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8 reportage Florian Mirlach ist bei einer großen Rechtsschutzversicherung angestellt. Krawatte trägt er nicht gerne. von fünf Absolventen werden Anwälte. 138.104 hat die Deutsche Anwaltskammer dieses Jahr gezählt. Zehn Jahre zuvor waren es 78.810. Arbeitszeit zwölf Stunden – oder mehr Nur wenige finden eine Anstellung wie Franca Detert. Sie arbeitet seit drei Monaten als Associate bei Pöllath +Partners, einer Wirtschaftskanzlei, die in München im exklusiven Gebäudekomplex der Fünf Höfe residiert und in einer Reihe internationaler Rankings erwähnt wird. Pöllath + Partners hat sich auf Unternehmenstransaktionen spezialisiert: Zusammenschlüsse, Abspaltungen, private Beteiligungen. Es geht um Geld, um viel Geld sogar, und deswegen ist auch Franca sehr gut bezahlt. Für den Rechtsanwalt Matthias Bruse entwirft sie Verträge, legt sie ihm vor und spricht sie mit ihm durch. Danach gehen sie zum Mandanten. „Ich entscheide zum ersten Mal im Leben nicht mehr nur für mich, sondern auch für andere“, sagt sie. „Ich bin in der Realität angekommen.“ Vor dem Studium wäre Franca am lieb- sten Botschafterin geworden, aber das war ihr später zu familienfeindlich, wie sie sagt. Ihren Mann, der Zeitsoldat ist, sieht sie jedoch auch jetzt nicht oft. Wenn sie einmal früh Feierabend macht, geht sie um 19 Uhr aus der Kanzlei. Meistens verlässt sie sie um 21 oder 22 Uhr und manchmal auch erst nach Mitternacht – und das, obwohl der nächste Arbeitstag wieder um halb neun beginnt. Ihren Arbeitgeber hat die 28-Jährige, die aus Halle stammt und dort das Grundstudium absolviert hat, bevor sie nach Regensburg wechselte, während eines Praktikums nach dem Studium kennen gelernt. „Ich mochte schon immer Gesellschaftsrecht. Im Gegensatz zum Strafrecht ist es logisch und strukturiert“, sagt sie. Ihr Lebenslauf enthält alles, was sich ein Arbeitgeber wünscht. Sie hat ein Jahr als Au Pair in den Vereinigten Staaten verbracht, ein Jahr in Norwegen studiert und eine Reihe von Praktika gemacht, darunter während des Referendariats eines in einer Kanzlei in St. Petersburg. Und sie hat einen Abschluss, mit dem sie Richterin hätte werden können. Franca Detert vor dem Eingang der Kanzlei Pöllath und Partners, deren Münchner Büros im exklusiven Areal der Fünf Höfe liegen. In Zukunft mit Robe Darauf wartet Caroline Satzl. In drei bis vier Jahren, schätzt Caroline, könnte es so weit sein. Es ist üblich, dass Richter zunächst als Staatsanwälte arbeiten. Ihren Alltag beschreibt sie mit Ironie. „Bei uns geht ein Spruch um: Man muss sich Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen“, sagt sie. Morgens kommt jemand ins Büro und bringt einen Stapel roter Akten, den sie abarbeitet. Die Routine wird einmal pro Woche unterbrochen, wenn die Staatsanwältin vor Gericht steht. Wie es sich anfühlt, Richterin zu sein, hat sie bereits ausprobiert. Zwei Jahre hat sie nach ihrer Promotion als Zivilrichterin auf Probe gearbeitet. Einmal, erinnert sie sich, standen sich ein Sohn und seine über 80 Jahre alte Mutter gegenüber. Sie hatten lange nicht mehr miteinander gesprochen. Es ging um Geld, eine angeblich unrechtmäßige Überweisung, eigentlich aber um verletzte Gefühle. Nach der Verhandlung fielen sich Mutter und Sohn in die Arme und heulten. „Von so einem Erlebnis zehre ich lange“, sagt Caroline.
Text: Bernd Klopfer; Illustration: Eva Hillreiner Nischenprogramm Mehr als 10.000 Juristen strömen Jahr für Jahr auf den Arbeitsmarkt. Mit dem richtigen Spezialwissen finden sie auch ohne Prädikatsexamen einen spannenden Job. Wissensmanagement 2006 E-Commerce-Recht Medizinrecht Immobilienrecht § FOR SALE Darum geht’s Das gibt’s Das brauchst Du Da guckst Du nach Du befasst Dich mit dem Wissen und den Mitarbeiterfertigkeiten, die eine Firma braucht. Du bewertest und ordnest diese Daten, um sie effizienter zu nutzen. Du beschäftigst Dich außerdem mit Systemen und Modellen, wie sich Menschen besser vernetzen können. Vertragsabschlüsse. Das Bürgerliche Gesetzbuch allein hilft Dir aber nicht weiter. Auch Fernabsatzverträge, Vorschriften zum elektronischen Geschäftsverkehr, das Teledienstegesetz und das Markenrecht sind für Dich unerlässlich. Arzthaftung, Honorierungsrecht bei Privatpatienten, Sozialversicherungsrecht, allgemeines Berufsrecht, Röntgenverordnung, Krankenhausrecht, Pharmarecht. Die Immobilienbranche ist im Umbruch: Neben Erwerb, Veräußerung, Verpachtung und Vermietung befasst man sich heute vor allem mit Immobilienfonds, öffentlich-privaten Partnerschaften und Privatisierungen. Du kannst als Knowledge Management Lawyer oder Professional Support Lawyer für Kanzleien arbeiten. In vielen Ländern sind Wissensmanager für Anwälte längst Standard – deutsche Großkanzleien ziehen nach. Die Bezahlung: bis zu 39.000 Euro pro Jahr für Anfänger. Als Computerjurist bist Du gefragt – ob in internationalen Kanzleien, bei E-Shops oder in großen Unternehmen und Organisationen. Zudem bist Du optimal gerüstet, um selbst Onlinehändler zu werden. Drei, zwei, eins... Deins! Immer mehr Patienten trauen sich, Ärzte wegen Kunstfehlern zu verklagen. Auch beim Vertragsarztrecht ergibt sich wegen der Finanzen der gesetzlichen Krankenkassen Arbeit. Das gesamte Gesundheitswesen ändert sich – schlecht für Patienten, gut für Juristen. Du kennst Dich in zukunftsträchtigen Geschäftsfeldern wie Beteiligungskapital bei Immobilien aus. Dir winkt eine Karriere als Berater in Unternehmen, Sozietäten, Banken, Versicherungen,Unternehmensberatungen und im öffentlichen Dienst. Du kennst Dich mit Datenbanken aus und kannst programmieren. Außerdem solltest Du Dich mit Content- Managementsystemen und Methoden wie Mindmapping vertraut machen. Veranstaltungen über Wissensmanagement gibt es bei Pädagogen und Psychologen. Du kennst Dich mit Internet, Vertrieb und Marketing aus. An der Technischen Universität Kaiserlautern kannst Du einen Abschluss in E-Commerce and E-Business erwerben. Passau, München und andere Unis bieten passende Studienschwerpunkte an. Du kannst Dich zum Fachanwalt für Medizinrecht fortbilden – unter anderem beim Deutschen Anwaltsverein und beim Deutschen Anwaltsinstitut. Die meisten Verfahren enden mit einer außergerichtlichen Einigung – Du solltest also verhandeln können. Kenntnisse im Werkvertragsrecht, Mietrecht und öffentlichem Baurecht sind ebenso nützlich wie kaufmännisches Wissen. An der Universität Münster kannst Du Dich für das kostenpflichtigeAufbaustudium Real Estate Law bewerben. www. wissensmangement. net www.e-recht24.de www.juracafe.de www.jurgrad.de service 9
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