Liederhalle Stuttgart - und Kongresszentrum Liederhalle
Liederhalle Stuttgart - und Kongresszentrum Liederhalle
Liederhalle Stuttgart - und Kongresszentrum Liederhalle
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
108 - <strong>Liederhalle</strong> 26.06.2007 13:56 Uhr Seite 4<br />
Eine komplizierte Entstehungsgeschichte<br />
Allerdings war der Weg zur diesem Meisterwerk keineswegs geradlinig verlaufen.<br />
In den Bombennächten des Krieges war der Vorgängerbau, die <strong>Liederhalle</strong><br />
des <strong>Stuttgart</strong>er Liederkranzes zerstört worden. Jener Entwurf des Architekten<br />
Christian Friedrich Leins in Formen der italienischen Renaissance<br />
war in zwei Schritten 1864 <strong>und</strong> 1875 errichtet worden, den Vorbau hatten<br />
Carl Heim <strong>und</strong> Jakob Früh bis 1908 erweitert <strong>und</strong> mit Elementen des Klassizismus<br />
<strong>und</strong> des Jugendstils ausgestattet. Seit Kriegsende hatten die <strong>Stuttgart</strong>er<br />
einen großen Konzertsaal schmerzlich vermissen müssen. Bereits 1949<br />
lobte daher der Liederkranz einen eingeladenen Wettbewerb für einen Neubau<br />
aus. Die Jury vergab zwei gleichrangige erste Preise für Entwürfe, die<br />
kaum unterschiedlicher hätten sein können: Hans Scharoun (Berlin) entwarf<br />
aus freien Formen eine organische Komposition, in der sich Außen- <strong>und</strong> Innenraum<br />
auf vielfältige Weise miteinander verbanden, <strong>und</strong> in dem schon viel auf<br />
die Philharmonie in Berlin verwies (siehe Die neuen Architekturführer<br />
Nr. 30). Adolf Abel <strong>und</strong> Rolf Gutbrod (München/<strong>Stuttgart</strong>) hingegen reichten<br />
eine sachliche, kubische Architektur ein – »lauter Kästen«, wie Gutbrod<br />
selbst später urteilte. Den Auslobern, die noch der alten <strong>Liederhalle</strong> nachtrauerten<br />
<strong>und</strong> auch eine Rekonstruktion nicht ausschließen wollten, war<br />
indes der sachliche Entwurf sympathischer.<br />
Zwar stellte sich früh heraus, dass der Liederkranz nicht in der Lage war,<br />
aus eigener Kraft einen Neubau zu finanzieren. Doch nahm die Stadt, die<br />
schließlich Bau <strong>und</strong> Finanzierung sicherstellte, auf den Eigentümer des maßgeblichen<br />
Gr<strong>und</strong>stücks insoweit Rücksicht, als sie 1954 Abel <strong>und</strong> Gutbrod<br />
mit einem neuen Entwurf aufgr<strong>und</strong> eines überarbeiteten Raumprogramms<br />
beauftragte. Was die Architekten daraufhin präsentierten, hatte freilich mit<br />
dem Wettbewerbsbeitrag nicht mehr viel gemein. Zum einen war im Duo<br />
Abel/Gutbrod nun nicht mehr Abel, sondern Gutbrod der maßgebliche Entwerfer,<br />
zum anderen ist durchaus anzunehmen, dass Scharoun auch bei den<br />
Konkurrenten Eindruck hinterlassen hatte. Am 23. Dezember schließlich be-<br />
Weit kragt das asymmetrische Dach über dem Haupteingang aus, links ist der mit einer Aluminiumskulptur<br />
von Hans Dieter Bohnet geschmückte Silchersaal zu sehen.<br />
4