Hueber Freude an Sprachen - LehrerRaum
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Lehrbuch<br />
Unterricht<br />
Zusatzmaterialien<br />
(alle Medienformate)<br />
WWW<br />
Abb. 1: Das globale Lernumfeld<br />
24<br />
Prinzip Vernetzung<br />
(s. unten Szenario 1). In zunehmendem Maße<br />
wurden d<strong>an</strong>n internetgestützte Kommunikationswerkzeuge<br />
und externe, muttersprachliche<br />
Kommunikationspartner und -partnerinnen in<br />
das <strong>Sprachen</strong>lernen integriert, sodass sich die<br />
Grenzen zwischen Unterricht und extracurricularen<br />
Lernaktivitäten sukzessive verwischten (s.<br />
unten Szenario 2). Hinter diesen Szenarien st<strong>an</strong>d<br />
die Absicht, den Sprachlernraum unserer Studierenden<br />
zu erweitern und zusätzliche Lernmöglichkeiten<br />
bereitzustellen.<br />
Effizienz als Kriterium für den<br />
Einbau von IT<br />
Informationstechnologien sind unseren erwachsenen<br />
Lernenden heute keineswegs fremd. Sie<br />
nutzen sie bereits (durchaus kritisch und in aller<br />
Regel viel extensiver als ihre eigenen Lehrenden)<br />
bzw. lernen im Bedarfsfall sehr schnell vonein<strong>an</strong>der.<br />
Unsere Studierenden im Jahr 2009 leben<br />
schon in jener „beschleunigten Welt“, die Glotz<br />
(1999) als Folge der globalen Informatisierung<br />
heraufziehen sah. Folglich werden IT nicht mehr<br />
d<strong>an</strong>ach beurteilt, ob sie neu und außerordentlich<br />
sind, sondern ob mit ihrer Hilfe Routinetätigkeiten<br />
schneller ausgeführt und Bedürfnisse<br />
schneller befriedigt werden können. Beim<br />
Fremdsprachenlernen gehören dazu interaktive<br />
Übungen und Wiederholungen ebenso wie das<br />
spont<strong>an</strong>e Einholen von Information jeder Art,<br />
w<strong>an</strong>n immer diese gebraucht wird. Dazu gehört<br />
auch die Kommunikation in unterschiedlichen,<br />
oft sehr variablen sozialen Bezugsnetzen.<br />
Schnelligkeit aber ist in der Vorstellung<br />
unserer Studierenden in Hong Kong ein <strong>an</strong>derer<br />
Begriff für Effizienz, und das gilt auch für das<br />
© iStockphoto /<br />
Suprijono Suharjoto<br />
IT-Kommunikationswerkzeuge<br />
Lehrer/Lernberater<br />
Mitstudierende<br />
© iStockphoto /<br />
Zh<strong>an</strong>g Bo<br />
Massenmedien:<br />
Print, TV, Film<br />
Direkter Kontakt zu<br />
Muttersprachlern<br />
Medial vermittelter<br />
Kontakt zu Muttersprachlern<br />
<strong>Sprachen</strong>lernen. Effiziente Distribution, Interaktion<br />
und Kollaboration sind für sie Hauptkriterien<br />
beim Einsatz von IT in einem Blended Learning-Rahmen.<br />
Scheinbar paradoxerweise sind<br />
Lernende folglich heute kaum <strong>an</strong> einer Entgrenzung<br />
einer als beengt empfundenen, traditionellen<br />
Sprachlernumwelt interessiert, wie dies von<br />
der Didaktik oft nahegelegt wurde. Stattdessen<br />
erwarten sie wie selbstverständlich <strong>an</strong>gesichts<br />
einer ohnehin vorh<strong>an</strong>denen Informations- und<br />
Kommunikationsüberflutung eine Begrenzung<br />
auf das Wesentliche ihrer spezifischen Lernsituation.<br />
Sie sind d<strong>an</strong>n aber u.U. auch bereit, sehr<br />
viel zusätzliche Zeit und Energie ins Lernen zu<br />
investieren. Die IT selbst haben also nicht die<br />
Aufgabe, den konventionellen Lernrahmen zu<br />
sprengen oder zu verändern, sondern Lernen<br />
<strong>an</strong>gesichts mehr oder weniger klar gesteckter<br />
Ziele zu m<strong>an</strong>agen. IT-gestützte Maßnahmen wirken<br />
auch nur d<strong>an</strong>n, wenn sie den Erwartungen<br />
der Lernenden entsprechen. Dieser Effizienzged<strong>an</strong>ke,<br />
den wir für wesentlich halten, wird u.E.<br />
in der Debatte um Blended Learning und neue<br />
Medien bisher noch kaum thematisiert.<br />
Szenario 1: Die Org<strong>an</strong>isations- und<br />
Stabilisierungsfunktion von IT<br />
Daraus folgt für uns die erste Hauptfunktion<br />
des Technologie-Einsatzes: die intelligente und<br />
effiziente Org<strong>an</strong>isation des Lernens. Lernen ist<br />
die individuelle Aufnahme und Verarbeitung<br />
einer Vielzahl von Informationen aus einem<br />
besonders konfigurierten globalen Lernumfeld<br />
(vgl. Abb. 1). Der Präsenzunterricht bleibt dabei<br />
die wichtigste Kontaktzone mit der Fremdsprache.<br />
Gleichzeitig aber machen elektronische<br />
Medien und Werkzeuggebrauch den Zug<strong>an</strong>g<br />
zu viel mehr Information möglich. Wie viel von<br />
diesem potenziellen Input zugelassen und verarbeitet<br />
wird, hängt von der jeweiligen individuellen<br />
Anpassungsoffenheit ab – bedingt u.a.<br />
durch verfügbare Zeit, Vorwissen, Motivation<br />
und Neugier, aber auch relative Angstfreiheit<br />
im Kontakt mit Unbek<strong>an</strong>ntem. Unsere Praxisbeobachtungen<br />
zeigen: Je mehr auf Lernende<br />
einstürmt, desto weniger wollen sie überhaupt<br />
noch wahrnehmen. Sie brauchen dies auch gar<br />
nicht, denn ein wesentliches Charakteristikum<br />
der beschleunigten Welt ist perm<strong>an</strong>ente latente<br />
Verfügbarkeit von Informationen oder Lernstoff.<br />
Diese werden nur d<strong>an</strong>n abgerufen, wenn sie real<br />
gebraucht werden, d<strong>an</strong>n aber möglichst ohne<br />
Zeitverzug (also effizient). Zudem wird neuer<br />
Stoff nur d<strong>an</strong>n verarbeitet, wenn er <strong>an</strong> bereits<br />
Fremdsprache Deutsch Heft 42/2010 - Blended Learning, ISBN 978-3-19-669183-2, © <strong>Hueber</strong> Verlag 2010