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RADARAlexandra Hopfim Gespräch mitUrsula BadruttDu hast bei der Ausstellung «För Hitz ondBrand» Arbeiten für das Museum in Urnäschentwickelt. Was interessiert dichan dieser Talschaft, ihrem spezifischenBrauchtum?Ich hatte vor einigen Jahren die Gelegenheit,dem Chlausen-Ritual am Alten Silvestervom frühen Morgen bis in den Abendbeizuwohnen. Es hatte mich damals sehrbeeindruckt, nicht nur die bizarren Erscheinungen,auch die emotionale Aufgeladenheit.Auf ihren Routen formierten sich dieSchuppel jeweils zu einer Kolonne und hobensich als mäandernde Linie in der winterlichweissen Landschaft zwischen denKoordinaten der Bauernhöfe ab. Spannendfand ich, wie sich im Erlaufen der Distanzendie Landschaft räumlich erschloss, wiegeo grafisch entlegene Höfe durch den Besuchder Gruppen sichtbar in einen sozialenKontext eingebunden wurden odereben nicht. Man konnte die Art der Chläuseschon von weitem an ihren Silhouetten erkennen.Besonders in der Dämmerungwirkten diese Bilder fast archaisch. Ichhabe damals die drei unterschiedlichenChlauscharaktere studiert, die Wahl derMaterialien und Ausdrucksmittel z.B. dieGestaltung der Kopfbedeckungen, die vomNest zum Bauernhaus reichten und Geschichtenerzählten. Für mich erzählten sievom Wunsch, eine schon mythologisierteBrauchtumskultur authentisch in Szene zusetzen – aber auch zu ästhetisieren. DieseArt der Selbstreferenz hat mich interessiert.Ich habe es als ein Fest der Bestätigungdes Appenzeller Brauchtums wahrgenommen,eine Lust am Bewahrenwollen,eine Art Beschwörung von Restmagie geradeauch als Gegenpol eines ansonstendoch durchmodernisierten Lebens.Der Anlass der Ausstellung in Urnäsch gabmir dann die Gelegenheit, tiefer in das Themaeinzudringen und nach Geschichte undHintergründen zu forschen.Und wohin hat dich dein Nachforschen geführt?Meine Recherchen führten mich an denPunkt, dass die Ursprünge des Rituals nichteindeutig sind, aber viel mit der ökonomischenund politischen Situation in derGeschichte des Appenzellerlandes zu tunhaben. Anhand von Fotografien kann vielesRADAR | 28

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