Nachruf auf Lydia Maria Sievers - Freie Waldorfschule Schopfheim

Aus dem Umfeld > Bericht aus Manila
Donnerstag, 19.1.
1.38: ein großer Gecko raubt mir den Schlaf – 2.40
bellende Hunde setzen die Ruhestörung eklig
lange fort – gute Nacht, gute Nacht.
Heute habe ich erfahren, dass Montag wegen
»Chinese New Year« kein Unterricht sein wird –
wie gut, dass ich mit den Stücken schon ziemlich
weit bin, denn am letzten Tag ist ja Aufführung.
Und wieder mache ich in Klasse 8 einen Fehler–
dieses Mal einen falschen Ton. Ich bedanke mich
bei ihnen für ihren Gleichmut und erzähle, was
ich daran lernen kann (s.o.). Nach der Lehrereurythmie
schnell eine Runde im Pool der Freunde
gedreht – herrlich!
Freitag, 20.1.
Zwei Sechstklässler schwatzen, müssen alleine
vormachen, der eine kann’s, der andere nicht;
der andere fängt an zu weinen, so ein schlechtes
Gewissen hat er – bei uns mittlerweile (erfreulicherweise?)
undenkbar!
»Air in your boons!« Und alle lachen! Ja, wenn ich
»Luft in euren Knochen« meine, muss ich eben
»bones« sagen – So sagte ich: »Luft in eurem Segen«
– auch habe ich schon mehrfach anstatt einer
Nachspeise eine Wüste bestellt.
Die Philippinen lieben Feuerwerke – kurz nach
Einbruch der Dunkelheit, um 6pm, geht das Krachen
unten in Metro-Manila los.
Samstag, 21.1.
Für viele ein ganz normaler Arbeitstag, so auch
auf der kleinen Baustelle neben dem Eurythmiesaal,
wo ein mittelgroßes Regenauffangbecken
gebaut wird, von zwei Männern, mit Schaufel
und Eimern, in der Blechhütte gleich daneben
nächtigend.
Aller Abwasch wird hier mit einer speziellen Seife
gemacht, die auch mit kaltem Wasser alles Fett
ablösen kann – genial!
Sonntag, 22.1.
Auch heute wurde nebenan gearbeitet, zu meinem
Leidwesen haben sie einen kleinen Bagger
zum Laufen gebracht.
28 PRISMA 76 | Ostern 012