Seite 6Mitarbeiter der Fincas beim Anrühreneines bio-dynamischen SpritzpräparatesAusbringung von KompostDEMETER IN DEN TROPENDEMETER MADE INARGENTINIENMilagros machtDemeter-BananenDer Anthroposoph Rudolf Steiner hatte damalswohl kaum an die Dominikanische Republik gedacht,als er 1924 beschrieb wie aktivierendebiologische Präparate herzustellen sind. NoelBueno, der Betriebsleiter der Demeter-FincasDoña Gisela und Cabuyera, muss sich dahermanche Zutaten für die Demeter-Präparate ausden USA schicken lassen. Erst dann kann erbeispielsweise das Präparat mit der Nummer 5<strong>06</strong>,dessen Hauptbestandteil der Löwenzahn ist,zubereiten und dem Kompost beimengen.Seit 10 Jahren im Bio-Anbau tätig, ist Noel Buenonicht nur für die Anbauplanung der Fincaszuständig, er ist auch der Ansprechpartner, wennes um die Herstellung, Lagerung und Ausbringungder Präparate-Hilfsmittel geht.Das Grundstück in den zentralen Ausläufern derGebirgskette Cordillera Central wurde 2008 nichtzufällig als zukünftige Demeter-Plantage ausgewählt.Ursprünglich befand sich an der Stelle derheutigen Fincas eine Weidefläche für Vieh. Nutzpflanzenwurden dort nie angebaut. Auch befindensich keine konventionell arbeitenden Nachbarnin der Nähe, von denen unerwünschtesMaterial auf die heute bio-dynamisch angebautenBananen geweht werden könnte. Eine gute Voraussetzungalso für einen von vornherein gesundenBoden.Auf derzeit etwa 50 ha wachsen dort Bananen,die nach strengen bio-dynamischen Richtlinienangebaut werden. 11 ha sind für die obligatorischenTiere auf einem Demeterbetrieb reserviert.Im Fall von Milagros sind das Kühe, die für denMist sorgen, der später als Dünger im Kompostund auch in den Präparaten Verwendung findet.Vieles auf den Fincas kann verwertet und so ineinen geschlossenen Kreislauf gebracht werden:ob es Kuhmist, Bananenabfälle wie alte StengelGrüne Demeter-Bananen fertig zum Transportoder Grünschnitt ist. Demeter steht für eine nachhaltigeLandwirtschaftsmethode. Eine Besonderheitist die eigene Herstellung von Humus, welcherspäter zusätzlich den Boden und dieBananenpflanze stärkt. Der vorbeugende Pflanzenschutzist einer der Kernpfeiler für ein gesundesWachstum, denn eine spätere Bekämpfungvon Krankheiten mit natürlichen Pflanzenschutzmittelnist vor allem im Demeter-Anbau eingeschränkt.15 Mitarbeiter arbeiten auf den Demeter-Plantagen.Beim Demeter-Einführungskurs waren alle dabei– auch Volker Schmidt, unser Agrar-Ingenieur inder Dominikanischen Republik. Ein anerkannterDemeter-Berater wurde auf die Finca bestellt, umden zukünftigen Demeter-Anbauern die Philosophieund praktische Anwendung der bio-dynamischenLandwirtschaft näherzubringen. Unter derAnleitung des Beraters bekam zudem jeder dieGelegenheit ein Präparat anzurühren und erstedirekte Kontakte zur praktischen Demeter-Arbeitsweise zu bekommen.Anders als in Europa, ist die bio-dynamischeAnbauweise in der Dominikanischen Republiknoch eine echte Pionierarbeit. Auf der Insel gibtes nur wenige nach Demeter-Richtlinien arbeitendeBauern. Deren Anbaugebiete liegen unterUmständen weit voneinander entfernt, dazu werdenin ihrer Physiologie unterschiedlicheKulturpflanzen wie Kaffee oder Bananen angebaut.Ein umfangreicher Austausch in Hinsichtauf Erfahrungen und Tipps untereinander istjedoch wichtig – Noel Bueno hat daher einenDemeter-Kakaoproduzenten besucht und sichdort neue Anreize für das heimische Bananenprojektgeholt. Für ihn ist es eine Herausforderungdie Demeter-Richtlinien anzuwenden, sie abergleichzeitig der tropischen Umgebung anzupassen.Das Klima in den Tropen und die örtlichenVerhältnisse geben den bio-dynamischen ImpulsenRudolf Steiners eine eigene besondere Note.nAuf natürliche Artund WeiseRaul Lainos Plantage ist Teil eines Zusammenschlussesmehrerer im Tal des Río Negro gelegenerObstanbau-Betriebe. Sein Hauptgeschäft sindÄpfel und Birnen für den Export. Manche seinerBäume sind bis zu 86 Jahre alt, der Großteil istjedoch bedeutend jünger. Um die 31 ha werdennach Demeter-Richtlinien bearbeitet, 15 ha sindnoch in Umstellung. Die Plantage bietet Arbeitsplätzefür bis zu 12 Menschen.Raul ist jetzt 57 Jahre alt und immer wiederoffen für neue Ideen. Jahrelang hatte er als konventionellerAnbauer gearbeitet, bis einer seinerPartner vom biologischen Anbau hörte und ihnals Grundlage für seinen Betrieb übernahm.Raul zeigte Interesse, denn er stellte fest, dass erinzwischen immer mehr Dünger ausbringen musste,um gleiche Erträge zu erhalten. Er zog nachund begann seine Flächen biologisch zu bewirtschaften.Mittlerweile ist er seit 15 Jahren biologischzertifiziert. Seit 2 Jahren arbeitet er nachden Richtlinien von Demeter.Der Anfang war nicht einfach und die Gemeinschaftmusste oft umdenken. Keiner war mit derPraxis des Bio-Anbaus richtig vertraut und soholten sie Hilfe von außerhalb. Sie stellten einenAgrarwissenschaftler ein, der sie in allen FragenEUROPACHILEBOLIVIENSaltaberaten konnte. Einige der neuen Arbeitsweisenwaren den vorherigen gar nicht unähnlich.Beispielsweise beobachteten sie die Pflanzen undihre Entwicklung und richteten danach ihre Bewässerungaus. Der Boden und die Bäume wurdennur dann versorgt, wenn sie es nötig hatten, nichtnach einem festgelegten Plan – eine typischebiologische Arbeitsmethode.Das Bewirtschaftungskonzept ist den klimatischenBedingungen um den Río Negro angepasst:Dort ist es eher trocken mit geringem Niederschlag.Dagegen sorgt der in der Gegend typischeFrost im Frühling und starke Winde für immerneue Herausforderungen. Um die Bodenfruchtbarkeitzu erhalten, wird in regelmäßigen Abständenselbst hergestellter Kompost auf den Flächenverteilt. Dafür werden auf den Plantagen Gänse,Enten und Schafe gehalten.Als starke Gemeinschaft konnten die Betriebevor einigen Jahren moderne Maschinen für ihreVerpackungs- und Lagerhalle besorgen. Sie bekamendamit die Möglichkeit ihr Geschäft auszuweitenund in den Export einzusteigen.Den Entschluss bio-dynamisch zu wirtschaftenhat Raul Laino nicht bereut. Er ist sich sicher,dass die Balance, die inzwischen auf den Plantagenherrscht, nicht nur den Betrieb und die Umweltpositiv fördert, sondern auch dem Verbraucherzugute kommt. nCórdobaRosarioMendozaRío NegroNeuquénPARAGUAYBuenos AiresARGENTINIENComodoroRivadaviaEl SaladoBRASILIENMar del PlataURUGUAYARGENTINIEN
Seite 7GLOBAL ORGANIC NEWSGroße Holzkiste voller Demeter-ÄpfelTransportbereite Apfelkisten von „Te Koha“Erin (links) mit Mitarbeiterin auf „Te Koha“Bio-dynamische Präparate lagern in der ErdeERIN UND CLARE PACKEN ES ANWie ein GeschenkIn der Sprache der Maori steht „Te Koha“ freiübersetzt für „Geschenk“. Erin Simpson und ClareBuckner fanden, dass das in jeglicher Hinsichtein passender Name für ihre Obstplantage ist.Der gebürtige Neuseeländer Erin Simpson warberuflich in Großbritannien unterwegs, als erdort seine spätere Frau Clare Buckner traf. Beidehatten bereits jahrelang Erfahrungen im Gartenbauund in der Landwirtschaft gesammelt, als siees wagten zusammen nach Neuseeland zu ziehen.Dort vereinten sie ihr Geschick und Wissen undübernahmen die „Te Koha“-Plantage, die damalsbereits zwei Jahre biologisch bewirtschaftetwurde. Das war vor zehn Jahren. Seit acht Jahrenarbeiten Erin und Clare nach Demeter-Richtlinien.„Te Koha“ liegt auf der Nordinsel von Neuseeland,in der sonnendurchfluteten Region derHawkes Bay. Der Betrieb ist in zwei Obstplantagenunterteilt: Die „Te Koha“- und die „Shiloh“-Obstgärten. Mit 15 ha ist „Te Koha“ die größereder beiden. Auf ihr werden hauptsächlich fünfApfelsorten angebaut: Royal Gala, Braeburn, Fuji,Granny Smith und Red Delicious. Auf der 5 ha großenShiloh-Plantage wachsen ebenfalls Demeter-zertifizierteÄpfel, darüber hinaus Pflaumen und Birnen.Dort befindet sich auch die Weide für ihre Kühe.Auf den Plantagen wachsen viele einheimischeBäume und Sträucher. Sie wurden als Schattenspenderund Refugium für die Mitarbeiter undHoftiere gepflanzt. Nebenbei sind sie ein idealerLebensraum für Insekten und Vögel. Auch dieBodenvegetation besteht aus den unterschiedlichstenPflanzen. Manche wachsen wild, anderekontrolliert: Beispielsweise wurden im letztenJahr in Teilen der Plantagen Chicorée undBeinwell-Kräuter gepflanzt – sie lockern die Erdeauf und unterstützen die schonende Versickerungvon Regenwasser. Einer möglichen Bodenerosionwird entgegengewirkt.Eine eigene Atmosphäre entsteht durch diejährlich eintreffenden saisonalen Helfer in denObstgärten, viele „Backpacker“ sind dabei. Siekommen aus der ganzen Welt und sorgen fürinternationales Flair auf „Te Koha“. Erin und Clareschätzen die dann fast familiäre Stimmung, diesich bei der gemeinsamen Arbeit einstellt.Fragen an ErinWarum hast du dich entschiedenbiologisch anzubauen?Ich habe jahrelang im konventionellen Gartenbaugearbeitet. Mit der Zeit wurde mir allmählichbewusst wie viele unnötige chemische Mittel aufPflanzen und Boden angewendet werden. Vieledieser Substanzen haben wirklich negative Folgenfür den Menschen und unseren Planeten.Was war besonders schwierig als ihr angefangenhabt, den Hof nach Demeter-Richtlinien zu bearbeiten?Eigentlich nur die Entscheidung es überhauptzu tun.Was ist das Besondere an eurer Plantage?Die Plantagen werden nun seit über 12 Jahrenbio-dynamisch bearbeitet. Wir stellen erfreut fest,dass sich in dieser Zeit die Flora und Fauna beiuns ganz offensichtlich vervielfältigt hat.Welche Früchte baut ihr an?Unsere Demeter-Äpfel sind das wichtigste Exportgut.Für den heimischen Markt bauen wir Kürbisse,Pflaumen, Birnen, Erd- und Brombeeren, Knoblauchund Feijoas nach Demeter-Richtlinien an.Feijoas sind eine in Neuseeland beliebte subtropischeFrucht, die wie eine Kiwi gegessen werdenkann. Sie findet sich im neuseeländischen Handelauch in Joghurts, als Aufstrich und als Saftwieder. Neben den Hauptapfelsorten wachsen beiuns auch alte europäische Sorten – sie sindmeistens resistenter gegen Krankheiten undvielleicht finden wir einmal eine Sorte, die manauch kommerziell vermarkten kann. Viele unsererProdukte verkaufen wir in unserem Hofladen.Wann findet die Ernte statt?Mit den Pflaumen und den Beeren fangen wir imNovember an. Im Februar geht es mit den Äpfelnund Kürbissen weiter. Mitte Mai sind wir dann mitder gesamten Ernte fertig.Hast du eine Lieblingsfrucht, die du anbaustoder eine Lieblingsgericht daraus?Unser eigenproduzierter Apfelsaft schmeckt sehrgut. Manche behaupten, er sei der Beste auf diesemPlaneten. Wenn wir ausreichend Kapazitätenbesitzen, stellen wir auch gerne Apfelsäfte ausjeweils einer Sorte her.Welche eurer Früchte laufen besonders gutim Handel?Das wechselt im Laufe des Jahres. Zur Zeit sinddie Beeren gefragt. Wir erwarten, dass im Februarder Royal Gala-Apfel beliebt sein wird. Danachwill dann jeder die Apfel-Spätsorten wie Braeburnoder Granny Smith.Wie ist das Klima in euerer Gegend und beeinflusstes eure Arbeit?Wir sind mit idealem Anbau-Klima für Obst undGemüse gesegnet. Die Hawkes Bay hat viele Sonnentage,besitzt aber auch genau die richtigenausgleichenden kühlen Temperaturen im Winter.Wie ist die Verfügbarkeit von Wasser?Wo kommt es her und wie werden eurePflanzen bewässert?Wir verfügen über mehr als genug Wasservorrätein unserer Region: entweder aus Flüssen oder vomGrundwasser gespeist. Gleichzeitig reguliert unserGemeinderat die Bewässerung und stellt einesparsame Nutzung sicher. Dann verwenden wirausschließlich Sprinkleranlagen. Sie gewährleisteneine vollständige Wasseraufnahme des Bodens,verwenden dafür aber nur so viel Wasser wie absolutnötig. Unser Bewässerungssystem ist durchfeuchtigkeitsmessende Sonden mit der Erde verbunden.Oft genug müssen wir aber noch denguten alten Spaten benutzen, um zu beurteilen,ob das Erdreich genügend Feuchtigkeit enthält.Wie geht ihr mit Schädlingen und Pflanzenkrankheitenum?Vorsorglich versorgen wir unseren Boden grundsätzlichmit bio-dynamischen Präparaten. Siestärken das Bodensystem. Im nächsten Schrittbeobachten wir die Pflanze durch die Jahreszeithindurch, damit wir abschätzen können, wannund ob sie überhaupt unseren Eingriff nötig hat.Eine besondere Herausforderung ist der Apfelschorf,der die optische Qualität der Äpfelbeeinträchtigt. Im ökologischen Landbau dürfenwir bei drohenden Anzeichen vorbeugend dieApfelbäume mit geringen Dosen des Schwefelmineralsbehandeln.Wie viele Mitarbeiter beschäftigt ihr?Bei uns arbeiten drei Vollzeitbeschäftigte.Von November bis April beschäftigen wir bis zu15 Leute aus aller Welt. Ihre Hilfe benötigen wirbei der Ausdünnung der Apfelblüten und natürlichbei der Ernte. Dann gibt es noch die sogenannten„Wwoofers“ (= willing workers on organic farms).Das sind freiwillige Helfer, die das ganze Jahrüber bei uns beschäftigt sein können.Gibt es besondere Planungen für die Zukunft?Wir haben gute Aussichten, denke ich. Viele Verbraucherhaben jedoch noch nicht verstanden,dass die Produktion von herausragenden Früchtenwie wir sie anbieten, für uns als Anbauer auch mitviel Mühe und Kosten verbunden ist. Sobald sichdie Gelegenheit bietet, wollen wir unsere Produktionerweitern und weitere Sorten auf unserenPlantagen anbauen. Dann hätten wir einengrößeren Vorteil auf den heimischen Markt undkönnten mehr absetzen.Welche Tiere leben auf deinem Hof?Wir haben Kühe, die Dung für unsere Präparateund den Kompost liefern. Hühner versorgen unsmit Eiern und Fleisch. Dann haben wir eine Ziege,die dafür sorgt, dass die Brombeeren auf unseremHof sich nicht wie verrückt ausbreiten. Sie isstsie dann einfach auf.Was hat sich für euch mit der bio-dynamischenAnbauweise verändert?Wir haben tatsächlich einige Änderungen festgestellt,seit wir die Präparate in Verwendung haben.Beispielsweise sind manche der unerwünschtenProblempflanzen von unseren Plantagen verschwunden.Die größte Veränderung ist vielleichtin uns selbst vorgegangen. Mehr Mut zur Vielfaltund alle damit verbundenen Vorteile der Nachhaltigkeitsowie auch in finanzieller Hinsicht.Außerdem lehrt dich die bio-dynamische Anbauweisedem zu vertrauen, was das beste für deineErde ist und nicht einfach nur die Arbeit derAnderen unreflektiert zu kopieren. n