Seite 4Ron van Dijk vor einem Gewächshausabschnitt Ein Angestellter säubert die Paprika von Unkraut Ron mit unserem niederländischenBioTropic-Betriebsleiter Ronald VianenGROENLAND – DAS GRÜNE GEWÄCHSHAUSSchon immer BioRon van Dijks Groenland-Hof befindet sich unweitder Stadt Utrecht im Zentrum der Niederlande.In zwei Gewächshäusern wachsen bei ihm Paprika,Ramiro-Paprika und diverse Strauchtomatensortenwie Cocktailtomaten, Romatomaten und Minipflaumentomaten.Seine Gewächshäuser sind in mehrere Einheitenunterteilt, die durch Tore getrennt sind. Damithat er den Vorteil, dass eventuell auftretendePflanzenkrankheiten sich nicht einfach von einerSorte auf die andere verbreiten können. Gleichzeitiglässt sich die Wärme besser im Haus halten,Energie wird gespart. Darüber hinaus sind seineGewächshäuser mit einem isolierenden Energieschirmausgestattet. Sie halten die Wärme imHaus und wirken bei starker Sonnenstrahlungzusätzlich als Schattenspender. Bei Groenlandsind zur Zeit 14 Mitarbeiter in Vollzeit beschäftigt,während der Ernte werden es natürlich etwas mehr.Fragen an RonWarum hast du dich entschiedenbiologisch anzubauen?Geboren und aufgewachsen bin ich auf dem Betriebmeiner Eltern, die selbst schon biologischBilder unten: Ron und Ronald neben demEingangsschild des Betriebes und Arbeitsgerätevon Groenland, welche immer griffbereit hängengewirtschaftet haben. Mir war es daher schnellklar, dass ich Bio-Landwirt werden wollte. Ichmusste also nie umstellen, der Betrieb war immerschon Bio! Manchmal war ich aber auch „neidisch“auf konventionelle Kollegen. Dadurch, dass sieauf viel weniger Dinge achtgeben müssen, ist ihreArbeit oft ein wenig entspannter. Die bei ihnenoft praktizierte Monokultur macht die Arbeit aberauch eintöniger.Wie groß ist dein Betrieb?Wir haben 2 Niederlassungen: Ein Gewächshausin Schalkwijk mit einer Größe von 2,1 ha und einesin Andel mit 1,9 ha. Hinzu kommen 4 ha Freiland.Auf dieser Fläche werden Klee und Luzerne angebaut.Sie finden als Gründünger Verwendung.Was ist besonders an deinem Hof?Mein Vater hat bereits im Jahr 1970 angefangenden Betrieb biologisch zu bewirtschaften und wareiner der ersten Bio-Gewächshausanbauer Europas.Die Farm ist ländlich gelegen und es gibtwenig Einfluss aus Nachbarbetrieben. Die Gefahrvon Krankheiten und Insekten, die auf uns übergreifenkönnten, verringert sich somit.Irgendwann haben wir festgestellt, dass die Höheunseres Gewächshauses in Schalkwijk einfach zuniedrig ist. Die hochwachsenden Tomaten kamenfast bis an die Glasdecke heran. Um mehr Platzzu schaffen und die Luftzirkulation in den Höhenzu verbessern, haben wir das vorhandene Gewächshausum über einen Meter erhöht. Das war technischanspruchsvoll, aber auch eine spannendeSache! Der Nachteil ist nun, dass der Elektrizitätskasten,der vorher auf Augenhöhe war, jetzt nurnoch über eine Leiter erreichbar ist. [lacht]Hast du neben deiner Arbeit als Demeter-Anbauer noch eine andere Tätigkeit?Neben dem Anbau von Demeter-Gemüse arbeiteich auch im Vorstand der niederländischen Bio-Kooperative Nautilus.Wann werden deine Tomaten und Paprikageerntet?Die Ernte fängt Mitte April an und geht bis AnfangDezember. Ende Dezember machen wir eineGroßreinigung – dann wird das Gewächshaus komplettfür die nächste Saison vorbereitet. Im Januarwerden die neuen Pflänzchen eingepflanzt.Hast du eine Lieblingsfrucht, die du anbaustoder eine Lieblingsgericht daraus?Das ist die Strauch-Cocktailtomate. Sie schmecktimmer super! Überhaupt sind die meisten Tomatenesserdavon sehr begeistert.Wie ist das Klima in euerer Gegend und beeinflusstes deine Arbeit?Wir haben normales holländisches Klima mit leichtemEinfluss des Meeres. Es ist manchmal eineHerausforderung, vor allem weil es auch feuchtwerden kann. Dann sind die Pflanzen anfälligerfür Schimmelpilze. Wichtig ist immer eine Luftfeuchtigkeitvon weniger als 85%, auch sollte diePflanze nie länger als acht Stunden am Stück derFeuchtigkeit ausgesetzt sein. Dem entgegenwirkenkann man mit dem Öffnen der Fenster oderwir wärmen die Gewächshäuser durch.Wie ist die Verfügbarkeit von Wasser?Wo kommt es her und wie werden deinePflanzen bewässert?Wir haben ausreichend Regenwasser, aber auchGrabenwasser und einen Brunnen.Die Bewässerung findet mit Hilfe von Sprüh- undTropfensystemen statt. Das spart Wasser.Wie geht ihr mit Schädlingen und Pflanzenkrankheitenum?Ab und zu haben unsere Pflanzen Probleme mitLäusen und Nematoden (Fadenwürmer im Boden).Wir bekämpfen sie mit natürlichen Feinden wiez. B. der Schlupfwespe, die gerne Blattläuse frisst.Und wir versuchen mit resistenteren Pflanzensortenzu arbeiten.Wie hälst du dich auf aktuellem Stand?Ich tausche mich mit anderen Anbauern und beiInfotreffen aus. Dann bekomme ich auch neueEindrücke bei Besuchen anderer Betriebe.Bio-dynamischer Anbau ist immer eine besondereHerausforderung – da kommt man immer wiederdazu sich selbst zu motivieren.Gibt es besondere Planungen für die Zukunft?Wir haben frisch nach Demeter umgestellt unddie Demeter-Präparate diesmal noch zugekauft.Zur nächsten Saison stellen wir sie dann selbsther – das wird spannend! Daneben werden wir inZukunft unsere Ware selbst verpacken. Die nötigenMaschinen dazu haben wir bereits bestellt.Das eröffnet uns ganz neue Möglichkeiten undmehr Kontrolle über die eigene Arbeit.Welche Tiere leben auf deinem Hof?Wir haben einen Hund und eine Katze.Weiter besitzen wir auch Wachteln und Perlhühner.Die Wachteln lassen wir hin und wieder imGewächshaus bei Andel durchlaufen – dort fressensie das Unkraut und Fliegen. Kritisch wurde es,als einmal eine Nachbarskatze zur gleichen Zeitim Gewächshaus gelandet ist – da kam es zu einerganz schönen Unruhe [lacht].Was hat sich für dich mit der bio-dynamischenAnbauweise verändert?Die Dinge werden persönlicher. Ich habe dasGefühl, dass wir tatsächlich für den Endverbraucheranbauen und nicht für irgendeinen anonymenHandel. Die Leute wählen auch gerne bewusstDemeter-Produkte aus. Außerdem arbeiten wirseit der Umstellung durchdachter mit unserenpflanzlichen Düngemitteln. nBild unten:Noch sind sie klein, die Tomatenpflanzen. Im April jedoch wird man sie schon ernten können.
Seite 5GLOBAL ORGANIC NEWSDEMETER BEI NIEUW BONAVENTURADie Spezialität vonLeen-JanDer Familienbetrieb von Leen-Jan Reedijk befindetsich mitten in einem Polder der Provinz Südholland.Die Landschaft dort ist völlig flach –typisch für die Niederlande. Seinen Hof hat ernach dem Polder benannt: Nieuw Bonaventura.Einen direkten Nachbarn hat er nicht, dafür abereinen kleinen staatlich geförderten Wanderwegauf einem Teil seines Grundstücks, den Leen-Jander Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt hat.Seine Betriebsfläche ist etwa 100 ha groß, wobeimehr als 4/5 davon für den Anbau genutzt werden.Probleme mehr.“, grinst er. Die Erde ist gut durchlüftetund der ideale Nährstofflieferant für seinePflanzen. Auch unerwartet heiße Sommer überstehensie. Zugute kommt ihnen auch die Näheder Küste. Die ist zwar immer noch etwa 20 Minutenvon seinem Hof entfernt, aber der Einflussdes milderen Klimas ist spürbar – es sorgt fürweniger Temperaturstress bei den Pflanzen. RegelmäßigeInfotreffen mit anderen Demeter-Bauernbereichern seine eigenen Erfahrungen um neueKenntnisse und sind beim Demeter-Anbau nichtwegzudenken.wieder frischen Chicorée nachzuliefern. Denn erstwenn die Wurzeln ins Warme geholt werden,beginnen sie zu treiben. Sie werden dafür inKästen dicht nebeneinander geschichtet. Eineniedrige Erdschicht, viel Wasser, völlige Dunkelheitund hohe Luftfeuchtigkeit sorgen für eineErnte der Chicorée-Sprösslinge nach gut dreiWochen.Zwei Katzen gehören zum Hof von Nieuw Bonaventura– größere Tiere gibt es dort nicht.Wo bekommt Leen-Jan also den im Bio-Anbauhat uns eine grobe Anleitung mitgegeben, die wirgerne weiterreichen wollen. Ein wenig Experimentierfreudeist bei der Zubereitung gefragt:• Man nehme so viel Chicorée wie man essenmöchte – rote, weiße oder beide Sorten. DenChicorée waschen und in kleine schmale Ringeschneiden. Wer mag, kann die zarten Spitzenzugedeckt zum Garnieren beiseite stellen.• Eine oder mehr Zwiebeln kleingehackt mit etwasButter in der Pfanne glasig werden lassen. DenChicorée dazugeben und kurz mitanschwitzen.Diesen mit etwas Zitronensaft beträufeln, damiter nicht braun wird.Leen-Jan hat sich auf den Chicorée-Anbauspezialisiert, aber auch Kartoffeln und Getreidewerden im Zuge der Fruchtfolge auf seinen Äckernangebaut. Zusammen mit seiner Frau Mieke undeinem kleinen Team von zwei bis drei Leutenbewirtschaftet er den Betrieb – in der Hochsaisonkönnen bis zu 15 Menschen beschäftigt werden.Ab und zu helfen auch seine erwachsenen Söhneaus.Der AnfangNach Abschluss der Agrarschule im Jahr 1979hat Leen-Jan einige Jahre konventionellesGemüse angebaut. Mit der unpersönlichenArbeitsweise war er jedoch nie zufrieden undso war die Umstellung auf den ökologischen Anbauvier Jahre später eine logische Konsequenz.• Gemüsebrühe dazugießen• Die Brühe zusammen mit der Chicoréemasseund ein oder zwei in Stückchen geschnitteneKartoffeln aufkochen. Sie machen später dieSuppe wunderbar sämig. Die Suppe zugedecktbei schwacher Hitze etwa 15 Minuten köchelnlassen.• Danach die Suppe mit einem Stabmixer pürierenund etwa fünf Minuten weiterköcheln lassen.Die Suppe wird je nach Geschmack mit Salz,Pfeffer und Muskat abgeschmeckt.• Als Besonderheit wird die Suppe zusammen mitzuvor in die Suppenteller gelegte Roquefort-Käsestückchen aufgetragen, dazu ein KlecksSahne. Mit den beiseite gelegten Chicorée-Spitzen bestreut servieren und genießen!Der Wechsel war nicht leicht – es tauchten Pflanzenkrankheitenauf, die er nicht einfach oberflächlichmit chemischen Mitteln behandeln konnte.Mit wachen Augen und einem Gespür für dieWechselbeziehungen in der Natur konnte er dieneue Situation Schritt für Schritt in den Griffbekommen. Anfang der neunziger Jahre wechselteer dann zur bio-dynamischen Anbauweise undwurde Demeter-Bauer. Seitdem ist er immer wiedererstaunt über die Lebendigkeit seiner Erde.Sorgsamer UmgangNicht nur systematische Fruchtwechsel sorgenfür einen guten Boden und bremsen gleichzeitigdie Ausbreitung von Krankheiten und Schädlingen.Auch ein sorgsamer Umgang mit der Pflanze undder Erde sorgen für kräftigen Chicorée.Leen-Jan betont, dass das Gemüse die Chancehaben muss regelmäßig und langsam zu wachsen.Trotzdem gibt es immer neue Herausforderungen,die es zu meistern gilt. Irgendwann sahen seinePflanzen plötzlich nicht mehr so kraftvoll aus.Er war ratlos, bis ihm der Zusammenhang mit demBoden klar wurde: Seitdem vermeidet er jedenunnötigen Druck seines Traktors auf den Ackerund fährt nur bestimmte Bahnen auf dem Feld.Auch hat er die Anbaumengen reduziert: Chicorée,Kartoffeln und 50% Klee bestimmen seinen aktuellenAnbauplan. „Jetzt sind die Probleme keineLeen-Jans Sohn Nils bei der Chicoréewurzel-Trennung. Im Hintergrund ganz rechts istLeen-Jan und unser niederländischer Betriebsleiter Ronald Vianen zu sehenWie wird‘s gemacht?Das besondere am Chicorée-Anbau ist, dass ereigentlich zwei Kulturen beinhaltet: Den Wurzelanbauim Freien, dann das Sprossenwachstum inder abgedunkelten Treiberei. Leen-Jan produziertseine Chicorée-Wurzeln natürlich selbst – ehereine Ausnahme. Im Frühling sät er die kleinenSamen in den Freilandacker aus. Der Zeitpunktder Ernte entscheidet über die Qualität derspäteren Sprosse. Den kann man nicht messen,sondern man braucht ein gutes Auge und einebensolches Feingefühl.Im September können bereits die ersten Chicorée-Wurzeln geerntet werden. Zwei Monate spätersind die letzten Wurzeln aus dem Acker verschwunden.Sie kommen alle in ein gekühltesdunkles Lager. Dort können sie mehrere Monateruhen, was Leen-Jan die Möglichkeit gibt, immerwichtigen Stallmist her? Gut, wenn man in einergesunden Gemeinschaft lebt: Ein befreundeterBio-Bauer in der Nähe liefert den Dung, währenddie Bio-Tiere des Bauern vom anfallendenGemüseabfall Leen-Jans profitieren. Es ist einfruchtbares Geben und Nehmen.Der Stolz ist ihm ins Gesicht geschrieben als ererwähnt, wie begeistert die Leute immer wiederüber die Qualität seines Chicorées sind. „Demetermacht einfach mehr Spaß“, sagt er.Es ist noch Suppe daAuf die Frage, ob er denn selbst noch Chicoréeisst, lacht er und verweist auf die Chicoréesuppe,die seine Frau Mieke vor allem an Sonntagen gerneauftischt. Sehr schmackhaft soll sie sein – MiekeVerwendung vonChicoréeBeim Einkaufen sollte darauf geachtet werden,daß die Chicorée-Blätter frisch und knackig aussehen.Der Spross sollte leicht gelblich bzw. rot,höchstens zartgrün sein. Wird der Chicorée zulange dem Licht ausgesetzt, verfärbt er sich grünund schmeckt unangenehm bitter.Chicorée kann roh als Salat, gedünstet oder leichtangebraten gegessen werden. Wichtig ist, dassder bittere Strunk herausgeschnitten wird.Soll der generell leichte Bittergeschmack vonChicorée gemildert werden, kann er vor derWeiterverwendung etwa 5 Minuten in lauwarmesWasser gelegt werden.Die Lagerung zu Hause erfolgt am besten kühlund dunkel – z. B. im Gemüsefach des Kühlschranks.So bleibt der Chicorée mindestens1 Woche haltbar. nIn der Treiberei kommen die zarten Chicorée-Knospen zum VorscheinLeen-Jan vor seinem BetriebsgebäudeDie Landschaft bei Nieuw Bonaventuraim WinterEine Mitarbeiterin von Bonaventura beim Säuberndes Chicorées, bevor dieser verpackt wird