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Vorlesung<br />

„Niederdeutsch in Geschichte<br />

und Gegenwart“<br />

Niederdeutsche<br />

Dialektologie


Niederdeutsche Dialekte: Hörbeispiele<br />

Wenkersatz 16 in fünf niederdeutschen Dialekten:<br />

Du bist noch nicht groß genug, um eine Flasche Wein auszutrinken, du musst<br />

erst noch etwas wachsen und größer werden.<br />

1. Westfälisch<br />

2. Ostfälisch<br />

3. Ostfriesisch<br />

4. Dithmarsisch<br />

5. Mecklenburgisch


Niederdeutsche Dialekte: Hörbeispiele<br />

Einige lautliche Unterschiede: „bist“ „nicht“ „groß“ „genug“<br />

1. Westfälisch bis nich chraut chenouch<br />

2. Ostfälisch bis nich groot enoch<br />

3. Ostfriesisch bis net grout chenuch<br />

4. Dithmarsisch bis nit grout genooch<br />

5. Mecklenburgisch büst nich groot nauch<br />

Zum Vergleich: bisch ni groß knue<br />

(= Hochalemannisch)


Terminologische Fragen:<br />

„Dialekt“ - „Soziolekt“ - „Mundart“ u.a.<br />

Dialekt = eine regional gebundene Sprachausprägung (Kieler Platt, Westfälisch)<br />

Soziolekt = eine Sprachausprägung, die an eine soziale Gruppe gebunden ist<br />

(„Jugendsprache“?, „Arbeitersprache“?, „Frauensprache“?)<br />

Dialekt = Mundart?<br />

= eigentlich synonym, aber unterschiedlich konnotiert:<br />

Mundart: v.a. im Sinne von „Ortsdialekt“ gebraucht (die Kieler Mundart, die<br />

westfälischen Mundarten, die niederdeutschen Mundarten)<br />

Dialekt: auch für größere Sprachareale gebraucht (der westfälische Dialekt)<br />

Spezifizierungen:<br />

Ortsdialekt vs. Regionaldialekt/Regiolekt<br />

(Kriterium: areale Reichweite)<br />

Basisdialekt vs. Regionaldialekt/Regiolekt<br />

oder: Basisdialekt vs. neuer Substandard/Umgangssprache<br />

(Kriterien: Alter der Varietät, soziale Reichweite/Trägerschichten,<br />

Verwendungssituationen)


Traditionelle und neue Dialektologie<br />

Traditionelle Dialektologie:<br />

Forschungsgegenstand: die Basisdialekte<br />

Primäres Erkenntnisinteresse: areale Unterschiede<br />

Fokus: Lautung, Morphologie, Lexik<br />

Dialektologie in diesem Sinne = Dialektgeografie<br />

Neuere Dialektologie:<br />

Erweiterung des Gegenstandsbereiches: Basisdialekte + neue Substandards<br />

(Regionaldialekte + regionale Umgangssprachen)<br />

Neue Erkenntnisinteressen:<br />

- areale Gliederung der neuen Substandards (Umgangssprachenforschung)<br />

- soziale und pragmatische Aspekte des Dialektgebrauchs<br />

(Dialektsoziologie, „Sprecherdialektologie“)<br />

- Dialektbewertung (Spracheinstellungsforschung)<br />

- Dialekte im Kontakt untereinander oder mit der Standardsprache<br />

(Kontaktlinguistik)<br />

- Syntax stärker im Fokus


Begründer der Dialektgeografie<br />

in Deutschland: Georg Wenker<br />

geb. 1852 in Düsseldorf,<br />

gest. 1911<br />

„Das rheinische Platt“ (1877)<br />

1876-1887 Datenerhebung für den<br />

„Deutschen Sprachatlas“<br />

(44.251 Fragebögen aus<br />

40.736 Schulorten!)<br />

Der Atlas umfasst 1.668 Karten<br />

(entspricht 339 Einzelwörtern)<br />

Digitalisiert: DiWa<br />

Dialektgeografie


Die ersten 10 Wenker-Sätze<br />

1. Im Winter fliegen die trockenen Blätter in der Luft herum.<br />

2. Es hört gleich auf zu schneien, dann wird das Wetter wieder besser.<br />

3. Tu Kohlen in den Ofen, damit die Milch bald zu kochen anfängt.<br />

4. Der gute alte Mann ist mit dem Pferd(e) auf dem Eis eingebrochen und in<br />

das kalte Wasser gefallen.<br />

5. Er ist vor vier oder sechs Wochen gestorben.<br />

6. Das Feuer war zu heiß, die Kuchen sind ja unten ganz schwarz gebrannt.<br />

7. Er ißt die Eier immer ohne Salz und Pfeffer.<br />

8. Die Füße tun mir (so sehr) weh, ich glaube, ich habe sie (mir)<br />

durchgelaufen.<br />

9. Ich bin selber bei der Frau gewesen und habe es ihr gesagt, und sie sagte,<br />

sie wolle es auch ihrer Tochter sagen.<br />

10. Ich will es auch nicht mehr wieder tun/machen.


Beispiel: Der Wenkerbogen aus Meldorf (Dithmarschen), um 1880


Dialektgeografie<br />

Forschungsgegenstand „Basisdialekte“<br />

→ Gewährspersonen: maximal basisdialektkompetente Sprecher<br />

= „NORMs“ (Trudgill/Chambers)<br />

N = non-mobile, O = old, R = rural, M = male<br />

Zugrundeliegende Vorstellung: Homogenität des Basisdialekts<br />

→ Variation wird nicht erwartet<br />

→ standardisierte Erhebungsmethoden: Fragebuch, Übersetzungen (z.B.<br />

Wenkersätze)<br />

(nicht: spontane Kommunikation)<br />

Darstellungsverfahren:<br />

1) Dialektwörterbuch<br />

2) Dialektgrammatik<br />

3) Dialektatlas


Dialektwörterbuch<br />

Beispiel: Der Eintrag snacken im Holsteinischen Idiotikon<br />

von Johann Friedrich Schütze (Altona 1806)


Dialektwörterbuch<br />

Beispiel: Der Eintrag snacken im Schleswig-Holsteinischen Wörterbuch<br />

von Otto Mensing (Neumünster 1927-35)


Dialektwörterbuch<br />

Beispiel: Der Eintrag snacken im Wörterbuch der ostfriesischen Sprache<br />

von J. ten Doornkaat Koolman (Norden 1884)


Dialektgrammatik (lokal)<br />

Eintrag in einer Ortsgrammatik<br />

(aus H.-J. Pühn: Ostholsteinische Mundarten …, Marburg 1956)


Dialektgrammatik (regional)<br />

Eintrag in einer Flächengrammatik<br />

(aus H.-J. Pühn: Ostholsteinische Mundarten …, Marburg 1956)


Dialektatlas<br />

Punktsymbolkarte:<br />

Die Verteilung von bloot und bloos in den niederdeutschen Mundarten<br />

Niedersachsens (aus Stellmacher 2000, S. 247)


Dialektatlas<br />

Flächenkarte:<br />

Die Mundarten Schleswig-Holsteins (aus Sanders 1982, Karte 6)


Dialektatlas<br />

Dialektgrenzlinien = Isoglossen<br />

(„Isoglossen machen Landkarten zu Sprachkarten“, König 2004, S. 141)<br />

Kriterien für die Festlegung von Dialektgrenzen:<br />

- Zahl der Isoglossen zwischen zwei Orten („Isoglossenbündel“)<br />

- Wichtigkeit der betreffenden Phänomene innerhalb des Sprachsystems:<br />

strukturelle Unterschiede (z.B. ô vs. au für wgerm. ô wie in to/tau, -en vs. -et<br />

als Endung beim Plural der Verben wie in wi doon/wi doot)<br />

sind wichtiger als einzelwortbezogene Unterschiede (z.B. Schnöw vs.<br />

Schnuppen ‚Schnupfen‘, Sonnobend vs. Saterdach ‚Sonnabend/Samstag‘)<br />

Problem: Je nach Wahl der Isoglossen müssen Dialektgrenzen unterschiedlich<br />

festgelegt werden.<br />

Alternatives Verfahren zur Abgrenzung der Dialekte: „Kennformen“-Bestimmung<br />

„Schibboleth“: nach Richter 12, 5f. das Wort, an dessen abweichender Aussprache<br />

[Sibboleth] die Gileaditer die feindlichen Ephraimiter erkannten


Kennformen niederdeutscher Dialekte<br />

Hörbeispiel 1: „De aolle Baum“ von Augustin Wibbelt<br />

Text:<br />

Ick weet en aollen huollen Baum.<br />

De steiht up hauge Grabenkant;<br />

Do drömt he sinen Winterdraum,<br />

Do wät he wach in‘n Sunnenbrand.<br />

Un äoller wät he jedes Jaohr,<br />

Wät jedes Jaohr auk wier junk,<br />

Un windt en grönen Kranz in‘t Haor,<br />

Un is doch män en Stump un Strunk.<br />

Du meins, du wörs en aollen Mann,<br />

Dat Liäben suer, dat Stiärben hatt?<br />

Den aollen Baum den kiek di an,<br />

Den huollen Baum - un schiäm di wat!


Gemeinniederdeutsche Formen (Beispiele)<br />

Ick weet en aollen huollen Baum.<br />

De steiht up hauge Grabenkant;<br />

Do drömt he sinen Winterdraum,<br />

Do wät he wach in‘n Sunnenbrand.<br />

- Erhalt von unverschobenem p-t-k (up, weet, ick)<br />

- Monophthong in ‚weiß, einen‘ (weet, e(e)n)<br />

- Monophthong in ‚seinen, auf‘ (sinen, up)<br />

- r-loser Auslaut bei ‚der‘ und ‚er‘ (de, he)


Kennformen der westfälischen Dialekte<br />

Ick weet en aollen huollen Baum.<br />

De steiht up hauge Grabenkant;<br />

Do drömt he sinen Winterdraum,<br />

Do wät he wach in‘n Sunnenbrand.<br />

= Diphthong in wgerm. au (ô 2 ): Baum, hauge, draum (sonst nd. boom, hooge,<br />

droom)<br />

Du meins, du wörs en aollen Mann,<br />

Dat Liäben suer, dat Stiärben hatt?<br />

Den aollen Baum den kiek di an,<br />

Den huollen Baum - un schiäm di wat!<br />

= Kürzendiphthonge (fallende Diphthonge), bei Kurzvokalen in offener Silbe und<br />

vor r


Kennformen der westfälischen Dialekte<br />

... De steiht up hauge Grabenkant;<br />

... Un äoller wät he jedes Jaohr,<br />

... Un windt en grönen Kranz in‘t Haor<br />

= Differenzierung von altlangem â (Jaohr, Haor) und tonlangem ā (Graben)<br />

(in den meisten nd. Regionen keine Differenzierung)<br />

... Den huollen Baum - un s-chiäm di wat!<br />

... eene Flas-ke Wien ...<br />

= Aussprache des (wgerm. sk) als [sç] oder [sk]<br />

... De steiht up hauge Grabenkant;<br />

= spirantische Aussprache des anlautenden g als [W]


Abgrenzung des Westfälischen anhand von Kennformen<br />

Das Westfälische (aus Sanders 1982, Karte 4)


Abgrenzung des Westfälischen (Kartenausschnitt)<br />

å / ā<br />

beke, kogel …<br />

bieke, kuegel …<br />

å / ā<br />

nur å<br />

Das Westfälische (aus Sanders 1982, Karte 4)<br />

beke, kogel …<br />

å / ā<br />

beke, kogel …


Die westniederdeutschen Dialekte<br />

nördl.: Øsüdl.:<br />

ge-<br />

(z.B. lopen vs.<br />

gelopen ‚gelaufen‘)<br />

westl.: â ≠ ā<br />

östl.: â = ā<br />

(z.B. straot ≠ maken<br />

vs. straot vs. maoken)<br />

Karte nach Wiesinger (1983, Karte 47.13)<br />

Einheitsplural:<br />

westl.: -(e)t<br />

östl.: -(e)n<br />

(z.B. loop(e)t vs.<br />

lopen ‚wir/ihr/sie<br />

laufen‘)


Kennformen der ostfälischen Dialekte<br />

Nordniederdeutsch: Ick heff di dat seggt.<br />

Ostfälisch: Ick hebbe dick dat esegget.<br />

Nordniederdeutsch: He harr Köh un Peer för sinen Broder kofft.<br />

Ostfälisch: Hei harre Käuhe un Päre for sinen Brauder ekofft.<br />

1) Einheitspronomina auf -k: dik, mik, jük (statt di, mi, ju)<br />

2) Erhalt des auslautenden -e: hebbe, segget, harre, Käuhe, Päre<br />

3) Erhalt des e- (von ge-) im Partizip Perfekt: esegget, ekofft<br />

(Beispiele aus Blume 1980)


Einige Kennformen anderer westniederdeutscher Dialekte<br />

Niederrheinisch: Gemeinsamkeiten mit den niederländischen und den<br />

mittelfränkischen Dialekten<br />

- differenzierter Plural: wi lopen, ji loopt, se lopen (gegenüber Einheitsplural im<br />

übrigen Niederdeutschen)<br />

- Erhalt des ge- beim Partizip (gelopen statt lopen)<br />

- Senkung von i und u vor Nasal (drenken, pont statt drinken, punt)


Einige Kennformen anderer westniederdeutscher Dialekte<br />

Ostfriesisch - Schleswigisch: „Kolonialdialekte“ mit einigen Besonderheiten<br />

z.B. Einheitsplural auf -en: wi lopen, ji lopen, se lopen<br />

(trennt die jüngeren Dialekte Ostfriesisch und Schleswigisch<br />

vom restlichen Westniederdeutschen)<br />

Ostfriesisch: Friesische und niederländische Einflüsse: z.B. h-Pronomina<br />

(hem, hör), Wortschatz: Foon ‚Mädchen‘, Tuun ‚Garten‘ u.a.<br />

Schleswigisch: Dänische (jütische) Einflüsse: z.B. stimmlose Aussprache des<br />

anlautenden s (ßine), Infinitivkonstruktion mit und statt zu (Dat<br />

is nu Tid un plücken Appeln)<br />

Dithmarsisch: z.B. jüm ‚ihr‘ gegenüber holsteinisch ji/ju, guut statt goot,<br />

-li statt -lik (herrli, gruli)


Nordniederdeutsch als „Standardniederdeutsch“?<br />

Nordniederdeutsch: Ostfriesisch + Oldenburgisch + Nordhannoversch<br />

+ Dithmarsisch + Holsteinisch + Schleswigisch<br />

Bestimmung des Nordniederdeutschen ex negativo:<br />

„Was nicht westfälisch und ostfälisch ist, gilt als Nordniederdeutsch.“<br />

(nach Stellmacher 2000, S. 130)<br />

Gemeinsamkeit der nordnd. Dialekte: „Modernität“<br />

- Aufhebung der alten Diphthongierungen (vs. Westfälisch)<br />

- Ausfall des auslautenden -e (vs. Ostfälisch)<br />

Das in den Medien verwendete Platt orientiert sich am Lautstand der<br />

nordniederdeutschen Dialekte.<br />

Sprachausgleich auf nordniederdeutscher Basis?


Die ostniederdeutschen Dialekte (1)<br />

westl.: -(e)t<br />

östl.: -(e)n<br />

nördl.: up dem Feld(e)<br />

südl.: up det/dat Feld<br />

det (außerhalb: dat)<br />

Karte nach Wiesinger (1983, Karte 47.14)


Kennformen der mecklenburgischen Dialekte<br />

Hörbeispiel:<br />

Ausschnitt aus „Ut mine Stromtid“ (1864) von Fritz Reuter (1810-74)<br />

Romanfiguren: Inspektor Bräsig, Lining und Mining Nüssler, Jochen Nüssler, Fru<br />

Nüssler<br />

druwappel = Traubenapfel, kleiner Herrenapfel (eine Apfelsorte)<br />

twäschen = Zwillinge<br />

utschuddert = verwechselt<br />

Merkmale:<br />

- Diminitutivendung -ing: Lining, Mining, Vadding<br />

- Vokalhebung vor r: wier ‚wäre‘, irstgeburt ‚Erstgeburt‘<br />

- Diphthongierung von mnd. ô 1 (= mhd. uo, nhd. u): klauk ‚klug‘,<br />

aber mnd. ô 2 (= mhd. ou/o, nhd. au/o) als Monophthong: ook ‚auch‘, roden<br />

‚roten‘, Noot ‚Not‘, bloot ‚bloß‘<br />

→ dagegen im Nordniederdeutschen: klook = ook = bloot


Einige Kennformen anderer ostniederdeutscher Dialekte<br />

Für alle ostniederdeutschen Dialekte gilt:<br />

Einheitsplural auf -en: wi lopen, ji lopen, se lopen<br />

Vorpommersch: viele Gemeinsamkeiten mit dem Mecklenburgischen<br />

Spezifika: Hiattilgung durch -g- (maigen ‚mähen‘), Kurzvokal<br />

vor -lt (ult statt oolt ‚alt‘), Entwicklung sw > schw (schwîn)<br />

Mittelpommersch:Abgrenzung zum Mecklenburgisch-Vorpommerschen:<br />

Diminutivform -ke, Monophthong bei ô 1 und ^ö 1 (hoot ‚Hut‘,<br />

gröön ‚grün‘), Dativ > Akk. (up dat Feld ‚auf dem Feld‘)<br />

Brandenburgisch: det statt dat ‚das‘, Berch, Kerke usw. statt Barch, Kark ‚Berg,<br />

Kirche‘


Die ostniederdeutschen Dialekte (2)<br />

westl.: mîn ‚mein‘<br />

östl.: mî-e, mî-a<br />

westl.: mî-e, mî-a<br />

östl.: mîn ‚mein‘<br />

westl.: Ø- (lopen)<br />

östl.: je- (jelopen)<br />

Karte nach Wiesinger (1983, Karte 47.14)


Ostniederdeutsche Dialekte im heutigen Polen und Russland<br />

Ostpommersch: Slawische Einflüsse: z.B. Vokalisierung des -n z.B. in Baie<br />

‚Bein‘, mi-e ‚mein‘, Wio ‚Wein‘, Maa ‚Mann‘;<br />

teilweise Vokalisierung des -l z.B. in faia ‚viel‘, füüa ‚faul‘;<br />

teilweise [k] > [tR] z.B. Tschint ‚Kind‘, itsch ‚ich‘<br />

und [g] > [dY] z.B. dYrüt ‚Grütze‘, rüdYe ‚Rücken‘<br />

Niederpreußisch: z.B. Senkung von i, u zu e, o (schep ‚Schiff‘, op ‚auf‘),<br />

Entwicklung von -nd- zu /ŋ/ (Kinger, singen),<br />

Partizip Perfekt mit je- (statt präfixlos): jelope<br />

im Osten: Litauische Einflüsse: z.B. fallende Diphthonge wie in<br />

Seöp [zeəp] ‚Seife‘, deöp [deəp] ‚tief‘<br />

Sprachgeschichte ist zu einem großen Teil auch Sprachkontaktgeschichte.


Literatur zur niederdeutschen Dialektologie<br />

Überblicksdarstellungen:<br />

William Foerste: Geschichte der niederdeutschen Mundarten. In: Deutsche<br />

Philologie im Aufriß. Hrsg. v. Wolfgang Stammler. Bd. 1. Zweite, überarb.<br />

Aufl. Berlin 1957. Sp. 1729-1898.<br />

Dieter Stellmacher: Niederdeutsche Sprache. Zweite, überarb. Aufl. Berlin 2000.<br />

Willy Sanders: Sachsensprache – Hansesprache – Plattdeutsch. Göttingen<br />

1982.<br />

Peter Wiesinger: Die Einteilung der deutschen Dialekte. In: Werner Besch et al.<br />

(Hrsg.): Dialektologie. Ein Handbuch ... Berlin/New York 1983. S. 807-900.<br />

Kurzüberblick:<br />

Ingrid Schröder: Niederdeutsch in der Gegenwart. Sprachgebiet –<br />

Grammatisches – Binnendifferenzierung. In: Dieter Stellmacher (Hrsg.):<br />

Niederdeutsche Sprache und Literatur der Gegenwart. Hildesheim (u.a.)<br />

2004. S. 35-97.


Hörproben:<br />

1)<br />

2)<br />

3)<br />

1) Ruhrdeutsch<br />

Regionale Variation in den hochdeutschen<br />

Sprechvarietäten Norddeutschlands?<br />

kuckense, hasse,daddet<br />

dat, wat<br />

ma, do, au, nich, is<br />

leecht, träächt<br />

aufde hohe Kante,<br />

dat geht im Kopp,<br />

anne Blase<br />

2) Hamburgisch<br />

wågen, getån, sågen<br />

s-peder<br />

die Djungen, dscha<br />

Pabba, füddern, weider<br />

Zaaun, Haause<br />

Kinners, runner<br />

wiederkommen tust<br />

3) Berlinisch<br />

det<br />

zwanzisch, reischlisch<br />

Jottlieb, je-, jaab<br />

rin, uf<br />

een, zwee, abloofen<br />

wißta<br />

ville, knorke


Regionale Variation in den hochdeutschen<br />

Sprechvarietäten Norddeutschlands?<br />

Variation im gesprochenen Standarddeutschen<br />

Werner König: Atlas zur Aussprache des Schriftdeutschen ... (1989)<br />

- 44 Gewährspersonen (Studierende/Hochschulabsolventen)<br />

- Alter 21-29 Jahre, mindestens ein Elternteil mit Abitur<br />

- am jeweiligen Ort geboren und aufgewachsen<br />

Ausgewertete Sprachproben:<br />

- Vorleseaussprache Wortliste (1480 Einzelwörter),<br />

- Vorleseaussprache Minimalpaare (ca. 100 Minimalpaare),<br />

- Vorleseaussprache Einzellaute


Variation im gesprochenen Standard Norddeutschlands


Variation im gesprochenen Standard Norddeutschlands


Variation im gesprochenen Standard Norddeutschlands


Variation im gesprochenen Standard Norddeutschlands


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