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Kirchentagssonntag - Diözesankomitee im Erzbistum Paderborn

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<strong>Kirchentagssonntag</strong>31. Januar 201033. DeutscherEvangelischer Kirch1Dresden 2011


<strong>Kirchentagssonntag</strong>31. Januar 2010


Inhaltsverzeichnis3567711141619212226272728292930313333363738I Vorwort1.1 Macht Euch auf den Weg nach München1.2 Grußwort1.3 Die biblischen Texte zum 2. Ökumenischen KirchentagII Skizzen zur Gestaltung2.1 Gottesdienst / Wortgottesfeier / Predigt & liturgische Bausteine2.1.1 Hoffnungsgeschichten – Leonie Grüning; Gerd Kerl2.1.2 Lauter Hoffnung – Hoffnung lauterEin 4-st<strong>im</strong>miger Akkord aus dem 1. Petrusbrief – Harald Schroeter-Wittke2.1.3 Gang über das Wasser – Predigt zu Mt 14,22–33 – Michael Hardt2.1.4 Gott soll hoch leben – Günter Ruddat2.1.5 Damit die Hoffnung blühen kann – Antje Rösener2.1.6 Durch den Horizont hindurch... – Jörg Deppermann2.1.7 Liturgische Bausteine – Günter Ruddat2.1.8 Gebet – Weltsozialforum Porto Alegre2.1.9 Damit ihr Hoffnung habt – Gebet – Hans-Georg Hunstig2.1.10 Ökumenisches Glaubensbekenntnis (Seoul)2.1.11 Bekenntnis der Hoffnung – Ernesto Cardenal2.2 Gedanken, Gedichte, Aktionen2.2.1 Ökumenischer Kirchentag – wozu? – Johanna Will-Armstrong2.2.2 Erhoffte Einheit – Johannes Oeldemann2.2.3 Auf dass der Ökumene nicht die Luft ausgeht – Marian Reke2.2.4 Damit wir Hoffnung haben – Eberhard Arning2.2.5 Hoffnungsträger – Christa ThielIII Links & KontakteIV Autorinnen & AutorenImpressum


UND WENN MORGENUnd wenn morgendie Welt untergingewürd ich heuteheutemein Bäumchen pflanzen.Und wenn morgender H<strong>im</strong>mel versänkewürd ich heuteheutedie Luft auskehren.Und wenn morgendie Sonne ergrautewürd ich heuteheuteein Feuer fangen.Und wenn morgendie Erde zerbrächewürd ich heuteheuteein Türmchen setzen.Und wenn morgennur Kriege noch schrieenwürd ich heuteheutezur Harfe greifen.Okko Herlyn


Vorwort1.1 „Macht euch auf den Weg nach München!“Liebe Schwestern und Brüder,liebe Kirchentagsbegeisterte,mehr als sechs Jahre sind seit dem ersten großen Treffen der Christinnen und Christen be<strong>im</strong> ÖkumenischenKirchentag in Berlin schon vergangen. Unvergesslich ist der Schlussgottesdienst, der200.000 vor dem Reichstagsgebäude, Symbol unserer Demokratie, von dem wir aufgebrochen sindmit der Aufforderung, weiter Segen zu sein in unserer Welt, in der Kirche und <strong>im</strong> persönlichen Alltag.Daran knüpft der 2. Ökumenische Kirchentag an, der vom 12. bis 16. Mai 2010 in München stattfindenwird. Er will allen Menschen in unserem Land Hoffnung geben in der aktuellen Situation und mitBlick in die Zukunft. Er lädt ein zur Begegnung untereinander, zu Podien und Diskussionsforen überden Weg für verantwortliches Handeln in unserer Welt, auf den Markt der vielen Angebote und nichtzuletzt zum gemeinsamen Gottesdienst, zum Bedenken unserer Basis in der Bibel und zum Gebet.„Damit Ihr Hoffnung habt“ heißt das Leitwort. Es kann uns Gott als den Grund unserer Hoffnungentfalten.Das gilt <strong>im</strong> besonderen Maße auch für den Weg der Christenheit zur sichtbaren Einheit der Kirche,auf dem wir weitere wichtige Schritte gehen wollen. Wir folgen dabei der Charta Oecumenica, mit dersich alle christlichen Kirchen 2001 in Europa zur Zusammenarbeit verpflichtet haben und die 2003in Berlin für unser Land bekräftigt wurde. Darin verpflichten wir uns, auf allen Ebenen des kirchlichenLebens gemeinsam zu handeln. Das soll auf dem Weg in die bayerische Hauptstadt und in Münchenselbst sichtbar werden!So rufen wir heute 250 Tage vor diesem großen Ereignis alle Christinnen und Christen in den nochgetrennten Kirchen in unserer Region auf: „Macht euch auf den Weg nach München!“. Haltet dazuden Termin von anderen Veranstaltungen in eurer Gemeinde frei, bereitet euch vor, gestaltet den<strong>Kirchentagssonntag</strong> am 31. Januar 2010, sucht nach „Zeichen der Hoffnung“ in eurem Alltag, plantgemeinsame Anreisen. So hoffen wir sehr, dass wir Westfalen und Lipper in großer Zahl dabei sind,wenn es in München am Abend des 12. Mai 2010 heißt:„Der 2. Ökumenische Kirchentag ist eröffnet.“03. September 2009Diözesankomitee <strong>im</strong> <strong>Erzbistum</strong> <strong>Paderborn</strong>Barbara Funke, Hans-Georg Hunstig, VorsitzendeLandesausschuss Westfalen des Deutschen Evangelischen KirchentagesManfred W. Schwarz, VorsitzenderLandesausschuss Lippe des Deutschen Evangelischen KirchentagesRolf-Joach<strong>im</strong> Krohn-Gr<strong>im</strong>berghe, Vorsitzender3


SCHON JETZT, SCHON HIERdass dajenseits der Nachtein Licht istdas schon jetztseinen Widerscheinunverwandtauf die Zeitlegtdass dajenseits des Jammerseine Zuversicht istdie schon hierihren Widerspruchunbeirrbargegen die KälteeinlegtOkko Herlyn4


1.2 GrußwortLiebe Gemeinden und Pfarreien,liebe Basis einer lebendigen Ökumene.Seit eineinhalb Jahren bereiten wir den zweiten Ökumenischen Kirchentag vor. Zuerst war da dasGemeinsame Präsidium, ein gemeinsamer Arbeitsstab und der Willen, ein Nachfolgeereignis zum1. Ökumenischen Kirchentag auf die Beine zu bringen, das den ökumenischen Aufbruch erneuert.Inzwischen ist um diesen kleinen Kern viel fruchtiges Fleisch gewachsen, sind mehr als 600 Ehrenamtlichein den Projektkommissionen hinzugekommen, die das Programm vorbereiten, inzwischengibt es eine Geschäftsstelle in München, die auch Ihnen mit Rat und Tat zur Seite steht, aber daswichtigste ist: dass Vertrauen gewachsen ist zwischen den Trägerorganisationen – dem DeutschenEvangelischen Kirchentag und dem Zentralkomittee der Deutschen Katholiken und den beiden gastgebendenKirchen – der Evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern und der Erzdiözese München undFreising.War das Gemeinsame Präsidium zuerst da? Waren es nicht vielmehr Gemeinden und ökumenischeGruppen, die quicklebendig und geistlich und geistig munter Ökumene gelebt haben? Ja, die ökumenischAktiven sind die Basis unserer Vorbereitungen, ohne sie und ohne Sie, liebe Gemeinden undPfarreien, wird kein ökumenischer Kirchentag Erfolg haben. Deshalb freuen wir uns über die Initiativezu diesem Heft, das über den Tag hinaus Anregung und Begleitung sein kann.Viele fragen uns: Was bringt ein zweiter Ökumenischer Kirchentag an Mehrwert? Wird es ökumenischeFortschritte geben? Wird in der Abendmahlsfrage etwas vorangehen? Alles Fragen, die wir nichtvon oben herab und nicht allein beantworten wollen und können. Wenn wir nüchtern feststellen, dassdie evangelisch-katholische Ökumene in den letzten Jahren keine Quantensprünge gemacht hat,dann bedeutet das noch lange nicht, dass das ökumenische Leben erlahmt ist. Für viele Gemeindenund Pfarreien, Priester und Pfarrerinnen, diakonische und caritative Initiativen und Organisationen istdie Zusammenarbeit selbstverständlich. Das ist es, was auf dem Ökumenischen Kirchentag sichtbarwerden soll. Das Münchener Glaubensfest wird kein kirchlicher Parteitag, sondern ein Forum dergemeinsamen Verantwortung für unsere Kirchen und für die Gesellschaft.Und noch etwas ist wichtig: Es gibt nicht nur evangelische und katholische Christinnen und Christen,viele andere Kirchen leben bei uns und mit uns. Ökumene bedeutet auch <strong>im</strong>mer, auf sie zuzugehen,ihre Nähe zu suchen und gemeinsam zu feiern, was uns verbindet – den Glauben an Christus, deruns zur Einmütigkeit ruft.Viele fragen uns: Was bringt ein zweiter Ökumenischer Kirchentag an Mehrwert? Wann wird es ökumenischeFortschritte geben? Wann wird in der Abendmahlsfrage etwas vorangehen? Alles Fragen,die wir nicht von oben herab und nicht allein beantworten wollen und können. Und in diesem Sinnefreuen wir uns, wenn der Ökumenische <strong>Kirchentagssonntag</strong> gefeiert wird – an vielen Orten und wirsind sicher, dass der Heilige Geist dann dort wehen wird.HerzlichGeneralsekretärin des DEKTGeneralsekretär des ZdK5


Die biblischen Texte zum2. Ökumenischen KirchentagUm die Hoffnung als ein Herzwort des christlichen Glaubens geht es in den biblischen Texten beiGottesdiensten, Bibelarbeiten und Tagzeitengebeten. Dabei machen die biblischen Texte deutlich,dass die Hoffnung geerdet sein muss <strong>im</strong> Nachahmen der Leidenschaft Gottes für die Benachteiligten.Fundament für dieses Engagement der Christen ist das Vertrauen auf die Verheißungen Gottes, diein eine gute Zukunft weisen.GottesdiensteEröffnung1. Petrusbrief 1,3–25Christi H<strong>im</strong>melfahrtJesaja 57,14–21SchlussLukas 1,46–55BibelarbeitenDonnerstagGenesis 9,8–17FreitagRömerbrief 8,16–25SamstagMatthäus 25,31–46Psalm des 2. Ökumenischen KirchentagesPsalm 1216


Skizzen zur Gestaltung2.1 Gottesdienst / Wortgottesfeier / Predigt & liturgische Bausteine2.1.1 Hoffnungsgeschichten – Gottesdienst zum 31.01.2010VorbemerkungDie katholische Leseordnung feiert am 31.10.2010 den 4. Sonntag <strong>im</strong> Jahreskreis Reihe C undbezieht sich noch auf den Weihnachtsfestkreis. Die ev. Perikopenordnung lenkt mit Septuages<strong>im</strong>ae,dem alten Vorfastensonntag aus der klösterlichen Tradition den Blick bereits auf die Passion bzw.Ostern. Wie in einer Ellipse mit zwei Brennpunkten repräsentieren so die beiden Lesordnungen zweiHoffnungsanker: Die Menschwerdung und die Auferstehung. Der folgende Wortgottesdienst versuchtbeide D<strong>im</strong>ensionen aufzunehmen und mit der Kirchtagslosung zu verbinden.GlockengeläutMusik zum EingangLiedkombination: EG 441 / GL 557 (evtl. nach der Melodie von EG 440 / GL 666) & WortLaute 8(Liedkombination meint, die Strophen <strong>im</strong> Wechsel zu singen, dabei können die Seiten desKirchenschiffs oder Männer und Frauen sich abwechseln.)VotumBegrüßungPsalmPsalm 31 mit dem Leitvers:HERR, verherrliche deinen Namen und tue uns nach deiner großen Barmherzigkeit.HERR,wie groß ist deine Güte,die du bewahrt hast denen, die dich fürchten!Ich sprach wohl in meinem Zagen:Ich bin von deinen Augen verstoßen.Doch du hörtest die St<strong>im</strong>me meines Flehens,als ich zu dir schrie.Liebet den HERRN, alle seine Heiligen!Seid getrost und unverzagt alle, die ihr des HERRN, harret!7


Psalm 31, EG 715.1–2Herr, auf dich traue ich,laß mich n<strong>im</strong>mermehr zuschanden werden,errette mich durch deine Gerechtigkeit!Neige deine Ohren zu mir, hilf mir eilends!Sei mir ein starker Fels und eine Burg, daß du mir helfest!Denn du bist mein Fels und meine Burg,und um deines Namens willen wollest du mich leiten und führen.Du wollest mich aus dem Netze ziehen,das sie mir he<strong>im</strong>lich stellten;denn du bist meine Stärke.In deine Hände befehle ich meinen Geist;du hast mich erlöst, Herr, du treuer Gott.Ich freue mich und bin fröhlich über deine Güte,daß du mein Elend ansiehstund n<strong>im</strong>mst dich meiner an in Notund übergibst mich nicht in die Hände des Feindes;du stellst meine Füße auf weiten Raum.Ich aber, Herr, hoffe auf dichund spreche: Du bist mein Gott!Meine Zeit steht in deinen Händen.Errette mich von der Hand meiner Feindeund von denen, die mich verfolgen.Laß leuchten dein Antlitz über deinem Knecht;hilf mir durch deine Güte!Ich sprach wohl in meinem Zagen:Ich bin von deinen Augen verstoßen.Doch du hörtest die St<strong>im</strong>me meines Flehens,als ich zu dir schrie.Seid getrost und unverzagt alle,die ihr des Herrn harret!Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie <strong>im</strong> Anfang,so auch jetzt und alle Zeit und in Ewigkeit. Amen.EingangsgebetGnädiger Gott,vor Dir zählt nicht, was wir können.Von Dir bekommen wir nicht nur die Liebe, die wir verdienen.Unsagbar groß ist deine Güte, wenn es um unsere Fehler geht.Du versprichst uns weiten Raum für unsere Wege,Zeit, die in deinen Händen steht.Gib uns Mut und Kraft für Schritte aufeinander zu.8


Ideen, damit wir die uns gegebene Zeit in Deinem Sinn nutzen.Hoffnung, durch den Horizont dein Reich zu sehen.Dies bitten wir durch Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Herrn.AmenSchriftlesung 1. Korinther 9,24–27 (evangelische Perikopenordnung),Lk 4,21–30 (katholische Leseordnung)Lied: In deinem Licht (WortLaute 56)GlaubensbekenntnisLied: Gott liebt diese Welt (eg 409) (GL297)PredigtgedankenEs gibt Hoffnungsgeschichten z.B diese: In der Süddeutschen Zeitung vom 22.08.2009Jesse Owens und Luz Long traten bei den Spielen 1936 in Berlin <strong>im</strong> Weitsprung gegeneinander an,und dass Owens in dieser Disziplin die Goldmedaille gewann, hat er auch Long zu verdanken. Erhatte schon zwei Fehlversuche hinter sich und stand vor dem Aus in der Qualifikation, als Long ihmempfahl, <strong>im</strong> dritten Versuch den Anlauf zu verlängern. Jesse Owens beherzigte den Rat und zog insFinale ein, das er vor Long für sich entschied. Nicht nur, dass Owens damit die Ideologie der Nationalsozialistenvon der Überlegenheit der arischen Rasse widerlegte – es gibt Bilder, die zeigen, wieOwens und Long Arm in Arm das Olympiastadion verlassen, der schwarze Amerikaner und der weißeDeutsche, vor den Augen Adolf Hitlers. Die Familien der beiden sind über die Generationen hinwegverbunden geblieben:„Es ist mir eine Ehre, nach Berlin zu kommen, die Owens-Familie zu repräsentieren – und zweiPersonen zu feiern, die in der Lage waren, sich über äußere Kräfte hinweg zu setzen und sich inFreundschaft und Konkurrenz zu begegnen“, sagt Marlene Dortch 73 Jahre später. Jesse Owens undLuz Long haben sich nach den Spielen nie wieder gesehen. Long starb <strong>im</strong> Zweiten Weltkrieg, aber erschickte Owens einen Brief von der nordafrikanischen Front, in dem er ihn bat, seinem Sohn Kai vonihm zu erzählen, falls er nicht überleben sollte. Owens hat die Bitte erfüllt. Er traf Kai Long 1951 inHamburg, dieser schrieb Owens bis zu dessen Tod <strong>im</strong> Jahr 1980.An diesem Samstag wird Marlene Dortch zusammen mit Kai Long die Medaillen <strong>im</strong> Weitsprung verleihen.„Ich weiß, was es meinem Großvater bedeutet hätte, dass die Freundschaft weiter besteht“, sagtsie. (Süddeutsche Zeitung 22.08.2009)Ein jeder sehe nicht auf das Seine sondern auch auf das, was dem andern dient (Philipper 2,4)9


oder diese: Durch den Horizont sehenVon einem Missionar in der Südsee wird berichtet, dass er bei der Übersetzung der Bibel in dieeinhe<strong>im</strong>ische Sprache für die Worte Hoffnung und hoffen keinen geeigneten Ausdruck fand, dendie Einhe<strong>im</strong>ischen verstehen konnten. Immer wieder suchte er nach einer Umschreibung, die dasabstrakte Wort „Hoffnung“ treffen könnte. Eines Tages musste er ein Kind zu Grabe tragen. Ein großesWeinen und Klagegeschrei erhob sich am Grab. Der Priester dagegen blieb ruhig und still. Das fieleinem jungen Papua auf, und er fragte den Pater: „Warum weinst du nicht?“ Seine Antwort: „Weißtdu ich vertraue darauf, einmal das tote Kind wieder zu sehen. Das ist mein fester Glaube.“ Da meinetder Junge mit großem Erstaunen: „Dann kannst du also durch den Horizont sehen?“ Der Missionarwar betroffen. Plötzlich hatte er nicht nur eine, sondern die beste Übersetzung für „Hoffnung“: über dieGrenzen hinausblicken, durch den Horizont sehen (Udo Körner).MusikFürbittengebet mit dem Gebetsruf „Herr erhöre uns“Gott, der du uns den Glauben schenkstDich bitten wir,lass unseren Glauben stark sein, damit wir nicht an Dir und an deinem Plan mit uns zweifeln,sondern helfen ihn zu verwirklichen.Lass unseren Glauben aber nicht starr sein, damit wir offen sind für den Glauben anderer.Damit die Welt und die Kirche sich noch mal verändern können.Ein bisschen mehr so werden können, wie Du sie gedacht hast.Gemeinsam bitten wir:Herr, erhöre unsGott, der Du uns die Liebe schenkst.Dich bitten wir,lass uns erkennen, was du von uns willst.Über Grenzen hinweg sehen, wo Hilfe gebraucht wird.Damit wir offene Ohren und offene Herzen habenfür die Menschen um uns herum.Gemeinsam bitten wir:Herr, erhöre unsGott, du der uns die Hoffnung schenkst,Dich bitten wir, gib uns den Mut und die Geduld auch auf Erden vom H<strong>im</strong>mel zu erzählen.Vom Glauben, der Berge versetzen kann, denen die allen Mut verloren haben. Von der Liebe,die stärker als der Tod ist.Gemeinsam bitten wir:Herr, erhöre unsDich Gott bitten wir auch für uns selbst.10


Was uns bedrückt und betrübt macht, sagen wir dir in der Stille:Gemeinsam bitten wir:Herr, erhöre unsGott, Du zeigst uns Wege aufeinander zu. Sei Du bei uns, wenn wir gemeinsam feiern und als DeineKinder zu Dir beten:Vater unser <strong>im</strong> H<strong>im</strong>melSegenLied: Verleih uns Frieden gnädiglich (EG 421 / GL 210)Oder in der Variation von Matthias Nagel (WortLaute 112)Musik zum AusgangLeonie Grüning und Gerd Kerl2.1.2 Lauter Hoffnung – Hoffnung lauterEin vierst<strong>im</strong>miger Akkord aus dem 1. PetrusbriefHoffnung ist das zentrale Wort der ÖKT-Losung. Vor 25 Jahren hat Ulrich H.J. Körtner in seinerBetheler Habilitationsschrift „Weltangst und Weltende“ eine „theologische Interpretation der Apokalyptik“vorgelegt. Eine seiner zentralen Thesen lautete: Das Zeitalter der Hoffnung sei vorbei. Das PrinzipHoffnung hat angesichts der Katastrophen des 20. Jh. ausgedient. Stattdessen müsse die Kategoriedes Mutes theologisch wieder stärker rehabilitiert werden, bis dahin, dass das Wort Gottes eben auchZumutung ist. Mir haben Körtners Thesen damals sehr eingeleuchtet. Doch auch der Mut ist mittlerweilein die Krise gekommen, wie die Finanzkrise zeigt, die auch aus einer gehörigen Portion Übermutentstanden ist. Ich beginne, der Kategorie der Hoffnung wieder etwas abzugewinnen. Sie ist ein zartesPflänzchen, das man hegen und pflegen muss. Aber sie enthält viele Wirkstoffe – eine gute Arzneigegen den Tod. Mut und Hoffnung – das gehört für mich <strong>im</strong> Christenleben zunehmend zusammen. Sofrage ich mit dem 1. Petrusbrief, aus dem die ÖKT-Losung stammt: Kann die Losung ökumenischeLösung sein oder bewirken? Ich orientiere mich dabei an den vier Stellen <strong>im</strong> 1. Petrusbrief, wo uns dieHoffnung expressis verbis begegnet. Um diesen vierst<strong>im</strong>migen Akkord lässt sich ein Gottesdienst und/oder eine Predigt bauen.Lied: Großer Gott, wir loben dich (EG 331 / GL 257), Strophen 1–511


1. „Wiedergeboren zu einer lebendigen Hoffnung“ (1. Petr. 1,3) (Bibelzitate nach Luther‘84)Der 1. Petrusbrief beginnt mit einem Lobpreis. Schon hier fällt die Bemerkung von der Wiedergeburtzur lebendigen Hoffnung, die jeden Christen auszeichnet. Für die „verstreut wohnenden Fremdlinge“(1,1) des 1. Petrusbriefes gibt es eine Menge, was gegen eine solche Auszeichnung spricht. Dennsie sind verschiedenen Widrigkeiten ausgesetzt. Die allgemeine St<strong>im</strong>mung ist ihnen nicht unbedingtfreundlich gesonnen. Manche sprechen gar von latenter Verfolgung. Jedenfalls sehnen sie sich nacheiner großen Gemeinschaft, da sie in ihrem Alltag doch weit verstreut auseinander wohnen und ihnendort auch ein mitunter scharfer Gegenwind ins Gesicht bläst. Der 1. Petrusbrief will sie stärken, so wieuns der ÖKT stärken soll und will.Doch wenn ich mehr die Widrigkeiten sehe und den Gegenwind spüre, verspricht da dieser Lobpreiszu Beginn des 1. Petrusbriefes nicht das Blaue vom H<strong>im</strong>mel? Genau das tut er – mit gutem Grund.Denn solche Hoffnung fällt vom H<strong>im</strong>mel und hat gleichwohl ihren Grund: Gott hat uns wiedergeboren„aufgrund seiner großen Barmherzigkeit [...] durch die Auferstehung Jesu Christi“ (1,3). Damit istsogar ein doppelter Grund der Hoffnung benannt. Hoffnung wächst, weil Gott sie pflanzt. Hoffnunghaben wir nicht aus uns selbst, sondern weil Gott sie setzt – wie eine Pflanze <strong>im</strong> Mai. Und: LebendigeHoffnung vermag die Todes(be)drohungen unserer Welt zu unterlaufen, weil sie sich auf das Ereignisgründet, das dem Tod seine Macht genommen hat. Die Auferstehung Jesu Christi von den Toten istdas Ereignis, was all unsere Vorstellungskraft sprengt, was zugleich aber den Nucleus der Energiedarstellt, von der her wir Christen leben: Dem Tod ist die Macht genommen. So definiert der 1. PetrusbriefBarmherzigkeit. Der ÖKT möchte uns versammeln, damit wir wieder in den Bannkreis dieserHoffnung geraten, damit wir wie neugeboren voll Hoffnung in unseren Alltag kehren: Es gibt mannigfacheWidrigkeiten, scharfen Gegenwind und viele hausgemachten Probleme – verliert nicht euren Mut,sondern seid fröhlich in Hoffnung, denn die Macht des Todes ist schon gebrochen. Versteht euch undeuer Handeln in Kirche und Welt nicht mehr von der Bedrohung durch irgendeinen Tod, sondern vonder Barmherzigkeit Gottes her.Lied: Großer Gott, wir loben dich (EG 331 / GL 257), Strophen 6–72. „Setzt eure Hoffnung ganz auf die Gnade!“ (1. Petr, 1,13)Solch lebendige Hoffnung könnte Anlass geben zu einem Siegesbewusstsein, das die Anderen überrolltmit dem, was man selbst für befreiend, lebensfördernd, wegweisend hält. Sehr schnell geratenwir damit auf die Seite der Richtigen, der Besseren, der Heiligeren. „Seid nüchtern!“ (1,13), warnt derSchreiber des 1. Petrusbriefes. Du kannst Deine Hoffnung nicht auf alles Mögliche setzen, sondernnur auf eines: auf die Gnade Gottes. Und die will, dass allen Menschen geholfen werde. Diese Gnadeist zuvorkommend, nicht nachtragend. Sie ist gewissenhaft, nicht rechthaberisch: „Denn das ist Gnade,wenn jemand vor Gott um des Gewissens willen das Übel erträgt und leidet Unrecht.“ (2,19)Lied: Großer Gott, wir loben dich (EG 331 / GL 257), Strophe 812


3. „Damit ihr Hoffnung habt“ (1. Petr. 1,21)Solche Hoffnung führt in die Anfechtung. Dort aber wird die Sehnsucht geweckt, Anteil zu haben andem, was der Auferstandene für uns ge- und bewirkt hat, „damit ihr Glauben und Hoffnung zu Gotthabt“ (1,21). Der Genuss solchen Glaubens und solcher Hoffnung geschieht nur durch die Anfechtungendes Alltags hindurch, wozu auch die real existierende Ökumene gehört.Glauben und Hoffnung haben eines gemeinsam: Beide leben davon, dass jemand Vertrauen fasst indas, was trägt und bewegt. Beide wollen und müssen erlernt sein, obwohl sie beide durch Lernennicht bewerkstelligt werden können. Der ÖKT hat genau hierin eine gesellschaftliche Bildungsaufgabe,denn nur eine Hoffnung, die nicht trügerisch ist, kann tragen und bewegen in Zeiten, wo alles zuzerbrechen oder zu zerfließen droht.Lied: Großer Gott, wir loben dich (EG 331 / GL 257), Strophe 94. „Gebt Rechenschaft über die Hoffnung!“ (1. Petr. 3,15)In genau dieser Situation zieht uns der Schreiber des 1. Petrusbrief zur Rechenschaft: „Seid allezeitbereit zur Verantwortung vor jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die ineuch ist.“ (3,15) Das war auch schon der Predigttext für den Schlussgottesdienst des Bremer Kirchentages.Die Predigt von Daniele Garrone empfehle ich hier noch einmal zur Vor- bzw. Nachbereitung.In der Kirchentagsübersetzung hieß es damals nicht „über die Hoffnung, die in euch ist“, sondern„über die Hoffnung, die euch treibt.“ Auch Christen sind getriebene Leuten. Wir stehen nicht außerhalbdes Weltgetriebes, sondern mitten drin. Aber es macht eben einen Unterschied, wer oder wasuns treibt, mit welchem Treibstoff wir laufen.Für die Rechenschaft über die Hoffnung, die uns treibt, brauchen wir die Gemeinschaft aller Christinnenund Christen. Wir brauchen sie, weil sie uns stärkt. Und wir brauchen sie, weil so Hoffnung fürdiese Welt laut wird. So lasst uns lauter sein und werden!Lied: Großer Gott, wir loben dich (EG 331 / GL 257), Strophen 10–11Harald Schroeter-Wittke13


2.1.3 Gang über das Wasser – Predigt zum <strong>Kirchentagssonntag</strong> 2010Mattäus-Ev: 14, 22–33Kennen Sie schon das Plakat, das für den 2. Ökumenischen Kirchentag in München wirbt? Da laufen<strong>im</strong> wahrsten Sinne des Wortes zwei Jugendliche über die Wasseroberfläche des Chiemsees. Die Plakatesind ganz in blau und orange gehalten. Diese Farbkombination steht für Leichtigkeit, Fröhlichkeitund Zuversicht. Den beiden jungen Damen ist die Freude direkt anzumerken, die ihnen dieser „Gangüber das Wasser“ bereitet.Unmöglich! – werden Sie vielleicht denken. Oder toll! Wie haben die das bloß hinbekommen? Ichkann Ihnen felsenfest versichern: Die beiden sind wirklich über das Wasser gelaufen. Das Ganze istkeine Fotomontage. Direkt unter der Wasseroberfläche wurden Podeste verankert, über die die beidenjungen Leute gehen konnten, so dass dieser faszinierende Eindruck entsteht: Das Wunder ist möglich.Die Parallele zur Perikope vom „Gang Jesu auf dem Wasser“ ist natürlich beabsichtigt. Nach derSpeisung der Fünftausend schickt Jesus die Jünger nach Betsaida. Er selbst möchte noch zurückbleibenund beten. In der vierten Nachwache – so heißt es <strong>im</strong> Text – geht er auf dem See zu ihnen, willaber vorübergehen. Die Jünger erkennen Jesus nicht und halten ihn für ein Gespenst. „Fürchtet euchnicht, ich bin es!“ Petrus will sozusagen eine Bestätigung haben. „Wenn, du es bist, dann befiehl,dass ich auf dem Wasser zu dir komme.“ Doch als er auf dem Wasser geht, verlässt den Petrus seinVertrauen und er beginnt unterzugehen. Da rettet ihn Jesus und sagt: „Du, Kleingläubiger, warum hastdu gezweifelt?“Die unterschiedlichen Varianten der Seesturmerzählung sind Mut machende Verkündigung: In denNöten und Ängsten des Lebens ist der Herr nahe und hilft. Wer auf Jesus in seinem Leben baut, sichihm anvertraut, wird in den Stürmen des Lebens nicht untergehn.Der biblische Text möchte zunächst einmal die Botschaft transportieren: Hätte Petrus vertraut, wäre ernicht untergegangen. Das Verheißungswort Jesu „Komm!“ hätte sich erfüllt.Zurück zu unserem fröhlichen Werbeplakat für den 2. Ökumenischen Kirchentag in München! Ist es soganz falsch zu sagen, dass das Schiff der Ökumenischen Bewegung in der Mitte des letzten Jahrhundertsnur deshalb Fahrt aufnehmen konnte, weil die Begründer des Ökumenischen Rates der Kirchen,die Initiatoren des Einheitssekretariates <strong>im</strong> Vatikan, die vielen Theologen der ökumenischen Dialogeder 70er Jahre bis heute davon überzeugt waren und sind: Nur das Hören – das gemeinsame Hören– auf das Wort Jesu leitet die „Boote“ der Kirchen durch den Sturm der „Buße“ und „Umkehr“ in dasruhige Fahrwasser einer geeinten Zukunft.14


In den 70er Jahren waren es ja zunächst eher „Stürme“ der Begeisterung für das Anliegen der Einheitder Kirche, die die Hoffnung auf die größere Gemeinschaft der Kirchen damals stark machte.“ Dieletzten 50 Jahre waren in der Tat das ökumenische Zeitalter der Kirchen, in dem die Kirchen und dieChristen sich auf den Weg zueinander und miteinander gemacht haben. Dafür können die Christennur dankbar sein.Doch die Stürme“ der Begeisterung haben sich inzwischen in unangenehme Novemberstürme gewandelt,die an der je eigenen Identität der Kirchen nagen. Die Boote, um <strong>im</strong> Bild zu bleiben, werden dichtgemacht, um sie vor den Wellen der noch ungelösten Fragen zu schützen. Und diese Wellen bedrohenja tatsächlich: die Wellen der ungeklärten Sicht der Einheit, die Wellen der Ratlosigkeit in der Frage,wie bei so unterschiedlichem Amtsverständnis Gemeinschaft <strong>im</strong> Amt möglich werden soll, die Wellender Unsicherheit <strong>im</strong> gemeinsamen Zeugnis in ethischen Fragen. Das sind ja leider keine Scheinwellen!Doch Jesu Wort „Komm!“ gilt auch heute. Auf dem Kirchentagsplakat laufen die beiden jungen Leuteüber den Chiemsee. Das Wasser ist ruhig, kein Sturm droht. In der Tat! Das Plakat atmet Leichtigkeit,Fröhlichkeit und Zuversicht. Die beiden werden es schon schaffen, ohne ins Wasser zu fallen. Allerdingswissen die beiden auch, wo die Halt gebenden Fundamente liegen. Der Gang über das Wasserist also doch kein Ergebnis eines Wunders, sondern bewirkt durch präzise Technik. Ganz anders inder Erzählung vom Seesturm! Das Vertrauen auf Jesu Hilfe hätte Petrus sicher über die vom Sturmaufgewühlte See gebracht.Vielleicht benötigt der ökumenische Weg miteinander wirklich die Leichtigkeit, Fröhlichkeit undZuversicht, mit der junge Leute manchmal Probleme leichter bewältigen als ältere Menschen, die beiSchwierigkeiten eher die Hindernisse in den Blick nehmen. Könnte Vertrauen haben, dem VerheißungswortJesu trauen, nicht auch bedeuten, der Dankbarkeit für die radikal neue ökumenischeGemeinsamkeit der letzten 50 Jahre erneut Kraft zu geben?Nur das gemeinsame Hören auf das Wort Gottes und das gemeinsame Schauen auf das Leben derKirchen werden auch in Zukunft dazu beitragen, das Wirken des Heiligen Geistes in der Geschichteder Kirchen zu erahnen und zu bejahen. Das Vertrauen in Gottes Geist wird das Wunder bewirken. Esbesteht aller Grund zur Hoffnung. Diese Hoffnung möchte über die Jahrtausende hinweg die Erzählungvom „Gang Jesu über das Wasser“ schenken. Vielleicht ergreift ja die Fröhlichkeit und Leichtigkeit, diedas Kirchentagsplakat ausstrahlt, die Herzen der Menschen neu. Gott schenkt das Wunder. Möge derökumenische Kirchentag in München auch ein solcher Vertrauensstein werden, auf dem die Einheitund Gemeinschaft der Christen weiter wachsen können, bis der Herr ihre Vollendung schenkt!Michael Hardt15


2.1.4 Gott soll hoch leben… und wir auch!Heute am 16. Mai 2010 feiern Christinnen und Christen aller Konfessionen auf der Theresienwiesein München den Schlussgottesdienst des 2. Ökumenischen Kirchentags rund um das Lied der Mariaaus Nazareth. Im Programmheft sind Einheitsübersetzung und Luther-Übersetzung nebeneinanderabgedruckt. Ein Text, der <strong>im</strong> Kirchenjahr traditionell am Fest „Mariä He<strong>im</strong>suchung“ (2. Juli) verankertist, evangelisch <strong>im</strong> Vorfeld von Weihnachten am 4. Advent <strong>im</strong> Mittelpunkt steht oder katholisch alsHöhepunkt des abendlichen Stundengebets, der Vesper.Magnificat an<strong>im</strong>a mea Dominum (EG RWL 588), der Text des Kanons aus Taizé, zitiert den Anfang desLobgesangs der Maria aus der lateinischen Bibel (Vulgata) und lädt anders als die unzähligen Liederund Vertonungen auf elementare Weise zum Einst<strong>im</strong>men ein. Maria singt. Und ich singe mit. Einejunge Frau macht den Mund auf und leiht mir ihre St<strong>im</strong>me. Nachdenkliche Menschen haben gefragt:Ist das ihr eigenes Lied, oder ist es ihr in den Mund gelegt worden? Wir können weiterfragen: Kann esmein Lied, unser Lied werden?Das Lied entwickelt eine „Gottesbeziehung“ mit einer Melodie, die wir nicht mehr kennen, aber <strong>im</strong>merwieder neu zum Klingen bringen können. Dabei singt sich das Lied nicht <strong>im</strong> luftleeren Raum, sondernwird uns <strong>im</strong> Evangelium nach Lukas auf geistvolle Weise vor Augen gestellt:Maria aus Nazareth, die Verlobte des Z<strong>im</strong>mermanns Josefs ist ein Mädchen <strong>im</strong> Konfirmandinnenalter,vielleicht gerade 12 Jahre alt. Im biblischen Israel wurden Töchter sehr früh verheiratet. Nach demdamals geltenden Gesetz war sie in diesem Alter heiratsfähig.Das junge Mädchen bekommt überraschend Besuch. Maria wird „he<strong>im</strong>gesucht“ von einem Engelnamens Gabriel. Sein Name ist Programm: Gabri-El: Mein Mann ist Gott. Und dieser Bote bringt eineerst einmal erschreckende und verstörende Botschaft: Du wirst ein Kind bekommen – ein Kind vonGott. Maria ist nicht auf den Kopf gefallen, sie fragt ungläubig nach: „Wie soll das denn gehen?“ DerEngel antwortet mit einem Bild voll Poesie: „Gott wird dich überschatten“. Gott stellt dich nicht in denSchatten, sondern wird dich bergen „<strong>im</strong> Schatten seiner Flügel“ (Psalm 17,8), er wird dich beflügelnund begeistern. Diese Theopoesie scheint Maria nicht wirklich überzeugt zu haben, da ist Skepsisangebracht. So schiebt der Engel eine zweite Auskunft nach, um seine Glaubwürdigkeit zu erweisen:„Wenn dir das nicht reicht, dann besuche doch deine Verwandte Elisabeth, die in ihrem hohen Alternoch in guter Hoffnung ist. Du wirst schon sehen.“ Maria zögert offensichtlich nicht lange und machtsich auf den Weg zu Elisabeth. Alles andere als ein leichter Weg. Dort angekommen st<strong>im</strong>mt Elisabeth– scheinbar wie abgesprochen – in die Worte des Engels ein, besiegelt und bezeugt seine Botschaft.Eine alte und eine junge Frau begegnen und begrüßen sich, beide sind bewegt, Johannes, das Kind<strong>im</strong> Mutterleib wird lebendig und hüpft vor Freude. Und Maria hört den Segensgruß, die Seligpreisungder Elisabeth, nicht wie ein zur dekorativen Formel erstarrtes „Ave Maria“, sondern eher wie ein alltägliches„Grüß Gott, liebe Maria“ (so würde man wohl in München sagen), zugleich wie die Vorahnungdes ausstehenden Einzugs des Gotteskindes in Jerusalem. Da kann Maria nicht mehr an sich halten,und es bricht aus ihr heraus. Maria singt. Jetzt ist sie offensichtlich überzeugt, geistvoll inspiriert undinspirierend.16


Für den wirkungsgeschichtlichen Horizont notiert: Wenige Bibelhandschriften legen das Lied derElisabeth in den Mund, wie ein Hinweis, dass auch die alte Frau in das Lied der jungen Frau hätteeinst<strong>im</strong>men können. Für andere schreibt Maria das Magnificat mit eigener Hand auf, Sandro Botticell<strong>im</strong>alt sie um 1485 mit dem Jesuskind auf dem Schoß, das ihr die Hand führt, oder: Marie Ellenrieder(1833) lässt sie in einsamer Stille meditierend schreiben.Mit Herzen, Mund und Händen, mit Leib und Seele singt Maria: Sie will Gott groß machen, sie will Gotthoch halten, sie lässt Gott hoch leben. Dre<strong>im</strong>al Hoch, Gottes Geburtstag ist <strong>im</strong> Blick. Das erfährt Gottsozusagen unmissverständlich aus dem Munde der Maria, weil sie das entsprechend erfahren hat.Dabei redet Maria von sich selbst in der dritten Person, sie bezeichnet sich als „Magd des Herrn“,wie schon bei ihrer Antwort auf die Ankündigung der Geburt des Jesuskindes durch den Engel. Damitbringt sie die Haltung eines Menschen zum Ausdruck, der sich von Gott ansprechen lässt, der sich vonGott in Anspruch nehmen lässt, der auf Gott eingeht und mit ihm an der Seite aus sich herausgeht,der einwilligt in einen Weg, der wundervoll offen ist. Da sind für den Augenblick alle Selbstzweifelüberwunden. Denn: Gott hat mich angesehen (vgl. Hagar in Genesis 16). Wer weiß nicht, was dasschon für ein Leben bedeutet, von einem anderen Menschen ehrlich angesehen und wirklich begrüßtzu werden?! Was für ein überraschtes und überwältigendes Erstaunen bei Menschen bahnt sich an,die nicht wissen, wie ihnen geschieht, wenn sie anerkannt und wertgeschätzt werden – da verblasstauf einmal alles andere, an Leistung und Versagen; die auf einmal erleben, was daraus werden kann,wenn du hoch gehalten wirst, wenn man / frau dich hoch leben lässt, das ist wie neu geboren werden… da ist Zukunft offen, da reißt der H<strong>im</strong>mel auf. Und so redet Maria von ihrer „Niedrigkeit“, aus dersie herausgeholt wird und vor der sie bewahrt wird: Für damaliges Verständnis zum einen aus belastenderund gefürchteter „Kinderlosigkeit“, zum anderen voll von Hoffnung auf eine neue Zeit – jenseitsdes Elends.So unvergleichlich diese persönliche Gotteserfahrung gewesen sein mag, so weitet sich in diesemLied zugleich der Blick auf einen Gott, der die Welt auf unnachahmliche Weise in Händen hält, der dieMächtigen nicht nur in Schach hält und in Schranken weist, sondern ihre Pläne vereitelt und von ihrenThronen herunterholt und stürzt; der die Erniedrigten aufatmen lässt, die Gedemütigten aufhebt unddie Unterdrückten aufrichtet; der den Hunger der Hungrigen stillt und Leben für alle in Fülle schenkt– und die gottvergessenen Reichen haben das Nachsehen. Überraschende Erfahrungen für dieMühseligen und Beladenen – wie die Bibel sie kennt (Mt 11,28), für die Verlassenen und Verachteten– wie Karl Marx sie nennt. Perspektivenwechsel: Ein Gott, der die Welt ins Gebet n<strong>im</strong>mt und dem dasSchicksal der einzelnen Menschen so wenig gleichgültig ist wie das Ergehen der Völker dieser Erde.Immerhin ist es erstaunlich, was für Glaubenstraditionen die Zwölfjährige da in ihrem Lied der Hoffnungaufn<strong>im</strong>mt, auch wenn sie – wie es das Lukasevangelium nahe legt –, eine enge Beziehung zuihrer Verwandten Elisabeth hat, einer Frau aus dem Hause Aarons, einem priesterlichen Geschlecht,dazu der Frau eines Priesters, wo solche Traditionen angesagt und lebendig sind. Wer heute in denOrient reist, kann <strong>im</strong>mer noch erleben, welche Bedeutung aus- und inwendig eingeprägte Texte fürMenschen haben, die sie für sich oder gemeinsam laut und mit rhythmischen Bewegungen rezitierenund neu lebendig werden lassen – ob an der Klagemauer oder in einer Moschee, ob in einem Teehausoder in einem Beduinenzelt. Unter uns ist solche Vertrautheit mit der Bibel selten geworden.17


Demgegenüber ist zu betonen, wie dieses Lied das Bild einer Gottesbeziehung aus dem Geist desAlten Testaments uns vor Augen stellt und sich damit einreiht in die Geschichten von der „Machtder Ohnmächtigen“, in die besondere Reihe der Lieder von Frauen der Bibel wie Hagar, Mirjam oderHanna, der Mutter Samuels (1. Sam 2,1–10).In dieser Linie wird Maria zur „Mutter“ eines Glaubens, der überzeugt und überzeugend daraufvertraut: „Es muss nicht alles so bleiben, wie es ist.“ Letztendlich erledigen sich Sätze und Einstellungenwie: „Da kann man doch nichts machen.“ In dieser Linie lebt ihr Lied <strong>im</strong>mer wieder neu aufin der Geschichte der kleinen Leute, denn die Botschaft ist klar: Kaum zu glauben, aber: Gott ist aufunserer Seite, Gott ist auf der Seite der Armen, auf der Seite der Frauen, der Kinder, auf der Seite derMenschen: Jesus, der Knecht Israels, das Gotteskind, steht dafür ein. Jenseits einer konfessionellso unterschiedlich gestalteten Vergöttlichung oder Vermenschlichung der Maria weist das biblischelementare Lied der Mutter Jesu Menschen <strong>im</strong>mer wieder darauf hin: Gott wird Mensch, lässt sich aufuns Menschen ein, das birgt Trost in sich von Anfang an. Das schenkt unter allen Umständen Kraft,sich nicht mit der Macht des Faktischen, mit dem lokalen und globalen Elend abzufinden, sonderngegen alle die Grundlagen des Lebens zerstörenden Verhältnisse zu protestieren und einzutreten – inden Spuren des Sohnes der Maria von Nazareth. Das Lied hilft uns, sich „um Gottes willen“ gegenseitigzu bestärken, „damit ihr Hoffnung habt“ (Leitwort des 2. ÖKT München 2010). Gut, wenn ich michin diese Vertrautheit einbeziehen lasse. Das Lied geht mit. Gott Lob, Maria singt, und ich st<strong>im</strong>me ein:Magnificat an<strong>im</strong>a mea Dominum.Günter RuddatBEREITjener letzte Ernstselbst wenn er heute nochmein abgewandtes Z<strong>im</strong>mer beträtewortlosund hieße mich gehenlass fahren dahinunverwandt folgte ichgleich einem Kinddem Ruf der Mutterins abendliche HausOkko Herlyn18


2.1.5 Kurzandacht zum Motto des Kirchentages„Die Tageszeitung“ oder: „Damit die Hoffnung blühen kann!“Lesen Sie eigentlich eine Tageszeitung? Freuen Sie sich jeden Morgen auf das gewohnte Knistern derSeiten? Oder gehören Sie zu denjenigen, die sich diese geballte Ladung von Schreckensnachrichtennicht mehr antun wollen.„Ich habe die Tageszeitung abbestellt“ sagte kürzlich jemand auf einer Geburtstagsparty, „ich tu mirdas nicht mehr an. Das n<strong>im</strong>mt mir alle Hoffnung.“ Andere nickten. „Auch die Tagesschau drückt michnur runter“ fuhr eine Frau fort. „Höchstens einmal die Woche halte ich die noch aus. Diese geballteLadung von Bildern über Krieg und Terror, die Sonntagsreden der Politiker, die Arroganz vieler Wirtschaftsbosse…! Ich kann es nicht mehr sehen, ich will es nicht mehr hören.“Ich konnte die beiden verstehen.Die Nachrichten aus dem Nahen Osten, aus Israel und Palästina zum Beispiel, sie sind wirklich geeignetum alle Hoffnung zu verlieren. Alle Hoffnung darauf, dass wenigstens kleine Schritte in Richtungauf weniger Gewalt möglich sind.Aber auch so manche Nachricht aus dem Inland, z.B. über den Stress, über Skandale und Verantwortungslosigkeitin der Wirtschaft, über die vielen Menschen, die keine Arbeit mehr finden, machenärgerlich und hilflos.Wird das alles nie besser? fragt man sich. Soll man die Hoffnung auf eine Veränderung zum Gutennicht gleich aufgeben? Dann wird man wenigstens nicht enttäuscht.Und doch … was ist die Alternative?Wegschauen, weg hören? Nur noch Sport, Volksmusik, Liebesfilme, Quizsendungen?Welcher Star sich in wen verliebt hat? Welche Ablösesumme dieser oder jene Verein geboten hat?Ob Prinz William oder Prinz Charles der nächste König von England wird?Vor kurzem fuhr ich mit der Straßenbahn. Es war Abend, die Bahn übervoll. Viele vom Einkaufen müdeGesichter, ein paar Jugendliche, die sich in den Haaren lagen, ein Obdachloser, der sich mit seinenSiebensachen noch eben in die Bahn gezwängt hatte. Neben mir stand ein Kinderwagen, darin lag einkleines Baby, ein paar Monate alt. Der Schnuller war ihm aus dem Mund gefallen. Es schlummerte <strong>im</strong>wahrsten Sinn des Wortes … seelenruhig. Ein völlig entspanntes Gesicht, fast so, als sei es noch nichtganz von dieser Welt. In diesem Augenblick wusste ich, warum ich die Augen nicht zumachen kannund will. Diese Kinder, die nächsten Generationen, sie haben ein Recht darauf, dass wir ihnen die Weltso hinterlassen, dass sie hoffen können, in ihr glücklich zu werden.Ich lebe nicht nur für mich. Ich lebe auch für sie.Ich brauche mich nicht kleiner zu machen, als Gott mich geschaffen hat. Die ganze Welt verändernkann ich nicht. Aber er hat mir Augen und Ohren gegeben, zwei Hände, ein Herz. Ein Mund, den ichauftun oder schließen kann. Er hat mich hineingestellt in die Reihe der Generationen:19


Meine Eltern haben zusammen mit vielen anderen nach dem Krieg Deutschland wieder aufgebaut,Schulen und Kirchen errichtet und vieles mehr. So konnte ich so alt werden, wie ich heute bin, teilhabenan vielem, was das Leben zu bieten hat. Mich freuen, lieben und leben, hoffen und glauben. Nachmir kommen andere. Auch sie wollen leben, ihre Chance bekommen, teilhaben, sich einbringen.Ich brauche mich nicht kleiner zu machen, als Gott mich geschaffen hat.Die ganze Welt verändern kann ich nicht.Aber mehr als wegschauen und weghören ist schon drin. Damit die Hoffnung blühen kann.Antje RösenerDAS MEINE, DAS SEINEOb du sie kennstdie vielen flinkenvernehmlich Wissendenum ihren WegErdenkerinnen ihrer Schritteausschließlich gehendweil ein deutlich Ziel in Sichtum dessentwillenman und frausich auf der Bahn befindet?Ob du sie kennst?Mir wird es klammwenn sie zu Zeitenmeine vage Spur beengen.Bin oftmals preisgegebenerals jeneund tastendfesten Grund nur ahnend.Und dennoch –tauschen wollt ich nicht.Und wär’n es tausend Sicherheitendie sie mir festverzollt verkauftenich nähm sie nichtfür das Gewisse:dass die Bewegung wohl das Meinedie große Ankunft unterdesdas Seine ist.Okko Herlyn20


2.1.6 Damit ihr Hoffnung habt … GedankensplitterEs wird erzählt, dass ein afrikanischer Gelehrter große Schwierigkeiten mit der Aufgabe hatte, dasbiblische Wort „Hoffnung“ seiner Bedeutung nach richtig in seine eigene Landesprache zu übersetzen.Nach langem Überlegen entschied er sich für folgende Umschreibung:„Hoffnung – das meint: Du kannst durch den Horizont hindurchsehen.“Es gibt diese Linie ja, weit entfernt. Verbindet sie, oder trennt sie? Unterhalb hört die Erde auf: Ackerboden,Steine, Wälder, Felder, Gebirge, das Meer. Da leben die Tiere und die Menschen. Oberhalbbeginnt der H<strong>im</strong>mel: blau oder grau, ganz klar oder mit Wolken, sanft und stürmisch, nicht zu fassen,und die Weite des Alls.Früher dachten die Menschen, dort hinten, an jener Linie, weit entfernt, wäre Schluss – denn die Erdewar in ihrer Vorstellung eine flache Scheibe. Sie befürchteten: Wer mit dem Schiff über den Horizonthinausfuhr, der stürzte unweigerlich ins Nichts ab oder wurde von Ungeheuern aufgefressen, vomTeufel gefangen genommen. Heute wissen wir, dass es dort sehr wohl weitergeht, weil die Erde rundist. Länder und Meere schließen sich an und wir können dorthin.„Hoffnung – das meint: Du kannst durch den Horizont hindurchsehen.“Nicht hat jener afrikanische Gelehrte geschrieben: Du kannst über den Horizont hinausblicken. Gewissist der Blick über den Horizont hinaus, nach oben, wichtig. Und ein frommer Mensch mag mit gutemGrund glauben, dass ihn sein Weg einmal „in den H<strong>im</strong>mel“ führen wird. Welch ein schönes Verheißungsbildist das doch: Es gibt die Weite und das Ziel eines grenzenlosen Friedens Gottes. Aber solangeeiner lebt, ist der Blick durch den Horizont hindurch mindestens genau so wichtig. Wer Hoffnunghat, der denkt sich seinen eigenen Lebensweg auf dieser Erde (!) weiter als er ihn zurzeit sehen kann,weiter also, als sein Horizont ist.Hoffnung lebt von der Ermutigung, für andere und für sich selbst mehr zu erwarten als das hier undjetzt Offensichtliche. Es gibt Grenzen, die eigentlich gar keine Grenzen sind. Hoffnung braucht dasWagnis des eigenen Vertrauens, solche „Grenzen“ überwinden zu können. In dem man sie „durchschaut“und dahinter noch anderes wahrn<strong>im</strong>mt – etwas, das wichtig ist, weil es einem etwas sagt undetwas bedeutet. Weil es Kraft hat – von dort hierher. Christliche und Glaubenshoffnung meint, dassdieses „Etwas“ Einer ist und nennt ihn vertrauensvoll „Gott“.Hoffnung beginnt ganz am Anfang.Hoffnung lebt <strong>im</strong> Jetzt.Und sie reicht weit … bis zum neuen H<strong>im</strong>mel und zur neuen Erde.Der Glaube, zu dem die Hoffnung gehört, ist vielleicht so etwas wie ein ganz besonderes „Fernrohr“,oder …?Mal sehen.Jörg Deppermann21


2.1.7 Spielraum Hoffnung – Lithurgische BausteineSpielraum HoffnungHoffnungslosHoffnungsloseLose HoffnungLos HoffnungOffenHoffenHoffentlichGünter RuddatEröffnung… damit ihr Hoffnung habt,kommen wir zusammen <strong>im</strong> Namen Gottes,… damit ihr Hoffnung habt,feiern wir gemeinsam Jesus Christus,… damit ihr Hoffnung habt,teilen wir miteinander Gottes guten Geist.Gott, du hast Hoffnung,Gott, du machst Hoffnung,Gott, du bist unsere Hoffnung.Hoffnung hat uns ins Leben gerufen,Hoffnung begleitet uns alle Tage,Hoffnung reicht über uns hinaus.Wer macht uns Hoffnung?Wer ist unsere Hoffnung?Auf den setzen wir.Psalm 121(Paraphrase)Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen:Woher kommt mir Hilfe,wer macht mir Hoffnung?22


Ich setze meine Hoffnung auf den,der mich anspricht und aufrichtet.Das macht mir Mut – Tag für Tag.Ich setze meine Hoffnung auf den,der zu mir steht und mich nicht fallen lässt.Das gibt mir Kraft – Tag und Nacht.Ich setze meine Hoffnung auf den,der mich begleitet und behütet.Das ist ein Segen – ein Leben lang.Gebet zum TagLasst uns beten...Du Gott, du bist die Hoffnung.Ohne Hoffnung kann kein Mensch leben,von Kindesbeinen an sind wir darauf angewiesen.Du Gott, du bist Mensch gewordenin Jesus Christus, unserem Bruder,er zeigt uns den Weg deiner Hoffnung.Du Gott, du stiftest uns an,deine Hoffnung zu erkennen und zu ihr zu stehen,damit dein guter Geist, damit Leben sich ausbreitet –heute und alle Zeit.Gebet zum Credo(in Anlehnung an 1.Kor 13,13)Schöpfer der Liebe,du lässt Glauben <strong>im</strong> Leben vor dir wachsen,schenk unserem Glauben offene Arme.Geist der Liebe,du machst Hoffnung mitten <strong>im</strong> Leben, das wartet auf dich,schenk unsrer Hoffnung langen Atem.Bruder und Schwester der Liebe,du lebst Liebe in uns und mitten in unserer Welt,schenk unsrer Liebe große Augen.Bekenntnis der Hoffnung(gemeinsam unterwegs, ÖKT 2003, 46)Gott,es ist ein Segen.Du bist da von Anfang anwie Mutter und Vater.23


Du schenkst uns das Lebenund gibst uns einen Namen.Du zeigst uns die Weltund vertraust uns Deine Schöpfung an.Du willst, dass wir Menschen ein Segen sind –für alle Welt.Das glaube ich – und dazu stehe ich.Gott,es ist ein Segen.Du wirst Menschmitten unter unsin Jesus Christus.Er lebt Deine Liebe bis ans Kreuzund ruft uns zur Nachfolge.Er steht auf gegen den Todund stellt uns auf die Füße.Du willst, dass wir in Christus den Weg des Friedens gehen –für alle Menschen.Das glaube ich – und dazu stehe ich.Gott,es ist ein Segen.Du gehst mit uns,Heiliger Geist,unter allen Umständen.Du sprichst uns an wie ein Freund, wie eine Freundin,und holst uns heraus aus der Furcht.Du trittst für uns einund machst uns Mutjeden Tag.Du willst, dass wir hoffenauf einen neuen H<strong>im</strong>mel und eine neue Erde,in denen Gerechtigkeit wohnt –für alle Zeit.Das glaube ich – und dazu stehe ich. Amen.Danken und Bitten (zum Weiterbeten)Gott, Du Ursprung des Lebens,wir danken Dir …Gott, Du Atem des Menschen,wir bitten Dich …Gott, Du Hoffnung der Welt,mach uns Mut…24


Sendung und Segen(gemeinsam unterwegs, ÖKT 2003, 13)Und nun geht in diesen Morgen,in diesen neuen Tagund erinnert euch:Ihr seid Gottes Originale,jede und jeder von euch,einmalig in dieser Einen Welt.Entdeckt, dass ihr ein Segen seid.Gott, weite unser Herzund mache uns den Kopf frei.Gott, fülle uns die Händeund schenke uns Boden unter den Füßen.Gott, segne uns als ganze Menschenund bewahre uns diese Eine Welt.Segen aus Afrika(Losungen 2003, 02.12.2003)Der Herr segne dich.Er erfülle deine Füße mit TanzUnd deine Arme mit Kraft.Er erfülle deine Augen mit Lachen.Er erfülle deine Ohren mit MusikUnd deine Nase mit Wohlgerüchen.Er erfülle deinen Mund mit JubelUnd dein Herz mit Freude.Er gebe dir die Kraft,der Hoffnung ein Gesicht zu geben.Lieder zum Leitwort(gemeinsam unterwegs, ÖKT 2003)Sonne der Gerechtigkeit (35)Wir sind gemeinsam unterwegs (44)Großer Gott, wir loben dich (67)Ich lobe meinen Gott von ganzem Herzen (69)Ich sing dir mein Lied (73)Im Jubel ernten (103)Let there be hope (112)Meine Hoffnung und meine Freude (117)25


(Lieder zwischen H<strong>im</strong>mel und Erde, tvd 2007)Amazing grace (135)Du bist da, wo Menschen leben (169) evtl. zusätzliche Strophe: glauben / GlaubeDu bist meine Zuflucht (201)Da wohnt ein Sehnen tief in uns (209)Der Hoffnung Gesicht (227)Kinder brauchen Hoffnung (228)Hoffen wider alle Hoffnung (229)(Fundstücke 2009)Haltet Christus heilig (94)Es kennt der Herr die Seinen (EG 358)Kleines LiebesliedAus Traum und Tränen / sind wir gemacht /wenn du trauerst / will ich dich trösten.Aus Tag und Abend / sind wir gemacht /wenn dir kalt wird / will ich dich wärmen.Aus Angst und Hoffnung / sind wir gemacht /wenn du Tod sagst / sage ich Leben.T: Lothar Zenetti/ M: Fritz Baltruweit2.1.8 GebetGott, du bist die Hoffnung für viele Menschen, die leiden in und an unserer Welt.Wir bitten dich für alle Menschen, die unterdrückt, ausgebeutet und gedemütigt werden.Tröste sie, sei ihnen nahe, hilf ihnen, alles zu tun, was in ihrer Macht steht,um die Unterdrückung zu besiegen.Barmherziger Gott, erhöre uns!Wir bitten für alle politisch Verantwortlichen:Zeige ihnen Wege, die richtigen Entscheidungen zu treffen, unschuldiges Leben zu rettenund zu schützen.Lass sie Wege finden, die gewalttätiges Eingreifen vermeidbar machen und den Menschenzu mehr Gerechtigkeit und Frieden verhelfen.Barmherziger Gott, erhöre uns!26


Wir bitten für uns:Schenke uns Mut und Kraft, zu widerstehen, Ungerechtigkeiten be<strong>im</strong> Namen zu nennen und fürGerechtigkeit und Frieden aufzustehen. Stärke alle, die Material, Geld und Ideen zur Verfügung stellen,um die Situation zu verändern und so beginnen, den Traum vom täglichen Brot für alle in die Tatumzusetzen.Barmherziger Gott, erhöre uns!Weltsozialforum Porto Alegre2.1.9 Damit ihr Hoffnung habt – Gebet zum LeitwortWir leben in Freude und Trauer, Freiheit und Verzweiflung.Wir können vieles, stehen aber oft neben der Spur.Wir verstehen die Welt nicht mehr.Wir sorgen uns um die natürlichen Lebensgrundlagen.Wir sind mutlos, haben unsere Talente vergraben.Du aber bist es, der uns eine Zukunft gibt.Du kommst uns nicht von oben herab.Du hältst uns fest an unserer und in deiner Hand.Dir ist jede und jeder willkommen.Du lädst uns ein dich kennen zu lernen, Gott!Du führst Christinnen und Christen, ja alle Menschen zusammen.Du verwandelst uns, sorgst dass das Leben gelingt.Du sagst „Ich mache alles neu“.Du bist hier und heute, du bist morgen und für das ganz große Leben –unsere Hoffnung.Mit dir können wir uns und euch zusprechen:Damit ihr Hoffnung habt.Hans-Georg Hunstig2.1.10 Ökumenisches GlaubensbekenntnisIch glaube an Gott, der die Liebe istund der die Erde allen Menschen geschenkt hat.Ich glaube nicht an das Recht des Stärkeren,an die Stärke der Waffen.an die Macht der Unterdrückung.Ich glaube an Jesus Christus.27


Der gekommen ist, uns zu heilen,und der uns aus allen tödlichen Abhängigkeiten befreit.Ich glaube nicht, dass Kriege unvermeidbar sind,dass Friede unerreichbar ist.Ich glaube nicht, dass Leiden umsonst sein muss,dass der Tod das Ende ist,dass Gott die Zerstörung der Erde gewollt hat.Ich glaube, dass Gott für die Welt eine Ordnung will,die auf Gerechtigkeit und Liebe gründet,und dass alle Männer und Frauengleichberechtigte Menschen sind.Ich glaube an Gottes Verheißungeines neuen H<strong>im</strong>mels und einer neuen Erde,wo Gerechtigkeit und Frieden sich küssen.Ich glaube an die Schönheit des Einfachen,an die Liebe mit offenen Händen,an den Frieden auf Erden.Amen.Ökumenische Weltversammlung 1990 in Seoul2.1.11 Bekenntnis der HoffnungWir glauben an Gott,er gab denen, die unter dem Gesetz litten, die Liebe;er gab denen, die fremd waren <strong>im</strong> Land, ein Zuhause;er gab denen, die unter die Räuber fielen, seine Hilfe.Wir glauben an Jesus Christus, Sohn Gottes, unseren Bruder under gab denen, die Hunger hatten, zu essen;er gab denen, die <strong>im</strong> Dunkeln lebten, das Licht;er gab denen, die <strong>im</strong> Gefängnis saßen, die Freiheit.Wir glauben an den Heiligen Geist,er gibt denen, die verzweifelt sind, neuen Mut;er gibt denen, die in der Lüge leben, die Wahrheit;er gibt denen, die die Schrecken des Todes erfahren, die Hoffnung.Amen.Ernesto Cardenal28


2.2 Gedanken, Gedichte, Aktionen2.2.1 Ökumenischer Kirchentag – wozu?Zum zweiten Mal ergeht die Einladung zu einem Ökumenischen Kirchentag. Nach Berlin 2003 findetin München vom 12. bis 16. Mai 2010 der 2. ÖKT statt. Welche Erwartungen und Hoffnungen könnenwir mit diesem Ereignis verbinden? Diese Frage treibt viele um, die in Kirchengemeinden und ökumenischenInitiativen, in kirchlichen Einrichtungen oder als selbständige Gruppe in diesen Tagen prüfen,ob sie dabei sein wollen oder wie sie einen eigenen Beitrag für den ÖKT gestalten können.Im Rückblick auf den 1. ÖKT in Berlin sind u.a. drei bedeutsame Ergebnis für die Ökumene erkennbar:»»»»»»Auf dem ÖKT haben die Mitgliedskirchen der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) inDeutschland die Charta Oecumenica unterzeichnet. Damit haben sie sich selbst verpflichtet „zumDialog und zur Zusammenarbeit“. Gegen den Rückzug in die Selbstgenügsamkeit der eigenenkirchlichen Wände ist damit ein Signal gesetzt zum gemeinsamen Aufbruch und zum gemeinsamenHandeln.Im Zentrum des Abschlussgottesdienstes stand in Berlin die gemeinsame Feier der Tauferinnerung.Diese ökumenische Erfahrung wurde zur Wegmarke für die Erklärung der wechselseitigenTaufanerkennung, die am 27. April 2007 <strong>im</strong> Magdeburger Dom von 11 Mitgliedskirchen der ACKunterzeichnet wurde.Schließlich machte die Präsenz zahlreicher ökumenischer Initiativen auf dem Markt der Möglichkeitendeutlich: Christinnen und Christen in Deutschland, gemeinsam mit ihren Partnerkirchenund -gruppen in der ganzen Welt, lassen sich nicht hindern in der „Ökumene des Lebens“, dergemeinsamen Verantwortung für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung durchdie bleibenden Unterschiede in der Lehre der Kirchen.Diese Ergebnisse des 1. ÖKT in Berlin geben Mut und Kraft für die Vorbereitung und Beteiligung amzweiten Ökumenischen Kirchentag in München – allen Skeptikerinnen und Skeptikern in SachenÖkumene zum Trotz.29


Aus Sicht der ACK ist es auf dem Weg nach München wichtig, dass alle Kirchen und Gemeindenmiteinander aufbrechen. Darum sind auch freikirchliche und orthodoxe Vertreterinnen und Vertretervon Anfang an in die Planungen mit einbezogen worden.Die Feier der Tauferinnerung in der Gemeinschaft der Kirchen der ACK am Ort oder in der Regionerinnert daran: „Vieles mag uns trennen, aber die Taufe eint uns!“Aus dieser Rückbesinnung heraus wird das gemeinsame Zeugnis gestärkt und die Verantwortung allerGetauften für die Ziele des konziliaren Prozesses gefördert. Ökumene der Lehre und Ökumene desLebens gehören zusammen – eines gilt nicht vor dem anderen. Das ist ein Kennzeichen der ökumenischenBewegung von ihren Anfängen an. Dafür wird auch der Ökumenische Kirchentag in Müncheneintreten.Johanna Will-Armstrong2.2.2 Erhoffte EinheitDie Einheit der Christen steht – ähnlich wie das Reich Gottes – in der bleibenden Spannung zwischendem „Schon“ und dem „Noch nicht“: So wie das Reich Gottes in Jesus Christus bereits gegenwärtiggeworden ist, aber dennoch nicht mit der irdischen Kirche gleichgesetzt werden kann, so ist auch dieEinheit der Christen in Jesus Christus „schon“ grundgelegt, aber in den gegenwärtigen Strukturender Kirche „noch nicht“ realisiert. Die Hoffnung auf Einheit ist damit eine konkrete Hoffnung, die einenAnhaltspunkt in der Hl. Schrift hat.Welche Konsequenzen ein christliches Leben aus der Hoffnung hat, das hat die „Würzburger Synode“,die Gemeinsame Synode der deutschen Bistümer, die sich am Anfang der 1970er-Jahre um eineUmsetzung der Impulse des Zweiten Vatikanischen Konzils <strong>im</strong> deutschen Kontext bemühte, in ihremSynodenbeschluss „Unsere Hoffnung“ zum Ausdruck gebracht. Darin finden sich unter der Überschrift„Gemeinschaft der Kirche“ folgende Aussagen über den Zusammenhang von Hoffnung und Gemeinschaft:„Die Lebendigkeit dieses Volkes und der in ihm eingeräumten Erfahrungen von Gemeinschafthängt freilich am Leben dieser Hoffnung selbst. Keiner hofft ja für sich allein. Denn die Hoffnung, diewir bekennen, ist nicht vage schweifende Zuversicht, ist nicht angeborener Daseinsopt<strong>im</strong>ismus; sie istso radikal und so anspruchsvoll, dass keiner sie für sich allein und nur <strong>im</strong> Blick auf sich selber hoffenkönnte. […] Gottes Reich zu hoffen wagen – das heißt <strong>im</strong>mer, es <strong>im</strong> Blick auf die anderen zu hoffenund darin für uns selbst. Erst wo unsere Hoffnung für die anderen mithofft, wo sie also unversehensdie Gestalt und die Bewegung der Liebe und der Communio ann<strong>im</strong>mt, hört sie auf, klein und ängstlichzu sein und verheißungslos unseren Egoismus zu spiegeln. […] So können sich aus gelebter Hoffnung<strong>im</strong>mer wieder lebendige Formen kirchlicher Gemeinschaft entfalten, und andererseits kann erfahrenekirchliche Gemeinschaft stets neu zum Ort werden, an dem lebendige Hoffnung reift, an dem siemiteinander gelernt und gefeiert werden kann.“30


Was die Synode hier <strong>im</strong> Blick auf die Erfahrung von Gemeinschaft innerhalb der eigenen Kirche sagt,das gilt in einem übertragenen Sinn auch für die zwischenkirchliche Gemeinschaft: Aus gelebter Hoffnungwird lebendige Hoffnung, entstehen lebendige Formen kirchlicher Gemeinschaft. So kann aucheine lebendige Ökumene nur aus gelebter Ökumene entstehen, können lebendige Formen zwischenkirchlicherGemeinschaft nur wachsen, wenn das Miteinander auch <strong>im</strong> kirchlichen Alltag gesucht undgelebt wird.Eine lebendige Ökumene hat Kopf und Fuß, Hand und Herz. Ökumene braucht einen festen Standpunkt– Menschen, die mit beiden Füßen auf dem Boden ihrer eigenen Kirche stehen und von dortaus das Gespräch mit den anderen suchen. Ökumene braucht den Kopf, den Verstand des Menschen,damit sie nicht „kopflos“ agiert, sondern verantwortlich und theologisch reflektiert. Ökumene brauchtdie Hände, um durch gemeinsames Handeln Gemeinschaft wachsen zu lassen und <strong>im</strong> praktischenMiteinander die bereits bestehende Gemeinschaft zu leben.Ökumene braucht das Herz, denn nur der, dem die Einheit der Christen ein echtes Herzensanliegenist, wird mit echter Herzenswärme auf die anderen Christen zugehen und die Gemeinschaft mit ihnenauch <strong>im</strong> Spirituellen suchen. Theologische Reflexion und praktisches Tun, Bewahrung der Identität undOffenheit in der Spiritualität müssen zusammenkommen, wenn wir weitere Schritte auf dem Weg zurEinheit der Christen tun wollen. […] Wenn unser Herz nicht nach der Einheit verlangt, dann werdenwir sie auch mit unserem Kopf (<strong>im</strong> theologischen Gespräch) nicht erreichen. Wenn unsere Füße sichnicht bewegen und wir auf unserem Standpunkt beharren, dann werden wir die Einheit der Christenauch mit unseren Händen (in der praktischen Zusammenarbeit) nicht wiederherstellen können.Deshalb müssen wir den Wunsch, besser noch: die Sehnsucht nach Einheit wieder lebendig werdenlassen.Johannes Oeldemann2.2.3 Auf dass der Ökumene nicht die Luft ausgehtDer spirituelle Impuls eines MönchsAm Nachmittag des 16. August 2005, rief in Taizé Frère Roger einen Bruder zu sich, um an einemBrief für das große Treffen zur nächsten Jahreswende in Mailand weiterzuarbeiten. Er sagte zu ihm:„Schreib diese Worte auf!“ Dann schwieg er lange und versuchte seine Gedanken zu fassen. Gleichsamsich vortastend begann frère Roger: „In dem Maße, in dem unsere Kommunität in der MenschheitsfamilieMöglichkeiten schafft, um…“ und sprach dann das Wort: „ élargir ...“. Aber schon bracher wieder ab. Er war zu müde, den Satz zu beenden.Selbst diese wenigen Worte atmen die Leidenschaft, die noch <strong>im</strong> hohen Alter frère Roger bewegte.Worauf wollte er mit dem Wort „élargir“ hinaus? Es bedeutet so etwas wie ausbreiten oder erweitern.Wahrscheinlich wollte er sagen, mutmaßt sein Nachfolger frère Alois, es gehe darum, alles zu tun,damit jeder einzelne Mensch zum Heil der ganzen Welt die Liebe erfahren kann, die Gott ausnahmslosjedem Menschen und der gesamten Schöpfung entgegenbringt... Von dieser Liebe war in dem31


Brief bisher vor allem die Rede, den er wenige Stunden vor seinem gewaltsamen Tod mit Hilfe einesBruders weiter schreiben wollte.Ich kann mir lebhaft vorstellen, welche Geste frère Roger bei dem Wort „élargir“ mit seinen großenBauernhänden gemacht hat: eine weite Geste der Hingabe – voll zärtlicher Kraft. Die Weite des Herzens– von ihr war sein Gesicht geprägt, sie strahlte aus seinen Augen...„élargir – weiten“! Das ist frére Rogers letztes für die Öffentlichkeit best<strong>im</strong>mtes Wort in einem unvollendetenBrief, der uns alle gewissermaßen auffordert, ihn weiter zu schreiben – in eine kirchliche Situationhinein, die für meine Wahrnehmung so gar nicht vom vertrauensvollen Geist der Weite geprägtzu sein scheint, sondern von ängstlicher Sorge, die eng macht und sicherheitshalber auf Grenzziehungsetzt.Vom Atem des „élargir“ beseelt war das vergangene Jahrhundert in der ökumenischen Bewegungein Aufbruch zur Weite. Heute aber sind alte gegenseitige Vorbehalte wieder deutlich spürbar, so dassmanche wenn nicht von einer Eiszeit, so doch von einer Frostperiode in der offiziellen Ökumene aufAmtsebene sprechen. Ein schwindendes Interesse der kirchlichen Basis an ökumenischen Initiativenvor Ort und eine gewisse gegenseitige Ökumeneskepsis auch in der jungen Theologengeneration sindäußerst bedenkliche Folgeerscheinungen.Gleichzeitig wird mehr und mehr deutlich, dass die Herausforderungen einer Ökumene der Zukunftden innerchristlichen Rahmen als zu eng erweisen. Wenn die Erde für alle Menschen bewohnbar undfür die gesamte Schöpfung eine He<strong>im</strong>at werden und bleiben soll, was bekanntlich <strong>im</strong> Wort Ökumenezumindest mitgemeint ist, dann muss sich der Blick weiten auf ein Miteinander der Religionen undKulturen.Die Wortgeste des „élargir“ weist auf einen Horizont, der sich weitet, je entschiedener man auf ihnzugeht, ein offener Horizont also, angesichts dessen man unterwegs aufatmen und atmen kann. Fürmein Empfinden wird so etwas spürbar wie eine buchstäblich verstandene Spiritualität der Hoffnung,von der auch die Ökumene sich neu beseelen und wieder bewegen lassen könnte. „Dum spiramus,speramus“ – lautet ein lateinisches Sprichwort: So lange wir atmen, hoffen wir. Das Vermächtnis einerder großen Mönchsgestalten unserer Zeit umschreibt genau diesen Atemraum, ohne den der Ökumenetatsächlich die Luft ausgeht.P. Marian Reke32


2.2.4 Damit wir Hoffnung habenselig sind die Sanftmütigenwenn Verständigung und MiteinanderFremdwörter sindwenn Hoffnungs-Türme einstürzenweil Verbote wie Bomben fallenund Dogmen wie Panzeralles niederwalzendenn Fleisch ist wie Grasgleich Blumen der Menschverdorrtgefallenwenn Viren die Zeitüberholendrum lehre unsbedenken dass unser Zielwenn der H<strong>im</strong>mel verwelktwir trotzdemHoffnung habenEberhard Arning33


2.2.5 HoffnungsträgerDie Idee: In den Gemeindebriefen zur Weihnachtszeit wird auf den <strong>Kirchentagssonntag</strong> am 31. Januar2010 hingewiesen, ebenso auf den 2. Ökumenischen Kirchentag (2. ÖKT) vom 12. bis 16. Mai 2010in München. Die Gemeinde wird aufgefordert, sich an der Gottesdienstvorbereitung zu beteiligen, indemjeder und jede ihre Hoffnung in die Grafik einträgt, ausschneidet und zum Gottesdienst mitbringt.Weitere Grafiken können <strong>im</strong> Gottesdienst verteilt werden, beispielsweise zum Sammeln der Fürbitten.Als Aktion <strong>im</strong> Gottesdienst werden diese Wünsche an ein portables Kreuz gehängt (aber auch eingrößerer Ast oder ein Kasten ist möglich).Die Kirchentagsbesucher nehmen die Hoffnungen ihrer Gemeinde mit nach München. Sie werden zu„Hoffnungsträgern“. Für sie sind sie ein Impuls, zu sehen, wie die Realisierung dieser Hoffnungen beiden Veranstaltungen des Kirchentages angesprochen wird.Nach dem Kirchentag gibt es ein Gemeindetreffen, bei dem die Kirchentagsbesucher berichten.Ziel: Möglichst viele Gemeindeglieder werden so an den Anliegen des Kirchentages beteiligt und erbekommt einen Bezug zu ihrem Leben. Es entsteht eine Verbindung und ein Austausch zwischendenen, die nach München fahren, und denen, die zuhause bleiben.Hinweis: Die letzte Seite des Gemeindebriefes eignet sich für diese Aktion besonders gut, da sie einenbesonders hohen Aufmerksamkeitswert hat und meist etwas stabileres Papier.Christa A. ThielHoffnungsträger werden!Am 31. Januar ist in unserer Gemeinde <strong>Kirchentagssonntag</strong>. Der Gottesdienst weist auf den2. Ökumenischen Kirchentag (2. ÖKT) vom 12. bis 16. Mai 2010 in München hin. Dessen Leitwortlautet: „Damit ihr Hoffnung habt!“„In einer Zeit von Umbrüchen und einer tiefgreifenden Vertrauenskrise möchte das höchste Leitungsgremiumdes 2. ÖKT mit dem Verweis auf die gemeinsame Hoffnung aller Christinnen und Christenein Signal der Ermutigung geben.“In den Veranstaltungen und Begegnungen geht es darum, Wege für gemeinsames Handeln zu finden.Die Kirchentagsbesucher suchen nach Antworten auf Fragen wie: Was bedeutet verantwortlichesHandeln in einer von Globalisierung geprägten Welt? Wie passen Religionsfreiheit und Mission zusammen?Welche Chancen und welche Grenzen hat das Leben <strong>im</strong> Alter? Wie kann mehr Bildungsgerechtigkeiterreicht werden?Was sind Ihre Hoffnungen und Wünsche für Ihr Leben, Politik, Kirche oder Gesellschaft? Tragen Siediese bitte unten ein und bringen Sie sie zum Gottesdienst am 31. Januar 2010 mit. Gerne dürfen Sieanonym bleiben. Die Kirchentagbesucher unserer Gemeinde nehmen Ihre Hoffnungen und Wünschemit nach München.34


Ich hoffe und wünsche mir,35


Links und Kontaktewww.oekt-zeichenderhoffnung.dewww.oekt.dewww.dekt.dewww.katholikentag.dewww.landesausschuss-westfalen.dewww.ekvw.dewww.dk-paderborn.dewww.zdk.deGeschäftsstelle Landesausschuss WestfalenGeschäftsführerin Ursula RiekenbrauckIserlohner Str. 2558239 SchwerteFon 02304/755-377Fax 02304/755-318eMail: u.riekenbrauck@la-westfalen.dewww.landesausschuss-westfalen.deGeschäftsstelle Landesausschuss LippeGeschäftsführer Fritz TibbeLeopoldstr. 2732756 DetmoldFon 05222/84780Fon 05261/4509eMail: lippe@la.kirchentag.deGeschäftsstelle Diözesankomitee <strong>Paderborn</strong>Geschäftsführerin Karin StienekeAm Busdorf 733098 <strong>Paderborn</strong>Fon 05251/2888-419Fax 05251/2888-401sekretariat@dk-paderborn.dewww.dk-paderborn.de36


Autorinnen und AutorenEberhard Arning, Autor, LemgoJörg Deppermann, Pfarrer, LemgoLeonie Grüning, Pfarrerin i.E. in der Arbeitstelle Gottesdienst und Kirchenmusik<strong>im</strong> Institut für Aus-, Fort- und Weiterbildung der EKvW, VilligstDr. Michael Hardt, Ordinariatsrat <strong>im</strong> Erzbischöflichen Generalvikariat <strong>Paderborn</strong>Direktor <strong>im</strong> Johann-Adam-Möhler-Institut für ÖkumenikDr. Okko Herlyn, Professor für Evangelische Theologie an der Ev. Fachhochschule BochumPrivatdozent für Praktische Theologie an der Ruhruniversität BochumHans Georg Hunstig, Rechtsanwalt und Notar, <strong>Paderborn</strong>Diözesankomitee <strong>im</strong> <strong>Erzbistum</strong> <strong>Paderborn</strong>Gerd Kerl, Leiter des Instituts für Aus-, Fort- und Weiterbildung der EKvW, VilligstDr. Johannes Oeldemann, Johann-Adam-Möhler Institut, <strong>Paderborn</strong>P. Marian Reke, OSB, Abtei Königsmünster, MeschedeAntje Rösener, Pfarrerin und Studienleiterin, Ev. Erwachsenenbildungswerk Westfalen-Lippe,DortmundDr. Günter Ruddat, Professor für Praktische Theologie an der Ev. Fachhochschule Bochumund an der Kirchlichen Hochschule WuppertalDr. Harald Schroeter-Wittke, Professor für Didaktik der evangelischen Religionslehre mitKirchengeschichte an der Universität <strong>Paderborn</strong>Christa Thiel, Pfarrerin und Publizistin, DortmundDr. Ellen Überschär, Generalsekretärin des DEKT, FuldaDr. Stefan Vesper, Generalsekretär des ZdK, BonnDr. Johanna Will-Armstrong, stellvertretende Vorsitzende der ACK Nordrhein-WestfalenLandeskirchenrätin der EKvW, Bielefeld37


ImpressumHerausgeber:Diözesankomitee <strong>im</strong> <strong>Erzbistum</strong> <strong>Paderborn</strong>Landesausschuss Lippe des DEKTLandesausschuss Westfalen des DEKTRedaktion: Hans-Georg Hunstig, Rolf-Joach<strong>im</strong> Krohn-Gr<strong>im</strong>berghe, Ursula Riekenbrauck,Manfred W. Schwarz, Fritz Tibbe, Peter WitteFür den Inhalt verantwortlich: Manfred W. SchwarzSatz, Layout und Gestaltung: adome.it GrafikDesign, DortmundDruck: ??? Auflage: 3.000 Exemplare38

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