12.07.2015 Aufrufe

Zeitschrift des Fanclub Galopp - Fanclub-galopp.org

Zeitschrift des Fanclub Galopp - Fanclub-galopp.org

Zeitschrift des Fanclub Galopp - Fanclub-galopp.org

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

war erstaunlicherweise bereits 19 Jahre alt, als sie zu denVollblütern wechselte. Vorher war normaler Reitunterrichtangesagt gewesen – gemeinsam mit der kleinen Schwester.Solange eben das Taschengeld für die Reitstundengereicht hat. Als sie dann eines Tages beim Lusthaus einentlaufenes Pferd fachmännisch einfing („Mit so einemSattel konnte es nur ein <strong>Galopp</strong>er sein!“) und es dem Trainerin den Stall in der Freudenau zurückbrachte, bekamsie gleich das Angebot, ob sie nicht selber reiten wolle.Am nächsten Tag saß sie bereits im Sattel eines Vollblüters,mit ungewohnt kurzen Bügeln. Bei Trainer MichaelConroy und Ulli Schmutzler lernte sie das Rennreiten vonder Pieke auf, in Rennen durfte die unerfahrene Reiterinanfangs nicht oft an den Start gehen. Dafür nutze sie mitUlli Schmutzler die Ferienzeit optimal: In Italien, Frankreich,Kanada (über Vermittlung <strong>des</strong> leider zu früh verstorbenenAmateurpräsidenten Ge<strong>org</strong> Stärk gab es sogar ein Engagementin Stronachs Rennstall), Irland und natürlich auchim Mekka <strong>des</strong> Rennsports, nämlich in Newmarket, durfteman Erfahrungen in <strong>Galopp</strong>erställen machen. Und sogarder damalige englische Championtrainer Henry Cecilnahm die beiden Österreicherinnen in seine Crew – amEnde schien er sogar sehr zufrieden zu sein, das Referenzschreibenbezeugt es zumin<strong>des</strong>t!In der Freudenau ging es auch bergauf. Gemeinsamwurde ein Rennpferd gepachtet („Die Freundschaft mitUlli Schmutzler hat sogar ein gemeinsames Pferd überstanden!“)und mit der schwierigen Stute Hummel landeteIrene Kohlweiß bei ihrem Renndebüt auf Rang fünf. MitBremenka folgte bald der erste Sieg, dann wechselte siein den Stall von Karl Zivna und dann zu Stefan Bigus. „Dergroße Durchbruch gelang aber, als ich mit dem PferdebesitzerJohann Stummer in Kontakt kam. Er hat michgefragt, ob ich für Geld bei ihm arbeiten wolle oder ob ichAmateurreiterinnen bleiben möchte, dafür aber die Pferdeim Rennen reiten darf. Ich entschied mich für die zweiteVariante – die beste Entscheidung meines Lebens,“resümiert Kohlweiß heute. Auch ihr Studium war die richtigeEntscheidung, denn ursprünglich wollte sie einmalStunt(wo)man werden. „Diese Leidenschaft lebe ich jetztbei den Rennen aus“, lächelt die Schütze-Geborene.Das absolute Lieblingspferd ist natürlich „Momo“ (mitbürgerlichem Namen heißt er Morning Dance), dem siemit viel Geduld und Gefühl zu einer tollen Karriere verhalf.Heute gehört „Momo“ ihr selbst und gemeinsamversucht man sich dank einer geduldigen Trainerin in denGrundzügen der Dressur. „Nur nicht in der Arbeit überfordern,man muss den Pferden Zeit geben,“ ist sichKohlweiß sicher. Und mit der Zeit stellten sich auch imRennsattel die Erfolge ein: Schrammte sie 2001 am erstenTitelgewinn noch haarscharf vorbei, so schaffte siees im Jahr darauf in allerletzter Sekunde, als sie mitMorning Dance völlig überraschend allen Favoritendavon ritt. 2003, also in der letzten vollen FreudenauerSaison, gab es dann auch den ersten internationalen Titel,nämlich den Gewinn der Europameisterschaft: „Ichhatte wirklich Glück bei der Auslosung, gewann diebeiden Rennen in Bratislava, musst dann in Wien bei einemLauf zusehen, da mein Pferd gestrichen wurde undsiegte noch im Finallauf, das war wirklich ein Traum!“Routine sammeln konnten die österreichischenAmateurreiterinnen immer wieder bei Gastspielen in Pragoder in Budapest. An einen Trip erinnert sich die Weltmeisterinaber gar nicht gerne: „Ich hatte in Prag einChancenpferd zu reiten, welches aus der Startbox unvermutetheraussprang und mich abwarf. Fazit: Insgesamtacht Stunden Autofahrt und unzählige blaue Flecken.“Aber gerade diese Erfahrungen waren ausschlaggebendfür den Erfolg bei der heurigen WM. Ursprünglich wareneigentlich drei österreichische Reiterinnen v<strong>org</strong>esehengewesen und bis Mitte der Saison gingen auch Karin Hofund Susanne Jischa im Ausland an den Start. Als sichaber für Kohlweiß die Chance auftat, nach Gaby Elias denzweiten Titel für Österreich zu holen, vertrat nur noch dieLanzendorferin die rot-weiß-roten Farben. Zum „Heimrennen“in Ebreichsdorf trat sie bereits als Gesamtführendean: „Das machte mich schon nervös, denn alle im Stallvon meinem Trainer Stefan Bigus waren der Meinung, dassich mit Sto Na Sto den hohen Favoriten Happy Holidayschlagen könnte.“ Genau dieser Sto Na Sto war Kohlweißschon als Jährling aufgefallen und sie durfte ihn von daan auch immer reiten. Fast Ehrensache, dass sie mit ihmauch das Ebreichsdorfer Rennen gewann.Für Kohlweiß sind die langen Flüge zu den Rennenund zur offiziellen Siegerehrung (im fernen Kuala Lumpur)willkommene Abwechslung, da sie dann auch einmal zumLesen kommt, ihrem liebsten Hobby. Zu Hause sind esdie langen Spaziergänge mit den Hunden und die gemeinsamenAbende mit ihrem Lebensgefährten Peter,an denen Ruhe einkehrt. Denn tagsüber warten an dreiTagen die Pferde von Stefan Bigus im EbreichsdorferRacino und an den anderen drei Tagen die <strong>Galopp</strong>erJohann Stummers in Moosbrunn. Am Nachmittag ist dieKleintierpraxis dann der Mittelpunkt und so ist es auchkein Wunder, dass Irene Kohlweiß keine Gewichtsproblemekennt („51 kg kann ich schon reiten!“). Was ihrGALOPPEXPRESS 94/20063

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!