kunstGeschichte - Gerda Henkel Stiftung
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die veranschaulichen sollen, wie Wirklichkeit im postgeno zidalen Ruanda konstruiert<br />
wird und entweder die Bewältigung der Vergangenheit oder die Fortsetzung von<br />
Konflikten unterstützt. Darüber hinaus sollen auch Regierungssymbole und andere<br />
Aspekte materieller Kultur einbezogen werden, die nach dem Völkermord eine Funktion<br />
kollektiver Erinnerung erfüllen oder gesellschaftliche Ideale visualisieren. Frau<br />
Dahlmanns beabsichtigt insbesondere die Gestaltung von Körperlichkeit in den Blick<br />
zu nehmen, weil sich in der ruandischen Geschichte seit der Kolonisation und mit der<br />
Einführung der Rassenlehre Differenzvorstellungen in besonderem Maße auf Körperattribute<br />
bezogen, die den Unterschied zwischen Hutu und Tutsi verdeutlichen<br />
sollten. Zudem untersucht sie die Darstellungen auf Bezüge zur traditionellen ruandischen<br />
Kultur und zur vorkolonialen Geschichte, da diese Aspekte für die Formierung<br />
von Einheits oder Differenzvorstellungen relevant zu sein schienen.<br />
Während die Rückbesinnung auf die eigene Kultur als Ausweg aus sozialen Krisen<br />
in den letzten Jahren in der Forschung mehrfach beschrieben worden ist, wurde<br />
bislang für die postkolonialen Staaten Afrikas nur selten untersucht, welche Vorstellungen<br />
von Geschichte und Kultur es gibt, wie diese auf unterschiedlichen gesellschaftlichen<br />
Ebenen verändert werden und welche Bedeutung dies für neu entstehende<br />
Identitäten hat. Ziel des interdisziplinär angelegten Dissertationsvorhabens ist es<br />
daher auch, zu fragen, wie Vorstellungen von Einheit und Differenz zur ruandischen<br />
Kultur und Geschichte in Beziehung stehen und wie sie in bildlichen Darstellungen<br />
und Inszenierungen dazu beitragen, Identitäten Ausdruck zu verleihen und diese zu<br />
stabilisieren oder zu verändern. Unter Berücksichtigung von Ansätzen aus den Performance-<br />
und Visual Culture-Studies für die Friedens und Konfliktforschung möchte<br />
Frau Dahlmanns am Beispiel Ruanda konkret aufzeigen, wie mentale, mediatisierte<br />
und inszenierte »Bilder« Teil gesellschaftlicher Transformationsprozesse sind und<br />
Konflikte und Versöhnungsprozesse mitgestalten.<br />
infamie d’un Peuple, Mischtechnik, 2007. Gemälde<br />
des ruandischen künstlers epa binamungu, Gewinner<br />
des ruandischen kunstfriedenspreises. Das bild<br />
zeigt den Völkermord: Leichen, im hintergrund die<br />
Mörder als schattengestalten und blauhelmsoldaten,<br />
die der szene den rücken zukehren.<br />
Gemeinsames trinken aus einem krug mit sorghobier<br />
– eine ruandische tradition, die mit gesellschaftlicher<br />
Verbundenheit assoziiert wird. Das<br />
ritual wird seit dem ende des Genozids zur politischen<br />
inszenierung von einheit genutzt.<br />
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