Jahresbericht 2010 - Heinz Sielmann Stiftung
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Angeführt von einem Leichtfluggerät<br />
folgen die Vögel<br />
ihren Zieheltern auf ihrer<br />
Flugroute in den Süden.<br />
Der Waldrapp wurde früher<br />
wegen seiner Vorliebe für<br />
Nistplätze in Klausen und Burgen<br />
auch Klausrabe genannt.<br />
Deutschland<br />
Die Rückkehr des Waldrapps<br />
Förderprojekt auf den Flügeln des Erfolgs<br />
Der ehemals im Mittelmeerraum bis hin zum nördlichen<br />
Alpenvorland weit verbrei tete und zur Familie der Ibisse<br />
zählende Waldrapp war bis Ende des 16. Jahrhunderts<br />
auch in Süddeutschland heimisch, bevor er Mitte des<br />
17. Jahr hunderts – aufgrund intensiver Bejagung – ausstarb.<br />
Der Weltbestand wildlebender Waldrappe wird heute auf<br />
nur noch 450 bis 500 Tiere geschätzt. Neben kleineren<br />
Popu lationen in der Türkei und Syrien lebt der Großteil<br />
des Gesamtbestandes im eigens für diese Vogelart<br />
ein gerichteten Souss-Massa-Nationalpark nahe Agadir<br />
in Marokko. Seit dem Jahr 2007 fördert die <strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong><br />
<strong>Stiftung</strong> die Bemühungen des Wald rappteams, den<br />
seit 350 Jah ren in Deutschland ausgestorbenen Vogel<br />
wieder heimisch zu machen.<br />
Waldrappe sind Zugvögel . Die Jungtiere müssen die Zug -<br />
route in das Wintergebiet von ihren Eltern lernen . Weil<br />
es in Mitteleuropa keine wildlebenden Waldrappe mehr<br />
gibt, werden innerhalb dieses Projektes Zoo-Nachkommen<br />
ein gesetzt . Bei ihnen müssen Menschen die Jungvögel mit<br />
den nötigen Informationen über den Zugweg ausstatten .<br />
Die bislang einzige Möglichkeit dazu besteht darin, Vögel<br />
durch menschliche Zieh eltern aufzuziehen und sie darauf zu<br />
trainieren, der Bezugsperson in einem Ultraleicht-Fluggerät<br />
zu folgen . Waldrappe werden in der Regel nach der dritten<br />
Über winterung geschlechtsreif und kehren erst dann in ihr<br />
Herkunftsgebiet zum Brüten zurück .<br />
Siebte Migration startet erneut von Burghausen<br />
Erstmalig fand im Jahr <strong>2010</strong> die Handaufzucht außerhalb<br />
Österreichs statt . Es wur den 16 Jungvögel im Zoo Hellabrunn<br />
in München aufgezogen . Ende Mai wurden die Tiere von<br />
München in das Trainingscamp bei Burghausen (Deutschland)<br />
überführt . Hier konnten sie mit dem Flüggewerden<br />
im Juni mit ihrem Flugtraining beginnen .<br />
Am 18 . August <strong>2010</strong> startete die siebte menschengeleitete<br />
Migration der Waldrappe mit 16 Vögeln . Ausgangsort war<br />
zum vierten Mal das bayerische Burghausen . Am 12 . September<br />
erreichten die Tiere nach 26 Tagen das Wintergebiet<br />
Italien<br />
Livorno<br />
Laguna di Orbetello<br />
Burghausen<br />
Venezia<br />
Rom<br />
Linz<br />
Österreich<br />
Udine<br />
Slovenien<br />
Wien<br />
Laguna di Or betello in der südlichen Toskana . Es war die<br />
zeitlich kürzeste Migration im Rahmen dieses Projektes .<br />
Die Gesamtstrecke von 1 .295 Kilometern wurde in nur sieben<br />
Flugetappen zurückgelegt . Im Durchschnitt flogen die Vögel<br />
180 Kilometer pro Tag . Das war wesentlich weiter als die<br />
bisherigen Flüge im Rahmen dieses Projektes . Die längste<br />
Flugstrecke betrug 271 Ki lometer bei einer Nonstop-Flugzeit<br />
von fünf Stunden 40 Minuten . Dies ist die längste Strecke,<br />
die je in Begleitung von Vögeln geflogen worden ist . Bei<br />
diesem Herbstzug folgten die Waldrappe wie auch in den<br />
Jahren zuvor wieder ihren Zieheltern, die in einem Leichtflugzeug<br />
voranflogen . Das 2007 angeschaffte <strong>Sielmann</strong>-<br />
Fluggerät war nunmehr im vierten Jahr in Folge im Einsatz .<br />
Die Vögel waren bereits mit Ende der Handaufzucht, aber<br />
auch zu Beginn der Mig ration, deutlich schwerer als in den<br />
Vorjahren . Mit Ende der Migration hatten die Vö gel nur rund<br />
sieben Prozent ihres Körpergewichts verloren . Diese Ergebnisse<br />
legen dar, dass auf die Futterqualität und die physische<br />
Entwicklung der Vögel ganz be sonders geachtet werden<br />
muss .<br />
Waldrapp bald wieder heimisch?<br />
Wenn die Waldrappe nach der dritten Überwinterung<br />
geschlechtsreif sind, kehren sie auf der als Jungvogel erlernten<br />
Route an den Ort ihrer Aufzucht zurück, um dort zu<br />
brüten . Dann hätten wir es geschafft und einen bei uns vor<br />
350 Jahren ausgestorbenen Vogel wieder heimisch gemacht .<br />
Der bisherige Verlauf des Projektes gibt in jedem Fall Grund<br />
zur Hoffnung .<br />
KI.KA-Baumhaus – Magnet<br />
für kleine Naturforscher<br />
Natur-Erlebniszentrum Gut Herbigshagen bei Göttingen<br />
Seit 15 Jahren ist die <strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong> <strong>Stiftung</strong> mit ihrem<br />
Natur-Erlebniszentrum auf Gut Herbigshagen bei Göttingen<br />
beheimatetet . Die erste Jahreshälfte <strong>2010</strong> war gekennzeichnet<br />
von umfassenden Umgestaltungen des Außengeländes .<br />
Diese konnten dankenswerter Weise zu einem Großteil aus<br />
dem Europäischen Strukturfonds EFRE im Rahmen des<br />
Förderprogramms „Natur erleben“ und durch das Land<br />
Nieder sachsen finanziert werden . Im Juni wurden die neuen<br />
Natur-Erlebnisangebote der Öffentlichkeit vorgestellt .<br />
Die größte Attraktion war zweifellos die Errichtung der<br />
ersten Nachbildung des aus dem Fernsehen bekannten<br />
KI .KA-Baumhauses (Kinderkanal von ARD und ZDF) . Bislang<br />
kannten vor allem die jungen Zuschauer es nur als Studiokulisse,<br />
kurz bevor das „Sandmännchen“ anfängt . Die feierliche<br />
Einweihung des realen Baumhauses fand Mitte Juni<br />
im Beisein von Thüringens Ministerpräsidentin Christine<br />
Lieberknecht, KI .KA-Programmgeschäftsführer Steffen<br />
Kottkamp, Duderstadts Bürgermeister Wolfgang Nolte sowie<br />
der <strong>Stiftung</strong>sratsvorsitzenden der <strong>Heinz</strong> <strong>Sielmann</strong> <strong>Stiftung</strong>,<br />
Gut Herbigshagen, Natur-<br />
Erlebniszentrum und Sitz<br />
der <strong>Stiftung</strong>szentrale.<br />
Inge <strong>Sielmann</strong>, statt . KI .KA-Moderatorin Singa Gätgens<br />
führte durch die Veranstaltung . Auf dem gesamten Gelände<br />
von Gut Herbigshagen sind über die Monate noch weitere<br />
Natur-Erlebnisstationen entstanden; eine Lehmwerkstatt,<br />
ein Weiden-Beobachtungshaus, ein Baummarder-Pfad sowie<br />
die rätselhaften Hotspots der Artenvielfalt . Gut Herbigshagen<br />
ist auf diese Weise um einige Attraktionen reicher<br />
geworden – nicht nur für die kleinen Besucher .<br />
Dies ist vor allem deshalb so wichtig, da die Verbindung von<br />
Naturschutz und Umweltbildung Kern der Arbeit der <strong>Heinz</strong><br />
<strong>Sielmann</strong> <strong>Stiftung</strong> ist und stetig weiterentwickelt wird .<br />
Natur schutz wird im wahrsten Sinne des Wortes auf Gut<br />
Herbigshagen begreifbar gemacht . Mehrere zehntausend<br />
Besucher tragen alljährlich dazu bei, dass Gut Herbigshagen<br />
eine viel besuchte Attraktion in der Region ist . Darüber<br />
hin aus hat es sich als außerschulischer Lernort etabliert .<br />
Als Regionales Umweltbildungszentrum (RUZ) des Landes<br />
Niedersachsen ist das Gut ein wichtiger Partner für schulische<br />
Projekte .<br />
Ki.Ka-Moderatorin Singa Gätgens<br />
war bei der Eröffnung des<br />
Baumhauses dabei.<br />
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