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FENSTERBLICKSeit den 60er Jahren lädt der Galeristaus Zürich Künstler wie Andy Warhol oderRingo Starr ins Appen Zellerland ein.Was interessiert ihn an der Vermittlungvon Brauchtum in die Gegenwart?Bruno Bischofberger im Gesprächmit Hanspeter SpörriSie kommen oft und immer wieder nachUrnäsch. Warum haben sich hier viele Traditionenerhalten, die andernorts verlorengegangen sind.Weil Urnäsch nicht so vom Tourismus überflutetist wie zum Beispiel das Dorf Appenzell.Ich liebe Innerrhoden und bin selbervon Geburt Innerrhoder. Aber wie auch beispielsweisein Stein hat man in Appenzellsehr vieles dem Tourismus geopfert. DieOrte im Ausserrhoder Hinterland sind nochsehr authentisch, obwohl auch hiermanches für den Tourismus gemacht wird.Und das ist ja vielleicht auch nötig, um denLeuten mehr Einkommen zu verschaffen.Das Chlausen ist in den letzten Jahren populärergeworden?Als ich vor 45 Jahren das erste Mal hierwar, waren nur wenige Gruppen unterwegs.Ich fürchtete damals, der Brauch werdeaussterben.Sie kommen auch dieses Jahr wieder?Natürlich! Am Alten und am Neuen Silvester.Meistens bringen Sie Gäste mit. Wie erklärenSie ihnen das Silvesterchlausen?Es ist nicht leicht, das in wenigen Wortenzu erklären. Wenn jemand gar nichts weissdarüber, sage ich, es sei ein Sonnenwendebrauch,mit dem das alte Jahr vertrieben,das neue begrüsst wird. Die Leute feiern,indem sie in Gruppen von Haus zu Haus ziehenund vor jedem Haus singen, sich dazuspeziell anziehen, zum Teil mit Materialienaus der Natur, zum Teil mit hoch entwickelten,hoch verrückten, fast kitschigen,fast chinesisch anmutenden Gewändern,Hüten und Hauben. Mit Schellen und Glockenvertreiben sie das Böse. Der Brauchstammt aus alten, vielleicht heidnischenQuellen. Und der Gesang ist ohne Worte,wie er in den meisten Alpengebieten im 19.Jahrhundert ausgestorben ist, sich nur inwenigen Gegenden erhalten hat, am archaischstenfrüher im Muotatal. Und ebenim Appenzellerland, wo die junge Generationwieder stark interessiert ist. In den letztenJahren hat auch das Chlausen einenAufschwung erlebt, was mich sehr freut,auch Jugendliche betreiben es mit Inbrunst.Gerne komme ich mit Fremden amSilvester nach Urnäsch; am schönsten istes mit nur wenigen Leuten. Dann gehen wiram Morgen über Land, ich weiss natürlich,wohin. Wir haben noch vor wenigen JahrzehntenGruppen gesehen, die Hauben verwendeten,die um den Ersten Weltkrieg herumentstanden sind. Und einmal eine ganzschreckliche Gruppe mit Saublatern, ganzwüeschte Chläuse, zum Fürchten.Fortsetzung auf Seite 25 FFENSTERBLICK |16

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