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o farfalla e grillino - VAF.ch

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CAlso s<strong>ch</strong>lage i<strong>ch</strong> Ihnen ein Eingrenzen der Thematik vor (Wobei dur<strong>ch</strong>aus erwüns<strong>ch</strong>t wäre, dass sieden Teil als für das Ganze stehend bedenken/verstehen.):bezügli<strong>ch</strong> der Erfors<strong>ch</strong>ung der Entwicklung und des Lernens des Kindes relevante Teile derNeurowissens<strong>ch</strong>aften sind die Kinderneuropsy<strong>ch</strong>ologie und die Entwicklungsneurologie.Beide Disziplinen befassen si<strong>ch</strong> mit den Zusammenhängen zwis<strong>ch</strong>en Entwicklung und Verhaltendes Kindes einerseits und der Entwicklung und der Funktion des ZNS des Kindes andererseits,wobei es ni<strong>ch</strong>t nur methodis<strong>ch</strong>e Unters<strong>ch</strong>iede zwis<strong>ch</strong>en den beiden genannten Disziplinen gibt (zuwel<strong>ch</strong>en si<strong>ch</strong> heute im Verlaufe des Tages Beispiele finden werden), sondern mindestens bis vorkurzem au<strong>ch</strong> inhaltli<strong>ch</strong>e: in der Kinderpsy<strong>ch</strong>ologie wie au<strong>ch</strong> in der Kinderneuropsy<strong>ch</strong>ologie leiderverna<strong>ch</strong>lässigt wurde ein Teilgebiet des Denkens, wel<strong>ch</strong>em mein besonderes Interesse gilt: dieNeumotorik.2


EDas Ziel meines Referat ist vor allem, Sie mit Symptomen vertraut zu ma<strong>ch</strong>en, wel<strong>ch</strong>e IhreAufmerksamkeit verdienen (yellow flags), und Ihnen zu zeigen, wel<strong>ch</strong>e Bedeutung die si<strong>ch</strong> aus densi<strong>ch</strong> aus diesen Befunden ergebenden Diagnosen für Ihre Arbeit als Heilpädagogin haben. Unddamit wäre dann au<strong>ch</strong> nebenbei gezeigt (q.e.d. - pflegte unser Mathematiklehrer im Gymnasiumjeweils am S<strong>ch</strong>lusse seiner Überlegungen hinzus<strong>ch</strong>reiben), warum Neurowissens<strong>ch</strong>afterInnen undHeilpädagogen zusammen arbeiten - ni<strong>ch</strong>t sollten, sondern müssen. Und Sie werden au<strong>ch</strong> sehen,dass keine Gefahr besteht, dass der Biologe oder Mediziner Ihnen sagen will, was pädagogis<strong>ch</strong> zutun ist - dass es aber Situationen gibt, in wel<strong>ch</strong>en er Ihnen in bestimmten Situationen beibestimmten Kindern von bestimmten pädagogis<strong>ch</strong>en Wegen abraten wird - weil es hinrei<strong>ch</strong>end guteGründe dafür gibt, dass diese si<strong>ch</strong> hier ni<strong>ch</strong>t bewähren werden.Zu den „yellow flags“: diese Wortspielerei (in der Medizin spri<strong>ch</strong>t man von „red flags“ undmeint damit Alarmzei<strong>ch</strong>en darstellende Befunde – und der Farbwe<strong>ch</strong>sel sollte bloss eineMetapher dazu sein, dass es bei den hier bespro<strong>ch</strong>enen Beoba<strong>ch</strong>tungen, wenn übersehen,ni<strong>ch</strong>t glei<strong>ch</strong> um Tod und Leben geht) soll ni<strong>ch</strong>t zu Missverständnissen führen: offenbar ist inder S<strong>ch</strong>iffahrt die gelbe Flagge das Zei<strong>ch</strong>en von Krankheiten an Bord oder der Quarantäne. 77 http://flagspot.net/flags/xf~q.html7


9.55Ggeneral movementsGrillino ist daran, si<strong>ch</strong> ein Video anzusehen, auf dem man ein neugeborenes Kind si<strong>ch</strong> bewegensieht.→Video 1: general movements bei neugeborenen KindernFarfalla:was s<strong>ch</strong>aust Du da?Grillino:S<strong>ch</strong>au, i<strong>ch</strong> beoba<strong>ch</strong>te General movements 8 (GM), das sind Bewegungen des ganzen Kindes, seinerArme, seiner Beine, seines Kopfs und seines Rumpfs – man kann sie im Neugeborenenalterbeoba<strong>ch</strong>ten, bevor beim Säugling die Willkürmotorik beginnt.Zum Beurteilen der Qualität der General Movements s<strong>ch</strong>aut man auf deren Variabilität, derenKomplexität [definiert dur<strong>ch</strong> Beuge- und Streckbewegungen überlagernde Rotationskomponenten]und deren Flüssigkeit.Farfalla:Oh, das ist s<strong>ch</strong>ön. Aber wozu ist es gut?Grillino:Heinz Pre<strong>ch</strong>tl in Groningen, ein S<strong>ch</strong>üler von Konrad Lorenz, hat herausgefunden, dass man aus derQualität des Bewegungsmusters des Kindes s<strong>ch</strong>liessen kann, wie es si<strong>ch</strong> weiter entwickeln wird… es geht um eine qualitative Beurteilung der spontanen Motorik, ni<strong>ch</strong>t um eine quantitative.> bea<strong>ch</strong>ten Sie den (bereits angespro<strong>ch</strong>enen) Unters<strong>ch</strong>ied zur Testpsy<strong>ch</strong>ologie in derMethodik es gibt keine Untersu<strong>ch</strong>ung, wel<strong>ch</strong>e eine bessere Prognose erlaubt zur weiteren Entwicklungdes Kindes als das Beoba<strong>ch</strong>ten der Qualität seiner Bewegungen (general movements) in derNeugeborenenphase und im zweiten Lebensmonat (korrigiertes Alter). Beoba<strong>ch</strong>ten qualitativer Elemente des Bewegungsmusters Beoba<strong>ch</strong>ten spontaner Aktivität des Kindes prognostis<strong>ch</strong>e Relevanz der Neuromotorik beim Neugeborenen8 Übersi<strong>ch</strong>tsartikel zu den von Heinz Pre<strong>ch</strong>tl erstmals bes<strong>ch</strong>riebenen General Movements finden si<strong>ch</strong> bei Mijna Hadders-Algra, Dept. Developmental Neurology, University of Groningen, NL.10


Grillino:S<strong>ch</strong>au mal, ob die Hände des Mäd<strong>ch</strong>ens ni<strong>ch</strong>t zittern (> Intentionstremor), wenn Du das Kind zuras<strong>ch</strong>erem Arbeiten motivierst - und ob es ni<strong>ch</strong>t jeweils das Ziel einer Greifbewegung jeweils knappverpasst (> Dysmetrie).Farfalla (später): ja, das habe i<strong>ch</strong> beoba<strong>ch</strong>tet.Grillino:S<strong>ch</strong>au, das ist eine > Ataxie der Feinmotorik.> Definierende Befunde: die Ataxie der Feinmotorik definierend Befunde sind Intentionstremor undDysmetrie 9 man a<strong>ch</strong>te auf SynkinesienFarfalla:warum arbeitet das Kind so langsam?Und im übrigen hast Du mir no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t erklärt, warum das Mäd<strong>ch</strong>en so unaufmerksam ist, ni<strong>ch</strong>tri<strong>ch</strong>tig hinzuhören s<strong>ch</strong>eint.Grillino:Funktion cerebellärer Areale erklären: Teile des Kleinhirns verglei<strong>ch</strong>en laufend zwis<strong>ch</strong>enBewegungsplan und seiner Ausführung. Nur korrekt dur<strong>ch</strong>geführte Bewegungsmusterwerden als sol<strong>ch</strong>e gespei<strong>ch</strong>ert und können in der Folge automatisiert, ohne laufendebewusste Überwa<strong>ch</strong>ung, eingesetzt werden.9 Video mit Dysmetrie: http://www.youtube.com/wat<strong>ch</strong>?v=-s77voH8nRI (zweiter [erwa<strong>ch</strong>sener] Patient in diesemkurzen Film)13


10.10Kminimale Diplegie→ Video 3: ein frühgeborenes Mäd<strong>ch</strong>en mit Diplegie 1010Auf das Video des Mäd<strong>ch</strong>ens mit der Diplegie muss i<strong>ch</strong> aus Zeitgründenwohl verzi<strong>ch</strong>ten: i<strong>ch</strong> kann den Zehengänger ja imitieren – oder dasVorstellungsvermögen der Zuhörenden voraussetzen.17


9Bald kommt Farfalla wieder bei Grillino vorbei und erzählt ihm von einem frühgeborenen Knaben,wel<strong>ch</strong>er ein Einzelgänger sei und beim S<strong>ch</strong>reiben lernen eine unbescvhreibli<strong>ch</strong>e Langsamkeit anden Tag lege. Er zeige aber keine Zei<strong>ch</strong>en einer Ataxie. Auffallend sei einzig, dass der Bub häufig,man<strong>ch</strong>mal au<strong>ch</strong> meistens einen Zehengang zeige - aber dies habe ja si<strong>ch</strong>er keinen Zusammenhangmit seinen Hand-Fertigkeiten.Grillino:Oh do<strong>ch</strong> - i<strong>ch</strong> bin froh, dass Du so gut beoba<strong>ch</strong>ten kannst: den Zusammenhang zwis<strong>ch</strong>enZehengang kann i<strong>ch</strong> Dir auf diesen Bildern erklären:der Zehengang ist bei diesem frühgeborenen Kind mit grosser Wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>keit Symptom einerminimalen spastis<strong>ch</strong>en Bewegungsstörung der Beine - Little spra<strong>ch</strong> von einer Diplegia spastica.Diese ist auf eine S<strong>ch</strong>ädigung (Malazie) der weissen (leukos) Substanz in der Na<strong>ch</strong>bars<strong>ch</strong>aft derSeitenventrikel (periventriculäre Leukomalazie) zurückzuführen - hier laufen die Bahnen vommotoris<strong>ch</strong>en Cortex (BA4) zu den Motoneuronen der Beine im Rückenmark. yellow flag: Zehengangals weiterer Befund zeigt si<strong>ch</strong> ein ...• EinwärtsgangDefinition, (definierende) Befunde (wovon spre<strong>ch</strong>en wir?)a)Definition der Spastizität: in der Neurologie• erhöhte Empfindli<strong>ch</strong>keit des Muskels auf passives Strecken (was einerStörung des Körperbildes entspri<strong>ch</strong>t) = Hyperreflexie• inadaequat hohe Muskelgrundspannung (tonus) neurophysiologis<strong>ch</strong>:• S<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>e = Parese• Veränderungen der Muskulatur (Verkürzungen, Kontrakturen)b)Definition der periventriculären Leukomalazie, des white matter disease19


Wohin zeigt nun diese minimale Bewegungsstörung (Warren McCullo<strong>ch</strong>'s Hand) au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong>?> Don't bite my finger - look where I'm ponting.(Es zeigen si<strong>ch</strong> hier bezügli<strong>ch</strong> neuropsy<strong>ch</strong>ologis<strong>ch</strong>er Befunde oftÄhnli<strong>ch</strong>keiten mit Kindern, wel<strong>ch</strong>e eine minimale spastis<strong>ch</strong>eLHemisymptomatik linkserkennen lassen. 11 )Mvisuokonstruktive Teilleistungsstörungen(constructional dyspraxia)Hier geht es um die Verknüpfung zwis<strong>ch</strong>en den wo Systemen12 und der Repräsentation desKörperbilds einerseits und wie-System andererseits: um das Auseinanderbre<strong>ch</strong>en zwis<strong>ch</strong>en denRepräsentationen der zeitli<strong>ch</strong>en Anteile der zu planenden und im Gange si<strong>ch</strong> befindenden Handlungeinerseits und ihrer räumli<strong>ch</strong>/körperli<strong>ch</strong>en Anteile andererseits.13 yellow flags: Langsamkeit Handstellung11 im Vortrag am 16.3.2013 weder erwähnt no<strong>ch</strong> ausgeführt.12 siehe Folie Korbinian Brodmann - Original BA7.tif13 Der Spei<strong>ch</strong>er für das Wörterbu<strong>ch</strong> der Akte ist intakt: hier geht es nun aber ni<strong>ch</strong>t über bereitsgelernte, automatisierte Abläufe, sondern um das neu Entwerfen / ad hoc Konstruieren einerangepassten Bewegungsfolge / Handlung, um das.Ausführen neuer Tätigkeiten (das Handeln untervisueller, visuell-räumli<strong>ch</strong>er und haptis<strong>ch</strong>er Kontrolle) und damit das sensomotoris<strong>ch</strong>/konstruktiveLernen. - Als Beispiel aus dem S<strong>ch</strong>ulalltag für visuokonstuktives Arbeiten diene das S<strong>ch</strong>reibenlernen. (Im Lesen ergeben si<strong>ch</strong> meistens keine S<strong>ch</strong>wierigkeiten, sofern ni<strong>ch</strong>t au<strong>ch</strong> dieBlicksteuerung des Kindes, wel<strong>ch</strong>e wiederum von intakten fronto-parietalen Loops abhängig ist,mit betroffen ist.)Mit anderen Worten: es geht um Feedback abhängige Tätigkeiten (Beispiel: Musizieren alsAnfänger).Betroffen ist hier das von einigen Autoren (Gazzaniga) als external loop bezei<strong>ch</strong>nete System.21


Farfalla:Gut, das sehe i<strong>ch</strong> ein - bloss, was hat das mit seinen Händen zu tun?Grillino:Weil in der Na<strong>ch</strong>bars<strong>ch</strong>aft au<strong>ch</strong> die Verbindungen zwis<strong>ch</strong>en vorne und hinten in unserem Hirn,zwis<strong>ch</strong>en parietalen und frontalen Arealen verlaufen - und diese sind von grosser Bedeutung vorallem dann, wenn neue motoris<strong>ch</strong>e Aufgaben (wie das S<strong>ch</strong>reiben lernen) gemeistert werden müssen:hier ist das Kind darauf angewiesen, dass Neuronengruppen, wel<strong>ch</strong>e Bewegungsri<strong>ch</strong>tungencodieren, in einem dynamis<strong>ch</strong>en Prozess laufend auf interne Raumrepräsentationen, wel<strong>ch</strong>e inparietalen Nervenzellgruppen generiert werden, zurückgreifen können. Dem Aspekt der neuenBewegungsabläufe kommt eine zentrale Bedeutung zu: es geht ni<strong>ch</strong>t um eine S<strong>ch</strong>ädigung desSpei<strong>ch</strong>ers für das Wörterbu<strong>ch</strong> der Akte, über den wir bereits gespro<strong>ch</strong>en haben, sondern um dasBewältigen und Erwerben neuer Bewegungsmuster - bevor diese automatisiert sind.(Screening:)Du kannst das gut überprüfen mit einem handelsübli<strong>ch</strong>en Zollstock 14 : trotz ihm bekanntemDoppelmeter und intakten Werkzeuggebrau<strong>ch</strong>s wird Dein S<strong>ch</strong>üler grosse S<strong>ch</strong>wierigkeiten zeigen,einfa<strong>ch</strong>e geometris<strong>ch</strong>e Formen und/oder einige Grossbu<strong>ch</strong>staben zu konstruieren.12Farfalla (fand die prophezeiten Befunde bestätigt):Danke, das ist interessant. Aber was sollen wir nun tun?13Grillino:Hier lohnt das üben - viellei<strong>ch</strong>t wird es si<strong>ch</strong> bewähren, wenn Du den Knaben na<strong>ch</strong>ma<strong>ch</strong>en lässest(imitieren) - allerdings hege i<strong>ch</strong> hier Zweifel, weil Du mir au<strong>ch</strong> gesagt hast, der Bub sei sozials<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t integriert.Ideen zum therapeutis<strong>ch</strong> / heilpädagogis<strong>ch</strong>en Vorgehen:Ein Auswei<strong>ch</strong>en in der Therapie auf Strategien, wel<strong>ch</strong>e dasKind imitieren, na<strong>ch</strong>ahmen, na<strong>ch</strong>ma<strong>ch</strong>en lassen, kann hiersehr hilfrei<strong>ch</strong> sein, sofern ni<strong>ch</strong>t die hierfür notwendigenTeile des Spiegelneuronensystems mit beeinträ<strong>ch</strong>tigt sind.Sinnvoll ist, dem Kind zum Lernen des S<strong>ch</strong>reibens mehrZeit zu geben (vgl. die Idee der Einführungsklasse).Bea<strong>ch</strong>te: Ergotherapie und Psy<strong>ch</strong>omotorik sind hierwirksam auf der Ability-Ebene.14 Diese Idee (unter vielen anderen) wurde dem Vortragenden von Rotraut Binswanger gezeigt, der Begründerin derKinderergotherapie in der S<strong>ch</strong>weiz.22


Bea<strong>ch</strong>te die Bedeutung einer handlungsleitenden entwicklungsneurologis<strong>ch</strong>en Diagnostik:visuokonstruktive Teilleistungsstörung (statt „ums<strong>ch</strong>riebene Entwicklungsstörung dermotoris<strong>ch</strong>en Funktionen ICD-10 F82“ {im Sinne einer verortenden Diagnose}) McCullo<strong>ch</strong>’s finger: (früh geborene) Kinder mit (minimalen) Diplegien zeigen häufigbegleitende visuokonstruktive Teilleistungsstörungen: eine „constructional dyspraxia“.Diese kann Teil sein einer „Nonverbal learning disability [B. Rourke]“. visuokonstruktive Teilleistungsstörungen zeigen si<strong>ch</strong> vor allem bei neuen Tätigkeiten(Konstruktionen) diagnostis<strong>ch</strong>er „Zauberstab“: Rotraut Binswangers ZollstockFarfalla:Oh - i<strong>ch</strong> sehe s<strong>ch</strong>on, warum Du von den sozialen Kompetenzen des Buben spri<strong>ch</strong>st - Du hast dieIdee, dass mit der S<strong>ch</strong>ädigung der weissen Substanz au<strong>ch</strong> das Spiegelneuronensystem betroffen seinkönnte.23


Wohin zeigt nun diese minimale Bewegungsstörung (Warren McCullo<strong>ch</strong>'s Hand) au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong>?> Don't bite my finger - look where I'm ponting.Zuerst Spiegelneuronen einführen.Grillino:falls si<strong>ch</strong> nun in der Therapie kaum Forts<strong>ch</strong>ritte einstellen resp. das Kind au<strong>ch</strong> beim Imitierengrosse S<strong>ch</strong>wierigkeiten erkennen lässt (rezeptive Dyspraxie), kann dies ein Hinweis sein auf einezusätzli<strong>ch</strong> bestehende Beeinträ<strong>ch</strong>tigung eines weiteren Systems, von wel<strong>ch</strong>em Du si<strong>ch</strong>er s<strong>ch</strong>ongehört hast:Das System der > Spiegelneuronen.24


NAutismus Spektrum Störung ASS:Asperger Syndrom ASHier will i<strong>ch</strong> vor allem die These vertreten, dass bei diesenKindern die Motorik ein zentrales Element der Störung ist - unddies ni<strong>ch</strong>t auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> bezügli<strong>ch</strong> der rezeptiven Dyspraxie,wel<strong>ch</strong>e die Beeinträ<strong>ch</strong>tigung der Kommunikation und der sozialenWahrnehmung zwanglos zu erklären vermag, und des Imitierens 15 ,sondern au<strong>ch</strong> bezügli<strong>ch</strong> des Handelns (Ideomotorik) und derEntwicklung des Selbst 16 . Bedeutung des Spiegelneuronensystems für das Verstehen derHandlung des Gegenübers und das Erkennen des Handlungsziels des„Du“bedenken. Zusammenhang zwis<strong>ch</strong>en Körperspra<strong>ch</strong>e und Emotionen undBedeutung des Wahrnehmens der Körperspra<strong>ch</strong>e verstehen. bei Kindern mit minimalen Diplegien (zur Erinnerung: habituellerZehengang) auf Frühsymptome einer Autismus Spektrum Störunga<strong>ch</strong>ten. motor clumsiness [S. Gillberg]. Bei Kindern mit Asperger Syndromoder „high functioning autism“ ist eine sorgfältige Abklärung derNeuromotorik unverzi<strong>ch</strong>tbar. Bei Kindern mit ASS/AS Indikation zu Ergotherapie prüfen!15 siehe zum Beispiel das früher erwähnte Bu<strong>ch</strong> von Marco Iacoboni.16 vgl. Martin Buber: „Der Mens<strong>ch</strong> wird am Du zum I<strong>ch</strong>.“25


10.20O Hemisymptomatik re<strong>ch</strong>ts 17• yellow flags:• Langsamkeit• Handstellung (antizipierend, das rea<strong>ch</strong>ing begleitend, und eventuell au<strong>ch</strong>räumli<strong>ch</strong>)17 interessant die Beoba<strong>ch</strong>tung, dass bei Kindern mit ausgeprägter spastis<strong>ch</strong>er Hemisymptomatik re<strong>ch</strong>tshäufig ni<strong>ch</strong>t, wie dies prima vista in Analogie zur Neuropsy<strong>ch</strong>ologie bei Erwa<strong>ch</strong>senen mit erworbenerS<strong>ch</strong>ädigung der linken Hemisphäre zu beoba<strong>ch</strong>ten ist, eine Beeinträ<strong>ch</strong>tigung der Spra<strong>ch</strong>e besteht - sondernmeistens Teilleistungsstörungen, wie sie bei einer Läsion der re<strong>ch</strong>ten Hemisphäre zu erwarten wäre (au<strong>ch</strong>bezügli<strong>ch</strong> einer gewissen Fehleins<strong>ch</strong>ätzung der eigenen Fähigkeiten - im Sinne einer „forme fruste“ einerAnosognosie).Dies nun stimmt ni<strong>ch</strong>t überein mit den Beoba<strong>ch</strong>tungen, die man bei Kindern mit minimalen spastis<strong>ch</strong>enBewegungsstörungen im Sinne einer Hemisymptomatik re<strong>ch</strong>ts ma<strong>ch</strong>t: diese zeigen ni<strong>ch</strong>t so seltenAuffälligkeiten in ihrer Spra<strong>ch</strong>entwicklung.26


Wohin zeigt nun diese minimale Bewegungsstörung (Warren McCullo<strong>ch</strong>'s Hand) au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong>?> Don't bite my finger - look where I'm ponting.P (ideatoris<strong>ch</strong>e) Dyspraxienöfters mit ideomotoris<strong>ch</strong>en Symptomen_______________________________________________________________________________• yellow flags:• Langsamkeit• Handstellung (antizipierend, das rea<strong>ch</strong>ing begleitend, und eventuell au<strong>ch</strong>räumli<strong>ch</strong>)Nun verlassen wir kurz Farfalla und Grillino, und i<strong>ch</strong> stelle Ihnen eine weitere Spielart der uns nuns<strong>ch</strong>on etwas vertrauten „ums<strong>ch</strong>rieAubenen Entwicklungsstörungen der motoris<strong>ch</strong>enFunktionen“ dar:wir s<strong>ch</strong>auen uns diejenige Form der Dyspraxie an, wel<strong>ch</strong>e si<strong>ch</strong> als Folge einer Störung der Funktiondes Spei<strong>ch</strong>ers (Sie erinnern si<strong>ch</strong> an die Folie mit den frontoparietalen loops) manifestiert:Es zeigt si<strong>ch</strong> eine Störung des Werkzeuggebrau<strong>ch</strong>s oder aber der zielgeri<strong>ch</strong>tetenHandlungsfolge (der Seriation). 18Beispiele: Gebrau<strong>ch</strong> von S<strong>ch</strong>ere, Gabel und Messer, Spielsa<strong>ch</strong>en ….Aus neurophysiologis<strong>ch</strong>er Si<strong>ch</strong>t geht es um dieFunktion kanonis<strong>ch</strong>er Neuronen (wel<strong>ch</strong>e mit deraffordance19 des Objekts strukturell gekoppelt sind),resp. um die Verknüpfung zwis<strong>ch</strong>en was und wieSystem.2018 Na<strong>ch</strong>ma<strong>ch</strong>en / imitierendes Lernen sind betroffen.19 Man bea<strong>ch</strong>te, dass Objekte mit /vor allem au<strong>ch</strong> definiert sind dur<strong>ch</strong> ihren Gebrau<strong>ch</strong> und dur<strong>ch</strong> das mit ihnen mögli<strong>ch</strong>eHandeln erst verstanden werden.20 Diese Störung der Neuromotorik betrifft den sogenannten „internal loop“.28


kanonis<strong>ch</strong>e Neuronen: Objekte sind mit definiert dur<strong>ch</strong> ihren Gebrau<strong>ch</strong>, ni<strong>ch</strong>t nurWerkzeuge werden mit repräsentiert dur<strong>ch</strong> Handlungsmuster,zu denen sie uns einladen > affordance* heisst handeln können ni<strong>ch</strong>t au<strong>ch</strong> verstehen? McCullo<strong>ch</strong>’s finger: Kinder mit minimalen spastis<strong>ch</strong>enHemiparesen re<strong>ch</strong>ts zeigen man<strong>ch</strong>mal relevantedyspraktis<strong>ch</strong>e Symptome über das Bestehen eines „Wörterbu<strong>ch</strong>s der Akte [Rizzolatti]“,also weitgehend feedback unabhängiger Repräsentationenvon Handlungsmustern, erfährt man beim Untersu<strong>ch</strong>en vonKindern mehr beim Prüfen der Pantomime („ideomotoris<strong>ch</strong>eDyspraxie“)30


Wohin zeigt nun diese minimale Bewegungsstörung (Warren McCullo<strong>ch</strong>'s Hand) au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong>?> Don't bite my finger - look where I'm ponting.→10.25Q developmental dyscalculia (DD) 21und no<strong>ch</strong>mals nun folgen wir dem Gesprä<strong>ch</strong> unserer Hauptdarsteller:Farfalla :Du Grillino, i<strong>ch</strong> mö<strong>ch</strong>te Dir von einem Kind erzählen, wel<strong>ch</strong>es gar ni<strong>ch</strong>t re<strong>ch</strong>nen kann.Farfalla zeigt anhand von Beispielen auf, dass diesem a<strong>ch</strong>t Jahre alte Bub alle Grundlagen desRe<strong>ch</strong>nens zu fehlen s<strong>ch</strong>einen; die Grundsätze des Zählens s<strong>ch</strong>eint er entdeckt zu haben.Grillino: kennt der Bub seine Finger – kann er sie benennen?und wenn Du das abklärst: versu<strong>ch</strong>e do<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> rauszukriegen, ob er kleine Mengen simultanerfassen kann (mit Münzen in Deiner Hand)Farfalla kommt zurück und beri<strong>ch</strong>tet: der Knabe kennt alle Körperteile – au<strong>ch</strong> Hirn, Herz, Lungeund Magen (man frage in diesem Kontext au<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> dem letzten Zmittag: Hinweis aufEntwicklungsamnesie) – aber ni<strong>ch</strong>t seine Finger.Grillino:Pass gut auf: minimale Hemiparese re<strong>ch</strong>ts, Fingeragnosie und fehlendes Subitizing (wel<strong>ch</strong>es wirno<strong>ch</strong> besser dokumentieren müssen (mit einem Test am PC), beweisen nahezu das Vorliegen einerDD, einer speziellen Form der Re<strong>ch</strong>ens<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>e, bei der die Funktion des number modulesbeeinträ<strong>ch</strong>tigt ist.21 zum Thema Developmental Dyscalculia kann beim Referenten ein ergänzender Skriptteil angefordert werden:lorenzhans.luginbuehl@unifr.<strong>ch</strong>31


Hier geht es um eine angeborene Fehlfunktion einer kleinenNervenzellgruppe, dem sogenannten „number module“:Eigens<strong>ch</strong>aften von Zahlen sind ni<strong>ch</strong>t bloss dreifa<strong>ch</strong>repräsentiert (verglei<strong>ch</strong>e mit Stanislas Dehaene‘s triple codeModell 22 ), sondern mindestens vierfa<strong>ch</strong>: hinzu kommt das ebengenannte number module23.22 von Stanislas Dehaene neu herausgegeben: La Bosse des maths, 15 ans après; Odile Jacob, Paris, 201023 verglei<strong>ch</strong>e hiezu vor allem Brian Butterworth: The Mathematical Brain, McMillan, London, 1999 sowie das vonButterworth entworfene Screening Instrument „Dyscalculia Screener“, nferNelson, London, 2003. WeitereLiteraturangaben finden si<strong>ch</strong> unter www.mathematicalbrain.com32


Die betroffenenen Kinder können die Bedeutung der abstrakten exakten, au<strong>ch</strong> ganz kleinen, Zahl,also deren Kardinalität ni<strong>ch</strong>t verstehen. Die Kardinalität entspri<strong>ch</strong>t aber der affordance vonZahlen:„Ein mathematis<strong>ch</strong>es Objekt ist, was es tut“ (Timothy Gowers 24 ).Dies bedeutet, dass die betroffenen Kinder, Jugendli<strong>ch</strong>en und Erwa<strong>ch</strong>senen zwar keine Mühe habenmit der Grundlage der Mathematik, dem logis<strong>ch</strong>en Denken, dass sie aber eine bleibende s<strong>ch</strong>wereRe<strong>ch</strong>ens<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>e zeigen. Dieser Tatsa<strong>ch</strong>e ist im pädagogis<strong>ch</strong>es Vorgehen Re<strong>ch</strong>nung zu tragen:24 Timothy Gowers: Mathematik. Reclam, Stuttgart, 201134


es gibt ein „number module“ – es repräsentiert (alsabstraktes Konzept) die Kardinalität von Zahlen (undist Grundlage des Subitizings) zum Thema Handeln und Verstehen: Einmathematis<strong>ch</strong>es Objekt ist, was es tut [T. Gowers] –Zahlen sind mathematis<strong>ch</strong>e Objekte eine developmental dyscalculia (DD) beruht auf einerStörung der Funktion des number moduls ni<strong>ch</strong>t jede Dyskalkulie entspri<strong>ch</strong>t einer DD (vgl.Dehaenes triple code Modell) eine DD betrifft auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> das Re<strong>ch</strong>nen einesKindes Re<strong>ch</strong>nen ist bloss ein kleine Teilgebiet der Mathematik Zahlen (Re<strong>ch</strong>nen) sind ni<strong>ch</strong>t zwingend notwendigeGrundlagen des Mathematikunterri<strong>ch</strong>ts: es gibt denWeg zur Mathematik über Raum und Form Früherfassung der DD: Fingeragnosie weiter soll das simultane Erfassen kleiner Mengen(Subitizing) geprüft werden36


10.35Rthe action system mattersmain take home messages:- Neuromotorik (Handeln) als Teil des (teils wenigbewussten) Denkens und als Grundlage des Verstehens- (rezeptive) Neuromotorik als Kern der averbalenKommunikation und S<strong>ch</strong>lüssel zu denEmotionen des Du und des i<strong>ch</strong>- Neuromotoris<strong>ch</strong>e Auffälligkeiten als Hinweise auf weitereTeilleistungsstörungen- verglei<strong>ch</strong>e hiezu die im Vortrag bespro<strong>ch</strong>eneKasuistik- Das Handeln im Unterri<strong>ch</strong>t als Grundlage für dasVerstehen- der entdeckende/erfindende (Mathematik-) Unterri<strong>ch</strong>t(Bernd Wollring, Kassel)Ein Na<strong>ch</strong>denken unter Einbezug der Neurobiologie erlaubt das Betra<strong>ch</strong>ten des Selbst dur<strong>ch</strong> dieAussenperspektive. (Iain Mc Gil<strong>ch</strong>rist).37


Zum S<strong>ch</strong>luss sagt Grillino zu Farfalla:Weisst Du, es gibt Neurowissens<strong>ch</strong>after, wel<strong>ch</strong>e bezügli<strong>ch</strong> der Bedeutung der Neurowissens<strong>ch</strong>aftenganz grosse Töne spucken – und das ist sehr peinli<strong>ch</strong>, man<strong>ch</strong>mal au<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>t lä<strong>ch</strong>erli<strong>ch</strong>.Aber es gibt, wie Du weisst - ganz im Gegensatz zu Dir - au<strong>ch</strong> eingebildete Heilpädagogen, und siegehören zu den Leuten, wel<strong>ch</strong>e zu ärgern unsere Pfli<strong>ch</strong>t ist (Zitat Lord Reith, Generaldirektur derBBC, gemäss V. Rama<strong>ch</strong>andran). Und denen sage i<strong>ch</strong> gerne:Mir s<strong>ch</strong>eint, Heilpädagogik (Pädagogik) und Entwicklungsneurologie (Medizin) stellten zwei Seitender glei<strong>ch</strong>en Münze dar - weil Funktion und Struktur des ZNS untrennbar miteinander verknüpftsind und in ihrer Entwicklung voneinander abhängen. Selbstverständli<strong>ch</strong> können Sie ihre (N-) €uro-Münzen so verwahren, dass sie stets bloss die Zahlen sehen, und versu<strong>ch</strong>en zu vermeiden, je derRückseite, wel<strong>ch</strong>e man<strong>ch</strong>mal den Kopf (wo Neuro drin ist…) berühmter Mens<strong>ch</strong>en zeigt, gewahrzu werden: er wird denno<strong>ch</strong> da sein, und Sie laufen Gefahr, dem Kind ni<strong>ch</strong>t die Unterstützunganbieten zu können, wel<strong>ch</strong>e ihm zustünde.S<strong>ch</strong>öner wäre allerdings ein gemeinsames Manifest von Farfalla undGrillino:„Zäme sy mir besser.“38


und ganz zum S<strong>ch</strong>luss…was sollen wir tun (frei na<strong>ch</strong> Manfred Spitzer)S die drei F: Früherfassung, Frühintervention, später erkennbare Fallen vermeidenhora finita: 10.4539

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