kunstGeschichte - Gerda Henkel Stiftung
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MessexPeriMent »sabLoneta QuaDrata«.<br />
ein Messtechnisches exPeriMent Der<br />
Praktischen bauGeschichte unter<br />
einbeziehunG Der historischen QueLLen<br />
zu kunst unD technik Der staDtPLanunG<br />
uM Die Mitte Des 16. JahrhunDerts<br />
sabbioneta. Piazza Ducale in der Morgensonne.<br />
am Geburtstag des stadtgründers (6. Dezember<br />
nach julianischem kalender) scheint die sonne<br />
flach und tief in die ahnengalerie auf der Mittelachse<br />
des Palastes.<br />
Palazzo Ducale. auf der hauptachse des Palastes<br />
und in richtung des sonnenaufgangs ist die sonne<br />
in der halbkuppel über der tür zur ahnengalerie<br />
abgebildet.<br />
Leiter Prof. Dr.-ing. Jan Pieper<br />
institution rheinisch-westfälische technische hochschule aachen, fakultät für<br />
architektur, Lehrstuhl für baugeschichte und Denkmalpflege<br />
förDerunG forschungsprojekt | Die <strong>Gerda</strong> henkel stiftung unterstützt das Projekt<br />
durch die Übernahme von Personal-, reise- und sachkosten.<br />
neu bewilligt<br />
Sabbioneta, die 1554 gegründete Residenzstadt des Herzogs Vespasiano Gonzaga<br />
(1531 – 1591), gilt in der Baugeschichte als eine der wichtigsten und am besten erhaltenen<br />
Idealstädte der späten italienischen Renaissance. Sabbioneta wurde ohne<br />
Rücksicht auf älteren Baubestand angelegt und ganz nach neuitalienischer Manier<br />
befestigt. Die kompromisslose Modernität im Äußeren und das rigorose Orthogonalraster<br />
der Straßen und Plätze im Inneren lassen die Stadt als eine »Idealstadt« des<br />
16. Jahrhunderts erscheinen, bei deren Errichtung die Stadtbautheorien jener Zeit<br />
konsequente Umsetzung fanden. Während die Entstehungsumstände Sabbionetas,<br />
das Bauprogramm und einzelne Bauwerke vergleichsweise gut erforscht sind, herrscht<br />
Unklarheit über die Ursachen für die scheinbar ganz unregelmäßig angelegten äußeren<br />
Konturen des Stadtplans. Ebenso wenig erschließt sich der Forschung die innere<br />
Grundrissfigur der Straßen und Plätze, deren Rasterachsen gegenüber den Hauptrichtungen<br />
der äußeren Konfiguration des Festungsgürtels merkwürdig verdreht sind.<br />
Ziel eines Forschungsprojekts unter der Leitung von Prof. Dr.Ing. Jan Pieper ist<br />
es, die historische Stadtanlage von Sabbioneta vollständig zu rekonstruieren. Leitfaden<br />
der geplanten Untersuchung ist die bau und messtechnische Praxis der Entstehungszeit<br />
mit dem Ziel, eine weit in die Landschaft ausgreifende Bauaufgabe wie<br />
die Gründung einer Idealstadt, die von ihren Erbauern aus dem Nichts nach antikem<br />
Planschema und moderner Befestigungstechnik konzipiert wurde, geschichtlich wie<br />
bauhistorisch neu zu bewerten. Erste Voruntersuchungen ergaben, dass das Grundgerüst<br />
der neu angelegten Planstadt auf die Anwendung antikrömischer Vermessungsmethoden<br />
zurückzuführen ist, und dass auch die Ausrichtung des Straßenrasters<br />
im Inneren mit einem Rückgriff auf die kaiserzeitliche Planungspraxis erklärt werden<br />
kann. Auf der Grundlage dieser Arbeiten vermutet Prof. Pieper, dass die Hauptachse<br />
Sabbionetas auf den Sonnenaufgang am Geburtstag des Stadtgründers hin orientiert<br />
wurde.<br />
Im Rahmen des Projekts sollen in einem ersten Schritt die zeitgenössischen Quellen<br />
ausgewertet werden. Zur Vorbereitung des konkreten Messexperiments werden innerhalb<br />
der Stadt die Bauvolumina der Hauptgebäude und die noch vorhandenen,<br />
vor Baubeginn auf die Ecken der Baublöcke gesetzten, oft mehrere Meter hohen Ecksteine<br />
aufgemessen und in ihren räumlichen Koordinaten erfasst. Außerhalb der Stadt<br />
soll der Umriss des Festungsgürtels mit Bastionen und Kurtinen erschlossen werden,<br />
so dass zum ersten Mal Stadt und Festung gemeinsam dokumentiert werden können.<br />
Im zweiten Schritt sollen die Ergebnisse moderner Messtechniken und historischer<br />
Quellenforschung in die Rekonstruktion der zeitgenössischen Planungsgrundlage einfließen.<br />
Neben der Erstellung des Stadtplans von Sabbioneta werden in dieser Projektphase<br />
auch historische Messapparate nach Vorlagen aus den Sammlungen der<br />
Museen und den Angaben in den schriftlichen Quellen nachgebaut. In einem dritten<br />
Schritt wird schließlich die Maßordnung Sabbionetas zusammen mit den Konturen<br />
der Straßen und Plätze, der wichtigsten Gebäude und der Festungsanlage unter Anwendung<br />
der historischen Messmethoden und Geräte abgesteckt.