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wissenswert - Wohnungsgenossenschaft "Karl Marx" Potsdam eG

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www.wgkarlmarx.de<br />

4/2009<br />

aus dem inhalt<br />

REISEBERICHT –<br />

am 4.September waren<br />

zahlreiche Genossen -<br />

schafter mit einem Bus<br />

auf Spurensuche nach<br />

der 55 bei der <strong>Karl</strong><br />

Marx. SEITE 2<br />

IM TREPPENHAUS<br />

haben sich in den letzten<br />

Jahren einige Dinge<br />

verändert. Manche<br />

putzen, andere lassen<br />

putzen. Eine Bestands -<br />

auf nahme. SEITE 4<br />

DREWITZ segelt oft<br />

im Windschatten der<br />

anderen Wohngebiete.<br />

Jetzt soll sich aber mit<br />

frischem Wind und<br />

neuen Ideen einiges<br />

ändern. SEITE 9<br />

NOTFALLNUMMERN<br />

bei Havarien:<br />

Firma Wärme und Bäder, Boris<br />

Hartl 0331 5810784 /<br />

0160 5810700<br />

Bei Störungen des Fernseh- und<br />

Rundfunkempfangs: Firma<br />

telecolumbus 0800 5223588<br />

KM<br />

Feiern mit Weltmeistern<br />

Am 12. September steigt auf dem Johannes-Kepler-Platz der 5. <strong>Potsdam</strong>er Genossenschaftstag<br />

Hoffentlich haben Sie sich den 12. September frei -<br />

ge halten. Denn an diesem Samstag gibt es gleich<br />

zwei Anlässe zum Feiern – den 5. <strong>Potsdam</strong>er Ge nossenschaftstag<br />

und das traditionelle Sternfest. Beide,<br />

die <strong>Karl</strong> Marx als Mitgastgeber des Genossen -<br />

schaftstages und das Lokale Bündnis für Familie<br />

Stern Drewitz/Kirchsteigfeld machen erstmals gemeinsame<br />

Sache und laden ab 14 Uhr auf den<br />

J.-Kepler-Platz. Und es lohnt sich vorbeizuschauen.<br />

Handgemachte Musik, Artistik auf der Halfpipe,<br />

gekonnter Breakdance, Kabarett, waghalsige Roll -<br />

schuh manöver, Riesenkletterwand – Unterhaltung<br />

ist garantiert. Traditionell wird das Fest vom<br />

<strong>Potsdam</strong>er Fanfarenzug mit Umzug und Platz -<br />

konzert eröffnet. Und auf der Bühne sind nicht nur<br />

Profis zu bewundern. „Peter und die fliegenden<br />

Stadtpiraten“ vom Kindertreff am Stern etwa zeigen<br />

zu rasanten Trommelrhythmen akrobatische<br />

Figuren. In „Kathleens lustiger Hundeschule“ üben<br />

Das <strong>Potsdam</strong>-Magazin<br />

der <strong>Wohnungsgenossenschaft</strong><br />

KARL MARX<br />

sich acht Hunde als ABC-Schützen. Oder die<br />

<strong>Potsdam</strong>er Tanzgruppe „LeftfootRokkaZ“ , die vom<br />

6-fachen Weltmeister im HipHop Sven Seeger trainiert<br />

wird, tanzt so gut wie alles von Streetdance bis<br />

Walzer. Am Abend findet das Fest mit Livemusik<br />

der „Berliner Music Factory“ langsam seinen<br />

Ausklang. Den strahlenden Schlusspunkt setzt um<br />

21 Uhr das obligatorische Feuerwerk. So viel zum<br />

Programm. Aber was wäre der Genossenschaftstag<br />

ohne sein Spendenbarometer. Das wird nicht nur<br />

von den acht <strong>Wohnungsgenossenschaft</strong>en, den<br />

Veran staltern des Festes, zum Steigen gebracht.<br />

Auch die Einnahmen aus der Tombola, bei der übrigens<br />

jedes Los gewinnt, fließen mit ein. Über den<br />

Erlös können sich gleich vier Einrichtungen aus<br />

dem Wohngebiet freuen. In diesem Jahr werden das<br />

Kinderheim "Am Stern", der Kindertreff am Stern,<br />

das Eltern-Kind-Zentrum in der Kita "Pfiffikus" und<br />

der Jugendclub 18 unterstützt.


(H)AUSBLICK<br />

Geburtstag im Bus<br />

Zu ihrem 55. ging die <strong>Karl</strong> Marx mit Gleichaltrigen auf Bustour<br />

Mit allen knapp 7.000 Mit glie -<br />

dern gemeinsam das 55. Jubi -<br />

läum feiern, hätte in diesem Jahr<br />

nicht nur den Rahmen, sondern<br />

auch das Budget der <strong>Karl</strong> Marx<br />

gesprengt. Also wurden stellvertretend<br />

alle Mitglieder aus den<br />

Häusern mit der Nummer 55<br />

sowie alle 55er Geburtstags-Jubi -<br />

lare zur Busrundfahrt eingeladen.<br />

Die Gäste saßen nicht an einer<br />

Kaffeetafel, sondern begaben<br />

sich gemeinsam Anfang Septem -<br />

ber auf eine Bustour, die quer<br />

durch die Bestände führte. Halte -<br />

punkte waren – wie sollte es anders<br />

sein – immer die Nummern<br />

2<br />

55. Start war an der Saarmunder<br />

Straße 2-4, sozusagen auf freiem<br />

Feld. Spätestens in einem halben<br />

Jahr dürfte es hier mit dem<br />

Wildwuchs vorbei sein. Denn<br />

Anfang 2010 startet die <strong>Karl</strong><br />

Marx in der Waldstadt ihr erstes<br />

großes Neubauprojekt seit Jahren<br />

– die neue Geschäftsstelle sowie<br />

68 Wohnungen, alle ohne Stufen<br />

und mit großzügigen Balkonen,<br />

entstehen an dieser Adresse,<br />

informierte Vorstands vorsitzen -<br />

der Ulf Hahn. Der nächste Punkt<br />

der Tour lag im Kiefern ring, der<br />

vor 30 Jahren entstand. Der<br />

Nummer 55 kann man ihr Alter<br />

Impressionen von der Bustour<br />

D en 84-Meter hohen Heilig-<br />

Geist-Turm zu besteigen war<br />

schon eine kleine Heraus -<br />

forderung, für die alle mit<br />

einem imposanten Blick über<br />

die Stadt belohnt wurden. Und<br />

jeder war auf der Suche nach<br />

seinem Haus.<br />

Günter von Knobelsdorff kennt<br />

den Heilig-Geist-Turm gut.<br />

Als das Haus vor 12 Jahren<br />

wieder aufgebaut wurde, war er<br />

für die Malerarbeiten zuständig.<br />

Der 55-Jährige stattet dem<br />

Turm-Cafe regelmäßig einen<br />

Besuch ab.<br />

ansehen, aber nicht mehr lange.<br />

2010 wird der Fünfgeschosser<br />

saniert und wie die Häuser in der<br />

Nachbarschaft strahlen. Nächster<br />

Halt war der Stadtrand 55 in<br />

Waldstadt I. Heute kaum vorzustellen,<br />

dass hier die <strong>Karl</strong> Marx<br />

vor zehn Jahren noch Ver -<br />

mietungs pro bleme hatte. Mit der<br />

Rekon struktion 2002 entstanden<br />

neue Grundrisse, Wohnungen<br />

mit großzügigen Bädern und<br />

Wohn küchen sowie Mieter -<br />

gärten. Und solche Wohnungen<br />

sind gefragt. Das kann sich<br />

Grazyna Nenn haus, eine der<br />

Jubilare, gut vorstellen. „Die<br />

Waldstadt gefällt mir ausnehmend<br />

gut. Diesen Kiez kenne ich<br />

eigentlich gar nicht“. Trotzdem,<br />

aus Zentrum Ost, wo sie seit 13<br />

Jahren zu Hause ist, würde sie<br />

nicht wegziehen. „Es liegt zentraler.“<br />

Der Erlenhof 55, Am<br />

Schlaatz, die nächste Station,<br />

folgt aus städtebaulicher Sicht,<br />

20 Jahre später. Gut 1.000 Woh -<br />

nungen hat die <strong>Karl</strong> Marx in<br />

diesem Wohn ge biet, „unsere sind<br />

an den schönen neuen Balkonen<br />

zu erkennen“ ertönte es aus dem<br />

Buslaut sprecher. Auch der Erlen -<br />

hof 55 wurde vor drei Jahren modernisiert.<br />

Vierter Stopp war in<br />

Zentrum Ost, am Humboldtring<br />

Eins haben alle Busgäste<br />

gemeinsam, für jeden hat<br />

die 55 eine Bedeutung. Die<br />

einen sind in der Nummer 55<br />

Zuhause und die anderen feiern<br />

in diesem Jahr ihren 55.<br />

Geburtstag und sind damit genauso<br />

alt wie die <strong>Karl</strong> Marx.<br />

55. Von außen wirkt das Haus<br />

eher unscheinbar, aber seine<br />

Lage am nahen Havelufer ist fast<br />

unschlagbar. Die Innenstadt, der<br />

letzte Halt. Die Charlottenstraße<br />

55, 1961 entstanden, liegt un -<br />

mittelbar gegenüber der Franz -<br />

ösischen Kirche und damit nicht<br />

weit entfernt von der Wiege<br />

<strong>Potsdam</strong>s. Hier atmet jeder Stein<br />

Ge schichte, erklärt die Stadtführ -<br />

erin den Geburtstagsgästen. Am<br />

ehemaligen Stadtschloss, Pots -<br />

dams großer Baustelle, nimmt<br />

sie die Gäste mit auf eine Zeit -<br />

reise. Vor 7-8.000 Jahren wurden<br />

im Zentrum sogar Rentiere gejagt,<br />

behauptet die Stadtführerin.<br />

Der Beweis dafür seien alte Pfeil -<br />

spitzen von Rentierjägern, die<br />

von Archäologen gefunden wurden.<br />

Das ist nur ein interessantes<br />

Detail, das die Gäste erfahren<br />

konnten. Das Turm-Café Heilig<br />

Geist war der Schlusspunkt der<br />

Tour. Vor dem Abendessen stand<br />

noch der Aufstieg ganz noch<br />

oben – jedoch nur für schwindelfreie<br />

Naturen. Aber wer die<br />

Wendeltreppe mit den 70 Stufen<br />

erklommen hatte, wurde mit<br />

einem grandiosen Blick über<br />

ganz <strong>Potsdam</strong> belohnt. Angelika<br />

Borrmann kann sogar direkt in<br />

ihr Fenster schauen.<br />

Egal ob man von oben auf die<br />

Stadt schaut oder durch die<br />

Wohngebiete fährt, <strong>Potsdam</strong> hat<br />

viel Grün und Wasser zu bieten.


„Warum ist Wasser in <strong>Potsdam</strong><br />

teurer als in Calau?“<br />

Maren Kern ist seit kurzem das neue Gesicht in der Vorstandsetage der Verbandes Berlin-<br />

Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU). KM wollte von ihr wissen, was auf ihrem<br />

Aufgabenzettel steht<br />

Es gibt zwei Vorstände beim BBU,<br />

wofür genau sind Sie zuständig?<br />

Ich bin seit 1. August für den Be -<br />

reich Interessenvertretung des<br />

BBU verantwortlich. Mein Kolle ge<br />

Dr. Hillebrand leitet den<br />

Prü fungsbereich. Meine Aufgabe<br />

ist es, die Interessen der 365<br />

Mit gliedsunternehmen gegenüber<br />

Politik, Verwaltung und<br />

Öffent lichkeit zu vertreten. Dabei<br />

kommt mir zu Gute, dass ich vor<br />

etwa zehn Jahren Justiziarin des<br />

BBU war und seither als Ge -<br />

schäfts führerin einer Beratungs -<br />

tochter, der Domus Consult, immer<br />

in engem Kontakt mit der<br />

Wohnungswirtschaft geblieben<br />

bin.<br />

Wie sehen Sie die sehr unterschiedlichen<br />

Ausgangbedingungen in Ihrem<br />

Verband?<br />

Während die Einwohnerzahl in<br />

Berlin und vor allem <strong>Potsdam</strong> in<br />

den nächsten Jahren weiter zunehmen<br />

wird, nimmt sie im<br />

äußeren Entwicklungsraum<br />

Bran den burgs deutlich ab – bis<br />

2030 nochmal um etwa ein<br />

Drittel, das sind fast 400.000<br />

Menschen weniger als heute. In<br />

<strong>Potsdam</strong> gibt es noch einiges an<br />

Neubau, in Städten wie Cottbus<br />

oder Forst müssen Wohnungen<br />

abgerissen werden. Der Leer stand<br />

in Bran den burg ist mit zwölf<br />

Prozent sechsmal so hoch wie in<br />

den alten Bundesländern.<br />

Maren Kern<br />

In <strong>Potsdam</strong> hilft Abriss nicht.<br />

Schon jetzt fehlen preisgünstigere<br />

Woh nungen. Wie kann der BBU<br />

hier einwirken?<br />

Die Mieten in <strong>Potsdam</strong> sind immer<br />

noch vergleichsweise sehr<br />

günstig. Im günstigen und mittleren<br />

Preissegment könnte eine<br />

höhere Neubauleistung sinnvoll<br />

sein. Das Problem ist, dass Neu -<br />

bau sehr teuer ist und sich erst ab<br />

einer Nettokaltmiete von etwa<br />

zehn Euro pro Quadratmeter finanzieren<br />

lässt. Davon sind die<br />

Durchschnittsmieten aber weit<br />

entfernt. Der BBU hat daher die<br />

Stadt <strong>Potsdam</strong> dazu aufgefordert,<br />

Bauland so preisgünstig wie<br />

möglich bauwilligen Wohnungs -<br />

unternehmen zu überlassen.<br />

Außerdem müssen bürokratische<br />

Hürden abgebaut werden:<br />

Es kann nicht sein, dass für eine<br />

Baugenehmigung, die im Dezem -<br />

ber beantragt wurde, erst im Juli<br />

ein Bescheid ergeht.<br />

Im Bestand führen die Nebenkosten<br />

zu großen Belastungen. Wie kann<br />

man sie beeinflussen?<br />

Tatsächlich sind es auch im Land<br />

Brandenburg die Preise für Müll,<br />

Wasser oder Heizenergie, die das<br />

Wohnen verteuern. Moderni sier te<br />

Wohnungen und ein sparsameres<br />

Verhalten haben bis jetzt vieles<br />

davon aufgefangen. Der BBU<br />

setzt sich mit seiner Preisdaten -<br />

bank dafür ein, dass die Ver- und<br />

Entsorgerpreise transparenter,<br />

Preiserhöhungen sichtbar wer -<br />

den, die Verbraucher ihre Ver -<br />

sorger zur Rede stellen können:<br />

Wieso muss ich für Wasser in<br />

<strong>Potsdam</strong> viel mehr bezahlen als<br />

in Calau?<br />

Angesichts der Monopolstrukturen<br />

unter den Versorgern bleiben die<br />

Erfolge allerdings bescheiden.<br />

Es gibt Möglichkeiten, über<br />

Verhandlungsmasse bei Ver- und<br />

Entsorgern bessere Konditionen<br />

auszuhandeln. Viel wichtiger<br />

aber ist die politische Ebene, dass<br />

die Landesregierung ihre Preis -<br />

aufsichtspflichten konsequenter<br />

wahrnimmt. Auch fordert der<br />

BBU, dass für Leistungen, die von<br />

Monopolen erbracht werden, per<br />

Gesetz ein Effizienzgebot vorgegeben<br />

wird. Außerdem muss es<br />

POTSDAM<br />

einen „effektiven Wasser- und<br />

Energiepreis“ geben, damit die<br />

Verbraucher immer genau wissen,<br />

wie viel sie die Leistungen<br />

tatsächlich kosten. Bei den<br />

Banken und ihrem „effektiven<br />

Jahreszins“ geht das ja auch.<br />

Gleichzeitig droht die Klimapolitik<br />

die Wohnkosten weiter zu<br />

verteuern, obwohl die Wohnungs -<br />

unternehmen in den letzten Jahren<br />

nicht untätig waren. Muss man das<br />

noch deutlicher erklären?<br />

Klimaschutz kostet viel Geld. In<br />

Berlin arbeitet der Senat gerade<br />

an einem Klimaschutzgesetz,<br />

durch dessen Bestimmungen die<br />

Mieten für viele Wohnungen um<br />

20 und mehr Prozent steigen<br />

würden. Das hätte drastische<br />

Auswirkungen auf die Wirt -<br />

schaft der ganzen Region, ohne<br />

dass dem Klimaschutz dadurch<br />

wirklich gedient währe: Die vorgesehenen<br />

Maßnahmen sind<br />

meistens nicht effizient. In<br />

Brandenburg ist das nicht vorgesehen.<br />

Trotzdem muss man<br />

immer wieder Landes- und<br />

Bundes regierung daran erinnern:<br />

Nicht das Maß verlieren!<br />

Klimaschutz darf nicht zu unbezahlbaren<br />

Mieten führen. Auch<br />

künftige Rentnergenerationen<br />

sollen sich noch gutes Wohnen<br />

leisten können.<br />

Demnächst wird gewählt, haben die<br />

politischen Parteien die Fragen<br />

rund ums Wohnen auf ihrer Agenda?<br />

Obwohl die Wohnungswirt schaft<br />

einer der großen Wirt schafts -<br />

zweige in Deutschland ist, von<br />

ihrer Masse her sogar noch<br />

bedeutender ist als die Auto -<br />

industrie, spielt sie in den<br />

Wahlprogrammen der Parteien<br />

allenfalls eine geringe Rolle. Es<br />

ist auch nicht verständlich, wieso<br />

die Wohnungsunternehmen<br />

praktisch nicht an den Kon -<br />

junktur programmen beteiligt<br />

sind, obwohl sie durch ihre<br />

Investitionen ganz wichtige<br />

Auftraggeber für die Baubranche<br />

sind. Hier müssen die Parteien<br />

noch nachlegen – spätestens bei<br />

Koalitionsverhandlungen und<br />

Regierungserklärungen.<br />

3


POTSDAM<br />

Konflikte auf der Treppe<br />

Warum die Reinigung der Hausaufgänge immer häufiger von Dienstleistern erledigt wird<br />

Von über 600 Aufgängen bei der<br />

<strong>Karl</strong> Marx werden mittlerweile<br />

166 durch einen Reinigungs -<br />

dienst gepflegt, während die<br />

Mehrzahl noch von den Mietern<br />

selbst betreut wird. „Die Selbst -<br />

pflege nimmt von Jahr zu Jahr ab,<br />

obwohl damit für den Einzel -<br />

haushalt Belastungen von 60 bis<br />

90 Euro im Jahr verbunden sind“,<br />

sagt Uwe Sommer, Betriebs -<br />

kosten experte der <strong>Karl</strong> Marx.<br />

Aus der Sicht des Zahlen -<br />

menschen nimmt er diese Ent -<br />

wicklung mit einer gewissen<br />

Verwunderung zur Kenntnis, ist<br />

ihm doch klar, dass manchem<br />

solche Summen durchaus wehtun.<br />

Aus der Sicht des langjährigen<br />

Genossenschaftsmitarbeiters<br />

weiß er aber auch, dass sich dieser<br />

Trend kaum mehr umkehren<br />

lässt.<br />

Auf den ersten Blick könnte die<br />

Zunahme der Fremdpflege mit<br />

der Dauer der Mitgliedschaft im<br />

Zusammenhang stehen. Da, wo<br />

noch viele „Genossenschafter der<br />

ersten und zweiten Stunde“ im<br />

Aufgang zu Hause sind, erscheint<br />

das Selber-Putzen selbstverständlicher,<br />

als dort, wo Jung<br />

und Alt „durchmischter“ wohnen.<br />

Als schwinde heute mit der<br />

verfügbaren Zeit leider auch das<br />

Vor der Wahl<br />

In wenigen Tagen wird gewählt. Wer sich in seiner Entscheidung noch<br />

nicht klar festgelegt hat, schwankt in der politischen Farbenlehre womöglich<br />

noch hin und her oder mag am liebsten gar nicht. Und da diesmal<br />

die Parteien scheinbar noch wolkiger als sonst verbleiben, mag<br />

mancher auf den Gedanken kommen, es lohne selbst die paar Meter<br />

ins Wahllokal nicht. Andererseits ist jetzt noch immer eine gute Zeit,<br />

die Kandidaten auf ein paar Dinge hinzuweisen. Denn etwa der<br />

Mieter/Genossenschafter ist im Wahlkalkül durchaus eine Macht mit<br />

einem überzeugenden gemeinsamen Interesse: ein bezahlbares<br />

Zuhause. Während etwa dem Autofahrer für die Zeit nach der Wahl<br />

„stabile staatliche Rahmenbedingungen“ zugesichert werden, muss<br />

sich der Mieter hier mit allerlei Unverbindlichkeiten zufrieden geben.<br />

Warum eigentlich? Ein klares Bekenntnis den Druck auf die Neben -<br />

kostenbremse zu verstärken, wäre ein lohnenswertes politisches<br />

4<br />

Verantwortungsgefühl. Un be -<br />

streitbar fehlen den Jüngeren die<br />

gemeinschaftsbildenden Erleb -<br />

nisse der Aufbaustunden. Das<br />

„kollektive Schippen“ formte<br />

häufig schon Gemeinschaften,<br />

noch ehe die Bewohner überhaupt<br />

ihr Haus bezogen. Es bildete<br />

sich persönliche Vertrautheit,<br />

mit deren Hilfe sich selbst jene in<br />

die Pflicht nehmen ließen, die es<br />

auch damals schon mit ihren<br />

Reinigungspflichten weniger genau<br />

nahmen. Wie insgesamt das<br />

vielleicht als lästig empfundene<br />

Selber-Putzen kaum das Wohl -<br />

befinden in der oft ersten, eigenen<br />

komfortablen Wohnung trüben<br />

konnte. Auch wenn das<br />

unvergessen ist, ist es schon lange<br />

her. Wer jetzt im Alter einen<br />

großen Teil seiner Zeit Zuhaus<br />

verbringt, empfindet eine nachlässig<br />

geputze Treppe womöglich<br />

als anstößiger, als einer, der<br />

während seiner vergleichsweise<br />

kurzen Aufenthalte in seiner<br />

Wohnung vorrangig der Tret -<br />

mühle der Arbeitswelt entkommen<br />

will.<br />

Doch wesentlicher als die kulturellen<br />

haben sich die ökonomischen<br />

Veränderungen ausgewirkt.<br />

Einschneidende Miet steiger ung -<br />

en, etwa durch die Mieten über -<br />

leitungsgesetze in den neunziger<br />

Jahren, haben die Erwartungen<br />

an Wohnkomfort und Service<br />

erheblich gesteigert. Wohnen hat<br />

sich abhängig von den eigenen<br />

Möglichkeiten deutlich individualisiert.<br />

Was den Blick für das<br />

Gemeinsame, eine saubere<br />

Treppe etwa, nicht überall erleichtert.<br />

Aber was macht man<br />

mit den Säumigen? Die Recht -<br />

sprechung untersagt in der Regel<br />

ein Mietverhältnis nur deswegen<br />

aufzulösen, weil jemand seine<br />

Treppe nicht fegt, selbst wenn<br />

ihn die Hausordnung dazu verpflichtet.<br />

Gelingt es im Haus im<br />

Konfliktfall nicht, gemeinsame<br />

Lösungen zu finden, gibt es vorbeugend<br />

nur einen Weg. „Die<br />

Reinigung des gesamten Treppenhauses<br />

vom Keller bis zum Dach -<br />

boden erfolgt durch Fremd -<br />

dienstleister. Diesem Trend<br />

folgend schließen wir, nach erfolgter<br />

Komplettsanierung eines<br />

Wohn gebäudes, in denen alle<br />

Wohnungen frei gezogen wur -<br />

den, von vorn herein Reini -<br />

gungsverträge mit Fremd dienst -<br />

leistern ab“, erklärt Eberhard<br />

Dünkler, Leiter der Miet woh -<br />

nungs verwaltung bei der <strong>Karl</strong><br />

Marx. Bei einer geltenden<br />

Regelung zum Selber-Putzen ist<br />

das nicht möglich, weil die<br />

Fremdpflege erst installiert werden<br />

kann, wenn ihr alle Parteien<br />

in einem Aufgang zugestimmt<br />

haben.<br />

Treppenhausreinigung vom Dienstleister<br />

Wohnungen<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

20<br />

690<br />

1180<br />

1424<br />

2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />

Die <strong>Karl</strong> Marx hat rund 6.200 Wohnungen<br />

die wetterlage<br />

Engagement, für das sich kein/e ernsthafte/r Volksvertreter/in<br />

schämen müsste. Man könnte es, wie der Verband Berlin-Branden -<br />

burgischer Wohnungsunternehmen vorschlägt, daran messen, wie<br />

groß die Breitschaft ausgeprägt ist, Wasser- oder Energiepreise an ein<br />

gesetzlich vorgeschriebenes Effizienzgebot zu koppeln. Das würde<br />

nicht nur den Mietern/Genossenschaftern die Pflicht zum Sparen auferlegen,<br />

sondern auch dem Versorger, wenigstens aber die Unver -<br />

meidbarkeit von Kostensteigerungen verständlicher machen. Noch<br />

sind Politik und Verbraucher weitgehend auf die Zahlen angewiesen,<br />

die ihnen die Versorger überlassen. Aber das kann man ja vielleicht<br />

beeinflussen.<br />

1605<br />

2020<br />

2235<br />

2368<br />

2458<br />

KM Redaktion, Jagdhausstr. 27, 14480 <strong>Potsdam</strong><br />

0331 6458-0, magazin@wgkarlmarx.de


Was ich kann, will ich weitergeben<br />

Peer Schwittay ist einer von 65 <strong>Potsdam</strong>ern, die für den<br />

Ehrenamtspreis vorgeschlagen sind<br />

Mindestens einen Nachmittag in<br />

der Woche verbringt Peer Schwit -<br />

tay in der Kita Sonnenland, und<br />

das vollkommen freiwillig. Für<br />

einen 18-Jährigen ist das wohl<br />

eher ungewöhnlich. Der junge<br />

Mann mit dem kurzen Stoppel -<br />

haar kommt zum „Computern“<br />

in die Knobelsdorffstraße. Nicht<br />

er sitzt vor den Rechnern, sondern<br />

acht- bis zwölfjährige<br />

Kinder. Und Peer schaut ihnen<br />

dabei über die Schulter, gibt<br />

Tipps, beantwortet geduldig Fra -<br />

gen, ist zur Stelle, wenn wieder<br />

mal der Computer hängt. Seit<br />

zwei Jahren leitet er den PC-Kurs<br />

im Hort der Kita und kümmert<br />

sich um die Computer der gesamten<br />

Kita. Freiwillig, ehrenamtlich,<br />

aber mit viel Spaß und<br />

Engagement, wie mir die Kita -<br />

leiterin Christine Lindemann<br />

versichert. Sie war es auch, die<br />

den engagierten Jugendlichen<br />

für den <strong>Potsdam</strong>er Ehrenamts -<br />

preis vorgeschlagen hat, der zum<br />

dritten Mal ausgeschrieben wurde.<br />

Es wird eng in <strong>Potsdam</strong><br />

In der Landeshauptstadt werden zu wenige Wohnungen gebaut<br />

In <strong>Potsdam</strong> klafft derzeit eine erhebliche<br />

Angebotslücke zwischen<br />

tatsächlichem und notwendigem<br />

Wohnungsneubau. Wie Stadt plan<br />

ungschef Andreas Goetz mann<br />

bei der Vorstellung des jüngsten<br />

Wohnungsmarkt be richtes 2008<br />

berichtete, müssten jährlich etwa<br />

1.200 neue Wohnungen entstehen,<br />

um dem wachsenden Zuzug<br />

in die Landeshauptstadt gerecht<br />

zu werden. Tatsächlich neu gebaut<br />

wurden im vergangenen<br />

Jahr aber nur 372, ein Drittel weniger<br />

als noch im Jahr zuvor. Wie<br />

Sozialbreichsleiter Andreas Ernst<br />

erklärte, sei bereits jetzt auf dem<br />

Wohnungsmarkt ein beginnen-<br />

der Verdrängungsprozess auf<br />

Kosten von einkommensschwächeren<br />

Haushalten zu beobachten.<br />

Ob diese von der im vergangenen<br />

Jahr genehmigten Anzahl<br />

von 1.210 Baugenehmigungen<br />

profitieren könnten, bleibe allerdings<br />

abzuwarten. Aufgrund der<br />

aktuellen Grundstückspreise in<br />

der Stadt beträgt der Mietpreis<br />

neuer Wohnungen kaum unter<br />

7,50 Euro pro Quadratmeter.<br />

Der durchschnittliche Mietpreis<br />

einer 65 Quadratmeter großen<br />

Wohnung, im Bestand dagegen,<br />

ist mit aktuell zwischen 4,50 und<br />

fünf Euro pro Quadratmeter<br />

deutlich geringer. Im vergange-<br />

Computerexperte Peer Schwittay beim<br />

PC-Kurs im Hort<br />

„Computer sind mein Hobby, damit<br />

kenne ich mich aus“, erzählt<br />

er. „Und das, was ich gut kann,<br />

will ich gern weitergeben. Dabei<br />

geht es mir nicht ums Geld.“ Auf<br />

die Idee einer Kita mit seinem<br />

Computerwissen weiterzuhelfen,<br />

hat ihn sein langjähriger<br />

Freund Michael Voigt gebracht,<br />

der sich ebenfalls schon seit<br />

Jahren ehrenamtlich engagiert.<br />

Anfangs war Peer vor allem für<br />

Hardware und Software zuständig.<br />

Die Rechner mussten gewartet,<br />

auf den neuesten Stand gebracht,<br />

Programme installiert<br />

werden. Im Internet ist er immer<br />

auf der Suche nach Lernspielen.<br />

Auch den Mitarbeitern der Kita<br />

hat der angehende Elektroniker<br />

– Peer ist im zweiten Aus bildungsjahr<br />

– bereits einen Einführungs -<br />

kurs gegeben.<br />

Schon mit sieben hat er an seinem<br />

ersten Computer geschraubt.<br />

Und geschraubt wird immer<br />

noch. Derzeit ist sein Zimmer<br />

mit elf Rechnern vollgestellt.<br />

Alles Spenden für die Kita, die<br />

von Peer aufgerüstet werden.<br />

Falls Peer den Ehrenamtspreis<br />

gewinnt, weiß er schon wofür er<br />

das Geld ausgeben will – für<br />

Software für die Kita.<br />

Am Hauptbahnhof baut die Firma<br />

Semmelhaack 600 neue Wohnungen<br />

nen Jahr ist <strong>Potsdam</strong> um 2038<br />

Einwohner gewachsen. Derzeit<br />

leben 151.725 Einwohner in der<br />

Stadt. Bis 2020 sagen Prognosen<br />

ein Wachstum auf 164.000 Ein -<br />

wohner voraus.<br />

STADTGESCHEHEN<br />

news und tipps<br />

INTERNATIONALES<br />

DRACHENFEST<br />

Ein Luftspektakel der ganz<br />

besonderen Art steigt am 26.<br />

und 27. September im Volks -<br />

park <strong>Potsdam</strong>: Himmelsstürmer<br />

aus allen Windrichtungen treffen<br />

sich zum Internationalen<br />

Drachenfest mit vielen prominenten<br />

Drachenteams und -<br />

piloten aus ganz Europa.<br />

Präsentiert werden asiatische<br />

Kampfdrachen duelle,<br />

synchrone Lenkdrachen flüge,<br />

Drachen ketten. Eigene Drachen<br />

steigen zu lassen, ist ausdrükklich<br />

erwünscht. Am Boden<br />

sorgen an diesem Wochen ende<br />

Theater, Clownerie, Mitmach -<br />

aktionen, Trampolin springen,<br />

Kisten klettern, Bastel stationen<br />

und Live-Musik für Abwechslung.<br />

WAHLHELFER GESUCHT<br />

Das <strong>Potsdam</strong>er Wahlbüro<br />

sucht für die Bundestags-<br />

und Landtagswahl am 27.<br />

September noch Wahlhelfer.<br />

Von den benötigten 1.200<br />

ehrenamtlichen Wahlhelfern<br />

fehlen jetzt noch etwa 550. Für<br />

diese ehrenamtliche Tätigkeit<br />

wird ein Erfrischungsgeld von<br />

30 EUR gezahlt. Interessierte<br />

wenden sich persönlich an die<br />

Stadtverwaltung, Wahlbüro der<br />

Landeshauptstadt <strong>Potsdam</strong>,<br />

Haus 6, Raum 205 oder<br />

telefonisch 0331/289-1257.<br />

Wahlbuero@Rathaus.<strong>Potsdam</strong>.de<br />

LEBENSRAUM BODEN<br />

»Unter unseren Füßen - Lebensraum<br />

Boden« ist der Titel der<br />

neuen Sonderausstellung, die<br />

seit September in der Biosphäre<br />

zu sehen ist. Die Ausstellung,<br />

bei der die Besucher auf die<br />

Größe eine Maulwurfs<br />

„schrumpfen“, gibt Einblicke in<br />

eine weitgehend unbekannte<br />

Welt. Sie stellt den Boden als<br />

bedeutenden aber auch gefährdeten<br />

Lebensraum vor. Auf die<br />

Besucher warten verschiedenste<br />

faszinierende Geschöpfe –<br />

in Originalgröße oder bis zu<br />

tausendfach vergrößert.<br />

5


STADTGESCHEHEN<br />

Auf EM-<br />

Kurs<br />

Moderne Fünfkämpfer aus<br />

<strong>Potsdam</strong> gehen bei EM in<br />

Alanya an den Start<br />

Anne Hackel macht eine recht<br />

gute Figur auf dem Schießstand.<br />

Beim Fechten staunt man nicht<br />

schlecht über ihre schnellen<br />

Reaktionen. Und erst das<br />

Schwimmen – hier hat die 18-<br />

Jährige Athletin meist die Nase<br />

vorn. „Das ist meine Parade -<br />

disziplin im Modernen Fünf -<br />

kampf“, erzählt die Sportlerin,<br />

die derzeit mitten in den Vor -<br />

bereitungen für die Europa -<br />

meisterschaft in Alanya steckt.<br />

Erst vor drei Jahren hat Anne<br />

Hackel den Modernen Fünf -<br />

kampf für sich entdeckt. Vorher<br />

hatte sie regelmäßig im<br />

Schwimm becken ihre Bahnen<br />

gezogen. Doch für den ganz großen<br />

Sport sei sie mit 1,65 m zu<br />

klein, “also wurde ich in der<br />

Sportschule ausgemustert“, er-<br />

Einkaufen in Zentrum Ost<br />

KM-Fragen an Stadtplanungschef Andreas Goetzmann<br />

Ende September will REWE die Kauf -<br />

halle am Humboldtring schließen,<br />

Sie haben um eine verlängerte Öffnung<br />

gebeten und einen Neubau auf<br />

größerer Fläche am alten Standort<br />

angeregt. Was ist der aktuelle<br />

Stand?<br />

Das ist der aktuelle Stand. Gegen -<br />

wärtig wird geprüft. Sollte das<br />

Ergebnis positiv sein, will REWE<br />

auch noch einmal untersuchen,<br />

ob zunächst der bestehende Markt<br />

fortgeführt werden kann, bis<br />

eventuell gebaut werden kann.<br />

Was, wenn das negativ ausfällt?<br />

Dann kann nur geklärt werden,<br />

ob es andere Handelsanbieter<br />

gibt, die die Nachfrage bedienen<br />

wollen. Erste Gespräche hat es<br />

6<br />

zählt sie ganz ohne Wehmut.<br />

„Und so kam ich zu den<br />

Modernen Fünfkämpfern beim<br />

OSC.“ Obwohl sie nicht gerade<br />

Gardemaße vorweisen kann, ist<br />

sie doch recht erfolgreich in<br />

dieser Randsportart. Schießen,<br />

Fech ten, Springreiten, Schwim -<br />

men und Geländelauf – die<br />

Vielseitig keit ist für die Aus -<br />

zubildende die eigentliche<br />

Herausforderung und „genau das<br />

Richtige“, schickt sie hinterher.<br />

Die 18-Jährige ist schon bei vier<br />

großen internationalen Meister -<br />

schon gegeben, um nicht allein<br />

auf REWE zu setzen. Die von RE-<br />

WE gewünschte Verlagerung des<br />

Supermarktes an den Rand des<br />

Wohngebietes ist ausgeschlossen.<br />

Der neue Supermarkt am Horstweg<br />

Am Schlaatz war mit dem Erhalt einer<br />

kleineren Einkaufsgelegenheit<br />

im Schilfhof verknüpft. Wann wird<br />

dieser Kompromiss eingelöst?<br />

Der Investor hat mitgeteilt, dass<br />

er gegenwärtig Schwierigkeiten<br />

hat, die notwendige Finan zier<br />

ung zu erhalten. Die Stadtver -<br />

waltung drängt auf die Ein halt ung<br />

der vertraglichen Ver pflich tungen.<br />

Wie lange kann sich das hinziehen?<br />

Wenn die Finanzierung des Neu -<br />

baus gelingt, kann der Inves tor<br />

schaften an den Start gegangen.<br />

Bei der Junioren-WM vor zwei<br />

Jahren stand sie mit ihrem<br />

Team sogar auf dem obersten<br />

Treppchen. Natürlich hat sich die<br />

Deutsche Junioren meisterin für<br />

die Europameister schaft ehrgeizige<br />

Ziele gesetzt. „In Alanya<br />

möchte ich auf jeden Fall unter<br />

die ersten zehn kommen.“ Mit<br />

der Staffel liebäugelt sie sogar<br />

mit einer Medaille. „Bei der WM<br />

in Kairo im Juli haben wir<br />

Bronze gewonnen, diese Platz -<br />

ierung ließe sich noch verbes-<br />

vertragsgemäß, ein Jahr den<br />

Handelsbetrieb am Schilfhof<br />

unterbrechen. Während dieser<br />

Zeit besteht – wie bei anderen<br />

Baumaßnahmen auch – nur die<br />

Möglichkeit, auf umliegende<br />

Einzelhandelsangebote auszuweichen.<br />

Geprüft wird, ob<br />

Wochenmarktanbieter Interesse<br />

an ähnlichen Verkaufsmöglich -<br />

keiten am Schilfhof haben.<br />

Die neu eröffnete Kaufhalle am Horstweg<br />

sern“, meint sie optimistisch.<br />

Auch wenn mit den ungarischen<br />

und polnischen Teams die<br />

Konkurrenz recht stark ist. Bis<br />

dahin muss allerdings noch die<br />

eine andere Trainingseinheit im<br />

Luftschiffhafen absolviert werden.<br />

Vier bis fünf Stunden trainiert<br />

die sie täglich, an sechs Tagen in<br />

der Woche. Nur in der letzten<br />

Woche vor dem großen Wett -<br />

kampf dürfen die Sportler etwas<br />

kürzer treten. Dann wird vor allem<br />

an der Technik gefeilt und an<br />

der Spritzigkeit gearbeitet.<br />

Gibt es eine Wiedereröffnung der<br />

leer stehenden Minimal-Kaufhalle<br />

am Kepler-Platz, Am Stern?<br />

Eine Wiedereröffnung mit gleichem<br />

Angebot sicher nicht, da ja<br />

benachbart ein vergrößerter Supermarkt<br />

entstanden ist. Es geht<br />

eher darum, eine Ersatz inves -<br />

tition in Gang zu setzen. Hier ist<br />

der Grundstücks eigentümer mit<br />

Interessenten im Gespräch.


Buchausleihe im Ausweichquartier<br />

Die Stadt-und Landesbibliothek schließt im Frühjahr 2010 wegen einer Rekonstruktion<br />

<strong>Potsdam</strong>s größte Bücherei, die<br />

Stadt- und Landesbibliothek am<br />

Platz der Einheit, wird ab kommendem<br />

Frühjahr für zwei Jahre<br />

bis zum Herbst 2012 den<br />

Publikumsverkehr am Ort einstellen.<br />

Grund sind dringend notwendige<br />

Sanierungsarbeiten, die<br />

eine Öffnung unter Baube -<br />

dingungen nicht möglich machen.<br />

Während dieser Zeit soll<br />

nach den Plänen von Kultur -<br />

dezernentin Jana Magdowski<br />

dennoch ein eingeschränkter<br />

Zugriff auf den Bestand möglich<br />

155 Millionen Euro wollen der<br />

Bund, Brandenburg und Berlin<br />

zusätzlich in den nächsten Jahren<br />

in die Sanierung wichtiger<br />

Kulturobjekte im Bereich der<br />

Stiftung Preußische Schlösser<br />

und Gärten stecken. In einem bis<br />

zum Jahr 2017 gefassten sogenannten<br />

Masterplan gilt das<br />

„Hauptgewicht den drei großen<br />

Häusern: dem Neuen Palais von<br />

Sanssouci, Schloss Babelsberg<br />

und Schloss Charlottenburg“, wie<br />

es in einer Mitteilung heißt.<br />

Besonders prekär sei die<br />

Situation im Neuen Palais, für das<br />

eine „nicht länger aufschiebbare<br />

gemacht werden. So werden<br />

nach diesen noch nicht abschließenden<br />

Überlegungen rund 80<br />

Prozent des 190 000 Titel umfassenden<br />

Freihandbestandes auch<br />

im Ausweichquartier zugänglich<br />

sein. Die Nutzung der 320 000<br />

Titel aus dem Magazin hingegen<br />

stellt sich komplizierter dar. Hier<br />

wird man mit größeren<br />

Unannehmlichkeiten rechnen<br />

müssen.<br />

Wo das Ausweich quartier eingerichtet<br />

wird, ist derzeit noch<br />

nicht bekannt. Geprüft wurden<br />

Rettung fürs Neue Palais<br />

Lange gesperrte Bereiche werden wieder zugänglich<br />

statisch-konstruktive Instand -<br />

setzung“ sowie eine Restau rier -<br />

ung der kostbaren Innenräume<br />

notwendig ist. Bis zum Jahr 2012,<br />

dem 300. Geburtstag von<br />

Friedrich dem Großen, soll dort<br />

ein „Erlebnisparcours“ geschaffen<br />

werden, der auch schon lange<br />

geschlossene und abgesperrte<br />

Raumbereiche wieder dem<br />

Publikum zugänglich machen<br />

will. Um generell den Besucher -<br />

service zu verbessern, werden bis<br />

2012 am Neuen Palais, an der<br />

Historischen Mühle in Sanssouci<br />

sowie am Schloss Charlotten -<br />

burg neue Eingänge eingerich-<br />

mehrere Aus weichvarianten in<br />

der Innen stadt. Die Bausumme<br />

für die Rekonstruktion beläuft<br />

sich auf eine Größenordnung<br />

von 8,4 Millionen Euro und wird<br />

zum Teil damit finanziert, dass<br />

das Haus nach der Moder -<br />

nisierung teilweise unterver -<br />

mietet werden soll. Zu den<br />

Unter mietern wird etwa auch die<br />

Volkshochschule gehören, die<br />

derzeit noch in einem Gebäude<br />

in der Dortustraße 37 untergebracht<br />

ist, aber dann umziehen<br />

wird.<br />

Baustelle am Neuen Palais<br />

tet. Der Fortgang der Arbeiten<br />

soll für Besucher und Interes -<br />

sierte zugänglich gemacht werden.<br />

STADTGESCHEHEN<br />

rätsel<br />

WER WAR KEPLER?<br />

Am 12. September findet der<br />

nächste Genossenschaftstag<br />

im Wohngebiet Am Stern statt.<br />

Mittelpunkt des Stadtteils und<br />

zugleich Veranstaltungsort ist<br />

der Johannes-Kepler-Platz. Sein<br />

Namensgeber war ein berühmter<br />

Astronom, dessen Verdienste<br />

für die modernen Naturwissen -<br />

schaften man gar nicht deutlich<br />

genug würdigen kann. <strong>Karl</strong><br />

Marx etwa nannte ihn einen<br />

seiner „Lieblingshelden“. Unser<br />

heutiges Preisrätsel will von<br />

unseren Lesern erfahren: Was<br />

ist die größte wissenschaftliche<br />

Entdeckung von Johannes<br />

Kepler (1571 bis 1630)?<br />

War das<br />

A: Die Entdeckung des<br />

Seeweges nach Amerika?<br />

B: Die Gesetze der Planeten -<br />

bewegung um die Sonne?<br />

C: Die Gesetzmäßigkeiten der<br />

Erdanziehung?<br />

Auch dieses Mal ist es weniger<br />

die Chronik der Genossen -<br />

schaft, als viel mehr ein gut<br />

gehendes Lexikon oder das<br />

Internet, die bei der Beant wor -<br />

tung hilfreich sein werden.<br />

Wer die richtige Antwort weiß,<br />

schickt sie bitte wieder an die<br />

Genossenschaft, Stichwort<br />

Preisrätsel, Jagdhausstraße 27,<br />

in 14480 <strong>Potsdam</strong>. Bitte<br />

unbedingt an Anschrift und<br />

Telefon nummer denken.<br />

Einsende schluss ist der<br />

30. September 2009.<br />

7


GESCHICHTE(N)<br />

„Freu dich über jede Stunde“<br />

Die Singegruppe kommt einmal in der Woche im Sterntreff zusammen. Gesungen wird auch<br />

Schon an der Eingangstür ist<br />

das Stimmengewirr zu hören,<br />

zwischen drin wird immer wieder<br />

gelacht. Wenn man nicht<br />

wüsste, wer nebenan so durcheinander<br />

redet, der könnte meinen,<br />

mindestens zehn junge<br />

Frauen sitzen hier zusammen<br />

und haben sich jede Menge zu<br />

erzählen. An ihrer Stimme ist das<br />

Alter nicht auszumachen und<br />

schon gar nicht an der Stim -<br />

mung. Doch das Durchschnitts -<br />

alter der gut gelaunten Runde<br />

liegt bei weit über 60 Jahren.<br />

Einmal in der Woche treffen sich<br />

die Frauen – die jüngste ist 49<br />

Jahre, die älteste ist 88 Jahre alt<br />

und von Anfang an dabei – zum<br />

Singen. Die Truppe, die sich immer<br />

donnerstags im Sterntreff<br />

versammelt, ist mehr als nur eine<br />

„Singe-Gruppe“. Für die Frauen<br />

zählt zuallererst das Beisammen -<br />

8<br />

INFO<br />

Treffpunkt Stern<br />

Otto-Haseloff-Str. 15<br />

Mo: 14 Uhr Handarbeit für alle<br />

Jeden 2. Mo: 16 Uhr Textilgestaltung<br />

Jeden 2. Di: 14.30 Uhr Spaß am Malen<br />

Mi: 10 Uhr Wandern für jedermann<br />

Jeden 2. Mi: 15 Uhr Textilgestaltung<br />

Do: 8.15 Uhr Englisch für Fortgeschrittene<br />

sein. Sogar eine eigene Hymne<br />

hat sie – selbst komponiert<br />

und selbst getextet. „Herrliche<br />

Stimmen, Sonne im Herzen,<br />

fröhliche Sänger sind wir. Wir<br />

sind beisammen, weil es uns gut<br />

tut “ – die beiden Liedzeilen sagen<br />

alles. „Dieses Lied stimmen<br />

wir zu Anfang jeder Probe an“,<br />

erklärt Jutta, die die Sängerinnen<br />

dabei auf der Gitarre begleitet.<br />

Text und Melodie entstammen<br />

ihrer Feder, berichten die anderen<br />

Sängerinnen. „Wir sind eine<br />

zwanglose Runde. Mal sind wir<br />

nur zu acht, aber wenn alle kommen<br />

sind wir 17. Jede von uns<br />

kommt hierher, weil sie gern<br />

singt, auch weil wir dabei noch<br />

etwas Neues lernen. Und zwischen<br />

den Liedern wird natürlich<br />

auch erzählt“, sagt Karin.<br />

„Unsere Proben sind keine Pflichtveranstaltungen.<br />

Aber wenn eine<br />

Do: 12.30 Uhr Wassergymnastik<br />

Do: 14 Uhr Gemeinsames Singen<br />

Fr: 12.30 Uhr Rommé, Skat, Canasta<br />

Ansprechpartner Andrea Weber:<br />

0331 6458 273<br />

Bürgerhaus Stern*Zeichen<br />

Galileistr. 37-39<br />

0331 6006-761<br />

von uns an drei Donnerstagen<br />

hintereinander fehlt, ohne vorher<br />

Bescheid zu sagen, dann fragen<br />

wir schon nach, was denn<br />

los ist.“ Für Christa, eine zierliche<br />

Frau mit kurzen blonden<br />

Haaren, sind die Texte besonders<br />

wohltuend. Das Repertoire<br />

stellen sich die Sänger innen<br />

selbst zusammen. Bestimmt 100<br />

Lieder fasst inzwischen der dicke<br />

Ordner. „Und auch die recht<br />

große Alters spanne gefällt mir.<br />

Es ist schön mit anzusehen,<br />

wenn beim ge meinsamen Nach -<br />

haus weg, sich die Ältere bei der<br />

Jüngeren unterhaken kann.“ Fast<br />

alle Frauen der Singegruppe haben<br />

noch andere Hobbys, die sie<br />

regelmäßig pflegen. Die eine<br />

geht regelmäßig Wandern bei<br />

Motor Babelsberg, die andere<br />

engagiert sich in einer Selbst -<br />

hilfegruppe für Krebs kranke, die<br />

nächste lernt mit Anfang 70 Eng -<br />

lisch, eine 82-Jährige Säng erin<br />

möchte ihre Skat-Nachmittage<br />

einmal in der Woche nicht<br />

missen. Es gibt so viele Möglich -<br />

keiten sich zu beschäftigen, unter<br />

anderen Men schen zu sein, seinen<br />

Interessen nachzugehen -<br />

sind sich alle einig. Auch die<br />

Bürgerhäuser seien ein guter<br />

Anlaufpunkt für die „jungen<br />

Alten“, wie sich Karin selbst bezeichnet.<br />

Aktiv zu sein, muss<br />

nicht vom Alter abhängen. Die<br />

83-Jährige Margot beispielsweise<br />

singt noch zusätzlich zweimal in<br />

der Woche im Chor der Volks -<br />

solidarität in Babelsberg. Dorthin<br />

hat sie schon eine Eigen schöpf -<br />

ung aus dem Sterntreff mitgenommen.<br />

„Unser Lied „Freu Dich<br />

über jede Stunde“ ist das Ge -<br />

burtstagsständchen für die Chor -<br />

mitglieder geworden.“<br />

Bürgerhaus am Schlaatz<br />

Schilfhof 28<br />

0331/81719-0<br />

www.buergerhaus-schlaatz.de<br />

Haus der Generationen und Kulturen<br />

Milanhorst 9<br />

0331 - 5504169<br />

www.milanhorst-potsdam.de


Die Idee von der Gartenstadt<br />

Konzept für Drewitz mit Silberner Plakette vom Bundesbauminister ausgezeichnet<br />

Drewitz, das Sorgenkind unter<br />

den Plattenbauvierteln Pots -<br />

dams, soll zu einer Gartenstadt<br />

umgewandelt werden. Noch ist<br />

das Ganze eine Idee. Allerdings<br />

eine ausgezeichnete. Für ihr<br />

„Gartenstadt Drewitz – energetisch<br />

stark, energisch grün“ wurde<br />

die Pro <strong>Potsdam</strong> Ende Juli mit<br />

einer Silbermedaille des Bundes -<br />

bauministeriums geehrt. Von<br />

den 90 Teilnehmern des Bundes -<br />

wettbewerbs mit dem etwas<br />

sperrigen Namen „Energetische<br />

Sanierung von Großwohn sied -<br />

lungen auf der Grundlage<br />

integrierter Stadtentwicklungs -<br />

kon zepte“ wurden fünf mit der<br />

goldenen und fünf mit der silbernen<br />

Plakette ausgezeichnet.<br />

Kern des Konzeptes ist der radikale<br />

Rückbau der überdimensionierten<br />

Konrad-Wolf-Straße zu<br />

einem Stadtpark. Die jetzige<br />

Betonschneise soll zur grünen<br />

Lunge des Stadtteils werden, eine<br />

Flaniermeile mit Regen teichen,<br />

Baumhainen, Spielplätzen, Liege -<br />

wiesen und begrünten Straßen -<br />

bahngleisen. Zur zweiten grünen<br />

Achse soll die Verbindung von<br />

Herta-Thiele-Straße und Guido-<br />

Seeber-Weg werden. Auch in den<br />

Innenhöfen wird das Motiv der<br />

Gartenstadt in vielfältiger Weise<br />

interpretiert – sieht das Konzept<br />

vor. „Durch den Park werden die<br />

anliegenden Wohngebäude zu<br />

ersten Adressen: Nicht nur, dass<br />

es vor dem Haus Grün ist und jeder<br />

Weg durch einen Park führt.<br />

Ein nahezu barrierefreies Um -<br />

feld verbindet alle wichtigen<br />

Einrichtungen und die Wege<br />

zu den öffentlichen Verkehrs -<br />

mitteln bleiben durch die Ein -<br />

bindung der Straßenbahn trasse<br />

kurz“, so die Vision.<br />

Das Grün ist nur ein Teil des<br />

Konzepts, wenn auch ein wesentlicher.<br />

Außerdem sollen 900 neue<br />

Wohnungen entstehen – auf<br />

freien Flächen am Rand von<br />

Drewitz, teilweise in Lücken der<br />

jetzigen Bebauung sowie durch<br />

Aufstockung vorhandener Ge -<br />

bäude. Breiten Raum nimmt in<br />

den Plänen auch die Um wand -<br />

lung der Priesterweg-Schule zur<br />

Stadtteilschule als Treffpunkt aller<br />

Generationen ein. 300 Millio -<br />

nen Euro soll die Umgestaltung<br />

zur Gartenstadt insgesamt<br />

kosten. Die Finan zierung steht<br />

noch lange nicht. Der Preis könnte<br />

mit einer Förderung für die<br />

Gebäude sanierung verbunden<br />

sein, hoffen die Stadtentwickler.<br />

Gleichzeitig wünscht sich die<br />

Stadt für das Projekt eine<br />

Infrastrukturförderung durch<br />

das Land.<br />

Wenn auch bis zur Realisierung<br />

sicherlich noch einige Jahre vergehen,<br />

geht die Pro <strong>Potsdam</strong><br />

intensiv in die Vorbereitungs -<br />

phase. Auf dem Plan stehen<br />

stadtweite Mieterbefragungen,<br />

Milieustudien, die Aufschluss<br />

über die Mieterstruktur geben<br />

sollen sowie eine Sozialstudie,<br />

die Stadtkontor neu auflegen<br />

will. Weiterführende Informa -<br />

tionen will der Verein Soziale<br />

Stadt durch Befragungen im<br />

Wohngebiet sammeln. Und die<br />

Bewohner von Drewitz, die<br />

sich bei der Umgestaltung des<br />

Viertels einbringen wollen, sollen<br />

mit ins Boot geholt werden.<br />

Im inzwischen fünften internationalen<br />

Sommercamp Anfang<br />

September entwerfen 52 Stu -<br />

den ten aus dem russischen<br />

Rostow am Don, aus New York<br />

und der Fachhochschule einmal<br />

mehr städtebauliche und landschaftsplanerische<br />

Perspektiven<br />

für Drewitz. In kleinen Teams,<br />

analog zu Meisterklassen werden<br />

die Ideen vertieft und ausgearbeitet.<br />

So befassen sich die<br />

Studenten mit den Siedlungsein -<br />

gängen des Stadtteils. Heute<br />

sind die Eingänge auf Höhe der<br />

Priesterweg-Grundschule im<br />

Süd westen und der Asta-<br />

Nielsen-Straße im Nordosten<br />

wenig als Entré zu erkennen.<br />

Das soll sich ändern. Das<br />

Passieren der Eingänge soll erlebbar<br />

werden. Sie sollen im<br />

Einklang mit der Bebauung und<br />

der neuen Parkanlage so gestaltet<br />

werden, dass sie wie eine<br />

Visitenkarte des Gebietes wirken.<br />

Gleichzeitig sollen sie auf<br />

WISSENSWERT<br />

spannende Art die verschiedenen<br />

städtebaulichen, architektonischen<br />

und freiraumplanerischen<br />

Elemente miteinander<br />

verbinden. Dabei sollen die<br />

Eingänge dem Image einer<br />

Gartenstadt entsprechen. Man<br />

darf gespannt sein auf die<br />

Entwürfe der Studenten, die am<br />

Freitag, 11. September im Wasch -<br />

haus präsentiert werden.<br />

Nach dem Sommercamp geht es<br />

im Oktober weiter mit zwei<br />

Workshops, bei denen aus den<br />

zusammengetragenen Daten<br />

mehrere Zukunftsszenarien erarbeitet<br />

werden sollen. Auf der<br />

Das Grün spielt im Gartenstadtkonzept die Hauptrolle – Die Konrad-Wolf-Allee (im Bild rechts) soll von einer betonierten Hauptstraße zu einem Stadtpark werden. In jedem<br />

der Höfe sind grüne Oasen geplant mit Spielplätzen, Liegewiesen und Ruhezonen<br />

Stadtteilkonferenz Ende Novem -<br />

ber sollen die Vorschläge mit den<br />

Anwohnern diskutiert werden.<br />

DREWITZ<br />

Von 1986 bis 1991 entstand<br />

das Plattenbauviertel Drewitz<br />

mit insgesamt 2.900 Woh -<br />

nungen. Ca 7.500 Ein wohner<br />

leben hier, Tendenz sinkend. In<br />

den vergangenen acht Jahren<br />

haben 10% der Drewitzer dem<br />

Wohngebiet den Rücken gekehrt.<br />

Drewitz gilt wegen der<br />

unsanierten Plattenbauten als<br />

der Stadtteil mit den niedrigsten<br />

Mieten. Das Wohngebiet<br />

hat im <strong>Potsdam</strong>er Vergleich die<br />

höchste Quote an Arbeitslosen<br />

und Sozialhilfeempfängern.<br />

9


WISSENSWERT<br />

D DER LIEBLINGSPLATZ<br />

Wo man den Piks vergisst<br />

Die Kinderarztpraxis von Dr. Petra Hirsemann in der der Zeppelinstraße 174<br />

hat einen ganz speziellen Warteraum<br />

Lieblingsplätze sind nicht immer<br />

ganz bestimmte Orte, an denen<br />

man sich am allerliebsten aufhält.<br />

Manchmal sind es auch nur<br />

Flecken, an denen man einfach<br />

nur lieber als gerade anderswo<br />

ist. Einen solchen Platz weiß<br />

Dr. Petra Hirsemann aus der<br />

Zeppelinstraße ganz in ihrer<br />

Nähe. Genau genommen ist es ja<br />

D GESCHICHTSSPLITTER<br />

Zu fünft in zwei Zimmern, das<br />

war 1955 kein ungewöhnliches<br />

Zuhause, in dem die damals<br />

16jährige Karin mit Eltern und<br />

Geschwistern lebte. Zehn Jahre<br />

nach Kriegsende waren die<br />

Spuren der Zerstörung in<br />

<strong>Potsdam</strong> noch immer unübersehbar.<br />

Wohnraum war knapp.<br />

Zwischen all den Trümmern an<br />

eine eigene Wohnung zu glauben,<br />

brauchte die ganze Fantasie<br />

eines jungen Mädchens. Und ein<br />

bisschen Glück, das der angehenden<br />

Fernmeldetechnikerin in<br />

Person von Christa Piater begeg-<br />

10<br />

auch nicht sie, die sich an<br />

erwähntem Ort lieber aufhält,<br />

sondern es sind ihre kleinen<br />

Patienten. Und das liegt auf der<br />

Hand, denn es handelt sich beim<br />

heutigen Lieblingsplatz um einen<br />

ganz speziellen Warteraum,<br />

einen Spielplatz neben der<br />

Praxis nebenan, umgeben von<br />

Grün. Statt artig neben Mama,<br />

Mit Zuversicht<br />

Karin Seydler fasste mit 16 einen entscheidenden Entschluss<br />

nete, wie die heute 70jährige<br />

Karin Seydler erzählt. Christa<br />

Piater rührte unter den Kollegen<br />

beim Trägerbetrieb Deutsche<br />

Post kräftig die Werbetrommel<br />

für die AWG <strong>Karl</strong> Marx. War es<br />

doch keineswegs so, dass die<br />

Leute der Genossenschaft schon<br />

die Bude eingerannt haben. An<br />

bessere Zeiten zu glauben, kostete<br />

noch immer viel Kraft und im<br />

Fall der Genossenschaftsanteile<br />

außerdem ja auch Geld. Und<br />

doch wurde die junge Postlerin<br />

Mitglied, schippte drei Jahre<br />

während der Aufbaustunden an<br />

Papa, Oma oder Opa in einem<br />

schon nach Hustensaft riechenden<br />

Zimmer zu warten, bis man<br />

endlich dran ist, darf man bei<br />

Kinderärztin Dr. Petra Hirse -<br />

mann raus auf den Spielplatz.<br />

Das muss doch eine unendliche<br />

Erleichterung sein. Statt beineschlenkernd,<br />

kribblig auf dem<br />

Stuhl hin und her zu rutschen<br />

der Sandscholle und Am<br />

Schragen die Gruben wieder zu,<br />

in die zuvor die Fundamente eingelassen<br />

worden waren. Und<br />

dann klappte es schließlich mit<br />

der Zweiraumwohung. Am<br />

Sportplatz 36 war die erste eigene<br />

Adresse. Weil sich über die<br />

Jahre mit einer Tochter, einem<br />

Sohn und noch einer Tochter der<br />

Nachwuchs einstellte, war sie<br />

bald wieder zu klein. Nach<br />

Wechsel und Tausch landete die<br />

junge Familie schließlich da, wo<br />

Karin Seydler auch fast 50 Jahre<br />

später noch zu Hause ist, am<br />

Platz der Einheit. Mit der AWG,<br />

so nennt sie die <strong>Karl</strong> Marx noch<br />

immer, hätte sie es, bei allem, was<br />

und womöglich noch in Erwart -<br />

ung eines Piks ist, darf man hier<br />

raus auf das Klettergerüst, die<br />

Rutsche hoch und runter und<br />

rein in den Sand. Das lässt den<br />

ganzen Ärger fast vergessen,<br />

weswegen man denn eigentlich<br />

hier ist. Und Frau Dr. Hirsemann<br />

hat ein Einsehen, die Schwestern<br />

rufen hier nicht einfach in den<br />

Warteraum, sondern kommen<br />

bis an die Tür und lassen wissen,<br />

dass es nun soweit ist. Wie Petra<br />

Hirsemann erzählt, sei es noch<br />

nie vorkommen, dass ein Kind<br />

nun gar nicht mehr zum Doktor<br />

wollte, sondern es gab immer ein<br />

Einsehen, dass nun das Unver -<br />

meidliche passieren muss. „Aber<br />

hinterher, da kann es schon<br />

manchmal geschehen“, weiß sie<br />

zu berichten, „dass die nun entlassenen<br />

Patienten unbedingt<br />

wieder dahin wollen, wo sie ihr<br />

Spiel vor ein paar Minuten unterbrechen<br />

mussten. Und ihre<br />

Eltern haben bisweilen ihre liebe<br />

Mühe, sie von der Rutsche wieder<br />

nach Hause zu bekommen.“<br />

Aber wie sagt schon das platt -<br />

deutsche Sprichwort zu Lieblingsplätzen<br />

und anderen Lebens -<br />

lagen:„Wat den ihnen sin Uhl, is<br />

den annern sin Nachtigall.“<br />

Karin Seydler 1956<br />

man sonst so hört, doch gut getroffen.<br />

„Die machen, was geht.“<br />

Und mehr hat sie wohl auch nie<br />

verlangt.


Wir haben ein günstiges Angebot für Sie<br />

Unerwünschte Werbeanrufe sind ab sofort illegal<br />

Wohl jeder kennt das: Das<br />

Telefon klingelt und am Ende der<br />

anderen Leitung meldet sich ein<br />

Anrufer der Firma xy , der ein<br />

günstiges Angebot an den Mann<br />

oder die Frau bringen will.<br />

Solche Werbeanrufe nerven<br />

nicht nur, im schlechtesten Fall<br />

bequatscht ein Call-Center-Mit -<br />

arbeiter die Angerufenen so geschickt,<br />

dass sie gleich am Tele -<br />

fon ungünstige oder gar<br />

un sinnige Verträge abschließen.<br />

Per Gesetz ist es seit August verboten,<br />

Verbraucher am Telefon<br />

zu behelligen. Es sei denn, sie haben<br />

vorher ausdrücklich eingewilligt,<br />

zu Werbezwecken angerufen<br />

zu werden. Unternehmen,<br />

die sich nicht daran halten, müssen<br />

mit einer saftigen Geldbuße<br />

rechnen: bis zu 50.000 können<br />

fällig werden. Auch dürfen die<br />

Anrufer bei Werbeanrufen nicht<br />

D MITARBEITERPORTRÄT<br />

Nachwuchsarbeit<br />

Mit Nachwuchssorgen muss sich<br />

die <strong>Karl</strong> Marx nicht plagen. In<br />

diesem Jahr haben gleich zwei<br />

junge Frauen ihre Ausbildung<br />

bei der Genossenschaft begonnen.<br />

Ungewöhnlich, aber wohl<br />

bedacht, räumt Uwe Hebs ein,<br />

der bei der <strong>Karl</strong> Marx für die<br />

Azubis verantwortlich ist. „Im<br />

kaufmännischen Bereich ist der<br />

Altersdurchschnitt unserer Kolle -<br />

gen recht hoch, dafür ist Nach -<br />

wuchsarbeit eine Option.“ Die<br />

Azubis der <strong>Karl</strong> Marx haben<br />

einen guten Ruf. Alle, die bisher<br />

ihre praktischen Erfahrungen im<br />

Unter nehmen gesammelt haben,<br />

haben eine feste Stelle. Bis es für<br />

Ann Milz und Anika Tappert so<br />

weit ist, vergehen noch drei<br />

Jahre. Die Beiden stehen ganz am<br />

Anfang ihrer Ausbildung zur<br />

Immo bilienkauffrau. Für die<br />

blonde Ann ist dieser Beruf die<br />

erste Wahl. Gleich nach dem<br />

mehr ihre Telefonnummer<br />

unter drücken. Künftig muss der<br />

Gesprächs partner im Vorfeld<br />

seine Iden tität sowie die eigene<br />

Werbeanrufe sorgen oft für Verärgerung<br />

Ruf nummer preisgeben. Ver -<br />

stoß en Werber dagegen, müssen<br />

sie mit einer Geldstrafe bis zu<br />

10.000 rechnen. Mit dem neuen<br />

Gesetz wurden ebenfalls die<br />

Widerrufsrechte von Ver brauch -<br />

ern gestärkt, die am Telefon<br />

Verträge abgeschlossen haben.<br />

Abitur hatte sich die 19-Jährige<br />

Pots damerin beworben, 20<br />

Bewer bungen verschickt und<br />

mehrere Zusagen bekommen.<br />

Die Ent scheidung fiel für die <strong>Karl</strong><br />

Marx. „Den Ausschlag haben<br />

die guten Erfahrungen einer<br />

Bekannten gegeben, die auch in<br />

der Genossen schaft ausgebildet<br />

wird.“ In zwisch en hat sie selbst<br />

einen ersten Einblick in die<br />

Arbeit einer Wohnungsge -<br />

nossenschaft bekommen, „und<br />

die ist recht vielseitig“, meint sie.<br />

Dem kann Anika Tappert nur zustimmen.<br />

Die junge Frau mit den<br />

schwarzen Haaren reizt gerade<br />

Das schließt Abo-Fallen bei<br />

Zeitungen, Zeitschriften und<br />

Illustrierten sowie Wett- und<br />

Lotteriedienstleitungen, die allzu<br />

oft per Telefon besiegelt wurden,<br />

ein. Widerrufen können<br />

Verbraucher ab sofort in jedem<br />

Fall. Wenn Sie am Telefon etwas<br />

bestellt oder beantragt haben<br />

und vom Vertrag zurücktreten<br />

wollen, warten Sie ab, ob Sie vom<br />

Anbieter hören. Sie haben das<br />

Recht, den Vertrag zwei oder vier<br />

Wochen zu widerrufen. Aktiv<br />

werden müssen Sie aber erst,<br />

wenn sie eine Belehrung über<br />

das Widerrufs recht erhalten<br />

haben – und zwar schriftlich.<br />

E-Mail oder Fax reichen aus. Wer<br />

einen Vertrag widerrufen möchte,<br />

teilt das dem Unternehmen in<br />

einem formlosen Schreiben mit.<br />

Gründe müssen nicht genannt<br />

werden.<br />

Anika Tappert und Ann Milz haben im August ihre Ausbildung begonnen<br />

das Abwechslungsreiche an diesem<br />

Beruf. „Die 20-Jährige hat in<br />

diesem Bereich schon einige<br />

Erfahr ungen gesammelt, in<br />

verschiedenen Immobilienunter -<br />

nehmen Praktika absolviert. „Das<br />

hat meinen Berufswunsch gefestigt“,<br />

erzählt sie in ihrer offenen<br />

Art. „Ich habe mich für die<br />

<strong>Karl</strong> Marx als Ausbildungs -<br />

betrieb entschieden, weil ich hier<br />

alle Bereiche der Immobilien -<br />

wirt schaft kennenlernen kann.“<br />

Und sie hat schon berufliche<br />

Pläne. „Nach der Aus bildung will<br />

ich unbedingt meinen Immo -<br />

bilien fachwirt machen.“<br />

WISSENSWERT<br />

die geburtstage im<br />

august und september<br />

90 + JAHRE<br />

Ilse Bleek, Günter Galbas,<br />

<strong>Karl</strong>heinz Hesener,<br />

Gertrud Kühnel, Anni Malitzki,<br />

Maria Michalke, Lucia Ohm,<br />

Anny Piechowiak, Fritz Schael,<br />

Gerda Stephan<br />

85 JAHRE<br />

Asta Ahlhausen, Walter Häberer,<br />

Irmgard Hardel, Ursula Ludwig,<br />

Ingeburg Wörner<br />

80 JAHRE<br />

Gerhard Gomon, Else Jenoch,<br />

Joachim Klauke, Christa Kutzmutz,<br />

Inge Leschkowitz, Herbert Posmyk,<br />

Gerda Plots,Gottfried Probst,<br />

Erna Ramlow, Alfred Rätsch,<br />

Hans Salzmann, Helmut Schaller,<br />

Joachim Schulz, Ruth Stellmacher,<br />

Horst Stresemann, Horst Tent<br />

75 JAHRE<br />

Anita Arndt, Hans-Friedrich<br />

Bergmann, Irmgard Cuno,<br />

Ruth Einhorn, Alfons Erbsmann,<br />

Maria Grunwald, Christel Hahn,<br />

<strong>Karl</strong>-Heinz Hümbs, Hans-Joachim<br />

Koeppe, Joachim Köbnick,<br />

Ingeborg Kunze, Elli Lange,<br />

Hedwig Mikoleit, Manfred<br />

Olschewski, Siegrid Pulka,<br />

Regina Schmidt, Dr.Herbert<br />

Semmler, Elfriede Spießbach,<br />

Horst Wollmann<br />

herzlichen<br />

glückwunsch!<br />

impressum<br />

HERAUSGEBER<br />

<strong>Wohnungsgenossenschaft</strong><br />

“<strong>Karl</strong> Marx” <strong>Potsdam</strong> <strong>eG</strong>,<br />

Jagdhausstr. 27, 14480 <strong>Potsdam</strong>,<br />

0331 6458-0, www.wgkarlmarx.de<br />

REDAKTION<br />

Projektteam Ackerstraße:<br />

Anke Ziebell, Martin Woldt<br />

GRAFISCHES KONZEPT<br />

Tangram Design,<br />

www.tangram-design.de<br />

FOTOS<br />

Tina Merkau, WG Archiv,<br />

S. 9 www.internationalessommercamp.de<br />

S. 11 oben: Rainer Sturm/pixelio<br />

DRUCK<br />

Druckerei Gieselmann<br />

11


VIS A VIS<br />

Die Nachfrage ist da<br />

Während man in <strong>Potsdam</strong> oft über „die“ <strong>Karl</strong> Marx spricht, redet man<br />

andernorts neuerdings wieder viel über „den“ <strong>Karl</strong> Marx<br />

In unserer letzten Ausgabe<br />

haben wir tatsächlich einen<br />

schwerwiegenden Fehler gemacht.<br />

Im Preisrätsel, das sich<br />

um die Geburtsstadt von <strong>Karl</strong><br />

Marx Trier drehte, unterschlugen<br />

wir glatt 40 Lebensjahre des<br />

Philosophen. Natürlich ist 1883<br />

sein richtiges Todesjahr. Aber die<br />

Sache ist doch noch viel schlimmer.<br />

Nicht nur, dass Marx viel<br />

länger lebte, als wir schrieben:<br />

Eigentlich ist er immer noch<br />

ziemlich le bendig. Nun, da die<br />

Gerade erschienen im Geschichts-<br />

Magazin der ZEIT und für 5,50 Euro am<br />

Kiosk. „<strong>Karl</strong> Marx“ der Prophet der Krisen<br />

weltumspannende Ökonomie des<br />

Kapitals ins Wan ken geraten ist<br />

und Volkswirte weltweit sich<br />

nichts sehnlicher wünschen, als<br />

in den sicheren Hafen der<br />

Konjunktur zurückzukehren,<br />

schreibt Marx bereits schwarze<br />

Zahlen. Sein Werk wird von<br />

einer jungen Genera tion aus den<br />

obersten Reihen der Regale<br />

geholt, wo es über die letzten<br />

zwanzig Jahre etwas Staub<br />

angesetzt hat. Und an den Uni -<br />

versitäten gründen sich bundes -<br />

weit „Kapital“-Lese gruppen, –<br />

eine Reaktion auf den fort -<br />

schreiten den Bedeu tungs verlust<br />

des Ökonomen in den Lehr -<br />

plänen der Hochschulen. Im <strong>Karl</strong><br />

Dietz-Verlag, der die Marx-<br />

Engels-Werke heraus gibt, kam<br />

es im Zuge der „Kapital-Lesebe -<br />

weg ung“ an den Universitäten,<br />

zu Engpässen. Obwohl als<br />

Wissen schaftler abgekanzelt und<br />

des Geschichtsballastes anrüchig,<br />

scheint es so, als wäre man bereit,<br />

Marx neu zu entdecken. Von<br />

<strong>Karl</strong> Marx verspricht man sich<br />

Erklärungen. Denn gründlich<br />

<strong>Karl</strong> Marx wird wieder aus dem Keller geholt<br />

als jeder andere hat er die<br />

Funktions weise des Kapitalis -<br />

mus seziert. In unzähligen<br />

Korrespondenzen und Schriften<br />

liefert er Diskussionsstoff für<br />

Philosophie, Geschichte und<br />

Ökonomie. Fast scheint es schon<br />

verwunderlich, wie die marxsche<br />

Hinterlassenschaft überhaupt in<br />

Vergessenheit geraten konnte.<br />

Doch seit einigen Jahren wandelt<br />

sich das selbst in Deutschland.<br />

Schon 2003 stand Marx nach<br />

Konrad Adenauer und Martin<br />

Luther auf Platz drei der<br />

Zuschauerwahl der „größten<br />

Deutschen“ in der ZDF-Sendung<br />

„Unsere Besten“. In Trier - der<br />

Geburtsstadt – setzt sich der<br />

Allgemeine Studierenden aus -<br />

schuss dafür ein, die Universität-<br />

Trier in „<strong>Karl</strong>-Marx-Universität<br />

Trier“ umzubenennen. Der<br />

Filmkünstler Alexander Kluge<br />

hat sich in dem zehnstündigen<br />

Werk „Nachrichten aus der<br />

Ideologischen Antike“ daran gemacht,<br />

das „Kapital“ essayistisch<br />

in Szene zu setzen. In Japan, das<br />

schwer von der Wirtschaftskrise<br />

getroffen ist, erschien das<br />

„Kapital“ sogar als Manga, das<br />

sind Comics im Rang von Roma -<br />

nen und Zeitungen. Selbst im katholischen<br />

Klerus ist Marx nicht<br />

mehr ausschließlich als Ketzer<br />

verrufen. Wo er einst von der<br />

Religion als „Opium des Volkes“<br />

sprach, diskutiert heute Erz -<br />

bischof Reinhard Marx in seinem<br />

Buch „Das Kapital“ über eine<br />

gerechtere Gesellschaft. Auch<br />

das Internet gehört zu den<br />

Domänen des Alten mit dem<br />

Rauschebart. Gibt man seinen<br />

Namen bei der Internet such -<br />

maschine Google ein, erzielt man<br />

dort prompt 5,8 Millionen Treffer<br />

(Konrad Adenauer schafft es<br />

lediglich auf 2 Millio nen). Inter -<br />

net-Video portale wie You tube<br />

halten Musikvideos, Doku -<br />

mentationen und sogar Inter -<br />

views mit dem Ökonomen<br />

bereit. Der Komödiant Helge<br />

Schneider tritt mit schief sitzendem<br />

Bart auf und erklärt, dass<br />

<strong>Karl</strong> Marx auf Grund seines hem-<br />

mungslosen Tabakkonsums eine<br />

recht hohe Stimme gehabt haben<br />

soll. <strong>Karl</strong> Marx’ kritische<br />

Thesen werden von einem meist<br />

jungen Publikum erneut aufgegriffen<br />

in der Hoffnung, zu verstehen,<br />

wie der Kapitalismus<br />

funktioniert und wo seine Pro -<br />

bleme liegen. Unterm Strich<br />

zeich net sich gesamtgesellschaftlich<br />

betrachtet eine zwanglosere<br />

Auseinandersetzung mit Marx’<br />

Werk ab. Folgerichtig. Denn,<br />

wenn frei nach Marx „das Sein<br />

das Bewusstsein bestimmt“, dann<br />

kommt die krisengeschüttelte<br />

Wirklichkeit des Kapitals kaum<br />

ohne ihren größten Kritiker aus.<br />

12 0331 6458-0 www.wgkarlmarx.de

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