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Zeitschrift des Fanclub Galopp - Fanclub-galopp.org

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Nummer 82/2001 P.b.b. Erscheinungsort Wien Verlagspostamt 1030 Wien Zul. Nr. 01 Z 021 629 V<br />

aloppExpress<br />

<strong>Zeitschrift</strong> <strong>des</strong> <strong>Fanclub</strong> <strong>Galopp</strong><br />

● Der Präsident berichtet ● Sieglos aus der Heimat angetreten ● Nur Heu und Hafer<br />

● Angelika Glodde – von der ersten Jockeychampionesse zur Erfolgstrainerin<br />

● News aus Tschechien ● Ostseerennbahn auf Erfolgskurs<br />

● Turfzitate ● Die Coolmore-Story


GALOPPEXPRESS 82/2001<br />

2<br />

Der Präsident berichtet<br />

Dem KURIER vom 2. Juni 2001 entnehme ich folgende,<br />

kurioserweise unter der Rubrik WIENÜBERBLICK<br />

erschienene Meldung: „Grünes Licht für Stronachs Rennbahn:<br />

Frank Stronachs Baumaschinen stehen bereit: Der<br />

Bau <strong>des</strong> Pfer<strong>des</strong>portparks in Ebreichsdorf, NÖ, ist so gut<br />

wie fix. Der Baubescheid ist unterschrieben. Die<br />

Betriebsanlagengenehmigung wird nächste Woche erteilt.<br />

Damit steht dem Bau der Rennbahn nichts mehr im<br />

Wege, weil auch die Naturschutzprüfung vor dem positiven<br />

Abschluss steht. Die Tribünengebäude bedürfen<br />

noch einer Bauverhandlung.“<br />

Diesem Bericht ist eine Abbildung der Tribünen samt<br />

Park vorangestellt, der mit dem Bildtext „Frank Stronachs<br />

Rennbahn ist reif für den Bau“ an die Monarchie erinnernde<br />

Gefühle aufkommen lässt.<br />

Nachdem AROC-Vizepräsident Herbert Ripel in seinem<br />

„Race Corner“ im TURF vom 4. Juni (Erscheinungstag<br />

28. Mai) unter dem Titel „Gedanken zu Ebreichsdorf“<br />

die Verzögerungstaktik der Projektgegner mit ironischkritischen,<br />

durch sachliche Argumente belegte Worte<br />

gegeißelt hatte, scheint es also nun so weit, obwohl gerade<br />

in den letzten Tagen wieder zahlreiche skeptische<br />

Stimmen laut wurden: Der Pferdepark in Ebreichsdorf mit<br />

zwei <strong>Galopp</strong>rennbahnen (Gras, Sand) und einer Sandbahn<br />

für Traber wird gebaut. Unser Sport, <strong>Galopp</strong>en und<br />

Traben gleicherweise, hat berechtigte Zukunftschancen.<br />

Die Konkurrenz in der Krieau (selbstsicher!) und in Baden<br />

(finanziell vorbauend!) gibt sich einigermaßen gelassen.<br />

Herbert Ripel als geschäftsführender AROC-Vizepräsident<br />

wird mit seinem Präsidenten Frank Stronach<br />

mit Gewissheit einen Kompromiss finden, der Freudenau<br />

und Ebreichsdorf gleicherweise dient.<br />

Erfreuliches gibt es über die vom FANCLUB GALOPP<br />

in ihrer Wahlheimat Rastbach 15 bei Gföhl im Waldviertel<br />

einer sicheren Zukunft zugeführten ehemaligen Freudenauer,<br />

unser Ehrenmitglied Otto Eder und seine Partnerin<br />

Hannelore Rolant, zu berichten. Über Anregung unseres<br />

Mitglie<strong>des</strong> Tamara Johnson besuchten die Initiatorin,<br />

unsere Vorstandsmitglieder Gabriela Elias und Michael<br />

Rosenfeld sowie das echte Freudenauer Original „Toni“<br />

Mattes, ebenfalls treues Mitglied <strong>des</strong> FANCLUBS GALOPP,<br />

die ehemaligen Wirtsleute der Freudenau und wurden<br />

natürlich festlich bewirtet. Hannelore und Otto lassen alle<br />

Pfer<strong>des</strong>portfreunde herzlichst grüßen!<br />

In dem mit 50.000 Schilling ausgestatteten „Freudenauer<br />

JOCKEY-CUP 2001 <strong>des</strong> FANCLUBS GALOPP“<br />

führt vor dem Derbytag der slowakische Dauergast<br />

Dusan Balazik mit elf Siegen vor den beiden Ungarn<br />

Zoltan Varga und Karoly Kerekes mit sechs Erfolgen. Die<br />

durch Verletzungen gehandikapten Freudenauer Jockeys<br />

Laurent Beaucamp (5 Siege) und Erwin Dubravka (4 Erfolge)<br />

folgen auf den weiteren chancenvollen Plätzen.<br />

25.000 Schilling gibt es für den Champion, der Vizemeister<br />

wird 15.000, der Dritte 10.000 Schilling kassieren.<br />

Der Kampf um den Meistertitel der Berufsreiter sollte<br />

schon unserer sponsorengesicherten Prämie wegen heuer<br />

besonders spannend verlaufen.<br />

Über die Vorhaben <strong>des</strong> FANCLUBS GALOPP im<br />

Herbst werden wir Sie nach dem Gastspiel <strong>des</strong> Freudenauer<br />

Totoleiters Rudolf Nölscher am 20. Juni rechtzeitig<br />

im August informieren.<br />

Ich wünsche Ihnen viele schöne Erlebnisse im Pfer<strong>des</strong>port<br />

und einen schönen Sommer, herzlichst<br />

Ingo Rickl, Präsident<br />

Sieglos aus der Heimat angetreten<br />

Als zu Saisonende <strong>des</strong> Jahres 2000 Bilanz gezogen<br />

wurde, stand der Jockey Jean-Pierre Carvalho mit 83<br />

Siegen an neunter Stelle der Championats-Rangliste. Auf<br />

durchaus leisen Sohlen, als zweiter Mann am Rennstall<br />

von Mario Hofer in Krefeld, hat er sich in die Top Ten der<br />

deutschen Jockeys gerobbt. Carvalho ist wieder einmal<br />

ein Beweis dafür, dass der Job als zweiter Mann an einem<br />

großen Rennstall eine durchaus lukrative Angelegenheit<br />

sein kann. Peter Schiergen hat das hinter Andrzei<br />

Tylicki am Jentzsch-Stall einst eindrucksvoll bewiesen,<br />

Filip Minarik schafft es jetzt bei Schiergen, Norman Richter<br />

ist bei Andreas Schütz zu einem der Aufsteiger der<br />

Szene geworden. Die deutsche Fachzeitschrift <strong>Galopp</strong><br />

Intern hat sich mit Jean-Pierre Carvalho unterhalten und<br />

wir bringen ihnen Auszüge dieses Interviews:<br />

GI: Die Position als zweiter Mann an einem großen Quartier<br />

ist eigentlich ein guter Job, oder?<br />

C: Es ist ein sehr angenehmes Arbeiten, hat sicherlich aber<br />

auch Nachteile. Für einen Leichtgewichtsjockey wie mich<br />

ist es wichtig, an einem großen Stall zu arbeiten. Dort, wo<br />

Pferde oft laufen und wo viele Handicapper stehen. Dann<br />

kann die Position <strong>des</strong> zweiten Jockeys ideal sein. Man hat<br />

weniger Stress und weniger Druck als der Stalljockey.<br />

GI: Man steht aber immer in der Warteposition, was denn<br />

nun der Stalljockey tut.


C: Das ist eigentlich weniger ein Problem. Es gibt genug<br />

Rennbahnen, wo man dann eben alle Pferde <strong>des</strong> Stalles<br />

auf der zweiten Bahn reitet, weil sich der Stalljockey für<br />

die Ritte an einem anderen Ort entschieden hat. Wenn<br />

man im Interesse <strong>des</strong> Stalles arbeitet, kommt als zweiter<br />

Mann vieles von ganz alleine.<br />

Gl. Was heißt das – „im Interesse <strong>des</strong> Stalles arbeiten“?<br />

C: Das bedeutet, dass man als zweiter Jockey nicht seine<br />

eigene Karriere in den Vordergrund stellen kann und darf.<br />

Auch wenn man zum Beispiel einen guten Dreijährigen<br />

mal in einem Aufbaurennen für große Aufgaben reitet, weiß<br />

man eben, dass beim nächsten Start wohl wieder der<br />

Stalljockey im Sattel sitzt. Wenn einem das nicht viel ausmacht,<br />

arbeitet man im Interesse <strong>des</strong> Stalles.<br />

GI: Fällt das schwer?<br />

C: Ich werde jetzt bald 30. Ich war noch nie ein Jockey<br />

für die Klassiker. Ich brauche mir nicht viele Gedanken<br />

zu machen. Man muss im Grunde genommen froh sein,<br />

wenn es gelingt, noch ein paar Jahre gesund zu reiten.<br />

GI: In der Saison 2000 gelangen Ihnen 83 Siege. War so<br />

etwas zu erwarten?<br />

C: Es war natürlich eine hervorragende Saison. Als ich<br />

noch in München war, habe ich mir solch eine Bilanz<br />

natürlich nicht einmal erträumt. Von 1994 bis 1998 war<br />

ich in München bei Jutta Mayer. Den Job habe ich durch<br />

Unzufriedenheit verloren. Wir haben uns irgendwie auseinander<br />

gelebt, so würde ich das mal sagen. Für die<br />

Position bei Mario Hofer war eigentlich Andre Best v<strong>org</strong>esehen,<br />

auch Erwin Dubravka war im Gespräch, ebenfalls<br />

Filip Minarik. Es hat sich aber bei keinem realisieren<br />

lassen. Da ich frei war zu dieser Zeit, hat Mario Hofer<br />

gefragt, ob ich nicht bei ihm anfangen wolle. Es war also<br />

eigentlich Zufall und Glück, dass ich an diesen Stall gekommen<br />

bin. Es hat, um auf die Bilanz <strong>des</strong> letzten Jahres<br />

zurückzukommen, natürlich geholfen, dass Ge<strong>org</strong><br />

Bocskai Mitte der Saison den Stall verlassen hat. Da kamen<br />

automatisch einige Rennen und einige Siege hinzu.<br />

GI: Jetzt sind Sie in der dritten Saison dort.<br />

Carvalho. Ich bin in dieser Hinsicht treu. Es gibt auch<br />

keinen Grund, sich von mir aus Gedanken über einen<br />

Wechsel zu machen. Solange Hofer mit mir zufrieden ist,<br />

werde ich auch bleiben. Wenn ich von mir aus den Stall<br />

verlassen würde, dann würde ich auch das Land verlassen,<br />

aus Deutschland weggehen. Es gibt nicht viele Ställe<br />

hierzulande, wo man als Jockey Nummer zwei einen erstrebenswerten<br />

Job hat.<br />

GI: Ihre wichtigsten Siege?<br />

C: Sicherlich zählt der Sieg mit Kaka in Gelsenkirchen in<br />

der Silbernen Peitsche dazu. Mit Kaka war ich in der<br />

Goldenen Peitsche dann leider nur Zweiter. Es war trotzdem<br />

eine Riesenleistung. Mein Ziel bleibt aber, einmal<br />

ein Gruppe-Rennen zu gewinnen. Das bringt einem zwar<br />

nichts bis auf einen Eintrag auf dem Papier, aber schön<br />

wäre es trotzdem.<br />

GI: Warum hat es in Ihrer Heimat Frankreich nicht geklappt<br />

mit einer Jockey-Laufbahn?<br />

C: Ob man es glaubt oder nicht, ich habe dort nicht ein<br />

einziges Rennen gewonnen. Ich habe meine Lehre bei<br />

Jean-Bertrand de Balada gemacht, einem Trainer mit<br />

unvergleichlichen Möglichkeiten dort in Maisons-Laffite,<br />

wo er trainiert. Er arbeitet mit eiserner Disziplin. Dort Lehrling<br />

zu sein, ist schon für die weitere Entwicklung eine<br />

sehr gute Sache. Ich war aber nie der Lieblingslehrling<br />

<strong>des</strong> Trainers, fortentwickeln hätte ich mich bei ihm nicht<br />

können. Ich bin an einen kleinen Stall gewechselt, habe<br />

dort vielleicht 100 Ritte auf der Flachen und mehr als<br />

doppelt so viele über Hindernisse bestritten. Kein Sieg.<br />

Mit dem Jockey-Sein hatte ich zu der Zeit eigentlich schon<br />

abgeschlossen. Ich war 20. Entweder ist man mit 17 gut<br />

oder es klappt gar nicht mehr.<br />

GI: Sie haben jetzt insgesamt 333 Rennen gewonnen.<br />

Irgendwie scheint es doch noch geklappt zu haben.<br />

C: Ich bin zu Trainer Martin nach Österreich gegangen.<br />

Er hat in Frankreich einen Leichtgewichtsjockey gesucht.<br />

Ich habe ihm erzählt, ich habe noch kein Rennen gewonnen.<br />

„Nicht schlimm, das kannst du lernen“, hat er<br />

gesagt. So bin ich nach Österreich gekommen. 40 Siege<br />

sind es in den beiden Jahren 1992 und 1993 dort<br />

geworden, einschließlich Siegen in Budapest und<br />

Bratislava. Und dann kam der Wechsel nach München.<br />

GI: Hatte Sie nicht zwischenzeitlich der totale Frust gepackt,<br />

vor allem in Frankreich?<br />

C: Ich habe nie daran gedacht, den <strong>Galopp</strong>rennsport zu<br />

verlassen. Als Arbeitsreiter oder Pfleger kannst du auf der<br />

ganzen Welt arbeiten. Es gibt da einen Spruch und der<br />

stimmt: Wenn man sich für den Rennsport entscheidet,<br />

schenkt man sein Leben an die Pferde. Ich habe das getan.<br />

GI: Gibt es ein Lieblingspferd?<br />

C: Banyumanik. Weil ich ihn jeden Tag in der Arbeit reite.<br />

Das Pferd ist einzigartig, schon etwas ganz Besonderes.<br />

Ich mag es, wenn ich ihn in der Früh in Krefeld reiten<br />

kann. Aljaarif ist auch ein Pferd zum Bewundern. Aber<br />

ich kann über viele Pferde was Gutes erzählen. Man mag<br />

sie irgendwie alle.<br />

3<br />

GALOPPEXPRESS 82/2001


GALOPPEXPRESS 82/2001<br />

GI: Wie schätzen Sie sich selbst ein in der deutschen<br />

Jockey-Szene?<br />

C: Es gibt wenige Jockeys, die ganz vorne stehen. Dahinter<br />

gibt es bestimmt 15 Jockeys, bei denen es nur<br />

eine Frage <strong>des</strong> Managements und der erhaltenen Chancen<br />

ist, wo sie am Ende der Saison stehen. Ein guter<br />

Jockey ist nicht der, der gut reiten kann. Reiten können<br />

wir alle. Ein guter ist der, der wenig Fehler macht. Ein<br />

Jockey kann nur verhindern, dass ein Pferd gewinnt. Ich<br />

bin auch nicht besser geworden als zu Münchener Zeiten.<br />

Damals hatte ich 25 Siege, jetzt sind es mehr als 80.<br />

Wie gesagt: alles eine Frage der Chancen.<br />

GI: Wird Mario Hofer Champion?<br />

C: Irgendwann schon. Aber schon in diesem Jahr sind<br />

die Voraussetzungen eigentlich sehr gut. Champion zu<br />

werden, gehört für einen Trainer seiner Kategorie ganz<br />

einfach dazu.<br />

GI: Haben Sie persönliche Ziele?<br />

C: Neben dem Gruppe-Sieg ist das eigentlich, einmal für<br />

längere Zeit im Ausland zu reiten. Ich würde gerne die<br />

Welt kennen lernen. Pures Interesse. Aber man muss realistisch<br />

bleiben. Ich habe jetzt zwei Winter über die<br />

Sandbahnrennen bestritten, aus beruflichen Gründen. Das<br />

in den nächsten zehn Jahren immer so zu machen, dazu<br />

habe ich eigentlich keine Lust, wenn ich ehrlich bin. Ich<br />

beneide irgendwie die Amateure. Wenn man dort Champion<br />

ist, sieht man die Welt. Herrlich. Ich bin jetzt 17 Jahre<br />

in diesem Sport und hatte nicht einmal die Chance, eines<br />

dieser Länder zu besuchen, und sei es nur als Tourist. Ein<br />

bisschen neidisch bin ich schon. Es klingt komisch, aber<br />

auf vielen Top-Rennbahnen kann man nur reiten, wenn<br />

man Spitzenjockey ist oder Amateur.<br />

4<br />

Nur Heu und Hafer<br />

Kincsem oder Ticino haben ihre Rennen noch mit<br />

Hafer, Heu, Wasser und ab und zu ein paar Karotten<br />

gewonnen und manche meinen, das wäre heute auch<br />

noch möglich. Aber auch schon die legendäre ungarische<br />

Wunderstute Kincsem aus dem 19. Jahrhundert<br />

wusste über die Wichtigkeit der Zufuhr bestimmter<br />

Mineralstoffe, denn sie wollte nur das mineralstoffreiche<br />

Wasser aus der heimatlichen Puszta trinken, das bei ihren<br />

Reisen in eigenen Kesseln (auf der Eisenbahn) mitgeführt<br />

werden musste.<br />

Die Wissenschaft hat sich seit dem 19. Jahrhundert,<br />

aber seit den 40er-Jahren <strong>des</strong> 20. Jahrhunderts rasant<br />

weiter entwickelt und viele Erkenntnisse, die man früher<br />

nur aus der Praxis kannte, sind längst wissenschaftlich<br />

belegt.<br />

Mit gezielten Ergänzungsgaben ist man heute in der<br />

Lage, jene Stoffe, die im Basisfutter nicht oder nicht ausreichender<br />

Menge vorhanden sind, dem Pferd zukommen<br />

zu lassen, wobei die besondere Belastung <strong>des</strong><br />

Rennpfer<strong>des</strong> als vierbeiniger Spitzensportler für den<br />

Speisezettel besondere Bedeutung hat. Im Renneinsatz<br />

steigen die Bedürfnisse <strong>des</strong> Pfer<strong>des</strong> u.a. in punkto Eiweißstoffe,<br />

Mineralien, Spurenelemente und Vitamine und<br />

insbesondere Aminosäuren erheblich.<br />

Heu und Hafer können dies alleine nicht garantieren.<br />

Eine tägliche Dosis von 10 Gramm Lysin, 5 Gramm<br />

Methionin und 5 Gramm Threonin, die durch Zugabe von<br />

Zusatzfutter dem Pferd problemlos verabreicht werden<br />

können, genügen dabei schon.<br />

Auch die fettlösende Vitamine A, D , E oder K sind in<br />

3<br />

Heu und Hafer überhaupt nicht oder nicht in ausreichendem<br />

Maße vorhanden und müssen durch Zusatzfutter<br />

sichergestellt werden.<br />

Auch früher hieß es schon, dass Rennen mitunter<br />

„an der Krippe“ gewonnen werden, wenn auch der Anteil<br />

der Fütterung an den Erfolgen eines Rennpfer<strong>des</strong><br />

unterschiedlich hoch beziffert wird.<br />

Ungeachtet der heutigen Möglichkeiten von Spezial-<br />

und Zusatzfutter (wobei hier bewusst keine Markenund<br />

Produktnamen verwendet werden sollen) kommt der<br />

Qualität von Heu und Hafer nach wie vor fundamentale<br />

Bedeutung zu: Gutes Heu soll erfahrungsgemäß trokken<br />

sein (außer man muss es wegen Staubempfindlichkeit<br />

anfeuchten) und eine grüne Farbe mit leicht brauner<br />

Tönung zeigen. Junge Blätter und Blütenstände<br />

müssen sichtbar sein, ausgereifte Samen jedoch nicht<br />

enthalten sein.<br />

Gutes Heu ist auch an leicht süßlichem Geruch erkennbar,<br />

Heu mit schimmeligem oder staubigem Geruch<br />

sollte keineswegs gefüttert werden. Heu sollte eine größere<br />

Anzahl verschiedener Pflanzen enthalten (z.B. auch<br />

Weißklee und Luzerne), wobei immer wieder beklagt wird,<br />

dass die Wiesen heute viel ärmer an verschiedenartigen<br />

Gräsern sind als früher.<br />

Ob man Hafer durch handelsübliches Kraftfutter ersetzen<br />

kann, ist ein strittiges Thema: Der langjährige<br />

Vollblutzüchter Walter Krimmel verzichtet völlig auf Kraftfutter<br />

aus der Fabrik (führt allerdings Futterkalk und


Mineralstoffe zu), hat allerdings nur Mutterstuten und<br />

Jungpferde und keine im Training befindlichen Rennpferde<br />

in seinem Privatgestüt. Der erfolgreiche Araber-Besitzer<br />

Johann Eichinger hingegen verzichtet ganz auf die<br />

Haferfütterung seines Cracks Mukrin, gibt ihm jedoch<br />

handelsübliches Kraftfutter. Dazu ist vielleicht zu sagen,<br />

dass Vollblutaraber - auch solche, die im Renneinsatz<br />

stehen - doch etwas andere Bedürfnissse haben, als<br />

englische Vollblüter und vielleicht doch empfindlicher auf<br />

ein Zuviel an Eiweiß reagieren. Eine besonders hohe<br />

Empfindlichkeit auf zuviel Eiweiß weisen Haflinger und<br />

Isländer auf (trotzdem ist es üblich, Haflinger vor Turnieren<br />

mit Hafer voll zu füllen, was bei ihrem rassetypischen<br />

Appetit nicht allzu schwierig ist.)<br />

Eines haben die Pferde Krimmels und Eichingers den<br />

Rennpferden in der Freudenau voraus: große, mit zahlreichen<br />

verschiedenen Gräsern bewachsene Koppeln,<br />

wo sie die meiste Zeit verbringen (was allerdings auch<br />

eine gewisse Verletzungsgefahr bewirkt).<br />

Championtrainer Emmerich Schweigert weist allgemein<br />

auf die Wichtigkeit der Fütterung für die Rennerfolge<br />

eines Pfer<strong>des</strong> hin: Er verwendet nur hervorragen<strong>des</strong><br />

Wiesenheu vom ersten Schnitt und besonders hochqualitativen<br />

Hafer. Zusätzlich füttert er nicht nur ein Müsli,<br />

sondern auch einen heiß aufgekochten Mash mit Leinsamen,<br />

der nach mehrstündigem Stehenlassen auch<br />

noch warm verabreicht wird. Hafer wird - vor allem zu<br />

Mittag - leicht angequetscht (zur leichteren Verdaulichkeit).<br />

Auch Mineralsalze und Elektrolyte sind für die Fütterung<br />

der vierbeinigen Sportler seiner Meinung nach<br />

von großer Bedeutung. Insgesamt spricht er sich für eine<br />

individuelle Fütterung - je nach Blutbild - und für die reichliche<br />

Beigabe von Karotten aus.<br />

Trainer Stefan Bigus weist auch auf die Wichtigkeit<br />

der Fütterung eines groben Erstschnittheus hin. Hafer<br />

und Pellets (Kraftfutter) müssen in einem gut aufeinander<br />

abgestimmten Verhältnis stehen, etwa 70 zu 30. Im<br />

Winter füttert er auch Mash, im Frühjahr und Sommer<br />

auch etwas frisches Gras.<br />

Trainer Gérard Martin meint, dass er das „Übliche“<br />

füttert (wie die anderen auch) und weist auf die Wichtigkeit<br />

von Elektrolytgetränken für Rennpferde hin.<br />

Das Sprichwort „der Mensch lebt nicht nur vom Brot<br />

allein“ kann man auch auf Rennpferde abwandeln: Pferde<br />

leben nicht nur von Hafer, Heu und Zusatzfutter, sondern<br />

brauchen als Lebewesen (und besonders als solche,<br />

von denen man besondere Leistungen erwartet)<br />

auch Sozialkontakte zu Artgenossen und eine liebevolle<br />

Betreuung durch den Menschen. (-kuz)<br />

Angelika Glodde – von der ersten Jockeychampionesse<br />

zur Erfolgstrainerin<br />

Während bei uns es erst in jüngster Zeit mit Katharina<br />

Barborikova erstmals eine Frau um das Jockey-Championat<br />

mitfightet, ohne allerdings bisher ihr Ziel, erster<br />

weiblicher Jockey-Champion zu werden, erreicht zu haben,<br />

war in der DDR schon in den 70er-Jahren eine Frau<br />

an der Spitze der Jockey-Statistik: Angelika Glodde.<br />

Als eine der ersten Mädchen, die eine Jockey-Lehre<br />

begannen, beendete die am 24.Mai 1950 geborene Angelika<br />

Glodde 1969 in ihrer Heimatstadt Halle an der<br />

Saale bei Trainer Erich Zausch ihre Ausbildungszeit,<br />

nachdem ihr ein Jahr zuvor mit Valrosa der erste Sieg im<br />

Rennsattel gelungen war.<br />

Nach ihrem Wechsel zu Trainer Joachim Müller, mit<br />

dem sie 22 Jahre erfolgreich zusammenarbeitete, ging<br />

es Mitte der 70er-Jahre mit ihren Erfolgen als Rennreiterin<br />

richtig los: viele Rennen gewann sie „mit der Flucht“<br />

von der Spitze aus, sie konnte aber auch ein hartes Finish<br />

reiten und stand ihren männlichen Kollegen dabei<br />

um nichts nach. Vor allem auf der Rennbahn in Leipzig<br />

war sie ein ausgesprochener Publikumsliebling: Kaum<br />

bog sie in die Zielgerade ein, wurde sie schon mit Sprechchören<br />

„Geli, Geli“ empfangen. Sie gewann nicht nur<br />

dreimal das Jockey-Championat der DDR (darunter 1988<br />

mit 65 Siegen), sondern mit Sonnenblick 1988 auch das<br />

Derby, mit Ziervogel 1983 den großen Preis der DDR und<br />

mit Meerhecht 1987 den Freundschaftspreis. Mit Meerhecht<br />

im Großen Preis der DDR bezog sie (gegen Lutz<br />

Pyritz) auch ihre knappste und - aus der Erinnerung -<br />

bitterste Niederlage.<br />

Als sie 1993 ihre Jockey-Karriere beendete, hatte<br />

sie 763 Rennsiege erreicht und damit einen bis heute<br />

ungebrochenen Europa-Rekord für Frauen aufgestellt.<br />

Waren ihre Erfolge unter den damals in der DDR herrschenden<br />

gesellschaftlichen und politischen Verhältnissen<br />

eher möglich als im Westen, wo es bis heute keinen<br />

weiblichen Jockey-Champion gibt?<br />

Nach zwei Jahren Pause kam sie 1995 als Trainerin<br />

in Halle wieder, nachdem sie mit Andreas Neugeborn<br />

einen Geschäftspartner fand, der sie motivierte, die<br />

Trainerprüfung zu machen und den <strong>org</strong>anisatorischen<br />

Part <strong>des</strong> Stalles übernahm. Im ersten Jahr hatte sie mit 6<br />

5<br />

GALOPPEXPRESS 82/2001


GALOPPEXPRESS 82/2001<br />

Pferden 5 Siege, von da an ging es kontinuierlich aufwärts.<br />

Im Februar 2000 gelang ihr mit Roymillon als<br />

250:10-Außenseiter beim Neusser Sandbahn Grand Prix<br />

(Listed Race) der bisher wichtigste Sieg als Trainerin.<br />

Leider wurde das Pferd wenig später nach England verkauft.<br />

Am 21. Mai - kurz vor ihrem 50. Geburtstag - erreichte<br />

sie mit Saviano unter Jockey Eduardo Pedroza in<br />

Berlin-Hoppegarten ihren 100. Sieg als Trainerin. Mit 37<br />

Siegen bilanzierte sie im Jahr 2000 auf Platz 20 in der<br />

bun<strong>des</strong>weiten Trainerstatistik.<br />

2001 sind noch einige Pferde hinzugekommen,<br />

sodass sie - wohl als einziger Trainer aus den Neuen<br />

Bun<strong>des</strong>ländern - über 50 Pferde in ihrem Stall hat. Man<br />

kann jetzt schon sagen: sie hat es wieder geschafft, sie<br />

ist auch als Trainerin die Nr. 1 „im Osten“. (-kuz)<br />

6<br />

News aus Tschechien<br />

Die Prager Rennbahn Velká Chuchle erlebte alles<br />

andere als eine ruhige Winterpause. Restitutionsansprüche,<br />

möglicher Verkauf der Tribüne und Ställe und<br />

schließlich der Bau einer Golfanlage, das alles s<strong>org</strong>te für<br />

heftigen Wirbel auf der tschechischen Turfszene. Das<br />

Problem mit den Restitutionsansprüchen einiger Erben<br />

der ursprünglichen Besitzer auf ihre Grundstücke, auf<br />

denen die Rennbahn steht, setzt sich langsam fort und<br />

man weiß zu diesem Zeitpunkt nicht, wie es enden wird.<br />

Die Gefahr eines möglichen Verkaufes der Tribüne ist<br />

vorläufig vorbei, näheres wird man im Herbst wissen.<br />

Das tschechische Pferd <strong>des</strong> Jahres 2000 heißt<br />

Peruán. Es wurde auf dem „Galaabend <strong>des</strong> tschechischen<br />

Turfs“ in Brno bekannt gegeben. Der Sieger der<br />

Großen Pardubitzer erhielt 41,8% aller Stimmen. Ein paar<br />

Zahlen über die Rennsaison 2000 in der Tschechischen<br />

Republik: E waren 14 Rennbahnen in Betrieb, auf denen<br />

insgesamt 567 Rennen ausgetragen wurden, davon 399<br />

Flach- und 168 Hindernisrennen. An Preisgeldern wurden<br />

mehr als 39 Mio. Kronen ausgezahlt. Es waren 1371<br />

Vollblüter registriert (in Flachrennen 941, über Hindernisse<br />

576). Die meisten Rennen sahen die Zuschauer in<br />

Prag ((206), danach folgen Pardubice (83), Slusovice (60)<br />

und Most (55). Die Jockey-Champions: in Flachrennen<br />

Karol Sarina (21 Siege), zweiter Ivan Kub (20 Siege) und<br />

dritter Radek Zalud (18 Siege). In Hindernissen war der<br />

Erfolgreichste Radek Havelka (13) vor Josef Vana (12)<br />

und Jiri Kamenicek mit Zdenek Matysik (beide 11 Siege).<br />

Der beste Trainer der Saison war Frantisek Vitek<br />

(Flachrennen) und Josef Vana (Steeplechase).<br />

Ostseerennbahn auf Erfolgskurs<br />

Die älteste <strong>Galopp</strong>rennbahn auf dem europäischen<br />

Festland wurde im Jahr 1823 zusammen mit einem Regelwerk<br />

über <strong>Galopp</strong>rennen nach englischem Vorbild in<br />

landschaftlich malerischer Umgebung zwischen Doberan<br />

und dem Ostseebad Heiligendamm vom Großherzog von<br />

Mecklenburg-Schwerin gestiftet. Im Jahr zuvor hatte er<br />

den ersten <strong>Galopp</strong>rennverein <strong>des</strong> deutschen Reiches,<br />

den „Doberaner Rennverein“, gründen lassen. Da<br />

Doberan die großherzogliche Sommerresidenz war, fanden<br />

alljährlich im August unter der Schirmherrschaft <strong>des</strong><br />

Großherzogs auf der ständig erweiterten und zwischen<br />

1825 und 1890 um Tribünen- und Funktionsbauten ergänzten<br />

Rennbahn die Doberaner <strong>Galopp</strong>renntage statt.<br />

Neben der regionalen Bevölkerung wohnten gekrönte<br />

Häupter und Adelige aus allen Teilen <strong>des</strong> Reiches und<br />

dem Ausland diesen Veranstaltungen bei.<br />

Im Jahr 1872 feierte der deutsche Turf „50 Jahre<br />

Doberaner Rennverein - <strong>Galopp</strong>rennsport in Deutschland“<br />

auf der Ostseerennbahn. Nur durch den Ersten<br />

Weltkrieg und die nachfolgenden wirtschaftlichen Wirren<br />

für einige Jahre unterbrochen, fanden die <strong>Galopp</strong>rennen<br />

bis zum Jahr 1939 statt. Bereits vier Wochen nach<br />

Ende <strong>des</strong> Zweiten Weltkrieges bemühte sich ein Offizier<br />

der Sowjetarmee, die einige Jahre unterbrochene Tradition<br />

wieder aufleben zu lassen. Das gelang jedoch nicht<br />

und in einem strengen Winter fielen die Tribünen und<br />

sonstigen Bauten dem Heizbedarf der Flüchtlinge, der<br />

Besatzungsarmee und der örtlichen Bevölkerung zum<br />

Opfer. Anfang der Sechziger Jahre überführten die Behörden<br />

das Gelände in landwirtschaftliche Nutzung; ein<br />

Teil wurde Bauschuttdeponie.<br />

Nach dem Zusammenbruch der DDR entwickelte der<br />

demokratisch gewählte Bürgermeister Bad Doberans<br />

gemeinsam mit dem deutschen <strong>Galopp</strong>sport-Dachverband<br />

im Jahr 1990 die Vision, die Ostseerennbahn wieder<br />

aufzubauen. Dazu gründete sich 1991 der<br />

„Doberaner Rennverein e.V. von 1822“ neu. Von vielen<br />

Insidern als utopisches Vorhaben belächelt, gelang es<br />

jedoch, pünktlich zur 200-jährigen Jubiläumsfeier <strong>des</strong><br />

ältesten deutschen Seeba<strong>des</strong> Heiligendamm am 7. August<br />

1993 den ersten Vollblut-<strong>Galopp</strong>renntag seit 1939<br />

unter großer Anteilnahme der Bevölkerung und der Presse<br />

auf der neu erstandenen Ostseerennbahn durchzuführen.<br />

Seitdem findet alljährlich im Hochsommer das<br />

„Ostsee-Meeting“ an mehreren aufeinander folgenden<br />

Tagen statt. Es ist mittlerweile fester Bestandteil <strong>des</strong> deutschen<br />

Turfkalenders. Bei Trainern und Besitzern ist es


wegen <strong>des</strong> vorzüglich gepflegten, fairen Geläufs und bei<br />

<strong>Galopp</strong>sportfans und Touristen wegen der Symbiose<br />

zwischen gesellschaftlich ansprechendem Zeitvertreib<br />

und Badeurlaub an der Ostsee sehr beliebt. Entgegen<br />

dem allgemeinen Trend verzeichnet das Ostsee-Meeting<br />

stetig steigende Zuschauerzahlen und Wettumsätze.<br />

(A.-F. Schleifenbaum )<br />

Turfzitate<br />

Da gibt es zuerst allgemeine Bonmots über den Turf<br />

und seinen Sinn. Ein Journalist erklärte einmal, wie <strong>Galopp</strong>rennen<br />

den Menschen kultivieren, ein anderer versuchte<br />

den <strong>Galopp</strong>- und Traberfan zu vergleichen. Er<br />

kam zu einer eindeutigen Lösung - die Traberfans sind<br />

immer gut aufgelegt und locker, meistens sind sie dick,<br />

die Gemütlichkeit selbst. Die <strong>Galopp</strong>fans sind das Gegenteil<br />

- ständig laufen sie irgendwo herum und sind voll<br />

im Stress.<br />

Dann gibt es historische Zitate, die manchmal wirklich<br />

grotesk sind. Ein Korrespondent der tschechischen<br />

Zeitung Turf hat im Jahre 1932 in seinem Artikel Politik<br />

und <strong>Galopp</strong> verbunden: „Am Sonntag gab es die Trial<br />

Stakes auf der Rennbahn Chuchle und Wahlen in Preußen.<br />

Jeder erwartete die Sieger, trotzdem haben sie -<br />

Hulan (der Hengst) und Hitler - alle überrascht. Beide<br />

gewannen im leichten Stil.“ Nun ja, wir wissen heute über<br />

die beiden Sieger um einiges mehr. Hulan war übrigens<br />

später ein schwaches Pferd.<br />

Schließlich gibt es konkrete Zitate. Vor einem Jahr<br />

ging an den Start der Großen Pardubitzer ein Pferd namens<br />

Hagard. Die ganze Gemeinde, in der Hagard trainiert<br />

wurde, machte eine Spende, damit man die Startgebühr<br />

bezahlen kann. Alles ist geglückt und der Wallach<br />

konnte teilnehmen. Aber - er hatte seinen Kopf und<br />

blieb am Start stehen. Damals sagte sein junger Reiter:<br />

„Das Schlimmste ist, wenn ein Pferd Verstand hat.“ Und<br />

so könnten wir noch viele Zitate aufzählen.<br />

Die einfachste Order der Welt: „Springst vorne ab<br />

und bleibst da, bis ins Ziel“ Weitere Weisheiten: „Jokkeys<br />

müssen hungern, um ihre Brötchen zu verdienen!“,<br />

„Gott schütze uns vor Sturm und Wind und Pferden, die<br />

zu langsam sind.“, „Nicht alle auf der Rennbahn sind<br />

Gauner, aber alle Gauner sind auf der Rennbahn“ und<br />

„The horses live better than most of the 25,000,000 people<br />

who play them.“ (cap)<br />

Die Coolmore-Story<br />

Es gibt nur wenige Männer auf dieser Welt, die<br />

Scheich Mohammed in Sachen Rennsport entgegen treten<br />

können. Und noch weniger vollbringen es, diesem<br />

einen Funken Neid und gar Respekt abzuzollen. Einer<br />

von Ihnen ist John Magnier, Anteilseigner und Gründer<br />

<strong>des</strong> Coolmore-Imperiums, Weltmarktführer in Sachen<br />

Deckhengste.<br />

John Magnier ist der Mann, der sich dafür entschieden<br />

hat, die Karten der Welt der Zucht neu zu mischen.<br />

So, als wäre sie einfach in einen Cocktailmixer zu geben<br />

und auf einen Knopf zu drücken. Er hat den Knopf gefunden,<br />

die richtige Mischung gehabt und jetzt ist sein<br />

Coolmore - Imperium nicht mehr wegzudenken aus der<br />

Welt <strong>des</strong> Turfs.<br />

Mit seinem Schwiegervater Vincent O´Brien und<br />

Besitzer Robert Sangster kaufte er am 7. Januar 1975<br />

das Coolmore Gestüt in Fethard, County Tipperary in Irland.<br />

Die Welt <strong>des</strong> Vollblutsports ging in eine neue Ära,<br />

Coolmore sollte die Turfwelt verändern, sie vielmehr dominieren.<br />

Als aus der eigenen Zucht der ganz große Coup<br />

und Deckhengst aber ausblieb, entwickelte John Magnier<br />

eine neue Idee. Einen neuen Anspruch an sich und sein<br />

Team: den Kauf angehender Deckhengste, bevor diese<br />

überhaupt ein Rennen bestritten haben. Mit einem Vincent<br />

O´Brien im Rücken, welcher von Magnier einmal als einer<br />

<strong>des</strong> besten Pferdemänner der Welt bezeichnet wurde,<br />

ging die Theorie bereits im Juli 1975 auf, als man<br />

den Northern Dancer - Sohn The Minstrel für 200.000<br />

US-Dollar ersteigerte. Nur 2 _ Jahre später sollte der<br />

Hengst sowohl das Englische wie auch das Irische Derby<br />

für sich entscheiden und gewann die King Ge<strong>org</strong>e<br />

Stakes in England. The Minstrel kehrte ins Gestüt zurück<br />

mit einem Wert der Syndikats-Anteile von rund 9 Mio.<br />

Dollar. Die Differenz dieses ersten großen Coups ist<br />

schnell errechnet. Mit über 8 Mio. Dollar ein äußerst stolzer<br />

Betrag, eine sensationelle Zahl. Und von diesen gab<br />

es noch einige mehr. Für eine weitere war Storm Bird<br />

verantwortlich. Der Dewhurst Stakes Gewinner <strong>des</strong> Jahres<br />

1980 wurde für 24 Mio. Dollar verkauft. Den Zuschlag<br />

hatte Coolmore für den Hengst als Jährling bei 1 Mio.<br />

erhalten. Wieder eine Differenz, die schwindelig macht.<br />

Und zur Silberhochzeit im Millenniumsjahr, dem 25jährigen<br />

Coolmore-Jubiläum dann der bisher größte Deal.<br />

Dieser betrifft den Kentucky Derby - Gewinner Fusaichi<br />

Pegasus, der im Ashford Gestüt in den USA mit einem<br />

Werte-Rekord für einen neuen Deckhengst aufgestellt<br />

7<br />

GALOPPEXPRESS 82/2001


GALOPPEXPRESS 82/2001<br />

wurde.: zwischen 60 und 80 Millionen Dollar. Egal, wo<br />

die Zahl zwischen 60 und 80 letztendlich liegt, sie ist<br />

gigantisch. Es zeigt einmal mehr, wie weit sich Coolmore<br />

mittlerweile finanziell und international entwickelt hat.<br />

Coolmore liefert Zahlen, die beeindrucken. Im Jahr 2000<br />

zeichnen Coolmore - Deckhengste für über 150 Gruppe-Sieger<br />

weltweit verantwortlich. Die Organisation ist<br />

für 50 Deckhengste verantwortlich, die auf jedem Kontinent<br />

dieser Erde ihre Vererber-Qualitäten unter Beweis<br />

stellen. Irland, Japan, USA, Südamerika und Australien<br />

sind die Heimatländer berühmter Hengste wie s Wells,<br />

Danehill, Southern Halo, Alzao, Royal Academy, Grand<br />

Lodge und vielen mehr. Und allein in diesem Jahr geben<br />

Hengste wie Giant´s Causeway, Montjeu oder eben<br />

Fusaichi Pegasus ihren Deckhengsteinstand.<br />

Doch nicht nur hier ist Coolmore einzigartig. John<br />

Magnier entwickelte auch das Dual-Hemisphere-Konzept,<br />

den Einsatz eines Deckhengstes auf zwei Kontinenten.<br />

In Irland stationierte Deckhengste wie Danehill<br />

werden nach Australien geflogen, um dort in der südlichen<br />

Hemisphäre in der dortigen Zucht-Saison zu dekken.<br />

Im ersten halben Jahr decken die Hengste Stuten<br />

in Europa in der zweiten dann in Australien. Die Idee ist<br />

einfach, aber genial. Wie so oft liegt das Gute so nah.<br />

Es gibt keinen Zweifel mehr daran, dass Coolmore<br />

das Vorhaben, eine Weltklasse-Deckhengst-Basis zu<br />

werden, vollbracht hat. Die Sadler´s Wells - Nachfahren<br />

haben mittlerweile sämtliche Rekorde gebrochen. Bei<br />

Danehill hat man das Gefühl, dass mehr Blacktype durch<br />

seinen Venen fließt als reines Blut und Grand Lodge ist<br />

Vater <strong>des</strong> letztjährigen Arc-Siegers Sinndar. Und dann<br />

gibt es ja noch „The Iron Horse“ Giant´s Causeway. Der<br />

Gewinner von 5 Gruppe I - Rennen in Folge zeigt mit<br />

seiner Decktaxe wieder einmal die Coolmore - Dimensionen<br />

auf. 100.000 Irische Guineas sind für einen Sprung<br />

<strong>des</strong> Hengstes zu investieren und das, bevor auch nur<br />

Impressum: Herausgeber und Medieninhaber (Verleger): FANCLUB GALOPP; Baumgasse 41/14/10a, 1030 Wien.<br />

Die <strong>Zeitschrift</strong> erscheint vierteljährlich.<br />

Grundlegende Richtung: Informationsschrift <strong>des</strong> FANCLUBS GALOPP, Werbung für den <strong>Galopp</strong>rennsport, Nachwuchsförderung und Förderung pfer<strong>des</strong>portlicher Belange.<br />

Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz: FANCLUB GALOPP, Adresse w.o. Vorstand: Ingo Rickl, Helmut Sikora, Gabriele Elias, Mag.Dr. Othmar Kolar, Mag. Ernst Kopica,<br />

Mag. Susanne Kopica-Rickl, Dr. Clemens Kuzminski, Michael Rosenfeld.<br />

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ein Nachfahre <strong>des</strong> Hengstes einen Schritt in Richtung<br />

Rennbahn gewagt hat. Und auch Montjeu, Sieger <strong>des</strong><br />

Arc im Jahre 1998, ist nicht zu vergessen. Das, was diese<br />

beiden Pferde alleine in einer Saison auf die Beine<br />

gestellt haben, es ist mehr als man sich als Züchter oder<br />

Besitzer in einem ganzen Rennleben nur erhoffen, erbeten<br />

oder wünschen kann.<br />

Der Mann der die Fäden zieht, John Magnier, gilt als<br />

scheu und zurückhaltend. Mit seiner Zigarre im Mund<br />

sagt er immer nur so viel, wie er es für angemessen hält.<br />

Fragt man Magnier nach seinem größten Erfolg, so nennt<br />

er auf Anhieb den Sieg von King Of Kings in den 2000<br />

Guineas im Jahr 1998. Begründet wird diese Antwort<br />

dann mit der Tatsache, dass der Sieg <strong>des</strong> Hengstes den<br />

großen Start von Aidan O‚Brien bedeutete und es der<br />

erste klassische Erfolg seiner Ehefrau Sue war.<br />

Allein diese Antwort lässt erkennen, wie viel Stil und<br />

Klasse ein John Magnier hat. Ein Mann, der die Welt der<br />

Deckhengste neu definiert hat. Und der mit seinem Imperium<br />

noch nicht am Ende seiner Ziele ist, brach<br />

Coolmore doch erst im letzten Jahr wieder den Jährlingsrekord<br />

bei den Keeneland September Sales. 6,8 Mio.<br />

Dollar investierte man in einen Storm Cat-Sohn.<br />

17,625.000 Millionen Dollar zahlte Coolmore für 10 Jährlinge.<br />

Alles, um dem Motto gerecht zu werden: Einen<br />

Deckhengst kaufen, bevor er je ein Rennen bestritten<br />

hat. (aus www.<strong>galopp</strong>online.de, S.J.Weiss)

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