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Schäßburger Nachrichten SN32 - HOG Schäßburg eV

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28 <strong><strong>Schäßburg</strong>er</strong> <strong>Nachrichten</strong>, Dezember 2009<br />

Traditionelle Orgel- und Chorkonzerte<br />

im Sommer 2009<br />

Orgel- und Chorkonzerte in der Klosterkirche und in der Bergkirche<br />

finden nun schon seit 13 Jahren statt. Sie wurden auch heuer von<br />

unserem Stadtorganisten Theo Halmen organisiert, geplant und betreut.<br />

Die Konzerte fanden in der Regel jeden Freitag um 18 Uhr statt und<br />

dauerten etwa eine Stunde.<br />

Heuer begannen sie am 9. Mai in der Bergkirche mit einem Chorkonzert<br />

des Chores Canzonetta aus Kronstadt. Gespielt haben im<br />

Rahmen dieser Konzerte sozusagen alle Organisten unserer evangelischen<br />

Kirchen, aber auch andere Künstler aus Klausenburg und<br />

Großwardein. Es ist Theo Halmen gelungen, auch mehrere Organisten<br />

und Chöre aus dem Ausland für diese Konzerte zu gewinnen.<br />

Das von Anfang an festgelegte Programm sah 23 Konzerte vor. Das<br />

letzte fand am 12. Oktober statt.<br />

Seit der massiven<br />

Abwanderung unserer<br />

Landsleute sind mehrere<br />

wertvolle Orgeln unserer<br />

Landeskirche vom Verfall<br />

bedroht. Das betrifft<br />

in eklatanter Weise auch<br />

die Augustin-Orgel aus<br />

Wölz (Velţ). Nach der<br />

Auswanderung der letzten<br />

evangelischen Seelen<br />

aus Wölz kam es zu<br />

einem beschleunigten<br />

Verfall von Kirche und<br />

Orgel. Die Kirche wurde<br />

baufällig, und da sie<br />

Zeichnung von Hermann Binder<br />

obendrein nicht verschließbar<br />

war, hatten es Randalierer leicht, die Orgel mutwillig zu<br />

bearbeiten. Mehrere Initiativen unserer Landeskirche, die Wölzer<br />

Orgel bzw ihre noch sehr gut brauchbaren Teile zu verkaufen und<br />

dadurch zu retten, blieben erfolglos. Alle Interessenten erschraken<br />

vermutlich beim Besichtigen der traurigen Reste. Leider hatte ich als<br />

Orgelbauer nie die Gelegenheit, potenziellen Interessenten die gute<br />

Qualität dieser Reste und die Möglichkeit ihrer Verwendung sachlich<br />

zu erläutern. Nach dem Einsturz des Chorraumes kam es dann<br />

endlich zu einer Sicherung der Orgelreste. Durch die Intervention<br />

des Mediascher Bezirkskonsistoriums wurden die restlichen Metallpfeifen<br />

eingesammelt. Dank dieser Aktion, leider zu spät gestartet,<br />

konnten wenigstens die Pfeifenmaße gesichert werden. Mehr als<br />

Es wurden aber auch noch andere Konzerte außerhalb des von Anfang<br />

an festgelegten Programmes eingeschoben, wie z. B. zwei Konzerte im<br />

Rahmen des Festivals der akademischen Musik und die „Liedertrun“<br />

der drei ehemaligen Lehrer der Hermannstädter Brukenthalschule.<br />

Positiv zu bewerten ist die Tatsache, dass auch jungen einheimischen<br />

Talenten die Gelegenheit geboten wurde, in der Heimatstadt aufzutreten:<br />

Die junge Studentin Johanna Halmen, die am Klausenburger<br />

Konservatorium Orgel studiert, konnte in einem der Konzerte gehört<br />

werden.<br />

Alle Konzerte hatten ein sehr hohes Niveau und die Künstler wurden<br />

von dem Publikum mit reichem Beifall belohnt.<br />

Leider besuchen nicht allzu viele <strong><strong>Schäßburg</strong>er</strong> diese Konzerte. Sie<br />

waren aber alle relativ gut von Touristen besucht, die sich gerade in<br />

<strong>Schäßburg</strong> befanden.<br />

Hermann Baier, <strong>Schäßburg</strong><br />

Die Johann Jacobus Augustin-Orgel<br />

aus Wölz für die Klosterkirche<br />

zwei Drittel der Holzpfeifen blieben erhalten und können aufgearbeitet<br />

werden. Inzwischen ist alles vermessen und sortiert. Ebenso sind<br />

Details für eine spätere Verwendung als Chororgel rekonstruiert. Der<br />

allgemeine Zustand der Holzpfeifen, der Windladen, der Gehäuse-<br />

und Statikteile sind, den ausgestandenen Gewaltproben zum Trotz,<br />

ausnehmend gut. Registermechanik sowie Tonmechanik bedürfen<br />

allerdings einer gründlichen Erneuerung. Von fachlicher Seite kann<br />

mit begründbarer Überzeugung eine Restaurierung dieser Orgel als<br />

sinnvoll empfohlen werden.<br />

Johann Jacobus Augustin (1767-1815) stammt aus Sachsen, wahrscheinlich<br />

aus einer Orgelbauerfamilie. Der Mediascher Sterbematrikel<br />

nach stammte er aus Dresden. Er fand in Mediasch eine<br />

Wirkungsstätte, von wo aus er einige Orgeln guter Qualität baute<br />

(Abtsdorf, Pretai, Almen (?), Wölz, Schlatt). Die Wölzer Orgel ist<br />

handwerklich eine qualitative Glanzleistung. Augustin war Zeitgenosse<br />

des berühmteren Birthälmer Orgelbauers Samuel Maetz. Gemeinsam<br />

mit diesem beteiligte sich Augustin an der Begutachtung<br />

der von Johann Thois reparierten Klosterkirchenorgel (1810). Damit<br />

hätten wir einen direkten Bezug dieses Mannes zu <strong>Schäßburg</strong>. Wenn<br />

wir nach weiteren Bezügen suchen wollen, wären die Verzierungen<br />

an der Wölzer Orgel zu nennen, die im Vergleich mit anderen Verzierungen<br />

dieser Zeit auf den <strong><strong>Schäßburg</strong>er</strong> Altarbauer und Schnitzer<br />

Johann Folbarth weisen. Dieser arbeitete sowohl für Samuel J. Maetz<br />

als auch für den Kronstädter Orgelbauer Johannes Prause.<br />

Eine Zweitorgel in der Klosterkirche kann sehr wohl aus den verschiedensten<br />

Gründen und Perspektiven befürwortet werden: als<br />

ein Zeichen – wie das Pflanzen eines Apfelbäumchens in der Stimmung<br />

einer Endzeit. Für den Kirchenmusiker ist sie ein Werkzeug, in<br />

diesem Fall dazu ausersehen, die Bandbreite seines Gotteslobes über

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