13.07.2015 Aufrufe

Kirchentagssonntag - Diözesankomitee im Erzbistum Paderborn

Kirchentagssonntag - Diözesankomitee im Erzbistum Paderborn

Kirchentagssonntag - Diözesankomitee im Erzbistum Paderborn

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Brief bisher vor allem die Rede, den er wenige Stunden vor seinem gewaltsamen Tod mit Hilfe einesBruders weiter schreiben wollte.Ich kann mir lebhaft vorstellen, welche Geste frère Roger bei dem Wort „élargir“ mit seinen großenBauernhänden gemacht hat: eine weite Geste der Hingabe – voll zärtlicher Kraft. Die Weite des Herzens– von ihr war sein Gesicht geprägt, sie strahlte aus seinen Augen...„élargir – weiten“! Das ist frére Rogers letztes für die Öffentlichkeit best<strong>im</strong>mtes Wort in einem unvollendetenBrief, der uns alle gewissermaßen auffordert, ihn weiter zu schreiben – in eine kirchliche Situationhinein, die für meine Wahrnehmung so gar nicht vom vertrauensvollen Geist der Weite geprägtzu sein scheint, sondern von ängstlicher Sorge, die eng macht und sicherheitshalber auf Grenzziehungsetzt.Vom Atem des „élargir“ beseelt war das vergangene Jahrhundert in der ökumenischen Bewegungein Aufbruch zur Weite. Heute aber sind alte gegenseitige Vorbehalte wieder deutlich spürbar, so dassmanche wenn nicht von einer Eiszeit, so doch von einer Frostperiode in der offiziellen Ökumene aufAmtsebene sprechen. Ein schwindendes Interesse der kirchlichen Basis an ökumenischen Initiativenvor Ort und eine gewisse gegenseitige Ökumeneskepsis auch in der jungen Theologengeneration sindäußerst bedenkliche Folgeerscheinungen.Gleichzeitig wird mehr und mehr deutlich, dass die Herausforderungen einer Ökumene der Zukunftden innerchristlichen Rahmen als zu eng erweisen. Wenn die Erde für alle Menschen bewohnbar undfür die gesamte Schöpfung eine He<strong>im</strong>at werden und bleiben soll, was bekanntlich <strong>im</strong> Wort Ökumenezumindest mitgemeint ist, dann muss sich der Blick weiten auf ein Miteinander der Religionen undKulturen.Die Wortgeste des „élargir“ weist auf einen Horizont, der sich weitet, je entschiedener man auf ihnzugeht, ein offener Horizont also, angesichts dessen man unterwegs aufatmen und atmen kann. Fürmein Empfinden wird so etwas spürbar wie eine buchstäblich verstandene Spiritualität der Hoffnung,von der auch die Ökumene sich neu beseelen und wieder bewegen lassen könnte. „Dum spiramus,speramus“ – lautet ein lateinisches Sprichwort: So lange wir atmen, hoffen wir. Das Vermächtnis einerder großen Mönchsgestalten unserer Zeit umschreibt genau diesen Atemraum, ohne den der Ökumenetatsächlich die Luft ausgeht.P. Marian Reke32

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!