02.12.2012 Aufrufe

neulich in der Praxis... - Medizinische Psychologie Uni Freiburg

neulich in der Praxis... - Medizinische Psychologie Uni Freiburg

neulich in der Praxis... - Medizinische Psychologie Uni Freiburg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Folie 3<br />

Compliance<br />

Def<strong>in</strong>itionen<br />

• Compliance ist das Ausmaß, <strong>in</strong> dem e<strong>in</strong> Patient<br />

Verordnungen und Empfehlungen des Arztes befolgt.<br />

(z.B. h<strong>in</strong>sichtlich e<strong>in</strong>er Medikamentene<strong>in</strong>nahme, e<strong>in</strong>er<br />

Än<strong>der</strong>ung se<strong>in</strong>er Lebensweise o<strong>der</strong> vere<strong>in</strong>barter<br />

Kontrollterm<strong>in</strong>e)<br />

• Adherence (dt.: Adhärenz) ist das E<strong>in</strong>halten <strong>der</strong><br />

geme<strong>in</strong>sam von Patient und Arzt gesetzten<br />

Therapieziele<br />

E<strong>in</strong> solches Verständnis missachtet nicht nur das <strong>in</strong> unserer Kultur wichtige Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Selbstbestimmung,<br />

die auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arzt-Patient-Beziehung berücksichtigt werden muss, es gefährdet auch den mediz<strong>in</strong>ischen<br />

Behandlungserfolg, wie auf Folie 4 deutlich wird. Werden nämlich die Vorstellungen des Patienten<br />

nicht <strong>in</strong> die Entscheidung über e<strong>in</strong>e Behandlung mite<strong>in</strong>bezogen, dann ist die Gefahr groß, dass<br />

se<strong>in</strong>e Compliance nicht gut ist, wie im Fall von Frau M. Der Nutzen <strong>der</strong> Behandlung ist dann ger<strong>in</strong>ger,<br />

obwohl e<strong>in</strong> eigentlich wirksameres Medikament e<strong>in</strong>gesetzt wurde. Umgekehrt lässt sich auch mit e<strong>in</strong>em<br />

verme<strong>in</strong>tlich weniger effektiven Medikament e<strong>in</strong> letztendlich größerer Nutzen erreichen, wenn auch <strong>der</strong><br />

Patient voll dah<strong>in</strong>ter steht, wie <strong>der</strong> Fall von Herrn M. verdeutlich.<br />

Folie 4<br />

Wirksamkeit & Nutzen von<br />

Behandlungen<br />

Medikament Wirksamkeit<br />

(Effektivität)<br />

A<br />

B<br />

80%<br />

70%<br />

Compliance Nutzen<br />

© Dr. Götz Fabry, Abteilung für Mediz<strong>in</strong>ische <strong>Psychologie</strong>, <strong>Freiburg</strong>. www.mediz<strong>in</strong>ische-psychologie.de 2/11<br />

30%<br />

90%<br />

24%<br />

63%<br />

n. Volmer & Kielhorn 1998<br />

Die Bedeutung dieser Zusammenhänge für die ärztliche <strong>Praxis</strong> kann kaum überschätzt werden. Man geht<br />

nämlich davon aus, dass <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hälfte bis zwei Drittel aller Fälle, die Medikamente nicht so e<strong>in</strong>genommen<br />

werden, wie sie eigentlich verordnet wurden (zu viel, zu wenig, gar nicht). E<strong>in</strong> wesentlicher Grund dafür<br />

(wenn auch nicht <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zige) könnte dar<strong>in</strong> liegen, dass die Perspektive des Patienten im Entscheidungsprozess<br />

über die Behandlung zu wenig berücksichtigt wurde. Für e<strong>in</strong>e solche Interpretation gibt es<br />

e<strong>in</strong>ige Indizien: So zeigen Studien immer wie<strong>der</strong>, dass bei <strong>der</strong> ärztlichen Aufklärung <strong>der</strong> Patienten über<br />

die Krankheit, Möglichkeiten <strong>der</strong> Behandlung, die Prognose etc. erhebliche Defizite bestehen. Wie die auf<br />

den Folien 5 und 6 dargestellten Befunde aus e<strong>in</strong>er deutschen Studie verdeutlichen, bestehen diese<br />

Mängel nicht nur im <strong>in</strong>haltlichen Bereich (z.B. dass bestimmte Informationen nicht o<strong>der</strong> nur unzureichend<br />

gegeben werden), son<strong>der</strong>n auch h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Gesprächsgestaltung (z.B. h<strong>in</strong>sichtlich e<strong>in</strong>er patientenzentrierten<br />

Gesprächsführung). Immer noch werden Patienten eher selten dazu aufgefor<strong>der</strong>t Fragen<br />

zu stellen, immer noch haben sie viel zu wenig Gelegenheit, ihr eigenes Anliegen zu schil<strong>der</strong>n. Angesichts<br />

solcher Ergebnisse ist es nicht weiter verwun<strong>der</strong>lich, dass Kommunikationsprobleme und<br />

hier <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die mangelnde Aufklärung durch den Arzt, <strong>der</strong> Hauptgrund für Beschwerden und

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!