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D E U T S C H E R F IL M P R E IS 2 0 11 - Deutsche Filmakademie

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20<strong>11</strong>


DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong><br />

IM FRIEDRICHSTADTPALAST<br />

8. APR<strong>IL</strong> 20<strong>11</strong>


GRUSSWORT<br />

Der heutige Abend bietet die wunderbare Gelegenheit,<br />

sich herausragenden Filmproduktionen<br />

des zurückliegenden Kinojahres in Erinnerung<br />

zu rufen. Für mich ist die Verleihung<br />

des <strong>Deutsche</strong>n Filmpreises aber mehr als eine<br />

bloße „Leistungsschau“ heimischen Filmschaffens.<br />

Ob dokumentarisch oder fiktional, provokant<br />

oder poetisch – Filme zeichnen immer auch<br />

ein Bild unseres Landes. Was bewegt oder rührt<br />

uns? Was amüsiert uns? Wie ein Seismograph<br />

geben sie Aufschluss über Befindlichkeiten unserer<br />

Gesellschaft. Es gibt ein großes Bedürfnis<br />

nach mitreißenden deutschen Produktionen.<br />

Wir brauchen diese Filme der Nähe, die ein Bild<br />

der Lage zeichnen – wir brauchen das deutsche<br />

Kino! Ziel der Filmpolitik des Bundes ist daher<br />

die Stärkung deutschen Filmschaffens, kulturell<br />

wie auch wirtschaftlich. Mit der Vergabe des<br />

<strong>Deutsche</strong>n Filmpreises, dem höchstdotierten<br />

deutschen Kulturpreis, will die Bundesregierung<br />

nicht nur herausragende Filmkunst würdigen,<br />

sondern sie zugleich fördern.<br />

4<br />

Mein aufrichtiger Dank gilt einmal mehr der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Filmakademie</strong> und ihren Präsidenten<br />

Iris Berben und Bruno Ganz. Seit nunmehr<br />

sieben Jahren gelingt es der Akademie immer<br />

wieder aufs Neue, einen wunderbar glamourösen<br />

und spannenden Abend auszurichten.<br />

Allen Gästen, Nominierten und Preisträgern<br />

wünsche ich vergnügliche und unterhaltsame<br />

Stunden.<br />

Bernd Neumann, MdB<br />

Staatsminister bei der Bundeskanzlerin<br />

Bundesregierung/Kugler<br />

©<br />

Der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur<br />

und Medien Foto:<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>


GRUSSWORT<br />

Als wir vor ziemlich genau einem Jahr zum ersten<br />

Mal an dieser Stelle auftauchten, hatten wir<br />

gerade unsere ehrenvollen Ämter übernommen.<br />

Zwar hatten wir von unseren Vorgängern durchaus<br />

erfahren, mit wieviel Verantwortungsgefühl,<br />

Engagement, manchmal Geschick, manchmal<br />

Rigorosität man als oberstes Organ der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Filmakademie</strong> zur Sache gehen muss,<br />

aber um es wirklich zu verstehen, mussten wir<br />

es im Laufe der letzten zwölf Monate auch erleben.<br />

Wir haben es erlebt. Und es hat uns gefallen.<br />

Denn wir haben vor allem erlebt, dass das alles<br />

einen Sinn hat, weil der deutsche Film und die<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Filmakademie</strong> mit uns in Verbindung<br />

gebracht werden. Wir konnten unsere Gesichter,<br />

unsere Stimmen und unsere Meinungen zur Verfügung<br />

stellen – und wurden dafür respektiert,<br />

kritisiert, gehört und – wie wir durchaus spüren<br />

konnten – auch geliebt.<br />

Dabei war das vergangene Jahr kein leichtes für<br />

den deutschen Film. Wirtschaftlich schwächelte<br />

er. Künstlerisch gab es keine ausgesprochenen<br />

Höhenflüge. Er hielt aber – da ist er verlässlich –<br />

einige sehr und einige weniger angenehme Überraschungen<br />

bereit. Vor allem aber war der deutsche<br />

Film im vergangenen Jahr politisch stark<br />

angeschlagen. Die schwelende Rechtsunsicherheit<br />

um die Verfassungskonformität der wichtigen<br />

Filmförderinstrumente des Bundes und die<br />

damit verbundene eingeschränkte Handlungsfähigkeit<br />

der Filmförderungsanstalt hat nicht<br />

nur den Filmproduzenten des Landes schlaflose<br />

Nächte bereitet. Alle Filmschaffenden spürten,<br />

dass es um ihre künstlerische und wirtschaftliche<br />

Zukunft ging. Seit dem lange erwarteten<br />

Urteil des Bundesverwaltungsgerichts am<br />

23. Februar 20<strong>11</strong> ist die Rechtssicherheit wieder<br />

hergestellt. Die Diskussion um moderne<br />

Zukunftsmodelle zur Filmförderung geht weiter.<br />

Sicher auch mit uns, mit der <strong>Filmakademie</strong>.<br />

Jetzt freuen wir uns darauf, mit den Nominierten<br />

und Preisträgern des <strong>Deutsche</strong>n Filmpreises<br />

einen Abend für den deutschen Film zu feiern.<br />

Ab morgen ist das Kino wieder Alltag, Arbeit und<br />

Aufgabe. Darauf und darüber freuen wir uns übrigens<br />

auch.<br />

Iris Berben Bruno Ganz<br />

(Präsidentin) (Präsident)<br />

Foto: © Mathias Bothor<br />

5


DIE VORZÜGE DES PALASTES<br />

Interview mit den Künstlerischen Leitern<br />

Benjamin Herrmann und Florian Gallenberger.<br />

?? Der Friedrichstadtpalast bot schon bei der Premiere<br />

im letzten Jahr neue Möglichkeiten für die<br />

Show. Mittlerweile kennt ihr euch in der Location<br />

noch besser aus. Hat das überraschende Auswirkungen<br />

auf das Konzept?<br />

Florian Gallenberger: Wir versuchen natürlich<br />

wieder die Vorzüge des Palasts zu nutzen und<br />

auch mit Elementen aus der aktuellen Show des<br />

Friedrichstadtpalasts zu arbeiten. Das wird den<br />

Abend sicherlich bereichern, allerdings wollen<br />

wir nicht das Augenmerk verlieren, das liegt nämlich<br />

zweifellos auf den Filmen, den Nominierten<br />

und den LOLAs. Und das soll auf keinen Fall anders<br />

sein.<br />

Benjamin Herrmann: Stimmt. Nur für einen Moment<br />

darf man das vergessen: Wenn Iris Berben<br />

und Bruno Ganz an einem brennenden Trapez in<br />

15 Meter Höhe ohne Fangnetz Salti Mortale schlagen<br />

und der Staatsminister sie dann auffängt ...<br />

6<br />

Gallenberger: Leider nicht ... Die Nummer kippt<br />

gerade, weil sich das Pult des Staatsministers<br />

nicht am Trapez festmachen lässt und er ohne<br />

Pult nicht auftritt.<br />

?? Gibt es etwas, das ihr grundsätzlich völlig anders<br />

machen wollt als 2010?<br />

Herrmann: Ja, DAS WE<strong>IS</strong>SE BAND nicht alle<br />

Preise gewinnen lassen. Wir fanden die Show im<br />

letzten Jahr ja nicht schlecht, so dass wir nicht<br />

grundsätzlich anders arbeiten wollen. Aber natürlich<br />

wollen wir noch besser werden.<br />

Gallenberger: Also heißt es, die Show noch weiter<br />

zu entschlacken, durch überraschende Paten und<br />

den Verzicht auf den sonst so allgegenwärtigen<br />

Laudationsmüll die Sache schwungvoll zu halten,<br />

so dass der Zuschauer am besten vergisst, dass 17<br />

Preise in zwei Stunden vergeben werden müssen<br />

und man dabei immer Gefahr läuft, in eine repetitive<br />

Nummernrevue zu verfallen.<br />

Herrmann: Aber den Kinderchor aus der Oscar-<br />

Verleihung machen wir schon auch, oder?<br />

Gallenberger: Ja, aber bei uns mit dem Seniorenchor<br />

der <strong>Filmakademie</strong>, die die nominierten Filmmusiken<br />

pfeifen.<br />

?? Wieviel Kino wollt ihr euch in der Fernsehshow<br />

erlauben und dem Publikum gönnen?<br />

Herrmann: Das wird sicher der entscheidende<br />

Unterschied zum letzten Jahr: Das Bühnenbild<br />

wird viel stärker großes Kino kommunizieren.<br />

Und wenn die Technik mitspielt, wird das sehr<br />

beeindruckend.<br />

Gallenberger: Und worum geht es im Kino:<br />

Emotionen, Unterhaltung und den Zuschauer<br />

durch Geschichten bereichern – vielleicht gelingt<br />

uns das eine oder andere auch in der Show.<br />

?? Barbara Schöneberger moderiert die Verleihung<br />

zum vierten Mal. Was werdet ihr tun, damit<br />

sie sich nicht langweilt?<br />

Herrmann: Wichtiger ist doch: Was wird sie tun,<br />

damit wir uns nicht langweilen? Vor allem wird<br />

sie den Text für ihre Anmoderation erst nach<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>


dem Warm-up bekommen, damit nicht schon die<br />

Pointen für die Show getestet werden können.<br />

Gallenberger: Barbara ist grundsätzlich nicht<br />

jemand, der schnell langweilt – weder sich noch<br />

das Publikum - und dass sie den Filmpreis nun<br />

zum vierten Mal moderiert, finde ich eher einen<br />

Vor- als einen Nachteil, denn man muss auch zusammenfinden,<br />

die Energie und die Art der Komik<br />

und Ironie, die Barbara mitbringt, besser kennen,<br />

verstehen und schätzen lernen, um ihr dann<br />

wirklich die bestmögliche Show auf den Leib zu<br />

schreiben.<br />

Herrmann: Die Vereinbarung ist ja, dass Barbara<br />

den DEUTSCHEN F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> so lange moderiert,<br />

bis ihr eine Hauptrolle in einem großen Kinofilm<br />

angeboten wird. Und da die gesamte Filmbranche<br />

sie offensichtlich nicht als Filmpreis-Moderatorin<br />

verlieren will, bekommt sie diese Rolle nicht.<br />

Oder Florian: Barbara als einen der beiden Milli<br />

Tinnefeld<br />

Vanillis?<br />

Michael ©<br />

Gallenberger: Nee, dafür kann Barbara zu gut<br />

singen ... leider. Foto:<br />

7


DER GESCHICHTENAUFHEBER – EHRENPRE<strong>IS</strong> FÜR WOLFGANG KOHLHAASE<br />

„Wir zeichnen einen Mann aus, der auf beiden<br />

deutschen Seiten Filmgeschichte und –<br />

Geschichten geschrieben hat. Kluge, lakonische,<br />

lebensnahe, komische und manchmal<br />

bittere Beschreibungen des Alltags. Es scheint,<br />

dass Regisseure und Schauspieler dabei immer<br />

seine Komplizen sind. Und so kann man<br />

nur gewinnen.“<br />

Iris Berben, Präsidentin der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Filmakademie</strong><br />

und Vorsitzende der Ehrenpreisjury<br />

„Die Kunst von Wolfgang ist Poesie in Kurzform.<br />

Pathos oder Sentimentalität sind ihm<br />

fremd. Er beschreibt komplizierte Dinge mit<br />

einfachen Worten. Seine Texte sind klar und<br />

direkt. In ihrer Lakonie treffen sie trotzdem<br />

mitten ins Herz. Das hat damit zu tun, dass er<br />

die Menschen und seine Figuren mit den Augen<br />

der Liebe betrachtet. Regieanweisungen<br />

im klassischen Sinne kommen in Wolfgangs<br />

Drehbüchern nicht vor. Es gibt keine in Klammern<br />

gesetzten Einschübe vor Dialogsätzen,<br />

die die Gefühlslage der Figuren genauer erläutern.<br />

Dafür manchmal kleine, kommentierende<br />

Sätze von großer poetischer Genauigkeit.<br />

Wolfgang vertraut seinen Partnern – und dass<br />

sie genau lesen können. Kleine Menschen und<br />

ihre großen Träume. Bei Wolfgang ist das lustig,<br />

aber nie lächerlich. Er wirkt mit seinen 78<br />

Jahren manchmal wie ein großer Junge, der<br />

sich gerade einen neuen Streich ausgedacht<br />

hat. Im Gespräch reibt er sich bisweilen die<br />

Hände an der Brust, so wie andere sich an der<br />

Stirn kratzen. Es ist eine unbewusste Geste, als<br />

wollte er sich im Gedankenflug seiner Körperlichkeit<br />

versichern, sich konzentrieren, ohne<br />

grüblerisch zu sein. So bleibt er im Nachdenken<br />

offen.“<br />

Andreas Dresen, Regisseur, über Wolfgang<br />

Kohlhaase anlässlich des Ehrenbärens der<br />

Berlinale 2010 in der „Zeit“<br />

„Ich habe immer gesagt: Wenn man beispielsweise<br />

Prosa schreibt, schreibt man bei<br />

geschlossener Tür. Und wenn man Filme<br />

schreibt, Drehbücher schreibt, schreibt man<br />

bei offener Tür. Und man hat immer Geräusche<br />

und Stimmen hinter der Wand, und immer<br />

kommt einer rein und sagt: ‚Wie weit biste<br />

denn?‘ Das Vergnügen, das ich immer empfunden<br />

habe, kam, weil ich gern an Schauspieler<br />

gedacht habe beim Schreiben. Natürlich<br />

hab ich an meine Figuren gedacht, aber<br />

die Figur kommt ja auf die Welt als Rolle für<br />

einen Schauspieler. Ich habe immer an Schauspieler<br />

gedacht, nicht so gezielt, dass ich gesagt<br />

habe, ich schreibe für den oder diese die<br />

Rolle, sondern überhaupt an Schauspieler, als<br />

Möglichkeit, als Schönheit. Und bis heute ist<br />

es faszinierend, dass man sich hinsetzt und<br />

sich eine Geschichte ausdenkt. Okay, dann<br />

steht sie auf dem Papier, möglichst brauchbar<br />

und genau. Aber dass sich dann Erwachsene<br />

verkleiden und plötzlich werden daraus<br />

sozusagen Figuren, als ob sie aus dem Leben<br />

wären, das hat für mich bis heute einen Zau-<br />

9


er. Ich versuche, an Schauspieler zu denken,<br />

wenn ich Dialoge schreibe: Sie sollen es gut<br />

haben. Wenn es die Schauspieler gut haben,<br />

hat es der Film gut. Also, das ist für mich bis<br />

heute eine Realität. Und gut, jetzt kannst du<br />

sagen: Die hat dann auch was Erotisches, im<br />

allgemeinsten Sinne: Jetzt wird Fleisch und<br />

Blut angeschafft, mit Hilfe der Schauspieler.“<br />

Wolfgang Kohlhaase über die Erotik des<br />

Schreibens auf VIERUNDZWANZIG.DE<br />

10<br />

„Ich habe im Laufe der Jahre meine Partner<br />

nicht oft gewechselt. Da waren Konrad Wolf,<br />

Frank Beyer und Gerhard Klein. Und ich glaube,<br />

ich würde nicht für den Film schreiben,<br />

wenn ich ein Drehbuch abgeben müsste mit<br />

schönem Gruß an den Zuschauer. Ich weiß genau,<br />

dass ein Drehbuch so gut sein kann, wie es<br />

will. Es muss sogar ziemlich genau sein, aber es<br />

ist ein Zwischenprodukt. Und alles entscheidet<br />

sich im Drehprozess. Deshalb versuche ich, mit<br />

dabei zu sein und meine Meinung einzubringen.<br />

Film ist ein synthetisches Unternehmen:<br />

So genau Sie auch schreiben, die ganze Dimension<br />

beruht auf Verabredung. Selbst das, was<br />

vom Vertrag am Ende wirklich eingelöst wird,<br />

beruht auf Verabredung. Auch DER BRUCH hat<br />

damit angefangen, dass ich zu Frank Beyer sagte:<br />

Ich erzähl´ Dir mal eine Geschichte, die ich<br />

lange kenne. Das war nicht nur die Mitteilung<br />

eines Faktums, sondern auch einer Tonlage.“<br />

Wolfgang Kohlhaase über sein Verständnis<br />

der Zusammenarbeit mit Regisseuren (in<br />

einem Interview mit Wolfgang Brenner und<br />

Alfred Holighaus im TIP Magazin 1988 )<br />

„Also so schlecht ist es nicht herauszufinden,<br />

was das Publikum mag. Das bringt ein bisschen<br />

Unruhe – und die ist wünschenswert.<br />

Wir müssen zum Beispiel erreichen, dass jüngere<br />

Leute schneller zu ihrem Film kommen.<br />

Es ist nicht in Ordnung, dass Regisseure in<br />

ihren Dreißigern sind, wenn sie ihre erste eigene<br />

Klappe schlagen. Das Publikum ist jünger<br />

als die Regisseure. Bei uns geht die Ausbildung<br />

sehr solide, aber auch ein bisschen<br />

langsam. Andererseits schlägt die Einnahme<br />

nicht sofort um bei uns. Für den ambitionierten<br />

Film – selbst wenn nur eine Minderheit ihn<br />

sieht – ist bei uns immer ein Platz. Und das<br />

ist nötig, weil er die Filmkunst weiterbringt.<br />

Sie bekommt in jedem Jahr das Geld, das sie<br />

braucht. Kommerziell kann das gar nicht<br />

aufgehen – vor allem nicht bei dem kleinen<br />

Markt. Allerdings kann diese Unterstützung<br />

auch bequem machen. Sie wirft ihre eigenen<br />

Probleme auf.“<br />

Wolfgang Kohlhaase über die Vor- und Nachteile<br />

der Filmproduktion im real existierenden<br />

Sozialismus (in ebendiesem Interview)<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>


„Auch sollte ein Drehbuchschreiber nie vergessen,<br />

was er in den ersten zehn Jahren vom<br />

Küchenfenster aus gesehen hatte. Das Küchenfenster<br />

seiner Kindheit war in Adlershof und es<br />

ist nicht überliefert, ob der 14jährige Sohn eines<br />

Maschinenschlossers da rausgucken durfte,<br />

als die Russen kamen. Im prägsamsten Alter<br />

wankte unter seiner Generation der Boden der<br />

Wirklichkeit. Eben hatte er noch Veit Harlans<br />

KOLBERG im Kino gesehen, jetzt liefen DIE<br />

KINDER DES OLYMP. Wie relativ ist doch das<br />

Absolute, erfuhr das Arbeiterkind und wollte<br />

Geschichtenaufheber fürs neue Kino werden.<br />

(...) Muss ein freier Berliner, um frei zu bleiben,<br />

Westberliner werden? Wolfgang Kohlhaase<br />

wurde freier Autor. Und das ist er nun schon<br />

seit fast sechzig Jahren. Seine Dialoge sind oft<br />

komisch, auch böse, auch melancholisch, poe-<br />

Schramm<br />

tisches Oszillieren an den Rändern durchaus<br />

beabsichtigt – aber das alles auf Grundlage<br />

Halina<br />

höchstmöglicher Lakonie. Der Alltag und Wolfgang<br />

Kohlhaase machen nie (zu) viele Worte.“<br />

Christine ©<br />

Kerstin Decker im „Tagesspiegel“ anlässlich des<br />

80. Geburtstages von Kohlhaase am 13. März 20<strong>11</strong> Foto:<br />

<strong>11</strong>


DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>: DAS WAHLVERFAHREN<br />

1. Die Vorauswahl<br />

Seit 2010 gibt es statt der kleineren Einzelkommissionen<br />

insgesamt drei Vorauswahlkommissionen,<br />

die zusammen 33 Mitglieder haben. Erstens:<br />

Eine größere, alle Sektionen repräsentierende Vorauswahlkommission<br />

für Spielfilm, die aus insgesamt<br />

18 Personen (inklusive zwei Mitglieder des<br />

Bundestages) besteht. Zweitens: Eine siebenköpfige<br />

Kommission für den Besten Dokumentarfilm<br />

mit drei Vertretern aus der Sektion Dokumentarfilm,<br />

zwei Vertretern aus anderen Sektionen, einem<br />

Mitglied des Bundestages und einem branchenerfahrenen<br />

Kommissionsmitglied, das nicht<br />

aus der <strong>Filmakademie</strong> kommt. Drittens: Eine Vorauswahlkommission<br />

für den Besten Kinderfilm<br />

mit acht Mitgliedern – also Vertretern aus allen<br />

Sektionen und einem MdB. Die aus allen drei<br />

Kommissionen vorausgewählten Filme werden<br />

ebenfalls für die Einzelleistungen berücksichtigt.<br />

Die Vorauswahlkommission Kinderfilm hat in diesem<br />

Jahr alle Filme zusammen mit einer Gruppe<br />

von acht- bis zwölfjährigen filmbegeisterten Kindern<br />

angeschaut – und mit ihnen diskutiert. Die<br />

Vorauswahlkommission Spielfilm muss aus den<br />

eingereichten Produktionen mindestens 20 Filme<br />

12<br />

auswählen. Beim Dokumentarfilm sind es mindestens<br />

fünf, beim Kinderfilm mindestens vier<br />

Filme. Höchstens kann in allen Kategorien eine<br />

Anzahl von Filmen ausgewählt werden, die 40<br />

Prozent der Anmeldungen entspricht. Sollten am<br />

Ende der Entscheidungen wesentliche Kandidaten<br />

für Einzelleistungen übersehen worden sein,<br />

so haben die Mitglieder der Spielfilmkommis-<br />

sion die Möglichkeit, jeweils einen Kandidaten<br />

für jeweils das Gewerk, das sie in der Kommis-<br />

sion vertreten, nachzubenennen. Neu in den<br />

Richtlinien ist das Angebot einer Dreitagesfrist<br />

(nach Bekanntgabe der Vorauswahl) für Produzenten<br />

nicht vorausgewählter Filme, ihre Filme<br />

für die Wild Card anzumelden. Diese Filme werden<br />

mit den vorausgewählten Filmen an die Mitglieder<br />

verschickt – und können von diesen freiwillig<br />

in die Abstimmung miteinbezogen werden.<br />

Und zwar in allen Kategorien. Das wichtigste ist,<br />

dass alle Kommissionen die Filme gemeinsam<br />

im Kino anschauen. Darüber hinaus wird jedes<br />

Kommissionsmitglied unmittelbar nach Anmeldeschluss<br />

mit DVDs der angemeldeten Filme<br />

versorgt, so dass jedem persönlich genügend Zeit<br />

bleibt, alle Filme angemessen zu sichten.<br />

2. Die Nominierungen<br />

Im nächsten Schritt wählen nun sämtliche Mitglieder<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Filmakademie</strong> in geheimer<br />

Wahl die Filme bzw. Einzelleistungen. In<br />

der Kategorie Bester abendfüllender Spielfilm<br />

sind sechs Nominierungen vorgesehen. In den<br />

Kategorien Bester Dokumentarfilm und Bester<br />

Kinderfilm jeweils zwei. Der Vorstand hat für<br />

den Filmpreis 20<strong>11</strong> drei Nominierungen bei den<br />

Einzelleistungen festgelegt. Die Einzelleistungen<br />

werden durch die jeweiligen Mitglieder der Sektion<br />

nominiert, in der das auszuzeichnende Gewerk<br />

beheimatet ist. Beispiel: Kamera durch die Mitglieder<br />

der Sektion Kamera/Bildgestaltung usw.<br />

Für die drei Hauptkategorien stimmen Mitglieder<br />

mehrerer Sektionen ab. Konkret sind das beim<br />

Besten Spielfilm und Kinderfilm die Mitglieder<br />

der Sektionen Produktion, Regie und Drehbuch<br />

und beim Besten Dokumentarfilm die Mitglieder<br />

der Sektionen Dokumentarfilm, Produktion, Regie,<br />

Kamera/Bildgestaltung sowie Musik/Schnitt/Ton.<br />

3. Wahl der Preisträger<br />

In der dritten Stufe stimmen alle Mitglieder für<br />

alle Kategorien ab.<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>


Spielfilm (von unten links nach oben rechts)<br />

Eleonore Weisgerber,<br />

Rainer Kölmel,<br />

Gudrun Schretzmeier,<br />

Jens Bartram,<br />

Ray Müller,<br />

Barbara Philipp,<br />

Stephan Wagner,<br />

Monika Bauert,<br />

Fotos: © Florian Liedel<br />

Heinz Badewitz,<br />

Andreas Wodraschke,<br />

Wolfgang Treu,<br />

Esther Gronenborn,<br />

Hubertus Siegert,<br />

Dorothea Neukirchen,<br />

Gert Wilden Jr.,<br />

Wolfgang Schukrafft<br />

Kinderfilm: Dokumentarfilm:<br />

Peter Zenk,<br />

Barbara Hennings,<br />

Lisa Martinek,<br />

Kit Hopkins,<br />

Lucie Bates,<br />

Martin Kukula,<br />

Dani Levy<br />

(es fehlt: Johannes Selle)<br />

Niko von Glasow,<br />

Angelika Krüger-Leißner,<br />

Werner Grassmann,<br />

Stefan Schwietert,<br />

Ehrenpreis (Ohne Foto)<br />

Peter R. Adam<br />

Dieter Ulrich Aselmann<br />

Regine Baschny<br />

Iris Berben<br />

Marlis Heppeler<br />

Christoph Hübner,<br />

Douglas Wolfsperger,<br />

Helge Albers<br />

Mathias Schwarz<br />

Manuela Stehr<br />

Jasmin Tabatabai<br />

Thomas Thieme<br />

Markus Zimmer<br />

13


Live dabei<br />

sein mit<br />

Entertain<br />

Glamour, Glanz<br />

und Gloria!<br />

Mit Entertain hautnah dabei sein, wenn der <strong>Deutsche</strong> Filmpreis verliehen wird.<br />

Wir drücken allen Nominierten die Daumen!


DIE NOMINIERUNGEN ZUM DEUTSCHEN F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong><br />

Programmfüllende Spielfilme<br />

ALMANYA - W<strong>IL</strong>LKOMMEN IN DEUTSCHLAND Andreas Richter, Ursula Woerner, Annie Brunner – Roxy Film<br />

Regie: Yasemin Samdereli<br />

DREI Stefan Arndt – X Filme Creative Pool<br />

Regie: Tom Tykwer<br />

DER GANZ GROSSE TRAUM Anatol Nitschke, Raoul Reinert – deutschfilm, Cuckoo Clock Entertainment,<br />

Senator Film Produktion<br />

Regie: Sebastian Grobler<br />

GOETHE! Christoph Müller, Helge Sasse – Senator Film Produktion<br />

Regie: Philipp Stölzl<br />

VINCENT W<strong>IL</strong>L MEER Harald Kügler, Viola Jäger – Olga Film<br />

Regie: Ralf Huettner<br />

WER WENN NICHT WIR Thomas Kufus – zero one film<br />

Regie: Andres Veiel<br />

Programmfüllende Dokumentarfilme<br />

KINSHASA SYMPHONY Stefan Pannen, Holger Preuße –Sounding Images<br />

Regie: Claus Wischmann, Martin Baer<br />

PINA Wim Wenders, Gian-Piero Ringel – Neue Road Movies<br />

Regie: Wim Wenders<br />

Programmfüllende Kinderfilme<br />

CHANDANI UND IHR ELEFANT Arne Birkenstock, Helmut G. Weber – Fruitmarket Kultur und Medien, Tradewind Pictures<br />

Regie: Arne Birkenstock<br />

KONFERENZ DER TIERE Reinhard Klooss, Holger Tappe – Constantin Film Produktion<br />

Regie: Reinhard Klooss, Holger Tappe<br />

15


Bestes Drehbuch<br />

Miraz Bezar MIN DÎT – DIE KINDER VON DIYARBAKIR<br />

Florian David Fitz VINCENT W<strong>IL</strong>L MEER<br />

Nesrin Samdereli, ALMANYA – W<strong>IL</strong>LKOMMEN IN DEUTSCHLAND<br />

Yasemin Samdereli<br />

Beste Regie<br />

Florian Cossen DAS LIED IN MIR<br />

Tom Tykwer DREI<br />

Wim Wenders PINA<br />

Beste darstellerische Leistung – weibliche Hauptrolle<br />

Bernadette Heerwagen DIE KOMMENDEN TAGE<br />

Lena Lauzemis WER WENN NICHT WIR<br />

Sophie Rois DREI<br />

Beste darstellerische Leistung – männliche Hauptrolle<br />

August Diehl WER WENN NICHT WIR<br />

Alexander Fehling GOETHE!<br />

Florian David Fitz VINCENT W<strong>IL</strong>L MEER<br />

16<br />

Beste darstellerische Leistung – weibliche Nebenrolle<br />

Meret Becker BOXHAGENER PLATZ<br />

Katharina VINCENT W<strong>IL</strong>L MEER<br />

Müller-Elmau<br />

Beatriz Spelzini DAS LIED IN MIR<br />

Beste darstellerische Leistung – männliche Nebenrolle<br />

Vedat Erincin SHAHADA<br />

Heino Ferch VINCENT W<strong>IL</strong>L MEER<br />

Richy Müller POLL<br />

Beste Kamera/Bildgestaltung<br />

Matthias Fleischer DAS LIED IN MIR<br />

Daniela Knapp POLL<br />

Martin Langer DER GANZ GROSSE<br />

TRAUM<br />

Bester Schnitt<br />

Mathilde Bonnefoy DREI<br />

Ueli Christen WIR SIND DIE NACHT<br />

Hansjörg Weißbrich WER WENN NICHT WIR<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>


Bestes Szenenbild<br />

Silke Buhr POLL<br />

Christian M. Goldbeck WER WENN NICHT WIR<br />

Udo Kramer GOETHE!<br />

Bestes Kostümbild<br />

Monika Jacobs DER GANZ GROSSE TRAUM<br />

Thomas Oláh JUD SÜSS – F<strong>IL</strong>M OHNE GEW<strong>IS</strong>SEN<br />

Gioia Raspé POLL<br />

Bestes Maskenbild<br />

Kitty Kratschke, GOETHE!<br />

Heike Merker<br />

Björn Rehbein JUD SÜSS – F<strong>IL</strong>M OHNE GEW<strong>IS</strong>SEN<br />

Susana Sánchez POLL<br />

ES FOLGEN DIE NOMINIERUNGEN NACH F<strong>IL</strong>MEN (in alphabetischer Reihenfolge der Filmtitel)<br />

Beste Filmmusik<br />

Matthias Klein DAS LIED IN MIR<br />

Heiko Maile WIR SIND DIE NACHT<br />

Tom Tykwer, DREI<br />

Johnny Klimek,<br />

Reinhold Heil,<br />

Gabriel Isaac Mounsey<br />

Beste Tongestaltung<br />

Manfred Banach, JERRY COTTON<br />

Christian Conrad,<br />

Tschangis Chahrokh<br />

Ansgar Frerich, PIANOMANIA – DIE SUCHE NACH DEM<br />

Sabine Panossian, PERFEKTEN KLANG<br />

Niklas Kammertöns<br />

Frank Kruse, DREI<br />

Matthias Lempert,<br />

Arno Wilms<br />

17


Drei* Vincent will meer*<br />

Poll* Wer wenn nicht wir* Der ganz<br />

große Traum* Goethe!* Kinshasa<br />

Symphony* Pina* Die kommenden<br />

Tage* Boxhagener Platz*<br />

Wir sind die Nacht* Jerry Cotton*<br />

*<br />

Medienboard-gefördert. Die zwölf<br />

Filme sind insgesamt 36 Mal nominiert.


ALMANYA – W<strong>IL</strong>LKOMMEN IN DEUTSCHLAND<br />

Dass die Produzenten<br />

Andreas Richter, Ursula<br />

Woerner und Annie<br />

Brunner von Roxy Film<br />

großen Wert auf ein<br />

ausgereiftes Drehbuch<br />

legen, haben die drei<br />

schon bei dem Kinoerfolg<br />

WER FRÜHER<br />

STIRBT <strong>IS</strong>T LÄNGER<br />

TOT (R: Marcus H.<br />

Rosenmüller) bewiesen.<br />

Und dass sich das bezahlt<br />

macht, auch:<br />

Ihr Film bekam 2007 vier LOLAs, darunter die<br />

für den Besten Spielfilm in Silber. Die Autoren<br />

Christian Lerch und Marcus H. Rosenmüller<br />

erhielten den Preis für das Beste Drehbuch.<br />

Nun sind Roxy Film mit ALMANYA – W<strong>IL</strong>L-<br />

KOMMEN IN DEUTSCHLAND (R: Yasemin<br />

Samdereli) wieder als Bester Spielfilm nominiert<br />

und – siehe da – die beiden Schwestern Nesrin<br />

Samdereli und Yasemin Samdereli für das Beste<br />

Drehbuch.<br />

ALMANYA – W<strong>IL</strong>LKOMMEN IN DEUTSCHLAND<br />

erzählt die Geschichte des 1.000.001. Gastarbeiters<br />

von seiner Ankunft 1964 bis zur Gegenwart.<br />

Sie beginnt in einem Dorf in Anatolien,<br />

von wo aus Hüseyin Yilmaz (Fahri Yardim)<br />

Foto: © Christian Hartmann<br />

Bester Spielfilm –<br />

ANDREAS RICHTER<br />

– ORANGE - MEIN LEB-<br />

EN IN ORANGE (20<strong>11</strong>)<br />

– ALMANYA - W<strong>IL</strong>L-<br />

KOMMEN IN<br />

DEUTSCHLAND (2010)<br />

– WER FRÜHER STIRBT<br />

<strong>IS</strong>T LÄNGER TOT (2006)<br />

– DAS GESPENST VON<br />

CANTERV<strong>IL</strong>LE<br />

(2005/TV)<br />

ohne seine Familie nach Deutschland zieht, um<br />

Geld zu verdienen. Später holt er Frau und Kinder<br />

nach. In der Jetztzeit ist Hüseyin Yilmaz<br />

(Vedat Erincin) bereits zweifacher Opa und<br />

sehnt sich zurück in seine Heimat nach Anatolien.<br />

Er hat dort ein Haus gekauft und möchte,<br />

dass die ganze Familie in den Herbstferien dorthin<br />

reist. Auf der Fahrt wird dem sechsjährigen<br />

Enkel die ganze Geschichte der Emigration,<br />

Integration und Emanzipation mit viel Witz in<br />

Rückblenden erzählt. Der Film spielt somit auf<br />

Foto: © Christian Hartmann<br />

Bester Spielfilm –<br />

URSULA WOERNER<br />

– ORANGE - MEIN LE-<br />

BEN IN ORANGE<br />

(20<strong>11</strong>)<br />

– ALMANYA - W<strong>IL</strong>L-<br />

KOMMEN IN<br />

DEUTSCHLAND (2010)<br />

– DAS BESTE KOMMT<br />

ERST (2009/TV)<br />

– WER FRÜHER STIRBT<br />

<strong>IS</strong>T LÄNGER TOT (2006)<br />

19


zwei Zeit-Ebenen und an zwei verschiedenen<br />

Orten. Solch eine Struktur ist dramaturgisch<br />

nicht immer leicht und überzeugend zu händeln,<br />

aber die Autorinnen setzen hier auf Wiedererkennung<br />

und transportieren ausgesprochen<br />

liebevoll und erfrischend ähnliche Situationen<br />

geschickt in verschiedene Zeiten. Wenn z.B. die<br />

kleine Schwester und ihr Bruder in Deutschland<br />

am Fenster stehen, um begeistert das Müllauto<br />

zu beobachten, dann ist das niedlich. Wenn sie<br />

dann sagt, dass sie später mal Müllfrau werden<br />

Foto: © Christian Hartmann<br />

20<br />

Bester Spielfilm –<br />

ANNIE BRUNNER<br />

– ORANGE-MEIN LEBEN<br />

IN ORANGE (20<strong>11</strong>)<br />

– DIE HEBAMME - AUF<br />

LEBEN UND TOD<br />

(20<strong>11</strong>/TV)<br />

– ALMANYA - W<strong>IL</strong>L-<br />

KOMMEN IN<br />

DEUTSCHLAND (2010)<br />

– WER FRÜHER STIRBT<br />

<strong>IS</strong>T LÄNGER TOT (2006)<br />

will und ihr Bruder entgegnet, dass das nicht<br />

geht: Müllfrauen gibt es nicht – dann muss man<br />

schmunzeln. Und wenn dann das Mädchen als<br />

Frau 45 Jahre später in der Türkei Müllfahrerinnen<br />

auf der Straße sieht, dann erzählt das auf<br />

charmanteste Art, wie die Welt sich wandelt.<br />

Den Roxy-Film-Produzenten sind Nesrin und<br />

Yasemin Samdereli schon vor vielen Jahren an<br />

der Münchner Filmhochschule mit ihrem Film<br />

K<strong>IS</strong>MET aufgefallen. Als ihnen die beiden dann<br />

ein erstes Drehbuch zu ALMANYA vorlegten,<br />

Foto: © Raimar von Wienskowski<br />

Bestes Drehbuch –<br />

NESRIN SAMDERELI<br />

– ALMANYA -<br />

W<strong>IL</strong>LKOMMEN IN<br />

DEUTSCHLAND (2010)<br />

– TÜRK<strong>IS</strong>CH FÜR<br />

ANFÄNGER (2006/TV)<br />

– ALLES GETÜRKT<br />

(2002/TV)<br />

– K<strong>IS</strong>MET<br />

(2001/Kurzfilm)<br />

fanden die Produzenten ihre unkonventionelle<br />

Erzählweise sehr reizvoll, wussten aber, dass<br />

da noch eine ganze Menge Arbeit vor ihnen liegen<br />

würde. Zum Glück schreckte das niemanden<br />

ab. Mit großem inhaltlichen Interesse und sehr<br />

viel Liebe zum Detail entwickelten alle zusammen<br />

den Stoff erfolgreich zu einem großen Publikumsfilm,<br />

der aus einer deutsch-türkischen<br />

Familiengeschichte ein universelles Thema<br />

macht.<br />

Foto: © Raimar von Wienskowski<br />

Bestes Drehbuch –<br />

YASEMIN SAMDERELI<br />

– ALMANYA -<br />

W<strong>IL</strong>LKOMMEN IN<br />

DEUTSCHLAND (2010)<br />

– ICH CHEF, DU NIX<br />

(2007/Regie/TV)<br />

– ALLES GETÜRKT<br />

(2002/TV)<br />

K<strong>IS</strong>MET<br />

(2001/Kurzfilm)<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>


BOXHAGENER PLATZ<br />

Wenn man einen Berlin-Film<br />

dreht, kann<br />

man mit Meret Becker<br />

(Beste darstellerische<br />

Leistung – weibliche<br />

Nebenrolle) im Schauspiel-Ensembledefinitiv<br />

nichts falsch machen.<br />

Im Gegenteil. In<br />

Bremen geboren, aber<br />

in Berlin aufgewachsen,<br />

lebt und atmet<br />

sie diese Stadt. Wenn<br />

Meret Becker aufspielt,<br />

dann haben Herz und Schnauze noch eine direkte<br />

Verbindung.<br />

In Matti Geschonnecks neuem Film BOXHA-<br />

GENER PLATZ hört und sieht man das Ost-<br />

Berlin von 1968 – und man glaubt es regelrecht<br />

zu riechen. Meret Becker spielt eine dauergewellte<br />

und auftoupierte Friseuse (wie es damals<br />

als gängige Berufsbezeichnung noch hieß),<br />

verheiratet mit einem Polizisten, dem Abschnittsbevollmächtigten<br />

(Jürgen Vogel), und<br />

die Mutter eines 12-jährigen Jungen (Samuel<br />

Schneider). Sie heißt Renate, wie viele in dieser<br />

Zeit – möchte aber gerne ein bisschen anders<br />

sein als die anderen. Während draußen auf der<br />

Straße linientreue DDR-Bürger ihre Fahnen<br />

schwenken und dem Staatsoberhaupt Walter<br />

Ulbricht zujubeln, revoltiert Renate auf ihre<br />

Art, indem sie zuhause bleibt, das Radio und<br />

West-Fernsehen gleichzeitig aufdreht und sich<br />

Berichte von den Studentenprotesten auf dem<br />

Ku´Damm anschaut. Als ihr Gatte nach Hause<br />

kommt, macht er den Fernseher sofort leiser<br />

und sagt zu ihr: „Musst du immer so extrem sein,<br />

kannst du nicht mal ´nen vernünftigen Mittelweg<br />

finden.“ Genau das kann sie nicht. Eigentlich<br />

würde Renate am liebsten rüber machen,<br />

aber nie würde sie ihren Sohn hier zurücklassen.<br />

Und ihre Mutter (Gudrun Ritter) eigentlich auch<br />

nicht. Also macht sie das Beste draus: Wenn ihr<br />

die Decke auf den Kopf fällt und ihr Mann nervt,<br />

dann zieht sie sich was Schönes an und geht gegen<br />

den Strich tanzen. Manchmal trifft sie auch<br />

ihre Mutter auf ein Eierlikörchen, um sich von<br />

ihren neuen männlichen Eroberungen erzählen<br />

zu lassen. Dabei scheint sie sie zu beneiden und<br />

fragt sich, wie sie es macht, dass ihr die Männer<br />

immer früh genug wegsterben, während sie sich<br />

immer noch mit Demselben herumplagen muss.<br />

Meret Becker spielt diese Renate voller Hingabe<br />

aufbrausend, nölig, punkig, clownesk. Sie wirkt<br />

wie die, nein sie ist die Bohèmienne des Ostens.<br />

Beste weibliche<br />

Nebenrolle –<br />

MERET BECKER<br />

– KOMM NÄHER (2006)<br />

– POEM (2003)<br />

– PÜNKTCHEN UND<br />

ANTON (1999)<br />

– COMEDIAN<br />

HARMON<strong>IS</strong>TS (1997)<br />

Foto: © Volker Roloff - Claussen+Wöbke+Putz Filmproduktion<br />

21


DREI<br />

Meist ist bei Dreien<br />

einer zuviel. Hier<br />

nicht. Das herkömmliche<br />

Mainstream-Kino<br />

ist eine Diktatur von<br />

Zweierbeziehungen,<br />

von Gut und Böse, von<br />

Schwarz und Weiß,<br />

von Mann und Frau.<br />

Bei Tom Tykwer (Beste<br />

Regie) aber wird die<br />

Drei zur perfekten Zahl.<br />

In seinem Film löst er<br />

sich von der dichotomischen<br />

Ordnung und schafft einen Mehrwert.<br />

Das macht diesen Filmstoff interessant. Und<br />

noch interessanter macht ihn, dass der Dritte<br />

hier nicht alles schwieriger, sondern am Ende<br />

sogar einfacher macht.<br />

22<br />

DREI erzählt also die Geschichte einer ménage à<br />

trois. Hanna (Sophie Rois, Beste darstellerische<br />

Leistung – weibliche Hauptrolle) und Simon<br />

(Sebastian Schipper) leben seit 20 Jahren zusammen.<br />

Beide um die 40, gut eingerichtet in ihrem<br />

Job, in ihrem gemeinsamen Leben, im heutigen<br />

Berlin mit seinen vielen offenen Möglichkeiten<br />

und wenigen Beschränkungen. Dann lernt Hanna<br />

den Stammzellenforscher Adam (Devid Striesow)<br />

auf einer Ethik-Tagung kennen und beginnt<br />

eine Affäre. Simon trifft denselben Adam in der<br />

Foto: © Mathias Bothor<br />

Bester Spielfilm –<br />

STEFAN ARNDT<br />

– DAS WE<strong>IS</strong>SE BAND<br />

(2009)<br />

– GOODBYE LENIN!<br />

(2003)<br />

– VÄTER - DER F<strong>IL</strong>M<br />

(2002)<br />

– LOLA RENNT (1998)<br />

Sauna und macht seine ersten homosexuellen<br />

Erfahrungen mit ihm. Einer ahnt nichts vom<br />

anderen, alles läuft parallel, nichts scheint aufzufliegen.<br />

Bis Hanna plötzlich schwanger ist.<br />

Tom Tykwer wollte die Rolle der Hanna von<br />

Anfang an mit Sophie Rois besetzen, er hat<br />

schon beim Schreiben in der Drehbuchphase<br />

ganz klar an sie und ihre Impulsivität gedacht.<br />

„In meinen Augen hat sie eines der schönsten,<br />

aber auch nuancenreichsten Gesichter, das wir<br />

hier in Deutschland haben“, schwärmt er von<br />

Foto: © Joachim Gern<br />

Beste Regie/<br />

Beste Filmmusik –<br />

TOM TYKWER<br />

– THE INTER-<br />

NATIONAL (2008)<br />

– DAS PARFUM - DIE<br />

GESCHICHTE EINES<br />

MÖRDERS (2006)<br />

– LOLA RENNT (1998)<br />

– DIE TÖDLICHE<br />

MARIA (1993)<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>


ihr in einem Interview zu DREI. „Sie ist eine attraktive<br />

Frau, wie ich sie für meinen Geschmack<br />

viel zu selten im Kino sehe, und sie schafft es,<br />

das Liebenswerte dieser Figur hervorzubringen,<br />

die ja von der Anlage auch eine sehr anstrengende<br />

Seite hat.“ Wenn Hanna z.B. in der Klinik am<br />

Bett ihres Mannes sitzt und schmollend zu ihm<br />

sagt: „Ich kann es nicht leiden, wenn du krank<br />

bist. Mir ist dann langweilig!“, bekommt man<br />

eine Ahnung von ihrer auch anstrengenden Seite.<br />

Aber egal ob Hanna ganz privat zu Hause im<br />

Unterhemdchen, mit Blümchenschlüpfer und<br />

schwarzer Feinstrumpfhose in ihrer Küche steht<br />

oder gut geschminkt und aufgerüscht in ihrer<br />

Fernsehsendung vor der Kamera agiert, Sophie<br />

Rois gibt ihrer Figur in jedem Fall eine nonchalante<br />

Grandezza. Auf der Website zum Film bekennt<br />

Sophie Rois, dass sie katholisch ist und<br />

deshalb einige Probleme hatte, sich für die Sexszenen<br />

ganz nackt zu machen. Dass sie in einer<br />

Liebesszene rosa Bettsöckchen trägt, ist auf der<br />

Leinwand dann nicht zu sehen.<br />

Vielleicht sind die rosa Strümpfe am Ende der<br />

Schere von Mathilde Bonnefoy (Bester Schnitt)<br />

zum Opfer gefallen. Die aus Frankreich stammende<br />

Schnittmeisterin gehört neben dem<br />

Kameramann Frank Griebe und dem Szenenbildner<br />

Uli Hanisch, den Musikern (Reinhold<br />

Heil, Johnny Klimek, Gabriel Isaak Mounsey,<br />

Foto: © X Verleih AG<br />

Beste weibliche<br />

Hauptrolle –<br />

SOPHIE RO<strong>IS</strong><br />

– DREI (2010)<br />

– DER ARCHITEKT<br />

(2009)<br />

– FRÄULEIN PHYLL<strong>IS</strong><br />

(2004)<br />

– WIR KÖNNEN AUCH<br />

ANDERS (1993)<br />

Tom Tykwer, Beste Filmmusik), den Tongestaltern<br />

(Frank Kruse, Matthias Lempert, Arno<br />

Wilms, Beste Tongestaltung) und vielen anderen<br />

zu einem festen Stamm von Leuten, mit denen<br />

Tom Tykwer immer wieder gern zusammenarbeitet,<br />

sowohl bei deutschen als auch bei internationalen<br />

Produktionen. Das erste Mal schnitt<br />

Mathilde Bonnefoy für Tom Tykwer bei LOLA<br />

RENNT und bekam für ihr Debüt als Spielfilm-<br />

Schnittmeisterin den DEUTSCHEN F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong><br />

(1999). Sie ist der Auffassung, dass ein Film<br />

Bester Schnitt –<br />

MATH<strong>IL</strong>DE BONNEFOY<br />

– ORLY (2010)<br />

– THE INTER-<br />

NATIONAL (2008)<br />

– THE SOUL OF A MAN<br />

(2003)<br />

– LOLA RENNT (1998)<br />

23


„erst im Schneideraum gestaltet wird“ und dass<br />

„ein guter Film vor allem auch ein gut geschnittener<br />

Film“ ist. Tykwer beschreibt, dass er im<br />

Schneideraum mit Mathilde Bonnefoy immer<br />

ein grundlegendes Rewrite des gesamten Mate-<br />

rials vornimmt. Meist verschanzen sie sich monatelang,<br />

um alle optimalen Möglichkeiten zu<br />

prüfen. Er empfindet es als „großes Glück“, dass<br />

„Mathilde eigentlich vor nichts zurückschreckt,<br />

um diese Alternativen aufzuspüren.“<br />

24<br />

Beste Filmmusik –<br />

JOHNNY KLIMEK<br />

– THE K<strong>IL</strong>LER ELITE<br />

(20<strong>11</strong>)<br />

– DAS PARFUM - DIE<br />

GESCHICHTE EINES<br />

MÖRDERS (2006)<br />

– ONE HOUR PHOTO<br />

(2002)<br />

– LOLA RENNT (1998)<br />

In dieser Zeit der Arbeit an der Struktur des<br />

Films, konzentriert sich Tykwer mit Bonnefoy<br />

auf den Rhythmus der Bilder. Gleichzeitig arbeitet<br />

er auch schon mit seinen Kollegen von<br />

Musik und Ton an der Gestaltung der akustischen<br />

Ebene. Zur Filmmusik meint Tykwer:<br />

„Musik ist ein dramaturgisch wichtiger Baustein<br />

und ein emotionales Wirkungsmittel eines<br />

Films, da ist es doch geradezu grotesk, sie<br />

am Ende noch auf die Schnelle zuzufügen, statt<br />

Beste Filmmusik –<br />

REINHOLD HE<strong>IL</strong><br />

– THE K<strong>IL</strong>LER ELITE<br />

(20<strong>11</strong>)<br />

– LAND OF THE DEAD<br />

(2005)<br />

– ONE HOUR PHOTO<br />

(2002)<br />

– LOLA RENNT (1998)<br />

sie mit dem Film zusammen zu entwickeln.“<br />

Deshalb trifft er sich schon früh mit den Musikern,<br />

um Themen auf der Basis des Drehbuchs<br />

zu entwickeln und am Ende setzen sie sich mit<br />

einem Computer, einem Klavier und ein paar<br />

Instrumenten in einen Raum und spielen los.<br />

All diese Vertrautheit und gleichzeitige<br />

Freiheit im Arbeiten ermöglichte ihm auch<br />

sein langjähriger Freund, Kollege und Produzent<br />

Stefan Arndt (Bester Spielfilm) von<br />

Beste Filmmusik –<br />

GABRIEL <strong>IS</strong>AAC<br />

MOUNSEY<br />

– B<strong>IS</strong> AUFS BLUT -<br />

BRÜDER AUF<br />

BEWÄHRUNG (2009)<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>


X Filme Creative Pool. Die beiden kennen sich<br />

seit Ende der achtziger Jahre, als Stefan Arndt<br />

noch Kinobetreiber des Sputnik-Kinos und<br />

Tom Tykwer Programmleiter des Moviemento<br />

in Berlin war. Obwohl sie damals eigentlich<br />

„Konkurrenten“ waren, fragte Tykwer bei Arndt<br />

an, ob er seinen Film DIE TÖDLICHE MARIA<br />

(1993) mit ihm zusammen produzieren würde.<br />

Daraufhin gründeten sie die Produktionsfirma<br />

Liebesfilm und zwei Jahre später schließlich,<br />

Beste Tongestaltung –<br />

FRANK KRUSE<br />

– ORLY (2010)<br />

– THE INTER-<br />

NATIONAL (2008)<br />

– DAS PARFUM - DIE<br />

GESCHICHTE EINES<br />

MÖRDERS (2006)<br />

– SONNENALLEE<br />

(1999)<br />

zusammen mit Dani Levy und Wolfgang Becker,<br />

X Filme Creative Pool. Seitdem haben sich die<br />

beiden nicht aus den Augen verloren. Im Gegenteil,<br />

sie sind Partner geblieben – auch in der<br />

Zeit, als Tykwer viel international gearbeitet<br />

hat. DREI ist der erste Film in der bewährten<br />

Konstellation nach zehn Jahren.<br />

Beste Tongestaltung –<br />

MATTHIAS LEMPERT<br />

– PINA (2010)<br />

– DREI (2010)<br />

– ORLY (2010)<br />

– NUIT DE CHIEN<br />

(2008)<br />

Beste Tongestaltung –<br />

ARNO W<strong>IL</strong>MS<br />

– DAS LEBEN DER<br />

ANDEREN (2005)<br />

– ALLES AUF ZUCKER<br />

(2004)<br />

– DAS WUNDER VON<br />

BERN (2002)<br />

– DIE TÖDLICHE<br />

MARIA (1993)<br />

25


DER GANZ GROSSE TRAUM<br />

Damit das Wunder von<br />

Bern überhaupt stattfinden<br />

konnte, war keine<br />

hundert Jahre zuvor<br />

erst einmal dieses Unding<br />

von Braunschweig<br />

nötig. Dabei ist es weniger<br />

wichtig, ob der<br />

Englischlehrer mit dem<br />

Lederball in der Tasche<br />

verpennt in der Postkutsche<br />

von Angelsachsen<br />

ins heutige Niedersachsen<br />

kam und<br />

ausgerechnet aus dem viktorianischen England<br />

moderne Erziehungsmethoden ins deutsche Kaiserreich<br />

brachte. Wichtig und bemerkenswert<br />

ist, dass sich die Sportart, die die Engländer<br />

heute definieren als den Wettkampf von 22 Männern,<br />

den am Ende immer Deutschland gewinnt,<br />

in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts so<br />

gar nicht punkten konnte. Diese Sportart passte<br />

nicht in eine militarisierte Gesellschaft, in der<br />

die Regeln eines Turnvater Jahn den Exerzitien<br />

auf dem Drillplatz eher entsprachen als ein Ballspiel,<br />

in dem sich individuelle Intelligenz, Intuition,<br />

Körperlichkeit und Kreativität mit solidarischem<br />

Teamgeist verbündete. DER GANZ GROSSE<br />

TRAUM war für viele ein Alptraum.<br />

Der Regisseur Sebastian Grobler, ein Absolvent<br />

der <strong>Filmakademie</strong> Baden-Württemberg, hat<br />

sich mit den Autoren Philipp Roth und Johanna<br />

Stuttmann mehr für die Wahrheit auf dem Platz<br />

als die Details aus den Geschichtsbüchern interessiert<br />

und damit in jeder Beziehung den Dreh<br />

gefunden, nicht nur den ganz großen Traum des<br />

Konrad Koch, sondern auch seinen eigenen auf<br />

die Leinwand zu bringen.<br />

Der Produzent Raoul Reinert entwickelte die<br />

Idee zu dieser Geschichte gemeinsam mit Grobler<br />

bereits zu seiner Zeit als Producer beim<br />

Studio Hamburg. Mit Anatol Nitschke kam ein<br />

Partner in das Projekt, der es mit persönlicher<br />

Leidenschaft und großer Erfahrung im Kinomarkt<br />

weiter vorantreiben wollte und konnte.<br />

Anatol Nitschke und Raoul Reinert (deutschfilm,<br />

Senator Film Produktion, Cukoo Clock Entertainment<br />

– Bester Spielfilm) schafften die Möglich-<br />

keiten für einen historischen Film mit Romantik,<br />

Witz und dem Mut zum Gefühl, bei dem es weder<br />

hinter noch vor der Kamera an Erstliga-Spielern<br />

mangelte.<br />

Daniel Brühl ist Konrad Koch, der Lehrer mit der<br />

Vision. Burghart Klaußner ist der Schuldirektor<br />

zwischen Tradition und Moderne. Und Justus<br />

von Dohnányi ist der dünkelhafte Schulmäzen,<br />

der zusammen mit den Lehrern Thomas Thieme<br />

und Jürgen Tonkel Konrad Koch das Leben und<br />

Lehren schwer macht.<br />

Bester Spielfilm –<br />

ANATOL NITSCHKE<br />

– DER GANZ GROSSE<br />

TRAUM (2010)<br />

– GOETHE! (2010)<br />

– WER WENN NICHT<br />

WIR (2010)<br />

26<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 2008 20<strong>11</strong>


Für den Look des Films waren zusammen mit<br />

dem Szenenbildner Thomas Freudenthal – der<br />

unter anderem mit seiner Arbeit für Filme wie<br />

H<strong>IL</strong>DE und EFFI BRIEST Erfahrungen für historisches<br />

Szenenbild in unterschiedlichen Epochen<br />

sammeln konnte – zwei Personen verantwortlich:<br />

Die Kostümbildnerin Monika Jacobs (Bestes<br />

Kostümbild), die bekannt wurde durch ihre<br />

Zusammenarbeit mit Barbara Baum und ihre<br />

Arbeit an den letzten Filmen von Rainer Werner<br />

Fassbinder (u.a. BERLIN ALEXANDERPLATZ<br />

Bester Spielfilm –<br />

RAOUL REINERT<br />

– DER GANZ GROSSE<br />

TRAUM (2010)<br />

– KOYAMAS MENÜ<br />

(2009)<br />

– PFARRER BRAUN<br />

(2008-2009/TV)<br />

– HIMMELFAHRT<br />

(2003)<br />

und DIE SEHNSUCHT DER VERONIKA VOSS)<br />

und von Anfang an mit Tom Tykwer, ist bei diesem<br />

Stoff besonders herausgefordert, weil sie<br />

nicht nur das komplette Spektrum des sozialen<br />

Lebens der Zeit neu einkleiden muss. Sie arbeitet<br />

auch in unbekannten Welten. Was man wirklich<br />

zum Bolzen trug in den siebziger Jahren des 19.<br />

Jahrhunderts, ist eine Frage, deren Beantwortung<br />

auch eine gewisse künstlerische Freiheit<br />

zulässt. Martin Langer (Beste Kamera/Bildgestaltung)<br />

schuf die Bilder aus einer anderen Zeit.<br />

Beste Kamera –<br />

MARTIN LANGER<br />

– DIE WE<strong>IS</strong>SE MASSAI<br />

(2005)<br />

– SOPHIE SCHOLL -<br />

DIE LETZTEN TAGE<br />

(2005)<br />

– THE I INSIDE - IM<br />

AUGE DES TODES (2004)<br />

– 14 TAGE LEBENS-<br />

LÄNGLICH (1997)<br />

Der erfahrene Kinematograf, der regelmäßig<br />

mit Roland Suso Richter, Marc Rothemund und<br />

Hermine Huntgeburth zusammenarbeitet, bewegt<br />

sich sicher zwischen der räumlichen und<br />

mentalen Enge eines Gesellschafts- und Erziehungssystems<br />

und der Entdeckung einer neuen<br />

Bewegungsfreiheit im wahrsten Sinne des<br />

Wortes.<br />

Foto: © Maria Krumwiede<br />

Bestes Kostümbild –<br />

MONIKA JACOBS<br />

– DER GANZ GROSSE<br />

TRAUM (2010)<br />

– EIN RUSS<strong>IS</strong>CHER<br />

SOMMER (2009)<br />

– LOLA RENNT (1998)<br />

– DER HIMMEL ÜBER<br />

BERLIN (1987)<br />

27


GOETHE!<br />

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ALEXANDER FREHLING MIRIAM STEIN MORITZ BLEIBTREU<br />

DEMNÄCHST IM KINO KI<br />

Goethe im Kino. Das<br />

könnte nach Deutschunterricht<br />

auf Zelluloid<br />

klingen. Oder nach<br />

dem Faust im Nacken<br />

unwilliger Schüler,<br />

die lieber die Faust<br />

im Gesicht von Sylvester<br />

Stallone sehen<br />

würden. Doch wenn<br />

der nicht gerade für<br />

trockene Bildungsbürgerkost<br />

bekannte Film-<br />

und Theaterregisseur<br />

Philipp Stölzl auf die Produzenten Christoph<br />

Müller und Helge Sasse (Senator Film Produktion,<br />

deutschfilm – Bester Spielfilm) trifft, kann<br />

das auch ganz anders aussehen und ausgehen.<br />

Christoph Müller wollte nämlich schon seit<br />

vielen Jahren einen Film über Goethe machen.<br />

Er hatte sich bereits mit einigen Regisseuren<br />

und Drehbuchautoren getroffen und sich auch<br />

schon an dem einen oder anderen Entwurf abgearbeitet.<br />

Bis ihm dann (eigentlich seinem<br />

Bruder Markus) die zündende Idee kam, einen<br />

Film über den noch sehr jungen Goethe zu machen,<br />

der als Dichter noch unbekannt war und<br />

erst über die Liebe zu einer Frau (oder zu mehreren?)<br />

seinen „Werther“ schrieb - und zum echten<br />

Bestseller wurde. Zusammen mit Philipp Stölzl<br />

und Alexander Dydyna hat er dann „das Thema<br />

Foto: © Senator/ Fabrice Dall’Anese<br />

Bester Spielfilm –<br />

CHR<strong>IS</strong>TOPH MÜLLER<br />

– GOETHE! (2010)<br />

– WH<strong>IS</strong>KY MIT WODKA<br />

(2008)<br />

– VOLLIDIOT (2007)<br />

– SOPHIE SCHOLL -<br />

DIE LETZTEN TAGE<br />

(2005)<br />

geknackt“ und ein Drehbuch geschrieben. Der<br />

Goethe, den die drei „erdichtet“ haben, ist sehr<br />

nah am Leben des Dichterfürsten, ist aber kein<br />

in jeder Hinsicht historisch verbürgter Goethe:<br />

Er ist modern, rebellisch, komisch, intensiv.<br />

Die Macher wollten „das verstaubte Bild einer<br />

deutschen Legende in neuen Farben leuchten“<br />

lassen. Und dabei haben sie sich inhaltlich einige<br />

Freiheiten genommen. Beim Szenenbild<br />

sind sie allerdings anders vorgegangen. Philipp<br />

Stölzl legt großen Wert darauf, dass alles so au-<br />

Foto: © Kim Frank<br />

Bester Spielfilm –<br />

HELGE SASSE<br />

– GOETHE! (2010)<br />

– WER WENN NICHT<br />

WIR (2010)<br />

– DER GANZ GROSSE<br />

TRAUM (2010)<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>


thentisch wie möglich aussieht. Mit Szenenbildner<br />

Udo Kramer (Bestes Szenenbild), der auch<br />

schon das Set Design zu Stölzls letztem Film<br />

NORDWAND entworfen hatte, recherchierten sie<br />

Straßenzüge des 18. Jahrhunderts und orientierten<br />

sich dabei auch an Gemälden von Canaletto<br />

(Bernardo Bellotto, 1722-1780). Dann machten<br />

sie sich auf die Suche nach geeigneten Schauplätzen<br />

und fanden die meisten erhaltenen Bauten<br />

in ihrem Sinne in Sachsen und Thüringen.<br />

Diese Originalschauplätze ergänzten sie dann<br />

im Einzelfall: Das Team baute alles, was fehlte,<br />

in die vorhandenen Räume ein, um das Bild<br />

stimmig zu machen. Udo Kramer nennt dieses<br />

Prinzip „Mischtechnik“, die vom Ausstatter eine<br />

ergänzende Arbeit erfordert und das Resultat<br />

runder macht. Generell kann man sagen, dass 60<br />

Prozent des Sets Originalbauten waren, 40 Prozent<br />

haben Kramer und sein Ausstattungsteam<br />

hinzugefügt. Alle Straßenszenen sind in Görlitz,<br />

einer zur Renaissance-Zeit recht wohlhabenden<br />

Stadt, entstanden. Zu DDR-Zeiten war Görlitz<br />

ein sehr beliebter Drehort. Das ist er in den letzten<br />

Jahren wieder geworden, obwohl heute die<br />

meisten Fassaden schon renoviert sind. Aber<br />

ein Marktplatz und zwei Straßenkreuzungen<br />

reichten aus, um alle Straßburger, Frankfurter<br />

und Wetzlarer Außenszenen zu drehen. Was<br />

noch fehlte, wurde durch digitale Effekte ergänzt.<br />

Produzent Christoph Müller gab in einem<br />

Interview ein schönes Beispiel: „Die Jungs von<br />

Foto: © 2010 Warner Bros. Ent.<br />

Beste männliche<br />

Hauptrolle –<br />

ALEXANDER FEHLING<br />

– WER WENN NICHT<br />

WIR (2010)<br />

– 13 SEMESTER (2008)<br />

– INGLORIOUS<br />

BASTERDS (2008)<br />

– AM ENDE KOMMEN<br />

TOUR<strong>IS</strong>TEN (2006)<br />

Lug und Trug für visuelle Effekte arbeiten äußerst<br />

präzise. Einer von ihnen fuhr nach Straßburg<br />

und fotografierte das Münster – diese Bilder<br />

werden dann in die Filmbilder eingebaut.“<br />

So konnten sie eine einzige Straße in Görlitz für<br />

die unterschiedlichen Szenen so umbauen, dass<br />

sie im Film wie drei verschiedene Städte aussieht.<br />

Aber selbst einem Laien fällt sofort auf,<br />

dass hier gut und mit Liebe zum Detail gearbeitet<br />

wurde.<br />

Bestes Szenenbild –<br />

UDO KRAMER<br />

– CHICKEN WITH<br />

PLUMS (2010)<br />

– SAME SAME BUT<br />

DIFFERENT (2009)<br />

– NORDWAND (2007)<br />

– KNALLHART (2005)<br />

29


Der Dreck ist echt. In GOETHE! müssen sich die<br />

Menschen zu Fuß oder in ihren Kutschen durch<br />

Berge von Matsch und Abfall kämpfen. Das<br />

macht Spaß anzuschauen. Es gab keine Kanalisation<br />

und auch keine Straßenreinigung im heutigen<br />

Sinne – und das sieht man. So sind Goethe<br />

(Alexander Fehling, Beste darstellerische Leistung<br />

– männliche Hauptrolle) und sein Freund<br />

Jerusalem (Volker Bruch) – den Umständen entsprechend<br />

– auch nicht immer korrekt zurecht<br />

gemacht. Mal ist ein Fleck auf Goethes Frack,<br />

mal sitzt die Perücke nicht richtig. Als Goethe<br />

nach einer wilden Nacht am nächsten Morgen<br />

an seinem Arbeitsplatz am Gericht antritt und<br />

seine Ausgeh-Perücke offensichtlich nur schnell<br />

über die Haare geworfen hat, tadelt ihn sein<br />

Vorgesetzter Kestner (Moritz Bleibtreu) treffend:<br />

„Ihr Äußeres lässt zu wünschen übrig.“ Die beiden<br />

Maskenbildnerinnen Kitty Kratschke und<br />

30<br />

Heike Merker (Bestes Maskenbild) hatten da einiges<br />

zu leisten, um die einzelnen Rollen im großen<br />

Ensemble in den jeweils rechten Gemütszustand<br />

zu versetzen. Wenn Goethe erst keck und<br />

auftrumpfend ausschaut, später selig verliebt,<br />

dann verzweifelt, dann dem Delirium nahe und<br />

am Ende befreit und sogar stolz, dann kann<br />

man das alles im glücklichen oder verschwitzten<br />

oder versteinerten Gesicht von Goethe sehen.<br />

Und dass das nicht allein eine Leistung der<br />

Maske ist, bewies Alexander Fehling als auffäl-<br />

Bestes Maskenbild –<br />

KITTY KRATSCHKE<br />

– HOTEL LUX (20<strong>11</strong>)<br />

– RUBBELDIEKATZ<br />

(20<strong>11</strong>)<br />

– GOETHE! (2010)<br />

– NORDWAND (2008)<br />

liger Schauspieler in vielen seiner bisherigen<br />

Filme. Das erste Mal nahm ihn ein größeres Publikum<br />

als Zivildienstleistenden in der Gedenkstätte<br />

Auschwitz im Film AM ENDE KOMMEN<br />

TOUR<strong>IS</strong>TEN von Robert Thalheim wahr. Zuletzt<br />

fiel er durch seine differenzierte Interpretation<br />

des Terroristen Andreas Baader in Andres Veils<br />

Berlinale-Wettbewerbsbeitrag WER WENN<br />

NICHT WIR auf. Zurecht wurde er auch auf der<br />

diesjährigen Berlinale als deutscher Shooting<br />

Star 20<strong>11</strong> ausgezeichnet.<br />

Bestes Maskenbild –<br />

HEIKE MERKER<br />

– ANOMYMUS (2010)<br />

– JOHN RABE (2007)<br />

– VALLEY OF FLOWERS<br />

(2004)<br />

– SCHATTEN DER<br />

ZEIT (2003)<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>


Nicht N<br />

jeder kann sie haben –<br />

die LOLA


JERRY COTTON<br />

Offensichtlich lässt<br />

sich der echte Mythos<br />

eines Films oder einer<br />

Figur erst messen,<br />

wenn man diesen dem<br />

Härtetest einer parodistischen<br />

Hommage<br />

unterzieht. Das Ergebnis<br />

für Winnetou und<br />

Old Shatterhand wäre<br />

demnach überwältigend,<br />

was Michael Bully<br />

Herbig zu beweisen<br />

wusste. Auch Edgar<br />

Wallace´ Bösewicht mit dem Decknamen „Der<br />

Hexer“ kommt nicht schlecht weg. Er war gut<br />

32<br />

für zwei veritable Parodien mit beachtlicher<br />

Publikumsresonanz. Anders sieht die Bilanz in<br />

dieser völlig hypothetischen, unredlichen, aber<br />

vielleicht doch nicht ganz unsinnigen Rechnung<br />

für den Superhelden des Groschenheftes<br />

aus: JERRY COTTON stand vergleichbar verloren<br />

in den Straßen von Manhattan, obwohl<br />

alles um ihn herum stimmte (nur die Straßen<br />

von Manhattan nicht, denn der Film wurde ausschließlich<br />

in Berlin und Hamburg gedreht.)<br />

Christian Becker hatte mit dem Team aus seiner<br />

Rat Pack Filmproduktion das Production Value<br />

geschaffen, das man von ihm gewöhnt ist. Die<br />

Besetzung mit Christian Tramitz und Christian<br />

Ulmen gab ein schräges Duo ab. Und hinter der<br />

Kamera, die Torsten Breuer souverän führte,<br />

stand das Regie-Gespann, das uns schon NEU-<br />

ES VOM WIXXER zu bieten wusste, Cyril Boss<br />

und Philipp Stennert. So wurde JERRY COTTON<br />

also kein Blockbuster und kann sich dennoch<br />

selbstbewusst und auffällig in die vielfältige<br />

bis unübersichtliche deutsche Filmlandschaft<br />

des letzten Jahres stellen, weil er handwerklich<br />

Zeichen gesetzt hat.<br />

Die Geschichte des FBI-Agenten, dem eigentlich<br />

noch mehr gelingt als James Bond – und das<br />

mit deutlich weniger technischen Hilfsmitteln –<br />

und der sich minütlich aus einer ausweg-<br />

losen Situation zu retten vermag, haben Boss<br />

& Stennert konsequent als Action-Komödie<br />

erzählt, in der neben dem Helden der Trottel<br />

mit dem Glück des Törichten nicht fehlen darf.<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>


Tramitz und Ulmen geben das seltsame Ermittler-Paar<br />

nach allen Regeln der Slapstick-Kunst,<br />

grüßen im Vorübergehen Peter Sellers und Leslie<br />

Nielsen, schauen auch mal beim Frosch mit<br />

der Maske vorbei und lösen den Fall auf jeden<br />

Fall.<br />

Die Tongestalter Manfred Banach, Christian<br />

Conrad und Tschangis Chahrokh (Beste Tongestaltung)<br />

sind treu und dabei mit viel Originalität<br />

den Regeln des Genres gefolgt.<br />

Dabei war Banach für den Set-Ton zuständig,<br />

Beste Tongestaltung –<br />

MANFRED BANACH<br />

– ANONYMOUS (2010)<br />

– JERRY COTTON<br />

(2009)<br />

– DER VORLESER<br />

(2008)<br />

– KRABAT (2006)<br />

Christian Conrad entwickelte das Sound-Design,<br />

der Mischtonmeister Tschangis Charokh finalisierte.<br />

JERRY COTTON ist in keiner Beziehung<br />

ein Film der leisen Töne. Das kann und will er<br />

auch nicht sein. Aber da, wo es laut wird, wird<br />

es irgendwie anders laut als erwartet. Das Irreale<br />

und Irrwitzige ist deutlich zu hören, wird<br />

aber nicht mit dem Dampfhammer vertont.<br />

Wenn es so etwas wie Ohrenzwinkern gäbe –<br />

die Tongestaltung dieses Films hätte ein Musterbeispiel<br />

dafür geliefert.<br />

Beste Tongestaltung –<br />

CHR<strong>IS</strong>TIAN CONRAD<br />

– THE DOOR (20<strong>11</strong>)<br />

– SAME SAME BUT<br />

DIFFERENT (2009)<br />

– BRONSON (2008)<br />

– LAST KING OF<br />

SCOTLAND (2006)<br />

Beste Tongestaltung –<br />

TSCHANG<strong>IS</strong> CHAHROKH<br />

– JERRY COTTON<br />

(2010)<br />

– NORDWAND (2008)<br />

– SOPHIE SCHOLL<br />

(2004)<br />

– NIRGENDWO IN<br />

AFRIKA (2001)<br />

33


JUD SÜSS – F<strong>IL</strong>M OHNE GEW<strong>IS</strong>SEN<br />

Es ist und bleibt wohl<br />

der berühmteste Film<br />

aller Zeiten, den kaum<br />

einer kennt. Veit Harlans<br />

„Jüd Süß“, den<br />

Film- und Propagandaminister<br />

Joseph<br />

Goebbels von Anfang<br />

an als „Panzerkreuzer<br />

Potemkin“ des Nationalsozialismuskonzipiert<br />

hatte, wurde auf<br />

den Filmfestspielen von<br />

Venedig 1940 uraufgeführt<br />

und durchaus gefeiert. Gleichzeitig inspirierte<br />

er SS-Schergen, ihre Hunde auf Juden zu<br />

hetzen. Filmkunst und Volksverhetzung, beides in<br />

Einem, nur eines von Beidem? Der Film hatte weit<br />

über hundert Millionen Zuschauer nach seiner<br />

Uraufführung in allen Ecken Europas, die kurzfristig<br />

deutsch gemacht wurden. Nach dem Krieg<br />

wurde er verboten. Oskar Roehler hat sich für die<br />

Entstehungs- und Wirkungsgeschichte interessiert.<br />

Und für die Menschen, deren Leben dieser<br />

Film am Direktesten beeinflusst hat. Und er hat<br />

sich für die Mechanismen interessiert, die zur<br />

34<br />

Entstehung eines solchen Filmes führen und was<br />

sie mit diesen Menschen anrichten. Doch auch bei<br />

großen Themen verliert Oskar Roehler nie den<br />

Blick für filmische Details. JUD SÜSS – F<strong>IL</strong>M<br />

OHNE GEW<strong>IS</strong>SEN ist ein historischer Film mit<br />

besonderen Chancen und Herausforderungen.<br />

Jeder Kostümbildner weiß, welche Anzüge und<br />

Kleider die politische und künstlerische Kaste<br />

jener Jahre trug. Und die Kostüme des Originalfilms<br />

sind in Archiven nachzuschauen. Aber<br />

Thomas Oláh (Bestes Kostümbild) scheint nach<br />

mehr gesucht zu haben. Nach der Brücke zwischen<br />

Moderne und Historie, die sich ja auch<br />

durch seine bisherige Arbeit zieht. Und nach der<br />

individuellen Erzählung eines Charakters durch<br />

seine Be-, aber auch Entkleidung. Diese Liebe<br />

zum Detail, die nicht zwingend die Liebe zur Authentizität<br />

sein muss, findet sich auch bei dem<br />

international äußerst umtriebigen und gefragten<br />

Maskenbildner Björn Rehbein (Bestes Maskenbild),<br />

der natürlich das Elend im Gesicht eines<br />

Ghettobewohners ebenso sichtbar machen kann<br />

wie die Perfidie in dem eines Nazi-Offiziers. Aber<br />

richtig spannend wird es, wenn bei Goebbels die<br />

Frisur für einen kurzen so teuflischen wie verräterischen<br />

Moment aus dem Lack gerät.<br />

Bestes Kostümbild –<br />

THOMAS OLÁH<br />

– JUD SÜSS - F<strong>IL</strong>M<br />

OHNE GEW<strong>IS</strong>SEN<br />

(2010)<br />

– WOMEN WITHOUT<br />

MEN (2009)<br />

– TRANSSIBERIAN<br />

(2008)<br />

– KABALE UND LIEBE<br />

(2005/TV)<br />

Bestes Maskenbild –<br />

BJÖRN REHBEIN<br />

– ANONYMOUS (20<strong>11</strong>)<br />

– JUD SÜSS - F<strong>IL</strong>M<br />

OHNE GEW<strong>IS</strong>SEN<br />

(2010)<br />

– DAS PARFUM - DIE<br />

GESCHICHTE EINES<br />

MÖRDERS (2006)<br />

– GOODBYE LENIN<br />

(2003)<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong><br />

Foto: © Stefan Oláh<br />

Foto: © Nik Moronese


DIE KOMMENDEN TAGE<br />

„Die Dinge werden sich<br />

ändern in den kommenden<br />

Tagen“, ahnt<br />

Laura Kuper, eine Tochter<br />

aus gutem Hause.<br />

Und sie ahnt auch, dass<br />

es dabei nicht nur um<br />

ihren persönlichen Lebensweg<br />

geht, der nach<br />

dem Studium eine neue<br />

Richtung einnehmen<br />

muss. Es geht um viel<br />

mehr. DIE KOMMEN-<br />

DEN TAGE – das ist<br />

eine handfeste, also greifbare Beschreibung der<br />

nahen Zukunft. Ein Hinweis auf die Zeit, in der<br />

der gleichnamige Film von Lars Kraume spielt.<br />

Es sind auffällige Kleinigkeiten – vor allem im<br />

Bild der Stadt Berlin, die den Film jenseits von<br />

heute ansiedeln: Verkehrsmittel, Ampelschaltungen,<br />

Teile des Interieurs von öffentlichen Orten.<br />

Die kommenden Tage, das sagt der Film, werden<br />

wir alle noch erleben. Aber die kommenden Tage<br />

müssen auch überlebt werden.<br />

Laura Kuper spürt, dass es existenziell wird.<br />

Persönlich, weil es auch um Liebe und Familie<br />

geht. Und poltisch. Das macht ihr ihre radikale<br />

Schwester klar. Bernadette Heerwagen (Beste<br />

darstellerische Leistung – weibliche Hauptrolle)<br />

spielt Laura Kuper. Und dass Johanna Wokalek<br />

ihre ältere, politisch aktive Schwester spielt, ist –<br />

ganz nebenbei – eine der tollsten Besetzungsideen<br />

des Jahres.<br />

Die Schwestern, bei denen sich herausstellt, dass<br />

das Haus, aus dem sie stammen, vielleicht doch<br />

kein so gutes ist, leben mit Constantin (August<br />

Diehl) zusammen, einem attraktiven Aktivisten.<br />

Bis Laura den jungen Anwalt Hans (Daniel Brühl)<br />

trifft, mit dem sie nicht nur die kommenden<br />

Tage, sondern auch die kommenden Jahre plant.<br />

Aber die Dinge werden sich ändern.<br />

Besonders für Laura, die nicht schwanger werden<br />

kann von Hans und die die Welt und ihre<br />

Familie retten will. Laura Kuper ist die zentrale<br />

Figur eines vielschichtigen Films – und nicht<br />

nur deshalb eine vielschichtige Figur. Bernadette<br />

Heerwagen ist dieser Person auf bewundernswert<br />

souveräne Weise gewachsen. Sie ist<br />

die Tochter, die sich noch mal eine Minute mehr<br />

Zeit für ihre kaputten Eltern nimmt. Sie ist die<br />

Schwester, die sich mit dem schwierigen Bruder<br />

gegen jede Chance auseinandersetzt. Sie ist die<br />

Frau, die Liebe lebt, weil sie Liebe erlebt. Sie ist<br />

die Geliebte, die nicht betrügt. Und sie ist die<br />

Mutter, die für die Zukunft ihres Kindes alles riskiert.<br />

Dabei gerät sie niemals zur Heiligen oder<br />

zur Karikatur. Sie ist bei allem so sehr bei sich,<br />

dass es dem Publikum nicht schwer fällt, bei<br />

allem auch bei ihr zu sein.<br />

Foto: © 2009 Badlands Film / UFA Cinema<br />

Beste weibliche<br />

Hauptrolle –<br />

BERNADETTE<br />

HEERWAGEN<br />

– DIE KOMMENDEN<br />

TAGE (2009)<br />

– AN DIE GRENZE (2006)<br />

– GRÜSSE AUS<br />

KASCHMIR (2002)<br />

– DER SCHANDFLECK<br />

(1998)<br />

35


DAS LIED IN MIR<br />

Maria (Jessica Schwarz)<br />

ist auf dem Weg<br />

nach Chile zu einem<br />

Schwimmwettkampf.<br />

Bei einem Zwischenstopp<br />

in Buenos Aires<br />

verpasst sie ihren Anschluss<br />

und muss in<br />

der Stadt bleiben. Ihrem<br />

Vater (Michael<br />

Gwisdek) hinterlässt<br />

sie eine Nachricht<br />

auf dem Anrufbeantworter,<br />

damit er sich<br />

nicht sorgt, und erzählt ihm außerdem von einer<br />

merkwürdigen Geschichte, die ihr am Flughafen<br />

passiert ist. Eine Mutter hat ihrem Baby ein<br />

spanisches Kinderlied vorgesungen – und Maria<br />

kannte es. Sie weiß nicht warum und woher, aber<br />

sie kannte die Melodie und konnte es mitsingen,<br />

obwohl sie eigentlich gar kein spanisch spricht.<br />

Einen Tag später steht ihr Vater vor ihrem Hotel in<br />

36<br />

Buenos Aires und will sie zur schnellen Weiterreise<br />

bewegen. Aber Maria bleibt. Sie fühlt sich<br />

auf unerklärliche Weise von der Stadt und von<br />

den Leuten angezogen. Sie muss das Geheimnis<br />

lüften. DAS LIED IN MIR ist der Diplomfilm<br />

von Florian Cossen (Beste Regie) an der <strong>Filmakademie</strong><br />

Ludwigsburg. Florian Cossen ist als<br />

Kind eines Diplomaten in Tel Aviv geboren und<br />

wuchs in verschiedenen Ländern auf, lebte beispielsweise<br />

von 1988 bis 1994 für sechs Jahre<br />

in Spanien und kam dann mit 15 nach Deutsch-<br />

Foto: © Julieta Schildknecht<br />

Beste Regie –<br />

FLORIAN COSSEN<br />

– DAS LIED IN MIR<br />

(2010)<br />

– L‘OUBLI/DAS VER-<br />

GESSEN (2006/<br />

Kurzfilm, Co-Regie)<br />

– WOLFSNACHT (2005/<br />

Kurzfilm)<br />

– E<strong>IS</strong>TAG (2004/Kurzfilm)<br />

land. Bei einem Auslandssemester 2006 an der<br />

Universidad del Cine in Buenos Aires hörte er<br />

zum ersten Mal von der Verschleppung von Kindern<br />

zur Zeit der argentinischen Militärdiktatur<br />

in den siebziger und achtziger Jahren. Als ihm<br />

klar wurde, dass von den rund 500 vermissten<br />

Kindern viele ins Ausland verschleppt wurden,<br />

auch nach Deutschland, hatte er seinen Stoff für<br />

den Abschluss an der Filmhochschule gefunden.<br />

Zusammen mit Studienkollegin Elena von<br />

Saucken schrieb er ein Drehbuch, das den BR<br />

Foto: © Schwarz-Weiss Filmverleih<br />

Beste weibliche<br />

Nebenrolle –<br />

BEATRIZ SPELZINI<br />

– EL GATO DESAPARE<br />

CE (2010)<br />

– YO LA RECUERDO<br />

AHORA (2007)<br />

– OLGA,VICTORIA,<br />

OLGA (2005)<br />

– RICONC<strong>IL</strong>IATI (2000)<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>


(Claudia Gladziejewski) und die Produktionsfirma<br />

teamworx (Jochen Laube und Fabian Maubach)<br />

überzeugten, so dass dem Dreh in Buenos<br />

Aires nichts mehr im Wege stand. Jochen Laube<br />

hat dem Regisseur dann den Kameramann<br />

Matthias Fleischer (Beste Kamera) vorgestellt,<br />

den Cossen schon von dessen Arbeit an Alain<br />

Gsponers KIKI UND TIGER (2002) kannte und der<br />

ihm für sein Vorhaben als sehr geeignet erschien.<br />

Es war wohl Liebe auf den ersten Blick. Die beiden<br />

redeten sich heran und haben versucht, sich<br />

ganz subjektiv, aus der Sicht Marias, der Stadt<br />

und dem lang gehüteten Familiengeheimnis zu<br />

nähern. Es ist das Gefühl eines Déjà Vu, das<br />

Maria in Buenos Aires erlebt. Die Kamerabilder<br />

unterstreichen diese Stimmung: Das geheimnisvolle<br />

Schwarz hinter den Fenstern der Häuser<br />

und Autos, die Mauern und ihre Risse und die<br />

Geschichten, die darin stecken, das besondere<br />

Licht und die fremd-vertrauten Gesichter der<br />

europäischsten Metropole Südamerikas. Für das<br />

Casting der argentinischen Schauspieler war<br />

Walter Rippel verantwortlich, der zuletzt<br />

Francis Ford Coppolas TETRO (2009) gecastet<br />

hatte. Rippel überredete die in Argentinien vor<br />

allem als große Theaterschauspielerin bekannte<br />

Beatriz Spelzini (Beste darstellerische Leistung –<br />

weibliche Nebenrolle) zu einem Casting, in dem<br />

sie dann alle Beteiligten 100prozentig überzeugte.<br />

Regisseur Florian Cossen sagt zu ihrer Besetzung:<br />

„Neben ihrem fulminanten Spiel ist es das<br />

Leid, das in ihrem Gesicht geschrieben steht.<br />

Das ist der Grund, weshalb sie zu dieser gebrochenen<br />

Figur der Tante wurde. In ihrem Gesicht<br />

Foto: © Fabian Maubach<br />

Beste Kamera –<br />

MATTHIAS FLE<strong>IS</strong>CHER<br />

– EINE ANGST<br />

(2009/TV)<br />

– L<strong>IL</strong>A, L<strong>IL</strong>A (2009)<br />

– DAS WAHRE LEBEN<br />

(2006)<br />

– ROSE (2005)<br />

lese ich, dass die Suche nach der verlorenen<br />

Nichte über Jahrzehnte diese einst sehr schöne<br />

Frau zermürbt hat.“ Den Film-Komponisten<br />

Matthias Klein (Beste Filmmusik) kannte Florian<br />

Cossen schon von kleineren Projekten an der<br />

<strong>Filmakademie</strong> Ludwigsburg. Der Versuch war<br />

es, eine Musik zu komponieren, die sowohl die<br />

Größe des Kinos ausmalt, als auch eine, die der<br />

Zerbrechlichkeit und der lange verschütteten<br />

Emotionen gerecht wurde. Auf jeden Fall stand<br />

sehr früh fest, das es hier keinen Tango und kein<br />

Bandoneon geben wird.<br />

Beste Filmmusik –<br />

MATTHIAS KLEIN<br />

– BABYDADDY (20<strong>11</strong>)<br />

– DAS LIED IN MIR<br />

(2010)<br />

– CINDY LIEBT MICH<br />

NICHT (2009)<br />

– TEENAGE ANGST<br />

(2008)<br />

37


MIN DÎT – DIE KINDER VON DIYARBAKIR<br />

MIN DÎT – DIE KINDER<br />

VON DIYARBAKIR ist<br />

das Debüt des deutschkurdischen<br />

Regisseurs<br />

Miraz Bezar (Bestes<br />

Drehbuch). Dabei hat<br />

der Filmemacher nicht<br />

nur das Buch selbst<br />

geschrieben, er hat<br />

das Projekt bis in die<br />

Postproduktionsphase<br />

auch selbst finanziert<br />

und natürlich<br />

auch selbst inszeniert.<br />

Nach seinem Abschluss an der dffb in Berlin hat<br />

Miraz Bezar immer wieder versucht, seine<br />

Ideen bei Förderern und potenziellen Finanziers<br />

unterzubringen. Leider erfolglos. 2005 zog er einigermaßen<br />

verzweifelt in seine Heimat Anatolien,<br />

um dort die eine zwingende Geschichte zu<br />

suchen, die er erzählen muss. In Diyarbakir, der<br />

inoffiziellen Hauptstadt des türkischen Kurdistans,<br />

fand er sie dann. Er recherchierte über die<br />

Gräueltaten in den neunziger Jahren, zur Zeit<br />

38<br />

des Bürgerkrieges zwischen kurdischen Rebellen<br />

und der türkischen Armee. Entstanden ist<br />

eine Geschichte, die auf vielen einzelnen wahren<br />

Begebenheiten beruht und für das Kino zu einer<br />

lebendigen Erzählung verschmolzen ist. Miraz<br />

Bezar beschreibt seine Herangehensweise so:<br />

„Anstelle epischer Fiktion wollte ich eine Collage<br />

dieser Splitter wirklichen Lebens montieren.<br />

Ich wollte eine Vielzahl von Themen ansprechen,<br />

ohne dabei allerdings einen Kompilationsfilm zu<br />

produzieren. Mir war es wichtig, eine Geschichte<br />

zu finden, die exemplarisch für alle stehen<br />

konnte.“<br />

Miraz Bezar hat sich bewusst dafür entschieden,<br />

die Geschichte aus der Sicht zweier Kinder<br />

zu erzählen. „Min dit“ ist kurdisch und bedeutet<br />

„ich habe gesehen“. Die beiden Kinder haben<br />

gesehen wie ihre Eltern bei einer nächtlichen<br />

Straßenkontrolle von türkischen Paramilitärs<br />

erschossen wurden. Seitdem sind sie traumatisiert<br />

und leben auf der Straße. Retten konnten<br />

sie eine Kassette mit der Stimme ihrer Mutter,<br />

auf der sie ihnen das Märchen vom Wolf mit<br />

der Glocke erzählt. In erster Linie ist es für die<br />

Kinder die beruhigende Stimme ihrer Mutter aus<br />

einer anderen Zeit. Gleichzeitig erfahren sie aber<br />

auch, wie ein böser Wolf gezähmt werden kann:<br />

Im Märchen entschließen sich die Dorfbewohner,<br />

den Wolf nicht zu töten, sondern durch eine<br />

klingende Glocke zu markieren, dass er weithin<br />

hörbar ist und somit von jedem rechtzeitig<br />

bemerkt wird. Dieses Märchen wirkt, wenn am<br />

Ende die beiden Kinder entscheiden müssen, wie<br />

sie sich am Mörder ihrer Eltern rächen.<br />

Foto: © Ute Langkafel<br />

Bestes Drehbuch –<br />

MIRAZ BEZAR<br />

– MIN DÎT - DIE<br />

KINDER VON DIYAR-<br />

BAKIR (2009)<br />

– FREIW<strong>IL</strong>D<br />

(2000/Kurzfilm)<br />

– FERN (1997/Kurzfilm)<br />

– BERIVAN<br />

(1995/Kurzfilm)<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>


Fast so schön wie vor der Kamera stehen: hinter dem Steuer sitzen. Der Phaeton.<br />

Volkswagen, offizieller Partner des <strong>Deutsche</strong>n Filmpreises, wünscht allen Gästen eine spannende Preisverleihung.<br />

www.volkswagen.de


PIANOMANIA – DIE SUCHE NACH DEM PERFEKTEN KLANG<br />

40<br />

Gewinner<br />

Semaine de la Critique<br />

Locarno<br />

Nominierung<br />

Bester Dokumentarfilm<br />

Europäischer Filmpreis<br />

Gewinner<br />

Bester Schnitt<br />

Diagonale<br />

Gewinner<br />

Internationales Filmfestvial<br />

San Francisco<br />

Ehrenpreis<br />

Dokumetarfilm Festival<br />

Eurodok<br />

Pianomania<br />

Ein Film von Robert Cibis & Lilian Franck<br />

FARBF<strong>IL</strong>M VERLEIH präsentiert eine produktion von W<strong>IL</strong>DARt F<strong>IL</strong>M und OVAL F<strong>IL</strong>MEMAcHER GBR<br />

Mit StEFAn KnüpFER, pIERRE-LAuREnt AIMARD, LAnG LAnG, ALFRED BREnDEL, t<strong>IL</strong>L FELLnER, JuLIuS DRAKE, IAn BOStRIDGE, IGuDESMAn & JOO, u.A. kaMera Jerzy Palacz, robert cibis schnitt Michelle barbin<br />

ton sabine Panossian, benedikt david, ina nikolow sounddesign niklas kaMMertöns Mischung ansgar Frerich produzenten ebba sinzinger, vincent lucassen, robert cibis, lilian Franck Buch und regie lilian Franck, robert cibis<br />

www.pianomania.de<br />

Vor dem Konzert von<br />

Lang Lang gibt es ein<br />

Bild, das ganz viel mit<br />

Ton zu tun hat. Oder<br />

mit den Tönen, die in<br />

der bevorstehenden<br />

Situation auf keinen<br />

Fall etwas zu suchen<br />

haben – mit Klingeltönen.<br />

Ein Mitarbeiter<br />

des Theaters trägt ein<br />

aufwendig gerahmtes<br />

Piktogramm durch die<br />

Gänge des Konzerthau-<br />

ses und stellt es auf die Brüstung im ersten oder<br />

zweiten Rang: Handyverbot.<br />

Die Filmemacher Robert Cibis und Lilian Franck<br />

erzählen in ihrem Dokumentarfilm PIANOMANIA<br />

nach eigenem Bekunden eine Geschichte von<br />

Liebe, Perfektion und ein bisschen Wahnsinn.<br />

Sie erzählen die Geschichte eines Mannes,<br />

dessen Liebe der Perfektion gilt – und der<br />

dafür ein bisschen wahnsinnig sein muss.<br />

Die Geschichte von Stefan Knüpfer, der nur auf<br />

den ersten Blick einfach ein Klavierstimmer ist.<br />

Er stimmt Klaviere, aber versetzt sie auch in<br />

Stimmungen, stimmt sie auf die Pianisten ein.<br />

Und sogar umgekehrt. Knüpfer ist Cheftechniker<br />

der berühmten Klavier- und Flügelbauerfirma<br />

Steinway in Österreich. Er ist auf der Suche nach<br />

dem perfekten Klang. Er schafft die Voraussetzung<br />

für die Töne, die die Musik der Pianisten<br />

machen, für die er die Instrumente präpariert.<br />

Stefan Knüpfer ist der Star eines Dokumentarfilmes,<br />

in dem einige der bekanntesten Namen<br />

der internationalen Musikszene ebenfalls Rollen<br />

spielen. Stefan Knüpfer ist all diesen Stars<br />

gemeinsam. Er schafft die Voraussetzungen für<br />

Konzerte und Plattenaufnahmen von Lang Lang,<br />

von Alfred Brendel, von Pierre-Laurant Aimard<br />

oder Till Fellner. Stefan Knüpfer ist ein Dienstleister.<br />

Und – das wird deutlich trotz aller Virtu-<br />

osität seiner Klienten – er ist ein Künstler. Auch,<br />

weil er ein großer Künstlerversteher ist. Das ist<br />

die Voraussetzung seines Berufes, der für ihn<br />

ohne Zweifel eine große Berufung ist.<br />

Robert Cibis und Lilian Franck ist es nicht nur<br />

gelungen, Knüpfer in den faszinierenden und<br />

tatsächlich nicht immer frei von Wahnsinn<br />

stattfindenden Gesprächen mit den Pianisten<br />

zu beobachten – als Zuhörer, als Ideengeber, als<br />

Geschmeichelter und Geschockter. Sie erwischen<br />

Beste Tongestaltung –<br />

ANSGAR FRERICH<br />

– KEEP SURFING<br />

(2010)<br />

– LE QUATTRO VOLTE<br />

(2009)<br />

– WOMEN WITHOUT<br />

MEN (2007)<br />

– DIE GESCHICHTE<br />

VOM WEINENDEN<br />

KAMEL (2002)<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>


ihn auch immer wieder in Situationen jenseits<br />

der Kunst, die aber alle etwas Eigenes erzählen,<br />

was selbst dem vermeintlich Alltäglichen noch<br />

etwas Kurioses verleiht. Wenn sich Knüpfer<br />

auf die Suche nach einem Klavierhocker begibt,<br />

macht er keine normale Fahrstuhlfahrt.<br />

Ein Film, der Menschen auf der Suche nach<br />

Tönen begleitet und beobachtet, ist ein Tonfilm<br />

in jeder Bedeutung des Wortes. Und damit ein<br />

Segen und eine Herausforderung zugleich für<br />

das Ton-Department. Sabine Panossian (Beste<br />

Beste Tongestaltung –<br />

SABINE PANOSSIAN<br />

– PIANOMANIA (2009)<br />

Tongestaltung), die eigene Regieprojekte hat und<br />

auch als Kamerafrau arbeitet, hat den Ton in all<br />

den Räumen und Orten eingefangen, durch die<br />

sich der Film bewegt und damit das Material<br />

geliefert, aus dem Niklas Kammertöns (Beste<br />

Tongestaltung) sein Sounddesign entwickeln<br />

konnte. Dabei ist er nicht der Versuchung erlegen,<br />

dem großen und großartigen Angebot exzellenter<br />

Musik, gespielt von exzellenten Musikern,<br />

nachzugeben. Stattdessen verortet gerade der<br />

Sound den Film in der Wirklichkeit und macht<br />

Beste Tongestaltung –<br />

NIKLAS KAMMERTÖNS<br />

– ABGEBRANNT (2010)<br />

TOM ATKINS BLUES<br />

(2009)<br />

– DRAUSSEN AM SEE<br />

(2008)<br />

– DER BLINDE FLECK<br />

(2006/TV)<br />

die Kunst auch akustisch zum Teil des Arbeitslebens.<br />

Dafür war eine raffinierte Tonmischung<br />

notwendig, bei der zum Beispiel das Öffnen einer<br />

Tür buchstäblich neben einem zweigestrichenen<br />

C zu hören ist. Dafür hat der Berliner<br />

Mischtonmeister Ansgar Frerich (Beste Tongestaltung)<br />

gesorgt. Frerich, der auch eine eigene<br />

Postproduktionsfirma betreibt, ist ein ausgewiesener<br />

Spezialist für Dokumentarfilme mit besonderer<br />

Atmosphäre – wie zum Beispiel Volker<br />

Koepps HOLUNDERBLÜTE oder jüngst UNTER<br />

KONTROLLE von Volker Sattel.<br />

41


POLL<br />

42<br />

PAULA<br />

BEER<br />

EDGAR<br />

SELGE<br />

TAMBET<br />

TU<strong>IS</strong>K<br />

JEANETTE<br />

HAIN<br />

NACH VIER MINUTEN DER NEUE F<strong>IL</strong>M VON CHR<strong>IS</strong> KRAUS<br />

RICHY<br />

MÜLLER<br />

INTERNATIONALES<br />

F<strong>IL</strong>MFESTIVAL<br />

TORONTO 2010<br />

INTERNATIONALES<br />

F<strong>IL</strong>MFESTIVAL<br />

ROM 2010<br />

OFFICIAL SELECTION<br />

SPEZIALPRE<strong>IS</strong> DER JURY:<br />

BESTE REGIE · BESTE F<strong>IL</strong>MMUSIK<br />

Die deutsche Dichterin<br />

Oda Schäfer war so alt<br />

wie das letzte Jahrhundert.<br />

Sie wurde in<br />

Berlin geboren, wo sie<br />

auch aufwuchs. Sie arbeitete<br />

als Journalistin<br />

und später hauptsächlich<br />

als Lyrikerin. Zunächst<br />

in der inneren<br />

Emigration, dann in<br />

der Schweiz und nach<br />

1950 in München.<br />

Ihr Geburtsname Oda<br />

Kraus verweist auf eine Verwandtschaft zu dem<br />

Autor und Regisseur Chris Kraus, der in POLL<br />

eine Geschichte aus ihrer Jugend erzählt. Eine<br />

Geschichte, die viel erzählt über das Verhältnis<br />

der Generationen untereinander in der Endphase<br />

des Wilhelmismus. Eine Geschichte, die aber<br />

auch viel erzählt über die politische Spannungslage<br />

zwischen Völkern und zwischen den sozialen<br />

Schichten. Es ist eine Geschichte aus dem<br />

Alltag einer Welt, eines Ortes und der Konstella-<br />

tion von Personen, die alles andere als alltäglich<br />

wirken. POLL ist der Name dieses Ortes, dieses<br />

Mikrokosmos einer dekadenten Großbürgerlichkeit,<br />

deren Ende wohl auch ohne den Krieg<br />

gekommen wäre.<br />

Chris Kraus lässt die vierzehnjährige Oda (Paula<br />

Beer) mit der konservierten Leiche ihrer leiblichen<br />

Mutter zu ihrem Vater (Edgar Selge)<br />

und dessen neuer Frau (Jeanette Hain) reisen.<br />

„Solange ich denken kann, hat mein Vater für<br />

den Tod gelebt, für den er eine große Zuneigung<br />

Foto: © Piffl Medien<br />

Beste männliche<br />

Nebenrolle –<br />

RICHY MÜLLER<br />

– INNERE SICHER-<br />

HEIT (2000)<br />

– DIE CELL<strong>IS</strong>TIN (1998)<br />

– IRREN <strong>IS</strong>T<br />

MÄNNLICH (1995)<br />

– EINER MEINER<br />

ÄLTESTEN FREUNDE<br />

(1993)<br />

empfand. Eine größere vielleicht als für mich“,<br />

erzählt Oda zu Beginn des Films aus dem Off<br />

dem Publikum – und bereitet uns damit nicht<br />

nur auf die morbide Disposition einer einzelnen<br />

Familie vor, sondern einer ganzen Epoche. Ihr<br />

Vater kann seine Tochter und seine verstorbene<br />

Frau nicht vom Bahnhof abholen, weil er die Leichen<br />

von getöteten Anarchisten, die er sammelt<br />

wie andere Schmetterlinge, sezieren muss. Kein<br />

Wunder, dass es einmal aus seinem Gutsverwalter<br />

Mechmershausen (Richy Müller – Beste<br />

Foto: © Kathinka Minthe<br />

Beste Kamera –<br />

DANIELA KNAPP<br />

– 12 METER OHNE<br />

KOPF (2008)<br />

– WAS AM ENDE<br />

ZÄHLT (2006)<br />

– EMMAS GLÜCK<br />

(2005)<br />

– MEINE BRUDER<br />

DER VAMPIR (2001)<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>


darstellerische Leistung – männliche Nebenrolle)<br />

herausbricht: „Menschen wie Sie machen die<br />

Revolution erst möglich.“ Richy Müller ist der<br />

Antipode des Vaters, eine Figur mit menschlichen<br />

Regungen, mit Furor und Leidenschaft<br />

(auch für die Frau seines Chefs). Er spielt diesen<br />

Mann mit einer faszinierenden Mischung<br />

aus Virilität und Verletzlichkeit, ohne Pathos<br />

und unglaublich klar. Dass er dabei dann auch<br />

noch aussieht, als habe man ihn aus der erzählten<br />

Zeit an den erbauten Ort der Drehar-<br />

Foto: © Kai-Uwe Schulte-Bunert<br />

Bestes Szenenbild –<br />

S<strong>IL</strong>KE BUHR<br />

– POLL (2010)<br />

– DIE FREMDE (2009)<br />

– VIER MINUTEN<br />

(2005)<br />

– DAS LEBEN DER<br />

ANDEREN (2005)<br />

beiten geholt, ist natürlich nicht zuletzt dem<br />

genauen Maskenbild von Susana Sanchez (Bestes<br />

Maskenbild) geschuldet. Die aus Spanien<br />

stammende Susana Sanchez, die mit Carlos<br />

Saura einen Spanischen Filmpreis gewann, die<br />

vor Jahren aus Jasmin Tabatabai in dem Film<br />

FREMDE HAUT einen der schönsten iranischen<br />

Männer machte und mit Kraus schon bei VIER<br />

MINUTEN zusammenarbeitete, hat sich mit<br />

ihrer Kostüm-Kollegin Gioia Raspé (Bestes Kostümbild)<br />

in eine andere Zeit versetzt, um diese<br />

Bestes Kostümbild –<br />

GIOIA RASPÉ<br />

– POLL (2010)<br />

– DIE FREMDE (2009)<br />

– VIER MINUTEN<br />

(2006)<br />

– JARGO (2004)<br />

auf der Leinwand nicht nur zu erhalten, sondern<br />

auch zu transportieren. Das Historische,<br />

das im Kinofilm immer auch fiktiv ist, wirkt<br />

hier eher wahr als echt.<br />

Denn auf Echtheit um ihrer selbst Willen scheint<br />

Chris Kraus nicht zu bestehen. Das Haus auf Gut<br />

Poll mag so nicht ausgesehen haben, wie Silke<br />

Buhr (Bestes Szenenbild) es an einem Strand in<br />

Estland erbaut hat. Aber in seiner Kombination<br />

aus Erhabenheit und Fragilität (da steht eine Art<br />

Schloss auf Stelzen) ist dieses Haus die richtige<br />

Kulisse für eine Geschichte, über der immer<br />

auch die Bedrohung des Untergangs schwebt.<br />

Aber diese Geschichte selbst hat auch etwas<br />

Zerbrechliches, weil es ja auch die Geschichte<br />

einer Persönlichkeits-, einer Identitätsfindung<br />

ist. Die junge Oda trifft in diesem familiären und<br />

politischen Chaos einen wesentlich älteren dichtenden<br />

Anarchisten, den sie in der Höhle des Löwen,<br />

dem Laboratorium ihres Vaters, versteckt.<br />

Dort halten sich in der Regel seinesgleichen nur<br />

in konservierten Einzelteilen auf.<br />

43


Silke Buhr hat all diese menschlichen Monstrositäten<br />

in Gebäude, Räume und Gegenstände<br />

übersetzt – und dafür bereits den Bayerischen<br />

Filmpreis erhalten. Ihr Poll ist eine Bedrohung<br />

aus Stein und vor allem Holz, die verdammt ist,<br />

am Ende des Films buchstäblich zerstört zu<br />

werden. Und sie ist der reale Drehort für diesen<br />

Film. Ein Set, das Silke Buhr in sechs langen<br />

Monaten ins Meer bauen ließ. Nicht weil<br />

es so war, sondern weil es so hätte sein können<br />

und die Erzählung unterstützt: „Kein Gutsbesitzer<br />

wäre so wahnsinnig gewesen, ein Haus an<br />

den Strand zu bauen. Aber wahnsinnig genug,<br />

es gleich direkt ins Meer zu setzen, waren die<br />

Balten durchaus. Das passte zu ihrem exzentrischen<br />

Temperament. Wir entwarfen dann einen<br />

ebenfalls ziemlich wahnsinnigen Filmbau. Die<br />

geniale Szenografin Silke Buhr hat ihm die Patina<br />

des Verfalls gegeben“, erzählt der Regisseur<br />

dem Berliner Stadtmagazin Zitty. Mit Silke Buhr,<br />

die unter anderem auch mit Lars Büchel (JETZT<br />

ODER NIE) und Feo Aladag (DIE FREMDE) gearbeitet<br />

hat, drehte Chris Kraus auch schon<br />

seine anderen Spielfilme SCHERBENTANZ und<br />

44<br />

VIER MINUTEN. Dass ein solcher Ort und eine<br />

solche Zeit nicht nur starke Symbolkraft für<br />

eine Geschichte haben, die davon erzählt, wie<br />

die Umstände sein könnten, damit jemand sich<br />

selbst und seine Begabungen erkennt, sondern<br />

auch das Potential für kinematografische Überhöhungen<br />

und Annäherungen bietet, war für<br />

Daniela Knapp (Beste Kamera/Bildgestaltung)<br />

eine Herausforderung, der sie sich offensiv<br />

gestellt hat. Da der Film Geschichte und Geschichten<br />

erzählt, gelingt auch ihr der visuelle<br />

Wechsel von der prall gefüllten, oft sich elegant<br />

bewegenden Totalen über halbnahe Bilder einer<br />

Familie am Rande des Abgrunds zur Nahaufnahme,<br />

die mal das Panoptikum der väterlichen<br />

Obsession für den Tod einfängt – und mal von<br />

einer geahnten und verbotenen Liebe berichtet.<br />

„POLL ist im Grunde ein Kammerspiel. Die Größe<br />

der Bilder ist wichtig, um die Sehnsucht Odas zu<br />

illustrieren, natürlich auch die Größe der Welt,<br />

in der die Menschen so klein sind. Deshalb war<br />

es Daniela und mir wichtig, einerseits zu zeigen,<br />

wie eng Oda die Welt empfindet und diese Enge<br />

auch zu beschreiben“, erklärt der Regisseur das<br />

Konzept der Bildgestaltung, über die er sich mit<br />

seiner aus Österreich stammenden, mittlerweile<br />

in Berlin lebenden Kamerafrau Daniela Knapp<br />

sehr einig war. Knapp hat übrigens an der<br />

<strong>Filmakademie</strong> Baden-Württemberg in Ludwigsburg<br />

studiert, wo auch ihre langjährige Zusammenarbeit<br />

mit dem Regisseur Sven Taddicken<br />

(u.a. EMMAS GLÜCK) begann.<br />

Bestes Maskenbild –<br />

SUSANA SÁNCHEZ<br />

– POLL (2010)<br />

– TRIAGE (2009)<br />

– VIER MINUTEN<br />

(2006)<br />

– GOYA (1999)<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>


SHAHADA<br />

46<br />

Wer bist Du? Wen liebst Du? Woran glaubst Du?<br />

ein Film von Burhan Qurbani<br />

SHAHADA<br />

Studio Hamburg Nachwuchspreis<br />

Bestes Drehbuch<br />

Beste Produktion<br />

First Steps Award<br />

Nominierung Bester abendfüllender Spielfilm<br />

Nominierung Sonderpreis Kamera<br />

Filmkunstpreis 2010<br />

Festival des <strong>Deutsche</strong>n Films<br />

Originellste Darstellungsform<br />

Originellstes Thema<br />

Preis der Gilde der<br />

deutschen Filmkunsttheater<br />

mit Maryam Zaree, Jeremias Acheampong, Carlo Ljubek, Marija Škaricic, Sergej Moya, Vedat Erincin, Anne Ratte-Polle, Nora Abdel-Maksoud, Burak Yigit, Yollette<br />

Thomas u.v.a. Drehbuch & Regie Burhan Qurbani Co-Autor Ole Giec Produzenten Susa Kusche, Uwe Spiller, Robert Gold Producer Leif Alexis Redaktion Burkhard Althoff (ZDF) Tutor Prof.Nico<br />

Hofmann (<strong>Filmakademie</strong> Baden-Württemberg) Kamera Yoshi Heimrath Schnitt Simon Blasi Szenenbild Barbara Falkner Kostüm Irene Ip Maske Anja Heinemann, Sandra Meyer<br />

Musik Daniel Sus Ton Magnus Pflüger Mischung K 13 Sound Design Jörg Theil Titel Design weareflink Casting Karen Wendland Produktionsleitung Christine Günther Postproduktion Pictorion das werk<br />

bittersuess pictures und 3Rosen präsentieren in Co-Produktion mit dem ZDF/Das kleine Fernsehspiel und der <strong>Filmakademie</strong> Baden-Württemberg mitfinanziert durch<br />

SHAHADA. Wer bist Du? Wen liebst Du? Woran glaubst Du?<br />

www.shahada-der-film.de<br />

„In Allahs Augen sind<br />

alle Arten von Liebe<br />

gleich.“ Diesen<br />

Satz kann der islamische<br />

Geistliche Vedat<br />

(Vedat Erincin, Beste<br />

darstellerische Leistung<br />

– männliche Nebenrolle)<br />

zu einem<br />

Ratsuchenden nur als<br />

Freund und nicht als<br />

Imam aussprechen. Er<br />

tut es, indem er seine<br />

Kappe abnimmt und<br />

mit leicht verschwörerischer Geste seine Stimme<br />

senkt. Danach wendet er sich ab und atmet<br />

schwer aus. Man ahnt den Kampf in seiner<br />

Brust.<br />

Der erste lange Spielfilm SHAHADA von Filmstudent<br />

Burhan Qurbani (<strong>Filmakademie</strong><br />

Ludwigsburg) ist ein Film über die Suche nach<br />

dem richtigen Weg. Der Titel bezieht sich auf<br />

die erste Säule des Islam – das Glaubensbekenntnis.<br />

Drei parallel erzählte Geschichten –<br />

eine Geschichte vom Erwachen der Sexualität,<br />

eine Geschichte von Schuld und Sühne und<br />

eine Vater-Tochter-Geschichte – zeigen auf,<br />

wie Religionszugehörigkeit und familiäres<br />

und soziales Umfeld unsere Entscheidungen<br />

und unser Handeln beeinflussen. In der Vater-<br />

Tochter-Geschichte ist Vedats erwachsenes<br />

Kind Maryam (Maryam Zaree) ungewollt<br />

schwanger und treibt illegal ab. In der Folge bekommt<br />

sie wahnsinnige Unterleibsschmerzen<br />

und kräftige Blutungen. In ihrem Glauben, Unrechtes<br />

getan zu haben, vermutet sie, dass Allah<br />

sie bestrafen will und findet das zunehmend gerecht.<br />

Immer fanatischer wendet sie sich ihrem<br />

Glauben zu und stellt dabei auch ihren Vater<br />

und seine liberale Gemeinde auf eine harte Probe.<br />

Vedat Erincin spielt diesen Vater mit Güte<br />

und Besonnenheit, er ist das moralische Zentrum<br />

des Films, ein Mann der Ruhe. Nur kurzzeitig<br />

verliert er mal die Gelassenheit und schreit<br />

seine Tochter an, ob sie den Verstand verloren<br />

hat, als sie mit aufrührerischer Rede ein Gebet<br />

in der Moschee stört.<br />

Vedat Erincin hat auch in dem als Besten Film<br />

nominierten ALMANYA – W<strong>IL</strong>LKOMMEN IN<br />

DEUTSCHLAND (R: Yasemin Samdereli) eine<br />

wichtige Rolle übernommen. Die weist nicht<br />

zufällig einige Parallelen zu dem auf, was von<br />

ihm als Vater Vedat in SHAHADA abverlangt<br />

wurde. Er spielt den Vater von drei Söhnen und<br />

einer Tochter und den Opa von einem kleinen<br />

Jungen und einer erwachsenen jungen Frau, die<br />

schwanger ist und sich nicht traut, das ihrer Familie<br />

zu sagen. Hier wie da ist sein glaubhaftes<br />

Spiel um das Verständnis von Glaubensfragen<br />

gefordert und gewünscht.<br />

Foto: © bittersuess pictures GmbH<br />

Beste männliche<br />

Nebenrolle –<br />

VEDAT ERINCIN<br />

– ALMANYA –<br />

W<strong>IL</strong>LKOMMEN IN<br />

DEUTSCHLAND<br />

(2010)<br />

– SHAHADA (2009)<br />

– EVET, ICH W<strong>IL</strong>L<br />

(2007)<br />

– VÖGEL OHNE BEINE<br />

(2006)<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>


VINCENT W<strong>IL</strong>L MEER<br />

KAROLINE<br />

HERFURTH<br />

FLORIAN DAVID<br />

FITZ<br />

HEINO<br />

KATHARINA FERCH<br />

MÜLLER-ELMAU<br />

JOHANNES<br />

ALLMAYER<br />

CONSTANTIN F<strong>IL</strong>M ZEIGT EINE OLGA F<strong>IL</strong>M PRODUKTION “VINCENT W<strong>IL</strong>L MEER” MIT FLORIAN DAVID FITZ KAROLINE HERFURTH HEINO FERCH KATHARINA MÜLLER-ELMAU JOHANNES ALLMAYER<br />

MUSIK STEVIE B-ZET & RALF H<strong>IL</strong>DENBEUTEL SCHNITT KAI SCHROETER SZENENB<strong>IL</strong>D HEIDI LÜDI KOSTÜM NATASCHA CURTIUS-NOSS KAMERA ANDREAS BERGER CASTING NESSIE NESSLAUER PRODUKTIONSLEITUNG ANDREA OECHSNER<br />

PRODUZENTEN VIOLA JÄGER HARALD KÜGLER DREHBUCH FLORIAN DAVID FITZ REGIE RALF HUETTNER INHABERIN DER AUSSCHLIESSLICHEN NUTZUNGSRECHTE <strong>IS</strong>T DIE CONSTANTIN F<strong>IL</strong>M VERLEIH GMBH © 2010 OLGA F<strong>IL</strong>M PRODUKTION<br />

„Das Tourette-Syndrom<br />

ist eine neurologischpsychiatrische,ätiologisch<br />

noch ungeklärte<br />

Erkrankung, die durch<br />

das Auftreten von Tics<br />

charakterisiert ist. Es<br />

wird zu den extrapyramidalen<br />

Hyperkinesien<br />

gerechnet. Bei den Tics<br />

handelt es sich um unwillkürliche,<br />

rasche,<br />

meistens plötzlich<br />

Vincent_Hauptplakat_RZ.indd 1 05.03.10 10:56<br />

einschießende und mitunter sehr heftige Bewe-<br />

gungen, die immer wieder in gleicher Weise einzeln<br />

oder serienartig auftreten können. Verbale,<br />

ungewollte Äußerungen zählen mit dazu sowie<br />

Ausrufe oder eigenartige Geräusche“, lautet<br />

die medizinische Beschreibung einer Nervenkrankheit,<br />

die in der ersten Hälfte des 19. Jahr-<br />

hunderts zum ersten Mal bei der französischen<br />

Adeligen Marquise de Dampierre beobachtet<br />

und 1885 von dem Neurologen Georges Gilles<br />

de la Tourette beschrieben wird. Der Schauspieler<br />

und Drehbuchautor Florian David Fitz<br />

(Bestes Drehbuch) hat das in die Sprache des Kinos<br />

übersetzt: „Ich habe einen Clown im Kopf,<br />

der mir ständig zwischen die Synapsen scheißt.“<br />

Aufmerksam wurde Fitz auf die Krankheit,<br />

die erst in den letzten zwanzig Jahren auch in<br />

Deutschland ein Thema ist, durch seinen Schau-<br />

Bester Spielfilm –<br />

HARALD KÜGLER<br />

– VINCENT W<strong>IL</strong>L<br />

MEER (2010)<br />

– HANAMI – KIRSCH-<br />

BLÜTEN (2007)<br />

– BANDITS (1996)<br />

– KLEINE HAIE (1992)<br />

Foto: © Jürgen Olczyk Foto: © Olga Film GmbH<br />

spiellehrer in Boston, der unter einer nicht ganz<br />

so auffälligen Variante der Krankheit litt und<br />

seine Schüler zu Beginn des Unterrichts vor<br />

verbalen Ausfällen ihnen gegenüber warnte.<br />

Ein Bericht über einen jungen Mann, der unter<br />

einem so heftigen Syndrom litt, dass er nur unter<br />

höchsten Sicherheitsbedingungen leben konnte,<br />

gab ihm den Impuls, darüber eine Geschichte<br />

zu schreiben. Und: „Ich wollte gerne mal was<br />

schreiben, was ich dann eventuell auch spielen<br />

kann.“<br />

Bester Spielfilm –<br />

VIOLA JÄGER<br />

– VINCENT W<strong>IL</strong>L<br />

MEER (2010)<br />

– GANZ UND GAR<br />

(2003)<br />

– NAPOLA (2004)<br />

– MÄDCHEN,<br />

MÄDCHEN (2001)<br />

47


Dafür ging der Schauspieler in die Münchner<br />

Drehbuchwerkstatt, wo er die Produzentin<br />

Viola Jäger wiedertraf, mit der bei Dennis<br />

Gansels MÄDCHEN, MÄDCHEN zusammen gearbeitet<br />

hatte. Viola Jäger und Harald Kügler<br />

(Olga Film – Bester Spielfilm) konnten sich schnell<br />

für ein Script begeistern, das sich sicher auf dem<br />

schmalen Grat zwischen Drama und Komödie<br />

bewegte. Fitz hat als Autor einen Tonfall gefunden,<br />

der den Zuschauer und die Figuren ernst<br />

nimmt – und dabei noch eine Menge Spaß bietet.<br />

Dafür erfand er zum einen Vincents Leidensgenossen,<br />

die Anorektikerin Marie (Karoline<br />

Herfurth) und den Zwangsneurotiker Alexander<br />

(Johannes Allmayer), die bald seine Freunde und<br />

Verbündeten werden. Zum anderen – sozusagen<br />

als Antipoden aus der vermeintlichen Normalität<br />

– die Figur seines Vaters, eines Politkarrieristen,<br />

der sich im Zweifel seines Sohnes schämt.<br />

Und die engagierte, aber überforderte Ärztin<br />

48<br />

des Trios, die sich mit dem Vater auf die Suche<br />

nach den Dreien macht. Denn Vincent will nicht<br />

nur zum Meer, er fährt mit Marie und Alexander<br />

auch dorthin. Heino Ferch (Beste darstellerische<br />

Leistung – männliche Nebenrolle) und<br />

Katharina Müller-Elmau (Beste darstellerische<br />

Leistung – weibliche Nebenrolle) spielen dieses<br />

ungleiche Paar, das sich zusammenraufen muss,<br />

weil es nichts anderes gemeinsam hat als ein<br />

Ziel, als kongeniales Ensemble in einer Tragödie<br />

der Lächerlichkeit und der Sympathie durchaus<br />

im guten Geist von Spencer Tracy und Katherine<br />

Hepburn. Wenn auch mit anderem Ausgang.<br />

Florian David Fitz hat ein Roadmovie geschrieben,<br />

in dessen Mittelpunkt eigentlich ein Ding<br />

der Unmöglichkeit steht - und damit schon wieder<br />

als Autor etwas richtig gemacht. Drei Personen,<br />

für die die Gesellschaft beschlossen hat,<br />

dass sie nicht alleine in der Welt klarkommen<br />

können, ziehen alleine in diese Welt und stel-<br />

len sich den Unbilden derselben auf ihre Weise.<br />

Vincent steht im Zentrum dieser Geschichte.<br />

Er will die Asche seiner verstorbenen Mutter<br />

mittels einer Bonbondose ins Meer befördern.<br />

Marie kommt gerne mit, weil sie erstens alles<br />

liebt, was man nicht tut, und zweitens vielleicht<br />

auch Vincent. Und Alexander wird einfach<br />

entführt. Was ihm gut tun wird. Florian David<br />

Fitz (Beste darstellerische Leistung – männliche<br />

Hauptrolle) spielt Vincent mit unglaublicher<br />

Sensibilität, verletzlich, ernst, romantisch,<br />

Foto: © Constantin Film Verleih<br />

Bestes Drehbuch / Beste<br />

männliche Hauptrolle –<br />

FLORIAN DAVID FITZ<br />

– VINCENT W<strong>IL</strong>L<br />

MEER (2010)<br />

– MÄNNERHERZEN<br />

(2009)<br />

– DOCTOR´S DIARY<br />

(2008/TV)<br />

– 3 GRAD KÄLTER<br />

(2005)<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>


ührend und irgendwie auch als Held. Er vergreift<br />

sich nicht im Ton. Und als er einmal Alexander<br />

im Auto als Arschloch bezeichnet, ist das<br />

kein Tic. „Das habe ich ernst gemeint“, betont er<br />

in dieser Situation – und überrascht, wie so oft<br />

und so gerne in diesem Film, für den er – wie er<br />

der FAZ in seinen guten Worten gesteht – „über<br />

jedes Stöckchen springen“ würde.<br />

Das mussten übrigens auch seine Produzenten<br />

Viola Jäger und Harald Kügler, für die die<br />

Finanzierung und Entwicklung dieses Projektes<br />

kein Spaziergang war. Nicht überall hielt man<br />

das Buch eines Schauspielers, der sich an ein<br />

schwieriges Genre gewagt hat, für überzeugend<br />

und bankable. Doch mit Ralf Huettner, einem<br />

erfahrenen Spezialisten für tragikomische Konstellationen<br />

(DAS MÄDCHEN MIT DEN FEUER-<br />

ZEUGEN, DIE MUSTERKNABEN), als absolut<br />

richtige Wahl für die Regie und mit der Constantin<br />

Film als Koproduzent und Verleiher ließ sich<br />

dann ein Fundament für das legen, was zu einer<br />

der größten und schönsten Überraschungen<br />

des vergangenen Kinojahres wurde. Behutsam,<br />

aber selbstbewusst gestartet entwickelt sich<br />

VINCENT W<strong>IL</strong>L MEER zu einer Rarität im aktuellen<br />

deutschen Kinogeschäft. Er wurde zum<br />

„Sleeper“. Und das steht beim Film weder für<br />

Langeweile noch für mangelnde Originalität.<br />

Ganz im Gegenteil. VINCENT W<strong>IL</strong>L MEER hielt<br />

sich für Monate gut in den Kinos, weil man über<br />

ihn redete. Der Film wurde zum Publikums-<br />

Foto: © Constantin Film Verleih<br />

Beste männliche<br />

Nebenrolle –<br />

HEINO FERCH<br />

– DER UNTERGANG<br />

(2004)<br />

– DER TUNNEL<br />

(2000/TV)<br />

– COMEDIAN HARMO-<br />

N<strong>IS</strong>TS (1997)<br />

– WINTERSCHLÄFER<br />

(1996)<br />

liebling. Und eine These sei gewagt: Dem Hauptdarsteller,<br />

dem Autor und schließlich dem Film<br />

hat es nicht geschadet, dass Florian David Fitz<br />

ganz nebenbei einem großen Publikum über eine<br />

TV-Serie bekannt ist. Das ist überhaupt nicht<br />

selbstverständlich. So wenig übrigens wie die<br />

außergewöhnliche Qualität von „Doctor´s Diary“.<br />

Foto: © Constantin Film Verleih<br />

Beste weibliche<br />

Nebenrolle –<br />

KATHARINA MÜLLER-<br />

ELMAU<br />

– BITTERE TRAUBEN<br />

(2009/TV)<br />

– DIE VERZAUBERUNG<br />

(2006/TV)<br />

– HERZ IM KOPF (2002)<br />

– DREI D (1987)<br />

49


Happy End<br />

garantiert.<br />

Wer einen ganzen Abend dem Film widmet, darf zur Nacht selbst die Hauptrolle spielen.<br />

Wir wünschen unseren Gästen des <strong>Deutsche</strong>n Filmpreises viel Spaß bei der Verleihung und allen<br />

Preisträgern herzlichen Glückwunsch. Bonne nuit et bonjour im Hôtel Concorde Berlin.<br />

Hôtel Concorde Berlin<br />

Augsburger Straße 41 · 10789 Berlin<br />

Tel: +49 (0)30 800 999 0<br />

concordeberlin@concorde-hotels.com<br />

concorde-hotels.com/concordeberlin<br />

done by WE DO


WER WENN NICHT WIR<br />

Andres Veiel ist ohne<br />

Zweifel einer der namhaftestenDokumentarfilmer<br />

des Landes.<br />

Dennoch kommt sein<br />

Spielfilmdebüt nicht<br />

überraschend. Auf den<br />

ersten Blick hat das<br />

etwas mit dem Thema<br />

zu tun. Veiels Interesse<br />

für die RAF und ihre<br />

Geschichte ist – im<br />

mehrfachen Sinne des<br />

Wortes – dokumentiert.<br />

Auf den zweiten Blick hat es etwas mit seiner<br />

eigenen Filmografie zu tun. Schon mit seinem<br />

zweiten Dokumentarfilm BALAGAN (1993) bekundete<br />

er sein Faible für politische Historie<br />

wie für die Schauspielerei gleichermassen. Sein<br />

neben BLACK BOX BRD berühmtester Dokumentarfilm<br />

heißt DIE SPIELWÜTIGEN. Manche<br />

der Charaktere in diesem Film über Schauspielschüler,<br />

die für ihre Leidenschaft brennen,<br />

haben etwas von den Figuren, die Andres Veiel<br />

in den Mittelpunkt seines Spielfilmdebüts stellt:<br />

Bernward Vesper, Gudrun Ensslin und Andreas<br />

Baader sind spielwütig, lebenswütig, politikwütig,<br />

wirkungswütig.<br />

Und sie sind bekannte Figuren der jüngeren<br />

deutschen Geschichte. Die einen mehr, der andere<br />

etwas weniger. Bernward Vesper (August<br />

Diehl), der Sohn des Nazi-Vorzeige-Dichters Will<br />

Vesper („Auf ihre Gräber als Kranz / legte der<br />

Führer den Glanz / der Berge des Heimatlands“,<br />

Das Neue Reich), hatte Gudrun Ensslin (Lena<br />

Lauzemis) beim Studium in Tübingen Anfang<br />

der sechziger Jahre kennengelernt. Mitte des<br />

Jahrzehnts gingen sie nach Berlin, wurden bald<br />

aktive Zaungäste der linken Literaturszene und<br />

verkehrten mit den Protagonisten der Außerparlamentarischen<br />

Opposition. So kommt Andreas<br />

Baader (Alexander Fehling) ins Spiel, der<br />

in jeder Beziehung das Gegenteil des sensiblen,<br />

grüblerischen und manchmal hilflosen Intellektuellen<br />

Vesper ist – und darum eine besondere<br />

Faszination auf Ensslin ausübt. Der Film erzählt<br />

das, was der Autor Gerd Koenen in seinem Buch<br />

über das tragische Trio „Urszenen des deutschen<br />

Terrorismus“ nennt. Koenens Buch war<br />

eins der Motive für Veiel, den Film zu machen.<br />

Dabei interessiert sich Veiel nicht für die spektakulären<br />

Aktionen des linken Terrorismus,<br />

sondern eher für dessen Wurzeln und Auswirkungen.<br />

Dieses Interesse brachte ihn bereits vor<br />

über zehn Jahren mit dem Produzenten Thomas<br />

Kufus (zero one film GmbH – Bester Spielfilm)<br />

zusammen, mit dem er damals den Dokumentarfilm<br />

BLACK BOX BRD drehte. Die umwerfende<br />

Parallel-Beobachtung der Geschichten<br />

des RAF-Opfers Alfred Herrhausen und<br />

des RAF-Täters Wolfgang Grams erhielt den<br />

Foto: © Mathias Bothor<br />

Bester Spielfilm –<br />

THOMAS KUFUS<br />

– 24H BERLIN – EIN<br />

TAG IM LEBEN<br />

(2009/TV)<br />

– BLACK BOX BRD<br />

(2000)<br />

– MUTTER UND<br />

SOHN (1997)<br />

– TICKLE IN THE<br />

HEART (1996)<br />

51


DEUTSCHEN F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 2002. Kufus, der Ende<br />

der achtziger Jahre als Autor und Regisseur von<br />

Dokumentarfilmen begonnen hatte, produzierte<br />

Filme mit Didi Danquart, Stefan Schwietert,<br />

Tamara Trampe, Aelrun Goette und Alexander<br />

Sokurov. Mit der zero one film GmbH entwickelte<br />

er sowohl ungewöhnliche TV-Formate (wie das<br />

Projekt „24 h Berlin“) als auch außergewöhnliche<br />

Kino-Dokumentarfilme wie BIERBICHLER<br />

von Regina Schilling oder WIEGENLIEDER von<br />

Tamara Trampe und Johann Feindt. WER WENN<br />

NICHT WIR ist sein Spielfilmdebut mit der zero<br />

one film GmbH – und wurde gleich in den Wettbewerb<br />

der 61. Berlinale eingeladen, wo er den<br />

Alfred-Bauer-Preis gewann.<br />

Veiel und Kufus setzten bei der Besetzung dieses<br />

Films, der natürlich mit seinen Figuren steht und<br />

fällt, nicht auf Nummer Sicher. Lena Lauzemis<br />

(Beste darstellerische Leistung – weibliche<br />

Hauptrolle) stammt aus Berlin, wo sie auch ihre<br />

Ausbildung an der Ernst-Busch-Hochschule<br />

für Schauspielkunst absolvierte. Doch sie war<br />

bisher eher einem Münchner Theaterpublikum<br />

bekannt, weil sie zum Ensemble der Münchner<br />

52<br />

Kammerspiele gehört. August Diehl (Beste darstellerische<br />

Leistung – männliche Hauptrolle)<br />

war für Veiel schon während der Arbeit am<br />

Drehbuch der einzig mögliche Bernward Vesper.<br />

Und Alexander Fehling, der beim DEUTSCHEN<br />

F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong> für seinen zweiten großen<br />

Film im letzten Jahr (GOETHE!) nominiert wurde,<br />

überrascht als Andreas Baader nicht wegen<br />

der Frisur. Er hat dieser attraktiven Rolle für<br />

jeden jungen Schauspieler noch mal eine neue,<br />

überraschende Facette hinzugefügt.<br />

Lauzemis und Diehl spielen das Paar Ensslin<br />

und Vesper mit der existenzialistischen Wucht,<br />

in der die beiden extremen Charaktere die Beziehung<br />

mit Sicherheit auch gelebt haben. Dabei<br />

wird in Lauzemis´ Spiel der innere und äußere<br />

Kampf mit ihrer Familie und ihren eigenen Umständen<br />

ebenso deutlich wie das unterschwellig<br />

zerstörerische Verhältnis, das Vesper zu Vater<br />

und Mutter hatte bei August Diehl. Lauzemis<br />

und Diehl spielen die das Leben des Paares bestimmende<br />

Zerrissenheit, Leidenschaftlichkeit<br />

und Hilflosigkeit so intensiv, dass man es mit<br />

Händen greifen zu können scheint.<br />

Die Zeit vor der Revolte war die Zeit, in der man<br />

noch in Krawatte zur Vorlesung ging und nur zusammen<br />

wohnen durfte, wenn man mindestens<br />

verlobt war. Diese Zeit hat ein Gesicht, in das<br />

sich mit Räumen und ihren Inhalten schauen<br />

lassen kann.<br />

Christian M. Goldbeck (Bestes Szenenbild) hat für<br />

WER WENN NICHT WIR diese Räume erschaffen.<br />

Das Interieur des Gutes der Familie, wo es immer<br />

noch so aussieht wie in der Zeit, als Bernward<br />

Foto: © Markus Jans / zero one film<br />

Beste weibliche<br />

Hauptrolle –<br />

LENA LAUZEM<strong>IS</strong><br />

– WER WENN NICHT<br />

WIR (2010)<br />

– YUGOTRIP (2003)<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>


pflichtschuldig im in jeder Beziehung kalten Bett<br />

für den Führer gezeugt wurde, ebenso wie das<br />

schwäbische Kleinfamilienmobiliar im kleinbürgerlichen<br />

Pfarrersheim. Die großzügigen Wohn-<br />

und Diskutierküchen der sozialdemokratischen<br />

Verlautbarungsrevolutionäre in Berlin ebenso wie<br />

die komplett heruntergekommene und deshalb<br />

unglaublich billige Altbauwohnung ebendort.<br />

Goldbeck baut das nicht nur naturalistisch nach.<br />

Er schafft die Atmosphären, in denen glaubwürdige<br />

Bilder und Inszenierungen entstehen können.<br />

Foto: © Markus Jans / zero one film<br />

Beste männliche<br />

Hauptrolle –<br />

AUGUST DIEHL<br />

– INGLORIOUS<br />

BASTERDS (2008)<br />

– DR. ALEMÁN (2007)<br />

– WAS NÜTZT<br />

DIE LIEBE IN<br />

GEDANKEN (2003)<br />

– 23 (1997)<br />

Knapp zehn Jahre ist die Zeitspanne, die Andres<br />

Veiel in seinem Film erzählt, der 126 Minuten<br />

lang ist. Der Schnittmeister Hansjörg Weißbrich<br />

(Bester Schnitt), Preisträger der LOLA 2010 in<br />

dieser Kategorie für Hans-Christian Schmids<br />

STURM, wird auch bei dieser Arbeit, die seine<br />

erste Zusammenarbeit mit Andres Veiel war,<br />

seinem guten Ruf gerecht, nicht auf Tempo oder<br />

Effekt zu schneiden, sondern den Rhythmus<br />

auch aus der Inszenierung zu holen, einzelnen<br />

Szenen, aber auch Gesten und Blicken den Raum<br />

Foto: © Marco Nagel<br />

Bester Schnitt –<br />

HANSJÖRG<br />

WE<strong>IS</strong>SBRICH<br />

– KRABAT (2008)<br />

– JOHN RABE (2007)<br />

– REQUIEM (2006)<br />

– LICHTER (2003)<br />

in der Zeit zu geben, den sie benötigen. Dabei<br />

versteht sich Weißbrich aber ausdrücklich auch<br />

als Dramaturg am AVID. Bei Hans-Christian<br />

Schmid, für den er fast jeden Film montiert hat,<br />

schneidet er nach eigener Aussage auch schon<br />

im Drehbuch.<br />

Foto: © Florian Liedel<br />

Bestes Szenenbild –<br />

CHR<strong>IS</strong>TIAN M.<br />

GOLDBECK<br />

– KRABAT (2008)<br />

– LIEBESLEBEN<br />

(2007)<br />

– REQUIEM (2006)<br />

– ALLES AUF ZUCKER<br />

(2004)<br />

53


WIR SIND DIE NACHT<br />

Genau genommen wollte<br />

Regisseur Dennis<br />

Gansel diesen Film<br />

schon vor 15 Jahren<br />

machen. Finanzierungsprobleme<br />

haben<br />

das Projekt aber immer<br />

wieder hinten angestellt.<br />

Nachdem das<br />

Genre des Vampirfilms<br />

nach TW<strong>IL</strong>IGHT und<br />

vielen anderen auch<br />

in Deutschland wieder<br />

seine Zuschauer gefunden<br />

hatte, gaben die Produktionsfirmen Rat Pack<br />

und Constantin Film grünes Licht. WIR SIND DIE<br />

NACHT erzählt eine Vampir- und eine Liebesgeschichte.<br />

Luise (Nina Hoss), eine Vampirin, die nur<br />

noch auf Frauen steht, weil alle Männer „zu laut,<br />

zu gierig oder zu dumm“ waren, sucht nach der<br />

Liebe ihres Lebens und glaubt sie in der Kleinkriminellen<br />

Lena (Karoline Herfurth) gefunden zu<br />

haben. Aber das dachte sie bei der Stummfilmschauspielerin<br />

Charlotte (Jennifer Ulrich) und<br />

bei der Love-Parade-Raverin Nora (Anna Fischer)<br />

54<br />

auch schon. Dummerweise hat sich Lena, genau<br />

einen Tag bevor sie von Luise gebissen wurde, ein<br />

bisschen in den Polizisten Tom (Max Riemelt) verguckt<br />

– und das erschwert die nächtlichen Beutezüge<br />

des Vampir-Quartetts nun außerordentlich.<br />

Filmeditor Ueli Christen (Bester Schnitt) hat für<br />

diesen actionreichen Vampirfilm den richtigen<br />

Rhythmus gefunden. Der Film ist sehr furios<br />

auf Tempo geschnitten, ohne dass gefühlvolle<br />

Szenen zu kurz kommen. Wenn der Polizist Tom<br />

das erste Mal auf die Diebin Lena trifft und sie<br />

jagt, um sie zu stellen und die zwei danach auf<br />

Foto: © Christiane Brunner-Schwer<br />

Bester Schnitt –<br />

UELI CHR<strong>IS</strong>TEN<br />

– DIE WELLE (2008)<br />

– DAS WUNDER VON<br />

BERN (2003)<br />

– ANATOMIE (2000)<br />

– DIE APOTHEKERIN<br />

(1997)<br />

der Brücke sitzen und das erste Mal reden, dann<br />

gibt der Film den beiden und dem Zuschauer Zeit<br />

sich kennenzulernen. Filmkomponist Heiko Maile<br />

(Beste Filmmusik) setzt passend zum Nachtclub-<br />

Leben hauptsächlich auf elektronische Beats.<br />

Wird allerdings eine Szene um die – in der Unsterblichkeit<br />

melancholisch gewordene – Charlotte<br />

erzählt, ändert sich der Sound. Als Charlotte<br />

zum Abschluss ihre Tochter, nun eine Greisin, im<br />

Krankenhaus besucht, singt sie ihr das Kinderlied<br />

„Au clair de la lune“ vor, ein Lied, das auch<br />

unsterblich scheint.<br />

Beste Filmmusik –<br />

HEIKO MA<strong>IL</strong>E<br />

– VORSTADTKROKO-<br />

D<strong>IL</strong>E 3 - FREUNDE<br />

FÜR IMMER (2010)<br />

– VORSTADTKROKO-<br />

D<strong>IL</strong>E 2 - DIE COOL-<br />

STE BANDE <strong>IS</strong>T<br />

ZURÜCK (2009)<br />

– VORSTADTKROKO-<br />

D<strong>IL</strong>E (2008)<br />

– DIE WELLE (2007)<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>


NEW<br />

PURE COLOR<br />

LIPSTICK<br />

BY TOM PECHEUX, CREATIVE MAKEUP DIRECTOR<br />

ESTéE LAUDER<br />

<strong>Deutsche</strong>r Filmpreis 20<strong>11</strong><br />

Wir gratulieren allen Nominierten!


CHANDANI UND IHR ELEFANT<br />

Kinder lieben Tiere.<br />

Fast jedes Kind<br />

wünscht sich ein<br />

Haustier. Die 16-jährige<br />

Chandani Sunamabanda<br />

aus Sri Lanka<br />

wünscht sich einen<br />

Elefanten. Sie ist mit<br />

Elefanten groß geworden,<br />

ihr Vater ist seit<br />

vielen vielen Jahren ein<br />

Mahout, ein Elefantenführer.<br />

Nun hat sie den<br />

Wunsch, bald in seine<br />

Fußstapfen zu treten. Was das in Sri Lanka<br />

bedeutet, zeigen Regisseur und Produzent Arne<br />

Birkenstock und Produzent Helmut G. Weber<br />

(Fruitmarket Kultur und Medien, Tradewind<br />

Pictures – Bester Kinderfilm) in ihrem dokumentarischen<br />

Kinderfilm CHANDANI UND IHR<br />

ELEFANT. Der jahrhundertealten Tradition entsprechend<br />

ist das ein Männerberuf, in dem Frauen<br />

nichts zu suchen haben. Da Chandani nur<br />

drei Schwestern und keine Brüder hat, widersetzt<br />

sich der Vater den Regeln und beschließt,<br />

56<br />

sein über Generationen angehäuftes Wissen an<br />

seine älteste Tochter weiterzugeben. Zu Beginn<br />

schenkt er ihr erstmal einen Elefanten zum Üben,<br />

den Chandani liebevoll Kandula tauft. Kandula<br />

freut sich über sein neues kinderreiches Zuhause<br />

und benimmt sich erstmal wie „ein Elefant<br />

im Porzellanladen“. Er reißt die Wäsche von<br />

der Leine und spielt mit einem roten Kleid als<br />

wäre er ein Torrero, schmeißt Stühle um und Geschirr<br />

vom Tisch. Chandani muss nun in Zukunft<br />

besser auf Kandula aufpassen. Je länger und je<br />

Bester Kinderfilm –<br />

ARNE BIRKENSTOCK<br />

– SOUND OF HEIMAT<br />

(20<strong>11</strong>)<br />

– CHANDANI UND IHR<br />

ELEFANT (2010)<br />

– 7000 K<strong>IL</strong>OMETER<br />

HEIMWEH (2008/TV)<br />

– 12 TANGOS (2005)<br />

besser sich Chandani mit ihrer neuen Aufgabe<br />

identifiziert, desto mehr wird sie zum Gesprächsstoff<br />

unter den alteingesessenen Mahouts. Sie<br />

fühlen ihre Domäne bedroht und fragen sich besorgt:<br />

„Müssen wir dann irgendwann an Stelle<br />

der Frauen Kokosnüsse raspeln?“<br />

Kinder können viel über ein fremdes Land und<br />

über Verantwortung gegenüber Tieren lernen,<br />

aber vor allem können sie mitnehmen, dass es<br />

gut ist, wenn man an seinen Träumen festhält.<br />

Bester Kinderfilm –<br />

HELMUT G. WEBER<br />

– CHANDANI UND IHR<br />

ELEFANT (2010)<br />

– DAS ORANGEN-<br />

MÄDCHEN (2009)<br />

– TORTUGA – DIE UN-<br />

GLAUBLICHE RE<strong>IS</strong>E<br />

DER MEERES-<br />

SCH<strong>IL</strong>DKRÖTE (2009)<br />

– MEIN BRUDER <strong>IS</strong>T<br />

EIN HUND (2004)<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>


KONFERENZ DER TIERE<br />

Sie sind die Pioniere<br />

des computergenierten<br />

Kinos in Deutschland:<br />

Reinhard Klooss und<br />

Holger Tappe (Constantin<br />

Film Produktion –<br />

Bester Kinderfilm).<br />

Klooss, Autor und Produzent<br />

bei der Bavaria,<br />

dann bei Oedon Film<br />

und schließlich für die<br />

Constantin, zeichnete<br />

für publikumswirksame<br />

Filme verantwortlich<br />

(von GO TRABI GO bis ASTERIX & OBELIX<br />

GEGEN CÄSAR) und hat Mitte des letzten Jahrzehnts<br />

ganz neue Zeichen der Zeit erkannt. Zusammen<br />

mit Holger Tappe, der mit dem ersten<br />

CGI-Animationsfilm BACK TO GAYA kurz zuvor<br />

reüssierte, nahm er einer der beliebtesten<br />

Marionetten der verlängerten Nachkriegskriegszeit<br />

digital die Fäden weg. So retteten die beiden<br />

nicht nur das Urmel aus dem Eis, sondern auch<br />

Kinderstoffe made in Germany für das Familienkino.<br />

Das ging zwei Mal gut. Und dann kam Erich<br />

Kästner nicht als er selbst, sondern als Vorlage<br />

für einen Film, in dem die Themen verhandelt<br />

werden sollten, die die Erwachsenen beschäftigen,<br />

aber die Kinder etwas angehen. Kästners<br />

politisches Pamphlet KONFERENZ DER TIE-<br />

RE machten die Produzenten Klooss und Tappe<br />

(auch als Regisseure) zu einem Abenteuerfilm für<br />

die ganze Familie, der seine politische und moralische<br />

Botschaft nicht aus den Augen verliert,<br />

der aber auch weiß, wie das Genre funktioniert:<br />

Zum Beispiel mit Figuren, die weder im Eiszeit-<br />

Foto: © 20<strong>11</strong> Constantin Film Verleih GmbH<br />

Bester Kinderfilm –<br />

REINHARD KLOOSS<br />

– DIE „URMEL“-<br />

F<strong>IL</strong>ME (2006 / 2008)<br />

– ASTERIX UND<br />

OBELIX GEGEN<br />

CAESAR (1999)<br />

– COMEDIAN<br />

HARMON<strong>IS</strong>TS (1997)<br />

– GO TRABI GO (1991)<br />

alter noch auf Madagaskar untergehen würden,<br />

aber vor allem gegen den Untergang der Zivilisation<br />

kämpfen. Und das in drei Dimensionen. Und<br />

jenseits der Grenzen. KONFERENZ DER TIERE<br />

war nicht nur der erfolgreichste deutsche Film<br />

2010 im eigenen Land, er stellte auch in Großbritannien<br />

und Frankreich Rekorde auf. So kann<br />

es gehen, wenn lebendige Kinotechnologie auf<br />

aktuelle Inhalte in der Tradition postmoderner<br />

Aufklärungsliteratur für Kinder trifft.<br />

Foto: © Tappe<br />

Bester Kinderfilm –<br />

HOLGER TAPPE<br />

– KONFERENZ DER<br />

TIERE (2010)<br />

– URMEL VOLL IN<br />

FAHRT (2008)<br />

– URMEL AUS DEM<br />

E<strong>IS</strong> (2006)<br />

– BACK TO GAYA<br />

(2004)<br />

57


KINSHASA SYMPHONY<br />

„Freude schöner Götterfunken,<br />

Tochter aus<br />

Elysium“ singen die<br />

Chormitglieder des Orchestre<br />

Symphonique<br />

Kimbanguiste, des<br />

einzigen Symphonieorchesters<br />

in Zentralafrika.<br />

<strong>Deutsche</strong> Umlaute<br />

zu sprechen oder<br />

zu singen fällt schwer,<br />

aber richtig schwierig<br />

wird es erst beim<br />

fauchenden „ch“ aus<br />

Tochter, das es hier und auch im Französischen<br />

nicht gibt. Ein paar Takte weiter lauscht man<br />

der deutschen Liedzeile „Alle Menschen werden<br />

Brüder“ aus den Kehlen der Einwohner von<br />

Kinshasa. Spätestens hier beschleicht einen das<br />

Gefühl: Sie wissen nicht, was sie singen. Der Kongo<br />

ist ein von Bürgerkrieg, Armut und Korruption<br />

gezeichnetes Land, und in der 8-Mio-Hauptstadt<br />

Kinshasa sieht es entsprechend schmutzig und<br />

ärmlich aus. Aber davon lassen sich die mittlerweile<br />

fast 200 Mitglieder des Orchesters nicht<br />

beirren. Wenn die Musiker mit weißem Hemd und<br />

58<br />

Anzug oder die Frauen in ihren schönen weißen<br />

Kleidern und in weißen Schuhen zum Open Air<br />

Konzert anlässlich des Unabhängigkeitstages<br />

durch lauter Pfützen und Schlamm staken, dann<br />

kann der Gegensatz nicht größer sein. Stolz und ein<br />

wenig aufgeregt, nehmen sie den Dreck und den<br />

Krach um sich herum gar nicht wahr und freuen<br />

sich nur auf ihre Musik und die Zuhörer. Der von<br />

Stefan Pannen und Holger Preuße mit ihrer Firma<br />

Sounding Images (Bester Dokumentarfilm) produzierte<br />

Dokumentarfilm KINSHASA SYMPHONY<br />

zeigt eindrücklich, wie Menschen aus einem Land,<br />

Foto: © sounding images GmbH<br />

Bester Dokumentarfilm –<br />

STEFAN PANNEN<br />

– ZU T<strong>IS</strong>CH<br />

(seit 2010/TV)<br />

– NICHT VON DIESER<br />

WELT (2010/TV)<br />

– WHERE <strong>IS</strong>T HE<br />

WALL? (2009/TV)<br />

– ALBTRAUM IM<br />

MÄRCHENLAND<br />

(2001/TV)<br />

wo man es nicht gleich vermuten würde, ihre<br />

Begeisterung für klassische Musik (Beethoven,<br />

Mozart, Verdi u.a.) leben und auf andere übertragen.<br />

Die beiden Regisseure Martin Baer und Claus<br />

Wischmann sind erfahrene Dokumentarfilmer,<br />

die sich bei diesem Projekt gut ergänzen konnten,<br />

Kameramann Martin Baer hat sich auf Reportagen<br />

über Afrika spezialisiert und Wischmann<br />

hat schon etliche Dokumentationen im Bereich<br />

klassischer Musik realisiert. Die beiden bringen<br />

uns die Leute und ihre Stadt so nahe, dass jeder<br />

glaubt, noch nie schönere Musik gehört zu haben.<br />

Foto: © sounding images GmbH<br />

Bester Dokumentarfilm –<br />

HOLGER PREUSSE<br />

– ANJA S<strong>IL</strong>JA - EIN<br />

LEBEN WIE IN DER<br />

OPER (2008/ TV)<br />

– WÜSTENTOUR ZU DEN<br />

TUAREG (2005/TV)<br />

– FÜR MICH GAB’S NUR<br />

NOCH FASSBINDER<br />

(2000/TV)<br />

– VERBOTENER FANG<br />

AM RIFF (1997/TV)<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>


PINA<br />

Ein Film für PINA BAUSCH von WIM WENDERS<br />

3D<br />

Wim Wenders konnte<br />

Pina Bausch nicht kennen,<br />

als sie ihre ersten<br />

ganz großen Erfolge feierte.<br />

Die Avantgardistin<br />

des modernen Tanztheaters,<br />

die aus Solingen<br />

stammte und von dem<br />

einen Steinwurf entfernten<br />

Wuppertal aus<br />

die ganze Welt des Tanzes<br />

und Tanzens veränderte,<br />

machte mit Stücken<br />

wie „Café Müller“<br />

und „Kontakthof“ Ende der siebziger Jahre von<br />

sich Reden. Zu dieser Zeit arbeitete Wenders in<br />

den USA – von HAMMET bis PAR<strong>IS</strong>, TEXAS. Erst<br />

Mitte der Achtziger sah er ihre Arbeiten bei einem<br />

Festival in Venedig. Das war der Beginn einer<br />

wunderbaren Freundschaft, aus der eigentlich<br />

schon immer ein Film entstehen sollte.<br />

Dass dieser Film, der einfach ihren Namen trägt,<br />

erst nach ihrem Tod gedreht werden konnte,<br />

machte PINA (Wim Wenders, Gian-Piero Ringel,<br />

Neue Road Movies Filmproduktion – Bester Doku-<br />

mentarfilm) nicht nur zu einem großartigen<br />

Künstlerinnen- und Kunstporträt, sondern auch<br />

zu einem Vermächtnis. Wim Wenders (Beste<br />

Regie) hat früh begriffen, dass das, was die Kunst<br />

von Pina Bausch aus- und einzigartig macht,<br />

dreidimensional ist: Die Körper in Bewegung<br />

und in den Elementen. Und die Tiefe des Raums,<br />

in dem sich die Körper in Bewegung und in den<br />

Elementen befinden. Er hat auch früh und vielleicht<br />

als erster begriffen, dass es dafür eine<br />

technische und kinematografische Entsprechung<br />

Foto: © Donata Wenders<br />

Bester Dokumentarfilm /<br />

Beste Regie –<br />

WIM WENDERS<br />

– BUENA V<strong>IS</strong>TA<br />

SOCIAL CLUB (2000)<br />

– HIMMEL ÜBER<br />

BERLIN (1988)<br />

– DER AMERIKANI-<br />

SCHE FREUND (1978)<br />

– FALSCHE BEWE-<br />

GUNG (1975)<br />

gibt, die jenseits der legitimen und erfreulichen<br />

Jahrmarkteffekte des Kinos funktionieren kann.<br />

PINA wurde ein behutsam inszenierter 3-D-Film,<br />

weil er im Spektakulären nie den Blick auf das<br />

Wesentliche verliert. PINA erzählt von einer Frau<br />

und ihrer Kunst. In originellen Wiedergaben ihrer<br />

Inszenierungen, in einfachen und naturgemäß<br />

zweidimensionalen Selbstzeugnissen. In schönen,<br />

inhaltsreichen Bildern. Aber auch in den einfachen<br />

Worten ihrer Kolleginnen und Kollegen.<br />

PINA ist ein Wim-Wenders-Film.<br />

Bester<br />

Dokumentarfilm –<br />

GIAN-PIERO RINGEL<br />

– UNFAIR WORLD<br />

(20<strong>11</strong>)<br />

– PINA (20<strong>11</strong>)<br />

– ORLY (2009)<br />

– PALERMO<br />

SHOOTING (2008)<br />

59


FÖRDERMITGLIEDER/FREUNDE<br />

60<br />

ARRI Arnold & Richter<br />

Cine Technik GmbH & Co<br />

Betriebs KG<br />

cic group immobilienprojektentwicklungsgesellschaft<br />

mbH<br />

CineMedia Film AG<br />

CineStar-Gruppe CMS<br />

Cinema Management<br />

Service GmbH & Co.KG<br />

Commerzbank AG<br />

Concorde Filmverleih<br />

GmbH<br />

Constantin Film AG<br />

DFG <strong>Deutsche</strong> FilmversicherungsGemeinschaft<br />

die film gmbh<br />

drei d medien service GmbH<br />

e27 design gbr<br />

Estée Lauder Companies<br />

GmbH<br />

Falcom Media GmbH<br />

Filmpark Babelsberg GmbH<br />

FPS Fritze Wicke Seelig<br />

Highlight<br />

Communications AG<br />

HKR -<br />

Hollmann Knappe Reimert<br />

Just Publicity GmbH<br />

Kinowelt GmbH<br />

Kodak GmbH<br />

Entertainment Imaging<br />

Mast-Jägermeister SE<br />

maz & movie GmbH<br />

Okapi GmbH<br />

PKF Fasselt Schlage<br />

Partnerschaft<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>


Saxonia Media<br />

Filmproduktion GmbH<br />

Scanline VFX GmbH<br />

Senator Film Produktion<br />

GmbH<br />

SKW Schwarz<br />

Rechtsanwälte<br />

Studio Hamburg GmbH<br />

Universal Pictures International<br />

Germany GmbH<br />

Universum Film GmbH<br />

Walt Disney Studios Motion<br />

Pictures Germany GmbH<br />

Warner Bros.<br />

Entertainment GmbH<br />

X Verleih AG<br />

Immer mehr Personen und Firmen, die an der<br />

Entstehung, Vermarktung und Präsentation eines<br />

deutschen Films beitragen, fühlen sich der<br />

<strong>Filmakademie</strong> sehr verbunden. Sie sind Fördermitglieder<br />

und unterstützen die gemeinsame<br />

Arbeit auch materiell.<br />

In einem kleineren finanziellen Rahmen, aber<br />

mit ebenso viel Engagement, sorgt auch der<br />

größere Kreis der Freunde der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Filmakademie</strong><br />

dafür, dass die Akademie lebens- und<br />

handlungsfähig bleibt. Denn aus den Mitgliedsbeiträgen<br />

allein könnte die <strong>Filmakademie</strong> nicht<br />

so aktiv sein wie sie ist. Durch die jährlichen<br />

Zuwendungen der Fördermitglieder und der<br />

Freunde kann die Akademie lebendig arbeiten,<br />

also Personal bezahlen, Projekte initiieren, Veranstaltungen<br />

organisieren, ihre Außenwirkung<br />

verstärken.<br />

Freunde und Förderer werden in das aktive Leben<br />

der <strong>Filmakademie</strong> mit einbezogen. Sie können<br />

viele Veranstaltungen besuchen, erhalten<br />

den Akademie-Newsletter „Extrablatt“, können<br />

die nominierten Filme kostenlos im Kino sehen<br />

und nehmen immer wieder gerne an Treffen der<br />

<strong>Filmakademie</strong>-Mitglieder teil. Sie sind natürlich<br />

auch dabei, wenn die Akademie gemeinsam<br />

mit dem BKM einmal im Jahr den DEUTSCHEN<br />

F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> verleiht.<br />

Freunde und Fördermitglieder tun das, was<br />

ihre Namen sagen: Sie fördern die Arbeit der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Filmakademie</strong> und leisten damit<br />

dem deutschen Film und seinen Kreativen einen<br />

großen Freundschaftsdienst.<br />

61


Nicole Ackermann Geschäftsführerin | Wally Ahr-<br />

weiler Agentin | Delia Albrecht Schauspieler-Agentin<br />

| Georg Alexander Journalist | Katrin Anders<br />

Agentin | Christian Angermayer Unternehmer | Elke<br />

Apelt Agentin | Gabriela Bacher Produzentin | Simone<br />

Bachofner Junior Publicist | Rolf Bähr ehem.<br />

FFA Vorstand | Anke Balzer Agentin für Schauspieler<br />

| Frank Barner Steuerberater, Rechtsanwalt<br />

| Julia Bartelt PR-Agentin | Regine Baschny<br />

PR Beraterin | Iris Baumüller-Michel Casting<br />

Director | Caroline Beil Schauspielerin | Astride<br />

Bergauer Agentin | Marieanne Bergmann Leiterin<br />

Förderabteilung FFHSH | Evi Bischof Agentin |<br />

Rüdiger Böss SVP Group Programming Acquisitions<br />

| Mathias Bothor Fotograf | Oliver Boy<br />

Produzent | Elke Brand Medienagentin | Karin<br />

Brandner Agentin | Alice Brauner Produzentin |<br />

Frank Brauner Rechtsanwalt | Wolfgang Brehm<br />

Filmanwalt | Bettina Breitling Leitung Lizenzen,<br />

Filmrechte | Wolf Dietrich Brücker Redakteur |<br />

Gero Brugmann Rechtsanwalt | Christoph<br />

Caesar PR-Agent | Bernd Capitain Schauspieler |<br />

Christina Capitain Schauspielerin | Xavier Chotard<br />

Marketingberater | Daniel Tobias Czeckay<br />

Rechtsanwalt | Martin Danner Prokurist | Cathy<br />

62<br />

de Haan Dramaturgin, Dozentin | Max Dehmel<br />

Ministerialrat a.D. | Ulf Dobberstein Rechtsanwalt<br />

| Jochen Doell Agent | Marion Döring Geschäftsführerin<br />

| Alexander van Dülmen CEO |<br />

Michael Düwel Geschäftsführer | Thomas Eckelkamp<br />

Film-/TV-Produzent | Katharina Elias TV-<br />

Redakteurin | Matthias Elwardt Gesellschafter |<br />

Andreas Erfurth Agent | Andrea Etz Agentin |<br />

Jürgen Fabritius | Cordula Fassbender Wissenschaftlerin<br />

| Lutz Fassbender CEO | Dirk<br />

Fehrecke Agent für Film, TV und Theater |<br />

Claudia Fehrenbach Fitz Schauspielagentin |<br />

Annic-Barbara Fenske Schauspielerin | Milena<br />

Fessmann Musicsupervisor | Cordula Fink Agentin<br />

| Pamela Fischer Agentin | Philipp Fleischmann<br />

Trailer-Produzent, Regisseur | Susanne Franke<br />

Theaterkunst | Egon F. Freiheit Drehbuchautor/<br />

TV-Consultant | Mattias Frik Agent | Stefan Gärtner<br />

Leiter Koproduktion und Kofinanzierung |<br />

Nicola Galliner Festivalleiterin | Christina Gattys<br />

Agentin | Georg Georgi Schauspielagent |<br />

Reinhard Gerharz Rechtsanwalt | Anna Gerloff<br />

Schauspielerin | Max Gertsch Schauspieler | Norbert<br />

Ghafouri Schauspieler | Maren Gilzer Schauspielerin<br />

| Nico Grein Producer | Gerhard Groß<br />

Filmtheaterbetreiber | Heinke Hager Agentin für<br />

Filmrechte | Winfried Hammacher Produzent |<br />

Birgit Hass Geschäftsführerin | Harro von Have<br />

Rechtsanwalt | Sabine Hemstedt Schauspielerin |<br />

Marlis Heppeler Agentin | Sabine Hielscher Pädagogin<br />

| Wolfgang Hielscher Jurist | Max Höhn Hair<br />

& Make Up Artist | Alexandra Hölzer Rechtsanwältin<br />

| Bernhard Hoestermann Agent für Schauspieler<br />

| Gerti Hofmann Gastronomin | Alexander<br />

von Hohenthal TV-Produzent | Mechthild Holter<br />

Inhaber/Geschäftsführerin Players | Nicole<br />

Houwer Autorin | Eva Hubert Geschäftsführerin |<br />

Britta Imdahl Schauspielagentin | Patrick Jacobshagen<br />

Rechtsanwalt | Marielouise Janssen-Jurreit<br />

Filmautorin | Bianca Junker Presseagentin |<br />

Christine Kabisch Regisseurin | Till Kaposty-Bliss<br />

Werbegrafiker | Anja Karmanski Schauspielerin |<br />

Ringo Kaufhold Schauspielagent | Klaus Keil Direktor<br />

| Uschi Keil Agentin | Rainer Keller Lobbyist,<br />

Strategisches Management | Nicole Kellerhals<br />

Dramaturgin | Senta Dorothea Kirschner Schauspielerin<br />

| Georg Kloster Yorck Gruppe | Thomas<br />

Kluge Fotograf | Michael Konstabel Archivrechercheur<br />

| Heide Kortwich Maskenbildnerin | Detlev<br />

Krüger Sprecher der GF Martin-Braun-Gruppe |<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>


Hildburg Krüger Fachbereichsleiterin Kunst &<br />

Kultur | Karin Kruse Manager/Agent | Adrian<br />

Kutter Diplom-Kaufmann | Sandra Lampugnani<br />

Agentin | Renate Landkammer Agentin | George<br />

Lenz Schauspieler | Thomas Letocha Autor | Silvana<br />

Liebich Agentin für Schauspieler | Amélie<br />

Linder PR-Berater | Yutah Lorenz Schauspielerin<br />

und Artistin | Stefan Lütje Rechtsanwalt | Lars<br />

Meier Künstlermanager | Ulrich Meinhard Agent |<br />

Henner Merle Rechtsanwalt | Günther Mertins<br />

Kinobetreiber | Susanne Mertins Geschäftsführerin<br />

| Philipp von Mettenheim Rechtsanwalt |<br />

Werner Wolfgang Metzger Journalist | Kristin<br />

Meyer Schauspieler | Carsten Meyer-Grohbrügge<br />

Regisseur | Caroline Millahn Agentin | Benjamina<br />

Mirnik Produzentin | Benedict Mirow Regisseur,<br />

Produzent | Marketa Modra Agentin | Stefan von<br />

Moers Rechtsanwalt | Petra Maria Müller | Katrin<br />

Näher Agentin | Azizeh Nami PR-Agentin | Sigrid<br />

Narjes Agentin | Till Neumann Rechtsanwalt |<br />

Maren Niemeyer Produzentin, Regisseurin | Michaela<br />

Niemeyer | Christoph Ott Verleiher | Volker<br />

Otte Rechtsanwalt für Filmförderungsrecht | Erik<br />

Paulsen Dialogautor & Synchronregisseur | Andreas<br />

Pense Rechtsanwalt | Michal Pokorny Pro-<br />

duzent | Margit Preiss PR-Agentin | Hans Helmut<br />

Prinzler Filmhistoriker | Inga Pudenz Manager/<br />

Agentur | Wiebke Reed Agentin | Josef Reidinger<br />

Leiter der Postproduktion | Susanne Reinker Autorin<br />

| Mario Rempp Filmtheaterbetreiber | Angelika<br />

Reuter Film- und Fernsehagentin | Mariette<br />

Rissenbeek PR Managerin | Renate Roginas Geschäftsführerin<br />

der Villa Kult OHG | Renate Rose<br />

European Film Promotion | Stefan Rüll Rechtsanwalt<br />

| Nadja Runge Publicist | Klaus Schaefer<br />

FilmFernsehFonds Bayern | Thorsten Schaumann<br />

Filmkaufmann | Harald Schernthaner Head of Digital<br />

Filmworks | Christian Schertz Rechtsanwalt |<br />

Thomas Scheuble Bankkaufmann (Prokurist) |<br />

Antje Schlag Agentin für Schauspiel, Regie, Filmkomponisten<br />

| Michael Schmid-Ospach | Josephine<br />

Schmidt Schauspielerin | Marie-Luise Schmidt<br />

Agentin | Steffen Schmidt-Hug Rechtsanwalt |<br />

Sonja Schmitt Delphi Filmverleih | Lutz Schmökel<br />

Agent | Norbert Schnell Agent | Marc Schötteldreier<br />

Casting Director | Peter Schulze PR-Manager |<br />

Maria Schwarz Agentin | Sibylle Seidel-Gieth<br />

Agentin | Christian Senger Schauspieler | Manuel<br />

Siebenmann Regisseur, Autor und Produzent |<br />

Sebastian Sieglerschmidt Geschäftsführer | Ulla<br />

Skoglund (Schauspieler)agentin | Josef Steinberger<br />

Filmproduzent | Inka Stelljes Agentin<br />

für Schauspieler | Volker Störzel Agent Theater,<br />

Film und Fernsehen | Christiane Stützle<br />

Rechtsanwältin für Film- und Medienrecht |<br />

Conny Suhr PR-Agentin | Judith Sutter Schauspielagentin<br />

| Gisela Tatsch-Daust Schauspielagentin<br />

| Johannes Thielmann Produzent,<br />

Regisseur, Autor | Sonya Tuchmann Schauspielerin<br />

| Michaela von Unger Filmproduzentin |<br />

Burkhard Voiges Geschäftsführer | Magnus<br />

Vortmeyer Marketingleiter Tobis Film | Christiane<br />

von Wahlert Geschäftsführerin SPIO |<br />

Christiane Waldbauer Schauspieleragentin |<br />

Katrin Wans Agentin | Steffen Weihe Agent | Anne<br />

Wels Agentin | Simone Wernet Lektorin & Dramaturgin<br />

| Thomas Weymar Telepool München |<br />

Albert Wiederspiel Filmfestleiter | Rafaela Wilde<br />

Rechtsanwältin | Harald Will Agent für Film<br />

Fernsehen & Theater | Sylvia Wolf Medienberater<br />

| Beate Wolgast Agentin | Ute Zahn Geschäfts-<br />

führerin<br />

63


GENUG <strong>IS</strong>T NICHT GENUG<br />

Teilnehmer: Jan Schütte (Direktor dffb), Herbert<br />

Schwering (Produzent), Manuela Stehr (Produzentin,<br />

X Verleih Vorstand), Rüdiger Suchsland<br />

(Filmjournalist)<br />

Moderation: Alfred Holighaus, Linda Söffker<br />

Fotos: Florian Liedel<br />

Alfred Holighaus: Das Thema „Gibt es zu viele<br />

deutsche Filme auf dem Markt?“ ist uns nicht<br />

einfach zugefallen, es schwelt ja eigentlich schon<br />

eine ganze Weile und scheint durch das FFA-Urteil<br />

des Bundesverwaltungsgerichts noch dringender<br />

geworden zu sein. Die Fragen „Wie wird Filmförderung<br />

weitergehen? Wie wird sie in Deutschland<br />

aussehen und was macht sie aus? Was richtet sie<br />

vielleicht auch an?“ führen zu diesem Thema. Manuela<br />

Stehr ist als Verleiherin und Produzentin<br />

auch nicht erst seit gestern mit dem Thema beschäftigt.<br />

Belastet dich das in diesem Jahr mehr<br />

als vorher oder gehst du damit ganz anders um?<br />

Manuela Stehr: Nein. Von der Anzahl der Filme<br />

her belastet mich das überhaupt nicht. Die Frage<br />

ist vielmehr: Warum hatten wir im vergangenen<br />

64<br />

Alfred Holighaus, Herbert Schwering, Linda Söffker, Rüdiger Suchsland, Jan Schütte, Manuela Stehr<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>


Jahr relativ schlechte Zahlen mit den deutschen<br />

Filmen? Wenn man sich deutsche Produktionen,<br />

aber auch die Koproduktionen anschaut, muss<br />

man feststellen, dass die unter dem Wert, den<br />

man üblicher Weise erwarten kann, gelaufen sind.<br />

Das ist dann tatsächlich eine Frage, mit der ich<br />

mich beschäftige.<br />

Holighaus: Und das hat für dich mehr mit der<br />

Qualität zu tun als mit der Menge der Filme?<br />

Stehr: Ich will nicht abstreiten, dass das auch<br />

mit den Inhalten der Filme zusammenhängt, die<br />

dann eben einfach nicht ihr Publikum erreicht<br />

haben oder vielleicht dem Zeitgeschmack nicht<br />

entsprachen. Aber ich finde viel gravierender, was<br />

mit diesen Filmen in den Kinos passiert. Meines<br />

Erachtens erzählt das eine ganze Menge darüber,<br />

warum diese Filme mit sehr viel weniger Zuschauern<br />

nach Hause gehen, als es vielleicht vor<br />

ein oder zwei Jahren noch der Fall gewesen wäre.<br />

Rüdiger Suchsland: Wenn wir auf die Landschaft<br />

gucken, glaube ich nicht, dass die jeweiligen<br />

Marktzahlen das wirkliche Problem spiegeln,<br />

über das wir hier reden. Denn hätten wir 2010 einen<br />

Til-Schweiger-Film und noch einen Bully-Film<br />

gehabt, dann wäre es plötzlich zahlenmäßig ganz<br />

gut gelaufen. Aber ginge es uns deshalb wirklich<br />

besser? Vielleicht doch sogar eher schlechter, weil<br />

dann andere Filme im Vergleich noch viel miesere<br />

Zahlen gehabt hätten. Das alles hat wenig zu tun<br />

mit einer Filmkultur, die an Vielfalt interessiert<br />

ist, am Entdecken des Besonderen.<br />

Da ist dann ein Punkt erreicht, an dem wir mal<br />

über das Publikum reden müssen, über das sonst<br />

zu selten geredet wird. Wie es sich verändert und<br />

was es von den Filmen erwartet. Ist das Publikum<br />

neugierig genug? Ist es offen genug? Beziehungsweise<br />

wann ist es offen und neugierig? Die Leute<br />

schauen sich nämlich ganz tolle DVDs mit Audiokommentaren<br />

und in Originalversion an – und<br />

das, wo in Deutschland angeblich kaum ein Film<br />

im Original funktionieren kann. Da fragt man<br />

sich: Braucht es Events? Braucht es das Pantoffelkino<br />

zu Hause mit den besseren Anlagen? Oder<br />

braucht es auf der anderen Seite auch ein Publikum,<br />

das ganz anders gefordert, in irgendeiner<br />

Weise gebildet, ja – ich scheue mich fast, es zu<br />

sagen – erzogen wird.<br />

Jan Schütte<br />

Stehr: Du hast natürlich absolut Recht, dass man<br />

über diese Fragen dringend reden muss. Trotzdem<br />

möchte ich nochmal in ganz pragmatischer<br />

Sicht zurück auf das Kino. Wichtig ist, dass die<br />

Anzahl der deutschen Filme in den letzten fünf<br />

Jahren nicht wirklich gestiegen ist. Die Anzahl<br />

der deutschen fiktionalen Filme erst recht nicht.<br />

Nach den Statistiken der FFA ist nur die Anzahl<br />

der Dokumentarfilme gravierend gestiegen. Das<br />

heißt, die Anzahl der fiktionalen Filme ist sogar<br />

gesunken. In 2010 waren es allein 70 Dokumentarfilme,<br />

die in die Kinos gekommen sind.<br />

65


Linda Söffker: Von wie vielen?<br />

Stehr: Von 189 Filmen. Das ist wirklich viel. Auch<br />

im Vergleich zu früheren Jahren. Weshalb ich<br />

aber zu Beginn sagte, dass die Filme unter Wert<br />

laufen, hat vielleicht mit einer sich ändernden<br />

Strategie der Kinobetreiber zu tun. Ich rede jetzt<br />

natürlich im Wesentlichen von den Programmkinos.<br />

Die haben früher sehr viel stärker eine<br />

eigene Auswahl getroffen. Das heißt, sie hatten<br />

offenbar mehr Zeit, sich die Filme vorab anzuschauen<br />

und für sich eine Entscheidung zu treffen.<br />

Da hat sich entscheidend etwas verändert.<br />

Jetzt werden nämlich im Zweifel einfach alle<br />

Filme gezeigt.<br />

Mein Lieblingsbeispiel ist immer ein Kino mit vier<br />

Leinwänden. Die haben früher sechs bis acht Filme<br />

gespielt, vielleicht noch einen Kinderfilm oder<br />

etwas Neues zur Matinée. Heute spielen sie am<br />

Start-Donnerstag – mit den bereits laufenden –<br />

20 Filme. Das bedeutet, dass du für deinen Neustart<br />

unter Umständen nur noch eine Vorstellung<br />

bekommst. Und nicht wie früher, als all diese<br />

Filme ganz normal in der Nachmittags-, Abend-,<br />

Spätvorstellung eingesetzt wurden.<br />

66<br />

Zu jeder Uhrzeit läuft ein anderer Film. Warum?<br />

Die Kinobetreiber sagen uns, sie wissen selber<br />

nicht mehr genau, was beim Publikum ankommt.<br />

Das heißt, sie setzen die Filme ein, probieren<br />

es aus und was nicht funktioniert, fliegt raus.<br />

Das führt natürlich dazu, dass du nur ein Drittel<br />

der Vorstellungen hast und es am ersten Wochenende<br />

nicht schaffst, die magische Zahl zu erreichen,<br />

die dafür steht, dass dein Film Potenzial<br />

hat. Ein Film, der sonst für 200.000 Zuschauer gut<br />

ist, der macht dann eben nur noch 100.000.<br />

Jan Schütte: Was mir auffällt, ist, dass es inzwischen<br />

viel mehr Filme mit hohem Potenzial gibt,<br />

die sehr schnell verschwinden, obwohl sie eigentlich<br />

eine relativ hohe Aufmerksamkeit hatten. Ein<br />

Beispiel aus der dffb: Emily Atef hatte eine irrsinnige<br />

Presse, Fernsehen etc. Sie hatte auch ein gutes<br />

Thema. Und blieb dann bei 6300 Zuschauern.<br />

Da denkt man sich, das kann gar nicht wahr sein!<br />

Söffker: Du redest über DAS FREMDE IN MIR?<br />

Schütte: Ja. Vor 20 Jahren waren im Independent-,<br />

im Arthouse-Kino 50.000 oder 80.000 Zu-<br />

Herbert Schwering<br />

schauer ziemlich schwach. Dann waren 30.000<br />

eine schwache Marke und heute sind es 5.000.<br />

In solchen Zahlen wird überhaupt schon nachgedacht!<br />

Es fällt mir auch mit meinen eigenen<br />

Filmen auf, wie schwierig es ist, unter den vielen<br />

Konkurrenzfilmen im Kino noch wahrgenommen<br />

zu werden. Ein anderes Phänomen sind die neuen<br />

Produktionsmöglichkeiten, durch die heute viel<br />

mehr Filme entstehen. Nicht unbedingt bei uns.<br />

Aber ich weiß, dass das Sundance-Filmfestival<br />

viel mehr amerikanische Filme zur Auswahl hat,<br />

die oft mit einem no-budget produziert worden<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>


sind. Mit 5.000 Dollar, mit 10.000 oder 20.000.<br />

Und davon setzen sich dann am Ende zwei oder<br />

drei durch. Aber 500 oder 700 bleiben auf der<br />

Strecke. Man weiß weder, wie die aussehen, noch<br />

wo die sind.<br />

Holighaus: Herbert Schwering ist mit seiner<br />

Firma ja ein klassischer Vertreter des deutschen<br />

Independent-Marktes. Wie läuft das bei uns?<br />

Herbert Schwering: Man versucht schon, sich<br />

rechtzeitig zu ändern und auch marktgerechter<br />

Arthouse zu produzieren, damit man nicht Gefahr<br />

läuft, unterzugehen. Der Independent-Bereich<br />

in Deutschland ist durch die Filmhochschulen<br />

in den letzten zehn Jahren sehr stark geworden.<br />

Es gibt plötzlich viel mehr Talente auf dem<br />

Markt, die mit ihren ersten Filmen präsent sind.<br />

Hans Weingartner, der vor zehn Jahren für DAS<br />

WE<strong>IS</strong>SE RAUSCHEN verantwortlich war, ist so<br />

ein Beispiel. Erst mit 15.000 Euro Budget starten,<br />

später eine Produzentin finden, dann einen<br />

Verleih und den Film dann auch noch erfolgreich<br />

ins Kino bringen. Heute ist das schon wieder<br />

schwieriger. Konkurrenzdruck entsteht bereits<br />

bei den Studenten und an den Hochschulen, viele<br />

Studenten denken, sie müssen bereits dort ihren<br />

ersten Langfilm machen.<br />

Schütte: Wir machen da aber auch einen Fehler,<br />

wenn wir immer wieder fragen: Wo sind junge<br />

Talente? Woher nehme ich sie? Der Fehler liegt<br />

darin, zu glauben, man müsse Hochschulen noch<br />

marktorientierter machen. Es geht letztlich nicht<br />

darum. Diejenigen, die das tun, landen später sowieso<br />

eher in einer Berufsschiene, die wenig mit<br />

dem zu tun hat, warum wir als Fach Regie an<br />

Filmhochschulen unterrichten.<br />

Schwering: Es ist wichtiger zu fragen, wie verändert<br />

sich das Publikum, wie mache ich Filme, die<br />

den Zuschauer erreichen? Diese Frage stellen wir<br />

uns alle, denke ich. Auch bei schwierigen Projekten<br />

versuche ich, herauszubekommen, ob es ein<br />

reiner Festivalfilm ist oder ob das Projekt weiteres<br />

Potenzial hat.<br />

Schütte: Weil du vorhin die Ausbildung ansprachst:<br />

Keine Filmhochschule sollte und darf<br />

sich am Markt orientieren. Den Markt können wir<br />

Jan Schütte und Rüdiger Suchsland<br />

immer nur jetzt beobachten, wir wissen gar nicht,<br />

wie er in sechs Jahren sein wird. Das wäre sogar<br />

tödlich! Was in allen Filmhochschulen, wenn sie<br />

engagiert sind, ausgebildet wird, ist eine persönliche<br />

Handschrift. Diese dann zu fördern, herauszuarbeiten<br />

und auszuprobieren, ist unsere Aufgabe.<br />

Wenn Studenten an die Hochschule kommen,<br />

machen sie erstmal die Filme, die sie selber machen<br />

wollen und im Kopf haben. Sie gucken erstmal<br />

überhaupt nicht auf das Publikum und das<br />

finde ich auch in Ordnung. Wenn sie dann ins<br />

vierte Jahr kommen und an ihren Abschlussfilm<br />

67


denken, beginnen sie, auch darüber stärker nachzudenken:<br />

Wer ist mein Publikum? Wer soll den<br />

Film denn ansehen und wo? Das ist von der Bewegung<br />

her richtig. Das ist immer noch eine Phase,<br />

in der man etwas entdecken, entwickeln und<br />

ausprobieren kann. Auch für die Branche, die<br />

sagen kann: Okay, mit diesem Talent mache ich<br />

jetzt einen so gearteten Film.<br />

Holighaus: Ein spannender Aspekt, auch<br />

Debütfilme abgekoppelt vom Markt zu betrachten.<br />

Heißt das, sie sollen gar nicht versuchen,<br />

den Markt zu erreichen? Oder heißt das, man<br />

muss den Markt dafür anders entdecken, aufmischen<br />

oder vorbereiten?<br />

Schütte: Dafür muss man vielleicht zwei Begriffe<br />

noch einmal definieren. Ich habe nicht abkoppeln<br />

gesagt, sondern erstmal frei. Und auch in erster<br />

Linie Abschlussfilme – und nicht Debütfilme.<br />

Dazwischen gibt es ja auch noch einmal einen<br />

Sprung. Ein Abschlussfilm müsste eigentlich billiger,<br />

kleiner sein, eher vielleicht auch eine Auftragsproduktion<br />

mit dem Kleinen Fernsehspiel.<br />

Da gibt es ja eine ganze Reihe von denkbaren Kon-<br />

68<br />

stellationen. Vielleicht auch nur 60 oder 70 min.<br />

lang. Die Abschlussfilme müssen unabhängiger<br />

werden. Sie müssen sich dem Markt noch nicht so<br />

stellen wie der Debütfilm, der mit Förderung und<br />

Fernsehpartnern klassisch produziert wird.<br />

Suchsland: Eine Hochschule sollte dafür da sein,<br />

dass sich die Leute selber erstmal finden, sich als<br />

Regisseure entdecken. Das hat aber auch etwas<br />

damit zu tun, dass man in Bedingungen arbeiten<br />

können muss, die einem Mut machen.<br />

Söffker: Herbert, Du sprachst von Festivalfilmen.<br />

Was bedeutet das? Es gibt von Jahr zu Jahr mehr<br />

Festivals, allein in Berlin. Deutschlandweit sowieso,<br />

auch weltweit. Es könnte sein, dass Festivals<br />

die Funktion des Arthouse-Kinos übernommen<br />

haben, nur dass Produzent und Verleih nichts<br />

verdienen, wenn sie an Festivals teilnehmen. Das<br />

ist etwas, worüber man reden könnte. Der Markt<br />

verändert sich.<br />

Schwering: Man muss Filmemacher pushen, dass<br />

viel mehr Output kommt. Für mich ist in Deutschland<br />

Dominik Graf ein Beispiel, der drei Filme pro<br />

Linda Söffker<br />

Jahr macht. In Hongkong jemand wie Johnnie To<br />

oder Andrew Lau, die wir oft besser finden als<br />

deutsche Regisseure. Warum kann man solche Bedingungen<br />

nicht hier schaffen? Gerade weil man<br />

ja für 5.000 EUR mit einer digitalen Kamera einen<br />

90-Minüter drehen kann. Das kann ja auch eine<br />

Chance sein. Ich finde, da müssen manche Filmemacher,<br />

die gerne meckern, sich auch mal an die<br />

eigene Nase fassen und erklären, warum sie, wenn<br />

sie Jahre oder Monate warten, in der Zeit nicht einfach<br />

mit ihrer Homevideo-Kamera Filme machen.<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>


Der andere Punkt geht dann an die Verleiher oder<br />

auch die Kinobetreiber. Auch das macht mich<br />

wütend: Wie kann es denn sein, dass wahnsinnig<br />

gute Filme nach zwei Wochen komplett verschwunden<br />

sind? Und das ist der Skandal! Natürlich<br />

verändern sich Rezeptionsgewohnheiten,<br />

man schaut mehr auf DVD. Auf der anderen Seite<br />

sind die Leute in der Lage, sich ein Theaterereignis<br />

oder ein Filmfestival vorzumerken und hinzugehen.<br />

Warum schafft man es dann nicht, dass die<br />

Leute auch ins Kino gehen?<br />

Stehr: Das ist ein ewiges Problem, das wir haben.<br />

Was sich aber durch das, was ich vorhin sagte,<br />

noch verschärft hat. Der Zuschauer wird nicht<br />

nur mit diesen vielen Filmen im Kino konfrontiert,<br />

sondern natürlich auch mit der entsprechenden<br />

medialen Aufmerksamkeit.<br />

Söffker: Was aber nicht mehr wahrgenommen<br />

wird. Das ist der Unterschied.<br />

Stehr: Es gibt in der Breite einfach mehr, was im<br />

Kino läuft und deshalb gibt es natürlich auch<br />

mehr Filmkritiken. Während es früher so war,<br />

dass Filme auch mit 15-20 Kopien ins Kino gekommen<br />

sind, sind es heute dann 40-50. Außerdem<br />

passiert noch etwas Fatales: Der Kinobesucher<br />

ist gewohnt, dass er je nach Kino seine<br />

19 Uhr-, 19:30 Uhr-, 20 Uhr-Vorstellung hat. Wenn<br />

er jetzt sieht, der Film läuft aber nur um 17 Uhr,<br />

dann ist er schon wieder genervt. Damit ist er<br />

für diesen Film verloren. Das sind diese kleinen<br />

Mechanismen, die die Zuschauerzahlen pro Film<br />

immer weiter nach unten drücken.<br />

Schütte: Es gibt so zwei, drei Sachen, die hier<br />

in der Diskussion herumschwirren. Einmal hat<br />

Herbert vorhin Theaterbesucher genannt, die<br />

ganz gezielt zu einer Vorstellung gehen, ein<br />

Abonnement haben, und dann noch die Festivals.<br />

Manchmal frage ich mich – was mich auch<br />

bei meinen eigenen Filmen betroffen hat –, ob es<br />

für diese kleinen Filme nicht einen fatalen Mythos<br />

gibt: den des bundesweiten Kinostartes. Das<br />

hat sich verändert. Vor zwanzig Jahren lag eine<br />

durchaus solide Kopienanzahl bei 20 Kopien.<br />

Damit hat man den Film super in Umlauf gebracht<br />

und im Notfall noch einmal fünf mehr gemacht.<br />

Heutzutage ist das gar nicht mehr akzeptabel.<br />

Manuela Stehr<br />

Schwering: Weil du dann bei 3000 Zuschauern<br />

bist. Ich habe lange in der sehr guten Kinostadt<br />

Münster den Filmclub Münster geleitet. In Münster<br />

sind alle Filme gut aufgehoben. Nicht nur,<br />

weil sie Studentenstadt ist, sondern das liegt an<br />

einem Filmtheaterbesitzer, der zwar eine Monopolstellung<br />

besitzt, aber diese gerade für eine<br />

kluge Programmpolitik nutzt und nicht nur für<br />

Mainstream. Wir waren damals als Filminitiative<br />

anfangs sehr kritisch. Dann haben wir gemerkt,<br />

dass da jemand ist, der Filme liebt. Gerade die<br />

69


Rüdiger Suchsland<br />

Liebe zum Kino ist sehr wichtig. Ich glaube, dass<br />

sich auch bei den Programmkinos etwas ändert.<br />

Wenn man schaut, wer diese kleinen Kinos, die es<br />

ja auch in der Provinz noch gibt, betreibt, dann<br />

sind das fast alles ältere Besitzer. Was wird daraus<br />

in zehn Jahren? Gibt es Initiativen, die diese<br />

Orte dann übernehmen? Gibt es überhaupt<br />

noch so eine Filmclub-Idee? Das schließt den<br />

Kreis zu der Frage, wie schaffen wir es überhaupt,<br />

Publikum für Filme, die sperriger, heraus-<br />

fordernder sind oder einen Blick über unsere<br />

70<br />

Grenzen wagen, zu interessieren. An dieser Stelle<br />

bin ich skeptisch, ob wir so eine Roots-Bewegung<br />

noch einmal hinbekommen. Gerade weil es jetzt<br />

andere Medien gibt, die das kompensieren, z.B.<br />

das Internet. Du bist nicht mehr darauf angewiesen,<br />

30 km zu fahren, um einen Film zu sehen.<br />

Suchsland: Aber es geht auch etwas verloren. Ich<br />

würde nie eine DVD oder das Internet gegen ein<br />

Kino ausspielen. Beim Kino steht schon das gemeinsame<br />

Erlebnis im Mittelpunkt, der Festcharakter,<br />

das Besondere spielt eine Rolle.<br />

Stehr: Wir haben das Problem, dass Debütfilme,<br />

Dokumentarfilme, Fernsehfilme mit Förderbeteiligung,<br />

großbudgetierte internationale Koproduktionen<br />

und am Ende noch die amerikanischen Filme<br />

alle in einem Topf sind. Alle schlagen sich um<br />

dieselbe Öffentlichkeit, dieselben Plätze in den<br />

Medien und um dieselben Leinwände. Im Grunde<br />

ist das unfair.<br />

Suchsland: Sollte man nicht den Kopienschnitt<br />

zum Maßstab nehmen? Selbst meine Kollegen<br />

zum Beispiel beim „Tagesspiegel“ drucken eine<br />

Chartliste, die nach reiner Zuschauerzahl geordnet<br />

ist – da stehen natürlich immer US-Majors<br />

oben, weil es nur um die nackte Masse geht. Da<br />

wird nichts ins Verhältnis gesetzt zur Kopienzahl,<br />

zum Produktionsbudget, zum Marketing-Budget<br />

usw. Würde man den Kopienschnitt zum Maßstab<br />

nehmen, kämen aber auf einmal die ganzen schönen<br />

Arthouse-Filme hoch.<br />

Stehr: Man müsste neue Kategorien für die Statistiken<br />

schaffen. Warum muss sich ein Debütfilm<br />

überhaupt mit KOKOWÄÄH messen?<br />

Schwering: Wenn wir über Lobby-Arbeit reden,<br />

müsste da nicht vielleicht auch die DEUTSCHE<br />

F<strong>IL</strong>MAKADEMIE darüber nachdenken, ob man zu<br />

der Branche mehr Kontakt aufnimmt, die unsere<br />

Filme abspielt. Wie schaffen wir da eine stärkere<br />

Vernetzung? Ich glaube, es hat damit zu tun,<br />

ihnen wieder Mut zu machen, dass viele Filme<br />

funktionieren würden. Bei SATTE FARBEN VOR<br />

SCHWARZ haben alle gesagt, das kann nicht<br />

funktionieren. Guckt man sich aber die Zahlen an,<br />

dann stellt man fest, dass wir momentan alle davon<br />

leben, dass die über Fünfzig-, Sechzigjährigen<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>


viel ins Kino gehen. Die sind augenblicklich die<br />

Rettung für deutsche Filme. Dann passt der Film<br />

nämlich wieder durchaus in die eigene Perspektive,<br />

wenn man über 50 ist und sich fragt, wie lange<br />

dauert denn das alles noch?<br />

Suchsland: Ich frage mich, wie man die Kinobetreiber<br />

eigentlich einschätzen muss? Von außen<br />

habe ich den Eindruck, das ist der depressivste<br />

Ort der Branche. Die sind relativ alt, sie meckern<br />

immer und sagen immer, was alles schlecht läuft:<br />

Die Filme sind scheiße, die Kritiken sind scheiße,<br />

das Publikum kommt nicht. Wenn ich dann in<br />

deren Höhlen gehe, in denen zum Teil noch der<br />

Teppichboden von 1967 liegt und die Sessel sind<br />

angenehm durchgesessen – ich mag ja eher so alte<br />

Kinos –, dann weiß ich auch, meine Mutter würde<br />

da nicht reingehen. Sie hat dann Rückenprobleme.<br />

Dabei wäre sie die Zielgruppe 60plus. Wie<br />

kann man daran etwas ändern?<br />

Söffker: Wir verlieren aber seit längerem vor<br />

allem die jüngeren Zuschauer um die 20.<br />

Stehr: Genau. Natürlich gibt es auch viele super<br />

ausgestattete Programmkinos, aber offenbar sind<br />

weder sie noch die Filme für das junge Publikum<br />

interessant. Das Problem ist, dass uns das junge<br />

Arthouse-Publikum fehlt. Ich bin jedes Mal wieder<br />

erschüttert, wenn ich auf internationalen<br />

Festivals Filme schaue und sehe, was es für tolle<br />

Filme für junge Leute gibt. Die modern und unterhaltsam<br />

sind, sich aber auch intensiv mit Problemen<br />

beschäftigen, die geile Musik haben und bei<br />

denen ich weiß: Keine Chance, ich kann die hier<br />

nicht ins Kino bringen. Diese Arthouse-Kinos sind<br />

für die jungen Leute gestorben. Da haben wir alle<br />

etwas verpasst.<br />

Suchsland: Wenn du dir mal nicht die deutschen<br />

Filmcharts anguckst, sondern das, was im Internet<br />

heruntergeladen und was auf DVD ausgeliehen<br />

wird, dann stellst du fest, dass 50 Prozent der<br />

Filme überhaupt nicht in Deutschland starten.<br />

Was die sich angucken, das sind Horror, Splatter-<br />

Kram, asiatische Thriller bis zum Bereich Porno/<br />

Softporno. Ebenso Musikvideo-Filme oder Experimentalfilme<br />

auf YouTube, aber auch Hardcore-<br />

Autorenfilme. Die haben teilweise super Zahlen<br />

im Netz. Umgekehrt verschiedene Komödien, die<br />

auch schräger und schriller sind, und von deutschen<br />

Produzenten nicht hergestellt werden. Wir<br />

haben bestimmte Segmente gar nicht im Kino.<br />

Teilweise weil sie im Fernsehen stattfinden: Genrefilme.<br />

Teilweise auch, weil sie bisher gar nicht<br />

gemacht werden, weil es angeblich nicht funktioniert.<br />

Dazu gehören für mich Horrorfilme, bestimmte<br />

Typen an Thrillern, Science-Fiction. Das<br />

sind jugendaffine Filmtypen. Wenn man dagegen<br />

ins Fantasy-Filmfestival geht oder zum Beispiel<br />

an einen Ort wie „Nippon Connection“ in Frankfurt,<br />

wo nur japanische Sachen laufen, funktioniert<br />

in Zuschauerzahlen super. Das sind dann<br />

zwar nur zwei oder drei Screenings pro Stadt,<br />

aber die sind voll. Wir kennen diese ganzen Verleiher,<br />

Splendid, 3L usw., was die alles rausbringen,<br />

was im DVD-Bereich super geht. Und bei<br />

Festivals natürlich auch. Ich denke, es gibt wahnsinnig<br />

viel, was man ins Kino bringen könnte –<br />

wenn es so, wie es das Kino des Vertrauens der<br />

60-Jährigen gibt, auch ein Kino des Vertrauens<br />

der 20-Jährigen gäbe, dann würde man da die<br />

Leute reinkriegen.<br />

71


Alfred Holighaus<br />

Stehr: Das wär’s!<br />

Holighaus: Aber der Oberbegriff für das, worüber<br />

du redest, ist Special Interest? Dann bleibt aber<br />

die Frage nach den Produzenten. Kann ich als<br />

Produzent Special Interest bedienen oder muss<br />

ich nicht ganz anders denken?<br />

Suchsland: Also wenn die Spanier und die Franzosen<br />

Horrorfilme machen können, die weltweit<br />

verkäuflich sind, warum können das die Deut-<br />

72<br />

schen nicht? Und das, wo die <strong>Deutsche</strong>n den<br />

Horrorfilm in den 1920er Jahren erfunden haben.<br />

Stehr: Genau aus dem Grund. Wenn wir das heute<br />

machen würden, würden wir davon ausgehen,<br />

dass es ein Film wird, der in die Programmkinos<br />

gehört – er soll ja nicht mit 60 Mio.-Dollar-<br />

Produktionen konkurrieren – und da gibt es die<br />

Zuschauer nicht. Im Prinzip bräuchten wir eine<br />

großangelegte Kampagne unter dem Motto: der<br />

junge Arthouse-Film, mit den entsprechenden<br />

Filmen, um die 20-Jährigen wieder für die Programmkinos<br />

zu begeistern, um ihnen die Lust am<br />

Filme gucken, jenseits der reinen Unterhaltung zu<br />

vermitteln.<br />

Holighaus: Es ist doch interessant, dass immer,<br />

wenn über den Stand, die Rettung, die Zukunft<br />

des deutschen Films geredet wird, das Stichwort<br />

Genre fällt. Weil Genre Kino ist und Kino Genre.<br />

Das ist natürlich auch wichtig. Andererseits sind<br />

Nachwuchsfilme zu 99 Prozent das Gegenteil von<br />

Genre. Darauf sind die Macher stolz.<br />

Stehr: Das stimmt. Das Publikum wünscht sich<br />

Genre, weil es Regeln hat und Vertrauen gibt.<br />

Suchsland: Genau. Aber es muss auch risky sein.<br />

Vorhin war der Konsens, dass es darum geht,<br />

gute Geschichten zu erzählen. Dabei habe ich<br />

mich gefragt, ob es denn wirklich immer auf die<br />

Geschichte ankommt? Ich mag manchmal nämlich<br />

auch Filme, die, genau genommen, keine<br />

Geschichten erzählen, sondern über Atmosphäre<br />

funktionieren. Die erzählen vielleicht viele kleine<br />

Geschichten oder eine Szene. Ich denke, es geht<br />

nicht nur um Geschichten. Diese Fixierung ist<br />

auch eine Verengung. Wir müssen eigentlich an<br />

den Rändern stärker werden.<br />

Stehr: Ich glaube, wir sind uns in einem einig.<br />

Keiner am Tisch sagt, es sollten weniger Filme<br />

gemacht werden. Oder weniger Absolventenfilme.<br />

Suchsland: Ich habe mir die Frage auch gestellt:<br />

Gibt es zu viele deutsche Filme? Klassische Antwort:<br />

ja und nein. Ja, natürlich gibt es zu viele<br />

Filme, weil es viel zu viele schlechte Filme gibt.<br />

Nicht nur deutsche, aber insgesamt zu viele, die<br />

ich langweilig, so wenig überraschend finde, so<br />

mittelmäßig. Und nein, es kann gar nicht genug<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>


Filme geben, wenn sie gut sind. Jeder, der Kino<br />

liebt, wünscht sich natürlich noch mehr Filme!<br />

Dennoch sind das beides unbefriedigende Antworten.<br />

Man kann ja keinen Darwinismus fordern,<br />

so ein survival of the fittest. Das hieße,<br />

die Studenten mit ihren Abschlussfilmen sollen<br />

schon mal draußen bleiben und erstmal einen<br />

zweiten Film machen. So kann man nicht anfangen.<br />

Was macht man stattdessen? Das einzige,<br />

was einigermaßen realistisch ist, wäre, sich<br />

wieder mehr darauf zu besinnen, dass Film zwar<br />

ein Wirtschaftsgut ist, von dem Menschen leben<br />

müssen – aber Film ist zugleich auch ein Kulturgut.<br />

Man muss offen aussprechen, dass Film von<br />

allen Kulturgütern das am wenigsten öffentlich<br />

geförderte ist. Aber es ist die wichtigste, weil<br />

gegenwärtigste Kunst. Man muss mehr Kulturfördergeld<br />

aufwenden – und zwar orientiert an<br />

Qualität und Vielfalt.<br />

Söffker: Aber mehr Filmförderung macht doch<br />

noch keine besseren Filme. Wir haben 300 Mio.<br />

EUR Förderung pro Jahr. Ich frage mich, ob es<br />

dann nicht auch ein anderes Regelsystem geben<br />

müsste, damit auch die Filme gefördert werden,<br />

von denen wir uns das wünschen. Und wer entscheidet<br />

das dann? Ich kann nicht einfach unterschreiben,<br />

dass es mehr Förderung geben soll.<br />

Schwering: Bei der Förderung muss man sehr differenzieren.<br />

Regionalförderung versteht sich in<br />

erster Linie als Wirtschaftsförderung, erst dann<br />

spielt der kulturelle Aspekt eine Bedeutung. Das<br />

müssen diese Förderungen auch, weil sie sonst<br />

überhaupt nicht existieren würden. Bei der Frage,<br />

wie stellen wir uns eine Filmförderung der<br />

Zukunft vor, wäre es erstens interessant zu überprüfen,<br />

ob dieser regionale Wahnsinn veränderbar<br />

ist. Zweitens müssen wir es schaffen eine<br />

stärkere Trennung zwischen Kino- und Fernsehförderung<br />

einzuführen. Ich glaube, gerade im Debütbereich,<br />

beim Nachwuchs, wird oft vermischt,<br />

was heute Kino und was Fernsehen ist. Nicht alles<br />

in diesem Bereich muss Kino sein. Wir befinden<br />

uns da aber in einem grundlegenden Dilemma.<br />

Einerseits brauchen wir das Fernsehen als freien<br />

Finanzierungspartner, aus der Lizenzsumme<br />

der Sender ergibt sich oft erst die mögliche Höhe<br />

des Gesamtbudgets, andererseits gibt es keinen<br />

wirklichen Abspielort für Kinofilm im Fernsehen<br />

und man hat den Eindruck, dass Kino für die<br />

Fernsehmacher heute keine große Bedeutung hat.<br />

Schließlich sitzen die Sender dann auf der Entscheidungsebene<br />

der regionalen Filmförderung!<br />

Dieses System hat sich in den letzten 20 Jahren<br />

so ergeben und es stellt sich gerade schon die<br />

Frage, ob dieses System die nächsten 20 Jahre so<br />

bleiben muss.<br />

Stehr: Aber das ist jetzt beinahe ein neues Thema.<br />

73


SPOTLIGHT AUF DEN KLIMASCHUTZ –<br />

DER DEUTSCHE F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> WIRD DANK ECOGOOD KLIMANEUTRAL VERLIEHEN<br />

Der DEUTSCHE F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> verbindet Kultur<br />

und Unterhaltung. Kultur ist aber nicht nur Thema<br />

in Filmen. Kultur ist auch, sich mit dem Alltag<br />

in zeitgemäßer Art und Weise auseinander<br />

zu setzen. So ist das Thema Umwelt- und Klimaschutz<br />

auf ganz natürliche Weise zu einem Thema<br />

des DEUTSCHEN F<strong>IL</strong>MRPE<strong>IS</strong>ES geworden.<br />

Ecogood ist die deutsche Plattform, die Klimaschutz<br />

ganz einfach in den Alltag integriert.<br />

Der DEUTSCHE F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> sieht sich als höchst<br />

dotierte Auszeichnung für den deutschen Film<br />

in einer Vorbildfunktion. Damit identifizieren<br />

sich auch die Mitglieder der <strong>Filmakademie</strong>. Klimaschutz<br />

ist gerade für die Filmbranche eine<br />

besondere und nicht einfach zu bewältigende<br />

Herausforderung.<br />

74<br />

Gemeinsam mit ecogood setzt der DEUTSCHE<br />

F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> nun die Kampagne „Spotlight auf<br />

den Klimaschutz“ um. Der Startschuss erfolgt<br />

zur Verleihung 20<strong>11</strong>. Es geht darum, die Filmbranche<br />

zu sensibilisieren, zu aktivieren und gemeinsam<br />

etwas für den Klimaschutz zu tun.<br />

Hier greift in erster Linie das Konzept der Kompensation.<br />

Das heißt: Für jeden unvermeidbaren<br />

CO2-Ausstoß werden an anderer Stelle klimasoziale<br />

Projekte unterstützt, die zusätzlich<br />

aufgesetzt werden um a) CO2 zu sparen und<br />

b) in Regionen von Schwellen- und Entwicklungsländern<br />

eine zukunftsträchtige wirtschaftliche<br />

Unabhängigkeit für die dort lebenden<br />

Menschen zu erreichen. Hierzu erstellt ecogood<br />

eine detaillierte Klimabilanz der Filmpreis-Gala.<br />

Einbezogen werden nicht nur Strom, Heizung,<br />

Catering oder Veranstaltungsmaterialien, sondern<br />

auch Übernachtung sowie An-und Abreise<br />

aller Gäste. All diese nicht vermeidbaren CO2-<br />

Emissionen werden kompensiert und der DEUT-<br />

SCHE F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> wird somit klimaneutral verliehen.<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>


DAS CATERING-KONZERT – LIVE BEIM DEUTSCHEN F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong><br />

Gute Nachrichten für unsere Gäste: Sie können<br />

auch beim Filmpreis so gut essen, wie sie es gewohnt<br />

sind. Für das leibliche Wohl im Rahmen<br />

der Verleihung des DEUTSCHEN F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong>ES<br />

20<strong>11</strong> sorgen diejenigen, die sonst gerne, gut<br />

und auf unterschiedlichste Weise für das leibliche<br />

Wohl in der Branche sorgen. Sieben Berliner<br />

Cateringfirmen oder bei Filmleuten beliebte<br />

Restaurants und Gastronomen haben sich wieder<br />

entschlossen, für die Gäste der LOLA 20<strong>11</strong><br />

zu kochen. Für diese konzertierte Aktion steigen<br />

sie aus ihren Catering-Wagen oder verlassen die<br />

angestammten Herde, um gemeinsam am Ort der<br />

Verleihung kulinarisch kreativ zu werden. Ein<br />

Projekt, das im vergangenen Jahr begann und in<br />

diesem Jahr gerne fortgeführt wird.<br />

Wir möchten uns bei den diesjährigen Unterstützern<br />

ganz herzlich bedanken, freuen uns<br />

auf ungewöhnliche Kreationen und auf das<br />

nächste Jahr.<br />

75


76<br />

DAS TEAM<br />

VERANSTALTER/AUFTRAGGEBER<br />

Der DEUTSCHE F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> ist eine Veranstaltung<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Filmakademie</strong> in Zusammenarbeit<br />

mit dem Beauftragten der Bundesregierung<br />

für Kultur und Medien, produziert von<br />

der DFA Produktion GmbH.<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Filmakademie</strong> e.V.<br />

Präsidium: Iris Berben, Bruno Ganz<br />

Vorstandsvorsitzender: Thomas Kufus<br />

Geschäftsführung: Alfred Holighaus, Anne Leppin<br />

Team: Jule Bartram, Katja Hevemeyer,<br />

Karina Pasternak, Stephan Pless, Tanja Riehn<br />

Teamassistenz: Nora Ackermann, Susann Pocha<br />

BKM/Filmreferat K35<br />

Stefanie Hasler, Ulrike Schauz<br />

MODERATION<br />

Barbara Schöneberger<br />

KÜNSTLER<strong>IS</strong>CHE LEITUNG<br />

Florian Gallenberger, Benjamin Herrmann<br />

PRODUZENTIN<br />

Claudia Loewe<br />

PRODUCERIN<br />

Marion Gaedicke<br />

PRODUKTIONSLEITUNG<br />

MBTV Produktions GMBH<br />

Matthias Börner, Carsten Lehmann<br />

PRODUKTIONSKOORDINATION<br />

Dorothee Hufschmidt, Verena Herfurth<br />

KOORDINATION ZUSPIELER<br />

Svenja Rieck<br />

PRODUKTIONSASS<strong>IS</strong>TENZ<br />

Friederike Fröhner, Janina Schafft<br />

AUFNAHMELEITUNG<br />

Julia Haupt, Sophie Stäglich, Martin Hoffmann<br />

GÄSTEMANAGEMENT<br />

Hardenberg Concept GmbH<br />

Frederike Hodde, Kerstin Schilly<br />

AUTOREN<br />

Johanna Adorján, Dr. Christof Mannschreck<br />

REGIE<br />

Utz Weber<br />

REGIEAS<strong>IS</strong>TENZ<br />

Stefanie Herrmannsdörfer<br />

REDAKTION<br />

Claudia Voelker, Andrea Poulios<br />

ZUSPIELER<br />

Arnd von Rabenau<br />

ON AIR DESIGN/BÜHNENHINTERGRÜNDE<br />

Stefan Stöckle<br />

BÜHNENB<strong>IL</strong>D<br />

Hassler Entertainment Architecture<br />

KOSTÜMB<strong>IL</strong>D<br />

Heike Stemmler Collection<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>


MAKE UP UND HAARE<br />

Matthias Klemenz (Maske B. Schöneberger)<br />

Estée Lauder, Max Höhn<br />

LICHTSETZENDER KAMERAMANN<br />

Didi Garsoffky<br />

TITELMUSIK<br />

Loy Wesselburg, Bernhard Eichner<br />

EINSPIELUNG TITELMUSIK<br />

Berliner Philharmoniker unter der Leitung von<br />

Sir Simon Rattle<br />

MUSIKAL<strong>IS</strong>CHE BEGLEITUNG GALA<br />

Tobias Kremer Big Band<br />

PR<br />

Just Publicity<br />

Regine Baschny, Anja Oster, Elena Marquardt,<br />

Julia Gebefügi, Gerold Marks<br />

DRUCKERZEUGN<strong>IS</strong>SE/INTERNET<br />

e27 Berlin, www.e27.com<br />

RECHTSBERATUNG<br />

Prof. Dr. Mathias Schwarz<br />

NOTAR<br />

Hellmut Sieglerschmidt<br />

CONTROLLING<br />

Frank Graf<br />

SENDEPARTNER<br />

ZDF<br />

Gesamtleitung: Manfred Teubner<br />

Redaktion: Susanne Krummacher, Berlinda Kestler<br />

Leiter Produktion Show: Martin Wosseng<br />

Produktionsleitung: Alexandra Kammler- Stromsky<br />

LOLA PARTY<br />

Crown & Crown Eventmarketing GmbH<br />

Daniel Kloß, Katja Riemann, Christian Piecuch<br />

AUF DEM WEG ZUR LOLA<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Filmakademie</strong> e.V.<br />

Projektkoordination: Gisela Liesenfeld<br />

(DFA Produktion GmbH)<br />

IMPRESSUM<br />

HERAUSGEBER<br />

DFA Produktion GmbH<br />

Köthener Straße 44<br />

10963 Berlin<br />

CHEFREDAKTION UND TEXTE<br />

Alfred Holighaus (V.i.S.d.P)<br />

TEXTE<br />

Linda Söffker<br />

PRODUKTION<br />

Verena Herfurth<br />

LAYOUT/GESTALTUNG<br />

e27 Berlin, Robert Neumann<br />

Abdruck der Texte nur nach vorheriger<br />

Genehmigung und mit Quellenhinweis<br />

„DEUTSCHE F<strong>IL</strong>MAKADEMIE/DEUTSCHER<br />

F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>“<br />

Diese Broschüre ist ein Projekt der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Filmakademie</strong> e.V., herausgegeben von der DFA<br />

Produktion GmbH.<br />

77


78<br />

WIR DANKEN VON HERZEN ALLEN TREUEN FREUNDEN UND UNTERSTÜTZERN DES<br />

DEUTSCHEN F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong>ES 20<strong>11</strong><br />

Den beteiligten Produzenten für ihre Hilfsbereitschaft<br />

bei der Beschaffung und Bereitstellung<br />

des Filmmaterials,<br />

den Paten für ihr persönliches Engagement<br />

für die nominierten Kollegen,<br />

den Präsidenten Iris Berben und Bruno Ganz<br />

sowie Thomas Kufus und allen anderen<br />

Vorständen für ihr unermüdliches Engagement,<br />

Florian Gallenberger und Benjamin Herrmann<br />

für ihre Ideen und ihre Durchsetzungskraft,<br />

den Akademiemitgliedern für ihren Einsatz in<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Filmakademie</strong> und für den<br />

<strong>Deutsche</strong>n Film,<br />

Peter Vorderer für seine Gedanken und<br />

Innovation,<br />

der Berlinale und German Films für ihre<br />

Unterstützung bei LOLA@Berlinale,<br />

CHAMPAGNE<br />

medienboard<br />

Berlin-Brandenburg GmbH<br />

den Kinobesitzern, Verleihern, Institutionen<br />

und beteiligten Filmschaffenden, die aktiv<br />

AUF DEM WEG ZUR LOLA dabei waren<br />

und damit die LOLA V<strong>IS</strong>IONEN und das<br />

LOLA FESTIVAL geprägt haben,<br />

Maik Uwe Hinkel, der uns die Herstellung<br />

dieser Broschüre ermöglicht hat,<br />

und unserem Team für die beständige<br />

Motivation und Leidenschaft.<br />

DEUTSCHER F<strong>IL</strong>MPRE<strong>IS</strong> 20<strong>11</strong>


2 0 t h C e n t u r y F o x o f G e r m a n y G m b H K a t h a r i n a A b t R o b e r t v a n A c k e r e n A c t i o n C o n c e p t F i l m - u n d S t u n t p r o d u k t i o n G m b H P e t e r R . A d a m S i r K e n n e t h A d a m O b e M a r i o A d o r f W a l l y A h r w e i l e r N a v í d<br />

A k h a v a n F a t i h A k i n H e l g e A l b e r s G e o r g A l e x a n d e r G i l A l k a b e t z A m b i e n t R e c o r d i n g G m b H A n k e A p e l t M a n f r e d A r b t e r S t e f a n A r n d t B o b A r n o l d A r n o l d & R i c h t e r C i n e T e c h n i k G m b H & C o D i e t e r U l r i c h A<br />

s e l m a n n M i c h a e l v o n A u M o n i k a A u b e l e A v i d T e c h n o l o g y G m b H P e t e r B a c h T a y f u n B a d e m s o y H e i n z B a d e w i t z U t e B a d u r a H a r r y B a e r H e l g a B ä h r R o l f B ä h r J o B a i e r H e l g a B a l l h a u s M i c h a e l B a l l h a u<br />

s G e r d B a l t u s B a n d P r o M u n i c h G m b H A n d r e a s B a r e i ß M a r c e l B a r s o t t i J e n s B a r t r a m R e g i n e B a s c h n y L u c i e B a t e s H e i k e B a u e r s f e l d M o n i k a B a u e r t B a r b a r a B a u m M a r i e B ä u m e r K a r l B a u m g a r t n e r K l<br />

a u s B a u s c h u l t e B a v a r i a F i l m G m b H C h r i s t i a n B e c k e r L a r s B e c k e r M e r e t B e c k e r W o l f g a n g B e c k e r W o l f g a n g B e c k e r M i c h a e l B e c k m a n n B i b i a n a B e g l a u R o s h a n a k B e h e s h t N e d j a d A l f r e d B e h r e n s A n d r é B e<br />

n d o c c h i - A l v e s D a v i d B e n n e n t H e i n z B e n n e n t O l i v e r B e r b e n E d w a r d B e r g e r S e n t a B e r g e r M i c h e l B e r g m a n n T h o m a s B e r g m a n n C h r i s t i a n B e r k e l J o a c h i m B e r n d t A l e x a n d e r B e r n e r P i e r r e B e s s o n A l e x a<br />

n d e r B e y e r O l i v e r B i e h l e r A n d r e w B i r d M o n i c a B l e i b t r e u M o r i t z B l e i b t r e u A x e l B l o c k H a n s - C h r i s t o p h B l u m e n b e r g B M G M u s i c P u b l i s h i n g G e r m a n y K e r s t i n B ö c k W a l t e r B o c k m a y e r H a g e n B o g d a n<br />

s k i H a r k B o h m C l a u s B o j e W i n f r i e d B o n e n g e l M a t h i l d e B o n n e f o y S u s a n n e B o r m a n n H e l g a B o r s c h e S u z a n n e v o n B o r s o d y D e t l e f B o t h e M a t h i a s B o t h o r P e t e r B o u r P i e r r e B r a n d K l a u s M a r i a B r a n d a u e r M i<br />

c h a e l B r a n d n e r H e i d r u n B r a n d t F r a n k B r a u n e r W o l f g a n g B r e h m F r e d B r e i n e r s d o r f e r P e t e r F . B r i n g m a n n E l e n a B r o m u n d O l i v e r B r o u m i s W o l f D i e t r i c h B r ü c k e r J u t t a B r ü c k n e r D a n i e l B r ü h l N a t j a B r<br />

u n c k h o r s t F r a n z i s k a B u c h L a r s B ü c h e l D e t l e v W . B u c k H a n s - G ü n t h e r B ü c k i n g R o l f B ü h r m a n n J o h a n n v o n B ü l o w V i c c o v o n B ü l o w J ö r g B u n d s c h u h B e r n d B u r g e m e i s t e r S v e n B u r g e m e i s t e r A n n e k a t h r i n<br />

B ü r g e r G l o r i a B u r k e r t F a b i a n B u s c h S t e f a n B u s c h W a l t e r B u s c h h o f f C h r i s t e l B u s c h m a n n C h r i s t i a n B u s s m a n n M a r e i k e C a r r i è r e K ä t e C a s p a r U l r i c h C a s p a r U e l i C h r i s t e n L i s y C h r i s t l M a r g i t C h u c h r a C i<br />

n e g a t e G m b H J a k o b C l a u s s e n B a s t i a n C l e v é A r t h u r C o h n M a r c C o n r a d C o n s t a n t i n F i l m A G H a n s a C z y p i o n k a d . i . e . f i l m . g m b h S t e f a n D ä h n e r t C o r i n a D a n c k w e r t s A n g e l o D ' A n g e l i c o F l o r i a n e D a n i e l M a r<br />

t i n D a n n e r K a t j a D a n o w s k i D i d i D a n q u a r t P e p e D a n q u a r t C h r i s t o p h D a r n s t ä d t M a x D e h m e l D F G D e u t s c h e F i l m v e r s i c h e r u n g s G e m e i n s c h a f t H e l m u t D i e t l K a r e l D i r k a C h r i s t i a n D o e r m e r J u s t u s<br />

v o n D o h n á n y i K l a u s D o l d i n g e r E l f i e A n a s h a D o n n e l l y M a r i o n D ö r i n g D o r i s D ö r r i e F r i e d r i c h M . D o s c h D i r k D o t z e r t A n d r e a s D r e s e n C o r i n n a A . D r e y e r - V i z z i A n n e m a r i e D ü r i n g e r e 2 7 H a n n s<br />

E c k e l k a m p J ü r g e n E g g e r U r s E g g e r G u s t a v E h m c k K l a u s E i c h h a m m e r B e r n d E i c h i n g e r F r a n k E i c k m e i e r A n d r é E i s e r m a n n K a r i m S e b a s t i a n E l i a s H a n n e l o r e E l s n e r M a t t h i a s E l w a r d t R o l a<br />

n d E m m e r i c h U t e E m m e r i c h W e r n e r E n k e M a r t i n E n l e n C l a u d i a E n z m a n n T o m a s E r h a r t E u r o A r t s M e d i e n G m b H B e r n d E u s c h e r T o m F ä h r m a n n J a n F a n t l M a x F ä r b e r b ö c k L u c i a F a u s t Ö z<br />

a y F e c h t J a n F e h s e M a r t i n F e i f e l G e o r g F e i l U l r i c h F e l s b e r g H e i n o F e r c h V e r o n i c a F e r r e s M i l e n a F e s s m a n n F i l m & E n t e r t a i n m e n t V I P M e d i e n f o n d s G e s c h ä f t s f ü h r u n g G m b H F i l m p a r k B<br />

a b e l s b e r g G m b H & C o . K G N i c o l e F i s c h n a l l e r P e t e r F l e i s c h m a n n K a t j a F l i n t H o l g e r F r a n k e S u s a n n e F r a n k e N i n a F r a n o s z e k H a y o F r e i t a g T h o m a s F r i c k e l C h r i s t o p h F r i e d e l L o n i v o n F r i e d l<br />

G u n t e r F r i e d r i c h C l a u d i a F r ö h l i c h C h r i s t o p h F r o m m F r i e d e m a n n F r o m m H a n s F u n c k M o n i k a F u n k e S t e r n B e n n o F ü r m a n n J o h a n n F ü r s t M o l l y v o n F ü r s t e n b e r g F l o r i a n G a l l e n b e r g e r<br />

D e n n i s G a n s e l B r u n o G a n z K a t j a v o n G a r n i e r C l a u s T h e o G ä r t n e r J o h a n n a G a s t d o r f C h r i s t i n a G a t t y s M a r t i n a G e d e c k C l a u d i a G e i s l e r - B a d i n g H a n s W . G e i ß e n d ö r f e r M a x i m i l i a n G e l l e<br />

r M a r e i G e r k e n M a t t h i a s G e r s c h w i t z J i m m y C . G e r u m E r w i n G e s c h o n n e c k N o r b e r t G h a f o u r i H e n n i n g v o n G i e r k e O l i v e r G i e t h W a l t e r G i l l e r M a r i o G i o r d a n o H e i n r i c h G i s k e s U s c h i<br />

G l a s M a t t h i a s G l a s n e r W i n f r i e d G l a t z e d e r L u c i a n o G l o o r V a d i m G l o w n a A e l r u n G o e t t e F r a n k G ö h r e C h r i s t i a n M . G o l d b e c k E b e r h a r d G ö r n e r U l l a G o t h e D o m i n i k G r a f R a l f G r e g a n<br />

W o l f G r e m m S a b i n e G r e u n i g F r a n k G r i e b e E s t h e r G r o n e n b o r n G e r h a r d G r o ß N i n a G r o s s e S y l v e s t e r G r o t h I l o n a G r ü b e l M a n f r e d G r u n e r t B i b e r G u l l a t z R e n é e G u n d e l a c h E g o n G ü n t h e r<br />

M i c h a e l G w i s d e k J ü r g e n H a a s e F r i t z i H a b e r l a n d t T h o m a s H ä b e r l e M a t t h i a s H a b i c h K i r s t e n H a g e r R o c h u s H a h n E l k e H a l t a u f d e r h e i d e W i n f r i e d H a m m a c h e r H e n d r i k H a n d l o e g t e n<br />

H e i d i H a n d o r f U l i H a n i s c h M o n i k a H a n s e n S t e f a n H a n s e n A r i H a n t k e W o l f g a n g H a n t k e C o r i n n a H a r f o u c h R e i n h a r d H a u f f J ö r g H a u s c h i l d L e a n d e r H a u ß m a n n H a r r o v o n H a v e R o g<br />

e r v o n H e e r e m a n M a n f r e d D . H e i d F r a n k H e i d b r i n k J o H e i m T h o m a s H e i n z e A n d r é M . H e n n i c k e W i n f r i e d H e n n i g B a r b a r a H e n n i n g s M a r l i s H e p p e l e r M i c h a e l B u l l y H e r b i g J o s t H e<br />

r i n g I r m H e r m a n n P e t e r H e r r m a n n R a l f H e r t w i g G ö t z H e y m a n n H i g h l i g h t C o m m u n i c a t i o n s c / o R a i n b o w V i d e o A G T h e o H i n z O l i v e r H i r s c h b i e g e l D a g m a r H i r t z S i g r i d H o e r n e r O l i v e r<br />

H o e s e U r s u l a H ö f A n d r e a s H ö f e r H i l m a r H o f f m a n n U t e H o f i n g e r M i s c h a H o f m a n n N i c o H o f m a n n N i n a H o g e r L o t h a r H o l l e r H o l l m a n n K n a p p e R e i m e r t M e c h t h i l d H o l t e r P h i l i p p H o m<br />

b e r g S u s a n n e H o p f K i t H o p k i n s C h r i s t i a n e H ö r b i g e r M a v i e H ö r b i g e r S u s a n n e H o r i z o n - F r ä n z e l S h e r r y H o r m a n n M a r c H o s e m a n n R o b H o u w e r K a r i n H o w a r d G e r d H u b e r G r i s c h a H u b<br />

e r E v a H u b e r t R a l f H u e t t n e r H a s s o v o n H u g o H e r m i n e H u n t g e b u r t h A l f r e d H ü r m e r H a n n o H u t h B i r g i t H u t t e r I l o n a H ü t t e r s e n M a r k u s I m b o d e n D i r k W . J a c o b E r n s t J a c o b i M o n i k a J a c o<br />

b s H a n n e s J a e n i c k e V i o l a J ä g e r A n d r e a s J a n c z y k U w e J a n s o n B e a t e J e n s e n M i c h a e l J u n g f l e i s c h B i a n c a J u n k e r E b e r h a r d J u n k e r s d o r f J ü r g e n J ü r g e s K 4 4 P e t e r K a h a n e C h r i s t i a n K a h r m<br />

a n n C h r i s t i n a K a l l a s K a n z l e i P i o r e k T h u m S t e n g e r B e i e r K a n z l e i S c h w a r z , K e l w i n g , W i c k e , W e s t p h a l T h a n a s s i s K a r a t h a n o s J a n a K a r e n E w a K a r l s t r ö m N i k o l a i K a r o J u d i t h K a u f m a n n<br />

K l a u s K e i l U s c h i K e i l S i b e l K e k i l l i R a i n e r K e l l e r P e t e r K e r n A n d r e a K e s s l e r E r w i n K e u s c h K i n o w e l t G m b H O t t o K i n z e r R a i n e r K l a u s m a n n B u r g h a r t K l a u ß n e r T h i l o K l e i n e M i c h a e l K l i e<br />

r R e i n h a r d K l o o s s G e o r g K l o s t e r A l e x a n d e r K l u g e T h o m a s K l u g e G ü n t e r K n a r r H e r b e r t K n a u p M a r i a K n i l l i J ü r g e n K n o l l D a g m a r K n ö p f e l J o h a n n e s K o b i l k e M a r t i n K o c h e n d ö r f e r K o d a k G m b<br />

H G B E n t e r t a i n m e n t I m a g i n g A n d r e a s K ö f e r F r e d K o g e l J u l i a n e K ö h l e r R a i n e r K ö l m e l L u t z K o n e r m a n n I n g e l o r e K ö n i g S t e p h a n K o n k e n M a r i a K ö p f C a r l - F . K o s c h n i c k L a r s K r a u m e T a t j a n a K<br />

r a u s k o p f D a n n y K r a u s z J a n - G r e g o r K r e m p T h o m a s K r e t s c h m a n n M a r c o K r e u z p a i n t n e r J o a c h i m K r ó l K o n s t a n t i n K r ö n i n g R e n a t e K r ö ß n e r F r a n k K r u s e N o r b e r t K ü c k e l m a n n T h o m a s K u f u s<br />

H a r a l d K ü g l e r J o c h e n K u h n R a i n e r K ü h n M a r t i n K u k u l a S t e f a n K u r t M a n u K u r z D a g m a r K u s c h e D i e t h a r d K ü s t e r G ü n t e r L a m p r e c h t M a r t i n L a n g e n b a c h M a r t i n L a n g e r B e a t e L a n g m a a c k A<br />

l e x a n d r a M a r i a L a r a D i e t e r L a s e r B i r g e r L a u b e M a n u e l L a v a l R e n é L a y C l a u d i a L e h m a n n M a r t i n L e h w a l d A n n e L e p p i n D a n i L e v y P e t e r L i c h t e f e l d B e r n d L i c h t e n b e r g K a r l - H e i n z v o n L i e b e z<br />

e i t J a n J o s e f L i e f e r s U l r i c h L i m m e r C a r o l i n e L i n k C l a u d i a L o e w e K n u t L o e w e P e t e r L o h m e y e r C h r i s t i a n L o n k A n n a L o o s J u l i a n e L o r e n z U l r i k e L u d e r e r H e i d i L ü d i T o n i L ü d i F l o r i a n L u k<br />

a s S t e f a n L u k s c h y F r a n z L u s t i g P r o f . D r . K u r t M a e t z i g A l e x a n d e r M a n a s s e L i s a M a r t i n e k V e s s e l a M a r t s c h e w s k i E v a M a t t e s U l r i c h M a t t h e s T h o m a s M a u c h G o r d i a n M a u g g A l e x a n d e r M a y G<br />

i s e l a M a y J e a n i n e M e e r a p f e l M a r c o M e h l i t z I s a b e l M e i e r M i c h a e l M e n d l A n d r e a M e r t e n s H a n s - W e r n e r M e y e r H e n r i k M e y e r C h r i s t o p h M e y e r - W i e l D e t l e f M i c h e l A x e l M i l b e r g E r i k M i s c h i j e w<br />

M a r c u s M i t t e r m e i e r F r a u k e - E l l e n M o e l l e r S t e f a n v o n M o e r s W o t a n W i l k e M ö h r i n g L u t z M o m m a r t z U r s e l a M o n n T o b i a s M o r e t t i E r i c M o s s M a r t i n M o s z k o w i c z W a n j a M u e s C h r i s t o p h M ü l l e<br />

r M a r t i n M ü l l e r M a t z M ü l l e r P e t r a M a r i a M ü l l e r R a y M ü l l e r R i c h y M ü l l e r M a r i u s M ü l l e r - W e s t e r n h a g e n H a n a M ü l l n e r M a t t h i a s M ü s s e V i v i a n N a e f e S i g r i d N a r j e s B e n e d i c t N e u e n f e l s M i c h a e l a<br />

N i e m e y e r U l r i c h N o e t h e n H a n s N o e v e r U w e O c h s e n k n e c h t G e r h a r d O l s c h e w s k i J o a c h i m O r t m a n n s C h r i s t o p h O t t G ö t z O t t o J e n s - F r e d e r i k O t t o M a t t h i a s P a c h t U t e P a f f e n d o r f I l s e P a g é C h r i s<br />

t i a n e P a u l I n a P e i c h l M a g g i e P e r e n R e n é P e r r a u d i n D e t l e f P e t e r s e n W o l f g a n g P e t e r s e n N i n a P e t r i C l a u s J ü r g e n P f e i f f e r G a b r i e l e P f e n n i g s d o r f H e n r i e t t e P i p e r A n n e t t e P i s a c a n e T h o m a s P l e n e r t<br />

E v a P o e t s c h J o e r n P o e t z l W a l d e m a r P o k r o m s k i M i s c h k a P o p p C l a u d i a P ö p s e l A x e l P r a h l N o r b e r t P r e u s s C h r i s P r i c e H a n s H e l m u t P r i n z l e r J ü r g e n P r o c h n o w P r o m e d i u m K a t j a P r o x a u f T i l o P<br />

r ü c k n e r P e t e r P r z y g o d d a I n g a P u d e n z M i r j a m Q u i n t e D o m i n i c R a a c k e F r a n z R a t h M a r t i n R a u h a u s T o r s t e n R e g l i n U s c h i R e i c h D i r k R e i c h a r d t G ü n t e r R e i s c h N i k i R e i s e r R i c h a r d R e i t i n g e r B e t t i n<br />

a R e i t z U l r i c h R e u t e r R i a l t o F i l m G m b H G u i l i o R i c c i a r e l l i K a t h r i n R i c h t e r K l a u s R i c h t e r R o l a n d S u s o R i c h t e r E l k e R i e d T h o m a s R i e d e l s h e i m e r K a t j a R i e m a n n J o p h i R i e s J o s e f R ö d l O s k a r R o e<br />

h l e r C a t h y R o h n k e G ü n t e r R o h r b a c h G e r n o t R o l l S o n j a R o m P a t r i c i a R o m m e l P e t e r R o m m e l R e n a t e R o s e M a r c R o t h e m u n d M a y a G r ä f i n R o t h k i r c h T h i l o G r a f R o t h k i r c h R T L T e l e v i s i o n B a r b a<br />

r a R u d n i k L a r s R u d o l p h S i e m e n R ü h a a k M a r i u s R u h l a n d S t e f a n R ü l l O t t o k a r R u n z e J o s e f R u s n a k G u d r u n R u z i c k o v á - S t e i n e r S t e f a n R u z o w i t z k y O t t o S a n d e r H e l m a S a n d e r s - B r a h m s S a r a h W i e<br />

n e r G m b H N o r b e r t S a u e r A n n o S a u l S i m o n S a v a l A n d r e a S a w a t z k i T h o m a s S c h a d t K l a u s S c h a e f e r H e i n r i c h S c h a f m e i s t e r P e t e r S c h a m o n i J ü r g e n S c h a u T h o r s t e n S c h a u m a n n M a t t h i a s S c h e l l e n b<br />

e r g N o r b e r t S c h e r e r N i k l a u s S c h i l l i n g T o m S c h i l l i n g M o n i k a S c h i n d l e r A n t j e S c h l a g R e z z o S c h l a u c h D i e t e r S c h l e i p V o l k e r S c h l ö n d o r f f J a n S c h l u b a c h H a n s - C h r i s t i a n S c h m i d M i c h a e l S c h m i d<br />

- O s p a c h B a r b a r a S c h m i d t E c k h a r t S c h m i d t F a b i a n S c h m i d t G e r h a r d S c h m i d t H a r a l d S c h m i d t M a r i e - L u i s e S c h m i d t J o c h e n S c h m i d t - H a m b r o c k S o n j a S c h m i t t K l a u s S c h m u t z e r E v a S c h n a r e E n j o t<br />

t S c h n e i d e r P e t e r S c h n e i d e r S u s a n n e S c h n e i d e r U t e S c h n e i d e r R e n é S c h o e n e n b e r g e r D o r o t h e e S c h ö n R i c h a r d S c h ö p s M a r i a S c h r a d e r U w e S c h r a d e r C l a u d i a S c h r ö d e r R o l f S c h ü b e l S t e f a n S c h u b e r t W<br />

o l f g a n g S c h u k r a f f t W e d i g o v o n S c h u l t z e n d o r f f T o r s t e n S c h u l z P e t e r S c h u l z e M a r t e n S c h u m a c h e r J a n S c h ü t t e O l i v e r S c h ü t t e D i a n e S c h w a r m J a e c k i S c h w a r z J e s s i c a S c h w a r z T i l S c h w e i g e r H<br />

e r b e r t S c h w e r i n g R a l p h S c h w i n g e l H a n n a S c h y g u l l a P e t e r S e h r F r a n z S e i t z E d g a r S e l g e M a r i e - L o u S e l l e m R i t a S e r r a - R o l l H u b e r t u s S i e g e r t C h r i s S i e v e r n i c h C h r i s t o p h S i l b e r R o l f S i l b e r H e i<br />

d e S i m o n B e r n h a r d S i n k e l D a v i d S l a m a M i c h a e l S m e a t o n R a i n e r S o e h n l e i n G a b r i e l a S p e r l T o m S p i e ß M a y S p i l s M a r c e l S p i s a k K r i s t a S t a d l e r J a n H e n r i k S t a h l b e r g B e r n h a r d S t a m p f e r S t e<br />

f a n i e S t a p p e n b e c k G e r o S t e f f e n M a n u e l a S t e h r C h a r l y S t e i n b e r g e r I n k a S t e l l j e s M a n f r e d S t e l z e r S i m o n e S t e w e n s M a r t i n S t e y e r J a c q u e s S t e y n L a i l a S t i e l e r O l i v e r S t o l t z L e n a S t o l z e L a<br />

u r e n s S t r a u b S t u d i o B a b e l s b e r g G m b H C a r o l a S t u d l a r K a t j a S t u d t P a t r i c k S ü s k i n d A g l a i a S z y s z k o w i t z J a s m i n T a b a t a b a i S v e n T a d d i c k e n N a t a s c h a E . T a g w e r k J ü r g e n T a r r a c h A n<br />

n a T h a l b a c h K a t h a r i n a T h a l b a c h T h o m a s T h i e m e T h i n k i n g N e t w o r k s A G S i b y l l e T i e d e m a n n N a d j a T i l l e r P e t e r T i m m U w e T i m m T o b i s F i l m G m b H & C o . K G M a r t i n T o d s h a r o w R u t<br />

h T o m a G y u l a T r e b i t s c h W o l f g a n g T r e u E l i s a b e t h T r i s s e n a a r S t e p h a n T r o j a n s k y M a r g a r e t h e v o n T r o t t a V e r a T s c h e c h o w a J o a c h i m T s c h i r n e r S u T u r h a n H a r a l d T u r z e r T o m T y k w e<br />

r U F A F i l m & T V P r o d u k t i o n G m b H U I P - U n i t e d i n t e r n a t i o n a l P i c t u r e s G m b H A n d r e a s U l m k e - S m e a t o n I d i l Ü n e r U n i v e r s u m F i l m H a n n e l o r e U n t e r b e r g J e n s U r b a n J o s t V a c a n o K a r e l<br />

V a c e k D a n a V a v r o v a A n d r e s V e i e l B e n V e r b o n g M i c h a e l V e r h o e v e n H a n s - E r i c h V i e t J o a c h i m v o n V i e t i n g h o f f J o s e p h V i l s m a i e r J ü r g e n V o g e l P h i l i p V o g e s R ü d i g e r V o g l e r G u n n a r V<br />

o i g t M a g n u s V o r t m e y e r C h r i s t i a n W a g n e r M a r i a T h e r e s i a W a g n e r F r a n z i s k a W a l s e r S v e n W a l s e r C o n n i e W a l t h e r C h r i s t o p h W a l t z M a r t i n W a l z W a r n e r B r o s . E n t e r t a i n m e n t G m b H<br />

G u n t b e r t W a r n s J o h a n n e s W a r n s S a r a h C l a r a W e b e r S t e f f e n W e i h e H a n s W e i n g a r t n e r H a n s j ö r g W e i ß b r i c h G i l a v o n W e i t e r s h a u s e n W i m W e n d e r s F r i t z W e p p e r I n g e b o r g W e s t p h a l T h<br />

o m a s W e y m a r J ö r g W i d m e r M a r t i n W i e b e l T h e k l a C a r o l a W i e d H e i k e W i e h l e - T i m m R a l f W i e n r i c h K a i W i e s i n g e r T o m y W i g a n d R a f a e l a W i l d e F r i e d r i c h W i l d f e u e r M a x W i l l u t z k<br />

i R o l a n d W i n k e A d o l f W i n k e l m a n n T h o m a s W ö b k e B e t t i n a W o e r n l e G u s t a v P e t e r W ö h l e r J o h a n n a W o k a l e k S y l v i a W o l f D o u g l a s W o l f s p e r g e r B e a t e W o l g a s t S ö n k e W o r t m a n n S t e p h a n Z a<br />

c h a r i a s M a n f r e d Z a p a t k a R o s e l Z e c h P e t e r Z e n k R e g i n a Z i e g l e r G e o r g Z i e s e r P e t r a Z i e s e r R o b e r t Z i m m e r m a n n A n k e Z i n d l e r P e t e r Z i n g l e r I n g r i d Z o r é D a n i e l Z ut a C a t h a r i n a Z w e r e n z

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