PDF-Dokument - Hagen
PDF-Dokument - Hagen
PDF-Dokument - Hagen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
40<br />
Frühgeburt<br />
Es gibt heute für Schwangere bessere Untersuchungsmethoden als je zuvor. Trotzdem hat sich<br />
die Zahl der Frühgeburten in den letzten Jahren stark erhöht. Etwa jedes 15. Baby – ungefähr<br />
50.000 pro Jahr – werden in Deutschland zu früh geboren.<br />
In Prozenten ausgedrückt heißt das, es werden etwa 50 % mehr Kinder zu früh geboren als vor<br />
30 Jahren.<br />
Die Gründe für diesen Anstieg verwundern zunächst. Denn gerade die Fortschritte, die die<br />
pränatale Medizin in den letzten Jahren gemacht hat, hat u.a. zum Anstieg der Frühgeburten<br />
beigetragen.<br />
Erklären lässt sich das dadurch, dass zum einem das, was man gemeinhin mit „künstliche<br />
Befruchtung“ umschreibt, zugenommen hat. Dieses hat wiederum einen höheren Anteil an<br />
Zwillings- und Mehrlingsschwangerschaften zur Folge, bei denen das Risiko einer Frühgeburt<br />
ohnehin größer ist.<br />
Weitere Gründe sind die hinlänglich bekannten wie problematischer Schwangerschaftsverlauf,<br />
schwangerschaftsbedingte Erkrankungen der werdenden Mutter oder des Kindes, durch die<br />
eine vorzeitige Beendigung der Schwangerschaft notwendig oder einfach ausgelöst wird.<br />
Zum anderen kann die Medizin heute durch bessere Vorsorge die Schwangerschaft soweit<br />
verlängern, dass die Wahrscheinlichkeit für das Überleben des Kindes groß genug ist und es<br />
weniger zu Fehlgeburten kommt.<br />
Die Chancen für „Frühchen“ sind heute so gut wie nie. Selbst Kinder mit einem Geburtsgewicht<br />
von deutlich unter 1.000 Gramm, die vor der 28. Schwangerschaftswoche geboren werden,<br />
überleben heute.<br />
Generell liegt die Überlebensrate für Frühgeburten heute zwischen 80 und 90 %.<br />
Was darüber aber leicht in Vergessenheit gerät, ist die Tatsache, dass die erhöhte Überlebenschance<br />
der extrem früh geborenen Kinder mit bleibenden Schäden und erheblichen Entwicklungsstörungen<br />
verbunden sein kann, denn von einer normalen Entwicklung kann man nur bei<br />
etwa jedem 3. Frühgeborenen sprechen.<br />
Die Eltern stehen nach einer Frühgeburt meist unter Schock.<br />
Das Ereignis kam unerwartet, seine Folgen kann kein Elternteil sofort in seiner ganzen Tragweite<br />
erfassen.<br />
Die Mutter ist nach der Geburt – oftmals ein Kaiserschnitt – zunächst geschwächt. Der Vater<br />
muss sich plötzlich um Mutter und Baby kümmern – aber anders als geplant, wobei er trotzdem<br />
eigentlich nur wenig wirklich „tun“ kann.<br />
Eltern stürzen nach einer Frühgeburt zunächst also oft in ein seelisches Loch. Plötzlich ist<br />
dieses winzige Wesen von Apparaturen umgeben, die zur intensiv-medizinischen Versorgung<br />
unerlässlich sind, bei den Eltern aber eher Angst und Ohnmachtsgefühle auslösen.