n g , W i c k e , W e s t p h a l T h a n a s s i s K a r a t h a n o s J a n a K a r e n E w a K a r l s t r ö m N i k o l a i K a r o J u d i t h K a u f m a n n<br />

K l a u s K e i l U s c h i K e i l S i b e l K e k i l l i R a i n e r K e l l e r P e t e r K e r n A n d r e a K e s s l e r E r w i n K e u s c h K i n o w e l t G m b H O t t o K i n z e r R a i n e r K l a u s m a n n B u r g h a r t K l a u ß n e r T h i l o K l e i n e M i c h a e l K l i e<br />

r R e i n h a r d K l o o s s G e o r g K l o s t e r A l e x a n d e r K l u g e T h o m a s K l u g e G ü n t e r K n a r r H e r b e r t K n a u p M a r i a K n i l l i J ü r g e n K n o l l D a g m a r K n ö p f e l J o h a n n e s K o b i l k e M a r t i n K o c h e n d ö r f e r K o d a k G m b<br />

H G B E n t e r t a i n m e n t I m a g i n g A n d r e a s K ö f e r F r e d K o g e l J u l i a n e K ö h l e r R a i n e r K ö l m e l L u t z K o n e r m a n n I n g e l o r e K ö n i g S t e p h a n K o n k e n M a r i a K ö p f C a r l - F . K o s c h n i c k L a r s K r a u m e T a t j a n a K<br />

r a u s k o p f D a n n y K r a u s z J a n - G r e g o r K r e m p T h o m a s K r e t s c h m a n n M a r c o K r e u z p a i n t n e r J o a c h i m K r ó l K o n s t a n t i n K r ö n i n g R e n a t e K r ö ß n e r F r a n k K r u s e N o r b e r t K ü c k e l m a n n T h o m a s K u f u s<br />

H a r a l d K ü g l e r J o c h e n K u h n R a i n e r K ü h n M a r t i n K u k u l a S t e f a n K u r t M a n u K u r z D a g m a r K u s c h e D i e t h a r d K ü s t e r G ü n t e r L a m p r e c h t M a r t i n L a n g e n b a c h M a r t i n L a n g e r B e a t e L a n g m a a c k A<br />

l e x a n d r a M a r i a L a r a D i e t e r L a s e r B i r g e r L a u b e M a n u e l L a v a l R e n é L a y C l a u d i a L e h m a n n M a r t i n L e h w a l d A n n e L e p p i n D a n i L e v y P e t e r L i c h t e f e l d B e r n d L i c h t e n b e r g K a r l - H e i n z v o n L i e b e z<br />

e i t J a n J o s e f L i e f e r s U l r i c h L i m m e r C a r o l i n e L i n k C l a u d i a L o e w e K n u t L o e w e P e t e r L o h m e y e r C h r i s t i a n L o n k A n n a L o o s J u l i a n e L o r e n z U l r i k e L u d e r e r H e i d i L ü d i T o n i L ü d i F l o r i a n L u k<br />

a s S t e f a n L u k s c h y F r a n z L u s t i g P r o f . D r . K u r t M a e t z i g A l e x a n d e r M a n a s s e L i s a M a r t i n e k V e s s e l a M a r t s c h e w s k i E v a M a t t e s U l r i c h M a t t h e s T h o m a s M a u c h G o r d i a n M a u g g A l e x a n d e r M a y G<br />

i s e l a M a y J e a n i n e M e e r a p f e l M a r c o M e h l i t z I s a b e l M e i e r M i c h a e l M e n d l A n d r e a M e r t e n s H a n s - W e r n e r M e y e r H e n r i k M e y e r C h r i s t o p h M e y e r - W i e l D e t l e f M i c h e l A x e l M i l b e r g E r i k M i s c h i j e w<br />

M a r c u s M i t t e r m e i e r F r a u k e - E l l e n M o e l l e r S t e f a n v o n M o e r s W o t a n W i l k e M ö h r i n g L u t z M o m m a r t z U r s e l a M o n n T o b i a s M o r e t t i E r i c M o s s M a r t i n M o s z k o w i c z W a n j a M u e s C h r i s t o p h M ü l l e<br />

r M a r t i n M ü l l e r M a t z M ü l l e r P e t r a M a r i a M ü l l e r R a y M ü l l e r R i c h y M ü l l e r M a r i u s M ü l l e r - W e s t e r n h a g e n H a n a M ü l l n e r M a t t h i a s M ü s s e V i v i a n N a e f e S i g r i d N a r j e s B e n e d i c t N e u e n f e l s M i c h a e l a<br />

N i e m e y e r U l r i c h N o e t h e n H a n s N o e v e r U w e O c h s e n k n e c h t G e r h a r d O l s c h e w s k i J o a c h i m O r t m a n n s C h r i s t o p h O t t G ö t z O t t o J e n s - F r e d e r i k O t t o M a t t h i a s P a c h t U t e P a f f e n d o r f I l s e P a g é C h r i s<br />

t i a n e P a u l I n a P e i c h l M a g g i e P e r e n R e n é P e r r a u d i n D e t l e f P e t e r s e n W o l f g a n g P e t e r s e n N i n a P e t r i C l a u s J ü r g e n P f e i f f e r G a b r i e l e P f e n n i g s d o r f H e n r i e t t e P i p e r A n n e t t e P i s a c a n e T h o m a s P l e n e r t<br />

E v a P o e t s c h J o e r n P o e t z l W a l d e m a r P o k r o m s k i M i s c h k a P o p p C l a u d i a P ö p s e l A x e l P r a h l N o r b e r t P r e u s s C h r i s P r i c e H a n s H e l m u t P r i n z l e r J ü r g e n P r o c h n o w P r o m e d i u m K a t j a P r o x a u f T i l o P<br />

r ü c k n e r P e t e r P r z y g o d d a I n g a P u d e n z M i r j a m Q u i n t e D o m i n i c R a a c k e F r a n z R a t h M a r t i n R a u h a u s T o r s t e n R e g l i n U s c h i R e i c h D i r k R e i c h a r d t G ü n t e r R e i s c h N i k i R e i s e r R i c h a r d R e i t i n g e r B e t t i n<br />

a R e i t z U l r i c h R e u t e r R i a l t o F i l m G m b H G u i l i o R i c c i a r e l l i K a t h r i n R i c h t e r K l a u s R i c h t e r R o l a n d S u s o R i c h t e r E l k e R i e d T h o m a s R i e d e l s h e i m e r K a t j a R i e m a n n J o p h i R i e s J o s e f R ö d l O s k a r R o e<br />

h l e r C a t h y R o h n k e G ü n t e r R o h r b a c h G e r n o t R o l l S o n j a R o m P a t r i c i a R o m m e l P e t e r R o m m e l R e n a t e R o s e M a r c R o t h e m u n d M a y a G r ä f i n R o t h k i r c h T h i l o G r a f R o t h k i r c h R T L T e l e v i s i o n B a r b a<br />

r a R u d n i k L a r s R u d o l p h S i e m e n R ü h a a k M a r i u s R u h l a n d S t e f a n R ü l l O t t o k a r R u n z e J o s e f R u s n a k G u d r u n R u z i c k o v á - S t e i n e r S t e f a n R u z o w i t z k y O t t o S a n d e r H e l m a S a n d e r s - B r a h m s S a r a h W i e<br />

n e r G m b H N o r b e r t S a u e r A n n o S a u l S i m o n S a v a l A n d r e a S a w a t z k i T h o m a s S c h a d t K l a u s S c h a e f e r H e i n r i c h S c h a f m e i s t e r P e t e r S c h a m o n i J ü r g e n S c h a u T h o r s t e n S c h a u m a n n M a t t h i a s S c h e l l e n b<br />

e r g N o r b e r t S c h e r e r N i k l a u s S c h i l l i n g T o m S c h i l l i n g M o n i k a S c h i n d l e r A n t j e S c h l a g R e z z o S c h l a u c h D i e t e r S c h l e i p V o l k e r S c h l ö n d o r f f J a n S c h l u b a c h H a n s - C h r i s t i a n S c h m i d M i c h a e l S c h m i d<br />

- O s p a c h B a r b a r a S c h m i d t E c k h a r t S c h m i d t F a b i a n S c h m i d t G e r h a r d S c h m i d t H a r a l d S c h m i d t M a r i e - L u i s e S c h m i d t J o c h e n S c h m i d t - H a m b r o c k S o n j a S c h m i t t K l a u s S c h m u t z e r E v a S c h n a r e E n j o t<br />

t S c h n e i d e r P e t e r S c h n e i d e r S u s a n n e S c h n e i d e r U t e S c h n e i d e r R e n é S c h o e n e n b e r g e r D o r o t h e e S c h ö n R i c h a r d S c h ö p s M a r i a S c h r a d e r U w e S c h r a d e r C l a u d i a S c h r ö d e r R o l f S c h ü b e l S t e f a n S c h u b e r t W<br />

o l f g a n g S c h u k r a f f t W e d i g o v o n S c h u l t z e n d o r f f T o r s t e n S c h u l z P e t e r S c h u l z e M a r t e n S c h u m a c h e r J a n S c h ü t t e O l i v e r S c h ü t t e D i a n e S c h w a r m J a e c k i S c h w a r z J e s s i c a S c h w a r z T i l S c h w e i g e r H<br />

e r b e r t S c h w e r i n g R a l p h S c h w i n g e l H a n n a S c h y g u l l a P e t e r S e h r F r a n z S e i t z E d g a r S e l g e M a r i e - L o u S e l l e m R i t a S e r r a - R o l l H u b e r t u s S i e g e r t C h r i s S i e v e r n i c h C h r i s t o p h S i l b e r R o l f S i l b e r H e i<br />

d e S i m o n B e r n h a r d S i n k e l D a v i d S l a m a M i c h a e l S m e a t o n R a i n e r S o e h n l e i n G a b r i e l a S p e r l T o m S p i e ß M a y S p i l s M a r c e l S p i s a k K r i s t a S t a d l e r J a n H e n r i k S t a h l b e r g B e r n h a r d S t a m p f e r S t e<br />

f a n i e S t a p p e n b e c k G e r o S t e f f e n M a n u e l a S t e h r C h a r l y S t e i n b e r g e r I n k a S t e l l j e s M a n f r e d S t e l z e r S i m o n e S t e w e n s M a r t i n S t e y e r J a c q u e s S t e y n L a i l a S t i e l e r O l i v e r S t o l t z L e n a S t o l z e L a<br />

u r e n s S t r a u b S t u d i o B a b e l s b e r g G m b H C a r o l a S t u d l a r K a t j a S t u d t P a t r i c k S ü s k i n d A g l a i a S z y s z k o w i t z J a s m i n T a b a t a b a i S v e n T a d d i c k e n N a t a s c h a E . T a g w e r k J ü r g e n T a r r a c h A n<br />

n a T h a l b a c h K a t h a r i n a T h a l b a c h T h o m a s T h i e m e T h i n k i n g N e t w o r k s A G S i b y l l e T i e d e m a n n N a d j a T i l l e r P e t e r T i m m U w e T i m m T o b i s F i l m G m b H & C o . K G M a r t i n T o d s h a r o w R u t<br />

h T o m a G y u l a T r e b i t s c h W o l f g a n g T r e u E l i s a b e t h T r i s s e n a a r S t e p h a n T r o j a n s k y M a r g a r e t h e v o n T r o t t a V e r a T s c h e c h o w a J o a c h i m T s c h i r n e r S u T u r h a n H a r a l d T u r z e r T o m T y k w e<br />

r U F A F i l m & T V P r o d u k t i o n G m b H U I P - U n i t e d i n t e r n a t i o n a l P i c t u r e s G m b H A n d r e a s U l m k e - S m e a t o n I d i l Ü n e r U n i v e r s u m F i l m H a n n e l o r e U n t e r b e r g J e n s U r b a n J o s t V a c a n o K a r e l<br />

V a c e k D a n a V a v r o v a A n d r e s V e i e l B e n V e r b o n g M i c h a e l V e r h o e v e n H a n s - E r i c h V i e t J o a c h i m v o n V i e t i n g h o f f J o s e p h V i l s m a i e r J ü r g e n V o g e l P h i l i p V o g e s R ü d i g e r V o g l e r G u n n a r V<br />

o i g t M a g n u s V o r t m e y e r C h r i s t i a n W a g n e r M a r i a T h e r e s i a W a g n e r F r a n z i s k a W a l s e r S v e n W a l s e r C o n n i e W a l t h e r C h r i s t o p h W a l t z M a r t i n W a l z W a r n e r B r o s . E n t e r t a i n m e n t G m b H<br />

G u n t b e r t W a r n s J o h a n n e s W a r n s S a r a h C l a r a W e b e r S t e f f e n W e i h e H a n s W e i n g a r t n e r H a n s j ö r g W e i ß b r i c h G i l a v o n W e i t e r s h a u s e n W i m W e n d e r s F r i t z W e p p e r I n g e b o r g W e s t p h a l T h<br />

o m a s W e y m a r J ö r g W i d m e r M a r t i n W i e b e l T h e k l a C a r o l a W i e d H e i k e W i e h l e - T i m m R a l f W i e n r i c h K a i W i e s i n g e r T o m y W i g a n d R a f a e l a W i l d e F r i e d r i c h W i l d f e u e r M a x W i l l u t z k<br />

i R o l a n d W i n k e A d o l f W i n k e l m a n n T h o m a s W ö b k e B e t t i n a W o e r n l e G u s t a v P e t e r W ö h l e r J o h a n n a W o k a l e k S y l v i a W o l f D o u g l a s W o l f s p e r g e r B e a t e W o l g a s t S ö n k e W o r t m a n n S t e p h a n Z a<br />

c h a r i a s M a n f r e d Z a p a t k a R o s e l Z e c h P e t e r Z e n k R e g i n a Z i e g l e r G e o r g Z i e s e r P e t r a Z i e s e r R o b e r t Z i m m e r m a n n A n k e Z i n d l e r P e t e r Z i n g l e r I n g r i d Z o r é D a n i e l Z ut a C a t h a r i n a Z w e r e n z

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