Mehrung <strong>von</strong> Wissen oder Können beziehen. Es geht in all den genannten Bereichenaus meiner Sicht darum, aus dem Glauben heraus Menschen zu helfen,das zu sein, was sie sind: nämlich Gottes geliebte Kinder, und ihnen Möglichkeitengelingenden Lebens zu zeigen.In unseren heutigen Städten wird sich die Arbeit der Kirche immer ökumenischausrichten müssen. Marburg ist ein gutes Beispiel für ein bewährtes und zukunftsweisendesMiteinander der Konfessionen. Es ist ein sprechendes Zeugnisfür die Gegenwart Gottes, wenn die Kirchen Jesu Christi gemeinsam ihrenGlauben bezeugen und das in der Vielfalt der Formen tun, die ihnen gegebensind. Das macht ihr Zeugnis glaubwürdig in einem Dialog, der zunehmend interreligiössein wird. Hier werden aber fast zwangsläufig die Grenzen der herkömmlichenGemeindebezirke und Konfessionen überschritten. Weil sich mitden religiösen Unterschieden oft auch soziale, ökonomische und rechtliche Unterschiedeverbinden, ist diese Aufgabe sehr arbeitsintensiv. Es verlangt Kenntnisseund Geduld. Solch eine Arbeit hat zum allergrößten Teil mit Menschen zutun, die nicht Gemeindeglieder sind. Doch es ist für mich eine unabweisbareNotwendigkeit, das Gespräch zwischen den Konfessionen und Religionen zusuchen. Die Gegenwart Gottes bezeugen – das gilt nicht erst in den großenAusmaßen der Welt, sondern ist bezogen auf die Stadt, in der wir leben.Ein Letztes, aber um nichts weniger Wichtiges: Die Gegenwart Gottes zu bezeugen,bedeutet Mission: Das ist ein umstrittenes Wort, und dennoch will ichdafür werben; gerade weil damit eben keine eindimensionale Vorgehensweiseund Bevormundung verbunden ist. Die Form des kirchlichen Zeugnisses in derStadt muss experimentell sein und Spielräume bieten, damit das Evangelium inWort und Tat neu ausgesprochen werden kann. Dabei geht es um zukunftsorientierteVersuche, wie die Spaltung der Stadt und das weitere Auseinanderdriftender verschiedenen Lebensbereiche zu verhindern sind. Wir werden alle Anstrengungendarauf richten müssen, schon um in unserer Sprache diejenigenzu erreichen, die aus eher kirchenfremdem Milieu kommen. Wir sollten uns diesenMenschen mit Interesse und Neugier zuwenden und nicht im vertrauten,heimeligen kirchlichen Rahmen verharren. Wir sollten denen entgegengehen,deren Sehnsucht über das Vorfindliche hinausgeht. Das gilt es zu erspüren, unddarin sind diese Menschen ernst zu nehmen. In der entsprechenden Sprache12
und mit dem Wissen um ihre Besonderheiten treten wir in Begegnungen ein, indenen dann die Botschaft des Evangeliums <strong>von</strong> der unbedingten Liebe Gottesin Jesus Christus gesagt und gehört werden kann. Paulus in Athen ist dafür dasbeste Beispiel. So stelle ich mir "Stadtmission" vor! Das alles sollte ohne Selbstüberschätzungoder Selbstanmaßung geschehen.VI.Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Brüder und Schwestern,ein weiter Bogen – wie sollte es bei einem 725jährigen Jubiläum auch anderssein – kommt zu seinem Abschluss. Er schlägt die Brücke vom Beginn derChristenheit bis in die Wirklichkeit (und Unwirklichkeit) der Städte unserer Tage.Die Kirche Jesu Christi vertraut nicht auf ihre eigenen Kräfte, sie lebt aus derHoffnung, dass Gottes Geist sie stärkt und Orientierung gibt, ihr eine Vielfalt derMöglichkeiten eröffnet und deshalb Zukunft gibt. Deshalb wage ich mit Zuversichtdie Prognose – im Vertrauen auf den Gott, der seine Kirche durch die Zeitenbegleitet: Die Kirche in der Stadt hat Zukunft, weil sie Zeichen der Gegenwartunseres Gottes ist.13